Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...

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Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
60 Jahre gemeinsam auf dem Weg
      Jahresgruß 2020
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
Jahresgruß 2020   1
               »Es tut doch gut, zu erleben,
               dass durch dein Tun die Welt
                                                                                            		Vorneweg
               menschlicher wird!«                                                           2 Grußwort von Generaloberin Sr. Elisabeth Halbmann

                Luise von Marillac (1591 – 1660)
                                                                                            		           Aus dem Leben der Schwestern
                                                                                               4         »Who we are...« – Unsere Schwestern stellen sich vor
                                                                                               8         Kenya na Tanzania ni tofauti sana
                                                                                              12         Leben in verschiedenen Kulturen

                                                                                            		           Partnerschaften und Projekte
                                                                                              15         Das Engagement der Justus-von-Liebig-Schule in Aalen
                                                                                              18         Eine Welt in Gottes Hand – Engagement des Missionskreises Schömberg
                                                                                              19         Aktuelles aus den Projekten in Tansania und Äthiopien

                                                                                            		 Zeit der Erfahrungen
                                                                                              25 Freiwilligendienst in Zeiten von Corona
                                                                                                    27   Dieses Bild begleitet mich…

                                                                                            		           Aus Untermarchtal, Tansania und Äthiopien
                                                                                              29         Armut kennt viele Gesichter
                                                                                              32         Begegnungstag 2020
                                                                                              33         We stay together – Als Gemeinschaft durch die Corona-Pandemie
                                                                                              36         Franziskuspreis 2020 – Mit (Bio)Gas voraus!
Impressum:
Herausgeberin: Missionsprokura der                                                          		Nachruf
Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal e.V.
                                                                                             38 Im Gedenken an unsere Mitschwestern
Margarita-Linder-Straße 8
89617 Untermarchtal
Tel.: (0 73 93) 30-163                                                                      		Ausblick
Fax: (0 73 93) 30- 561                                                                       40 Schlusswort von Missionsprokuratorin Sr. Anna-Luisa Kotz
www.missionsprokura.org
missionsprokura@untermarchtal.de                                                                    43   Wer geschrieben hat…
Verantwortlich: Sr. Anna-Luisa Kotz (Missionsprokuratorin)
Gestaltung: raumzeit3 Stuttgart | Judith Schenten
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
2                                                                                                                                                              Grußwort     3

    Sehr geehrte Freundinnen und Freunde der Mission,
                                                                                        Das Geheimnis der Menschwerdung kündet uns von Gottes schöpferischem
    das vergangene Jahr war geprägt von der für uns alle am Anfang des Jah-             Handeln und ermutigt uns zu schöpferischen kreativen Antworten auf die Nöte
    res noch unvorstellbaren Covid-19 Pandemie. Krankheit, Tod, Stillstand, Angst,      unserer Zeit, damit für die ganze Schöpfung, Mensch und Erde, ein Leben in
    Sorge um Arbeitsplätze und wirtschaftliche Folgen prägen dieses Jahr nicht          Frieden, Gerechtigkeit und Liebe möglich ist.
    nur in Europa. In großen Teilen der Welt sind die Menschen dem Virus schutz-
                                                                                        Ich danke Ihnen sehr herzlich für alle Samenkörner der Hoffnung und der Lie-
    los ausgeliefert und kämpfen ums tägliche Brot und das nackte Überleben.
                                                                                        be, die Sie in jeder Ihrer Unterstützung säen, ob materiell, ideell und im Gebet.
    Wir alle spüren, dass wir nicht so weiterleben können wie bisher. Wir sehnen        Danke für Ihr Engagement und Ihr Vertrauen, das Leben fördert, Solidarität er-
    uns nach Frieden und Licht für alle Menschen, nach Samenkörnern der Hoff-           fahrbar macht und Licht, Frieden und Freude schenkt.
    nung für die ganze Schöpfung und für unser Lebenshaus Erde.
    In dieser schwierigen Zeit feiern wir an Weihnachten wieder, dass Gott einen
                                                                                        Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes gnadenreiches Weihnachtsfest!
    neuen Anfang wagt: Er wird Mensch, ein kleines Kind, ausgeliefert, bedürftig,
    verwundbar. Es ist die Liebe zu uns Menschen, die ihn dazu bringt, uns in allem     Die schöpferische menschgewordene Liebe Gottes sei Ihnen Sinnmitte,
    gleich zu werden, alles mit uns zu teilen. Er will uns erfahrbar machen, wie sehr   Freude, Kraft, Licht und Wegweisung im Neuen Jahr 2021.
    er uns, seine Geschöpfe, liebt.
    Das Weihnachtsfest lädt uns ein, dieser Liebe Gottes, dieser Neu-Schöpfung
                                                                                        Mit frohen Grüßen aus Untermarchtal!
    in Christus zu trauen und auf sie zu bauen. Sie lädt uns ein, diese Liebe weiter
                                                                                        Sr. Elisabeth Halbmann, Generaloberin
    zu schenken, aus dieser Liebe zu leben, Jesus Christus zu begegnen, an ihn zu
    glauben und unseren eigenen Glauben zu bezeugen.
    Das ermutigt uns, Wege des Friedens zu bahnen, an der Seite der Armen für
    Gerechtigkeit zu kämpfen und uns für die Bewahrung von Gottes Schöpfung zu
    engagieren.
    Diese Mission heißt auch, zuzuhören, wenn andere Menschen von ihrem Glau-
    ben erzählen und neugierig auf den Glauben anderer zu sein. Mission heißt,
    dem Wirken des Heiligen Geistes im Dialog zu trauen – wie Maria, die Mutter
    Jesu.
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
4   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                  Aus dem Leben der Schwestern      5

                                                                                          Vinzentinerin zu sein bedeutet für mich: Die Not der Menschen sehen und helfen.
                                                                                          Besonderer Moment / Erlebnis im vergangenen Jahr? Ich habe mich über das 25. Ju-
                                                                                          biläum der Vinzentiner gefreut. 25 Jahre leben und arbeiten wir bereits zusammen im
                                                                                          Sinne des hl. Vinzenz.
                                                                                          Wünsche für die Zukunft? Ich wünsche mir gute Gesundheit an Leib und Seele und für
                                                                                          die Gemeinschaft viele gute und erfreuliche Überraschungen.

                                                                                                                                Ich bin Sr. Raphaela Heimpel, 57 Jahre alt und
                                                                                                                                in Friedrichshafen geboren. Mein Eintritt in Un-
                                                                                                                                termarchtal war 1983. In meinem Erstberuf bin
                                                                                                                                ich Krankenschwester, habe 1997 Betriebswirt-
                                                                                                                                schaft studiert und 2020 die Weiterbildung zur
                                                                                                                                systemischen Einzel-, Familien- und Paarthera-
                                                                                                                                peutin abgeschlossen.
     Aus dem Leben der Schwestern                                                                                              2015 wurde ich nach Bad Ditzenbach versetzt,
                                                                                                                               wo ich im Schwesternkonvent und in den drei
                                                                                                                               Einrichtungen als Oberin tätig bin. Zum 1. Sep-
                                                                                                                               tember habe ich die Leitung der Vinzenz Klinik,
                                                                                          der Vinzenz Therme und der Luise von Marillac Klinik übernommen.
                                   »Who we are...«                                        Erste Begegnung / erster Kontakt mit den Vinzentinerinnen? Erste Kontakte mit den Vin-
                           Unsere Schwestern stellen sich vor                             zentinerinnen hatte ich durch meine Tante, Schwester Reinburga, die in Afrika wirkte.
                                                                                          Nach meinem Abitur war ich drei Monate bei ihr in Mbinga. Ihr Vorbild sowie die anste-
                                                                                          ckende Freude, Begeisterung und Frömmigkeit der afrikanischen Novizinnen und Pos-
                                        Ich heiße Sr. Maria Agnes Mtega und bin 1961      tulantinnen hinterließen tiefe Eindrücke bei mir und riefen meine eigene Berufung wach.
                                        in Lupanga geboren. Ich arbeite als Klempnerin
                                                                                          Namensbedeutung, warum dieser Name? Raphael bedeutet »Gott heilt« und so durfte
                                        und Schweißerin. Ich bin die Älteste von sieben
                                                                                          ich mich und meine Lebensgeschichte dieser Zusage anvertrauen. Der Erzengel Ra-
                                        Geschwistern und habe sechs Schwestern und
                                                                                          phael führt mich immer wieder neu hinaus ins Weite, heilt Verletzungen, stiftet Versöh-
                                        einen Bruder.
                                                                                          nung und Frieden, schützt und begleitet meine Wege. Im Buch Tobit lesen wir, wie der
                                        Erste Begegnung / erster Kontakt mit den Vin-     Erzengel Raphael von Gott als Wegbegleiter des jungen Tobias gesandt wird. Er ist da,
                                        zentinerinnen? Mein erster Kontakt mit den        wenn er gebraucht wird, findet Lösungen in Herausforderungen, gibt sein Wissen über
                                        Barmherzigen Schwestern war am 12. Dezem-         die Kräfte und Mittel der Heilung weiter und verabschiedet sich, sobald der ihm An-
                                        ber 1980 mit einer Missionarin.                   vertraute wieder ohne ihn zurechtkommt. So verstehe ich meine Berufung und meinen
                                                                                          Dienst an den Menschen.
                                           Namensbedeutung, warum dieser Name? Mein
    Name bedeutet die Keusche oder die Reine. Ich habe diesen Namen gewählt, damit        Vinzentinerin zu sein bedeutet für mich: Ausgerichtet am Evangelium das Wort des hl.
    Gott mich immer richtig leitet. Der Name soll mich und die Menschen in meiner Umge-   Vinzenz: »Seid gut und man wird euch glauben« in und mit meinen Möglichkeiten im
    bung an die Reinheit des Herzens erinnern.                                            Alltag mit Leben zu füllen.
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
6   Aus dem Leben der Schwestern                                                               Aus dem Leben der Schwestern   7

    Besonderer Moment/Erlebnis im vergangenen Jahr? Besonders eindrücklich und
    nachhaltig für mich war der Lockdown durch Corona. Die Auswirkungen dieser Pande-
    mie werden uns sicherlich noch Jahre begleiten. Ein kleiner Virus, der eine ganze Welt
    beschäftigt, lehrt uns, wie wenig wir unser Leben tatsächlich »kontrollieren« können,
    wie wichtig ein starkes Gottvertrauen und ein Festhalten an Christus ist.
    Wünsche für die Zukunft? »Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man
    sie selbst gestaltet« (Aussage eines Zukunftsforschers). So wünsche ich uns und un-
    serer Gemeinschaft den Heiligen Geist in Fülle. Als Urheber guter Ideen und Lösungen
    möge er uns die nötige Weitsicht und Weisheit für die anstehenden Herausforderungen
    schenken. Ich wünsche mir, dass bei aller Verschiedenheit der gemeinsame Blick auf
    Christus uns immer wieder neu aufbrechen lässt, versöhnt und eint. Ein ganz persönli-
    cher Wunsch, um es mit dem hl. Vinzenz von Paul zu sagen: »Einer der wesentlichsten,
    wenn nicht sogar der wichtigste, Teil des Gebetes ist: gute Entschlüsse zu fassen.«
    Möge uns dies gelingen.

