Hessische Wirtschaft 01 2023

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Hessische Wirtschaft 01 2023
Hessische Wirtschaft
Das IHK-Magazin aus der Landeshauptstadt
für Wiesbaden | Rheingau-Taunus | Hochheim

                                                                                  01
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Energie – was nun?            Inside I: Neujahrsempfang    Inside II: Vollversammlung
                              im Zeichen der Veränderung   im Alten Gericht
Hessische Wirtschaft 01 2023
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Weil’s um mehr als Geld geht.
Hessische Wirtschaft 01 2023
Inhalt

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                                            Inside I. Zeit für „The Change“ hieß es      Inside II. Die 254. Vollversammlung
                                            beim diesjährigen IHK-Neujahrsempfang        beschäftigte sich im Alten Gericht mit
                                            – bei Energie, Infrastruktur und Fachkräf-   Baustellen, Finanzen, Ausbildung und
                                            tegewinnung                                  ÖPNV.

                                            Titelthema Energie – was nun? Kostenexplosion, Rohstoffmangel,
                                            Bürokratie – wie Unternehmen mit den Folgen der Energiekrise umgehen.

Titel: Energie – was nun?                  Menschen und Unternehmen                     Inside

14 — Wie Unternehmen mit der               05 — Einblick                               50 — IHK-Neujahrsempfang
      Energiekrise umgehen                  06 — Kurzmeldungen                                „The Change“
18 — Umfrage: In welchen Bereichen                                                      53 — Leserbefragung: Sie sind gefragt!
      sparen Sie?                                                                        54 — 254. IHK-Vollversammlung
                                            Regional
20 — Interview: Dr. Sebastian Bolay,                                                    56 — „1 Quadratmeter Zukunft“
      DIHK-Energieexperte                   28 — Lauers Blick
                                                                                         57 — Ä nderung der
23 — H.O.P.E. für den Klimaschutz          29 — Interview: Tanja Rosenthal,                  Sachverständigenordnung
24 — Interview: Ralf Schodlok,                   Rotkäppchen-Mumm Academy
                                                                                         58 — Einigungsstelle für
      ESWE Versorgung                                                                          Wettbewerbsstreitigkeiten
26 — Unternehmensbefragung zur             Gründung                                     59 — Wirtschaftssatzung
      Energiekrise
                                            30 — Wie läuft’s bei Gründer:innen?         60 — Erfolgsplan 2023
                                                                                         61 — Finanzplan 2023
                                            Bildung                                      62 — Mein Lieblingsort

                                            41 — Von Azubi zu Azubi
                                            42 — IHK-Bestenehrung 2022
                                            44 — Glückliche Azubis
                                                  dank Preboarding

                                            Kompakt

                                            46 — IHK-Termine
                                            47 — Kurzmeldungen
                                                                                                                                       Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

Zum Titelbild                               48 — Buchtipps
Energie zu sparen liegt in unserer
Hand! Auch wenn die aktuelle Situation
eine Herausforderung für Unternehmen
darstellt, drückt die plakative Illustra-
tion von der Wiesbadener Agentur Q
eine optimistische Haltung aus. Die
Farben nehmen dabei Bezug auf das
hessische Landeswappen.
aq-gmbh.de
                                                                                                                                               3
Hessische Wirtschaft 01 2023
(M)editorial

                                                                                                                  Ihr Kontakt zur IHK
                                                                                                                  IHK-Service-Center
                                                                                                                  Wilhelmstraße 24–26, 65183 Wiesbaden
                                                                                                                  Telefon 0611-1500-0
                                                                                                                  info@wiesbaden.ihk.de
                                                                                                                  a ihk-wiesbaden.de
                                                                                                                  Mo bis Do 8–17 Uhr, Fr 8–16 Uhr

                                                                                                                  0611 | 1500-
                                                                                                                  0      Service-Center
                                                      Sabine Meder
                                                                                                                  128 Bildung
                                                      Hauptgeschäftsführerin                                      134 Wirtschaftspolitik
                                                                                                                  152 Beratung
                                                                                                                  154 Finanzen und Organisation

                                   „Change“                                                                       IMPRESSUM
                                                                                                                  Hessische Wirtschaft
                                                                                                                  Offizielles Organ der IHK Wiesbaden
                                   Mit vorsichtiger Lösungsfindung und etwas Feinjustierung ist es nicht mehr     76. Jhrg., erscheint viermal pro Jahr
                                                                                                                  (Online-Ausgabe 1.02.2023,
                                   getan. Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor einem ganzen Krisenpaket.        Druckausgabe 7.02.2023)
                                   Die Liste ist lang und umfasst den Ukrainekrieg, die Energie- und Klima­       Herausgeber
                                   krise, den Fachkräftemangel, die Pandemie und die Inflation. Einige dieser     Industrie- und Handelskammer Wiesbaden
                                                                                                                  Hauptgeschäftsführerin: Sabine Meder
                                   Krisen haben sich über lange Zeit hinweg entwickelt, wurden aber nicht
                                                                                                                  Redaktion
                                   ernst genug genommen, andere sind plötzlich entstanden. Nun treffen sie        Roland Boros (Leitung),
                                   uns gleichzeitig und massiv. Doch um nicht nur an der Oberfläche zu kratzen,   Prof. Dr. Friedemann Götting (V.i.S.d.P.),
                                                                                                                  Ann-Katrin Jaeger, Christoph Jung,
                                   haben wir auch für diese Ausgabe der Hessischen Wirtschaft einen Schwer-
                                                                                                                  Tobias Quoika, Karin Träger
                                   punkt gesetzt und stellen die Frage: „Energie – was nun?“.                     presse@wiesbaden.ihk.de
                                                                                                                  Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete
                                   Was alle Krisen verbindet, ist das Mindset, das wir für die Bewältigung        Beiträge geben die Meinung des Ver-
                                                                                                                  fassers, aber nicht unbedingt die Ansicht
                                   brauchen: Es ist gemeinsames, entschlossenes und mutiges Handeln. So hat       der IHK wieder. Nachdruck nur mit
                                   es IHK-Präsident Dr. Christian Gastl bei unserem Neujahrsempfang „The          Genehmigung und Quellenangabe.

                                   Change“ verdichtet. Dass Hessen sich bewegen muss, scheint in der Politik      Mitarbeit
                                                                                                                  Christina Oxfort
                                   angekommen zu sein. Ministerpräsident Boris Rhein kündigte für den Weg
                                                                                                                  Designkonzept
                                   der Transformation einen vertrauensvollen und intensiven Dialog mit            Q, Wiesbaden, q-home.de
                                   Wirtschaft und Industrie an. „Die IHK ist dabei ein wichtiger Impulsgeber“,    Verlag, Layout,
                                   so Rhein. Wir sind bereit!                                                     Druck und Anzeigenverkauf
                                                                                                                  Druck- und Verlagshaus Zarbock
                                                                                                                  Sontraer Str. 6, 60386 Frankfurt
                                   „Change“ ist übrigens auch das Motto für unsere Vollversammlungswahl           Tel. 069 420903-72, Fax -70
                                   im nächsten Jahr. Erstmalig wollen wir rein digital wählen und Ihnen die       verlag@zarbock.de

                                   unhandlichen großformatigen Stimmzettel ersparen. Wir falten ja auch           Das Magazin wird auf umweltfreundlichem
                                                                                                                  FSC-Papier klimaneutral gedruckt.
                                   keine Stadtpläne mehr zusammen, sondern schauen auf eine App, wenn
                                                                                                                  Anzeigendisposition
                                   wir den Weg suchen. Für die beste Richtung für die Wirtschaft sorgt die        Anette Kostrzewa, Tel. 069 420903-75
                                   Vollversammlung. Altes Gericht? Citybahn? Walhalla? Zu alldem hat sie          Zweigniederlassung
                                   sich beraten und positioniert. Ich wünsche mir, dass dies im nächsten Jahr     Spessartstr. 112, 65205 Wiesbaden
                                                                                                                  Z. Zt. gültige Anzeigen-Preisliste: Nr. 48
                                   noch mehr geschieht und dass sich zukünftig noch mehr Frauen und Unter-        Verlagsleitung: Ralf Zarbock
                                   nehmer:innen mit Migrationsgeschichte dort engagieren!                         Der Bezug der IHK-Zeitschrift erfolgt im
                                                                                                                  Rahmen der grundsätzlichen Beitrags-
                                                                                                                  pflicht als Mitglied der IHK.
                                   Ihre
                                                                                                                  Druckauflage
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                                                                                  14.100 Ex., IVW-geprüft
                                                                                                                  Exemplare pro Ausgabe im Jahres-
                                                                                                                  durchschnitt (1.10.2020 bis 30.9.2021)
                                                                                                                  Vollbeilagen
                                                                                                                  Halle 45 GmbH, Mainz

        4
Hessische Wirtschaft 01 2023
Einblick

145 Tonnen
schwer ...
... und 75 Meter lang sind die
Schienenfahrzeuge, die in
der 2018 errichteten Werk-
statt der HLB Hessenbahn
GmbH im Industriepark Kal-
le-Albert gewartet und repa-
riert werden. Die Fahrzeuge
mit einer jährlichen Laufleis-
tung von 150.000 Kilometer
werden alle sechs Wochen
oder 20.000 Kilometer in der
Werkstatt überprüft. Hier
prüfen Sven Schröder (links)
und Philipp Bähr mit Hilfe
eines Lasermessgeräts das
Profil der Räder auf Ver-
schleiß und Schäden.

