Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin

Die Seite wird erstellt Sophie Scherer
 
WEITER LESEN
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
Deutsch

 Die Metropole
   neu entdecken
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
i     Route der Industriekultur Berlin

    Elektropolis Berlin                                                 Die Route der Industriekultur Berlin
     Die erste Eisenbahn Preußens, eines der frühesten Drehstrom-       Die Standorte und Partner der Route der Industriekultur Berlin
     Kraftwerke Europas und die erste Straßenbahn der Welt – in         stehen exemplarisch für die Technik-, Wirtschafts- und Sozial­ge­
     Berlin wurde internationale Wirtschafts-, Technik- und Architek-   schichte der Stadt. Die in der Broschüre vorgestellten Stadtquar-
     turgeschichte geschrieben. Katalysator für diese Entwicklung       tiere und die erste von fünf thematischen Radrouten laden dazu
     war seit den 1880er Jahren vor allem die Elektroindustrie. In      ein, die bemerkenswerte Dichte und Vielfalt der Industriekultur in
     Berlin wurde nicht nur produziert. Die Stadt war ein Zentrum       Berlin auf eigene Faust zu entdecken. Die „JuniorRoute“ bündelt
     für Forschung und Entwicklung. Sie diente gleichzeitig als         Angebote für Schulklassen und Kinder- und Jugendgruppen.
    „Experimentierfeld“ für neue Technologien, um die Herausfor­
                                                                        In vielen Fällen sorgte und sorgt bürgerschaftliches Engagement
     derungen der boomenden und über die Grenzen hinauswach-
                                                                        für den Erhalt wichtiger Zeugnisse der Berliner Industriekultur.
     senden Stadt zu meistern. Die entstehenden Strom-, Wasser-
                                                                        Mit den kenntnisreichen Akteurinnen und Akteuren lässt es sich
     und Verkehrssysteme hatten weltweit Vorbildfunktion. Berlin
                                                                        hervorragend fachsimpeln. Einige Standorte sind nur mit einer
     war aber noch nicht Berlin! Erst am 1. Oktober 1920 erhielt die
                                                                        Führung oder nach vorheriger Anmeldung zugänglich. Bitte infor-
     Stadt durch das Groß-Berlin-Gesetz und die Zusammenlegung
                                                                        mieren Sie sich vor Ihrem Besuch! Änderungen zu den Angaben
     mit 7 Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken ihre
                                                                        in diesem Heft sind möglich.
     heutige Form.
                                                                        Weitere Informationen und Hinweise zur Berliner Industriekultur
    Berlin ist Industriekultur                                          finden Sie auf unserer Website. www.industriekultur.berlin
    Gewerbehöfe, Industrieareale und Umspannwerke, mittlerweile         Viel Spaß beim Entdecken wünscht das Team des
    vielfach anderweitig genutzt, sind elementar für das besondere      Berliner Zentrum Industriekultur
    Berliner Flair. Von den Anfängen der Industriellen Revolution
                                                                        Februar 2020
    in Preußen bis zum Niedergang der „Elektropolis“ nach dem
    Zweiten Weltkrieg war Berlin mehr als jede andere europäische
    Hauptstadt durch die Entwicklung von Technik und Industrie                                       Das Berliner Zentrum Industriekultur
    geprägt. Die Spuren und Zeugnisse dieser Entwicklung sind in                                     ist Partner im Jubiläumsjahr ­
    so großer Anzahl wie nirgendwo sonst in Europa erhalten.                                        „Groß-Berlin 1920–2020“.
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
2                                                                 3

i    Inhalt

    S. 4    Themenrouten
    S. 6    Übersichtskarte der Standorte & Quartiere
    S. 8    AEG-Tunnel
    S. 9    Altes Wasserwerk Friedrichshagen
    S. 10   BMW Group Werk Berlin
    S. 11   Deutsches Technikmuseum
    S. 12   Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
    S. 13   Energie-Museum Berlin
    S. 14   Flughafen Tempelhof
    S. 15   Gasometer Fichtestraße (Fichtebunker)
    S. 16   Haus des Rundfunks des rbb
    S. 17   Industriesalon Schöneweide
    S. 18   Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM Berlin)
    S. 19   KulturBrauerei
    S. 20   Museum für Kommunikation Berlin
    S. 21   Museum Kesselhaus Herzberge
    S. 22   Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V.
    S. 23   U-Bahn-Museum
    S. 24   Areal Gleisdreieck
    S. 26   Brauereiquartier Prenzlauer Berg
    S. 28   „Elektropolis“ Oberschöneweide
    S. 30   Siemensstadt und Spandauer See
    S. 32   Angebote weiterer Partner
    S. 36   JuniorRoute – Angebote für Schulklassen und Gruppen
    S. 38   Radrouten der Industriekultur
    S. 39   Termine
    S. 40   Abbildungsnachweis
    S. 41   Impressum
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
4                                                                                                                                   5

i    Themenrouten

                                                                        Krieg und Frieden
                                                                        Rüstungsproduktion, Arbeitslager, Bunker und die geteilte
                                                                        Stadt – die großen Konflikte des 20. Jahrhunderts haben
                                                                        Spuren hinterlassen. Gedenkorte und neue Bedeutungs-
                                                                        zuschreibungen durch zivile Umnutzungen fordern eine
                                                                        kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte.

                                                                        Mobilität
                                                                        Eine Metropole benötigt ein belastbares Verkehrsnetz
                                                                        mit schnellen Fortbewegungsmitteln und geringen
                                                                        ­Emissionen. Die notwendige Infrastruktur ist einem
                                                                         stetigen Wandel unterzogen, um auch in Zukunft den
                                                                         Bedürfnissen der Bevölkerung zu entsprechen.

                                                                        Molle und Korn
                                                                        Mit der Einwohnerzahl stieg auch der Bedarf an Bier
                                                                        und Brot. Durch die Industrialisierung des Brauwesens
    Die Standorte der Route der Industriekultur Berlin stehen           wurde Berlin um 1900 zur größten Brauereimetropole
    ­exemplarisch für Bereiche der Technik-, Wirtschafts-               der Welt. In ehemaligen Malzfabriken, Sudhäusern
     und Sozialgeschichte der Stadt. Die Themenrouten finden            und Backfabriken sind heute oft Kunst und Kultur zu
     sich auch auf unserer mobilen Karte wieder:                        Hause.
        www.karte.industriekultur.berlin
                                                                        Musik- und Medienindustrie
                                                                        Das erste Rundfunkhaus Europas und die Ausstrahlung
           Aktive Industrie und Innovation                              der weltweit ersten Fernsehsendung sind nur zwei
           Neben Produktion sind Forschung und Entwicklung              Meilensteine in der Geschichte der Medienstadt Berlin.
           grundlegende Aufgaben der Industrie. Berlin kann sich        Heute ist die Stadt beliebter Standort für Musik- und
           mit seiner guten Infrastruktur und den zahlreichen           ­Medienunternehmen, für Buch- und Zeitschriften-
           Hochschulen als attraktiver Standort für Traditions­          verlage.
           betriebe wie auch für Start-ups behaupten.
                                                                        Stadthygiene
           Alltagsleben                                                 Öffentliche Badeanstalten, Krankenhäuser und auch
           Während der Industrialisierung änderten sich die             ­Abwassersysteme entstanden parallel zur Bevölke-
           Lebensbedingungen der Bevölkerung einschneidend.              rungszunahme ab Ende des 19. Jahrhunderts. Der
           Neben Mietskasernen entstanden u.a. Markthallen,              ­Hygiene kam eine immer wichtigere Rolle zu. Wohn­
           Schwimmbäder und Krankenhäuser. Von vielen Einrich­            bauten und Industrieanlagen entstanden deshalb ­­
           tungen und Anlagen profitiert Berlin noch heute.               zunehmend räumlich getrennt.

