KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ

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KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . März/April 2016

                                                                                                                                                   schaufenster
                                                                                                                                KULTUR.REGION
                                                                                                                                                                           Ostern

                                                                                                                                       Haus der Regionen / Programmvielfalt . Musikschulen / prima la musica
                                                                                                                               Museen / Angebote für Kinder und Jugendliche . ÜberLeben in der Region / Ins Gai fahren
P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
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KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
EinBlick / 3

                                                      Wesentlich im Alltag:

                                       DER GUTE TON

                                                                              Qualitätsvolles Artikulieren und Handeln auf
                                                                             der einen sowie die Fähigkeit und Bereitschaft
                                                                           zum Verstehen auf der anderen Seite sind der Kern
                                                                             eines kultivierten Zusammenlebens. Der Weg
                                                                                 dorthin erfordert umfassende Bildung.

Zeitgleich mit dem Beginn des Frühlings starten auch die Betriebe        sich diese vielleicht als Plattitüde. Umgekehrt wiederum kann der
der Kultur.Region.Niederösterreich wieder ihre rege Veranstaltungs-      exzellenteste Inhalt in einer das Gehör und die Auffassungsbereit-
tätigkeit, ob im Haus der Regionen mit dem Schwerpunkt Istrien,          schaft enervierenden Weise vorgetragen werden. Wir alle kennen
den Kamingesprächen und bewährten Reihen wie „aufhOHRchen“               die wenig schmeichelhaften Attribute, wonach dem Sprechen die
oder „Connecting Tunes“, ob im Festspielhaus St. Pölten mit dem          Wirkung eines Glasschneiders, eines Maschinengewehrs oder einer
Landespreisträgerkonzert „prima la musica“, ob mit dem Saison-           Schlaftablette zugeschrieben wird. Zudem signalisiert oft schon die
start im Museumsdorf Niedersulz und am Brandlhof in Radl-                Sprachmelodie, ob mit dem gesprochenen Wort Kritikfähigkeit
brunn oder mit dem NÖ Museumstag in Langenlois. Dazu kommen              und Dialogbereitschaft mitgeliefert werden.
die zahlreichen Vermittlungsangebote der Kreativakademien, des
Musikschulwesens, des Museumsmanagements oder des Bildungs-              Jedenfalls gehört auch das Ausbilden der Stimme zum Programm
und Heimatwerks. Gemeinsam sind all diesen Veranstaltungen               einer umfassend zu verstehenden Kulturarbeit, ob nun ein künstle-
eine Idee, ein Motiv und ein Ziel: Kulturelles aus und für die           risches Niveau angestrebt wird oder bloß die Alltagstauglichkeit
Regionen auf hohem Niveau zu initiieren, zu fördern und zu               erreicht werden soll. Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang
präsentieren. Ganz in diesem Sinn versteht sich die Kulturarbeit         sind allerdings damit unerlässlich verbundene Fähigkeiten wie das
der Kultur.Region.Niederösterreich im Einklang mit der Kultur-           Zuhören und das Verstehen. Übrigens: Solche Kompetenzen kön-
strategie des Landes.                                                    nen in weiterer Folge auch zur Orientierung in den sogenannten
                                                                         sozialen Netzwerken beitragen wenn es darum geht, Antworten auf
Wenn es um das Ausbilden der verschiedensten Kulturtechniken             die oft massenhaft verbreiteten und nicht selten anonymen Bot-
geht, dann spielt wohl auch der gute Ton eine besondere Rolle.           schaften zu finden. Viele vor allem Jüngere meinen schon, was da
Gemeint ist damit nicht allein das Spielen der vielen Musikinstru-       so alles gepostet wird, glaubt ja sowieso niemand. Aber das ist eine
mente, sondern auch die Melodie der Sprache. Erinnert sei an             andere Geschichte.
Arthur Schopenhauers Zitat, wonach der Stil ein genauer Abdruck
der Qualität des Denkens sei. Das kann, muss aber nicht immer so         Dorli Draxler, Edgar Niemeczek
sein, denn beim Nachlesen einer glänzend dozierten Rede enthüllt