                                                  Hessische Wirtschaft — 01 | 2023
                                 Josh Schlasius

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Hessische Wirtschaft 01 2023
Menschen und Unternehmen

                                   CDS                                                                               W I E SB A DEN ER VOL K SB A N K

                                   Vier-Tage-Woche                                                                   Stabil und wirtschaftlich
                                   und unbegrenzter Urlaub                                                           gut aufgestellt
                                   Der Wiesbadener IT-Dienstleister CDS bietet unter
                                   dem Motto „Arbeitsplatz der Zukunft“ seit November
                                   letzten Jahres seinen Mitarbeiter:innen die Vier-Ta-
                                   ge-Woche und unbegrenzten Urlaub für alle. „Wir ha-

                                                                                                                                                                             Wiesbadener Volksbank eG
                                   ben uns entschlossen“, erklärt René Maier, der als
                                   Prokurist bei CDS für Personalthemen verantwort-
                                   lich ist, „beim Thema Arbeitskultur ganz neue Wege
                                   zu gehen.“ Durch eine Reduktion der Arbeitszeit von
                                   40 auf 36 Stunden pro Woche ergebe sich eine Vier-
                                   Tage-Woche, wenn täglich neun Stunden gearbeitet                                  „Ukrainekrieg, Zinswende und Inflation“ – der Vor-
                                   werde. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine                                    standsvorsitzende Dr. Matthias Hildner skizzierte
                                   neue Urlaubsregelung in Kraft gesetzt. Jeder oder jede                            gleich zu Beginn der Bilanz-Pressekonferenz, dass die
                                   Beschäftigte kann sich so viel bezahlten Urlaub neh-                              Rahmenbedingungen 2022 herausfordernd waren.
                                   men, wie er oder sie für richtig hält. An 15 Tagen pro                            Doch auch in unsicherem Umfeld hat sich die Volks-
                                   Jahr kann von einem frei gewählten Arbeitsplatz aus,                              bank als robust erwiesen. „Mit dem Erreichten sind
                                   theoretisch auch im Ausland, gearbeitet werden. Das                               wir zufrieden. Wir sind im Kundengeschäft gewach-
                                   neue Modell soll mitarbeiterfreundlich und nachhal-                               sen und haben operativ gute Ergebnisse erzielt“, sagt
                                   tig sein sowie die Attraktivität von CDS als Arbeitge-                            Hildner. Der Bereich „Private Banking“, der sich um
                                   ber steigern.                                                                     Kunden mit komplexen Vermögensstrukturen küm-
                                                                                                                     mert, wurde 2022 verstärkt nachgefragt. Die Zahl der
                                                                                                                     betreuten Kunden ist gewachsen.

                                                                                                                     Die Bilanzsumme erhöhte sich um 7,9 Prozent auf
                                                                                                                     rund 7,9 Mrd. Euro. Das betreute Kundengeschäfts-
                                   DVG W/E S W E                                                                     volumen ist um 1,0 Prozent auf 14,4 Mrd. Euro ange-
                                   Jörg Höhler ist neuer                                                             stiegen. Der Kreditbestand erhöhte sich um 8,9 Pro-
                                                                                                                     zent auf rund 5,6 Mrd. Euro. „Gerade vor dem
                                   Präsident des DVGW                                                                Hintergrund der sich im Jahresverlauf verschärfen-
                                   Jörg Höhler, Vorstandsmitglied der ESWE Ver-                                      den Marktbedingungen sind wir mit diesem Zuwachs
                                   sorgungs AG, ist neuer Präsident des Deut-                                        sehr zufrieden“, so Hildner. Der Zinsüberschuss ging
                                   schen Vereins des Gas- und Wasserfaches                                           um 2,0 Prozent auf 108,1 Mio. Euro zurück. Der Provi-
                                   e.V. (DVGW). Damit ist er der erste Vertreter                                     sionsüberschuss erreichte stabile 38,2 Mio. Euro. Das
                                   eines hessischen Unternehmens, der die-                                           Aufwands-Ertrags-Verhältnis lag wegen erhöhter
                                                                                                       Konrad Merz

                                   ses Amt innehat. Höhler wurde im Rahmen                                           Pensionsrückstellungen bei 69,0% (Vorjahreswert
                                   einer Sitzung des DVGW-Bundespräsidiums                                           61,4%). Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag mit
                                   in Köln einstimmig gewählt. Michael Riechel,                                      49,6 Mio. Euro rund 8,5 Mio. Euro unter dem Vorjah-
                                   der bisherige Präsident, geht in den Ruhestand.                                   reswert. Vor dem Hintergrund vorübergehender
                                   Mit über 13.600 Mitgliedern erarbeitet der DVGW die allgemein an-                 Buchwertkorrekturen ist der Jahresüberschuss um
                                   erkannten Regeln der Technik für Gas und Wasser. Diese Regeln                     27,1% auf 11,0 Millionen Euro gesunken. Die Dividen-
                                   bilden die Grundlage für die technische Selbstverwaltung und Ei-                  de liegt mit 3% auf dem Niveau des Vorjahres.
                                   genverantwortung der Gas- und Wasserwirtschaft in ganz
                                   Deutschland. Sie sichern die Gas- und Wasserversorgung auf in-                    750 Mitarbeitende sind zurzeit für rund 150.000
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                   ternational höchstem Standard. Jörg Höhler will in seinem neuen                   Kund:innen im Einsatz. Um genügend Nachwuchs ins
                                   Amt die Kommunikation des Verbandes weiter stärken: „Gerade in                    Haus zu bekommen, wurden verschiedene Maßnah-
                                   diesen schwierigen Zeiten ist Verständnis und Verständigung un-                   men ergriffen. Das reicht von der veränderten Akquise
                                   tereinander besonders wichtig. Wir sind stark, wenn wir uns zum                   bis hin zur Lockerung der Kleiderordnung. Die Kra-
                                   Schulterschluss bekennen. Als Präsident werde ich alle Kräfte im                  watte ist kein Muss mehr. Und für 2023 rechnet das
                                   Vereinsnetzwerk mobilisieren, damit der DVGW weitere Meilen-                      Kreditinstitut mit einem stabilen Geschäftsverlauf
                                   steine auf dem Weg der Branche in eine zukunftsfeste Energie-                     und mit einer Normalisierung des Bewertungsergeb-
                                   und Wasserversorgung erreicht.“                                                   nisses in der Gewinn- und Verlustrechnung.
        6
Hessische Wirtschaft 01 2023
Menschen und Unternehmen

                                                                                                                                    Der neu gewählte
                                                                                                                                    Vorstand der DGPh:
                                                                                                                                    v. l. n. r.: Anna Gripp,
                                                                                                                                    Dr. Adelheid Komenda,
                                                                                                                                    Hanns-Peter Frentz
                                                                                                                                    (Schatzmeister), Rainer
                                                                                                                                    Schlautmann, Michael
Juliane Herrmann

                                                                                                                                    Biedowicz, Dr. Martina
                                                                                                                                    Mettner und Daniel
                                                                                                                                    Oschatz.

                   DEU TSCH E GE SEL LSCH A FT F Ü R PHOTO GR A PH I E ( D GPH )
                   Daniel Oschatz neu im Vorstand
                   Bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Gesell-      neue Aufgabe die Möglichkeit mich auf vielfältige Art
                   schaft für Photographie in Köln wurde Ende Novem-        für mein Lebensthema zu engagieren. Dafür bin ich
                   ber der geschäftsführende Vorstand neu gewählt. In       sehr dankbar und freue mich auf die kommende Zeit.“
                   dem Gremium ist nun unter anderem Daniel Oschatz,        Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird die DGPh
                   Geschäftsführer der Oschatz Visuelle Medien, vertre-     von einer Doppelspitze geführt. Sie besteht aus Dr.
                   ten. Er freut sich sehr über das Votum: „Mit der Wahl    Martina Mettner – die bereits seit 2021 im geschäfts-
                   in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Photo-    führenden Vorstand der DGPh tätig ist – und Michael
                   graphie schließt sich für mich ein Kreis auf wunderba-   Biedowicz. Neben Daniel Oschatz sind Dr. Adelheid
                   re Weise. Schon immer der Fotographie durch Ausbil-      Komenda, Rainer Schlautmann, Hanns-Peter Frentz
                   dung und Studium stark verbunden, gibt mir diese         als Schatzmeister sowie Anna Gripp im Vorstand.

QUALITÄT GENIESSEN.

