KONZEPT DER ERGOTHERAPIE 2011

 
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KONZEPT DER ERGOTHERAPIE 2011
2011

    KONZEPT DER ERGOTHERAPIE

Seniorenwohnpark Jesteburg | A. Deile/ J.Fischer
Inhaltsverzeichnis
1. Ergotherapie allgemein / im Arbeitsfeld der Geriatrie
1.1. Berufsbild der Ergotherapie
1.2. Definition der Ergotherapie
1.3. Grundsätzliche Zielsetzung der Ergotherapie in der Geriatrie
1.4. Leitsätze der Ergotherapie
1.5. Methoden der Ergotherapie
1.6. Sozialformen in der Ergotherapie

2. Ergotherapie im Seniorenwohnpark Jesteburg
2.1. Klientel
2.2. Strukturelle Gegebenheiten
2.2.1. Räumliche Ausstattung
2.2.2. Personelle Ausstattung
2.3. Mittel und Medien in der Ergotherapie
2.4. Therapieplanung
2.4.1. Orientierungsphase
2.4.2. Befundungs- und Planungsphase
2.4.3. Evaluationsphase
2.5. Innerbetriebliche Kommunikation / Interdisziplinäre Zusammenarbeit

3. Angebote der Tagesstruktur
3.1. Exemplarischer Wochenplan der Tagesstruktur
3.2. Darstellung der Gruppenangebote
3.3. Darstellung der Einzeltherapie

4. Konzept der Dementenbetreuung
4.1. Allgemeine Handlungsgrundsätze
2.2. Ansatz der Therapie
4.2.1. Einbindung der Therapie Stationsalltag
4.2.2 ergoth. Mittel und Methoden
4.3. Angehörigenarbeit

5. Betreuungskonzept für zusätzliche Betreuungskräfte nach § 87 b Abs. 3 SGB XI
5.1. Grundsätzliches
5.2. Ziele
5.3. persönliche Eignung der Betreuungsassistenten
5.4. Schulungen
5.5. Qualifikationen
5.6. Integration
5.7. Aufgabenbereiche
5.8. Ergänzende Aufgaben und Konzepte in der stationären
           Dementenbetreuung

6. Dokumentation
1. Ergotherapie allgemein / im Arbeitsfeld der Geriatrie

       1.1. Berufsbild der Ergotherapie

Die Ergotherapie zählt zu den nichtärztlichen Heilberufen im deutschen Gesundheitswesen.
Es handelt sich dabei um einen Gesundheitsfachberuf, der als dreijährige, breit gefächerte
Schulausbildung mit hohem Praxisanteil gelehrt wird.
Das Berufsbild der Ergotherapie ist zu Beginn des 20.Jahrhunderts in den USA entstanden.
Seit 1993 gilt die Berufsbezeichnung „Ergotherapeut/in“. Seit einigen Jahren gibt es die
Möglichkeit eines Studienganges mit dem Abschluss „Dipl. Ergotherapeut (FH)“. In
Vorbereitung sind Bachelor- bzw. Masterstudiengänge.

       1.2. Definition der Ergotherapie

 Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer
 Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei
 der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen
 Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken.
 Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem
 Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine
 Verbesserung           seiner         Lebensqualität           zu        ermöglichen.

 (DVE 08/2007)

       1.3. Grundsätzliche Zielsetzung der Ergotherapie in der Geriatrie

Die Ziele in der Ergotherapie sind immer handlungs- und altersorientiert und beruhen
grundsätzlich auf dem Wohl und der Zufriedenheit des alten Menschen. Die Ziele werden
immer anhand der Lebensumstände und der individuellen Bedürfnisse sowie der geäußerten
Wünsche des Bewohners festgelegt. Erst danach wird die Therapie fachgerecht geplant und
durchgeführt.
Das oberste Ziel, welches wir im Seniorenwohnpark verfolgen, und somit unser Tun und
Handeln lenkt, ist:
   - Die Förderung der kognitiven, physischen und sozialen Fähigkeiten um eine
       vollständige Teilnahme am Lebensprozess zu gewährleisten

Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Grobzielen, die ebenso ihre Anwendung finden:
   - Fördern und Erhalten vorhandener Fähigkeiten und Fertigkeiten
   - Schaffen von Voraussetzungen für eine günstige physische, psychische und soziale
      Entwicklung des alten Menschen (z.B. Hobbyfindung, Freizeitgestaltung und
      Wohnraumanpassung)
   - Erhalt weitgehender Selbstständigkeit in einem selbstbestimmten Alltag
   - Allgemeine Mobilisation und Erhalt der Selbständigkeit
   - Förderung der Wahrnehmung in allen Sinnesbereichen
   - Stabilisation und Förderung von Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit, Konzentration
      und Orientierung
-   Schaffung von sozialen Kontaktmöglichkeiten
   -   Förderung des Gemeinschaftsgefühls
   -   Anbieten von geistiger Anregung und Lebensnormalität
       Individuelle Betreuung, um den Bewohner in allen Schweregraden seiner Erkrankung
       gerecht zu werden
   -   Anbieten von tagesstrukturierender Therapie und Beschäftigung zur Stabilisierung
       und     Förderung      noch    vorhandener     Fähigkeiten,  Fertigkeiten    und
       Handlungskompetenzen

Die Umsetzung der oben genannten Ziele erfolgt in Gruppen- und Einzeltherapien. Die Art
der Umsetzung hängt von den individuellen Bedürfnissen des Bewohners ab und
berücksichtigt sowohl biographische Aspekte als auch Ressourcen und Defizite.

       1.4. Leitsätze der Ergotherapie

Der Wirkfaktor der Ergotherapie ist die Behandlung durch das Handeln des eingeschränkten
Menschen selbst. Dabei wird das Tätigsein und Handeln als menschliches Grundbedürfnis
und als Voraussetzung für Wohlbefinden gesehen. Die erfolgreiche Bewältigung von
Aufgaben ermöglicht das Erleben persönlicher Effektivität und Wirksamkeit und somit ein
positives Selbstbild.
Das zentrale Anliegen der Ergotherapie ist es, Menschen, die in ihrer Handlungsfähigkeit
eingeschränkt sind, in der Bewältigung seines Lebensalltags zu unterstützen.
Selbstbestimmtes Handeln in beschütztem Rahmen fördert das Selbstwertgefühl und das
Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten. Eigene Ressourcen werden unter Einbeziehung und
Stärkung der vorhandenen Fähigkeiten zur Krankheitsbewältigung mobilisiert.
Es gilt:
                      Sowenig Hilfe wie möglich, soviel Hilfe wie nötig!

       1.5.Methoden der Ergotherapie

Im Wesentlichen sind drei Methoden von Bedeutung:

kompetenzzentrierte Methode (ergebnisorientiert)
    Einsatz ausgewählter handwerklicher Techniken
    Übungen aus dem lebenspraktischen und dem Freizeitbereich
    Unterstützung und Erhalt von vorhandenen Fähigkeiten
    Training verloren geglaubter Fähigkeiten

ausdruckszentrierte Methode (gestaltungsorientiert)
    Verwendung von Therapiemitteln in kreativ-gestalterischer Form als Ausdrucksmittel
    Mittel zur Selbstdarstellung
    Kommunikationsmittel

interaktionelle Methode (prozessorientiert)
     Gestaltung des gruppendynamischen Prozesses
   die Auseinandersetzung und das Miteinander in der Gruppe
      das Einnehmen von Rollen bzw. Positionen in der Gruppe

Die strikte Trennung der verschiedenen Methoden in der praktischen Arbeit ist dabei oftmals
schwierig und auch gar nicht erwünscht. So werden mit einer ergotherapeutischen
Behandlung häufig mehrere Methoden verknüpft.

