INTEGRATION JAHRESPUBLIKATION ZUR INTEGRATIONSWOCHE 2018 KOSTENLOS - STORYS MEINUNGEN STARS INTERVIEWS FOTOS MEHR

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INTEGRATION
JAHRESPUBLIKATION ZUR INTEGRATIONSWOCHE 2018 > KOSTENLOS

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WILLKOMMENSKULTUR

Vielfalt erleben
Ist Österreich ein Einwanderungsland oder
ist das Boot schon voll? Leben wir in einer                                              Ausstellungen 2018
multikulturellen Gesellschaft oder tun wir
                                                                                                         GARTEN
nur so? Die Antworten auf diese Fragen lie-                                                Lust. Last. Leidenschaft.
ferten wir zum 8. Mal im Rahmen der In-                                                               bis 10. 2. 2019
tegrationswoche, die heuer vom 17. bis 29.
April in ganz Österreich stattfand. Mit über                                                    Die umkämpfte
400 Events und mehr als 200 Kooperati-                                                                Republik
onspartnerInnen ließen wir zum 8. Mal die                                                   Österreich 1918–1938
Vielfalt hochleben, schafften Plattformen                                                           bis 24. 3. 2019
für Begegnungen und förderten den inter-
kulturellen Dialog. Auf den nächsten
Seiten bieten wir euch Infos rund um das
Projekt Integrationswoche, Fotos, Berichte,
bunte Interviews mit Integrationsexper-
tInnen und Stars, spannende Storys und
ein paar geklaute Leserbriefe. Außerdem
haben wir Menschen auf der Straße ge-
fragt, ob Österreich mehr MigrantInnen in
der Politik braucht, und ExpertInnen aus
der Politik und Vereinen gebeten, uns zu
verraten, ob es hierzulande Parallelgesell-
schaften gibt.                                                Mehr Informationen unter
                                                              www.museumnoe.at
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! Das                        Di bis So, Ftg
gesamte Programm der Integrationswoche                        9.00 – 17.00
2018 findet ihr unter                                         Museum Niederösterreich
                                                              Kulturbezirk 5
www.integrationswoche.at                                      3100 St. Pölten

Hoch lebe die Vielfalt!
EURE REDAKTION

INTEGRATION 2018 - Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz:
Medieninhaber: ALPHA plus Agentur GmbH Herausgeber:
Dino Schosche E-Mail: office@alphaplus.at Chefredakteur:
Dino Schosche Stv. Chefredakteurin: Katharina Brändle
Redaktion: Alexandra Laubner, Hannah Weger, Madeleine
Geosits, Michaela Mathis, Christoph Baumgarten Redaktions-
anschrift: Dietrichsteingasse 3/1, 1090 Wien Fotos: Michael
Mazohl, Igor Ripak, Stanislav Jenis Auflage: 70.000
Mediadaten: www.alphaplus.at
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INHALT                                                                  INTEGRATION // 2018

 16
                                                      22
                                                               06   ERÖFFNUNGSREDE:
                                                                    DINO SCHOSCHE
                                                                    Nur eine Gesellschaft, in der
                                                                    nicht ausgegrenzt wird, ist
                                                                    zukunftsfähig!

                                                               10   INTEGRATIONSWOCHE 2018
                                                                    Ein buntes Miteinander

                                                               12   MIGAWARD
                                                                    Der Preis der österrei-

        30                                                          chischen MigrantInnen

                                                               16   ERÖFFNUNGSGALA
                                                                    Ein Abend voller Vielfalt

                                                               18   STIMMEN
                                                                    Zur Integrationswoche

                                                               22   STORY
                                                                    Gehört der Islam zu
                                                                    Österreich?

                      42
                           30   INTERVIEW: KENAN GÜNGÖR
                                „Wir brauchen Aufklärung
                                in beide Richtungen“

                           38   JÜRGEN CZERNOHORSZKY
                                „Eine Diskussion um ein
                                Kopftuchverbot ist zu wenig“

                           42   STORY

                                                               50
                                Lesbisch, schwul, Trans-            STAR: ARMAN T. RIAHI
                                gender: Migrantinnen                Über die iranische Küche,
                                und Migranten                       Flucht, Film und vieles mehr

04 INTEGRATION 2018
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REDE

      Nur eine Gesellschaft, in der nicht
 ausgegrenzt wird, ist zukunftsfähig!

                                                                                                                „
             ZUSAMMENHALT, PARTIZIPATION UND GLEICHBERECHTIGUNG –
      MIT DIESER REDE ERÖFFNETE DINO SCHOSCHE DIE INTEGRATIONSWOCHE 2018.

M
                   eine sehr ver-   stimmen zu fischen.                dem es keine Rolle spielt, wo du
                   ehrten Damen     Leider gibt es auf der österrei-   geboren wurdest und welche
                   und Herren,      chischen politischen Bühne         Sprache du sprichst. An ein
                   liebe Öster-     auch solche, die die eigene        Land, in dem der gemeinsame
                   reicherinnen     politische Karriere über den       Weg zählt. Und in dem alle
                                                                                                              Ich bin
und Österreicher, ob mit oder       Zusammenhalt der Gesellschaft      Kinder die gleichen Chancen           aus dem
ohne Migrationshintergrund,         stellen und ihre politische        haben. Nur eine Gesellschaft, in         Land
als ich 2005 als sogenannter        Arbeit mehr nach Umfragen          der nicht ausgegrenzt wird, ist
Wirtschaftsflüchtling von           und Popularitätswerten aus-        zukunftsfähig.
                                                                                                              meiner
München nach Wien kam, habe         richten als nach der gesell-                                             Vorfah-
ich gleich erkannt, dass das The-   schaftlichen Entwicklung.          Antwort: Zusammenhalt                   ren in
ma Integration in diesem Land                                          Ich setze mich für dieses Öster-
eine wichtige Rolle spielt. Naiv,   Verschiedene                       reich ein! Nicht weil ich im Auto
                                                                                                                  das
wie ich damals war, habe ich        Zukunftsvisionen                   eine CD von Andreas Gabalier             Land
weitere Jahre gebraucht, um zu      Wir leben zwar alle in Öster-      habe, sondern weil ich zu Hause        meiner
erkennen, worum es in diesen        reich, haben aber anscheinend      drei Kinder habe, die in diesem
Debatten eigentlich geht. Es        verschiedene Zukunftsvisionen.     Land geboren sind. Denn ich bin
                                                                                                               Nach-
geht leider nicht darum, Men-       Denn die einen setzen sich für     aus dem Land meiner Vorfahren          fahren
schen, die einen sogenannten        ein ungerechtes Österreich         in das Land meiner Nachfahren           geko-
Migrationshintergrund haben         ein, ein Österreich, in dem es     gekommen. Und unabhängig da-
und hier schon länger leben         immer noch „wir“ und „die          von, woher wir alle kommen, ob
                                                                                                               mmen
oder frisch nach Österreich         anderen“ gibt. In dem es immer     wir nach Österreich gekommen
gekommen sind, zu integrieren,      noch populäre und unpopu-          sind oder hier schon waren,
also als gleichwertige Mitglieder   läre Sprachen gibt und wo man      wir haben alle etwas Wertvolles
der Gesellschaft anzuerkennen       nicht sachlich gemeinsam über      gemeinsam: Die Zukunft dieses
und ihre Partizipation zuzulas-     die Zukunft diskutiert, sondern    Landes ist die Zukunft unserer
sen.                                mit billigen Ablenkungsma-         Kinder! Und die einzig richtige
                                    növern, Scheindebatten oder        Antwort auf Hass, Hetze und
Politik der Umfragen und            politischen Nebelgranaten          Menschenverachtung lautet
Popularitätswerte                   genau das Gegenteil erwirkt.       Zusammenhalt!
Einerseits nutzen die Populisten    Wenn ich aber an Österreich
und Menschenverächter die           denke, denke ich an ein Land, in   Mehrfrontenkampf
Debatte, um diejenigen Wähle-       dem die persönliche Herkunft       Menschen mit Migrations-
rInnen zu animieren, die ihre       kein Schicksal ist und nicht       hintergrund in unserem Land
Unzufriedenheit mit sich selbst     über die Zukunft entscheidet.      stellen keine homogene Gruppe
auf die Schwächeren projizie-       Ich denke an ein Land, in dem      dar, sie sind vielfältig. Auch des-
ren. Und die anderen wiederum       man respektvoll und sicher         wegen geht es bei der Integra-
nutzen die Migrantinnen und         miteinander in einer offenen       tion nicht nur um Sprachkurse,
Migranten, die sie auf hinteren     Gesellschaft lebt. Ich denke an    sondern es geht auch um ein
Listenplätzen positionieren, um     ein modernes und europäisches      „Ankommen“ in der Gesell-
in Communitys WählerInnen-          Österreich. An ein Land, in        schaft. Und dieses Ankommen

