Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg

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Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg

Schwerpunkt 2018

Fortbildung
von Lehrerinnen und Lehrern

Forschung · Lehre · Campus

                                                     Fotos: Lars Holzäpfel
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Editorial
Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer:
Wie kann – soll – muss sie gestaltet werden?

  Fragt man die in den Schulen Tätigen, so erfährt man, was sie für
dringend erforderlich halten: Aktualisierungen von Fachinhalten

                                                                                                                                           Foto: Lars Holzäpfel
– verbunden mit didaktisch-methodischen Anregungen, pädago-
gische Professionalisierung, Classroom-Management, Hinweise zu
bedarfsgerechter und individueller Förderung, kurz: „Schule trifft
Forschung – Forschung trifft Schule“.

  Es gibt viele spannende Initiativen und Projekte, dieses Heft       Möglichkeit der systematischen Qualifizierung in der Fachberatung
kann interessierten Lehrkräften helfen, sich in der Angebotsviel-     vor. Wie fachfremde Lehrkräfte im Schulfach Wirtschaft, Berufs-
falt zu orientieren.                                                  und Studienorientierung unterstützt werden können, erfährt man
                                                                      im Beitrag von Bernd Remmele, Franziska Birke, Annette Kern und
  Wie sieht die Situation in Baden-Württemberg und speziell an        Tim Krieger. Und schließlich stellen Marco Oetken und Isabel Rub-
den Pädagogischen Hochschulen aus? Ulrich Druwe gibt mit sei-         ner neue didaktische Konzepte zu innovativen Themenfeldern dar
nem Beitrag einen Überblick, sowohl zur Situation der Lehrkräfte-     und gewähren damit interessante Einblicke in die Fortbildungsak-
fortbildung im Land als auch an der Pädagogischen Hochschule          tivitäten des Fachbereichs Chemie.
Freiburg, während Patrick Blumschein und Beate Epting sich mit
Fortbildungsangeboten für unterschiedliche Zielgruppen befas-            Im zweiten Teil des Heftes informieren wir über wichtige Er-
sen. Wie Studierende und Lehrende in der Schulbegleitforschung        eignisse im zurückliegenden Hochschuljahr. So ist in der Rub-
gemeinsam Forschungsfragen im Kontext von Inklusion ange-             rik Lehre und Forschung über interessante Tagungen und Projekt
hen, berichten Katja Scharenberg, Andreas Köpfer, Juliane Leuders,    zu berichten: Es geht um interdisziplinäre Lehrer/-innenbildung,
Charlotte Rott-Fournier und Katja Schneider, während Daniel Kittel    um Bildungskarrieren, einen Paxisphasentag sowie einen Tag der
und Wolfram Rollett bereits Ergebnisse der Begleitforschung zum       Französisch-Didaktik – Hochschultagungen, zu denen Gäste ein-
Masterstudiengang für Unterrichts- und Schulentwicklung darstel-      geladen waren, sich mit der Verzahnung von Theorie und Praxis
len können. Andrea Óhidy und Patrick Blumschein zeigen, wie der       auseinanderzusetzen bzw. mit Sprachproduktion und interkultu-
pädagogische Umgang mit Heterogenität durch Fallstudienarbeit         rellem Lernen.
funktionieren kann, und Dennis Strömsdörfer kann mit dem Hoch-
schulzertifikat „Deutsch als Zweitsprache“ ein praxisorientiertes        Wir berichten weiter über eine empirische Untersuchung zum
Weiterbildungsangebot offerieren. Katja Maaß und Diana Wernisch       Thema „Stress bei Studierenden“ und über ein neues Mentoring-
stellen das International Centre for STEM Education vor und Lars      Programm, über Möglichkeiten des interdisziplinären Austauschs,
Holzäpfel, Timo Leuders, Katja Maaß und Gerald Wittmann stellen       die ungeahnte Einblicke in andere Fächer geben, z.B. in die Foren-
mit dem Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik eine           sische Chemie.

                                                                        Die Rubrik Campus und darüber hinaus führt uns in Partneruni-
                                                                      versitäten nach Polen (Kraków) und Japan (Aichi), und man kann
                                                                      erfahren, wie es künstlerischen Projekten gelang, durch Theater,
                                                                      Musik und Hörspiel in andere Welten zu entführen.

                                                                        Wir freuen uns, erneut über einen Landeslehrpreis für die Päda-
                                                                      gogische Hochschule Freiburg berichten zu können und stellen die
                                                                      hochschulinternen Preisträger/-innen vor, die zur Eröffnung des
                                                                      Akademischen Jahres 2017/2018 ausgezeichnet wurden.

                                                                        Die Redaktion
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Inhalt

Titelthema: Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern
4        Lehrkräftefortbildung
         Eine Übersicht des Abgebotes an der Pädagogischen Hochschule Freiburg                                                       Ulrich Druwe

8        Das Zentrum für Lehrerfortbildung
         Fortbildungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen                                                   Patrick Blumschein · Beate Epting

10       Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung
         Studierende, Hochschule und Schulen entwickeln und bearbeiten gemeinsam Forschungsfragen im Kontext von Inklusion
                                                Katja Scharenberg · Andreas Köpfer · Juliane Leuders · Charlotte Rott-Fournier · Katja Schneider

12       Bildungswissenschaftliche Professionalisierung für berufstätige Lehrkräfte
         Ergebnisse der Begleitforschung zum Masterstudiengang für Unterrichts- und Schulentwicklung                Daniel Kittel · Wolfram Rollett

14       Das Zertifikatstudium „Pädagogischer Umgang mit Heterogenität“
         Kompetenzerwerb durch Fallstudienarbeit                                                                Andrea Óhidy · Patrick Blumschein

16       Das Hochschulzertifikat Deutsch als Zweitsprache
         Ein praxisorientiertes Weiterbildungsprogramm                                                                       Dennis Strömsdörfer

18       Internationale Forschung fließt in innovative MINT-Fortbildungskonzepte ein
         Das International Centre for STEM Education                                                                 Katja Maaß · Diana Wernisch

21       Deutsches Zentrum für Lehrerbildung Mathematik
         Systematische Qualifizierung in der Fachberatung                             Lars Holzäpfel · Timo Leuders · Katja Maaß · Gerald Wittmann

22       Unterstützung im Schulfach Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung
         Ein b-MOOC für die Weiterbildung von fachfremden Lehrkräften                 Bernd Remmele · Franziska Birke · Annette Kern · Tim Krieger

24       Neue didaktische Konzepte zu innovativen Themenfeldern in der Chemie
         Fortbildungsaktivitäten u.a. zur Speichertechnologie und Energiekonversion                                  Marco Oetken · Isabel Rubner
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Inhalt

Forschung · Lehre · Campus
Lehre und Forschung_________________________________________________________________ Sommersemester 2017
28       Verleihung des Heinz-Schmidkunz-Preises an Marco Oetken
         Eine Laudatio                                                                                                    Franz-Peter Montforts

29       BE-SMaRT
         Tagung eines europäischen Projekts zur interdisziplinären, transkulturellen Lehrer/-innenbildung                         Laura Schmidt

31       Sinti und Roma in der Schule:
         Diskriminierungserfahrungen und ihre Bewältigung
         Ein Forschungsprojekt zu Bildungskarrieren                                                                    Albert Scherr · Lena Sachs

34       Praxisphasentag 2017
         Praxisphasen betreuen, optimieren, vernetzt gestalten                                                Ulrike Dreher · Martina von Gehlen

35       Mehr für Frauen in MINT
         Das neue Mentoring-Programm im Fach Technik                                                            Yvonne Baum · Mara Olivia Kraft

36       Tag der Französisch-Didaktik 2017
________________________________________________________________________________Wintersemster 2017|2018
37       Landeslehrpreis 2017
         Das Patenschaftsprogramm SALAM                                                                                                Helga Epp

38       Verleihung der Würde der Ehrensenatorin
         Anne-Kathrin Deutrich wird von der Hochschule ausgezeichnet                                                                   Helga Epp

38       Stress bei Studierenden
         Ergebnisse einer empirischen Untersuchung an der Pädagogischen Hochschule
         im bundesweiten Vergleich                                                                                          Bianca Schönenborn

41       Tandem Teaching Integral
         Austausch und Einblick in andere Disziplinen                                                                             Laura Schmidt

43       Einblicke in die Forensische Chemie
         Kriminologische Spurensuche im Chemieunterricht                                            Isabel Rubner · Rachel Fischer · Marco Oetken

44       Chorarbeit
         Herausfordernde Projekte der letzten Semester                                                                             Stefan Weible

