Die Zukunft gestalten - Z M A
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I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 2 I Inhalt Fotos (Seiten): GAC Alto Minho (1, 9, 15, 16), Europäische Kommission (3), Jean-Luc Janot (5, 12, 13, 15, 17, 19, 23, 33), Die Zukunft gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 FARNET-Unterstützungsstelle (5, 19, 27, 29, 32), Mit dem Nahen der nächsten Programmperiode wird immer deutli- KAG i Österbotten (6), Giuseppe Scordella (8), cher, dass es zur Bewältigung neuer Herausforderungen auch neuer Partnerstwo dla Doliny Baryczy (10), Kook Proof (11), Câmara Municipal de Viana do Castelo (14), Vianapesca (15), Denkansätze und Lösungswege bedarf. Selbst jene FLAG, die in der Tonis Aljas (22), Hiiumaa Mudeliklubi (23), MTÜ Hiiukala ( 24, 25), Periode 2007-2013 ihre Ziele erreicht haben, werden ihre Lage neu beur- Tarmo Rajang (24), Tuuli Tammla (26), Fiskefrämjandet Stockholms Skärgård (28), teilen und neue Konzepte erstellen müssen, die dem Wandel der äuße- GAL Litoral Costa de l’Ebre (34). ren Umstände, des Rechtsrahmens und ihrer eigenen Fähigkeiten und Titelseite: Ein Fischer beim Netzflicken Erfahrungen als Träger der lokalen Entwicklung gerecht werden. (Gebiet der FLAG Litoral Norte, Portugal). Journalisten: Bericht: Kleine Ursache, große Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . 11 Jean-Luc Janot, Eamon O’Hara. Ganzheitliche lokale Entwicklung in der Küstenregion Alto Minho Weitere Autoren: (Portugal). Urszula Budzich-Tabor, Monica Burch, Yves Champetier, Serge Gomes da Silva, John Grieve, Sabine Kariger, Paul Soto, Lorena van de Kolk, Gilles van de Walle. Akteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Herstellung: DevNet geie (AEIDL/Grupo Alba) / Kaligram. Interview mit den FLAG-Leiterinnen Frédérique Deschamps, Gala Martinez und Manuela Sampaio Kontakt: FARNET Magazin, FARNET-Unterstützungsstelle, Rue de la Loi 38, boîte 2 B-1040 Brüssel +32 2 613 26 50 info@farnet.eu Bericht: Ein guter Fang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 www.farnet.eu Fischer auf der estnischen Insel Hiiumaa haben das Beste aus den Möglichkeiten gemacht, die Achse 4 des Europäischen Fischereifonds (EFF) ihnen bietet. Das FARNET-Magazin wird von der Generaldirektion für Maritime Angelegenheiten und Fischerei der Europäischen Kommission herausgegeben. Es wird auf Anfrage kostenlos zugestellt. Daher weht der Wind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Das FARNET-Magazin erscheint halbjährlich in englischer, Zwei Beispiele dafür, wie die FLAG die Effektivität ihrer Arbeit französischer, deutscher und spanischer Sprache. steigern können. Presserechtlich verantwortlich: Der Generaldirektor, Generaldirektion für Maritime Angelegenheiten und Fische- rei, Europäische Kommission. Erklärung über Haftungsausschluss: Während die General- direktion für Maritime Angelegenheiten und Fischerei für die Gesamtherstellung dieses Magazins verantwortlich ist, über- Blickpunkt: Verbesserung von Kommunikation nimmt sie keinerlei Verantwortung für die Richtigkeit des Inhalts und Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 und die in einzelnen Beiträgen geäußerten Meinungen. Die Europäische Kommission hat – sofern nicht ausdrücklich Instrumente für die FLAG zur Einbindung der einheimischen Bevölkerung in anders erwähnt – sich weder die in dieser Veröffentlichung geäu- die Strategieentwicklung. ßerten Meinungen zu eigen gemacht noch sie anderweitig gebil- ligt; die in dieser Veröffentlich gemachten Äußerungen sollten nicht als Äußerungen der Kommission oder der Generaldirektion FARNETzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 für Maritime Angelegenheiten und Fischerei aufgefasst werden. Die Europäische Kommission haftet weder für die Richtigkeit der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Angaben noch übernimmt sie oder irgendeine in ihrem Auftrag handelnde Person Verant- wortung für den von diesen Angaben gemachten Gebrauch. © Europäische Union, 2014. Die Wiedergabe unter Angabe der Quelle ist erlaubt. In Belgien auf Recycling-Papier gedruckt.
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 3 Geleitwort „Für eine wahrhaft lokale, zugleich aber weltoffene Dynamik sorgen“ Im Jahr 2015 wird die neue Programmperiode für die europäischen schen ihnen werden ihre Zukunftsvisionen erst recht bedeutsam und Struktur- und Investitionsfonds (darunter der Europäische Meeres- interessant. Geduld, Neugier und ein ausgeprägtes Interesse für die und Fischereifonds, EMFF) relevant für die Praxis vor Ort. Gleichzeitig Fischwirtschaft gehören zu den wichtigen persönlichen Eigenschaf- wird die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik jedoch noch nicht ten, die sie für die Arbeit in und mit Fischwirtschaftsgemeinden emp- über die Anfangsphase hinausgekommen sein. Daraus werden neue fehlen. Als besondere Herausforderung empfinden sie die Kommuni- Herausforderungen für die Küstengemeinden – insbesondere für die kation, ein Punkt, der im Kapitel „Spotlight“ ausführlicher behandelt vom Fischfang abhängigen – entstehen, denn sie werden sich den aus wird. Dort wird unter anderem beschrieben, wie sich Kommunikation der GFP-Reform folgenden neuen Bedingungen anzupassen haben. und Partizipation auf lokaler Ebene verbessern lassen. Auf der anderen Seite wird das neuartige Konzept einer von der ört- Die zwei Reportagen im Magazin vermitteln einen Eindruck von den lichen Bevölkerung betriebenen lokalen Entwicklung (engl. Commu- Lebensumständen in zwei Fischwirtschaftsgemeinden, heben die nity-Led Local Development, Abk. CLLD) ihnen neue Entwicklungs- Vielfalt der Herausforderungen für die europäischen Küstengemein- chancen für ihre Region eröffnen. CLLD ist das Nachfolgeprogramm den hervor und unterstreichen die Notwendigkeit eines Konzepts zu „Achse 4“ aus der Förderperiode 2007-2013. für die lokale Entwicklung. Allerdings weisen die zwei Gemeinden Die Wirtschaftskrise bedingt eine starke Ausrichtung der Fonds auf nicht nur Unterschiede, sondern unübersehbar auch Gemeinsam- die Förderung der Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen. keiten auf. So erschließen beide derzeit mit Erfolg den Tourismus- Die Öffnung von CLLD für andere Finanzquellen dürfte es ermögli- sektor, einen der am stärksten wachsenden Wirtschaftszweige an chen, dass die Küstengemeinden im partnerschaftlichen Verbund mit den europäischen Küsten und eine der fünf Branchen, der die EU in anderen Akteuren und Geldgebern besser in die Entwicklung ihrer ihrer Strategie „blaues Wachstum“ hohes Potenzial beimisst. jeweiligen Region integriert werden. Aufgrund dessen werden die Die Erfahrung lehrt, dass es Unternehmen aus der Fischwirtschaft lokalen Gruppen in der Lage sein, sich auf lokaler Ebene neue Mög- häufig schwerfällt, im Tourismus Fuß zu fassen. Voraussetzung für den lichkeiten auf den übrigen Feldern der maritimen Wirtschaft wie etwa Erfolg ist laut Tuuli Tammla von der estnischen FLAG Hiiumaa „eine erneuerbare Energie, nachhaltige Formen des Küstentourismus‘ oder wahrhaft lokale, zugleich aber weltoffene Dynamik“. Die portugiesi- Forschung und Erneuerung zu erschließen. sche FLAG Litoral Norte hat eine Brücke zwischen den zwei grund- Unter Berücksichtigung ihrer Erfahrung mit Achse 4 und der erwei- verschiedenen Welten der Kitesurfer und der Fischer geschlagen. terten Möglichkeiten im Zusammenhang mit dem neuen Regulie- Herausgekommen ist eine Zusammenarbeit zwischen den Betreibern rungsrahmen erarbeiten die lokalen Handlungsträger gegenwärtig einer traditionellen und jenen einer modernen Küstennutzung. ihre neuen lokalen Entwicklungsstrategien für den Förderzeitraum Die Reportagen belegen auch, wie wichtig die richtige Struktur ist. bis zum Jahr 2020 – ein günstiger Zeitpunkt, um einen Blick auf die FLAG mit den richtigen Partnern für