06 INTEGRATION 2018
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REDE

muss man einerseits wollen
und andererseits muss man
                                     gewinnen wollen, dann gibt es
                                     nur einen Weg: zusammen!
                                                                         Bundesregierung für Migration,
                                                                         Flüchtlinge und Integration
                                                                                                                 Wenn
es auch zulassen. Leider aber                                            „Teilhabe, Chancengleichheit           wir die
haben wir in Österreich immer        „Teilhabe“ nur fünfmal              und Rechtsentwicklung in der         Chancen
noch genug von denen, die noch
nicht angekommen sind, und
                                     Dieses „Zusammen“ ist mir
                                     persönlich ein sehr wichtiges
                                                                         Einwanderungsgesellschaft
                                                                         Deutschland“. Und hierzulan-
                                                                                                                für alle
leider auch genug von denen,         Anliegen, da in diesem Land         de gibt es auch eine Art Inte-       erhöhen,
die dieses „Ankommen“ immer          ständig über die Migrantinnen       grationsbericht mit dem Titel          kommt
noch nicht zulassen.
Unter uns leben auch Migran-
                                     und Migranten geredet wird –
                                     gut oder schlecht –, aber leider
                                                                         „Flüchtlingsintegration bilan-
                                                                         zieren, Regelintegration wieder
                                                                                                               das der
tinnen und Migranten, die            sehr selten mit ihnen. Und noch     thematisieren“. Im deutschen         Einwan-
immer noch 50 Wochen in                                                  Bericht kommt das Wort „Teil-        derungs-
Österreich leben und dann für                                            habe“ 589-mal vor, und zwar
                                                                                                                 gesell-

                                                                                                                        „
zwei Wochen „nach Hause“                                                 in Bezug auf Chancengleich-
fahren. Migrantinnen und Mi-                                             heit, Politik, Gesundheit und           schaft
granten, die mit der Vielfalt bzw.                                       so weiter. Im österreichischen              als
den multiplen Identitäten ihrer
eigenen Kinder (noch) nicht um-
                                                                         Integrationsbericht erscheint
                                                                         das Wort „Teilhabe“ nur fünf-
                                                                                                               Ganzes
gehen können. Migrantinnen                                               mal – und zwar überwiegend             zugute
und Migranten, die unsere                                                verknüpft mit dem Thema
Demokratie zwar genießen,                                                Arbeitsmarkt. Die Frage ist: Sind
gleichzeitig aber totalitäre Re-                                         wir die eigentlichen Realitäts-
gime, extremistische Ideologien                                          verweigerer oder ist Angela
oder korrupte Nationalisten in                                           Merkel zu links?
den Herkunftsländern loben
und diese auch noch wählen.                                              Partizipation statt
Und um es gleich klarzustellen:                                          Integration
Dabei denke ich nicht nur an                                             Wir können bei Menschen, die
einen Teil der türkischen Com-                                           erst kurze Zeit hier im Land
munity, dies betrifft genauso die                                        sind, über Integration reden,
Community aus Ex-Jugoslawien                                             aber die Mehrheit der Bevöl-
sowie viele andere auch. Auch                                            kerung mit Migrationshinter-
als Herausgeber zweier Maga-                                             grund – und das sind Men-
zine in serbokroatischer und                                             schen, die seit 10, 20 Jahren oder
türkischer Sprache weiß ich,                                             seit Generationen hier leben –
dass es auch andere Probleme                                             betrifft die Integration nicht.
unter Migrantinnen und Mi-                                               Da sollte man endlich einmal
granten gibt – wie Homophobie,       seltener auf Augenhöhe. Und         das Thema wechseln und über
Rassismus, Frauenfeindlichkeit,      jeder, der denkt, dass die Inte-    die Teilhabe diskutieren. Diese
Antisemitismus, aber auch Isla-      gration ohne Migrantinnen und       Teilhabe betrifft aber nicht nur
mophobie. Daher ist der Kampf        Migranten funktionieren wird        1,8 Millionen Menschen mit Mi-
für eine offene, europäische,        und dass man die Probleme,          grationshintergrund, sondern
demokratische Gesellschaft           die es tatsächlich in migran-       alle Menschen in diesem Land.
ein Mehrfrontenkampf. Denn           tischen Communitys gibt, ohne       Denn wenn wir die Chancen
einerseits müssen wir unsere         Migrantinnen und Migranten          für alle erhöhen, kommt das der
Gesellschaft von ewiggestrigen       lösen kann, der ist ein wah-        Einwanderungsgesellschaft als
Menschenverächtern, Hetzern          rer Realitätsverweigerer. Um        Ganzes zugute. Gleichberech-
und Orbanisierern schützen las-      herauszufinden, wie wichtig die     tigte Teilhabe bedeutet Chan-
sen und gleichzeitig müssen wir      Teilhabe an der Gesellschaft ist,   cengleichheit.
aber über die Probleme in und        müsst ihr nicht nach Kanada
mit Teilen von migrantischen         fahren, es reicht schon, wenn       Institutionen, Unternehmen
Communitys offen sprechen.           ihr einen Blick nach Deutsch-       und Vereine müssen sich
Denn in der Demokratie darf es       land werft. Ich nenne euch ein      öffnen
keinen Platz für die Feinde der      konkretes Beispiel hierfür.         Dafür müssen sich aber Insti-
Demokratie geben!                    In Deutschland heißt der Inte-      tutionen, Unternehmen und
Und ich sage euch ganz offen:        grationsbericht beziehungswei-      Vereine öffnen, um wirklich
Wenn wir diesen Kampf                se Bericht der Beauftragten der     die ganze Vielfalt der Gesell-

                                                                                                              INTEGRATION 2018 07
INTEGRATION JAHRESPUBLIKATION ZUR INTEGRATIONSWOCHE 2018 KOSTENLOS - STORYS MEINUNGEN STARS INTERVIEWS FOTOS MEHR
„
       REDE

                      schaft widerzuspiegeln. Der          Gemeinsam sind wir stärker!        einerseits das Thema Schulaus-
                      ehemalige deutsche Bundes-                                              bildung in Österreich umfasst,
                      präsident Joachim Gauck hat          Die Partizipation – ein            andererseits aber auch das The-
                      dieses Selbstverständnis für die     wichtiges Anliegen                 ma mehrsprachige Erziehung
Irgend-               Einwanderungsgesellschaft als        Und weil uns die politische        behandelt. Auch ich als drei-
wann –                ein „Wir der Verschiedenen“ be-      Partizipation der Migran-          facher Vater weiß, wie wichtig
und das               schrieben. Ohne interkulturelle
                      Öffnung verliert Österreich
                                                           tinnen und Migranten auch
                                                           ein wichtiges Anliegen ist und
                                                                                              diese Themen sind. Denn ich
                                                                                              muss dafür sorgen, dass mei-
werde ich             Zeit und wichtige Zukunftspo-        weil wir denken, dass auch         ne Kinder bestens vorbereitet
hoffentlich           tenziale. Diese interkulturelle      Migrantinnen und Migranten         in die Schule kommen, weil
noch                  Öffnung bedeutet einerseits,
                      eine Gesellschaft gemeinsam
                                                           nichts geschenkt wird und
                                                           diese für ihre Rechte selber
                                                                                              wir zu Hause ausschließlich
                                                                                              Serbokroatisch sprechen. Wir
einmal                zu gestalten, in der alle wirklich   kämpfen müssen, werden wir         haben zwar leider nicht genug
erleben –             die gleichen Chancen haben.          in den nächsten Monaten eine       Lehrerinnen und Lehrer mit
kommen                Es bedeutet aber auch, Rassis-
                      mus und Diskriminierungen
                                                           neue Bewegung präsentieren.
                                                           Es ist ein Bündnis (also keine
                                                                                              interkultureller Kompetenz –
                                                                                              was wir aber schon haben, das
wir an das            jeglicher Art nachdrücklich zu       Partei) der Migrantinnen und       sind genug Migrantinnen und
eigentliche           ächten und zu sanktionieren.         Migranten aus verschiedenen        Migranten, die schon länger in
Ziel der              MigAward
                                                           politischen Parteien, NGOs und
                                                           der Wissenschaft. Warum?
                                                                                              Österreich leben und die mehr-
                                                                                              sprachig sind. Das sind nämlich
Integrati-            Und wenn wir schon beim The-         Weil nur durch das bürger-         unsere Sprachpatinnen und
onswoche:             ma Mitgestaltung sind: Genau         schaftliche Engagement von         Sprachpaten, die sich freiwillig
eine Gesell-          darum geht es auch in unserem
                      Projekt „MigAward“. Denn
                                                           Migrantinnen und Migranten
                                                           ein friedliches Miteinander
                                                                                              engagieren werden, um in der
                                                                                              jeweiligen Muttersprache die
schaft der            österreichische Migrantinnen         und eine offene Gesellschaft       Eltern zum Thema Schulausbil-
Gleichbe-             und Migranten dürfen sagen,          langfristig gesichert werden       dung in Österreich und mehr-
rechtigten            was ihnen gefällt und was ihnen
                      nicht gefällt, ohne deswegen
                                                           können. Und weil Migrantinnen
                                                           und Migranten, die sich für ihre
                                                                                              sprachige Erziehung zu beraten
                                                                                              und Deutsch zu unterrichten.
                      gleich „nach Hause gehen zu          eigenen Interessen einsetzen       Das ist eine Win-win-win-Situ-
                      müssen“! Und der „MigAward“          und ihre Partizipationsrechte      ation. Denn die Kinder lernen
                      ist nicht das einzige Projekt,       wahrnehmen, Ausdruck eines         Deutsch, die Eltern werden auf
                      mit dem wir versuchen, an der        demokratischen Gesellschafts-      Augenhöhe unterstützt und
                      Gesellschaft teilzuhaben, und        systems sind, das sich auf die     es sind die Migrantinnen und
                      mit dem wir in aller Deutlich-       aktive Mitgestaltung aller Bür-    Migranten, die das Problem von
                      keit zeigen, dass auch wir diese     gerinnen und Bürger unabhän-       Migrantinnen und Migranten
                      Gesellschaft gestalten wollen.       gig von ihrer Herkunft stützt      lösen. Dieses Projekt werden
                      Wir haben noch weitere große         und niemanden ausgrenzt.           wir hoffentlich bald und hof-
                      Projekte vor. Eines von diesen                                          fentlich auch mit der Unter-
                      ist „DIVÖRSITY“, die österrei-       SprachpatInnen                     stützung des Stadtschulrates
                      chischen Tage der Diversität,        Wir haben aber noch etwas vor:     anpacken.
                      die heuer zum ersten Mal vom         Wir haben uns zum Ziel gesetzt,
                      16. bis 19. Oktober stattfinden      die sogenannten Deutsch-           Ziel: Eine Gesellschaft der
                      und mit denen wir Unterneh-          förderklassen zu verhindern.       Gleichberechtigten
                      men, aber auch Institutionen         Nicht weil wir davon überzeugt     Irgendwann – und das werde
                      in Österreich eine Plattform         sind, dass das eine gute oder      ich hoffentlich noch einmal
                      anbieten, um einerseits Diver-       schlechte Lösung ist, sondern      erleben – kommen wir an das
                      sität in der eigenen Belegschaft     weil wir denken, dass wir viel     eigentliche Ziel der Integrati-
                      zum Thema zu machen und sich         früher ansetzen sollten. Denn      onswoche: eine Gesellschaft
                      andererseits als weltoffen und       wenn die Kinder unvorbereitet      der Gleichberechtigten, eine
                      zukunftsfähig zu positionieren.      in die Schule kommen, dann         Gesellschaft, in der Vielfalt nicht
                      Das ist ein wichtiges Projekt,       haben wir schon das Problem.       nur geschätzt wird, sondern
                      das wir gemeinsam mit unseren        Wir sollten viel früher anset-     auch selbstverständlich ist, und
                      Freundinnen und Freunden von         zen und die frischgebackenen       eine Gesellschaft, die wir alle
                      „Brainworker – Vielfalt kom-         Eltern schon auf den Entbin-       gemeinsam gestalten.
                      munizieren“ umsetzen.                dungsstationen erreichen. Mit
                      Denn auch wir wissen:                einem Beratungsangebot, das        Es lebe die Vielfalt. Hvala!

