Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.

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Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
Ministerium für
                              Schule und Weiterbildung
                              des Landes Nordrhein-Westfalen

Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen.
Schulzeitverkürzung gelingt.

                                          NorDrHeiN-WestFaleN
                                          MACHT SCHULE.
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
Vo r w o r t                                              Weniger Sitzenbleiber
                                                                                 Die Anzahl nicht versetzter Schülerinnen
                                                                                 und Schüler in der Sekundarstufe I des
                                                                                 Gymnasiums ist gesunken. Die Quote
                                                                                 beträgt aktuell nur noch 1,5 Prozent. Vor
                                                                                 sieben Jahren lag sie noch bei 3,9 Prozent.
                                                                                 Das Schulministerium und Lehrerverbän-
                                                                                 de haben im vergangenen Jahr gemein-
                                                                                 sam die Initiative „Komm mit! Fördern
                                                                                 statt Sitzenbleiben“ gestartet. Landesweit
                                                                                 beteiligen sich freiwillig bereits 412 wei-
                                                                                 terführende Schulen daran, weitere 400
                                                                                 sollen nun folgen.

Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,              Die vorliegende Broschüre informiert über das neue acht-
                                                           jährige Gymnasium, über die Ziele modernen Unterrichts,
im breiten Konsens der Parteien sowie der Eltern- und      über die neuen Lernzeiten und über die Möglichkeiten der
Lehrerverbände entschloss sich Nordrhein-Westfalen         Schulen, ihre Schülerinnen und Schüler zu fördern sowie
2004 für die Verkürzung des gymnasialen Bildungs-          Überforderung und Stress zu vermeiden.
gangs.

Die Umstellung eines seit Generationen vertrauten Lern-
rhythmus auf einen auf acht Lernjahre angelegten Bil-      Barbara Sommer
dungsgang ist mehr als die bloße Streichung eines Lern-    Ministerin für Schule und Weiterbildung
                                                           des Landes Nordrhein-Westfalen
jahres. Sie erfordert eine Überprüfung der Lehrpläne,
neue Strukturen des Schultages und ein Umdenken bei
der Gestaltung des Unterrichts.

Inzwischen hat unser „renoviertes“ Gymnasium schon
                                                             Inhalt
Gestalt angenommen. Die Stundentafel sieht neben den         Vorwort
Stunden für die einzelnen Fächer zusätzliche Stunden
(Ergänzungsstunden) vor, die den Schulen Freiräume für       Das achtjährige Gymnasium                            Seite        3
die Gestaltung des Unterrichtsangebots und zur gezielten
individuellen Förderung eröffnen. Neue schlankere Lehr-      Moderner Unterricht –
pläne wurden eingeführt, zusätzliche Lehrkräfte für den      Konzentration auf das Wesentliche                    Seite        4
personellen Mehrbedarf wurden eingestellt sowie Mittel
für räumliche Investitionen bereitgestellt („1.000-Schu-     Lernen in neuen Strukturen                           Seite        6
len-Programm“). Vielfältige Beispiele aus den anderen
Ländern wurden auf ihre Tauglichkeit für Nordrhein-West-     Mehr Zeit für Übung und Vertiefung                   Seite        9
falen geprüft und gegebenenfalls einbezogen, um diesen
Umstellungsprozess zu bewältigen und Anfangsschwie-          Individuelle Förderung für alle                      Seite        10
rigkeiten zu überwinden.
                                                             Anstrengung und Erholung
Dass das Gymnasium seit 2005 trotz (oder wegen?) aller       im richtigen Rhythmus                                Seite        12
Veränderungen an Beliebtheit noch einmal zugelegt hat,
beweisen die Übergangsquoten von der Grundschule:            Hausaufgaben als Lernzeit                            Seite        13
Wechselten in 2004 36,5 Prozent der Grundschülerinnen
und -schüler zum Gymnasium, so waren es in 2008 statt-       Ein Jahr im Ausland                                  Seite        14
liche 38,6 Prozent.
                                                             Abschlüsse auf dem Weg zum Abitur                    Seite        15

                                                             Titelfoto: Konrad-Duden-Gymnasium, Wesel — Foto: Christof Wolff
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
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                                                                          Das achtjährige Gymnasium
                       Das Gymnasium hat nach wie vor                  Ende der „alten“ Klasse 10 haben                  Im verkürzten Bildungsgang wird die
                                                                       gezeigt: Schülerinnen und Schüler                 systematische Vorbereitung auf wis-
                       " eine zweijährige Erprobungsstufe              des Gymnasiums sind den Schülerin-                senschaftspropädeutisches Arbeiten
                         (5. - 6. Klasse)                              nen und Schülern der übrigen Schul-               insgesamt auf die Einführungsphase
                       " eine Mittelstufe (7. - 9. Klasse)             formen am Ende der Klasse 10 deut-                (Klasse 10) der Oberstufe konzentriert.
                       " eine dreijährige Oberstufe                    lich voraus. Im achtjährigen Gymna-               Entsprechend wurden die neuen Kern-
                         (10. - 12. Klasse).                           sium erreichen die Schülerinnen und               lehrpläne der Sekundarstufe I von
                                                                       Schüler am Ende der Sekundarstufe I               einigen fachlichen Inhalten und As-
                       Neu ist, dass die Mittelstufe (7. - 9.          (Klasse 9) denselben Lernstand wie                pekten der fachlichen Vertiefung ent-
                       Klasse) drei Jahre umfasst. Sie ist             die Schülerinnen und Schüler der                  lastet.
                       also ein Jahr kürzer als früher. Die            Haupt-, Real- und Gesamtschulen,
                       Sekundarstufe I endet bereits nach              die am Ende der Klasse 10 in die                  Um sicherzustellen, dass alle Schüle-
                       der neunten und nicht erst nach der             gymnasiale Oberstufe wechseln.                    rinnen und Schüler die erforderlichen
                       zehnten Klasse. Die zehnte Klasse                                                                 Kompetenzen am Ende der Ein-
                       bildet jetzt die Einführungsphase der           Im neunjährigen Gymnasium wurden                  führungsphase erreichen, bieten die
                       gymnasialen Oberstufe.                          Grundlagen für die Anforderungen in               Schulen in der neuen Einführungs-
                                                                       der Qualifikationsphase der Ober-                 phase zusätzlichen Vertiefungsunter-
                       Um ein Lernjahr voraus                          stufe – das sind die beiden letzten               richt an.
                                                                       Jahre vor dem Abitur – schon bis
                       Die Ergebnisse der Lernstandserhe-              zum Ende der Sekundarstufe I (Klas-
                       bungen im neunjährigen Gymnasium                se 10) vermittelt.
                       sowie die zentralen Prüfungen am                                                                    „Wie kommt es, dass
                                                                                                                           die leistungsfähigsten
                                                                                                                           Nationen in der Welt
Foto: Christof Wolff

                                                                                                                                                                       Foto: ddp
                                                                                                                           es schaffen, ihre Kin-
                                                                                                                           der die Schulen mit
                                                                                                                           siebzehn und die Hoch-
                                                                                                                           schulen mit vierundzwanzig abschlie-
                                                                                                                           ßen zu lassen? Es sind - wohlgemerkt -
                                                                                                                           gerade diese Länder, die auf dem
                                                                                                                           Weltmarkt der Bildung am attraktiv-
                                                                                                                           sten sind.

