ALLES WIE VORHER? - WZB - Bonn

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ALLES WIE VORHER? - WZB - Bonn
MOBILITÄTSREPORT 07
AUSGABE FEBRUAR 2023

07
 ALLES WIE VORHER?
 DIE VERKEHRSWENDE ZWISCHEN 9-EURO-TICKET
 UND ALTEN HERAUSFORDERUNGEN

                       In Kooperation mit   Bundesweites Projekt
                                            gefördert durch

                       WZB
ALLES WIE VORHER? - WZB - Bonn
Projekt:
7647 – WZB infas 9-Euro-Ticket-Evaluation

in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Projektförderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Mit analytischer Unterstützung durch infas 360, Motiontag und TomTom

Bonn, Februar 2023
Text: Robert Follmer, Marc Schelewsky, Justin Treutlein, Franziska Kern
Layout und Grafik: Mischa Frank

Folgende Zitierweisen werden empfohlen:
Langform:
Follmer, Robert et al.: Mobilitätsreport 07, Alles wie vorher? Die Verkehrswende zwischen 9-Euro-Ticket und alten Herausforderungen,
Februar 2023, Ausgabe 01.02.2023, Bonn.
Kurzform:
infas (2023): Mobilitätsreport 07, Bonn.
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    AUSGABE FEBRUAR 2023

    EINE EMPIRISCHE BESTANDSAUFNAHME ZWISCHEN EINEM GROSSEN
    FELDEXPERIMENT UND EINER NACHHALTIGEN TARIFREFORM

    Von Juni bis August 2022 konnte mit dem 9-Euro-Ticket der gesamte Öffent-
    liche Personennahverkehr (ÖPNV) für neun Euro im Monat genutzt werden.
    Das vorübergehend verfügbare Ticket stellte neben dem Benzinpreisdeckel
    die zweite Maßnahme der Bundesregierung dar, um den gestiegenen Energie-
    preisen entgegenzuwirken und die Bevölkerung finanziell zu entlasten. Neben
    einer sozialpolitischen Maßnahme war es das bislang größte Feldexperiment
    im ÖPNV. Der Nachfolger ist mit dem 49-Euro-Ticket/Deutschlandticket be-
    reits beschlossen. Obwohl um Finanzierung und Starttermin gerungen wurde,
    ist dieser neue Fahrschein eine unmittelbare Folge des vorangehenden som-
    merlichen Sonderangebots. Lange Zeit undenkbar, nimmt damit eine nachhal-
    tige Umgestaltung der Tariflandschaft Gestalt an. Das 9-Euro-Ticket hat sich,
    so belegen es unserer letzter Mobilitätsreport sowie andere Begleitstudien,
    nicht nur als sozialpolitische Maßnahme erwiesen, sondern mit seiner hohen
    Nachfrage gezeigt, dass der öffentliche Verkehr (ÖV) in Deutschland ein gar
    nicht so ungeliebtes Stiefkind ist wie oft unterstellt. Auch wenn dessen Qua-
    lität ausbaufähig ist, zeigen die Reaktionen auf den Dumpingpreis, dass die
    Nutzung von Bus und Bahn mehr sein kann als eine mitunter wenig geschätz-
    te Beförderungsleistung. Doch wie stellt sich die Situation nach dem Ende des
    9-Euro-Schnäppchens und vor neuen Versuchen dar, den ÖV günstiger zu ge-
    stalten und mehr Bürgerinnen und Bürger in Bus oder Bahn zu locken? Dem
    gehen wir mit vielfältigen empirischen Quellen in der aktuellen Ausgabe des
    Mobilitätsreports nach.
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    AUSGABE FEBRUAR 2023

          Inhalt

    6     UNSERE GRUNDLAGEN – ERHEBUNGSQUELLEN

    7     ENTWICKLUNG DER VERKEHRS-MITTELANTEILE
          SEIT 2017

    12    WAHRNEHMUNG UND NUTZUNG DES
          9-EURO-TICKETS

    20    EXKURS:
          EXPERTENEINSCHÄTZUNGEN ZUR
          ERWEITERUNG DER PERSPEKTIVE

    26    BLICK ÜBER DEN BEFRAGUNGS-TELLERRAND:
          FLOATING CAR DATA, CO2-FUSSABDRÜCKE
          UND WEITERE EINBLICKE

    33    WAS BLEIBT?
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    AUSGABE FEBRUAR 2023

    Unsere Grundlagen –                                 AKTUELLE ERHEBUNGSDATEN ZUR ALLTAGS-
    Erhebungsquellen                                    MOBILITÄT INNOVATIV KOMBINIERT

    Diese Reportausgabe ist ein empirisch orien-        In der infas-Mehrthemenbefragung wurden im
    tierter Brückenbauer zwischen zwei tarifären        August und September 2022 jeweils 1.000 Perso-
    Revolutionsphasen. Dies hört sich ein wenig pa-     nen telefonisch im Rahmen einer Adhoc-Zufalls-
    thetisch an, doch sind 9-Euro-Ticket ebenso wie     stichprobe im Dual-Frame-Verfahren interviewt.
    das am Horizont erscheinende Deutschlandti-         Zudem wurde das von WZB und infas seit Frühjahr
    cket tatsächliche Quantensprünge in der deut-       2020 betriebene MOBICOR-Panel in seiner vier-
    schen ÖPNV-Tariflandschaft. Österreich hat es       ten Welle im September 2022 thematisch auf das
    mit langem Anlauf und dem günstigen KlimaTi-        9-Euro-Ticket ausgerichtet. In dieser ebenso reprä-
    cket vorgemacht. Deutschland folgt zögerlicher      sentativen Studie mit dem gleichen Stichproben-
    zunächst im Nahverkehr, aber auch dies ist ein      verfahren wurden rund 1.200 Personen zu ihrem
    großer Schritt. Reine Preismaßnahmen werden         aktuellen Nutzungsverhalten gleichfalls telefo-
    oft kritisch diskutiert, aber wenn der Systemaus-   nisch befragt. Dieses Projekt wird seit dem Start
    bau über Gebühr auf sich warten lässt, kann ein     im Frühjahr 2020 durch das Bundesministerium für
    anderer tariffärer Anfang vielleicht neue Kräfte    Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
    freisetzen.
                                                        Zusätzlich steuert das Partnerunternehmen
    PREISMASSNAHMEN ODER ANGEBOTS-                      infas 360 Daten aus 10.250 Interviews bei, die im
    QUALITÄT – WAS ZUERST?                              August online im CASA-Monitor erhoben wurden.
                                                        Diese werden über ein eigens entwickeltes Blen-
    Der Blick spannt sich über „Vor-Corona“, nimmt      ded-Calibration-Verfahren mit der infas-Mehrthe-
    die Alltagsmobilität während der Pandemie an-       menbefragung kombiniert. Darüber hinaus hat
    hand früherer Mobilitätsreports zusammenfas-        infas 360 ein Small-Area-Modell erstellt, mit dem
    send in Augenschein und legt den 9-Euro-Som-        anhand der Inputdaten aus der Blended Calibra-
    mer ein wenig unter die Lupe. Darüber hinaus        tion Käuferanteile des 9-Euro-Tickets bundesweit
    gilt er der Situation im Spätsommer, nachdem        flächendeckend auf der Ebene von Landkreisen
    dieses Ticket wieder aus den Fahrscheinauto-        und kreisfreien Städten geschätzt wurden.
    maten verschwunden ist, und widmet sich Kom-
    mendem.                                             Ergänzt werden die daraus ableitbaren Befunde
                                                        durch Berechnungen zu CO2-Emissionen und ge-
    Hierfür werden gemeinsam erhobene empiri-           fahrenen Kilometern aus dem App-basierten Mo-
    sche Daten von infas, infas 360, Motiontag und      bilitätstracking von Motiontag. Und schließlich er-
    dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialfor-      weitert TomTom mit seinen auf den Autoverkehr
    schung (WZB) ins Zentrum gestellt. Dies wird        bezogenen Verkehrsdaten die empirische Basis
    durch weitere Quellen ergänzt, wie etwa Daten       durch eine weitere wichtige Quelle, hier anhand
    des Kartierungsanbieters TomTom, die überra-        von fünf deutschen Großstädten.
    schende Neuigkeiten ans Licht bringen. So ent-
    steht ein vielschichtiges Bild mit dem gemeinsa-    Mehr Informationen zu diesen allen verwendeten
    men Nenner einer empirischen Fundierung.            Verfahren bieten jeweils unsere begleitenden Me-
                                                        thodenboxen.
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                                                          Entwicklung der Verkehrs-
                                                          mittelanteile seit 2017
                                                          Man kann es drehen und wenden, doch die Ver-
                                                          hältnisse bleiben trotz mancher Veränderungen
                                                          letztlich stabil. Rund die Hälfte aller Wege wurde
                                                          und wird mit dem Auto zurückgelegt. Der ÖV muss
                                                          sich mit einem Anteil von unter zehn Prozent be-
                                                          gnügen, in der Hochphase der Pandemie sogar mit
                                                          noch weniger. Von diesem Tief erholt er sich nur
                                                          langsam. Das Fahrrad überflügelt ihn anteilig und
                                                          liegt fast durchweg über der 10-Prozent-Marke.
                                                          Allerdings kann auch das Fahrrad trotz Elektrorü-
                                                          ckenwind und anderen Nahraumbezügen wäh-
                                                          rend der coronabedingten Einschränkungen sein
                                                          Vor-Corona-Niveau zumindest im bundesweiten
                                                          Durchschnitt noch nicht wirklich übertreffen. Am
                                                          ehesten stellt sich so der Fußverkehr als Profiteur
                                                          dar. Angesichts zumindest zeitweilig anderer Ak-
                                                          tivitätsradien sind die Fußweganteile deutlich ge-
                                                          wachsen – wobei hier auch Wetterbedingungen
                                                          eine Rolle spielen, da jeweils nur ein Zeitraum von
                                                          etwa vier Wochen abgedeckt wird.

