Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD

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Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
das magazin für die schule
                                 Ausgabe Juni 2015

austausch bildet

Erfahrungen

Glückliche Dänen

Zurückgeblickt

Scharfsinnige
Beobachter ihrer
Nachbarn

                   schwerpunkt

                   Europa
                    plus
Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
Editorial

A
                ustausch bildet lautet seit vielen Jahren das
                bewährte Motto des Pädagogischen Austausch-
                dienstes (PAD) des Sekretariats der Kultusminister-
                konferenz. Europäischer und internationaler
Austausch im Schulbereich, wie ihn die Programme des PAD
im Auftrag der Länder ermöglichen, eröffnet Lehrkräften und
Bildungsfachleuten neue Einblicke in die Praxis – und wirkt sich
somit oft unmittelbar auf Schule und Unterricht aus. Es liegt
deshalb nahe, dass das neue Magazin des PAD diesen eingängigen
Titel trägt. Der Schwerpunkt »Europa plus« mit Beiträgen über
Partnerschaftsprojekte mit Schulen in Osteuropa und Anrainern
am Mittelmeer bekommt angesichts der Ereignisse an der
Peripherie unseres Kontinents auch eine unerwartet politische
Dimension: »Austausch bildet« heißt in diesem Zusammenhang
zugleich, sich über die europäischen Werte des friedlichen
Miteinanders zu verständigen, die wir seit mehr als sechs Jahr-
zehnten als kostbares Gut pflegen – und weiterhin schätzen
sollten. »Austausch bildet« informiert Sie künftig zweimal jährlich
über alle Themen rund um den Austausch im Schulbereich. Ich
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Udo Michallik
Generalsekretär der Kultusministerkonferenz
Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
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                                                                                          Inhalt

                                                                                                                                   26

                                                                                                                                                                                         8

                                                                                                                                                                                     4
                                                                                                                                                                                             10
                                                                                          AKTUELL  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .

                                                                                          Schwerpunkt »Europa plus«
                                                                                          ARMENIEN · Botschafter in Turnschuhen  .  .  .  .  .                                       8
                                                                                          ASERBAIDSCHAN · Baustellen und
                                                                                          bunte Lichter  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .     10
                                                                                          UKRAINE · Fotografieren für den Frieden  .  .  .  .  .                                 12
                                                                                          KOSOVO · »Ich will Dich erleben«  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                         15
                                                                                          ALBANIEN & BELARUS · Erfahrungen aus
                                                                                          dem Hospitantenprogramm  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                         18
                                                                                          GEORGIEN & TADSCHIKISTAN
                                                                                          »In Deutschland kann man Fahrrad fahren«  .  .                                        20
Fotos: bikeriderlondon/shutterstock.com, Fotograf/photocase.com, Elnur/Shutterstock.com

                                                                                          Forum
                                                                                          Fair und gerecht   .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .          22

                                                                                          Erfahrungen
                                                                                          Glückliche Dänen – Mobil mit Erasmus+   .  .  .  .                                    24
                                                                                          Rote Nasen in Belfort  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  26

                                                                                          GAPP von A bis Z  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .

                                                                                          Der Deutsche mit der Ente   .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .
                                                                                                                                                                                28
                                                                                                                                                                                 32
                                                                                                                                                                                                  35
                                                                                          Zurückgeblickt
                                                                                          Scharfsinnige Beobachter ihrer Nachbarn  .  .  .  .                                    35

                                                                                          Über den PAD  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .        42
Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
Aktuell
                     Aktuell

                         Deutscher eTwinning-                                                         Foto: PAD/ Marcus Gloger

                         Preis verliehen
                         —
                         Zehn Schulen aus sieben Bundesländern sind für        senheit gegenüber anderen Kulturen ist heute
                         ihre europäische Zusammenarbeit mit dem Deut-         wichtiger denn je«, erklärte Löhrmann.
                         schen eTwinning-Preis 2014 ausgezeichnet worden.
                         Die prämierten Schulen haben gemeinsam mit Part-      Die Auszeichnung erfolgt in drei Alterskategorien
                         nerschulen beispielhafte Internetprojekte auf die     sowie einer Spezialkategorie. Bei der Auswahl der
                         Beine gestellt und damit Europa ins Klassenzimmer     nominierten Projekte legte die Jury aus Medien-
                         geholt. Auf der Bildungsmesse DIDACTA überreichte     didaktikerinnen und -didaktikern unter anderem
                         die Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz       Wert auf eine ausgeprägte Kooperation zwischen
                         und nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia     den Partnerklassen, den kreativen Einsatz von
                         Löhrmann am 27. Februar 2015 die Preise. »Die Schü-   Medien sowie pädagogisch innovative Konzepte im
                         lerinnen und Schüler haben in den Projekten nicht     Unterricht. Mit der Auszeichnung verbunden ist ein
                         nur gelernt, mit digitalen Medien umzugehen und       Geldpreis von jeweils 2.000 € für den ersten Platz,
austausch bildet

                         verantwortungsvoll im Internet zu arbeiten, sondern   1.500 € für die Zweitplatzierten sowie jeweils 1.000 €
                         zugleich interkulturelle Kompetenzen erworben. Der    für den dritten Platz und die Spezialkategorie.
                         Austausch mit Partnerklassen im Ausland trägt zum
                         gegenseitigen Verständnis bei – diese Aufgeschlos-       Weitere Informationen: www.etwinning.de
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Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
5
EU-Portal für die Bildungs-
zusammenarbeit
—
An Lehrkräfte, Schulen und weitere Akteure der Schul-   Das Portal ist in 23 Sprachen zugänglich. Drei
bildung richtet sich das »School Education Gateway«     Werkzeuge erleichtern den Zugang zu Erasmus+
im Internet. Es unterstützt Aktivitäten im Rahmen von   Aktionen:
Erasmus+ und hilft unter anderem bei der Suche nach
Kursangeboten und Partnereinrichtungen sowie beim       > E in Kurskatalog für Lehrerfortbildungen
Austausch über Beispiele bewährter Praxis.                 (Erasmus+ Leitaktion 1).
                                                        > Eine Suchoption für Mobilitätschancen ein-
                                                           schließlich Lehraufträgen und Job-Shadowing-
                                                          Angeboten (Erasmus+ Leitaktion 1).
                                                        > Die Möglichkeit zur Suche nach Partnern für
                                                           Strategische Partnerschaften im Schulbereich,
                                                           unter anderem durch die Veröffentlichung
                                                           eigener Gesuche (Erasmus+ Leitaktion 2).

                                                        Außerdem bietet das Portal aktuelle Nachrichten,
                                                        Hinweise auf Veranstaltungen und Veröffentlichun-
                                                        gen sowie Fachartikel und Tutorials zu wichtigen
                                                        Themen der europäischen Bildungspolitik.

                                                        Weitere Informationen:
                                                          www.schooleducationgateway.eu

Fördermittel für deutsch-chinesische
Schulpartnerschaften
—
Schulen in Deutschland, die zwischen 1. Februar und
31. Juli 2016 eine Austauschbegegnung mit einer
Schule in China planen, können sich bis zum 13.
November 2015 bei der Kontaktstelle des »Mercator
Schulpartnerschaftsfonds Deutschland – China«
beim PAD um eine Förderung bewerben. Das Pro-
gramm unterstützt Austauschbegegnungen und
gemeinsame Projekte für Schülerinnen und Schüler
aus Deutschland und China. Maßgeschneiderte
Fortbildungsangebote bereiten zudem Lehrkräfte
auf das interkulturelle Projektmanagement vor. Die
Initiative der Stiftung Mercator und des PAD verfolgt
das Ziel, die deutsch-chinesische Verständigung             Das Antragsformular steht ab September
über die themenbezogene Projektarbeit an Schulen            auf der Website des PAD zur Verfügung:
nachhaltig zu gestalten.                                       www.kmk-pad.org/programme
Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
Foto: jornorator / photocase.de
  6         austausch bildet

                                      Schwerpunkt

                                  Europa
Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
7
»Europa plus« öffnet Schulen im
internationalen Austausch
ungewöhnliche Perspektiven.

W
               er heute von »Europa« spricht, denkt zu-
               nächst an die Mitgliedstaaten der EU oder
               die Staaten der Eurozone. Dass »Europa«
dort nicht endet, zeigt allerdings ein Blick auf die Landkar-
te. Dieses »Europa plus« spiegelt sich in den Programmen
des PAD wider: Mit der Initiative »Schulen: Partner der
Zukunft« (PASCH) und dem Freiwilligendienst »kulturweit«
werden Partnerschaften deutscher Schulen mit Schulen
jenseits von »EU« und »Eurozone« gefördert. Hier wie auch
bei eTwinning sind eine Reihe von Staaten in Osteuropa
beteiligt, die sich in Umbruch und Aufbruch nach Europa
befinden: Aserbeidschan und Armenien gehören ebenso
dazu wie die Ukraine oder das Kosovo. Wer dagegen
»Europa« aus der Perspektive der Anrainer am Mittelmeer
betrachtet, wird kaum überrascht sein, dass auch Tunesien
an einem europäischen Programm wie eTwinning beteiligt
ist. Unser Schwerpunkt stellt Projekte und Personen vor, die
»Europa plus« bereits für sich entdeckt haben.
Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
armenien

                   Botschafter in
                   Turnschuhen
                                    »Armenien ist kein typisches Ziel
                                    einer Traumreise«, sagt Robin
                                    Shakibaie. Umso mehr weiß der
                                    »kulturweit«-Freiwillige das
                                    Interesse der Schülerinnen und
                                    Schüler zu schätzen, denen er die
                                    deutsche Sprache und Kultur
                                    näher bringen will.