die Realisierung einer an den vorbereitenden Tätigkeiten zu werfen, die Voraussetzung für das lokalen Bedürfnissen orientierten Strategie schaffen Arbeitsplätze Zustandekommen dieser Strategien sind. Die Verwaltungsbehörden und verbessern die Lebensqualität in den Gemeinden ihres Gebiets. und die Gemeinden können unter Nutzung der im ersten Durchfüh- Achse-4-Projekte sind zwar im Durchschnitt relativ klein und lassen rungszeitraum auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene gesam- deshalb die Schaffung von eher wenigen Arbeitsplätzen erhoffen, melten reichhaltigen Erfahrungen dafür sorgen, dass ihren lokalen aber dafür sind die neu geschaffenen Stellen sehr häufig nachhal- Entwicklungsstrategien in den kommenden Jahren noch mehr Erfolg tig und für Einheimische geeignet. „Kleine Ursache, große Wirkung“ beschieden sein wird. Darüber hinaus bietet die Möglichkeit, von heißt es in der Reportage über Portugal: Mit vielen kleinen Finanzhil- Anfang an vorbereitende Unterstützung in Anspruch zu nehmen, den fen lassen sich viele Arbeitsplätze schaffen. Verwaltungsbehörden und den lokalen Aktionsgruppen Fischerei (engl. FLAG) einen klaren Vorteil gegenüber der abgelaufenen Pro- Simona Lupu, grammperiode. Im ersten Beitrag zu diesem Magazin werden wesent- Referatsleiterin (E3) – Ostsee, Nordsee liche Elemente dieses schlagkräftigen Instruments dargelegt. und küstenferne Mitgliedstaaten Die drei FLAG-Managerinnen Frédérique Deschamps, Gala Martinez Generaldirektion Maritime und Manuela Sampaio sprechen in einem Dreier-Interview über ihre Angelegenheiten und Fischerei Vorgeschichte und ihre Erfahrungen. Durch die Unterschiede zwi-
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 4 Ausblick Die Zukunft gestalten Mit dem Nahen der nächsten Programmperiode wird immer deutlicher, dass es zur Bewältigung neuer Herausforderungen auch neuer Denkansätze und Lösungswege bedarf. Selbst jene FLAG, die in der Periode 2007- 2013 ihre Ziele erreicht haben, werden ihre Lage neu beurteilen und neue Konzepte erstellen müssen, die dem Wandel der äußeren Umstände, des Rechtsrahmens und ihrer eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen als Träger der lokalen Entwicklung gerecht werden. Die Maßnahmen der FLAG aus der Förder- ihren alten Konzepten festhalten, son- Aus der Vergangenheit periode 2007-2013 laufen allmählich aus (in einigen Mitgliedstaaten sind sie bereits dern sie müssen neue Lösungsansätze entwickeln; lernen beendet), und die Verwaltungsbehörden Vor einer Entscheidung über ihre zukünf- >> einem neuen Rechtsrahmen. Die kon- arbeiten mit Hochdruck am Durchfüh- tige Strategie sollten sich die FLAG Gedan- kretere Bestimmung des Begriffs „von rungsrahmen für den Folgezeitraum. Die ken darüber machen, was in der Vergan- der örtlichen Bevölkerung betriebene meisten FLAG – auch jene, die noch alte genheit gut oder weniger gut funktioniert lokale Entwicklung“ (engl. Communi- Projekte beenden müssen – feilen bereits hat. Ist die strategische Gesamtausrichtung ty-led Local Development, Abk. CLLD), an ihren neuen Strategien. Wie kann man noch richtig? Sind die Kriterien und Verfah- die stärkere Ausrichtung auf Wachstum sie aktuell dabei unterstützen? ren für die Projektauswahl noch sachdien- und Beschäftigung sowie die Möglich- lich? Arbeiten die Partner gut zusammen? keit der Mehrfachförderung von Strate- Die Notwendigkeit neuer gien aus Mitteln des EMFF und anderer Zeitigt die Art und Weise der Zusammen- arbeit mit der Bevölkerung im Allgemeinen Strategien EU-Fonds hat für viele FLAG die Notwen- digkeit zur Folge, ihre strategischen Ziele, und den Projektträgern im Besonderen die gewünschten Ergebnisse? Mit derlei Fra- Die FLAG müssen ihre Strategien unge- ihre Mitgliederstruktur und sogar den gen müssen sich die FLAG auseinanderset- achtet dessen, wie gut sie ihre Ziele in der Zuschnitt ihrer Gebiete zu überdenken; zen, wenn sie auch zukünftig erfolgreich Periode 2007-2013 erreicht haben, in jeder >> Veränderungen bei den FLAG sein und sich weiterentwickeln wollen. Hinsicht überprüfen. Diese Notwendigkeit selbst. Die FLAG haben sich im Zuge ergibt sich unter anderem aus: der Anwendung von Achse 4 weiter- Viele FLAG in der EU haben diesen Prü- entwickelt und können mittlerweile fungsprozess bereits eingeleitet. Sie nut- >> einem sich wandelnden Entwick- zweckmäßigere Strategien und höher- zen dabei vor allem unterschiedliche Mittel lungsumfeld. Die Finanzkrise, neue wertige Projekte ausarbeiten. und Methoden der Selbsteinschätzung wie ordnungspolitische Gegebenheiten etwa den Vergleich mit anderen FLAG 1. (unter anderem eine neue Gemein- Die im Folgenden vorgestellten Ideen und Ergänzend werden aber auch externe same Fischereipolitik), der wirtschaft- Methoden sollen den FLAG bei der Ausarbei- Analysen eingeholt. Wie die Beispiele aus liche Wandel in Fischwirtschaftsgebie- tung von Strategien helfen, die den neuen Schweden, Estland und Spanien im Folgen- ten sowie die wachsende Besorgnis Gegebenheiten gerecht werden. Sie werden den zeigen, leisten die Verwaltungsbehör- über Umweltbelastung und Klimawan- anhand praktischer Beispiele für vorberei- den teilweise Unterstützung. del wirken sich auf die Fischwirtschafts- tende Maßnahmen aus der laufenden und gemeinden aus. Dementsprechend aus früheren Programmperioden erläutert. ▶▶▶ können die FLAG nicht einfach an
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 5 ▲ Fischer auf einem Krabbenkutter vor Ostende (Gebiet der FLAG Belgien) Verwaltungsbehörden helfen FLAG bei Leistungsbeurteilung Die FLAG in Schweden erkannten in der Leistungsbeurteilung eine wesentliche Vor- aussetzung für ihre Vorbereitung auf die nächste Förderperiode. Da die meisten von ihnen jedoch nur sehr begrenzt Mittel für externe Prüfungen aufbringen konnten, entschloss sich die (als Verwaltungsbehörde sowohl für Leader als auch für Achse 4 zuständige) schwedische Landwirtschaftsbehörde zum Eingreifen. Im Februar 2014 brachte sie eine Langzeitprüfung auf den Weg, die damit begann, dass zwei Ver- treter je FLAG zu einer Arbeitstagung zur Ermittlung des Prüfungsbedarfs und zum Erwerb des entsprechenden Fachwissens eingeladen wurden. Darüber hinaus half die ▲ Konferenz der Verwaltungsbehörden in Brüssel Arbeitstagung bei der Klärung der Frage, was funktionierte und was nicht, und wie die einzelnen Glieder der Versorgungskette in der neuen Förderperiode von diesen Erfahrungswerten profitieren könnten. Die schwedische Landwirtschaftsbehörde stellte für diese Langzeitprüfung rund 19 000 Euro aus dem Budget für Technische Hilfe bereit. Zusätzlich flossen 3 800 Euro in eine Prüfung des FLAG-Verbundnetzes, das die FLAG im Jahr 2012 in Vorbereitung auf formellere Kontaktpflegemaßnahmen in der Folgeperiode geknüpft hatten. In Estland beauftragte die Verwaltungsbehörde zu Beginn des Jahres 2014 ein externes Unternehmen mit einer Prüfung der FLAG-Strategien. Im März organisierte das estnische FLAG-Netzwerk ein Arbeitstreffen, auf dem eingehend über die Prü- fungsergebnisse beraten wurde, und eine Schulung über Maßnahmen zur Ausar- beitung der neuen lokalen Strategie. Seit Herbst 2014 können die FLAG das begut- achtende Unternehmen ferner um Hilfe bei der Ausarbeitung ihrer Strategie bitten. Die Prüfungsgesamtkosten beliefen sich laut FLAG-Netz auf rund 15 000 Euro. 1 Siehe das Beispiel Schweden im In Spanien gab die Regierung der Region Galicien eine Prüfung der regiona- FARNET Magazin Nr. 10. len FLAG in Auftrag. Die Prüfung dauerte sechs Monate und umfasste in jedem 2 Betrag laut Auskunft des für die Prüfung verant- FLAG-Gebiet Befragungen und Gruppendiskussionen. Jede FLAG erhielt sowohl wortlichen Unternehmens Cidadania Rede de einen Prüfungsbericht für ihr Gebiet als auch den abschließenden Gesamtbericht. aplicacións sociais. Die Prüfungsgesamtkosten beliefen sich auf rund 50 000 Euro 2.