       1.6. Sozialformen in der Ergotherapie

   1. Einzeltherapie
          Bewohner und Therapeut befinden sich in einer geschützten Einzelsituation
          Diese Sozialform eignet sich vor allem für Bewohner mit:
                      - Akut psychotischer Erkrankung
                      - Schweren Kontaktstörungen und Hemmungen
                      - Starken       kognitiven      Schwierigkeiten    (Ablenkbarkeit,
                          Konzentrationsschwäche)
                      - Großer Unselbstständigkeit, Ängsten und Unsicherheit oder
                      - Starken       Antriebsstörungen      bzw.     Erregung     oder
                          Antriebsminderung bzw. Teilnahmslosigkeit
          Dieses Setting ermöglicht den Therapeuten dem Bewohner ein hohes Maß an
             Zuwendung, Kontakt und Unterstützung zukommen zu lassen

   2. Einzelarbeit in der Gruppe
          Bei der Einzelarbeit halten sich mehrere Bewohner im Therapieraum auf,
             arbeiten jedoch an einem eigenen Werkstück bzw. Aufgabe
          Diese Sozialform ermöglicht dem Bewohner mit anderen in Kontakt zu treten,
             sich gegenseitig zu helfen und sich mit anderen zu vergleichen (Interaktion
             und Kommunikation), aber auch für sich alleine zu arbeiten und sich
             zurückzuziehen
          Die individuelle Zuwendung ist nicht so intensiv wie bei der Einzeltherapie,
             aber die Einzelarbeit fordert ein hohes Maß an Selbstständigkeit, ermöglicht
             aber wiederum einen größeren Handlungsspielraum für den Bewohner
          Die Gruppe sollte nicht mehr als 12 Bewohner umfassen

   3. Gruppentherapie
          Innerhalb der Gruppe gibt es immer einen gemeinsamen Arbeitsauftrag und
            ein gemeinsames Ziel, das alle Bewohner gemeinsam erfüllen müssen
          Eine Gruppenarbeit erfordert immer Interaktion und Kommunikation der
            Bewohner untereinander und fördert soziale Handlungskompetenzen
2. Ergotherapie im Seniorenwohnpark

       2.1. Klientel

Im Seniorenwohnpark leben Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern und
biographischen Hintergrund. Es gibt Bewohner ohne Pflegestufe, die die Annehmlichkeiten
des Hauses aus Eigeninitiative heraus genießen und sich durch das stets anwesende
Pflegepersonal sicher und aufgehoben fühlen und ihren Tagesrhythmus noch selber planen.
Aber es gibt auch Bewohner die aufgrund ihrer körperlichen und/ oder kognitiven Defizite ein
Leben im Eigenheim nicht mehr autark führen können und notgedrungen im Heim einen
Platz finden. Meist liegen altersbedingte Mehrfacherkrankungen vor.

Die Umstände des Einzugs sind sehr unterschiedlich und müssen empathisch und mit viel
Einfühlungsvermögen behandelt und erforscht werden.
Die dementiell veränderten Menschen leben in unserer Einrichtung in einem teilsegregativen
Wohnkonzept, das bedeutet, dass die Betroffenen in einem gesonderten Bereich zusammen
leben. Trotz dieser Gliederung ist es uns sehr wichtig, dass die dementen Menschen
regelmäßig Kontakt zu orientierten Bewohnern und Menschen aus dem Umfeld der
Einrichtung haben.

       2.2. Strukturelle Gegebenheiten

       2.2.1. räumliche Ausstattung

Für die Beschäftigungstherapie stehen uns verschiedene Räumlichkeiten zur Verfügung. In
Haus B, wo gezielte Beschäftigung und Therapie für dementiell erkrankte Bewohner
angeboten wird, gibt es einen Speise-/ Aufenthaltsraum. In diesem Raum finden alle
Mahlzeiten, aber auch die Gruppentherapie statt. An getrennten Tischen besteht die
Möglichkeit kleine Grüppchen zu bilden und gezielt auf das Befinden der Bewohner
einzugehen und individuelle Angebote zu gestalten. Generell sollte auf eine ruhige, helle
(mind. 500Lux), freundliche und reizarme Umgebung geachtet werden. Der Aufenthaltsraum
soll für den Bewohner attraktiv und einladend gestaltet sein. Dies beinhaltet auch das
liebevolle Dekorieren der Tische, wobei gezielt auf jahreszeitliche Gegebenheiten
eingegangen werden sollte um die zeitliche Orientierung zu fördern. Außerdem sollte dem
Bewohner immer die Möglichkeit zur selbstständigen Beschäftigung geboten werden, sei es
das lediglich eine taktile Stimulation mittels eines Igelballs erfolgt. Störquellen von außen
sollten möglichst unterbunden oder auf ein Minimum reduziert werden. Des Weiteren gibt es
einen kleinen Aufenthaltsraum auf der ersten Etage, wo Bewohner sich mit ihren
Angehörigen zurückziehen können, aber auch Fernsehen geschaut werden kann.
Bei schönem Wetter kann die am Speisesaal angrenzende Terrasse und der Kräutergarten
benutzt werden. Durch die geschlossene Begrenzung des Gartens besteht keine Gefahr des
Weglaufens. Der Weg zum Kräutergarten ist so angelegt, dass es weder Anfang noch Ende
gibt und der Laufdrang unruhiger Bewohner befriedigt werden kann.
Für die Beschäftigung außerhalb Haus B stehen uns weitere Räumlichkeiten zur Verfügung.
Die Cafeteria befindet sich direkt neben dem Speisesaal und lädt zum gemütlichen rätseln,
raten und bewegen ein. Dieser Raum kann aufgrund seiner Größe und der guten
Lichtverhältnisse optimal zur Beschäftigungstherapie genutzt werden. Auch ein großer
Fernseher bietet die Möglichkeit für Videonachmittage oder Vorträge. Die angrenzende
Terrasse bietet bei schönen Wetter ausreichend Platz zum gemütlichen verweilen.
Des Weiteren befindet sich im Untergeschoss des Hauses der eigentliche Ergotherapieraum.
Dieser Raum wurde gezielt als gemütlicher Wohnraum gestaltet und mit persönlichen
Einrichtungsgegenständen von Bewohnern ausgestattet. Der Ergotherapieraum wird für
kleinere Gruppen verwendet und bietet genügend Platz um sie zu beschäftigen oder
auszuruhen.

       2.2.2. Personelle Ausstattung

Im Bereich der Ergotherapie arbeiten derzeit zwei staatlich anerkannte Ergotherapeutinnen
und eine umgeschulte Altentherapeutin, die täglich das Beschäftigungsangebot und die
Therapie fachgerecht leiten und durchführen. Einmal Wöchentlich wird die Ergotherapie
durch eine Gruppenleiterin für Seniorengymnastik unterstützt.

       2.3. Mittel und Medien

Die Behandlung der Patienten erfolgt durch verschiedene Materialien und Medien, die je
nach Diagnose, individuell für jeden Bewohner zusammengestellt werden.
So wird die bestmöglichste und effektivste Möglichkeit zur Behandlung des Bewohners
erreicht.

    Materialien zum Training des alltäglichen Lebens:
       z. B. Hilfsmittel, Adaptionen zur Körperpflege, Adaptionen für Essgeschirr, etc.
      Hirnleistungstrainingsmaterial:
       z. B. Kognitive Spiele, Übungsvorlagen zur geistigen Aktivierung, 10- Minuten-
       Aktivierungskisten, etc.
      Psychomotorisches Übungsmaterial:
       z. B. Bälle, Ringe, Klammern, etc.
      Funktionelles Spielmaterial:
       z. B. Steck- und Schraubspiele, Puzzle, etc.
      Materialien für verschiedene Wahrnehmungsbereiche:
       z. B. Geräuschmemory, Bürsten, Erbsen, Linsen, Rasierschaum, etc.
      Werkzeuge und Materialien:
       z. B. für Papier- und Papparbeiten, grafisches Arbeiten, Handarbeiten, textile
       Techniken, Flecht- und Webarbeiten, Holzarbeiten, etc.