                                          Mein Name ist Sr. Sara Ayana und ich bin 1983
                                          in Dembi Dollo (Äthiopien) geboren. Ich bin die
                                          Tochter meines Vaters Ayan Gugsa und meiner
                                          Mutter Yube Debala. Ich bin seit 2009 ein Mit-
                                          glied der Vinzentinerinnen in Nekemte.
                                          Erste Begegnung/erster Kontakt mit den Vin-
                                          zentinerinnen? Bevor ich der Gemeinschaft
                                          der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz
                                          von Paul in Nekemte beigetreten bin, hatte ich
                                          Kontakt zu der Gemeinschaft der Daughters of
                                          Charity, die auch die vinzentinische Spiritualität
                                          leben, in meiner Heimatstadt.
    Namensbedeutung, warum dieser Name? Die Bedeutung meines Namens Sarah ist
    Prinzessin, Prinzessin des Volkes. Der Grund für die Namenswahl kam aus dem Alten
    Testament. Sarah war die Frau von Abraham, dem Vater des Glaubens und Mutter von
    Isaak. Ich möchte das Vertrauen und den Glauben in Gott haben und Mutter für alle
    sein.
    Vinzentinerin zu sein bedeutet für mich: Die Armen zu lieben und ihnen zu dienen. Ein
    Leben in Einfachheit und Demut.
    Besonderer Moment / Erlebnis im vergangenen Jahr? Bezeichnend im vergangenen
    Jahr war das Gemeinschaftsleben und dessen Herausforderungen allgemein.
    Wünsche für die Zukunft? Ich wünsche mir, dass die Gemeinschaft wächst und in ihrer
    Spiritualität bestärkt wird. Für unser Land wünsche ich mir Liebe, Frieden und Einheit.
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
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                                                                                                        das Land informieren, meine persönli-       Dagegen stand bei unserer Ankunft in
                 Kenya na Tanzania ni tofauti sana                                                      chen Dinge zusammentragen und sich          Kibiko nur ein Rohbau, in dem die Ma-
            Kenia und Tansania sind sehr unterschiedlich                                                langsam in Deutschland verabschieden        ler und Schreiner gerade anfingen, es
                                             Sr. Lucia Ketterer                                        - damit endete auch schon die Gemein-        wohnlicher zu machen. So wohnten
                                                                                                        samkeit. Während ich in Mbinga in ein       wir in einer Wohnung auf dem Gelände
    Zweimal hatte ich jetzt schon die Chance,            anders als in Mbinga/Tansania wohnen
                                                                                                        »gemachtes Nest« kam, sollte in Kibiko      der Diözese Ngong. Außer einem Kühl-
    nach Ostafrika zu gehen und dort zu ar-              im Ngong-Forest (der Wald zwischen
                                                                                                        ein neuer Konvent in einem neuen Pro-       schrank, einem Sofa, mehreren Sesseln,
    beiten. Und beide Male waren grundver-               Karen und Ngong) viele sehr, sehr reiche
                                                                                                        jekt entstehen. Sr. Zeituni und Sr. Doro-   einem Couchtisch und den Betten war
    schieden. So verschieden wie die Länder              Menschen aus Politik und Wirtschaft, die
                                                                                                        thea aus Tansania, Sr. Magdalena und        nichts da, sodass wir »unseren Haushalt«
    und die Menschen.                                    der Großstadt entflohen sind, wie z.B. der
                                                                                                        ich aus Deutschland. Eine große Heraus-     gleich auspackten. Ein Gasherd, Eimer
                                                         Präsident Uhuru Kenyatta. Daneben gibt
    Schon der Blick in GoogleEarth hatte                                                                forderung und Chance: ein »internationa-    und zusätzliche Kochtöpfe waren schnell
                                                         es viele sehr arme Menschen, Arbeits-
    meine Befürchtungen bestätigt. Wäh-                                                                 ler Konvent«, der in einem neuen Projekt    eingekauft.
                                                         lose und Menschen aus benachteiligten
    rend Mbinga in Tansania ca. 1.000 km                                                                zusammen startet. Später einmal soll der
                                                         Stämmen, wie z. B. die Massai, die um ihr                                                  Während in Tansania die Gemeinschaft
    von Daressalam oder Dodoma entfernt                                                                 Konvent in der Dispensary (Krankenstati-
                                                         Land und ihre Existenz kämpfen müssen.                                                     eingespielt, der Alltag und das Gebetsle-
    und sehr ländlich liegt, befindet sich                                                              on), der Schule und dem Heim für Kinder
                                                         Die Schere zwischen Arm und Reich war                                                      ben organisiert sind, waren wir in Kenia
    Ngong/Kibiko in Kenia praktisch vor der                                                             mit mehrfachen Behinderungen arbeiten.
                                                         für mich in Kenia viel deutlicher zu spüren                                                erst einmal damit beschäftigt, zu überle-
    Haustüre Nairobis. Ca. 40 km sind es von
                                                         als in Tansania.                              Natürlich kann man im Internet viel nach-    gen, wie alles gehen könnte. Es war zu-
    der kenianischen Hauptstadt bis zu der
                                                                                                       lesen, aber so richtig einschätzen konn-     gleich schön und spannend, aber auch
    Baustelle in Kibiko. Von den Ngong-Hills             Schon die Vorbereitungen für unseren
                                                                                                       ten wir nicht, ob es besser ist, in Kenia    herausfordernd, zu überlegen, wann und
    kann man den Nairobi Nationalpark und                Neubeginn in Kenia haben sich völlig
                                                                                                       alles zu kaufen oder möglichst viel aus      in welcher Sprache wir was beten, wie
    die Hochhäuser der Millionenstadt se-                von meinem Start nach Mbinga vor sie-
                                                                                                       Deutschland mitzubringen. Da es in Tan-      wir den Einkauf, das Kochen und Wa-
    hen. In beiden Städten wird viel gebaut              ben Jahren unterschieden. Sprachen
                                                                                                       sania schwierig war, die Dinge zu bekom-     schen organisieren, wie wir unsere un-
    und sie breiten sich ins Umland aus. Aber            lernen (Kisuaheli und Englisch), sich über
                                                                                                       men, die wir meinten zu brauchen und wir     terschiedlichen Bedürfnisse aufeinander
                                                                                                       hier in unserem klösterlichen Haushalts-     abstimmen können und was wir auf der
                                                                                                       lager und von meiner Familie einen gro-      Baustelle im Moment tun können. Deut-
                                                                                                       ßen Fundus an Haushaltsgegenständen          lich unkomplizierter wurde alles, als wir
                                                                                                       und Werkzeug hatten, fiel die Entschei-      ein kleines Auto bekamen und unsere
                                                                                                       dung auf «Mitnehmen«. Fünf zusätzliche       Einkäufe einfacher erledigen konnten
                                                                                                       Koffer, randvoll mit Geschirr, Besteck,      und der Weg zur Baustelle (ca. 12 km)
                                                                                                       Töpfen, Schüsseln, Schneebesen, Ak-          kein Problem mehr war. Unser kleiner
                                                                                                       kuschrauber, Schraubzwingen, Zangen,         RAV4 hat mich an Tansania erinnert: auch
                                                                                                       Wasserwaage, Eisensäge, Schrauben,           nachdem wir ihn dreimal in der Werk-
                                                                                                       Drucker, Bettwäsche, Handtücher, Ker-        statt hatten, ließ sich die Scheibe an der
                                                                                                       zen, Vinzenz-, Luise- und Marienbildern...   Fahrertüre immer noch nicht schließen
                                                                                                       Eben alles, von dem ich dachte, wir könn-    und die Fahrertür konnten wir nur von
                                                                                                       ten es gebrauchen…und was noch Platz         innen öffnen.
                                                                                                       in unserem Gepäck fand. Was der Fun-
                                                                                                                                                    Wir hatten einen interessanten Mix aus
                                                                                                       dus nicht hergab, wurde durch die ersten
                                                                                                                                                    tansanischen, deutschen, kenianischen
                                                                                                       Spendengelder ergänzt.
                                                                                                                                                    und durch Pater Paul (er hat das Projekt
                                                                                                       In Mbinga ist eben alles, was man zum        ins Leben gerufen) auch indischen Ein-
    Sr.Dorothea und Sr. Zeituni in den Ngong Hills mit Blick auf Kibiko                                Leben und Arbeiten braucht, vorhanden.       flüssen. Dazu kamen die Predigten und
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
10   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                        Aus dem Leben der Schwestern     11