08 INTEGRATION 2018
INTEGRATION JAHRESPUBLIKATION ZUR INTEGRATIONSWOCHE 2018 KOSTENLOS - STORYS MEINUNGEN STARS INTERVIEWS FOTOS MEHR
EIN PROJEKT VON:

                         ZEIT, GEMEINSAM AKTIV ZU WERDEN.
                      ÜBER 400 EVENTS IN GANZ ÖSTERREICH.
                               WWW.INTEGRATIONSWOCHE.AT

                   INTEGRATIONSWOCHE
                       Tage der Vielfalt // 17. - 29. April 2018
INTEGRATION JAHRESPUBLIKATION ZUR INTEGRATIONSWOCHE 2018 KOSTENLOS - STORYS MEINUNGEN STARS INTERVIEWS FOTOS MEHR
PROJEKT

    Ein buntes
   Miteinander
    NACH SIEBEN ERFOLGREICHEN JAH-
    REN DER VERANSTALTUNGSREIHE IN
    WIEN STAND NUN FEST: WIR WOLLEN
    DIE VIELFALT MIT ALLEN BEWOHNE-
     RINNEN UND KINDERN IN ALLEN
       BUNDESLÄNDERN LEBEN UND
              ZELEBRIEREN.
                        STORY: MADELEINE GEOSITS
                                FOTO: ÖRK

  E
                in Fest des Zusammen-      Plattform für Vielfalt und Diversität
                halts mit der Verleihung   bietet die Integrationswoche die
                des MigAwards lieferte     Möglichkeit, in den Dialog zu treten
                den Auftakt der ersten     oder einfach zusammen das Leben
                bundesweiten Inte-         und seine bunten Seiten zu feiern.
                grationswoche am 17.       Uns ist es wichtig, aufzuzeigen, von
  April 2018. Nach sieben erfolgreichen    welcher Vielfalt unsere Gesellschaft
  Jahren der Veranstaltungsreihe in        in Österreich geprägt ist, und all ihr
  Wien stand nun fest: Wir wollen die      Potenzial vor den Vorhang zu holen.
  Vielfalt mit allen BewohnerInnen         Die Diversität prägt das Leben in
  und Kindern in allen Bundeslän-          unserem Land nicht nur kulturell,
  dern leben und zelebrieren. Für          sondern auch wirtschaftlich und
  uns als Agentur ALPHA plus ist die       macht uns alle zusammen zu dem,
  Integrationswoche mittlerweile ein       was wir sind und darstellen.
  Herzensprojekt geworden, ganz im
  Zeichen des Zusammenhalts und des        Wer sind die Drahtzieher?
  Miteinanders. Gemeinsam wollen           Natürlich lautet das Motto unserer
  wir die Barrieren in der Gesellschaft    Agentur auch bei der Organisation
  abbauen und Räume für chancen-           der Integrationswoche „Gemeinsam
  gleiche Gemeinschaften schaffen. Als     statt einsam“. Packt man zusammen

10 INTEGRATION 2018
an, kann man vieles bewegen. Des-        Zielgruppe? Die Zielgruppe seid ihr,
halb stehen nicht nur wir hinter der     ihr alle da draußen, egal, ob mit oder
Integrationswoche, sondern auch          ohne Migrationshintergrund, alt
über 200 Kooperations- und Medi-         oder jung, willkommen ist jede(r).
enpartnerInnen aus allen Bundes-         Österreich ist ein Melting Pot der
ländern, die eine unvergleichliche       Kulturen, und genau das soll mit den
Eventreihe auf die Beine gestellt ha-    BesucherInnen unterschiedlichster
ben. Ein großes Kollektiv aus Kunst,     Herkunft gefeiert werden, ganz ohne
Kultur, Wirtschaft und Politik, für      Vorurteile und dafür mit umso mehr
das Integration nicht nur ein leeres     Neugierde. Diversität und Vielfalt
Wort ist, lässt durch die unterschied-   sind Teil von uns allen und uns ist
lichsten Veranstaltungen die Vielfalt    es wichtig, keinen auszuschließen,
unseres Landes für alle Menschen         sondern jeden Einzelnen miteinzu-
erfahrbar machen.                        beziehen.

Was ist die Integrationswoche            Welches Ziel verfolgen wir?
eigentlich?                              Die erste bundesweite Integrations-
Die erste bundesweite Integrati-         woche soll die Möglichkeit bieten,
onswoche ist die europaweit größte       Integration aktiv mitzugestalten und
Eventreihe zum Thema Vielfalt. Jedes     die persönliche Vielfalt jedes Einzel-
Jahr erwarten den Besucher bunte         nen in den Vordergrund zu rücken.
Programmpunkte wie beispielsweise        Gemeinsam wollen wir den Mut zur
Konzerte, Lesungen Ausstellungen,        Multikulturalität stärken und das
Partys, Workshops, Theaterauffüh-        kunterbunte Potpourri der Gesell-
rungen und vieles mehr. Die zahl-        schaft widerspiegeln, das unser Land
reichen Veranstaltungen könnten          jeden Tag aufs Neue bereichert und
vielfältiger nicht sein: Vom Chillen     prägt. Mit vielen neuen Denkanstö-
im Jüdischen Museum mit Kind und         ßen und Erfahrungen, die während
Co über Führungen mit ehemaligen         der Veranstaltungsreihe gemacht
Obdachlosen durch die Hauptstadt         werden können, soll das Bewusstsein
bis hin zum farbenfrohen Clown-          für ein vielfältiges Österreich ge-
theater und multilingualen Poetry-       schaffen und weiterhin ge-
Slam ist für jede(n) etwas dabei. Alle   stärkt werden, denn soziale Konflikte
diese Stationen der Vielfalt bieten      verdienen auch stets eine friedliche
die Möglichkeit der Interaktion und      Lösung.
des kulturellen Austauschs mit dem
Ziel, ein positives Signal im Sinne      Wer unterstützt die
des friedlichen Zusammenlebens           Integrationswoche?
zu setzen. Mit der Verleihung des        Wir dürfen uns auch heuer über viele
MigAwards in sieben Kategorien und       Unterstützer freuen, ohne die wir ein
einer großen Party wird die Integra-     so buntes Projekt nur schwer um-
tionswoche jährlich feierlich eröff-     setzen hätten können. Hauptspon-
net und zum Start ein fulminanter        soren der Integrationswoche 2018
Auftakt gefeiert. Die Vielfalt aus der   sind die AK Wien, die Stadt Wien,
Nähe kennenzulernen, Integration         die MA 17, die SPÖ Wien, die VHS
und Events im eigenen Ort, in der        Wien, der waff, die Wiener Linien,
Gemeinde oder in der Großstadt           die Wirtschaftsagentur Wien und der
mitzuerleben, das macht die Integra-     Eventsponsor WUK. Darüber hinaus
tionswoche in diesem Jahr zu einer       stehen uns auch unsere Medienpart-
Besonderheit. Denn noch nie zuvor        ner wie die BUM Magazine, die bz-
hat die Veranstaltungsreihe so viele     Wiener Bezirkszeitung, Heute, Okto,
Menschen aus den verschiedensten         der ORF sowie vienna.at zur Seite
Regionen erreichen und einbinden         und leisten einen wichtigen Beitrag,
können – darauf sind wir besonders       um zusammen die Vielfalt Österrei-
stolz.                                   chs in den Vordergrund zu holen.