Der Ergotherapeut bedient sich einer Vielzahl Mittel und Medien, die jetzt im Detail nicht
erwähnt werden können, aber der Fantasie und Kreativität des Therapeuten zugrunde
liegen. Denn generell werden Mittel und Medien im Umgang mit älteren Menschen unter dem
Aspekt ausgewählt, dass sie an vertraute Handlungen erinnern und stets handlungsorientiert
eingesetzt werden, um einen Transfer in den Alltag zu gewährleisten des „alten Menschen“
zu ermöglichen bzw. Erinnerungen an Vertrautes zu wecken.
2.4 Therapieplanung

Jedem Bewohner im Seniorenwohnpark steht es frei, ob er die Beschäftigungstherapie in
Anspruch nehmen möchte oder nicht. Hierbei führen wir Eingangs intensive Gespräche mit
dem Bewohner und dessen Angehörigen und informieren über Indikation und
Kontraindikation der einzelnen Beschäftigungsmaßnahmen. Entsprechend der kognitiven
und physischen Konstitution wird dem Bewohner die passende Gruppe zugewiesen. Hierbei
legen wir sehr viel wert darauf, dass die Gruppenzusammensetzung möglichst homogen ist.
D.h. das Leistungsniveau sollte sich auf einer Ebene befinden, um mögliche Über- bzw.
Unterforderung zu vermeiden!
Bei neuen Bewohnern mit einer bereits diagnostizierten Demenz wird ein eigens dafür
angelegter ergotherapeutischer Befunderhebungsbogen ausgefüllt. Dieser Bogen gibt
Aufschluss über individuelle Ressourcen und Defizite und enthält konkrete
Zielformulierungen, die maßgebend für das therapeutische Angebot sind. Diese
Erkenntnisse werden schriftlich in der Akte des Bewohners festgehalten und mit dem
Pflegepersonal besprochen, damit der Bewohner erfolgreich in den Therapiealltag integriert
werden kann.

       2.4.1 Orientierungsphase

In den ersten 7 Wochen seiner Eingewöhnung wird der Bewohner durch die Mitarbeiterinnen
der Ergotherapie intensiv begleitet. Die „Checkliste zur Eingewöhnung neuer Bewohner im
Rahmen der Ergotherapie“ dient hierbei als Leitfaden und muss nach den 7 Wochen
vollständig ausgefüllt sein. Der Bewohner erhält in allen Lebensbereichen praktische und
einfühlsame Unterstützung und wird mit viel Feingefühl und unter Berücksichtigung der
eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Therapiealltag integriert.

    Checkliste siehe Anhang

   2.4.2 Befundungs- und Planungsphase

Wie bereits Eingangs beschrieben wird bei jedem Bewohner mit bereits diagnostizierter
Demenz und vermehrten Betreuungsbedarf der „ergotherapeutische Dokumentationsbogen
bei dementiellen Erkrankungen“ ausgefüllt. Zuvor werden „im geriatrischen Demenz-
Assessment Bogen“ der Mini- Mental- Status Test (verdeutlicht Ausprägung der kognitiven
Einschränkung),     die     Cohen-      Mansfield-      Skala    (erfasst   Ausprägung    der
Verhaltensauffälligkeiten) und ein Individuelles Profil für Wohlbefinden bei Demenz sowie der
ergotherapeutische Befund erhoben. Anhand dieser vielseitigen Kriterien und Komponenten,
die unmittelbar in Verbindung miteinander stehen, da sie Interaktion, Kommunikation und
Partizipation und Mobilität nachhaltig beeinflussen, führen zu der konkreten Zielformulierung
und Maßnahmenplanung.
Defizite, Ziele und Maßnahmen werden daraufhin kurz und knapp (ausführlicher im
ergotherapeutischen Befund) auf der Rückseite des Dokumentationsbogens (speziell für
dementiell Erkrankte) formuliert.
Therapieplanung/
                                Erstellen des
                              Dokumentations-
                                   bogen

 Ergotherapeutischer            Geriatrisches              Checkliste-
     Befund bei              Demenz- Assessment        Einzelgespräche mit
    dementiellen                                         Bewohner bzw.
   Erkrankungen                                           Angehörigen

       2.4.3. Evaluationsphase

Der ergotherapeutische Befund, die geriatrischen Assessments und die daraus resultierende
Maßnahmen- und Therapieplanung werden aller 4 Monate bzw. nach jeden
Krankenhausaufenthalt evaluiert. Der Evaluationsbogen befindet sich im Anhang des
Befunderhebungsbogens.      Veränderungen        werden   außerdem       schriftlich   im
Dokumentationsbogen festgehalten.

       Ergotherapeutischer                               Geriatrisches Demenz-
     Befunderhebungs-bogen                                   Assessment

                                Evaluation aller 4
                               Monate oder nach
                             Krankenhausaufenthalt

                                Dokumentations-bogen
2.5 Innerbetriebliche Kommunikation / Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Der Bewohner steht generell im Mittelpunkt unser aller Bemühungen. Daher stehen wir in der
Pflicht, unser professionelles Handel im Sinne einer optimalen Bewohnerversorgung
aufeinander abzustimmen. Dies erfordert ein reibungsloses Miteinander aller Abteilungen
und einen regelmäßigen Austausch untereinander.

                Ergotherapie- Pflege
Die Ergotherapie arbeitet eng mit der Pflegeabteilung zusammen. Bei häuserbezogenen
Dienstbesprechungen bzw. Fallgesprächen können Beobachtungen bzw. generelle Fragen
oder Veränderungen besprochen und Maßnahmen geplant werden. Eine ganzheitliche
Betrachtungsweise wird ermöglicht, denn der Mensch wird nach heutigem Verständnis als
ein bio- psycho- soziales- Modell verstanden. Die Pflege ist außerdem stets bemüht, den
Transfer der Bewohner zu ermöglichen bzw. Bewohner zur Beschäftigung zu motivieren und
ggf. zu aktivieren.

              Ergotherapie- Hauswirtschaft
Die Ergotherapie nutzt Aufgaben der Hauswirtschaft für eigene therapeutische Zwecke und
bedient sich deren Repertoire. In Absprache werden z.B. die Kleiderschutze
zusammengelegt oder Staub gewischt (im eigenen Appartement). Hierbei wird der Bewohner
an Alltagsnahe Handlungen herangeführt, die Erinnerungen wecken und dem Bewohner das
Gefühl vermitteln sollen, dass er noch gebraucht wird. Die Hauswirtschaft kümmert sich um
den Abtransport der Küchenwagen mit dem schmutzigen Geschirr, damit der Therapeut den
geschützten Bereich nicht unbeaufsichtigt lassen muss.

               Ergotherapie- Küche
Der Ergotherapeut übernimmt die Planung und Organisation jahreszeitlicher Feste im
Heimalltrag. Hierbei findet immer eine Absprache mit der Küchenleitung statt, da zur
Jahreszeit passende Snacks und Getränke angeboten werden. Des Weiteren richtet die
Küche die leibliche Versorgung des Frühschoppens aus.
Regelmäßig wird erfasst, inwiefern sich Essgewohnheiten im teilsegregativen Bereich
verändert haben und wo eine mögliche Adaption stattfinden muss (z.B. Bewohner kann feste
Nahrung nicht richtig kauen und verschluckt sich  Info an die Küche: bitte pürierte
Nahrung)

              Ergotherapie- externe Therapeuten
Die Mitarbeiter der Ergotherapie sind mitunter sehr gut über mögliche Gewohnheiten,
Bedürfnisse und tageszeitliche Schwankungen informiert und können den externen
Therapeuten ggf. Input geben, falls dieser seine therapeutische Zielsetzung neu definieren
will.
3. Angebote der Tagesstruktur
                3.1. Exemplarischer Wochenplan der Tagesstruktur

        Es findet täglich Beschäftigung im teilsegregativen Bereich und in Haus A statt. Da die
        Gruppen möglichst homogen sein sollen, werden Bewohner mit starker kognitiver
        Einschränkung vorwiegend in der Beschäftigung im teilsegregativen Bereich betreut, da dort
        individuell auf deren Bedürfnisse eingegangen werden kann.

