/ 31. Dezember 2018 Vladimir Jurowski - Rundfunk ...

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30. /31. Dezember 2018
    Vladimir Jurowski
/ 31. Dezember 2018 Vladimir Jurowski - Rundfunk ...
„Die Indienstnahme von Musik durch Kulte, Ideologien
ist ihr unverschuldetes Schicksal. Es sei daran erinnert,
dass im 2. Weltkrieg junge deutsche Männer durch
beethovensche Musik zu Schlächtern konditioniert werden
sollten. Es gibt Filmaufnahmen vom Fahneneid auf den
Führer mit der Eroica. So wurde humanistisches Pathos
mühelos in sein Gegenteil umfunktioniert. Von Richard
Wagner reden wir hier besser gar nicht. Mit webernscher
Musik wäre das, da ihr jegliches Pathos abgeht, nicht
möglich gewesen. Einzig eine Musik, die sich nicht
funktionalisieren lässt, ist vor Missbrauch sicher. Um sich
davor zu schützen, muss der Komponist sich in den
Elfenbeinturm einer musica negativa zurückziehen. Das
hat er getan, und da sitzt er nun.“

Georg Katzer
/ 31. Dezember 2018 Vladimir Jurowski - Rundfunk ...
4   PROGRAMM                                                                                                                                            5

    So 30. Dezember 18
    20 Uhr
    Mo 31. Dezember 18
    16 Uhr
    Konzerthaus Berlin
                                                 Vladimir Jurowski                   Georg Katzer                  Ludwig van Beethoven
                                                                                     (geb. 1935)                   (1770 – 1827)
                                                 Genia Kühmeier / Sopran
                                                                                     „discorso“ für Orchester      Sinfonie Nr. 9 d-Moll für vier
                                                 Vasilisa Berzhanskaya / Alt
                                                                                     (Auftragswerk des Rundfunk-   Solostimmen, gemischten Chor
                                                 David Butt Philip / Tenor
                                                                                     Sinfonieorchesters Berlin,    und Orchester op. 125
                                                 Paul Gay / Bass
                                                                                     Uraufführung)                 mit Schlusschor über Schillers Ode
                                                 Rundfunkchor Berlin
                                                                                                                   „An die Freude“
                                                 Benjamin Goodson /
                                                                                                                   › Allegro ma non troppo, un poco
                                                 Choreinstudierung
                                                                                                                     maestoso
                                                 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
                                                                                                                   › Molto vivace – Presto
                                                                                                                   › Adagio molto e cantabile –
              l
          tü r i c h                                                                                                 Andante moderato
                                                                                                                   › Presto
    na

                                                                                                                   Konzert ohne Pause

    Partner in der
    roc berlin

    Konzert mit

    und

    Aufzeichnung am 30. Dezember 2018.
    Sendung am 31. Dezember 2018, 15.05 Uhr.
    Europaweit. In Berlin auf 89,6 MHz;
    Kabel 97,55; Digitalradio (DAB); Satellit;
    online und per App.
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    Discorso per orchestra

                                        „… diesen Kuss der ganzen Welt“!
    Georg Katzer                        Mit dieser Botschaft entlassen
    „discorso“                          Schiller/Beethoven an jedem
                                        Jahresende die Hörer-Gemeinde
    Besetzung                           seelisch konditioniert in das Neue
    4 Flöten (4. auch Piccolo),         Jahr. Zu diesem gewaltigen Werk
    3 Oboen, 3 Klarinetten (3. auch     ein Prolegomenon zu schreiben ist
    Bassklarinette), 3 Fagotte          eine fast unlösbare Aufgabe.
    (3. auch Kontrafagott), 4 Hörner,   Das vom Rundfunk-Sinfonieor-
    3 Trompeten, 3 Posaunen,            chester Berlin und seinem Chef-
    Pauken, Schlagzeug, Streicher       dirigenten Vladimir Jurowski
                                        in Auftrag gegebene Werk be-
    Dauer                               schwört musikalisch den Geist der
    ca. 15 Minuten                      verloren gehenden Diskursivität.
                                        Musikalisch drückt sich das aus
    Verlag                              in antithetischen Strukturen,
    Edition Gravis                      vergleichbar mit These und
                                        Replik, wie es uns seit der Klassik
    Entstehung                          vertraut ist. Formal besteht das
    2018                                Werk aus kontrastierenden Teilen,
                                        vergleichbar unterschiedlichen
    Uraufführung                        Standpunkten, die sich auch
    30./31. Dezember 2018, Berlin       zuspitzen. Bevor alles in einem
    Vladimir Jurowski, Dirigent         Eklat zu enden droht, steht am
    Rundfunk-Sinfonieorchester          Schluss der reine Wohlklang als
    Berlin                              elysisches Versprechen. Wenn da
                                        nur nicht ‚dieses störende Es‘ in
                                        den Posaunen wäre.“

                                        Georg Katzer

                                                                              Georg Katzer
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8   KATZER – „DISCORSO“                                                                                                                               9

    Der Komponist                       Tourneen durch Europa an der          dem ‚allgemein gültigen‘ Publi-     Form und Redundanz
                                        Seite von Johannes Bauer, Wolf-       kumsgeschmack unvermeidlich.
    Georg Katzer, geboren 1935          gang Fuchs, Paul Lytten, Radu         Das zeigen auch die immer wie-      Am Anfang ist das Chaos. Bevor
    in Habelschwerdt, Schlesien,        Malfatti, Phil Minton, Ernst-         der dem Künstler abgeforderten      ein Klangereignis definiert ist,
    studierte Komposition bei Rudolf    Ludwig Petrowski, Phil Wachs-         Rechtfertigungen gegenüber der      sind alle Möglichkeiten offen
    Wagner-Régeny und Ruth Zechlin      man und anderen auf.                  ihn ernährenden Gemeinschaft.       und gehen gegen unendlich. Im
    in Berlin und an der Akademie                                             Die Gemeinschaft verlangt vom       Moment, da ein Flötenton notiert
    der Musischen Künste in Prag.                                             Künstler stets das ‚schöne‘         oder ein Frequenzgemisch fixiert
    Danach war er Meisterschüler
                                        Schönheit                                                                 ist, reduzieren sich die Bifurka-
                                                                              Kunstwerk, das sich also norm-
    von Hanns Eisler an der Akade-      „Die Frage, was Schönheit ist         gerecht verhält und innerhalb der   tionen gravierend. Die ersten
    mie der Künste Berlin (Ost), zu     und wie sie definiert werden          zum Verstörenden hin gesetzten      gesetzten Klangereignisse sagen
    deren Mitglied er im Jahre 1978     könnte, hat Intellektuelle und        Grenzen bleibt. …                   schon viel aus über die Erschei-
    gewählt wurde. Hier gründete er     Künstler von jeher beschäftigt        Angeekelt von Eventkultur und       nung einer Musik. Komponieren
    1986 das Studio für Experimen-      und entzweit. Der Inhalt des          Unterhaltungsirrsinn scheint        heißt aus dieser Perspektive,
    telle (elektro-akustische) Musik.   Begriffs ist regressiv, da er stets   für den Komponisten nur der         dem Chaos Gestalt geben, also
    Im Jahre 1980 wurde er zum          abgeleitet ist aus einem ästheti-     Rückzug noch möglich zu sein in     Redundanz schaffen.
    Professor ernannt und mit einer     schen Kanon normensetzender,          ein anachorätenhaftes Refugium,     … ein Quadrat ist redundanter
    Meisterklasse für Komposition an    bereits existierender Kunst.          das gereinigt ist von körper-       als ein unregelmäßiges Vieleck.
    der Akademie der Künste betraut.    Wie eine Molluske entzieht sich       hafter Rhythmik und memorablem      Die organische Natur tendiert zu
    Seit 1963 lebt Katzer als frei-     ‚Schönheit‘ daher einer absoluten     Melos. Der Preis dafür ist be-      redundanten Formen, da zu ihrer
    schaffender Komponist in und        Definition, was nicht verwundert,     kannt: Die kommunikative Potenz     Erhaltung weniger Informationen
    bei Berlin. Kompositionspreise      da ständige ästhetische Paradig-      nimmt zu mit der Anwesenheit        notwendig sind. In der Sprache
    und Auszeichnungen erhielt er       menwechsel, heute zunehmend           von Gewohnheit und sie (die kom-    sichert Redundanz die Kommuni-
    in der DDR, in Frankreich, in       accelerierend, dafür sorgen,          munikative Potenz) nimmt analog     kation. Nur in einem ungestörten
    der Schweiz, in den USA und         dass sicher geglaubte Positionen      ab mit dem Fehlen von Gewohn-       Informationskanal kann Redun-
    mehrfach in der Bundesrepublik      nach kurzer Zeit durch Sappeure       heit. Das ist nichts Neues. Neu     danz ganz entfallen.
    Deutschland. Er ist Mitglied        anderer Positionen unterminiert       ist nur, dass ‚die Gewohnheit‘,     Alle Kunst ist redundant und
    der Akademie der Künste Berlin-     werden. … Nach meiner Beob-           nämlich der Verschleiß der musi-    ist auch bewusstes Spiel mit
    Brandenburg, der Freien Akade-      achtung ist das Anliegen des          kalischen Ausdrucksmöglichkei-      der Redundanz. Mondrian ist
    mie Leipzig und der Akademie        Komponisten nicht in erster Linie     ten durch den Gebrauch in den       bewusst redundant und das mehr
    für Elektroakustische Musik in      das Schöne, sondern eher das          Medien so galoppierend ist, dass    als Kandinskij, Marc Rothko ist
    Bourges/Frankreich.                 Fesselnde, auch das komposi-          unbeschädigter Klang nur noch       mindestens auf den ersten Blick
    Neben seiner kompositorischen       tionstechnisch Raffinierte, vor       an den Rändern des akustischen      redundanter als Jackson Pollock.
    Arbeit (Kammermusik, Orchester-     allem aber das Neuartige, denn        Universums möglich scheint.         Es gibt hochredundante Musik
    werke, Solokonzerte, drei Opern,    nur dieses ist ein Stück von ihm,                                         (Pop, minimal-music) und wenig-
    zwei Ballette, Puppenspiele)        gehört ihm ganz. …                                                        redundante Musik (z. B. serielle
    beschäftigt sich Katzer auch mit    Wenn das Kunstwerk sich ab-                                               Musik). Die Formerkennung,
    Computermusik, Multimedia-          grenzt gegenüber dem Normati-                                             nämlich das Erfassen der forma-
    Projekten und Improvisation. Als    ven, was es muss, um Kunst zu                                             len, und strukturellen Beziehun-
    ausübender Musiker trat er auf      sein, dann sind Verwerfungen mit                                          gen (Redundanzen) ist abhängig
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10   KATZER – „DISCORSO“                                                                      11