                                                                                                    genug Geld hat, bekommt in Ngong oder nem neuen Land, einer neuen Stadt und
                                                                                                    zumindest im benachbarten Karen fast das Kennenlernen der Menschen vor Ort
                                                                                                    alles. Das fühlt sich schon anders an als braucht Zeit und Energie und wir waren
                                                                                                    in Mbinga, wo man für vieles zwei Stun- erst am Anfang, aber ich glaube, es war
                                                                                                    den nach Songea oder gar 16 Stunden bis ein ganz guter Anfang.
                                                                                                    nach Dar es Salaam fahren musste.
                                                                                                                                               Mitten in der tansanisch-deutschen
                                                                                                    Da es noch kein Haus für die Kinder gibt »Spätzle-Produktion« fürs Abendessen
                                                                                                    (von der Schule entstand gerade erst kam dann die Nachricht aus Untermarch-
                                                                                                    das Fundament) und auch die Dispensa- tal, dass die Corona-Pandemie bzw. die
                                                                                                    ry (Krankenstation) noch nicht fertig war, Einstellung der Flüge von und nach Kenia
                                                                                                    waren wir auf der Baustelle noch mit unserem Neuanfang vorerst einen Strich
                                                                                                    aufräumen, putzen, Arbeiten beaufsich- durch die Rechnung macht und wir alle
                                                                                                    tigen, Arbeiter aufmuntern und Möbel vier schnellstmöglich nach Hause fliegen
                                                                                                    besorgen beschäftigt. Die Korruption in sollen. Nach nur acht Wochen war schon
                                                                                                    Kenia ist allgegenwärtig und auch die wieder Schluss. Sr. Zeituni und Sr. Do-
                                                                                                    Kenianer*innen wollten immer wieder rothea flogen nach Tansania zurück und
                                                                                                    von uns hören, wie wir darüber denken. nach neun Wochen saßen Sr. Magdalena
     Sr. Zeituni und Sr. Dorothea beim Gummistiefelkauf auf dem Markt                               Sie selbst arrangieren sich damit – not- und ich wieder in Untermarchtal am Tisch.
                                                                                                    gedrungen - auch wenn sie es nicht gut Jetzt heißt es abwarten, wie sich alles
     Besuche eines Schweizer Missionars-               ander ist nicht von der großen Höflichkeit   finden.                                    entwickelt.
     pensionär, der auf dem gleichen Gelände           wie in Mbinga geprägt. Das merkt man
                                                                                                    Das einander Kennenlernen und Zusam-
     wohnte. So waren nicht nur unsere zu-             auch an der Sprache. In Tansania hört
                                                                                                    menfinden, das sich Zurechtfinden in ei- Tutaona - Wir werden sehen
     sammen gekochten Mahlzeiten interna-              man z.B. »pole« überall. Die Menschen
     tional gemischt.                                  drücken damit einander Mitgefühl für al-
                                                       les Mögliche aus: Dass es heiß ist, dass
     Die Kenianer*innen sind uns ebenso
                                                       man arbeiten muss, dass man krank ist,
     freundlich begegnet, wie ich es von den
                                                       dass einem ein Missgeschick passiert
     Tansanier*innen in Erinnerung habe. Man
                                                       usw. In Kenia wurden wir mit unserem
     merkt aber deutlich, dass im Hochland
                                                       »pole« schräg angeschaut.
     von Nairobi im Gegensatz zu Mbinga vie-
     le Ausländer*innen wohnen und arbeiten.           Überrascht hat mich, dass es direkt ne-
     Es ist deutlich westlicher geprägt als der        ben den Straßenhändlern, den Jua Kali,
     Süden von Tansania und »Weiße« trifft             auch Supermärkte gibt. Wahrscheinlich
     man überall. Die schöne afrikanische Far-         die einzigen Quadratmeter, in denen ich
     benvielfalt mit den bunten Kitengestoffen,        mich schneller als die tansanischen Mit-
     wie ich sie in Tansania oft gesehen habe,         schwestern orientiert hatte. Dort haben
     habe ich sehr vermisst. Viele bevorzugen          sie mir die Führung gerne überlassen.
     in Kenia inzwischen westliche Kleidung.           Trotzdem bin ich lieber mit ihnen auf den
     Zwar herrscht dort nicht der deutsche,            wuseligen Markt in Ngong gegangen, wo
     hektische Alltag, aber ganz so »gemüt-            ich als Trägerin fungierte, während Sr.
     lich« wie in Tansania empfand ich es              Dorothea das Aussuchen der Waren und
     auch nicht. Auch der Umgang unterein-             Sr. Zeituni das Handeln übernahmen. Wer      Abschied auf unbestimmte Zeit
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
12   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                      Aus dem Leben der Schwestern       13

                                                                                               Welchen Herausforderungen begegnest         unsere Traditionen. In Tansania gehst du
                      Leben in verschiedenen Kulturen                                          du ganz allgemein in Rom?                   raus, triffst Leute und unterhältst dich mit
                                Ein Interview mit Sr. Theonila                                                                             ihnen – egal ob auf der Straße oder auf
                                                                                               Am Anfang war vor allem die Sprache
                                                                                                                                           dem Markt. Das vermisse ich. Am Anfang
                                                  Über welches Thema wirst du deine            ein Problem. Es dauert lange, bis man sie
                                                                                                                                           habe ich in den Straßen Roms jeden ge-
                                                  Masterthesis schreiben?                      gelernt hat und sich verständigen kann.
                                                                                                                                           grüßt, weil ich das so gewohnt war. Die
                                                                                               Eine weitere Herausforderung war und
                                                  Das ist noch nicht ganz klar, ich bin mit                                                Menschen haben mich dann gefragt:
                                                                                               ist das Essen für mich. Ich habe einige
                                                  meinem Professor noch im Gespräch.                                                       »Kennen wir uns?« Das tat mir weh und
                                                                                               Monate gebraucht, bis ich mich daran
                                                  Wahrscheinlich wird es um die vinzen-                                                    ich habe mich gewundert, warum sie es
                                                                                               gewöhnt habe. Am Anfang hatte ich oft
                                                  tinische Spiritualität im Kontext unserer                                                nicht mögen, dass ich sie anspreche.
                                                                                               Heimweh. Die Kultur und die Traditionen
                                                  Gemeinschaft in Mbinga gehen. Deshalb
                                                                                               sind einfach ganz anders. Zum Beispiel Wie ist es, in einem internationalen
                                                  bin ich auch so interessiert an der Ge-
                                                                                               singen und tanzen wir in Tansania im Got- Konvent wie in Rom zu leben oder in ei-
                                                  schichte. Ich war zum Beispiel vor Kur-
                                                                                               tesdienst oft. Hier gar nicht. Langsam habe ner internationalen Ordensgemeinschaft
                                                  zem in Straßburg, von wo aus die ersten
                                                                                               ich verstanden, dass es einfach so ist, dass wie unserer?
                                                  Schwestern damals nach Schwäbisch
                                                                                               das einfach unterschiedliche Bräuche und
                                                  Gmünd gesandt wurden. In meiner Arbeit                                                    Dort in Rom ist das Leben gut, aber man
                                                                                               Traditionen sind in Europa und in Tansania.
                                                  soll es darum gehen, wie sich die Spiritu-                                                muss sich bewusst sein, dass man in ei-
                                                  alität seitdem entwickelt hat.               Welche Chancen siehst du bei einem           ner internationalen Gemeinschaft mitlebt.
                                                                                               Auslandsstudium?                             Dieses Wissen ist die Basis. Jeder kommt
                                                  Wie hat die Corona-Pandemie dein Stu-
                                                                                                                                            von einer anderen komplexen Kultur. Das
                                                  dium und deinen Alltag verändert?            Dadurch, dass man die Vielfalt an Kultu-
                                                                                                                                            Essen ist anders, die Traditionen, das ist
                                                                                               ren erlebt, wird man ein neuer Mensch.
                                                  Normalerweise bin ich immer an Ostern                                                     wirklich kompliziert. Ohne das Wissen,
                                                                                               Andere lernen von dir und du lernst von
                                                  nach Untermarchtal gekommen und in                                                        weiß ich nicht, warum du so handelst wie
                                                                                               ihnen. In der Universität lerne ich nicht
                                                  den Semesterferien im Sommer nach                                                         du handelst. Dann gibt es Streit. Wenn
                                                                                               nur von den Seminaren, sondern auch
                                                  Hause nach Tansania gegangen. Beides                                                      ich aber Schritt für Schritt von und über
                                                                                               von den Menschen. Wenn ich zum Bei-
     Sr. Thenoila Nchimbi ist 33 Jahre alt        war in diesem Jahr nicht möglich. Jedes                                                   deine Kultur lerne und mehr darüber weiß,
                                                                                               spiel jemanden aus China treffe, weiß
     und studiert nun seit ein paar Jahren in     Jahr erneuern wir an Ostern unsere Ge-                                                    verstehe ich dich. Deshalb ist reden so
                                                                                               ich mittlerweile besser, was den Men-
     Rom. Nachdem sie aufgrund der Corona-        lübde. Das musste ich nun zum ersten                                                      wichtig. Es geht nicht darum, die einzel-
                                                                                               schen wichtig ist im Leben und wie sie
     Pandemie im Sommer 2020 nicht in den         Mal in Rom tun.                                                                           nen Kulturen zu ändern, sondern zusam-
                                                                                               leben. Wir sind eine sehr internationale
     Heimaturlaub nach Tansania konnte, ver-                                                                                                menzukommen. Zusammenkommen und
                                                  Die Universität hatte geschlossen und        Gruppe im Studium. Wir lachen nicht über
     brachte sie knapp drei Monate in Unter-                                                                                                sich austauschen und sich akzeptieren.
                                                  es war eine ganz neue Erfahrung, online      einander oder über die unterschiedlichen
     marchtal. Wir haben uns mit Sr. Theonila                                                                                               Dann können wir in der internationalen
                                                  zu studieren. Dass das Internet nicht im-    Traditionen. Wir lernen voneinander und
     getroffen, um mehr über ihr Leben in ver-                                                                                              Gemeinschaft am Ende von jeder Kultur
                                                  mer funktioniert hat, hat das Lernen er-     sind interessiert aneinander. Ich habe
     schiedenen Kulturen zu erfahren.                                                                                                       das Beste nehmen. Das gilt für das Zu-
                                                  schwert. Und auch sonst war es nicht im-     zum Beispiel oft von Ugali (Maisbrei), un-
                                                                                                                                            sammenleben in Rom und auch für die
     Was studierst du und seit wann?              mer einfach. Wir konnten in dem Konvent,     serem Hauptnahrungsmittel und meiner
                                                                                                                                            künftige internationale Gemeinschaft.
                                                  in dem ich in Rom lebe, nicht gemeinsam      Leibspeise, erzählt.
     Von 2016 bis 2019 habe ich in Rom Theo-
                                                  beten und nicht gemeinsam nach drau-                                                      Du warst ja schon ein paar Mal in
     logie im Bachelor studiert. Danach, noch                                                  Was vermisst du besonders?
                                                  ßen gehen. Ich habe mich einsam gefühlt                                                   Deutschland. Was war dein schönstes
     im gleichen Jahr, habe ich an der Päpstli-
                                                  und hatte großes Heimweh. Auch zu hö-        Ich vermisse mein Land, mein Zuhause, Erlebnis hier?
     chen Universität Urbaniana mit dem Mas-
                                                  ren, wie viele Menschen an Corona ster-      meine Eltern. Und vor allem alltägliche
     ter in Spiritualität begonnen und werde                                                                                                Grundsätzlich den Alltag der Schwestern
                                                  ben, machte mich traurig und ängstlich.      Dinge wie zum Beispiel das Essen und
     dieses Studium 2021 abschließen.                                                                                                       kennenzulernen und besser zu verstehen.
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
14   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                 Aus dem Leben der Schwestern      15