           Jenseits der Steckdose                                       Vernetzte Stadt
           Kraftwerke, Leitungen und Umspannwerke sind nur              Öffentliche Verkehrsmittel und die Systeme zur Ver­
           einige Stationen, die der Strom auf dem Weg in unsere        teilung von Gas und Strom sind Beispiele für städtische
           Steckdosen durchläuft. Die Elektroindustrie war Kata­ly­     Netzwerke. Die Funktionsweise der Netze ist vielschich-
           sator für die industrielle Entwicklung Berlins, die groß-    tig und komplex, im Stadtbild sind die dazugehörigen
           flächige Elektrifizierung hatte weltweite Vorbildfunktion.   Bauten oft erst auf den zweiten Blick sichtbar.
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
6                                                                                                                                                     7

                                                                                         1
                                                              Q4                              12
                                                             3                               Q2           14
                                                                                11
                                                                   16                13
                                                                        9            4
                                                                                Q1           8
                                                              15
                                                                                         7                  10
i    Standorte & Quartiere                                                                                 5
                                                                                                                 Q3
                                                                                                                               2
                                                                            6

    1   AEG-Tunnel

    2   Altes Wasserwerk Friedrichshagen       
    3   BMW Group Werk Berlin

    4   Deutsches Technikmuseum         
    5   Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit                               Q1 Areal Gleisdreieck

    6   Energie-Museum Berlin                                               Q2 Brauereiquartier Prenzlauer Berg

    7   Flughafen Tempelhof                                                 Q3 „Elektropolis“ Oberschöneweide

    8   Gasometer Fichtestraße (Fichtebunker)                               Q4 Siemensstadt und Spandauer See

    9   Haus des Rundfunks des rbb

    10 Industriesalon Schöneweide

    11 Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM Berlin)                                       Die Europäische Route der Industriekultur – ERIH –
                                                                                                 ist ein Netzwerk von ­zugänglichen Standorten,
    12 KulturBrauerei                                                                            die für Meilensteine der euro­päischen Industrie­
                                                                                                 geschichte stehen. Die Route der Industriekultur
    13 Museum für Kommunikation Berlin                                                           Berlin ist eine regionale Route in diesem Netz-
                                                                                                 werk. Das ERIH-Logo kenn­zeichnet die Standorte,
    14 Museum Kesselhaus Herzberge
                                                                                                 die auch Teil des europäischen Netz­werkes sind.
    15 Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V.                                                    Das Deutsche Technikmuseum und das Dokumen-
                                                                                                 tationszentrum NS-Zwangsarbeit sind ERIH-
    16 U-Bahn-Museum                                                                             Ankerpunkte.
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
8                                                                                                                                                               9

1        AEG-Tunnel                                                        2        Altes Wasserwerk Friedrichshagen

        Ab 1894 errichtete die AEG südlich des Humboldthains eine Groß­            Als das Wasserwerk in Friedrichshagen 1893 in Betrieb ging,
        maschinenfabrik, die unter namhaften Architekten wie Franz                 war es die größte und modernste Anlage dieser Art in Europa.
        Schwechten und Peter Behrens nach und nach zu einer regel-                 Der Bau war notwendig, weil die Spree durch die Industrialisie-
        rechten Fabrikstadt erweitert wurde. Um die Apparate­fabrik an             rung Berlins verunreinigt war und nicht länger als Trinkwasser­
        der Ackerstraße anzubinden, baute man einen 295 Meter langen               quelle für die wachsende Metropole genutzt werden konnte.
        Tunnel, durch den elektrisch angetriebene Züge Arbeiter und                Der Müggelsee lag weit genug vor der Stadt, um sauberes
        Material zwischen beiden Standorten beförderten. Gleichzeitig              ­Wasser gewinnen zu können. Ingenieur und erster Direktor
        wollte man beweisen, dass eine unterirdische Röhrenbahn nach                der Anlage war Henry Gill.
        Londoner Vorbild auch in Berlin realisierbar wäre.                          Nach der Errichtung neuer Grundwasserwerke wurden die
        1984 wurde der AEG-Standort geschlossen und etliche Gebäude                 historischen Anlagen außer Dienst genommen und seit 1987
        abgerissen. In den verbliebenen, denkmalgeschützten Fabrik-                 als Museum genutzt. Die Führungen durch das technische
        gebäuden ist heute u.a. ein Gründerzentrum untergebracht. Der               Denkmal geben einen Einblick in die spannende Geschichte der
        Tunnel stand zeitweise unter Wasser und wurde erst durch den                Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Berlins. Wenn
        Berliner Unterwelten e.V. wieder zugänglich gemacht. Besucher               eine der Verbundkolbendampfmaschinen im Schaubetrieb
        erhalten eine Einführung in die Geschichte des Geländes, bevor              schnauft, ahnt man, dass die Förderung und Aufbereitung des
        sie den „ersten U-Bahntunnel Deutschlands“ erkunden.                        Wassers einstmals mit beschwerlicher Arbeit verbunden war.
                                                                                    Das Gelände des Alten Wasserwerks ist nur im Rahmen von
    i    Adresse: Voltastraße 5–6 (Hof neben Treppe 12.1) | 13355 Berlin            geführten Rundgängen besuchbar.
         Öffnungszeiten: nur im Rahmen einer Führung zugänglich
         Web: www.berliner-unterwelten.de
                                                                               i    Adresse: Müggelseedamm 307 | 12587 Berlin
         Kontakt: 030/49 91 05-18 | info@berliner-unterwelten.de
                                                                                    Öffnungszeiten: s. Führungen
         Eintrittspreis: 12 € (zzgl. VVK)
                                                                                    Web: www.bwb.de/fuehrungen
         Tickets: www.reservix.de, kein Ticketverkauf vor Ort
                                                                                    Kontakt: 030/86 44 63 93 | fuehrungen@bwb.de
         Führung: Sa. 11:00 u. 13:00 | außer 26.12.2020
                                                                                    Eintrittspreis: kostenfrei
         Barrierefreiheit: nicht barrierefrei zugänglich
                                                                                    Führung: Di. 9:00, Fr. 13:00, jeden 1. Sa. im Monat 10:00 | mit Anmeldung
         ÖPNV: U-Bahn: U8 (Haltestelle Voltastraße)
                                                                                    Angebote für Kinder: Führungen für Schulklassen
           Führung nicht für Personen unter 14 Jahren | warme Kleidung              Barrierefreiheit: Führung nicht barrierefrei
         empfohlen, festes Schuhwerk wird vorausgesetzt                             ÖPNV: Tram: 60 (Haltestelle Altes Wasserwerk)
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
10                                                                                                                                                                    11

3         BMW Group Werk Berlin                                                  4        Deutsches Technikmuseum

         Berliner Luft füllt BMW Motorradreifen. Hinter einer historischen               Dieselloks und Dampfmaschinen, Segelschiffe und Windmühlen,
         Backsteinfassade am Juliusturm in Spandau liegt der Geburts-                    das erste Unterseekabel und der erste Computer der Welt – ein
         ort der BMW Motorräder. Montag bis Freitag öffnen sich die Tore                 Besuch im Deutschen Technikmuseum ist eine erlebnisreiche
         für Besucher, die bei den Werksführungen die Faszination einer                  Entdeckungsreise durch die Kulturgeschichte der Technik. Auf
         hochmodernen Fahrzeugproduktion bei BMW Motorrad erleben.                       26.500 m2 werden hier die Bezüge der Technik zur Alltagskultur
         Die Geschichte des Produktionsstandorts geht auf die Mitte des                  greifbar. Tägliche Vorführungen und Besucher­aktivitäten locken
         18. Jahrhunderts zurück. Friedrich Wilhelm I. errichtete eine                   Gäste aus aller Welt. Das benachbarte Science Center Spectrum
         Gewehr- und Munitionsfabrik für die preußische Armee. Später                    bietet 150 Mitmach-Experimente.
         übernahmen die Brandenburgischen Motoren Werke GmbH                             Der große Museumspark mit Wind- und Wassermühlen, Schmiede
         (Bramo) das Gelände und fertigten Flugmotoren.                                  und Brauerei ist eine Naturoase in der Großstadt. Überwachsene
         1939 erwarben die Bayerischen Motoren Werke (BMW) das Werk,                     Gleisanlagen und Bahnsteigkanten, zwei Ringlokschuppen und
         seit 1949 w
                   ­ erden hier BMW Motorradteile produziert. Das erste                  die Ladestraße des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs ­zeugen
         komplett in Berlin hergestellte BMW Motorrad lief 1969 vom Band.                von der bewegten Vergangenheit des ­Museumsgeländes. Das
         Das Werk wird kontinuierlich modernisiert. Auf ca. 220.000 m2                   Areal gehörte einst zu einem der größten und betriebsamsten
         und in teilweise denkmalgeschütztem Gebäudebestand produ­                       Eisenbahnknoten Berlins. Die zeitgenössische Architektur des
         zieren derzeit ca. 2.000 Mitarbeiter bis zu 800 Motorräder täg-                 Neubaus fügt sich mit dem gewachsenen historischen Gelände
         lich. Rund 25 verschiedene Modelle werden zeitgleich gefertigt.                 zu einer spannungsvollen Einheit.
         2019 wurden über 155.000 Fahrzeuge für den Weltmarkt und
         Teile-Kits für die internationalen Produktionsstandorte gefertigt.               Adresse: Trebbiner Straße 9 | 10963 Berlin
                                                                                     i
                                                                                          Öffnungszeiten: Di.–Fr. 9:00–17:30 | Sa. u. So. 10:00–18:00 | Mo. geschl.
                                                                                          Web: www.technikmuseum.berlin | 030/9 02 54-0 | info@technikmuseum.berlin
          Adresse: Am Juliusturm 14–38 | 13599 Berlin
     i                                                                                    Eintrittspreis: Erwachsene 8 € | Ermäßigungen
          Öffnungszeiten: nur im Rahmen einer Führung zugänglich
                                                                                          Führung: Sa., So. und mit Anmeldung | täglich Vorführungen
          Web: www.bmw-werk-berlin.de
                                                                                          Barrierefreiheit: eingeschränkt
          Kontakt: 089/38 21 57 50 | info@bmw-besuchen.com
                                                                                          Angebote für Kinder: Führungen | Workshops | Ferienprogramm u.a.
          Eintrittspreis: Einzelbesucher ab 8 € | Ermäßigungen | Gruppentarife
                                                                                          ÖPNV: U-Bahn: U1, U3, U7 (Haltestelle Möckernbrücke), U1, U2, U3 (Halte­
          Führung: Mo.–Fr. | ab 14 Jahren | Anmeldung erforderlich
                                                                                          stelle Gleisdreieck) | S-Bahn: S1, S2, S25, S26 (Haltestelle Anhalter Bahnhof)
          Barrierefreiheit: ja, mit Anmeldung
          ÖPNV: U-Bahn: U7 (Haltestelle Haselhorst)                                         Ab April an jedem ersten Sonntag im Monat freier Eintritt.
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
12                                                                                                                                                                                    13