I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 6 I Bessere strategische Ausrichtung der FLAG In der Programmperiode 2014-2020 kann gemäß Artikel 63 Ziffer 1 der EMFF-Verord- nung die Umsetzung von auf örtlicher Ebene betriebenen Strategien für die lokale Ent- wicklung mit folgender Zielsetzung unter- stützt werden: A. Schaffung von Mehrwert, Schaffung von Arbeitsplätzen, Steigerung der Attrak- tivität für junge Menschen und Förde- rung von Innovation auf allen Stufen der Versorgungskette für Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse; B. Unterstützung der Diversifizierung in der kommerziellen oder nicht kommerziellen Fischerei, des lebenslangen Lernens und der Schaffung von Arbeitsplätzen in Fisch- und Aquakulturwirtschaftsgebieten; ▲ Eine Sitzung der FLAG Ostbottnien(Finnland) C. Stärkung und Nutzung des Umweltver- mögens in Fisch- und Aquakulturwirt- Die FLAG brauchen nicht alle Ziele in ihren Die Entscheidung muss jede FLAG unter schaftsgebieten einschließlich Maßnah- Strategien zu berücksichtigen. Vielmehr Berücksichtigung der lokalen Erfordernisse men zur Bekämpfung des Klimawandels; können sie in Abhängigkeit von der Art ihres und Chancen nach eigenem Ermessen tref- D. Förderung des sozialen Wohls und des Gebiets, den vorhandenen Kenntnissen, der fen. Die zuständige Verwaltungsbehörde Kulturerbes einschließlich des fischwirt- Budgethöhe und anderen Faktoren auch nur oder das nationale FLAG-Netz können dabei schaftlichen, aquakulturwirtschaftlichen zwei oder drei Ziele anstreben. Die folgende Orientierung geben und Unterstützung leis- und maritimen Kulturerbes; Tabelle gibt Aufschluss darüber, wie man die ten, etwa durch Hilfe zur Selbsthilfe oder strategischen Ziele einer FLAG aus der Peri- durch Erleichterung des Gedankenaustau- E. Stärkung der Rolle der Fischereigemein- ode 2007-2013 den fünf Zielen der EMFF-Ver- sches zwischen FLAG aus ein und demselben den bei der lokalen Entwicklung und ordnung zuordnen könnte. Mitgliedstaat oder ein und derselben Region. politischen Entscheidungen über lokale Landesweite FLAG-Konferenzen stellen dafür Fischereiressourcen und Meeresnutzung. ein geeignetes Umfeld dar. CÔTE BASQUE–SUD LANDES 3 (F) IN ARTIKEL 63 ZIFFER 1 DER EMFF-VERORDNUNG VORGESCHLAGENE ZIELE A. Fisch B. Diversifi- C. Umweltver- D. Soziales E. Politische Ziele der FLAG-Strategie wirtschaftliche zierung mögen und Wohl und Entschei- (2007-2013) Versorgungskette Klimawandel Kulturerbe dungen • Förderung des Eintritts in den Fischerberuf, der Gründung eines Fischfangbetriebs und der Suche nach einem Betriebsnachfolger Verbesserung der Vermarktung von Frischfisch • Erschließung des Marktes für einheimische Fischerzeugnisse • • • • Erschließung des lokalen fischwirtschaftli- chen und maritimen Erbes und Förderung eines entsprechenden Fremdenverkehrs Förderung eines verantwortungsvollen Fischfangs • • • Einbindung von Interessengruppen in die gemeinsame Bewirtschaftung des Meeresraums • • Optimierung der politischen Entscheidungsfindung • 3 https://webgate.ec.europa.eu/fpfis/cms/farnet/flagsheet/ flag-factsheet-france-côte-basque-–-sud-landes
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 7 Stärkung der Stellung der FLAG in Finnland Seit dem Jahr 2012 spricht die finnische Verwaltungsbehörde (VB) ihre Zukunftspläne mit den inländischen FLAG ab. Damals berieten die VB und Vertreter der finnischen FLAG auf einer gemeinsamen Konferenz über die künftige Form von Achse 4, die zu erfassenden Fördergebiete und die förderstrategischen Wunschthemen der FLAG. Im Einzelnen erörterten drei Arbeitsgruppen (1) den Zuschnitt der FLAG-Gebiete und das Auswahlverfahren, (2) die Verwaltung der FLAG, die inhaltliche Ausgestaltung der Strategie und die Förderkriterien sowie (3) den Wertschöpfungsbeitrag der FLAG zur lokalen Entwicklung. Dabei gelangte man unter anderem zu dem Ergebnis, dass die FLAG künftig auch besonderen Wert auf die wirtschaftliche Entwicklung der Fischerei legen sollten. Die VB organisierte eine weitere Vorbereitungskonferenz, zu der sie die damals bestehenden acht finnischen FLAG und zwei potenzielle FLAG aus zuvor nicht von Achse 4 erfassten Fischwirtschaftsgebieten einlud. Die alten FLAG trugen ihre Teilnahme- kosten selbst, die zwei potenziellen deckten ihre Kosten aus Strategieausarbeitungsmitteln der VB. Die VB unterstützte die FLAG zudem bei der Strategieentwicklung, indem sie die im Mai 2014 eingereichten Strategieentwürfe mit Kommentaren und Verbes- serungsvorschlägen begleitete. Der offizielle Aufruf zur Einreichung von Strategien ist für November 2014 geplant. Aufklärungsarbeit und sind für die Darstellung der Unionspriori- Vorgefertigte Schulungsangebote für die Kapazitätsaufbau tät 4 des EMFF und die Beantwortung von Fragen von großer Bedeutung. Allerdings FLAG gibt es nicht. Alle Schulungen und sonstigen Formen der Unterstützung Die meisten Verwaltungsbehörden oder reichen Sensibilisierung und Information müssen individuell ausgestaltet werden. nationalen Netzwerke planen derzeit Ver- allein nicht aus. Es müssen auch die Voraus- Im FARNET Magazin Nr. 10 wurden fünf anstaltungen zur Aufklärung sowohl der setzungen dafür geschaffen werden, dass Schwerpunkte für einen voraussichtlich bestehenden als auch potenzieller FLAG die Fischereigemeinden zur Ausarbeitung notwendigen Kapazitätsaufbau genannt: über die Vorschriften der EU und der Mit- und Realisierung von Strategien überhaupt die schärfere Ausrichtung von Strategien, gliedstaaten für die CLLD in Fischwirt- imstande sind. die praktische Umsetzung von Erkenntnis- schaftsgebieten. Diese Veranstaltungen sen, das Setzen stärkerer Anreize (zur Mobi- lisierung aller Interessengruppen) nebst mehr Hilfe zur Selbsthilfe, die Entwicklung höherwertiger Projekte und die Aufklä- Schulungen für FLAG in Estland und Polen im Rahmen des EFF rung über die Arbeit der FLAG. Im Zuge der Vorbereitung auf die Förderperiode 2007-2013 beschloss die estnische Einige Verwaltungsbehörden unterstüt- Verwaltungsbehörde ein langfristig angelegtes Schulungsprogramm für die künf- zen die FLAG jedoch nicht