                                                schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Top-Termine / 4

                                                   März/April 2016

                                     TOP-TERMINE

STIMMEN HÖREN                               WANN I AUF D’ALMA GEH’
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Do, 17. 3. 2016, 19.30 Uhr:                 Sa, 2. 4. 2016, 19.30 Uhr
Christina Zurbrügg & Band                   aufhOHRchen im
Sa, 9. 4. 2016, 19.30 Uhr:                  Festspielhaus St. Pölten
Gemischtes Doppel mit Agnes Palmisano       3109 St. Pölten, Kulturbezirk 2
                                            ——————————————————
Haus der Regionen
3504 Krems-Stein, Donaulände 56             Ein großartiges Konzert mit dem Schwer-
——————————————————                          punkt Almlieder erwartet die Gäste im
                                            Festspielhaus St. Pölten.
In kaum einer anderen musikalischen                                                         PRIMA LA MUSICA
Gattung steht die menschliche Stimme        Umgeben von unberührter Natur und               ——————————————————
so sehr im Vordergrund wie beim Jodeln.     schöner Landschaft, geschützt vor sozialer      Sa, 23. 4. 2016, 14.00 Uhr
Anstimmen, dazustimmen, zusammen-           Kontrolle, doch belastet von harter Arbeit      Landespreisträgerkonzert
hören: Der Mensch ist Instrument und        – das sind die Grundlagen für den Senner        Festspielhaus St. Pölten
Zuhörender zugleich. Eine Stimme singt      oder die Sennerin, wenn sie von Mai bis         3109 St. Pölten, Kulturbezirk 2
an, die nächste setzt ein, Harmonie         September „auf die Alm gehen!“. Musika-         ——————————————————
entsteht. Christina Zurbrügg leitet seit    lisch präsentiert werden die Almlieder von
                                                                                            Niederösterreichs größte Talente auf die
vielen Jahren Jodel-Workshops und wird      den Citoller Tanzgeigern, den Ensembles
                                                                                            Bühne! Beim traditionellen Preisträger-
beim Konzert im Haus der Regionen           Alma und ausgfuxt und dem Chor der
                                                                                            konzert prima la musica präsentieren
einen Jodel-Crash-Kurs geben.               Chorszene Niederösterreich.
                                                                                            ausgewählte Wettbewerbspreisträger
Agnes Palmisano, Maria Stippich, Helmut     —————                                           Auszüge aus ihrem Programm.
Stippich und Daniel Fuchsberger gehen                                                       Das Konzert bildet damit den Höhepunkt
in ihrer jungen Formation Gemischtes        Karten                                          und feierlichen Abschluss des NÖ Landes-
Doppel weit über die Kunst des Dudelns      Festspielhaus St. Pölten                        wettbewerbs prima la musica, der im
hinaus. Sie verbindet die Liebe für den     Tel. 02742 908080 600                           März im Festspielhaus St. Pölten über
Wiener Koloraturjodler einerseits und       www.festspielhaus.at                            die Bühne geht.
eine geübte Rückhand für musikalische                                                       Der Eintritt ist frei!
Improvisationen andererseits – Quer-        Ermäßigte Karten für Mitglieder der
                                                                                            —————
schläger zwischen Tradition und Moderne     Regionalkultur Niederösterreich:
inklusive.                                  office@volkskulturnoe.at                        Information
                                            Tel. 0664 8208594
—————                                                                                       Musikschulmanagement Niederösterreich
                                                                                            Tel. 02742 9005 16890 (Julia Pfeiffer)
Karten                                                                                      julia.pfeiffer@musikschulmanagement.at
Tel. 02732 85015                                                                            www.musikschulmanagement.at
ticket@volkskultureuropa.org
www.volkskultureuropa.org