                    PARKETT VON REICHWEIN –
                                manchmal alles,
                          was man braucht.
Hessische Wirtschaft 01 2023
Menschen und Unternehmen

                                               STORCK BIC YCL E

                                               Kooperation mit B.O.C.
                                               STORCK Bicycle aus Idstein verstärkt deutschlandweit seine
                                               Präsenz durch eine Kooperation mit BIKE & OUTDOOR COM-
                                               PANY (B.O.C.). Das Unternehmen hat Sondermodelle für B.O.C.
                                               entwickelt, die mit der „Race“-Serie eine eigene Produktlinie bil-
                                               den. Sukzessive werden Mountainbikes, Rennräder und Gravelbi-
                                               kes verfügbar. In einem nächsten Schritt komplettieren verschie-
                                               dene E-Bike-Modelle von STORCK das Produktsortiment.
                                               Hintergrund der Zusammenarbeit ist der gemeinsame Ansatz:
                                               „Die zahlreichen Testsiege und Designawards von STORCK be-

                                                                                                                                                                                  STORCK
                                               zeugen unseren Qualitätsanspruch an unsere Bikes. Mit B.O.C.
                                               haben wir einen Partner gefunden, der den gleichen Anspruch an
                                                                                                                    STORCK- und B.O.C.-Geschäftsführer v.l. Dr. Todor Lohwasser
                                               seine Dienstleistungen hat“, so Markus Storck, Gründer und Ge-       (STORCK), Stephan Geiger, Bernd Heumann (beide B.O.C.),
                                               schäftsführer von STORCK.                                            Markus Storck (STORCK)

                                   SACH V ER STÄ N DIGEN W E SEN                                                       5 Fragen an
                                   IHK bestellt neue Sachverständige                                                   Dr. Tobias Bausinger
                                   Die IHK Wiesbaden begrüßt einen neu ­öffentlich bestellten und                      Was hat Sie dazu bewegt, Sachverständiger bei
                                   vereidigten Sachverständigen. Der Präsident der IHK Wiesbaden,                      der IHK zu werden? Die Bedeutung beruflicher Zu-
                                   Dr. Christian Gastl hat am 21. November 2022 Herrn Dr. Tobias                       satzqualifikationen wie beispielsweise speziellen
                                   Bausinger als Sachverständiger nach § 7 der Sachverständigenver-                    Sach- und Fachkunden oder einer Anerkennung
                                   ordnung vereidigt.                                                                  bzw. Bestellung als Sachverständiger nimmt stetig
                                                                                                                       zu. Im Altlastenbereich wird in Vergabeverfahren
                                                                                                                       immer häufiger ein Sachverständiger nach § 18
                                                                                                                       BBodSchG gefordert, sodass ein Fehlen dieser Qua-
                                                                                                                       lifikation zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen
                                                                                                                       führen kann.

                                                                                                                       Welche Vorteile der öffentlichen Bestellung sehen
                                                                                                                       Sie für Ihre sonstige Berufstätigkeit? Eine öffentliche
                                                                                   IHK-Präsident Dr. Christian
                                                                                                                       Bestellung bestätigt das über viele Jahre erworbene
                                                                                   Gastl und Dr. Tobias
                                                                                   Bausinger bei der                   Fachwissen und schafft beim Kunden zusätzliches
                                                                                   Vereidigung.                        Vertrauen in die Kompetenz des Sachverständigen.

                                   Herr Dr. Bausinger (Envilytix GmbH) ist damit als öffentlich bestell-               Wie viele Jahre Berufserfahrung haben Sie ge-
                                   ter und vereidigter Sachverständiger für Bodenschutz und Altlasten                  sammelt, bevor Sie die öffentliche Bestellung er-
                                   im Sachgebiet 1: Flächenhafte und standortbezogene Erfassung/his-                   wogen haben? Ich beschäftige mich seit 24 Jahren
                                   torische Erkundung, nach §18 des Bundes-Bodenschutzgesetzes tätig.                  mit der historischen Erkundung von Altstandorten.

                                   SACHVERSTAND FÜR ALLE FÄLLE                                                         Was ist der berufliche Reiz Ihres Bestellungsge-
                                                                                                                       bietes? Der besondere Reiz des Bestellungsgebietes
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                   Wer kennt es nicht? Mängel beim Bau eines neuen Gebäudes,
                                   eine „falsche“ Bewertung oder Ärger nach einem Autounfall                           liegt darin, dass es am Schnittpunkt unterschied­
                                   mit der anderen Partei…?                                                            licher Disziplinen - Industrie- und Technikgeschichte,
                                                                                                                       Chemie und Geowissenschaften - angesiedelt ist.
                                   In solchen und vielen weiteren alltäglichen Situationen
                                   braucht man eine fachlich-sachliche Beurteilung. Dabei
                                   können öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige                          Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Praxis? Der
                                   der IHK Wiesbaden weiterhelfen. Sie arbeiten unabhängig,                            Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt in der Erkun-
                                   weisungsfrei und sind bei allen Gerichten zugelassen.                               dung großräumiger, komplexer Chemie und Rüs-
                                   a ihk.de/wiesbaden/sachverstaendige                                                 tungsaltstandorte.
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Hessische Wirtschaft 01 2023
Das Private Banking Team der Wiesbadener Volksbank bedankt
 sich für Ihr Vertrauen und die erfolgreiche Zusammenarbeit.

         Wir werden auch im Jahr 2023 Ihr verlässlicher
                  Partner sein. Versprochen.

        Wiesbadens erste Adresse für Private Banking – www.private-banking-wiesbaden.de
     Bierstadter Straße 23, 65189 Wiesbaden, Telefon 0611 367-1549, private-banking@wvb.de
Hessische Wirtschaft 01 2023
Menschen und Unternehmen

                                   S OK A-B AU                                   D G N E XOLU TION

                                   Stipendien vergeben                           Nachhaltige Bezahlkarten
                                   SOKA-BAU vergibt erstmalig drei               DG Nexolution und die Swiss
                                   Deutschlandstipendien an der Hochschule       Wood Solutions AG werden
                                   RheinMain. Die Unterstützung, in diesem       ein Joint Venture gründen,
                                   Fall 300 Euro pro Monat und Stipendi-         das die weltweite Produktion
                                   at:in, erfolgt je zur Hälfte aus Bundesmit-   und Vermarktung nac­h-
                                   teln und Spendengeldern von Förderern         haltiger Kartenkörper
                                   wie beispielsweise der SOKA-BAU. Ein          steuern soll. Die Swiss

                                                                                                                                                                 DG Nexolution
                                   Jahr lang kommt sie drei Studierenden in      Wood Solution AG hat
                                   den Studiengängen Angewandte Informa-         den ersten plastikfreien
                                   tik, Digital Business Management und          Holzkartenkörper für den
                                   Wirtschaftsinformatik zugute. Melanie         Payment- und Non-Payment-
                                   Reith, verantwortlich für das Talent Office   bereich entwickelt. Die Eigenschaften des Holzes werden so verändert, dass
                                   bei SOKA-BAU: „Der Fachkräftemangel in        die Kartenkörper den hohen ISO-Anforderungen für zertifizierte Bezahl-
                                   Deutschland betrifft mittlerweile nahezu      karten weitgehend entsprechen und zugleich biologisch abbaubar sind. „Die
                                   alle Branchen, die sogenannten MINT-Be-       Beteiligung und das geplante Joint Venture mit der Swiss Wood Solutions AG
                                   rufe sind jedoch in besonderem Maße da-       sind eine strategische Weichenstellung für die DG Nexolution-Gruppe. Wir
                                   von betroffen – das spüren wir auch selbst.   bauen unser Know-how bei den nachhaltigen Zahlungsverkehrskarten aus,
                                   Die Beteiligung an den Deutschlandsti-        sichern weiteren Unternehmen aus der Gruppe, wie zum Beispiel der Raiff-
                                   pendien soll das Interesse an den Studien-    eisendruckerei, zusätzliches Geschäft“, sagt Peter Erlebach, Vorsitzender des
                                   fächern stärken.“                             Vorstandes von DG Nexolution.