                                                                                                                           Warum soll nicht auch in Deutschland
                                                                                                                           ein Abitur in zwölf Jahren zu machen
                                                                                                                           sein? Für mich persönlich sind die
                                                                                                                           Jahre, die unseren jungen Leuten bis-
                                                                                                                           her verlorengehen, gestohlene Le-
                                                                                                                           benszeit.“

                                                                                                                           Der damalige Bundespräsident Roman
                                                                                                                           Herzog in seiner berühmten Rede "Aufbruch
                                                                                                                           ins 21. Jahrhundert" aus dem Jahr 1997

                       Ältere Schülerinnen und Schüler helfen jüngeren: Tutoren-Programm am Essener Leibniz-Gymnasium.
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
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                                                      Moderner Unterricht -
                                                      Konzentration auf das Wesentliche

                                                                                                                 Foto: Christof Wolff
               Für die Umsetzung des achtjährigen                 Berlin (IQB) um eine Stellungnahme
               Gymnasiums reichte es nicht, den                   zu den neuen Kernlehrplänen gebe-
               Unterricht des entfallenden Schul-                 ten. Im Gutachten heißt es, dass „die
               jahres auf die anderen Jahrgänge zu                neuen nordrhein-westfälischen Sek.
               verteilen. Es stellte sich vielmehr die            I-Gymnasiallehrpläne der untersuch-
               Frage, welche Kompetenzen und Fer-                 ten Fächer Deutsch, Mathematik,
               tigkeiten eine Schülerin oder ein Schü-            Erste Fremdsprache (Englisch/Franzö-
               ler innerhalb eines gewissen Lern-                 sisch), Chemie, Biologie und Physik
               zeitraumes erwerben muss. Dazu                     dem hohen Anspruch der Standard-
               wurden bundesweit geltende Bildungs-               Kompatibilität insgesamt in beispiel-
               standards durch die Kultusminister-                hafter Weise gerecht werden; teilwei-
               konferenz formuliert.                              se als deren gelungene Verbesserun-
                                                                  gen und Weiterentwicklungen einzu-
               Die neuen Kernlehrpläne in Nord-                   stufen sind.“
               rhein-Westfalen tragen dieser Ent-
               wicklung Rechnung. Auf umfangrei-                  Das Schulministerium unterstützt
               che inhaltliche Vorgaben und didak-                die Schulen bei der Umsetzung der
               tische Empfehlungen wurde verzich-                 neuen Kernlehrpläne. So haben bei-

                                                                                                                 Praxis
               tet. Die Vorgaben der Lerninhalte be-              spielsweise landesweit Beratungs-
               schränken sich jetzt auf ein unver-                veranstaltungen zur Gestaltung des
               zichtbares Maß. Die Stofffülle wird                Unterrichts stattgefunden. Modelle
               ersetzt durch exemplarisches Ler-                  für einen neuen, kompetenzorientier-
                                                                                                                  Vorreiter in Sachen „G8“
               nen. Moderne Kernlehrpläne geben                   ten Unterricht werden in Netzwerken
               vor, welche wesentlichen Fähigkeiten               von Schulen, Studienseminaren und               Bereits ein Jahr früher hat das
               und Kompetenzen, die Schülerinnen                  Wissenschaft erprobt. Musterlehr-               Gymnasium Schloss Neuhaus mit
               und Schüler erwerben sollen.                       pläne sind als Beispiele für die Um-            der Schulzeitverkürzung begonnen.
                                                                  setzung der Lehrpläne im konkreten
               Die nordrhein-westfälische Landes-                 Unterricht entwickelt und den Schu-             Einen ersten Beleg dafür, dass das soge-
               regierung hat das Institut für Quali-              len zur Verfügung gestellt worden.              nannte „G8“ keine Leistungseinbußen mit
               tätssicherung im Bildungswesen in                                                                  sich bringt, kann das Gymnasium Schloss
                                                                  Die neuen Schulbücher sind auf die              Neuhaus in Paderborn schon vorlegen:
                                                                  Kernlehrpläne abgestimmt. Nord-                 Seine neunten Klassen beteiligten sich im
                                                                                                                  Schuljahr 2008/2009 an den zentralen
                                                                  rhein-Westfalen hat hier, bundesweit
Foto: Privat

               „Die neuen kompetenz-
                                                                                                                  Prüfungen, die für die Klassen 10 gedacht
               orientierten Lehrpläne                             als Vorreiter, mit den Schulbuchver-
                                                                                                                  sind, mit gutem Erfolg. „Unsere Neunt-
               fokussieren auf die                                lagen einen neuen Weg eingeschla-
                                                                                                                  klässler haben den Stoff gekonnt“, berich-
               Fähigkeiten, die ein                               gen. In den Schulbüchern wird der               tet Schulleiter Bernhard Gödde. Das Gym-
               Schüler erwerben muss,                             Pflichtstoff - entsprechend den Lehr-           nasium Schloss Neuhaus gehört zu den
               um in seinem späteren                              plänen - als unverzichtbarer Inhalt             Vorreitern in Sachen Schulzeitverkürzung.
               Leben bestehen zu können. Er muss                  ausgewiesen und von den freiwilligen            Bereits ein Jahr, bevor die Schulzeitver-
               die großen Linien erkennen können, er              Angeboten optisch abgegrenzt. Zu-               kürzung an allen Gymnasien in Nordrhein-
               muss bewerten und schlussfolgern                   sammen erleichtert dies den Lehr-               Westfalen eingeführt wurde, startete sie
               können. Dazu ist natürlich ein Grund-              kräften die Unterrichtsplanung, hilft,          am „GSN“. Die Schulkonferenz hatte sich
               stock an Wissen notwendig. Auf eine                Überfrachtung mit Lernstoff zu ver-             seinerzeit mit überwältigender Mehrheit
               Anhäufung von lexikalischem Spezial-               meiden, und schafft Transparenz für             für die vorzeitige Einführung von „G8“
                                                                                                                  ausgesprochen.
               wissen kann aber verzichtet werden.“               Schülerinnen, Schüler und Eltern.

               Professor Wilfried Bos, Leiter des Instituts für                                                   Zum Gelingen des Projektes tragen laut
                                                                  Hier geht es zu den Unterstützungsangeboten:
               Schulentwicklungsforschung der Universität                                                         Gödde zwei Faktoren entscheidend bei:
               Dortmund                                           www.standardsicherung.schulministerium.nrw.
                                                                                                                  Guter Unterricht, in dem den Schülerin-
                                                                  de/cms/                                         nen und Schülern die Kompetenz vermit-
                                                                                                                  telt wird, das Gelernte auch in anderen
                                                                                                                  Zusammenhängen zu nutzen. Und indivi-
                                                                                                                  duelle Förderung, die einzelne Schüler
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
5

 Mehr Zeit für individuelle Förderung:
 Unterricht am Julius-Stursberg-Gymnasium
 in Neukirchen-Vluyn.
                                             Im Gespräch                                                 Was kann die einzelne Schule darüber
                                                                                                         hinaus tun?
                                                                                                         Großmann: Sie sollte zunächst die Eltern
                                                                                                         vernünftig informieren. Druck hat es
                                                                                                         immer schon gegeben. Auch früher schon