     von der Hörerfahrung, also vom         gelernt, mit ihrer Freizeit sinnvoll
     musikalischen Bildungsstand.           umzugehen. So wird pausenlose
     Popularmusik ist redundanter als       Unterhaltung zu einer politischen
     Kunstmusik Das Maß an Redun-
     danz verrät, wer der Adressat
                                            Aufgabe. Sonst hilft nur der
                                            ultimative Kick, man bringt sich
                                                                                     die
     einer Musik sein soll.“
     Georg Katzer, 2004
                                            selbst oder gegenseitig um. Es ist
                                            nur eine Vision, selbstverständ-
                                                                                   kunst
     Ist Anpassung der einzige
                                            lich realitätsfern. …
                                            In diesem globalen Zusammen-              zu
     Schutz vor Ausgrenzung?
     „Bevor der Hunger in der Welt be-
                                            hang ist Europa zu sehen, das
                                            wirtschaftlich und kulturell beerbt
                                            und möglicherweise enterbt wer-
                                                                                   hören
     siegt sein wird, falls er je besiegt   den wird. Dieser Kulturraum, bei
     werden sollte, wird die Goldbron-      aller Verschiedenheit der Länder
     ze der Unterhaltungsindustrie die      und Regionen eng miteinander
     Kulturen der hungernden Völker         verflochten, der eine gemein-
     hinweggefegt haben, besiegt            same historische Basis hat auf
     durch Fast-Food, Cola, Webber,         der Grundlage der christlichen
     Hollywood, besiegt durch ein           Religion, gleich ob man sich zu
     aggressives Marketing, das die         ihr bekennt oder nicht, könnte
     Fortsetzung der Kolonialisierung       zu einer entstehenden Weltkul-
     mit anderen Mitteln ist. …             tur einen bedeutenden Beitrag
     Ich habe eine Schreckensvision:        leisten, könnte dem Mainstream
     Ich sehe unsere Enkel in einem         von Event-Making, New-Age Re-
     vom Handel durchgestylten              ligionsersatz und einem Tsunami
     Europa: Ein einziges Einkaufs-         des Unterhaltungsschwachsinns
     paradies, Kosmetik parterre,           sich entgegenstellen.“
     Damen 1. Stock, Lebensmittel           Georg Katzer, 1999
     im Souterrain, mit McDonalds
     und Disney-Lands, alles berieselt
     von nicht endender Muzak, alle
     von einem obligatorischen Event
                                                                                       92,4
     zum nächsten gejagt, ohne Arbeit
     aber ständig beschäftigt mit
     Konsum und Unterhaltung, denn
     sie müssen beschäftigt werden.
     Damit nicht Vacuum entsteht,
     gefährliche, tödliche Langeweile,
     denn sie haben vieles gelernt in
     der Schule, aber sie haben nicht
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12

     Steffen Georgi

     Reif für die Neunte?

                                     Musik ist gefährlich. Seit Men-
     Ludwig van Beethoven            schengedenken manipuliert sie
     Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125   die Seele wie eine bewusst-
                                     seinserweiternde Droge. Kirchen
     Besetzung                       haben sie deshalb verboten und
     Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen,     Diktaturen sich ihrer bedient.
     2 Klarinetten, 2 Fagotte,       Musiker gelten als Verführer mit
     Kontrafagott, 4 Hörner,         Hilfe listiger Tricks ihrer Kunst.
     2 Trompeten, 3 Posaunen,        Musik ist ein großes Glück. Sie
     Pauken, Schlagzeug,             läutert die Seele der Menschen,
     4 Solostimmen, gemischter       macht sie sensibel und aufge-
     Chor, Streicher                 schlossen für Erkenntnis und
                                     Selbsterkenntnis. Sie hilft beim
     Dauer                           Deeskalieren in schwierigen Situ-
     ca. 65 Minuten                  ationen, übernimmt heilende und
                                     besänftigende Aufgaben. Musizie-
     Entstanden                      rende Menschen verfügen über
     1817–1823                       höhere soziale Kompetenz als
                                     nichtmusizierende. Es scheint,
     Verlag                          als ob das Maß der individuellen
     Breitkopf & Härtel              Angstbesetzung darüber ent-
     Leipzig und Wiesbaden           scheidet, welches Urteil über die
                                     Wirkung von Musik jeder Einzelne
     Uraufführung                    trifft. Und es macht gute Musik
     7. Mai 1824                     im Unterschied zu weniger guter
     Wien                            aus, dass sie Anlass gibt, sich
                                     damit und darüber zu erregen.
                                     Ludwig van Beethoven erfüllte
                                     alle Kategorien des Berührens
                                     durch Musik. Er tat dies mit voller
                                                                           Ludwig van Beethoven geht spazieren, gehörlos,
                                                                                     gestikulierend, komponierend, 1823.
                                                                              Zeichnung von Joseph Weidner (1801–1871)
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14   BEETHOVEN – SINFONIE NR. 9                                                                                                                              15