                                                                                                                              Plastikfreier Hohlkartenkörper

                                                                                                 BÜRO-/OBJEKTUMZÜGE

                                                                                                 PRIVAT-/MITARBEITERUMZÜGE

                                                                                                 IT-UMZÜGE

                                                                                                  LAGERUNG/SELFSTORAGE

                                   persönliche Beratung und Projektplanung
                                   geschulte Mitarbeiter und modernes Equipment
                                   Inhouse-Dienste nach Bedarf
                                   TÜV-zertifiziert

                                                                                                                     !
                                   auf Wunsch klimaneutral

                                                                                  e i u m z ie h e n u n d la ge r n
                                                                          Sorgenfr
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                                                    Klingholzstraße 22 | 65189 Wiesbaden | 0611-17453880
10                                                                                     info@adrian-umzug.de adrian-umzug.de
Menschen und Unternehmen
                                                                                                                        Perfektion
                                                                                                                        bis ins Detail
                                                                              IMMOBILIE DES MONATS                      wiesbaden-sonnenberg
                                                                                                                        Objekt ID: 1637
                  V ITRON IC                                                                                            Preis: Auf Anfrage

                  „Rivergate“ für Digitalisierung
                  in Containerterminals
                  Das Wiesbadener Technologie-Unternehmen Vitronic
                  hat gemeinsam mit duisport, dem größten Binnenha-
                  fen der Welt, die Lösung „Rivergate“ entwickelt und
                  erfolgreich an zwei Kränen getestet. Das System sorgt
                  in Duisburg mit fast hundertprozentiger Trefferquote
                  für eine digitale Erfassung der Container beim Be-
                  und Entladen eines Binnenschiffs. In nur wenigen Se-
                  kunden erfolgt dank intelligenter Kamerasensoren
                  ein Abgleich mit der Ladeliste, während der Container
                  die Kranbrücke passiert. „In Kombination mit dem                 ca.1.760 m2           ca. 393 m2             8
                  ‚Crane Management System‘ (CMS) der Firma Polo                 Verbrauchsausweis, 66,7 kWh/(m²·a), B, Pellets, Bj.2016

                  Know-How ist es nun möglich, Fehlverladungen zu
                  vermeiden. Gleichzeitig ist das System in der Lage, die          Haben wir Ihr Interesse für diese
                  Unversehrtheit des Zollsiegels sowie etwaige Beschä-             einzigartige Immobilie geweckt?
                  digungen am Container zu erkennen. Dadurch werden
                  bestehende Prozesse im Arbeitsalltag optimiert und        Dann rufen Sie einfach Jennifer Peters unter
                                                                            0611 - 89 05 92 10 in unserem Wiesbadener
                  die Digitalisierung des weltweit größten Binnenha-        Büro an oder schreiben Sie uns eine Email an
                  fens wird weiter vorangetrieben“, teilt das Unterneh-     jennifer.peters@ppsir.de.
                  men mit.

                                                                                 Sie möchten Ihre Immobilie zeitnah
                                                                                 verkaufen und u. a. hier bewerben?
                                                                            Dann rufen Sie einfach Olivier Peters unter
                                                                            0611 - 89 05 92 10 in unserem Wiesbadener
                                                                            Büro an oder schreiben Sie uns eine Email an
                                                                            olivier.peters@ppsir.de.
VITRONIC /Hosan

                  Am Duisburger Hafen werden Container digital erfasst.

                                                                                              Wir freuen uns auf Sie!
                  Engagement für den Wald
                                                                                            MEHRFACH
                  Nicht nur am Duisburger Hafen ist das Unternehmen                  AUSGEZEICHNETER SERVICE
                  aktiv. Vitronic unterstützt das Taunussteiner Wieder-
                  aufforstungsprojekt „Waldliebe“ beim Pflanzen von                                    CAPITAL
                  Setzlingen. Dank des Unternehmens, das an mehre-
                                                                                                                                           Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                                                                        FOCUS
                  ren Pflanzaktionen beteiligt war, können 1.500 junge                                DIE WELT
                                                                                                                                    2022

                  Bäume in Taunusstein Wurzeln schlagen. Die Aktion
                  wird von weiteren Mitarbeiter:innen aus Vitronic-
                  Niederlassungen im Ausland unterstützt. Auf circa                         SOTHEBY'S INTERNATIONAL REALTY
                                                                                            1.000       24.0000       75
                  sechs Hektar brach liegender Waldfläche entsteht so-                      Büros        Makler     Länder

                  mit ein neuer heimischer Mischwald, der ausgewach-
                  sen - grob gerechnet - circa 36 Tonnen CO2 pro Jahr       Danziger Straße 50 a    Arndtstraße 24          Louisenstraße 84
                                                                            65191 Wiesbaden         60325 Frankfurt         61348 Bad Homburg
                  bindet.                                                   0611 - 89 05 92 10      069 - 23 80 79 30       06172 - 94 49 153

                                                                                                                                            11
                                                                                            peters-sothebysrealty.com
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                                 Marketing-Beratung
 Kostenfreie und neutrale Online-

BIEG Hessen ist eine Serviceeinrichtung der Industrie- und Handelskammern:
                           Frankfurt am Main
                           Fulda
                           Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern
                           Offenbach am Main
                           Wiesbaden                                         www.bieg-hessen.de
Menschen und Unternehmen

                  CH R ISTIN E STI BI                                                                              T WORIVERS

                  „Glückspfad – mental sporteln“ mit Innovations-                                                  David Zimmer-
                  und Nachhaltigkeitspreis 2022 gewürdigt                                                          mann neu in der
                                                                                                                   Geschäftsführung

                                                                                                                                                      TwoRivers GmbH, Mateo Hamann
                                                                                   Auf dem Freigelände der
                                                                                   Asklepios Paulinenklinik in
                                                                                   Wiesbaden wurde der erste
                                                                                   unternehmenseigene
                                                                                   Glückspfad eingeweiht, um
                                                                                   Belegschaft, Patienten und
                                                                                   Gäste mitten im Alltag zu
                                                                                   stärken. Innovationspreis-
                                                                                                                   Zum 1. Februar 2023 hat das
                                                                                   trägerin Christine Stibi mit
Christine Stibi

                                                                                   der damaligen Asklepios-        Wiesbadener Makler- und Be-
                                                                                   Geschäftsführung.               ratungshaus TwoRivers einen
                                                                                                                   zusätzlichen Geschäftsführer
                  Die Wiesbadener Unternehmerin Christine Stibi hat in den Monaten des zweiten Lock-               und Mitgesellschafter: David
                  downs das kraftschöpfende Konzept „Mentaler Sport- und Bewegungspfad“ entwickelt                 Zimmermann. Zuvor war er bei
                  und wurde Ende November dafür auf dem europäischen Yogakongress in Bad Meinberg                  Colliers International im Be-
                  mit dem 1. Platz des Innovations- und Nachhaltigkeitspreises 2022 gewürdigt. Dank                reich Office Letting und Invest-
                  verschiedener Akteure und Sponsoren wurden bereits fünf „Mentale Sport- und Bewe-                ment tätig. Mit „seinem ausge-
                  gungspfade“, „Glückspfade“ und „Glücksplätze“ errichtet, unter anderem an einer                  prägten Fachwissen und seiner
                  Klinik, in Stadtparks, in einem Schulhof und vor einer Seniorenwohnanlage. „Kurz­                sozialen Kompetenz“ werde er
                  anleitungen auf Holzpfählen bieten Passanten die Chance für eine mentale, körperliche            außerdem das Unternehmen
                  und emotionale Erfrischung – mitten in ihrem Alltag“, erklärt Stibi. Die Jury überzeugte         TwoRivers „verantwortungsvoll
                  „das einzigartige Konzept, Menschen in diesen fordernden Zeiten mental konkret und               mitgestalten und weiterentwi-
                  praktikabel zu unterstützen. Die Texttafeln sind selbsterklärend, es sind keinerlei              ckeln“, so Carlo Schöps, Grün-
                  Vorkenntnisse erforderlich und jeder kann sofort etwas Positives für sich mitnehmen.“            der und Geschäftsführender
                  Mittlerweile bietet Stibi unter der Bezeichnung „Glückspfad – to go“ auch eine mobile            Gesellschafter der TwoRivers
                  Version an, die von Unternehmen, Kliniken, Jugendzentren aber auch für jede Art von              GmbH.
                  privater und öffentlicher Veranstaltung temporär gemietet werden kann.

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                  0611 999300
                  www.dhpg.de

                                                                                                                                  Philip Niedermayer
                                                                                                                                        Steuerberater
Energie – was nun?

                                             Energie – was nun?
                                   Wie gehen Unternehmen in unserer Region mit der Energiekrise um?
                                           Wie blickt die ESWE Versorgung auf die Situation?
                                   Und welche Weichenstellungen sind seitens der Politik erforderlich?
                                    Diese und weitere Fragen beantworten wir in unserem Titelthema,
                                          in das wir viel redaktionelle Energie gesteckt haben.
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

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Energie – was nun?

                                                                                                ENERGIE

                                               Steigende Energiepreise sind
                                             nicht die einzige Herausforderung
                                                                  Unternehmen schöpfen Einsparpotenzial aus und
                                                                  hadern mit Lieferengpässen und Rohstoffmangel