5         Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit                                            6        Energie-Museum Berlin

         Rund 13 Millionen Menschen aus fast ganz Europa wurden                                    Antworten auf Fragen rund um das Thema Stromerzeugung und
         ­während des Zweiten Weltkriegs durch das NS-Regime in das                                -ver­teilung erhalten die Besucher im Energie-Museum Berlin.
          Deutsche Reich verschleppt und zur Arbeit gezwungen. In Berlin                           Das Museum selbst ist ein Zeugnis der facettenreichen Geschichte
          existierten mehr als 3.000 Sammelunterkünfte für Zwangs­                                 der öffentlichen Elektrizitätsversorgung der Stadt.
          arbeiterinnen und Zwangs­arbeiter. In dem einzigen weitgehend                            Anfang des 20. Jahrhunderts begann die damals eigenständige
          erhaltenen Lager im Stadtteil Schöneweide waren über 400                                 Gemeinde Steglitz mit dem Bau von kommunalen Versorgungs­
          ­ehemalige italienische Militärinternierte untergebracht, sowie                          einrichtungen. Ein Kraftwerk lieferte ab 1911 u.a. Strom für die
           verschleppte Zivilisten aus verschiedenen Ländern und in den                            Straßenbahn und eine Eisfabrik. Nach der Ein­gemeindung zu Groß-
           letzten Kriegsmonaten etwa 200 polnische Frauen aus dem KZ                              Berlin 1920 wurde das Kraftwerk von der Berliner ­Städtischen
           Sachsenhausen. Alle mussten auf Baustellen und in umliegen-                             Elektrizitätswerke Aktien-Gesellschaft (BEWAG) übernommen.
           den Fabriken für die Rüstung arbeiten.                                                  Die Teilung der Stadt nach 1945 machte ab 1952 aus West-Berlin
           Nach dem Krieg wurden die Baracken als Papierlager für die                              eine „Strominsel“. Am Standort Steglitz entstand im Januar 1987
           Sowjetische Militäradministration und für zivile Zwecke genutzt.                        die weltweit größte Batteriespeicheranlage mit einer Sofort­
           2006 wurde auf einem Teil des heute denkmalgeschützten                                  reserve von 17 MW. Nach dem Anschluss des West-Berliner Netzes
           ­Geländes das Dokumentations­zentrum NS-Zwangsarbeit eröff-                             ans westeuropäische Verbundnetz 1994 erhielt deren Gebäude
            net. Neben Ausstellungen sind hier ein Archiv, eine Bibliothek,                        ab 2001 eine neue Funktion als Energie-Museum. Mit profunder
            Angebote der historisch-politischen Bildungs­arbeit und eine                           Fachkenntnis präsentieren die ehrenamtlichen Mitarbeiter span-
            internationale Jugendbegegnungsstätte zu finden.                                       nende Geschichten zu über 5.000 Objekten.

     i    Adresse: Britzer Str. 5 | 12439 Berlin                                                    Adresse: Teltowkanalstraße 9 | 12247 Berlin
                                                                                               i
          Öffnungszeiten: Di.–So. 10:00–18:00                                                       Öffnungszeiten: im Rahmen einer Führung und an Aktionstagen zugänglich
          Web: www.ns-zwangsarbeit.de                                                               Web/Kontakt: www.energie-museum.de | info@energie-museum.de
          Kontakt: 030/63 90 28 80 | schoeneweide@topographie.de                                    Eintrittspreis: frei | Spenden sind willkommen
          Eintrittspreis: frei                                                                      Führung: nach Vereinbarung über Kontaktformular Website oder per E-Mail
          Führung: jeden 1. u. 3. So. im Monat, 15:00 und nach Vereinbarung | kostenfrei            Expressführung: i.d.R. letzter Sa. im Monat, 11:00–12:00 (ohne Voranmeldung)
          Barrierefreiheit: ja                                                                      Barrierefreiheit: eingeschränkt
          ÖPNV: S-Bahn: S8, S9, S45, S46, S47, S85 (Haltestelle Schöneweide) |                      Angebote für Kinder: Führungen für Schulklassen
          Bus: 165 (Haltestelle Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit)                              ÖPNV: Bus: 186, 283 (Haltestelle Teltowkanalstr.), 380 (Haltestelle Mozartstr.)
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
14                                                                                                                                                                                    15

7         Flughafen Tempelhof                                                             8        Gasometer Fichtestraße (Fichtebunker)

         Bereits 1909 kreiste der LZ 6 von Ferdinand Graf von Zeppelin                            In der Fichtestraße behauptet ein Koloss seinen Platz. Äußer-
         über dem Tempelhofer Feld. Die ersten Flug­hafengebäude                                  lich scheint der einzige erhaltene Steingasometer Berlins fast
         ­wurden 1923 errichtet. Ab 1936 wurde unter den Nationalsozia­                           unverändert. Die Führung durch das Innere wird jedoch zu einer
          listen mit dem monumentalen Bau des neuen Flug­hafens                                   Reise durch 130 Jahre Stadtgeschichte.
          ­begonnen, der allerdings nie fertiggestellt wurde. Am Rande                            Als Speicheranlage für das sogenannte Leuchtgas der Straßen-
           des Flugfelds entstand ein Barackenlager für Zwangsarbeiter­                           laternen wurde der Gasometer 1883/84 erbaut und war bis in
           innen und Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern. Im April                           die 1930er Jahre in Betrieb. Ende 1940 wurde er zu einem Groß-
           1945 nahm die sowjetische Armee den Flughafen ein und über-                            bunker ausgebaut. Mütter, die in kriegswichtiger ­Produktion be-
           gab ihn im Juli an die US-Amerikaner. Die Luftbrücke 1948/49                           schäftigt waren, sollten mit ihren Kindern hier Zuflucht finden.
           hat den Flughafen weltberühmt gemacht, während der deut-                               Nach dem Krieg bot der Bunker bis in die 1950er Jahre durch-
           schen Teilung wurde er für viele Menschen zu einem Symbol                              ziehenden Flüchtlingen einen Schlafplatz, diente als Altenheim
           für H
               ­ offnung und Freiheit. Der zivile Luftverkehr begann 1951                         und Obdachlosenasyl. Anschließend wurde der Gasometer
           und wurde im Oktober 2008 eingestellt.                                                 als Lager des West-Berliner Senates für einen Notvorrat an
           Der Flughafen Tempelhof soll zu einem neuen Stadtquartier                              Konserven und Hygieneartikeln genutzt. Seit 2008 führt der
           für Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft und öffentliche Nutzungen                         Berliner Unterwelten e.V. durch den „Geschichtsspeicher“.
           werden. Die Führungen durch das größte Baudenkmal Europas
           geben Einblick in die bewegte Geschichte und ermöglichen den                       i    Adresse: Fichtestraße 6 | 10967 Berlin | nur mit Führung zugänglich
           Zutritt zu zahlreichen interessanten Orten.                                             Web: www.berliner-unterwelten.de
                                                                                                   Kontakt: 030/49 91 05-18 | info@berliner-unterwelten.de
     i    Adresse: CHECK-IN Besucherzentrum | Platz der Luftbrücke 5, C2 | 12101 Berlin            Eintrittspreis: 12 € (zzgl. VVK) | Ermäßigungen
          Öffnungszeiten Flughafengebäude: nur im Rahmen einer Führung zugänglich                  Tickets: www.reservix.de, vor Ort nur ggf. Restkarten
          Web/Kontakt: www.check-in.thf-berlin.de | tour@thf-berlin.de                             Führung: Sept.-Jun.: Do. 16:00, 18:00, Sa. u. So. 12:00, 14:00 außer 22.–26.12.2020 |
          Eintrittspreis: Führung 15 € | Ermäßigungen                                              Jul./Aug.: tgl. 12:00, 14:00. 16:00, Do. auch 18:00 | an Feiertagen ggf. abweichend
          Führung: täglich | Gruppen auf Anfrage                                                   Barrierefreiheit: nicht barrierefrei zugänglich
          Barrierefreiheit: derzeit keine barrierefreien Touren möglich                            Angebote für Kinder: Kinderführungen auf Anfrage buchbar
          Angebote für Kinder: Führungen für Kinder und Schulklassen auf Anfrage                   ÖPNV: U-Bahn: U7 (Haltestelle Südstern) | Bus: M41 (Haltestelle Körtestraße)
          ÖPNV: U-Bahn: U6, Bus: 104, 248 (Haltestelle Platz der Luftbrücke)
                                                                                                     Öffentl. Führung nicht für Kinder unter 7 Jahren | festes Schuhwerk nötig,
            Führungen auf Deutsch u. Englisch | weitere Sprachen auf Anfrage                       warme Kleidung empfohlen | Fr. 15:00 u. 17:00 Führungen auf Englisch
Die Metropole neu entdecken - bzi Berlin
16                                                                                                                                                                             17