                                                                                          Foto: Privat
                                                                                                         wurden 30 oder 31 Wochenstunden unter-
                                                         Schulleiter                                     richtet. Wenn es jetzt 31 bis 34 sind, dann
                                                  Konrad Großmann                                        ist das verantwortbar. Es gibt allerdings
                                                                                                         eine Konsequenz: Jedes Gymnasium wird
                                                                                                         in den Nachmittag gehen müssen. Aber
                                             „Mehr Zeit für Förderung“                                   auch dies ist für die einzelne Schülerin,
                                                                                                         den einzelnen Schüler überschaubar,
                                             Schulleiter Konrad Großmann, Vor-                           wenn man bedenkt, dass in den Jahrgangs-
                                             sitzender der Rheinischen Direkto-                          stufen 5 und 6 höchstens an einem Nach-
                                             renvereinigung, zur Schulzeitver-                           mittag, und in den Jahrgangsstufen 7 und
                                             kürzung an Gymnasien.                                       8 höchstens an zwei Nachmittagen pro
                                                                                                         Woche unterrichtet werden darf.
                                             Wie läuft der Unterricht im „G8“– wie
                                             früher, nur schneller?                                      Gleichwohl ist die Belastung für die
                                             Großmann: Die Vorstellung, man könnte                       Schülerinnen und Schüler an solchen
                                             die gleiche Stoffmenge wie früher durch-                    Tagen größer.
                                             nehmen, halte ich für abwegig. Das geht                     Großmann: Die Gymnasien müssen die
                                             nicht. Ich habe aber den Eindruck, dass                     zusätzliche Zeit nutzen, um die Kinder in-
                                             sich die Kolleginnen und Kollegen umstel-                   tensiver individuell zu fördern. Das ist
                                             len und die Anregungen aus den neuen                        eine große Chance, unseren Schülerinnen
                                             Kernlehrplänen aufnehmen.                                   und Schülern – unabhängig von ihrer so-
stärkt. Das Gymnasium Schloss Neuhaus
                                                                                                         zialen Herkunft – eine hochwertige gym-
nutzt dafür die Ergänzungsstunden, die
                                             An veralteten Lehrplänen kann es also                       nasiale Bildung und eine überzeugende
allen Gymnasien zur Verfügung stehen. Es
                                             nicht liegen, wenn mitunter der Eindruck                    Ausbildungs- und Studierfähigkeit auch
hat darüber hinaus ein umfangreiches         entsteht, dass doch noch zu viel Stoff                      in acht Jahren zu vermitteln. Und noch
Fördersystem außerhalb des Regelunter-       behandelt wird?                                             eines sollten sich Gymnasien überlegen:
richts aufgebaut, das auch Oberstufen-       Großmann: Nein, daran liegt es nicht. Die                   ob sie nicht den 45-Minuten-Takt aufge-
schülerinnen und -schüler einbezieht –       Umstellung ist nicht nur für Schülerinnen,                  ben und auf längere Unterrichtseinheiten
sie unterstützen Jüngere beispielsweise      Schüler und Eltern ein Lernprozess, son-                    setzen. Acht Fächer am Tag, das ist in der
im Silentium, der täglichen Hausaufga-       dern auch für Lehrkräfte. Manchen fällt                     Tat kaum zumutbar. Wenn ich pro Fach
benbetreuung. Neben „Aufzugkursen“ in        es vielleicht schwerer, sich von liebge-                    60 oder 90 Minuten am Stück unterrich-
den Sprachen, Rechtschreibkursen in          wordenen Themen zu verabschieden. Ich                       te, dann muss sich der Schüler nicht so
Deutsch sowie einer Mathe-Werkstatt, in      erlebe aber, dass die Fachkonferenzen                       oft umstellen, der Lehrer kann mehr prak-
denen mit Lehrerhilfe Wissenslücken ge-      sich verantwortungsbewusst der Aufgabe                      tische Anteile einbauen, und es gibt weni-
schlossen werden, gibt es auch ein „BISS-    annehmen.                                                   ger Hausaufgaben. So etwas kann jede
Projekt“ für „besonders interessierte                                                                    Schule eigenverantwortlich für sich regeln.
Schülerinnen und Schüler“, in dem zum
Beispiel das Überspringen einer Jahr-
gangsstufe vorbereitet wird. Aufgrund sei-
                                                              Das achtjährige Gymnasium
ner guten Förderung wurde das Gymna-
                                                                       Qualifikationsphase 2 (Jahrgangsstufe 12)
sium Schloss Neuhaus – als einziges Gym-
nasium in Deutschland – vom Bundes-           Gymnasiale
                                                                       Qualifikationsphase 1 (Jahrgangsstufe 11)
präsidenten mit dem Deutschen Schul-          Oberstufe
preis 2008 ausgezeichnet. Bleibt bei all                               Einführungsphase (Jahrgangsstufe 10)
dem noch Zeit für Projekte, die über den
Regelunterricht hinausgehen? Ob Klassen-                               Klasse 9
fahrten oder Sporttage – in jeder Jahr-
gangsstufe sei noch Raum für Besonde-         Mittelstufe              Klasse 8: Wahlpflichtbereich (z.B. 3. Fremdsprache)
res, antwortet Gödde. So hätten alle 140
Schülerinnen und Schüler des ersten                                    Klasse 7
„G8“-Jahrgangs am Austauschprogramm
mit den elf europäischen Partnerschulen                                Klasse 6: Beginn der 2. Fremdsprache
des Gymnasiums Schloss Neuhaus teil-
                                              Erprobungsstufe
                                                                       Klasse 5
nehmen können.
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
6

                                                                     Lernen in neuen Strukturen

                       Um die jüngeren Schülerinnen und           und in den Klassen 7 und 8 an höch-        ebenso notwendig wie die Möglich-
                       Schüler nicht zu überlasten, hat sich      stens zwei Nachmittagen. Für Schu-         keit, eine gesunde und gut schme-
                       Nordrhein-Westfalen dazu entschlos-        len mit einem anderen Stundentakt          ckende Mahlzeit einzunehmen.
                       sen, einen Großteil der zusätzlich zu      (z. B. 60-Minuten-Rhythmus) gelten
                       verteilenden Stunden in die gymna-         diese Regelungen entsprechend.             Die Einführung einer pädagogischen
                       siale Oberstufe (Klasse 10 - 12) zu ver-                                              Übermittagbetreuung mit Schulver-
                       lagern. Die Erhöhung der Unterrichts-      Die pädagogische Über-                     pflegung ist eine große Umstellung
                       stunden in der Unter- und Mittelstufe      mittagbetreuung                            für die nordrhein-westfälischen Gym-
                       fällt dadurch gering aus.                                                             nasien. Viele Schulen haben sich
                                                                  Für alle Schulen gilt: Tage mit mehr       gemeinsam mit ihren Schulträgern
                       Unterricht am Nachmittag                   als sechs Stunden Unterricht erfor-        sehr schnell auf den Weg gemacht,
                                                                  dern einen Wechsel von Phasen der          um für ihre Schülerinnen und Schü-
                       An einzelnen Tagen muss im achtjäh-        Anstrengung und Entspannung im             ler beispielsweise eine Cafeteria ein-
                       rigen Gymnasium Nachmittagsunter-          Unterricht. Dies gilt für Halbtags-        zurichten und Übermittagsangebote
                       richt stattfinden, da mehr als sechs       schulen mit Nachmittagsunterricht          zur Verfügung zu stellen. An anderen
                       Stunden am Vormittag pädagogisch           an einzelnen Tagen genauso wie für         Schulen fehlt es noch an Räumen
                       nicht sinnvoll sind. Die Erhöhung der      Ganztagsschulen, in denen die Schü-        und Ausstattung, um die gewünschte
                       Stunden erfolgt schrittweise. In den       lerinnen und Schüler an mehreren           pädagogische Übermittagbetreuung
                       Klassen 5 und 6 findet höchstens an        Nachmittagen in der Schule verwei-         anbieten zu können. Für diese Schu-
                       einem Nachmittag Unterricht statt          len. Längere Erholungsphasen sind          len gibt es eine Übergangsfrist. Bis
                                                                                                             Januar 2011 dürfen sie die Mittags-
                                                                                                             pause verkürzen und die vorgesehe-
                                                                                                             nen 60 Minuten unterschreiten. Eine
                                                                                                             solche Entscheidung bedarf jedoch
                                                                                                             stets der Zustimmung der Schul-
                                                                                                             pflegschaft.

