Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? - Online ZFA

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Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? - Online ZFA
220   ORIGINALARBEIT / ORIGINAL ARTICLE

      Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr:
      Welches Fach würden
      Medizinstudierende wählen?
      Practical Year Training in Outpatient Care:
      Which Subject Would Medical Students Choose?
      Inga Petruschke, Sven Schulz, Michelle Kaufmann, Miriam Hesse, Jutta Bleidorn

      Hintergrund                                                                       Background
      Um dem hohen Anteil des ambulanten Sektors in der Patien-                         In order to take account of the high share of the outpatient sec-
      tenversorgung auch in der Lehre Rechnung zu tragen, wird im                       tor in patient care also in teaching medical students, the
      Masterplan Medizinstudium 2020 (MM2020) unter anderem                             Master Plan Medical Studies 2020 proposes to divide the prac-
      empfohlen, das Praktische Jahr (PJ) in Quartale zu teilen, von                    tical year into four quarters, one of which is to take place in the
      denen eines im ambulanten Sektor stattfinden soll. Um ent-                        outpatient sector. In order to attract and qualify appropriate
      sprechende Lehrpraxen zu gewinnen und zu qualifizieren ist es                     teaching practices, it makes sense to know the preferences of
      sinnvoll, die Präferenzen Studierender hinsichtlich der Fächer-                   students.
      wahl zu kennen.                                                                   Methods
      Methoden                                                                          Medical students in their eighth and tenth semester in Jena
      Medizinstudierende im achten und zehnten Semester in Jena                         were asked about this and their career aspirations (cross-sec-
      wurden dazu und zu ihrem Berufswunsch befragt (Quer-                              tional survey). Of 501 students, 96 % completed the question-
      schnittserhebung). Von 501 Studierenden füllten 96 % den Fra-                     naire and 481 data records were evaluated.
      gebogen aus, es konnten 481 Datensätze ausgewertet werden.                        Results
      Ergebnisse                                                                        Almost 30 % would opt for an elective quarter in family medi-
      Knapp 30 % würden sich für ein Wahlquartal im Fach All-                           cine, the second and third most frequent subjects being pae-
      gemeinmedizin entscheiden, am zweit- und dritthäufigsten                          diatrics and anaesthesiology. Approximately 20 % indicated
      wurden die Fächer Pädiatrie und Anästhesiologie angegeben.                        "family medicine" as the targeted specialty.
      Etwa 20 % gaben als Berufswunsch „Allgemeinmedizin“ an.                           Conclusions
      Schlussfolgerungen                                                                The results provide an indication as to which outpatient
      Die Ergebnisse geben einen Anhaltspunkt, welche ambulant                          specialties can possibly expect a high demand on the part of
      praktizierten Fachgebiete sich auf eine hohe Nachfrage seitens                    future practical year students.
      der zukünftigen PJ-Studierenden einstellen sollten, sofern die                    Keywords
      Empfehlungen des MM2020 umgesetzt werden.                                         Master Plan Medical Studies 2020; family medicine; practical
      Schlüsselwörter                                                                   year; quarterly elective
      Masterplan Medizinstudium 2020; Allgemeinmedizin; Medi-
      zinstudium; Praktisches Jahr; ambulantes Wahlquartal

      Hintergrund                                                   det. Die primärmedizinische Versor-        nicht vermittelt. Diese Diskrepanz
      Seit jeher wird die größere Zahl von                          gung lernen sie bis dato im zweiwö-        greift der Masterplan Medizinstudi-
      Patienten ambulant versorgt [1], ak-                          chigen Blockpraktikum Allgemein-           um 2020 (MM2020) auf und emp-
      tuell wird die „Ambulantisierung“                             medizin sowie in der vierwöchigen          fiehlt [4] die Unterteilung des Prakti-
      des Gesundheitswesens diskutiert                              Famulatur in einer Einrichtung der         schen Jahres (PJ) in Quartale und Ein-
      und vorangebracht [2]. Im Kontrast                            hausärztlichen Versorgung, in der Re-      führung eines ambulanten Pflicht-
      dazu werden Medizinstudierende                                gel Haus- oder Kinderarztpraxis, ken-      quartals, in dem das Fach von den
      überwiegend im spezialisierten statio-                        nen [3]. Kenntnisse der ambulanten         Studierenden selbst gewählt werden
      nären Sektor in Universitätskliniken                          Versorgung in anderen Fachdiszipli-        kann. Dadurch sollen sie besser auf
      und Lehrkrankenhäusern ausgebil-                              nen werden in der Regel im Studium         eine ambulante bzw. sektorenüber-

      Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena
      Peer reviewed article eingereicht: 19.12.2019, akzeptiert: 17.01.2020
      DOI 10.3238/zfa.2020.0220–0224

      © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? - Online ZFA
Petruschke et al.:
Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen?
Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose?                                                                  221

greifende Tätigkeit vorbereitet wer-
                                            Parameter                                                                    % (n)
den. Auch der momentan diskutierte
Referentenentwurf der Ärztlichen Ap-        Weibliches Geschlecht                                                       62 (298)
probationsordnung sieht ein ambu-
                                            Altersdurchschnitt in Jahren (SD; range)                             24,7 (3,11; 21–40)
lantes PJ-Pflichtquartal vor.
    Diese wesentliche Änderung im           8. Fachsemester                                                             49 (234)
Medizinstudium erfordert den Auf-           9. Fachsemester                                                             46 (222)
bau von PJ-Kapazitäten sowohl in            Hausarztfamulatur absolviert                                                75 (363)
der Allgemeinmedizin als auch in
                                            Eigene/s Kind/Kinder                                                         8 (36)
anderen ambulant praktizierten Fä-
chern. Um Lehrpraxen gewinnen
                                           Tabelle 1 Soziodemografische Angaben der Studierenden (n = 481, 26 fehlende
und auf die Lehrtätigkeit vorbereiten      Angaben)
zu können, sind Informationen zu
den Präferenzen Medizinstudieren-
der hilfreich, jedoch bisher nicht
vorhanden. Die vorliegende Arbeit          diesem Zeitpunkt bekannten Eck-                    arzt“ (angestrebte Fachrichtung All-
erhebt diese auf Basis der seit dem        daten des MM2020 (s.o.) wurden auf                 gemeinmedizin) einen Zusammen-
Frühjahr 2019 bekannten Empfeh-            einer Folie gezeigt und von ärztlichen             hang mit soziodemografischen Anga-
lungen des MM2020 (ambulantes PJ-          Mitarbeitern des Instituts faktisch er-            ben gab.
Wahlquartal, M3-Pflichtprüfung All-        läutert.                                               Ein Votum der Ethikkommission
gemeinmedizin).                                Die ausgefüllten Fragebögen wur-               war nach Angabe der Ethikkommis-
    Ziel der Studie war es, die Präfe-     den mithilfe eines Dokumentenscan-                 sion des Universitätsklinikums Jena
renz Medizinstudierender fortge-           ners erfasst und in SPSS überführt.                nicht erforderlich.
schrittener Semester hinsichtlich der      Die Freitextangaben im Feld „Berufs-
Fachgebietswahl für ein ambulantes         wunsch/angestrebte Fachrichtung“                   Ergebnisse
PJ-Quartal zu erfassen. Eine Nebenfra-     wurden auf Facharztbezeichnungen                   Insgesamt 501 Studierende des ach-
gestellung war der Berufswunsch zum        nach der gültigen Weiterbildungs-                  ten und zehnten Fachsemesters er-
Zeitpunkt der Befragung.                   ordnung vereinheitlicht. Die Anga-                 hielten den Fragebogen, 482 Bögen
                                           ben im Freitextfeld wurden in der                  wurden ausgefüllt (Rücklauf 96,2 %).
Methoden                                   Auswertung wie Mehrfachnennun-                     Ein Datensatz wurde aufgrund der
Für diese Querschnittsbefragung            gen gewertet. Die statistische Aus-                Ablehnung der anonymen Publikati-
wurde ein zweiseitiger Fragebogen          wertung erfolgte mit SPSS, Version                 on ausgeschlossen, somit lagen 481
am Institut für Allgemeinmedizin Je-       25. Bei Testung von Gruppenunter-                  Datensätze zur Auswertung vor.
na entwickelt. Er beinhaltete eine         schieden wurde ein p-Wert ≤ 0,05 als                   Die soziodemografischen Anga-
sechszeilige Kurzdarstellung der           signifikant gewertet. Eine multivaria-             ben der Befragten sind in Tabelle 1
Empfehlungen des MM2020 (Stand             te Analyse erfolgte mittels logisti-               zusammengefasst. 62 % der teilneh-
Mai 2019: ambulantes PJ-Wahlquar-          scher Regression. Es wurde mittels bi-             menden Studierenden waren weib-
tal, M3-Pflichtprüfung Allgemeinme-        när logistischer Regression geprüft,               lich, das Durchschnittsalter lag bei
dizin), Items zum soziodemogra-            ob es für den Berufswunsch „Haus-                  24,7 Jahren.
fischen Hintergrund (Alter, Ge-
schlecht, Kinderzahl, bereits absol-
vierte Hausarztfamulatur, Fach-
semester), eine Auswahl der für ein
ambulantes PJ-Quartal wählbaren
Fachgebiete (Einfachauswahl) und
eine Abfrage des Berufswunsches
bzw. der angestrebten Fachrichtung
(Freitextangabe). Mit dem Ankreu-
zen eines Extrafelds erklärten sich
die Studierenden zur Verarbeitung
und anonymen Veröffentlichung ih-
rer Angaben bereit.
     Der Fragebogen wurde im Som-
mersemester 2019 zur freiwilligen Be-
arbeitung an Studierende des Univer-
sitätsklinikums Jena im achten (ab-
schließender Seminartag Blockprakti-
kum Allgemeinmedizin) und im
zehnten Fachsemester (im Anschluss         Abbildung 1 „Für welches ambulante Fach würden Sie sich als Wahlquartal im PJ
an eine Pflichtklausur) verteilt. Die zu   entscheiden?“ % (n)

