Engagement-Hauptstadt 2021 - Wichtige Strukturen für das Ehrenamt - Der Paritätische Berlin
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1. Quartal 2021 Engagement-Hauptstadt 2021 Wichtige Strukturen für das Ehrenamt Seite 8 Seite 18 Seite 50 LIGA Berlin Zuwendungen Opferschutz Federführung für zwei Jahre Neuer Rahmenfördervertrag Mehr Serviceangebote Berlin besser machen: Gelegenheit dazu bietet die Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage, Infos Seite 36 Foto: Isabell Köller
Vorwort Engagement-Hauptstadt 2021 Wichtige Strukturen für das Ehrenamt W as unterscheidet einen Wohlfahrtsverband wie den Paritätischen Berlin mit seinen Mitgliedern von staatlichen Institutionen? Ein wesentlicher Unter- schied: Bei uns gibt es hauptamtlich – und ehrenamtliche Tä- tige. Und zwar in einem interessanten Zahlenverhältnis: In den Organisationen unter Paritätischem Dach gibt es etwa 55.000 Mitarbeitende und etwa 30.000 Ehrenamtliche. Da stellt sich doch gleich die Frage: Was bringen Ehrenamt- liche mit ihrer Arbeit ein? Sie engagieren sich zumeist völlig freiwillig, ohne eine eins-zu-eins-Gegenleistung zu erwarten. Einfach, weil es anderen aber auch ihnen selbst Freude macht zu helfen. Sie engagieren sich mit Hingabe. Eine »Hingabe« zur Aufgabe wird übrigens auch von Beam- ten erwartet. So steht es jedenfalls im Beamtengesetz. Ehren- amtliche praktizieren Hingabe. Sie packen an, sind spontan und bringen neues Wissen mit in die Organisation. Sie fra- gen nach der Aufgabe, nicht nach Zuständigkeiten. Sie fragen aber durchaus nach Mitgestaltung und Weiterbildung in der Organisation. Organisationen, die viele freiwillig Engagierte werben, be- schäftigen deshalb inzwischen oft auch hauptamtliche Ko- ordinatoren für Ehrenamtsarbeit, die etwa passende Einsätze und Weiterbildungen organisieren. Für beide Seiten, Organi- Barbara John Foto: Holger Groß / Der Paritätische Berlin sation wie Helfende, ist das unverzichtbar. Und in der Groß- stadt überhaupt – wo Engagementwillige erst einmal einen passenden Einsatzort finden müssen. Auf dem Land und in kleineren Orten kennen sich alle und wissen, wo es nötig ist, der Staat bietet, könnte gar nicht in dem Maße geleistet wer- sich zu engagieren. den, wenn es nicht die vorbereitenden und ergänzenden Leis- Gerade in der Großstadt braucht es dafür Strukturen. Die tungen der Ehrenamtlichen gegeben hätte. bieten neben den sozialen Organisationen etwa Freiwilligen- Es ist sicher inspirierend, sich mit anderen Städten im Aus- agenturen und Stadtteilzentren. Ob sie nun Vorlesepaten in land über freiwilliges Engagement auszutauschen. Dafür der Nachbarschaft vermitteln, Sterbebegleiter ins Hospiz oder kann der Titel »Europäische Hauptstadt des freiwilligen Enga- einen Charlottenburger in den Wedding oder umgekehrt. gements 2021«, den Berlin in diesem Jahr trägt, Gelegenheit Und oft engagiert man sich dort, wo man Erfahrungen ge- bieten. Mehr über die Auszeichnung als »Engagementhaupt- macht hat. Auch Neugierde, Wissensvermittlung und Gleich- stadt«, die Strukturen dafür in Berlin und praktische Beispiele gesinnte zu treffen – all das kann eine Rolle spielen für Enga- finden lesen Sie ab Seite 23. gement. Oder das Wissen darum, dass es einem – ohne eige- nes Zutun, einfach durch Zufall – selbst gut geht und anderen nicht. Das ist besonders zu spüren bei unserer jährlichen Mit- machaktionen der »Gemeinsamen Sache – Berliner Freiwilli- Ihre gentage«, die wir gemeinsam mit dem Tagesspiegel veran- stalten und bei der sich viele Hauptstädterinnen und Haupt- städter engagieren. Engagement wirkt. Ich denke zurück an 2015, als besonders viele Geflüchtete zu uns kamen. Es wurde deutlich: Vieles, was Barbara John Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 3
Inhalt Foto: Kathrin Zauter Foto: Thilo Schmülgen Landesgeschäftsstelle Familie, Kinder und Jugendliche #pia2020: Paritätischer Preis würdigt besonderes Neuer Rahmenvertrag für Familienhilfe ermöglicht Engagement von Frauen mit Behinderungen Seite 12 bessere Vergütung in Notsituationen Seite 38 6 – 15 Landesgeschäftsstelle 37 Ältere Menschen und Pflege • Herzlich willkommen beim Paritätischen Berlin! • Bundeswehr leistet Amtshilfe in Pflegeeinrichtungen • Was uns bewegt: Dr. Gabriele Schlimper • Paritätischer Berlin hat LIGA-Federführung inne 37 Arbeit und Beschäftigung • Zuwendungspraxis vereinfachen: Handlungs empfehlungen • Teilhabe am Arbeitsmarkt • In eigener Sache: Gesellschafteranteile • Land Berlin vergibt Erbbaurechte für soziale Träger • Nachruf auf Gudrun Hirche 38 – 46 Familie, Kinder und Jugendliche • #pia2020: Preis für Frauen mit Behinderungen • Familienpflege wird besser vergütet • #berlinbessermachen: Engagierte im Portrait • Kreatives Konzept für Zwischennutzung • Neue Arbeitshilfen: Stärkung von Kinderrechten 16 – 17 Neues aus der Geschäftsstelle Bezirke • Interview mit einer Koordinatorin in der Familienbildung • Frauenprojekt FEMentoring wird weiter gefördert • Fipp e. V. übernimmt Betrieb von Kreativhaus e. V. • Stadtteilarbeit: Innovative Ansätze in Coronazeiten • Broschüre: Kooperation in Ganztagsschulen • Pankow: Sozialräumliche Ressourcen und Vernetzung • Was macht das Tanzteam Step by Step im Lockdown? • Fachkonferenz der Landesfreiwilligenagentur • Neuer Rahmenfördervertrag sichert Zuwendungen • Finanzierung der Interkulturellen Waldorfschule gesichert • Verein Interkulturell-Aktiv will Bindeglied sein 18 Foren und Netzwerke 46 Frauen • Zertifikatkurs Gemeinwesenarbeit: Start im April • Koordinierungsstelle gegen Genitalverstümmelung 19 – 22 Gesamtverband 47 – 48 Gesundheit • Kampagne: Mindestens 600 Euro • Paritätischer Armutsbericht • Café Seidenfaden schließt – Verein Frau Sucht Zukunft • Eckpunktepapier: Frauen und Kinder vor Gewalt schützen macht weiter • Teilhabebericht: Menschen mit Behinderungen • Drogennotdienst mit Beratung per Chat und Video Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 4