nur mit Schu- tigen FLAG. Es bestand aus 11 Schulungstagen für die Stammbelegschaft und 26 lungen, sondern auch anderweitig. So hat Schulungstagen für Vorstandsmitglieder. Das Programm umfasste 15 Bausteine mit die schwedische VB für die Programmperi- drei Themenschwerpunkten: die Gründung der lokalen Aktionsgruppe, die Ausar- ode 2014-2020 eine Vorlage ausgearbeitet, beitung der lokalen Strategie und die Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb mit deren Hilfe die FLAG ihre lokale Strate- der Aktionsgruppe. gie Schritt für Schritt ausarbeiten können, In einem programmbegleitenden Handbuch wurden die Grundsätze von Achse 4 ohne etwas Wichtiges zu übersehen. Die als Instrument für die nachhaltige Entwicklung von Fischwirtschaftsgebieten aus- polnische VB hat einen Ratgeber erstellt, führlich erläutert. Nach Abschluss des Schulungsprogramms erhielt jede FLAG in dem alle obligatorischen Punkte der einen Zuschuss in Höhe von rund 70 000 Euro zur Ausarbeitung ihrer Strategie. lokalen Strategie aufgeführt sind. Dem Der Betrag deckte die Gehälter der Beschäftigten und etwaige Aufwendungen für Beteiligungsansatz entsprechend, konn- externe Sachverständige für einen Zeitraum von 10 bis 12 Monaten ab. Gleichzeitig ten Vertreter lokaler Aktionsgruppen auf gründete die VB das nationale FLAG-Netzwerk, dessen Aufgabe die laufende Unter- Einladung der VB bei mehreren Kapiteln stützung der FLAG und deren Kapazitätsaufbau ist. des Ratgebers als Koautor mitwirken(wei- tere Einzelheiten über die Vorbereitung der In Polen erhielten 60 potenzielle FLAG für mehrere Personen je FLAG Schulungen CLLD in Polen im Kapitel „Zoom“). zur Vorbereitung auf die Anwendung von Achse 4 angeboten. Aus diesem Kreis wurden letztlich 48 FLAG ausgewählt. Die Schulung bestand aus drei Elementen: ▶▶▶ allgemeine Informationen über Achse 4 (5 Stunden), Gründung der lokalen Aktions- gruppe (8 Stunden) und Ausarbeitung lokaler Strategien (16 Stunden).
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 8 ▲ Ein Fischer beim Festmachen im Hafen von Castro (Gebiet der FLAG Adriatico Salentino, Italien) Nationale Netzwerke: ein FLAG-Netze in Frankreich, Lettland und Dänemark wichtiges Instrument für PACTE, das landesweite FLAG-Netzwerk in Frankreich, wird von der nationalen Zahl- die effektive Anwendung stelle Agence de Services et Paiements unterhalten und koordiniert. Es beschäftigt umge- rechnet 1,5 Vollzeitarbeitskräfte. Sein Aufgabengebiet umfasst im Wesentlichen die Wie die Erfahrung zeigt, stellen nationale regelmäßige Ausrichtung von Fachtagungen für FLAG-Manager, für Vertreter der fran- FLAG-Netzwerke ein wichtiges Instrument zösischen Verwaltungsbehörde, für Vertreter der Zahlstelle und für Vertreter der mit des Kapazitätsaufbaus dar. Sie werden Achse 4 befassten regionalen Behörden, darunter den für die Prüfung der Förderfähig- von mehreren Mitgliedstaaten gebildet keit zuständigen. Im Mittelpunkt der zwei bis drei Mal jährlich stattfindenden Gesprä- und haben sich bei der Zusammenfüh- che stehen die Durchführungsfortschritte und die Suche nach behördlichen oder rung aller an der Anwendung von Achse 4 rechtlichen Lösungen für aktuelle Probleme. Die den FLAG im Zusammenhang mit den beteiligten Interessengruppen, bei der Tagungen entstehenden Reisekosten werden aus den Mitteln des Netzwerks gedeckt, Anregung des Gedankenaustausches, bei ein Beleg für die Wichtigkeit der Gespräche für den Kapazitätsaufbau der FLAG. der Förderung von Innovationen, bei der Ermittlung von Hemmnissen und bei der PACTE organisiert ferner einmal jährlich die „nationalen Tage“. Diese zweitägige Ver- Verbesserung der Anwendung als sehr anstaltung hat die Förderung der Kontaktpflege und des Austausches über Erfah- wirkungsvoll erwiesen. Die Netzwerke ver- rungen und Projektideen sowie die Aufklärung über Achse 4 zum Ziel. Die rund 130 sorgen die FLAG nicht nur mit nützlichen Teilnehmer treffen sich unter anderem zu Plenarsitzungen, Arbeitsgruppen, Projekt- Informationen und Schulungen, sondern ausstellungen und Besichtigungen. Die Gesamtkosten der „nationalen Tage“ belau- ermöglichen – was vielleicht am wichtigs- fen sich auf rund 30 000 Euro pro Jahr. ten ist – den Mitgliedern und Beschäftig- In Lettland wird das nationale Netzwerk vom „ländlichen Beratungs- und Ausbildungs- ten der FLAG einen persönlichen Gedan- dienst“ betrieben. Da es nicht nur FLAG, sondern auch andere Handlungsträger der ken- und Erfahrungsaustausch. Diese Fischwirtschaft umfasst, bietet es Möglichkeiten zur Stärkung der Beziehungen zwischen wesentliche Aufgabe hat beispielsweise FLAG, Fischern und Aquakulturbetrieben einerseits sowie an der Fischerei interessierten das französische Netzwerk PACTE wahrge- staatlichen und überstaatlichen Stellen andererseits. Für die FLAG sieht der Jahresplan nommen (siehe Rahmentext). des Netzwerks unter anderem Seminare und Studienreisen im In- und Ausland sowie Austauschprogramme vor. Das lettische Netzwerk wurde im Jahr 2010 gegründet und ist Die Verwaltungsbehörden könnten in der bestrebt, jedes Jahr etwas Neues auszuprobieren. Im vergangenen Jahr organisierte es Programmperiode 2014-2020 dafür sor- beispielsweise Veranstaltungen für Jugendliche, um diese zum Verbleib in ihrer Heimat gen, dass hinreichend Mittel für die Grün- und zur Gründung von Unternehmen in Küstenregionen zu bewegen. dung nationaler Netzwerke bereitstehen. Diese Mittel könnten zum Zeitpunkt der In Dänemark wird das nationale Netzwerk vom Ministerium für Wohnen, Stadtent- Ausarbeitung des operationellen Pro- wicklung und ländliche Angelegenheiten betrieben. Es fungiert als landesweite gramms im Budget für technische Hilfe Anlaufstelle sowohl für FLAG als auch für LAG und entwickelt Instrumente (Website, ausgewiesen werden. Publikationen, Schulungen usw.) zur Stärkung des Wissens- und Informationsaustau- sches zwischen LAG, FLAG und anderen Beteiligten. Das dänische Netzwerk spielt eine zentrale Rolle bei der Gewährleistung eines vernünftigen Informationsflusses zwischen allen Stellen, die mit der Anwendung von Achse 4 und Leader befasst sind.
