PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin

Die Seite wird erstellt Sören Berg
 
WEITER LESEN
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF
                                                          3. QUARTAL 2018

Ehrenamtliches Engagement
Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält

Wohnungslosenpolitik          Jobbörse                    Grundsteinlegung
Gespräch mit Andreas Geisel   Geflüchtete bewerben sich   Jugendwohnen im Kiez baut Kita
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
Jetzt bewerben!
                                                                                  a@paritaet-berlin.de
                                                        Schreiben Sie dazu an pi
                                                                                   0/86 00 11 55.
                                                        oder rufen Sie uns an: 03
                                                                                rmationen.
                                                       t Hier gibt es mehr Info
                                                                                    tober 2018
                                                         Bewerbungsfrist: 15. Ok

#pia2018
 In Berlin leben viele Menschen mit Behinderun-         PIA – Das steht für Paritätischer Preis für
 gen, ob jung oder alt. Der Paritätische Wohl-          Frauen mit Behinderungen in Aktion.
 fahrtsverband LV Berlin e.V. setzt sich für gleich-
 wertige Lebensverhältnisse und Chancen-                Der Preis wird in vier Kategorien verliehen:
 gleichheit aller Menschen ein. So unterstützen           Gesundheit und Selbsthilfe
 und fördern wir die gleichberechtigte Teilhabe           Arbeit und Bildung
 von Menschen mit Behinderungen in unserer                Menschenrechte und Selbstbestimmung
 Gesellschaft.                                            Kunst und Sport.
     Um die Leistungen von Frauen mit Behinde-
 rungen in Berlin sichtbarer zu machen, vergibt         Jeder der Preise ist mit 4.000 € dotiert. Damit
 Der Paritätische Wohlfahrtsverband LV Berlin           sollen Berliner Projekte gefördert werden.
 e.V. in diesem Jahr zum ersten Mal einen Preis –
 die PIA. Damit soll das Engagement von Frau-           Nominieren Sie Berlinerinnen mit Behinde-
 en mit Behinderungen gestärkt und Teilhabe             rung, die sich und andere stärken, die für gute
 gefördert werden.                                      Arbeit und Bildung in vielen Sprachen sorgen,
                                                        die dazu beitragen, dass alle Menschen selbst-
                                                        bestimmt ihre Menschenrechte leben und
                                                        genießen können.
                                                           Schlagen Sie Frauen mit Behinderung vor,
                                                        die täglich dazu beitragen, dass unsere Stadt
                                                        bunt, lebens- und liebenswert ist und bleibt.
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
VORWORT
                                                         RUBRIK

Ehrenamtliches Engagement
Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält

S
      pielplätze vom Müll befreien, Fahrräder reparieren oder
      Schokocrossies backen mit Senioren – bei unseren Frei-
      willigentagen Anfang September hat es hunderte Mit-
mach-Aktionen gegeben. Viele Berlinerinnen und Berliner
haben sich beteiligt und Zeit gespendet. Sie haben ihren Kiez
schöner gemacht, Nachbarn und Vereine kennengelernt. Für
alle war es ein schönes Miteinander. Aus manchen Aktionen
entstehen langfristige Engagements oder Freundschaften.
Das freut mich! Und zwar jedes Mal bei dieser Veranstaltung,
die schon eine kleine Tradition aufweisen kann: Bereits im
fünften Jahr veranstaltet der Paritätische Wohlfahrtsverband
Berlin gemeinsam mit dem Tagesspiegel die »Gemeinsame
Sache – Berliner Freiwilligentage«.
    Wer sich engagiert, hilft nicht nur anderen. Er erweitert
auch seinen eigenen Erfahrungsschatz, seinen eigenen Hori-
zont. Und wenn ich den Blick erweitere und statt auf einzelne
Beteiligte auf die gesamte Stadt schaue, so ist klar: Ehren-
amt macht Sinn, gerade in Berlin, wo wir oft, trotz räumlicher
Nähe, nebeneinander leben. Es hält die Hausgemeinschaft,
die Nachbarschaft, die Gesellschaft zusammen. Menschen
mit unterschiedlichen Erfahrungen kommen ins Gespräch
und agieren verantwortlich.
    Allein unter dem Dach des Paritätischen Berlin engagieren
sich 30.000 Menschen dauerhaft ehrenamtlich. Für mich eine
beeindruckende Zahl. Sie besuchen etwa ältere Menschen in
Pflegeheimen oder Gefangene im Strafvollzug, beraten und
stärken andere in Selbsthilfegruppen oder stellen ihr techni-
sches Wissen zur Verfügung und überarbeiten die Internet-
seiten von Vereinen.                                               Barbara John ist Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin.
    Ehrenamt hat viele Gesichter. In unserem Schwerpunkt                                                               FOTO: DORIS SPIEKERMANN-KLAAS
»Ehrenamtliches Engagement – Warum das unsere Gesell-
schaft zusammen hält« berichten wir etwa von Frauen, die ge-
flüchteten Frauen helfen, das Fahrradfahren zu erlernen. Die
Frauen erobern sich damit ein Stück Bewegungsfreiheit und          lich tätig sein oder damit beginnen. Sie spenden Zeit und er-
Selbstständigkeit. Und mehr als das: Es entstehen herzliche        halten Anerkennung.
Verbindungen, einige kochen gemeinsam. Der Staat hat zwar              Ehrenamtliche Arbeit ist wertvoll. Das muss sichtbar wer-
grundsätzliche Aufgaben, ohne die tausenden ehrenamtlich           den. Wir vergeben zum Beispiel jährlich die silbernen und gol-
engagierten Menschen aber gäbe es mehr Nebeneinander statt         denen Ehrennadeln für langjähriges Engagement, veranstalten
Miteinander.                                                       einen Dankeschön-Brunch für ehrenamtlich Aktive bei den
    Hier kommen unsere Mitgliedsorganisationen ins Spiel.          Mitgliedsorganisationen und daneben die Dankeschönfeier
Sie wissen, wie man ehrenamtlich Tätige informiert, berät          für Beteiligte der Freiwilligentage.
und auch in schwierigen Situationen begleitet. Denn etwas              Wer den Rundbrief zufällig in den Händen hält und jetzt
freiwillig zu machen, ist nicht gleichzusetzen mit es irgend-      Lust auf ein Ehrenamt bekommen hat: Es gibt viele Anlauf-
wie zu machen, nach dem Motto: »Es ist doch egal, ich krieg        punkte für Informationen. Etwa die Freiwilligenagenturen
ja kein Geld dafür.« Gerade Ehrenamtliche wissen, dass es da-      unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Ber-
rauf ankommt, der Aufgabe zu dienen. Hauptamtliche und             lin. Die Adressen der neun Agenturen finden Sie im Schwer-
Ehrenamtliche ergänzen sich. Jeder bringt seine speziellen         punkt.
Kompetenzen ein. Es ist wichtig, dass sie sich absprechen, die
Aufgaben aufteilen. Gerade größere soziale Organisationen
und Vereine haben deshalb ein Freiwilligenmanagement.
    Hilfsbereitschaft ist den Menschen angeboren. Jeder            Ihre
weiß, dass man nicht allein auf der Welt ist, dass man andere
braucht. Ohne Unterstützung anderer kann niemand existie-
ren. Ja, es gibt auch mehrfach bestätigte Studien: Immer mehr
ältere Menschen bleiben länger gesund – und damit länger
aktiv. Viele von ihnen sind auch lange nach ihrem Eintritt ins
Rentenalter fit, wollen und können dann verstärkt ehrenamt-        Barbara John

3. Quartal 2018                                      PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                                      3
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
RUBRIK
                                                                                             INHALT

Der Paritätische
Wohlfahrtsverband Berlin
in den Sozialen Medien
Den Paritätischen finden Sie auch
auf Facebook und Twitter. Wenn
Sie tagesaktuelle Nachrichten über
uns und unsere Mitglieder erhalten
möchten, laden wir Sie ein, uns zu
liken oder zu folgen:

                     ParitaetBerlin

Impressum
Herausgeber:
Paritätischer Wohlfahrtsverband
Landesverband Berlin                                   Landesgeschäftsstelle                                          Schwerpunkt »Ehrenamtliches Engagement«
Brandenburgische Str. 80, 10713 Berlin
Tel.: 030 8 60 01-0, Fax 030 8 60 01 110
                                                       Straßensozialarbeiter und Innensenator Andreas                 Sabine Koralewski und die 93-jährige Christa
info@paritaet-berlin.de                                Geisel diskutierten Konzepte für den Umgang                    ­Fischer haben sich bei ihrem Ehrenamt ­kennen-
Geschäftsführung: Dr. Gabriele Schlimper               mit wohnungslosen Menschen.              Seite 8               und schätzengelernt.                     Seite 37
Verantwortlich:
Anja Wotzlaw, Mitarbeiterin Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit, und Kathrin Zauter,
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 030 8 60 01 130
wotzlaw@paritaet-berlin.de
Facebook.com/ParitaetBerlin
Twitter.com/ParitaetBerlin                             6 – 13   Landesgeschäftsstelle                                 18       Gesundheit
paritaet-berlin.de                                              ·· Herzlich willkommen beim Paritätischen                      ·· Alzheimer-Symposium im Roten Rathaus
Layout und Satz:                                                ·· Änderungen und neue Mitglieder
unicom werbeagentur gmbh                                        ·· Dr. Gabriele Schlimper: Was uns bewegt             19 – 22 Jugendhilfe
unicom-berlin.de
                                                                ·· Veranstaltungsreihe „Paritätische Perspektiven“            ·· Braucht Berlin ein Jugendfördergesetz?
Titelbild:                                                         zum Thema Wohnungslosenpolitik: Podiums-                   ·· Positionspapier zu Hilfen zur Erziehung
Großes Bild: Fahrradtraining, Foto: #bikeygees;
                                                                   diskussion mit Innensenator Andreas Geisel                 ·· Evaluation bestätigt Wirkung von
kleine Bilder (v. l.): Podiumsdiskussion mit And-                                                                                Jugendsozialarbeit
reas Geisel, Foto: Patricia Kalisch; Jobbörse, Foto:            ·· Demografiekongress:
Markus Pleyer; Kita-Grundsteinlegung bei Juwo,                     Der Paritätische Berlin ist mit einem Stand und            ·· Kids e. V. feiert 25. Geburtstag
Foto: Katharina Dressel/Juwo                                       einem Forum vertreten                                      ·· Strategie-Workshop zum Berliner
                                                                                                                                 Rahmenvertrag Jugendhilfe
 Herstellung:                                                   ·· Parieté-Gala mit Inklusionstheater
 Union Sozialer Einrichtungen
­gemeinnützige GmbH.
                                                       14 – 15 Neues aus der Geschäftsstelle Bezirke                  23 – 46 Schwerpunkt: Ehrenamtliches Engagement –
Gedruckt auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem                 ·· Verstärkung: Praktikantin Urte Poppinga                     Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält
Papier. Der Rundbrief hat eine Auflage von
                                                               ·· Fachtag Stadtteilkoordination                               ·· Die Bedeutung von Ehrenamt
1500 Stück. Der Verteiler umfasst alle Mitglieds­
organisationen der Paritätischen Landesver-                    ·· Work for Refugees: 14. Jobbörse für                         ·· Was Ehrenamt leisten kann, was der Staat
bände Berlin und Brandenburg. Weitere Adres-                      geflüchtete Menschen                                           übernehmen muss
saten: Gesellschaftliche Institutionen, Verbände,              ·· Fachtag Neue Wege – Teilhabe und Beschäftigung              ·· Workshop Online-Fundraising
Verwaltung, Einrichtungen aus Politik, Wirtschaft
                                                                  von Langzeitarbeitslosen                                    ·· Berichte von der »Gemeinsamen Sache –
und Wissenschaft.
                                                                                                                                 Berliner Freiwilligentage«
Der Paritätische Rundbrief erscheint alle drei
Monate. Bitte senden Sie Pressemitteilungen
                                                       16       Gesamtverband                                                 ·· Aufruf: Welche Ehrenamtlichen verdienen eine
und Beiträge per Mail an die Redaktion                          ·· Stellungnahme zum Pflegepersonalstärkungs-                    Auszeichnung?
(wotzlaw@paritaet-berlin.de).                                      gesetz                                                     ·· Ehrenamt braucht Hauptamt
                                                                ·· Jahresgutachten: Mehrheit sorgt sich um sozialen           ·· Ein Ehrenamtstandem
                                                                                                                                                                                       FOTOS: PATRICIA KALISCH (LINKS); ANJA WOTZLAW (RECHTS)

Rundbrief 4/2018,                                                                                                             ·· Geflüchtete Frauen lernen Radfahren
Redaktionsschluss 30. Oktober 2018
                                                                   Zusammenhalt
                                                                                                                              ·· Ehrenamtsstrategie der Stadt: Interview mit
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben
                                                       17       Familie                                                          Sawsan Chebli, Staatssekretärin für bürgerschaft-
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wie-                                                                                   liches Engagement
der. Der Rundbrief wird unter paritaet-berlin.de                ·· Verein Sehstern feiert Familienfest in
veröffentlicht.                                                    Berlin-Weißensee                                           ·· Engagement im Justizvollzug
                                                                                                                              ·· 500 Ehrenamtliche beim Selbsthilfe Festival Berlin
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit                    17 – 18 Frauen                                                         ·· Familienbegleiterin für Kinderhospiz
verzichtet die Redaktion auf eine                                                                                             ·· Die Zukunft des Ehrenamtes:
                                                               ·· Hilfe für schwangere, geflüchtete Frauen mit
Genderschreibweise. Die ­Bezeichnung                                                                                             Ein Ausblick von Dr. Eckhard Priller
                                                                  ­Beratung vor Ort
von Personengruppen bezieht die                                                                                               ·· Eine Übersicht: Freiwilligenagenturen unter
weibliche Form und Trans* ­                                    ·· Nachruf auf Jutta Pietsch vom Sozialwerk des                   Paritätischem Dach
jeweils ein.                                                       Demokratischen Frauenbundes

4                                                                                    PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                        3. Quartal 2018
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
RUBRIK
                                                                                                                               INHALT

                                                                                                                                            3. QUARTAL 2018

                                                      Kultur                                                       Migration
                                                      Beim inklusiven Musikprojekt Utopia Orchester                Der Verein GIZ hilft Migrantinnen und
                                                      spielen Menschen ohne und mit Behinderung                    ­Migranten dabei, Erzieherin beziehungsweise
                                                      gemeinsam.                             Seite 48              Erzieher zu werden.                   Seite 51

                                                      47       Kindertagesstätten                                  55 – 56 Suchthilfe
                                                               ·· Juwo – Kita legt Grundstein für Stadtteil-Kita           ·· Feiern ohne Alkohol – ein Projekt der
                                                                  Blücherstraße                                               Guttempler
                                                                                                                           ·· Neue Glocke für Krankenhauskirche

                                                      48 – 50 Kultur
                                                              ·· Inklusives Musik-Projekt:                         57       Stiftung Parität
                                                                 Das Utopia Orchester                                       ·· Hinweise für Gutschein-Vergabe
                                                              ·· Der etwas andere Pflege-Fachtag mit einem
                                                                 Theaterstück                                      58       Wettbewerbe und
                                                              ·· Lettland-Reise des Tanzteams Step by Step                  Förderpreise

                                                                                                                   59       Fachgruppen und
                                                      50 – 51 Migration und Geflüchtete
                                                                                                                            Arbeitskreise
                                                              ·· GIZ unterstützt Migrantinnen und Migranten
                                                                                                                                                                                   HERZLICH WILLKOMMEN!
                                                                 auf dem Weg zur Erzieherinnen- und Erzieheraus-
                                                                 bildung                                           60 – 63 Paritätische Akademie Berlin                            Neuaufnahme von Mitgliedern
                                                                                                                           ·· Partnerschaft mit Donau-Universität Krems            im Paritätischen Berlin
                                                                                                                           ·· Veranstaltungsinformationen
                                                      52       Menschen mit Behinderungen                                  ·· Masterlehrgang Management von Sozial­                Leadership Berlin –
                                                               ·· Spastikerhilfe heißt jetzt                                  einrichtungen                                        Netzwerk Verantwortung e. V.
                                                                  Cooperative Mensch                                       ·· Zertifikatkurs Beratende Fachkraft im Kinderschutz   Friedrichstraße 95
                                                               ·· Noch schnell bewerben:                                   ·· Paritätisches Personalforum                          10117 Berlin
                                                                  PIA-Preis ausgelobt                                                                                              Tel.: 030 22 48 86 30
                                                                                                                   63 – 64 Stellenbörse                                            Fax: 030 22 48 83 38
                                                                                                                                                                                   E-Mail:
FOTOS: ANA CANTONI (LINKS); KATHRIN ZAUTER (RECHTS)

                                                      53       Pflege                                                                                                              bernhard.heider@leadership-berlin.de
                                                               ·· Sonderdruck Expertenstandard zum                 64 – 65 Paritätisches Bildungswerk                              www.leadership-berlin.de
                                                                  Thema Demenz                                             Brandenburg
                                                                                                                                                                                   Verband für
                                                                                                                   66 – 67 Telefonverzeichnis                                      sozial-kulturelle Arbeit e. V. –
                                                      54       Obdach- und Wohnungslosenhilfe                                                                                      Landesverband Berlin
                                                               ·· Aus für den Strassenfeger                                                                                        Tucholskystraße 11
                                                                                                                                                                                   10117 Berlin
                                                                                                                                                                                   Tel.: 030 861 01 91
                                                      55       Soziales                                                                                                            E-Mail: berlin@vska.de
                                                               ·· Urteil: Sozialamt muss zahlen                                                                                    www.stadtteilzentren.de

                                                      3. Quartal 2018                                                   PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                                      5
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