Inhalt 1. Quartal 2021 SCHWERPUNKT ParitaetBerlin Engagement-Hauptstadt 2021 Wichtige Strukturen für das Ehrenamt Foto: Cengizhan Yüksel Foto: Gina Schmelter Menschen in Notlagen Schwerpunkt Genius schafft Wohnraum: Genossenschaft hat erstes Gemeinsam aktiv: Ehrenamt und Hauptamt Mietobjekt an Mitglieder übergeben Seite 51 am Beispiel der Wohnungslosenhilfe Seite 28 Seite 23 – 36 • Einführungstext: Engagement beim 49 – 50 Menschen in Notlagen Paritätischen Berlin • Besuche im Gefängnis trotz Corona ermöglichen • Was steckt hinter dem Titel: Europäische • Opferschutz verbessern Hauptstadt des freiwilligen Engagements? • Genossenschaft Genius schafft Wohnraum • Gastbeitrag von Sawsan Chebli: Berliner Engagementstrategie bis 2025 51 – 54 Menschen mit Behinderungen • Nachbarschaftshilfe in der Coronakrise • Digitale Barrierefreiheit bis 2025 • Ehrenamt und Hauptamt Hand in Hand: • Neuauflage des „Mosaik-Songs“ Ein Beispiel der Wohnungslosenhilfe • Unterstützung für den Traumberuf Artistin • Digitalisierung im Ehrenamt • Was motiviert Ehrenamtliche und was brauchen sie? 55 Queer • Inklusive Engagementstrukturen schaffen • Neues Regenbogenfamilienzentrum • Interview mit Carola Schaaf-Derichs: Netzwerke im Engagement 56 – 59 Paritätische Akademie Berlin • Jugendliche und ihr Weg zum Engagement • Termine Paritätische Foren • Älteren Hilfe in und vor Isolation bieten • Weitere Veranstaltungen • Save the Date: Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage 2021 60 – 61 Bildungswerk Brandenburg • Termine Weiterbildungen 62 – 67 Service Wir nutzen eine Genderschreibweise, die auch • Neue Mitglieder und Änderungen Barrierefreiheit und eine gute Lesbarkeit ermöglichen • Paritätjob: Stellen suchen und finden soll. Die Bezeichnung von Personengruppen schließt so- • Beratung: Änderungen bei Fördermittelanträgen wohl männliche, weibliche als auch lesbische, schwule, • Impressum bisexuelle sowie trans- und intergeschlechtliche • Fachgruppen und Arbeitskreise Menschen (LSBTI) explizit mit ein. • Telefonverzeichnis Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 5
Landesgeschäftsstelle Herzlich willkommen beim Paritätischen Berlin! André Borgmann ist seit 1. August 2020 Fachberater für Kindertagesstätten im Referat Kinder und Kindertagesstätten sowie Assistent im Bundesprojekt Partizipation und Demokratiebildung in der Kindertagesbetreuung Mit welchen Erwartungen sind Sie die Kolleginnen und Kollegen in den zum Paritätischen Berlin gekommen? Mitgliedsorganisationen, den Landes- Als Referent werde ich mich gemein- verbänden, dem Bundesverband und sam mit meinen Kolleginnen und Kol- weiteren Verbänden und Institutionen. legen dafür einsetzen, im Sinne unse- Bisher komme ich ganz gut mit. rer Mitgliedsorganisationen die Rah- menbedingungen in Berliner Kinderta- Sind Sie auch neu in die Stadt gekom- gesstätten kontinuierlich zu entwickeln men, oder haben Sie nur den Job ge- und zu verbessern. Zudem freue ich wechselt? mich, wenn es durch meine Mitarbeit Berlin ist meine Heimat, und hier habe im Bundesprojekt „Partizipation und ich alles erleben dürfen, was in den letz- Demokratiebildung in der Kindertages- ten 35 Jahren zu Berlin gehört. Die Bran- betreuung« gelingt, Kitaträger, Fach- denburgische Straße ist allerdings eine beratungen und pädagogische Teams mir bisher unbekannte Berliner Ecke, neugierig auf das ganzheitliche Quer- die es nun zu erkunden gilt. schnittsthema Demokratiebildung zu André Borgmann machen. An den Landesverband habe Foto: Boaz Arad Wo hat man die besten Chancen, Sie ich den Wunsch, hier eine neue beruf- nach Dienstschluss anzutreffen? liche Heimat zu finden, in der ich mich Hauptsächlich im Kreis meiner Familie beweisen, entfalten und wachsen kann. chen Kommunikation einzelner Senats- oder bei einem ausgiebigen Spazier- verwaltungen werden. gang beziehungsweise an einem der Auf welche Aufgaben freuen Sie sich wunderschönen Brandenburger Seen. besonders? Was gehört eher zum Was wünschen Sie sich für Ihr erstes Ohne Covid-19-Beschränkungen: beim Pflichtprogramm? Jahr beim Paritätischen Wohlfahrts- Sport, in Gesellschaft von langjährigen Auf das Kennenlernen, die Zusammen- verband Berlin? Freunden oder auf dem Spielplatz mit arbeit und den fachlichen Austausch Wenn ich in einem Jahr das Gefühl habe, meinem Sohn und befreundeten Fa- mit den vielen Mitarbeiterinnen und in einer Gemeinschaft zu arbeiten und milien. Die meisten Wochenenden ver- Mitarbeitern der Mitgliedsorganisatio- meinen Platz darin gefunden zu haben, bringe ich mit meiner Familie auf unse- nen sowie den neuen Kollegeninnen ist mein wichtigster Wunsch erfüllt. rem Erholungsgrundstück am Stor- und Kollegen innerhalb des Verbands kower See. Meine Berliner Lieblingsorte freue ich mich. Eine gelingende Zusam- Was haben Sie in Ihr neues Büro mit- sind etwa der Landwehrkanal, das Funk- menarbeit und das gemeinsame Entwi- gebracht? haus Berlin und das Holzmarktgelände. ckeln von Ideen und deren Umsetzung An meinem ersten Tag hatte ich einen sind Aufgaben, die mir Freude bereiten. kleinen Talisman bei mir, der mir gehol- Was sollten die neuen Kollegen unbe- Hierbei bringe ich meine sehr diver- fen hat, meine Aufregung in den Griff dingt von Ihnen wissen? sen, in mehr als 25 Jahren gesammelten zu bekommen. Passend zum Jahr 2020 Dass ich Marzipan und Humor mag, ein Erfahrungen, Perspektiven und fach- hatte ich ein paar Mund-Nasen-Masken guter Gesprächspartner bin, manchmal lichen Qualifikationen ein. Darunter dabei. in die Rolle des Advocatus Diaboli gehe, waren und sind Tätigkeiten wie Zivil- um eine ganzheitliche Debatte zu för- dienstleistender in einem Altenpflege- Wie viele Namen von Kolleginnen dern. Zudem beende ich in diesem Jahr heim, Sozialarbeiter in der Jugendarbeit, und Kollegen konnten Sie sich bereits meine Ausbildung zum systemischen Vorstandsvorsitzender eines Berliner merken? Coach. Fachlich bin ich unter anderem Sportvereins, Dozent im Bereich der Da ich das Glück hatte, gleich zu Beginn ein Anhänger der Idee, Kindertagesstät- Fort- und Weiterbildung, systemischer auch die Geschäftsstelle Bezirke und die ten zu sozialräumlich arbeitenden Fami- Organisationsberater und Coach und Paritätische Akademie Berlin besuchen lienzentren zu entwickeln. Das folgende Leiter eines Kinder- und Familienzent- zu können, waren es zusammen mit der Zitat von Nelson Mandela hat mich sehr rums. Pflichtprogramm könnte das Ver- Landesgeschäftsstelle eine große An- geprägt: „Es scheint immer unmöglich, arbeiten der mitunter schwer verdauli- zahl an neuen Namen. Hinzu kommen bis es vollbracht ist.« Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 6