I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 9I ▲ Fischkutter in Viano do Castelo (Gebiet der FLAG Litoral Norte, Portugal) Eine neue Chance: vorbe- Die FARNET-Unterstützungsstelle hat reitende Unterstützung mehrere Instrumente 5 vorbereitet, die den Verwaltungsbehörden, den natio- Nach Maßgabe von Artikel 35 Ziffer 1 nalen Netzwerken und den FLAG bei der Buchstabe a der Verordnung mit gemein- Ausgestaltung eines fischwirtschaftlichen samen Bestimmungen 4 muss die Unter- CLLD-Programms von Nutzen sein könn- stützung für von der örtlichen Bevölke- ten. Dazu gehören neben allgemeinen rung betriebene Maßnahmen zur lokalen Handlungshilfen zahlreiche Praxisbei- Entwicklung die Kosten der vorbereiten- spiele aus der Förderperiode 2007-2013 den Maßnahmen umfassen. Mit dieser (unter anderem Auswahlkriterien für FLAG Vorgabe soll die Ausarbeitung hochwer- und Strategien, Antragsanforderungen, tiger Strategien durch die FLAG geför- Musterstrategien und Prüfungsmaterial). dert und für Chancengleichheit zwischen Überdies wurde die FARNET-Website alten und neuen FLAG gesorgt werden. unlängst um eine Rubrik 6 erweitert, in der Sie ermöglicht sowohl die Finanzierung mögliche Fragen der Verwaltungsbehör- gemeinsamer Maßnahmen (Sensibilisie- den mit Bezug auf die Planung fischwirt- rung, Schulung und Kontaktpflege) auf schaftlicher CLLD-Programme beantwor- nationaler oder regionaler Ebene als auch tet werden. ■ Einzelzuschüsse an potenzielle FLAG für die Strategieausarbeitung und die Bean- tragung von Mitteln aus dem EMFF. Vorbereitende Unterstützung kann ab dem 1. Januar 2014 in Anspruch genom- men werden, und zwar auch von bereits bestehenden FLAG zwecks Beantragung von Mitteln aus der neuen Förderperiode. Sie ermöglicht den FLAG und den VB die Stärkung des Bottom-up-Ansatzes, die einfachere Entwicklung lokaler Strate- gien und das Erzielen der bestmöglichen Programmergebnisse. 4 http://ec.europa.eu/information_society/news- room/cf/dae/document.cfm?doc_id=4803 5 https://webgate.ec.europa.eu/fpfis/cms/farnet/ tools/local-development-2014-2020 6 https://webgate.ec.europa.eu/fpfis/cms/farnet/ new-questions-answers-programming-clld- emff-2014-2020
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 10 Zoom Kombination von Mitteln aus mehreren Fonds für die CLLD: intensiver Dialog in Polen Polen ist einer jener Mitgliedstaaten, in denen ein ganzheitlicher CLLD-Ansatz unter Nutzung aller vier EU-Fonds (ELER, EMFF, EFRE und ESF) geför- dert wird. Dementsprechend soll den 16 polnischen Regionalbehörden, den Verwaltungsbehörden für EFRE und ESF sowie den zwischengeschalteten Stellen für ELER und EMFF eine maßgebliche Rolle zufallen. ▲ Karpfenernte im Tal der Bartsch (Polen) Die Ausgestaltung von CLLD-Program- >> die Leistung der vorbereitenden Unter- in der abgelaufenen Förderperiode (über men in Polen erfolgt in enger Zusam- stützung und die Deckung der laufenden 120 Millionen Euro aus den vier Fonds statt menarbeit zwischen dem Ministerium für Kosten möglichst in Form einer Pau- rund 65 Millionen Euro aus ELER und EFF im Landwirtschaft und ländliche Entwicklung schale (jede LAG erhält einen Einheitsbe- Zeitraum 2007-2013). Die Strategien können und dem Ministerium für Infrastruktur trag; mögliche Berechnungsmethoden aus mehreren Fonds finanziert werden und und Regionalentwicklung. Gegenwärtig sind derzeit Gegenstand einer Studie); dürfen sowohl ländliche als auch städtische finden Beratungen über ein Sondergesetz Gebiete abdecken. Die Mittel aus ELER und >> über die im EU-Recht vorgesehene statt, in dem die für alle Fonds geltenden EMFF werden Land- und Fischwirtschaftsge- Vorauszahlung in Höhe von 50 % für allgemeinen CLLD-Grundsätze (Rolle der meinden zugute kommen. Der EFRE wird zur die laufenden Kosten hinausgehende Partnerschaften, Inhalt der lokalen Strate- Finanzierung von Maßnahmen der dörflichen zusätzliche Vorauszahlungen aus dem gie usw.) festgeschrieben werden sollen. Neugestaltung sowie zur Förderung von polnischen Budget; Polen will die Anwendung von CLLD auf Klein- und Kleinstbetrieben, Gründerzentren unterschiedle Art und Weise vereinfa- >> ein Daueraufruf für Kooperations usw. genutzt. Aus dem ESF werden Maßnah- chen. Vorgesehen sind diesbezüglich: projekte. men in den Bereichen Sozialwirtschaft und generationsübergreifende Solidarität sowie >> gemeinsame Aufrufe für alle Viele dieser Vorschläge befinden sich Musterlösungen für soziale Probleme (z. B. CLLD-Partnerschaften; ebenso wie konkrete Bestimmungen für Betreuungszentren für Familien) finanziert. >> auf Ebene der operationellen Pro- Fischwirtschaftsgebiete (u. a. die Kriterien gramme mehrere weit gefasste Ziele zur Auswahl von Gebieten mit Anspruch Das polnische Landwirtschaftsministerium – aus denen die lokalen Aktionsgrup- auf EMFF-Förderung) noch im Entwurfs- hat mit dem Kapazitätsaufbau für LAG und pen (LAG) das für ihr Gebiet zweckmä- stadium. Gegenwärtig laufen intensive FLAG bereits begonnen. Die entsprechen- ßigste auswählen können – statt vor- Beratungen mit den LAG und FLAG. den Maßnahmen umfassen auch die Ver- bestimmter Maßnahmen; mittlung von Kenntnissen zur Ausarbeitung Die Ziele für die Anwendung der CLLD kön- einer lokalen Strategie und zur Steigerung >> Dachprojekte, bei denen die LAG for- nen von Region zu Region unterschied- der Projektqualität. Die Leitlinien für den mell Begünstigte sind und den lokalen lich sein. In der Region Kujawsko-Pomorskie Inhalt der lokalen Strategie mitsamt Aktions- Handlungsträgern flexible Mikrobei- ist beispielsweise vorgesehen, den lokalen und Kommunikationsplan befinden sich in hilfen gewähren; Gruppen alle Fonds zugänglich zu machen. Arbeit. Dabei wird ein Bottom-up-Ansatz >> die Nutzung mehrerer Fonds für eine Es hat ein besonders intensiver Dialog zwi- verfolgt: Das Ministerium hat (regional in die regional koordinierte vorbereitende schen den regionalen Behörden und den Leader-Arbeitsgruppe des polnischen ländli- Unterstützung (jede Gruppe erhält lokalen LAG, FLAG und überstaatlichen Orga- chen Netzwerks berufene) Vertreter der LAG Mittel nur aus einem Fonds) und eines nisationen stattgefunden. Man will für CLLD dazu eingeladen, bei der Abfassung der ein- Leitfonds für die laufenden Kosten; wesentlich mehr Mittel bereitstellen als zelnen Leitlinienkapitel mitzuwirken.