                                                          IMMER WIEDER ZENTRAL: DER MODAL SPLIT

                                                          Die wachsenden Fußweganteile wirken sich auch
                                                          auf die prozentuale Anteilsbetrachtung aus. Wer-
                                                          den sie wie auch das Fahrrad ausgeklammert und
                                                          nur das Verhältnis ÖV vs. motorisiertem Individual-
    WAS SAGT UNS DAS? EXPERTENEINSCHÄTZUN-                verkehr (MIV) betrachtet, zeichnet sich im Septem-
    GEN ZUR ERWEITERUNG DER PERSPEKTIVE                   ber 2022 eine leichte Verbesserung zugunsten der
                                                          ÖV-Angebote ab. Der ÖPNV gewinnt Anteile zu-
    Es entstehen viele Zahlen, die wir erläutern und      rück, der Autoverkehr verliert erstmalig seit langer
    einordnen. Doch die Blickwinkel auf diese Zusam-      Zeit. Nach unserer Einschätzung liegt dahinter eine
    menstellung und die Schlussfolgerungen können         Kombination verschiedener Effekte: die langsame
    sehr unterschiedlich ausfallen. Daher haben wir       Rückkehr zu einer „normalen“ Mobilität, eine noch
    innerhalb dieses Reports einige erfahrene Exper-      immer etwas veränderte Aktivitätskultur, aktuel-
    tinnen und Experten aus unserem Netzwerk um           le finanzielle Belastungen und mehr. Dies wird zu
    ihre Einschätzung gebeten. Dabei wird – ohne An-      beobachten und soweit möglich auseinanderzu-
    spruch auf Vollständigkeit – der Fokus auf die Wir-   halten sein. Dabei hilft schon jetzt die weiter un-
    kung des 9-Euro-Tickets oder seines Nachfolgers       ten vorgestellte Hochrechnung in absolut zurück-
    sowie auf die Anforderungen einer vielbeschwore-      gelegte Wege und Personenkilometer (Pkm) ganz
    nen Mobilitätswende gerichtet.                        entscheidend, doch werden ergänzend weitere
                                                          Nicht-Verkehrsparameter hinzugezogen.
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    GRENZEN DES ANTEILSVERGLEICHS                                                               HOCHGERECHNET PRO TAG: WELCHE TRENDS
                                                                                                BEI VERKEHRSAUFKOMMEN UND VERKEHRS-
    Doch sei an dieser Stelle zusätzlich gewarnt. Die                                           LEISTUNG ERGEBEN SICH?
    Abbildung der Modal-Split-Trends zeigt überwie-
    gend nur geringe Veränderungen und die dahin-                                               Wie erwähnt, wird die Modal-Split-Betrachtung
    terliegende empirische Basis bei der Interpretation                                         erst rund, wenn die anteilige Betrachtung verlas-
    muss berücksichtigt werden. Die Werte 2020 bis                                              sen wird und eine Hochrechnung erfolgt. Auch die-
    2022 stammen aus den jährlichen MOBICOR-Erhe-                                               se unterliegt den beschriebenen Unsicherheiten
    bungen mit jeweils nur rund 1.500 Interviews. Der                                           und strichprobenbedingten Schwankungsbreiten.
    2017er-Wert basiert auf der sehr viel mächtigeren                                           Doch angesichts der Verwerfungen während der
    Studie Mobilität in Deutschland (MiD). Wir raten,                                           Corona-Pandemie ist diese Perspektive wichtiger
    für die Zeitspanne 2020 bis 2022 je nach Anteils-                                           als zuvor, sowohl bezogen auf die zurückgelegten
    höhe einen Fehlerspielraum von +/- zwei Prozent-                                            Wege wie auch die dabei bewältigten Kilometer.
    punkten ins Kalkül zu nehmen. Der Moment der                                                Bei der Interpretation ist Vorsicht geboten, da – wie
    besonders abgesicherten empirischen Wahrheit                                                so oft – der Teufel im Detail steckt: So hat sich die
    wird so erst mit der Publikation der MiD 2023 er-                                           bundesweite Einwohnerzahl in der betrachteten
    reicht. Sie wird von infas zusammen mit Partnern                                            Zeitspanne nicht unwesentlich verändert. Lag sie
    im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales                                             2017 nach der seinerzeit frischen Zensus-Korrektur
    und Verkehr (BMDV) sowie weiterer über 60 regi-                                             bei 82,8 Mio., ist sie bis zum Jahresbeginn 2022
    onaler Auftraggeber zurzeit vorbereitet und Ende                                            um rund 1,5 Prozent auf 84,1 Mio. gestiegen. Dies
    2024 mit umfassenden Ergebnissen auf der Grund-                                             wirkt sich auf die absoluten Zahlen aus – und das
    lage von voraussichtlich über 180.000 befragten                                             Ergebnis nach dem aktuellen Zensus bleibt ebenso
    Haushalten aufwarten können.                                                                abzuwarten.

    Verkehrsmittelanteile 2017 bis 2022
    Angaben in Prozent

    100

     80                                                                MID 17                  Mai 20              Oktober 20                Mai 21          September 22

     60
                                                                                                                                                                 55
                                                                                                                                                         49 48        51
     40                                                                                                                                                                    45

                   27               28
     20                  22 24
              19
                                                 12 11      12
                                                       9 11                        10          8     7    9           10 8
                                                                                                                                       7     7
       0                                                                                  6                                       6
                      zu Fuß                            Fahrrad                               ÖV                              MIV-                            MIV-
                                                                                                                            Mitfahrer                        Fahrer

    Datengrundlage: MiD 2017 und Mobicor 2020 bis 2022, Personen ab 16 Jahre, überschlägig +/- einen (MiD) und zwei (Mobicor) Prozent Fehlerspielraum.
ALLES WIE VORHER? - WZB - Bonn
9     MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

    Bei der Interpretation der Ergebnisse ist ebenso zu                                        etwa gleichbleibende Tagessummen für den MIV,
    berücksichtigen, dass sich die Zahl der Wege pro                                           ein deutliches Plus im ÖPNV und bei den reinen
    Person und Tag sowie die täglichen Strecken vor                                            Fußwegen sowie eine leichter Zuwachs des Rad-
    allem durch Corona-Auswirkungen mehr als üblich                                            verkehrs.
    verändert haben. Die Wegezahl pro Tag und Person
    hatte einen Tiefpunkt von 2,4 im Frühjahr 2002.                                            Wird nun zusätzlich ein Blick auf die absolute Ver-
    Im September 2022 liegt sie wieder bei 2,9, damit                                          kehrsleistung pro Tag nach Verkehrsmitteln und
    aber immer noch nicht auf dem 2017er-Niveau von                                            damit die Pkm geworfen, zeigt sich zunächst Be-
    deutlich über drei Wegen pro Tag und Person. Auch                                          kanntes, aber auch Bemerkenswertes. Auch hier
    die Tagesstrecken pro Person hatten sich von über                                          übt der MIV in allen untersuchten Zeiträumen
    40 auf unter 35 Kilometer reduziert, liegen inzwi-                                         eine deutliche Dominanz aus. Dies ist besonders
    schen aber wieder über der 40er-Marke. Exaktere                                            gegenüber dem Fuß- und Radverkehr nahelie-
    Angaben sollten auch hier der MiD 2023 vorbehal-                                           gend, da mit dem MIV im Mittelwert deutlich
    ten bleiben.                                                                               weitere Strecken zurückgelegt werden. Dies hat
                                                                                               sich – bezogen auf Fahrzeugbewegungen – sogar
    Insgesamt ermitteln wir so für den September                                               zugespitzt, wenn die noch immer vergleichsweise
    2022 bezogen auf die Personen ab 16 Jahren eine                                            geringen MIV-Mitfahrerzahlen mit den steigenden
    tägliche Wegezahl von rund 215 Mio. pro Tag. Dies                                          MIV-Fahrerzahlen in Bezug gesetzt werden. Und
    ist aus den genannten Gründen mehr als 2020 und                                            anders als bei den Wegezahlen, bei der die MIV-
    2021, aber weniger als 2017. Damals waren dies                                             Summe stagniert, wächst die Verkehrsleistung des
    rund 225 Mio. Wege. Die letzte Mobicor-Messung                                             MIV – also bei den Pkm – von 2021 zu 2022 recht
    im Mai 2021 führte noch zu rund 200 Mio. Wegen                                             deutlich. Ausschlaggebend dafür sind nun wieder
    pro Tag. Gegenüber diesem Wert ergeben sich so                                             längere MIV-Wege. Dafür sind vielfältige Gründe

    Verkehrsaufkommen pro Tag nach Verkehrsmitteln 2017 bis 2022
    Hochrechnung in Millionen Wegen