                                                                                                                                    Foto: Fotograf / photocase.de
                   D
                   von robin shakibaie
                                     ass Kinder in den Herbstferien lie-     vieren von Lebensmitteln, nicht viele Freizeitan-
                                     ber in der Schule bleiben, anstatt      gebote. Die Motivation, Deutsch zu lernen, ist da-
                                     ihre Freizeit anderweitig zu verbrin-   her recht hoch. Sie kommen gerne in die Schule,
                                     gen, würde man in Deutschland nie       schließlich bieten Fremdsprachenkenntnisse den Ju-
                                     erleben. Allerdings würde man in        gendlichen die Perspektive, eines Tages im deutsch-
                   Deutschland auch nicht vermuten, dass Kinder beim         sprachigen Ausland zu studieren und zu arbeiten.
                   Einkochen von Obst und Gemüse für den Winter hel-
                   fen. In den ländlichen Regionen Armeniens ist dies           Ähnlich, wenn auch nicht mit ganz so viel Elan,
                   der Fall. Um also den Schülerinnen und Schülern eine      verhält es sich an Schulen in Yerevan. Dort bieten
                   Ausrede zu geben, am heimischen Küchentisch keine         zwei Schulen das Deutsche Sprachdiplom I der Kul-
                   Karotten schälen zu müssen, haben wir, die vier »kul-     tusministerkonferenz (DSD I) an – darunter die 60.
                   turweit«-Freiwilligen in Armenien (neben mir auch         Grundschule »Vahan Teryan«, an der ich eingesetzt
                   Elene Chikava, Leonie Thies und Moritz Schlör), einen     werde. Und an einer weiteren Schule lässt sich die
                   Projekttag an einer Schule in dem Dorf Sardarapat         Prüfung zum DSD II ablegen. Natürlich stehen den
                   organisiert. Mit den Kindern wurde an verschiedenen       Schülerinnen und Schülern der Hauptstadt auch an-
                   Stationen gemalt, gebastelt, gespielt und musiziert.      dere Türen offen. Trotzdem gibt es immer einige, die
                   Zum Abschluss haben wir gemeinsam mit viel Spaß           sich besonders für die deutsche Kultur interessieren
                   Waffeln gebacken. Zugegeben, es ist etwas zu über-        oder als Ziel Mittel- und Westeuropa vor Augen ha-
                   spitzt dargestellt, denn die Schüler/-innen sind nicht    ben.
                   bloß gekommen, um sich vor der Hausarbeit zu drü-
                   cken, sondern weil sie gerne Deutsch lernen und sich      Krippenspiel zur Weihnachtszeit
austausch bildet

                   gerne auch in ihrer Freizeit mit der Sprache befassen.       Im Alltag unterstützen wir die Schulen so gut es
                   Wir alle hatten einen tollen Tag und waren sehr beein-    geht bei allen anfallenden Arbeiten. Das reicht vom
                   druckt, wie positiv das Projekt angenommen wurde.         Helfen bei Phonetik-Einheiten bis hin zum Dekorie-
                       Insbesondere Kinder außerhalb der Hauptstadt          ren der Klassenräume. Als Muttersprachler sind wir
                   Yerevan nehmen gerne an Aktivitäten der Schule            gefragt, viel mit den Schülerinnen und Schülern
                   teil. In kleineren Orten gibt es, neben dem Konser-       zu sprechen, damit sie ein Gefühl für die korrekte
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Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
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                                                 Schwerpunkt »Europa plus«

                                                                           Über den Freiwilligendienst »kulturweit«
                                                                               »kulturweit« richtet sich an junge Menschen
                                                                           zwischen 18 und 26 Jahren mit Abitur, Hochschul-

                                 Sport, Musik und
                                                                           oder Berufsausbildung, die Interesse an kultur- und
                                                                           bildungspolitischem Engagement haben. Der Freiwil-
                                 Theater-AG                                ligendienst dauert 6 oder 12 Monate. Der PAD vermit-
                                                                           telt in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für das
                                                                           Auslandsschulwesen (ZfA) Freiwillige an Schulen in
                                                                           Staaten Mittel- und Südosteuropas, der Gemeinschaft
Aussprache und Intonation entwickeln. Nach dem                             Unabhängiger Staaten oder Staaten in Lateinamerika,
Unterricht bieten wir verschiedene Arbeitsgemein-                          Afrika oder in Teilen Asiens, die das Deutsche Sprachdi-
schaften an, zu denen die Schülerinnen und Schüler                         plom (DSD) der Kultusministerkonferenz anbieten, oder
freiwillig kommen können. Neben Sport- und Musik-                          an Deutsche Auslandsschulen. Freiwillige erhalten ein
angeboten erfreut sich die Theater-AG großer Be-                           Taschengeld von monatlich 150 € sowie eine Unter-
liebtheit. In der Vorweihnachtszeit konnte so mit der                      stützung für Unterkunft und Verpflegung von 200 €.
sechsten Klasse ein Krippenspiel einstudiert und auf-                      Außerdem werden der Versicherungsschutz übernom-
geführt werden. Die Kinder haben sich sehr gefreut,                        men sowie Reisekosten und ein einwöchiger Sprachkurs
ihre Deutschkenntnisse aktiv einzubringen und ih-                          im Gastland bezuschusst.
ren Eltern ihre Fortschritte zu zeigen.
    Theaterstücke, Musik- und Sport-AGs sind aber                             Weitere Informationen: www.kulturweit.de
nur ein Teil, der unsere Freiwilligenarbeit ausmacht.
Oftmals agieren wir auch als Vermittler zwischen
Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften. Die Kinder
sind dankbar und freuen sich immer, jemanden zu
haben, dem sie auf Augenhöhe begegnen können.                Ich bin glücklich, dieses schöne Land mit seiner
Bei all der Strenge und Disziplin, die im Unterricht      schwierigen Geschichte und seinen liebenswerten
an den Tag gelegt wird, ist es eine entspannende          Menschen abseits des Bildes kennenzulernen, das in
Abwechslung, sich locker im Stuhlkreis zusammen-          Deutschland durch Berichte über Grenzkonflikte und
zusetzen und zu plaudern. Über Deutschland kommt          über den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jah-
man dabei auch ins Gespräch.                              ren geprägt ist. Und wenn sich auch nicht alle Ideen
                                                          und Projekte umsetzen ließen, bin ich doch dankbar
»Meine Vorstellungen haben sich erfüllt«                  für die Erfahrungen, die ich mit »kulturweit« ge-
   Doch was erzählt man den Menschen in Armenien          macht habe und für die Zukunft mitnehmen kann.
über Deutschland? Ein modernes Deutschlandbild
                                                                   —
zu definieren und zu präsentieren, ist gar nicht so                Der Autor ist von September 2014 bis August 2015
einfach. Viele sehen den hohen Lebensstandard, die                 »kulturweit«-Freiwilliger in Armenien.
politische Sicherheit und den frisch gekürten Fuß-
ball-Weltmeister. Aber wie identifizieren sich die Ein-
wohner/-innen tatsächlich mit ihrem Staat? Das ist
ein schwieriges Thema für den Unterricht, das sich
kaum beantworten lässt. Denn am Ende stehe ich als
»Botschafter in Turnschuhen«, als Person mit indivi-
duellen Gefühlen, einem individuellen Hintergrund
und meiner eigenen Identität vor der Klasse.
   Als ich nach Armenien gegangen bin, hatte ich
kaum eine Vorstellung davon, was mich in den fol-
genden 12 Monaten erwarten würde. Ich wollte
raus von Zuhause, die Welt erkunden, eine neue
Sprache lernen und etwas erleben. Armenien ist
kein typisches Ziel einer Traumreise, in dem man
ein Jahr nach dem Abitur verbringt, um Spaß zu
haben. Aber meine Erwartungen haben sich erfüllt.
Austausch bildet - Europa plus Glückliche Dänen - KMK-PAD
Baustellen                                                        aserbaidschan

                                 und bunte Lichter

                   Schulen aus Aserbaidschan können sich
                   seit 2013 an eTwinning beteiligen. Daniel
                   Bernsen vom Eichendorff-Gymnasium in                                        Baku ist eine pulsierende Boomstadt. Ihren Reich-
                   Koblenz (Rheinland-Pfalz) hat sich im                                   tum verdankt sie dem Öl. Mehrmals am Tag bricht
                                                                                           der Verkehr auf den vielspurigen Straßen aus Sowjet-
                   November 2014 in Baku auf die Suche nach
                                                                                           zeiten aufgrund der unzähligen Autos zusammen.
                   Partnern für Unterrichtsprojekte gemacht.                               Überall werden alte Stadtviertel abgerissen. An ihrer
                                                                                           Stelle schießen neue Wolkenkratzer aus dem Boden,
                                                                                           die nachts bunt illuminiert sind.