     Absicht. So wie man sich welt-       öffentlichen Verehrung. Ange-          Einem niederschmetternden             Auch in der Verirrung – gross!
     weit darüber einig ist, die Bot-     nommen, diese Sinfonie würde           Donnerstreich vergleichbar kündet     Leipziger Allgemeine Musikali-
     schaft der Sinfonie Nr. 9 sowohl     wirklich ein Geheimnis in sich ber-    sich das Finale (d-Moll) mit der      sche Zeitung, Bericht von der
     verstehen zu können als auch         gen, so ließe sich dieses vielleicht   grell durchschneidenden kleinen       Aufführung beim Niederrheini-
     verstanden zu haben – kaum je-       ergründen, aber wem nützte es?         None über den Dominantakkord          schen Musikfest in Aachen am
     mand wird den die Welt umspan-       Claude Debussy, 1901                   an; potpourrieartig werden in         23. Mai 1825
     nenden Verbrüderungsgedanken                                                kurzen Perioden alle bisher
     dieses Werkes leugnen, unabhän-      Als Beethoven 1824 die Arbeit          gehörten Hauptthemata wie aus         Er stösst durch seine Kraft eben-
     gig davon, wie man eine solche       an der Sinfonie Nr. 9 beendet          einem Spiegel reflektiert, uns        so feindlich ab, als er anzieht und
     Idee finden mag – verstehen die      hatte, beschloss er ihre erste öf-     noch einmal in bunter Reihen-         erfreut, er spannt, betäubt und
     meisten Hörer (und Musiker) die      fentliche Aufführung im Rahmen         folge vorgeführt; da brummen          ermüdet, und lässt den Zuhörer
     Welt nicht mehr angesichts etwa      einer Musikalischen Akademie,          die Contrebässe ein Rezitativ,        seiner Gedankenfülle nicht recht
     der späten Streichquartette Beet-    allerdings nicht in Wien, son-         das gleichnisweise wie die Frage      froh werden, und das Alles – wie
     hovens. Dieser bizarren Musik        dern – in Berlin. Doch in Wien         klingt: „Was soll nun geschehen?“     es scheint, will er so.
     zu folgen, setzt bizarre Persön-     hatten dreißig namhafte Musiker,       und beantworten sich selbst mit       Berliner Allgemeine Musikalische
     lichkeitsstrukturen voraus, so die   Verleger und Enthusiasten einen        einem leise wogenden Motiv in         Zeitung, Bericht von der Auffüh-
     ratlos-verlegene Analogie, die       appellierenden und zugleich            der Dur-Tonart, woraus durch den      rung in Leipzig am 6. März 1826
     doch immerhin eingesteht, dass       huldigenden Brief an Beethoven         allmählichen Beitritt sämtlicher
     man diese Musik nicht einfach        gesandt, in welchem sie ihn            Instrumente in wunderherrlichen       Zur ersten Berliner Aufführung
     teilnahmslos hinnehmen kann.         baten, alle seine neuen Werke in       Bindungen, ohne Rossinische           der Neunten kam es zwei Jahre
                                          Wien uraufzuführen. Sichtlich ge-      Brillenbässe und Terzengänge,         später, am 27. November 1826
     Man hat die 9. Sinfonie in einen     rührt von derlei Zuwendung, zog        in gemessenen Abstufungen ein         im Königlichen Schauspielhaus
     Nebel von hohen Worten und           Beethoven das Berliner Angebot         gewaltiges Crescendo sich entwi-      am Gendarmenmarkt. Schon
     schmückenden Beiworten gehüllt.      zunächst zurück und veranstal-         ckelt; als aber endlich, nach einer   vierzehn Tage zuvor stellte Felix
     Sie ist – neben dem berühmten        tete eine Akademie am 7. Mai           Aufforderung des Solo-Basses,         Mendelssohn Bartholdy das Werk
     „Lächeln der Mona Lisa“, dem         1824 im Kärntnertor-Theater mit        auch der volle Chor in majestä-       einem kleinen Kreis vor:
     mit seltsamer Beharrlichkeit das     der Ouvertüre „Die Weihe des           tischer Pracht das Loblied der
     Etikett „geheimnisvoll“ anhaftet –   Hauses“, den Sätzen Kyrie, Credo       Freude anstimmt, da öffnet das        Man geht nicht unvorbereitet an
     das Meisterwerk, über das am         und Agnus Dei aus der Missa            frohe Herz sich weit dem Wonne-       dieses musikalische Fest heran.
     meisten Unsinn verbreitet wurde.     solemnis und eben der Neunten          gefühl des seligen Genusses, und      Vor einem durch den Musikdirek-
     Man muss sich nur wundern, dass      Sinfonie. Die Presse zeigte sich       tausend Kehlen jauchzen: Heil!        tor Möser geladenen Publikum von
     es unter dem Wust von Geschrei-      ziemlich ratlos vor so viel Pracht.    Heil! Heil der göttlichen Tonkunst!   Musikern und Musikfreunden trägt
     be, den es hervorgerufen hat,        Staunen, Ergriffenheit, hielt sich     Lob! Preis und Dank deinem wür-       am 13. Nov. 1826 der 17jährige
     nicht schon längst begraben liegt.   mit Unbehagen und Ablehnung            digsten Hohenpriester!                Felix Mendelssohn Bartholdy das
     Wagner schlug instrumentale Re-      die Waage.                             Allgemeine Musikalische Zeitung,      Werk aus der Orchesterpartitur
     tuschen vor; andere planten, mit                                            Bericht von der Uraufführung aus      am Klavier vor. Ein Partiturspieler
     Hilfe von Lichtbildern den Inhalt                                           Wien                                  ohnegleichen, verbindet er mit
     zu erläutern. Schließlich machte                                                                                  staunenswerter Fertigkeit eine
     man aus diesem so mächtigen                                                                                       außerordentliche Charakterisie-
     und klaren Werk einen Popanz zur                                                                                  rungskunst. Er findet bei seiner
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16   BEETHOVEN – SINFONIE NR. 9                                                                                                                               17

     Arbeit noch Zeit, auf einzelne       Namentlich Beethoven treibt           Mitte 1927 gab Jascha Horen-           Welt ihren Kuß entgegen. Alle
     Schönheiten mit Begeisterung hin-    die spiritualistische Kunst bis       stein die Leitung des Gemischten       Klassenschranken der „zertei-
     zuweisen, ohne den Faden zu zer-     zu jener tönenden Agonie der          Chors Groß-Berlin auf … Zuvor          lenden Mode“ werden niederge-
     reißen. Man geht mit einem tiefen    Erscheinungswelt, bis zu jener        hatte er im April 1927 seine           rissen. Mit Triangel, Becken und
     Eindruck heim. Das Scherzo vor       Vernichtung der Natur, die mich       Arbeitersänger noch zu einem           großer Trommel hält die Straße
     allem hat seinen Zauber ausgeübt.    mit einem Grauen erfüllt, das ich     Höhepunkt geführt – zur Teilnah-       ihren Einzug in den Konzertsaal.
     Während der Chor, der ja auf die     nicht verhehlen mag, obgleich         me an der Aufführung von Beet-         Dieser plebejische Ausklang,
     lebendige Wiedergabe durch eine      meine Freunde darüber den Kopf        hovens 9. Sinfonie anläßlich des       abermals Berlioz vorwegnehmend,
     vielköpfige Menge angewiesen ist,    schütteln. Für mich ist es ein sehr   100. Todestages des Komponis-          ist Beethoven bis heute vom
     nicht in demselben Maße wirkte.      bedeutungsvoller Umstand, daß         ten. Diese Mitwirkung ordnet sich      sogenannten „guten Publikum“
     Adolf Weissmann                      Beethoven am Ende seiner Tage         in eine Tradition ein, die seit 1905   nicht nachgesehen worden.
                                          taub ward und sogar die unsicht-      in der deutschen Arbeiterbewe-         Harry Goldschmidt
     Das 19. Jahrhundert eines Berlioz,   bare Tonwelt keine klingende          gung gepflegt und von Dirigenten
     eines Brahms, eines Wagner           Realität mehr für ihn hatte. Seine    wie Arthur Nikisch, Wilhelm            Das einzige an Beethoven, was
     verehrte Beethoven in einem          Töne waren nur noch Erinnerun-        Furtwängler und Bruno Walter           ich nicht mag, ist eine gewisse
     Maße, das ihn für alle nachkom-      gen eines Tones, Gespenster           in Leipzig, von Oskar Fried, Fritz     Banalität mancher melodischer
     menden Generationen zu einer         verschollener Klänge, und seine       Stiedry, Hermann Abendroth und         Einfälle, und noch mehr die Zähig-
     unverrückbaren Instanz gemacht       letzten Produktionen tragen           Joseph Rosenstock in Berlin sowie      keit, ja Verbissenheit, mit der er
     hat. Allmählich eroberten seine      an der Stirn ein unheimliches         auch in anderen Städten (z. B. in      zuweilen auf einer solchen Melo-
     Sinfonien die Konzertpodien der      Totenmal.                             Chemnitz unter Richard Strauss,        die beharrt und sie zu Tode hetzt.
     ganzen Welt und wurden zum           Heinrich Heine                        Max von Schillings) fortgeführt        Ich sage vielleicht eine Blasphe-
     Aushängeschild der deutschen                                               wurde: die Darbietung von Beetho-      mie, aber der ganze Schluß der
     Musik schlechthin. Stimmen von       Doch auch die zu Beginn des           vens 9. Sinfonie vor Arbeiterpubli-    Neunten, vom Auftauchen der
     sensiblen Geistern, welche gele-     20. Jahrhunderts eine eigene          kum. Am 30. Dezember 1917 und          Melodie zu Schillers Gedicht an
     gentlich ob des weltumspannen-       kulturelle Identität entwickelnden    am 1. Januar 1918 beteiligte sich      ist zwar gewiß, was Dynamik
     den Pathos leichtes Unbehagen        Industriearbeiter bemächtigten        in der Berliner Philharmonie wohl      betrifft, so meisterlich und virtuos
     beschlich, hatten kaum mehr als      sich Beethovens. Seine Chor-          erstmalig auch ein Arbeiterchor,       wie alles bei Beethoven. Aber das
     marginale Bedeutung.                 sinfonie war dazu angetan, die        der Berliner Volkschor (Dirigent:      Zu-Tode-Quälen der an sich schon
                                          Kunst von ihrem elitären Sockel       Ernst Zander), bei der Darbietung      etwas vulgären Melodie empfinde
     Stetiger Trotz, Wunsch nach Auf-     zu heben und ab 1900 eine re-         des Schlußchores. Derartige Mit-       ich als barbarisch.
     lösung der Dissonanz, und – mit      gelrechte Beethoven-Massenbe-         wirkungen waren stets Höhepunk-        Hermann Hesse
     dem Kopf durch die Wand. Das         wegung auszulösen. Es entstand        te in der künstlerischen Arbeit der
     Herz ist groß, die Gesinnung gol-    eine Tradition der alljährlichen      Arbeiterchöre.                         Wenn das „gute Publikum“
     den, der Kopf nicht entsprechend     Aufführung zum Jahreswechsel          Inge Lammel                            also Vorbehalte gegen die welt-
     diszipliniert … Beethoven lag        und zu anderen herausragenden                                                umspannende Suggestion der
     das Trotzige, das Grollende und      Anlässen unter Mitwirkung von         In atemlosem Prestissimo schleu-       Beethovenschen Musik hegte,
     das Versöhnende am nächsten          mehrhundertköpfigen Abeiter-          dern die vom Freudentaumel er-         so erhielt es dabei Unterstüt-
     der eigenen Natur; darin war er      sängervereinen.                       griffenen Massen, vom blühenden        zung von unverhoffter Seite.
     makellos aufrichtig.                                                       Soloquartett unterbrochen, aber        Gegenüber dem ersten Volks-
     Ferruccio Busoni                                                           nicht aufgehalten, der ganzen          kommissar für Bildung und
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18   BEETHOVEN – SINFONIE NR. 9                                                                                                                         19