Landesgeschäftsstelle Was uns bewegt Von Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin Schnelllebigkeit und Unplanbarkeit Es fühlt sich gerade an, als wollten wir Götterspeise an die Wand nageln. Was gestern noch galt, gilt heute nicht mehr. Oder anders gesagt: Kaum jemand kommt noch nach, wenn es darum geht, die Coronaverordnungen oder einzelne Bestimmungen im Detail zeit- nah zu lesen und zu verstehen: Schu- len auf oder zu? 15 Kilometer von wo? Was gilt für Kantinen? Was gilt im Bund, was im Land und was im Bezirk? Diese Schnelllebigkeit und Unübersichtlich- keit bedeuten auch mehr Unplanbar- keit, beruflich wie privat. Und da ist die- ses dumpfe Gefühl: Dieser Zustand wird sich noch eine Weile hinziehen. Wir wis- sen nicht, wie lange es noch dauert. Wann sind wir über die Spitze des Eis- bergs hinweg? Das ist schwer auszuhal- ten. Am Ende des Tunnels ist ein kleines Licht, aber es wird kaum größer, es fla- Dr. Gabriele Schlimper Foto: Boaz Arad ckert nur ständig. Das mag manchmal zermürben. Wir brauchen zuverlässige Informationen, Netzwerke und Aus- sind Menschen aktiv, die Schutz brau- der Spitzenverbände der Freien Wohl- dauer. Ihnen und uns wünschen wir den chen, Polizistinnen etwa oder Verkäu- fahrtspflege in Berlin inne. Die Feder- nötigen Langmut, die Pandemiezeit ge- fer. Wir sollten nicht eine Berufsgruppe führung wechselt alle zwei Jahre. Was meinsam weiter gut durchzustehen. gegen die andere ausspielen. Und bedeutet das für uns? Wir sind nun zen- wenn endlich genügend Impfstoff vor- traler Ansprechpartner für Politik und Megaprojekt Impfen handen ist, wäre es ein nächstes wich- Verwaltung und koordinieren die Ab- Das Impfen gegen Corona ist ein außer- tiges Etappenziel, dass zusätzlich Haus- stimmung der sechs Wohlfahrtsver- ordentlicher Logistikkraftakt. Als die ärzte gegen Corona impfen, wie sie es bände in wichtigen sozialen Fragen. Impfzentren mit Ärztinnen und Hel- bereits gegen Grippe tun. Unser Fokus: Zunächst müssen wir ge- fern vor Ort bereitstanden, kam ein- Auch das ist ein Thema: Nur wenn meinsam die Coronapandemie bewäl- fach nichts nach. Es mangelt schlicht sich die allermeisten Menschen impfen tigen. und einfach an Impfstoff. Die Priori- lassen, besteht eine gute Aussicht dar- Langfristig setzen wir uns dafür ein, täten der Ständigen Impfkommission auf, dass wir wieder mehr von unserem dass an Leistungen für Hilfebedürftige sind eindeutig und nachvollziehbar: zu- „alten« Leben zurückbekommen. nicht gespart wird. Das geht nur mit erst die hochbetagten Menschen schüt- Übrigens: Toll, was unsere Mitglieder Unterstützung von Politik und Verwal- zen, dann das Pflegepersonal. Und wen von jetzt auf gleich im Dezember auf tung. Beide Aufgaben verfolgen wir in danach? Das wird intensiv diskutiert. die Beine gestellt haben. Nur zwei Bei- diesem Jahr mit ganzer Kraft, denn am Viele Berufsgruppen haben gute und spiele: So hat die Volkssolidarität ältere 26. September sind Wahlen, sowohl die richtige Argumente für einen Platz weit Menschen bei der Organisation von Berliner Abgeordnetenhaus- als auch oben in der Liste. Ob Straßensozial- Impfterminen unterstützt, der Arbeiter- die Bundestagswahl. Dann legt die Poli- arbeiter, Mitarbeitende in der Psychia- Samariter-Bund ist in Impfzentren aktiv. tik wichtige Prioritäten für die Finanzie- trie, in Kitas, Schulen oder Wohngrup- rung sozialer Arbeit fest – wir werden pen für Jugendliche oder Menschen LIGA-Federführung und Wahlen Vorschläge einbringen, die Programme mit Beeinträchtigungen und viele mehr. Seit Jahresbeginn hat der Paritäti- genau lesen und, wo nötig, Nachbesse- Auch außerhalb der Sozialwirtschaft sche Berlin die Federführung der LIGA rungen fordern! Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 7
Landesgeschäftsstelle Paritätischer Berlin hat zwei Jahre LIGA-Vorsitz Seit Jahresbeginn hat der Paritätische Berlin die Federführung der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege (LIGA Berlin) inne Videokonferenz der LIGA mit zugeschalteten Gästen aus der Politik: Übergabe der Federführung von der AWO an den Paritätischen Berlin Quelle: Sceenshot / Zoom D ie Federführung wechselt alle napandemie bewältigen. Aktuell geht der sind unter anderem in der Bildung, zwei Jahre. Der Federführende es darum, den Kranken zu helfen und der Kinder- und Jugendhilfe, der ambu- ist Ansprechpartner für Politik die besonders gefährdeten Personen lanten und stationären Pflege, der psy- und Verwaltung und koordiniert die Ab- zu schützen. Langfristig setzen wir uns chologischen Betreuung, der Behinder- stimmung der Wohlfahrtsverbände in dafür ein, dass Berlin eine soziale Stadt ten- und Suchthilfe, der Gesundheits- wichtigen sozialen Fragen – so wie die bleibt und an Leistungen für Hilfebe- förderung und -versorgung sowie in der Verhandlungen von Rahmenverträgen dürftige nicht gespart wird. Das geht Stadtteilarbeit aktiv. Außerdem enga- für die Finanzierung sozialer Angebote. nur mit Unterstützung von Politik und gieren sich die Mitarbeitenden der Mit- Neben dem Paritätischen Wohlfahrts- Verwaltung. Dafür setzen wir uns als gliedsorganisationen in der Selbsthilfe, verband Berlin sind in der LIGA Berlin Wohlfahrtsverbände mit unseren Mit- für obdachlose Menschen und Geflüch- tete, setzen sich für queere Lebensweise ein und helfen Menschen in Notlagen, „Jetzt müssen wir gemeinsam die Coronapandemie bewältigen. wie in der Schuldnerberatung oder der Langfristig setzen wir uns dafür ein, dass Berlin eine soziale Stadt bleibt.« Straffälligen- und Opferhilfe. Dr. Gabriele Schlimper, derzeit Federführung der LIGA Berlin In den sozialen Einrichtungen, Diens- sowie Geschäftsführerin des Paritätischen Berlin ten und Projekten der LIGA sind in Ber- lin rund 107.000 hauptamtliche und etwa 53.000 ehrenamtliche Mitarbei- tende tätig. Die Wohlfahrtsverbände der Arbeiterwohlfahrt Landesverband gliedsorganisationen in allen sozialen und ihre Mitgliedsorganisationen sind Berlin, der Caritasverband für das Erzbis- Bereichen ein.« damit einer der wichtigsten Arbeitge- tum Berlin, das Diakonische Werk Berlin- Zusammen mit ihren Mitgliedsorga- ber in Berlin. Rund 150.000 Menschen Brandenburg-schlesische Oberlausitz, nisationen ist die LIGA Berlin der größte sind zusätzlich persönliche Mitglieder der DRK Landesverband Berliner Rotes Anbieter sozialer Hilfen in der Stadt und in den Verbänden der LIGA Berlin, die Kreuz und die Jüdische Gemeinde zu sichert einen wesentlichen Teil der so- wiederum etwa 1200 Initiativen und Berlin zusammengeschlossen. zialen Infrastruktur Berlins. Ihre Mitglie- Träger vertreten. Die neue Vorsitzende der LIGA Berlin und Geschäftsführerin des Paritätischen Wissenswertes Wohlfahrtsverbands Berlin, Dr. Gabriele Weitere Informationen und Positionen der LIGA der Spitzenverbände der Schlimper, zu den kommenden Aufga- Freien Wohlfahrtspflege (LIGA Berlin) finden Sie unter: www.ligaberlin.de ben: „Berlin und damit auch die LIGA Kontakt LIGA-Assistenz der Federführung: stehen vor großen Herausforderungen. Clara Schmitz · Tel.: 030 86 001-186 · E-Mail: schmitz@paritaet-berlin.de Jetzt müssen wir gemeinsam die Coro- Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 8