    120

                                                                                                                                                         110
    100                     MID 17                  Mai 20              Oktober 20                Mai 21              September 22
                                                                                                                                                                    100 100 97

     80
                                                                                                                                                               82

     60
                                    60
                       48
     40       43 46 41

                                                 27
     20                                                          23 26             23                                 23
                                                      19 16                                              18
                                                                                              14 14                        13 1 13 14
                                                                                         10
       0
                       zu Fuß                            Fahrrad                              ÖV                              MIV-                               MIV-
                                                                                                                            Mitfahrer                           Fahrer

    Datengrundlage: MiD 2017 und Mobicor 2020 bis 2022, Personen ab 16 Jahre, überschlägig +/- einen (MiD) und zehn (Mobicor) Prozent Fehlerspielraum.
ALLES WIE VORHER? - WZB - Bonn
10    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

     denkbar, von einem generellen Wieder-Anstieg län-                                          des Tickets möglicherweise noch nachhallt. Hinzu
     geren Fahrten bis hin zu wieder erstarkten Wegen                                           kommen mutmaßlich wetterbedingte Verlagerun-
     zum Arbeitsplatz und mehr. Jedoch wird auch hier                                           gen vom Fahrrad zum ÖPNV. Dies führte zusam-
     eine genauere Detailauswertung erst mit den um-                                            mengenommen zu dem Ergebnis, dass im Sep-
     fassenderen MiD-2023-Daten möglich sein.                                                   tember 2022 im ÖV, welcher in der hier gültigen
                                                                                                Definition auch Flugreisen enthält, fast doppelt
     Der Corona-Effekt wird weiterhin – neben diesem                                            so viele Pkm zurückgelegt werden konnten wie im
     Verhältnis und der MIV-Kilometer-Entwicklung                                               Mai 2021.
     – vor allem im ÖV deutlich: So sank die Zahl der
     täglichen Pkm bereits 2020 und erreichte ihren                                             Diese Ergebnisse lassen sich vielfältig nach Lebens-
     Tiefpunkt 2021. Eine Corona-Erholung mit gleich-                                           phasen, sozio-ökonomischen Gruppen, dem Alter
     zeitigem Überschreiten des Vor-Corona-Stands                                               und mehr unterscheiden. Ebenso sind Differen-
     lässt sich erst 2022 nach den 9-Euro-Ticket-Mona-                                          zierungen nach Regionstypen möglich. Dem wird
     ten erkennen. So wurden mit 550 Mio. täglichen                                             sich der folgende Report widmen, der zurzeit in
     Pkm rund elf Prozent mehr Kilometer zurückgelegt                                           der Regie des WZB entsteht. Dieser wird sich unter
     als 2017. Dies dürfte der Tatsache geschuldet sein,                                        anderem vertiefend mit der Mobicor-Zeitreihe von
     dass die mobilitätsbezogenen Corona-Restriktio-                                            2020 bis 2022 sowie aktuellen Auswirkungen etwa
     nen in diesem Jahr fast vollständig aufgehoben                                             durch den Home-Office-Trend befassen.
     wurden und das 9-Euro-Ticket zumindest vorüber-
     gehend in gewissem Umfang zu einem nicht uner-                                             Doch bevor wir einen appetitanregenden Blick auf
     heblichen Fahrgast- oder zumindest Kilometerplus                                           die Resultate zum 9-Euro-Ticket mit Ausblick auf
     geführt hat, das unmittelbar nach dem Auslaufen                                            das kommende Ticket werfen – auch diese Aspekte

     Verkehrsleistung pro Tag nach Verkehrsmitteln 2017 bis 2022
     Hochrechnung in Millionen Personenkilometern

     2000

     1800                              Mai 17                  Mai 20              Oktober 20                Mai 21              September 22

     1600

     1400

     1200

     1000

      800

      600

      400

      200

         0
                       zu Fuß                            Fahrrad                               ÖV                              MIV-                        MIV-
                                                                                                                             Mitfahrer                    Fahrer
     Datengrundlage: MiD 2017 und Mobicor 2020 bis 2022, Personen ab 16 Jahre, überschlägig +/- einen (MiD) und zehn (Mobicor) Prozent Fehlerspielraum.
11     MOBILITÄTSREPORT 07
       AUSGABE FEBRUAR 2023

     wird das WZB-Team noch genauer unter die analy-                                     auf nur noch zwei Prozent reduziert, jedoch 2022
     tische Lupe legen – sollen Modal-Split-Verhältnisse                                 wieder auf sieben Prozent erhöht haben. Die Be-
     abhängig von der ökonomischen Situation be-                                         fragten mit niedrigem ökonomischem Haushalts-
     trachtet werden. Da das 9-Euro-Ticket besonders                                     status kennzeichnet für 2020 und 2021 ebenso
     finanziell weniger gut ausgestatteten Bevölke-                                      ein Rückgang der ÖV-Nutzung, vermutlich vor al-
     rungsgruppen zumindest kurzzeitig Erleichterung                                     lem aufgrund reduzierter Aktivitäten. Gleichzeitig
     bringen sollte, liegt hier eine zentrale Verbindung.                                bleibt der Anteil mit zehn bzw. acht Prozent im
                                                                                         Vergleich zu den anderen Haushaltstypen – stets
     IST DER ÖV „NUR“ DAS ULTIMA-RATIO-                                                  am höchsten. Dabei legt das Ergebnis – mit einiger
     VERKEHRSMITTEL?                                                                     Vorsicht – für 2022 nahe, dass in diesem Personen-
                                                                                         kreis das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht oder
     Vor diesem Hintergrund gewinnt die Betrachtung                                      sogar leicht übertroffen werden konnte. Die Grün-
     des ökonomischen Status der Befragten in Bezug                                      de hierfür mögen die weitgehende Aufhebung der
     auf den ÖV-Anteil am Modal Split analytische Re-                                    Corona-Maßnahmen und auch das 9-Euro-Ticket
     levanz. Hierzu wird ein nach dem Haushalts-Pro-                                     sein. Von diesen sehr unterschiedlichen Ursachen
     Kopfeinkommen ermittelter ökonomischer Status                                       profitierten Menschen mit (sehr) niedrigem Ein-
     herangezogen. Während nach den Ergebnissen in                                       kommen am meisten.
     der Abbildung über den betrachteten Zeitraum der
     Anteil bei Personen mittleren Einkommens relativ
     konstant ist, zeigt sich, dass Personen mit hohem
     ökonomischem Status ihre ÖV-Nutzung in 2020
     und 2021 pandemiebedingt im Mittel drastisch
                                                                                          WAS IST DER ÖKONOMISCHE STATUS DES
                                                                                          HAUSHALTES ODER DER PERSON?

     Anteil des ÖV am Modal Split nach ökonomischem                                       Der ökonomische Haushaltsstatus wird nach
     Status der Person                                                                    dem Prinzip des Äquivalenzeinkommens be-
     Angaben in Prozent                                                                   stimmt, das in der Sozialforschung für Ana-
                                                                                          lysen der Einkommensverteilung verwendet
     20
                                                                                          wird. Anhand des Haushaltsnettoeinkommens
                                                                                          und der Haushaltsgröße werden Haushalte in
     15                                                                                   fünf Kategorien eingeteilt. In diesem Bericht
                                                                         14               verwenden wir eine Zusammenfassung die-
               13
                                                                                          ser Kategorien und unterscheiden zwischen
     10
                                   10
                                                                                          Menschen aus Haushalten mit niedrigem,
                     9                                                                    mittlerem und hohem ökonomischem Status.
                          8                            8    8
                                        7                                        7   7
       5

                                             2                    2
       0
                  2017                2020                 2021              2022

                         niedrig            mittel              hoch

     Datengrundlage: MiD 2017 und Mobicor 2020 bis 2022, Personen ab 16 Jahre,
     überschlägig +/- einen (MiD) und zwei (Mobicor) Prozent Fehlerspielraum.
12    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

     Wahrnehmung und Nutzung des                                                kanntheit mit etwa 95 Prozent überdurchschnitt-
     9-Euro-Tickets                                                             lich aus, jedoch auch in verschiedenen kleinstädti-
                                                                                schen oder ländlichen Regionstypen kennen stets
     Was für ein Erfolg: Das 9-Euro-Ticket scheint bei                          mehr als drei Viertel das 9-Euro-Ticket. Damit spie-
     fast der gesamten Bevölkerung angekommen zu                                len diese Unterschiede eigentlich kaum eine Rolle.
     sein. Nahezu 90 Prozent kennen das 9-Euro-Ticket                           Festgehalten werden kann, dass das 9-Euro-Ticket
     entweder gut oder sehr gut. Lediglich sieben Pro-                          „quer durchs Land“ zumindest in Sachen Bekannt-
     zent zeigen sich beim 9-Euro-Ticket kaum bewan-                            heit eine Art Renner war und damit an „rosarote“
     dert; nur jeder zwanzigsten Person ist das Angebot                         Zeiten der Bahn oder das verflossene „Schönes-
     nach eigener Aussage gar nicht bekannt.                                    Wochenende-Ticket“ erinnert.