     Kultur der Sowjetunion, Anatoli      nieorchester Berlin, nahmen          es je einen historischen Augen-       sondern als eine Art Meditation
     Lunatscharski, gab der russische     die Tradition der regelmäßigen       blick gegeben hat, in dem man um      über das Leben und über die
     Revolutionsführer Wladimir Il-       Aufführung von Beethovens Sin-       menschlicher Freiheit willen eine     Musik. Aus meiner Sicht kann
     jitsch Lenin nach dem Hören von      fonie Nr. 9 auf. Das Gästebuch       akademische Theorie-Diskussion        uns niemand besser in solch eine
     Musik Beethovens zu Protokoll:       des Orchesters weist die erste       vernachlässigen darf – jetzt ist      meditative Stimmung versetzen –
     „Natürlich wäre es sehr schön,       RSB-Rundfunkoriginalübertra-         er gekommen, und ich bin sicher,      wenn es um Beethoven geht –
     Musik zu hören, aber, stellen Sie    gung von Beethovens Neunter          dass Beethoven uns seinen Segen       als unsere Zeitgenossen.
     sich vor, sie verwirrt mich. Ich     am 23. März 1927 unter der           gegeben hätte.                        Vladimir Jurowski, Dezember
     werde von ihr irgendwie sehr         Leitung von Bruno Walter aus.        Es lebe die Freiheit!                 2018
     tief berührt.“ Und Maxim Gorki       Hermann Abendroth dirigierte sie     Leonard Bernstein, Dezember
     schilderte, wie Lenin nach dem       jeweils zu Silvester 1952, 1953      1989
     Anhören einer Beethoven-Sonate       und 1954. Zu Zeiten der DDR
     tief bewegt gewesen sei und sich     erklang das Werk traditionell        1992 musizierte das Rund-
     in Worten der Bewunderung für        zum Jahreswechsel, gelegentlich      funk-Sinfonieorchester Berlin
     diese übermenschliche Musik          zur feierlichen Heraushebung         Beethovens Sinfonie Nr. 9
     ergangen habe, die er jeden Tag      politischer Anlässe, mitunter        erstmals seit 47 Jahren wieder
     hören möge – und dann abrupt         auch „normal“ im Abonnement.         an seiner alten Heimstatt, dem
     hinzugefügt habe:                    Ein besonderes Ereignis war ein      Großen Sendesaal im Charlotten-
                                          Sonderkonzert des Rundfunk-          burger Haus des Rundfunks.
     Doch kann ich die Musik nicht oft    Sinfonieorchesters Berlin am         Sowohl Rafael Frühbeck de
     hören, sie greift die Nerven an,     5. Dezember 1989 für die Opfer       Burgos als auch Marek Janowski
     man möchte liebevolle Dumm-          stalinistischer Verfolgung in der    ließen es sich nicht nehmen,
     heiten sagen und den Menschen        DDR. Wenige Wochen später            die Aufführungstradition an den
     die Köpfe streicheln, die in einer   zelebrierte Leonard Bernstein        letzten beiden Tagen eines jeden
     widerwärtigen Hölle leben und so     während seines denkwürdigen          Jahres fortzuführen, seit 2001
     etwas Schönes schaffen können.       letzten Aufenthalts in Berlin am     regelmäßig im Konzerthaus am
     Aber heutzutage darf man nie-        23. und 25. Dezember 1989 das        Gendarmenmarkt. Nunmehr
     mandem den Kopf streicheln – die     Werk mit einem innerhalb weni-       dirigiert auch Vladimir Jurowski
     Hand wird einem abgebissen, man      ger Tage spontan aus Mitgliedern     das Werk in diesem Rahmen,
     muß auf die Köpfe einschlagen,       weltberühmter amerikanischer,        nicht ohne es durch einen jeweils
     mitleidlos einschlagen, obwohl       russischer, englischer, französi-    hinzugefügten, zeitgenössischen
     wir, unserem Ideal nach, gegen       scher und deutscher Chöre und        musikalischen Beitrag in ein
     jede Gewaltanwendung gegenüber       Orchester zusammengestellten         neues Licht der Wahrnehmung
     den Menschen sind. Hm, hm, ein       Ensemble.                            zu rücken.
     teuflisch schweres Amt!
     Wladimir Iljitsch Lenin              … ich glaube, dies ist ein Augen-    Ich bin der Meinung, dass man
                                          blick, den der Himmel gesandt        heutzutage die Neunte von
     Der 1923 gegründete erste deut-      hat, um das Wort „Freiheit“ immer    Beethoven nur im Zusammenhang
     sche Rundfunksender und sein         dort zu singen, wo in der Partitur   mit anderen Werken hören sollte
     Orchester, das Rundfunk-Sinfo-       von „Freude“ die Rede ist. Wenn      und nicht als leichte Unterhaltung,
20   GESUNGENE TEXTE                                                                                                                   21

                                                                                 DAS
     An die Freude
     O Freunde, nicht diese Töne!
     Sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudenvollere!
     Freude!

                                                                               KONZERT
     Rezitativtext von Ludwig van Beethoven

     Freude, schöner Götterfunken,        Froh, wie seine Sonnen fliegen

                                                                                   IM
     Tochter aus Elysium,                 Durch des Himmels prächt’gen Plan,
     Wir betreten feuertrunken,           Laufet, Brüder, eure Bahn,
     Himmlische, dein Heiligtum.          Freudig, wie ein Held zum Siegen!
     Deine Zauber binden wieder,
     Was die Mode streng geteilt,         Seid umschlungen, Millionen!

                                                                                R ADIO
     Alle Menschen werden Brüder,         Diesen Kuß der ganzen Welt!
     Wo dein sanfter Flügel weilt.        Brüder – überm Sternenzelt
                                          Muß ein lieber Vater wohnen.
     Wem der große Wurf gelungen,
     Eines Freundes Freund zu sein,       Ihr stürzt nieder, Millionen?
     Wer ein holdes Weib errungen,        Ahnest du den Schöpfer, Welt?
     Mische seinen Jubel ein!             Such ihn überm Sternenzelt!
     Ja – wer auch nur eine Seele         Über Sternen muß er wohnen.
     Sein nennt auf dem Erdenrund!                                                    Aus Opernhäusern,
     Und wer’s nie gekonnt, der stehle
     Weinend sich aus diesem Bund!        Friedrich Schiller,
                                                                                      Philharmonien
                                          Ode „An die Freude“                         und Konzertsälen.
     Freude trinken alle Wesen                                                        Jeden Abend.
     An den Brüsten der Natur,            (Ausschnitt, der von Beethoven in
     Alle Guten, alle Bösen               der Sinfonie Nr. 9 vertont wurde)                                          KONZERT
     Folgen ihrer Rosenspur.                                                                                         Sonntag bis Freitag
     Küsse gab sie uns und Reben,
                                                                                                                     20.03 Uhr
     Einen Freund, geprüft im Tod;
     Wollust ward dem Wurm gegeben,
                                                                                                                     OPER
     Und der Cherub steht vor Gott.
                                                                                                                     Samstag
                                                                                                                     19.05 Uhr

                                                                                   bundesweit und werbefrei
                                                                                     In Berlin auf UKW 89,6
                                                                                DAB+, Kabel, Satellit, Online, App
                                                                                   deutschlandfunkkultur.de
22   DIRIGENT                                                                                                                                            23