9          Haus des Rundfunks des rbb                                                 10        Industriesalon Schöneweide

         „Das Schiff ist klar zur Fahrt!“ – mit diesen Worten des Radio-                       Die Zeiten, in denen tausende Arbeiter durch die Fabriktore
          pioniers Alfred Braun nahm der älteste Radio-Programmdienst                          strömten und die „Bullenbahn“ schwer beladene Güterwagen
          des Deutschen Reiches, die Berliner Funk-Stunde, 1931 das Haus                       durch die Wilhelminenhofstraße zog, sind lange vorbei. Über
          des Rundfunks in Betrieb. Das Gebäude mit dem ungewöhn­                              hundert Jahre industrielle Entwicklung und das abrupte Aus
          lichen dreieckigen Grundriss ist eines der bekanntes­ten Werke                       für die Großbetriebe nach 1990 haben Schöneweide geprägt
          des Architekten Hans Poelzig. Kurze Zeit später wurde das Haus                       und Spuren hinterlassen. Große Teile der Industrieanlagen
          des Rundfunks zum Spielball der deutschen ­Geschichte. Unter                         ­wurden unter Denkmalschutz gestellt – doch das rettete sie
          den Nationalsozialisten wurde hier Propa­ganda produziert.                            nicht in jedem Fall vor dem Abriss.
          Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus durch die Sowjets                           Eine Gruppe von „Kümmerern“ aus Nachbarn, Denkmalschüt-
          kon­trolliert und seiner technischen Anlagen beraubt. Nach auf-                       zern und lokalen Unternehmen gründete 2009 den Industrie­
          wändi­ger Sanierung sendete ab 1957 der „Frontstadtsender“                            salon Schöneweide. Eine ehemalige Produktionshalle dient
          Sender Freies Berlin (SFB) aus der Masurenallee. Die klug durch-                      als Museum, Infopoint und Ausgangspunkt von Führungen für
          dachte Funktionalität des Hauses bietet auch heute noch beste                         die Erkundung des Quartiers. Ziel des gemeinnützigen Vereins
          Produktionsbedin­gungen für die Programme des Rundfunks                               ist es, für einen sensiblen und nachhaltigen Umgang mit dem
          Berlin-Brandenburg (rbb). Neben dem Haus des Rundfunks ist                            bedeutenden industriellen Erbe zu werben und den Standort
          auch das Fernsehzentrum Bestandteil der Führungen.                                    damit langfristig zu stärken.

           Adresse: Masurenallee 8–14 | 14057 Berlin                                            Adresse: Reinbeckstraße 10 | 12459 Berlin
     i                                                                                     i
           Öffnungszeiten: nur im Rahmen einer Führung zugänglich                               Öffnungszeiten: Mi.–So.14:00–18:00
           Web/Kontakt: www.rbb24.de/besucherservice | 030/9 79 93-1 24 97                      Web: www.industriesalon.de
           Eintrittspreis: Führung kostenfrei                                                   Kontakt: 030/53 00 70 42 | info@industriesalon.de
           Führung: Mo. 18:00 u. Sa. 15:00 | telefonische Anmeldung notwendig                   Eintrittspreis: Spende erbeten | Stadtführungen kostenpflichtig
           Barrierefreiheit: mit Anmeldung                                                      Führung: während der Öffnungszeiten u. auf Anfrage | Elektropolis-Tour S. 29
           Angebote für Kinder: Ferienführungen | Angebote für Schulklassen                     Barrierefreiheit: eingeschränkt
           ÖPNV: U-Bahn: U2 (Haltestelle Theodor-Heuss-Platz) | S-Bahn: S41, S42                Angebote für Kinder: Schul- und Ferienprogramme, Geburtstage, Rallyes
           (Haltestelle Messe Nord/ICC) | Bus: M49 (Haltestelle Haus des Rundfunks)             ÖPNV: Tram: 27, 60, 67 (Haltestelle Firlstraße), M17, 21, 27, 37
                                                                                                (Haltestelle Wilhelminenhofstraße/Edisonstraße)
             Gruppen ab einer Größe von 15 Personen aus der Region Berlin-­
           Brandenburg können einen individuellen Besuchstermin vereinbaren.                       Englischsprachige Führungen, Radtouren und ­Stadtrallyes auf Anfrage
18                                                                                                                                                                            19

11         Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM)                                    12        KulturBrauerei

         Seit 1763 der preußische König Friedrich II. die Porzellan-Manu­                           Sudhaus, Lagerhalle, Böttcherei, Pferdeställe, Restauration
         faktur erwarb, steht das kobaltblaue Zepter für exklusives                                 und Kinderheim – wie um 1900 der Betrieb in der damals
         Porzellan aus Berlin. Die KPM wurde zum Musterbetrieb der                                  ­größten Brauerei Europas organisiert war, ist an den Gebäuden
         Frühindustrialisierung und zu einem der technologisch führen-                               der historischen Schultheiss-Brauerei noch heute ablesbar.
         den Unternehmen des Landes. Es gab keine Kinderarbeit, statt-                               Ab 1878 entstand nach den Plänen des Architekten Franz
         dessen u.a. geregelte Arbeitszeiten, Renten und eine betriebliche                           ­Heinrich Schwechten ein moderner Produktionsstandort für
         Krankenkasse. 1871 wurde ein neuer Standort am Rande des                                     die Schultheiss-Brauerei. Richard Roesicke, der Eigentümer
         Tiergartens und nahe der Spree bezogen. Rohstoffe und Fertig-                                der Brauerei, erwies sich als erfolgreicher Unternehmer mit
         produkte konnten nun mit dem Schiff transportiert werden. Die                                einer fortschrittlichen sozialen Gesinnung. Arbeiter und
         KPM ist heute in Privatbesitz. Produziert wird am historischen                               An­ge­stellte profitierten u.a. von Invalidenwerkstätten, Kinder-
         Standort und nach wie vor jedes Stück mit der Hand.                                          einrichtungen und Bäderabteilungen. Nach Gründung der DDR
         Beim Besuch der Ausstellung entdecken Interessierte die                                      wurde die Brauerei verstaatlicht, bis 1967 wurde hier Bier
         Geheimnisse des weißen Goldes. Höhepunkte sind die denkmal-                                  ­gebraut. Kreative Dienstleister und ein vielfältiges Kultur-
         geschützte Historische Ringkammerofenhalle und die Mitmach-                                   angebot mit Konzerten, Kino, Museum zum Alltag in der DDR
         Manufaktur, in der man im Rahmen von Workshops selber zum                                     u.a. sorgen heute für Leben auf dem 25.000 m2 großen Areal.
         Manufakturisten werden kann. KPM Café und Flagshipstore                                       Die Touristeninformation im ehemaligen Sudhaus berät zum
         laden ein, das handgefertigte Porzellan zu erleben.                                           Angebot der KulturBrauerei und des Berliner Nordostens.