     Dabei zeigen sich jedoch Stadt-Land-Unterschiede                           Wird auch hier zusätzlich der ökonomische Haus-
     sowie Differenzen in der Altersstruktur. Insbeson-                         haltsstatus herangezogen, zeigt sich erstaunli-
     dere jüngere Stadtbewohner kennen das 9-Euro-Ti-                           cherweise, dass denjenigen, die dem niedrigen
     cket sehr gut. Mit zunehmendem Alter der Befrag-                           und mittleren Status zuzurechnen sind, das Ticket
     ten, aber auch in ländlichen Regionen, verringert                          leicht unterdurchschnittlich kennen (83 Prozent)
     sich die Bekanntheit. Beim Alter ergibt sich bei-                          und entsprechend leicht überdurchschnittlich
     spielsweise, dass Personen im Alter bis zu 49 Jah-                         kaum oder gar nicht kennen (gut 15 Prozent). Dies
     ren zu rund 90 Prozent das Ticket kennen. Bei Per-                         mag auch mit geringeren Mobilitätsbedürfnissen
     sonen ab 50 Jahren sind es im Schnitt „nur“ noch                           bzw. -möglichkeiten erklärbar sein. Personen mit
     gut 80 Prozent. In den Metropolen fällt die Be-                            hohem ökonomischem Status kennen das Ticket

     Bekanntheit des 9-Euro-Tickets im August 2022                              Kauf des 9-Euro-Tickets in den jeweiligen Monaten
     Angaben in Prozent                                                         Angaben in Prozent

                                            5
                                 7                                              50

                                                                                40
                                                                                                                                           40
                                                                                                                            37
                                                                           49                               35
                                                                                30

                       39
                                                                                20

                                                                                10

                                                                                  0
                  gar nicht           kaum            gut           sehr gut                                Juni           Juli         August

     Datengrundlage: infas 2022: Telefonische Adhoc-Zufallsstichprobe im        Datengrundlage: infas 2022: Telefonische Adhoc-Zufallsstichprobe im
     Dual-Frame-Verfahren ab August. n = 1.045 Personen ab 18 Jahren,           Dual-Frame-Verfahren ab August. Monatlich ca. 100 Personen ab 18 Jahren,
     Angaben in Prozent. Fehlerspielraum +/- zwei Prozent.                      Angaben in Prozent. Fehlerspielraum +/- zwei Prozent.
13   MOBILITÄTSREPORT 07
     AUSGABE FEBRUAR 2023

     hingegen im Schnitt um zehn Prozentpunkte bes- auf einer Kombination aus der telefonischen infas-
     ser. Hier liegt die Bekanntheit bei 93 Prozent.       Zufallsstichprobe mit weiteren Online-Fällen aus
                                                           dem CASA-Monitor von infas 360. Gemeinsam er-
     IN VIELEN TASCHEN – MEHR ALS 40 MIO. FREI             gibt sich ein Stichprobenumfang von über 11.000
     VERKAUFTE TICKETS                                     Befragten im August 2022. Dieser wurde mittels
                                                           Blended Calibration verschmolzen. Das Ergebnis
     Von der Bekanntheit zum tatsächlichen Kauf: Lag zeigt die Abbildung von 17 Regionstypen, der Regi-
     der durchschnittliche monatliche Anteil der Käufe- oStaR-17-Typologie des BMDV, die zur Veranschau-
     rinnen und Käufer im ersten Verfügbarkeitsmonat lichung ergänzend in einer Karte dargestellt wird.
     noch bei 35 Prozent, stieg dieser im Juli auf 37 Pro-
     zent. Seinen Höchstwert erreichte er im August Insgesamt bleibt hervorzuheben, dass selbst in den
     mit 40 Prozent.                                       besonders ländlichen und hinsichtlich der generel-
                                                           len ÖPNV-Qualität oft sehr schlecht abschneiden-
     Anders als bei der Bekanntheit zeigt sich beim Kauf den Regionen die 9-Euro-Gelegenheit gar nicht
     ein recht deutlicher Unterschied zwischen Stadt so wenige Interessenten fand. Die oft zu hörende
     und Land. Während in Metropolen über zwei Drit- Annahme, ein solches Ticket würde außerhalb der
     tel der Befragten das Ticket zumindest in einem der Großstädte und ihrem Einzugsgebiet kaum eine
     drei Monate kauften, zählte im dörflichen Raum Käuferschaft finden, wir mit diesen Ergebnissen
     nur etwa ein Drittel zu dieser Gruppe. Dies zeigt widerlegt.
     der genauere regionale Blick mit einem erweiter-
     ten Sample. Er gründet wie bereits angekündigt

                                                                             90 %
                                                                             der Bevölkerung kannte das
                                                                             9-Euro-Ticket entweder gut
                                                                             oder sehr gut. In den Metro-
                                                                             polen fiel die Bekanntheit mit
                                                                             etwa 95 Prozent überdurch-
                                                                             schnittlich aus.
14   MOBILITÄTSREPORT 07
     AUSGABE FEBRUAR 2023

     Methodenbox 1                                        – Anschließend wird die Kalibrierung nach sozio-
      Hintergründe zum Verfahren der                        demografischen, sozioökonomischen und regi-
                                                            onalen Merkmalen erneut durchgeführt. Aus-
     „Blended Calibration“
                                                            gangsgewicht sind beim Probability-Sample die
     Ein wesentlicher Nachteil von Online-Access-           aus dem ersten Schritt ermittelten finalen kalib-
     Panels besteht darin, dass es sich um Non-Proba-       rierten Gewichte, beim Non-Probability-Sample
     bility-Samples handelt. Dies bedeutet, dass keine      wird hier konstant 1 gesetzt.
     Zufallsstichproben vorliegen und es somit in der     – Bei dem anschließenden Vergleich von zusätz-
     Regel nicht möglich ist, die Auswahlwahrschein-        lichen Merkmalen für die Kalibrierung zwischen
     lichkeit der Stichprobeneinheiten in der reali-        den beiden Samples nach Gewichtung sollten
     sierten Stichprobe zu bestimmen. Um dennoch            Merkmale gewählt werden, die zwischen den
     erwartungstreue Schätzungen zu ermöglichen,            beiden Samples erheblich variieren und idealer-
     kann zusätzlich eine Zufallsstichprobe (Proba-         weise die beiden Populationen differenzieren.
     bility-Sample) verwendet werden, bei der die           infas verwendet hierfür – nach Prüfung – die
     Auswahlwahrscheinlichkeit der Stichprobenein-          Nutzungshäufigkeiten von Telekommunikations-
     heiten bestimmt werden kann, die sogenannte            geräten und von sozialen Medien.
     Blended Calibration. Hierbei werden ein Non-Pro-
                                                          – Die Kalibrierung wird so um die trennenden
     bability-Sample und ein Probability-Sample so in-
                                                            Merkmale erweitert. Die Eckwerte (Soll-Verteilun-
     tegriert, dass Verzerrungen möglichst minimiert
                                                            gen) stammen dabei vollständig aus dem Proba-
     werden. Der grundlegende Ansatz besteht also in
                                                            bility-Sample, da davon auszugehen ist, dass die
     der Zusammenführung der beiden Stichproben,
                                                            Schätzungen dieser Verteilungen nicht verzerrt
     wobei das Probability-Sample sehr viel weniger
                                                            sind.
     Fälle enthalten kann als das Non-Probability-
     Sample. Dabei lautet die wesentliche Frage, wie
                                                          Relevant sind bei diesem Vorgehen die Variablen,
     die beiden Stichproben zusammengeführt wer-
                                                          die zusätzlich zur Kalibrierung der klassischen
     den können, sodass mit der gemeinsamen, integ-
                                                          soziodemografischen Merkmale verwendet werden.
     rierten Stichprobe erwartungstreue Schätzungen
                                                          Dieses Verfahren ist geeignet, Probability-Samples
     möglich sind. infas hat mit der Blended Calibrati-
                                                          und Non-Probability-Samples zusammenzuführen.
     on unter Anwendung einer mehrstufigen Ge-
                                                          Darüber hinaus passt es die als relevant erachteten
     wichtung sehr gute Erfahrungen gesammelt. Dies
                                                          Verteilungen an. Ziel ist es, die Verteilungen aller
     wird in mehreren Schritten umgesetzt:
                                                          in beiden Erhebungen gleich erhobenen Merkmale
     – Zunächst erfolgt eine Gewichtung des               im zusammengeführten Datensatz schätzen zu
       Probability-Samples mittels Designgewicht          können und die Verzerrungen im Non-Probability-
       (Auswahlwahrscheinlichkeit) und Kalibrierung       Sample zumindest deutlich zu reduzieren.
       nach soziodemografischen, sozioökonomischen
       und regionalen Merkmalen.
     – Es folgt die Hinzunahme der ungewichteten
       Online-Fälle.
15       MOBILITÄTSREPORT 07
         AUSGABE FEBRUAR 2023

       Zusammengefasster Regionalstatistischer Raumtyp (RegioStaR 17)
                                                                     DK

                                                                                         DK

                                                                                        Kiel

                                                                                                                      Rostock
                                                                                                           Kiel

                                                                                                                                            Rostock
                                                                                    Hamburg                Schwerin