     Einer der gefragtesten Dirigenten
     unserer Zeit, der weltweit für sein
     fundiertes musikalisches Können
     und sein experimentierfreudi-
     ges künstlerisches Engagement
     gefeierte Vladimir Jurowski, ist
     zurück in Berlin. Vladimir Jurow-
     ski ist seit Beginn der Spielzeit
     2017/2018 Künstlerischer Leiter
     und Chefdirigent des Rundfunk-
     Sinfonieorchesters Berlin. Ab
     2021/2022 übernimmt Vladimir
     Jurowski zusätzlich die Position
     des Generalmusikdirektors der
     Bayerischen Staatsoper in Mün-            Vladimir
     chen und tritt damit die Nachfol-
     ge von Kirill Petrenko an.
                                               Jurowski
     Geboren in Moskau, begann er
     am dortigen Konservatorium
     seine musikalische Ausbildung.
     1990 zog er mit seiner Familie        der Russischen Föderation.           Opernbühnen zu Hause. Mit            preisgekrönte Diskographie
     nach Deutschland, wo er das Stu-      2015 wurde er außerdem zum           „Rigoletto“ debütierte er an         enthält inzwischen auch mehre-
     dium an den Musikhochschulen          Künstlerischen Leiter des Geor-      der Metropolitan Opera New           re Aufnahmen mit dem Rund-
     in Dresden und Berlin abschloss.      ge-Enescu-Festivals in Bukarest      York und war seitdem u. a. mit       funk-Sinfonieorchester Berlin für
     1995 debütierte er auf interna-       berufen. In der Vergangenheit        „Jenůfa“, „Hänsel und Gretel“        PENTATONE: Alfred Schnittkes
     tionaler Ebene beim Wexford           war er u. a. Erster Kapellmeister    und „Die Frau ohne Schatten“         Sinfonie Nr. 3, Werke von Gustav
     Festival mit Rimski-Korsakows         der Komischen Oper Berlin und        erneut dort zu Gast. Er dirigierte   Mahler, Richard Strauss, Paul
     „Mainacht“ und im selben Jahr         Musikdirektor der Glyndebourne       an der Welsh National Opera,         Hindemith, Benjamin Britten.
     am Royal Opera House Covent           Festival Opera (2001–2013).          der Opera National de Paris,
     Garden mit „Nabucco“. 2003            Vladimir Jurowski dirigiert          der Mailänder Scala, am Bolschoi-
     wurde Vladimir Jurowski zum Ers-      führende Orchester Europas und       Theater, der Bayerischen Staats-
     ten Gastdirigenten des London         Nordamerikas. Er tritt regelmäßig    oper sowie an der Dresdner
     Philharmonic Orchestra ernannt        auf internationalen Festivals auf,   Semperoper. Beim Opernfestival
     und ist seit 2007 dessen Princi-      u. a. bei den BBC Proms und bei      in Glyndebourne leitete er Werke
     pal Conductor. Darüber hinaus ist     den Salzburger Festspielen. 2016     wie „Die Zauberflöte“, „Otello“,
     er Principal Artist des Orchestra     verlieh ihm das Royal College        „Tristan und Isolde“, „Ariadne auf
     of the Age of Enlightenment und       of Music in London die Ehren-        Naxos“, Peter Eötvös’ „Love and
     Künstlerischer Leiter des Staat-      doktorwürde.                         Other Demons“ und die Urauffüh-
     lichen Akademischen Sinfonie-         Seit 1999 ist Vladimir Jurowski      rung von Brett Deans „Hamlet“.
     orchesters „Jewgeni Swetlanow“        auch auf den internationalen         Seine umfangreiche und vielfach
24   SOLISTIN                                                                                                                                                25

     Genia                                sie ihr Debüt als Contessa in „Le
                                          Nozze di Figaro“. Weitere Erfolge
                                                                               Mit ihrem umfangreichen Konzert-
                                                                               repertoire ist Genia Kühmeier eine
                                                                                                                      Madrid und Mailand zu hören.
                                                                                                                      Dabei agiert sie an der Seite von
     Kühmeier                             sind Sophie („Rosenkavalier“         der gefragtesten Konzertsängerin-      Dirigenten wie Riccardo Muti,
                                          mit Christian Thielemann), Ilia in   nen der Gegenwart und setzt in         Seiji Ozawa, Sir Roger Norrington,
     Die Salzburgerin Genia Kühmeier      „Idomeneo“ am Theater an der         diese Tätigkeit den Schwerpunkt        Nikolaus Harnoncourt, Sir John
     studierte am Mozarteum ihrer         Wien, „La finta giardiniera“ am      ihrer künstlerischen Arbeit. Zuletzt   Elliot Gardiner, Mark Minkowski,
     Heimatstadt und gehörte seit         Royal Opera House in London und      war sie u. a. mit dem Requiem von      Mariss Jansons, Kirill Petrenko, Sir
     ihrer Ausbildung als Karajan-        Pamina an der Metropolitan Opera     Mozart in Mailand, Salzburg und        Colin Davis, Marek Janowski und
     Stipendiatin dem Ensemble der        in New York sowie an der Scala       München zu erleben, mit Bachs          Sir Simon Rattle. Beim Rundfunk-
     Wiener Staatsoper an. Für künst-     in Mailand. Seit 2012 reüssierte     Johannespassion in Wien, mit           Sinfonieorchester Berlin ist sie
     lerisches Aufsehen sorgte bereits    Genia Kühmeier wiederholt als        Schuberts As-Dur-Messe in Berlin,      heute erstmals zu Gast. Weitere
     ihr Debüt als Pamina in Mozarts      Pamina und Contessa sowie mit        mit Beethovens Sinfonie Nr. 9 in       aktuelle Projekte sind die Sinfo-
     „Die Zauberflöte“ an diesem Haus.    Partien wie Antonia („Hoffmanns      Leipzig, mit Mahlers Sinfonie          nien Nr. 2 und 4 von Gustav Mah-
     Die internationale Karriere begann   Erzählungen“), Micaëla („Carmen“)    Nr. 2 in Kopenhagen unter Mariss       ler u. a. in München, Hamburg,
     2002 an der Mailänder Scala als      und Zdenka („Arabella“) an der       Jansons, mit Beethovens Missa          Paris, Valencia, Rom und Paler-
     Diane in „Iphigénie en Aulide“.      Mailänder Scala, bei den Salzbur-    solemnis in der Elbphilharmonie        mo sowie die Rückkehr an die
     Bei den Salzburger Festspielen       ger Festspielen, an der Sempero-     unter Thomas Hengelbrock, mit          Semperoper als Zdenka in Richard
     sang sie 2005 und 2006 unter         per Dresden, an der Opéra Bastille   Brahms’ Requiem bei den Salz-          Strauss’ „Arabella“.
     Riccardo Muti die Pamina sowie       in Paris sowie an den Staatsopern    burger Pfingstfestspielen sowie
     2010 Glucks „Orfeo“, 2011 gab        in München, Wien und Berlin.         mit Haydns „Die Schöpfung“ in
26   SOLISTIN                                                                                                                                          27

     Vasilisa                              Contes d’Hoffmann“) und nicht
                                           zuletzt Olga („Eugen Onegin“) am
                                                                                Despina („Cosí fan tutte“) und
                                                                                Marchesa Melibea, außerdem bei
                                                                                                                    der Stadt Jessentuki in der rus-
                                                                                                                    sischen Kaukasusregion stam-
     Berzhanskaya                          Theater Basel und Rosina bei den     den Salzburger Festspielen als      mende Vasilisa Berzhanskaya
                                           Salzburger Festspielen und am        Madame Pfeil in Mozarts „Der        zunächst in der Gesangsklasse
     Seit der Saison 2017/2018 ist         Michailowski-Theater in Sankt        Schauspieldirektor“ und wirkte      des Staatskonservatoriums Sta-
     die Altistin Vasilisa Berzhanskaya    Petersburg.                          in einem Galakonzert des Young      wropol, später am Gnessin-Insti-
     Ensemblemitglied der Deutschen        Künftige Auftritte führen Vasilisa   Artists Program mit. Von 2015       tut Moskau bei Pawel Lisitsian.
     Oper Berlin, wo sie u. a. als         Berzhanskaya zu ihrem Haus-          bis 2017 war Vasilisa Berzhans-
     Rosina („Il Barbiere di Siviglia“),   debüt ans Royal Opera House          kaya Mitglied im Opernstudio
     Marchesa Melibea („Il Viaggio a       Covent Garden nach London, zur       des Moskauer Bolschoi-Theaters,
     Reims“), Sonyetka („Lady Mac-         Bayerischen Staatsoper nach          seit dieser Zeit betreut Dmitry
     beth von Mzensk“) oder Siebel         München, zum Amsterdamer             Vdovin sie als Gesangslehrer.
     („Faust“) zu hören ist. Weitere       Concertgebouw, an die Nieder-        Zuvor sang sie u. a. in Wladiwos-
     Engagements beinhalten Ange-          ländische Nationaloper und zum       tok, am Mariinsky-Theater in
     lina („La Cenerentola“), Vagaus       Rossini-Festival nach Pesaro.        Sankt Petersburg, im legendären
     („Juditha triumphans“), Orlofsky      Ebenfalls zum ersten Mal ist sie     Tschaikowsky-Saal des Moskauer
     („Die Fledermaus“), Vittelia          beim Rundfunk-Sinfonieorchester      Konservatoriums, in der Tonhalle
     („La Clemenza di Tito“), Rosina,      Berlin zu Gast.                      Zürich und in der Carnegie Hall
     Aristea („L’olimpiade“), Carmen,      2016/2017 debütierte sie am          in New York.
     La Muse und Nicklausse („Les          Bolschoi-Theater in Moskau als       Ihre Ausbildung erhielt die aus
28   SOLIST                                                                                                                                         29