                                                                                                             Zu Beginn des Schuljahres 2010/2011
                                                                                                             soll der Stand des Ausbaus der päda-
                                                                                                             gogischen Übermittagbetreuung
                                                                                                             ausgewertet werden. Auf der Grund-
                                                                                                             lage der Ergebnisse wird dann neu
                                                                                                             und abschließend über den Zeitrah-
                                                                                                             men sowie ggf. auch über eine Ver-
                                                                                                             längerung der Übergangsphase ent-
                                                                                                             schieden.

                                                                                                             Die erforderlichen finanziellen Res-
                                                                                                             sourcen für das Personal in der päda-
                                                                                                             gogischen Übermittagbetreuung so-
                                                                                                             wie – je nach Bedarf – weitere Ganz-
                                                                                                             tagsangebote stellt die Landesre-
                                                                                                             gierung über das Programm „Geld
                                                                                                             oder Stelle“ zur Verfügung. Über das
                                                                                                             „1.000-Schulen-Programm“ gibt es
                           Neue Lernzeiten (45-Minuten-Rhythmus)                                             Landeszuschüsse für Baumaßnah-
                                                                                                             men und Ausstattung.
                           Höchstens 6 Unterrichtsstunden am Vormittag.
Foto: Christof Wolff

                           Höchstens 8 Unterrichtsstunden am Schultag.         Im Gymnasium Voerde können
                                                                               Schülerinnen und Schüler
                           Höchstens 1 Nachmittag in den Klassen 5 und 6       gemeinsam Hausaufgaben erledigen.
                           Höchstens 2 Nachmittage in den Klassen 7 und 8
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
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Programm „Geld oder                           Die Mittelverwaltung übernimmt der             schüsse von jeweils bis zu 100.000
Stelle“                                       Schulträger oder ein von diesem im             Euro pro Schule. Die meisten Gym-
                                              Einvernehmen mit der Schule beauf-             nasien haben sich an diesem Pro-
Seit dem 01.02.2009 können die                tragter Dritter (z. B. Jugendhilfeträ-         gramm beteiligt.
Schulen eigenverantwortlich entschei-         ger, Sportverein, Förderverein).
den, ob sie zusätzliche Lehrkräfte für                                                       Darüber hinaus hat das Land in zwei
die Gestaltung der Mittagspausen              1.000-Schulen-Programm                         Schritten die den Schulträgern zur
anfordern oder entsprechende Geld-                                                           Verfügung stehende Bildungspau-
mittel nutzen möchten, um außer-              Auch baulich sollen die Schulen für            schale/Schulpauschale von 460
schulische Partner z. B. für die Auf-         den Unterricht am Nachmittag aus-              Mio. Euro im Jahr 2007 auf 600 Mio.
sicht, Sport-, Musik- oder Förderan-          gestattet sein: Für den Ausbau von             Euro im Jahr 2009 erhöht. Auch die-
gebote zu gewinnen. Die Landesför-            Mensen und Aufenthaltsräumen                   se Mittel können für die Verbesse-
derung liegt – je nach Schulgröße –           stellt die Landesregierung den Schu-           rung der Infrastruktur der pädago-
zwischen 0,3 und 0,6 zusätzlichen             len der Sekundarstufe I bis 2010 zu-           gischen Übermittagbetreuung oder
Lehrerstellenanteilen oder alternativ         sätzliche 100 Millionen Euro zur Ver-          Investitionen in den Ganztag genutzt
zwischen 15.000 und 30.000 Euro.              fügung. Die Schulträger erhalten Zu-           werden.

Das „1.000-Schulen-Programm“ läuft an:
Bezuschusste Anbauten in Arnsberg (Franz-Stock-Gymnasium), Bergkamen (Städtisches Gymnasium) und Ennepetal (Reichenbach-Gymnasium)

P r a x i s
Mehr Zeit fürs Mitein-                        Schule ist eine besondere“, sagt sie. Die      ball, Schwimmen und Kanu-Fahren bis hin
ander                                         Einbeziehung des Nachmittags biete             zu Kursen in Kochen, Tanzen, Musizieren
                                              mehr Zeit für Förderung. Der Tagesablauf       oder Theaterspielen – gehen für die Schü-
Gute Erfahrungen mit dem Ganz-                verlaufe entspannter, es gebe mehr Gele-       lerinnen und Schüler Lern- und Freizeit
tag hat das Gymnasium Voerde ge-              genheiten für Gespräche, auch der Lehr-        nahtlos ineinander über. Schülerinnen,
macht.                                        kräfte untereinander, was die Zusammen-        Schüler und Lehrkräfte begegnen sich
                                              arbeit im Kollegium begünstige.                auch außerhalb des Regelunterrichts;
Vom „Exoten“ zum Vorreiter: Das Gym-                                                         selbst das Mittagessen in der Mensa wird
nasium Voerde gehört zu den knapp 30          Durch die längere gemeinsame Zeit und          zum Gemeinschaftserlebnis. Probleme
Gymnasien in Nordrhein-Westfalen, die         einen 20-prozentigen Lehrerstellenzu-          lassen sich so schon mal in Ruhe beim
schon seit langem im Ganztag arbeiten. In     schlag kann die Schule ihren schwäche-         Eis-Essen klären, berichtet Jung-Wanders.
nächster Zeit kommen zahlreiche dazu.         ren Schülerinnen und Schülern Hausauf-         Folge des guten Miteinanders: „Schüle-
Anne Jung-Wanders, Leiterin des Gymna-        gabenbetreuung und Förderunterricht            rinnen und Schüler bleiben auch mal nach
siums Voerde, sieht das Engagement des        anbieten, besonders begabte bekommen           Schulschluss noch freiwillig in der Schule,
Landes beim Ausbau des Ganztags mit           zusätzliche Anregungen. In rund 40, zu-        um sich mit ihren Freunden hier zu tref-
Wohlwollen. Kein Wunder, sind ihre Er-        meist von Lehrkräften geleiteten Arbeits-      fen.“
fahrungen damit doch uneingeschränkt          gemeinschaften – von Sprachkursen wie
positiv. „Die Atmosphäre an unserer           Chinesisch über Sportangebote wie Fuß-
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
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                                        Foto: Christof Wolff
Auch das Gymnasium
kann Ganztagsschule wer-
den

Lange Zeit gab es in Nordrhein-West-
falen verlässliche Ganztagsangebote
nur in Gesamtschulen. Am 15.04.2008
hat die Landesregierung entschieden,
bis zum 01.08.2010, jeweils begin-
nend in der fünften Klasse, zunächst
216 Gymnasien und Realschulen die
Möglichkeit zu geben, sich zu gebun-
denen Ganztagsschulen weiterzuent-
wickeln. Mehr Bildungsförderung und
Chancengerechtigkeit, eine bessere
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
– das sind die wesentlichen Ziele der
Ganztagsschule. Bis zum ersten An-
tragstermin haben sich bereits 87
Gymnasien und 74 Realschulen für
den gebundenen Ganztag entschie-
den und kontinuierlich melden sich                             Schach mit Lehrer: Der Ganztag – hier am Gymnasium Voerde – bietet mehr Gelegenheiten fürs Miteinander.
weitere Interessenten.