                                Rasant steigende Energiepreise fordern Unternehmen und Be-                Situation „nicht wohlwollend“
                                triebe. Das Einsparen von Energie im Interesse der Kostenreduk-
                                tion gewinnt an Bedeutung, ebenso die Energieeffizienz und der            Der unternehmerische Wille zum Energiesparen bei
                                Ausbau erneuerbarer Energien. Die „HESSISCHE WIRTSCHAFT“                  den Unternehmen ist weithin sichtbar. Auch bei Hen-
                                hat bei Unternehmen nachgefragt, welche Möglichkeiten der                 kell Freixenet in Biebrich. Analog der Empfehlung
                                Energieeinsparungen sie nutzen und inwieweit sich der Zwang               der Bundesregierung wird die Beleuchtung des reprä-
                                zum Sparen auf die Produktion auswirkt. Schnell wurde klar:               sentativen Firmensitzes an der Biebricher Allee nach
                                Sorgen bereiten nicht allein die hohen Energiepreise. Es ist ein          22 Uhr nicht mehr wie gewohnt angestrahlt – was
                                Konglomerat zahlreicher globaler Herausforderungen, die Unter-            „viele Menschen bedauern“, wie Unternehmensspre-
                                nehmer:innen die Sorgenfalten auf die Stirn treiben.                      cher Jan Rock trocken anmerkt. Seinen Energiever-
                                                                                                          brauch hat der weltweit führende Schaumweinher-
                                „Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen             steller, der Sekt, Cava, Prosecco, Champagner und
                                ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die          Crémant aus eigener Herstellung sowie ein vielfälti-
                                so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff,            ges Wein- und Spirituosensortiment anbietet, um
                                werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der              rund 20 Prozent reduzieren können. Ohne die Pro-
                                Erde sichern.“ Diese Sätze legte der Schriftsteller Jules Vernes in       duktion zu drosseln. Doch für Rock greift es zu kurz,
                                „Die geheimnisvolle Insel“ seiner Romanfigur Cyrus Smith in den           die aktuellen unternehmerischen Herausforderungen
                                Mund und ließ sie damit das Prinzip der Elektrolyse erklären.             allein auf die Kostensteigerungen für Energie zurück-
                                „Ein wahrer Visionär“, urteilen Fachleute der Energiewirtschaft           zuführen. Zwar wirkten sie sich natürlich etwa auch
                                mehr als 150 Jahre später. Wäre die Herstellung von Wasserstoff           auf die energieintensive Glasproduktion aus, doch
                                nicht so teuer und nicht über Jahrzehnte hinweg von den Ener-             durch den Krieg in der Ukraine wurde ein bedeuten-
                                giegewinnungskosten fossiler Rohstoffe wie Kohle und Gas weit             der Teil der dort ansässigen Glasindustrie zerstört.
                                unterboten worden, wären die Menschen heute womöglich einen               Beklagt werden ferner Engpässe bei der Logistik we-
                                entscheidenden Schritt weiter. Und würden nicht über eine Ab-             gen fehlender Lastwagenfahrer – „keine wohlwollen-
                                senkung der Raumtemperatur im Büro oder den Austausch von                 de Situation“, resümiert Jan Rock, und führt im glei-
                                Leuchtmitteln nachdenken – nur zwei der unendlich vielen Ener-            chen Atemzug gestiegene Spritkosten ins Feld sowie
                                gieeinsparmöglichkeiten, die beispielsweise die Landes Energie            den enger werdenden Beschaffungsmarkt. Mehr als
                                Agentur (LEA), die Kommunen, Unternehmen, Organisationen                  100 Millionen Flaschen produziert das Unternehmen,
                                und Verbraucher zu Energiewende und Klimaschutz berät, in ih-             das in Deutschland rund 670 Beschäftigte zählt (in-
                                rem Maßnahmenkatalog aufzeigt.                                            ternational weitere 2.830), allein in Wiesbaden jähr-
                                                                                                          lich. Da ist der Bedarf am Rohstoff Papier für Etiket-
                                                                                                          ten und Kartonverpackungen groß, das Angebot ist
                                                                                                          rar und entsprechend teuer. „Natürlich wird über
                                                                                                          Preise gesprochen“, kommentiert der Unternehmens-
                                                                                                          sprecher die Kostensteigerungen in vielen Bereichen;
                                                                                                                                                                   Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                                                                          man sei „auf einem guten Weg“ bei entsprechenden
                                                                                                          Gesprächen mit dem Handel. „Wir werden weiter vor
Henkell & Co. Sektkellerei KG

                                                                                                          großen Herausforderungen stehen“, ist sich Jan Rock
                                                                                                          sicher, der vorausschauendes Handeln und eine gute
                                                                                                          Planung als Mittel der Zeit ansieht. Die gute Bot-
                                                                                                          schaft: „Sekt wird auch in diesem Winter nicht ausge-
                                                                                                          hen.“
                                Henkell Haupthaus in Wiesbaden
                                                                                                                                                                    15
Energie – was nun?

                                                                                                                                         In der gesamten Fertigung und im Schalt-
                                                                                                                                         schrankbau der Eckelmann AG wurden die
                                                                                                                                         energieintensiven Halogenleuchten durch
                                   Eckelmann AG

                                                                                                                                         LED-Beleuchtung ersetzt. Das spart über
                                                                                                                                         90 Prozent an elektrischer Energie.

                                                  Photovoltaikanlage bestellt,                                 Selbsterzeugter Strom fürs vorgelagerte Netz
                                                  Beleuchtung umgestellt
                                                                                                                 InfraServ Wiesbaden, seit 1997 Betreiber des Industrieparks
                                                  Wie Jan Rock zählt auch Philipp                                Wiesbaden, hat mit der Inbetriebnahme seines modernisierten
                                                  Eckelmann, Vorstand der 1977 in Wies-                          Gas- und Dampfturbinenkraftwerks im Sommer 2021 einen gro-
                                                  baden gegründeten Eckelmann AG, zu den                         ßen Schritt in Richtung Stromautokratie gemacht, die elektri-
                                                  Gründungsmitgliedern des 2021 initiierten Industrie-           sche Leistung des Gesamtkraftwerks mehr als verdoppelt und
                                                  beirats, der sich der Stärkung einer „starken und zu-          speist seitdem zeitweise selbsterzeugten Strom ins vorgelagerte
                                                  kunftsorientierten Industrie“ in Wiesbaden verschrie-                           Netz aus. Allerdings, so Cornelia Lentge, Ge-
                                                  ben hat. 16 Unternehmen sind in dem Beirat vertreten,                              schäftsleiterin InfraServ Wiesbaden: „Die
                                                  sie beschäftigen zusammen rund 6.800 Menschen und                                    Energiepreissteigerungen können damit
                                                  bilden knapp 270 junge Leute aus. Vielleicht hat der                                  nur bedingt abgefedert werden. Denn die
                                                  44-jährige Geschäftsführer der Eckelmann AG, die                                      Produktion der für den Industrieparkbetrieb
                                                  Automatisierungslösungen für Maschinen, Industrie-                                    wesentlichen Energien Strom und Dampf be-
                                                  anlagen und Geräte entwickelt und produziert, Lust                                    ruht auf der Verbrennung von Erdgas – eine
                                                  auf ein Gläschen Sekt. Denn allen Widrigkeiten zum                                    Energiequelle, deren Kosten in den letzten
                                                                                                             Cornelia Lentge, leitet
                                                  Trotz geht die Firma, die knapp 500 Mitarbeiter:innen                                 Monaten nach oben geschnellt sind.“ Zu
                                                                                                            seit 2020 die Geschäfte
                                                  beschäftigt, mit übervollen Auftragsbüchern (113 Pro-        des Industriepark-       kämpfen hat das Unternehmen, das zusam-
                                                  zent vom Budget) ins neue Jahr. Die Nachhaltigkeit im       betreibers InfraServ      men mit seinen Tochterunternehmen rund
                                                                                                            Wiesbaden gemeinsam
                                                  Blick, hat Eckelmann bereits vor mehr als einem Jahr,                                 950 Mitarbeiter:innen beschäftigt, mitunter
                                                                                                               mit Jörg Kreutzer.
                                                  lange vor Beginn der Energiekrise, eine Photovoltaik-                                 mit starken Liefer- und Dienstleistungseng-
                                                  anlage beauftragt, die in Kürze ihren Betrieb aufneh-                                 pässen bei der Abwicklung von Bauprojekten
                                                  men soll. Gleichzeitig wurde bei der Beleuchtung von           oder Modernisierungsmaßnahmen von Immobilien und Anla-
                                                  Halogen auf LED umgestellt. Die Umwandlung, rund               gen. Ferner gibt es nach den Worten von Lentge seit mehr als
                                                  120.000 Euro teuer, wurde vom Staat zu 25 Prozent              einem Jahr immer wieder Engpässe bei der Beschaffung von
                                                  subventioniert. „Ich erwarte, dass die Strompreis-             Chemikalien. Und: „Einige Unternehmen im Industriepark
                                                  bremse greift“, sagt der Vorstand, der sich Ende des           Wiesbaden, uns eingeschlossen, benötigen für ihre Produktionen
                                                  Jahres 2022 bei der Verhandlung eines neuen Ein-               und Anlagenbetriebe energieintensive Roh- und Betriebsstoffe,
                                                  Jahres-Vertrages für Gas und Strom noch auf der Ziel-          deren Preise sich zum Teil mehr als verdoppelt haben.“ Auch die
                                                  geraden befand. Seine Prognose: Eine Verdopplung des           Logistikkosten seien mit Beginn der Pandemie „deutlich gestie-
                                                  Strompreises von seinerzeit 40 Cent pro Kilowatt-
                                                  stunde. Zwar ist das Geschäft der Firma, die unter an-
                                                  derem die Kältetechnikgeräte in Supermärkten auto-
                                                  matisiert, von der Konjunktur abhängig, und „das
                                                  schwache Konsumverhalten führt dazu, dass im Le-
                                                  bensmittelmarkt derzeit nur wenig investiert wird“,
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                  sagt Eckelmann. Gleichwohl will das Hochtechnolo-
                                                  gieunternehmen innerhalb Europas wachsen: „Der In-
                                                  dustriegütermarkt floriert, und die benötigte Bran-
                                                  chenexpertise haben wir“, so der Firmenchef. Aktuell
                                                                                                                                                                                            Infraserv