                                 A
                                                                                               Baku in Aserbaidschan? Ja, Baku, die Hauptstadt
                                 von daniel bernsen
                                                                                           von Aserbaidschan. Dort fand vom 21. bis 23. Novem-
                                                  nkunft in Baku. Nach stundenlan-         ber unter dem Titel »Our countries and their history«
                                                  gem Flug über ein weißes Wol-            ein erstes eTwinning Plus Seminar statt. Die Veran-
                                                  kenmeer ragen plötzlich die ab-          staltung richtete sich vor allem an Erdkunde- und
                                                  genutzten, von Wind und Wetter           Geschichtslehrkräfte aus Frankreich, Großbritannien
                                                  geschliffenen Gipfel des Kaukasus        und Deutschland.
                                 wie eng aneinanderliegende Inseln im Meer auf.                Aserbaidschan ist für West- und Mitteleuropä-
                                 Dann geht es schnell nach unten zum Flughafen von         er nicht nur mit einer weiten Anreise verbunden.
                                 Baku am Kaspischen Meer. Bereits die halbstündi-          Auch über die Geschichte des Landes weiß kaum
                                 ge Fahrt ins Hotel ist beeindruckend: Mutige, neue        jemand etwas – dabei sieht sich das Land selbst als
                                 und meist auch gelungene moderne Architektur ist          östlichster Teil Europas. Um gemeinsame Anknüp-
                                 zu sehen – und auf Brachen stehen Baukräne. Als           fungspunkte für europäische Projekte zu finden, ist
                                 Fußgänger hier unterwegs zu sein, lässt man lieber        also eine gute Vorbereitung erforderlich. Und in der
austausch bildet

                                 sein oder nimmt hin, sich auf lebensmüde Straßen-         Tat gibt es zahlreiche Ideen für gemeinsame Projek-
                                 überquerungen einzulassen. Eine Stadt gebaut für          te: Bereits vor rund 200 Jahren wanderten zahlreiche
                                 Autos in einem Land, wo Öl reichlich sprudelt und         Deutsche nach Aserbaidschan aus.
                                 der Benzinpreis niedrig ist. Nur die Altstadt blieb den       Der Öl-Boom, der zur Mitte des 19. Jahrhunderts
                                 Fußgängern als eine Art Schutzzone und ein Reservat       einsetze, brachte zahlreiche Westeuropäer nach
                                 erhalten.                                                 Baku, wo Architekten aus Polen die prachtvollsten
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Foto: Elnur /shutterstock.com
                                                                          Schwerpunkt »Europa plus«

                                                                                                         »Viele engagierte Lehrkräfte
                                                                                                         freuen sich dort über die
                                                                                                         Möglichkeit für Kontakte und
                                                                                                         Projekte mit Kollegen und
                                            Häuser an den Boulevards bauten. Stoff für gemein-
                                                                                                         Klassen aus anderen europäischen
                                            same Projekte bieten auch der Erste Weltkrieg, als
                                            Aserbaidschaner in der russischen Armee vor allem            Ländern. Und auch das Land
                                            gegen das Osmanische Reich kämpften, die kurze               lohnt die Entdeckung.«
                                            Phase der anschließenden Unabhängigkeit, in der
                                            deutsche und britische Truppen das Land gegen
                                            die Rote Armee unterstützten, und auch der Zweite
                                            Weltkrieg, als NS-Deutschland nach den Ölquellen
                                            Aserbaidschans griff. Zahlreiche deutsche Kriegsge-
                                            fangene wurden damals unter anderem zur Errich-        > S chüler/-innen aus verschiedenen Ländern
                                            tung von Gebäuden in Aserbaidschan, das bis 1991          dokumentieren ihre Städte mit Fotos, die sie mit
                                            Teil der Sowjetunion war, eingesetzt.                    den Partnerklassen aus England, Deutschland,
                                               In Baku finden sich darüber hinaus Denkmäler          Frankreich und Aserbaidschan teilen. So entsteht
                                            für den in dieser Stadt geborenen kommunistischen         eine Art virtueller Reiseführer aus der Sicht von
                                            Top-Spion des Zweiten Weltkrieges, Richard Sorge,         Jugendlichen.
                                            und für den Linienrichter, der das berühmte Wem-       > Eine andere Gruppe untersucht in einem aser-
                                            bley-Tor 1966 im Finale der Weltmeisterschaft zu          baidschanisch-französischen Projekt die Zukunft
                                            Gunsten Englands gegen Deutschland gegeben hat:           unserer Energieversorgung und nimmt dabei
                                            Tofiq Behramov wurde später Präsident des aser-           insbesondere die Öl- und Gasvorkommen am
                                            baidschanischen Fußballverbandes. Ihm sind das            Kaspischen Meer in den Blick. Dabei spielen neben
                                            Stadion in der Hauptstadt sowie eine Briefmarke           geographischen auch wirtschaftliche und politi-
                                            gewidmet.                                                 sche Motive eine Rolle.
                                               Mit der Erweiterung zu eTwinning Plus gehört        > Eine weitere Gruppe tauscht Fabeln und Märchen
                                            Aserbaidschan zu den Ländern, mit denen deutsche          aus den beteiligten Ländern aus. Die Schüler aus
                                            Lehrkräfte Projekte durchführen können. Auf dem ers-      Aserbaidschan, Deutschland und Frankreich un-
                                            ten Seminar sind dann auch zahlreiche Projekte ent-       tersuchen jeweils die Erzählungen aus einem der
                                            standen, so unter anderem:                                Partnerländer und teilen ihre Ergebnisse über den
                                                                                                      Twinspace mit allen Teilnehmern.
                                                                                                   > Ein Projekt widmet sich der Erinnerung an den
                                                                                                      Ersten Weltkrieg und an seine Folgen in Aserbaid-
                                                                                                      schan, Deutschland, England und Frankreich. Zu
                                                                                                     diesem Projekt gibt es zusätzlich zum Twinspace
                                Über eTwinning Plus                                                  ein Blog unter
                                   Mit eTwinning Plus ist das Netzwerk für Schulen um                     https://ww1remembrance.wordpress.com
                                Länder in der europäischen Nachbarschaft erweitert
                                worden. Dazu gehören seit 2013 Armenien, Aserbaid-                    Kurzum: Aserbaidschan ist ein Land, das eTwinning
                                schan, Georgien, die Republik Moldau, die Ukraine und              bereichert und die Entdeckung lohnt. Viele engagierte
                                Tunesien. Lehrkräfte aus eTwinning Plus-Ländern kön-               Lehrkräfte freuen sich dort über die Möglichkeit für
                                nen in ein bestehendes oder neues eTwinning-Projekt                Kontakte und Projekte mit Kolleginnen, Kollegen und
                                eingeladen werden. Voraussetzung dafür ist, dass in                Klassen aus anderen europäischen Ländern.
                                diesem Projekt mindestens zwei Partner aus eTwin-
                                                                                                             —
                                ning-Ländern beteiligt sind.
                                                                                                             Der Autor unterrichtet Geschichte, Französisch
                                  Weitere Informationen: plus.etwinning.net                                  und Spanisch am Eichendorff-Gymnasium Koblenz
                                                                                                             und ist Fachberater Geschichte im Bezirk Koblenz.
ukraine
                                             Fotografieren
                                            für den Frieden

                                              Der Austausch zwischen dem Kollegium
                                          Alexandria (Ukraine) und der Magister Laukhard
                                           IGS Herrstein-Rhaunen (Rheinland-Pfalz) zeigt,
                                           was eine Schulpartnerschaft auch in unruhigen
                                                        Zeiten bewegen kann.

         Gruppendynamische
         Spiele sorgten dafür, dass
         Schülerinnen und Schüler
         sich besser kennenlernen
         konnten.