Mit Erlass vom 24.04.2009 hat das                              " Da Hausaufgaben weitgehend                     Zu den rechtlichen und finanziellen
Schulministerium den inhaltlichen                                in den Ganztag verlagert werden,               Rahmenbedingungen: www.schulmi-
und finanziellen Rahmen des gebun-                               bleibt genügend Zeit für eigene                nisterium.nrw.de (dort unter Ganztag
denen Ganztags in der Sekundar-                                  Freizeitaktivitäten außerhalb der              und Ganztagsoffensive)
stufe I definiert:                                               Schule.
                                                                                                                Zu Qualitätsentwicklung, Fortbildung
" Die verpflichtende Anwesenheit                               " Die Schulen erhalten für den                   und zum Ganztag in regionalen Bil-
  für alle Schülerinnen und Schüler                              Ganztag einen 20-prozentigen                   dungsnetzwerken, auch mit Hinwei-
  umfasst nach den Vorgaben der                                  Lehrerstellenzuschlag, der bis zu              sen zu Veranstaltungen, Publikatio-
  Kultusministerkonferenz an drei                                einem Drittel für die Mitwirkung               nen und guter Praxis:
  Tagen einen Mindestzeitrahmen                                  außerschulischer Partner, bei-                 www.ganztag.nrw.de
  von sieben Zeitstunden, also in                                spielsweise aus Jugendhilfe, Kul-
  der Regel von 8 bis 15 Uhr.                                    tur und Sport, aber auch für ehren-            Zur Schulverpflegung:
                                                                 amtliche Helferinnen und Helfer                www.schulverpflegung.vz-nrw.de
" Darüber hinaus bietet die Schule                               oder Schülertutorinnen und Schü-
  für die Schülerinnen und Schüler,                              lertutoren verwendet werden
  die nicht an selbst organisierten                              kann.
  privaten Freizeitaktivitäten teil-
  nehmen können, in freiwilligen                               Insgesamt hat die Landesregierung
  Angeboten ausreichend neue An-                               für die Maßnahmen im Rahmen der
  regungen (von der Theatergruppe                              Ganztagsoffensive für die Jahre
  bis zur Schülerfirma).                                       2009 und 2010 zusätzlich 175 Mio.
                                                               Euro bereitgestellt.
Das achtjährige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Schulzeitverkürzung gelingt - MACHT SCHULE.
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                           Mehr Zeit für Übung und Vertiefung

Die Stundentafel der Sekundarstufe I         zu verstärken. Wird der Mathematik-         Förderung bei
des achtjährigen Gymnasiums sieht            unterricht in einem Jahrgang durch          Lernschwierigkeiten
neben den Stunden für die einzelnen          eine Ergänzungsstunde erweitert, so         Mindestens fünf Ergänzungsstunden
Fächer 10 - 12 zusätzliche Stunden als       kann diese Stunde für Übungs- und           sollen angeboten werden, wenn Schü-
Ergänzungsstunden vor, über deren            Förderphasen genutzt werden. Dies           lerinnen und Schüler fachliche Unter-
Verwendung aber jede Schule eigen-           verringert wiederum die Arbeit zu           stützung brauchen, vor allem in den
verantwortlich entscheiden kann. Bis         Hause.                                      Kernfächern. Dieser Förderunterricht
zu fünf dieser Stunden können auch                                                       kann in Teilgruppen angeboten werden.
für Förderung in kleineren Lerngrup-         Fachliche Angebote
pen genutzt werden, an denen nicht           Ergänzungsstunden können auch ge-           Die Einrichtung von sogenannten
alle Schülerinnen und Schüler teil-          nutzt werden, um – in Anbindung an          „Förderbändern“ innerhalb eines
nehmen müssen. Auf der Grundlage             einzelne Fächer – zusätzliche Ange-         Jahrgangs ermöglicht die Bildung
des Vorschlags der Schulleiterin oder        bote zu machen. Dies kann beispiels-        von klassenübergreifenden Gruppen,
des Schulleiters beschließt die Schul-       weise ein Experimentierkurs in Phy-         in denen die Schülerinnen und Schü-
konferenz, wofür die Ergänzungs-             sik sein oder ein bilinguales Angebot.      ler mit ähnlichen Förderbedarfen, sei
stunden verwendet werden sollen.             Es gibt Beispiele von Schulen, die mit      es im Hinblick auf spezielle Lern-
                                             Hilfe der Ergänzungsstunden eine            schwierigkeiten oder besondere Be-
Den Kernunterricht                           Sportklasse oder Orchesterklasse            gabungen, zusammengefasst werden.
stärken                                      einrichten.                                 Die Förderstunden werden im Stun-
Ergänzungsstunden können z. B. ge-                                                       denplan entsprechend ausgewiesen.
nutzt werden, um den Kernunterricht

P r a x i s
„Kein zusätzlicher Stoff“

Ergänzungsstunden dienen am                  Ergänzungsstunden, die jedem Gymna-         Das Carl-Fuhlrott-Gymnasium hat darü-
Carl-Fuhlrott-Gymnasium in                   sium aufgrund der Schulzeitverkürzung       ber hinaus ein umfassendes Fördersys-
Wuppertal der Förderung.                     zur Verfügung stehen. Aus diesen Mit-       tem außerhalb des Pflichtunterrichts ent-
                                             teln schöpft das „CFG“ eine weitere Be-     wickelt, um sowohl besonders Begabte
Das Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wupper-       sonderheit: Die Siebtklässler lernen Ge-    stetig anzuregen als auch schwächere
tal bietet seinen Fünftklässlern einen be-   schichte oder Erdkunde eine Wochen-         Schülerinnen und Schüler mitzunehmen.
sonders anschaulichen Einstieg in die Na-    stunde lang bilingual, also zum Teil auf    Auf einen Leistungseinbruch wird hier
turwissenschaften: Im Laborunterricht,       Englisch. Darüber hinaus werden in der      schnell reagiert. Eine betroffene Schülerin
der jede zweite Woche eine Doppelstunde      Sekundarstufe I Ergänzungsstunden in        oder ein betroffener Schüler kann sowohl
lang erteilt wird, präsentieren sich die     den Hauptfächern Mathematik, Deutsch        Hilfe von Lehrkräften wie auch von älteren
Fächer Physik, Chemie und Biologie je-       und Englisch flexibel eingesetzt. Der       Schülern in Anspruch nehmen. Das Enga-
weils ein Drittel Schuljahr lang mit span-   Schulleiter betont: „In allen diesen        gement der Schule, die vom Land das
nenden Experimenten, die von den jeweili-    Stunden wird kein zusätzlicher Stoff        „Gütesiegel Individuelle Förderung“ ver-
gen Fachlehrerinnen und -lehrern angelei-    durchgenommen. Sie dienen der Ver-          liehen bekommen hat, macht sich be-
tet werden. „Die Schülerinnen und Schü-      tiefung.“ Ein Teil der Unterrichtszeit im   zahlt: Von 1250 Schülerinnen und Schülern
ler werden so besser herangeführt, die       verkürzten Bildungsgang zum Abitur          in den Jahrgangsstufen 5 bis 11 blieben im
Naturwissenschaften profitieren enorm“,      steht also allein für Förderung zur Ver-    vergangenen Schuljahr lediglich 15 sitzen.
sagt Schulleiter Karl W. Schröder. Das       fügung.
Carl-Fuhlrott-Gymnasium nutzt dafür
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                                                 Individuelle Förderung für alle

In einer Klasse lernen Schülerinnen             zent auf 1,5 Prozent im Schuljahr        Sie hat ebenso zum Ziel, Schülerin-
und Schüler mit unterschiedlichen               2007/2008 mehr als halbiert. Dies        nen und Schülern mit besonderen
Interessen, aber auch mit unterschied-          ist sicherlich auch ein Verdienst der    Begabungen Herausforderungen und
lichen Stärken und Schwächen. Eines             Initiative „Komm mit! – Fördern statt    Möglichkeiten anzubieten, um diese
verbindet sie jedoch: das gemeinsa-             Sitzenbleiben“, an der sich auch viele   Begabungen zu stärken.
me Ziel, die Schulzeit – nach indivi-           Gymnasien beteiligen, um die Zahl
duellen Maßstäben – erfolgreich zu              der Sitzenbleiber über spezielle För-    www.schulministerium.nrw.de/Chan
durchlaufen. Die Aufgabe der Lehr-              derprogramme zu reduzieren.              cen/index.html
kraft ist es, dieses Ziel bei allen Un-

                                                                                                                               Foto: Christof Wolff
terschieden nicht aus den Augen zu              Die individuelle Förderung hat jedoch
verlieren und jedem einzelnen Kind              nicht nur die leistungsschwachen
die Begleitung und Unterstützung                Schülerinnen und Schüler im Blick.
zukommen zu lassen, die es braucht.
Dies ist das Recht auf individuelle
Förderung, das im neuen Schulge-
setz verankert ist.