                                                  treibt ihn die Lieferketten-Problematik um: Die benö-
                                                  tigten Leiterkarten werden in Asien produziert, und es
                                                                                                               Der Kraftwerkskomplex im Industriepark Kalle-Albert ist in den vergangenen
                                                  hapert an der Logistik: Die Lieferzeiten lägen bei der-      Monaten umgerüstet worden, um auch bei Erdgasmangellage die Versorgungs-
                                                  zeit bis zu einem Jahr.                                      sicherheit aufrechterhalten zu können.
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Energie – was nun?

                gen“. Um Energie einzusparen hat das Unternehmen nicht nur etwa die
                Raumtemperaturen, sondern vor allem die Produktionsanlagen im Blick.
                Zur Reduzierung von Energieverlusten werden unter anderem Druck-
                luftsysteme auf Leckagen überprüft, Wärmebildkameras kontrollieren
                Rohrbrücken und Fassaden auf entweichende Wärme. Die Geschäftsleiterin
                ist optimistisch: „Bis dato hat es im Industriepark keine Energieversor-
                gungsengpässe gegeben, und wir sind zuversichtlich, auch über die
                Wintermonate hinweg keine Versorgungseinschnitte erleben zu müssen.“

                Preisgestaltung „sensibel angehen“

                „Dieses Jahr wird spannend“, kommentiert
                Manfred Egert. Geschäftsführer der Weingut
                Egert GmbH in Hattenheim, die Herausforde-
                rungen durch „explodierende Gas- und Strom-
                preise“. Das familiengeführte Weingut, das
                neun Hektar Rebfläche bewirtschaftet, benötigt
                                                                                                               WIR DENKEN
                allein für die Produktion ihrer Weine jährlich
                rund 20.000 Kilowattstunden Strom, weitere                                                       WEITER,
                25.000 werden unter anderem für Kühlhäuser, Ver-
                anstaltungen und etwa Weinfeste benötigt. Sollten sämt-                                        WO ANDERE
                                                                                                               AUFHÖREN.
                liche Preiserhöhungen weitergegeben werden – auch die Spritkosten haben
                sich verdoppelt und der Flaschenpreis ist um 25 Prozent gestiegen – müssten
                die Preise für Rheingauer Riesling, trockene Weiß- und Roséweine und Sekt
                gut 20 Prozent angehoben werden. „Das geht nicht“, sagt der Winzer, „wir                                   LASERN
                müssen es sensibel angehen lassen.“ Rund 70.000 Flaschen Wein und Sekt
                verkauft das Weingut im Jahr. Da niemals alle Flaschen Wein und Sekt eines                                 KANTEN
                Jahrgangs in den Verkauf kommen, kann der Betrieb auch auf Restbestände
                zurückgreifen. Einsparungen bei der Weinproduktion? Fehlanzeige. Ohne                                      FRÄSEN
                die energieintensiven Anlagen lasse sich kein Wein produzieren, sagt der
                65-jährige. Auf die Beleuchtung des Weinguts allerdings verzichten auch die                               DREHEN
                Egerts, „wie im ganzen Rheingau bleibt´s auch bei uns abends und nachts
                dunkel.“ Ein dennoch gutes Weihnachtsgeschäft führt Egert auf den neu ge-                              SCHWEISSEN

                                                                                                           NEU
                stalteten Online-Shop des Betriebs zurück: „Das hat uns sehr weit gebracht“,
                                                                                                                       ROHRLASERN
                sagt der Winzer, der das Weingut gemeinsam mit Ehefrau Bettina führt. Mit
                im Boot sind auch die beiden Kinder Max und Sophie. Im Interesse größt-
                möglicher Flexibilität beschäftigt das Weingut rund 40 Aushilfen, neben
                Erntehelfern werden vor allem bei Veranstaltungen unterstützende Hände
                benötigt. „Wir sind breit aufgestellt“, resümiert Egert, und eben diese breite
                Aufstellung stimmt ihn zuversichtlich: „Wir werden überleben. Im Gegen-
                satz vielleicht zu anderen.“
                                                          Christina Oxfort, Journalistin, coxfort@web.de
                                                                                                                                                     Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                                                                                Metallverarbeitung Uwe Ebertz GmbH
                                                                                                           Telefon: 02772 57538-0 ٠ info@mue-ebertz.de
Weingut Egert

                                                                                                            www.mue-metallverarbeitung.de
                                                                                                                                                      17
Energie – was nun?

                                      In welchen Bereichen sparen Sie?
                                          Vor dem Hintergrund der steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel
                                     wird auch in Wiesbadener Haushalten bewusster geheizt und günstiger eingekauft.
                                           Hier sind einige Stimmen aus unserer Straßenumfrage in der Innenstadt.

                                                                                                                   Hildegard
                                                   Pia Quetsch: „Ich versuche, das Wasser nicht un-                Bergemann:
                                                   nötig laufen zu lassen und schaue beim Heizen dar-              „Ich stelle die Hei-
                                                  auf, dass die Türen geschlossen sind. Das habe ich               zungen auf lauwarm
                                                zwar schon vorher gemacht, achte nun aber mehr dar-                und nutze vermehrt den
                                           auf. Darüber hinaus versuche ich beim Einkaufen Geld zu                 Kachelofen. Beim Einkaufen achte ich
                                     sparen. Ich habe früher immer im Bioladen eingekauft. Nun kau-                jetzt eher auf die Preise und suche nach
                                     fe ich Bio-Produkte auch beim Discounter.“                                    Sonderangeboten. Aber ich denke, dass es
                                                                                                                   mir noch vergleichsweise gut geht, viele
                                                                                                                   Menschen haben es schwerer.

                                                                                                        Martin Reimann, der ein Küchenstudio
                                                                                                        betreibt, spart, wie er sagt, an Kleinigkei-
                                                                                                        ten: „Wir haben im letzten Jahr später mit
                                                                                                        dem Heizen begonnen. Außerdem achten
                                   MÖBEL NACH MASS –                                                    wir darauf, dass das Licht in unserem
                                                                                                        Fachgeschäft nur dann brennt, wenn
                                   PASST GENAU!                                                         Kundschaft in den Räumen ist.“

                                                                                                                                   Anja Maurer lebt mit Mann
                                                                                                                                   und zwei Kindern in einem
                                                                                                                                  Haushalt: „Wir heizen in den
                                                                                                                                 Kinderzimmern weniger, der
                                                                                                                             Wohnzimmerbereich ist aber
                                                                                                        schön warm. Mit Timern stellen wir die Warmwasser-
                                                                                                        zufuhr so ein, dass sie nur zu bestimmten Zeiten,
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                                                                        wenn wir warmes Wasser wirklich benötigen, läuft.
                                                                                                        Bei der letzten Wartung haben wir unsere Heizung
                                                                                                        effizienter einstellen lassen.“
                                                           MS-Holzfachmarkt GmbH
                                                           Borsigstraße 42– 44
                                                           65205 Wi-Nordenstadt
                                                           www.ms-holz.de

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Energie – was nun?

                              Weniger geheizt wird in der Woh-                                Das junge Ehepaar Carolin
                              nung von Alessa Preuße. Die Stu-                                und Lars Radunz heizt eben-
                             dentin hat auch auf einen Teil der                               falls weniger: „Wir lassen die
                          Weihnachtsbeleuchtung verzichtet,                                  Heizung nicht mehr so lange
            um Energie zu sparen: „Jeder kann sich etwas zu-                               laufen und senken die Temperatur
            rücknehmen“, meint sie.                                                    in den Räumen. Um Geld zu sparen,
                                                                                   achten wir beim Einkauf auf Sonderange-
                                                                                   bote und lesen die Anzeigenblätter der Su-
                                                                                   permärkte.“

 Sebastian Holl ist nach der Ausbildung gerade ins
 Berufsleben eingestiegen: „Ich spare Strom, indem
 ich beispielsweise darauf achte, alle Mehrfachsteck-
 dosen auszuschalten, wenn ich die Wohnung verlasse.
 Das habe ich früher nicht so gemacht. Beim Einkaufen
 beschränke ich mich auf günstige Produkte und ich heize                                          Ann-Katrin Jaeger, IHK Wiesbaden,
 auch nur die Räume, in denen ich mich aufhalte.“                                                       a.jaeger@wiesbaden.ihk.de

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                                                                                                                                      Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

Seit mehr als 20 Jahren sorgt die WiTCOM in Wiesba-               Ampeln, das Kloster Eberbach oder das Biebricher
den und Umgebung via Glasfaserkabel für Highspeed-                Schloss auf den neusten Stand gebracht. Wann
Datentransfer. Als versierter Anbieter von ITK-Dienst-            dürfen wir Ihr Geschäft mit der Zukunft vernetzen?
leistungen haben wir etwa Wiesbadens Schulen und                  Ein Anruf genügt.

WiTCOM ist eine Tochter der ESWE Versorgungs AG | www.witcom.de                                                                        19
Energie – was nun?