          Adresse: Wegelystr. 1 | 10623 Berlin                                                       Adresse: Schönhauser Allee 36 | 10435 Berlin
     i                                                                                          i
          Öffnungszeiten: Mo.–Sa. 10:00–18:00                                                        Öffnungszeiten: Touristeninformation: Mo.–So. 11:00–19:00
          Web/Kontakt: www.kpm-berlin.com/manufaktur                                                 Web: www.kulturbrauerei.de
          Kontakt: 030/3 90 09-472 | mitmachen@kpm-welt.com                                          Kontakt: 030/44 35 21 70 | info@kulturbrauerei.de
          Eintrittspreis: frei | mit Audioguide                                                      Eintrittspreis: Gelände ist frei zugänglich
          Führung: öffentl. Führung jeden Sa. 15:00, 12 € | Gruppenführungen auf Anfrage             Führung: auf Anfrage | kostenpflichtig
          Barrierefreiheit: ja                                                                       Barrierefreiheit: eingeschränkt
          Angebote für Kinder: Workshops in der KPM Mitmach-Manufaktur                               ÖPNV: U-Bahn: U2 (Haltestelle Eberswalder Straße o. Senefelderplatz) |
          ÖPNV: S-Bahn: S3, S5, S7, S9 (Haltestelle Tiergarten)                                      Tram: M1, M10, M12 (Haltestelle Eberswalder Straße)

            Workshops in der KPM Mitmach-Manufaktur auch für Erwachsene                                 Kostenloses Guidesystem für mobile Endgeräte
20                                                                                                                                                                           21

13        Museum für Kommunikation Berlin                                                14        Museum Kesselhaus Herzberge

           Vom Schwirrholz über Rauch- und Morsezeichen zum Smart-                                Eine grüne Oase inmitten der Großstadt ist der Landschafts-
         phone: Kommunikation prägte schon immer das Leben der                                    park Herzberge, der sich rund um die roten Backsteinbauten des
         Menschen. Das Museum für Kommunikation Berlin beschreibt                                 ­Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge
         die spannende Entwicklung der Medien, zeigt Geschichte und                                ­erstreckt. Ein technisches Kleinod im hospitalen Gebäude­
         ­Zukunftsperspektiven der Informationsgesellschaft und macht                               ensemble ist das Kesselhaus, in dem 100 Jahre lang die notwen­
          den abstrakten Begriff der Kommunikation erleb- und begreifbar.                           dige Wärme – und anfangs auch der Strom – produziert wurde.
          Als erstes Postmuseum der Welt wurde das Museum 1872 auf                                  Die erhaltenen Heizkessel aus drei Generationen (1892, 1938,
          Anregung des damaligen Generalpostmeisters Heinrich von                                   1960), mit denen für den nötigen Dampf gesorgt wurde, machen
          ­Stephan gegründet. Die klassische Sammlung historischer Objekte                          Technikgeschichte verständlich und sind das Highlight der
           enthält kostbare Exponate, allen voran die Blaue Mauritius und                           Ausstellung. Darüber hinaus gibt das Museum Einblick in die
           das erste Telefon der Welt von Philipp Reis.                                             ­Geschichte des 1893 eröffneten Krankenhauses, dessen Grün-
           Heute ist der ­Museumsbau von 1898 selbst das größte Objekt.                              dung eng mit der Entwicklung der rasant wachsenden Industrie-
           In ihm ist Interaktion ausdrücklich erwünscht – etwa beim Ver­                            metropole Berlin im ausgehenden 19. Jahrhundert verknüpft
           senden von ­Briefen über eine Rohrpostanlage, im FREIRAUM mit                             ist. Eine wichtige Rolle fiel dabei dem Architekten und Stadtbau-
           seinem Green-Screen-Studio oder im beeindruckenden Lichthof,                              rat Hermann Blankenstein zu. Das ehemalige Kesselhaus lädt
           wo freund­liche Roboter die Gäste begrüßen.                                               heute als technisches Denkmal, Museum und auch als Veran­
                                                                                                     staltungsort zum Besuch ein.
          Adresse: Leipziger Straße 16 | 10117 Berlin
     i
          Öffnungszeiten werktags: Di. 9:00–20:00 | Mi.–Fr. 9:00–17:00                        i    Adresse: Herzbergstraße 79 | 10365 Berlin
          Öffnungszeiten Sa./So./Feiertag: 10:00–18:00 | geschl. am 24., 25. u. 31.12.             Öffnungszeiten: Di. u. Do. 14:00–18:00
          Web/Kontakt: www.mfk-berlin.de | 030/20 29 40 | mfk-berlin@mspt.de                       Web: www.museumkesselhaus.de
          Eintrittspreis: Erwachsene 6 € | Ermäßigungen | bis einschl. 17 Jahre frei               Kontakt: 030/54 72 24 24 | kontakt@museumkesselhaus.de
          Führung: jeden Sonntag und mit Anmeldung                                                 Eintrittspreis: Erwachsene 2 € | Ermäßigungen
          Barrierefreiheit: eingeschränkt                                                          Führung: nach Vereinbarung
          Angebote für Kinder: Workshops, Geburtstage, Ferienprogramme u.a.                        Barrierefreiheit: eingeschränkt
          ÖPNV: U-Bahn: U2 (Haltestelle Mohrenstraße o. Stadtmitte), U6 (Haltestelle               ÖPNV: Tram: M8, 37 (Haltestelle Evangelisches Krankenhaus KEH),
          Stadtmitte) | Bus: M48, 265 (Haltestelle U Stadtmitte/Leipziger Straße),                 21 (Haltestelle Herzbergstraße/Siegfriedstraße) | Bus: 256 (Haltestelle
          200 (Haltestelle Mohrenstraße)                                                           Herzbergstraße/Siegfriedstraße)
22                                                                                                                                                                         23

15        Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V.                                        16        U-Bahn-Museum

         Mitten in grüner Idylle ist am Ufer des Teufelssees das älteste                         Eine Großstadt ist ohne einen funktionierenden öffentlichen
         erhaltene Wasserwerk Berlins zu finden. Ab 1852 war in Berlin                           Nahverkehr nicht denkbar. Die erste elektrische Straßenbahn
         eine zentrale Wasserversorgung eingeführt worden. Zuvor wurde                           der Welt brachte Siemens im damaligen Berliner Vorort Lichter-
         die Stadt aus rund 5.600 Brunnen versorgt. Ab 1872 wurden                               felde auf die Schienen. Um die voller werdenden Straßen nicht
         vom Wasser­werk Grunewald aus die Villensiedlung im Westend                             noch mehr zu belasten, waren weitere innovative Ideen gefragt.
         in Berlin-Charlottenburg, später auch Haushalte in Zehlendorf                           So lag es nahe, die Straßenbahn einfach unter die Erde oder
         und Neukölln versorgt.                                                                  auf Stelzen über die Straße zu verlegen. Die Idee zur Berliner
         Öffentlicher Protest verhinderte den Abriss, als das Wasserwerk                         U-Bahn, der ersten Deutschlands und einer der frühesten der
         1969 vom Netz ging. Aus dem Wasserwerk wurde das Ökowerk,                               Welt, war geboren.
         das zu Mitmachaktionen, Vorträgen, in Themengärten und vielen                           Mit vielen Exponaten repräsentiert das Museum die mehr als
         weiteren Angeboten rund um den Umweltschutz einlädt. Das                                100-jährige Geschichte der Berliner U-Bahn. In den Ausstellungs­
         Gebäudeensemble mit Maschinenhaus, Filterhallen, Rieseler­                              räumen im historischen Stellwerk des U-Bahnhofs Olympia-
         gebäude und 50 Meter hohem Schornstein wurde restauriert                                Stadion wird ein Überblick über viele technische Abläufe des
         und enthält noch heute wesentliche Teile der technischen Aus-                           U-Bahnbetriebs und ihre Entwicklungen gegeben. Bei vielen
         stattung. Im Infozentrum Wasserleben ­können Besucher selbst                            Ausstellungsstücken lässt sich die Bedienung anschaulich
         mit dem kühlen Nass experimentieren. Die historischen Gebäude                           demonstrieren. Die historische Fahrzeugsammlung, die nicht
         und Maschinen können bei Führungen besichtigt werden.                                   Bestandteil der Ausstellung ist, kann mehrmals im Jahr bei
                                                                                                 Sonderfahrten erlebt werden.
          Adresse: Teufelsseechaussee 22 | 14193 Berlin
     i
          Öffnungszeiten Sommer: Mi.–Fr. 10:00–18:00 | Sa., So., Feiertag 12:00–18:00        i    Adresse: Rossitter Platz 1 | 14052 Berlin
          Öffnungszeiten Winter: Mi.–Fr. 10:00–16:00 | Sa., So., Feiertag 11:00–16:00             Öffnungszeiten: am 2. Samstag des Monats | 10:30–16:00
          Web/Kontakt: www.oekowerk.de | 030/3 00 00 50 | info@oekowerk.de                        Web/Kontakt: www.ag-berliner-u-bahn.de | kontakt@ag-berliner-u-bahn.de
          Eintrittspreis: Gelände frei | Infozentrum Wasserleben 2,50 € | erm. 1 €                Eintrittspreis: Erwachsene 2 € | Kinder 1 €
          Führung: zum Wasserwerk und weiteren Themen | Termine siehe Website                     Führungen: auf Anfrage | 030/25 62 71 71
          Barrierefreiheit: eingeschränkt                                                         Barrierefreiheit: nicht barrierefrei, Zugang übers Treppenhaus
          Angebote für Kinder: Schulprogramm, Kindergeburtstage, Ferienprogramme                  Angebote für Kinder: Führungen für Kindergärten und Schulklassen
          ÖPNV: S-Bahn: S3, S9 (Haltestelle Heerstraße), S7 (Haltestelle Grunewald) |             ÖPNV: U-Bahn: U2 (Haltestelle Olympia-Stadion | Zugang von der
          Bus: M19, 186, 349 (Haltestelle Grunewald) | von dort je 20 Minuten Fußweg              Bahnhofshalle)
24                                                                                                                                                         25