Aus diesem Grund erarbeitet jedes
Gymnasium ein Programm, in dem
es festlegt, welche Möglichkeiten der
Förderung es für seine Schülerinnen
und Schüler bietet.

Lern- und Förderempfeh-
lungen

Von hoher Bedeutung im Rahmen
der individuellen Förderung sind die
Lern- und Förderempfehlungen. Sie
werden erteilt, wenn die Versetzung
gefährdet ist. In Verbindung mit die-
sen Empfehlungen informiert die
Schule die Eltern über schulische
Fördermöglichkeiten. Gerade an die-
ser Stelle ist es unerlässlich, dass
Elternhaus und Schule „Hand in
Hand“ arbeiten, um aufgetretene
Leistungsdefizite schnellstmöglich
zu beheben.

Der Erfolg der Schulen bei der För-
derung ihrer leistungsschwächeren
Schülerinnen und Schüler lässt sich
an der Zahl der Wiederholungen ab-
messen: Im Vergleich zum Schuljahr
2000/2001 wurde die Wiederholungs-
quote am Gymnasium von 3,9 Pro-

                          Auch noch Zeit fürs
 gemeinsame Musizieren: Schüler-Orchester im
                 Essener Leibniz-Gymnasium.
11

P r a x i s
Weniger Sitzenbleiber

Das Essener Leibniz-Gymnasium                 Beziehung“ entscheidend. „Wir als
hat die Wiederholer-Quote deutlich            Lehrer müssen viel Zeit haben für die
senken können – mit Förderung.                Anliegen der Schüler und Eltern. Also
                                              nicht ein offenes Ohr haben, sondern
Im Laufe der letzten Jahre hat das Leib-      zwei offene Ohren.“ Die Anerkennung
niz-Gymnasium in Essen die Sitzenblei-        außerschulischer Leistungen, die Ein-
berquote enorm reduziert. Dazu habe           bindung der Eltern, klare Regeln und
unter anderem der Verzicht auf Einzel-        ein durch Schülerinnen und Schüler ge-
stunden beigetragen, erzählt Schulleiter      staltetes Schulgebäude seien weitere
Manfred Reimer. „Sehr zentral für uns ist     zentrale Elemente. Die Hausaufgaben-
gewesen, dass wir unsere Unterrichts-         betreuung durch Schülertutoren und
organisation umgestellt haben. Wir sind       das gemeinsame Arbeiten in Kleingrup-                            „Jeder junge Mensch hat ohne
grundsätzlich auf Doppelstunden umge-         pen habe sich am Leibniz-Gymnasium                               Rücksicht auf seine wirtschaftliche
stiegen“, so Reimer. Der Unterricht verlie-   ausgezahlt. Schließlich sei es auch eine                         Lage und Herkunft und sein Ge-
fe nun mit weniger Zeitdruck, enthielte       Frage der kontinuierlichen Leistungs-                            schlecht ein Recht auf schulische
mehr praktische Übungen und sei nicht         kontrolle, frühzeitiger Fördermaßnah-                            Bildung, Erziehung und individuelle
lehrer-, sondern schülerzentriert. „Die       men, und der eigenen Einstellung, dass                           Förderung.“ § 1 des Schulgesetzes
Qualität des Unterrichts ist eine andere“     kaum Kinder sitzenbleiben: „Im Bewusst-                          Nordrhein-Westfalen
betont der Direktor, „Schüler verstehen in    sein aller muss verankert sein, dass das
diesen Doppelstunden mehr als in Einzel-      Sitzenbleiben eigentlich keine beson-
stunden, insoweit sage ich immer: Doppel-     ders geeignete pädagogische Maßnah-
stunden sind per se Förderstunden.“ Für       me ist.“ Wie wirksam dieses Konzept
die Sitzenbleiberquote sei aber auch die      ist, belegen die aktuellen Zahlen: Von
Gestaltung des Lernumfeldes, zum Bei-         842 Schülern in der Sekundarstufe I
spiel ein breites, kulturelles Angebot, das   musste am Ende des Schuljahres
einer ganzheitlichen Entwicklung zugute       2008/2009 lediglich einer wiederholen,
kommt, und eine „offene, freundliche,         damit liegt die Quote bei 0,12 Prozent.
zuwendungsorientierte Schüler-Lehrer-

                                                                                                               Den einzelnen Schüler im Blick:
                                                                                                               Individuelle Förderung am
                                                                                                               Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wuppertal.
                                                                                         Fotos: Alex Büttner
12

                                                    Anstrengung und Erholung
                                                    im richtigen Rhythmus

Durch den Nachmittagsunterricht an               ten sich abwechseln. Auf anstrengen-   Viele Schulen haben sich dazu ent-
einzelnen Tagen ist es noch wichtiger            de Arbeitsphasen muss die notwen-      schieden, den 45-Minuten-Rhythmus
geworden, den Schultag für die Schü-             dige Erholung folgen. Denn nur durch   zugunsten längerer Zeiteinheiten
lerinnen und Schüler sinnvoll zu ge-             eine kindgerechte Rhythmisierung       aufzugeben. Sie organisieren den
stalten. Gelenkte Lernphasen und                 sind Schülerinnen und Schüler auf-     Schultag z. B. in Doppelstunden. Durch
praktische, selbsttätige Arbeiten soll-          merksam und motiviert bei der Sache.   die Verringerung der Anzahl der Fä-
                                                                                        cher je Schultag wird auch die Haus-
                                                                                        aufgabenbelastung verringert.

                                                                                        Es kehrt mehr Ruhe in den Schultag
                                                                                        ein und es bleibt mehr Zeit

                                                                                        " für Übungsphasen
                                                                                        " für Förderung
                                                                                        " für soziales Lernen, kooperative
                                                                                          Lernformen

                                                                                                                                      Fotos: Christof Wolff
                                                                                        " für Methodenvielfalt und projekt-
                                                                                          orientierten Unterricht.

Mehr Ruhe im Schulalltag:
Fünftklässler bei Entspannungsübungen am
Julius-Stursberg-Gymnasium.                      P r a x i s
                                                  Mehr Ruhe zum Lernen                  Die Atmosphäre an seiner Schule sei eine
                                                                                        andere geworden, berichtet Direktor
                                                  Das Julius-Stursberg-Gymnasium        Siegfried Reimers. Es herrsche viel mehr
                                                  in Neukirchen-Vluyn hat sich vom      Ruhe. Reimers leitet das Julius-Stursberg-
                                                  45-Minuten-Takt verabschiedet.        Gymnasium in Neukirchen-Vluyn, und
                                                                                        dort scheinen die Uhren anders zu gehen
                                                                                        als andernorts. Schülerinnen, Schüler und
                        „Doppelstundenmodell“                                           Lehrkräfte hasten nicht mehr so oft wie
                     Klasse 6 (32 Wochenstunden)                                        früher durch das Gebäude, um den Raum

  Std         Zeit            Mo           Di          Mi         Do          Fr        zu wechseln. Der Schulgong schlägt selte-
                                                                                        ner. Vor allem aber, sagt Reimers, werde
     1.                                                                                 im Unterricht nun intensiver gearbeitet.
          07.55 - 09.25       M            Rel         D          F/L         Bi
     2.                                                                                 Die Ursache für den Wandel ist bemer-
                                                                                        kenswert einfach: Die Schule hat die Schul-
                                   20 Minuten Pause
                                                                                        zeitverkürzung zum Anlass genommen,
     3.                                                                                 sich vom traditionellen 45-Minuten-Takt
          09.45 - 11.15       D            Ge          Mu          M          E
     4.                                                                                 zu verabschieden. Eine Unterrichtsstunde
                                   20 Minuten Pause                                     am „JSG“ dauert nun 70 Minuten.