     Dieses Mal war besonders toll, dass ich Was können Menschen aus unterschied-
     die Chance hatte, historische Orte wie lichen Kulturen voneinander lernen?
     Schwäbisch Gmünd und Straßburg zu se-
                                                Nur wenn wir zusammenkommen, können
     hen. Ich kann den Ursprung der Gemein-
                                                wir auch voneinander lernen. Wir können
     schaft jetzt besser verstehen und dann
                                                das nicht alleine in Tansania machen.
     auch anderen davon erzählen.
                                                Aber: Das voneinander Lernen kann mög-
     Welche Unterschiede gibt es im Gemein- lich sein!
     schaftsleben der Schwestern in Tansa-
                                                Was ist dein Wunsch für die Zukunft?
     nia und in Deutschland?
                                                Nach meinem Abschluss möchte ich zu-
     Wie ich vorhin schon sagte, sind die Got-
                                                rückgehen und je nachdem, wo die Ge-
     tesdienste ganz anders. Ansonsten nimmt
                                                meinschaft mich braucht, helfen und mich
     die Anzahl der Schwestern in Tansania
                                                einsetzen. Ich wünsche mir, dass wir als
     zu und hier nicht. Deshalb gibt es hier in
                                                internationale Gemeinschaft mehr eins
     Untermarchtal mehr Angestellte für Auf-
     gaben, die in Tansania die Schwestern
                                                werden und unser Ziel, Gottes Auftrag,
                                                gemeinsam erfüllen.
                                                                                                               Partnerschaften und Projekte
     erledigen. Ein weiterer Unterschied ist,
     dass es hier mehr Maschinen und Geräte
     gibt. In Mbinga waschen wir zum Beispiel
     noch von Hand.

                                                                                              Engagement der Justus-von-Liebig-Schule in Aalen
                                                                                                                   Schulseelsorgerin Anita Scheiderer

                                                                                           Seit über zwei Jahrzehnten macht die        er signierte Weihnachtskarten spende-
                                                                                           Aalener Justus-von-Liebig-Schule jedes      te, die dann einen guten Erlös beim Ver-
                                                                                           Jahr zur Weihnachtszeit eine Spendenak-     kaufsbasar einbrachten.
                                                                                           tion für die Gehörlosenschule St. Vincent
                                                                                                                                       Wie ist so eine langfristige Hilfe und Be-
                                                                                           in Ruhuwiko.
                                                                                                                                       teiligung in der Beruflichen Schule Aalen
                                                                                           In dieser Zeit sind den Schüler*innen in    möglich, obwohl die Schülerschaft alle
                                                                                           Tansania mehr als 50.000 Euro zugutege-     zwei bis drei Jahre komplett wechselt?
                                                                                           kommen. In Aalen haben in dieser Zeit       Einmal ist es für Jugendliche immer inte-
                                                                                           über 1.000 Schüler*innen sowie über 20      ressant, wenn sie konkret helfen können.
                                                                                           Lehrer*innen aktiv an den Verkaufsbasa-     Und dabei ist die Zusammenarbeit mit
                                                                                           ren, an Gewinnaktionen oder Informati-      der Missionsprokura und der Schulleite-
                                                                                           onsveranstaltungen mitgemacht.              rin Sr. Ernesta und davor Sr. Zeituni sehr
                                                                                                                                       hilfreich.
                                                                                           Auch der Künstlerpfarrer Sieger Köder
                                                                                           beteiligte sich 2004 an der Aktion, indem   Besonders auch die vielfältigen Besuche
     Missionsprokuratorin Sr. Anna-Luisa und Sr. Theonila
Jahresgruß 2020 60 Jahre gemeinsam auf dem Weg - Kloster ...
16   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                                 Partnerschaften und Projekte   17

     von vielen Schwestern, die authentisch            Produkte verkaufen können. Dann stellen
     von Tansania und den Lebensmöglichkei-            die Schüler*innen die Spendenaktion bei
     ten der Heranwachsenden dort berichte-            der Weihnachtsfeier in der Schule vor.
     ten, begeistern die Schüler*innen immer
                                                       Einige Wochen später dürfen schließlich
     wieder.
                                                       die Beteiligten die Spende offiziell an
     Vielleicht ist es auch die Einsicht, dass         eine Vinzentinerin übergeben.
     die Kinder in Tansania über das Wenige,
                                              Dazu lässt es sich unsere Schulleiterin
     das sie haben, glücklicher sein können,
                                              Petra Hudak nicht nehmen, dass sie bei
     als wir in Deutschland, wo wir oft un-
                                              der kleinen Feier dabei ist und sich für
     glücklich sind, weil wir irgendetwas nicht
                                              den Einsatz bedankt. Zur Besonderheit
     haben.
                                              unserer Spendenübergabe gehört auch,
     Solche positiven Erfahrungen geben mir dass Landrat Klaus Pavel – der Ostalb-
     immer wieder die Kraft, weitere Aktionen kreis ist Träger der Beruflichen Schulen
     zu organisieren. Natürlich ist auch das – jedes Jahr mit dabei ist und das Enga-
     offene Konzept der Spendenaktion sehr gement der Schüler*innen sowie der
     hilfreich, um die Schülerschaft zu moti- ganzen Schule würdigt.                             Die Schülerinnen und Schüler aus Aalen und aus Ruhuwiko spielen gemeinsam Fußball
     vieren.
                                              Verschiedene Untermarchtaler Schwes-               diesem Jahr war es Sr. Judith, die den            schönes Buch heraus mit dem Titel »33
     Es sind immer verschiedene Lehrer*innen tern nahmen in den vergangenen Jah-                 Schüler*innen auch sehr interessant über          Mutmach-Geschichten aus dem Dekanat
     bereit, mit Schüler*innen das beliebte ren den offiziellen Scheck entgegen                  ihre Berufung als Ordensfrau berichtete.          Ostalb«, in dem auch unsere Spendenak-
     Weihnachtsgebäck zu backen oder sich und erklärten, weshalb die Gehörlosen-                                                                   tion beschrieben ist.
                                                                                                 Durch diese traditionellen Spendenaktio-
     auf andere Weise einzubringen, sodass schule zum Beispiel den Spielplatz sa-
                                                                                                 nen kam ein Kontakt zum Gehörlosenseel- Wir hoffen jetzt, dass wir trotz der Ver-
     unsere Berufsschüler*innen ihre eigenen nieren muss oder Matratzen braucht. In
                                                                                                 sorger der Diözese Rottenburg-Stuttgart, änderungen durch die Corona-Pandemie
                                                                                                 Diakon Herbert Baumgarten, zustande, unsere Spendenaktionen in geeigneter
                                                                                                 der unsere Schule schon mehrfach be- Form weiterführen können.
                                                                                                 suchte. Und in diesem Jahr brachte das
                                                                                                 Katholische Dekanat Ostalb ein sehr

     Der Verkaufsbasar wird mit viel Liebe aufgebaut                                             Sr. Ernesta aus Ruhuwiko zu Besuch in der Justus-von-Liebig-Schule in Aalen
18   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                           Partnerschaften und Projekte     19