                                           schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Inhalt / 5

                                                                      März/April 2016

                                                                 INHALT

         Ostern                                                       Mostviertel                                                  Internationaler Museumstag
6/       Österliche Landschaft                             22 /       Musikantenwallfahrt                               38 /       Museumsfrühling
         ——————                                                       ——————                                                       ——————
         Galerie der Regionen                                         Mostviertel                                                  Schaudepots
9/       Frühlingsgefühle                                  23 /       wieder aufhOHRchen in                             39 /       Geschirr-Museum
         ——————                                                       St. Valentin und Waidhofen                                   Wilhelmsburg
         Brauch                                                       ——————                                                       ——————
10 /     Ratschen                                                     Industrieviertel                                             Museumsdorf Niedersulz
         ——————                                            24 /       Drechslerwerkstatt                                40 /       Saisoneröffnung
         Fastenzeit                                                   in Altlengbach                                               ——————
12 /     Fastenkrippen                                                ——————                                                       Museumsdorf Niedersulz
         und Passionen                                                Interview                                         42 /       Pferdekraft
         ——————                                            26 /       Hermann Dikowitsch                                           ——————
         Kolumne                                                      ——————                                                       Kultur.Region
13 /     Beziehungsreich                                              Bildungs- und Heimatwerk                          44 /       Sommerkurse
         ——————                                            28 /       Leichter Lesen                                               ——————
         Haus der Regionen                                            ——————                                                       Kolumne
14 /     Gschichtn aus’n Wåld                                         Kreativakademie                                   45 /       Zwischen Himmel
         ——————                                            30 /       Kreativität als Vorteil                                      und Erde
         Haus der Regionen                                            ——————                                                       ——————
16 /     Programmübersicht                                            Musikschulen                                                 Nachschau
         ——————                                            32 /       Die Jury                                          46 /       Trachtenball 2016
         aufhOHRchen im Festspielhaus                                 ——————                                                       ——————
18 /     Bodo Hell über Almlieder                                     Auslage                                                      Kultur.Region
         ——————                                            34 /       Bücher & CDs                                      49 /       Intern & Nachschau
         Überleben in der Region                                      ——————                                                       ——————
20 /     Ins Gai fahren                                               Museen                                                       Kolumne
         ——————                                            36 /       Kinderangebote                                    50 /       Die letzte Seite
         Haus der Regionen                                            ——————                                                       ——————
21 /     Kremser Kamingespräche
         ——————

 IMPRESSUM

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 Helmhart. Redaktionsteam: Dr. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Markus Kiesenhofer, MA, Mag. Barbara Kohl, Victoria Lendvai, DI Claudia Lueger, Miriam Molin Pradel,
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 übernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Informa-
 tion und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederöster-
 reich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.
 Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher
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 Cover: Manfred Horvath

                                                            schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Ostern / 6

                                             Sakrallandschaft

                    HEILIGE BERGE

Heilige Berge, Christus in der Rast und Leidenswerkzeuge: österliche Zeichen in der Landschaft.

                     Mit Donaublick – Kreuzgruppe des ehemaligen Servitenklosters in Schönbühel.

                                   schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Ostern / 7

     Stiegenaufgang, Detail, Stift Lilienfeld.                  Kalvarienberg Stift Heiligenkreuz mit Barockstatuen von Josef Schnitzer.