45       Fragen an
         Nadja Schwendemann
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Campus und darüber hinaus____________________________________________________________ Sommersemester 2017
46    Internationale Kooperation mit der Pädagogischen Universität Krakau
      Eine lange Tradition                                                                                 Andrea Óhidy

47    Kirschblüten, Yukata und Takoyaki
      Abenteuer Japan und mein Studium an der Pädagogischen Hochschule Aichi                           Mayumi Feuerlein

48    Hochschule, Studierende und Ehemalige miteinander vernetzt
      Einblicke in das Alumni-Projekt des Studienbereichs Erziehungswissenschaft      Franziska Lutzmann · Lina Thierling

49    Odyssee
      Aufführung der PH-Theatergruppe „Schaufenster“                                                      Laura Schmidt

52    Lady in the Dark
      Eine Musicalaufführung                                                                              Laura Schmidt

53    Ferienbetreuung 2017
________________________________________________________________________________Wintersemster 2017|2018
54    Dies academicus
      Eröffnung des Akademischen Jahres 2017/2018                                                              Helga Epp

56    Betriebliches Gesundheitsmanagement
      Erhalt und Förderung von Gesundheit                                               Manuela Pluche · Susann Junker

57    Das Spiegelgeheimnis
      Ein Live-Hörspiel-Event

Personalia · Porträts · Würdigungen_____________________________________________________ Sommersemester 2017
58    „Die wahre Himmelsleiter hat keine Sprossen“
      Reinhard Wunderlich zum Abschied                                                                Dorothee Schlenke

58    Auf zu neuen Ufern
      Udo Ritterbach – Ernährungsbildung mit Herz und Verstand                     Anne-Marie Grundmeier · Sonja Huber

59    Joachim Pfeiffer zum Abschied
      Ein Kollege geht in den Ruhestand                                                                  Gabriele Kniffka

60    Hans-Werner Kuhn im Ruhestand
      Eine Würdigung                                                                Uwe H. Bittlingmayer · Jürgen Gerdes

61    Zum Tod von Alfred Vogel
      *2.11.1926 ✝ 14.1.2017                                                                              Siegfried Thiel

62    Zum Tod von Gerhard Preiß
      *15.9.1935 ✝ 26.3.2017                                                                              Christine Streit

63    Zum Tod von Klaus-Dieter Fehse
      *28.9.1937 ✝ 21.4.2017                                                                           Eckhard Rattunde

64    Prof. Dr. Heinrich Meyer
      *10.2.1930 ✝ 20.2.2017
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Ulrich Druwe
Schwerpunkt Fortbildung

                          Lehrkräftefortbildung

                          Eine Übersicht des                              Schulen. Auf der Comburg in Schwä-              „Das Zentrum für Schulqualität und
                                                                          bisch Hall finden die einführenden und       Lehrerbildung soll die Schulen durch Be-
                          Abgebotes an der                                berufsbegleitenden Fortbildungen für         ratung mit Fokus auf der Unterrichtsqua-
                          Pädagogischen Hochschule                        Schulleitungen statt.                        lität sowie durch die Erarbeitung und Be-
                                                                        ŸŸ Landesakademie für Schulkunst, Schul-       reitstellung von Unterrichtsmaterialien bei
                          Freiburg                                        und Amateurtheater Akademie Schloss          der Schulentwicklung unterstützen. Ein

                          D
                                                                          Rotenfels in Gaggenau-Bad Rotenfels;         weiterer Schwerpunkt des Zentrums sind
                                   ie Lehrkräftefortbildung in Ba-      ŸŸ Landesinstitut für Schulsport, Schul-       Lehrerfortbildungen, die sich am aktuellen
                                   den-Württemberg ist, wie Kultus-       kunst und Schulmusik Baden-Württem-          Stand der Wissenschaft orientieren sollen.
                                   ministerin Susanne Eisenmann           berg (LIS) in Ludwigsburg, in dem die        Alle vorhandenen Angebote sollen unter
                                   selbstkritisch feststellte (vgl.       Bewegungserziehung im Mittelpunkt            einem Dach gebündelt, überprüft, wei-
                          Pressemitteilung des Kultusministeriums         steht.                                       terentwickelt und in die Fläche getragen
                          vom 28.6.2017) durch einen „Wildwuchs“        ŸŸ Landesschulzentrum für Umwelterzie-         werden. Außerdem soll die Zuständigkeit
                          gekennzeichnet. Zwar müssen Lehrkräfte          hung (LSZU) am Staatlichen Aufbau-           für die Staatlichen Seminare für Didaktik
                          Fortbildungen belegen, sind per Verord-         gymnasium in Adelsheim sowie                 und Lehrerbildung, an denen Lehrkräfte im
                          nung verpflichtet, ihre berufsspezifischen    ŸŸ Landesakademie für die musizierende         Referendariat ausgebildet werden, auf das
                          Kompetenzen zu erhalten und weiterzu-           Jugend in Baden-Württemberg in Och-          neue Zentrum übergehen. Damit sollen die
                          entwickeln, aber wie sie das genau tun,         senhausen.                                   Lehreraus- und -fortbildung systematisch
                          bleibt ihnen und den Rektor/-innen der                                                       miteinander verknüpft und damit gestärkt
                          Schulen überlassen. Zudem gibt es eine          In die Zuständigkeit der Regierungs-         werden.“2
                          Vielzahl von Anbietern. „Bestimmend für       präsidien bzw. der Staatlichen Schuläm-
                          die baden-württembergische Lehrkräfte-        ter fallen die regionalen, schulnahen und         Zur Qualitätssicherung soll das Zent-
                          fortbildung ist die kaskadenförmige Or-       schulinternen Fortbildungen. Hinzu kom-        rum für Schulqualität und Lehrerbildung
                          ganisationsstruktur, gegliedert in zentrale   men zahlreiche externe Anbieter, wie z.B.      eng mit dem Institut für Bildungsanaly-
                          Fortbildung und regionale Fortbildung. Er-    Gewerkschaften, Verbände und auch die          sen zusammenarbeiten; letzteres liefert
                          gänzt wird das Angebot durch schulnahe        Hochschulen.                                   die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die
                          und schulinterne Formate, Abrufangebote                                                      im Zentrum für die Lehrkräftefortbildung
                          und Präsenzfortbildungen. In Baden-Würt-         Nun hat sich die Kultusministerin vor-      genutzt werden. „Die Aufgaben der bis-
                          temberg ist die amtliche Fortbildung un-      genommen, die Lehrkräftefortbildung zu         herigen Landesakademie für Fortbildung
                          abhängig, kostenlos und qualitätsvoll. Sie    reformieren. Dazu hat sie 2017 u.a. einen      und Personalentwicklung an Schulen wer-
                          setzt bildungspolitische Entscheidungen       Fragebogen an alle Lehrer/-innen verteilen     den vollständig auf das neue Zentrum für
                          und Bedarfe vor Ort um. Die Teilnahme an      lassen, um zu erheben, welche Themen die       Schulqualität und Lehrerbildung überge-
                          Fortbildungen erfolgt freiwillig.“1           Lehrkräfte interessieren, ob der Transfer in   hen. Für die Schulverwaltung bedeutet das:
                                                                        den Unterricht gelingt, wie die Rahmenbe-      Insgesamt werden die Regierungspräsidi-
                          Politik                                       dingungen für die Lehrerfortbildung sind,      en und Staatlichen Schulämter von Fort-
                                                                        welche Hinderungsgründe für eine Teil-         bildungsaufgaben entlastet, um sich auf
                            Das Angebot selbst wird vom Kultusmi-       nahme bestehen etc.                            originär schulaufsichtliche Aufgaben und
                          nisterium in Zusammenarbeit mit 30 lan-                                                      die Steuerung der Unterrichtsversorgung
                          deseigenen Einrichtungen bereitgestellt.         Am 28.6.2017 wurden erste Überle-           konzentrieren zu können. Auch das Lan-
                          Zentrale Anbieter sind:                       gungen insbesondere auch zur Reform            desinstitut für Schulentwicklung (LS) soll
                                                                        der Lehrkräftefortbildung vorgestellt; das     in seiner bisherigen Form aufgelöst wer-
                          ŸŸ Landesakademie für Fortbildung und         Qualitätskonzept soll bis zum Jahresende       den. Die derzeitigen Qualitätssicherungs-
                            Personalentwicklung an Schulen, verteilt    2018 ausgearbeitet und ab dem 1.1.2019         aufgaben des LS, wie etwa die empirische
                            auf drei Standorte. In Bad Wildbad liegt    umgesetzt werden. Kern des Qualitäts-          Bildungsforschung, Bildungsberichterstat-
                            der Schwerpunkt der Arbeit auf Fort-        konzepts ist die Einrichtung zweier neuer      tung, Lernstandserhebungen oder Kompe-
                            bildungen für Lehrkräfte an allgemein-      Strukturen: ein „Institut für Bildungsana-     tenzmessungen, werden im neuen Institut
                            bildenden Schulen, in Esslingen-Zell auf    lysen“ und ein „Zentrum für Schulqualität      für Bildungsanalysen verortet und qualita-
  4                         Angeboten für Lehrkräfte an beruflichen     und Lehrerbildung“.                            tiv weiterentwickelt. Die übrigen Aufgaben,
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
ph·fr 2018