     5.   11.35 - 12.20                    E          F/L          E         F/L
                                                                                        Bereits seit zwei Jahren praktiziert das
                              Sp      Politik/                 Politik/                 Gymnasium den neuen Rhythmus. Aus-
     6.   12.25 - 13.10                             Indiv.Fö                 Sp
                                        W                        W                      gangspunkt der Reform war die Überle-
                              Mittagspause (60 Minuten)                                 gung, dass im „G8“ Nachmittagsunter-
                                                                                        richt nicht ganz zu vermeiden ist. Im
     7.
          14.10 - 15.40       Ku                                                        Extremfall hätte dies für Schülerinnen
     8.
13

                                                  Hausaufgaben als Lernzeit

                                                                                          wertvolle Möglichkeiten zu selbst-
                                                                                          ständiger Auseinandersetzung mit
                                                                                          dem Unterrichtsstoff.

                                                                                          Jede Schule soll ein sogenanntes
                                                                                          Hausaufgabenkonzept erstellen, das
                                                                                          in allen Gremien der Schule beraten
                                                                                          wird, in der Schulkonferenz, aber z. B.
                                                                                          auch auf den Sitzungen der Klassen-
                                                                                          pflegschaften. Hier wird auch über
                                                                                          das Ausmaß und die Verteilung der
                                                                                          Hausaufgaben gesprochen. Das
                                                                                          Hausaufgabenkonzept soll Aussagen
                                                                                          enthalten zu

                                                                                          " den Grundsätzen, Maßstäben und
                                                                                            der Verteilung der Hausaufgaben
                                                                                          " der Art und dem Umfang, den
                                                                                            Möglichkeiten der regelmäßigen
                                                                                            Überprüfung und Rückmeldung
                                                                                            (Anerkennung, in der Regel keine
                                                                                            Benotung)
Schülerinnen und Schüler experimentieren im                                               " der Reduzierung von Hausaufga-
Chemie-Unterricht am Essener-Leibniz-Gymnasium.   Fragt man Kinder, was sie an der          ben durch Übungsphasen im
                                                  Schule am wenigsten schätzen, lau-        Unterricht und Ergänzungsstun-
                                                  tet die Antwort häufig: „Hausaufga-       den.
und Schüler an einzelnen Tage acht Un-            ben“. Dennoch: Sinnvolle Hausaufga-
terrichtsstunden à 45 Minuten bedeu-              ben fördern den Lernprozess und         Es ist Aufgabe der Klassenlehrerin-
tet, damit möglicherweise verbunden:              sind eine wertvolle Lernzeit.           nen und Klassenlehrer, auf die Um-
acht Lehrerwechsel, acht verschiedene                                                     setzung dieser Vereinbarungen zu
Fächer, acht Anlässe, Hausaufgaben                Das zulässige tägliche Hausaufgaben-    achten. Die Fachlehrerinnen und
aufzubekommen und ein übervoller Tor-             pensum ist gestaffelt:                  Fachlehrer sollen sie in dieser Aufga-
nister. „Das ist nicht zumutbar“, befand                                                  be unterstützen. Entsprechend eines
die Schulkonferenz. Heute hat eine                " höchstens 90 Minuten für die          Vorschlags der Landeselternschaft
Schülerin oder ein Schüler am Gymna-                Klassen 5 und 6                       der Gymnasien sollte die veranschlag-
sium in Neukirchen-Vluyn maximal fünf             " höchstens 120 Minuten für die         te Arbeitszeit ins Klassenbuch einge-
Fächer am Tag, unterbrochen durch                   Klassen 7 bis 9                       tragen werden. Außerdem kann eine
zwei zehnminütige Pausen, eine 20-mi-                                                     Hausaufgabenübersicht im Klassen-
nütige Pause und die einstündige Mit-             An Tagen mit Nachmittagsunterricht      raum (etwa an der Wandtafel) erstellt
tagspause. Auf die gesamte Sekundar-              (auch bei „nur“ sieben Stunden) dür-    werden.
stufe I hochgerechnet, geht keine Un-             fen keine Hausaufgaben für den
terrichtszeit verloren. Lehrer hätten             Folgetag erteilt werden.                www.schulministerium.nrw.de/BP/S
nun aber mehr Ruhe, auf Schülerfragen                                                     chulsystem/Ganztagsbetreuung/hau
einzugehen, sagt der Schulleiter. Die             Hausaufgaben müssen aus dem Un-         saufgaben_erlass.pdf
Schülerinnen und Schüler könnten                  terricht erwachsen und zu ihm zu-       http://www.le-gymnasien-nrw.de/
auch mal gemeinsam arbeiten oder – in             rückführen. Sie helfen, Erlerntes zu
den Naturwissenschaften – experimen-              vertiefen oder zu festigen und bieten
tieren. Reimers: „Es gibt bei uns nieman-
den, der das zurückdrehen möchte.“
14

                                                                         Ein Jahr im Ausland
Viele Schülerinnen und Schüler der               gang – nach Rückkehr der Über-          zu erfüllende Fremdsprachenbedin-
Gymnasien verbringen während ihrer               gang in die Qualifikationsphase         gungen (z. B. Erwerb des Latinums).
Schulzeit ein Jahr an einer Schule im            möglich.
Ausland. Die meist positiven Erfah-                                                      Bei einem Auslandsaufenthalt in der
rungen der Rückkehrerinnen und Rück-         " Auslandsaufenthalt nach der Ein-          Einführungsphase mit direktem Über-
kehrer haben in den letzten Jahren             führungsphase. In diesem Fall             gang in die Qualifikationsphase nach
immer mehr Jugendliche dazu veran-             wird das Auslandsjahr eingescho-          Rückkehr wird der mittlere Schulab-
lasst, diesen Schritt zu gehen und er-         ben. Nach Rückkehr erfolgt der            schuss erst nach erfolgreichem Durch-
ste Auslandserfahrungen zu sammeln.            Eintritt in das erste Jahr der Qua-       gang durch das erste Jahr der Quali-
                                               lifikationsphase. Diese Alternative       fikationsphase zuerkannt.
Natürlich ist dies im achtjährigen Gym-        bedeutet, dass die Schulzeit ins-
nasium genauso möglich wie früher.             gesamt um ein Jahr (im verkürz-           Die Beurlaubung für ein Auslandsjahr
Es bieten sich folgende Alternativen an:       ten Bildungsgang also von 12 auf          muss von der Schulleitung genehmigt
                                               13 Jahre) verlängert wird.                werden. Hierzu sollte unbedingt früh-
" Auslandsaufenthalt im Anschluss                                                        zeitig deren Beratung gesucht wer-
  an die Sekundarstufe I während             Welcher Zeitpunkt der sinnvollere ist,      den. Es reicht ein formloser Antrag.
  der Einführungsphase der gym-              sollte im Gespräch mit der Schule ge-
  nasialen Oberstufe (am Gymna-              klärt werden. Eine wichtige Rolle bei       www.schulministerium.nrw.de/BP/S
  sium also nach Abschluss der               der Entscheidung spielen unter ande-        chueler/Internationales/index.html
  Klasse 9). In diesem Fall ist – ab-        rem der Leistungsstand, das Alter der
  hängig vom Leistungsbild vor Weg-          Schülerin oder des Schülers oder noch