Den wenigsten mag bewusst sein, wie stark        oberhalb von Locarno am Schweizer Nord-                In Maria Lanzendorf legte der Franziskaner-
die niederösterreichische Landschaft auch        ufer des Lago Maggiore zählt dazu. In den              mönch Franz Felix Nüring ab 1699 neben
heute noch eine Sakrallandschaft ist. Zu         Kapellen entlang des Weges sind es Gruppen             der von seinem Orden betreuten Wallfahrts-
einer Zeit, in der Prozessionen und Wall-        aus lebensgroßen Figuren, die zumeist mit              kirche einen solchen Kalvarienberg an. Er
fahrten einen wichtigen Teil des kirchlichen     überaus lebendiger Mimik und Gestik aus-               war übrigens das Vorbild für den heute
Lebens einnahmen, wurden landauf, landab         gestattet sind. Da im 17. Jahrhundert das              wesentlich bekannteren in Eisenstadt.
Wegmarken errichtet, die als Ziele einer         kirchliche Bau- und Dekorationswesen in
solchen Prozession dienen konnten oder           Österreich fest in der Hand von Künstlerfa-                         Sakrallandschaft
den Vorbeireisenden zu kurzer Andacht und        milien war, die genau aus dieser Region
Einkehr einladen sollten. Vieles ist im Lauf     stammten (man denke an die Carlone, Spaz-              Rund um Wallfahrtskirchen entstehen so
der Zeit durch Vernachlässigung wieder           zio und d’Allio), ist eine direkte Beeinflus-          ganze Sakrallandschaften. Wenn man den
verschwunden, doch mit ein bisschen Auf-         sung hier sehr wahrscheinlich. Tatsächlich             Kreuzweg von Gutenstein gehen will, muss
merksamkeit wird man diese Zeugnisse             erleben Kreuzweg- und Kalvarienberganla-               man bereits den Aufstieg vom Ort auf den
einer tief verwurzelten religiösen Alltagskul-   gen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts          Mariahilfberg zurückgelegt haben. Dies tut
tur auch heute noch finden.                      hierzulande ihre größte Konjunktur.                    man traditionellerweise auf dem „Wurzel-
                                                                                                        weg“, wo sieben (ehemals 13) Bildstöcke das
Kreuzwege und Kalvarienberge haben ihren         Manchmal bietet die Naturlandschaft                    Marienleben Revue passieren lassen. Auf
Ursprung in der Idee, Gläubigen, denen eine      Voraussetzungen, die schon mit geringem                dem Hochplateau führt dann ein Weg hinter
Reise ins Heilige Land nicht möglich war,        Aufwand die Gestaltung von beeindru-                   der Kirche im dichten Wald von Station zu
durch eine Nachbildung der wichtigsten           ckenden Wegmarken ermöglicht. Die 1730                 Station, um schließlich bei der auf einem
Pilgerstätten auch hierzulande die Möglich-      datierte Kreuzigungsgruppe von Pillersdorf             schroffen Felsvorsprung gelegenen Grab-
keit zu geben, in den Genuss eines solchen       bei Retz, die durch ihre einsame Lage in der           Christi-Kapelle zu enden. Alle diese Anla-
Heilserlebnisses und der damit verbundenen       Weinviertler Hügellandschaft schon von                 gen wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts
Ablässe zu kommen.                               weitem beeindruckt, ist dafür ein schönes              zur Ergänzung der älteren Wallfahrtskirche
                                                 Beispiel. Einen Heiligen Berg gibt es auch in          angelegt und zeigen, wie lebendig das Wall-
               Kalvarienberg                     Staatz bei Mistelbach. Hier wurde ein mittel-          fahrtswesen damals, bis zum abrupten Bruch
                                                 alterlicher Haushügel gegenüber der mar-               durch die Kirchenreformen Josephs II. war.
Ihre großen Vorbilder haben die heimischen       kanten Staatzer Klippe für die Anlage eines
Kalvarienberge in den „Heiligen Bergen“,         Kalvarienbergs genutzt: Das kriegerische               Der einstmals hochberühmte Kalvarienberg
den „Sacri Monti“, der oberitalienischen         Element, verkörpert durch die stark befe-              von Baden ist heute kaum bekannt, da er
Regionen Piemont und Lombardei. Seit dem         stigte Burg, und das friedvoll-heilsbringende          gänzlich im Kurpark aufgegangen ist. Den
16. Jahrhundert entstanden diese Anlagen         liegen hier also in Blickweite einander                wenigsten ist bewusst, dass der Hausberg
an markanten Erhebungen, von monumen-            gegenüber.                                             der Kurstadt den alten Namen Kalvarien-
talen Gipfelkapellen bekrönt. Die bekann-                                                               berg trägt. 1704 ließ der Stadtrichter
testen sind die von Varallo, Varese oder Orta    Wenn kein natürlicher Hügel vorhanden                  Michael Schlachtner diese aufwendige Anla-
San Giulio, auch die Madonna del Sasso           war, wurde einfach ein künstlicher errichtet.          ge errichten, knapp bevor ihn am 12. Mai

                                                  schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Ostern / 8

  Blick vom ehemaligen Servitenkloster Schönbühel     Osterputz für den Kalvarienberg Stift Lilienfeld.        Am Ende der Kellergasse erhebt sich die
                 über die Donau.                         Als Vorbild diente die Scala Santa in Rom.       Kreuzigungsgruppe von Pillersdorf im Weinviertel.