                                                                                                  und Kompetenz. Trotzdem brauchen auch ler Schwestern durfte natürlich nicht feh-
                               Eine Welt in Gottes Hand                                           wir von unseren Partnern eine konkrete len. Bei einem Besuch in Litembo, einem
                 Engagement des Missionskreises Schömberg - Andrea Ibach                          Beschreibung, Planung, Kalkulation und Dorf im Süden und Hochland Tansanias,
                                                                                                  eine Eigenleistung in Form von Land, Ar- besichtigten wir das dortige Kranken-
     Um einen Beitrag für eine partnerschaft-          Die Mittelverwendung wird auf der Web-
                                                                                                  beit, Material oder finanzieller Mittel.     haus. Wir unterstützen deren »Mobile
     liche Weltkirche zu leisten, hat sich 2009        seite der katholischen Kirchengemeinde
                                                                                                                                               Klinik« für das unwegsame Gebiet. Unse-
     der Missionskreis Schömberg gegründet.            Schömberg veröffentlicht. Die von der      Kontakte und Vertrauen müssen aufge-
                                                                                                                                               re »faire Bohne« wird dort angebaut und
     Er ist innerhalb der katholischen Kirchen-        Kirchengemeinde und den Spendern an-       baut werden und wachsen. Über privat
                                                                                                                                               wir konnten - von der Kaffeepflanze bis zu
     gemeinde ein vom Kirchengemeinderat               vertrauten Mittel sollen mit maximaler     finanzierte (Urlaubs-)Reisen von einzel-
                                                                                                                                               den ersten Verarbeitungsschritten - den
     beauftragtes Gremium. Die Kirchenge-              Sicherheit und einem nachhaltigen Effekt   nen Mitgliedern des Missionskreises und
                                                                                                                                               Weg der Bohne bis fast in unsere Kaffee-
     meinde stellt jedes Jahr einen Betrag für         für die Menschen und Projekte eingesetzt   deren Angehörigen informieren wir uns
                                                                                                                                               tasse besichtigen.
     die Missionsarbeit zur Verfügung. Diesen          werden.                                    auch persönlich vor Ort über die Projekte
     Betrag gilt es, zweckbestimmt zu verwen-                                                     und dass die Gelder ankommen und wie Leider konnten unsere Reisepläne und
                                               Unsere Projekte sind bewusst kleinere
     den und wir haben uns selbst das Ziel                                                        vereinbart eingesetzt werden.                Aktionen für 2020 nicht realisiert werden.
                                               und lokale Initiativen im Bereich Bildung,
     gesetzt, diesen mindestens zu verdoppeln.                                                                                                 Notgedrungen von den Hilferufen unserer
                                               Gesundheit, Soziales, Integration, Selbst-         2017 hat sich eine sechsköpfige Reise-
                                                                                                                                               Kontakte haben wir einen Spendenaufruf
     Unsere Einnahmen setzen sich zusammen versorgungslandwirtschaft,          ländliche          gruppe selbst ein Bild vor Ort in Tansania
                                                                                                                                               gestartet und konnten die Resonanz nicht
     aus Spenden, dem regelmäßigen Verkauf Entwicklung,           Trinkwasserversorgung,          gemacht: Anlass war eine Einladung von
                                                                                                                                               fassen. Auch die Gesundheitsstationen
     von »Eine-Welt-Waren« und dem fairem erneuerbare Energien oder Einkommen                     Pfarrer T. Bilingi zu seinem 40. Priesterju-
                                                                                                                                               der Vinzentinerinnen in Mbinga konnten
     Kaffee »Die faire Bohne« sowie aus di- schaffende Maßnahmen. Projekte, die                   biläum. Father Bilingi ist ein langjähriger
                                                                                                                                               wir damit unterstützen.
     versen Aktionen, wie Gottesdiensten mit bei großen Organisationen nicht berück-              Partner für uns und wir haben mit ihm
     unserem Missionschor, Konzerten und sichtigt werden, weil die Projektpartner                 viele Projekte realisiert. Auch ein Besuch
     unserem Fastenessen. Dort werden auch die umfassenden formalen Anforde-                      mehrerer »Stationen« der Untermarchta- Wir machen weiter!
     Projekte vorgestellt und es sind Projekt- rungen nicht erfüllen können. Dagegen
     verantwortliche vor Ort. Die Unterstüt- setzen wir auf langfristige und persön-
     zung von Vereinen und Einzelpersonen im liche Kontakte, daraus erwachsendes
     Rahmen eigener oder von uns initiierter Vertrauen in die handelnden Menschen                 Aktuelles aus den Projekten in Tansania und Äthiopien
     Aktionen motiviert uns in unserer Arbeit. sowie deren persönliche Zuverlässigkeit                                             Kerstin Gaißmaier

                                                                                                  Das Jahr 2020 war sicherlich ein aufregen-   Schon seit einiger Zeit hatte das Regional-
                                                                                                  des und herausforderndes Jahr. Ereignis-     haus in Mbinga mit Wasserproblemen zu
                                                                                                  se wie die Corona-Pandemie wirkten sich      kämpfen. Die ursprüngliche Quelle führte
                                                                                                  auch auf unsere Projekte in Tansania und     nur noch unzuverlässig Wasser, um das
                                                                                                  Äthiopien aus. Nichtsdestotrotz konnten      Regionalhaus mit rund 80 Schwestern
                                                                                                  seit unserem letzten Bericht wieder viele    und die dazugehörigen Betriebe und Ein-
                                                                                                  Vorhaben umgesetzt, Ideen ausgetauscht       richtungen zu versorgen. Glücklicher-
                                                                                                  und diskutiert oder begonnene Projekte       weise konnte dem Problem im Frühjahr
                                                                                                  beendet werden. Dabei sind wir auf ein       2020 durch die Erschließung einer neuen
                                                                                                  Netzwerk an Partnern*innen im In- und        Quelle Abhilfe geschafft werden. Die Zu-
                                                                                                  Ausland angewiesen – und nicht zuletzt       wendungen Schweizer Spender rund um
                                                                                                  auf Ihre Spende. Im Folgenden möchten        die Abtei der Missionsbenediktiner in Uz-
                                                                                                  wir Ihnen einen Einblick in die Projekte     nach waren dabei eine große Hilfe.
     Der Missionskreis Schömberg, der auch die Vinzentinerinnen in Tansania unterstützt           und deren derzeitigen Stand geben.
20   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                          Partnerschaften und Projekte    21

                                                 tigt die Schwestern die Frage nach ei-        Der Ausbau der Station in Mkenda ist schließung einer Quelle in den Bergen
                                                 ner neuen Internatsküche. Seit 2019 der       sicherlich eines unserer langfristigen entschieden. Die Quelle Mipotopoto soll
                                                 Ausbildungszweig »Hotelmanagement«            Projekte. 2012 kamen die ersten Vinzen- gefasst und eine 23,5 km lange Leitung
                                                 eingeführt wurde, ist die Schul- und In-      tinerinnen nach Mkenda. Genau wie die nach Mkenda verlegt werden. In Mken-
                                                 ternatsküche für den Unterricht für alle      einheimische Bevölkerung lebten sie un- da werden verschiedene kleine Wasser-
                                                 Klassen mit insgesamt 90 Schülerinnen         ter sehr armen Bedingungen, ohne Was- stationen errichtet, um das Wasser den
                                                 einfach zu klein. Aktuell gibt es eine gro-   ser, Strom oder gemauerte Häuser. Mutig Menschen zugänglich zu machen. Was-
                                                 ße Feuerstelle im Freien, zwei mit Biogas     begannen sie, sich mit aller Kraft um die serentnahmestellen wird es in der Schule,
                                                 betriebene Herdplatten und zwei elektri-      Nöte der Dorfbewohner*innen zu küm- in der Krankenstation und im Dorf für die
                                                 sche bzw. mit Feuer betriebene Herde in       mern. So unterrichteten sie zu Beginn in örtliche Bevölkerung sowie im Konvent
                                                 der Schulküche. Definitiv zu wenig, um        einer Strohhütte und richteten eine pro- der Schwestern geben. Dies ist die ein-
                                                 täglich 90 Schülerinnen zu versorgen und      visorische Gesundheitsstation ein. In den zige Möglichkeit, die Schwesternstation
     Das Schwesternhaus in Ruhuwiko, das         zeitgleich Unterricht im Kochen geben zu      letzten Jahren bauten die Schwestern und die Menschen in Mkenda mit Wasser
     momentan renoviert wird                     können. Sr. Kaja und Sr. Caritas planen       dann eine neue, aus Stein gemauerte Vor- zu versorgen. Die Gründe dafür sind:
                                                                                               und Grundschule. Als nächster Schritt ist
     Aktuell beschäftigt uns weiterhin das                                                                                                • Aufgrund der geologischen Herausfor-
                                                                                               der Bau eines Internats für die Kinder ge-
     Thema Renovierungen der Schwestern-                                                                                                    derungen konnte kein Unternehmen
                                                                                               plant, die zu weit abgelegen wohnen und
     häuser. Denn nur wenn die Schwestern                                                                                                   gefunden werden, das einen Brunnen
                                                                                               sonst keine Schule besuchen können.
     in einem angemessenen Umfeld unterge-                                                                                                  bohrt, der ausreichend und sicher
                                                                                               Anschließend ist der Bau einer kleinen
     bracht sind, können sie ihrer Arbeit gut                                                                                               Wasser fördert.
                                                                                               Krankenstation und ein Schwesternhaus
     und in vollem Umfang nachgehen. Dank
                                                                                               für die in Mkenda tätigen Schwestern • Das Wasser des nahegelegenen Ru-
     zahlreicher Spenden konnte in der Zwi-
                                                                                               vorgesehen.                                  vumaflusses ist gesundheitsschädlich
     schenzeit das Schwesternhaus in Mpe-
                                                                                                                                            verunreinigt und müsste aufbereitet
     pai renoviert werden. Auch in Luhanga
                                                                                                                                            werden. Ein solches Aufbereitungssys-
     konnte die Elektrik des Schwesternhau-
                                                                                                                                            tem wird von der Regierung verboten.
     ses sowie das marode Dach erneuert
                                                                                                                                            Sie verweigert das Ausstellen einer
     werden. Hier hatte es Ende 2019 durch
                                                                                                                                            Wasserentnahmegenehmigung. Und
     einen heftigen Kurzschluss die komplette
                                                                                                                                            das obwohl die Verantwortlichen wis-
     Elektrik zerstört. Momentan werden die
                                                                                                                                            sen, dass die Menschen das ungefilter-
     Schwesternhäuser in Makwai und Ruhu-
                                                                                                                                            te, gesundheitsschädliche Wasser aus
     wiko renoviert.
                                                                                                                                            der Not heraus dennoch trinken.
                                                 Die Fertigstellung der Halle für das                                                          Mit der Erschließung der Quelle wurde
     Nach wie vor steigt die Anzahl der Schü-    VTC St. Monica wird sehnsüchtig erwartet                                                      mittlerweile begonnen. Wir hoffen auf ei-
     lerinnen am VTC St. Monica in Mbinga
                                                                                               Sr. Antide und Kinder der Preschool in Mkenda   nen zügigen und reibungslosen Projekt-
     mit jedem neuen Schuljahr. Sr. Kaja und     deshalb ein neues Gebäude, in dem die
                                                                                                                                               ablauf.
     Sr. Caritas war es deshalb umso wich-       Internatsküche untergebracht werden           All diese Vorhaben in Mkenda können
     tiger, den Bau einer Halle zügig in die     kann. Da der Kochunterricht ein wichtiger     aber nicht ohne eine zuverlässige Was-
     Umsetzung zu bringen. Mit dem Bau die-      Bestandteil der beruflichen Ausbildung        serversorgung umgesetzt werden. Im              Ein weiteres langjähriges Projekt ist der
     ser Halle, die als Aufenthaltsraum, Spei-   ist und auch eine tägliche Notwendigkeit      letzten Jahresgruß hatten wir bereits           Bau des Krankenhauses Kihaha. Nach-
     sesaal und für die Abschlussprüfungen       im Internatsbetrieb besteht, werden wir       über die schwierige Situation der Was-          dem der erste Bauabschnitt mit Verwal-
     genutzt werden soll, konnte im Frühjahr     versuchen, gemeinsam Partner für die-         serversorgung berichtet. Mittlerweile           tung, HIV-Abteilung, Mutter-Kind-Abtei-
     2020 begonnen werden. Aktuell beschäf-      ses Projekt zu finden.                        hat sich die Gemeinschaft für die Er-           lung, Beratungs- und Untersuchungstrakt
22   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                                Partnerschaften und Projekte   23