Wer stellt die Zielgruppe                Mehr Infos:
der Integrationswoche dar?               www.integrationswoche.at

                                                                INTEGRATIO 2018 11
MIGAWARD

                                                     MigAward 2018:

            Der Preis der
    österreichischen MigrantInnen
       GANZ VIEL ENGAGEMENT, UNTERSCHIEDLICHSTE KULTUREN UND REICHLICH
      VIELFALT: BEI DER VERLEIHUNG DES MIGAWARDS 2018 WURDEN JENE PERSONEN,
          PROJEKTE UND ORGANISATIONEN GEEHRT, DIE SICH BESONDERS FÜR DIE
        PARTIZIPATION VON MIGRANTINNEN EINSETZEN – ABER AUCH DIE GENANNT,
                          DIE GENAU DAS GEGENTEIL MACHEN.

                                (STORY: HANNAH WEGER, FOTO: IGOR RIPAK)

                      E
NOMINIE-                        s wurde ganz still, als   verliehen. Ziel dabei ist es, jene   eine Vertreterin des Projektes:
RUNGEN                          zu Beginn der Gala        Personen und Institutionen           „Wir schauen nicht, wo die
FÜR DEN                         plötzlich Ute Bock        ins Rampenlicht zu stellen, die      Leute herkommen. Wir tun
MIGAWARD                        auf der Leinwand zu       kulturelle Vielfalt als Chance       einfach miteinander, denn es
KONNTE                sehen war. Die Flüchtlingshel-      begreifen, sich für Menschen         ist wichtig, nicht nur darüber
JEDER                 ferin und Menschenrechts-           starkmachen und die ge-              zu reden, sondern Orte der
MENSCH,               aktivistin setzte sich für die      sellschaftliche Teilhabe von         Begegnung zu schaffen.“
GLEICH OB             Schwachen in der Gesellschaft       MigrantInnen aktiv fordern
MIT ODER              ein, deshalb wurde sie posthum      und fördern. Dieses große und        Rania Mustafa Ali ist
OHNE                  mit einem MigAward für ihr          exemplarische Engagement soll        Persönlichkeit des Jahres
MIGRATIONS-           Lebenswerk geehrt. „Integra-        mit dem MigAward, dem Preis          Eines der Highlights des
HINTER-               tion braucht Chancen. Men-          der österreichischen Migran-         Abends war die Verleihung
GRUND,                schen und besonders Flücht-         tInnen, geehrt werden.               des MigAwards in der Katego-
EINREICHEN.           linge brauchen Chancen. Frau        Ein solches vorbildhaftes Pro-       rie „Persönlichkeit des Jahres
                      Bock hat genau denen diese          jekt ist die Initiative „Fremde      2018“. Diese Auszeichnung er-
                      Chancen gegeben, und das            werden Freunde“. Nach Ver-           hielt Rania Mustafa Ali, die mit
                      wollen wir jetzt für sie weiter-    kündung deren Sieges in der          20 Jahren alleine aus Syrien
                      führen“, sagte Ariane Baron, als    Kategorie „Projekt des Jahres        nach Österreich flüchtete. Ihre
                      sie den Preis stellvertretend       2018“ stürmten über 35 Mit-          Flucht dokumentierte sie in
                      entgegennahm. Bereits zum           glieder mit lautstarkem Jubel        einem Video-Tagebuch und
                      fünften Mal wurde am 17. April      auf die Bühne. Auf die Frage         berührte damit bereits
                      2018 im Rahmen der Eröff-           der Moderatorin Eser Akbaba,         mehrere Millionen Menschen
                      nungsgala der diesjährigen In-      was man sich denn von ihnen          im Internet. „Ich wollte damit
                      tegrationswoche der MigAward        abschauen könne, antwortete          zeigen, dass Flüchtlinge ganz

12 INTEGRATION 2018
MIGAWARD

                                                                                                        ALLE MIGAWARD-
                                                                                                          SIEGERINNEN
                                                                                                         UND LAUDATO-
                                                                                                           RINNEN 2018

normale Menschen sind und
sie niemals die Wahl hatten,
                                 MigAward in der diesjährigen
                                 Sonderkategorie „LGBTIQ –
                                                                    kam eine Fachjury zum Zug,
                                                                    die aus unterschiedlichen
                                                                                                         „Für uns ist
zu flüchten, sondern nur         Sexuelle Orientierung“. Auch       IntegrationsexpertInnen aus             Arbeit ein
durch falsche Umstände dazu      jene, die sich für eine Schlech-   Medien, Wirtschaft, Kunst und           wichtiger
gezwungen werden“, sagte         terstellung von MigrantInnen       Wissenschaft bestand. Mitte
sie sichtlich gerührt, als sie   aussprechen und Rassismus,         Februar wählte diese dann aus
                                                                                                           Motor der
den MigAward unter lautem        Hetze sowie Diskriminierung        allen eingegangenen Nomi-               Integrati-
Applaus der über 500 Gäste       gegenüber sogenannten ge-          nierungen jeweils die Top 3 in          on“, sagte
entgegennahm.                    sellschaftlichen Randgruppen       allen sieben Kategorien. Nach
Auch das Integrationshaus        und Schwächeren betreiben,         dieser Vorauswahl war dann
                                                                                                           Alexander
Wien überzeugte die MigA-        gingen nicht leer aus. Die         die gesamte MigAward-Jury                 Nikolić,
ward-Jury und freute sich über   rechtspopulistische                gefragt. Hierzu konnten sich         Initiator des
den MigAward in der Kategorie    Nachrichtenplattform unzen-        alle interessierten Migran-
„Bildung und Soziales“. „Für     suriert.at erhielt den Negativ-    tInnen online als Jurymit-
                                                                                                            Catering-
uns ist Arbeit ein wichtiger     preis „Sackgasse 2018“.            glied registrieren. Insgesamt             projekts
Motor der Integration“, sagte                                       wählten dann mehr als 400             „Migrating
Alexander Nikolić, Initiator     Das MigAward-Konzept               Menschen mit Migrations-
des Cateringprojekt „Migra-      Der MigAward ist der Preis         hintergrund in ganz Öster-
                                                                                                             Kitchen“
ting Kitchen“, das sich in der   der österreichischen Migran-       reich ihre Favoriten aus allen
Kategorie „Wirtschaft und        tInnen. Dafür konnte jeder         Nominierten aus und kürten
Arbeit“ durchsetzte. In der      und jede, egal ob mit oder         mit ihrer Stimme die vielen
Kategorie „Medien“ ging die      ohne Migrationshintergrund,        GewinnerInnen und den Ver-
Wochenzeitung Falter als Sie-    Projekte, Personen und Orga-       lierer des MigAwards 2018.
ger hervor und das Team von      nisationen in den jeweiligen
„Queer Base“ jubelte über den    Kategorien nominieren. Dann        >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

                                                                                                          INTEGRATION 2018 13
MIGAWARD

                 TOP-3-NOMINIERUNGEN FÜR DEN MIGAWARD 2018
         PERSÖNLICHKEIT DES JAHRES:                        • Refugees_code: Verein, der Geflüchteten
                                                           Kenntnisse in Programmieren und Software
         • Asel Tamgac: Das Wiener Neujahrsbaby, das       vermittelt und mit ihnen vertieft.
         wegen seines Migrationshintergrundes einem
         Shitstorm ausgesetzt war.                         • WisR: Networking-Plattform für arbeits-
                                                           suchende ältere Menschen und junge
         • Arman T. Riahi: Regisseur und Drehbuch-         UnternehmerInnen sowie innovative Arbeitge-
         autor gesellschaftskritischer Filme wie „Die      berInnen.
         Migrantigen“ oder „Everyday Rebellion“.
                                                           MEDIEN:
         • Rania Mustafa Ali: Sie filmte die Stationen
         ihrer Flucht aus Syrien bis nach Österreich.      • Falter: Wochenzeitung; sozial engagierter
         (GEWONNEN!)                                       und mutiger Journalismus. (GEWONNEN!)