                                                                                                                                                               Szczecin
                                                                                                     Hamburg                    Schwerin
                                                               Bremen
                                                                                                                                                                                     Szczecin
                                                                                                                                                            PL
                                                                                   Bremen
                    NL                                                                                   DK
                                                                                                                                           Berlin                                 PL
                    Enschede
                                                                              Hannover
                                           NL                                                                                         Potsdam                     Berlin
                                                                                                     Magdeburg
                Arnhem                                                                           Hannover
                                           Enschede         Bielefeld                                                         Kiel
                                                                                                                                                           Potsdam
     Nijmegen                                                                                                                Magdeburg                        Rostock
                                    Arnhem
                                                                                                                                                           Cottbus
                                                                                 Bielefeld
                          Essen          Dortmund                                                        Halle/S.
        Venlo
                     Nijmegen
                                                                                                                       Hamburg                      Schwerin                     Cottbus
                            Düsseldorf
                                                 Essen              Kassel
                                                              Dortmund                                                  Leipzig
                                                                                                                             Halle/S.
                            Venlo                                                                                                                                                                    Szczecin
                                                                                              Erfurt
                              Köln                                                                                                                  Dresden
                                                 Düsseldorf                                       Bremen                             Chemnitz
                                                                                          Kassel                                                 Leipzig
                                    Bonn
                                                                                                                    Erfurt                                                                         PL
                                                   Köln                                                                                                                    Dresden
           BE                                                                                                                                              Chemnitz
                                                         BonnNL                                                                                                                   Berlin
                              BE      Wiesbaden
                                                            Frankfurt/M.
                                                              Enschede
                                                                                                                    HannoverCZ
                                                                                                                                                                               Potsdam
         LU                                  Mainz                                                                                              Magdeburg
                                                         Arnhem                  Frankfurt/M.                                                          CZ
      Luxembourg                                            Wiesbaden                            Bielefeld
                            LU              Nijmegen           Mainz
                                                          Mannheim                                   Nürnberg
                         Luxembourg                                                                                                                                                               Cottbus
                           Saarbrücken
                                                                    Essen        Dortmund                                                           Halle/S.
                                                 Venlo

                                                                    Düsseldorf
                                                                           Mannheim                                          Nürnberg
                                                 Saarbrücken                                               Kassel                                                  Leipzig
                                     FR                              Stuttgart
                                                                                                                                       Erfurt
                                                                     Köln                                                                                                                  Dresden
                            Strasbourg                                                                                                                                       Chemnitz
                                                                           Bonn
                                                                              Ulm
                                                          FR                             Stuttgart
                                                   BE
                                                 Strasbourg
                                                                                                 Ulm                                             AT
                                                                                                           München
                      Mulhouse        Freiburg i.Br.                         Wiesbaden
                                                                                                 Frankfurt/M.                                                             CZ
                                                                                                                                            Salzburg
                                                  LU                                Mainz                                                                             AT
                                                               CH                                                                    München
                                            Luxembourg Freiburg i.Br.
                                     Basel Mulhouse
                   100 km                                                                                                                                          Salzburg
                                                                                                                                                                 © BBSR Bonn 2018
                                                                                                Mannheim                                        Nürnberg
                                                           Basel    SaarbrückenCH
                                      100 km
                                                                                                                                                                                       © BBSR Bonn 2018

                                                                            FR                           Stuttgart

                    Stadtregionen                                   Strasbourg               Ländliche Regionen                                        Stadtregionengrenze
       Metropolitane                     Regiopolitane                     Stadtregionsnahe                    Ulm ländliche
                                                                                                         Periphere                          Name
                                                                                                                                                    Grenznahe Großstadt mit
       Stadtregion                       Stadtregion                       ländliche Region              Region
                                                                                                                                                    stadtregionaler Verflechtung
          Metropole                      Stadtregionen                                                       Ländliche Regionen zu Deutschland                          Stadtregionengrenze
                                                                                                                                                                                         AT
                                                                                                                                 München Name
           Großstadt Metropolitane Regiopole Regiopolitane
                                                    Mulhouse
                                                                               Stadtregionsnahe
                                                                  Zentrale Stadt
                                                                Freiburg i.Br.
                                                                                                           Periphere ländliche
                                                                                              Zentrale Stadt
                                                                                                                                                 Grenznahe Großstadt mit
           Mittelstadt Stadtregion Mittelstadt Stadtregion Mittelstadt ländliche Region      Mittelstadt Region Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung       Salzburg
                                                                                                                                                 stadtregionaler Verflechtung
                                                                                                                     des BBSR
                          Metropole
           Städtischer Raum           Städtischer Raum           Städtischer Raum            Städtischer Raum        Geometrische Grundlage: Einheitsgemeinden
                                                                                                                                                 zu Deutschland
                                                                                    CH                               und Gemeindeverbände (generalisiert),
                          Großstadt                   RegiopoleBasel               Zentrale Stadt               Zentrale Stadt© GeoBasis-DE/BKG
                                                                                                                     31.12.2016
           Kleinstädtischer,          Kleinstädtischer,           Kleinstädtischer,           Kleinstädtischer,
                          Mittelstadt            100 km
                                                      Mittelstadt                 Mittelstadt
                                                                                                                     Bearbeitung: BBSR, A. Milbert
                                                                                                               Mittelstadt                 Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung
           dörflicher Raum            dörflicher Raum             dörflicher Raum             dörflicher Raum        Grundkonzeption: BMVI
                                                                                                                                           des BBSR
                                                                                                                                                                           © BBSR Bonn 2018
                              Städtischer Raum                     Städtischer Raum               Städtischer Raum                    Städtischer Raum              Geometrische Grundlage: Einheitsgemeinden
       Datengrundlage: BBSR (2018).                                                                                                                                 und Gemeindeverbände (generalisiert),
                              Kleinstädtischer,                    Kleinstädtischer,              Kleinstädtischer,                   Kleinstädtischer,             31.12.2016 © GeoBasis-DE/BKG
                                                                                                                                                                    Bearbeitung: BBSR, A. Milbert
                              dörflicher Raum                      dörflicher Raum                dörflicher Raum                     dörflicher Raum               Grundkonzeption: BMVI

                                                              Stadtregionen                                                     Ländliche Regionen                                              Stadtregionengrenze
                                                Metropolitane                    Regiopolitane                Stadtregionsnahe                      Periphere ländliche              Name
                                                                                                                                                                                            Grenznahe Großstadt mit
                                                Stadtregion                      Stadtregion                  ländliche Region                      Region
16     MOBILITÄTSREPORT 07
       AUSGABE FEBRUAR 2023

     9-EURO SIND AUCH IM LÄNDLICHEN RAUM                                                        Befragten vorliegt, um allein auf Grundlage der
     KEIN LADENHÜTER                                                                            Befragungsergebnisse zu einem Käuferwert zu
                                                                                                gelangen.
     Diese Fehleinschätzung tritt noch deutlicher zu
     Tage, wenn methodisch ein weiterer Schritt ge-                                             Das Ergebnis der Schätzung zeigt die Karte der
     gangen wird. Hierzu haben wir die kombinierte                                              so ermittelten klassifizierten Käuferanteile. Zur
     Summe der 11.000 August-Interviews als Ba-                                                 weiteren Veranschaulichung haben wir den von
     sis für ein Small-Area-Schätzmodell genutzt,                                               infas und infas 360 im Jahr 2017 erstellten und
     welches den Kauf zu Strukturmerkmalen der                                                  seitdem fortgeschrieben ÖPNV-Index sowie
     Landkreise und kreisfreien Städte wie etwa der                                             eine Kaufkraftkraftkarte daneben gestellt. Be-
     ÖPNV-Qualität in Beziehung setzt und daraus                                                zogen auf das 9-Euro-Ticket sind hier die Rolle
     für alle Gebiete einen Käuferanteil schätzt. Eine                                          der größeren Städte klar erkennbar, aber eben
     derartige Schätzung liefert auch für Regionen                                              auch die durchaus nicht gering zu schätzende
     Ergebnisse, für die eine zu geringe Anzahl von                                             Nachfrage außerhalb der Ballungsräume.

     Mindestens einmaliger 9-Euro-Ticketkauf nach Regionstypen
     Angaben in Prozent

                                                                                         Metropole                                                                                  72

                                              Großstadt einer metropolitanen Stadtregion                                                                                  57

                                             Mittelstadt einer metropolitanen Stadtregion                                                                            51

                                     Städtischer Raum einer metropolitanen Stadtregion                                                                             49

                 Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer metropolitanen Stadtregion                                                                                47

                                                                                          Regiopole                                                                            64

                                              Mittelstadt einer regiopolitanen Stadtregion                                                                         48

                                      Städtischer Raum einer regiopolitanen Stadtregion                                                                         44

                  Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer regiopolitanen Stadtregion                                                                       38

                             Zentrale Stadt einer stadtregionsnahen ländlichen Region                                                                                   54

                                 Mittelstadt einer stadtregionsnahen ländlichen Region                                                                             49

                         Städtischer Raum einer stadtregionsnahen ländlichen Region                                                                           39

     Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer stadtregionsnahen ländlichen Region                                                                         35

                                        Zentrale Stadt einer peripheren ländlichen Region                                                                               55

                                           Mittelstadt einer peripheren ländlichen Region                                                                          49

                                   Städtischer Raum einer peripheren ländlichen Region                                                                   35

               Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer peripheren ländlichen Region                                                                      34

                                                                                                         0                       25                      50                              75