Landesgeschäftsstelle Die Zuwendungspraxis vereinfachen Broschüre mit Handlungsempfehlungen – unser Beitrag zur Entbürokratisierung und für mehr Wirkung U nter dem Dach des Paritätischen und einfache transparente Förderver- Quelle: Paritätischer Berlin Berlin sind über 800 freie ge- fahren zu schaffen, damit mehr Wirkung meinnützige Organisationen und in der sozialen Arbeit entfaltet werden Selbsthilfegruppen zusammengeschlos- kann. sen. Mit ihren rund 55.000 hauptamtlich Klare und aufeinander abgestimmte Mitarbeitenden und etwa 30.000 Ehren- Vorgaben und Verfahren tragen zu amtlichen übernehmen diese gemein- einem gemeinsamen effizienteren nützigen Organisationen unverzicht- Entbürokratisierung Arbeiten bei. Die Aufzählung der Hand- der Zuwendungspraxis bare Aufgaben im Sinne des Subsidia- Handlungsempfehlungen lungsempfehlungen ist dabei nicht ab- ritätsprinzips und stärken unsere viel- für eine wirkungsorientierte Zuwendungspraxis schließend, sondern der Anfang eines fältige, solidarische und demokratische Prozesses für eine wirkungsorientierte Gesellschaft nachhaltig. Entbürokratisierung der Zuwendungs- Die Mehrzahl der Mitgliedsorganisa- praxis. tionen erhält für die Umsetzung ihrer Anika Göbel, Bezirksbeauftragte für Mitte, Spandau und Arbeit Zuwendungen des Landes Ber- Steglitz-Zehlendorf / Stadtteilarbeit in der Geschäftsstelle Bezirke lin, der Bezirke sowie von anderen öf- fentlichen und privaten Stellen. Von der gularien und deren Auslegungen aus Wissenswertes Antragstellung über die Bewilligung einandersetzen müssen. Die Broschüre finden Sie als Beilage im bis zur Abrechnung ist dieses Verfah- Der Paritätische Berlin hat nun eine gedruckten Rundbrief. ren mit einem hohen administrativen Übersicht mit Handlungsempfehlun- Aufwand – auf beiden Seiten – verbun- gen entwickelt, um ein Angebot zum Ein PDF zum Herunterladen:: den. Für die sozialen Träger von zuwen- konstruktiven Austausch mit der Ver- https://bit.ly/3jTqDFj dungsgeförderten Projekten bedeutet waltung und politischen Verantwort- Infos per E-Mail: dies, dass sie sich mit sehr unterschied- lichen zu machen. Ziel ist es, die Büro- zuwendungsberatung@paritaet-berlin.de lichen und teils widersprüchlichen Re- kratie im Zuwendungsrecht abzubauen IN EIGENER SACHE Liebe Mitglieder, trakt sowie weitere Nebenräume. Später erfolgt dann der Abriss des Altbaus auf dem Grundstück. in der Mitgliedschaft habe ich mitgeteilt, dass und Mit dieser Gesamtentscheidung zur Übertragung warum wir, der Landesverband, als bisheriger alleini- der Gesellschafteranteile und damit zur Einbindung ger Gesellschafter der Paritätisches Seniorenwohnen der Volkssolidarität Landesverband Berlin e. V. konn- gGmbH 60 Prozent unserer Gesellschaftsanteile an die ten nun mehrere Aspekte geregelt und zu einem guten Mitgliedsorganisation Volkssolidarität Landesverband Ende geführt werden. Die Gesellschaft und damit das Berlin e. V. zu Ende 2020 übertragen. Nun möchte ich Angebot der stationären Pflege konnten aufrechterhal- kurz davon berichten, wie wir gemeinsam das gemein- ten und weiterentwickelt sowie im Bereich der gemein- nützige Unternehmen stabilisieren konnten und gute nützigen Wohlfahrtspflege gehalten werden. Die Ge- Entwicklungschancen im Berliner Markt für die statio- sellschaft wird fit für die Zukunft, bleibt Mitglied im Pa- näre Pflege sehen. ritätischen Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin Wir konnten mit den zusätzlichen Mitteln den Neu- und zahlt damit weiter die Mitgliedsbeiträge. Der Pa- bau weitestgehend fertigstellen und die Platzzahl auf ritätische Berlin vollzieht damit im letzten Feld seinen 144 erhöhen, wovon schon mehr als zwei Drittel belegt Grundsatz, wonach er keine Leistungen anbietet, die werden konnten. Das stabilisiert die Einnahmenseite. Mitgliedsorganisationen selbst auch tätigen können. Fertig gestellt werden muss noch der große Küchen- Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin Paritätischer Berlin Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 9
Landesgeschäftsstelle Grundstücke für soziale Organisationen Land Berlin vergibt Erbbaurechte für Einfamilienhausgrundstücke an soziale Träger – Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen G rund und Boden sind nicht ver- mehrbar. Berlin hat den Verkauf landeseigener Liegenschaften deshalb seit Langem gestoppt und ver- gibt landeseigene Grundstücke grund- sätzlich nur noch im Erbbaurecht. Auf diesem Wege soll nun auf zahlreichen unbebauten und bislang ungenutzten landeseigenen Einfamilienhausgrund- stücken eine neue, gemeinwohlorien- tierte Nutzung durch soziale Träger rea- lisiert werden. Für insgesamt rund 40 landeseigene Einfamilienhausgrundstü- cke wurde eine grundsätzliche Eignung bestätigt. Weitere Grundstücke werden geprüft. Die Erbbaurechtsverträge wer- den in der Regel für die Dauer von 90 Jahren geschlossen. Auf Initiative von Senator Sebastian Scheel wurden, gemeinsam mit den Spitzenverbänden der freien Wohl- fahrtspflege, LIGA Berlin, den zustän- Blick auf Berlin Foto: Pavel Nekoranec / unsplash digen Fachverwaltungen und in enger Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Finanzen und der Berliner Immobi- die Hilfe benötigen, wie obdachlose lotgrundstücke liegen größtenteils in lienmanagement GmbH (BIM) landes- Menschen oder Menschen mit Behinde- Treptow-Köpenick und Marzahn-Hel- eigene Einfamilienhausgrundstücke rungen, werden durch soziale Organi- lersdorf. Sie haben in der Regel eine Flä- einer Eignungsprüfung unterzogen und sationen unterstützt. Das geschieht oft che von unter 1000 Quadratmetern und durch den für die Liegenschafts-Clus- in betreuten Wohnformen in sogenann- sind nicht für die Errichtung von Schu- terung des Landes Berlin zuständigen tem Trägerwohnraum. Es wird immer len, Kitas, bezahlbaren Wohnungen, wie Portfolioausschuss einvernehmlich be- schwieriger, dafür Wohnungen zu fin- Geschosswohnungsbau, oder anderen schlossen. den. Die sozialen Organisationen haben Landesbedarfen geeignet. Sebastian Scheel, Senator für Stadt- schon lange darauf hingewiesen und Am 14. Dezember 2020 hat sich ein entwicklung und Wohnen: „Soziale Trä- begrüßen es deshalb außerordentlich, Fachbeirat konstituiert, dem Vertre- ger haben es am angespannten Grund- dass das Land Berlin nun Grundstücke ter und Vertreterinnen der LIGA-Ver- stücksmarkt besonders schwer, bezahl- dafür zur Verfügung stellt. So können bände, der Senatsverwaltung für Bil- bare Grundstücke, beispielsweise für soziale Organisationen Einrichtungen dung, Jugend und Familie, der Senats- betreutes Wohnen, zu finden. Ich freue bauen, in denen Menschen gut unter- verwaltung für Integration, Arbeit und mich, dass es nun gelungen ist, gemein- stützt und betreut werden. Das macht Soziales sowie der Senatsverwaltung sam eine Lücke in der optimalen Aus- ein soziales Berlin aus.