                                           Gruppenaktivitäten in Haus A
ZEIT              MONTAG           DIENSTAG              MITTWOCH            DONNERSTAG FREITAG

10.00- 11.00      Gymnastik        Gedächtnistraining Rhythmusgruppe Kreatives               Gymnastik
Uhr                                                                  Gestalten

15.30- 16.15      Spielen          Feinmotorik-/         Kegeln              Singen          Videonachmittag
Uhr                                Wahrnehmungs-
                                   übungen

                           Gruppenaktivitäten im teilsegregativen Bereich/ Haus B
                Betreute Frühstücksgruppe Haus B ab 8.00 Uhr Haus B (Gemeinschaftsraum)
ZEIT           MONTAG            DIENSTAG             MITTWOCH            DONNERSTAG         FREITAG

10.00-         Kreatives         Bewegungsrunde Hauswirtschafts- Wahrnehmungsrunde Bewegungsrunde
11.00 Uhr      Gestalten                        runde            (Basale Stimulation)

15.30-         Denksport/        Spielen              Kegeln              Singen             Rhythmusgruppe
16.15 Uhr      Erinnerungspflege

SAMSTAG:           10.00 Uhr - 11.00 Uhr          Gesprächsrunde mit thematischen Schwerpunkt
                  15.30 Uhr - 16.15 Uhr          Quiz
SONNTAG:          10.00 Uhr - 11.00 Uhr          Frühschoppen/ Beschäftigung nach Wunsch
                  15.30 Uhr - 16.15 Uhr          Bingo

        Alle Bewohnerinnen und Bewohner, die aufgrund ihres Krankheitsbildes oder willentlich, da
        sie kein Interesse haben, nicht in die Beschäftigung integriert werden können, werden je
        nach Bedarf und therapeutischer Zielsetzung in der Einzeltherapie betreut.

                                                                     Donnerstag         Freitag
 Zeit       Montag              Dienstag            Mittwoch

            Einzeltherapie      Einzeltherapie      Einzeltherapie   Einzeltherapie     Einzeltherapie
 13.45-
 14.30
3.2. Darstellung der Gruppenangebote

Die Beschäftigungs- bzw. Gruppenangebote im Einzelnen sind:
    Eine betreute Frühstücksgruppe
    Gymnastik (ganzheitliches Bewegungstraining/ Sitzgymnastik/ Stuhltanz)
    Kreatives Gestalten
    Gedächtnistraining/ Gesprächsrunden mit thematischen Schwerpunkt
    Feinmotorik- und Wahrnehmungsübungen
    Kegeln
    Spiel (Gedächtnis- und Gesellschaftsspiele)
    Singen
    Videonachmittag
    Quiz- und Rätselrunden
    Frühschoppen und Bingo
    Vorlesen
    Backen/ Hauswirtschaftsstunde
    Rhythmusgruppe/ Sitztanz
    Lesekreis

Außerdem:
    einmal im Monat findet eine Geburtstagsfeier des Monats statt
    bei Bedarf Ausflüge in nähere Umgebung
    Hausfeste im Jahreskreis, z. B. Sommerfest, Oktoberfest, Weihnachtsfeier, Fasching
    Pastorenrunde

Mit den vielen verschieden Gruppenangeboten soll unter Berücksichtigung von Körper, Geist
und Befindlichkeit der im Haus lebenden Bewohner/ Zeitgästen aktivierend eingegangen
werden. Der Heimalltag soll abwechslungsreich und dennoch kontinuierlich verlaufen. Die
Förderung des Selbstwertgefühls trotz vorhandener Einschränkungen sowie die Integration
als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft stehen hierbei primär im Vordergrund.

            Gymnastik
"Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper." Diese Lebensweisheit ist besonders
im Alter von enormer Bedeutung.. Nicht Akrobatik und Kraft sind wichtig, sondern
Bewegungsspiele, Partnerübungen und rhythmische Gymnastik mit und ohne Musik fördern
die Gesundheit. Durch regelmäßiges Üben erhalten und fördern die Bewohner bis ins hohe
Alter ihre Vitalität. In der Gruppe finden sie leicht Kontakte und sie erleben mit
Gleichgesinnten aktive gesellige Stunden.

Gymnastik hat gesundheitlichen Vorteile für
    die Gelenke
    die Muskulatur
    das Herz-Kreislaufsystem
    die Atmung
    den Stoffwechsel
    die Knochen
   das Gedächtnis
      das Wohlbefinden.

          kreatives Gestalten
Durch die Gestaltung von Objekten oder auch das Malen bekommen innere Prozesse neue
Ausdrucksformen für die Bewohner. Kreatives Gestalten wird häufig dazu genutzt, Zugang
zu inneren Potenzialen und Ressourcen der einzelnen Individuen zu gewinnen. Das
Gestalten erhöht die Leistungsfähigkeit und stärkt das Selbstwertgefühl eines jeden
Bewohners. Das kreative Gestalten soll dennoch vorwiegend im geriatrischen Bereich
Lebensfreude stiften und Erfolgserlebnisse schaffen. Beim kreativen Gestalten stehen dem
Ergotherapeuten verschiedene Behandlungsmethoden zur Auswahl.

          Gedächtnistraining/ Quiz/ Rätselrunden
Ziele des Gedächtnistrainings im Alltag
               Förderung und Aktivierung einer Vielzahl von Gedächtnisfunktionen
               Entdecken von neuen Denk- und Lernstrukturen
               Fähigkeit wichtige Informationen bei Bedarf wieder abrufen zu können
               Erlernen von Alltagsstrategien, z. B. sich Einkaufslisten, Termine und
                 Zahlen merken
Trainieren von Gedächtnisfunktionen
               Konzentration und Merkfähigkeit
               Sprache und Wortfindung
               Logisches Denken
               Sinneswahrnehmung
Im Mittelpunkt der themenzentrierten Gesprächsrunde steht ein festes Thema
               Die Themen können sowohl aus der Aktualität des täglichen Lebens
                 stammen sowie von den Bewohnern gewünscht werden
               Mögliche Themen sind z. B. Jahreszeiten, Feste, Farben, Bräuche, Tiere,
                 Berufe, usw.

            Feinmotorik- und Wahrnemungsübungen
Das Feinmotoriktraining bietet spielerisch die Möglichkeit einzelne Handfunktionen zu üben
um Defizite in der Handlungsdurchführung entgegen zu wirken, aber auch um Schmerzen zu
lindern. Zum Einsatz kommen verschiedene Medien, die je nach Bedarf und Krankheitsbild
individuell ausgewählt werden.
                 Feinmotorische Übungen zur Verbesserung von Beweglichkeiten,
                   Kraftdosierung, selektiven Fingerbewegungen und der Greiffunktionen.
                 Bei Beeinträchtigung im Alltag wie hantieren mit Münzen, Küchenarbeit
                   und schließen von Knöpfen
                 Handfunktions- und Feinmotoriktraining kann neben neurologischen
                   Krankheitsbildern z. B. bei Rheuma, nach chirurgischen Eingriffen oder
                   peripheren und zentralen Nervenläsionen zur Anwendung kommen.
Bei der Schulung der Wahrnehmung geht es darum, dass Bewusstsein auf einzelne Reize
zu konzentrieren und sie so in den Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Alle fünf Sinne
werden gleichermaßen angesprochen und bewusst beübt, um die Körperwahrnehmung bzw.
das eigene Körpergefühl zu stärken und positive Sinneserfahrungen zu vermitteln.
z.B. das Berühren unterschiedlicher Oberflächen und das Beurteilen deren Qualität (Leim-
klebrig, Metall- kalt, Watte- weich, Wasser- warm, etc)
z.B. das akustische Differenzieren von Geräuschen (Tierstimmen- CD: Bellen = Hund,
Grunzen = Schwein, etc.)
z.B. das Riechen von Kräutern

           Kegeln
Dem Bewohner wird die Möglichkeit geboten, sich innerhalb einer geschützten Gruppe
körperlich aktiv zu betätigen. Im Vordergrund steht die Freude am Spiel, aber auch die
physische Betätigung. Der Wettbewerbscharakter des Spiels motiviert und aktiviert die
Bewohner, ohne sie unter Leistungsdruck zu setzen.