     Datengrundlage: telefonische infas-Mehrthemenbefragung im August 2022 (n = 1.045), Zufallsstichprobe Dual Frame kombiniert mit 10.250 Fällen im Online-Access-Panel
     in Zusammenarbeit mit infas 360, Blended Calibration mindestens einmaliger Ticketkauf, Aufteilung nach RegioStaR 17, Fehlerspielraum: +/- zwei Prozent.
17    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

                                                             11.000 Personen ab 18 Jahren, das erwartungstreue
     Methodenbox 2
                                                             Schätzer liefert. Im Ergebnis steht ein repräsen-
     Vorgehen bei der Regionalisierung der                   tativer Anteil je Bundesland zur Verfügung, der
     Befragungsergebnisse zum 9-Euro-                        wiederum die Basis für eine weitere feinräumigere
     Ticket                                                  Regionalisierung bildet.
                                                             Die Berechnung erfolgt über ein multivariates
     Belastbare kleinräumige Daten zur Ticket-Nutzung        Schätzmodell. Hierfür wird die Online-Stichprobe
     gab es bislang nicht. Auf Basis ihrer gemeinsamen       über die geocodierten Wohnadressen der Befragten,
     Befragungen im August 2022 haben infas und infas        die diese im Rahmen der Befragung freiwillig ange-
     360 nun den Käufer-Anteil auf Kreisebene regionali-     ben, mit mikrogeografischen Merkmalen aus der in-
     siert. Möglich wird dies durch die innovative Kombi-    fas 360 Datenbank angereichert. Das Portfolio von
     nation aus Blended Calibration und der Einbindung       infas 360 umfasst Daten zu allen 23 Mio. Adressen
     von mikrogeografischen Merkmalen.                       in Deutschland und beinhaltet Informationen auf
                                                             verschiedenen räumlichen Ebenen, von der Adresse
     Da infas und infas 360 gleiche Fragen gestellt haben,
                                                             selbst, über den Siedlungsblock und den Ortsteil
     lässt sich durch Zusammenführung und Kalibrie-
                                                             bis hin zu den politisch-administrativen Ebenen
     rung der Samples eine repräsentative Abschätzung
                                                             der Gemeinden und Kreise mit Kennziffern aus
     der Kaufquote auf Bundeslandebene erzielen. Zur
                                                             überwiegend amtlicher Quelle. Hinzu kommt eine
     Generierung des Gesamtsamples wurden die bevöl-
                                                             Einstufung der jeweiligen ÖPNV-Qualität.
     kerungsrepräsentativen zufallsbasierten August-
     Samples aus den Dual-Frame-Telefoninterviews von        Über die angereicherten Merkmale wird für die
     infas mit 1.000 Befragten sowie das Non-Probabili-      binäre Variable „Kauf ja vs. nein“ ein logistisches
     ty-Sample aus der regional quotierten Online-Befra-     Regressionsmodell aufgestellt und anschließend
     gung von infas 360 mit 10.250 Befragten herange-        bundesweit und flächendeckend auf alle 19 Mio.
     zogen. Durch die Gewichtung der Befragungsdaten         Adressen mit Privathaushalten übertragen. In das
     über sozioökonomische und regionale Merkmale            Modell eingeflossen sind neben soziodemografi-
     sowie über Nutzungshäufigkeiten von Telekommu-          schen Kennziffern und Siedlungsstrukturmerkma-
     nikationsgeräten und sozialen Medien erhält man         len insbesondere Informationen zur ÖPNV-Infra-
     ein „Blended Sample“ mit Informationen zu rund          struktur sowie zur Kaufkraft.
18   MOBILITÄTSREPORT 07
     AUSGABE FEBRUAR 2023

                            Erwerb des 9-Euro-Tickets
                            Anteil der ab-18-Jährigen, die mindestens einmal das
                            9-Euro-Ticket gekauft haben.

                            Die Karte stellt das Ergebnis von Schätzungen des Käuferanteils dar
                            (mindestens in einem Monat ein 9-Euro-Ticket gekauft). Hierzu wurde ein
                            Small-Area-Modell verwendet. Grundlage für die Schätzungen sind 1.045
                            telefonische Interviews in einer Dual-Frame-Zufallsstichprobe sowie weitere
                            10.250 Interviews in einem Online-Access-Panel. Beide Quellen wurden
                            über das Verfahren der Blended Calibration zusammengeführt und mit
                            Strukturmerkmalen der betrachteten Gebietseinheiten in Beziehung gesetzt.
                            Dieses Schätzergebnis sollte mit einem Fehlerspielraum von +/- drei Prozent
                            interpretiert werden.

                            Datengrundlage: infas 360 GmbH (2022): Dual-Frame-Befragung im August sowie
                            infas 360 CASA-Monitor-Fälle im August, gemeinsames n = 11.295. Zusammenführung
                            und Gewichtung mittels Blended Calibration.
19    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

     ÖPNV-Index                                            Kaufkraft
     Durchschnittlicher Index zur Erreichbarkeit           Durchschnittliche Kaufkraft pro Einwohner und Jahr in EUR
     öffentlicher Verkehrsmittel (0 bis 100 Indexpunkte)

     Datengrundlage und Konzept: infas 360 GmbH 2022.      Datengrundlage und Konzept: infas 360 GmbH 2022.

     Für den ein oder anderen mag dieses Ergebnis viel-    gische, sächsische oder andere ostdeutsche Regio-
     leicht verwunderlich klingen, doch in jedem Land-     nen weitab von Ballungsräumen mit gutem ÖPNV-
     kreis hat mindestens etwas mehr als ein Fünftel       Angebot. Möglicherweise spielt hier das Argument
     der regionalen Bevölkerung das 9-Euro-Ticket min-     der zeitweisen finanziellen Entlastung eine Rolle. Und
     destens in einem Monat gekauft. Auffällig sind da-    oft liegt die Einstiegshürde tief, da das Ticket sich be-
     bei die dünn besiedelten Regionen Mecklenburg-        reits bei relativ kurzen regionalen Strecken selbst bei
     Vorpommerns, in denen der Anteil stets bei über       einer einzigen oder nur wenigen Fahrten amortisiert.
     40 Prozent liegt. Sie liegen anders als brandenbur-
20   MOBILITÄTSREPORT 07
     AUSGABE FEBRUAR 2023

     Exkurs:
     Experteneinschätzungen zur
     Erweiterung der
     Perspektive

                                                 DR.-ING. WULF-HOLGER ARNDT,
                                                 BEREICHSLEITER „MOBILITÄT UND RAUM“,
     MEINUNGSBILD 9-EURO-TICKET –                ZENTRUM TECHNIK UND GESELLSCHAFT,
     UND DANACH                                  TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN

     Das 9-Euro-Ticket und seine möglichen       Nichts ist wie vorher! Das 9-Euro-Ticket hat
     Folgewirkungen war und ist auch in der      nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die ver-
     Landschaft der Mobilitätsexpertinnen        kehrlichen und politischen Langfristeffekte des
     und -experten ein vieldiskutiertes The-     9-Euro-Tickets-Experiments sind entscheidend.
     ma. Dabei ist vor allem die Frage nach      Ein nicht unbeachtlicher Teil der Autofahrer hat
     dem interessant, was bleibt. Dazu lie-      teilweise erstmalig ÖPNV-Erfahrungen gesam-
     fert dieser Report erste empirisch ab-      melt. Das ist enorm wichtig, weil so Mobilitäts-
     gesicherte Ergebnisse. Aber auch diese      routinen („Auto im Kopf“) aufgeweicht werden.
     Zahlen können unterschiedlich bewer-        Außerdem war zu sehen, dass bei allen Unzu-
     tet werden. War das Ticket nun ein wirk-    länglichkeiten das ÖPNV-System nicht zusam-
     licher Meilenstein, ein gut gemeintes       menbricht, wenn zum Niedrigpreis viel mehr
     Strohfeuer oder trotz allem der falsche     Menschen fahren. Auch scheinen die Menschen
     Weg? Uns hat interessiert, wie die Situa-   – entgegen den Warnungen einiger – bei einem
     tion eingeschätzt wird. Wir haben unse-     Niedrigtarif nicht sinnlos in der Gegend herum-
     re Ergebnisse daher einem kleinen Kreis     zufahren (auch Fahrten von Punks nach Sylt re-
     aus unserem Netzwerk vorab zur Verfü-       präsentieren einen originären Bedarf) und Bus-
     gung gestellt und um eine Einschätzung      se als mobile Schlafstätten zu missbrauchen.
     gebeten. Lesen Sie in unserem Exkurs,
     welche Antworten wir erhalten haben.        Ein landesweiter Niedrigtarif ist machbar und
     Selbstverständlich erheben diese keinen     damit ein Nulltarif wahrscheinlich umsetzbar.
     Anspruch auf Vollständigkeit und es sind    Damit wäre der ÖPNV für jeden einfach und
     an anderer Stelle weitere Stimmen ver-      ohne Preisbarrieren nutzbar – eine wichtige
     nehmbar. Doch im besten Fall regen sie      Voraussetzung für die Verkehrswende neben
     die weitere Diskussion an.                  einem massiven Ausbau des ÖPNV und Restrik-
                                                 tionen für den MIV.
     Wir danken allen Beteiligten
     für ihren Beitrag.
21    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