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 11 Bericht GANZHEITLICHE LOK ALE ENT WICKLUNG I N D E R K Ü S T E N R E G I O N A LT O M I N H O [ P O R T U G A L ] Kleine Ursache, große Wirkung Die FLAG Litoral Norte fördert in erster Linie kleinere Projekte von Fischereigenossenschaften und ein- heimischen Privatunternehmen aus Handel, Gastronomie und Tourismus. Maßgebend für die Projektauswahl ist die hochgradig lokal orientierte, ganzheitliche FLAG-Strategie. Sie soll für Beständigkeit sorgen und zugleich lokale Produktivkräfte frei- setzen helfen. ▲ Ein von Achse 4 finanziertes Boot für den Transport von Kitesurfern in Esposende Zur Mittagszeit ist der Gastraum mit Institution. Es ist auf Fisch aus heimischen Mit dem Abschluss des Umbaus im Som- Arbeitern, Rentnern, Familien und Tou- Gewässern spezialisiert. Seine Speisekarte mer 2014 hat sich die Kapazität des risten prall gefüllt. Aus der Küche dringt umfasst ein Dutzend unterschiedliche Restaurants auf rund 40 Plätze nahezu ein appetitlicher Duft von Fischsuppe Arten, die allesamt am Morgen desselben verdreifacht. Zudem wurden zwei neue und Marinade. Das Bedienungspersonal Tages auf dem Markt gekauft worden sind. Mitarbeiter eingestellt. wirbelt aufmerksam, aber unaufdring- Allerdings fanden bis vor kurzem nur 16 lich umher. Trotz des großen Andrangs Gäste im Restaurant Platz. „Dank Achse 4 ▶▶▶ nimmt es sich immer wieder Zeit für des EFF konnten wir dann dieses zuvor unge- kurze Gespräche mit den Gästen an den nutzte Hinterzimmer renovieren und so das Tischen. Das ist der Inbegriff portugiesi- Platzangebot erweitern“, erläutert Restau- scher Gastlichkeit. Schon seit 80 Jahren rantbesitzer José Luís Casanova Soares. ist das Restaurant „La Casa Primavera“ in „Von den benötigten 112 000 Euro wurden der Ortschaft Viana de Castelo eine echte 67 000 Euro über die FLAG finanziert.“
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 12 ▲ Der Anbau des Restaurants „Casa Primavera“ ▲ Joana Pinheiral ist ein fahrender Fischhändler Die Situation des nahegelegenen Restau- sind an Privatunternehmen oder soziale Ein- Fischlieferdienst hier, rants „O Pescador“ stellt sich ähnlich dar. „Im Februar 2013 teilte mir die Stadtver- richtungen geflossen.“ Fleischer und waltung mit, dass eine Sitzung zum Thema Cecilia Marques, Koordinatorin der FLAG, Fischhändler dort Achse 4 anberaumt sei“, so Betreiber Anto- fügt hinzu: „In den ersten zwei Jahren haben Joana Pinheiral ist im vierten Lebensjahrzehnt nio Franco de Matos. „Ich nahm daran teil wir die Zuschüsse auf 100 000 Euro gedeckelt, und hat früher bei einem Autozulieferunter- und sah für mich eine gute Gelegenheit zur um die Anzahl der Großprojekte in Gren- nehmen gearbeitet. Als der Betrieb im Juni Aufwertung meines Restaurants. Ich erhielt zen zu halten. Da Achse 4 neu war, wollten 2009 seinen Sitz verlegte, wurde sie arbeits- etwas mehr als 20 000 Euro für die Moder- wir mit dieser abgestuften Vorgehensweise los. „Das war für mich zwar eine schwere Zeit, nisierung der Küche, für Werbung und außerdem eine besser gezielte Mittelvergabe aber dadurch bot sich mir auch die Chance, über für den Kauf dieser großen Aquarien. Ich erreichen. Zur Optimierung unserer operatio- meine berufliche Entwicklung nachzudenken. konnte mein Angebot erheblich verbessern nellen Strategie haben wir das Projekt ‚Mee- Ich entschied mich, etwas völlig anderes aus- und neue Kunden gewinnen. Ich bin heute resdörfer‘ ins Leben gerufen (Anmerkung der zuprobieren. Da mein Vater Fischer war, lag es in der Lage, mehr Fischarten heimischen Redaktion: siehe Seite 14). Früher kannten nahe, dass ich mich in diese Richtung orientierte. Ursprungs anzubieten und mir neue Gerichte wir hier nur die Fonds EFRE und ESF, die der Mein Vater machte mich auch auf die erste Ach- auszudenken, in denen ich traditionelle und Gemeindeverband für Projekte in Anspruch se-4-Veranstaltung in Viana aufmerksam. Ich moderne Zubereitungsformen kombiniere, genommen hatte. Unser Konzept für Achse 4 ging hin und erkannte, dass sich meine Idee eines wie etwa bei dieser Dorade mit Seetang. beruht auf den im Landesinneren gesammel- Fischlieferdienstes möglicherweise verwirklichen Außerdem habe ich einen neuen Mitarbei- ten Erfahrungen mit Leader.“ ließe. Als zeitlich eingeengte Berufstätige und ter eingestellt, und schon bald wird höchst- Konsumentin sah ich in der näheren Umgebung wahrscheinlich ein weiterer hinzukommen.“ Auf alle 24 Aufrufe der FLAG zur Einreichung einen ungedeckten Bedarf an einem solchen Lie- von Vorschlägen folgte eine Versammlung ferdienst. Die Idee war ganz einfach: ‚Wer keine Kleinere private in den einzelnen Kommunen mit durch- schnittlich jeweils 20 Teilnehmern. Zeit hat, selber Fisch kaufen zu gehen, dem wird Investitionen der Fisch ins Haus geliefert‘.“ Joana gründete das Unternehmen, auch wenn sie infolge- „Was hilft, ist Mundpropaganda. Letztlich „Wir sahen in Achse 4 eine Möglichkeit zur För- dessen ihren Anspruch auf mehrere Monate ist doch alles Vertrauenssache. Wir können derung kleinerer privater Investitionen, womit Arbeitslosengeld verlor. Im Jahr 2011 erhielt sie die Menschen für uns einnehmen, indem wir wir hier an der Küste Neuland betreten“, so einen Achse-4-Zuschuss in Höhe von knapp verdeutlichen, dass wir mit uns reden lassen“, Julio Pedro Pereira, Vorstand des Gemeinde- 18 000 Euro für den Kauf und Umbau eines Lie- so Sandra Fernandes, Entwicklungsverant- verbands Minho-Lima (Alto Minho) und Lei- ferwagens mit Kühlanlage und für den Aufbau wortliche für Achse 4. „Deshalb muss unsere ter der FLAG Litoral Norte. Die 29 Mitglieder eines Kundenstamms. Ihr Geschäftsmodell ist Belegschaft hochmotiviert sein. Außerdem der FLAG verteilen sich nahezu paritätisch eine kluge Mischung aus Direktverkauf und müssen wir unmissverständlich unsere Ziele auf Fischereiverbände, kommunale Behör- moderner Technik. Joana teilt täglich jedem offenlegen. Und auch die Herausstellung den, Privatwirtschaft, Wohlfahrtsverbände in ihrem Kundenkreis, den sie ganz allein auf- erfolgreicher Projekte wie beispielsweise auf und Wissenschaft. „Dreiundvierzig Projekte gebaut hat und der von rund einem Dutzend unserer Website ist von großem Nutzen.“ sind gefördert worden, und 80 % der Mittel Abnehmer im Jahr 2012 auf heute über 100