wie zum Beispiel die Bildungsplanarbeit         Alle Fächer der Hochschule bieten re-
oder die Entwicklung von Unterrichtsma-      gelmäßig Fortbildungsveranstaltungen für
terialien und Handreichungen, gehen auf      Lehrkräfte aller allgemeinbildenden Schu-
das neue Zentrum für Schulqualität und       len (Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Ge-
Lehrerbildung über und werden gleichfalls    meinschaftsschulen und Gymnasien) sowie
weiterentwickelt.“3                          für Fachberater/-innen an. Ein stark nach-
                                             gefragtes Beispiel hierfür ist „Mathe für
Angebote der Hochschule                      alle“. 2016/17 wurden für Lehrkräfte aller
                                             Schularten und für alle Fächer vier Termine
   Aktuell ist die Pädagogische Hochschule   angeboten sowie ein weiterer Termin für
Freiburg sowohl in die zentralen als auch    Fachberater/-innen aller Fächer.
in die regionalen Angebote der Lehrkräfte-
fortbildung eingebunden. Außerdem macht
sie weitere Fort-und Weiterbildungsange-
bote, von Tageskursen, über Zertifikatsan-    Weitere Termine, aufgeteilt nach Fächern:
gebote bis hin zu Weiterbildungsmastern,
die sich auch an Lehrkräfte richten. Hier     Biologie:                 1 Termin für Fachberater/-innen
ein kleiner Überblick über die auch für
Lehrkräfte relevanten Fort- und Weiterbil-    Chemie:                   2 Termine für Lehrkräfte aller Schularten,
dungsangebote der Hochschule4:                                          1 Termin für Fachberater/-innen
                                              DaZ:                      1 Termin für Lehrkräfte von Vorbereitungsklassen
Weiterbildungsstudiengänge
                                              Deutsch:                  3 Termine für Lehrkräfte aller Schularten,
mit Masterabschluss
                                                                        4 Termine für Fachberater/-innen
ŸŸ E-LINGO - Frühes Fremdsprachenler-
   nen im Elementar- und Primarbereich        Englisch:                 1 Termin für Lehrkräfte aller Schularten,
   (Leitung: Marita Schocker, Annika Kolb)                              4 Termine für Fachberater/-innen
ŸŸ Unterrichts- und Schulentwicklung
                                              Französisch:              9 Termine für Lehrkräfte aller Schularten
   (Leitung: Wolfram Rollett, Patrick
   Blumschein)                                Gemeinschaftskunde: 2 Termine für Lehrkräfte aller Schularten (nicht Sek II)
                                              (Geschichte, Ethik …)
Hochschulzertifikate
                                              Mathematik:               14 Termine für Lehrkräfte aller Schularten sowie
ŸŸ Deutsch als Zweitsprache
                                                                        10 Termine für Fachberater/-innen
   (Leitung: Gabriele Kniffka)
ŸŸ Diagnostik und Intervention bei Lern-,     Physik:                   2 Termine für Lehrkräfte aller Schularten sowie
   Verhaltens- und Entwicklungsstörun-                                  1 Termin für Fachberater/-innen
   gen in pädagogischen Arbeitsfeldern        Sachunterricht:           2 Termine für Lehrkräfte der Grundschule
   (Leitung: Karin Schleider)
ŸŸ Forschungsmethoden der empirischen         Musik:                    4 Termine für Lehrkräfte aller Schularten
   Bildungs- und Sozialwissenschaften         Theologien:               4 Termine für Lehrkräfte aller Schularten
   (Leitung: Markus Wirtz)
ŸŸ Islamische Theologie/Religionspädago-      Technik:                  3 Termine für Lehrkräfte aller Schularten
   gik (Leitung: Abdel-Hakim Ourghi)          Wirtschaft:               1 Termin für Lehrkräfte aller Schularten
ŸŸ Pädagogischer Umgang mit Heteroge-
   nität in Schule und Unterricht             Absolviert wurden diese Angebote von ca. 2.000 Personen.
   (Leitung: Andrea Óhidy)                    Außerdem werden im Auftrag des Kultusministeriums Online-Fortbildungsangebote
ŸŸ Radio- und Medienbildung                   entwickelt.
   (Leitung: Monika Löffler)
                                                                                                                                        5
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Fotos: Lars Holzäpfel

          Zudem hat die Hochschule langfristi-          FACE-Praxiskollegs, koordiniert (Leitung:     (ProfiL). Im Zentrum des Kollegs steht die
        ge Fortbildungsstrukturen für Lehrkräfte        Lars Holzäpfel, PH; Wolfgang Hochbruck,       Frage, wie Lehrkräfte wirkungsvoll und
        etabliert.                                      Universität).                                 nachhaltig fortgebildet werden können.
                                                      ŸŸ Die Pädagogische Hochschule mit ih-          Einschlägige Forschungsergebnisse geben
        ŸŸ Hier ist vor allem das Zentrum für Lehr-     rem Institut für Mathematische Bildung        erste Hinweise auf Charakteristika poten-
           kräftefortbildung Freiburg (ZELF) zu         ist seit 2012 Partnerin im Deutschen          ziell wirksamer Maßnahmen. Bezogen auf
           nennen (Leitung: Patrick Blumschein),        Zentrum für Lehrerbildung Mathematik          die systematische Weiterentwicklung sol-
           das Fortbildungen, Tagungen und die          (Vorstandsmitglied: Timo Leuders). Das        cher Maßnahmen sind immer noch zahl-
           berufsbegleitenden Masterstudiengän-         DZLM, initiiert und finanziert von der        reiche Fragen offen, die in dem Kolleg ge-
           ge betreut und kooperativ weiterentwi-       Deutschen Telekom Stiftung, ist die ers-      klärt werden sollen. Inhaltlich geht es dabei
           ckelt (s. S. 8).                             te bundesländerübergreifende, zentra-         insbesondere um die Fortbildung im Be-
        ŸŸ Im Herbst 2017 hat die Hochschule das        le Anlaufstelle für die Lehrerfortbildung     reich Umgang mit heterogener Schüler/-
           International Centre for STEM Educa-         im Fach Mathematik (s. S. 21). In Baden-      innenschaft.
           tion (ICSE, STEM: Science, Technology,       Württemberg werden die Maßnahmen
           Engineering and Mathematics) einge-          des DZLM im Rahmen der Kooperation              Europaweite Forschungsprojekte zur
           richtet (Leitung: Katja Maaß). Im Fokus      math.expert zwischen der Pädagogi-            Weiterbildungsforschung sind auch die
           der Aktivitäten steht die Verbindung der     schen Hochschule und dem Kultusmi-            Grundlage des International Centre for
           Forschung zur MINT-Bildung in Europa         nisterium umgesetzt.                          STEM Education (ICSE); deren Fort- und
           und deren Transfer in die Praxis, um den                                                   Weiterbildungsangebote basieren auf eu-
           MINT-Unterricht – europaweit - zu ver-     Forschung und Nachwuchsförderung                ropaweiten Forschungsergebnissen diver-
           bessern (s. S. 18).                        im Themenfeld „Lehrkräftefortbildung“           ser Projekte, z.B.:
        ŸŸ Lehrkräftefortbildung steht zudem auch
           im Focus des Freiburg Advanced Center of      Für die Hochschule ist die Lehrkräftefort-   ŸŸ LEMA - Learning and education in and
           Education (FACE), in dem die Pädagogi-     bildung auch ein wichtiges Forschungs-             through mathematical modelling
           sche Hochschule mit der Universität und    und Nachwuchsförderungsthema. So ist            ŸŸ COMPASS - Common problem sol-
           der Hochschule für Musik kooperiert; das   sie die größte Partnerin im Graduierten-           ving strategies as links between ma-
           umfassende Vernetzungs- und Fortbil-       kolleg „Professionalisierung im Lehrberuf –        thematics
6          dungsangebot wird hier im Rahmen des       Konzepte und Modelle auf dem Prüfstand“         ŸŸ PRIMAS - Promoting inquiry in mathe-
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
ph·fr 2018