Herzlich Willkommen beim Paritätischen Wohlfahrtsverband!
Uwe Brohl-Zubert ist seit April 2018 Referent Psychiatrie / Queere Lebensweisen

Mit welchen Erwartungen sind Sie zum Pari-
tätischen Berlin gekommen?
Ich war schon immer ein politischer
Mensch. In meinen bisherigen Tätig-
keiten in der Gemeindepsychiatrie
habe ich mich politisch engagiert und
da, wo es mir möglich war, Einfluss
genommen, um die Lebenssituation
von Menschen mit psychischen Beein-
trächtigungen in der Gesellschaft zu
verbessern. Bisher war ich oft in der Si-
tuation, dass ich nicht mit den, sondern
über die politisch Verantwortlichen
und die Verwaltungen gestritten habe.
In meiner jetzigen Tätigkeit sehe ich
die Möglichkeit, zusammen mit unse-
ren Mitgliedsorganisationen und den
Kolleginnen und Kollegen im Verband
direkten Einfluss zu nehmen, um die
Lebensbedingungen für die Menschen,
für die wir uns engagieren, zu ver-          Uwe Brohl-Zubert                                                                        FOTO: VOLKER BERG
bessern oder die bisherigen Standards
zumindest zu halten.
                                             Büro- und Teamorganisation. Aber hier            Wie viele Namen von Kolleginnen und Kolle-
Auf welche Aufgaben freuen Sie sich be-      bin ich sehr zuversichtlich, da ich die          gen konnten Sie sich bereits merken?
sonders? Was gehört eher zum Pflicht-        Unterstützung durch Heike Groß im                Inzwischen: etwa 30.
programm?                                    Sekretariat habe.
Ich bin dabei, die Mitglieds-                                                                 Wo hat man die besten Chancen, Sie nach
organisationen in ihrer Arbeit in bei-       Was wünschen Sie sich für Ihr erstes Jahr beim   Dienstschluss anzutreffen?
den Fachbereichen zu unterstützen            Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin?          Entweder beim Italiener, im Garten, bei
und deren Interessen zu vertreten.           Spaß, Freude und vertrauensvolle Zu-             Konzerten oder Festivals.
Ich freue mich besonders auf die Auf-        sammenarbeit mit den Kolleginnen und
gaben, die sich aus dem Referat              Kollegen.                                        Was sollten die neuen Kollegen unbedingt
»Queere Lebensweisen« für mich ab-                                                            von Ihnen wissen?
zeichnen. In den letzten Jahren hat          Was haben Sie in Ihr neues Büro mit-             Wer etwas wissen will, kann gerne ein-
sich für LSBTQI-Menschen einiges             gebracht?                                        fach fragen!                         p
getan. Trotzdem bedarf es aber ge-           Meinen Kaffeebecher, meinen Büro-
rade jetzt weiterhin überzeugter Unter-      stuhl und meine Bilder.
stützung und Standfestigkeit, wenn es                                                           Wissenswertes
um die volle Gleichberechtigung von          Sind Sie auch neu in die Stadt gekommen,           LSBTQI
LSBTQI-Menschen in unserer Gesell-           oder haben Sie nur den Job gewechselt?             (lesbisch, schwul, bi, trans, queer, inter)
schaft geht! Pflichtprogramm ist die         Ich habe nur den Job gewechselt.

    MITGLIEDERVERSAMMLUNG
    Am 28. November finden Neuwahlen zum Vorstand, Beirat und Berufungsausschuss statt

    A
           m 28. November findet die diesjährige Mitgliederversammlung des Pari-
           tätischen Wohlfahrtsverbands Berlin statt. Dabei wählen die Mitglieder in            Wissenswertes
           diesem Jahr auch den Vorstand, den Beirat und den Berufungsausschuss                 Mitgliederversammlung am
    neu. Diese Wahl folgt einem dreijährigen Turnus.                                            28. November um 15 Uhr, Tagungswerk,
        Nominierungen wurden bis zum 10. August entgegengenommen. Ent-                          Lindenstraße 85, 10969 Berlin
    sprechende Formulare wurden im Juni an alle Mitgliedsorganisationen versandt.

6                                                       PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                    3. Quartal 2018
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

Was uns bewegt
Von Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin

W
           ohnungslosigkeit ist eins
           der dringlichsten Probleme
           unserer wachsenden Stadt.
In unserer Veranstaltungsreihe »Pari-
tätische Perspektiven: Wohnungslosen-
politik gemeinsam gestalten« sprechen
wir darüber, wie wir die Situation für
die betroffenen Menschen langfristig
verbessern können. Zum Auftakt haben
wir mit Sozialsenatorin Elke Breiten-
bach Präventionsideen zusammen-
getragen. Im Juni haben wir Aspekte
der Straßensozialarbeit mit Innen-
senator Andreas Geisel erörtert, siehe
Seite 8. Die nächste Veranstaltung fin-
det am 22. Oktober 2018 statt. Dann
geht es um die Frage: Wie können
wohnungslose Menschen besser medi-
zinisch versorgt werden?                  Dr. Gabriele Schlimper                                               FOTO: WILLIAM GLUCROFT
    Ebenfalls im Juni wurde die
Obdachlosenzeitung Strassenfeger vor-
erst eingestellt, mehr dazu auf Seite     von Sozialbudgets für das wachsende         Umgang mit Rechtspopulismus
54. Wir bedauern das. Gleichzeitig        Berlin erörtern. Mehr auf Seite 11.         Mal ist es eine Anfrage im Abge-
unterstützen wir Bemühungen, dem                                                      ordnetenhaus, die den Sinn von sozia-
Strassenfeger eine Zukunft zu geben.      Dienstpflicht? Nein!                        ler Arbeit versucht in Zweifel zu ziehen,
Wohnungslose Menschen brauchen            Wir brauchen jede freiwillige Helferin      mal ein undifferenzierter Kommen-
unsere Unterstützung!                     und jeden freiwilligen Helfer bei den       tar in einem sozialen Netzwerk – meh-
     Mit Erschrecken stellen wir fest:    sozialen Diensten. Sie bereichern den       rere Mitgliedsorganisationen haben Er-
Die Gewalt gegen sie nimmt zu. Ein        Alltag in Kitas, in Pflegeheimen oder in    fahrungen mit Rechtspopulisten ge-
grausames Beispiel sind zwei Männer,      Beratungsstellen. Ein verpflichtendes       macht. Wie gehen wir damit um? In
die im Juli am Bahnhof Schöneweide        Dienstjahr, wie es jetzt diskutiert wird,   unserem PR-Forum haben unseren
angezündet worden sind. Wohnungs-         könnte ein Beitrag für die Gesellschaft     Mitgliedsorganisationen mit einem Ex-
lose Menschen verdienen nicht Hass,       sein. Wir denken aber: Die Struktu-         perten diskutiert. Fazit: Nicht klein-
sondern Solidarität!                      ren sind vorhanden, es gibt Plätze für      teilig in der Rechtfertigung werden,
                                          Engagement, mehr dazu im Schwer-            das kostet nur Zeit. Stattdessen sollten
Hauptstadtkongress und                    punkt Ehrenamt ab Seite 23. Es wird         wir unsere Leistungen und ihren Wert
Demografiekongress                        nicht besser, wenn man Engagement           für die Gesellschaft selbstbewusster
Im Juni haben wir uns beim Haupt-         zur Pflicht macht. Was Engagement auf       zeigen! Übrigens: Unsere Mitglieder
stadtkongress Medizin und Gesund-         jeden Fall kann: Es verbindet. Denn         haben mit anderen Initiativen eine Er-
heit mit Vertretern der Branche aus-      leider splittet sich die Gesellschaft zu-   klärung veröffentlicht, in der sie sich
getauscht. Vor allem für unsere Re-       nehmend in Gruppen auf, die ähnlich         gegen die Diffamierung sozialer Pro-
ferate Pflege und Psychiatrie war das     verdienen, ähnlich wohnen, ähnliche         jekte wehren und sich »Für Menschen-
Treffen interessant. So waren die         Freizeitbeschäftigungen haben. Wer          rechte und eine demokratische Kultur«
13.000 zusätzlichen Stellen in der        hilft, lernt viele andere Menschen ken-     aussprechen. 180 Organisationen haben
Pflege ein Thema. Das Forum »Psychi-      nen, relativiert Ansichten. Das stärkt      unterzeichnet. Ein starkes Zeichen!
sche Gesundheit« hat die Vielfalt der     den sozialen Zusammenhalt.
ambulanten gemeindepsychiatrischen                                                    Parieté-Gala 2018
Versorgung aufgezeigt.                    PIA-Preis ausgelobt                         Und nicht zuletzt: Es hat mich gefreut,
  Und noch ein Ausblick: Der Demo-        Wir werden in diesem Jahr die PIA ver-      Inklusion in seiner schönsten Form zu
grafiekongress am 20. und 21. Septem-     geben, eine besondere Berliner Bärin.       erleben – bei der Parieté-Gala im Au-
ber 2018 bietet Foren zu den Themen       PIA steht für Paritätischer Preis für       gust im Pfefferberg Theater. Parieté
Digitalisierung, gesundes Altern so-      Frauen mit Behinderungen in Ak-             setzt sich zusammen aus den Worten
wie Pflege. Im Besonderen möchte ich      tion. Leistungen von Frauen mit Be-         Parität, also Gleichheit, und Varieté:
Sie auf das Metropolenforum »Demo-        hinderungen in Berlin werden sicht-         Vielfalt. Für dieses jährliche Theater-
grafischer Wandel im Sozialraum« hin-     barer gemacht. Jetzt sind Sie gefragt:      erlebnis stehen Menschen mit und
weisen. Dort werde ich mit Finanzse-      Nominieren Sie noch schnell tolle Ber-      ohne Behinderung gemeinsam auf der
nator Dr. Matthias Kollatz und Mar-       linerinnen mit Behinderung, die sich        Bühne. Eine Vorführung, die Gren-
kus Runge vom Nachbarschaftshaus          und andere stärken. Mehr dazu auf           zen verschwinden lässt. Mehr dazu auf
Urbanstraße Gestaltungsmöglichkeiten      Seite 52.                                   Seite 12.                           p