des gleichen Jahres „der Tod geschlachtet,          Hügel führenden Verbindungsstraße zwi-
auf dass er tauglich wäre zu dem Himm-              schen Klosterneuburg und Weidling befin-
lischen Abendmahl“, wie es seine Grabin-            det, dort wo der Weg ins Tal abzweigt und
schrift verkündet. Heute existieren noch die        eine Terrasse den Blick weit in die Land-
fünf Wegkapellen und die gut im Wald ver-           schaft über Wien eröffnet. Das Wegkreuz
steckte Gipfelkapelle mit einer monumen-            birgt ein Relief von 1525 und umgibt es mit
talen Kreuzigungsgruppe, unter der man              einer volkstümlichen Darstellung der Lei-
Christus im Grab liegen sieht. Im neueren           denswerkzeuge, der „Arma Christi“. Die
Teil des Parks huldigt man mittlerweile             klassischen Arma sind die Lanze, der auf
anderen Göttern: Ludwig van Beethoven               einen Stock gesteckte Schwamm, Dornen-
wird in einem 1927 errichteten Tempel ver-          krone, Nagel und die Zange der Kreuzab-
                                                                                                           In Maria Lanzendorf wurde der Kalvarienberg
ehrt und am Eingang regiert im Spielcasino          nahme. Doch ihre Zahl war nicht festgelegt,
                                                                                                          neben der Wallfahrtkirche künstlich angeschüttet.
die Göttin Fortuna.                                 im Laufe der Zeit wurden die Leidenswerk-
                                                    zeuge immer mehr. Und so wird man auf
          Christus in der Rast                      den Sandsteinreliefs des Schwarzen Kreuzes
                                                    auch die Geißel finden, daneben Würfel und
Aber auch abgesehen von den monumen-                Rock, den Hahn (bevor der Hahn kräht,
talen Kalvarienbergen wird man im Land an           wirst du mich dreimal verleugnen) und
vielen Orten auf Symbole treffen, die auf die       Münzen (für die 30 Silberlinge). Ein wich-
Passion Christi verweisen. Auf zahllosen            tiges Symbol, das hier sehr prominent plat-
                                                                                                            INFORMATION
Bildstöcken und Wegkreuzen sind sie zu              ziert ist, ist die Vera Icon („Wahres Antlitz“),
                                                                                                            ———————————————————
finden. Oft begegnet man dem „Schmer-               der Abdruck des Gesichts Christi auf dem
                                                                                                            Wer auf eigene Faust das Land entdecken
zensmann“, einer Darstellung des geschun-           Schweißtuch der Veronika. Dieses wird bis               will, dem gibt www.marterl.at überaus
denen (aber nicht toten!) Heilands, die ihren       heute als eine der wichtigsten Reliquien von            reiches Material zur Hand. Zahlreiche
Ursprung in der spätmittelalterlichen Mystik        St. Peter in Rom verehrt. Der Name dieser               ehrenamtliche Flurdenkmalforscherinnen
hat. Eine Spielart ist der „Christus in der         durch und durch legendären Frau, die Chri-              und -forscher befüllen diese Seite und
Rast“, ein sitzender Christus mit Klagege-          stus auf dem Weg nach Golgatha das Gesicht              sind dabei, eine umfassende Topographie
stus, den Körper oft über und über von              abgetrocknet haben soll (in der Bibel findet            der Volksfrömmigkeit zu schaffen.
Blutspritzern bedeckt.                              sie keine Erwähnung), ist übrigens nicht
                                                    anders als durch Silbenverdrehung von „vera             Die „Heiligen Berge“ haben sich
            Schwarzes Kreuz                         Ikon“ – Veronika entstanden /                           europaweit zu der Gemeinschaft
                                                                                                            www.sacrimonti.net zusammenge-
Wie groß die Erzählfreude mitunter ist, sei         Text: Wolfgang Ch. Huber                                schlossen, deren Website eindrucksvoll
am Beispiel des „Schwarzen Kreuzes“ doku-           Fotos: Manfred Horvath                                  zeigt, wie dieser Bautyp im gesamten
mentiert, das sich an der alten, über den                                                                   christlichen Europa verbreitet ist.

                                                     schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
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Galerie der Regionen / 9

                                                                        Feine Ware

                        FRÜHLINGSGEFÜHLE

                                 Frische Farben und filigrane Ostereier kündigen den Frühling an.