                                                                              Er absolvierte die Royal Academy     Orchestern zusammen. Solo-
                                                                              of Music in London und das Jette     abende in der Wigmore Hall ge-
                                                                              Parker Young Artists Program         staltete er zusammen mit Simon
                                                                              des Königlichen Opernhauses.         Lane und dem Solstice Quartet.
                                                                              2011 erhielt er den John Christie
                                                                              Award in Glyndebourne, drei Jah-
                                                                              re später gab er an der English
                                                                              National Opera sein gefeiertes
                                                                              Debüt als Rodolfo in Puccinis
                                                                              „La Bohème“. Aktuelle und künf-
                                                                              tige Verpflichtungen beinhalten
                                                                              weltweit Aufgaben im Opern-
                                                                              und Konzertfach, darunter das
                                                                              Rollendebüt als Erik in Wagners
                                                                              „Der fliegende Holländer“, die
                                                                              Partie des Froh im „Rheingold“,
                                                                              Beethovens Neunte mit dem
                                                                              Yomiuri Nippon Symphony Orche-
                                                                              stra in Tokio und mit dem London
                                                                              Philharmonic Orchestra sowie
     David Butt                          als Graf Vaudemont in Tschaikow-
                                         skys „Jolanta“. Heute ist er zum
                                                                              Elgars „The Dream of Gerontius“
                                                                              und Händels „Messiah“.
     Philip                              zweiten Mal beim Rundfunk-Sin-       David Butt Philip verfügt über ein
                                         fonieorchester Berlin zu Gast, vor   breites Bühnenrepertoire und hat
     In der Saison 2018/2019 stellt      wenigen Wochen sang er in einer      in Mussorgskis „Boris Godunow“
     sich der britische Tenor David      Aufnahme von Beethovens Missa        gesungen, ebenso in Puccinis
     Butt Philip in der Titelrolle von   solemnis beim Rundfunkchor           „Madama Butterfly“, Bizets „Car-
     Alexander Zemlinskys „Der           Berlin und der Kammerakademie        men“ und in weiteren Schlüssel-
     Zwerg“ an der Deutschen Oper        Potsdam. Elgars „Dream of Ge-        partien seines Stimmfaches, des
     Berlin vor (Premiere am 24. März    rontius“ gibt er in der Kathedrale   lyrischen Tenors, von Mozart,
     2019), er kehrt nach Madrid         von Gloucester, Tippets „A Child     Verdi und Strauss. Im Konzert-
     zurück, um den Gott Froh in „Das    of Our Time“ in Lissabon, Verdis     bereich war der Sänger mit der
     Rheingold“ am Teatro Real zu        Requiem mit dem Royal Philhar-       Märchenkantate „Das klagende
     singen, das britische Publikum      monic Orchestra in der Royal         Lied“ von Mahler, mit Rossinis
     kann ihn als Grigoriy in „Boris     Albert Hall in London und Faust      Petite Messe solennelle, Verdis
     Godunow“ im Royal Opera House       in Berlioz’ „La damnation de         Requiem und der „Nelson“-Messe
     sehen. Die Polnische National-      Faust“ mit dem Hallé Orchestra.      sowie der „Schöpfung“ von
     oper hat ihn eingeladen für         David Butt Philip, aufgewachsen      Haydn zu hören. Dabei arbeitete
     Brittens War Requiem und die        in Somerset, war Chorknabe an        er mit Dirigenten wie Vladimir
     Opera Holland Park zum Debüt        der Kathedrale von Peterborough.     Jurowski und führenden Londoner
30   SOLIST                                                                                                                                               31

     Paul Gay                              Olivier Messiaens gleichnami-
                                           ger Oper erzielte er u. a. an der
                                                                                 Dirigenten wie Ivan Fischer,
                                                                                 Seiji Ozawa, William Christie,
                                                                                                                      La Monnaie de Bruxelles und The
                                                                                                                      COC Toronto ein.
                                           Bayerischen Staatsoper München        Alain Altinoglu, Philippe Jordan,    Darüber hinaus gastiert Paul Gay
     Der französische Bassbariton          unter der Leitung von Kent Naga-      Semyon Bychkov, Alain Lombard,       auf zahlreichen Konzertpodien
     Paul Gay ist international bekannt    no großen Erfolg. In London sang      Stéphane Denève, Yves Abel,          mit namhaften Orchestern, u. a.
     für seine Darbietungen von Haupt-     er die Hauptpartie des Oedipe in      Evelino Pido, Emmanuelle Haïm,       mit den Berliner Philharmonikern,
     rollen im französischen Repertoi-     Enescus Oper unter der Leitung        Yannick Nezet-Seguin, Kent Nag-      dem Orchestre du Capitole, dem
     re. Er tritt dabei an der Seite von   von Vladimir Jurowski, Ramphis        ano, Michael Schønwandt, Michel      Rotterdam Philharmonic, dem
     Dirigenten wie Ivan Fischer, Seiji    in Verdis „Aida“ in Hong Kong,        Plasson und Paolo Carignani la-      Orchestre National de Lyon, Les
     Ozawa, Michel Plasson, Yannick        Méphistophélès in Gounods             den ihn über die erwähnten Par-      Arts florissants, dem Orchestre
     Nézet-Séguin, Vladimir Jurowski,      „Faust“ in Monte Carlo und            tien hinaus zu Darstellungen von     National de France, dem Moskau-
     Semyon Bychkov, Philippe Jordan,      Florenz, Saint Bris in Meyerbeers     Alfonso in „Lucrezia Borgia“, Nick   er Orchester des Rundfunks und
     Alain Altinoglu, William Christie     „Les Huguenots“ in Paris. Zuletzt     Shadow in „The Rake’s Progress“,     Fernsehens und den Sinfonie-
     und Emmanuelle Haïm auf. Er           war Paul Gay König Philipp beim       Nilakantha in „Lakmé“, Comte         orchestern des WDR und SWR.
     studierte am Konservatorium           Gars Festival, Frère Laurent in       des Grieux in „Manon“, Don           Beim RSB ist er heute erstmals
     in Paris bei Robert Dumé und          Amsterdam, Golaud in Turin, Oslo      Giovanni, Klingsor in „Parsifal“,    zu hören.
     ergänzte später seine Ausbil-         und Garsington, Le Bailli an der      Escamillo in „Carmen“ an Häuser
     dung bei Kurt Moll an der Kölner      Pariser Oper, Colline in Barcelona.   wie die Opéra Bastille, die Baye-
     Musikhochschule. Mit der Rolle                                              rische Staatsoper, die Deutsche
     des Heiligen Franz von Assisi in                                            Oper Berlin, die Oper Frankfurt,
32   CHOR                                                                                                                                               33

     Rundfunkchor                         eine intensive Zusammenarbeit
                                          mit den Berliner Philharmonikern
                                                                               York, Hongkong, Paris, Brüssel,
                                                                               Athen im Frühjahr 2018 nach
                                                                                                                   der Niederländer Gijs Leenaars als
                                                                                                                   Chefdirigent und Künstlerischer
     Berlin                               sowie mit dem Deutschen Sym-         Australasien. Mit dem Team John     Leiter an der Spitze des Ensemb-
                                          phonie-Orchester Berlin und dem      Adams / Peter Sellars realisierte   les. Simon Halsey bleibt dem Chor
     Mit rund 60 Konzerten jährlich,      Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.   der Rundfunkchor Berlin im Januar   als Ehrendirigent und Gastdirigent
     CD-Einspielungen und interna-        Internationales Aufsehen erregt      2017 eine Aufführung von „The       verbunden. Der Rundfunkchor
     tionalen Gastspielen zählt der       der Rundfunkchor Berlin auch mit     Gospel According to the Other       Berlin ist ein Ensemble der
     Rundfunkchor Berlin zu den           seinen interdisziplinären Projek-    Mary“ unter Leitung von Simon       Rundfunk-Orchester und -Chöre
     herausragenden Chören der Welt.      ten, die das klassische Konzert-     Rattle mit den Berliner Philhar-    GmbH Berlin in der Trägerschaft
     Drei Grammy Awards stehen für        format aufbrechen und Chormusik      monikern, der Mitschnitt ist im     von Deutschlandradio, der Bun-
     die Qualität seiner Aufnahmen.       neu und anders erlebbar machen.      November 2017 im Rahmen der         desrepublik Deutschland, dem
     Sein breit gefächertes Repertoire,   Für sein Projekt „LUTHER dancing     „John Adams Edition“ auf CD         Land Berlin und dem Rundfunk
     ein flexibles, reich nuanciertes     with the gods“ arbeitete der Chor    und Blu-Ray erschienen.             Berlin-Brandenburg.
     Klangbild, makellose Präzision und   erstmals mit Regisseur Robert Wil-   1925 gegründet, feierte der         www.rundfunkchor-berlin.de
     packende Ansprache machen            son zusammen. Zum Meilenstein        Rundfunkchor Berlin 2015 sein
     den Profichor zum Partner bedeu-     wurde die szenische Umsetzung        90-jähriges Bestehen. Der Chor
     tender Orchester und Dirigen-        des Brahms-Requiems als „human       wurde von Dirigenten wie Helmut
     ten, darunter Sir Simon Rattle,      requiem“ durch Jochen Sandig         Koch, Dietrich Knothe, Robin
     Christian Thielemann oder Yannick    und ein Team von Sasha Waltz &       Gritton und Simon Halsey geprägt.
     Nézet-Séguin. In Berlin besteht      Guests, sie reiste u. a. nach New    Seit der Saison 2015/2016 steht
34   CHOREINSTUDIERUNG                                                                                               35