                                  E
                                  von sascha fritz

                                                s ist der 6. November 2011 um 20.03        in die Jugendherberge, hospitierte im Deutschun-
                                                Uhr: Der Zug aus Mainz hält am Bahn-       terricht und in der Schulleitung, lernte das typische
                                                hof in Kirn (Rheinland-Pfalz) und ein      Leben im Hunsrück und die kulinarischen Besonder-
                                                Mann mit Koffer steigt aus. »Guten         heiten kennen und besuchte einen Tag die benach-
                                                Abend, mein Name ist Sergij Kowalen-       barte Grundschule Idarwald. Schnell wurde während
                                  ko aus der Ukraine«, stellt er sich vor und reicht mir   dieser drei Wochen klar, dass es darüber hinaus eine
                                  seine Hand. »Guten Abend, mein Name ist Sascha           weitere Zusammenarbeit zwischen den Schulen ge-
                                  Fritz. Ich bin Lehrer an der Magister Laukhard IGS       ben würde.
                                  Herrstein-Rhaunen und du wirst bei mir wohnen«,              Der erste Besuch in der Ukraine war deshalb nur
                                  begrüße ich ihn. Sergij Kowalenko ist Schulleiter am     eine Frage der Zeit. Die beeindruckende Freundlich-
                                  Kollegium Alexandria – einer Stadt mit rund 80.000       keit der Ukrainer, die Feste wie der »Internationale
                                  Einwohnern im Kirowograder Gebiet. Mit einem Sti-        Lehrertag«, aber auch die angespannte Lage, hin-
                                  pendium im Rahmen der Initiative »Schulen: Partner       terließen einen bleibenden Eindruck. Bereits bei die-
                                  der Zukunft« wird er uns drei Wochen bei unserer         sem ersten Besuch im Oktober 2012 arbeiteten die
                                  Arbeit begleiten. Der Aufenthalt soll so seine Sprach-   Schülerinnen und Schüler an einem vergleichenden
                                  kenntnisse verbessern, Einblicke in das Schulsystem      Zeitungsprojekt. Interessierte ukrainische Sportlehr-
                                  und die pädagogische Arbeit ermöglichen und ihn          kräfte wurden zudem in die Schule eingeladen, wo ih-
austausch bildet

                                  mit der Kultur unseres Landes vertrauter machen.         nen eine typisch deutsche Sportstunde demonstriert
                                      Sergij Kowalenko erlebte eine abwechslungs-          werden konnte, die sich vom ukrainischen Unterricht
                                  reiche Zeit an der Magister Laukhard IGS Herr-           deutlich unterscheidet. Fördermittel des PAD und der
                                  stein-Rhaunen, die zu diesem Zeitpunkt eineinhalb        Stiftung West-Östliche Begegnungen ermöglichten
                                  Jahre alt war und sich noch im Aufbau befand. Er         es dann, im April 2013 die ukrainischen Schülerinnen
                                  begleitete die 5. Klassen bei ihrer Kennenlernfahrt      und Schüler der 7. Klasse als Gast nach Rhaunen ein-
12
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                                                              Schwerpunkt »Europa plus«

                                                                                                                              Elementare
zuladen. Im Oktober 2013 erfolgte der Gegenbesuch                           spielsweise: »Meine Eltern sind                   Bedürfnisse
der deutschen Schülerinnen und Schüler in Alexand-                          leider beide tot. Ich lebe mit mei-
ria. Beeindruckend war, mit welcher Herzlichkeit so-                        ner Großmutter in einer kleinen
wohl die deutschen als auch die ukrainischen Eltern                         Hütte. Wir haben in unserer Hütte
ihre Gastkinder aufnahmen.                                                  leider keine Küche und Kochutensilien. Wir arbeiten
                                                                            und kochen bei unseren Nachbarn und wenn wir
Gemeinsame Projekte                                                         auf die Toilette müssen, gehen wir auch zu unseren
    Über das ganze Jahr verteilt, führten die beiden                        Nachbarn, denn in unserer Hütte gibt es keine Toi-
Schulen außerdem eine Reihe gemeinsamer Projek-                             lette. Wenn Gott möchte und meine Prüfungsergeb-
te durch. So wurde im Rahmen der Benefizwande-                              nisse gut sind, werde ich nach dem Sommer die 11.
rung der Magister Laukhard IGS Herrstein-Rhaunen                            und danach die 12. Klasse besuchen. Danach möch-
das örtliche Waisenhaus in Alexandria nicht nur mit                         te ich gerne studieren. Ich möchte gerne bei meiner
einer Kleiderspende, sondern auch finanziell unter-                         Großmutter in Arba Minch bleiben und wünsche mir
stützt, sodass die Kinder dort ein Jahr lang mit Essen                      Töpfe und Geschirr, sodass wir auch in unserer Hütte
versorgt werden können. »Träume aus verschiede-                             kochen können.«
nen Welten« hieß ein Fotoprojekt, an dem neben                                  Ein weiteres Projekt befasste sich mit dem The-
den beiden Partnerschulen die äthiopische Rehobot                           ma »Umweltschutz« an der Partnerschule und an-
School Arba Minch teilnahm. Die Wünsche der deut-                           deren Schulen in Alexandria. Dabei entwickelten die
schen Kinder drehten sich vor allem um Gesundheit,                          Schülerinnen und Schüler ein Konzept, wie Müll sich
Familie oder »Konsum«. Für die ukrainischen Kinder                          trennen und wiederverwerten lässt, wenn er nicht
war dagegen der Wunsch nach Frieden im Ostteil                              vermieden werden kann. Das Projekt wurde von uns
ihres Landes von Bedeutung. Die äthiopischen Schü-                          Lehrkräften und zwei Schülerinnen bei der englisch-
lerinnen und Schülern wiederum äußerten Wünsche,                            sprachigen deutsch-indischen Jugendumweltkonfe-
die ganz elementaren Bedürfnissen nachkommen.                               renz »Greening with Goethe« in Bremen vorgestellt.
Die 15-jährige Fikirte aus Arba Minch erzählt bei-                          					 >

                    Austausch 2014
                    in Zahlen                                                                  678                       Austauschbegegnungen
                                                                                                                         im Rahmen der Initiative
                                                                                               verliehene Deutsche
                                                                                               Sprachdiplome* der        Schulen: Partner der Zukunft
                                                                                               Kultusministerkonferenz

                                26
                                an PAD-Programmen
                                teilnehmende                                                                                                     4 Gruppen
                                Lehrkräfte                                                                                                       mit 56 Schülern

                                                                                          34
                             Hospitationsprogramm: 18
                                   Fortbildungskurse: 7
                            Weiterbildungsprogramm: 1                                     eTwinning-Projekte
                                                                                          mit Partnern u. a. aus
                                                                                          Deutschland und                          18 Gruppen
                                                                                                                                   mit 284 Schülern
                                                                                          der Ukraine

                        *Deutsches Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz (DSD I und II)                                 Quellen: Zentralstelle für das Auslandsschulwesen; PAD
Schwerpunkt »Europa plus«

                                                                               Bei einer Wald-
                                                                               erkundung gab es
                                                                               Stockbrot am Feuer.

                                                                                 wohnt in einer deutschen Gastfamilie, sodass auch
                                                                                 Schülerinnen und Schüler aus weniger wohlhaben-
                                                                                 den Familien ein längerer Aufenthalt in Deutschland
                                                                                 möglich wird.
                                                                                     Derzeit gibt es an der ukrainischen Partnerschule
                                                                                 keine Landesprogrammlehrkräfte. Gerade für den Un-
                                                                                 terricht, der auf das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der
                                                                                 Kultusministerkonferenz vorbereitet, wäre dies aller-
                                                                                 dings wichtig. Vor allem Muttersprachler können die
                                                                                 Schülerinnen und Schüler optimal auf die Prüfungen
                   Ein Freiwilliges Soziales Jahr in Rhaunen                     vorbereiten. Auch hier unterstützt die deutsche Part-
                       Einen Schwerpunkt setzen die beiden Schulen               nerschule das Kollegium in Alexandria und setzt sich
                   auch im Bereich der Jugendbegegnung. So trafen sich           dafür ein, dass ein Kollege aus Rhaunen als Landespro-
                   Schüler/-innen beider Schulen im Dezember 2014 in             grammlehrkraft vermittelt wird.
                   Berlin und bearbeiteten das historisch-politische                 Im Laufe der Zeit ist so ein enger persönlicher
                   Thema »Erinnerung an die Vergangenheit gibt einen             Kontakt zwischen den Koordinatoren entstanden.
                   Blick in die Zukunft«. Ein weiteres trilaterales Treffen      Nicht zuletzt darauf lässt sich zurückführen, dass in
                   mit den ukrainischen Partnern und einer französi-             so kurzer Zeit so viele Projekte durchgeführt werden
                   schen Schule findet im Oktober erneut in Berlin statt.        konnten – und die Schulpartnerschaft trotz der poli-
                   Seit dem Jahr 2014 wird zudem der Magister-Lauk-              tischen Situation in der Ukraine weiterhin stabil und
                   hard-Förderpreis an der ukrainischen Partnerschule            intensiv ist.
                   vergeben. Die Auszeichnung erhält ein Absolvent
                   oder eine Absolventin, der oder die besondere Ergeb-                     —
                   nisse in der deutschen Sprache erzielt hat und durch                     Der Autor unterrichtet Geographie und Sport
                                                                                            und ist Pädagogischer Koordinator für die Klassen-
                   Engagement in der Schulpartnerschaft hervorgetre-
                                                                                            stufen 7 und 8.
                   ten ist. Sie ermöglicht ein Freiwilliges Soziales Jahr in
                   Rhaunen. Erste Preisträgerin ist die 17-jährige Mariia
                   Tunyk. Sie lebt für ein Jahr in einer deutschen Gast-
                   familie und unterstützt die Lehrkräfte in ihrer Arbeit.
                   So leitet sie beispielsweise die Talentschmiede Rus-                                Über »Schulen: Partner der Zukunft«
                   sisch, um das Sprachniveau der russischsprechenden                                     Die Initiative »Schulen: Partner Zukunft« (PASCH)
                   Kinder in Rhaunen zu verbessern. Ein weiterer Schü-                                 des Auswärtigen Amtes will weltweit bei jungen
                   ler der 9. Klasse besucht seit Ende Mai, nach Ende                                  Menschen Interesse und Begeisterung für das moderne
                   des ukrainischen Schuljahres, die Magister Laukhard                                 Deutschland und seine Gesellschaft wecken. Dem
                   IGS Herrstein-Rhaunen für zwei Monate, um so seine                                  Netzwerk gehören inzwischen fast 1.800 ausländische
                   Sprachkenntnisse zu verbessern. Auch dieser Schüler                                 Schulen an, die von der Zentralstelle für das Auslands-
                                                                                                       schulwesen (ZfA) und dem Goethe-Institut (GI) betreut
                                                                                                       werden. Der PAD fördert Projekte deutscher Schulen
                                            Talentschmiede für                                         mit Schulen in ausgewählten Ländern bzw. Regionen
                                            Russischschüler/-innen
austausch bildet

                                                                                                       weltweit. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des
                                                                                                       Auswärtigen Amtes.

