INTERVIEW MIT LUTZ MATTELSON - (EXPANSIONSLEITER LOGISTIKZENTRUM BERLIN) - DECATHLON Presse

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INTERVIEW MIT LUTZ MATTELSON - (EXPANSIONSLEITER LOGISTIKZENTRUM BERLIN) - DECATHLON Presse
INTERVIEW MIT LUTZ MATTELSON
(EXPANSIONSLEITER LOGISTIKZENTRUM BERLIN)
INTERVIEW MIT LUTZ MATTELSON - (EXPANSIONSLEITER LOGISTIKZENTRUM BERLIN) - DECATHLON Presse
Lutz, DECATHLON ist seit der Gründung 1976 schnell gewach-
sen – schon zehn Jahre später wart ihr in Deutschland.
Heute habt ihr über 78.000 Mitarbeiter und 1.100 Filialen in 38
Ländern. Was ist das Besondere an DECATHLON? Womit haben
die Gründer den Nerv getroffen, welcher spezifischen Nachfrage
haben sie entsprochen?
LUTZ: Die Gründer aus den Familien Leclerq und Mulliez, die
neben den Mitarbeitern auch heute noch Eigentümer des Un-
ternehmens sind, hatten damals eine ganz klare Vision: Für
möglichst viele Sportler das beste Preis-Leistungsverhältnis
anzubieten, sowie einen Geist im Unternehmen zu etablieren
der von Vitalität, Verantwortung und Freiheit geprägt ist. Diese
Werte sind auch nach rund 40 Jahren Kern der Entwicklung
von DECATHLON und haben zur Folge, dass weltweit, egal ob
in Europa, Afrika, Asien oder irgendwo anders, die Mitarbeiter
einer Philosophie folgen.

Mit den DECATHLON Produkten, die wir als vertikaler Händler
selber entwickeln, herstellen und vertreiben, wissen wir hun-
dertprozentig was wir verkaufen und können dem Sportler das
für seine Zwecke bestmögliche Produkt zum fairsten Preis
anbieten. Das war eine Lücke die im Markt in vielen Ländern,
unter anderem in Deutschland, noch nicht besetzt war.

Wenn man mal von der Nische E-Sports absieht, bleibt Sport
im Allgemeinen doch eine sehr physische Angelegenheit. Das
heißt auch: Die Kunden möchten die Produkte anfassen, prüfen,
ausprobieren. Was bedeutet das für DECATHLON in Zeiten des
Online-Vertriebs? Mit welchem Mix stellt ihr euch heute auf?
LUTZ: DECATHLON verfolgt schon seit Jahren eine hundert-
prozentige omnichannel Strategie. Das heißt wir bieten dem
Kunden den Weg seiner Wahl um zu seinem DECATHLON
Produkt zu kommen - Stores in verschiedenen Größen und
unterschiedlicher Fokussierung, ecommerce, click & collect,
same-day-delivery. Diese enge Verknüpfung ist unser Vorteil,
da der Sportler sich bspw. vor seinem Einkauf online inform-
ieren und sein Produkt anschließend im Store, egal ob groß
oder klein, anfassen, auf den verschiedenen Testflächen
testen und gerne auch kaufen kann. Das „echte“ Ausprobieren
kann aber nur beim Sporttreiben selber stattfinden. Daher ge-
ben wir jedem Sportler ein 365-tägiges Rückgaberecht, damit
er sich selber ausgiebig von dem Produkt und unserem Preis-
Leistungs-Versprechen überzeugen kann.
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Ihr habt ja neben „regulären“ Filialen auch die sogenannten Connect      und garantiert uns, dass wir zukünftige Herausforderungen,
Stores mit einem reduzierten Präsenzangebot, dafür aber an strategisch   und dass der Einzelhandel vor diesen steht ist sicherlich uns-
günstigen, hochfrequentierten Lagen. Damit habt ihr die Zahl der Lad-    trittig, besser steuern können. Durch diesen Ansatz werden
engeschäfte weiter erhöht. Was stellt das für besondere Ansprüche an     wir perspektivisch noch näher am Kunden sein und mit einer
die Logistik?                                                            selbstorganisierten Logistik den Kunden, den Sportler und sein
LUTZ: Grundsätzlich wollen wir unser Store-Netz „Usercentric“            Bedürfnis in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen. Eine
ausrichten, d.h. mit dem richtigen Konzept dort sein, wo der/die         sehr gute Logistik in Eigenregie ist also unser Rückgrat für die
SportlerIn DECATHLON Produkte braucht. Nah am Sportler also.             zukünftige Entwicklung.
Das kann heute beim Kunden das Bedürfnis nach dem großen
Shoppingerlebnis sein wo er mitsamt der ganzen Familie hinfährt,         Neben der Kundennähe ist aber auch die Nachhaltigkeit bei
morgen bestellt er aber möglicherweise seine Produkte online als         DECATHLON nicht nur ein Wort, sondern vielmehr eine Verpflich-
click & collect und holt sie beim Umsteigen auf dem Weg zur Arbeit       tung. Sport wird häufig naturnah betrieben und setzt bspw. saubere
im nächstgelegenen DECATHLON connect ab oder tauscht dort um.            Luft oder sauberes Wasser voraus. Von daher muss Natur- und Um-
Wir bieten durch unsere unterschiedlichen Konzepte dem Kunden            weltschutz, nicht nur in der Logistik sondern auch in der Produk-
den für ihn komfortabelsten Weg an, um an sein Produkt zu kom-           tion, für uns von großer Bedeutung sein.
men. Diese Infrastruktur zu schaffen muss unsere Aufgabe sein
und nicht, wie man es noch heute sehr häufig im Handel sieht, zum        Die Logistik kann hier wichtige Meilensteine setzen, z.b. haben wir
Problem des Kunden werden.                                               im Lager in Schwetzingen ein Photovoltaikanlage installiert die
                                                                         jährlich 437 Tonnen CO2 einspart. Auch DECATHLON Stores die wir
Vor allem in großen Städten wie Berlin, wo wir Stores mit unter-         im Eigentum entwickeln versuchen wir bestmöglich mit einer sol-
schiedlichsten Größen haben, bilden wir ein Store-Netzwerk.              chen Anlage auszustatten.
Produkte, die die kleineren Stores nicht physisch verfügbar haben,
können same-day aus größeren oder anderen Filialen mit aus-
reichend Bestand zum Wunschort des Kunden geliefert werden.
Größere Stores dienen also als eine Art Logistik-Hub.