                                                                        © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Petruschke et al.:
      Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen?
222   Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose?

                                                                                                                    Diskussion
        Fach ambulantes                       Studierende bis 8.                Studierende ab 9.         p*
        Wahlquartal                          Fachsemester % (n)                Fachsemester % (n)                   In der vorliegenden Befragung von
                                                                                                                    501 Studierenden mit einer Rücklauf-
        Allgemeinmedizin                                32 (74)                          25 (56)        0,130       quote von 96 % gaben knapp 30 %
        Kinder- und                                     15 (36)                          15 (33)        0,877       der Studierenden im achten und
        Jugendmedizin                                                                                               zehnten Semester an, dass sie sich für
        Anästhesiologie                                 14 (32)                          17 (37)        0,373       das Fach Allgemeinmedizin im am-
                                                                                                                    bulanten PJ-Wahlquartal entscheiden
        Frauenheilkunde/                                10 (23)                          9 (19)         0,639
        Geburtshilfe                                                                                                würden. Für Pädiatrie und Anästhe-
                                                                                                                    siologie würden sich jeweils 15 %
        Radiologie                                      8 (19)                           6 (14)         0,455
                                                                                                                    entscheiden. Der am häufigsten ge-
      * Chi-Quadrat nach Pearson
                                                                                                                    nannte Berufswunsch war Allgemein-
                                                                                                                    medizin (20 %).
      Tabelle 2 Unterschiede in der Fachauswahl Wahlquartal nach Semester