« für Gesundheit, Pflege und Gleichstel- nutzung von Landesgrundstücken zu Voraussichtlich ab März 2021 star- lung und Vertreterinnen aus den Be- schließen und auch sehr kleine Landes- tet für die ersten zehn Pilotgrundstü- zirken angehören. Der Fachbeirat wird grundstücke gemeinwohlorientiert zu cke ein Interessenbekundungsverfah- die Interessenbekundungen bewerten nutzen. Wir starten in Kürze die ersten ren. Entscheidend sind die Qualität des und eine Empfehlung an die zuständige Pilotprojekte.« Konzepts und die Einordnung des Pro- Fachverwaltung aussprechen. Der Trä- Dr. Gabriele Schlimper, Federführung jekts in den Sozialraum. Zudem müssen ger, der konzeptionell und wirtschaft- der Spitzenverbände der Freien Wohl- die Finanzierung nachgewiesen und lich für das jeweilige Grundstück geeig- fahrtspflege (LIGA Berlin): „Menschen, ein Zeitplan vorgelegt werden. Die Pi- net ist, erhält ein Erbbaurecht. Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 10
Landesgeschäftsstelle Nachruf auf Gudrun Hirche Der Paritätische Berlin, Vorstand, Geschäftsführung und die Mitarbeitenden, trauern um die Mitbegründerin und Ehrenvorsitzende des Vereins Miteinander Wohnen G udrun Hirche ist am 28. Dezem- Gründung der gemeinnützigen Gesell- der nachhaltigen Umsetzung des Leit- ber 2020 im Alter von 96 Jahren schaft Altenzentrum Miteinander Woh- gedankens Miteinander Wohnen im Be- zu Hause im Kreise ihrer Lieben nen mbH, Gründung des Seniorencafés, zirk Lichtenberg. verstorben. Seit vielen Jahren hatte sie Gründung des Clubs der aktiven Neun- Auch im hohen Alter war Gudrun Hir- sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass zigjährigen, Gründung des Sozio-kultu- che noch immer interessiert am Wohl gebrechliche Menschen so lange wie rellen Zentrums Friedrichsfelde, Eröff- und an den Entwicklungen des Grün- möglich in ihrem häuslichen Umfeld, nung des Kiez-Service-Ladens Friede- dungsvereins mit all den Projekten und auch im hohen Alter, bleiben können rike und vieles mehr. Folgegründungen. Sie netzwerkte noch und gut versorgt werden. Und so hat sie Gudrun Hirche hat die Messlatte hoch immer gern und blieb „am Ball«. Ihr In- es letztendlich auch für sich selbst ge- gelegt, Akzente gesetzt und Impulse teresse am Verein war vital. Sie brachte schafft, bis zuletzt in ihrem Zuhause zu gegeben. Ihre Initiativen haben sich ihre Ideen ein und stand für Rat und Tat, sein. fruchtbar entwickelt und ihre Arbeit soweit es ihre Kräfte im hohen Alter zu- Ihr Engagement begann schon mit wurde anerkannt. 1997 erhielt sie die ließen, zur Verfügung. dem Fall der Mauer 1989. Gudrun Hir- silberne Ehrennadel des Paritätischen Jetzt hat sie uns verlassen, aber ihre che entschied sich mit 65 Lebensjah- Berlin und 1999 die Ehrennadel des Botschaft bleibt erhalten und lebendig: ren, im Stadtbezirk Lichtenberg lebend, Landes Berlin. Aktiv und selbstbestimmt Altsein hat dafür, die Veränderungen mitzugestal- 2014 verlieh ihr der Paritätische Berlin Zukunft. ten. Gemeinsam mit sechs weiteren die goldene Ehrennadel für ihr heraus- Allen Angehörigen, dem Verein Mit- Frauen setzte sie sich zum Ziel, die Le- ragendes, über Jahrzehnte andauern- einander Wohnen und dem großen bensqualität der älteren Menschen in des ehrenamtliches Engagement bei Freundeskreis gilt unser Mitgefühl. Lichtenberg zu verbessern und mög- lichst vielen gebrechlichen Menschen den Verbleib in den eigenen vier Wän- Gudrun Hirche Foto: Miteinander Wohnen den zu ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, gründeten die Frauen den Verein Miteinander Wohnen. Gudrun Hirche übernahm Verant- wortung und stand für das Amt der Ver- einsvorsitzenden über 15 Jahre zur Ver- fügung. Ihr Anliegen war, die Selbst- hilfepotenziale der älteren Menschen zu stärken, bei gesundheitlichen Be- einträchtigungen Würde und Eigen- ständigkeit zu erhalten und einer mög- lichen Vereinsamung entgegenzu wirken. Mit ABM-Kräften und Ehrenamtlichen begann die Arbeit. Als Rückblick hier nur einige Stichpunkte zur Entwick- lung des Vereins: Mitgliedschaften im Arbeitskreis der Berliner Senioren und im Paritätischen Berlin, Auszeichnung als seniorenfreundliche Gemeinde, Übernahme der Trägerschaft der Koor- dinierungsstelle Rund ums Alter, Grün- dung eines Förderkreises für den Ver- ein, Übernahme der Trägerschaft für das Pflegewohnheim Haus Abendsonne, Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 11
Landesgeschäftsstelle #pia2020 Paritätischer Berlin würdigt besonderes Engagement von Frauen mit Behinderungen A m Internationalen Tag der Men- schen mit Behinderung, dem 3. Dezember, hat der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin den Paritäti- schen Preis für Frauen mit Behinderun- gen in Aktion (pia) verliehen. Die #pia wurde 2020 zum zweiten Mal vergeben. Der Preis ist bundesweit einmalig. Die #pia2020 ging an die Preisträge- rinnen: Bärbel Reichelt, Kirsten Bruhn, Hildegard Wittur und Anita Borrusch. Dazu die Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Ber- lin, Professorin Barbara John: „Wir wollen mit der Verleihung der #pia2020 deutlich machen, dass viele Frauen mit Behinderungen an ganz ver- schiedenen Stellen gesellschaftliche Vorstandsvorsitzende Professorin Barbara John gratulierte auf digitalem Weg Aufgaben vorbildlich erfüllen. Wir wol- Foto: Kathrin Zauter len dafür sensibilisieren und die Teil- habe von Frauen mit Behinderungen stärken.