         PROJEKT DES JAHRES:                               • Kobuk: Ein Medienwatchblog der Uni Wien.

         • Fremde werden Freunde: Eine Initiative          • Refugee.tv: Ein Fernsehsender, auf dem sich
         zur gesellschaftlichen Inklusion, der vor allem   Flüchtlinge als FilmemacherInnen und Journa-
         das Miteinander wichtig ist.                      listInnen weiterentwickeln können.
         (GEWONNEN!)
                                                           LGBTIQ – SEXUELLE ORIENTIERUNG:
         • Muslime gegen Antisemitismus: Eine Ini-
         tiative zur Bekämpfung von Antisemitismus in      • Queer Base: Hilft und unterstützt LGBTIQ+
         den eigenen Reihen, gestartet von der „Musli-     Personen, die nach Österreich geflüchtet sind.
         mischen Jugend Österreich“.                       (GEWONNEN!)

         • Women’s Voices: Ein im Rahmen des Pro-          • Afro Rainbow Austria: Die erste Organisa-
         jektes bemaltes Transparent gegen Sexismus        tion von und für LGBTIQ+ MigrantInnen aus
         und für die Gleichstellung von Männern und        Afrika.
         Frauen.
                                                           • Regenbogen-Familienzentrum Wien:
         BILDUNG UND SOZIALES:                             Beratung für LGBTIQ+ Menschen mit Kinder-
                                                           wunsch und alle, die am Thema Regenbogen-
         • Connecting People: Eine Patenschaftsini-        familie interessiert sind.
         tiative für unbegleitete minderjährige Flücht-
         linge.                                            SACKGASSE:

         • Das Integrationshaus: Kompetenzzentrum          • Abschaffung/Redimensionierung der
         für Asylsuchende, Flüchtlinge und Migran-         Aktion 20.000: Das Prestigeprojekt der SPÖ,
         tInnen. (GEWONNEN!)                               von der türkis-blauen Regierung abgeschafft.

         • Talente für Österreich: Eine Initiative, die    • Unzensuriert.at: Nachrichtenplattform mit
         Menschen verschiedener Kulturen in die Ge-        rechtspopulistischen Beiträgen.
         sellschaft und die Arbeitswelt integriert.        (GEWONNEN!)

         WIRTSCHAFT UND ARBEIT                             • Hass im Netz: Fake-News, Hasspostings und
                                                           Hetze scheinen immer häufiger in den sozialen
         • Migrating Kitchen: Cateringprojekt von          Medien auf.
         Geflüchteten und ArbeitsmigrantInnen.
         (GEWONNEN!)                                        Mehr Infos: www.integrationswoche.at

14 INTEGRATION 2018
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                                                                             *
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GALA

                                   Eröffnungsgala der Integrationswoche 2018:

            Ein Abend voller Vielfalt
    ÜBER 500 GELADENE GÄSTE, BUNTE BUTTONS, JUBELNDE SIEGER UND MUSIKALISCHE
   ÜBERRASCHUNGEN – DAS WAR DIE ERÖFFNUNGSGALA DER INTEGRATIONSWOCHE 2018.

                               (STORY: HANNAH WEGER, FOTOS: IGOR RIPAK)

                      D
                                  ie Integrationswo-      Live-Übertragung und                   Bunt gemischte
                                  che zeigt, wie viele    strahlende Sieger                      Überraschungsband
AM 17. APRIL                      Menschen, Organi-       „Mit Integration ist meistens          Nach der Verleihung des
STARTETE                          sationen und Initia-    gemeint, dass jemand, der zu uns       MigAwards folgte dann eine
DIE VON               tiven insgesamt in dieser Stadt     kommt, sich integrieren muss.          musikalische Überraschung.
ALPHA                 und in diesem Land für eine         Ich glaube aber, dass Integration      Mit Songs wie „Purple Rain“
PLUS ORGA-            Sache arbeiten und brennen,         ist, dass wir alle verstehen, mitei-   und „Come Together“ trat
NISIERTE              die unsere gemeinsame Sache         nander zu leben, egal ob wir von       Gemeinderätin Tanja Wehsely
VERANSTAL-            ist: eine Gesellschaft, die nicht   woanders kommen oder anders            gemeinsam mit einer Überra-
TUNGSREI-             zerfällt, sondern zusammen-         denken oder sonst irgendwie.           schungsband, bestehend aus
HE IM WUK             hält“, sagte der Wiener Inte-       Miteinander zu leben, das ist für      dem Initiator der Integrations-
IN EINE               grations- und Bildungsstadtrat      mich Integration, und diesem           woche, Dino Schosche, am Key-
NEUE                  Jürgen Czernohorszky in sei-        wichtigen Thema schenkt die            board, VHS-Geschäftsführer
RUNDE.                ner Rede auf der Eröffnungs-        Integrationswoche große und            Herbert Schweiger am Schlag-
VIELFALT              gala zur Integrationswoche          positive Aufmerksamkeit“, sagte        zeug und Okto-Geschäfts-
STAND IM              2018. Am 17. April startete die     VHS-Geschäftsführer Herbert            führer Christian Jungwirth
MITTEL-               von ALPHA plus organisierte         Schweiger im Live-Interview.           am Bass, auf. Für das leibliche
PUNKT DES             Veranstaltungsreihe im WUK          Zum ersten Mal wurde die               Wohl war mit unterschiedlich
ABENDS.               in eine neue Runde. Vielfalt        Eröffnungsgala vom Community-          belegten Brötchen gesorgt.
                      stand im Mittelpunkt des            TV-Sender Okto live übertragen.        Nach der Überraschungsband
                      Abends. Passend dazu wurden         Mit einem Kamerateam inter-            traten die Band „Vienna“ und
                      an alle Gäste bunte Buttons         viewte Okto die Gäste und filmte       ein DJ auf und sorgten bis in
                      mit der Aufschrift „Vielfalt“ in    das Highlight des Abends – die         die Nacht hinein für Stim-
                      unterschiedlichen Sprachen          Verleihung des MigAwards.              mung. Der Abend leitete ge-
                      verteilt. Mehr als 500 geladene     Dieser wurde im Rahmen der             bührend die erste bundesweite
                      Gäste aus Wirtschaft, Politik,      Eröffnungsgala zum fünften Mal         Integrationswoche 2018 ein,
                      Medien, Kunst und Kultur            vergeben. In insgesamt sieben          die vom 17. April bis 29. April
                      nahmen an der Gala teil und         Kategorien werden mit dem              2018 stattfand.
                      feierten gemeinsam diese            MigAward Projekte, Personen
                      Vielfalt und Diversität. Mit        und Organisationen geehrt, die         Unterstützt wurde die Ver-
                      dabei waren auch verschiedene       sich besonders für eine funktio-       anstaltungsreihe von der
                      Vereine und Organisationen          nierende Integration einsetzen,        AK Wien, der Stadt Wien, der
                      wie beispielsweise „Afro Rain-      aber auch jene, die genau das          MA 17, der SPÖ Wien, der VHS
                      bow Austria“, die erste afri-       Gegenteil machen. Mit Charme           Wien, dem waff, den Wiener
                      kanische LGBTIQ+ Gruppe in          und Witz wurde die MigAward-           Linien und der Wirtschafts-
                      Wien, die „Muslimische Jugend       Verleihung von ORF-Moderato-           agentur Wien.
                      Österreich“ oder die Mitglieder     rin Eser Akbaba moderiert. Die         Medienpartner waren die BUM
                      der Initiative „Fremde werden       glücklichen Sieger kündigten           Magazine, die Wiener Bezirks-
                      Freunde“. Dadurch wurde die         dabei jeweils LaudatorInnen aus        zeitung, Heute, Okto, der ORF
                      Gala zu einem kulturellen Fest.     verschiedenen Bereichen an.            und vienna.at.

16 INTEGRATION 2018
GALA

INTEGRATION 2018 17
STIMMEN
                                        Integrationswoche & MigAward:

                                     Stimmen zur
                                 Integrationswoche ...
                                                               Die Arbeiterkam-

                                                                                                         Renee Del Missier
                                                      privat
                                                               mer tritt für eine
                                                               gerechte Gesell-
                                                               schaft ein. Es ist
                                                               wichtig, dass in
                                                               der Integrations-
                                                               woche das vielfäl-
                                                               tige Engagement
                                                               für Gerechtigkeit,
                                                               Menschlichkeit
                                                               und Solidarität
                                                               vor den Vorhang
                                                               geholt wird. Denn
                                                               nur eine gerechte
                                                               Gesellschaft des
Die Integrationswoche macht Vielfalt in Wien er-               Zusammenhalts
lebbar und ermutigt uns dazu, einander auf Augen-              ist eine lebens-
höhe zu begegnen. Wir beteiligen uns, um Projekte,             werte Gesell-
Initiativen und Persönlichkeiten vor den Vorhang               schaft!
zu holen, die Zivilcourage zeigen und sich für eine
vielfältige, solidarische Gesellschaft einsetzen.              Rudi Kaske, ehema-
                                                               liger Arbeiterkam-
Kemal Boztepe, MA 17 der Stadt Wien                            merpräsident

                                                                                    Damit Integrati-
                                                                waff / Kromus