                                                         PROF. DR. ANDREAS KNIE,
     ANNA-THERESA KORBUTT,                               SOZIALWISSENSCHAFTLER UND
     GESCHÄFTSFÜHRERIN DES HAMBURGER                     MOBILITÄTSFORSCHER AM WISSENSCHAFTS-
     VERKEHRSVERBUNDES                                   ZENTRUM BERLIN FÜR SOZIALFORSCHUNG

     „Aus der Perspektive des hvv war das 9-Euro-        Die bisherigen Bund-Länder-Auseinanderset-
     Ticket in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg: Es hat    zungen haben gezeigt, dass keiner der Betei-
     Verbraucher unmittelbar und für alle transpa-       ligten schnellen Umsetzungsdruck hinsichtlich
     rent entlastet, die soziale Teilhabe erhöht, ei-    einer raschen Einführung des 49-Euro-Tickets
     nen dringend notwendigen Nachfrageschub             verspürt. Vielmehr wird die Weiterentwicklung
     für den ÖPNV ausgelöst und dazu geführt, dass       des 9-Euro-Tickets in Geiselhaft genommen, um
     eine signifikante Verkehrsverlagerung vom Pkw       nochmals grundsätzlich über die Finanzierung
     zu Bussen und Bahnen stattgefunden hat. Da-         des öffentlichen Verkehrs (ÖVs) nachzudenken.
     her ist das Ticket ein Ansatzpunkt in Richtung
     der vielzitierten, aber bisher kaum praktizierten   Zu einem attraktiven ÖV-Angebot gehört
     Verkehrswende.                                      selbstverständlich nicht nur ein günstiger Preis
                                                         und eine einfache Bedienbarkeit. Mehr als vier
     Seit September haben sich die Fahrgastzahlen        Fünftel der Befragten gaben an, dass ein Ausbau
     wieder auf dem Niveau des Frühjahrs einge-          des Angebots mit höheren Frequenzen und bes-
     pendelt. Das zeigen auch unsere eigenen Erhe-       seren Verfügbarkeiten die Attraktivität deutlich
     bungen. Vor diesem Hintergrund ist es umso          verbessern würde.
     wichtiger, mit einem Nachfolge-Angebot die
     Sympathien für die Branche und die Chancen          Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass die Akzep-
     zur Aktivierung von Fahrgästen und zur Be-          tanz in der Bevölkerung grundsätzlich vor-
     schleunigung der Verkehrswende schnell zu           handen ist. Die wohl nachhaltigste Folge des
     nutzen. Dazu muss das Deutschlandticket mög-        9-Euro-Tickets ist daher das zunehmende Un-
     lichst kundenfreundlich ausgestaltet werden.“       verständnis der Bevölkerung, warum der ÖV so
                                                         sein muss, wie er ist. Eine Änderung an Haupt
                                                         und Gliedern ist daher keine Option, sie ist eine
                                                         Bedingung für den Fortbestand.
22    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

     JUNG ODER ALT, ARM ODER REICH –                        Über diese Teilergebnisse hinaus liefern unsere
     WER KAUFTE DAS 9-EURO-TICKET?                          Befragungen weitere Resultate, etwa zu soziode-
                                                            mographischen Hintergründen und zu Einstellun-
     Wie auch bezogen auf den Modal Split lässt sich        gen gegenüber dem 9-Euro-Ticket. Unter dem Titel
     die Käuferschaft des 9-Euro-Tickets weiter diffe-      „Überraschend einfach“ haben wir uns diesen be-
     renzieren. Dies folgt auch mit Blick auf die Poten-    reits im vorangehenden Mobilitätsreport gewid-
     ziale für ein Deutschlandticket als Nachfolger im      met, der Anfang September 2022 erschienen ist .
                                                                                                          1

     Mobilitätsreport 08, dessen Erscheinen für Mitte
     2023 geplant ist.                                      WAS BLEIBT ÜBRIG UND WELCHE
                                                            ERWARTUNGEN WURDEN GEWECKT?
     An dieser Stelle soll jedoch bereits auf Alters- und
     Wohlstandseffekte hingewiesen werden. In punk-         Die dort dargestellte Meinungsbilanz fiel positiv
     to Alter ist wie bei den regionalen Unterschieden      aus. In Ausgabe 06 „Überraschend einfach“ haben
     eine „Lücke“ zu erkennen, die je nach Perspektive      wir gezeigt, dass die meisten Bundesbürger das
     unterschiedlich bewertet werden kann. Während          Ticket begrüßt haben und sich eine Fortführung
     junge Leute unter 30 Jahre das Ticket stets zu rund    wünschen. Nur eine kleine Gruppe von weniger als
     60 Prozent kauften, waren es bei den älteren Be-       einem Fünftel war skeptisch, vor allem mit der For-
     fragten 65plus nur noch rund 25 Prozent. Nach          derung im Hintergrund, zunächst ein adäquates
     unserer Einschätzung sind allerdings auch Käufe-       Angebot zu schaffen und erst dann über Preismaß-
     ranteile von einem Viertel beachtlich und taugen       nahmen nachzudenken.
     keineswegs für eine Einstufung als Misserfolg.
                                                            Doch wir haben auch direkt gefragt. Interessant
     Aufschlussreich ist erneut die Kaufaufteilung un-      ist dabei die Gruppe, die sich aktiv für das Ticket
     ter den unterschiedlichen ökonomischen Haus-           entschieden hatte und nicht über eine vorüberge-
     haltskategorien. Bei diesem Fokus lässt sich er-       hende Umwandlung einer bestehenden Zeitkarte
     kennen, dass mit 48 Prozent fast so gut wie jede       zu diesem Angebot gelangt ist.
     zweite Person aus der unteren Statusgruppe das
     9-Euro-Ticket mindestens einmal gekauft hat. Be-       Diese echte Kundengruppe hat ihre zukünftige
     fragte mit hohem diesbezüglichem Status haben          ÖPNV-Nutzungsintensität nach Ablauf des 9-Euro-
     mit durchschnittlich 44 Prozent das Ticket fast        Tickets auf interessante Weise eingeschätzt:
     genauso häufig erworben. Im Personenkreis der
                                                            – 46 Prozent gaben an, den ÖPNV in etwa gleich
     mittleren ökonomischen Statusgruppe war es im
                                                              häufig nutzen zu wollen.
     Durchschnitt lediglich etwas mehr als jeder Fünf-
     te. Das günstige Angebot hat also die Zielgruppe       – In sechs Prozent der Fälle beabsichtigen die
     der schwächer Situierten, aber auch die übrige Be-       Käufer eine künftig insgesamt häufigere Nut-
     völkerung erreicht. Dabei wurde das Ticket mehr-         zung von Bus und Bahn.
     heitlich gezielt gekauft. Der Zugang bestand also      – 27 Prozent wollen summa summarum nach
     nur zu einem kleineren Teil in der einer zeitweilig      Ablauf des Angebots wieder seltener oder
     umgetauschten, ohnehin vorhandenen Monats-               vielleicht auch gar nicht erneut mit dem ÖPNV
     oder Jahreskarte. Dies gilt insbesondere für Befrag-     unterwegs sein.
     te in mittleren und hohen Altersgruppen, die in
     der Regel eine höhere Pkw-Verfügbarkeit und eine
     schlechtere ÖPNV-Durchdringung kennzeichnet.
                                                            1 Dieser Report 06 ist online abrufbar unter: www.infas.de/wp-content/
                                                              uploads/ 2022/10/infas_Mobilitaetsreport_06_7608_20220923.pdf
23    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

     Diese Verteilung legt nahe, dass ein kleiner Effekt
     übrig bleibt. Dies hat auch die vorne vorgestellte
     Modal-Split-Zeitreihe mit ihren Werten aus dem
     September 2022 nahegelegt. Aber dieser Effekt ist
     klein und es ist ungewiss, ob der im September ge-
     äußerten Absicht dauerhafte weitere Taten folgen,
     also eine intensivere ÖPNV-Nutzung. Doch immer-
     hin hat die 9-Euro-Phase möglicherweise manche
     oder manchen zum längeren Probieren animiert.
     Ein echter Durchbruch ist es jedoch nicht – und
     sollte es auch nicht sein, denn das Ticket war als
     vorübergehende Kostenentlastung gedacht, nicht
     unbedingt als dauerhafter ÖPNV-Einstieg.