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     ab E
        6,–

Ostereier mit geometrischen Mustern, Blümchen oder          Scherenschnittarbeiten aus dem Weinviertel.
Goldhaubendamen: aufwendig in Handarbeit verziert       Eine österliche Grußkarte ist eine gute Gelegenheit,
    von Kunsthandwerkerinnen aus der Wachau.               einen Gruß nachzuholen, der zu Weihnachten              Im Jahr 1923 gründete der Wiener Ludwig
                   Ab EUR 6,00                                       vergessen wurde. EUR 10,–                  Weinbrenner die „Tonindustrie Scheibbs“. Heute
                                                                                                                wird Scheibbser Keramik – vor allem Gebrauchs-
                                                                                                               gegenstände in Handarbeit – in der Werkstätte für
                                                                                                                Menschen mit besonderen Bedürfnissen erzeugt,
                                                                                                                        betreut von der Lebenshilfe NÖ.
                                                                                             ab E
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                                                                                              11,– R

                                                                                                                GALERIE DER REGIONEN
                                                                                                                ———————————————————
                                                                                                                Haus der Regionen
                                                                                                                3504 Krems-Stein, Donaulände 56
                                                                                                                Tel. 02732 85015
                                                                                                                Öffnungszeiten:
                                                                                                                Di–Sa 10.00–12.00 und 13.00–18.00 Uhr,
                                                                                                                an Veranstaltungstagen bis 21.00 Uhr
                                                                                                                In der Galerie der Regionen sind auch
   Die weltbesten Flachsqualitäten kommen aus Westeuropa. So ist es dann auch logisch, dass traditionelle
                                                                                                                Eintrittskarten für alle Veranstaltungen
 Leinenerzeuger aus Irland, Frankreich und Deutschland kommen. Wie das Familienunternehmen Driessen
  aus Osthessen. Qualität zum Anfassen – im wahrsten Sinne des Wortes. Neu in der Galerie der Regionen!         im Haus der Regionen erhältlich.
         Zum Beispiel Läufer, Pölster und Geschirrtücher – wie etwa der Hühnerhof, ab EUR 11,00

                                                         schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Bräuche / 10

                                                                Ratschen

                      ENGLISCHER GRUSS

      Seit 2015 steht der vorösterliche Lärmbrauch auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes.

                                               Die Ratsche – ein sogenanntes Friktionsinstrument.

Genau 40 Jahre vorher, 1975, hatte der         lung von Traditionen fördern. Das öster-             mehr als 30 verschiedene Modelle her,
Volkskundler Werner Galler geschrieben:        reichische Verzeichnis zählt derzeit 86 Ein-         wobei die Anregungen von einer Diplom-
„Zumeist von Gründonnerstagabend bis           tragungen in fünf Kategorien. Das Ratschen           arbeit aus Niederösterreich stammten.
Karsamstagabend ziehen die Ratscher-           fällt in drei davon: mündlich überlieferte
buben durch die Gemeinden, und wohl            Traditionen und Ausdrucksformen; gesell-             Werner Galler nennt eine Reihe verschie-
kaum irgendwo ist ihr Treiben so bunt, sind    schaftliche Praktiken, Rituale und Feste;            dener Typen der „Friktionsinstrumente,
ihre Bräuche so vielfältig wie bei uns in      traditionelle Handwerkstechniken. Es fin-            welche durch Gleiten eines Schallbrettes, der
Niederösterreich.“                             det sich in allen neun Bundesländern, der            Flauder, über eine Zahnradwalze, die Riffel,
                                               Antrag kam aus der Steiermark. Der Ini-              schnarrende und knatternde Geräusche
Die Aufnahme in die Liste des Immateriel-      tiator, Tischlermeister Franz Ederer aus             erzeugen. Vorläufer der Ratsche dürfte das
len Kulturerbes soll die Erhaltung, Bekannt-   St. Kathrein am Offenegg, ist einer der letz-        hölzerne Klangbrett gewesen sein, das heute
machung, Weitergabe und Weiterentwick-         ten Ratschenbauer Österreichs. Er stellt             sowohl beim Gottesdienst der Kartage als