                                                                                    on gelingt, ist es
                                      „Integration ab Tag
Bum Media/Igor Ripak

                                                                                    vor allem wich-
                                      1“ – das ist unser                            tig, dass alle den
                                      gemeinsames Ziel                              gleichen Zugang
                                      in Wien. Das Ziel                             zu Bildung und
                                      unzähliger Men-                               Arbeit haben.
                                      schen, die sich für                           Mit ihren vielfäl-
                                      Akzeptanz, Partizi-                           tigen Aktivitäten
                                      pation und eine gute                          leistet die Inte-
                                      gemeinsame Zu-                                grationswoche
                                      kunft einsetzen und                           dafür wichtige
                                      die Menschenrechte                            Bewusstseinsar-
                                      zur Leitschnur ihres                          beit. Wir unter-
                                      Handelns machen.                              stützen dieses
                                      Schön, dass der Mig-                          Engagement
                                      Award einige davon                            daher gerne.
                                      stellvertretend für
                                      viele vor den                                 Christian
                                      Vorhang holt.
                                                                                    Meidlinger,
                                                                                    Vorstandsvorsit-
                                      Ursula Struppe,
                                                                                    zender des waff
                                      Leiterin der MA 17 der
                                      Stadt Wien

18 INTEGRATION 2018
Wiener Unternehmen sind vielfältig, dynamisch und innovativ,
                                                                               wodurch sie die Stadt als internationalen Wirtschaftsstandort
                                                                               stärken. Wir bieten Unternehmerinnen und Unternehmern ein
                                                                               360-Grad-Service inklusive kostenloser Beratungen und Work-
                                                                               shops – in insgesamt 17 Sprachen. Damit ist unser Angebot
                                                                               so einzigartig wie die Integrationswoche, die den passenden
                                                                               Rahmen bietet, dieses noch bekannter zu machen.

                                                                               Gerhard Hirczi, Geschäftsführer, Wirtschaftsagentur Wien
Peter Rigaud

                                                               In Zeiten einer

                                                                                                                                                  Privat
                                                               durch die Bundes-
                                                               regierung verord-
                                                               neten Entsolida-
                                                               risierung braucht
                                                               es Institutionen
                                                               wie die Integra-
                                                               tionswoche mehr
                                                               denn je. Wir von
                                                               Okto bedanken
                                                               uns dafür bei den
                                                               OrganisatorInnen,
                                                               vor allem aber bei
                                                               Dino Schosche und
                                                               seinem Team!

                                                               Christian
                 Sebastian Philipp

                                                               Jungwirth,
                                                               Geschäftsführer, Okto

                                                                                                                   Die Vielfalt ist ein wesent-
                                                                                                                 licher Teil unserer wunder-
                   Eine Woche Integration                                                                          schönen Stadt. Die Wiener
                                                                                               Johannes Zinner

                    kann die Welt nicht än-                                                                            Bezirkszeitung ist stolz
               dern, aber jede Begegnung,                                                                         darauf, Medienpartner der
                    die hier initiiert wurde,                                                                     Integrationswoche zu sein,
                     schafft Verständnis. So                                                                         da wir uns in unseren 23
                wirken die eigenen Vorur-                                                                          Bezirksausgaben regelmä-
               teile verschwindend gegen-                                                                          ßig Projekten und Themen
                 über der Fülle, die andere                                                                       widmen, mit denen Vorur-
               Kulturen und Sprachen für                                                                           teile abgebaut und Vielfalt
                           uns bereithalten.                                                                              gelebt werden kann.

                                       Herbert Schweiger,                                                        Nicole Gretz-Blanckenstein,
                                     Geschäftsführer, Wiener                                                                 Chefredakteurin,
                                          Volkshochschulen                                                           bz-Wiener Bezirkszeitung

                                                                                                                                            INTEGRATION 2018 19
STIMMEN

                 Wenn Menschen sich begegnen – auf dem Wochenmarkt,
                       im Café, beim Spazieren –, entsteht Leben in seiner
                 schönsten Form, voller Möglichkeiten und Entdeckungen.
                 Gemeinsamkeiten werden zur tragenden Verbindung der
                     Gesellschaft. Die Integrationswoche bietet somit viele
                         persönliche Sternstunden für die Teilnehmenden.

                 Dr. Margot Pires, Regionale Koordinationsstelle für Inte-
                                    gration, Region Vorderland-Feldkirch

                                                                                                                          Margot Pires
                                                     „Wir sind so weit, dass

                                                                                                                                         Privat
                                                     Menschlichkeit des Men-
                                                     schen Last, kein Schiff, kein
                                                     Ufer mehr Ertrunkene birgt,
                                                     kein Heim, kein Grab des
                                                     Sterbenden mehr harrt.“
                                                     Das singt Magda Sorel in
                                                     Gian-Carlo Menottis Oper
                                                     „Der Konsul“, in der Verfolgte
                                                     Asyl suchen und man die
                                                     Ohnmacht Schutzbefohlener
                                                     gegenüber Behörden und
                                                     Obrigkeiten hautnah erlebt.
                                                     Wir sind glücklich, mit
                                                     diesem eindringlichen Werk
                                                     Teil der Integrationswoche
                                                     zu sein und auch mit der
                                                     Kunstform Oper ein Zeichen
                                                     setzen zu können.
  Peter Litvai

                                                     Johannes Reitmeier,
                                                     Geschäftsführender Intendant,
                                                     Tiroler Landestheater & Sym-
                                                     phonieorchester GmbH
                                                                                                   Kunst und Kultur sind die
                                                                                                  besten Mittel, die verschie-
                                                                                                 densten Menschen auf viel-
       Inklusives Denken, die kon-                                                                fältiger Ebene zusammen-
                                                                                      Wildbild

     tinuierliche und nachhaltige                                                                 zubringen. Wir als Kultur-
          Arbeit mit der Lebenshil-                                                                 verein gehen noch einen
          fe Salzburg und anderen                                                                Schritt weiter und möchten
      Verbänden und eine Vielfalt                                                                  mit unserem Schaffen ei-
      an Angeboten für Menschen                                                                  ner inklusiven Gesellschaft
     mit besonderen Bedürfnissen                                                                    kontinuierlich ein Stück
       runden das Programm der                                                                    näher kommen. In diesem
      Kunstvermittlung im Muse-                                                                     Sinne wird die Integrati-
    um der Moderne Salzburg ab.                                                                  onswoche in unserem Haus
      Durch die Aktion Integrati-                                                                  mit größter Überzeugung
    onswoche wird die Freude an                                                                      und Engagement gelebt
      Museumsbesuchen gestärkt                                                                                   und gefeiert.
      und gefördert sowie inhalt-
         liche Barrieren abgebaut.                                                                            Michaela Jahn,
                                                                                                              MARK Salzburg
           Martina Pohn, Leitung
     Kunstvermittlung, Museum der
                 Moderne Salzburg

20 INTEGRATION 2018
WIR
                                                             SIND
                                                             WIEN!
Entgeltliche Einschaltung, Foto: shutterstock_Rawpixel.com

                                                                     Wien ist international,
                                                                     weltoffen und lebensfroh.
                                                                     Wie die Menschen, die
                                                                     hier leben. Wir sorgen mit
                                                                     unserer Politik dafür, dass
                                                                     es auch in Zukunft so bleibt.

                                                                     www.spoe.wien
STORY

Gehört der Islam zu Österreich?
     DIE DEBATTE UM EIN KOPFTUCHVERBOT HAT ERNEUT GEZEIGT, WIE SCHWER SICH
      VIELE POLITIKER NACH WIE VOR DAMIT TUN, DASS ES IN ÖSTERREICH MUSLIME
     GIBT. WIE SICH DAS FÜR HEIMISCHE MUSLIME ANFÜHLT, HABEN WIR FÜR DIESEN
                       BEITRAG MEHRERE BETROFFENE GEFRAGT.