Q1     Areal Gleisdreieck

     Landschaft aus Eisen und Stahl                                           Auf Entdeckungstour
     „So sieht das Herz einer Welt aus, deren Leben Radriemen-                Mit der Eröffnung des Deutschen Technikmuseums 1983 und
      schwung und Uhrenschlag, grausamer Hebeltakt und Schrei der             später durch die Anlage des Parks am Gleisdreieck wurde das
      Sirenen ist“ schreibt der Journalist Joseph Roth 1928 in seinem         Areal wieder offiziell für die Öffentlichkeit zugänglich. Noch
     „Bekenntnis zum Gleisdreieck“ über das Areal. Über 100 Hektar            immer lassen sich hier die Spuren der Geschichte entdecken.
      erstreckten sich einst die Bahnlagen des Potsdamer und ­Anhalter        Beim Verlassen des S-Bahnhofs „Anhalter Bahnhof“ stößt
      Bahnhofs, zwischen denen das Gleisdreieck der Hochbahn                  man unmittelbar auf die Ruine des Portikus des „Anhalters“.
      thronte. Doch das Areal war nicht nur eine Stätte der Arbeit. Für       Im kleinen Elise-Tilse-Park liegen noch immer die alten Bahn-
      die Berliner war insbesondere der „Anhalter“ immer auch ein             steige, von wo aus die Züge einst nach Sachsen, Österreic­h
      Sehnsuchtsort, denn „keine Ferne war ferner, als wo im Nebel            und Italien in die Sonne abfuhren. Jenseits des Landwehr­
      seine Gleise zusammenliefen“ (Walter Benjamin).                         kanals befindet sich das Deutsche Technikmuseum (S. 11),
                                                                              dessen Eisenbahnsammlung in den Lokschuppen des Anhalter
     Vom Verkehrsknoten zur Stadtwildnis                                      Bahnhofs gezeigt wird. Auch die Ladestraße des Museums
                                                                              mit ihren beiden 330 Meter langen Güterschuppen zeugt noch
     1838 begann mit der Eröffnung der Bahnlinie Berlin-Potsdam das
                                                                              heute von der Bedeutung, die der Bahnhof einst für die Ver-
     Eisenbahnzeitalter in Preußen. Drei Jahre später kam in unmittel­
                                                                              sorgung Berlins besaß. Der Park am Gleisdreieck schließt ­
     barer Nachbarschaft zum Potsdamer Bahnhof in Berlin der
                                                                              unmittelbar an die Ladestraße an und vermittelt einen Ein-
     Anhalter Bahnhof hinzu. Beide Bahnhöfe – zwischen 1869 und
                                                                              druck von der Weite des einstigen Gleisfeldes.
     1880 umfassend erweitert und neugestaltet – prägten entschei-
     dend das Stadtbild des Berliner Südens. Bis in die 1930er Jahre
     gehörte das Bahnareal zu den größten und betriebsamsten in                Weitere Informationen: Deutsches Technikmuseum
                                                                          i
     der ganzen Stadt. Der Zweite Weltkrieg und die nachfolgende               Adresse: Trebbiner Straße 9 | 10963 Berlin
     ­deutsche Teilung führten jedoch zu einer tiefgreifenden Zäsur.           Web: www.technikmuseum.berlin | www.gruen-berlin.de/park-am-gleisdreieck
     Die im alli­ierten Sektor gelegenen Bahnhöfe wurden von ihren             ÖPNV: U-Bahn: U1, U3, U7 (Haltestelle Möckernbrücke), U1, U3, U2 (Haltestelle
     Verbindungen abgeschnitten und damit größtenteils funktionslos.           Gleisdreieck) | S-Bahn: S1, S2, S25, S26 (Haltestelle Anhalter Bahnhof)
     Aus der „Landschaft aus Eisen und Stahl“ (Josef Roth) wurde eine            Digitale Rekonstruktion 1838–2018:
     sich selbst begrünende Stadtwildnis.                                      www.gleisdreieck.industriekultur.berlin
26                                                                                                                                                   27

Q2    Brauereiquartier Prenzlauer Berg

     Von der Feldmark zu Industriebauten und Mietskasernen                 Spaziergänge durchs Brauereiquartier
     Aus einer einfachen Feldmark, in der Kleinbauern und Wind-            Die ehemaligen Brauereien prägen bis heute das Stadtbild
     müller ansässig waren, entwickelte sich im 19. Jahrhundert            Prenzlauer Bergs. Neben der historischen Bausubstanz sind
     innerhalb weniger Jahrzehnte ein urbaner Wohn- und Industrie-         auch die unterschiedlichen Nutzungsmodelle und Sanierungs-
     bezirk. In den Vorderhäusern der Mietskasernen wohnten bes-           konzepte interessant. Auf dem Pfefferberg (S. 34) wird heute
     sere Angestellte. In den Seitenflügeln und Hinterhöfen drängten       wieder hausgebrautes Bier ausgeschenkt. Der bayerische
     sich hingegen die Arbeiter aus den nahen Industriebetrieben           Braumeister Joseph Pfeffer war 1841 der erste Brauer mit in­-
     mit ihren Familien auf engstem Raum. In den Höfen waren               dustrieller Produktion vor Ort. Das Areal selbst ist heute
     auch Handwerksunternehmen, Pferderemisen und Kuhstä­lle               ­Kapital einer gemeinnützigen Stiftung. Das Gelände der ab 1850
     untergebracht. Bemerkenswert war auch die Zahl von Braue­              erbauten Königsstadtbrauerei beherbergt hingegen einen
     reien. Mehr als ein Dutzend gab es hier um 1900. Die Hanglage          Gewerbehof, der durch eine Genossenschaft behutsam saniert
     begünstigte den Bau von großen Kellern, die für die Kühlung in         und bewirtschaftet wird. Die Brauerei von Julius Bötzow an
     der industriellen Bierherstellung benötigt wurden.                     der Prenzlauer Allee eröffnete 1884 und avancierte zwischen­
                                                                            zeitlich zur größten Privat-Brauerei Norddeutschlands. Aktuell
     Prenzlauer Berg – Vom grauen Spatz zum Paradiesvogel                   wird das Areal saniert. Die KulturBrauerei ist Standort der Route
                                                                            der Industriekultur Berlin (S. 19). Die hier ansässige Touristen­
     Von Kriegszerstörungen war das Gebiet vergleichsweise ver-
                                                                            information ist ein idealer Startpunkt zur Erkundung des Quar­-
     schont geblieben. Die bauliche Vernachlässigung führte in den
                                                                            tiers. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten mehrspra-
     1970er und 80er Jahren dazu, dass viele Menschen die Gegend
                                                                            chig und vermitteln auch Architektur- und Kulturführungen.
     verließen. Gleichzeitig wurde Prenzlauer Berg zu einem Anzie-
     hungspunkt für Künstler und Intellektuelle. Die inspirierenden
                                                                       i    Weitere Informationen: Touristeninformation tic in der KulturBrauerei
     Orte und Freiräume und der unangepasste Lebensstil zogen
                                                                            Adresse: Schönhauser Allee 36 | 10435 Berlin
     nach dem Mauerfall viele junge Menschen an. Aus abenteuer­             Öffnungszeiten: Mo.–So. 11:00 –19:00
     lichen Anfängen der Jugendkultur wurden mittlerweile erwach-           Web/Kontakt: www.tic-berlin.de | 030/44 35 21 70 | info@tic-berlin.de
     sene Kommerzstrukturen, die vielerorts den Charme der frühen           Führung: Gruppenführungen durch das Brauereiquartier auf Anfrage
     Jahre zu bewahren suchen. Aus dem einstigen Arbeiterbezirk             ÖPNV: U-Bahn: U2 (Haltestelle Eberswalder Straße o. Senefelderplatz) |
     ist ein urbanes Trendviertel geworden.                                 Tram: M1, M10, 12 (Haltestelle Eberswalder Straße)
28                                                                                                                                                              29