                                                        Wir sind nicht über den Berg,
                                                         aber der Gipfel ist in Sicht
                                                    Dr. Sebastian Bolay, Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie bei der DIHK,
                                                     geht momentan nicht von einer Gasmangellage im aktuellen Winter aus,
                                                                 warnt aber vor dem kommenden. Gas- und Strompreise
                                                            bleiben hoch und von nicht vorhersehbaren Faktoren abhängig.

                                   Die Gasspeicher in Deutschland sind zu über 100 Pro-
                                   zent gefüllt. Ist jetzt alles gut? Oder was kommt in
                                   den kommenden Jahren auf uns zu? Was die Gasver-
                                   sorgung betrifft, ist die Lage im Moment tatsächlich
                                   besser, als wir vor drei Monaten befürchtet hatten.
                                   Wir sind nicht über den Berg, aber ich würde sagen,
                                   wir können den Gipfel sehen. Was man allerdings
                                   nicht vergessen darf: Der jetzige Gasfüllstand ist auch
                                   das Ergebnis eines Wertschöpfungsrückgangs in der
                                   Industrie. Es wurde weniger produziert, um Gas zu
                                   sparen. Wir haben für die hohen Füllstände also auch
                                   einen hohen Preis bezahlt. Wenn uns keine langan-
                                   haltende Kältewelle trifft, kommen wir gut durch
                                   diesen Winter. Allerdings kann der Winter 2023/24
                                   problematisch werden. Denn es wird schwierig wer-
                                   den, die Gasspeicher nach der Heizperiode wieder
                                   zu füllen. 2022 stand uns bis zum August Gas aus

                                                                                                                                                                DIHK
                                   Russland zur Verfügung, nun stellt sich die Frage,
                                   woher in Zukunft das Gas kommen soll. Mit Flüssig-
                                   gas können wir zwei Drittel der russischen Gasmenge       abhängigen Expert:innen-Kommission Gas und Wärme, für die
                                   aus der Vergangenheit ausgleichen. Die ersten LNG-        Sie auch gearbeitet haben. Wie liefen die Gespräche im vergan-
                                   Terminals sind nun in Betrieb. Wir wissen aber nicht,     genen Jahr? Unter den 21 Mitgliedern der Kommission waren
                                   ob wir sie auslasten können. Die Kapazität bleibt be-     nur wenige Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaften und
                                   schränkt, denn weltweit stehen nicht viel mehr als        viele Professor:innen, denen es anfangs vor allem um soziale Ge-
                                   650 Schiffe für den LNG-Transport zur Verfügung.          rechtigkeit im Bereich der privaten Haushalte ging. Das Problem
                                   Hier lässt sich die Menge auch nicht spontan aufsto-      dabei ist, dass keiner weiß, wer hinter einem Zähler wohnt. Hier
                                   cken, da diese Schiffe nicht schnell gebaut werden        mussten gangbare Wege gefunden werden. An der einen oder
                                   können. Man darf auch nicht vergessen, dass Gas,          anderen Stelle wurde sogar der Vorschlag laut, man solle die In-
                                   welches in Deutschland ankommt, auch in die euro-         dustrie in den Winterschlaf schicken, um auf diese Weise Gas
                                   päischen Nachbarländer verteilt wird. Denn Deutsch-       zu sparen. Da mussten wir gegenhalten. Nach anfänglichen
                                   land ist eine Gasdrehscheibe, auch für unsere öst­        Schwierigkeiten wurden die Gespräche konstruktiv, sodass wir
                                   lichen Nachbarländer. Und die Lage am Weltmarkt           mit dem erarbeiteten Ergebnis zufrieden sein können. Für priva-
                                   wird sich weiter zuspitzen: Wenn China nach der           te Haushalte sowie kleinere und mittlere Unternehmen mit weni-
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                   Zero-Covid-Politik seine Produktionen wieder hoch-        ger als 1,5 Millionen Kilowattstunden Gasverbrauch im Jahr wird
                                   fährt, wird auch dort wieder mehr Gas gebraucht.          der Gaspreis für 80 Prozent des Verbrauchs bei 12 Cent pro Kilo-
                                   Dies wird sich bei den Gaspreisen bemerkbar machen,       wattstunde gedeckelt. Bei der Industrie wird der Netto-Arbeits-
                                   die dann wieder steigen.                                  preis für die Kilowattstunde für 70 Prozent des Gas-Verbrauchs
                                                                                             auf 7 Cent gedeckelt. Der Strompreis für private Verbraucher so-
                                   Die Verbraucher:innen werden mit einer Preisbremse        wie kleine Unternehmen wird bei 40 Cent pro Kilowattstunde ge-
                                   für Strom und Gas entlastet. Die Bundesregierung          deckelt. Dies gilt für den Basisbedarf von 80 Prozent des Ver-
                                   folgt hier im Wesentlichen den Vorschlägen der un-        brauchs gemessen am Vorjahr. Für mittlere und große
20
Energie – was nun?

Unternehmen mit mehr als 30.000 Kilowattstunden Jahresver-          ge dauern. Hier müssten dringend neue Regelungen
brauch liegt der Deckel bei 13 Cent für 70 Prozent des Verbrauchs   getroffen werden, um diese zu beschleunigen. Da hoffe
des Vorjahrs.                                                       ich auf den Einsatz der Bundesregierung auch auf eu-
                                                                    ropäischer Ebene. Eine zentrale Rolle spielt auch der
Was raten Sie Unternehmen? Worauf sollten sie sich einstellen?      Fachkräftemangel. Denn der Ausbau der erneuerba-
Ich kann allen Unternehmen nur raten, auch weiterhin kräftig        ren Energien kann nur mit qualifizieren Mitarbeitern
Gas und Energie zu sparen. Wobei ich davon ausgehe, dass dies       gelingen.
bereits überall geschieht.
                                                                    Neben dem Abbau von bürokratischen Hürden und
Darüber hinaus sollte jedes Unternehmen, das kann, Strom selbst     der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren
erzeugen oder Grünstrom von entsprechenden Direkt-Anbietern         wünsche ich mir von Seiten der Politik schlicht mehr
kaufen. Hier ist auf sinnvolle Verträge mit entsprechenden Lauf-    Pragmatismus. Die Gas- und Strompreisbremsen sind
zeiten zu achten. Früher wurde dem Thema Energiebeschaffung         eine gute Idee, doch gerade für größere Strom- und
in den Unternehmen oft wenig Bedeutung geschenkt. Das hat sich      Gasverbraucher in der Wirtschaft ist der Nachweis
nun geändert, da die Preise volatil sind und es auch bleiben wer-   des Verbrauchs und die Beantragung mit sehr hohem
den.                                                                bürokratischem Aufwand verbunden. Hier wären
                                                                    möglichst einfache Regelungen, wie von der Gaskom-
Der momentanen Krise ist nur mit politischem Handeln zu be-         mission vorgeschlagen, sinnvoll gewesen. Ich rechne
gegnen. Welche Weichenstellungen seitens der Politik halten Sie     damit, dass viele Unternehmen den mit der Beantra-
für notwendig? Der Ausbau der erneuerbaren Energien verläuft        gung verbundenen Aufwand scheuen und somit lieber
zu langsam. Ich sehe momentan nicht, wie bis 2030 80 Prozent        auf die Unterstützung verzichten. Leider ist der Zug
des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden soll.          abgefahren.
Das liegt an den Genehmigungsverfahren, die immer noch zu lan-            Ann-Katrin Jaeger, IHK Wiesbaden, a.jaeger@wiesbaden.ihk.de

   ARENA
   DER IDEEN
   55 Aussteller der haptischen Werbung –
   Live-Fachvorträge – Stadionführungen –
   digitale und innovative Kommunikationsideen
                                                                                                                                             Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

   Nur für
   Fachbesucher –                                                                                                    WERBE
   Eintritt FREI                                                                                                     MITTEL
                                                                                                                     TAG
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                                                                                                                 Do., 9. März 2023
                                                                                                                 9–18 Uhr | MEWA-Arena
                                                                                                                 www.werbemitteltag.de
                                                                                                                                             21
Energie – was nun?

           „Wir bleiben noch lange gefordert“
          Die Energiekrise hat auch ESWE Versorgung vor große Herausforderungen gestellt.
   Wir haben mit dem Vorstandsvorsitzenden Ralf Schodlok über die Entwicklungen gesprochen.