                                                 Außerdem wurde die Hochschule mehr-           Damit sich alle Phasen der Lehr-
                                              fach vom Kultusministerium mit der            amtsausbildung an den neuesten For-
                                              Durchführung größerer und kleinerer Eva-      schungserkenntnissen orientieren, bedarf
                                              luationsstudien beauftragt; zu erwähnen       es einer engeren Rückbindung der als
                                              ist beispielsweise das Projekt EvaluNa LfBW   Multiplikator/-innen tätigen Lehrkräfte
                                              von Andy Richter und Thomas Diehl, in dem     der zweiten und dritten Phase an die Wis-
                                              es um die Wirksamkeit und Nachhaltig-         senschaft. Für Multiplikator/-innen gab es
                                              keit des Lehrerfortbildungsangebots und       bislang allerdings erst wenige Strukturen,
                                              des Fortbildungssystems in ganz Baden-        die es erlauben, sie systematisch, substan-
                                              Württemberg ging.                             ziell und zielgerichtet auf ihre Tätigkeiten
                                                                                            hin zu qualifizieren. Aufbauend auf diesen
                                                Eine kleinere Evaluationsstudie war z.B.    Erfahrungen sowie auf Bedarfsanalysen
                                              das vom ZELF 2017 durchgeführte Projekt       in Zusammenarbeit mit der Bildungsad-
                                              zur Wirksamkeit der Nachqualifizierung        ministration wird im Rahmen des Praxis-
                                              von Hauptschullehrer/-innen.                  kollegs ein spezifisch auf Multiplikator/-
                                                                                            innen ausgerichtetes Zertifikatsprogramm
                                              Perspektiven                                  implementiert. Hierzu werden Zertifikats-
                                                                                            kurse entwickelt und angeboten. Die Kurse
                                                 Im Rahmen der avisierten Weiterent-        bestehen aus verschiedenen Formaten wie
                                              wicklung von FACE als gemeinsame wis-         z.B. einer Ringvorlesung mit Expert/-innen,
   matics and science education across        senschaftliche Einrichtung gemäß § 6, Abs.    Modulen zur Begleitung von Schul- und
   Europe                                     4 LHG haben sich die Kooperationspartner      Unterrichtsentwicklung, zur Bildungsfor-
ŸŸ INSTEM - Innovative Networks for Sci-      neben der Förderung des Dialogs mit allen     schung und Evidenzorientierung sowie
   ence Technology Engineering & Mathe-       Akteur/-innen der Lehramtsausbildung be-      Praxisreflexionen (begleitendes Portfolio).
   matics education                           reits auf die Umsetzung von Modellvorha-
ŸŸ IncluSMe - Intercultural learning in ma-   ben der Theorie-Praxis-Vernetzung in der         Zusammenfassend gilt: Wir sind froh,
   thematics and science education            Lehre geeinigt. Im Mittelpunkt werden da-     dass die Kultusministerin das Thema Leh­
ŸŸ MaSDiV - Supporting mathematics and        bei sog. „Professionelle Lerngemeinschaf-     rerfortbildung auf ihre Agenda gesetzt hat,
   science teachers in addressing diversi-    ten“ (PLG) stehen; diese befassen sich mit    da sich unsere Hochschule schon lange
   ty and promoting fundamental values        drängenden schulischen Entwicklungsthe-       umfassend mit der Lehrkräftefortbildung
                                              men im Bereich des Unterrichtens und ko-      befasst hat und schon jetzt als qualitäts-
   Und schließlich wird auch im DZLM in-      operieren hierfür u.a. mit einschlägig for-   volle Anbieterin, als Beraterin, als Evaluato-
tensiv Weiterbildungsforschung betrieben.     schenden Wissenschaftler/-innen. Für die      rin und Weiterbildungsforschungsakteurin
Die DZLM-Forschungsorientierung schlägt       Schulen ergeben sich so Möglichkeiten, ihr    in der Lehrerfortbildung Baden-Württem-
sich dabei in zwei Bereichen nieder: im Er-   Lehrpersonal durch fundierte Unterstüt-       bergs wahrgenommen wird.
kenntnisgewinn zu Voraussetzungen, zur        zung der Hochschulen weiter zu profes-
Gestaltung und zur Wirkung von Fortbil-       sionalisieren und den Fachunterricht wei-       Diese Position gilt es in Zukunft weiter
dungen (Begleitforschung) und in der Qua-     terzuentwickeln. Derzeit sind PLGs zu drei    zu entwickeln und auszubauen, und dieser
litätssicherung der Angebote (Evaluation      Themenfeldern geplant:                        Wunsch könnte angesichts der anstehen-
und Weiterentwicklung).                                                                     den Änderungen Realität werden. |
                                              ŸŸ Entwicklung naturwissenschaftlicher Ex-
  Auch die Fort- und Weiterbildungsange-         perimente für inklusive Klassen in der
bote der Pädagogischen Hochschule wer-           Sekundarstufe,                             Anmerkungen
den regelmäßig beforscht. So ist z.B. der     ŸŸ Nutzung von Visualisierungen beim Er-      1) Vgl. www.km-bw.de/Lehrkraeftefortbildung
berufsbegleitende Masterstudiengang für          klären im Fachunterricht,                  2) www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/
                                                                                            28_06_2017+Qualitaetskonzept+Bildungssystem/
Unterrichts- und Schulentwicklung (MA         ŸŸ Qualität im Mathematikunterricht in Ko-    ?LISTPAGE=344894)
USE) Forschungsgegenstand eines Disser-          operation mit der anlaufenden Video-       3) Ebd.
tationsprojektes (s. S. 12).                     Studie TALIS (Eckhard Klieme, DIPF).       4) Vgl. www.ph-freiburg.de/weiterbildung.html
                                                                                                                                              7
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern - Schwerpunkt 2018 Forschung Lehre Campus - Pädagogische Hochschule Freiburg
Patrick Blumschein · Beate Epting
Schwerpunkt Fortbildung

                          Das Zentrum für
                          Lehrerfortbildung

                          Fortbildungsangebote für                      Praxis. So bietet z.B. Monika Löffler eine     zustreben oder sich um eine Funktionsstelle
                                                                        Fortbildung im Bereich Audioproduktion         zu bewerben, die explizite fachliche und
                          unterschiedliche Zielgruppen                  im Fachunterricht an, die Lehrerinnen und      wissenschaftliche Kompetenzen erfordert.