« Preisträgerinnen bekommen eine spe- Wissenswertes Aufgrund der Coronapandemie wur- ziell angefertigte Bärin der Firma KPM. Die Bekanntgabe der Preisträgerinnen den die Preisträgerinnen online be- Außerdem erhalten sie 4.000 Euro und können Sie sehen im YouTube-Kanal kannt gegeben. Eine unabhängige Jury können damit ein Projekt unterstützen. bit.ly/pia_youtube und bei Facebook: hat die Preisträgerinnen ausgewählt. Es Kathrin Zauter, Leiterin der Presse- bit.ly/pia2020_facebook wurden 16 Frauen vorgeschlagen. Die und Öffentlichkeitsarbeit beim Paritätischen Berlin Preisträgerinnen #pia2020 Bärbel Reichelt – in der Kategorie Menschenrechte und Selbstbestimmung B ärbel Reichelt wurde 1947 mit einer spastischen Lähmung geboren, nach dem Kinderwagen folgte der Rollstuhl. Sie engagierte sich bereits in den 1970ern intensiv in der behindertenpolitischen Arbeit. So protestierte sie unter anderem gegen den Ausschluss von Rollstuhlfahrern aus Versammlungsstätten und setzte sich für die Anschaffung von mobilen Rampen an Geschäften ein. In ihrer lebendi- gen und furchtlosen Art geht sie unerschrocken auf alle Widerstände zu. Bärbel Rei- chelt ist 1. Vorsitzende von Cocas e. V. Aus der Begründung der Nominierenden: Bärbel Reichelt wurde mit einer spasti- schen Lähmung geboren. Ihr ganzes Leben hat sie gegen Einschränkungen für Men- schen mit Behinderungen gekämpft und das in allen Bereichen. Zu erwähnen sind hier zum Beispiel die Spontis, ein Spontanzusammenschluss von Menschen, die in den 1980ern mit spektakulären Aktionen Mobilität für alle forderten. Aktuell setzt sich Bärbel Reichelt für Verbesserungen beim neuen Mobilitätsgesetz und beim Sonderfahrdienst ein. Bärbel Reichelt Foto: privat Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 12
Landesgeschäftsstelle Kirsten Bruhn – in der Kategorie Sport K irsten Bruhn wurde 1969 in Eutin, Schleswig-Holstein, geboren und war im Schwimmsport aktiv. 1991 hatte sie einen Motorradunfall und ist seitdem quer- schnittsgelähmt. Seit 2002 nimmt sie wieder aktiv an Schwimmwettkämpfen teil. Kirsten Bruhn ist unter anderem dreifache Paralympics-Goldmedaillen-Gewinnerin im Schwimmen. Und sie ist Vorstandsmitglied des Präsidiums des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes e. V. Aus der Begründung der Nominierenden: Kirsten Bruhn zeigt uns, was es heißt, in- klusiv zu denken. Sie hinterfragt und hat den Behindertensport verändert. In vielen Organisationen des Behindertensports bringt sie sich ein und nicht nur dort. Sie ist eine Kämpferin und ein Vorbild für viele Frauen und Mädchen. Kirsten Bruhns Bei- Kirsten Bruhn Foto: Kirsten Bruhn spiel macht Mut. Hildegard Wittur – in der Kategorie Kunst H ildegard Wittur ist 1948 in Berlin geboren, sie hat lange in psychiatrischen Ein- richtungen verbracht und musste viele Jahre für ein selbständiges und selbst- bestimmtes Leben kämpfen. Aber sie hat sich nie unterkriegen lassen und ihren Le- bensmut bewahrt. Hildegard Wittur schloss sich der Kunstgruppe der Lebenshilfe Berlin an. Sie schafft selbst aktiv Kunst und vermittelt sie an Besuchende bei inklu- siven Kunstführungen. Aus der Begründung der Nominierenden: Hildegard Wittur ist schon viele Jahre künstlerisch tätig, sie malt, gestaltet und wirkt bei künstlerischen Projekten der Le- benshilfe Berlin mit. Außerdem vermittelt sie Kunst unter anderem bei Führungen in der Berlinischen Galerie. Dabei schafft sie es, alle mitzunehmen und zu begeistern, jenseits akademisch-abstrakter Intellektualisierung, Kunst wird durch sie zum sinn- lich-emotionalen Ereignis. Hildegard Wittur Foto: privat Anita Borrusch – in der Kategorie Gesundheit und Selbsthilfe A nita Borrusch ist heute 75 Jahre alt. Als Kind erkrankte sie an Kinder- lähmung. Sie ist seit Anfang der 1960er Jahre in verschiedenen Be- hinderteninitiativen aktiv, etwa im Nachbarschaftsheim Neukölln. Aber ihr Engagement geht weit über Neukölln hinaus. Sie organisierte Demos und Aktionen mit, um mehr Barrierefreiheit in Geschäften und im öffent- lichen Nahverkehr zu erreichen. Anita Borrusch ist in der Berliner Regio- nalgruppe des Bundesverbandes Polio e. V. aktiv. Aus der Begründung der Nominierenden: Anita Borrusch ist eine sehr aktive Frau, die sich seit rund 40 Jahren für die Rechte und die Selbst- bestimmung von Menschen mit Behinderungen einsetzt und das ganz kontinuierlich. Seit Langem ist sie in der Selbsthilfe aktiv, berät und unterstützt andere in ihrer beeindruckenden und offenen Art. Im vergan- genen Jahr wurde die Broschüre »LieblingsOrte Neukölln« veröffentlicht, Anita Borrusch Foto: Siegurd Seifert / inclusio medien auch daran hat Anita Borrusch mitgewirkt. Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 13
Landesgeschäftsstelle berlinbessermachen E s macht uns selbst große Freude, die Menschen aus unse- und hören Sie sich die dazugehörige Podcastserie #berlinbes- ren Mitgliedsorganisationen vorzustellen, die #berlin- sermachen auf Spotify oder Apple Podcasts an! bessermachen, egal, aus welchem sozialen Bereich, egal, ob haupt- oder ehrenamtlich – es ist beeindruckend und es inspiriert. Das ist auch das Ziel der Aktion: zu zeigen, dass es Wissenswertes sich lohnt, sich einzubringen, gemeinsam #berlinbesserma- Die Website finden Sie unter: www.berlinbessermachen.de chen! Schauen Sie auf unsere Website berlinbessermachen.de „Ehrenamt ist eine ganz wertvolle Sache – gerade für jemanden, der noch jung ist.« Hannah Kaline, Schülerin und freiwillig engagiert beim Förderverein Heerstraße Nord e. V. C orona war für viele Anlass für Solidari- tät und ehrenamtliches Engagement, so auch für Hannah Kaline. Die Schülerin aus Spandau ist seit April 2020 ehrenamt- lich beim Fördererverein Heerstraße Nord e. V. engagiert und geht einmal pro Woche mit einer älteren Frau spazieren. Keine gewöhnliche Beschäftigung für eine 18-Jährige: Dass sie einmal eine Se- niorin betreuen würde, hätte Hannah An- fang des Jahres auch noch nicht gedacht. Doch dann kam Corona, und sie hatte plötzlich Zeit, die sie sinnvoll nutzen wollte: Die Schule war geschlossen, ihre Freunde sah sie überwiegend über Skype und – für Hannah eine große Einschränkung – die Sportvereine mussten schließen. Hannah macht Leistungssport und trainiert schon seit Längerem ehrenamtlich Kinder. Als sie sich beim FÖV meldete, dachte sie daher eigentlich auch, dass ihr ein Ehrenamt mit Hannah Kaline Foto: Patricia Kalisch Kindern zugeteilt würde. „Dass sozusagen genau das Gegenteil eintreffen würde, war eine ganz schöne Überraschung«, lacht fen fühlen sich an wie eine Auszeit«, er- Hannah wünscht sich, dass mehr Ju- Hannah. Dass sie sich trotzdem darauf ein- zählt sie. „Mein Handy ist dann aus, wir gendliche ein Ehrenamt ausprobieren – ließ, stand außer Frage. „Ich wollte ja hel- gehen ganz langsam, und ich erzähle da nicht nur, weil das berlinbessermachen fen«, sagt sie. Und dann den tollen Satz: weiter, wo ich das letzte Mal aufgehört würde, sondern auch, weil es sich lohnt: „Ich kann ja nur aus Erfahrung lernen. habe.« Mittlerweile kennen sich die beiden „Ich kann da viel rausziehen, viel mitneh- Bevor ich etwas ausprobiert habe, kann ich recht gut. Hannah berichtet viel von ihrem men. Man lernt einfach was und entwickelt nicht sagen, ob es gut ist oder schlecht.« Leben und manchmal erzählt Frau G. dann, sich weiter. Das ist eine ganz wertvolle Ihre Offenheit hat sich gelohnt: Ihre Spa- wie es bei ihr damals war: Die Schule, die Sache – gerade für jemanden, der noch ziergänge mit Frau G. sind für beide eine im Krieg zerbombt wurde, wie Spandau jung ist.« willkommene Abwechslung. „Unsere Tref- aussah, als sie ihren Führerschein machte. Nina Roßmann, Autorin Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 14