           Spiel/ Bingo
Die Spiele- Gruppe findet einmal wöchentlich statt. Die Auswahl der Spiele orientiert sich an
den Bedürfnissen des Bewohners. Zur Auswahl stehen sowohl Gesellschafts- als auch
Gedächtnisspiele, die in kleinen oder auch größeren Gruppen gespielt werden können. Das
Ziel der Gruppenstunde ist es, den Spaß und die Lebensfreude der Bewohner zu erhalten. In
einem 14- tägigen Rhythmus findet sonntags Bingo statt und bildet sozusagen den
„krönenden Abschluss“ der Woche, da der Gewinner ein kleines Geschenk erhält.

           Singen/ Videonachmittage
Gesellige Runden mit gemeinsamem Gesang von alt bekannten Liedern runden den Alltag
der Bewohner ab. Es nehmen sowohl geistig aktive und auch verwirrte Bewohner gerne teil.
Der Videonachmittag bietet Tierdokumentationen, Länderreisen, Städteportraits und
historische Filme an und orientiert sich stets an den Wünschen und Vorstellungen der
Bewohner.

             Frühschoppen
Gemeinsames Beisammensein mit Musik und gutem Essen. Bewohner können sich über die
Woche austauschen, gemeinsam Singen und in Erinnerungen schwelgen.
Ziel ist es, die Isolation der Bewohner vorzubeugen, sowie Kommunikation und Interaktion zu
fördern.

           Vorlesen
Lesen gilt als die wichtigste Kulturfertigkeit. Ein wichtiger Teilaspekt des Lesens ist die
Reflexion, also das Überdenken des Gelesenen.
Vorgelesene Märchen und bekannte Kurzgeschichten können gemeinsam besprochen
werden. Die Bewohner können die Geschichte nacherzählen, ihre individuelle Meinung zum
Ausdruck bringen oder aber Parallelen zu ihrer eigenen Vergangenheit ziehen.
Hierbei werden vor allem Aufmerksamkeit und Konzentration gefördert.

           Backen/ Hauswirtschaftsstunde
Das Angebot der Backgruppe dient zur Förderung und Erhaltung von praktischen
Fähigkeiten.
Es werden verloren geglaubte Fähigkeiten im hauswirtschaftlichen Bereich wieder entdeckt
und im Alltag umgesetzt.
Zu den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten zählen außerdem: Kleidung und Handtücher
zusammenlegen, Blumen gießen und den Sinnesgarten pflegen, etc.
Die Grob- und Feinmotorik wird aktiviert.
Das Backen und die Hauswirtschaftsstunde wird primär im Bereich der Dementenbetreuung
im Haus B angeboten und orientiert sich stets an der Biographie der Bewohner.

            Rhythmusgruppe
Eine Rhythmusgruppe ist besonders für motorisch unruhige oder motorisch eingeschränkte
Bewohner, sowie für Bewohner mit Schwierigkeiten im Umgang mit der Sprache geeignet.
Durch Rhythmik und Musik können die Bewohner in ihren Fähigkeiten gefördert und
gleichzeitig gefordert werden, um sich in der Gruppe einzubinden.
Die Rhythmusgruppe kann unterschiedliche Methoden aufgreifen. Einerseits können die
Bewohner mit eigenen Klanginstrumenten experimentieren und zu bekannter Musik
musizieren, aber auch einstudierte Bewegungen ausführen, die als Sitztänze bekannt sind.
Eine weitere Methode ist das Abklopfen des Körpers, dabei wird die Eigenwahrnehmung der
Bewohner angesprochen. Ziel der Rhythmusgruppe ist, die Sinneswahrnehmung, aber auch
die Körper- und Eigenwahrnehmung der Bewohner zu fördern. Die Rhythmusgruppe findet
Anwendung im Rahmen der Dementenbetreuung.

             Lesekreis
Der Lesezirkel beinhaltet das konkrete Besprechen und Interpretieren von lyrischen,
epischen und dramatischen Texten, aber auch von wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Hierbei trifft sich eine kleine Gruppe von Bewohnern im Wintergarten des Haus D. Die
Auswahl der Bücher bzw. der Texte obliegt den Wünschen und Anforderungen der
Bewohner.

           3.3 Darstellung der Einzeltherapie

Wie bereits im obigen Text erwähnt, werden Bewohner die aus unterschiedlichsten Gründen
nicht an der Gruppentherapie teilnehmen können (z.B. schwere Demenz, starke Unruhe,
Bettlägerigkeit, etc.), aber einen erhöhten Betreuungsbedarf haben in der Einzeltherapie
betreut.
Angebote der Einzeltherapie:
                         - Gespräche/ Biographiearbeit/ Konfliktbewältigung
                         - Spaziergänge
                         - Wahrnehmungsübungen (Basale Stimulation/ Führen nach Affolter,
                            gezielte Lagerung zur Tonusregulation)
                         - Gedächtnisübungen (1o- Minuten- Aktivierung)
                         - Entspannungsbäder
                         - Mobilisation zur Kontrakturenprophylaxe
                         - etc.
4. Konzept der Dementenbetreuung

Die Bedeutung demenziell Erkrankter in unserer Einrichtung hat konstant zugenommen.
Die Anforderungen, die im stationären Pflegebereich zu stellen sind, unterscheiden sich von
den üblichen Pflegeanforderungen. Unser Ziel ist es, den gefühlsmäßigen Kontakt zum
demenzkranken Bewohner aufzubauen und zu halten.
Unsere Aufgabe ist es, den Demenzkranken in seinen Defiziten und Ressourcen so viel
Unterstützung zu vermitteln wie sie benötigen, um alle Verrichtungen des täglichen Lebens
soweit wie möglich eigenständig durchzuführen.
Ein Mensch mit Demenz kann trotz Handicaps zufrieden leben, wenn seine Bedürfnisse wie
z. B. Eibeziehung, Beschäftigung, Liebe usw. in einem entsprechenden Milieu erkannt und
befriedigt werden.
Die dementiell veränderten Menschen leben in unserer Einrichtung in einem teilsegregativen
Wohnkonzept, das bedeutet, dass die Betroffenen in einem gesonderten Bereich zusammen
leben. Trotz dieser Gliederung ist es uns sehr wichtig, dass die dementen Menschen
regelmäßig Kontakt zu orientierten Bewohnern und Menschen aus dem Umfeld der
Einrichtung haben.

4.1 Allgemeine Handlungsgrundsätze
     die Beziehungsgestaltung zum alten Menschen soll sich bam biographischen Ansatz
        orientieren
     Validation, 10- Minuten- Aktivierung, basale Stimulation finden immer
        bewohnerbezogen Anwendung
     Die uns anvertrauten Menschen sind in ihrer Ganzheitlichkeit zu betrachten und zu
        behandeln
     Die Selbstständigkeit der Bewohner ist so lange wie möglich zu erhalten und zu
        fördern
     Die Autonomie des Bewohners ist zu beachten und zu achten
     Der verwirrte Mensch soll sich verstanden und respektiert fühlen
     Beim Bewohner sollen nicht nur Probleme erkannt werden, sondern Ressourcen
        ermittelt, erhalten und gefördert werden
     der verwirrte Bewohner soll eine auf seine Situation angemessene zugeschnittene
        Tages- und Wochenstruktur vorfinden
     gerontopsychiatrisch veränderte Bewohner sollen einer individuellen Beschäftigung
        nachgehen können
     die Bewohner sollen sich möglichst selbstständig orientieren können

4.2 Ansatz der Therapie

4.2.1 Einbindung der Therapie in den Stationsalltag

Die Einbindung der Therapie in den Stationsalltag ist von größter Bedeutung, denn nur wenn
das gesamte Stationsteam zusammen arbeitet, ist eine vernünftige „Rehabilitation“ des
Bewohners gewährleistet. Eine wirklich sinnvolle Therapie kann nur dann entstehen, wenn
sie vom gesamten Team mitgetragen wird. Die enge Zusammenarbeit besteht aus
Teamgesprächen in denen Besonderheiten,              aber   auch    Beobachtungssituationen
ausgetauscht und besprochen werden.