     Erwartete eigene Nutzung des ÖPNVs nach Ablauf der
     9-Euro-Ticket-Phase (im freien Verkauf erworben)
     Angaben in Prozent

                                               2
                                                     4
                           20

                 1

                                                                                               Bezug des 9-Euro-Tickets und ÖPNV-Nutzung in dieser Phase:
                                                                                               Angaben in Prozent
                     16                                                46

                                                                                               Vom Arbeitgeber über das
                                                                                                                                             0,4
                                 11                                                            Jobticket umgetauscht
                                                                                               Monats- oder Jahreskarte
                                                                                                                                   0,2           1,2
                                                                                               reduziert/umgetauscht

                                                                                               gezielt gekauft                               2         4
          viel häufiger nutzen                        viel seltener nutzen
          etwas häufiger nutzen                       kann ich noch nicht sagen                                                          0             5     10         15         20
          genauso häufig nutzen                       andere
                                                                                                            viel häufiger nutzen                   etwas häufiger nutzen
          etwas seltener nutzen

     Frage: „Und wie häufig nutzen Sie nun Bus und Bahn nach Ablauf des 9-Euro-Tickets im      Frage: „Und wie häufig nutzen Sie nun Bus und Bahn nach Ablauf des 9-Euro-Tickets im
     Vergleich zu der Zeit, bevor es das 9-Euro-Ticket gab? Nutzen Sie Bus und Bahn nun …“.    Vergleich zu der Zeit, bevor es das 9-Euro-Ticket gab? Nutzen Sie Bus und Bahn nun …“.
     Frage: „Hatten Sie das 9-Euro-Ticket gezielt gekauft oder wurde Ihre ohnehin vorhandene   Frage „Hatten Sie das 9-Euro-Ticket gezielt gekauft oder wurde Ihre ohnehin vorhandene
     Jahres- oder Monatskarte von dem Anbieter umgetauscht bzw. für diese Zeit im Preis        Jahres- oder Monatskarte von dem Anbieter umgetauscht bzw. für diese Zeit im Preis
     reduziert?“.                                                                              reduziert?“.
     Datengrundlage: infas (2022): Telefonische Ad-hoc-Zufallsstichprobe im Dual-Frame-        Datengrundlage: infas (2022): Telefonische Adhoc-Zufallsstichprobe im Dual-Frame-
     Verfahren ab August. Teilgruppe n = 401, Fehlerspielraum +/- zwei Prozent.                Verfahren ab August. Teilgruppe n = 439, Fehlerspielraum +/- zwei Prozent.
24                 MOBILITÄTSREPORT 07
                   AUSGABE FEBRUAR 2023

        DEUTSCHLAND FÜR 49,- EURO IM MONAT –                                                             denen monatlichen Ticketpreis (blau) sowie den
        DIE RICHTIGE ENTSCHEIDUNG?                                                                       als zu teuer empfundenen Betrag, den die Befrag-
                                                                                                         ten nicht mehr bereit wären zu zahlen (rot). Der
        So wird eine andere Frage interessant: Was erwar-                                                Schnittpunkt beider Graphen liegt demnach bei
        tet sich der Bundesbürger als Nachfolge und wie                                                  rund 49,- Euro und kennzeichnet gemäß der Van-
        steht vor diesem Hintergrund das inzwischen be-                                                  Westendorp-Methode die Preisobergrenze. Dies
        schlossene Deutschlandticket zum Monatspreis                                                     bedeutet, dass die Befragten maximal 49,- Euro
        von 49,- Euro dar? Dass es unbedingt ein Folgeti-                                                bereit sind zu bezahlen, einen niedrigeren Preis je-
        cket geben müsse, forderten im August drei von                                                   doch durchaus präferieren würden. Der Mittelwert
        vier Befragten. Und auch im September änderte                                                    der abgefragten Preisvorstellungen bestätigt diese
        sich dies nicht wesentlich. Es besteht also eine                                                 Einschätzung. Er liegt bei rund 39,- Euro, also un-
        deutliche Erwartungshaltung. Dies lässt sich nicht                                               ter der 50-Euro-Schwelle, bis zu der 50 Prozent mit
        nur für das Ticket an sich, sondern auch für die                                                 dem Preis gerade so einverstanden wären.
        Preiserwartung konstatieren.
                                                                                                         So gesehen orientiert sich die Entscheidung für ein
        Die entsprechende Abbildung zeigt, im Hinblick                                                   49-Euro-Deutschlandticket an der oberen Schwelle.
        auf eine mögliche Anschlusslösung an das 9-Euro-                                                 Das ist vertretbar und oft noch eine deutliche Ver-
        Ticket, einen für die Befragten als günstig empfun-                                              günstigung gegenüber dem jetzigen Preisniveau,

        Preissensitivitäten: Frage zu Anschlusslösung inkl. Preissensibilität
        Agaben in Prozent

                              1

                             0,9

                             0,8

                             0,7
     kumulierte Häufigkeit

                             0,6

                             0,5                                                                                                                                           günstig
                                                                                                                                                                           zu teuer
                             0,4
                                                                                                                                                                           linear (günstig)
                             0,3                                                                                                                                           linear (zu teuer)

                             0,2

                             0,1

                              0

                                   9   12   18   21    26       29      34      40      45      51       56      61      70      79      86       100 140 200 360 500 Euro

              Frage: „Angenommen, es würde dauerhaft ein ähnliches Angebot wie das 9-Euro-Ticket eingeführt – also ein Ticket, mit dem Sie in ganz Deutschland den öffentlichen Nahverkehr nutzen
              können. Was wäre für Sie persönlich ein guter monatlicher Preis für so ein Ticket?“ Frage: „Und ab welchem Betrag pro Monat wäre Ihnen ein solches Ticket zu teuer?“
              Datengrundlage: infas (2022): infas Mehrthemenbefragung: Telefonische Adhoc-Zufallsstichprobe im Dual-Frame-Verfahren ab August. n = 1.000.
25    MOBILITÄTSREPORT 07
      AUSGABE FEBRUAR 2023

     lässt aber die soziale Komponente außer Acht. Soll     spruch nicht erfüllt. Und zuletzt akzeptiert wieder
     dies im Auge behalten werden, sind für bestimmte       ein Drittel der bis dahin noch Verbliebenen, für die
     Gruppen weitere Vergünstigen erforderlich, etwa        also der ÖPNV ein attraktives Angebot wäre, die
     in Form von reduzierten Sozialtickets. In unserem      aktuelle Fahrpreishöhe jedoch nicht.
     zurückliegenden Report konnten wir zeigen, dass
     in dem besonders günstigen Preis nicht unerhebli-      Diese Darstellung idealisiert selbstverständlich
     che Teilhabechancen liegen. So werden für ökono-       doch die tatsächlichen Entscheidungen verlaufen
     misch benachteiligte Gruppen manche Aktivitäten        oft pragmatisch oder mangels Alternative anders,
     einfacher zugänglich, die sich Wohlhabendere im        aber sie vermittelt doch einen Eindruck der Zu-
     Alltag selbstverständlich und ohne Not leisten.        gangsbarrieren. Dabei erweisen sich die Erreich-
                                                            barkeitsmerkmale (allgemeines Wissen, Liniennetz
     PREIS, VERFÜGBARKEIT ODER SERVICE – WAS                und Takt) sowie der Preis als recht gleichrangige
     ENTSCHEIDET ÜBER DIE ÖPNV-NUTZUNG?                     Hindernisse. Vor diesem Hintergrund ist das 9-Eu-
                                                            ro-Experiment nicht so unvernünftig wie zu Be-
     Es bleibt die Frage: Preis oder Leistung. Die Unter-   ginn diskutiert. Der Preis für sich genommen kann
     suchungen zu Pro- und Contra-Nutzungsargumen-          ein Hebel sein.
     ten gegenüber dem ÖV sind mehr als zahlreich.
     Preis, Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Service und
     Komfort geben sich dabei je nach Zugang und Ziel-
     gruppen die Hand. In der Mobicor-Welle 4 haben
     wir uns dem Thema einmal etwas anders gewid-
     met und in Anlehnung an die Produktmarktfor-
     schung eine Art einfachen „Markenkanal“ ermit-
     telt. Dazu haben wir gefragt, wie gut man sich mit
     dem ÖPNV auskennt, ob man dessen Angebot in            Preis oder Leistungsdimension?
                                                            Zugangsbarrieren zum ÖPNV
     Erwägung zieht, ob es überhaupt für die indivi-        Angaben in Prozent
     duellen Wegeziele akzeptabel ist und wie es um                                                                              allgemeine ÖV-Nutzung
                                                                                                                    60 %
     Komfort und Service steht. Das in der Abbildung                                                                             (mindestens selten)

     dargestellte Ergebnis soll einen kleinen Beitrag zur   alle Befragten                                                               100
     Einordnung unterschiedlicher Leistungsdimensio-                                                                       „keine Kenntnis“          -34 %
     nen bieten.                                            Kenntnis                                               66
                                                                                                            „nicht erreichbar“                       -39 %
     Es wird deutlich, dass bereits die Kenntnis um die     Erreichbarkeit                        40
     Angebote und Zugänge zum ÖPNV eine große Hür-                                                     „nicht erwogen“                               -15 %

     de darstellt und ein Drittel der Befragten bereits     Erwägung                         34
     hier verloren gehen – unabhängig davon, wo die                                           „Komfort und Wohlfühlen unzureichend“                  -24 %

     Gründe für diese Nicht-Kenntnis liegen. Einen ähn-     Komfort                     26

     lichen Verlustumfang weist die nächste Stufe auf.                                    „Preis zu hoch“                                            -35 %
                                                            Preisakzeptanz         17
     So verbleiben nur 40 Prozent der Befragten, die
     sich im ÖPNV auskennen und ihre Ziele als „öffent-                                           Auf den Verluststufen wird jeweils der prozentuale
     lich“ erreichbar einstufen. Von diesen ziehen den                                            Anteil derjenigen abgetragen, die aus der Gruppe
                                                                                                  zuvor das nächste Kriterium nicht als erfüllt ansehen

     ÖPNV bei ihren Verkehrsmittelwahlentscheidun-
     gen 15 Prozent gar nicht mit ein. Von den verblei-     Datengrundlage: WZB und infas (2022): Mobicor-Welle 4, September 2022,
     benden Personen sehen einige ihren Komfortan-          telefonische Adhoc-Zufallsstichprobe im Dual-Frame-Verfahren, n = 1.112.
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