3. Quartal 2018                                       PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                     7
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

                                     Nur durch Zusammenarbeit
                                     kann Hilfe wirksam sein!
ÄNDERUNGEN                           Zweiter Teil der Veranstaltungsreihe »Paritätische Perspektiven 2018« über
Mitgliedsorganisationen              Straßensozialarbeit und bezirks- und ressortübergreifende Zusammenarbeit
des Paritätischen Berlin

Wassertor 48 e. V.
Wasserstorstraße 48
10969 Berlin
Umbenennung in:
Wassertor e. V.

HILFE-FÜR-JUNGS e. V.
neue Adresse:
Kirchbachstraße 5, 10783 Berlin

TransInterQueer e. V.
neue Adresse:
Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße 11,
10787 Berlin

Humanistischer Verband
Deutschlands,
Landesverband
Berlin-Brandenburg e. V.
Wallstraße 61-65
10179 Berlin
Umbenennung in:
Humanistischer Verband
Deutschlands, Landesverband
Berlin-Brandenburg KdöR

bildungsmarkt vulkan gmbh
                                     Gabriele Schlimper, Andreas Geisel, Moderator Thorsten Gabriel, Juri Schaffranek (v. l.)          FOTO: PATRICIA KALISCH
Umbenennung in:
bildungsmarkt vulkan &

                                     I
waldenser gmbh                           n der Obdachlosen- und Wohnungs-                             way e. V. ihre Ideen über den Weg zu einer sol-
Nordendstraße 50, 13156 Berlin           losenpolitik ist angesichts der sich zu-                     chen Zusammenarbeit.
E-Mail neu:                              spitzenden Situation ein Umdenken nötig.
bmarkt@bildungsmarkt.de              Etwa 40.000 Menschen in Berlin sind laut                         Gründe für Wohnungslosigkeit finden
                                     einer Schätzung der Wohlfahrtsverbände                           »Ich habe den Eindruck, dass das Thema
Spastikerhilfe Berlin eG             wohnungslos, Tendenz steigend. Bei einer Dis-                    Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit bei
                                     kussionsrunde mit Berlins Innensenator Gei-                      den Verantwortlichen angekommen ist: Man
Umbenennung in:                      sel und Fachleuten aus der Straßensozialarbeit                   hat sich auf den Weg gemacht«, eröffnete Dr.
Cooperative Mensch eG
                                     kamen viele Vorschläge zur Verbesserung der                      Gabriele Schlimper das Gespräch. Deshalb
Kurfürstenstraße 75, 10787 Berlin    Angebote für Betroffene.                                         sei es an der Zeit, einen dauerhaften Dialog
E-Mail neu:                                                                                           aufzunehmen und auf die Probleme aufmerk-
post@co-mensch.de                    Zusammenarbeit ausbauen                                          sam zu machen. Sie plädierte dafür, mit allen
Homepage neu:
                                     Straßensozialarbeit kann nur bezirksüber-                        Beteiligten beim Senat und aus den Bezirken
www.co-mensch.de                     greifend und in Zusammenarbeit mit den                           das Gespräch zu suchen sowie die Gründe für
                                     zuständigen Fachressorts wirkungsvoll sein.                      Wohnungslosigkeit zu hinterfragen. Dabei
                                     Über diese Richtung in der Wohnungslosen-                        sollten auch die Träger von Straßensozialarbeit
Gays & Lesbians aus der Tür-
kei Berlin-Brandenburg/              und Obdachlosenpolitik waren sich die Teil-                      als Seismografen aktueller Entwicklungen auf
Berlin-Brandenburg Türkiyeli         nehmer der Diskussionsrunde am 25. Juni 2018                     der Straße berücksichtigt werden.
Escinseller Dernegi e. V.            in der Landesgeschäftsstelle des Paritätischen
(GLADT e. V. )                       Berlin einig. Auf dem Podium erörterten Dr.                      Blick in die Praxis der Straßensozialarbeit
neue Adresse:                        Gabriele Schlimper, die Geschäftsführerin des                    Auch wenn das Ziel klar zu sein scheint, sieht
c/o Jugendnetzwerk Lambda BB e. V.   Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin, der                     die Praxis noch anders aus. Juri Schaffranek
Sonnenburger Straße 69,              Berliner Senator für Inneres und Sport, An-                      von Gangway e. V. kritisierte: »Eine gremien-
10437 Berlin                         dreas Geisel und Juri Schaffranek von Gang-                      und ressortübergreifende Zusammenarbeit gibt

8                                                                 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                               3. Quartal 2018
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

                                                                für Gesundheit und für Soziales nicht ins Ge-
                                                                spräch. Dabei bleiben gute und schnell umsetz-
                                                                bare Konzepte auf der Strecke«, veranschau-
                                                                lichte Schaffranek den Bedarf einer stärkeren
                                                                Zusammenarbeit der Ressorts.

                                                                Lernen und Impulse erhalten
                                                                Senator Andreas Geisel bestätigte den Hand-
                                                                lungsbedarf: »Das Thema Obdachlosig-
                                                                keit wird immer größer, es bewegt die Men-
                                                                schen.« So seien die Kältehilfeplätze in diesem
                                                                Jahr verdoppelt worden, »aber wir sind weit
                                                                davon entfernt, allen Obdachlosen zu helfen«.
                                                                Die Hinweise des Fachpublikums seien ihm
                                                                willkommen. »Ich bin heute gekommen, um
                                                                etwas zu lernen«, sagte er. Impulse erhielt er
                                                                aus dem Podium und aus der anschließenden
Juri Schaffranek                      FOTO: PATRICIA KALISCH   lebhaften Diskussion des Fachpublikums.
                                                                Dabei ging es unter anderem um die unter-
                                                                schiedlichen Rollen der Straßensozialarbeiter
                                                                und der Ordnungskräfte.

                                                                Räumungen von Orten erschweren Hilfe
                                                                Kritik übten die teilnehmenden Mitglieds-         ÄNDERUNGEN
                                                                organisationen des Paritätischen Wohlfahrts-      Mitgliedsorganisationen
                                                                verbandes an der Räumung des Tiergartens          des Paritätischen Berlin
                                                                vor acht Monaten. Die Polizei hatte ein Zelt-
                                                                lager von Obdachlosen im Großen Tier-             jungundjetzt e. V.
                                                                garten geräumt, nachdem dort eine Frau er-        neue Adresse:
                                                                mordet worden war. Während Innensenator           Chausseestraße 23, 14109 Berlin
                                                                Geisel die Entscheidung für eine Räumung
                                                                als »nachvollziehbar und richtig« verteidigte,    My Way Soziale Dienste gGmbH
                                                                wiesen die Straßensozialarbeiter im Publikum
                                                                auf die daraus entstandene Situation auf der      neue Adresse:
                                                                                                                  Karl-Marx-Straße 20
                                                                Straße hin. So sei das Problem dadurch ledig-
                                                                                                                  12043 Berlin
                                                                lich auf andere Bereiche der Stadt verlagert
                                                                worden und Hilfebedürftige seien schwerer zu      Tel. neu:
Daniela Radlbeck fasste die wichtigsten Ideen zusammen          erreichen.                                        030 83 23 86 00
                                      FOTO: PATRICIA KALISCH                                                     Fax neu:
                                                                Treffpunkte für Wohnungslose                      030 83 23 86 01
                                                                Dr. Gabriele Schlimper vom Paritätischen          E-Mail neu:
es kaum.« Er beschrieb als Beispiel das Feld der                Wohlfahrtsverband Berlin plädierte in diesem      info@mywayberlin.de
hygienischen Versorgung von Obdachlosen,                        Zusammenhang dafür, in jedem Bezirk Orte          Homepage neu:
für die auch eine medizinische Betreuung nötig                  zu schaffen, wo Wohnungslose sich treffen         www.mywayberlin.de
ist. »Leider kommen die Senatsverwaltungen                      können. So seien sie besser für Straßensozial-
                                                                                                                  Kids & Rolli e. V.
                                                                                                                  neue Adresse:
     Vorschläge aus der Diskussion:                                                                               Danckelmannstraße 41, 14059 Berlin