   a) Äußeres des Bewohners

Da viele Menschen auf das fremd anmutende Verhalten dementiell Erkrankter häufig mit
Abwehr reagieren, wird stets auf das äußere Erscheinungsbild des Betroffenen im
Besonderen Maße geachtet.
Besonders wird darauf geachtet, dass die Bewohner weder nach Kot noch nach Urin
riechen, dass ihre Haare und Kleidung ordentlich sitzen und dass die Fingernägel stets
ordentlich gepflegt sind, denn der tägliche Umgang ist von Berührungen und Körperkontakt
geprägt.

   b) Tagesstruktuierung

Zur Milieugestaltung gehört, dem Bewohner einen geregelten und strukturierten Tag/Woche
zu gestalten. Wenn die Tages-/Wochenstruktur klar und nachvollziehbar ist, schafft dies für
den
Bewohner Orientierung und das Gefühl der Sicherheit.
Wichtig ist dabei, dass sich die Angebote und Aktivitäten nach den Fähigkeiten und
Ressourcen des Bewohners richten. Bei den stattfindenden Aktivitäten ist zu beachten, dass
die Bewohner ihren Freiraum haben, um Ruhezeiten, individuellen Beschäftigungen und
einem evtl. Laufdrang nachzukommen.
Eine feste Tagesstruktur wird vom demenzkranken Mensch als positiv und beruhigend
empfunden und stetig wiederkehrende Handlungen werden als vertraut empfunden.
Es ist wichtig, dass ein ergotherapeutisches Angebot in den Alltag integriert wird, sowohl die
Gruppentherapie als auch das Essenstraining oder die Einzeltherapie.
Jedoch beruhen alle therapeutischen Angebote auf dem Prinzip der Selbstbestimmung. Dem
Bewohner werden keine Aktivitäten auferlegt, sondern er bekommt die Möglichkeit eigene
Entscheidungen zu treffen. Wenn dies unter gegeben Umständen nicht möglich ist, dann
wird das Verhalten bzw. die Bewohnerzufriedenheit im besonderen Maße berücksichtigt bzw.
erfasst.
Bei der Tagesstruktuierung berücksichtigen wir jedoch das Normalitätsprinzip. D.h.
dementiell erkrankte Bewohner sollen ein Leben führen können, das dem Leben ihrer
dementiell nicht erkrankten Bewohner ähnlich ist. Der Tagesablauf sollte an die häusliche
Normalität erinnern.

Tagesablauf im Rahmen der Ergotherapie

      die Grundpflege richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Bewohner
      nach der Morgenversorgung wird der Bewohner zur Frühstücksgruppe begleitet
      das Frühstück beginnt 8.00, ist flexibel und richtet sich nach den Bedürfnissen des
       Bewohners
      das Eindecken vom Frühstück erfolgt gemeinsam
      nach Beendigung des Frühstücks wird der Tisch gemeinsam unter Anleitung
       abgedeckt und gesäubert
      ab 10.00Uhr bis 11.00Uhr findet im Gemeinschaftsraum die spezielle
Beschäftigungstherapie für dementiell erkrankte Bewohner statt
      ab 11.15Uhr wird der Mittagstisch eingedeckt
      12.00Uhr ist das gemeinsame Mittagessen. Rituale- gemeinsames Tischgebet,
       Ausschalten aller störenden Nebengeräusche, etc.- werden berücksichtigt
      Die Mittagsruhe findet von 13.00Uhr bis 14.30Uhr statt
      Ab 14.30Uhr werden die Bewohner mobilisiert und zum Kaffee ins Haus B gebracht
      Ab 15.30Uhr bis 16.15Uhr startet das Aktivierungsprogramm
      Ab 17.30 gibt es gemeinsames Abendbrot

   c) Raumgestaltung und Umfeld

Ein alter Mensch, der gerontopsychiatrisch erkrankt ist, braucht für seinen letzten
Lebensabschnitt stabile Verhältnisse und ein richtiges Zuhause. Dies bedeutet hier eine
wohnliche und gemütliche Atmosphäre, eigene Räumlichkeiten und Rückzugsmöglichkeiten,
denn jeder Mensch braucht seine Privatsphäre.
Wir legen sehr viel Wert auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Laute Geräusche die
von dem Bewohner nicht lokalisiert und eingeordnet werden können, führen zur inneren
Unruhe und können Stresssituationen herbeiführen.

Bewohnerzimmer

Die Biographiearbeit ist in die Gestaltung der Räume mit einzubeziehen. Somit sollten die
Zimmer mit möglichst vielen Gegenständen aus der Geschichte des Bewohners eingerichtet
werden. Dies sollten Möbel, Bilder, Fotos oder andere kleinere Erinnerungsgegenstände
sein. Wichtig ist dabei, die Angehörigen in der Gestaltung mit einzubeziehen. Die Zimmer
sollen nicht nach dem Standpunkt der Ansehnlichkeit eingerichtet werden, sondern richten
sich danach, was für den Bewohner wichtig ist und ihm ein Gefühl der Geborgenheit und
Vertrautheit vermittelt. Zudem haben sie einen Wiedererkennungswert und aktivieren
Erinnerungen.

Orientierungshilfen

Die Orientierung wird durch gute Beschilderung, teilweise durch Symbole begünstigt. Jedes
Bewohnerzimmer erhält eine eigene Nummer mit Namenschild und ggf. Türschild. Die
Badezimmer sind separat mit Hinweisschildern gekennzeichnet.
Jedes Haus ist in einer anderen Farbe gestrichen, was sich in der Dekorierung und
Gestaltung niederschlägt. Alle Räume werden zusätzlich jahreszeitlich aber nicht zu
überlagert gestaltet, um so auch eine zeitliche Orientierung zu bieten, aber dem dementiell
erkranken Bewohner nicht mit Reizen zu überlagern.
 Situative Orientierungshilfen: Pflegende erklären ihre eigene Vorgehensweise,
     schreiben Gesagtes (z.B. Termine) auf Merkzettel zur sichtbaren Erinnerung.
 Zeitlich Orientierungshilfen: werden durch Uhren und Orientierungstafeln (welcher
     Pfleger ist anwesend, welcher Tag, Monat, welches Jahr) geschaffen
Aufenthalts- und Therapieraum

Der Aufenthaltsraum ist zentraler Treffpunkt unserer Bewohner. Hier bestreiten Sie in
angenehmer Atmosphäre ihren Tag. Wichtig ist, dass der Raum, durch eine vorhandene Tür
vom restlichen Wohnbereich abgeschlossen werden kann, denn alle Reize die ungehindert
und ungefiltert beim Bewohner eintreffen, lenken ihn ab und erschweren die therapeutische
Arbeit.
Der Aufenthaltsraum verfügt über eine große Fensterfront mit anschließender Terrasse, die
an schönen Tagen regelmäßig genutzt wird.

Therapiegarten

Der teilsegregativen Dementenstation in Haus B steht ein Therapiegarten zur Verfügung der
direkt über den Aufenthaltsraum erreicht werden kann. Der Garten ist mit einem Zaun
abgeschlossen, damit die Bewohner nicht orientierungslos auf dem Gelände herumirren bzw.
sich verlaufen können (Orientierungsstörungen, Weglauftendenz).
Die Wege sind fest angelegt worden und führen den Bewohner durch den Garten hindurch,
wo er auf Bänken oder direkt bereit gestellten Sitzmöglichkeiten verweilen kann. Der Garten
wird den Jahreszeiten entsprechend bepflanzt und mit den Bewohnern gemeinsam
bewirtschaftet. Die Kräuter aus dem Kräuterbeet werden zum Eigenverzehr verarbeitet.