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 13 ▲ José Luis Mancio da Costa hat seinen Betrieb um ▲ Navalethes: Achse 4 half beim Finanzieren der Werkstattmodernisierung eine Seezungenräucherei erweitert (oben rechts) gewachsen ist, per SMS das aktuelle Marktan- würde auch gern exportieren und hat dafür gen ist. Die Investition hat zwei neue Arbeits- gebot mit. Wer Interesse hat, erteilt daraufhin den französischen Markt ins Auge gefasst. plätze entstehen lassen, zu denen noch zehn seine Bestellung und erhält die Ware wenig Vor kurzem hat er eine Kiste geräucherte weitere hinzukommen könnten. später geliefert. „Ich liefere im Umkreis von 25 Seezungen nach Monaco geliefert – ein viel- Kilometern. Zu meinen Stammkunden gehören versprechender Anfang. „Unsere Fördermaßnahmen kommen zwar unter anderem vier Restaurants. Außerdem kau- größtenteils der Privatwirtschaft zugute, doch fen bei mir viele Arbeiter und Angestellte in ihrer Mittagspause.“ Schiffbau zum Programmende hin ist aufgrund unseres fortwährenden Bestrebens, der Fischerei zu hel- Ein weiteres Beispiel für private Investiti- fen, ein wachsender Betrag in den öffentlichen José Luis Mancio da Costa ist Fleischer in der onen, wenn auch in einer völlig anderen Sektor geflossen“, so José Maria da Cunha Ortschaft Lanhelas, die für ihr jeweils im Sep- Branche, findet sich im Schiffbau, der in Costa, Bürgermeister von Viana do Castelo, tember stattfindendes „Seezungenräucher- dieser Region auf eine traditionsreiche Vorsitzender des Gemeindeverbands, Präsi- fest“ bekannt ist. Allerdings gelangt der Fisch Geschichte zurückblickt. dent der FLAG und zufällig auch Mitglied des nicht in den Verkauf, denn er wird nur für Ausschusses für Umweltschutz, Klimawan- den Eigenbedarf geräuchert. „Vor drei Jahren Die Firma Navalethes stellt hochwertige del und Energie des Komitees der Regionen. erkannte ich, dass ich mir mit dem Verkauf von Boote in starrer und halbstarrer Bauweise „Das Meer stellt für uns seit Jahrhunderten einen geräucherten Seezungen ein zweites Standbein mit einer Länge von 16 bis 37 Metern her, die wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Früher waren schaffen konnte, zumal ich bereits die erforder- unter dem Markennamen Searib‘s verkauft der Handel mit England und Brasilien sowie die lichen Fachkenntnisse und auch eine Räuche- werden. Sie kommen als Seenotrettungs-, Kabeljaufischerei von Bedeutung. Beides gibt es ranlage für Wurst besaß. Kurz zuvor hatte ich Sport- und Fischerboote zum Einsatz. nicht mehr, aber die handwerkliche Fischerei ist von Achse 4 gehört und hielt das für eine gute nach wie vor eine tragende Säule der Wirtschaft. Möglichkeit, meine Idee in die Tat umzusetzen. Seinem Gespür für Marktveränderungen Bei uns sagt man, dass hinter jedem Fischer Im Jahr 2012 erhielt ich von der FLAG 62 000 Euro folgend, entwickelte das Unternehmen die ungefähr sieben Arbeitsplätze stehen. Die mit- für den Kauf der notwendigen Technik.“ Geschäftsidee, Sportbootbesitzern für die telständische Fischerei ist eine unverzichtbare Wintermonate einen Platz im „Trockendock“ Stütze des Fremdenverkehrs- und des Gastge- Im Zeitraum 2013-2014 konnte José Luis anzubieten. Deshalb erweiterte Navalethes werbes. Wir wollen sowohl den Fischfang selbst 1 000 kg geräucherte Seezunge verkaufen. sein Geschäftsmodell um den Bau und die als auch die Infrastruktur so optimieren und „Ich erwirtschafte damit zwar schon 10 % Reparatur von Schiffsrümpfen aus Glasfaser, modernisieren, dass Preiserhöhungen und Kos- meines Umsatzes, aber profitabel ist es noch glasfaserverstärktem Polyester und ande- tensenkungen möglich sind. Achse 4 des EFF hat nicht. Trotzdem macht es mir Spaß, zumal ich ren Werkstoffen. dazu beigetragen, dass wir Vertreter aller Interes- anscheinend der einzige Fleischer weltweit sengruppen der kleinen Fischerei an einen Tisch bin, der sich beruflich mit Seezungen befasst. Achse 4 leistete einen Zuschuss in Höhe von bringen und somit Fischern und Kleinbetrieben Ich habe auch einen zusätzlichen Mitarbeiter 60 % der benötigten 91 000 Euro für Moderni- konkrete Unterstützung in diesem Bereich bieten eingestellt, was in Anbetracht der Krise schon sierung und Wärmedämmung der Werkstatt, konnten. Portugal ist zwar hochgradig zentra- eine Kunst ist.“ José Luis hofft, dass er expan- da die Arbeit mit diesen Werkstoffen (ob in lisiert, aber dank Achse 4 konnten wir direkt vor dieren kann, und hält bereits Ausschau klassischer Schicht- oder in Vakuumbauweise) Ort schneller und effizienter handeln.“ nach einem geeigneten neuen Standort. Er besonders anfällig für Temperaturschwankun- ▶▶▶
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 14 Ein wahr haf t lokaler Ans at z: „ Meer esdör fer “ Im Rahmen des Projekts „Aldeias do Mar“ („Meeresdörfer“) wird die regionale Strategie der FLAG Litoral Norte in lokale Strategien für fünf Küstengemeinden unterteilt, die gute Entwicklungschancen und unternehmerisches Potenzial aufweisen. Bei der FLAG verspricht man sich von dieser „Projektgemeinschaft“ einen strategischen Nutzen für den Förderzeitraum 2014-2020. ▲ Der im Rahmen des Konzepts „Meeresdörfer“ instandgesetzte Fischerhafen in Viana do Castelo Antonio Luis Fereira zeigt uns sein „Studienalbum“, in dem er „Wir haben uns für einen ganzheitlichen Ansatz entschieden. Wir woll- Fotos von den bedeutendsten Natur- und Kulturschätzen der fünf ten alle einbinden und dafür sorgen, dass sie ihre Meinung zum Aus- Gemeinden – Esposende, Castelo de Neiva, Ribeira de Viana do druck bringen konnten. Bei dieser sowohl räumlichen als auch bauli- Castelo, Vila Praia de Âncoraund Vila Nova Cerveira – zusammen- chen Bestandsaufnahme haben wir stets auf die Berücksichtigung der getragen hat. „Die visuelle Darstellung ist wichtig“, sagt er. „Wenn die unterschiedlichen Wirtschaftssektoren geachtet. Daraus entstanden eine Einwohner einen Blick in das Album werfen, erkennen sie, wie außer- gebietsbezogene ‚Wertekarte‘ und ein Entwicklungsplan für jede der fünf gewöhnlich die für sie alltägliche Natur und Architektur eigentlich ist.