                                                schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Bräuche / 11

                                                                                                    so Werner Galler, „wie bei Burschenverbän-
                                                                                                    den manches Mal regelrecht mit Alkoholi-
                                                                                                    ka und Rauchwaren einkaufen, es gab auch
                                                                                                    verschiedentlich Ausscheidungskämpfe im
                                                                                                    Laufen, ,Schreien‘ oder Spruchaufsagen
                                                                                                    und Raufen.“ Ihr Anführer war der Natter
                                                                                                    (von lat. Gubernator). Der Obernatter oder
                                                                                                    Meister teilte die Gruppen ein und gab den
                                                                                                    Einsatz, indem er sein Gerät oder einen
                                                                                                    Stab hob. Die Subkultur der Buben sah
                                                                                                    gemeinsames Nächtigen und eine Hierar-
                                                                                                    chie vor. Je nach dem Alter gliederten sie
                                                                                                    sich in kleine, mittlere und große Ratscher,
                                                                                                    dann stiegen sie zum „Nachsteher“ (Unter-
                     Burschenverbände mit Hierarchien und Freude am Lärm.
                                                                                                    natter) und Obernatter auf. Der Dienst
                                                                                                    begann mit 14 und endete mit 16 Jahren,
                                                                                                    wenn sie in die Gruppe der Burschen wech-
auch vereinzelt neben den Ratschen … ver-        Pius V. die heute übliche Form des Angelus,        selten. Seit dem ausgehenden 20. Jahrhun-
wendet wird.“ Zunächst waren wohl Ham-           der aus mehreren Gebeten besteht. Darauf           dert üben auch Mädchen den Brauch aus,
merklappern in Gebrauch. Drehklappern –          nehmen die Sprüche Bezug, welche die               wodurch sich alte Elemente verändert
hölzerne Ratschen mit Drehwalzen und             Ratscherkinder in einer Art Sprechgesang           haben. Galler schrieb 1975: „Die Ratscher-
federnden Aufschlagbrettchen – werden mit        rufen: „Wir ratschen, wir ratschen den Eng-        buben sind eine exklusive Organisation. Sie
der Hand oder mithilfe einer Kurbel gedreht.     lischen Gruß, den jeder katholische Christ         besitzen Aufenthaltsorte, in welche sie
Neben den kleinen Fahnenratschen gibt es         beten muss. Kniet’s nieder, kniet’s nieder,        andere Kinder nicht hineinlassen … Der
fahrbare Schubkarrenratschen.                    fallt’s auf die Knie, bet’s ein Vaterunser und     offizielle Grund fürs (gemeinsame) Über-
                                                 drei Ave-Marie.“ Oft variierten die Sprüche        nachten liegt darin, dass der Vorratscher
             Turmratschen                        nach dem Zeitpunkt. So lauteten sie man-           beim Frühratschen die Buben beisammen
                                                 cherorts am Gründonnerstag „Wir ratschen           hat, andererseits handelt es sich um einen
Im Mittelalter riefen in den Kirchtürmen         die Todesangst Christi“, am Karfreitag „Wir        Mordsspaß mit heimlichem Rauchen und
große hölzerne Schallgeräte mit Hämmern          ratschen das bittere Leiden und Sterben            Trinken …“
(„Karfreitagsglocken“) zu den Karwochen-         unseres Herrn Jesu Christi“. Die Geräte, die
Liturgien. Die Turmratsche in der Wiener         am Donnerstag mit Heiligenbildern, Buchs-                          Ratscherlohn
Michaelerkirche ist 1,81 Meter lang, 69          zweigen und Bändern aus buntem Krepp-
Zentimeter breit, 32 Zentimeter hoch und         papier geschmückt waren, erhielten am              Ein weiteres Brauchelement war zu Ostern
verfügt über 20 Hämmer. 2007 wurde das           Todestag schwarze Schleifen. Besonders             das Abklappern der Häuser. Mit einem
Lärminstrument aus dem Jahr 1910 revita-         eindrucksvoll war das noch in den 1990er-          geschmückten Korb heischten die Buben
lisiert. Leopold Schmidt meinte in seiner        Jahren in Hohenau an der March, wo ein             Lebensmittel, die sie aufteilten, gemeinsam
„Volkskunde von Niederösterreich“, dass          Schuldirektor mit mehr als 160 Kindern             verkochten und aßen, oder sie verkauften
die Turmratschen möglicherweise nach             übte, die dann in wohlgeordneten Gruppen           einen Teil der Eier beim Händler. Beim
dem Konzil von Trient (1545–1563) durch          durch die Straßen zogen.                           Bitten um den Ratscherlohn gab es eindeu-
die kleinen Geräte abgelöst wurden, mit                                                             tige Aufforderungen, wie „Wir ratschen,
denen die Ministranten umherzogen: „Mit                       Den Kreis bilden                      wir ratschen zur Pumpermetten, alte Wei-
abnehmender Frömmigkeit wuchs die                                                                   ber steht’s auf und backt’s Osterflecken!“
Freude am Lärm, an der Gruppe … ein              Meist dreimal täglich gingen die Gruppen           oder „Die Ratscherbuben täten bitten um
auch auf anderen Gebieten immer wieder-          mit ihren Lärmgeräten auf bestimmten               Geld, Eier, Flecken und einen goldenen
kehrender Vorgang.“                              Routen durch die Orte. Vor manchen Häu-            Wecken“. In Neu-Nagelberg im Waldviertel
                                                 sern blieben sie stehen, um ihren Spruch zu        ging die Gruppe am Karsamstag zu einem
Die Ratscherkinder erinnern an die Gebets-       „schreien“. Es galt als Ehre, wenn vor einem       Teich, wobei die Kleinen die Ratschen tru-
zeiten für den „Engel des Herrn“, auch           Haus der „Kreis“ gebildet und gerufen              gen. Die großen Buben warfen die Geräte
Englischer Gruß oder Angelus genannt, um         wurde: „Der Kroas, der Kroas der gehört            ins Wasser, die jüngeren mussten sie
6, 12 und 18 Uhr. Normalerweise riefen           unserem …“, zum Beispiel Pfarrer, Bürger-          herausholen und für das nächste Jahr auf-
die Kirchenglocken dazu auf. Wenn diese,         meister oder Direktor. Auch bei Kreuzen            bewahren. /
wie man sagt, in den Kartagen „nach Rom          und Bildstöcken machten die Ratscher Sta-
fliegen“, um sich den Segen des Papstes          tion. Als solche fungierten früher nur die         Text: Helga Maria Wolf
zu holen, übernehmen die Ratschen ihre           Ministranten und andere Buben. In ihre             Illustrationen: Magdalena Steiner
Funktion. Erst anno 1571 erfand Papst            temporäre Gemeinschaft musste man sich,