                                                                                                                    Fächerwahl im ambulanten
                                                                                                                    PJ-Wahlquartal
                                                                                                                    Unter den im Frühjahr 2019 bekann-
        Berufswunsch/angestrebte                                                        % (n)                       ten Bedingungen des MM2020 (am-
        Fachrichtung*                                                                                               bulantes PJ-Wahlquartal, M3-Pflicht-
                                                                                                                    prüfung Allgemeinmedizin) würden
        Allgemeinmedizin                                                                20 (94)
                                                                                                                    sich knapp 30 % der befragten Stu-
        Innere Medizin                                                                  15 (74)                     dierenden für das Fach Allgemein-
        Anästhesiologie                                                                 13 (62)                     medizin im ambulanten PJ-Wahl-
        Chirurgie                                                                       9 (45)
                                                                                                                    quartal entscheiden. Dieser Anteil
                                                                                                                    liegt unter den bisherigen Annah-
        Pädiatrie                                                                       9 (43)
                                                                                                                    men, jedoch deutlich über dem An-
        Gynäkologie/Geburtshilfe                                                        8 (36)                      teil von Studierenden, der sich aktu-
        Neurologie                                                                      6 (28)                      ell für das Fach Allgemeinmedizin
                                                                                                                    im PJ entscheidet. Dieser höhere An-
        „weiß nicht“                                                                    3 (13)
                                                                                                                    teil könnte durch die geschilderte
      *Die Fächer Radiologie/Strahlentherapie, Psychiatrie, Urologie, Augenheilkunde, Orthopädie/Unfallchirurgie,
      Dermatologie, Orthopädie, HNO, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Labormedizin/Mikrobiologie, Pathologie,         M3-Pflichtprüfung im Fach All-
      Physikalische/Rehabilitative Medizin, Psychosomatik, Arbeits-/Umweltmedizin, Rechtsmedizin wurden jeweils     gemeinmedizin bedingt sein. Signifi-
      von < 5 % der Studierenden angegeben (hier in absteigender Häufigkeit genannt) und daher nicht separat
      aufgeführt.                                                                                                   kante Unterschiede zwischen den
                                                                                                                    Studierenden der unterschiedlichen
      Tabelle 3 Aktueller Berufswunsch der Studierenden* (n = 481)                                                  Semester bestehen nicht. Dies ver-
                                                                                                                    deutlicht die Notwendigkeit, die PJ-
                                                                                                                    Kapazitäten im Fach Allgemeinmedi-
                                                                                                                    zin weiter auszubauen.
      Fach im ambulanten                                            geben, gefolgt von den Fächern Inne-                Am zweit- und dritthäufigsten
      PJ-Wahlquartal                                                re Medizin (15 %) und Anästhesiolo-             würden die Studierenden Pädiatrie
      Zur Frage „Für welches ambulante                              gie (13 %) (Tab. 3).                            (15 %) und Anästhesiologie (15 %)
      Fach würden Sie sich als Wahlquartal                              In der Korrelationsanalyse zeigte           im ambulanten PJ-Wahlquartal wäh-
      im PJ entscheiden?“ gaben 29 % der                            sich, dass das gewählte Fach All-               len. Möglicherweise ist den Studie-
      Befragten an, sich für das Fach All-                          gemeinmedizin im PJ-Wahlquartal                 renden unbekannt, wie eine ambu-
      gemeinmedizin entscheiden zu wol-                             signifikant mit dem Berufswunsch                lante Tätigkeit im Fach Anästhesio-
      len. An zweiter und dritter Stelle ran-                       „Hausarzt“ assoziiert war (OR                   logie konkret aussieht. Das wieder-
      gierten die Fächer Pädiatrie und An-                          15,994;     95%-KI     8,064–31,721;            um zeigt, wie wichtig es ist, zu am-
      ästhesiologie mit jeweils 15 %, ge-                           p < 0,001). Mit soziodemografischen             bulanten Versorgungsstrukturen zu
      folgt von Frauenheilkunde (9 %) und                           Charakteristika (Geschlecht, Alter,             unterrichten. Sollten sich diese Er-
      Radiologie (7 %) (Abb. 1).                                    eigene Kinder, Hausarztfamulatur,               gebnisse in der Realität bestätigen,
          Die Angaben zu den fünf am häu-                           Fachsemester) bestand kein Zusam-               gewinnen Konzepte zur Gewinnung
      figsten angegebenen Fächern unter-                            menhang.                                        und Qualifizierung von Lehrpraxen
      schieden sich zwischen den Semes-                                 Diese Assoziation konnte bei den            für diese beiden Fächer an Bedeu-
      tern nicht signifikant (Tab. 2).                              Fächern Anästhesiologie (OR 8,910;              tung. Gerade für die Pädiatrie wäre
                                                                    95%-KI 4,808–16,511; p < 0,001) und             dies wichtig, um dem erwarteten
      Berufswunsch der                                              Pädiatrie (OR 42,554; 95%-KI                    Nachwuchsmangel frühzeitig zu be-
      Studierenden                                                  18,389–98,473; p < 0,001) repro-                gegnen [5, 6].
      Das Fach Allgemeinmedizin wurde                               duziert werden. Für die anderen, sel-               Eine interessante und signifikan-
      am häufigsten, nämlich von 20 % der                           tener angegebenen Fächer, wurde                 te Korrelation zeigte sich bei den
      Studierenden, als Berufswunsch ange-                          dies nicht getestet.                            drei am häufigsten angegebenen Fä-

      © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Petruschke et al.:
Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen?
Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose?                                                                223

chern – Allgemeinmedizin, Pädiatrie       trie ca. 44 % der aktuell Befragten für           der Umfrage auf andere Standorte
und Anästhesiologie – zum jeweils         die primärmedizinische Patientenver-              sinnvoll und geplant.
gleichlautenden Berufswunsch. Das         sorgung qualifiziert.                                 Vonseiten     der     Studierenden
heißt, das ambulante PJ-Wahlquartal                                                         scheint es ein vielfältiges Interesse an
könnte als Einstieg in das Fach gese-     Stärken und Schwächen                             ambulanten Fachdisziplinen zu ge-
hen werden. Eine andere Studie mit        der Arbeit                                        ben. Diesem in der Ausbildung ge-
einer Befragung zu diesem Thema           Mit dieser Befragung liegen erstmals              recht zu werden und eine entspre-
vor und nach dem PJ ergab ähnliche        Informationen zu den Präferenzen                  chende Qualität der ambulanten Leh-
Ergebnisse [7].                           bzgl. der Fächerwahl in einem ambu-               re aufzubauen, erfordert Vorbereitung
    Möglicherweise war die Fächer-        lanten PJ-Wahlquartal sowie zu den                und Ressourcen, beispielsweise beim
wahl der Befragten in einem ambu-         Weiterbildungsinteressen Medizinstu-              Gewinnen und Qualifizieren von
lanten PJ-Wahlquartal von dem             dierender fortgeschrittener Semester              Lehrpraxen auch über die Allgemein-
Wunsch geprägt, möglichst gute Er-        in Thüringen vor. Innere Medizin,                 medizin hinaus. Die hier präsentier-
gebnisse in der zum Befragungszeit-       Chirurgie und (versehentlich) Ortho-              ten Ergebnisse sollen dazu beitragen,
punkt genannten M3-Pflichtprüfung         pädie wurden als ambulante Fächer                 dass die „Ambulantisierung der Leh-
Allgemeinmedizin zu erzielen. In          im PJ-Wahlquartal nicht zur Auswahl               re“ gelingt.
dem aktuell diskutierten Referenten-      gestellt.
entwurf der Ärztlichen Approbations-          Die Befragung hatte einen ho-                 Interessenkonflikte:
ordnung ist jedoch (noch) nicht fest-     hen Rücklauf und ist repräsentativ                Keine angegeben.
geschrieben, in welchem Fach die          für Medizinstudierende an der Fried-
Prüfung im ambulanten Setting abge-                                                         Literatur
nommen werden wird. Es kann also                                                            1. Green LA, Fryer GE, Yawn BP, Lanier
vermutet werden, dass sich weniger                                                             D, Dovey SM. The ecology of medi-
Studierende für das Fach Allgemein-                                                            cal care revisited. N Engl J Med 2001;
                                                                                               344: 2021–2025
medizin im ambulanten PJ-Wahl-
quartal entscheiden, wenn es kein                                                           2. Rieser S. Versorgungsforschung: Am-
                                                                                               bulant versorgt – Es ginge noch
obligates Prüfungsfach wäre.
                                                                                               mehr. Dtsch Arztebl 2015; 112:
                                                                                               29–30
Berufswunsch der
                                                                                            3. Bundesamt der Justiz und für Ver-
Studierenden                                                                                   braucherschutz. Approbationsord-
Mit 20 % ist das Fach Allgemeinme-                                                             nung für Ärzte vom 27. Juni 2002
dizin (Hausarzt) der am häufigsten                                                             (BGBl. I S. 2405)
genannte Berufswunsch in dieser Be-       Dr. Inga Petruschke, MPH, …                       4. Bundesministerium für Bildung und
fragung, dabei waren Mehrfachnen-         … ist Fachärztin für Innere Medizin                  Forschung. Masterplan Medizinstudi-
nungen möglich. Ähnliche Angaben          und seit 2016 Lehrkoordinatorin am                   um 2020. www.bmbf.de/de/
wurden 2009 (21 %) und 2012 (25 %)        Institut für Allgemeinmedizin der                    masterplan-medizinstudium-2020-
                                          Friedrich-Schiller-Universität Jena.                 4024.html (letzter Zugriff am
bei Studierenden am gleichen Stand-
                                          Ihr besonderes Interesse gilt der pa-                13.01.2020)
ort (Friedrich-Schiller-Universität Je-   tientenzentrierten Kommunikation                  5. Deutsches Ärzteblatt. Streit um Zahl
na, Thüringen) erhoben [8]. Die Er-       und der rationalen Antibiotikathera-                 der erforderlichen Medizinstudien-
gebnisse einer bundesweiten Befra-        pie im hausärztlichen Setting.                       plätze. www.aerzteblatt.de/
gung von knapp 14.000 Medizinstu-                                                              nachrichten/107508/Streit-um-
dierenden („Berufsmonitor“) und an-                                                            Zahl-der-erforderlichen-
derer Befragungen zeigten, dass der                                                            Medizinstudienplaetze (letzter Zugriff
                                                                                               am 13.01.2020)
Anteil niedriger liegt (5–9 %), wenn      rich-Schiller-Universität Jena im
nur eine Einfachauswahl getroffen         achten und zehnten Fachsemester.                  6. Bundesverband der Kinder- und Ju-
                                                                                               gendärzte e.V. Sicherstellung der
werden konnte [9–11]. Diese Angabe        Zu bedenken ist, dass die Angaben
                                                                                               hausärztlichen Versorgung von Kin-
kann aus der vorliegenden Befragung       vor einem hypothetischen Szenario                    dern und Jugendlichen – Wo wir die
nicht abgeleitet werden.                  gemacht wurden und daher unsi-                       Unterstützung der Politik brauchen.
    Anders als im „Berufsmonitor“         cher bleiben. Hier sind weitere Be-                  www.bvkj.de/fileadmin/pdf/
und einer weiteren Studie [12] war        fragungen und sich eventuell ab-                     280917_Position_BVKJ_
die Allgemeinmedizin in der vorlie-       zeichnende Verläufe von Bedeu-                       Bedarfsplanung_Kinder-_und_
                                                                                               Jugendaerzte.pdf (letzter Zugriff am
genden Befragung kein „Frauenfach“,       tung. Ob sich die Ergebnisse auf an-
                                                                                               13.01.2020)
d.h. es gab keine Korrelation zwi-        dere Standorte übertragen lassen,
                                                                                            7. Böhme K, Kotterer A, Simmenroth-
schen Geschlecht und Berufswunsch,        kann ebenfalls nicht beantwortet
                                                                                               Nayda A. Allgemeinmedizin im Prak-
ähnlich einer Befragung unter Berli-      werden.                                              tischen Jahr – eine Lösung für Nach-
ner Studierenden [10]. Folgten die                                                             wuchsprobleme in der hausärztlichen
Studierenden ihren Angaben und            Ausblick zum Thema                                   Versorgung? Z Allg Med 2013; 89:
schlössen die angegebene Weiterbil-       Zur Generierung von longitudinalen                   452–458
dung ab, wären unter Hinzunahme           Daten, die die Validität erhöhen, ist             8. Worrack S, Schulz S, Brenk-Franz K,
der Fächer Innere Medizin und Pädia-      eine Wiederholung und Ausweitung                     et al. Was erwarten Thüringer Medi-