     •     Konzepte zur Prävention von Wohnraumverlust                                                            Olle Burg
     •     Überbezirkliche und ressortübergreifende Strategien zu Vermeidung                                      neue Adresse:
           von Obdachlosigkeit                                                                                    c/o Klubheim
     •     Gesamtstädtisches Konzept mit akzeptierten Räumen für Obdachlose                                       Siemensstraße 26 A, 10551 Berlin
     •     Stärkere Zusammenarbeit zwischen Ordnungsbehörden und                                                  Tel. neu:
           Straßensozialarbeitern                                                                                 030 39 74 35 80
     •     Mehr überbezirklich arbeitende Berater-Teams
                                                                                                                  Fax neu:
     •     »Housing First«-Konzepte                                                                               030 397 43 58 90
     •     Ganzjährige Unterbringung von Obdachlosen
     •     Konsequente Umsetzung des Millieuschutzes                                                              E-Mail neu:
                                                                                                                  geschaeftsstelle@klubheim-berlin.de
     •     Kommunale Unterbringung (nach ASOG) mit Betreuung
     •     Wohnungsbau mit Anreizen, an Wohnungslose zu vermieten
     •     Niedrigschwelliger Zugang zu medizinischer Versorgung                                                  Hilfsbund für Kinder in Not e. V.
     •     Kontinuierliche Finanzierung von Projekten der Straßensozialarbeit                                     neue Adresse:
                                                                                                                  PF 41 09 25, 12119 Berlin

3. Quartal 2018                                                    PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                          9
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

arbeiter und Hilfsangebote erreichbar.
Senator Andreas Geisel stimmte der Ar-
gumentation zu: »Es gibt ja Bereiche,
da haben wir bereits akzeptiert, dass
sich dort Wohnungslose aufhalten.« Als
Beispiele nannte der Innensenator den
Kleinen Tiergarten oder den Leopold-
platz im Wedding. »Das scheint sich
zu bewähren«, sagte er. Solche Modelle
könne er sich auch für andere Stadt-
teile vorstellen: »Allerdings nur dort,
wo Obdachlose sich bereits aufhalten.
Wir sollten keine neuen Orte schaffen.«

 Auch Kinder und Familien sind
­betroffen
 Einige der 70 Teilnehmenden be-
 richteten im Laufe der Diskussionsrunde
 aus ihrem Alltag in der Straßensozial-
 arbeit. Senator Andreas Geisel gaben sie
 viele Impulse mit: das Gespräch zu su-
 chen, Probleme zu bemerken, Konzepte
 wie »Housing First« aus Finnland zu
 diskutieren und eine ganzjährige Unter-    Gabriele Schlimper           FOTO: PATRICIA KALISCH   Andreas Geisel               FOTO: PATRICIA KALISCH
 bringung von Wohnungslosen ähnlich
 der Kältehilfe zu organisieren. In die-
 sem Zusammenhang wiesen sie nach-          höheren Stellenwert eingeräumt. Seit                   Weitere Veranstaltungen
 drücklich darauf hin, dass zunehmend       dem 1. Juni gibt es ein eigenes Referat                Die Diskussionsveranstaltung in der
 auch Kinder und Familien betroffen         für diesen Themenbereich. Referentin                   Reihe »Paritätische Perspektiven 2018«
 seien und untergebracht werden müss-       Daniela Radlbeck wird als Ansprech-                    war eine Gelegenheit, viele Themen
 ten. Schließlich sprach sich die Runde     partnerin mit dafür sorgen, die Stand-                 aus dem Bereich der Obdach- und
 für eine kontinuierliche Finanzierung      punkte der Mitgliedsorganisationen                     Wohnungslosenhilfe        anzusprechen.
 von Straßensozialarbeit an den Brenn-      des Paritätischen Wohlfahrtsverbands                   In diesem Jahr werden bei zwei weite-
 punkten der Stadt aus.                     Berlin gegenüber der Berliner Politik                  ren Veranstaltungen verschiedene As-
                                            sichtbar zu machen. Sie wird die Leit-                 pekte vertieft. Die nächste Diskussions-
Neues Referat »Obdach- und                  linien zur Berliner Wohnungslosenpoli-                 runde der Reihe findet am 22. Oktober
Wohnungslosenhilfe«                         tik mitentwickeln und so die Angebote                  mit einem Vertreter aus der Senatsver-
Der Paritätische Wohlfahrtsverband          für obdach- und wohnungslose Men-                      waltung für Gesundheit, Pflege und
Berlin hat kürzlich der Bedeutung der       schen weiterentwickeln. Die in der Dis-                Gleichstellung statt.
Obdach- und Wohnungslosenhilfe auch         kussion aufgeworfenen Fragen werden                    
in seiner eigenen Organisation einem        sie in ihrer Arbeit begleiten.                                                   p DOMINIQUE HENSEL

Die Besucher diskutierten mit                                                                                                   FOTO: PATRICIA KALISCH

10                                                     PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                   3. Quartal 2018
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

Demografiekongress
Der Paritätische Berlin ist am 20. und 21. September mit einem Stand und einem Forum vertreten

Kongresseröffnung im vergangenen Jahr                                                                                         FOTO: GESUNDHEITSSTADT BERLIN GMBH

D
          emografischer Wandel und Di-       keiten und -grenzen am Beispiel der                       reichen Industrie, Sozialwirtschaft,
          gitalisierung sind wirkmäch-       Berliner Stadtteilzentren.                                Pflege, Wohnungswirtschaft, Kommu-
          tige Trends, die zu tiefgreifen-       Der Demografiekongress richtet                        nen, Kassen und Politik. Veranstalter
den Umwälzungen in der Arbeitswelt           sich an ein branchenübergreifendes Pu-                    ist das Institut für Wirtschaft und So-
führen. Unternehmen und Mitarbeiter          blikum. Akteure kommen aus den Be-                        ziales.                             p
müssen sich auf diese Veränderungen
vorbereiten.
    Der Demografiekongress 2018 bie-         Bert Rürup, Präsident Handelsblatt Research Institute war Redner beim Demografiekongress 2017. Im
tet Foren mit Vorträgen und Diskus-          Hintergrund: Ulf Fink, Kongresspräsident (Mitte) und Matthias Birkwald, MdB, Rentenpolitischer Sprecher
sion zu den Themen Digitalisierung           der Bundestagsfraktion Die Linke                                            FOTO: GESUNDHEITSSTADT BERLIN GMBH
und Weiterbildung, Arbeitswelt und ge-
sundes Altern, Wohnen und Selbstän-
digkeit, Pflege und Medizin. Auch die
kommunale Gestaltung in wachsen-
den Ballungsräumen und schrumpfen-
den Regionen wird ein Aspekt sein. Der
Kongress versteht sich als Entscheider-
forum für die Gestalter des demografi-
schen Wandels aus ganz Deutschland.
Mehr als 800 Teilnehmer werden am 20.
und 21. September in Berlin erwartet.
    Der Paritätische Wohlfahrtsver-
band Berlin wird als Partner des Kon-
gresses eines dieser Foren gestalten. Dr.
Gabriele Schlimper, Geschäftsführe-
rin des Paritätischen Berlin, moderiert
das Thema »Demografischer Wandel
im Sozialraum«. Diskussionspartner
sind Dr. Matthias Kollatz, Finanzsena-
tor der Stadt Berlin, und Markus Runge
stellvertretender Geschäftsführer im
Nachbarschaftshaus Urbanstraße.
    Sie erörtern, wie das Gemeinwesen
in einer älter werdenden Gesellschaft
in Zukunft organisiert werden kann.
                                               Wissenswertes
Schwerpunkt von Kollatz ist das So-            Mehr zum Kongress und zu allen Foren erfahren Sie auf der Internetseite
zialbudget in einer wachsenden Stadt.          www.der-demografiekongress.de
Runge erläutert Gestaltungsmöglich-

3. Quartal 2018                                          PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                                           11
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

Parieté-Gala 2018 –
Menschsein ist das Größte
Die vierte Parieté-Gala war eine große Feier der Vielfalt und Gleichheit aller Menschen

Donial Kalex mit einer Licht-Jonglage                                                                                         FOTO: MARTIN THOMA