Der Maßstab, der zukünftig an den Handel bzw. die Logistik gesetzt
wird ist demzufolge die Verfügbarkeit der nachgefragten Produkte
in der von den Kunden gewünschten Zeit zu bewerkstelligen. Daher
ist eine noch effizientere Verlinkung von großen regionalen Logis-
tikzentren mit lokalen Logistik-Hubs und einem verlässlichen Lief-
erservice für die letzte Meile unabdingbar für DECATHLON.

Ihr versprecht, eure Produkte von der Idee bis zum Verkauf zu
begleiten. Ihr leitet eure weltweit über 40 Logistikzentren selbst
– auch die zwei bereits in Deutschland befindlichen. Was steckt
hinter dieser Philosophie bzw. der Betonung, wie wichtig euch
eine Logistik in Eigenregie ist. Geht es da zuvorderst um Nach-
haltigkeit? Oder um Kundennähe? Und um was noch?
LUTZ: Die Logistik ist für uns ein ganz elementarer Bereich
im Rahmen der gesamten Wertschöpfung und der Kundenzu-
friedenheit. Die Erfahrung zeigt uns, dass die Kernprozesse
der Logistik in Eigenregie effizienter und qualitativ besser
umgesetzt werden können als wenn wir diese auslagern
würden. Dadurch, dass wir Prozesse und Abläufe so opti-
mal aufeinander abstimmen können führt das unweigerlich
zu einer höheren Flexibilität bei gleichzeitig höherer Qualität
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Die Lage gibt den Ausschlag, klar. Aber was ist euch bei der Aus-
stattung eines Logistikzentrums besonders wichtig? Wie steht es
etwa um die Flexibilität, ausbauen zu können und die Kapazitäten im
Bedarfsfall auch schnell einem veränderlichen Bedarf anzupassen?
LUTZ: In Zeiten der knappen Marktlage bei Logistikimmobilien
steht DECATHLON in Konkurrenz zu vielen anderen Unternehmen,
d.h. auch bzgl. Mitarbeitern. Daher steht bei uns auf der einen Seite
sehr stark das Wohl(fühlen) unseres Teams im Vordergrund. Das
heißt gute Erreichbarkeit auch mit dem ÖPNV, aber auch ein Sport-
park für kleine Matches in der Pause oder Teamevents, eine über-
durchschnittliche Lichtdurchflutung der Halle durch einen höheren
Flächanteil an Fenstern oder eine Industrie-Fußbodenheizung.
Auch im Bereich der Mitarbeitersicherheit haben wir sicherlich an
der einen oder andern Stelle höhere Ansprüche als üblich.
Jedoch ist selbstverständlich die Funktionalität nicht zu verna-
chlässigen und wer unsere DECATHLON Stores kennt, der weiß,
dass wir sehr flexibel und modular aufgebaut sind. Dieser Ansatz
findet sich auch in unseren Logistikzentren wieder. Die vertraglich
gesicherten Optionen das Gebäude zu erweitern oder Mezzanine
einzuziehen geben uns die Flexibilität die wir brauchen um auf die
zukünftigen Entwicklungen im Handel und natürlich auch in unserer
Expansion und im @-Store zu reagieren.