                                                                      © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Petruschke et al.:
      Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen?
224   Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose?

           zinstudierende vom Fachgebiet All-                       11. Poggenburg S, Avian A, Siebenhofer-           practice – a survey of three bavarian
           gemeinmedizin? Ärztebl Thüringen                             Kroitzsch A, Berghold A, Jeitler K. Er-       medical faculties. GMS Z Med Aus-
           2014; 25: 593                                                hebung der Berufsmotivation zur All-          bild 2013; 30: Doc45
                                                                        gemeinmedizin von Studierenden
      9. Jacob R, Kopp J, Fellinger P. Berufs-
                                                                        und jungen Ärzten in Österreich und
         monitoring Medizinstudierende
                                                                        Deutschland. In: Institut für All-         Korrespondenzadresse
         2018. In.: Kassenärztliche Bundesver-
                                                                        gemeinmedizin und evidenzbasierte          Dr. med. Inga Petruschke, MPH
         einigung, Universität Trier; 2018
                                                                        Versorgungsforschung, Medizi-              Institut für Allgemeinmedizin
      10. Bayer G, Krüger K, Herrmann W, et                             nischen Universität Graz; 2017             Universitätsklinikum Jena
          al. Allgemeinmedizinische Lehre und                                                                      Bachstraße 18, 07743 Jena
                                                                    12. Schneider A, Karsch-Volk M, Rupp A,
          Berufswunsch im Berliner Modellstu-                                                                      Tel.: 03641 9395804
                                                                        et al. Predictors of a positive attitude
          diengang. Z Allg Med 2019; 95:                                                                           Inga.petruschke@med.uni-jena.de
                                                                        of medical students towards general
          32–36

             © Tino Nardella

          Leserfoto
          Als Dankeschön für jedes veröffentlichte Foto schenken wir Ihnen das Buch „Medizin kompakt“ von Michael Spalek
          aus dem Deutschen Ärzteverlag. Bitte senden Sie uns weiterhin Ihre Fotos.

      © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
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