I
    nklusionstheater in seiner schöns-      kein roter ist, sondern ein leuchtend                 zusammentrafen. Dass der Pfefferberg
    ten Form versprach die Parie-           blauer. Besonders war aber vor allem                  ein wunderschöner Veranstaltungsort
    té-Gala, die am Freitag den 24. Au-     die offene, lockere und herzliche Atmo-               mit einer hervorragenden Gastronomie
gust 2018 zum vierten Mal im Berli-         sphäre, die entstand, weil so viele inte-             ist, trug sicherlich mit zum Gelingen bei.
ner Pfefferberg stattfand. Unter der        ressante und engagierte Menschen mit                       Durch den Abend leitete Sittin‘
Leitung des Regisseurs und Choreo-          ganz unterschiedlichen Hintergründen                  Bull, der in seinem Künstlernamen die
grafen Giorgio Madia zeigten Künst-
lerinnen und Künstler mit und ohne
Behinderungen in zum größten Teil           Moderatoren-Team: Stefan Linne, Sittin‘ Bull, Annika Lau und
eigens für diesen Abend einstudierten       Gebärdendolmetscherin Nadine Lehmann (v. l.)                                      FOTO: MARTIN THOMA
Auftritten atemberaubende Beispiele
ihres Könnens. Die Gala wurde vom
Paritätischen Wohlfahrtsverband Ber-
lin und dem VIA Verbund für Integ-
rative Angebote veranstaltet und stand
unter der Schirmherrschaft der Senato-
rin für Integration, Arbeit und Soziales
Elke Breitenbach.
    Die Parieté-Gala trägt die Vielfalt
(Varieté) und die Gleichheit (Parie-
tät) der Menschen im Namen. Sie fei-
ert das Anderssein aller. Das war und ist
ihr Anliegen, seit sie 2015 – maßgeblich
vom damaligen Geschäftsführer des Pa-
ritätischen Oswald Menninger mit ins
Leben gerufen – das erste Mal statt-
fand. Und das macht sie noch immer zu
etwas Besonderem.
    Man spürte es schon beim Eintritt
über den Teppich, der bei dieser Gala

12                                                     PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                3. Quartal 2018
LANDESGESCHÄFTSSTELLE

Gespräche in entspannter Atmosphäre                                                                                         FOTO: MARTIN THOMA

Tatsache aufgreift, dass er im Rollstuhl   ist Inklusion?«, fragte Sittin‘ Bull in sei-        Darunter das Theaterensemble Pos-
sitzt, gemeinsam mit den Moderatoren-      ner Anmoderation. Und gab die Ant-                  sible-World, in dem hörende, schwer-
kollegen Annika Lau und Stefan Linne       wort selbst. Inklusion heißt: »Es ist nor-          hörige und gehörlose Schauspieler zu-
und der Gebärdendolmetscherin Na-          mal, anders zu sein.«                               sammen spielen, das Theater Thikwa
dine Lehmann, die auch bei den                  Die Varieté-Show begeisterte mit               aus Kreuzberg, der New Yorker Stepp-
Bühnendarbietungen übersetzte. »Was        hochkarätigen internationalen Acts.                 tänzer Evan Ruggiero, der eine Bein-
                                                                                               prothese trägt, Florent und Justin von
                                                                                               La Compagnie Le Huit aus Belgien,
                                                                                               die zeigten, wie anmutig und poetisch
Live-Musik animierte zum Tanz                                            FOTO: MARTIN THOMA   es aussehen kann, wenn ein Rollstuhl-
                                                                                               fahrer mit einem Fußgänger tanzt.
                                                                                               Neben der Schirmherrin Elke Breiten-
                                                                                               bach, die mit einer kurzen Ansprache
                                                                                               die Show eröffnete, saß viel Paritätische
                                                                                               Prominenz im Theatersaal: die Vor-
                                                                                               standsvorsitzende Prof. Barbara John,
                                                                                               die Geschäftsführerin Dr. Gabriele
                                                                                               Schlimper, ihr Vorgänger Oswald Men-
                                                                                               ninger und fast der gesamte Vorstand.
                                                                                               Sie und alle anderen Zuschauer erlebten
                                                                                               ein umjubeltes Finale, zu dem das ganze
                                                                                               Ensemble auf die Bühne kam, während
                                                                                               Singer und Songwriterin Marie Loreine
                                                                                               die Coverversion des Christina-Stür-
                                                                                               mer-Schlagers »Seite an Seite« sang.
                                                                                               Das Pathos des Refrains klang in die-
                                                                                               sem Moment kein bisschen hohl, son-
                                                                                               dern richtig und passend: »Das Größte,
                                                                                               was wir können, ist Mensch zu sein.«
                                                                                                                           p MARTIN THOMA

3. Quartal 2018                                      PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                             13
GESCHÄFTSSTELLE BEZIRKE

NEUES AUS DER GESCHÄFTSSTELLE BEZIRKE

Verstärkung: Urte Poppinga ist die neue Praktikantin
in der Geschäftsstelle Bezirke
Gibst Du uns einen kleinen Einblick: Woher                                                        tätischen zu absolvieren. Bei der Ge-
kommst Du?                                                                                        schäftsstelle Bezirke überschneiden
Als Jugendliche fing ich an, mich so-                                                             sich meine Erwartungen. So kann ich
wohl im Jugendtreff als auch im Jugend-                                                           zum einen unterschiedliche Mitglieds-
zentrum zu engagieren, und trainierte                                                             organisationen und so die kommunale
eine Rudermannschaft in Lübeck.                                                                   Bezirksarbeit kennen lernen und im di-
Nach meinem Abitur ging ich für ein                                                               rekten Kontakt Belange und Probleme
freiwilliges soziales Jahr nach Nairobi,                                                          erfahren. Zum anderen bekomme ich
um ein Projekt für drogenabhängige                                                                Einblick auch in die Arbeit zu den ver-
und ehemals abhängige Straßen-                                                                    schiedenen Schwerpunktthemen, wie
kinder zu unterstützen. Während mei-                                                              Selbsthilfe und Arbeitsmarktförderung.
nes Studiums in Göttingen begann ich                                                              Dies entspricht also genau meinem
mich in einem selbstverwalteten Ver-                                                              Wunsch, einen möglichst großen Quer-
anstaltungsraum einzubringen und so-                                                              schnitt zwischen direkten Organisatio-
wohl in der Jugendhilfe als auch an der                                                           nen und Themenbereichen zu erfahren.
sozialwissenschaftlichen Fakultät der
Universität zur Unterstützung von Pro-                                                            Wie wurdest Du aufgenommen und was sind
jekten wie dem Diversity-Tag zu arbei-                                                            Deine konkreten Aufgaben?
ten. Dadurch konnte ich viele Facet-                                                              Ich wurde herzlich willkommen ge-
ten von unterschiedlichen sozialen                                                                heißen, erhalte durch die Betreuung der
Projekten erleben. So ist insbesondere                                                            Mitarbeiter der Geschäftsstelle einen
durch die Arbeit mit geflüchteten un-        Urte Poppinga                        FOTO: PRIVAT   guten Einblick in die Vielschichtig-
begleiteten Jugendlichen der Wunsch                                                               keit der Aufgaben und kann mich auch
entstanden, mehr als nur einen Träger                                                             thematisch in die Selbsthilfe und die
zu erleben und keine Arbeit mehr auf         über die Vielschichtigkeit sozialer Pro-             Jugendarbeit einarbeiten. Darüber hi-
Individualebene zu leisten.                  jekte erhalten. Mich bewegt vor allem                naus freue ich mich auch, projekt-
                                             der Gedanke der Vernetzung von Men-                  bezogen eingebunden zu sein und das
Warum ist die Geschäftsstelle Bezirke der    schen und Projekten, da ich darin die                Freiwilligentage-Team bei der Planung
Praktikumsplatz Deiner Wahl?                 Möglichkeit sehe, etwas gemeinsam                    und Durchführung zu unterstützen.
Ich möchte Einblicke in die struktu-         zu bewirken. Deswegen war es mein                    Ich freue mich sehr auf die zwei Monate
relle Makroebene und einen Überblick         Wunsch, ein Praktikum beim Pari-                     in der Geschäftsstelle Bezirke!     p

Fachtag Stadtteilkoordination am 15. Oktober

E
       in Schlüsselelement der Sozial-       damit auch Sozialraumorientierung.                   Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
       raumorientierung ist die Stadt-       Um die Fortschritte der Entwicklung                  und Wohnen, dem Diakonischen Werk
       teilkoordination. Im Bezirk Mitte     genauso wie Hürden und Perspektiven                  Berlin-Brandenburg-schlesische Ober-
wird genau dieses Konzept modellhaft         ausführlich zu diskutieren, wird nun zu              lausitz, dem Verband für sozial-kultu-
für das Land Berlin umgesetzt, in Zu-        einem Fachtag Stadtteilkoordination                  relle Arbeit e. V. sowie den Trägern der
sammenarbeit zahlreicher bezirklicher        Bezirk Mitte eingeladen. Er findet am                Stadtteilkoordination Mitte: Fabrik Os-
Akteure. Auch die Geschäftsstelle Be-        15. Oktober 2018 statt. Organisiert und              loer Straße – Nachbarschaftsetage e. V.,
zirke ist in diesen Prozess involviert       durchgeführt und wird der Fachtag in                 Kreativhaus Fischerinsel e. V., Moabiter
und erarbeitet zusammen mit den an-          Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt                    Ratschlag e. V., Paul Gerhardt Stift So-
deren Akteuren Strukturempfehlungen          Mitte sowie weiteren Kooperations-                   ziales gGmbH, Pfefferwerk Stadtkultur
und innovative Konzepte für eine nach-       partnern, wie der Senatsverwaltung für               gGmbH, FIPP e. V. und Volkssolidari-
haltige Stadtteilkoordination und            Integration, Arbeit und Soziales, der                tät e. V.                            p