     Benjamin                              jüngsten Musikdirektor der
                                           University of Oxford berufen, eine
                                                                                 Beim Rundfunkchor Berlin über-
                                                                                 nahm Benjamin Goodson Chor-
     Goodson                               Position, die er für seine Berliner   einstudierungen u. a. von Schön-
                                           Verpflichtung aufgegeben hat.         bergs „Ein Überlebender aus
     Seit Beginn der Saison 2016/2017      Zudem wirkt er als Chordirek-         Warschau“, Pärts „Te Deum“ und
     ist Benjamin Goodson Assistent        tor beim Dorset Opera Festival.       Duruflés Requiem. Zudem lag in
     des Chefdirigenten des Rundfunk-      Er ist außerdem regelmäßiger          seinen Händen die Leitung der
     chores Berlin. Der 1990 in London     Gastdirigent verschiedener Chöre      Liederbörse, des Mitsingkonzer-
     geborene britische Dirigent absol-    und Orchester mit einem breiten       tes für Berliner Schülerinnen und
     vierte seine musikalische Ausbil-     Repertoire von der Alten Musik bis    Schüler im Kammermusiksaal der
     dung am Hertford College der          hin zu zeitgenössischen Werken.       Philharmonie, sowie von Projekten
     University of Oxford. Darüber         2017 führte ihn eine Choreinstu-      der Schola des Rundfunkchores
     hinaus erhielt er wichtige Impulse    dierung erstmals an die Neder-        Berlin.
     von Dirigenten wie Sir Colin Davis,   landse Reisopera. In der Saison
     Paul Spicer und Ulrich Windfuhr.      2017/2018 studierte er Mozarts
     In seiner britischen Heimat leitet    Requiem mit dem Niederländi-
     er verschiedene Chöre, darunter       schen Rundfunkchor ein, dazu
     seit 2015 die preisgekrönte Bath      dirigierte er Aufführungen von
     Camerata. Im selben Jahr wurde        Händels „Messias“ in Tokio und
     er im Alter von 24 Jahren zum         Osaka.
36   RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN                                                                                                                    37

         Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

     Seit Herbst 2017 ist Vladimir       Bedeutende Komponisten traten         Järvi, Yannick Nézet-Séguin, Vasily   bindungen zum Deutschlandfunk
     Jurowski Chefdirigent und Künst-    selbst ans Pult des Orchesters        Petrenko, Jakub Hrůša, Alain Alti-    Kultur in Berlin, zum Deutschland-
     lerischer Leiter des Rundfunk-      oder führten als Solisten eigene      noglu, Omer Meir Wellber, Alondra     funk in Köln und zum Rundfunk
     Sinfonieorchesters Berlin (RSB).    Werke auf: Paul Hindemith,            de la Parra, Lahav Shani, Karina      Berlin-Brandenburg. Die Sender
     Zuvor stand Marek Janowski von      Sergei Prokofjew, Richard Strauss,    Canellakis, Thomas Søndergård.        übertragen die meisten Konzerte
     2001 bis 2016 an der Spitze des     Arnold Schönberg, Igor Strawins-      In der Saison 2018/2019 debü-         des RSB im Rundfunk. Die Zusam-
     Orchesters.                         ky, Kurt Weill, Alexander Zemlins-    tieren u. a. Sylvain Cambreling,      menarbeit trägt überdies reiche
     Das Rundfunk-Sinfonieorchester      ky sowie in jüngerer Zeit Krzysztof   Antonello Manacorda, Ariane           Früchte auf CD. Nach den großen
     Berlin geht zurück auf die erste    Penderecki, Peter Ruzicka, Jörg       Matiakh, Edward Gardner und           Wagner- und Henze-Editionen
     musikalische Funkstunde des         Widmann, Matthias Pintscher,          Nicholas Carter in Konzerten des      mit Marek Janowski hat mit den
     deutschen Rundfunks im Oktober      Berthold Goldschmidt, Siegfried       RSB. Frank Strobel sorgt weiterhin    Einspielungen unter der Leitung
     1923. Die früheren Chefdirigen-     Matthus, Heinz Holliger und           für exemplarische Filmmusik-          von Vladimir Jurowski ein neues
     ten, u. a. Sergiu Celibidache,      Thomas Adès. Brett Dean               Konzerte. Zahlreiche Musikerin-       Kapitel der Aufnahmetätigkeit be-
     Eugen Jochum, Hermann Abend-        ist „Composer in Residence“ des       nen und Musiker engagieren sich       gonnen. Seit mehr als 50 Jahren
     roth, Rolf Kleinert, Heinz Rögner   RSB 2018/2019.                        mit großem persönlichem Einsatz       gastiert das RSB regelmäßig in
     und Rafael Frühbeck de Burgos       Namhafte junge Dirigenten der         für die Heranwachsenden.              Japan und Korea sowie bei deut-
     formten einen Klangkörper, der in   internationalen Musikszene            Als Mitglied der 1994 gegrün-         schen und europäischen Festivals
     besonderer Weise die Wechsel-       finden es reizvoll, ihr jeweiliges    deten Rundfunk-Orchester und          und in Musikzentren weltweit.
     fälle der deutschen Geschichte      Berlin-Debüt mit dem RSB zu ab-       -Chöre GmbH Berlin (roc berlin)
     im 20. Jahrhundert durchlebt hat.   solvieren: Andris Nelsons, Kristjan   verfügt das RSB über enge Ver-
38                                                                                                                                       39

                                                                                                                  FREUNDE UND FÖRDERER

                                                           Exklus            Werden Sie Freund und Förderer
                                                                  i
                                                             un v für
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                                                                             des RSB und unterstützen Sie
                                                                             unsere Arbeit im breit gefächerten
                                                                             Bereich der Musikvermittlung und
                                                                             im Rahmen von Sonderprojekten
                                                                             in Berlin!

     Wir wünschen Ihnen ein frohes neues Jahr!                               Wenn Sie mehr dazu erfahren
     Wir danken Ihnen für Ihre Treue und wünschen Ihnen für 2019 ein Jahr    wollen, helfen Ihnen die Kollegen
     voller Glück, Gesundheit und Erfolg, sowie wundervoller Konzerterleb-   am RSB-Infostand gerne weiter.
     nisse mit dem RSB. Wir freuen uns schon auf Sie!                        Dort haben Sie auch die Möglich-
                                                                             keit, Ihre Adressdaten inklusive
     Generalprobengewinner                                                   E-Mail-Adresse zu hinterlassen,
     Die Gewinner unserer letzten Abonnenten-Verlosung haben bei der         um in Zukunft weitere Informatio-
     Generalprobe für die Jahresabschlusskonzerte erleben können, wie        nen zur Arbeit des RSB und seiner
     sich Vladimir Jurowski und das Orchester gemeinsam auf die Konzerte     Unterstützer zu erhalten.
     vorbereiten. Wir hoffen, dass alle Teilnehmer viel Freude an diesem
     aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen hatten.

     Ihr Abo-Geschenk
     Vom 3. bis 5. Dezember sind Robinien, Tannen und Eichen, die wir als
     Geschenk für Sie, unsere Abonnenten, in Auftrag gegeben haben, auf
     der ausgewählten Fläche in Wiesenhagen gepflanzt worden. Wir möch-                                           Machen Sie
     ten Ihnen noch einmal herzlich danken, dass wir in diesem Rahmen
     einen Beitrag zur Erhaltung unserer Umwelt leisten konnten.
                                                                                                   die Musik zu Ihrer Sache –
                                                                                                        als RSB-Botschafter!
                                                                             Sie sind bereits Freund und
                                                                             Förderer und bekommen unsere
                                                                             Informationen derzeit noch per
                                                                             Post nach Haus geschickt? Dann
                                                                             freuen wir uns auch über Ihre
                                                                             E-Mail-Adresse – der Umwelt
                                                                             zuliebe!
„Natur pur“
                              Mit dem Stichwort „Natur pur“ erhalten Sie das Chefdirigenten-
                              konzert-Paket in Platzkategorie II zum Vorteilspreis von 111 €.
                              Damit zahlen Sie nur 37 € statt 49 € pro Konzertticket.

                              22. Februar 2019                 16. Mai 2019
                              Konzerthaus Berlin               Konzerthaus Berlin
                              Leif Ove Andsnes / Klavier        Alina Ibragimova / Violine
                              Einojuhani Rautavaara             Felix Mendelssohn Bartholdy
                              „Cantus Arcticus“                 „Die Hebriden“
                              Wolfgang Amadeus Mozart           Richard Strauss
                              Klavierkonzert C-Dur KV 467       Violinkonzert
                              Richard Strauss                   Ludwig van Beethoven
                              „Eine Alpensinfonie“              Sinfonie Nr. 6 („Pastorale”)

                                                                23. Juni 2019
„Natur pur“                                                     Philharmonie Berlin
                                                                Joseph Haydn
3 Konzerte mit Chefdirigent                                     „Die Jahreszeiten“

Vladimir Jurowski für 111 €                                                                 t ü rli
                                                                                       na

                                                                                                  ch
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                EMPF CHENK-
                    EHLU
                         NG                                          030 202 987 15
                                                                     rsb-online.de
                                               rsb-online.de/konzertpaket-natur-pur
42   NACHRICHTEN UND EMPFEHLUNGEN                                                                                                         43

                                                                                                                            Der NABU Berlin
     Neue Mitglieder in den               Köstlich – Pankower Apfelsaft                                                     setzt sich für
     Reihen                               vom NABU Berlin                                 Landesverband Berlin              saubere und
     des RSB                              Der Kooperationspartner des
     Zwei Musiker haben im Dezember       Rundfunk-Sinfonieorchesters                                                       lebendige
     2018 ihr jeweiliges Probejahr im     Berlin, der NABU Berlin, sammelt                                                  Gewässer ein.
     RSB erfolgreich bestanden. Der       jedes Jahr zusammen mit vielen
     japanische Geiger Kosuke Yos-        freiwilligen Helfern Äpfel auf
     hikawa wurde als Vorspieler der      den Streuobstwiesen im ehema-
                                                                                                                            Gute
     Gruppe der Ersten Violinen be-       ligen Grenzgebiet und heutigen                                                    Wasserqualität ist
     stätigt. Und Fabian Neckermann,      Naturareal am Köppchensee im                                                      die Voraussetzung
     Nachfolger von Georg Schwark         Pankower Norden. Dabei kamen                                                      für eine hohe
     als Solotubist, gewann ebenfalls     dieses Mal vier Tonnen des lecke-
     mit Bravour die orchesterinterne     ren Kernobstes zusammen, die
                                                                                                                            aquatische
     Abstimmung. Wir gratulieren un-
     seren beiden neuen Mitgliedern
     und wünschen ihnen viel Erfolg
                                          anschließend gekeltert wurden.
                                          Der daraus entstandene, natur-
                                          belassene Apfelsaft kann nun
                                                                                 UFERSCHUTZ                                 Artenvielfalt.