     abgeschlossen wurde, konnte mit dem           gestellten Gebäude als Infektionsstation       Für das kommende Jahr 2021 stehen be-           Und was passiert in Äthiopien? Die junge
     zweiten Bauabschnitt begonnen werden.         im Falle einer weiteren Ausbreitung der        reits viele neue Projekte auf dem Plan. Da-     Gemeinschaft in Äthiopien steht beson-
     Dieser ist gleichzeitig der zentrale Bau-     Corona-Pandemie vorgesehen.                    runter zählt neben den bereits genannten        ders aufgrund der politischen Lage im
     abschnitt und umfasst das OP-Gebäude,                                                        Vorhaben auch das Schwesternalten-              Land immer wieder vor großen Heraus-
     die Entbindungsstation, zwei Abteilungen                                                     und Pflegeheim in Mbinga. Wie bereits           forderungen. Der einberufene Ausnahme-
                                                   Die Station Goba (Stadtteil von Dar es
     für Frauen und zwei für Männer sowie                                                         berichtet, verändert sich auch in Tansa-
                                                   Salaam) wird derzeit neu errichtet. Auch
                                                                                                  nia die Altersstruktur und immer mehr
                                                   hier wird in den Ausbau der Basisge-
                                                                                                  Schwestern werden aufgrund von Alter
                                                   sundheitsversorgung investiert. Auf der
                                                                                                  oder Krankheit pflegebedürftig. Durch
                                                   Suche nach einem neuen Grundstück für
                                                                                                  die Corona-Pandemie konnte an diesem
                                                   die Schwestern in Dar es Salaam kam der
                                                                                                  Projekt nicht so schnell weiter geplant
                                                   Stadtteil Goba ins Gespräch. Die Regie-
                                                                                                  werden wie ursprünglich gedacht. Nun
                                                   rung überlies den Schwestern das Grund-
                                                                                                  haben wir in Herrn Oberholzer (Architekt)
                                                   stück jedoch nur mit der Bedingung, eine
                                                                                                  jedoch eine gute Unterstützung für die
                                                   Krankenstation darauf zu eröffnen. Die
                                                                                                  konstruktive Planung gefunden. Mit der
                                                   Zustimmung aus der örtlichen Bevölke-
                                                                                                  Umsetzung rechnen wir im Frühjahr 2021.
     Der Krankenhausbau Kihaha geht Stück für
     Stück voran
                                                                                                                                                  Sr. Catherine, Leiterin Kindergarten Ambo
     die Kinderabteilung und das Haus für
     den Schwesternkonvent. Im Januar 2020                                                                                                        zustand zu Beginn der Corona-Pandemie,
     konnten sich Sr. Anna-Luisa und Sr. Elisa-                                                                                                   in Verbindung mit einem landesweiten
     beth vor Ort ein Bild vom aktuellen Stand                                                                                                    Lockdown, hatte die Projektarbeit er-
     des Projekts machen. Die Arbeiter kamen                                                                                                      schwert. Gut entwickelt hat sich trotz
     gut voran, sodass sich das OP-Gebäude                                                                                                        allem der Kindergarten in Ambo, der seit
     mittlerweile in den letzten Zügen befindet.                                                                                                  2019 von Sr. Catherine geleitet wird. Nach
     Parallel werden nun die Vorbereitungen                                                                                                       und nach hatte sie den Kindergarten aus-
     für den Baubeginn der Entbindungs- und                                                                                                       gestattet und auf Vordermann gebracht.
     Kinderstation getroffen. Mit dem Verein                                                                                                      Mittlerweile besuchen rund 200 Kinder
     »Sternstunden e. V.« haben wir für diesen                                                                                                    den Kindergarten. Unhaltbar war der Zu-
                                                   Die Health Center der Schwestern ermöglichen   Das Kinderdorf für Aidswaisen und der dazuge-
     Teilabschnitt einen großartigen Partner       eine Basisgesundheitsversorgung                hörige Kindergarten in Ilunda                   stand des Toilettenhäuschens für die Kin-
     gefunden. Je nach Projektverlauf planen                                                                                                      der. Welch ein Glück, dass dank der groß-
     wir, Ende 2021 mit dem Bau der Män-           rung war groß. So begannen Ende 2019           Ein Projekt, das uns für das kommende           zügigen Weihnachtsspenden im Januar
     ner- und Frauenstationen beginnen zu          die Bauarbeiten für eine Health Center         Jahr sehr am Herzen liegt, ist die Renovie-     2020 endlich mit dem Neubau der Sanitär-
     können. Ein Projekt, welches sicherlich       und ein Schwesternhaus in Goba. Der            rung des Kinderdorfes und des zugehöri-         anlagen begonnen werden konnte. Trotz
     zu vielen Diskussionen führte und viele       Rohbau ist bereits fertig gestellt, nun wird   gen Kindergartens in Ilunda (Mtwango).          den erschwerten Bedingungen während
     Mühen kostete. Jedoch zeigt sich bereits      parallel an der Wasserversorgung mit ei-       Die Wohnhäuser und der Kindergarten             des Lockdowns sind die Bauarbeiten bis-
     jetzt, wie dringend die Einrichtung benö-     nem großen Wasserturm gearbeitet. Die          benötigen neue Sanitäranlagen, teils            her gut vorangekommen. Wir hoffen, das
     tigt wird. Neben einigen Nachfragen von       SEZ (Stiftung Entwicklungs-Zusammen-           neue Dächer und auch der Putz benötigt          Projekt noch in diesem Jahr beenden zu
     Seiten der Einwohner*innen von Mbinga,        arbeit Baden-Württemberg) unterstützte         einen neuen Anstrich. Wir hoffen, Ihnen         können. Den Schwestern in Ambo ist es
     wann das Krankenhaus denn in Betrieb          uns hierbei im Rahmen der Ausschrei-           bald über den Fortschritt berichten zu          wichtig, auch weiterhin Kinder unterstüt-
     ginge, hat die Regierung die bereits fertig   bung »bwirkt!2020«.                            können.                                         zen zu können, deren Familien nicht für
24   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                                     Zeit der Erfahrungen    25

     die Schulgebühren aufkommen können.
     Darunter zählen auch Kinder, die mit ihren
     Müttern im Gefängnis leben und nur dank
     des Kindergartenangebots das Gefängnis
     verlassen können.

     Frauenpower beim Genderprojekt von
     Sr. Martha in Äthiopien
                                                                                                      Zeit der Erfahrungen
     Sr. Martha arbeitet seit einiger Zeit erfolg-
     reich im Bereich Frauenförderung. Mit ih-
     rem Genderprojekt ist sie an vier Stand-        Liebe Spender*innen,
     orten rund um Nekemte tätig. Das Projekt        liebe Freund*innen der Mission,
                                                                                                               Freiwilligendienst in Zeiten von Corona
     hat zum Ziel, die gesellschaftliche Stel-
                                                     das Zitat »Wir sind niemals am Ziel, son-
     lung der Frau in Äthiopien zu verbessern.
                                                     dern immer auf dem Weg« von Vinzenz         Während des letzten Besuchs von Sr.             für den Dienst in Deutschland durchaus
     Die Motivation für den unermüdlichen
                                                     von Paul beschreibt die Projektarbeit si-   Anna-Luisa und Kerstin Gaissmaier im            nachvollziehbar, für die Freiwilligen in
     Einsatz ist dabei ihre eigene Mutter. Sie
                                                     cherlich gut. Auch im neuen Jahr ist viel   Januar 2020 in Mbinga (Tansania) hatte          Tansania ein Schock. Die Betreuung im
     möchte Frauen wie ihr helfen, selbstän-
                                                     Kleines wie Großes dabei, das unterstüt-    noch niemand geahnt, wie aufregend die          Notfall war nicht mehr gewährleistet.
     diger und unabhängiger zu werden. Im
                                                     zenswert ist. Wir möchten uns an dieser     kommenden Monate werden. Wie üblich,            Niemand wusste, wie sich die Pande-
     Rahmen des Projekts spricht Sr. Martha
                                                     Stelle im Namen der gesamten Gemein-        fand auch während dieses Besuchs ein            mie in Tansania entwickeln wird. Zudem
     mit den Teilnehmer*innen über Themen
                                                     schaft ganz herzlich bei Ihnen allen für    Austauschgespräch mit den vier Freiwil-         ging es darum, solidarisch zu handeln.
     wie geschlechterspezifische Gewalt, Fa-
                                                     die Verbundenheit und Unterstützung be-     ligen vor Ort statt. Voller Vorfreude, neuer    Im Ernstfall sollten die tansanischen Ge-
     milienplanung und traditionelle Praktiken.
                                                     danken, ohne die wir unsere Arbeit nicht    Motivation und vielen Vorhaben sind die         sundheitseinrichtungen, die im Normal-
     Ziel der Kurse ist aber auch, Grundkennt-
                                                     fortführen könnten.                         vier in die zweite Hälfte ihres Freiwilligen-   betrieb schon am Limit sind, für die eige-
     nisse wie Lesen und Schreiben sowie
                                                                                                 dienstes gestartet.                             nen Bürger*innen da sein können. Und so
     wirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln.       Wir alle freuen uns, wenn Sie auch im
                                                                                                                                                 kehrten unsere Freiwilligen nach sieben
     Um das Projekt zu sichern, sind wir mo-         kommenden Jahr mit uns in Verbindung        Plötzlich und überraschend kam dann
                                                                                                                                                 Monaten wieder zurück.
     mentan auf der Suche nach festen Part-          bleiben. Sollten Sie sich für ein Projekt   im März die Anweisung von »weltwärts«,
     nern und weiteren Einzelspender*innen,          interessieren oder Fragen zu unserer Ar-    der Entsendeorganisation für den Frei-          Was tun mit diesem begonnen Jahr, in
     die Sr. Martha unterstützen können. Viel-       beit haben, treten Sie gerne mit unserem    willigendienst, die Freiwilligen aus ihren      dem doch noch so viel geplant war? Doch
     leicht haben ja Sie Interesse?                  Team in Untermarchtal in Kontakt.           Einsatzländern zurück nach Deutschland          wie so häufig eröffneten sich aus dieser
                                                                                                 zu holen – für uns als Verantwortliche          erst ernüchternden Situation ganz neue
26   Zeit der Erfahrungen                                                                                                                                                                     Zeit der Erfahrungen     27