Landesgeschäftsstelle „Man darf nicht aufhören auf die Belange der Obdachlosen aufmerksam zu machen – auch wenn es einigen unbequem ist.« Anna Sommerfeld, selbstständige Kosmetikerin und Fußpflegerin und Ehrenamtliche im TagesTreff Weitlingstraße des Humanistischen Verbands Berlin-Brandenburg D as einzige, was die Armut beseitigen kann, ist mitein- ander zu teilen« – mit den Wor- Beschenkt wird Anna Som- merfeld auch mit Geschichten und Anekdoten. Manchmal ge- durch die Fußpflege eine Bezie- hung zu den Menschen auf der Straße habe, begegne ich ihnen ten von Mutter Teresa beschreibt schieht Überraschendes: Einen auch in der Bahn ganz anders.« Anna Sommerfeld, worum es ihr Mann, der regelmäßig zu ihr Ihr ist es wichtig, über ihr Ehren- bei ihrem Engagement geht: Sie kam, sah sie plötzlich im Fern- amt zu sprechen: „Man darf nicht möchte etwas von dem geben, sehen wieder: Er hatte den Weg aufhören, auf die Belange der was sie hat beziehungsweise zurück ins „normale« Leben ge- Obdachlosen aufmerksam zu kann. Inspiriert von Jenny De schafft. Eine Frau habe sie ein- machen – auch wenn es einigen la Torre, beschloss sie vor zehn mal „tief ins Herz getroffen«, er- unbequem ist.« Nicht alle haben Jahren, sich für Obdachlose ein- Anna Sommerfeld zählt sie, weil sie die erste war, Verständnis für Menschen, die zusetzen – und Fußpflege ist Foto: Anna Sommerfeld die sich erkundigte, wie lange auf der Straße leben, einige etwas, mit dem sie Menschen ihr Anfahrtsweg eigentlich sei. blocken ab. Anna Sommerfeld auf der Straße helfen kann. Engagement schafft eine spricht das Thema trotzdem Obdachlose haben häufig aushalten, wenn sie mir in die emotionale Verbundenheit, fin- immer wieder an und konnte ihr Hautkrankheiten. Die medizini- Augen sehen. Aber es entsteht det Anna Sommerfeld: mit dem Engagement auf diese Art schon sche Fußpflege verschafft ihnen eine klitzekleine kurze Verbin- Ort, an dem man lebt und mit weitertragen: Einige ihrer Kun- große Erleichterung, doch oft dung, und die kann sehr schön, den Menschen. „Wenn ich mit- dinnen haben ihr bereits Winter- kostet es sie Überwindung, ihre sehr innig sein. Das sind Mo- geholfen habe, den Friedhof mäntel und Schuhe für die Weit- geschundenen Füße zu zei- mente, die einem geschenkt zu pflegen, werfe ich dort kein lingstraße mitgegeben. gen. „Manche können es kaum werden.« Papierchen weg. Und seit ich Nina Roßmann, Autorin Wir schauen jeden Tag aufs Neue, was unsere Bewohner brauchen, was sie glücklich macht.« Janine Knospe, Pflegedienstleitung des Altenpflegeheims und Altenwohnhauses Haus Christophorus B ei uns wird der Mensch ganzheitlich gesehen, mit all seinen individuellen Bedürfnis- gab das Team alles, um die Ein- schränkungen zu kompensie- ren, und organisierte ein Kon- in ihrer Branche sieht Knospe in der Leasingpraxis, die den Wettbewerb um knappes Per- sen«, fasst Janine Knospe den zert des RIAS-Kammerchor im sonal zusätzlich anheizt. Lea- anthroposophischen Ansatz des Hof des Hauses. „Das war schon singkräfte sollten für akute Eng- Hauses Christophorus zusam- etwas Besonderes«, findet sie. pässe vorbehalten sein, findet men. Konkret heißt das: Jeder Janine Knospe ist seit 2018 sie, und nicht in die Fachkraft- Tag ist individuell planbar. Früh- Pflegedienstleiterin des Hauses quote hineinzählen. Berlin bes- stück gibt es mal um zehn und Christophorus. „Gleich bei mei- ser machen – da fällt ihr noch mal um acht, je nachdem, wie nem Vorstellungsgespräch hat Janine Knospe etwas anderes ein: „‚Das haben lange jemand schlafen möchte. mich die Atmosphäre hier um- Foto: privat wir schon immer so gemacht‘ „Wir schauen jeden Tag aufs gehauen,« erzählt sie, „alles ist ist einfach ein schlechtes Argu- Neue, was unsere Bewoh- irgendwie sehr familiär.« Ein ment. Vielleicht wollte ein Be- ner brauchen, was sie glück- weiteres „Wowerlebnis« hatte schiednehmen, aber auch die wohner immer um 8 Uhr ge- lich macht.« Dazu zählen auch: sie, als sie das erste Mal einen Auseinandersetzung mit dem waschen werden – und irgend- spontane Grillfeste, Ausflüge Sterbefall im Haus Christopho- eigenen Ende. Möglich wird all wann plötzlich erst um 10 Uhr. oder ein Einkaufsbummel. Ein- rus erlebte: „Hier gibt es eine Of- dies durch einen ausgespro- Den Blickwinkel wechseln, offen mal im Monat gibt es Kultur- fenheit gegenüber dem Thema chen guten Fachkräfteschlüs- sein für Veränderung und die veranstaltungen, an denen Sterben, von der alle profitie- sel und ein motiviertes Team Bedürfnisse des anderen – das auch externe Besucher teilneh- ren.« Zur Sterbekultur im Haus mit geringer Fluktuation. Einen tut uns allen gut.« men. Während des Lockdowns gehört das gemeinsame Ab- Grund für den Qualitätsverlust Nina Roßmann, Autorin Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 15
Geschäftsstelle Bezirke Geschäftsstelle Bezirke Frauenprojekt mit Migrantinnen: GIZ setzt Erfahrungen mit dem gemeinsamen Projekt FEMentoring erfolgreich um M it FEMentoring haben die GIZ gGmbH, der Rotary Club Berlin und der Paritätische Berlin ein gemeinsa- mes Projekt entwickelt, das nach zwei Jahren, am 30. November 2020, planmäßig endete. Ziel des FEMentoringpro- jekts war es, geflüchtete Mütter in zwei der vier Integrations- ziele Gesundheit, Kinder, Arbeit und Sprache zu unterstützen. Die GIZ gGmbH entwickelte das Pilotprojekt weiter und konnte nun auch die Deutsche Klassenlotterie Berlin über- zeugen. Das Folgeprojekt wird ab dem 1. Januar 2021 für zwei Jahre gefördert. Das neue Konzept setzt den Schwerpunkt auf Sprache, Wissen sowie Teilhabe und entwickelt hierfür die Kursteilnehmerinnen Foto: GIZ gGmbH drei Handlungsformate Sprach- und Schreibwerkstatt, Selbst- hilfe und Qualifizierung. Die Beraterinnen haben den gleichen sprachlichen und kulturellen