P r a x i s
Im Förderband                                schon den Fünftklässlern, das nötige        nicht. „Sowieso jagt hier nicht eine Klas-
                                             Rüstzeug für eine erfolgreiche Schullauf-   senarbeit die andere“, meint Schulleiterin
Das Cusanus-Gymnasium in Erke-               bahn mitzugeben. Dabei hat auch das         Hündgen. „Die Fünft- bis Neuntklässler
lenz bietet seinen Schülerinnen              „Lernen lernen“ einen wichtigen Stellen-    schreiben maximal zwei Arbeiten pro
und Schülern Hilfe an.                       wert. Schülerinnen und Schüler bekom-       Woche.“ Für Hausaufgaben gilt die Regel:
                                             men erklärt, wie man Vokabeln lernt,        höchstens 90 Minuten in Klasse 5 und 6,
„Sicher müssen die Schüler nun etwas         selbstständig Hausaufgabenzeit einteilt     danach höchstens 120 Minuten. „Wenn
mehr leisten“, urteilt Rita Hündgen, Lei-    oder sich systematisch auf eine Klassen-    ein Kind diese Zeit gesessen hat, unter-
terin des Cusanus-Gymnasiums in Erke-        arbeit vorbereitet. „In den G8-Klassen      schreiben die Eltern ins Heft, dann sieht
lenz, „aber bisher stecken sie das gut       haben einzelne Schülerinnen und Schüler     der Lehrer das“, erklärt Hündgen. „Da
weg“. Was auch in der zusätzlichen För-      Schwierigkeiten, aber das ist in G9-Klas-   gab’s noch nie Probleme.“
derung begründet liegt: Ab Klasse 7 läuft    sen ja nicht anders“, zieht Elternvertre-
an der Schule ein wöchentliches „Förder-     terin Sonja Kling Bilanz.
                                                                                                                                      Foto: Privat

band“, eine zusätzliche Förderstunde in
einem der Kernfächer Deutsch, Mathe,         Um die Mehrbelastung für die Schüler ge-      „Es ist mehr Arbeit.
Englisch, Französisch oder Latein. „In der   ring zu halten, wendet das Cusanus-Gym-      Trotzdem funktio-
Stunde arbeiten die Schülerinnen und         nasium außerdem alle Regeln an, die das      niert das mit G8 an
Schüler gezielt an ihren Schwächen oder      Schulministerium erlassen hat: Klasse 5      unserer Schule gut.
– in die andere Richtung – an ihren Stär-    und 6 haben höchstens einmal in der          Ich denke, dass sich
ken“, erklärt der stellvertretende Schul-    Woche Nachmittagsunterricht, Klassen 7       noch keiner be-
leiter Willi Gronenthal. Nach einem halben   und 8 höchstens zweimal. Wenn nachmit-       schwert hat, liegt daran, dass
Jahr entscheiden Schüler und Lehrer neu,     tags Unterricht ist, gibt’s vorher eine      die Schule die Schüler sehr gut
welches Förderband am besten passt.          Mittagspause. Klassenarbeiten nach Ta-       unterstützt – wie etwa mit den
Das Cusanus-Gymnasium versucht auch          gen mit Nachmittagsunterricht gibt es        Förderbändern.“

                                                                                          Schülersprecherin Louisa Fricke
15

                             Abschlüsse auf dem Weg zum Abitur

       Werden Schülerinnen und Schüler          Schülerinnen und Schüler, die das               Schüler des Gymnasiums die Ver-
       des Gymnasiums am Ende der Klas-         Gymnasium bereits vor dem Errei-                setzung am Ende der Einführungs-
       se 9 versetzt, haben sie die Berechti-   chen des Abiturs verlassen wollen,              phase knapp nicht erreicht, so kann
       gung zum Besuch der gymnasialen          können am Ende der Sekundarstufe I,             auf der Basis reduzierter Anforde-
       Oberstufe erworben. Zentrale Prüfun-     d. h. schon nach Klasse 9, in die Bil-          rungen dennoch der mittlere Schulab-
       gen sind nicht mehr vorgesehen. Die      dungsgänge des Berufskollegs wech-              schluss oder ein dem Hauptschulab-
       dreijährige Oberstufe schließt sich      seln, um sich stärker berufspraktisch           schluss nach Klasse 10 gleichwerti-
       wie bisher mit der einjährigen Einfüh-   zu engagieren.                                  ger Abschluss zuerkannt werden.
       rungsphase und der zweijährigen
       Qualifikationsphase an.                  Der mittlere Schulabschluss wird                Der schulische Teil der Fachhoch-
                                                allerdings gemäß der Praxis der Län-            schulreife wird weiterhin nach dem

                                                                                                                                                               Foto: Alex Büttner
       Die Einführungsphase, die Jahrgangs-     der in allen Schulformen weiterhin              erstem Jahr der Qualifikationsphase
       stufe 10, übernimmt eine Mittlerfunk-    erst nach zehn Schuljahren zuer-                (Jahrgangsstufe 11) erreicht.
       tion. Sie sichert die am Ende der Se-    kannt. Hat eine Schülerin oder ein
       kundarstufe I erworbenen Kompe-
       tenzen und führt in die Methodik des     Ergänzungsstunden dienen am Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wuppertal der Förderung.
       wissenschaftlichen Lernens ein.

       Damit die Schülerinnen und Schüler
       in der Einführungsphase gleiche Vor-
       aussetzungen für einen stärker wis-
       senschaftsorientierten Unterricht in
       der Qualifikationsphase erwerben,
       stehen vier Halbjahreskurse in der
       Einführungsphase für Vertiefungs-
       unterricht zur Verfügung. Sie helfen,
       die unterschiedlichen Lernstände
       auszugleichen und sichern den erfolg-
       reichen Übergang in die Qualifika-
       tionsphase.

  Die Schulzeitverkürzung
  in Nordrhein-Westfalen                         Im Gespräch
                                                                                                                                                Foto: Privat

                 Grundsatzentschluss der
                 damaligen Landesregierung       Landeselternschaft:                            Zwar seien die Belastun-
   2004                                          Kein Zurück                                    gen für die Schülerinnen
                 zur Einführung der
                 Schulzeitverkürzung                                                            und Schüler nach wie vor

                 Der nordrhein-westfälische      Auf der jüngsten Versammlung                   ernst zu nehmen.
                 Landtag verabschiedet im        der Landeselternschaft der Gym-                Gleichwohl appellierte die
Januar 2005                                      nasien stimmten drei Viertel der
                 Schulgesetz die                                                                Vorsitzende Gabriela
                 Schulzeitverkürzung.            anwesenden Mitglieder für die                  Custodis an die Eltern: „Wir sollten mit

                 Der achtjährige                 Beibehaltung der Schulzeitver-                 allen Kräften gemeinsam Lösungen fin-
Schuljahres-
                 Bildungsgang wird zur           kürzung.                                       den und sie auch mittragen, um unseren
  beginn
                 Regel an den nordrhein-                                                        Kindern ihre Schulzeit zu einem lohnen-
2005/2006        westfälischen Gymnasien.                                                       den und erfolgreichen Abschnitt ihres
                                                                                                Lebens zu machen.“
                 Erste Abiturprüfungen
   2013          nach 12 Jahren
Impressum
Herausgeber:
Ministerium für Schule und Weiterbildung
des Landes Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 49
40221 Düsseldorf
Telefon 0211 5867-40
Telefax 0211 5867-3220
poststelle@msw.nrw.de
www.schulministerium.nrw.de

© MSW 08/2009

Redaktion:
Andrej Priboschek, Frauke König, Petra Kolberg-Bürk,
Juliane Krüger

Gestaltung:
Elke Steinrötter, Visuelle Kommunikation, Düsseldorf

Druck:
Druckhaus Kaufmann, Lahr

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