                                                                                                                            Naturnahe Ufer,
     im Dienste der Musik!                in der NABU-Landesgeschäfts-
     Zwei weitere Musiker stehen ge-      stelle in Pankow (Wollankstr. 4,                                                  Schilf und
     rade am Anfang dieses Prozesses      Mo–Do 10–12 Uhr und 14–16 Uhr,                                                    Totholz bilden
     und beginnen ihr obligatorisches     Fr 10 –12 Uhr) zugunsten der                                                      Schutzzonen für
     Probejahr im RSB, nachdem sie        Naturschutzarbeit erworben
     im Herbst 2018 die entsprechen-      werden.
                                                                                                                            am Gewässer
     den Probespiele für sich ent-        berlin.nabu.de                                                                    lebende Arten.
     scheiden konnten: Marvin Wagner
     wird neuer stellvertretender
     Solokontrabassist des RSB
                                                                                                                           Unterstützen
     auf Probe, während Alexander                                                                                          Sie uns mit
     Weiskopf – zunächst probehalber                                                                                       Ihrer Spende
     – die Position des mit Hermann
     F. Stützer alternierenden Solo-
     kontrabassisten einnimmt. Alles
     Gute auch für die beiden neuen                                                                                         Wir schützen Ufer,
     Kontrabassisten!                                                                                                       kämpfen für die
     Schließlich erhält der junge Trom-                                                                                     Vorreinigung von
     peter Maximilian Sutter einen
     Zeitvertrag für 2. Trompete/
                                                                                                                            Straßenabwässern
     Wechseltrompete und vertritt für                                                                                       und die
     die Zeit ihres Mutterschutzes die                                                                                      Entwicklung
     RSB-Trompeterin Simone Gruppe.                                                          Spendenkonto: NABU Berlin      naturnaher
                                                                                             Bank für Sozialwirtschaft      Gewässerrand-
                                                                                             DE76 1002 05000 003 2932 00    streifen.
                                                                              Foto: Volker Gehrmann
44                                                                                                                                         VORSCHAU   45

                                                                       Sa 12. Januar 19                    So 27. Januar 19
                                                                       20 Uhr                              16 Uhr
                                                                       Philharmonie Berlin                 Philharmonie Berlin
                                                                       RSB Konzerthaus-Abo Silber          RSB Philharmonie-Abo Silber
                                                                       RSB Konzerthaus-Abo Gold            RSB Philharmonie-Abo Gold

                                                                       Alondra de la Parra                 Nicholas Carter
                                                                       Arabella Steinbacher / Violine      Elizabeth Watts / Sopran
                                                                                                           Anthony Michaels-Moore /
                                                                       Maurice Ravel                       Bariton
                                                                       „Rhapsodie espagnole“ für           Rundfunkchor Berlin
                                                                       Orchester                           Benjamin Goodson /
                                                                       Erich Wolfgang Korngold             Choreinstudierung
                                                                       Konzert für Violine und Orchester
                                                                       D-Dur op. 35                        Brett Dean
                                                    Buchen Sie unter   Darius Milhaud                      Pastoral Symphony für
                                                                       „Le Bœuf sur le toit“ –             Kammerorchester
                                                    030 202 98715      Fantasie für Orchester op. 58       Ralph Vaughan Williams
                                                    rsb-online.de      Maurice Ravel                       Sinfonie Nr. 1 („A Sea Symphony“)
                                                                       „Daphnis et Chloé“ –                für Sopran, Bariton, Chor und
Chefdirigent und Künstlerischer Leiter
                                                                       Suite für Orchester Nr. 2 aus dem   Orchester
                                                                       gleichnamigen Ballett

      Die nächsten Konzerte                                                                                Partner
                                                                                                           in der roc
      mit Vladimir Jurowski                                            Konzert mit                         berlin

                                                                       und                                 Kooperations-
                                                                                                           partner

      22. Februar 2019                   16. Mai 2019                                      t ü rli
      Konzerthaus Berlin                 Konzerthaus Berlin                           na

                                                                                                 ch
                                                                                                           Konzert mit
      Rautavaara, Mozart & Strauss       Mendelssohn Bartholdy,
                                         Strauss, Beethoven                                                und
      24. Februar 2019
      Konzerthaus Berlin                 19. Mai 2019                                                                           t ü rli
      Brahms & Strauss                   Konzerthaus Berlin                                                                na

                                                                                                                                      ch
                                         Grisey „Les espaces
      31. März 2019                      acoustiques“
      Konzerthaus Berlin
      Brahms & Mahler                    26. Mai 2019
                                         Philharmonie Berlin
                                         Haydn, Mahler & Dean
46
                                                                                                         BALLETT                                                                     47

                                                                                                         AUS MOSKAU
                                                                                                         LIVE IM KINO

                                                                                  so
                                                                                       11   16 Uhr Liveübertragung
                                                                                            LA SYLPHIDE
                                                   Giesebrechtstraße 10                11   Choreografie: Johan Kobborg
                                                   Berlin-Charlottenburg                    Musik: Herman Severin Løvenskiold
                                                  www.blumenladen.com

                                                                                  so
                                                                                       02   11 Uhr Liveaufzeichnung
                                                                                            DON QUIXOTE
                                                                                       12   Choreografie: Alexei Fadejechew
                                                                                            Musik: Léon Minkus

     Impressum                                                                    so
                                                                                       23   16 Uhr Liveübertragung
                                                                                            DER NUSSKNACKER
     Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin        Werkeinführungen und Redaktion
                                                                                       12   Choreografie: Juri Grigorowitsch
                                                                                            Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowski
                                              Steffen Georgi
     Künstlerischer Leiter und Chefdirigent
                                                                                  so
                                                                                       20   16 Uhr Liveübertragung
                                                                                            LA BAYADÈRE
     Vladimir Jurowski                        Gestaltung und Realisierung
                                              schöne kommunikation                     01   Choreografie: Juri Grigorowitsch
                                                                                            Musik: Léon Minkus
     Orchesterdirektor                        A. Spengler & D. Schenk GbR
     Adrian Jones
                                              Druck                               so
                                                                                       10   11 Uhr Liveaufzeichnung
                                                                                            DORNRÖSCHEN
     Ein Ensemble der Rundfunk-               H. Heenemann GmbH & Co, Berlin           03   Choreografie: Juri Grigorowitsch
     Orchester und -Chöre GmbH Berlin                                                       Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowski
                                              Redaktionsschluss
     Geschäftsführer                          20. Dezember 2018
                                                                                  so
                                                                                       07   11 Uhr Liveaufzeichnung
                                                                                            DAS GOLDENE ZEITALTER
     Anselm Rose
                                              Ton- und Filmaufnahmen sind nicht        04   Choreografie: Juri Grigorowitsch
                                                                                            Musik: Dmitri Schostakowitsch
     Kuratoriumsvorsitzender                  gestattet. Programm- und
                                              Besetzungsänderungen vorbehalten!
     Rudi Sölch
                                                                                  so
                                                                                       19   17 Uhr Liveübertragung
                                                                                            CARMEN / PETRUSCHKA
     Gesellschafter                           © Rundfunk-Sinfonieorchester             05   Choreografie: Alberto Alonso / Edward Clug
     Deutschlandradio, Bundesrepublik         Berlin, Steffen Georgi                        Musik: Georges Bizet & Rodion Schtschedrin / Igor Strawinski
     Deutschland, Land Berlin, Rundfunk
     Berlin-Brandenburg                       Programmheft 3,– €
                                                                                                                                             IM
                                              Für RSB-Abonnenten kostenfrei
                                                                                                                                                  DELPHI     FILMPALAST
                                                                                                                                                  charlottenburg | kantstraße 12a

                                                                                                                                                  FILMTHEATER AM
                                                                                                                                                  FRIEDRICHSHAIN
                                                                                                                                                  prenzlauer berg | bötzowstraße 1
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