Q3    „Elektropolis“ Oberschöneweide

     Von der schönen Weyde zur Elektropolis Berlin                             Streifzüge durch die AEG-Stadt Schöneweide
     Die „schöne Weyde“ vor den Toren der Stadt gelangte Ende des              Klein- und mittelständische Unternehmen prägen heute den
     19. Jahrhunderts in den Fokus der Berliner Industrie. Die Wasser-         Industriestandort Schöneweide. Darunter sind alteingeses­sene
     ­lage und die Nähe zur Eisenbahn ließen die Gegend als idealen            wie das Kabelwerk mit kleineren Spezialbetrieben und die BAE
      Standort für neue Werke erscheinen. Die Allgemeine Elektrici­täts-       Batterien GmbH, aber auch junge Start-ups. Die Eröffnung des
      Gesellschaft (AEG) unter Emil Rathenau entwickelte sich zum be-          Campus Wilhelminenhof der HTW Berlin 2009 in einem Teil des
      deutendsten Akteur vor Ort. Ab 1897 eröffnete das Unternehmen            alten Kabelwerks wurde zum Katalysator für die Entwicklung
      in rascher Folge neue Anlagen, wie das erste Drehstromkraft-             des Stadtteils. Die kreative Szene macht von sich reden und
      werk Europas und ein hochmodernes Kabelwerk. Dazu kamen                  Schöneweide als Ort für Kunst und Kultur stadtweit bekannt.
      eigene Zulieferbetriebe und Firmen für Funk- und Fernmelde-              Heute lädt dieses einmalige Ensemble der Industriearchitektur,
      technik, Maschinen- und Automobilbau. Architekten wie Peter              das zu weiten ­Teilen unter Denkmalschutz steht, zu Ausflügen
      Behrens, Osmar Klemm und Ernst Ziesel schufen ein Ensemble               und Ent­deckungs­touren ein. Der Industriesalon Schöneweide
      von Fabrikanlagen, Versorgungseinrichtungen, Verwaltungs-                (S. 17) ist ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung des
      und Wohnbauten, das als Industriestadt Modellcharakter hatte.            Quartiers. Hier starten regelmäßig Führungen, Stadtrallyes und
                                                                               Erkundungen per Rad.
     Schwierige Zeiten
     An die Situation der Menschen, die in der NS-Zeit in den Berliner     i    Weitere Informationen: Industriesalon Schöneweide
     Industriebetrieben zur Arbeit gezwungen wurden, erinnert das               Adresse: Reinbeckstraße 10 | 12459 Berlin
     Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Niederschöneweide                 Öffnungszeiten: Mi. bis So. 14:00–18:00
     (S. 12). Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Schöneweide              Web/Kontakt: www.industriesalon.de | info@industriesalon.de | 030/53 00 70 42
                                                                                Führung: Elektropolis Tour Fr. 14:00, So. 12:00, Start im Industriesalon
     weiter produziert. Ab den 1950er Jahren wurden die Firmen als
                                                                                Schöneweide | weitere Führungen auf Anfrage
     Volkseigene Betriebe (VEB) geführt. Mit rund 30.000 Beschäftigten          ÖPNV: S-Bahn: S8, S9, S45, S46, S47, S85 (Haltestelle S Schöneweide) |
     war Schöneweide das größte innerstädtische Industriegebiet                 Tram: 27, 60, 67 (Haltestelle Firlstraße) M17, 21, 27, 37 (Haltestelle ­­
     der DDR. Tausende Arbeitsplätze gingen nach 1990 verloren, und             Wilhel­minenhofstraße/Edisonstraße)
     viele der großen „Kathedralen der Arbeit“ warten heute noch auf
                                                                                  Englischsprachige Führungen, Radtouren und Stadtrallyes auf Anfrage |
     eine neue Nutzung.
                                                                                www.industriesalon.de/fuehrungen
30                                                                                                                                                       31

Q4    Siemensstadt und Spandauer See

     Die Festungsstadt Spandau                                               Entdeckungen am Spandauer See
     Wenn Spandauer „in die Stadt“ fahren, meinen sie in der Regel           Siemens-Elektrogeräte und Requisiten aus den CCC­-Filmstudios
     die Spandauer Altstadt, nicht Mitte oder den Kurfürstendamm.            im Zeughaus der Zitadelle sind illustre Zeugen der ­Spandauer
     Mit der Bildung von Groß-Berlin 1920 wurde Spandau, die ältere          Industriegeschichte. Im nahe gelegenen BMW ­Group Werk Berlin
     und bis dahin eigenständige Stadt, nach Berlin eingemeindet.            können Besucher die hochmoderne Motorrad­produktion erleben
     Seit dem 16. Jahrhundert diente die Zitadelle dem Schutz der            (S. 10). Ebenfalls zugänglich sind die Havel­werke mit der ehe­-
     nahegelegenen Residenzstadt Berlin. Gezielt wurden Industrien           maligen Köhlerei. Die neuen Nutzungen ­reichen von der Boulder-
     für das Militär angesiedelt, wie Pulvermühlen, Gewehr- und              halle bis zur Oldtimer-Werkstatt. Nicht ganz ungefährlich war
     ­Munitionsfabriken oder die Geschützgießerei. Die Aufhebung­            einst die Arbeit in den verschiedenen Rüstungsbetrieben wie
      des Festungsstatus 1903 begünstigte später die Ansiedlung              dem Feuerwerkslaboratorium auf der Insel ­Eiswerder. Einige
      ­ziviler Industrien, beispielsweise der Orenstein & Koppel AG          der dor­tigen Hallen wurden von 1953 bis 1990 für die Lagerung
       oder der Kaiser’s Kaffee Rösterei.                                    der Senatsreserve genutzt, die im Falle einer Blockade West-
                                                                             Berlins die Versorgung der Bevölkerung sichern sollte. Heute
     Siemensstadt                                                            ist ­Eiswerder eine attraktive Location für Gewerbe, Filmproduk­
                                                                             tionen, Ver­­anstaltungen und Wohnen. Im Foyer des Hotels
     Als es in Berlin zu eng wurde, begann Siemens Ende des
                                                                             ­centrovital in der ehemaligen Schultheiss-Brauerei am Westufer
     19. Jahrhunderts seine Produktion nach Spandau zu verlagern.
                                                                              der Havel fi
                                                                                         ­ nden Besucherinnen und Besucher Informationen
     In der Folge entstanden hier nicht nur neue Werke und Arbeiter-
                                                                              zur früheren Nutzung des ­Areals.
     siedlungen, sondern ein eigener Stadtteil, der den Mythos und
     die Ikonografie der „Elektropolis Berlin“ entscheidend mitprägte.
                                                                         i    Weitere Informationen: Tourist-Information Berlin-Spandau im Gotischen Haus
     In den klar strukturierten Fabrikgebäuden fand die Produktion
                                                                              Adresse: Breite Straße 32 | 13597 Berlin
     ideale Voraussetzungen. Unter der Leitung von Hans Hertlein              Öffnungszeiten Jan.–Nov.: Mo. bis Sa. von 10:00–18:00
     setzten die Siemens-Bauten nach dem Ersten Weltkrieg neue                Öffnungszeiten in der Adventszeit: täglich von 10:00–18:00
     Maßstäbe in der Industriearchitektur. Bei einem Spaziergang              Web/Kontakt: www.visitspandau.de | info@visitspandau.de | 030/333 93 88
     durch Siemensstadt und das UNESCO-Weltkulturerbe „Ring-                  ÖPNV: Fern- und Regionalbahnhof Berlin-Spandau | U-Bahn: U7 (Haltestelle
     siedlung“ ist die bahnbrechende Dynamik und Gestaltungskraft             Zitadelle o. Altstadt Spandau) | Bus X33 (Haltestelle U Zitadelle, Zitadelle
     der damaligen Entwicklung noch heute erlebbar.                           Spandau o. U Altstadt Spandau)
32                                                                                                                                                      33

i      Angebote weiterer Partner

     Berliner S-Bahn-Museum
     Bis das Berliner S-Bahn-Museum sein neues Domizil bezogen
     hat, werden in Zusammenarbeit mit dem Berliner Unterwelten e. V.
     in einer ehemaligen unterirdischen Toilettenanlage aus den
     1930er Jahren nahe dem Bahnhof Gesundbrunnen wechselnde
     Sonderausstellungen zur S-Bahn-Geschichte, etwa zur Nord­
     süd-S-Bahn oder der Rolle der Deutschen Reichsbahn der
     DDR in West-Berlin gezeigt. Weitere Informationen zu Öffnungs-
     zeiten und Ort auf der Website.
     Web: www.s-bahn-museum.de
     Kontakt: info@s-bahn-museum.de