                          S
                                                                        Lehrer dazu befähigt, Schüler/-innen pro-
                                 chon 1987 wurde an der Pädagogi-       jektartig in die Welt des Radiomachens ein-      Diese Weiterbildungsmasterprogramme
                                 schen Hochschule Freiburg eine Ab-     zuführen. Dieses Angebot besteht aus ei-       werden an der Hochschule von den Insti-
                                 teilung für Lehrerfortbildung einge-   nem Infovortrag und zwei Workshoptagen         tuten entwickelt und teilweise mit Unter-
                                 richtet und 2010 zu einem Zentrum      und kann je nach Wunsch der Teilnehmen-        stützung des ZELF umgesetzt. Dies trifft in
                          für Lehrerfortbildung (ZELF) ausgebaut.       den in der Schule vor Ort oder an unserer      besonderer Weise auf den berufsbegleiten-
                          Heute hat sich der Aufgabenbereich er-        Hochschule stattfinden.                        den Masterstudiengang „Unterrichts- und
                          neut verändert. Das ZELF ist, im Rahmen                                                      Schulentwicklung“ (MA USE) zu. Er wurde
                          der Qualitätsoffensive Lehrerbildung und         Neben den exklusiv veranstalteten Fort-     am Institut für Erziehungswissenschaft von
                          dem neu eingerichteten Freiburg Advan-        bildungen bewirbt das ZELF Angebote aus        Alfred Holzbrecher, Wolfram Rollett und
                          ced Center of Education (FACE), die zent-     den Fächern. Dies sind Fortbildungen, die      Patrick Blumschein entwickelt und wird
                          rale Einrichtung für Lehrerfortbildung von    z.B. im Rahmen des Promotionskollegs           seitdem vom erziehungswissenschaftli-
                          Albert-Ludwigs-Universität und Pädago-        „Professionalisierung im Lehrberuf“ (Pro-      chen Institut sowie dem ZELF gemeinsam
                          gischer Hochschule in Freiburg geworden.      fiL) entstehen, in Projekten realisiert wer-   durchgeführt. Das Studium von MA USE
                          Das Fortbildungskonzept des ZELF wurde        den (z.B. im internationalen Mathe-Projekt     greift aktuelle Herausforderungen pädago-
                          unter diesen Bedingungen neu aufgestellt.     MaSDiV) oder von in der Lehrkräfte-Fort-       gisch-didaktischen Planens und Handelns
                                                                        bildung engagierten Mitgliedern der Insti-     auf und setzt Befunde aus der Forschung
                             Grundsätzlich bietet das ZELF Fortbil-     tute ausgebracht werden (z.B. Mathematik,      im Bereich Ganztagsschule, Lerncoaching,
                          dungsangebote für Lehrkräfte, Schullei-       Biologie, Musik).                              pädagogische Diagnostik oder auch koope-
                          tungen, Multiplikator/-innen und weitere                                                     rative Führung und systemische Schulent-
                          Personen im beruflichen Umfeld der Schu-         Ein weiterer Bereich der Fortbildungs-      wicklung um. Besonderer Wert wurde bei
                          le. Diese Angebote verbinden Praxis- und      struktur sind die Kontakt- und Zertifikats-    der Konzeption auf die Studierbarkeit und
                          Wissenschaftsbezug und erstrecken sich        studiengänge. Hierunter fallen z.B. das        die besonderen Bedingungen der berufs-
                          inhaltlich sowohl über bildungswissen-        Zertifikat „Deutsch als Zweitsprache“, das     tätigen Teilnehmer/-innen gelegt. Präsenz-
                          schaftliche als auch fachdidaktische und      Zertifikat zum pädagogischen Umgang mit        veranstaltungen finden nur viermal im Se-
                          fachwissenschaftliche Themenbereiche.         Heterogenität oder der Zertifikatskurs bi-     mester an Wochenenden statt, und eine
                          Beworben werden die Angebote neben            linguales Lehren und Lernen. Hier tritt das    Lerncoachin kann zeitnah und qualifiziert
                          Website und Newsletter auch in der Fort-      ZELF als Veranstaltungspartner auf und         bei allen Fragen und Problemen weiterhel-
                          bildungsausgabe von „Kultus und Unter-        unterstützt bei der Verwaltung und Um-         fen. Derzeit läuft der Studiengang in der
                          richt“, im Newsletter des Kultusministeri-    setzung.                                       zweiten Kohorte und befindet sich im Ak-
                          ums sowie über die Kooperation mit dem                                                       kreditierungsprozess.
                          Regierungspräsidium an allen Schulen des      Berufsbegleitende Angebote
                          Regierungsbezirks. Die Fortbildungen wer-                                                      Vom Institut für Anglistik wurde unter
                          den zum Teil exklusiv vom ZELF veranstal-       In den letzten Jahren hat die Pädagogi-      der Federführung von Marita Schocker
                          tet oder über uns zugänglich gemacht und      sche Hochschule Freiburg eine Reihe von        der Masterstudiengang „E-LINGO – Frühes
                          verbreitet.                                   berufsbegleitenden Masterstudiengängen         Fremdsprachenlernen im Elementar- und
                                                                        an den Start gebracht, die das Konzept der     Primarbereich“ entwickelt. Auch dieser Stu-
                             Unsere Fortbildungsanbieter haben ei-      Lehrkräftefortbildung mit einem wissen-        diengang ist im Blended Learning-Ansatz
                          nen einschlägigen Hintergrund in ihrem        schaftlichen Qualifikationsanspruch wei-       umgesetzt und hat ein flexibles Zeitkon-
                          jeweiligen Fachgebiet und oftmals langjäh-    terführen. Lehrer/-innen können sich auf       zept. Er qualifiziert explizit zum Englisch-
                          rige Berufserfahrung. Unsere Dozentinnen      der Grundlage eines Lehramtsstudiums mit       unterrichten im Elementar- und Primar-
                          und Dozenten sind meist hauptberuflich        erstem sowie zweitem Staatsexamen und          bereich.
                          an der Universität oder der Pädagogischen     zumeist zusätzlichen zwei Jahren Berufser-
                          Hochschule tätig und stehen für einen ein-    fahrung mit einem Master wissenschaftlich        Der Masterstudiengang „Deutsch als
  8                       zigartigen Transfer von der Theorie in die    qualifizieren, etwa um eine Promotion an-      Zweitsprache/Fremdsprache“ kann in Voll-
ph·fr 2018

zeit oder Teilzeit studiert werden und berei-
tet auf die Tätigkeit im DaZ/DaF-Bereich vor.

   Seit dem Projektstart von FACE im De-
zember 2015 hat das ZELF seine Aufga-
ben neu justiert und erweitert. FACE ist das
Freiburg Advanced Center of Education, die
lokale Realisierung der Zusammenarbeit
von Universität und Pädagogischer Hoch-
schule zur Verbesserung der Lehramtsaus-
bildung in Freiburg. Im Rahmen von FACE
ist das ZELF in der Maßnahme 2 „Praxiskol-
leg“ und der Maßnahme 5 „Fort- und Wei-                                                         nnMultiplikator/-innen-Fortbildung:
terbildung“ tätig. Das Praxiskolleg intensi-                                                    Fachtag „Inklusion“ im Oktober 2017
viert den Dialog sämtlicher lokalen Akteure
der Lehrerbildung in Netzwerkveranstal-         theater (Wolfgang Hochbruck, Universität)      Unterricht, 2017 auf Inklusion. Dazu wur-
tungen und bietet Ringvorlesungen sowie         angeboten. Ein/e Teilnehmer/-in könnte so      den Fachberatertage veranstaltet und fä-
Fachtagungen.                                   einzelne 1-ECTS-Fortbildungen bis zu einer     cherbezogene Qualitätszirkel in Deutsch,
                                                Modulgröße von 15 ECTS sammeln und sie         Englisch, Mathematik und den Naturwis-
   Darüber hinaus wird eine intensive Ver-      als „Kumuliertes Hochschulzertifikat“ in ein   senschaften durchgeführt.
netzung durch enge Kooperationen zwi-           Masterstudium integrieren. Das Angebot
schen Schulen und den Hochschulen in            wird dabei von Universität und Pädagogi-          Das ZELF unterstützt derzeit auch das
Form von Hochschulpartnerschaften ge-           scher Hochschule gleichermaßen bestrit-        Zentrum für Schulpraktische Studien da-
schaffen. Im Rahmen der Maßnahme 5              ten. Eine erste Resonanz zu diesem Kon-        bei, ein Qualifizierungsangebot für Aus-
bieten wir Fortbildungen gemeinsam mit          zept auf einer Fachtagung im Herbst 2017       bildungsberaterinnen und -berater sowie
der Universität in neuem Format an, die         war positiv.                                   für Ausbildungslehrkräfte an ISP-Schulen
kompetenzorientiert ausgeschrieben sind                                                        (Integriertes Semesterpraktikum) zu entwi-
und einen Mindestworkload von 1 ECTS            Erforschtes wird zu praktischem                ckeln. Ziel des Programms ist es, die Betei-
haben. Sie sollen ein Grundbaustein für         Know-How                                       ligten für ihre Beratungs- und Steuerungs-
ein Baukastensystem sein, das perspekti-                                                       arbeit vor Ort an den Schulen zu stärken
visch ebenfalls zu einem berufsbegleiten-          In den wissenschaftlichen Erkenntnis-       und mit neueren Befunden aus der For-
den Masterabschluss führen kann. Auch           sen, die in den Forschungsprojekten an den     schung zu unterstützen.
wenn es für Gymnasiallehrer/-innen auf          Hochschulen fortwährend gewonnen wer-
den ersten Blick nicht besonders attraktiv      den, liegt das Spezielle, das wir als Hoch-       Lehrkräftefortbildung ist heute keine
erscheinen mag, einen weiteren Masterab-        schulen zur Lehrkräftefortbildung beitra-      Aufgabe einer einzelnen Instanz mehr, son-
schluss zu absolvieren, so bietet dieses An-    gen können. Wir haben bei weitem nicht         dern vielmehr ein Produkt eines professio-
gebot höhere Motivation, ein inhaltliches       die Kapazitäten, das flächendeckend zu         nellen Netzwerks. Die Hochschulen, mit der
Gerüst und eine kontinuierlichere Bindung       realisieren. Deshalb setzt die Strategie des   zentralen Einrichtung ZELF, sind eine wich-
als bisher an die Hochschule. Der Gedanke       ZELF auch auf die Einbindung und Fortbil-      tige Schnittstelle in diesem Netzwerk neben
der Kohärenz wird auf diese Weise auch          dung von Multiplikator/-innen in der Leh-      den Staatlichen Schulämtern und Semina-
im lebenslangen Lernen weitergetragen.          rerbildung. Das hat den Vorteil, dass wir      ren, dem Regierungspräsidium und ande-
Die Fortbildungen bestehen aus zwei Prä-        eine weite Klientel mit überschaubarem         ren Interessensvertretungen. Um ein hohes
senzterminen und einer selbstgesteuerten        Aufwand erreichen können. In diesem Sin-       Maß an Anschlussfähigkeit von Wissen aus
Arbeits- bzw. Projektphase zwischen den         ne haben wir 2015 das Konzept der Qua-         dem Studium in die berufliche Praxis zu er-
beiden Terminen.                                litätszirkel an der Hochschule entwickelt.     reichen, müssen wir auch andere Wege ge-
                                                Dabei werden in enger Kooperation mit          hen, als das bisher durch klassische Fortbil-
  Zur Zeit werden Fortbildungen zu Lern-        dem Regierungspräsidium Freiburg (RP)          dungsseminare geschehen ist. Lehrerinnen
coaching (Johannes Vollmer, Universität),       und den Schulräten der fünf Schulämter         und Lehrer sollten vielmehr niederschwellig
Lernkultur (Patrick Blumschein, Päd. Hoch-      des Regierungspräsidums Fachberater/-          kontinuierlich am wissenschaftlichen Dis-
schule), Lernen lernen (Elisabeth Wegner,       innen im Bereich Unterricht der Primar-        kurs beteiligt werden und eingeladen sein,
Universität), Erklären (Jörg Wittwer, Uni-      und Sekundarstufe zu aktuellen Themen          an die Hochschule zu kommen. Die Hoch-
versität), Beratung (Roswitha Lehmann-          an unsere Hochschule eingeladen. 2016          schule kann dadurch ihrerseits vom Pra-
Rommel, Päd. Hochschule) und Geschichts-        lag der Schwerpunkt auf sprachsensiblem        xistransfer der Lehrkräfte profitieren. |        9
Katja Scharenberg · Andreas Köpfer · Juliane Leuders · Charlotte Rott-Fournier · Katja Schneider
Schwerpunkt Fortbildung