“ beteiligten Gemeinden“, so FLAG-Mitbegründer Miguel Matos. Fereiras Beratungsgesellschaft hat die Studie durchgeführt, aus Für den unternehmensbezogenen Teil war das gemeinnützige der das Meeresdorfprojekt hervorgegangen ist. Im Rahmen des Gründungszentrum IN.CUBO zuständig. Diese Suche nach för- Projekts soll das Potenzial der einzelnen Dörfer durch die Förde- derfähigen Projekten gliedert sich ebenfalls in zwei Abschnitte. rung von Unternehmensneugründungen nachhaltig und konse- quent erschlossen werden. Dazu wurde zunächst eine regionale Im ersten Abschnitt wurde ein Geschäftsideenwettbewerb Bestandsaufnahme vorgenommen und dann auf deren Grundlage („E+PROMAR“) durchgeführt, der im Januar 2014 endete und nach förderfähigen unternehmerischen Projekten gesucht. neun innovative unternehmerische Vorhaben (Nutzung von Seetang, Kur- und Badebetrieb usw.) hervorbrachte, die dem Die Bestandsaufnahme erfolgte in zwei Stufen. Zunächst fanden Entwicklungsplan des jeweiligen „Meeresdorfes“ genügten. „Im zehn öffentliche Anhörungen (zwei je Gemeinde) statt. Anschlie- zweiten Abschnitt werden diese Vorhaben über die Gründungsphase ßend wurden die einzelnen Themen in Gruppen, die auch Gebiets- hinaus so lange unterstützt, bis die Unternehmen den Betrieb auf- fremde umfassten, detaillierter besprochen. Zusätzlich wurden nehmen“, so Jorge Miranda, Projektkoordinator bei IN.CUBO. rund 30 wichtige Beteiligte – Fischer, Unternehmer, Gemeinderats- mitglieder und Stadtplaner – befragt. Mittlerweile orientiert sich die FLAG auch bei der Auswahl ihrer aktuellen Projekte am Meeresdorfkonzept. Mehrere dieser Pro- jekte – etwa die Restaurants „O Pescador“ und „Casa Primavera“ sowie die Sanierung des Fischerviertels in Viana do Castelo (siehe Foto) sind Gegenstand dieser Reportage. Projekt Projekt Projekt 1. VORAUSWAHL Die FLAG Litoral Norte entwickelte ein Projekt gemeinsam mit Projekt einer Beratungsgesellschaft und dem KMU-Gründerzentrum Aldeias http://incubo.eu/. do Mar 2. UNTERSTÜTZUNG Projekt Beim Projekt „Aldeias o Mar“ wird die FLAG-Strategie an bestimm- 2 Antrieb ten Orten um eine auf KMU ausgerichtete Förderstrategie und FLAG-Strategie entsprechende Förderinstrumente ergänzt. 3 3. ENDAUSWAHL Im Januar 2014 wurden neun Projekte für einen zweiten von Projekt incubo.eu betreuten Förderabschnitt ausgewählt. Für die FLAG bedeutet das besser konzipierte Projekte unter anderem mit aus- 1 gereiften Geschäftsplänen.
I I Farnet Magazin Nr 11 Herbst/Winter 2014 Seite 15 ▲ Ein Schauregal im Feinkostgeschäft ▲ Universalfallen für Kraken, Krabben und Hummer Causses in Paris Vianapesca Viana do Castelo zusammen, die in unserem Auftrag Rezepte für warme Gerichte aus Fisch- Faktoren der Absatzförderung für Fisch aus konserven entwickelt. Wir haben sehr attraktive heimischen Gewässern sind Gastronomie, Ladenvitrinen entworfen, die wir jetzt nach und Direktverkauf, Professionalisierung und natür- nach in gehobenen Feinkostgeschäften wie bei- lich Verarbeitung. spielsweise Causses in Paris 7 aufstellen.“ Die Fischereigenossenschaft Vianapesca hat 567 Mitglieder und die gleiche Anzahl an Operation Oktopus Schiffen. Damit weist sie die größte Flotte in „Vianapesca ist ein gutes Beispiel für Pro- ganz Portugal auf, auch wenn es sich über- jekte mit direkter Beteiligung der Fischer“, so wiegend um Kutter für die handwerkliche Cecilia Marques. „Die Fischer selbst haben Fischerei handelt. ▲ João Abrantes und Eduarda Lima mit den für Projektvorstellungen weder die Zeit noch Prototypen ihrer Fallen die Mittel. Kein einziger Fischer tritt als Pro- „Es war unbedingt notwendig, dass wir für jektträger auf. Die mit dem Fischfang direkt Monaten noch genauso sauber aussah wie am unseren Fisch höhere Preise erzielten, und verbundenen Initiativen werden von ihren ersten Tag. Die ebenfalls am Projekt beteiligte einen Teil des Fangs zu Konserven zu verarbei- Berufsvereinigungen getragen.“ Forscherin Eduarda Lima stellte in ihrem Labor ten, schien uns zu diesem Zweck gut geeignet“, ein Versuchsmodell und einen Prototypen erläutert Francisco Portela Rosa, Gründer Das gilt auch für ein weiteres Projekt, das auf vor. „Die Fallen können für Transport und Lage- der Genossenschaft und Mitglied der FLAG. Wunsch derselben Fischereigenossenschaft rung zusammengesteckt werden“, erläutert sie. „Eine Studie aus dem Jahr 2012 hat ergeben, ins Leben gerufen wurde und das Thema „Dadurch verringert sich der Platzbedarf erheb- dass die portugiesische Konservenindust- Krakenfallen zum Gegenstand hat. Als ers- lich, was sowohl auf See als auch an Land von rie stark wächst.“ Daher hätten die Fischer tes streben die beteiligten Fischer und Wis- Vorteil ist. Das Problem sind die hohen Produkt- beschlossen, diesen Markt für sich zu nut- senschaftler an, sowohl den Bewuchs der kosten zumindest bei Kleinmengen – 60 Euro statt zen, und ein spezialisiertes Unternehmen in aktuell eingesetzten Fallen mit Seetang und 30 Euro für die bislang gebräuchlichen Fallen, die Porto mit der Verarbeitung von Teilen ihres Muscheln (insbesondere Entenmuscheln) als von den Fischern oft in Eigenarbeit hergestellt Fangs zu Konserven beauftragt. auch die Korrosion zu mindern oder zu verhin- werden. Aber wir sprechen bereits mit der Kunst- dern: „Das kostet Zeit und Geld“, erläutert João stoffindustrie über größere Produktionsserien.“ Heute, zwei Jahre später, bietet Vianapesca 17 Abrantes, Professor für Werkstoffkunde an Artikel an, die von Makrelen- und Thunfisch- der polytechnischen Lehranstalt von Viana do Ein Großteil der Mittel für das von 2013 bis filets über Sardinenkaviar bis hin zu Schwert- Castelo (PLVC). „Darüber hinaus müssen die Fal- 2015 laufende Forschungs- und Entwick- fisch reichen. Alle Produkte sind an ihrer auf- len regelmäßig mit einem Produkt gereinigt wer- lungsprojekt stammen aus Achse 4 (knapp wändigen Verpackung zu erkennen. Jahr für den, das stark umweltschädlich ist.“ Das zweite 50 000 Euro). Da alle einheimischen Fischer Jahr werden rund 30 000 Dosen hergestellt, Ziel besteht in der Minimierung des Platzbe- Kraken fangen und sich die Fallen auch für die zu 60 % an Touristen verkauft werden. „Es darfs für Transport und Lagerung der Fallen. Krabben und Hummer eignen, ist das Projekt ist schon vorgekommen, dass Urlaubsgäste mehr von weitreichendem Interesse. als 100 Euro auf einmal für Dosenfisch ausgege- Daher hat man an der PLVC eine neue Fallenart ben haben, um ihn mit nach Hause zu nehmen“, ▶▶▶ konstruiert und gemeinsam mit den Fischern sagt Francisco. „Gegenwärtig erkunden wir einen Prototyp auf See getestet. Das Ergebnis 7 Die Premiere bei Causses fand am 27. neue Absatzmärkte. Deshalb haben wir im Jahr fiel beeindruckend aus: Die Unterwasserbil- September 2014 statt. https://webgate. 2013 an der Boston Seafood Show teilgenom- ec.europa.eu/fpfis/cms/farnet/files/documents/ der zeigten, dass das neue Modell nach drei men. Außerdem arbeiten wir mit der Kochschule FARNET_Newsletter_2014_11_DE.pdf.
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