Lutz, stimmt es das du ein weiteres Logistikzentrum in Berlin bauen
möchten? Wie sehen hier deine Pläne aus?
LUTZ: Ja das stimmt - wir wollen im Jahr 2020 ein weiteres neues
Logistikzentrum in Deutschland eröffnen. Als Standort haben wir
Berlin ausgewählt, da wir hier die meisten Filialen, mit den bereits
fünf bestehenden und zwei weitere, welche nächstes Jahr kom-
men, haben. Unser Logistikzentrum in Berlin wird nach Schwetz-
ingen und Dortmund, das insgesamt dritte in Deutschland und
soll vor allem die Filialen in und um Berlin so wie die östlichen
und nördlichen Filialen beliefern. Da wir in diesem Jahr mehr als
15 Filialen eröffnen und vor allem auch im Osten Deutschlands,
mit Dresden und Leipzig, zwei große und interessante Standorte
eröffnet werden, wollen wir durch das neue Logistikzentrum in
Zukunft unsere Lieferwege verkürzen um schneller und effizienter
zu arbeiten.
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Ein Blick in die Kristallkugel: Wo siehst du DECATHLON – abseits       mittel- bis langfristig nicht zu managen. In diesem Gleichklang
von Marktanteilen und Verkaufserfolgen – in drei oder fünf Jahren?     verschiebt sich auch das Anforderungsprofil der Mitarbeiter, weg
Etwas weiter ausgeholt: Wo siehst du den Fach-Einzelhandel gene­       von der stupiden Picking-Tätigkeit, hin zum Prozessoptimierer.
rell? Welche Weiterentwicklungen des Logistikkonzepts könntest
du dir vorstellen?                                                     Was die Weiterentwicklung der Logistik angeht bin ich der Überzeu-
LUTZ: Ich bin ein großer Verfechter des stationären Fachhandels.       gung, dass die wirtschaftlichen Verbesserungen von Handelsun-
Über Jahrzehnte war er immer wieder mit neuen Einflüssen und           ternehmen zukünftig zu großen Teilen in einer effizienteren und
neuen Verkaufskonzepten wie Einkaufszentren konfrontiert, die          kundenzentrierteren Logistik gehoben werden. Prozessoptimierungen,
letztendlich zu einer Adaption auf allen Seiten geführt haben. Funk-   Automatisierung oder Reduzierung von nicht-kundenrelevanten Kos-
tioniert haben sie weiterhin, nur eben angepasst. Genauso sehe ich     ten sind nur einige Stichpunkte. So nutzen wir bspw. seit diesem Jahr
das heute. Man muss aufhören gegen Windmühlen zu kämpfen und           teilweise den Zug als Transportmedium – sowohl ökonomisch als auch
den online-Handel als „Gegner“ zu verteufeln, sondern sich kon-        ökologisch eine attraktive Alternative.
struktiv mit dem Thema auseinandersetzen und Lösungen finden,          Derzeit beliefern wir bereits unsere DECATHLON Stores in Berlin
vielleicht auch mal neue und mutige Wege gehen. Das machen wir         mit dem Zug aus unserem Logistikzentrum in Dortmund, die letz-
bspw. mit unseren DECATHLON connect Shops – die Vorteile des           te Meile natürlich per LKW. Dies ist von Einzelfall zu Einzelfall zu
stationären Fachhandels mit denen des online-Handels zu verknüp-       betrachten, wirtschaftlich und ökologisch gesehen ist es aber auf
fen. Und wir können sagen, es funktioniert.                            jeden Fall eine tolle Sache.
                                                                       Was uns seit einigen Monaten ein Mehr an Flexibilität und somit
Wir müssen unsere Produkte dem Kunden zur richtigen Zeit am            Kundennähe bietet, den ökologischen Nutzen nicht zu vergessen,
richtigen Ort zur Verfügung stellen, dies ist in Zeiten des zuneh­     ist die teilweise Belieferungen unserer europäischen Kontinen-
menden online-Handels immer wichtiger. Um das zu bewerkstel-           talläger mit dem Zug direkt aus Asien. Trotz kleinerer Liefermen-
ligen wird Automatisierung und Technisierung immer bedeutender         gen, verglichen mit dem Schiff, erhöht sich aufgrund der erheblich
werden, ansonsten sind die Mengen über die verschiedenen Kanäle        kürzeren Transportdauer die Verfügbarkeit der Ware für die Kunden.
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