                          Freiburger Inklusive
                          Schulbegleitforschung

                          Studierende, Hochschule                           Theoretischer Hintergrund des FRISBI-        Pilotprojekt
                                                                         Projekts ist die Verzahnung von prozess-
                          und Schulen entwickeln                         begleiteter inklusiver Schulentwicklung mit        Vor diesem Hintergrund wurde das
                          und bearbeiten gemeinsam                       dem Ansatz des Forschenden Lernens (Bö-         FRISBI-Projekt von der FACE-Maßnahme
                                                                         ing u. Köpfer 2017). Inklusion wird hier als    3 initiiert. In einer Pilotphase im Schul-
                          Forschungsfragen im                            fortlaufender Schulentwicklungsprozess          jahr 2016/17 nahmen drei Schulen aus
                          Kontext von Inklusion                          gefasst, der sich auf die Analyse und Iden-     der Bildungsregion Freiburg und drei Stu-

                          I
                                                                         tifikation von Barrieren für schulisches Ler-   dierende an FRISBI teil. Gerahmt von drei
                             nklusion ist ein neues Themenfeld,          nen und Teilhabe bezieht (Booth u. Ainscow      Kooperationstreffen wurden im Laufe des
                             das seit der Umstellung des Lehr-           2017). Ausgehend vom teilhabeorientierten       Schuljahres Fragestellungen der Schulen
                             amts in Baden-Württemberg auf das           Anspruch schulischer Inklusion, der durch       gemeinsam mit Vertreter/-innen der Schu-
                             Bachelor-Master-System in die Lehr-         die UN-Behindertenrechtskonvention und          len (u.a. Lehrpersonen, Schulleitungen) und
                          amtsausbildung integriert wird. Im             entsprechende Schulgesetzänderungen an          der Pädagogischen Hochschule (Dozent/-
                          Kooperationsnetzwerk zwischen der              die Schulen in Baden-Württemberg gerich-        innen, Studierende) entwickelt, empirisch
                          Albert-Ludwigs-Universität und der Pä-         tet wird, werden Veränderungsprozesse in        bearbeitet und die Ergebnisse schließlich
                          dagogischen Hochschule im Rahmen des           Schulen angeregt, die zugleich mit Her-         den Schulen zurückgemeldet. Untersucht
                          Freiburg Advanced Center of Education          ausforderungen z.B. für die Unterrichts-        wurden u.a. potenzielle Qualitätskriterien
                          (FACE) wird Inklusion als eigenständiges       gestaltung, Kooperation oder Schulleitung       für Inklusion bei Schülerinnen und Schü-
                          Modul in den Masterstudiengängen Lehr-         verbunden sind. Diese Prozesse können von       lern mit Verhaltensschwierigkeiten, Einstel-
                          amt Primarstufe und Sekundarstufe I in         wissenschaftlicher Begleitung profitieren.      lungen zu Inklusion bei Lehrpersonen sowie
                          den Bildungswissenschaften verankert.                                                          die soziale Integration von Schülerinnen
                          Darüber hinaus soll Inklusion als Quer-           Daraus ergeben sich Anknüpfungs-             und Schülern mit sonderpädagogischem
                          schnittsthema in der Lehre aufgegriffen        punkte zum Forschenden Lernen bei Stu-          Förderbedarf in inklusiven Schulklassen.
                          werden. Vor diesem Hintergrund, und um         dierenden, das derzeit ein vielfach refe-       Die Ergebnisse wurden im Rahmen der
                          in Kooperation mit dem FACE-Praxiskolleg       riertes Lehrformat mit unterschiedlicher        Schulnetzwerkveranstaltung des FACE-
                          (Maßnahme 2) den Theorie-Praxis-Aus-           Ausgestaltung darstellt. In der Regel wird      Praxiskollegs vorgestellt.
                          tausch zu stärken, hat die FACE-Maßnah-        durch Forschendes Lernen eine engere Ver-
                          me 3 „Inklusion und Heterogenität“ mit         bindung von Studium und Lehre mit For-             Die Abschlussevaluation (schriftlicher
                          dem Projekt „Freiburger Inklusive Schulbe-     schung (inhaltlich, konzeptuell, didaktisch)    Fragebogen; Gruppendiskussion) der Pi-
                          gleitforschung“ (FRISBI) ein Kooperations-     angestrebt, z.B. mittels fachübergreifender     lotphase mit den drei Teilnehmergruppen
                          format zwischen Schule und Hochschule          Austauschformate, um eine forschend-dis­        (davon drei Studierende, eine Partnerschu-
                          geschaffen.                                    tanzierte Haltung bei Studierenden aufzu-       le, fünf Dozent/-innen) führte zu folgenden
                                                                         bauen und konkrete Herausforderungen            Ergebnissen: Studierende, Dozent/-innen
                            Ziel ist es, Schulen, die sich in Richtung   im Handeln von Lehrkräften theoriegeleitet      und Partnerschulen fanden das FRISBI-
                          Inklusion auf den Weg gemacht haben oder       und selbstreflexiv bearbeiten zu können.        Projekt gleichermaßen interessant. Fast
                          machen möchten und in diesem Prozess           Bezogen auf das Themenfeld Inklusion ist        alle Teilnehmenden schätzten FRISBI als
                          Fragen sowie Herausforderungen begeg-          Forschendes Lernen ein Möglichkeitsraum,        eine gute Möglichkeit für Austausch und
                          nen, wissenschaftlich zu begleiten. Ausge-     um konkrete Umsetzungsformen inklusi-           Vernetzung von Praxis und Wissenschaft
                          hend von den Bedarfen der teilnehmenden        ver Praxis und die Kontextualisierung des       ein. In gleicher Weise wurde FRISBI als
                          Schulen im Bereich Inklusion sowie im Di-      Anspruchs „Inklusion“ in Schule und Un-         eine gute Möglichkeit wahrgenommen,
                          alog zwischen Schulen und Hochschule           terricht (Lütje-Klose et al. 2017) mit ge-      eine wissenschaftliche Forschungsfrage
                          werden im FRISBI-Projekt Fragestellungen       gebenenfalls ambivalenten Handlungsan-          im Kontext von Inklusion in Kooperati-
                          und Herausforderungen inklusiver Schul-        forderungen an Akteurinnen und Akteure          on mit Schulen zu bearbeiten. Um Fragen
                          und Unterrichtsentwicklung anhand stu-         forschend zu erkunden und hierdurch auf         und Herausforderungen im Schulalltag im
                          dentischer Abschlussarbeiten forschungs-       reflexive Art eine realistische Einstellung     Kontext von Inklusion wissenschaftlich
                          basiert bearbeitet und gemeinsam mit den       und Bereitschaft zur schulischen Inklusion      zu begleiten, bot FRISBI eine gute Mög-
                          Schulen diskutiert.                            bei Studierenden zu entwickeln.                 lichkeit, wenngleich die Einschätzung der
10
ph·fr 2018