     Möglichkeiten. Im Pflegeheim Maria Hilf         Für den neuen Freiwilligenjahrgang gab                                   Dieses Bild begleitet mich ...
     in Untermarchtal bot sich die Gelegen-          es leider keine Möglichkeit, wie gewohnt
     heit, den begonnenen Freiwilligendienst         im August dieses Jahres auszureisen. Zu
     fortzuführen! Für die vier jungen Frau-         unklar und unsicher ist die Situation rund
     en eine tolle Möglichkeit, sich weiter zu       um die Corona-Pandemie. So hieß es
     engagieren und auch diesen Einsatz mit          auch für die neuen Freiwilligen, die Pläne
     neuen Eindrücken zu beenden.                    zu überdenken und nach Alternativen zu
                                                     suchen. In diesem Jahr zahlte sich be-
                                                     sonders die Partnerschaft zwischen der
                                                     Gehörlosenschule St. Josef in Schwä-
                                                     bisch Gmünd und der Gerhörlosenschule
                                                     St. Vincent in Ruhuwiko aus. Die Freiwilli-
                                                     ge für die Einsatzstelle in Ruhuwiko kann
                                                     nun kurzerhand ein FSJ in Schwäbisch
                                                     Gmünd beginnen und bleibt so auf beson-
                                                     dere Art und Weise trotzdem mit Tansania
                                                     verbunden.
                                                                                                                                              r
                                                     So war und ist die Zeit der Corona-Pan-                                    archie unte ren
                                                                                                                    e klare Hir                 e
                                                                                                      Es gibt ein innen, in der die ält
                                                     demie sicherlich nicht immer einfach,                 S c h ü le r*                h ö h e re n
                                                                                                      den                        ie der
                                                                                                                     nen und d                    n.
                                                     aber sie eröffnete auch neue Wege der             Schüler*in den jüngeren stehe                                 Dieses Bild en
                                                                                                                                                                                     ts
                                                                                                       Klassen ü
                                                                                                                    ber                        mer                   von Tansania tand auf dem Rückflug
                                                     Zusammenarbeit im Rahmen des Freiwil-                                        at mich im « für                                 . Eines Tages
                                                                                                                      swegen h
                                                     ligendienstes.                                     Gerade de rsorge der »Großen                                Sprichwort:
                                                                                                                                                                                  »Wer den Ki
                                                                                                                                                                                                   hörte ich ein
                                                                                                                        Fü                                                                     limanjaro sieh
                                                                                                        wieder die beeindruckt.                                     kehrt wieder
                                                                                                                                                                                   nach Tansan                  t,
     Abschied nehmen im März 2020                                                                                     en«                                           glaube ich ga                ia zurück.« D
                                                                                                         die »Klein                                                                nz arg und be                aran
                                                                                                         Amira                                                     dies gesche                    te dafür, dass
                                                                                                                                                                                 hen wird.
                                                                                                                                                                   Ich bin sehr
                                                                                                                                                                                 glücklich üb
                                                                                                                                                                  in Kigonsera                er meinen Ei
                                                                                                                                                                                 und würde es                nsatz
                                                                                                                                                                  machen. Mic                    sofort wiede
                                                                                                                                                                                 h hat es sehr                  r
                                                                                                                                                                  Einblick in da                inspiriert, eine
                                                                                                                                                                                 s Hospital zu                   n
                                                                                                                                                                                               bekommen.
                                                                                                                                                                 Tutaonana te
                                                                                                                                                                               na
                                                                                                                                                                 (Auf Wieders na Mungu akubariki.
                                                                                                                                                                               ehen und Got
                                                                                                                                                                 Vanessa                      t segne Euch
                                                                                                                                                                                                              )

                                                                                                                                                                                                   bele
                                                                                                   Hapa kazi tu!                                             a, Blai und ich beim Matem
                                                                                                                                Happy, Shangazi Rehem
                                                                                                   Sista Adelaida, Shangazi
                                                                                                                                    n.
                                                                                                   schälen für das Abendesse                                     er meiner Lieblingsorte.
                                                                                                                                                                                                  Da ist
                                                                                                                                   zstelle St. Loreto war ein
                                                                                                   Die Küche in meiner Einsat                t und hin und wieder     gib  t es ein   fris ch geb  acke-
                                                                                                              s los , es wir d vie l gel ach                                         afft ma  n es  sogar,
                                                                                                   immer wa                                                     anpacken, sch
                                                                                                                                  . Und weil immer alle mit                                        für das
                                                                                                    nes Mandazi zu verkosten                                     htz eiti g  fert ig zu  sch äle n
                                                                                                                                 geernteten Matembele rec
                                                                                                    riesige Schüsseln frisch                    kei ne Hektik:
                                                                                                                            sse n.   Abe r nur
                                                                                                    Mittag- oder Abende                                        nen Segen«).
                                                                                                                                 aka (»Eile, Eile bringt kei
                                                                                                    Haraka haraka haina bar
     Marthe Walther in der Gehörlosenschule St. Josef in Schwäbisch Gmünd                            Pauline
28   Zeit der Erfahrungen                                                                                                                     Aus Untermarchtal, Tansania und Äthiopien   29

            Mein täglicher Weg von St. Loreto nach St. Katharina – ein halbes Jahr Unter-
            schied. Jeden Morgen freute ich mich auf meine Arbeit mit den Kindern und auf
            dem Heimweg konnte ich mein Erlebtes Revue passieren lassen. Ich finde es sehr
            beeindruckend, wie sich die Natur währenddessen verändert hat. Von einer trocke-
            nen Landschaft bis hin zu einem satten Grün. Im Nachhinein merke ich, wie auch
            ich mich verändert habe durch die Zeit in Tansania und wie sie mich bereichert hat.
            Miriam

                                                                                                  Aus Untermarchtal, Tansania und Äthiopien

                                                                                                                      Armut kennt viele Gesichter
                                                                                                                                Dr. Eva-Maria Klinkisch

                                                                                                  Armut ist das erste der 17 Nachhaltig-      Global gesehen sind Armut und das Risi-
                                                                                                  keitsziele, den sogenannten Sustainable     ko, arm zu sein, arm zu werden und arm
                                                                                                  Development Goals – kurz SDGs – der UN-     zu bleiben, sehr ungleich verteilt – auch
                                                                                                  Agenda 2030, die die Weltgemeinschaft       wenn die Sorge vor Armut in den soge-
                                                                                                  vor fünf Jahren verabschiedet hat. Nicht    nannten Wohlstandszentren in Krisenzei-
                                                                                                  umsonst: Armut gilt als eine der Hauptur-   ten wie diesen hörbar zunimmt. Gleich-
                                                                                                  sachen für Elend, Not, Krankheit, Gewalt    wohl zeigt die aktuelle Situation einmal
                                                                                                  und Konflikte sowie, damit zusammen-        mehr, wie sich Perspektiven auf Armut
                                                                                                  hängend, für die Verhinderung an sozialer   und Arm-Sein (und deren Bekämpfung)
                                                                                                  Teilhabe, Lebenschancen, Selbstverwirk-     im Wandel befinden.
                                                                                                  lichung und Freiheit. Die Bekämpfung
                                                                                                                                              Armut ist nicht nur irgendwo weit weg von
                                                                                                  von Armut ist demnach ein wichtiges
                                                                                                                                              (Süd-)Deutschland, nicht nur in Tansania
                                                                                                  Instrument, um eine menschenwürdige-
                                                                                                                                              oder Äthiopien. Hier wie dort sind die
                                                                                                  re, friedlichere und gerechtere Welt zu
                                                                                                                                              Unterschiede gewaltig. Gerade die hef-
                                                                                                  ermöglichen.
                                                                                                                                              tigen Einschnitte im Zuge der Pandemie
30   Aus Untermarchtal, Tansania und Äthiopien                                                                                                       Aus Untermarchtal, Tansania und Äthiopien        31