                                                                                                          Weitere Informationen: www.pasch-net.de
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Foto: rulosapire / photocase.de

                                                                                                                                                               15
                                        kosovo

                                       »Ich will Dich
                                          erleben«                                                          eine deutsch-kosovarische
                                                                                                            schülerbegegnung

                                  Ein Entwicklungsland mitten in Europa und gerade
                                  zwei Flugstunden von Stuttgart entfernt – kann
                                  das akzeptiert werden? Oder sollte nicht angesichts der
                                  engen Bindung an die deutschsprachigen Länder gerade
                                  im Bildungsbereich enger kooperiert werden?
                                  Diese Fragen standen am Anfang eines deutsch-
                                  kosovarischen Projekts, das Kerstin Zielosko-Labonte
                                  initiiert hat.

                                         A
                                                                                                                           von kerstin zielosko-labonte

                                                            ufgrund meiner Tätigkeit im Kultus-     Sie wie auch die teilnehmenden Schülerinnen und
                                                            ministerium Baden-Württemberg           Schüler wurden registriert und eingewiesen, so-
                                                            stand ich seit 2012 im Austausch        dass ein reibungsloser Start zu Beginn des Schul-
                                                            mit Imer Lladrovci, damals Vizekon-     jahres 2013/14 möglich war. Engagierte Lehrkräfte
                                                            sul der Republik Kosovo in Stuttgart.   aller Schulen – hier das Gymnasium Engen, das Wirt-
                                         Bei einem Gespräch wurde die Idee eines Projekts ge-       schaftsgymnasium Sigmaringen sowie die Realschu-
                                         boren, bei dem Schulen aus Baden-Württemberg mit           le Eppingen, dort das Skenderbeu-Gymnasium Gllo-
                                         Schulen im Kosovo in deutscher Sprache online zu-          goc, das Eqrem-Cabej-Gymnasium Pristina und die
                                         sammenarbeiten sollten. Am Ende des ersten Schul-          Vezir-Jashari-Schule in Ferizaj – begannen danach
                                         jahres sollte ein Besuch der kosovarischen Schülerin-      ihre Arbeit. Zur Aufgabe hatten sie es sich gemacht,
                                         nen und Schüler an ihren Partnerschulen erfolgen,          eine Zeitschrift zu erstellen, die zugleich Regiebuch
                                         um so die persönliche Begegnung der Jugendlichen           für ein Theaterstück werden sollte unter dem Motto:
                                         zu fördern. Schnell fand die Idee eine Reihe tatkräf-      »Deutschland-Kosovo: Unbekanntes Land – Ich will
                                         tiger Unterstützerinnen und Unterstützer – unter           Dich erleben«.
                                         ihnen die damalige Amtschefin im Kultusministe-
                                         rium, Dr. Margret Ruep, und der Vizepräsident des          Umsetzung im Unterricht
                                         Europaparlaments, Rainer Wieland. Um die organi-              Zunächst beschäftigten sich die Schülerinnen
                                         satorischen und finanziellen Hürden bewältigen zu          und Schüler jeweils mit ihrem Partnerland und arbei-
                                         können, wurde eigens der Verein »Education Unlimi-         teten in Projektgruppen an unterschiedlichen The-
                                         ted e. V.« gegründet.                                      men. Dazu gehörten beispielsweise das Schulsystem,
                                                                                                    Land und Leute, die Infrastruktur, der geschichtliche
                                         Die Projektarbeit beginnt                                  Hintergrund, die Musik oder der Alltag eines Teen-
                                            Mit Unterstützung durch den PAD wurde den               agers. Ihre Ergebnisse präsentierten sie erst in der ei-
                                         Lehrkräften im Kosovo im Sommer 2013 der Zu-               genen Klasse und dann auf PASCH-Net. Die Plattform
                                         gang zur Plattform von PASCH-Net ermöglicht.               diente nicht nur dem Unterricht, sondern half auch
Schwerpunkt »Europa plus«

                                              im weiteren Verlauf zum gegenseitigen Kennenler-                       grüßt. Dies war ein bewegender Moment in einem
                                              nen und bei allen Fragen, die während der Projekt-                     außergewöhnlichen Projekt. Denn zum ersten Mal
                                              arbeit auftraten. Die Kommunikation mit den Part-                      seit der Unabhängigkeit ihres Landes kooperierten Ju-
                                              nern verlief allerdings nicht immer problemlos. An                     gendliche aus drei öffentlichen Schulen mit drei Part-
                                              vielen Schulen im Kosovo sind leistungsfähige Com-                     nerschulen in Deutschland. Möglich wurde das auch,
                                              puter und Internetverbindungen keine Selbstver-                        weil die Deutsche Botschaft Pristina seit März bei
                                              ständlichkeit. Auch der Strom kann gelegentlich aus-                   zahlreichen Visaproblemen geholfen hatte. Zur Freu-
                                              fallen. Den kosovarischen Schülerinnen und Schülern                    de aller gab es zudem finanzielle Zuschüsse nicht nur
                                              fiel zudem die Arbeit mit PASCH-Net nicht leicht, so-                  vom PAD und von privaten Spendern, sondern auch
                                              dass auf Skype ausgewichen wurde. Die sprachliche                      durch das Ministerium für Diaspora in Pristina. Kurz-
                                              Verständigung funktionierte jedoch gut.                                um: Ein wirklich völkerverbindendes Projekt.
                                                                                                                         Während des Aufenthaltes nahmen die Jugendli-
                                              Projektabschluss in Deutschland                                        chen am Schulunterricht teil und bereiteten die Prä-
                                                  Am 29. Juli 2014 war es dann soweit: 30 Schüle-                    sentation des Theaterstücks vor. Da das Gymnasium
                                              rinnen und Schüler aus den drei Partnerschulen im                      Engen und das Wirtschaftsgymnasium Sigmaringen
                                              Kosovo kamen zusammen mit ihren Lehrern und                            nicht weit entfernt liegen, gestalteten sie die Auffüh-
                                              zwei Mitarbeiterinnen des Bildungsministeriums                         rung gemeinsam. Die Realschule Eppingen führte ihr
                                              Pristina in Stuttgart an – und wurden herzlich be-                     Theaterprojekt separat auf. Die zahlreichen Begeg-
                                                                                                                     nungen in Schule, Familie und Freizeit bewirkten,
                                                                                                                     dass die Schülerinnen und Schüler beider Länder ihre
                                                                                                                     Kompetenzen in sozialer, personeller und interkultu-
                                      »Ich durfte Europa kennen-
                                                                                                                     reller Hinsicht verbesserten. Die zwischen Deutsch-
                                      lernen und was Europa für                                                      land und dem Kosovo bestehenden Unterschiede
                                      Deutschland, den Frieden und die                                               boten zudem zahlreiche Anknüpfungspunkte für
                                                                                                                     Gespräche und Diskussionen, führten aber im Alltag
                                      Demokratie bedeutet.«
                                     Teilnehmer im PASCH-Projekt

                   Austausch 2014
                   in Zahlen
                                                                                                                                        116
                    Austauschbegegnungen                                                                                                verliehene Deutsche
                                                                                                                                        Sprachdiplome* der
                    im Rahmen der Initiative                                                                                            Kultusministerkonferenz
                    Schulen: Partner der Zukunft

                                                                                                                                                                         1
                                                                                                   2 Gruppen
                                                                                                   mit 38 Schülern

                                                                                                                                                                         Teilnehmer am
                                                                                                                                                                         Hospitations-
                                                                                                                                                                         programm
austausch bildet