                       (STORY: CHRISTOPH BAUMGARTEN / FOTOS: IGOR RIPAK)

G
               ehört der Islam zu
               Österreich? „Ja,
               gar keine Frage.“
               Alexander Osman
               antwortet ohne
zu zögern auf die Frage. Der
Medienwissenschaftler und Ex-
tremismusexperte ist im Bezirk
Perg im Mühlviertel aufgewach-
sen. Sein Vater ist aus Kairo, sei-
ne Mutter aus Oberösterreich.
„Ja“, sagt auch die PR-Expertin
und Journalistin Medina Abazi.
Sie ist in Teheran geboren und
in Villach aufgewachsen, als
Kind einer iranischen Mutter
und eines kosovarischen Vaters.
„Aber lass mich darauf mit einer
Gegenfrage antworten: Gehört          Alexander Osman, Medienwissenschaftler und Extremismusexperte
der Mensch zu Österreich?“
„Ja“, sagt auch Benjamin aus
Novi Pazar in Serbien. Er war                           er bis heute buchstäblich auf     sellschaft.“ Der Islam wird zum
früher Hodscha. „Da kann kein         Die ge-           dem Herzen, als Tätowierung.      abstrakten Fremden, das die
Mensch etwas dagegen sagen.“          schätzte                                            österreichische Idylle stört. Die
Gastwirt Murat Ladjar, eben-          Zahl              Strache: „Der Islam ist           Frage nach der Zugehörigkeit
falls aus Novi Pazar, tut sich ein                      kein Teil Österreichs“            der Religion wird zur Schablo-
                                      Nicht einmal
wenig schwerer mit der Frage.         die Zahl der
                                                        Fragt man genauer nach, zeigt     ne, die eigentlich Bilder der
Über Religion will er eigentlich      Muslime in        sich: Die Frage ist eigentlich    österreichischen Gesellschaft
nicht so gerne reden. Die werde       Österreich ist    falsch gestellt. Sie beinhaltet   konstruieren soll. Dass sich
oft verwendet, um Menschen            bekannt. Der      schon eine Wertigkeit, macht      tatsächliche oder vermeint-
auseinanderzubringen. Ladjar          Österreichische   den Islam zum Fremden, über       liche Muslime durch solche
sieht sich selbst als Muslim.         Integrations-     das jemand eine Meinung hat       Bilder ausgegrenzt fühlen, ist
Er hält etwa den Ramadan ein,         fonds (ÖIF)       oder auch nicht. So antwortet     sozusagen gewünschter Kol-
„aber mehr aus Tradition und          schätzt sie auf   etwa Vizekanzler Heinz-Chris-     lateralschaden. „Die Frage ist,
                                      700.000.
Gesundheit, weniger wegen der                           tian Strache (FPÖ) in einem       wie definieren wir Österreich?“,
Religion. Mit dem Rauchen ist                           Interview: „Nein! Der Islam       beschreibt Kommunikations-
es halt ein wenig schwierig.“ An-                       ist kein Teil Österreichs. Wir    wissenschaftler Osman. „Ist es
sonsten habe er ein distanziert-                        haben eine christlich-jüdische    immer noch weiß, Schnitzel
pragmatisches Verhältnis zu                             Prägung in Mitteleuropa. Bür-     und Lederhosen? Oder ist es
seiner Religion, ganz in exjugo-                        ger mit islamischem Glauben       vielfältig?“ Die Frage betrifft
slawischer Tradition. Tito trägt                        sind aber heute Teil der Ge-      beileibe nicht nur Muslime.

22 INTEGRATION 2018
STORY

Identitätsangebot
Die Ausgrenzung hat Konse-
                                                                                                         Immer
quenzen. Muslime würden sich                                                                             wieder
schwertun, für sich ein Iden-                                                                           werden
titätsangebot in dieser Gesell-
schaft zu finden, sagt Osman.
                                                                                                          Forde-
Das mache es schwer, sich als                                                                           rungen
Teil der Gesellschaft zu sehen.                                                                             laut,
„In Deutschland ist der Dis-
kurs sehr ähnlich. Eine Studie
                                                                                                        die Pre-
unter deutschen muslimischen                                                                              digten
Jugendlichen zeigt: Je religiöser                                                                         in Mo-
sie sind, desto weniger fühlen
sie sich Deutschland verbun-
                                                                                                          scheen
den. Das wird in Österreich                                                                                  hät-
nicht viel anders sein.“ In Groß-                                                                        ten auf
britannien sei das anders. Dort
seien die Identitätsangebote      Gelegentlich ist der Islam im Alltag sichtbar, etwa auf              Deutsch
breiter. Ein quasi automatischer Marktständen                                                          zu erfol-
Widerspruch zwischen Muslim-                                                                                 gen
und Britischsein werde nicht      sie nur, wenn sie ihre Familie    Verein eine kleine Moschee im
konstruiert. Das habe auch        im Iran besucht. Dort bleibt ihr  Erdgeschoß eingerichtet. Zwi-
damit zu tun, dass sich die bri-  auch keine Wahl. In Österreich    schen den Moscheen liegen kei-
tische Gesellschaft als Einwan-   war das nie Thema. Angespro-      ne hundert Meter. Zu tun haben
derungsgesellschaft verstehe.     chen wird sie trotzdem darauf.    die beiden Gemeinschaften we-
Die österreichische Gesellschaft „Da wird so getan, als sei jede    nig miteinander. Das liege auch
habe sich dazu nicht durch-       Frau, die ein Kopftuch trägt,     daran, dass die Predigten in der
gerungen. Obwohl es kaum          automatisch dumm und un-          Sprache der Mitglieder gehalten
Länder in Europa gebe, in die     terdrückt“, sagt sie. Der Druck   werden. Bosnische Muslime
ein höherer Anteil an Men-        erzeuge ein, wenngleich vages,    würden von einer Predigt in
schen zugewandert ist. Dass       Zusammengehörigkeitsgefühl,       Albanisch wenig haben –
die Bevölkerung in Österreich     das sonst vermutlich nicht da     und umgekehrt.
in den vergangenen 30 Jahren      wäre.
von 7,5 auf knapp 8,8 Millionen                                     Leitlinien für
Einwohner gewachsen ist, sei      Predigten in der Sprache          Moscheevereine
praktisch ausschließlich auf      der Mitglieder                    Dass in Wiener Moscheen auf
Zuwanderung zurückzuführen.       Moscheegemeinschaften sind        Bosnisch, Albanisch, Türkisch,
                                  in der Regel nach der Herkunft    Arabisch, Farsi etc. gepredigt
Gemeinsame muslimische            der Mitglieder strukturiert. Im   wird, schafft bei Menschen
Identität                         16. Wiener Gemeindebezirk         Misstrauen, die die österrei-
Nach Ansicht von Medina Abazi etwa gibt es an der Ecke Brun-        chische Gesellschaft nach wie
ist es auch die gemeinsame        nengasse/Menzelgasse den          vor als ethnisch homogene, rein
Erfahrung der Ausgrenzung, die Verein albanischer Muslime mit deutschsprachige und nach
erst so etwas wie eine gemein-    Gebetsräumen im Erdgeschoß        Möglichkeit christliche Gesell-
same muslimische Identität        eines Wohnhauses. „Unsere         schaft sehen. Immer wieder
in Österreich entstehen lässt.    Mitglieder sind zu 80 Prozent     werden Forderungen laut, die
„Wir alle haben schon Ausgren-    Albaner aus Mazedonien. Der       Predigten in Moscheen hät-
zungserfahrungen gemacht“,        Rest kommt großteils aus dem      ten auf Deutsch zu erfolgen.
beschreibt sie. Dauerdiskussi-    Kosovo und Südserbien, wo         Begründet wird das mit angeb-
onsthemen: Sprachkenntnisse       es auch eine albanische Min-      licher Radikalisierungsgefahr.
und Kopftuch. Damit sei auch      derheit gibt“, beschreibt Artan   Die IGGÖ gibt diesem Druck
sie konfrontiert, die hier auf-   Isrefi, Obmann des Moschee-       von rechts teilweise nach. Ende
gewachsen ist, Schule und Uni     vereins. Er selbst kommt aus      2017 stellte sie Leitlinien für
absolviert hat und mit unüber-    Ohrid in Mazedonien. An der       Moscheevereine vor, die der
hörbarem kärntnerischen Ak-       Ecke Hippgasse/Hasnerstraße       IGGÖ angehören. Dort ist unter
zent spricht. Ein Kopftuch trägt  hat ein bosnisch-muslimischer     anderem vorgesehen, dass Pre-