14                                                      PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                              3. Quartal 2018
GESCHÄFTSSTELLE BEZIRKE

Jobbörse für geflüchtete Menschen:
Etwa 90 Bewerbungsgespräche konnten vereinbart werden

W
            ork for Refugees organi-
            siert regelmäßig Jobbörsen
            in Stadtteilzentren und
Nachbarschaftseinrichtungen        sowie
Informationsveranstaltungen,         bei
denen sich einzelne Unternehmen mit
ihren Jobs vorstellen.
    Auf der 14. Jobbörse für geflüchtete
Menschen, die am 20. Juli 2018 im
Nachbarschaftshaus Urbanstraße e. V.
stattgefunden hat, konnten etwa 350
arbeits- und qualifizierungssuchende
Geflüchtete mit 24 Ausstellern direkt
ins Gespräch kommen. Die zentrale
Lage des Nachbarschaftshauses und
die stadtweit bekannten Aktivitäten
des Trägers zogen überdurchschnittlich
viele Besucher an.
    Auf der 14. Jobbörse konnten rund
90 Bewerbungsgespräche vereinbart
werden. Erfahrungsgemäß benötigt der
Stellenbesetzungsprozess mehrere Wo-       Jobbörse im Nachbarschaftshaus Urbanstraße                                    FOTO: MARKUS PLEYER
chen, bis eine erfolgreiche Vermittlung
zurückgemeldet wird. Bis zum Stellen-
antritt müssen viele individuelle Fragen   nehmen diese spezifischen Heraus-             lichkeiten und bei allen Beteiligten für
geklärt werden, etwa die Kostenüber-       forderungen an, beraten, machen auf           die Organisation.                    p
nahme für die Arbeitskleidung oder         Zuschüsse aufmerksam und unter-
die Monatskarte, die Vereinbarung          stützen im Kontakt mit dem Jobcenter.
über die Dauer der Probearbeit oder        Die Vermittlung in Arbeit ist immer             Wissenswertes
kleine Ergänzungen der Qualifikation       Maßarbeit. Wir bedanken uns beim                Mehr zum Thema:
oder des Sprachniveaus. Die Mit-           Nachbarschaftshaus Urbanstraße e. V.            www.work-for-refugees.de
arbeiterinnen von Work for Refugees        für die zur Verfügung gestellten Räum-

Fachtag Neue Wege – Teilhabe und Beschäftigung von Langzeit­
arbeitslosen am 25. Oktober mit Blick auf Good-Practice-Beispiele

T
        rotz guter Wirtschaftskon-         habechancen für Langzeitarbeitslose auf       der Regionaldirektion Berlin-Branden-
        junktur kann ein Teil der Lang-    dem allgemeinen und sozialen Arbeits-         burg, der Senatsverwaltung Integra-
        zeitarbeitslosen nicht an der      markt kombiniert die Möglichkeit von          tion, Arbeit und Soziales, aus Job-
positiven wirtschaftlichen Entwicklung     Lohnkostenzuschüssen und Coaching             centern, von freigemeinnützigen Trä-
teilhaben. Zu hoch sind die An-            für Langzeitarbeitslose. Mit diesem Ge-       gern und Arbeitslose tauschen sich an
forderungen an formale Qualifikation       setz sollen geförderte Arbeitsplätze für      Thementischen aus. Ihr Fokus: Was ist
oder Arbeitserfahrungen, um eine der       Langzeitarbeitslose geschaffen werden,        nötig, um Langzeitarbeitslosigkeit mit
vielen freien Stellen in Mangelberufen     die mindestens sieben Jahre Bezieher          den neuen Möglichkeiten des Gesetzes
zu besetzen. Arbeitslosigkeit befördert    von Arbeitslosengeld II waren.                zu bekämpfen?                      p
die gesellschaftliche Spaltung und poli-       Die Geschäftsstelle Bezirke orga-
tische Radikalisierung, beeinträchtigt     nisiert am 25. Oktober einen Fach-
die Gesundheit und bedeutet Armut.         tag Neue Wege – Teilhabe und Be-
Eine Kombination von arbeitsmarkt-         schäftigung von Langzeitarbeitslosen.
                                                                                           Wissenswertes
politischen Instrumenten und neuen         Der Fachtag richtet die Perspektive auf         Fachtag Neue Wege –
Arbeitsformen wie in sozialen Unter-       Good-Practice-Beispiele mit Langzeit-           Teilhabe und Beschäftigung von
nehmen wird von Wohlfahrtsverbänden,       arbeitslosen, um die Trägerlandschaft           Langzeitarbeitslosen am 25. Oktober 2018
Kostenträgern und Politik angeregt.        und Entscheider beim Wandel im Um-              Centre Monbijou
    Die aktuelle Reform des SGB II mit     gang mit Langzeitarbeitslosen zu unter-         Oranienburger Str. 13/14, 10178 Berlin
dem Gesetz zur Schaffung neuer Teil-       stützen. Vertreter und Entscheiderinnen

3. Quartal 2018                                       PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                          15
GESAMTVERBAND

Paritätischer fordert umfassenden Aktionsplan
Verband begrüßt das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz, bemängelt aber fehlendes Gesamtkonzept

D
          er Paritätische Wohlfahrtsverband begrüßt rich-           Einrichtungen der Altenpflege auswirken kann. »In der Reali-
          tige und wichtige Vorhaben beim Pflegepersonal-           tät könnte in der Altenpflege Personal in die Krankenhäuser
          Stärkungs-Gesetz, welches am 1. August im Bundes-         abwandern, die dann bessere Bedingungen bieten«, befürchtet
kabinett verabschiedet wurde. Gleichzeitig kritisiert der Ver-      Werner Hesse. Man müsse sicherstellen, dass kein Sogeffekt
band, dass ein Gesamtkonzept nicht erkennbar ist.                   eintritt.
    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn möchte ab 2020                 Spürbare Verbesserungen können aus Sicht des Paritä-
eine Personaluntergrenze in der Pflege einführen sowie die          tischen nur mit der Senkung und Begrenzung von Eigen-
Finanzierung von 13.000 zusätzlichen Pflegekräften för-             anteilen erreicht werden. Die Verbesserungen beim Pflege-
dern. »Statt kleiner Schritte brauchen wir einen großen             personal dürfen nicht zu Lasten der Betroffenen gehen. Des-
Sprung, um den bereits bestehenden Pflegenotstand zu stop-          halb fordert der Verband eine gesetzliche Regelung, nach der
pen« findet Werner Hesse, Geschäftsführer des Paritäti-             die Pflegeversicherung künftig grundsätzlich mindestens 85
schen Gesamtverbands. »Wir benötigen einen umfassenden              Prozent der Kosten übernimmt. Der Eigenanteil der Pflege-
Aktionsplan für die Pflege, sowohl im Sinne der Pflegen-            bedürftigen soll auf 15 Prozent gedeckelt werden.
den als auch der Gepflegten.« Denn diese seien am Ende                  Die Mittel des Pflegevorsorgefonds sollen hierfür ein-
die Leidtragenden, wenn zu wenig Personal in Pflegeein-             gesetzt werden. Zudem plädiert der Paritätische für eine ver-
richtungen bereitstünde, welches auch noch chronisch über-          bindliche Übernahme der Investitionskosten durch die Länder.
lastet ist.                                                         Außerdem fordert der Verband, dass die Finanzierung der Be-
    Darüber hinaus kritisiert der Verband, dass Kranken-            handlungspflege in Pflegeheimen endlich durch die Kranken-
häuser im Gesetz bessergestellt werden, was sich nachteilig auf     kassen erfolgen müsse.      p PHILIPP MEINERT, PARITÄTISCHER GESAMTVERBAND

Mehrheit sorgt sich um sozialen Zusammenhalt
Paritätisches Jahresgutachten: Verband fordert soziales Reform- und Investitionsprogramm