                                                                            5 Gruppen
                                                                            mit 71 Schülern
16

                     *Deutsches Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz (DSD I und II)                                                         Quellen: Zentralstelle für das Auslandsschulwesen; PAD
17
auch zu Problemen, die gelöst werden mussten. So         Jugendlichen und Eltern
lernten die Schülerinnen und Schüler zugleich, mit       berichteten, dass sie im       Ein wirklich völker-
Konflikten besser umzugehen. Die theaterpädagogi-        Gespräch mit den Gästen
                                                                                        verbindendes Projekt
sche Arbeit leistete zudem einen wichtigen Beitrag,      aus dem Kosovo viel über
um Gleichgültigkeit und Ablehnung des Fremden zu         das Land gelernt hätten
überwinden.                                              und an den Erfahrungen
                                                         während des Austauschs gewachsen seien. Auch
Stätten der Demokratie                                   Freundschaften haben sich gebildet. Lehrkräfte be-
    Ein Höhepunkt des Aufenthalts waren jedoch           zeichneten den Austausch als Zugewinn für ihre
zwei Exkursionen an besondere Stätten der De-            Schülerinnen und Schüler wie auch für die Schulen.
mokratie: Im Europaparlament im benachbarten             Von den kosovarischen Jugendlichen erhalten be-
Straßburg begrüßte Vizepräsident Rainer Wieland          sonders begabte weitere Aus- und Fortbildungsmög-
die Schülergruppe. Der Berlinaufenthalt mit Besuch       lichkeiten in Deutschland.
des Deutschen Bundestages wurde unter anderem                Im Schuljahr 2014/15 besuchen die deutschen Ju-
durch den Abgeordneten Steffen Bilger ermöglicht.        gendlichen ihre kosovarischen Partnerschulen. Der
Empfänge in der Botschaft der Republik Kosovo und        Förderverein kümmert sich in Zusammenarbeit mit
im Auswärtigen Amt standen hier ebenfalls auf dem        der Deutschen Botschaft und dem Bildungsministe-
Programm. Organisiert hatte die beiden Exkursio-         rium vor Ort sowie Herrn Imer Lladrovci (Konsul des
nen der Förderverein. Die pädagogische Vorberei-         Kosovo in Wien) um die Organisation. Die beteiligten
tung leisteten die Lehrkräfte. Für die kosovarischen     Schulen leisten die pädagogische Arbeit. Man darf
Jugendlichen waren beide Besuche von großer Be-          gespannt sein, welche Erfahrungen beide Seiten ge-
deutung, wie aus ihren anschließenden Kommenta-          winnen.
ren hervorgeht: »Es war ein besonderes Gefühl, sich
für kurze Zeit als Teil dieser politischen Institution            —
zu fühlen, die so wichtig für die Aufgaben Europas                Die Autorin hat das Austauschprojekt initiiert
ist. Außerdem durften wir eine Diskussion über die                und ist eine der Gründerinnen des Fördervereins
                                                                  Education Unlimited e. V.
Zukunft des Kosovo in der Staatengemeinschaft
führen«, schrieb ein Schüler. »Ich habe als Teil des
Bildungsprojekts im Kosovo jetzt eine besondere
Verantwortung. Ich durfte Europa kennenlernen und
was Europa für Deutschland, den Frieden und die De-                        Education Unlimited
mokratie bedeutet«, ergänzte ein anderer.                                     Education Unlimited e.V. (EdU) hat es sich zur
                                                                           Aufgabe gemacht, Jugendlichen in Entwicklungs- und
Der Aufwand lohnt sich
                                                                           Schwellenländern durch Bildung und Austausch die
   Der Aufwand für solche Austauschprojekte ist                            Fähigkeiten und Mittel zu ermöglichen, ihr Land
zweifelsohne hoch. Angesichts seiner Wirkungen                             zukunftsfähig mitzugestalten. Der Kosovo ist ein Pilot-
aber lohnt er sich. Um einige zu nennen: Ängste,                           projekt. Unterstützt wird es durch den EU-Kommissar
die oft vor dem Unbekannten bestehen, stellen sich                         Günther H. Oettinger. Schirmherr ist Luan Krasniqi.
vielfach als unbegründet heraus. Die Einblicke der
Schülerinnen und Schüler in das andere Land haben                             Weitere Informationen: www.edu-unlimited.org
Interesse geweckt, mehr zu erfahren. Die deutschen
Neue Ideen
                                             Freiarbeitswoche und sprachsensibler Fachunterricht:
                                               Aus ihrer Hospitation haben Inna Siniakova und
                                             Elton Demollari neue Ideen für den eigenen Deutsch-
                                                          unterricht mitgenommen.

                                                                           belarus

                                                   Inna Siniakova
                                                           > 50 Jahre                              > Zur Hospitation an der
                                                           > Seit 1986 Deutschlehrerin               Stadtschule am Mühlen-
                                                              an der Mittelschule Nr. 34              teich in Hagenow (Mecklen-
                                                              (allgemeinbildende Schule)              burg-Vorpommern)
                                                              in Witebsk, Belarus

                                                                                                                                                ,
                                                                                   verbringen ein zusätzliches Jahr in der Grundschule
                   Deshalb habe ich mich beworben                                                                  che  ausge glichen werde    n
                                                                                   im Laufe   dessen   die Schwä
                      Viele der Herausforderungen, von denen die Leh-                                                                       rin-
                                                                                   kann. Die Klassenstärke liegt bei 10 bis 12 Schüle
                   rer bei meinem letzten Besuch 2004 in Deutschland                                                                    ichten  ,
                                                                            un-    nen und Schülern. Die Lehrkräfte, die hier unterr
                   berichtet hatten, waren seinerzeit für Schulen in                                                            ht oder  haben
                                nicht aktuel l. Das hat sich  aber  zwisch  en-    haben eine spezielle Ausbildung gemac
                   serem   Land
                                                                        ch, die     sich zusätzlich weitergebildet.
                   zeitlich geändert. Ich fand es deshalb nützli
                                                               n mit  eigene  n        Von besonderem Interesse war für mich, am Gym-
                   heutige Situation an deutschen Schule
                                                          r Situat ion vergle i-    nasium die Freiarbeitswoche kennenzulernen. Diese
                   Augen zu sehen, um sie mit unsere                                                                                          ie.
                                                 ungen   zu  erhalt en.             Arbeitsform kannte ich bislang nur aus der Theor
                    chen zu können und Anreg                                                                     in die Praxis gewin nen:  Vari-
                                                                                    Hier konnt e  ich Einblic ke
                                                                                    anten für Arbeitsaufträge, Prinzipien der Gruppenbil-
                   Meine gastgebende Schule                                                                                                   en
                                                                       -            dung, Arbeitseinteilung und Planung in den Grupp
                      An der Stadtschule am Mühlenteich, einer Grund
                                n 288 Schüler/-innen von 17 Lehrerinnen              sowie die Präsentation und Bewertung.
                   schule, werde
                                                                     ich
                   unterrichten. Während der Hospitation konnte
                                                               ow  besu-            Mein Resümee
                   auch andere Bildungseinrichtungen in Hagen
                                                                                       Seit diesem Schuljahr unterrichte ich auch in den
                   chen – unter anderem ein Gymnasium und eine Kita.
                                                                                    Klassen 1 bis 4. An der Stadtschule am Mühlenteich
                                                                                    konnte ich viele Methoden beobachten und mir aneig-
                    Das habe ich beobachtet
                                                                            r       nen, die für Grundschulen typisch sind. Das gilt auch
                       Mir ist aufgefallen, dass es im Unterricht imme                                                                       pie-
                                  nte gibt, in denen   die Kinder  sich  ent-       für den Englischunterricht. Mit den Bewegungss
                    wieder Mome                                                                                                  der  Schule  ge-
                                                                          ein       len, Liedern oder Gedichten, die ich in
                    spannen können. Zu Beginn einer Stunde wird oft
austausch bildet

                                                                                                                        ich  meine  n Unterricht
                                                                         ung        sehen und gehört habe, kann
                    Lied gesungen oder ein kurzes Gedicht mit Beweg
                                                                            n       interessanter machen. Sehr wichtig war für mich auch,
                    vorgetragen. Dazu werden auch Bewegungsübunge                                                                            rin-
                                                         und   Gedich te sich       den Alltag in Deutschland zu sehen. Meine Schüle
                    gemacht. Da die Übungen, Lieder                                                                   Fragen  über  das Leben  in
                                                                                     nen und Schüle   r stellen viele
                    abwechseln, wird die Anfangssituation nicht zur Routi-                                       gut, dass  ich viele davon jetzt
                                                                          mit        Deutschland  . Ich finde es
                    ne. Neu für mich waren Klassen für Schüler/-innen
                                       Schwi  erigkeiten. Die Schüler/-inne n        aus persönlicher Erfahrung besser beantworten kann.
                    Lese-Rechtschreib-
18
19
                                                                      Schwerpunkt »Europa plus«

                                                                                                           albanien

                                                                                  Elton Demollari
                                                                                               > 37 Jahre
                                                                                                                                       > Zur Hospitation an
                                                                                               > Seit 2000 Deutsch                                           der
                                                                                                                    lehrer               Wilhelm-Busch-Schu
                                                                                                 an der Wirtschaftss                                           le
                                                                                                                      chule             Wesseling (Nordrhe
                                                                                                »Ekonomist« in Tir                                           in-
                                                                                                                     ana,               Westfalen)
                                                                                                Albanien