     spülen an die Oberfläche, was freilich        direkt vor unseren Haustüren oder Pfle-          Auch die Folgen wie materielle Armut,
     lange schon gesellschaftlich angelegt         geheimen. Dies betrifft das Handeln von          Wohnraum, Nahrung, Gesundheit, gesell-
     ist. Und: Armut hat bekanntermaßen vie-       Staaten ebenso wie von Unternehmen,              schaftliche Teilhabe und psychische Fol-
     le Gesichter. Die Geburtslotterie hat uns     Organisationen, Personengruppen oder             gen sind ähnlich, wenngleich sie in vie-
     ohne jeden Zweifel in ein materiell und       Einzelnen. Eine Hoffnung für die Bekämp-         len anderen Regionen der Welt weitaus
     sozial überdurchschnittlich wohlhaben-        fung von Armut könnte demnach darin              schneller existenziell ausfallen, als es in
     des Land geführt. Gleichwohl verbinden        liegen, zu versuchen, genau diese Struk-         Deutschland der Fall ist. Daher bedarf die
     sich die Sorgen und Nöte von armen            turprinzipien zu durchbrechen und sich           Frage der Armutsbekämpfung stets den
     Menschen weltweit. Auch die struktu-          darin mit allen, die von den unterschied-        weltgesellschaftlichen Blick auf das, was
     rellen Verwebungen zwischen Armen             lichen und unterschiedlich gravierenden-         unmittelbar im eigenen Lebensumfeld ge-
     und Reichen scheinen sowohl global als        Dimensionen von Armut betroffen sind, zu         schieht.
                                                                                                                                                      Die Lebenssituation in Äthiopien stellt viele
     auch innerhalb von Deutschland Ähnlich-       solidarisieren.                                                                                    Frauen auf dem Land oft vor große Herausfor-
                                                                                                    Die Projekte der Schwestern in Tansania,
     keiten aufzuweisen: Wohlstand ist bei-                                                                                                           derungen
                                                   Es reicht nicht aus, pauschal nur in „den“       Äthiopien und die Arbeit der Schwestern
     spielsweise häufig eine Folge der Macht,
                                                   armen Süden und „den“ reichen Norden             hier in Deutschland tragen gemeinsam              fen. Denn eine der folgenreichsten Dy-
     negative Effekte – also z.B. geringerer
                                                   zu teilen, denn „hier wie dort“ spielen          dazu bei, Armut in ihrer Vielfältigkeit zu        namiken von Armut und Ausgrenzung
     Umweltschutz, prekäre Arbeitsbedingun-
                                                   ähnliche Mechanismen eine Rolle, wenn            lindern. Indem sie beispielsweise Bildung         besteht darin, nicht gesehen und nicht
     gen, Gesundheitsschäden – an andere
                                                   es um die Ursachen und Folgen von Ar-            und Gesundheitsversorgung ermögli-                gehört zu werden. Und zwar auch dann,
     (Menschen und/oder Orte) auslagern und
                                                   mut in den Gesellschaften geht: Bildung,         chen, Aufklärungsarbeit über Gesund-              wenn man „offiziell“ befragt oder aufge-
     ausblenden zu können: in andere Weltre-
                                                   Einkommen, sozio-ökonomischer Status.            heitsrisiken (und damit ein gravierendes          sucht wird, aber das Gesagte oder Gese-
     gionen ebenso wie in den Billiglohnsektor
                                                                                                    Armutsrisiko) leisten, ganz besonders             hene negiert, ignoriert oder umgedeutet
                                                                                                    aber auch dadurch, dass sie Räume für             wird. Das Vinzentinische Charisma setzt
                                                                                                    Begegnung und Gesehenwerden schaf-                hier einen deutlichen Konterpunkt.

                                                 An einer der Gesundheitsstationen der Schwestern   Bildung als ein Weg, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen
32   Aus Untermarchtal, Tansania und Äthiopien                                                                                          Aus Untermarchtal, Tansania und Äthiopien   33

                                  Begegnungstag 2020                                                                    We stay together
     Wie gerne hätten wir mit Ihnen einen Tag Mitschwestern und Partner*innen vor Ort.       Als Gemeinschaft durch die Corona-Pandemie - K. Gaißmaier und L. Stokmaier
     des Dankes gefeiert! Am Missionsbegeg- Hier, von Deutschland aus können wir die
                                                                                         Sicherlich haben Sie sich in den vergan-       vorschnell in Sicherheit wägen, sondern
     nungstag 2020. Aber wie so viele Veran- Entwicklung leider nach wie vor nur müh-
                                                                                         genen Monaten immer wieder gefragt,            gemeinsam mit den tansanischen und
     staltungen in diesem Jahr musste auch sam abschätzen.
                                                                                         wie sich die Corona-Pandemie auf unse-         äthiopischen Schwestern durch diese
     dieser Tag abgesagt werden. Schade!
                                              Unsere Verbundenheit gegenüber unse-       re Arbeit auswirkt. Wie es den Schwes-         außergewöhnliche Zeit gehen, ganz nach
     Wir hätten gemeinsam Rückblick ge- ren Spender*innen und Partner*innen              tern in den Einrichtungen in Tansania und      dem Motto: »We stay together – Als Ge-
     halten und mit Ihnen nach vorne ge- wollten wir trotz allem sichtbar machen.        Äthiopien denn wohl geht. Eine klare Ant-      meinschaft durch die Corona-Pandemie«.
     schaut. Geplant war, dass in diesem Jahr Gemeinsam mit zahlreichen Helfer*innen     wort darauf ist nur schwer zu verfassen        Dabei stellt sich die Frage: Was bedeuten
     Schwestern aus Tansania und Äthiopien haben wir an unterschiedlichen Orten All-     und doch möchten wir versuchen, Ihnen          Solidarität und partnerschaftliche Zu-
     mit uns diese Begegnung gefeiert und tagsmasken aus tansanischem Stoff ge-          einen kleinen Einblick zu geben.               sammenarbeit in diesen Tagen?
     an unserem Netzwerk weiter geknüpft näht. Mit Herz und viel Liebe. Allen Betei-
                                                                                         Zu Beginn der Corona-Pandemie waren            PARTNERSCHAFTLICHE ZUSAMMENAR-
     hätten. Doch dazu kam es leider nicht. ligten, ob sie Stoff zugeschnitten, genäht
                                                                                         die Bildungseinrichtungen in Tansa-            BEIT IN ZEITEN VON CORONA
     Jede und jeder hat in den letzten Mona- oder beim Versand geholfen haben, dan-
                                                                                         nia, auch die ordenseigenen Schulen,
     ten erlebt, dass wir vor ganz neuen He- ken wir für die großartige Unterstützung!                                                  Wie kann eine gute partnerschaftliche
                                                                                         wochenlang geschlossen. In Äthiopien
     rausforderungen stehen und gleichzeitig                                                                                            Zusammenarbeit in diesen Tagen gelin-
                                              Wir hoffen, am Begegnungstag 2021, am      wurde Anfang April 2020 der Ausnah-
     bestehende Problematiken deutlicher zu-                                                                                            gen? Wie, wenn wir hier in Deutschland
                                              dritten Sonntag im September, wieder       mezustand ausgerufen. Die Schwestern
     tage treten. Wir haben neue Formen der                                                                                             im April nicht begreifen konnten, dass
                                              persönlich mit Ihnen in Austausch kom-     mussten daraufhin fast alle ihre Tätig-
     Solidarität und des Zusammenhaltens er-                                                                                            in Tansania Gottesdienste und Beerdi-
                                              men zu können.                             keiten in der Bildungs-, Frauen- und So-
     lebt, gleichzeitig wurden aber auch gro-                                                                                           gungen im großen Stil gefeiert wurden
                                                                                         zialarbeit einstellen. Nun, einige Monate
     ße Verwerfungen sichtbar. Das zeigt sich                                                                                           und auch jetzt gefeiert werden? Wenn
                                                                                         später, kehrt in Äthiopien leider immer
     auch in der Zusammenarbeit mit unseren                                                                                             wir merken, dass unsere Ansichten und
                                                                                         noch kein Alltag ein. In Tansania hinge-
                                                                                                                                        die unserer afrikanischen Schwestern zu
                                                                                         gen scheinen die Corona-Infektionen
                                                                                                                                        Maßnahmen und Vorkehrungen gegen
                                                                                         längst nicht so hoch zu sein, wie anfangs
                                                                                                                                        das Virus teilweise so unterschiedlich
                                                                                         von Experten und auch von uns befürch-
                                                                                                                                        sind?
                                                                                         tet. Allerdings wird auch seit Anfang Juni
                                                                                         offiziell nicht mehr getestet. Am 8. Juni      Die Erfahrung lehrt uns: Es gelingt nur
                                                                                         erklärte Präsident Magufuli das Land für       dann, wenn wir versuchen, die gegen-
                                                                                         frei von COVID-19. Nach seinen Angaben         seitigen Kulturen und Lebensumstände
                                                                                         sei dies Gott zu verdanken. Seither wer-       zu verstehen. Wenn wir über unsere Kul-
                                                                                         den keine weiteren Infektionen, Tote und       turen in Austausch kommen, uns Wissen
                                                                                         Genesene mehr gemeldet. Jedoch gibt es         aneignen, Erfahrungen sammeln und da-
                                                                                         verschiedene Studien, die von deutlich         durch Verständnis füreinander aufbau-
                                                                                         höheren Infektionsraten ausgehen als die       en. Dann verstehen wir plötzlich, warum
                                                                                         öffentliche Berichterstattung. Insgesamt       unsere Ansichten im ersten Moment so
                                                                                         ist uns klar, wie wenig wir von der Situati-   unterschiedlich sind. Ist doch zum Bei-
                                                                                         on vor Ort wirklich wissen und wie wenig       spiel unser Verständnis von Abstand,
                                                                                         wir sie eigentlich einschätzen können.         von Individualität, ein ganz anderes als
                                                                                         Und genau deshalb wollen wir uns nicht         in Tansania. Dort geht es weniger um
     Versandaktion der Alltagsmasken
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