     Computermuseum
     Die Geschichte des Rechnens ist so alt wie die Menschheit
     selbst. Zu jeder Zeit hat der Mensch versucht, sich die Arbeit
     mit Zahlen und Daten durch Hilfsmittel zu vereinfachen. Im
     ­Computermuseum der HTW Berlin können Besucherinnen                          Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e.V.
      und Besucher alte und neue Rechenhelfer und Rechner sehen,                  Der öffentliche Personennahverkehr in Berlin begann 1847 mit
     ausprobieren und vorgeführt bekommen. Ein Besuch ist nach                    der ersten Pferdeomnibuslinie. Seitdem sind die öffentlichen
     Anmeldung möglich.                                                           Verkehrsmittel ein fester Bestandteil des Berliner Straßen-
     Adresse: Wilhelminenhofstraße 75A, Raum C 610 | 12459 Berlin                 bildes. Der Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e.V. erhält
     Web: computermuseum.htw-berlin.de                                            einen Teil ihrer Geschichte am Leben. Zwischen April und
     Kontakt: Frank.Burghardt@HTW-Berlin.de | 030/50 19 32 19                     November sind historische Straßenbahnen bei Themen­fahrten
                                                                                  im Einsatz und für besondere Anlässe auch zu mieten. Weitere
       Dampflokfreunde Berlin e.V.                                                Informationen auf der Webseite.
       Der Verein Dampflokfreunde Berlin e.V. bietet unter dem Motto              Web: www.dvn-berlin.de
     „Berlin macht Dampf“ Rundfahrten durch Berlin und Tages­-                    Kontakt: info@dvn-berlin.de | 030/25 63 38 80
       aus­flüge zu ferneren Zielen an. Die Wagen der historischen
       Dampfzüge lassen mit ihrem nostalgischen Charme das Reise­                  GBSL e.V.
       erlebnis früherer Zeiten erahnen. Zum Frühjahrs- und zum ­                  Die Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher
       Eisen­bahn­fest lädt das denkmalgeschützte Bahnbetriebswerk                 Luftfahrtgeschichte (GBSL e.V.) trägt ihr Anliegen im Namen.
      ­Schöne­weide zur Besichtigung. Weitere Führungen nach Ver­                 ­Johannisthal und Adlershof gelten als Wiege der deutschen
       einbarung.                                                                  Luftfahrt. Hier hat die GBSL ihren Sitz und führt im Auftrag
     Adresse: Bahnbetriebswerk Schöneweide | Landfliegerstraße 1 | 12487 Berlin    des Wissenschafts- und Technologieparks durch die tech-
     Web: www.dampflokfreunde-berlin.de                                            nischen Denkmäler der Luftfahrtforschung, wie den Großen
     Kontakt: 030/67 89 73 40                                                      Windkanal.
                                                                                  Führung: www.adlershof.de/eventservice/fuehrungen | 030/63 92 22 95
                                                                                  Web GBSL e.V.: www.luftfahrtstaetten.de
                                                                                  Kontakt GBSL e.V.: gbsl@luftfahrtstaetten.de | 0173/610 40 56
34                                                                                                                                                       35

i      Angebote weiterer Partner

     Malzfabrik
     In der 1921 eröffneten Schultheiss-Mälzerei wurde bis 1996 unter
     den weit sichtbaren Darrhauben Gerste zu Malz verarbeitet.
     Heute ist die Malzfabrik eine pulsierende Insel der Kreativität
     und Kultur inmitten der Stadt. Das 50.000 m² große Areal mit
     Park, Biotop und Strand ist frei zugänglich. Historische ­Führungen
     werden an zwei Samstagen im Monat angeboten.
     Adresse: Bessemerstrasse 2–14 | 12103 Berlin
     Web: www.malzfabrik.de
     Kontakt: info@malzfabrik.de | 030/7 55 12 48 00

     Pfefferberg
     Dem bayerischen Braumeister Pfeffer, der Mitte des 19. Jahr­
     hunderts eine Brauerei eröffnete, verdankt der Pfefferberg
     seinen Namen. Später produzierte hier eine Schokoladen­fabrik,
     dann eine Großbäckerei und nach dem Zweiten Weltkrieg die
     Druckerei Neues Deutschland. Heute findet man ein Kaleidoskop
     aus Kunst- und Kulturangeboten, Übernachtungs- und Ausgeh-                      Traditionsbus Berlin
     möglichkeiten. Die Hausbrauerei schenkt eigenes Bier aus.                       Dem Stadtlinienbus der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)
     Adresse: Christinenstraße 18/19, Schönhauser Allee 176 | 10119 Berlin           widmet sich die Initiative Traditionsbus Berlin. Die historischen
     Web: www.pfefferberg.de                                                         Fahrzeuge werden fahrfähig erhalten und können angemietet
     Kontakt: info@stpw.org | 030/67 30 54 54                                        werden. Auf der BVG-Linie 218 ist ein Autobus älterer Bauart
                                                                                     täglich im Einsatz. An den Sonntagen im September fahren die
     Saubere Zeiten e.V.                                                             Traditionsbusse als Shuttle zwischen dem Deutschen Technik­
     Von Pferden gezogene Staubschutzwagen, Müllsammelfahrzeuge,                     museum und dem dann geöffneten Museumsdepot in der
     Kehrmaschinen und Schneelader – die Sammlung des Vereins                        Monumentenstraße.
     Saubere Zeiten dokumentiert die Geschichte der Berliner Straßen­                Web: www.traditionsbus.de
     reinigung und Müllabfuhr. Wechselnde Ausstellungen zeigen                       Kontakt: info@traditionsbus.de | 030/72 02 57 18
     technische Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen
     im Umgang mit dem Thema Müll. Anmeldung empfohlen.
     Adresse: Ringbahnstraße 96 | 12103 Berlin | Mo.–Fr. 8:00–15:00 zugänglich       Industriekultur im Land Brandenburg
     Web: www.saubere-zeiten.berlin                                                  Die rasante Entwicklung Berlins zur Metropole wäre ohne
     Kontakt: sz-berlin@t-online.de | 030/75 92 28 52                                Brandenburger Ressourcen undenkbar gewesen. Vieles, was
                                                                                     Berlin für seine Entwicklung brauchte, kam aus Brandenburg:
     Stadtgeschichtliches Museum Spandau                                             Lebensmittel, Kohle und Baustoffe. In Mildenberg fertigte man
     Gewehre und Munitionen, ein fahrtüchtiger Hudson Essex, histo­                  z.B. Ziegel für Berliner Wohnhäuser. Milchglas für die Lampen­
     rische Siemens-Haushaltsgeräte und Filmrequisiten aus den                       schirme der Salons kam aus der Baruther Glashütte. Die
     hier ansässigen CCC-Studios sind Zeugnisse der wechselvollen                    Kachelöfen wurden mit Briketts aus der Lausitz, zum Beispiel
     Geschichte Spandaus in jüngerer Zeit. Das Stadtgeschichtliche                   aus der Brikettfabrik LOUISE beheizt. An über 20 ausgewählten
     Museum Spandau auf der Zitadelle ist ein guter Startpunkt für                   Orten der Industriekultur gibt es viel zu erleben. Zur Erkundung
     die Entdeckung der Industriegeschichte des Bezirks (S. 30).                     der Umgebung können auf der Website kompakte Reiseführer,
     Adresse: Am Juliusturm 64 | 13599 Berlin | Mo-Fr. 10:00-17:00, Do 13:00-20:00   sog. „Entdeckertouren“ heruntergeladen werden.
     Web: www.zitadelle-berlin.de/museengalerien/stadtgeschichtliches                Web: www.industriekultur-brandenburg.de
     Kontakt: info@zitadelle-berlin.de | 030/35 94 42 97                             Kontakt: info@industriekultur-brandenburg.de
36                                                                                                                   GS       Sek I   Sek II   37

     JuniorRoute                                                           Angebote für Schulklassen und Gruppen

                                                                       i       Wer?    Schulklassen ab Klasse 1 bis Sek II,
                                                                                       sowie anderweitige Lerngruppen
                                                                               Was?    Berlinweit über 100 kostenfreie Angebote.
                                                                                       Das Gesamtprogramm ist ab Mitte März
                                                                                       abrufbar unter: www.industriekultur.berlin

     Von „A“ wie Architekturforum bis „W“ wie Wasserwerk: Wir                  Wann? Ab April bis Dezember 2020, Termine vor
     machen Industriekultur lebendig! Entdecken und erleben Sie                      den Sommerferien und nach Vereinbarung.
     gemeinsam mit Ihren Schülerinnen und Schülern das indus­                  Wie?    Informationen und Buchung über
     triekulturelle Erbe unserer Stadt.                                                www.industriekultur.berlin
     Die Herausbildung Berlins zur Metropole war maßgeblich durch                      kontakt@industriekultur.berlin
     die Entwicklung von Technik und Industrie bestimmt. Das Stadt-                    030/50 19-38 05
     gebiet Berlins, wie wir es heute kennen, geht auf den Zusammen-
     schluss von 8 Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken
     im Jahr 1920 zurück, die im Zuge der Industrialisierung schon
     eng zusammengewachsen waren.                                          Die Angebote der JuniorRoute richten sich an Schulklassen
                                                                           und andere Lerngruppen von Klasse 1 bis 12/13. Sie bieten
     Dialogische Formate wie Führungen, Stadtspaziergänge und
                                                                           konkrete Anbindungen an den Berliner Rahmenlehrplan –
     Workshops vermitteln Zusammenhänge zwischen Politik und
                                                                           unter anderem für Gesellschaftskunde, Geschichte, Politische
     Wirtschaft genauso wie zwischen Industrialisierung und ge-
                                                                           Bildung, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, aber auch in
     sellschaftlicher Diversität. Bei Fotospaziergängen, Rallyes und
                                                                           den Naturwissenschaften und MINT-Fächern.
     Graphic-Novel-Workshops lernen Kinder und Jugendliche die
     Berliner Industriekultur aktiv kennen.                                Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung!
Sie können auch lesen