    ■ Das FRISBI-Projekt fand ich interessant.                                  ■ Für die Schulen war das FRISBI-Projekt eine gute Möglichkeit, Fragen
    ■ Das FRISBI-Projekt war eine gute Möglichkeit zum Austausch und zur           und Herausforderungen im Schulalltag im Kontext von Inklusion wis-
       Vernetzung von Praxis und Wissenschaft.                                     senschaftlich zu begleiten.
    ■ Für die Studierenden war das FRISBI-Projekt eine gute Möglichkeit, eine   ■ Eine wissenschaftliche Begleitung von Schulen, die sich auf den Weg
       wissenschaftliche Forschungsfrage im Kontext von Inklusion in Koope-        Richtung Inklusion machen bzw. gemacht haben, erachte ich als ziel-
       ration mit den Schulen zu bearbeiten.                                       führend.

    nnAbb. 1: Ergebnisse aus der Evaluation der FRISBI-Pilotphase

Dozent/-innen hier etwas zurückhalten-                 Für die weitere Zusammenarbeit mit                Literatur
der ausfiel. Eine wissenschaftliche Beglei-          den Partnerschulen ist – vor dem Hin-               Booth, T./Ainscow, M. (Hg.) (2017): Index für Inklu-
                                                                                                         sion. Ein Leitfaden für Schulentwicklung. Hg. und
tung von Schulen, die sich auf den Weg in            tergrund der Evaluationsergebnisse –                adaptiert für deutschsprachige Bildungssysteme
Richtung Inklusion machen bzw. gemacht               geplant, für Studierende ein projektbe-             von B. Achermann u.a. Weinheim: Beltz. - Böing, U./
haben, wurde überwiegend als zielführend             gleitendes Lehrkonzept zum Themenfeld               Köpfer, A. (2017): Stichwort: Inklusive Schulbegleit-
erachtet (s. Abb. 1).                                Inklusion zu entwickeln, das bedarfsori-            forschung. In: Ziemen, K. (Hg.): Lexikon Inklusion.
                                                                                                         Göttingen: Vandenhoeck/Ruprecht, S. 134-136. -
                                                     entierte inhaltliche Lehrangebote sowie             Lütje-Klose, B./Seitz, S./Streese, B. (2017): Forschen-
   Die vertiefende evaluative Gruppen-               methodische Beratung bei der Anwen-                 des Lernen in inklusiven Lehr- und Lern-Arrange-
diskussion mit den Studierenden zeigte               dung quantitativer und qualitativer For-            ments – Ideen und Perspektiven. In: Schüssler, R.
die latente Entwicklung einer reflexiven             schungsmethoden für die Bearbeitung                 u.a. (Hg.): Forschendes Lernen im Praxissemester.
                                                                                                         Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 173-180.
Forscher/-innenrolle, die in unterschied-            empirischer Fragestellungen im Kontext
lichen herausfordernden Situationen re-              von Inklusion bereithält. |                         Das hier zugrundeliegende Vorhaben wurde im
konstruiert werden konnte. Zudem fanden                                                                  Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive
die Studierenden den Forschungsprozess                                                                   Lehrerbildung“ von Bund und Ländern mit Mitteln
                                                                                                         des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
interessant hinsichtlich des Einblicks in                                                                gefördert.
Herausforderungen von Schulen auf dem
Weg zur Inklusion – und gleichzeitig auf-
wändig in Bezug auf den Forschungspro-
zess (z.B. Daten erheben, transkribieren,
auswerten).
                                                                                                                                                                   11
Daniel Kittel · Wolfram Rollett
Schwerpunkt Fortbildung

                          Bildungswissenschaftliche Professio
                          für berufstätige Lehrkräfte

                          Ergebnisse der                                 renden, Veränderung der professionellen        zweiten und vierten Semester in leitfa-
                                                                         Reflexionskompetenz, Entwicklung der bil-      dengestützten Interviews Auskunft über
                          Begleitforschung zum                           dungswissenschaftlichen Forschungskom-         ihre Studienerfahrungen. Die Interviews
                          Masterstudiengang                              petenzen (BFK) sowie die Vereinbarung von      wurden mit der qualitativen Inhaltsanaly-
                                                                         Studium, Beruf und Familie.                    se nach Kuckartz (2016) ausgewertet, die
                          für Unterrichts- und                                                                          Fragebogendaten mit inferenzstatistischen
                          Schulentwicklung                                  Die Regelstudienzeit des Studiengangs       Verfahren verarbeitet.

                          D
                                                                         umfasst vier Semester. Zulassungsbe-
                                   urch kontinuierlich stattfindende     dingung ist eine mindestens zweijährige        Befunde zu beruflichen Zielen
                                   gesellschafts- und bildungspoli-      Berufserfahrung als Lehrkraft. Die Stu-        (Kittel u. Rollett 2017a)
                                   tische Veränderungen besteht für      diengebühren betragen 1.500 Euro. Dem
                                   Lehrkräfte ein Bedarf, ihre profes-   Studiengang unterliegt ein Blended Lear-          Die Studierenden teilten im ersten und
                          sionellen Kompetenzen laufend weiterzu-        ning-Konzept. Präsenzphasen an Wochen-         vierten Semester in einem Fragebogen
                          entwickeln. Der im Sommersemester 2014         enden wechseln sich mit betreuten Online-      mit, welche beruflichen Ziele sie mit ihrem
                          an der Pädagogischen Hochschule einge-         Selbstlernphasen und Eigenarbeit ab. Die       Studium verfolgten: Schulentwicklungs-
                          führte berufsbegleitende Masterstudien-        Studieninhalte beziehen sich auf Themen        prozesse begleiten, Einkommen erhöhen,
                          gang „Unterrichts- und Schulentwicklung“       der Unterrichts- und Schulentwicklung          Wissen erweitern, Schulleiter/-in werden,
                          (MA USE) soll hierfür eine Möglichkeit bie-    wie Individualisierung, Aufgabenkultur,        Funktionsstelle übernehmen, Masterab-
                          ten. Allerdings fehlen bisher empirische       Kooperation, Professionalität oder empi-       schluss, Promovieren und Gleichgesinn-
                          Studien zu berufsbegleitenden Studien-         rische Forschungsmethoden. Ziel ist, dass      te treffen. Zu Studienbeginn wurden alle
                          angeboten für Lehrkräfte, die Aufschluss       die Studierenden Theoriebestände und For-      Items im Mittel (eher) ablehnend beant-
                          darüber liefern, welche Ziele sie mit ihrem    schungsbefunde im Kontext ihrer Praxiser-      wortet (bei z.T. hohen Antwortstreuungen).
                          Studium verfolgen, ob sich ihre Kompe-         fahrungen systematisch reflektieren.           Dass berufliche Ziele zu diesem Zeitpunkt
                          tenzen während des Studiums tatsächlich                                                       noch nicht im Vordergrund standen, zeig-
                          entwickeln oder wie sehr das Studium sie         In einer Vollerhebung wurden die sech-       ten auch die Ergebnisse der Interviews. Das
                          beansprucht. Um hier belastbare Informa-       zehn Studierenden (11 w, 5 m; 12 Jahre         Studium wurde zum einen mit der Ent-
                          tionen zu erhalten, wurde die erste MA         Berufserfahrung, 14 Vollzeit tätig) der ers-   wicklung professioneller Kompetenzen,
                          USE-Kohorte wissenschaftlich begleitet.        ten Kohorte im Verlauf des Studiums mit        zum anderen mit der Eröffnung berufli-
                          Die Begleitforschung fokussierte vier The-     Fragebogeninstrumenten untersucht. Neun        cher Alternativen begründet. Die „beruf-
12                        menkomplexe: berufliche Ziele der Studie-      Studierende gaben zu Studienbeginn, im         lichen Alternativen“ wurden insbesondere
ph·fr 2018