W
            achsende soziale Ungleich-                                                  Hälfte der Bevölkerung Sorgen um den
            heit und eine Gefährdung des                                                sozialen Zusammenhalt, mehr als ein
            sozialen Zusammenhaltes in                                                  Drittel sogar große Sorgen.
Deutschland konstatiert der Paritäti-                                                        Insbesondere beim Thema Langzeit-
sche Wohlfahrtsverband in seinem ak-                                                    arbeitslosigkeit und der Bekämpfung
tuellen Jahresgutachten. Der Verband                                                    von Altersarmut sieht der Paritätische
begrüßt, dass die Bundesregierung die                                                   dringenden Handlungsbedarf. Darü-
Stärkung des sozialen Zusammenhaltes                                                    ber hinaus fordert der Verband unter an-
als vorrangiges Ziel formuliert hat; die                                                derem Investitionen im Gesundheits-
bisher beschlossenen Maßnahmen reich-                                                   bereich, den Ausbau von Angeboten für
ten dafür jedoch bei Weitem nicht aus.                                                  Kinder und Jugendliche und sozialer Be-
    Notwendig sei ein echtes soziales                                                   ratungsdienstleistungen. Grundsätzlich
Reform- und Investitionsprogramm,                                                       brauche es mehr staatliche Anerkennung
fordert der Paritätische. »Das Jahres-                                                  und Unterstützung für gemeinnützige,
gutachten zeigt: In der Gesetzgebung                                                    soziale und zivilgesellschaftliche Initia-
der vergangenen Jahre gibt es ein dop-                                                  tiven in Deutschland.
peltes Defizit. Es fehlt an politischen                                                      »Die soziale Spaltung, die Menschen
Maßnahmen, die gezielt darauf ge-                                                       verunsichert und mit für den Aufstieg
richtet sind, gerade besonders von Ein-                                                 rechtsextremer Parteien verantwortlich
kommensarmut betroffene oder ge-                                                        ist, muss bekämpft werden. Dies gelingt
fährdete Personengruppen zu unterstützen. Und es fehlt am           uns nur, indem wir mehr Brücken bauen: Brücken, die heraus-
politischen Willen, die bestehende Ungleichheit durch eine          führen aus Einsamkeit, Arbeitslosigkeit und Desintegration
stärkere Besteuerung leistungsfähiger Bevölkerungsgruppen           und zu einem neuen sozialen Zusammenhalt beitragen. Dafür
beseitigen zu helfen«, so Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vor-           brauchen wir eine massive Stärkung des gemeinnützigen so-
sitzender des Paritätischen Gesamtverbands. Dies schlage sich       zialen Engagements in Deutschland«, so Rosenbrock.         p
inzwischen auch in einem Vertrauensverlust bei den Bürgerin-
nen und Bürgern nieder.
    Beinahe 90 Prozent der Bevölkerung sorgten sich um den            Wissenswertes
sozialen Zusammenhalt in Deutschland, so das Ergebnis von             Das Paritätische Jahresgutachten 2018 zur sozialen Lage finden Sie hier:
Umfragen, die der Paritätische anlässlich der Vorstellung sei-        http://infothek.paritaet.org/pid/fachinfos.nsf/0/c5eda480fad73d
nes Jahresgutachtens präsentiert. Demnach machen sich, un-            c2c12582e200306a7d/$FILE/Jahresgutachten_2018.pdf
abhängig von der persönlichen Einkommenssituation, über die

16                                                    PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                      3. Quartal 2018
FAMILIE

Großes Familienfest in Berlin-Weißensee
Kinder und ihre Eltern folgten der Einladung des Vereins Sehstern

A
        m 8. Juni 2018 hatte der Verein                                                              mit Kindern, Nachbarn und Freunden
        Sehstern zahlreiche Familien,                                                                den schönen sonnigen Nachmittag.
        Kooperationspartnerinnen und                                                                     Als gemeinnütziger Verein der Kin-
-partner sowie Unterstützerinnen und                                                                 der- und Jugendhilfe in Berlin setzt
Unterstützer zu seinem großen jähr-                                                                  sich Sehstern für Kinder, Jugendliche
lichen Familienfest in Berlin-Weißen-                                                                und Familien ein, mit dem Ziel, dass
see eingeladen. Viele Kinder und                                                                     sie selbständig und eigenverantwortlich
Jugendliche präsentierten ihre mu-                                                                   leben können. Das Angebotsportfolio
sikalischen, künstlerischen und tän-                                                                 des Vereins reicht von Eingliederungs-
zerischen Talente und machten das                                                                    hilfen für Menschen mit Behinderung
Bühnenprogramm lebendig. Viele                                                                       über begleiteten Umgang, Hilfen zur
Aktivitäten und Mitmachaktionen für                                                                  Erziehung, Kindertagesstätten bis hin
die Großen und die Kleinen im Garten                                                                 zum Familienzentrum.
der Amalie und auf der Straße runde-        Teilnehmer des Familienfestes          FOTO: SEHSTERN                            p ARIANA FREYTAG, SEHSTERN
ten das Fest ab.
    Familien, Geschwister und Nach-
barn gestalteten das Fest aktiv mit. Mit      Wissenswertes
Leckerem vom Grill und Kuchen ge-             Sehstern e. V., Parkstraße 66, 13086 Berlin | Tel.: 030 96 06 66 99 – 0 | http://www.sehstern-ev.de/
nossen alle in familiärer Atmosphäre

                                                             FRAUEN

Modellprojekt »Schwangerschaft und Flucht«
Der Verein donum vitae ermöglicht geflüchteten Frauen Beratung vor Ort

V
        iele Frauen unter den Ge-           gesundheit. Sie haben oft große Scheu,                   reicht, die in besonderer Weise auf Be-
        flüchteten wurden auf der           über Sexualität und ihren Körper zu                      ratung und Hilfe angewiesen sind.
        Flucht oder nach ihrer Ankunft      sprechen. Auch kennen die Frauen aus
in Deutschland schwanger. Der Ver-          ihren Heimatländern keine Beratungs-                     Weitere Beratungen
ein donum vitae ist anerkannter Träger      angebote. Viel Zeit fließt daher in den                  Donum vitae bietet bundesweit an mehr
von Schwangerschafts- und Schwanger-        Aufbau von Vertrauen. Scheu und kul-                     als 200 Orten Schwangerschafts- und
schaftskonfliktberatung. Er hat für diese   turelle Barrieren müssen überwunden                      Schwangerschaftskonfliktberatung an.
Zielgruppe im Mai 2016 das Modell-          werden. Eine behutsame Begegnung in                      Der staatlich anerkannte Verband be-
projekt »Schwangerschaft und Flucht«        einem bekannten Umfeld ist daher not-                    rät auf der Grundlage des christlichen
gestartet. Es wird an 29 Standorten in      wendig.                                                  Menschenbildes. Die Konfliktberatung
Deutschland durchgeführt und durch                                                                   dient, wie es der Gesetzgeber vorsieht,
das Bundesministerium für Familie,          Helfen beim Ausfüllen                                    dem Schutz des ungeborenen Lebens,
Frauen, Senioren und Jugend gefördert.      Die Beraterinnen helfen beim Ausfüllen                   ist ergebnisoffen und auf Wunsch an-
Auch in Berlin gibt es einen Standort.      von Anträgen und unterstützen die                        onym. Neben Beratung zu allen Fragen
                                            Flüchtlingsfrauen bei der Orientierung                   und Problemen im Zusammenhang mit
Zeit für Aufbau von Vertrauen               im Berliner Hilfe- und Gesundheits-                      einer Schwangerschaft bietet donum
Schwerpunkt des Projekts ist die auf-       system. Schwerpunkt der Beratung sind                    vitae Sexualpädagogik und Präventions-
suchende Beratung, welche auf die Be-       Fragen zur Schwangerschaftsgesund-                       arbeit,   Online-Beratung,     psycho-
dürfnisse von Flüchtlingsfrauen zu-         heit, Geburt, Sexualität, Verhütung,                     soziale Beratung im Kontext von Prä-
geschnitten ist. Zwei Berliner donum-       zu Schwangerschaftskonflikten sowie                      nataldiagnostik sowie bei unerfülltem
vitae-Beraterinnen bieten den Frauen        sozialrechtliche Fragen. Aber auch Ge-                   Kinderwunsch an und vermittelt kon-
Beratung in den Unterkünften und            waltschutz, die gleichen Rechte von                      krete Hilfe und Unterstützung.
an den Orten, wo die Frauen es wün-         Frauen und Männern sowie Kinder-                                                 p PETRA SCHYMA, DONUM VITAE
schen. Denn viele der Flüchtlingsfrauen     schutz sind immer wieder ein Thema.
haben nicht die Kraft, die Kenntnisse
und die Unabhängigkeit, selbst den          Beratungen mit Dolmetscher                                 Wissenswertes
Weg in die Berliner Beratungsstellen        Mehr als zwei Drittel aller Beratungen                     Die Beratung von donum vitae ist kostenlos
zu finden. Sie haben oft traumatische       wurden 2017 mit Dolmetscher*innen
Fluchterfahrungen und kennen sexuelle       durchgeführt. Das Feedback der Frauen                      Mehr Informationen unter:
                                                                                                       www.donumvitae.org und
und häusliche Gewalt. Sie wissen wenig      war sehr positiv. Mit der aufsuchenden                     www.schwangerschaft-und-flucht.de
über Sexualität, Verhütung und Frauen-      Arbeit werden zielgenau die Frauen er-

3. Quartal 2018                                        PARITÄTISCHER RUNDBRIEF                                                                      17
Sie können auch lesen