4.2.2 ergotherapeutische Mittel und Methoden

   a) Validation

Validation bedeutet, sich in die Welt des Demenzkranken einzufühlen. Die Methode der
Validation
ist eine Möglichkeit, die Gefühle hinter einem oft unverständlichen Verhalten zu erkennen,
ohne dieses Verhalten zu beurteilen oder korrigieren zu wollen. Es wird nicht von der
jetzigen Realität, der Gegenwart ausgegangen, sondern es wird versucht sich in die Realität
des Bewohners hineinzuversetzen. Hierbei geht es um Wertschätzung, Akzeptanz und
Empathie gegenüber den Betroffenen. Es ist wichtig darauf zu achten, das das innere
Erleben und das äußere Verhalten in sich stimmig sind, denn dementiell erkrankte Bewohner
spüren diese Unstimmigkeiten und fühlen sich irritiert.

   b) Biografiearbeit/ Einzelgespräche

Ein bedeutsamer Schwerpunkt bei der Arbeit mit älteren Menschen ist das Erfassen der
biografischen Hintergründe. Die Kenntnis grundlegender Faktoren aus der Lebensgeschichte
der Bewohner bietet die Möglichkeit eine positive Beziehung aufzubauen. Das betrifft vor
allem die Bewohner mit gerontopsychiatrischen Auffälligkeiten. Hierbei wird im Erstgespräch
ein Biografiebogen erhoben, um besondere Vorlieben, Neigungen und Interessen zu
erfassen. Dieses Wissen ermöglicht uns, besser auf die Bedürfnisse und Reaktionen des
alten Menschen einzugehen und ermöglicht eine individuelle Förderung der Ressourcen.
Biografisches Arbeiten ist immer Erinnerungsarbeit mit dem Blick in die Zukunft. Die
Erinnerung kann traurig und unglücklich sein, weil durch die erlebten Mühen und
Entbehrungen, unglückliche Momente der Vergangenheit ins Gedächtnis gerufen werden.
Sie kann aber auch erfreulich und glückselig sein, weil sie auch das Schöne und das
Gelungene der Vergangenheit bringt. Biografiearbeit ist aber auch das Erkennen und
Aufdecken von Lebensspuren fremder Menschen. Manchmal können dann Situationen,
Verhaltensweisen und Entwicklungen besser verstanden werden.

Das aktive Zuhören in Einzelgesprächen
zeigt dem alten Menschen meine Wertschätzung für sein Leben und mein Interesse für seine
Person. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten Fragen zur Person zu formulieren.
    Heimat: Wo sind Sie her? Fragen nach der Ursprungsfamilie
    Lehr- und Wanderjahre: Mühsal oder Selbstverwirklichung
    Dem Leben einen Sinn geben (was wurde schon alles in diesem langen Leben erlebt?)
    Eingebunden in ein soziales Netz (wie wichtig waren Politik und Kirche im Leben?)

    c) Basale Stimulation

Wenn ein Zugang auf kognitiver Ebene nicht mehr möglich ist, müssen andere
Zugangskanäle genutzt werden. Die Basale Stimulation spricht alle Sinne des Menschen an:
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Fühlen. Gezielte Reize, durch die Basale
Stimulation, geben dem Bewohner die Möglichkeit, zu einem Kommunikationsaufbau und
Austausch mit der Umwelt sowie verloren gegangene Fähigkeiten wieder neu zu erlernen
bzw. wahrzunehmen.
An Demenz erkrankte Menschen sind in der Bewegung und Wahrnehmung – je nach
Ausprägung der Demenz – deutlich eingeschränkt. Die Kommunikation ist erschwert,
Orientierungslosigkeit, Angst, Spannung und Vertrauensverlust führen zu einer
Beeinträchtigung des Wohlempfindens des Menschen. Auch verändert sich im Alter die
Wahrnehmung. Die Berührungsempfindungen lassen nach, Reize können nicht mehr genau
lokalisiert werden, Druck- und Temperaturempfindungen sind verändert. Es verwandelt sich
der Geschmack und Geruchssinn. Süß und salzig können nicht mehr richtig
auseinandergehalten werden sowie Düfte nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Das
Hören ist eingeschränkt, die Reaktionszeit auf Ansprache ist verlängert. Der taktile Sinn
verändert sich, sowie das Gesichtsfeld. Es fällt diesen Menschen schwer, Gegenstände
richtig zu benennen, Gegenstände aufzuheben, Knöpfe oder Reißverschlüsse an Kleidungen
zu schließen, Farben werden anders wahrgenommen. Diese Menschen benötigen eine
Förderung der Wahrnehmung.

Ziele der Basale- Stimulation

•      Förderung der Wahrnehmung
•      Entspannung (Muskeltonus)
•      Förderung der Durchblutung
•      Förderung der Tiefensensibilität
•      eigenen Körper besser wahrnehmen
•      bessere Wahrnehmung von weich, hart, leichtem Druck,
•      Verminderung der Spastik z. B. im Arm
•      Förderung der Sensibilität
d) 10- Minuten- Aktivierung

Die Aktivierung dementer Bewohner findet täglich in der Einrichtung statt. Der Anteil
demenziell erkrankter Bewohner nimmt stetig zu und es ist davon auszugehen, dass sich der
Anteil weiterhin erhöhen wird. Es ist notwendig, den verwirrten Bewohner durch fachlich
gezielte Interventionen ein größtmögliches Maß an Lebensqualität in Form von Wohlbefinden
und Geborgenheit zu vermitteln.

Ziel der Aktivierung, nach Ute Schmidt- Hackenberg, ist es ein Gefühl der Geborgenheit und
des Angenommenseins zu vermitteln. Verbliebene Fähigkeiten sollen gefördert und
möglichst lang erhalten werden. Die Bewohner sollen das Gefühl der Lebenserfüllung trotz
ihres hohen Alters und bestehender Erkrankungen erfahren dürfen.

Demente Menschen können sich nur über einen sehr kurzen Zeitraum konzentrieren.
Längere Beschäftigung mit einem Thema bedeutet häufig für ältere Menschen eine
Meisterleistung.
Die 10- Minuten- Aktivierung lässt sich gut in den Beschäftigungsalltag integrieren:
     die Aktivierung kann und soll täglich durchgeführt werden und bedarf weniger Vor-
        und Nachbereitung
     die Aktivierung findet immer in der konkreten Wohnumgebung des Bewohners statt
     die Methode arbeitet mit der Aktivierung des Langzeit- und Kurzzeitgedächtnisses
     es sind Gruppen-, aber auch Einzelaktivierungen möglich
Zur Durchführung der Aktivierung bedient man sich der verschiedenen Aktivierungskisten,
die sich im Ergotherapieraum befinden und mit Anleitungsbögen versehen sind. Die
Aktivierungskisten sind thematisch geordnet.

   e) AEDL- Training

Esstraining:
Es findet 7mal wöchentlich eine Frühstücksgruppe für demenziell erkrankte Bewohner und
eine Frühstücksgruppe für hilfsbedürftige Bewohner im Haus B statt. Die Frühstücksgruppen
finden in eigen dafür eingerichtete Räume statt, wobei die Bewohner nicht abgelenkt werden
und sich auf die Nahrungszubereitung und die Nahrungsaufnahme konzentrieren können.

Beschreibung der Frühstücksgruppe für dementiell erkrankte Bewohner:
    der Bewohner nimmt sein Frühstück in dieser Gruppe ein
    es wird Wert auf individuelle Essgewohnheiten und diabetologische Vorgaben gelegt
    der Therapeut begleitet, assistiert und leitet den Bewohner an und übt ggf. die
      Sequenzen mehrfach
    der Therapeut kann verbal anleiten, aber auch kognitiv therapeutisch führen, damit
      der Bewohner Handlungssequenzen verinnerlicht

Inhalt des Frühstückstrainings:
    Transport der Frühstücksutensilien zum Tisch (wenn möglich)
    Aufdecken des Frühstückstisches
    Brot bestreichen
    Frühstückstisch decken und abräumen
   Geschirr zusammenstellen und abräumen (wenn möglich)

Ziele:
     eine Verbesserung der Handlungsplanung und der Handlungsdurchführung (z.B. das
       Erhalten von logischen Reihenfolgen wie beim Bestreichen des Brötchen)
     eine Verbesserung der Geschicklichkeit (z. B. der feinmotorischen Fähigkeiten beim
       Öffnen der Marmeladenverpackung)

Die Therapie findet entweder im Rahmen einer Gruppentherapie oder einer
Einzeltherapie statt und richtet sich individuell nach den Bedürfnissen und Wünschen
der Bewohner.