nalisierung

                    zu Studienbeginn eher vage beschrieben.        ben die Studierenden die Schwierigkeiten,       Kompetenzen in Bezug auf ihre aktuelle
                    Im Studienverlauf scheinen sich die beruf-     die sie in diesem Bereich zu Studienbeginn      Tätigkeit weiterzuentwickeln und ihr Ar-
Bild: freepik.com

                    lichen Ziele dann etwas auszuschärfen. So      hatten (z.B. in Bezug auf die Interpretation    beitsfeld im Kontext Schule auszuweiten.
                    stieg die Zustimmung zu den Fragebogen­        empirischer Befunde oder die Entwicklung
                    items signifikant an und fiel nun zumindest    einer wissenschaftlichen Herangehensweise
                    für die Items „Wissen erweitern“, „Funkti-     bei Forschungsarbeiten), stellten aber eben-      Die Ergebnisse zur Beanspruchung zei-
                    onsstelle übernehmen“, „Masterabschluss“       so eindrücklich den von ihnen durch das         gen, dass die zusätzlichen Belastungen
                    in den zustimmenden Bereich.                   Studium erlebten Kompetenzgewinn dar.           durch das Studium problematisch sind.
                                                                                                                   Sie geben Anlass zu der Befürchtung,
                    Befunde zur Entwicklung der                    Befunde zur Vereinbarung von                    Lehrkräfte von der Aufnahme eines Studi-
                    professionellen Reflexionskompetenz            Studium, Beruf und Familie                      ums abzuhalten oder den Studienerfolg zu
                    (Kittel u. Rollett 2017c)                      (Kittel u. Rollett 2017b)                       gefährden. Dies ist auch mit Blick auf die
                                                                                                                   ermutigenden Ergebnisse zur Kompetenz­
                       Der Fähigkeit zur Reflexion wird eine          Dass die studierenden Lehrkräfte vor der     entwicklung bedauerlich. Insofern wäre es
                    zentrale Rolle dafür zugesprochen, die ei-     Herausforderung stehen, Studium, beruf-         zu begrüßen, dass Lehrkräfte, die sich in
                    genen professionellen Kompetenzen, Un-         liche Verpflichtungen und Ansprüche der         dieser Weise beruflich weiterbilden, von
                    terricht und Schule weiterzuentwickeln         Familie zu vereinbaren wurde als Thema          ihren Arbeitgebern – zumindest innerhalb
                    (Altrichter u. Posch 2007). Die Reflexions-    in den Fragebögen und Interviews behan-         der Regelstudienzeit – beruflich entlastet
                    kompetenz der Studierenden wurde mit           delt. Nach dem ersten Semester beantwor-        werden. |
                    zwei Fragebogeninstrumenten sowie in           teten zehn der sechzehn Teilnehmenden
                    den Interviews thematisiert. Die Mittelwer-    die Aussage im Fragebogen, dass sie ne-
                    te in den verwendeten Instrumenten „Re-        ben Studium und Beruf genügend Zeit für
                    flexionsbereitschaft einstellungsbezogen“      die Familie hatten, als (eher) zutreffend.
                    (Helmke u.a. 2008) und „Kompetenzemp-          Zum Ende des vierten Semesters beurteil-
                    finden im Bereich Innovieren“ (Gröschner       ten dies dagegen ebenso viele als (eher)
                    u. Schmitt 2009) stiegen bis ins vierte Se-    nicht zutreffend. Dieser Unterschied war
                                                                                                                   Literatur
                    mester deutlich und statistisch signifikant    signifikant. Dass die berufliche und familiä-
                                                                                                                   Altrichter, H./Posch, P. (2007): Lehrerinnen und
                    an. In den Interviews berichteten die Teil-    re Situation unter den zeitlichen Belastun-     Lehrer erforschen ihren Unterricht. Bad Heilbrunn:
                    nehmenden über eine positive Entwicklung       gen des Studiums gelitten habe, bewertete       Klinkhardt. - Gröschner, A./Schmitt, C. (2009): Skalen
                    ihrer Reflexionskompetenz sowie ein höhe-      über das Studium hinweg etwa die Hälf-          zur Erfassung von Kompetenzen in der Lehrer-
                                                                                                                   ausbildung. Jena: Zentrum für Lehrerbildung und
                    res Ausmaß an Reflexivität in der Praxis.      te der Studierenden als (eher) zutreffend.
                                                                                                                   Didaktikforschung. - Groß Ophoff, J./Schladitz, S./
                                                                   Die Analyse der Interviews zeigte, dass der     Lohrmann, K./Wirtz, M. (2014): Evidenzorientierung
                    Befunde zur Entwicklung der                    durch die berufliche Tätigkeit verursachte      in bildungswissenschaftlichen Studiengängen. In:
                    Forschungskompetenz                            Mangel an Zeit für das Studium den größ-        K. Drossel u.a. (Hg.): Empirische Bildungsforschung
                                                                                                                   und evidenzbasierte Reformen im Bildungswesen (S.
                    (Kittel, Rollett u. Groß Ophoff 2017)          ten Belastungsfaktor darstellte. Die eigene
                                                                                                                   251–275). Münster: Waxmann. - Helmke, A./Helmke,
                                                                   Beanspruchung wurde von Beginn an als           T./Heyne, N./Hosenfeld, I./Schrader, F.-W./Wagner, W.
                       Eine weitere wichtige Grundlage für die     hoch beschrieben. Sie nahm im Verlauf des       (2008): Zeitnutzung im Grundschulunterricht: Er-
                    professionelle Entwicklung von Lehrkräf-       Studiums noch weiter zu und wurde viel-         gebnisse der Unterrichtsstudie VERA – Gute Unter-
                                                                                                                   richtspraxis. Zeitschrift für Grundschulforschung, 1,
                    ten sind bildungswissenschaftliche For-        fach als zu hoch gewertet.
                                                                                                                   23–36. - Kittel, D./Rollett, W. (2017a): Berufsbeglei-
                    schungskompetenzen (BFK), (Groß Ophoff,                                                        tend studieren – warum nehmen Lehrkräfte an ei-
                    Schladitz, Lohrmann u. Wirtz 2014). Sie        Fazit                                           nem weiterbildenden Masterstudiengang teil? Zeit-
                    werden benötigt, um aktuelle bildungs-                                                         schrift für empirische Hochschulforschung. - Kittel,
                                                                                                                   D./Rollett, W./Groß Ophoff, J. (2017): Profitieren
                    wissenschaftliche Forschungsbefunde zu           Die Befunde zeigen, dass Lehrkräfte
                                                                                                                   berufstätige Lehrkräfte durch ein berufsbegleiten-
                    interpretieren und zu nutzen. Zur Erfas-       durch ein berufsbegleitendes weiterbil-         des weiterbildendes Studium in ihren Forschungs-
                    sung der BFK wurde der LeScEd-Test [Lear-      dendes Studium in beruflich relevanten          kompetenzen? Erziehung und Bildung. - Kittel, D./
                    ning the Science of Education, (ebd.)] von     Kompetenzen profitieren können. Gleich-         Rollett, W. (2017b): Als Lehrkraft berufsbegleitend
                                                                                                                   studieren – Herausforderungen bei der Vereinba-
                    den Studierenden zu Beginn und zum Ende        zeitig war die Entscheidung, sich den
                                                                                                                   rung von Studium, Beruf und Familie. Zeitschrift
                    ihres Studiums bearbeitet. Die statistischen   Her­ausforderungen eines weiteren aka-          für Hochschulentwicklung. - Kittel, D./Rollett, W.
                    Analysen deckten deutliche signifikante        demischen Studiums zu stellen, weniger          (2017c). Entwickelt sich die professionelle Reflexi-
                    Lernzuwächse in der Informationskompe-         eindeutig mit konkreten beruflichen Zie-        onskompetenz von Lehrkräften durch die Teilnahme
                                                                                                                   an einem berufsbegleitenden Weiterbildungsstudi-
                    tenz und dem evidenzbasierten Schlussfol-      len verbunden, wie man dies hätte anneh-
                                                                                                                   engang. Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung.
                    gern, aber nicht bezüglich der statistischen   men können. Es scheint den Studieren-           - Kuckartz, U. (2016): Qualitative Inhaltsanalyse.
                    Kompetenz auf. In den Interviews beschrie-     den mehr darum gegangen zu sein, ihre                                                                    13
                                                                                                                   Weinheim: Beltz Juventa.
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