                                                Deshalb habe ich mi
                                                                     ch beworben
                                                  Ich hatte zuvor berei                                             Mich hat sehr beein
                                                                         ts an Gymnasien un                                                 druckt, dass die 35 alb
                                               chen Schulen hosp                               d berufli-       Schülerinnen und                                     anischen
                                                                   itiert. Wie Hauptsc                                                 Schüler ihre alban
                                               nieren, war mir bislan                  hulen funktio-                                                         ische Mutter-
                                                                      g aber nicht bekann                       sprache lernen könn
                                                                                          t. Ich wollte                                 en. Für sie gibt es dre
                                               deshalb mehr über                                               Stunden in der Woch                              i zusätzliche
                                                                      diese Schulform erf                                                e.
                                               wissen, worin die Un                       ahren und
                                                                     terschiede zu ande                            Der Elternsprechta
                                                                                        ren   Schulfor-                                   g findet nur zweim
                                               men bestehen.                                                   offiziell statt. Aber                              al im Jahr
                                                                                                                                     die Eltern können jed
                                                                                                               Termin direkt mit de                             erzeit einen
                                                                                                                                        r entsprechenden Leh
                                              Meine gastgebende                                               dem entsprechend                                    rerin oder
                                                                   Schule                                                            en Lehrer vereinbare
                                                 Die Wilhelm-Busch                                            ihre Kinder im Unter                             n   und über
                                                                     -Schule ist die Geme                                             richt sprechen. In Alb
                                              hauptschule der Sta                          inschafts-         monatlich ein Eltern                             an ien findet
                                                                  dt Wesseling bei Kö                                                 sprechtag statt.
                                              den 383 Schülerinne                     ln. An ihr wer-
                                                                   n und Schüler von                             Am Gymnasium fan
                                                                                        37 Lehrkräf-                                      d ich die Doppelstun
                                             ten und Lehramtsa                                               sonders gut. Sie ge                                    den be-
                                                                  nwärtern unterrichte                                              fallen mir, weil die
                                             konnte ich zwei Tag                        t. Daneben           notwendige Zeit ha                            Lehrkräfte die
                                                                 e an der benachbarte                                                ben, um eine Unter
                                             stein-Realschule un                       n Albert-Ein-         zu gestalten.                                   richtsstunde
                                                                 d am Käthe-Kollwitz
                                             hospitieren.                             -Gymnasium
                                                                                                             Mein Resümee
                                              Das habe ich beobach                                              Die Hospitation wa
                                                                      tet                                                            r für mich sehr wi
                                                 Theorie und Praxis                                          wird für meine sch                          chtig und
                                                                        sind eng verknüpft                                       ulische Arbeit eine
                                             Schule. Neben dem                                    an der    sein. Ich habe Ideen                     große Hilfe
                                                                      Unterricht im Klasse                                        für den eigenen Un
                                             gibt es Werkstätten                                nzimmer     wonnen und mehr                           terricht ge-
                                                                     , Laborräume, Lernb                                       Informationen über
                                             Außenanlagen, die                               üros oder      Schulsystem, speziell                   das deutsche
                                                                 den Unterricht ergän                                             über die Hauptschu
                                                Die fachliche Komp                        zen  .            Rechtschreibreform                         le, und die
                                                                       etenz, die Selbstst                                      erhalten.
                                            der Lehrerinnen un                                ändigkeit
                                                                   d Lehrer und die
                                            von Gruppenarbeit                           Abwechslung
                                                                  und Frontalunterric
                                                                                        ht haben mir
                                            gut gefallen.                                                                                             sprogramm
                                                                                                                                    ospitation                              ller Welt, di
                                                                                                                                                                                            e
                                               Rechtschreibung un                                                      Über das H                    le  h rk räfte aus a
                                                                       d Grammatik ha                                                      eu ts ch                            weitern
                                           Deutschunterricht ein                              ben im                       Rund 330 D                         es Wissen er
                                                                    en großen Stellenwe
                                                                                            rt.                              et h od is ch  -didaktisch                  is se  auffrischen
                                           fallen ist mir auch                                   Aufge-                ihr m                              hen Kenntn
                                                                die Deutschförderun                                                  nd   es ku  n  d lic                           higen
                                           helm-Busch-Haupts                          g:  An   de r Wil-                und ihre la                                  zu dreiwöc
                                                               chule haben ca. 70                                                             PA  D   jedes Jahr                    nd die
Foto: Evgeny Karandaev/shutterstock.com

                                                                                                                                        d er
                                          Schülerinnen und Sch                           Pro zen t  der                 wollen, lädt                                  eser Zeit si
                                                                 üler Migrationshinterg                                               n  en  ei n . Während di                   d  h aft-
                                          26 Nationen und 14 Re                            rund – mit                    Hospitatio                                 unfall- un
                                                                 ligionen. Bei der Sprac                                           le hrk  rä ft e kranken-,                      fam  ilien,
                                          gibt sich deshalb ein                          hbildung er-                    Deutsch                                   n und Gast
                                                                erhöhter Förderbeda                                                   si ch er t. Die Schule                    iln eh mer
                                          genannte »sprachse                          rf, den der so-                    pflichtv  er
                                                                                                                                                                  nen und Te
                                                              nsible Fachunterricht«
                                                                                       unterstützt.                              en   di e  Te ilnehmerin                     lic h ein e Auf-
                                                                                                                          in den
                                                                                                                                               si n  d , er h a lten zusätz                lgt aus
                                                                                                                                          cht                               erung erfo
                                                                                                                           untergebra                     g. Die Finanzi
                                                                                                                                          ch ä di gu   n                                n d er.
                                                                                                                           wandsents                                     und der Lä
                                                                                                                                            A u sw   är  ti ges Amtes
                                                                                                                            Mitteln des
Foto: emoji / photocase.de
                   georgien & tadschikistan

                   »In Deutschland
                   kann man Fahrrad
                   fahren«                                  Zarrina Khamidova aus Tadschikistan und Ia Khachidze
                                                            aus Georgien waren ein Jahr zur Weiterbildung an einem
                                                            Gymnasium in Deutschland. Von ihren Erfahrungen
                                                            können die beiden Deutschlehrerinnen künftig im
                                                            eigenen Unterricht profitieren.

                              W
                              von barbara beyer, pad

                                                      enn     Zarrina    Khamidova    pitationen bei den Kolleginnen und Kollegen an der
                                                      von ihren Aufenthalten in       Bochumer Schule hat die junge Frau methodisch viel
                                                      Deutschland erzählt, kommt      dazugelernt. Als Begleitlehrkraft konnte sie zudem
                                                      sie ins Schwärmen. »Ich habe    auf eine Klassenfahrt mitfahren. »In Tadschikistan
                                                      hier Kochen, Backen, Schwim-    unternehmen wir mit den Schülerinnen und Schü-
                              men und Fahrradfahren gelernt und dazu noch Eng-        lern eher Tagesausflüge«, sagt sie und bedauert, dass
                              lisch«, erzählt die junge Frau stolz. In ihrer Heimat   auch sie selbst in Tadschikistan kaum Möglichkeiten
                              Tadschikistan war das Leben der 28-Jährigen darauf      hat zu reisen. In ihrer Heimatstadt Chudschand im
                              ausgelegt, in Schule und Studium fleißig zu lernen.     Norden des Landes unterrichtet Zarrina Deutsch an
                              »Den Haushalt hat immer meine Mutter geführt«,          einer Schule, die seit 15 Jahren nach einem Ausspruch
                              erinnert sie sich. Zarrina, die an der Universität      Goethes das Fremdsprachenlernen in den Vorder-
                              Deutsch als Fremdsprache und Übersetzung studiert
                              hat, wurde zu Hause stets von allen praktischen Tä-
                              tigkeiten fern gehalten. Das änderte sich, als Zarri-
                              na vor sechs Jahren als Au-Pair-Mädchen erstmals
                                                                                                 Unterricht wie
                              nach Deutschland kam. Die Gastmutter brachte                       geplant durchführen
                              ihr das Kochen und Backen bei. Beide Fähigkeiten
                              konnte die junge Lehrerin nun während ihres Wei-
                              terbildungsjahres an der Heinrich-von-Kleist-Schule     grund stellt: »Wer fremde Sprachen nicht kennt,
                              in Bochum nutzen. Mit Begeisterung führte sie ein       weiß nichts von seiner eigenen.« Alle Lehrkräfte, die
                              Unterrichtsprojekt durch zum Thema »Essen verbin-       am Goethe-Gymnasium Deutsch unterrichten, wa-
                              det die Menschen – Speisen auf Reisen«. »Wir haben      ren dank der verschiedenen Fördermöglichkeiten für
austausch bildet

                              eingekauft, gekocht und gebacken, Plakate gestaltet,    Lehrkräfte von Schulen, die das Deutsche Sprachdip-
                              Tischsitten anderer Länder kennen gelernt und Le-       lom der Kultusministerkonferenz anbieten, zu Fort-
                              bensmittel dekorativ angerichtet«. Damit hat sie ih-    bildungen bereits in Deutschland. Wenn Zarrina nun
                              ren Schülerinnen und Schülern ein wenig von der Fä-     an ihre Heimatschule zurückkehrt, werden ihre Kol-
                              higkeit zur Selbstständigkeit vermitteln können, die    leginnen sie neugierig nach ihren Erlebnissen ausfra-
                              sie selbst in ihrer Kindheit vermisst hat. Durch Hos-   gen, glaubt sie.
20
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                                                  Schwerpunkt »Europa plus«