Was bedeutet der Preisdeckel für ESWE                                                             Gleichzeitig führt aber der Wunsch, sich unabhängiger von
Versorgung? Ist das eine bürokratische                                                             fossilen Energieträgern zu machen, zu größerem Interes-
Fehlkonstruktion? Eine Entlastung der                                                               se an erneuerbaren Energien. Bislang wurden wir in
Bürgerinnen und Bürger ist richtig.                                                                  Wiesbaden mit unseren Windkraftplänen blockiert. Ich
Das steht fest. Über das Procedere                                                                   hoffe, dass viele Menschen nun verstehen, wie wichtig
lässt sich immer streiten, und jeder                                                                der Ausbau für unser aller Zukunft ist.
weiß im Nachhinein sowieso alles bes-
ser. Sicherlich wäre es dennoch sinnvoll                                                          Wie wird sich der Wettbewerb auf dem Energiemarkt weiter
gewesen, wenn politische Vertreter nicht                                                       entwickeln? Werden kleinere Anbieter wieder zurückkom-
nur Expertengruppen eingesetzt, sondern auch                                                men? Aktuell ist der Wettbewerb zwischen den Versorgern prak-
                                                            Konrad Merz / ESWE Versorgung

deren Ideen und Vorschläge realisiert hätten. Stattdes-                                     tisch außer Kraft gesetzt. Wir betreiben eher eine Mangelverwal-
sen wurden viele Vorgänge unnötig verkompliziert; eini-                                     tung. Der liberalisierte Markt funktioniert nur, wenn Liquidität
ge Anforderungen sind schlichtweg praxisfern und nicht                                      vorhanden ist. Auf absehbare Zeit sehe ich aber keine großen
nachvollziehbar. Selbstverständlich bemühen wir uns                                         Überschussmengen an Energie, die gehandelt werden können.
als ESWE Versorgung aber trotzdem, flexibel zu bleiben
und alle Vorgaben so schnell wie möglich umzusetzen. In                                     Welche Projekte treiben Sie gerade mit Nachdruck voran? Gerade
der Praxis bedeutet das einen immensen Druck auf unse-                                      die beiden letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig eine funktio-
re Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, viele Überstunden,                                     nierende Infrastruktur für eine sichere Daseinsvorsorge der Bür-
die Umstellung unserer IT- und Abrechnungssysteme                                           gerinnen und Bürger ist. Deshalb stellen wir jetzt eine zuverlässige
sowie einen extrem gestiegenen Beratungsbedarf bei un-                                      Energieversorgung sicher, indem wir zum Beispiel das Fernwär-
seren Kundinnen und Kunden. Wir bleiben noch lange                                          menetz in der Innenstadt weiter ausbauen. Die Arbeiten führen
gefordert.                                                                                  aktuell vorübergehend zu Verkehrsbehinderungen, garantieren
                                                                                            uns aber in Zukunft einen behaglichen Alltag. Wichtig sind in die-
Eine Prognose für die Energiemärkte: Werden die Preise                                      sem Zusammenhang auch unser Biomasseheizkraftwerk und das
weiter steigen, wird sich das einpendeln? Oder werden                                       geplante Müllheizkraftwerk.Gleichzeitig erweitern wir das Ange-
die Preise wieder fallen? Momentan beobachten wir ei-                                       bot an Ladesäulen für E-Fahrzeuge, damit die Verkehrswende in
nen deutlichen Preisabfall auf den Kurzfristmärkten.                                        Wiesbaden gelingen kann. Denn wir sehen es als unsere Aufgabe,
Und auch an der Terminbörse sind mittlerweile wieder                                        die Stadt von morgen mitzugestalten.
niedrigere Preise für die nächsten zwei bis drei Jahre zu                                                                 Die Fragen stellte Roland Boros, IHK Wiesbaden,
verzeichnen. Ich gehe aber davon aus, dass die Nachfrage                                                                                        r.boros@wiesbaden.ihk.de

nach Energie – und damit die Preise – wieder stark an-
steigen, wenn sich die chinesische Wirtschaft von der
derzeitigen Corona-Starre erholt hat. Eine wichtige Fra-
ge wird sein, mit welchem Füllstand die deutschen Gas-
                                                                                             Schäden an Ihrem Gebäude?
                                                                                                                                • Hoch- und Ingenieurbau
speicher in den Winter 2023/24 starten.                                                                                         • Brücken- und Verkehrsbauwerke
                                                                                                                                • Trinkwasseranlagen
                                                                                                                                • Abwasserbauwerke
Welche Auswirkungen haben die aktuellen Entwicklun-
                                                                                                                                • Kunststoffbeschichtungen
gen (auf dem Energiemarkt) auf die Energiewende? Seit
                                                                                                                                                                            Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                                                                                                                • Wärmedämmverbundsysteme
dem russischen Einmarsch in der Ukraine und der Lie-                                                                            Qualitätssicherung:
                                                                                                                                Gütezeichen
fereinschränkungen von russischem Gas zählen für                                                                                DIN EN ISO 9001:2015
Energiekundinnen und -kunden wieder eher Werte wie                                                                              65189 Wiesbaden, Weidenbornstr. 7–9
                                                                                                                                Tel. 0611 7908-0, Fax 0611 761185
Versorgungssicherheit, Zuverlässigkeit, Unabhängigkeit                                                                          www.wiedemann-gmbh.com
und Preisgestaltung. Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei
etwas in den Hintergrund getreten. Anders ist nicht zu
erklären, warum über die Laufzeitverlängerung von
Atomkraftwerken wieder öffentlich diskutiert wird.
                                                                                                                                                                            23
Energie – was nun?

                                   Klimaschutz
                                   mit Spaßfaktor

                                                                                                                                                                                H.O.P.E.
                                   Mit der App H.O.P.E. möchte der Wiesbadener Fotograf Konrad Licht Nutzer spielerisch
                                   zu klimafreundlichem Verhalten animieren. Nun soll das Angebot erweitert werden und in
                                   Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

                                                                                                                     der konsequente Einsatz von Gamification. Ich bin der
                                                                                                                     Meinung, dass Klimafreundlichkeit Spaß machen
                                                                                                                     sollte“, so Licht. Wichtig seien auch „gut verpackte
                                                                                                                     Geschichten“.

                                                                                                                     H.O.P.E. für Unternehmen

                                                                                                                     Licht und sein Team arbeiten momentan intensiv dar-
                                                                                                     Marco Schwarz

                                                                                                                     an, Angebote für Unternehmen zu kreieren. Jimmy,
                                                                                                                     seine Tipps und Challenges werden dadurch flexibel
                                                                                                                     und mit bestehenden Nachhaltigkeitsgrundsätzen
                                   Jimmy wirkt gut gelaunt. Das Strichmännchen mit dem breiten                       kompatibel. „Wenn ein Unternehmen seine Nachhal-
                                   Grinsen, dem Kugelbauch und den großen Füßen springt wie ein                      tigkeitsziele an Mitarbeiter:innen oder auch an
                                   fröhlicher Kobold durch die H.O.P.E.-App. Seine Aufgabe: Klima-                   Kund:innen und Partner:innen vermitteln möchte,
                                   freundliches Handeln in das Leben der Nutzer:innen bringen, vor                   kann die App eine gute Unterstützung oder ein in-
                                   allem was Einkauf, Ernährung, Wohnen und Mobilität betrifft;                      und externes Kommunikationsmittel sein. Wir
                                   und das spielerisch und ohne erhobenen Zeigefinger. H.O.P.E.                      ­können die Tipps und Klimachallenges an die
                                   steht für Humans On Planet Earth und ist eine Erfindung von                        ­Gegebenheiten anpassen und individuelle Features
                                   Konrad Licht, der vor zwei Jahren mit der Entwicklung der App                       integrieren. Denkbar sind eine gebrandete App-­
                                   begann. Der Fotograf und Filmemacher, der sich zunehmend                            Umgebung oder Wettbewerbe um den Titel ‚die
                                   über das Artensterben Gedanken machte, hatte durch eine Pil-                        ­k limafreundlichste Abteilung‘. Hauptsache, Spaß und
                                   gerreise auf dem Jakobsweg den Wert der Entschleunigung für                          Nutzen stehen im Vordergrund“, erläutert Licht. Erste
                                   sich entdeckt. Zudem fiel ihm auf, wie intensiv die Menschen um                      Pilotprojekte mit der R+V Versicherung und ­
                                   ihn herum ihre Smartphones nutzen. So entstand die Idee                                     mit dem Internat St. Lucius in Echzell seien
                                   zur App H.O.P.E., die Nutzer mit Infos, Spielen und klei-                                       sehr erfolgreich gelaufen. Hier werde über
                                   nen Wettkämpfen zum aktiven Klimaschutz im Alltag                                                 Fortsetzungen gesprochen. Licht ist offen
                                   auffordert. „Ich habe anfangs unterschätzt, wie viel                                                für weitere Kooperationen und auf der
                                   Aufwand es ist, eine solche App zu programmieren“,                                                  Suche nach Unternehmen, die H.O.P.E.
Hessische Wirtschaft — 01 | 2023

                                   gibt Licht zu. Mit Unterstützung eines Teams und                                                    zum Einsatz bringen möchten. „Um-
                                   mit Fördermitteln macht er sich an eine Beta-Ver-                                                  weltfreundliches Handeln fängt im All-
                                   sion von und rührt die Werbetrommel für das                                                      tag an. Wenn alle mitmachen, finden wir
                                   H.O.P.E.-Angebot. Heute kann er 1.000 User                                                    die richtigen Antworten auf den Klima­
                                   der Beta-Version zählen.                                                                  wandel,“ ist er überzeugt.
                                                                                                                                                 Ann-Katrin Jaeger, IHK Wiesbaden,
                                   Was unterscheidet sie von anderen Nachhaltig-                                                                       a.jaeger@wiesbaden.ihk.de

                                   keits-Apps? „Die positive Grundstimmung und
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