Migrationshintergrund wie die tulieren der GIZ gGmbH zu diesem schönen Erfolg und ihrem meisten Projektteilnehmerinnen und bringen ihre Erfahrung 20-jährigen Bestehen im Jahr 2020. aus dem Projekt FEMentoring ein. Ein Projektbeirat, dem auch Markus Pleyer, Bezirksbeautragter für Marzahn-Hellersdorf / der Paritätische angehört, wird das Projekt beraten. Wir gra- Arbeit und Beschäftigung / Datenschutz in der Geschäftstelle Bezirke Digitaler Fachtag: innovative Ansätze und Gemeinwesenarbeit in der Coronazeit G emeinsam mit Vertretern und Vertreterinnen der Or- Im zweiten Teil betrachtete Elizabeth Caldéron-Lüning, Uni- ganisationseinheit Sozialraumorientierte Planungs- versität der Künste Berlin, die Risiken und Chancen von digital koordination (OE SPK), der Stadtteilkoordination, der vernetzten Nachbarschaften aus wissenschaftlicher Perspek- Stadtteilzentren und der Sozialen Treffpunkte im Bezirk Lich- tive. Ergänzt wurde dies durch einen Einblick in die Beziehun- tenberg führte die Geschäftsstelle Bezirke am 27. November gen zwischen digitaler und analoger Vernetzung im Kiez im 2020 einen digitalen Fachtag mit 40 Teilnehmenden durch. Rahmen von selbstorganisierten digitalen Plattformen. Ziel war es, die Herausforderungen der Stadtteilarbeit in Co- Abgerundet wurde dieser Teil durch Praxiseinblicke zweier ronazeiten zu beleuchten und einen Austausch zu kreativen Stadtteilkoordinatoren aus Hohenschönhausen, die eine Ansätzen und Methoden anzuregen, um trotz der Einschrän- Website, einen Podcast und einen digitalen Stadtteilspazier- kungen weiterhin wirkungsvolle Stadtteilarbeit umsetzen zu gang anschaulich vorstellten. können. Digitale Pinnwände ermöglichten einen intensiven Aus- Nach Begrüßung durch Kai-Uwe Heymann, Leiter der OE tausch in Workshops. So konnten zum einen der eigene Um- SPK Lichtenberg, Anika Göbel, Bezirksbeauftragte, und Anne gang mit der Pandemie und die verschiedenen Formen der Be- Jeglinski, Leiterin der Geschäftsstelle Bezirke, gab es zwei In- wältigung der Krise auf Seiten der Zielgruppen reflektiert, zum puts und dazugehörige Workshops. anderen der Blick auf Potenziale digitaler Nachbarschaften ge- Im ersten Input berichtete Yasemin El-Menouar, Bertels- weitet werden. Aspekte der Inklusion, des trotz allem unver- mann Stiftung, aus einer psychologischen Studie, wie Men- zichtbaren physischen Raums oder des Rechts jedes Einzel- schen die Coronakrise persönlich verarbeiten, und erläuterte nen, nicht digital vernetzt sein zu wollen, wurden thematisiert. unterschiedliche Bewältigungsstrategien, von Achtsamkeit, Anika Göbel, Bezirksbeauftragte für Mitte, Spandau und Steglitz-Zehlendorf / Verleugnung bis hin zu Rückzug und Neurose. Stadtteilarbeit in der Geschäftsstelle Bezirke Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 16
Geschäftsstelle Bezirke Partnerschaftliche Weiterentwicklung der Nachbarschafts-, Stadtteil- und Selbsthilfearbeit in Pankow W ie lassen sich wirksame Ansätze in der Nachbar- Es gilt, die gezielte Nutzung sozialräumlicher Ressourcen zu schafts-, Stadtteil- und Selbsthilfearbeit gestalten? sichern, Rahmenbedingungen zu verbessern, eine zielorien- In Pankow nimmt sich dieser Fragestellung ein Ko- tierte Vernetzung und Abstimmung der Angebote herbeizu- operationsgremium an, das sich aus der Sozialstadträtin Rona führen sowie die Teilhabemöglichkeiten für Bürgerinnen und Tietje, dem Gesundheitsstadtrat Dr. Thorsten Kühne, weite- Bürger zu fördern. ren Mitarbeitenden des Bezirksamts Pankow sowie Vertrete- Die regelmäßige, intensive Zusammenarbeit zwischen dem rinnen und Vertretern aus paritätischen Mitgliedsorganisatio- Bezirksamt, den freien Trägern und den beiden Verbänden nen zusammensetzt. zeigt, wie sich eine qualitative Weiterentwicklung der Nach- Der Paritätische Berlin und der Verband für sozial-kulturelle barschafts-, Stadtteil- und Selbsthilfearbeit partizipativ um- Arbeit gehören ebenso dem Gremium an und tragen dazu bei, setzen lässt und somit auch andere Bereiche, wie Familien- einen fachlichen und bereichsübergreifenden Austausch aller arbeit, generationsübergreifende oder interkulturelle Arbeit, beteiligten Akteure zu fördern. In den quartalsweise stattfin- miteinbezogen werden können. denden Sitzungen wird die bezirkliche Nachbarschaftsarbeit Anika Haußner, Bezirksbeauftragte für Pankow, Reinickendorf und Trepotw-Köpenick / gemeinsam reflektiert und bedarfsgerecht weiterentwickelt. Arbeit und Beschäftigung in der Geschäftsstelle Bezirke Fachkonferenz der Landesfreiwilligenagentur: Freiwilligenmanagement – welche Bedeutung hat es in unserer Gesellschaft? F reiwilliges Engagement kann besonders dann Wirkung Frauen und Jugend über den Wert von Freiwilligenmanage- entfalten, wenn es einen starken hauptamtlichen Rah- ment. men gibt. Wie ein erfolgreiches Freiwilligenmanagement Klar ist, Freiwilligenmanagement ist in vielerlei Hinsicht aussehen kann und welche Herausforderungen bestehen, das wichtig: um Engagement zu begleiten und wertzuschätzen, diskutierten Praktikerinnen und Praktiker mit Politik, Verwal- für die Netzwerkarbeit und um sichtbar zu machen, welchen tung und Forschung auf Einladung unserer Mitgliedsorgani- unverzichtbaren Wert freiwilliges Engagement für eine solida- sation, der Landesfreiwilligenagentur Berlin e. V., am 14. Ok- rische Gesellschaft hat. Mehr dazu lesen Sie auch im Schwer- tober 2020, bei der 5. Fachkonferenz der Landesfreiwilligen- punkt dieser Rundbriefausgabe. agentur online. Niklas Alt, Bezirksbeauftragter für Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg / Aus Hochschulsicht blickte Prof. Dr. Heinz Stapf-Finé von Freiwilliges Engagement in der Geschäftsstelle Bezirke der Alice Salomon Hochschule Berlin auf das Thema und stellt dabei die aktuelle Studie zum freiwilligen Engage- ment im Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin vor (siehe auch Rundbrief 2/2020). In Workshops gaben unter ande- rem Niklas Alt aus der Geschäftsstelle Bezirke und Daniel Büchel von der Stiftung Unionhilfswerk Einblicke in die Pra- xis bei Verband und Mitgliedsorganisation. Abschließend Wissenswertes diskutierten unter anderem Elke Breitenbach, Senatorin für Eine Dokumentation können Sie hier herunterladen: Integration, Arbeit und Soziales in Berlin, und Dr. Christoph www.freiwillige-managen.de/startseite/das-programm-2020/ Steegmans vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Paritätischer Rundbrief — 1. Quartal 2021 17
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