                     -   Gruppentherapie findet täglich statt. Der Rhythmus wiederholt sich
                         wöchentlich und bietet die Möglichkeit in Kontakt mit anderen
                         Bewohnern zu treten, bzw. Langeweile zu vermeiden
                     -   Gründe für Einzeltherapie bei dementiell erkrankten Bewohnern,
                         sind:

      Akut aufgetretene Krisensituationen (Verwirrtheit, emotionale Belastung)
      Psychische Verstimmungen und Erkrankungen (Angst, Depression, u.a.)
      Motorische Unruhe (Weglauftendenz)
      Bewohner, die an Gruppenangeboten nicht teilhaben können (mangelnde
       Gruppenfähigkeit oder nicht körperlich ausreichende Belastbarkeit)

   f) Baden

Das Baden wird als „Sinneserfahrung und „Wohlfühlerlebnis“ angeboten. In Kombination mit
individuellen Badezusätzen, dem Einsatz von beruhigender Musik und Aromaölen wird dem
Bewohner ein entspannendes Erlebnis geboten.
Das Ziel hierbei ist, die Stimmung positiv zu beeinflussen, Schmerzen zu lindern, Unruhe zu
vermeiden, die Durchblutung zu fördern und den Stoffwechsel zu aktivieren.

       4.3. Angehörigenarbeit

Die Angehörigen unserer Bewohner sind für uns unverzichtbare Kooperationspartner. Die
Angehörigen können uns mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen aus dem gemeinsamen
Alltag und einer gemeinsamen Lebensgeschichte dazu beitragen, dass von uns allen die
Erkrankung des Bewohners besser verstanden wird. Angehörige unterstützen den Bewohner
emotional und pflegerisch oftmals seit Jahren. Deshalb sind uns gemeinsam mit den
Angehörigen durchgeführte Familiengespräche durch die Pflegedienstleitung oder den
Ergotherapeuten, sehr wichtig. Diese Termine bieten Raum für Klärung von Problemen zur
Entlastung und zur Suche von Perspektiven.
Die Häufigkeit der Besuche und die konkreten Aktivitäten während der Besuche können frei
gewählt werden und obliegen keiner Vorgaben. Durch die Besuche erhalten die Angehörigen
die familiären Bindungen und Beziehungen aufrecht, die für die Bewohner von elementarer
Bedeutung sind.

Angehörigenarbeit ist etwas anderes als die zufällige Begegnung zwischen Pflegepersonal
und Angehörigen. Der Begriff meint Arbeit für, an und mit Angehörigen.

Dazu gehört auch:

          Ausrichtung von Festen wie jahreszeitlichen Feiern, Geburtstage und Jubiläen
          Tage der offenen Tür
          Einrichtung einer öffentlichen Cafeteria oder einer anderen Begegnungsstätte
          Herausgabe von Broschüren
          Informations- und Diskussionsveranstaltungen
          Befragungen von Angehörigen, Bewohnern
          Einrichtung von Angehörigensprechzeiten auf den Wohnbereichen bzw. bei den
           verschiedenen Leitungskräften
          Initiierung und Unterstützung von Angehörigenbeiräten
          Einrichtung von Angehörigengruppen mit und ohne Beteiligung von Mitarbeitern
          Maßnahmen der Einbeziehung von Angehörigen in Pflege- und
           Betreuungstätigkeiten
          Eingehen auf Wünsche, Kritik, Anregungen und Anfragen von Angehörigen

   5. Betreuungskonzept für zusätzliche Betreuungskräfte
      nach § 87 b Abs. 3 SGB XI

       5.1. Grundsätzliches

Die Betreuungsassistenten werden in unserer Einrichtung als zusätzliche Kräfte in der
sozialen Betreuung eingesetzt. Mit ihrem Einsatz werden die üblichen Angebote der sozialen
Betreuung der Einrichtung ergänzt; der erhöhte Beaufsichtigungs- und Betreuungsbedarf an
Zuwendung, Betreuung und Beaufsichtigung pflegebedürftiger Menschen mit
demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, psychischen Erkrankungen oder geistigen
Behinderungen wird mit ihrer Arbeit „ein Stück abgedeckt“.

       5.2. Ziele

Das Wohlbefinden, der psychische Zustand und die psychische Stimmung der Bewohner soll
positiv beeinflusst werden. Es soll ihnen eine Integration in die Gemeinschaft ermöglicht und
somit die soziale Isolation verhindert werden. Unsere Bewohner sollen dadurch die
größtmögliche Wertschätzung erfahren und ein Stück Lebensqualität soll erhalten bleiben.

       5.3. Persönliche Eignung der Betreuungsassistenten

Unsere Betreuungsassistenten müssen die grundlegenden Anforderungen, was die
persönliche Eignung betrifft, erfüllen (vgl. § 3 der Richtlinie nach § 87 Abs. 3 SGB XI):
   Eine positive Haltung gegenüber kranken, behinderten und alten Menschen,
      soziale Kompetenz und kommunikative Fähigkeiten,
      Beobachtungsgabe und Wahrnehmungsfähigkeit,
      Empathiefähigkeit und Beziehungsfähigkeit,
      die Bereitschaft und Fähigkeit zu nonverbaler Kommunikation,
      Phantasie, Kreativität und Flexibilität,
      Gelassenheit im Umgang mit verhaltensbedingten Besonderheiten infolge von
       demenziellen und psychischen Krankheiten oder geistigen Behinderungen,
      psychische Stabilität, Fähigkeit zur Reflexion des eigenen Handelns, Fähigkeit sich
       abzugrenzen,
      Fähigkeit zur würdevollen Begleitung und Anleitung von einzelnen oder mehreren
       Menschen mit Demenz, psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen,
      Teamfähigkeit,
      Zuverlässigkeit

       5.4. Schulungen

Die Betreuungsassistenten werden von Fachkräften unserer Einrichtung begleitet und
regelmäßig geschult. Die regelmäßige Fortbildung umfasst mindestens einmal jährlich eine
zweitägige Fortbildungsmaßnahme, in der das vermittelte Wissen aktualisiert und die eine
Reflexion der beruflichen Praxis einschließt.

Unsere Betreuungsassistenten müssen bereits über Grundkenntnisse der Kommunikation
und Interaktion mit Menschen mit Demenz verfügen. Um diese Grundkenntnisse zu
vertiefen, werden sie von erfahrenen Mitarbeitern unseres Hauses zum Themengebiet der
Validation geschult.

       5.5. Qualifikation

Vor dem Hintergrund, dass derzeit auf dem Arbeitsmarkt noch keine nach den Richtlinien
des § 87 b Abs. 3 SGB XI ausgebildete Betreuungsassistenten in ausreichender Zahl zur
Verfügung stehen, werden wir übergangsweise in diesem Bereich Arbeitskräfte einsetzen,
die in ihrem bisherigen Berufsleben Erfahrungen und Kenntnisse im Umgang mit Personen
mit erheblichem Betreuungsaufwand gewonnen haben. Bis zum 31.12.2009 müssen die
Betreuungsassistenten folgende Qualifikationen abgeschlossen haben:

Basiskurs Betreuungsarbeit in Pflegeheimen (100 Stunden)
      - Grundkenntnisse der Kommunikation und Interaktion
      - Grundkenntnisse über Demenzerkrankungen, psychische Erkrankungen, geistige
          Behinderungen sowie typische Alterskrankheiten
      - Grundkenntnisse der Pflege und Pflegedokumentation
      - Erste Hilfe Kurs, Verhalten beim Auftreten eines Notfalls
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