                                                                                                       INTEGRATION 2018 23
STORY

digten auf Deutsch zusammen-
gefasst werden sollen. Dabei            MURAT
sind weder Gottesdienste noch
Predigten in Fremdsprachen in
                                      LADJAR, BE-
Österreich etwas Ungewöhn-
                                      TREIBER DES
liches. Zwischen der albanischen      CAFE SEZAM
und der bosnischen Moschee
im 16. liegt beispielsweise die
katholische Pfarrkirche Maria
Namen. Sie ist die Kirche für
die polnische Gemeinschaft der
Umgebung, parallel hat sich eine        Blick nach Bosnien: Aus dem
spanischsprachige katholische           Land sind in den vergangenen
Gemeinde in dem Betonbau                25 Jahren 700.000 Menschen
einquartiert. Die Gottesdienste         ausgewandert. Die meisten
finden in der Sprache der Mit-          Auswanderer waren bosnische
glieder statt. Thema einschlägiger      Serben und bosnische Kroaten.
Gesetzesinitiativen war das             Sie bekommen einfach die ser-
noch nie. Dabei könnte man das          bische bzw. kroatische Staats-
Verhältnis einzelner Mitglieder         bürgerschaft. Bosnische Musli-
der polnischen Gemeinde von             me haben diese Möglichkeit in
Maria Namen zum liberalen               der Regel nicht. Das hatte und
Rechtsstaat durchaus hinterfra-         hat zur Folge, dass der Anteil
gen. Immer wieder hängen vor            muslimischer Emigranten aus
der Kirche kleine Plakate, die          Bosnien weitaus geringer ist als
Werbung für die klerikal-natio-         der Anteil von Muslimen an der
nale polnische Regierungspartei         bosnischen Gesamtbevölkerung.
PiS machen.                             Das wiederum hat dazu geführt,
                                        dass die bosnischen Muslime
Die ÖIF-Methode                         nicht mehr um die 40 Prozent
Wie sehr Muslime und der Islam          der schrumpfenden bosnischen
in Österreich seit 15 Jahren            Gesamtbevölkerung stellen wie
Thema sind, steht in keinem             vor dem Bosnienkrieg, sondern
Verhältnis zu dem, was man all-         mittlerweile 50 Prozent. Egal,
gemein über Muslime in Öster-           ob der ÖIF davon ausgeht, dass
reich weiß. Nicht einmal die            40 Prozent der Einwanderer aus
Zahl der Muslime in Öster-              Bosnien Muslime sind oder 50–
reich ist bekannt. Der Öster-           die Zahl ist zu hoch gegriffen.
reichische Integrationsfonds            Das ist durchaus relevant: Nir-
(ÖIF) schätzt sie auf 700.000.          gendwo außerhalb des ehema-
Die Zahl erscheint Kritikern–           ligen Jugoslawien leben so viele
unter ihnen auch religiöse              Menschen bosnischer Herkunft
Muslime – zu hoch geschätzt.            wie in Österreich. Bosnier sind
Der ÖIF gehört zum Innenmini-           nach den Türken die zweitgröß-
sterium. Er spiele vor allem eine       te ethnische Gruppe unter den
politische Rolle, sagen Kritiker.       heimischen Muslimen. Auch
Die ÖIF-Methode, die Zahl der           historisch ist diese Gruppe
Muslime zu schätzen, ist durch-         wichtig: Bosnische Muslime
aus hinterfragenswert. Als Mus-         waren der Grund, dass der Islam
lim gilt, wer einen muslimischen        in Österreich 1912 zur aner-
Elternteil hat. Bei Einwande-           kannten Religionsgemeinschaft
rern erster Generation rechnet          wurde. Darauf, ob sich jemand
der ÖIF mit der Verteilung der          aus einer muslimischen Familie
religiösen Bevölkerungsgruppen          überhaupt als Muslim versteht,
aus dem Herkunftsland. Beides           nimmt die ÖIF-Schätzung keine
ist fehleranfällig. Hier reicht ein     Rücksicht.

24 INTEGRATION 2018
Die Ausgrenzung wegen der
Religion war nicht immer ein
Problem. Während ihrer Kind-
heit und Jugend in Villach habe
sie sich nie ausgegrenzt gefühlt,
                                                    in denen der Diaspora-Gedanke
                                                    sehr stark sei. Österreich
                                                    werde als Durchgangsstation
                                                    betrachtet, die alte Heimat
                                                    und ihre Traditionen seien die
                                                                                         recht. Nicht-Klarheit ist nicht
                                                                                         greifbar.“ In Österreich sei
                                                                                         man hier im Vergleich zehn
                                                                                         Jahre hinten. „Aber auch hier
                                                                                         trifft man junge Menschen mit
                                                                                                                               STORY

                                                                                                                                    „
                                                                                                                                  Öster-
                                                                                                                                   reich
schildert Medina Abazi. Es habe
eher an den Eltern gelegen, dass
                                                    eigentlichen Maßstäbe. „Das ist
                                                    natürlich zu kritisieren. Aber
                                                                                         türkisch klingenden Namen im
                                                                                         Sushi-Lokal“, beschreibt er. Die      wird als
sie in manchen Bereichen nicht                      man darf dabei nicht verges-         dritte und vierte Generation der        Durch-
ganz so durfte wie die Gleich-                      sen: Da wird so getan, als habe      Migranten sei auch zunehmend         gangssta-
altrigen: „Meine Eltern sind                        man es mit gleichberechtigten        besser gebildet. „Es geht bei der      tion be-
moderne Muslime. Aber wenn
du als Mädchen in ein gewisses
                                                    Kräften zu tun, als seien die, die
                                                    ausgrenzen, gleich stark wie die,
                                                                                         Ausgrenzung natürlich auch um
                                                                                         Privilegien, die manche Men-          trachtet,
Alter gekommen bist, war                            die sich selbst absondern. Das       schen nicht verlieren wollen:           die alte
Fortgehen mit Jungs nicht gern                      ist nicht der Fall. Auf der Macht-   um Bedürfnisse wie Wohnen,             Heimat
gesehen. Sex vor der Ehe war                        ebene gibt es eine Schieflage.“      um Arbeitsplätze. Die älteren         und ihre
sowieso ein Tabu.“ Der Diskurs
habe sich erst gedreht, nachdem
                                                    Soll heißen: Der Großteil des
                                                    Drucks kommt aus der Mehr-
                                                                                         Einwanderer lassen es sich eher
                                                                                         gefallen, dass sie dabei benach-       Traditi-
die FPÖ von der Hetze gegen                         heitsgesellschaft.                   teiligt sind. Die jungen weniger.“         onen
Ausländer generell auf Muslim-                                                           Dann wird sich auch vielleicht         sind die
Bashing umgestiegen war.                            Zehn Jahre hinten                    die Frage nicht mehr stellen, ob        eigent-
Dass sich Muslime häufig nicht
zugehörig fühlen, ist für Alexan-
                                                    Unentrinnbar ist die Ausgren-
                                                    zung für ihn nicht. „Man sieht
                                                                                         der Islam zu Österreich gehört.
                                                                                         Sondern ob man Menschen we-              lichen
der Osman nicht nur Ergebnis                        in anderen Ländern, dass sich        gen ihrer Herkunft und Religion          Maß-
eines veralteten Österreichbilds                    hybride Identitäten bilden.          dauerhaft gleichberechtigte               stäbe
und gesellschaftlicher Ausgren-                     Vielen politischen Entschei-         Teilhabe an der Gesellschaft
zungen. Es gebe Communitys,                         dungsträgern ist das nicht           verwehren kann.

  fraubock.at                                         ...wir beraten monatlich ca. 1.000 Flüchtlinge in allen Lebenslagen
                                                      ...wir bieten aktuell 698 obdachlosen Flüchtlingen eine Meldeadresse
                                                      ...wir geben derzeit Wohnplatz an 288 geflüchtete Menschen
                                                      ...wir ermöglichen 504 Flüchtlingen einen kostenlosen Deutschkursplatz
                                                      ...wir betreuen 28 Kinder in unserer Nachmittags- und Lernbetreuung

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        Brauchen wir mehr PolitikerInnen
        mit Migrationshintergrund?
                      (INTERVIEWS: MADELEINE GEOSITS, FOTOS: MICHAELA MATHIS)

Also ich denke,          Ich finde, dass        Die Migranten         Also ich bin dafür,   Ich glaube, so wie    Es hängt immer
dass alle Bevölke-       die Regierung          haben immer           dass auch aus-        das jetzt mit der     von den Migranten
rungsgruppen das         mehr Sichtweisen       schon sehr viel für   ländische Mit-        afrikanischen         ab, wie gut sie
Recht haben, ge-         braucht und an die     Österreich getan.     bürgerInnen oder      Dame in der           integriert sind und
wählt zu werden.         Zukunft denken         Sie fühlen sich,      Geflüchtete in die    Politik ist, dass     wie sehr sie sich
Und alle Bevöl-          sollte, sodass lang-   glaube ich, zurzeit   Politik miteinbe-     das ziemlich viele    in die Gesellschaft
kerungsgruppen           sam dieses Natio-      sehr unterreprä-      zogen werden, sie     Vorteile für uns      einbringen. Also
brauchen auch            nalgefühl aufhört.     sentiert durch die    sollen doch auch      alle bringen wird.    ich möchte nicht
einen Repräsen-          Um auf nationaler      österreichische       aktiv am Leben        Unter anderem         fremde Sitten
tanten irgendwo          Ebene weiterexis-      Politik und sehen     in unserer Gesell-    werden sich die       und Gebräuche
und wenn man             tieren zu können,      sich eher als einen   schaft teilhaben.     Leute mit Migra-      aufgezwungen be-
nicht erlaubt,           müssen wir auch        subalternen Faktor,   Das heißt aber        tionshintergrund      kommen, wie die
gewisse Bevölke-         international einen    der dadurch viel-     auch mit allen        integrierter und      Scharia, die Burka
rungsgruppen an          besseren Weitblick     leicht überbrückt     Rechten und allen     wohler in Öster-      oder Ähnliches.
der Politik teilha-      entwickeln. Wir        werden könnte,        Pflichten, das wäre   reich fühlen. Viele   Marion, 61
ben zu lassen, was       brauchen mehr          wenn es mehr          für mich ganz         Schwarze sind
ist das dann für         Sichtweisen und        Repräsentation        wichtig.              meiner Meinung
eine Demokratie?         MigrantInnen           ihrer ethnischen      Vanessa, 42           nach gegenüber
Ich glaube, damit        sind auch nur          Gruppierungen,                              uns Weißen noch
hat sich die Frage       Menschen.              also durch ehema-                           sehr auf Abstand.
auch schon grund-        Johannes, 22           lige Migranten wie                          Lisa, 25
sätzlich erledigt.                              Efgani Dönmez
Ferdinand, 36                                   oder so, gäbe.
                                                Jakob, 27

26 INTEGRATION 2018
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