Rüstzeug für besseren Unterricht                                               Über das Weiterbildungsprogramm
    Ia Khachidze aus Georgien, die Deutsch an der                              Die einjährige methodisch-didaktische und landes-
20. Öffentlichen Schule im Stadtzentrum von Tiflis                             kundliche Weiterbildung richtet sich an Lehrkräfte aller
unterrichtet, ist begeistert, dass sie während ihres                           Fachrichtungen, die vorrangig ab Klasse 5 deutschspra-
Weiterbildungsjahres viel mit dem Fahrrad unter-                               chigen Unterricht erteilen (Ortslehrkräfte). Die Schulen
wegs sein konnte. »In meiner Heimat Georgien ist                               der Teilnehmer/-innen führen zu einem deutschen bzw.
dies absolut unüblich und im Straßenverkehr auch                               internationalen Abschluss oder nehmen Prüfungen
gar nicht möglich«, sagt die 29-Jährige, für die das                           zum Deutschen Sprachdiplom der Kultusministerkon-
Fahrradfahren bildhaft für die Freiheit steht, die sie                         ferenz ab. Die Teilnehmer/-innen erhalten während der
in Deutschland in vielen Bereichen empfunden hat.                              Weiterbildung ein Gehalt (TV-L) oder ein Stipendium.
In ihrer Heimat erteilt Ia, die selbst ganz hervorra-                          Während des Aufenthalts finden Tagungen und Exkur-
gend Deutsch spricht, seit drei Jahren Fremdspra-                              sionen statt. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln der
chenunterricht in den Klassen 7 bis 12. An der Schule                          Länder und des Auswärtigen Amts.
können die Schülerinnen und Schüler auch das Deut-
sche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz
erwerben. Doch in Georgien gibt es für angehende
Lehrkräfte vor dem Einstieg in den Schuldienst kein
Referendariat. Ia berichtet, dass sie sich anfangs im         Den Herausforderungen des Schuldienstes im
Lehrerberuf sehr gefordert gefühlt hat und oft auch        eigenen Land stellt sie sich mit neuem Rüstzeug,
erschöpft war. Das hat sich nun nach einem Jahr am         das sie sich während ihres Weiterbildungsjahres
Carl-Friedrich-Gauss-Gymnasium in Gelsenkirchen            am Carl-Friedrich-Gauss-Gymnasium erarbeitet hat.
geändert, glaubt die junge Frau. »Mein Weiterbil-          »Hier habe ich mir didaktisches Wissen angeeig-
dungsjahr hat mich sehr verändert«, erzählt sie. Viele     net und Methoden kennen gelernt, die ich einset-
neue Erfahrungen im Alltag haben ihr gezeigt, dass         zen werde, um besseren Unterricht zu machen und
man ein Leben ruhiger leben kann, als sie es bisher        abends nicht mehr so erschöpft zu sein«, sagt sie
in Georgien getan hat. »In Georgien muss man im-           zuversichtlich. Dass die optimistische Frau ein wenig
mer damit rechnen, dass etwas, das man geplant hat,        von dem, was sie an Deutschland schätzt, mit in ihr
nicht funktioniert«, sagt sie. »Wenn ich zum Beispiel      Lebensumfeld mitnehmen wird, steht außer Frage.
ein elektrisches Gerät im Unterricht einsetzen will,       Ob sie es außerdem schafft, das Fahrradfahren in Ge-
muss ich damit rechnen, dass im Klassenraum die            orgien in Mode zu bringen, wird die Zukunft zeigen.
Steckdose nicht funktioniert«. In einer solchen Situ-
ation müsse schnell ein Plan B her. In der Folge, so Ia,
stehe man stärker unter Stress. In Deutschland hat
sie nun erfahren, Unterricht wie geplant durchzufüh-
ren – eine für Ia sehr positive Erfahrung, die zusätz-
liche Freude in den Lehrerberuf bringt. Kurz vor ihrer
Rückkehr fürchtet die Georgierin allerdings einen
Kulturschock in ihrer Heimat. Trotzdem sieht sie ih-
ren Platz fest in dem Land. »Ich sehe meinen Wert in
Georgien höher. Vielleicht brauche ich Deutschland,
weil ich hier freier leben kann, aber meine Schülerin-
nen und Schüler in Georgien brauchen mich mehr«,
sagt sie selbstbewusst.

                                    Bildeten sich ein Jahr in Deutsch-
                                    land weiter: Ia Khachidze (li.) aus
                                    Georgien und Zarrina Khamidova
                                    (re.) aus Tadschikistan.
Forum

                           Fair und gründlich
                                  der blick vom anderen ende des tisches

                           Anträge für ein Projekt der Leitaktion 2 im Programm Erasmus+
                              Schulbildung werden gründlich und fair begutachtet. Ein
                             Experte, der in der ersten Runde im Auftrag des PAD daran
                                 beteiligt war, fasst seine Erfahrungen zusammen.

                                                                                           Foto: markusspiske / photocase.de
austausch bildet
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Z
           weimal in den vergangenen zehn Jahren rien auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten zu befin-
           habe ich mit Kolleginnen und Kollegen am den: 60 Punkte waren mindestens zu erreichen. Die
           Tisch über einem Antrag an die EU-Kom- anschließenden Konsolidierungen per Mail oder am
           mission in Brüssel für eine finanzielle Zu- Telefon zwischen dem Erst- und Zweitgutachter wa-
wendung im Rahmen der »multilateralen Projekte« ren sehr wichtige Fach- und Expertenaustausche. Bei
gebrütet. Zunächst hieß das Programm SOKRATES, zu großen Abweichungen zwischen Erst- und Zweit-
dann von 2007 bis 2013 COMENIUS als Teil des Pro- gutachten wurde ein drittes Gutachten eingeholt.
gramms für lebenslanges Lernen (LLP). Die Ausarbei- Transparenter und fairer geht es kaum. Für mich war
tung eines Antrags nimmt, wie ich aus eigener Er- es zudem ein großer Zugewinn, zu erfahren, was in
fahrung weiß, viel Zeit in Anspruch. Dazu kommt die Schulen, Hochschulen, Seminaren, Weiterbildungs-
Ungewissheit, bei Ablehnung »für den Papierkorb« einrichtungen oder Vereinen kreativ vorgedacht
gearbeitet zu haben.                                   und geplant wird, um bei der Antragstellung zum
   Zweimal allerdings haben die unbekannten Zuschlag zu kommen. Gut zu wissen, dass über An-
Gutachter/-innen in Brüssel mir und meinen Kol- träge nicht mehr im fernen Brüssel, sondern von Ex-
leginnen und Kollegen das Vertrauen geschenkt perten in Deutschland entschieden wird – ein Beitrag
und ich konnte beide Projekte als deutscher Koor- zu mehr Bürgernähe, finde ich, denn immerhin geht
dinator für ein Konsortium aus sieben bzw. acht es bei den Anträgen um Steuergelder in Größenord-
Lehrerbildungseinrichtungen in                                            nungen von bis zu 450.000 Euro.
Europa leiten und durchführen.                                               Fazit: Erasmus+ wie auch die
Jetzt, nachdem die Begutachtung                                           Vorgänger-Programme decken ein
der Erasmus+ Anträge in die Hän-           »Transparenter                 weites Feld hinsichtlich der Inno-
de der Nationalen Agenturen, und            geht es kaum.«                vationen im Bildungsbereich ab.
damit für den Bereich der Schul-                                          Die von Brüssel zur Verfügung
bildung auch des PAD, gelegt wur-                                         gestellten Mittel für die Projekt-
de, wollte ich meine Erfahrungen                                          arbeit ermöglichen eine intensive
zu europaweiten Projekten einbringen. Deshalb Kooperation und einen fachlichen Austausch über
habe ich mich als Begutachter von Anträgen der Ländergrenzen hinweg, der auch und gerade den
Ausschreibung 2014 gemeldet. Im Mai und Juni saß Schüler/-innen zugutekommt. Viele Brücken können
ich also am anderen Ende des Tisches und möchte geschlagen werden, wenn man sich aufrafft, einen
die Erfahrung nicht missen.                            Antrag zu stellen. Die Qualität der Entscheidungsfin-
   Nach einer professionellen zweitägigen Schu- dung und das Erfahrungswissen der Gutachter/-in-
lung in Bonn – bei der ich einige »alte Bekannte« aus nen sorgen für ein faires Auswahlverfahren, in dem
EU-Projekten wieder traf – fand ich kurz danach auf alle Antragsteller/-innen eine Chance haben, den
dem von der EU-Kommission bereitgestellten und Brückenbau finanziell untermauern zu können.
europaweit eingesetzten »Online Expert Evaluation
Tool« (OEET) meine zu begutachtenden Anträge. Mit
                                                                    —
Hilfe des »Erasmus+ Guide for Experts on Quality As-                Der Autor war viele Jahre als Seminarleiter in
sessment«, der auch von jedem Antragsteller auf der                 der Lehrerausbildung tätig. Um die Anonymität
Website eingesehen werden kann, hatte ich als Erst-                 der Begutachtung zu wahren, wird der Name
oder Zweitgutachter über die Anträge in vier Katego-                nicht genannt.
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