                                                   schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Fastenzeit / 12

                                                        Brauch & Kultur

                   PALMESEL & PASSION

                                           Fastenkrippen und Passionskonzerte –
                               künstlerische Auseinandersetzung mit dem Leidensweg Christi.

                                              –, wurde die Tradition der Passionsspiele         und Moose. Dargestellt wurde damit Gol-
                                              wiederbelebt. Herausragende Beispiele sind        gotha mit der Kreuzigungsgruppe. Unter
                                              dafür die Eibesthaler Passion und die Kirch-      dem Kreuz Christi liegt der Schädel Adams.
                                              schlager Passion, beide werden in einem           In drei darunter angeordneten Grotten sind
                                              Fünfjahresrhythmus gespielt, das nächste          Petrus mit dem Himmelsschlüssel und dem
                                              Mal im Jahr 2020.                                 Hahn („ehe der Hahn dreimal kräht …“),
                                                                                                Johannes der Täufer mit Hirtenstab und
                                                            Fastenkrippe                        Jakobsmuschel als Taufschale und Maria
                                                                                                Magdalena mit einem Salbgefäß dargestellt.
                                              Kulturgeschichtliche Fortführungen der
                                              Passionsspiele sind die sogenannten Fasten-       In den 1970er-Jahren wurde bei einem
                                              krippen, die oft in aufwendigen Szenen die        Eggenburger Flohmarkt eine besondere
                                              Leidensgeschichte darstellen. Das größte          Papierkrippe erworben: 35 Einzelelemente
                                              Verbreitungsgebiet der Fastenkrippen ist          aus Papier, vorwiegend aus alten Rech-
                                              Tirol, aber auch in Salzburg erleben diese        nungsbüchern, datiert mit 1851, sind hand-
                                              eine Renaissance sowie auch in Nieder-            koloriert und lassen sich ebenfalls zu einer
                                              österreich. Ein besonders schönes Beispiel        Passionskrippe aufstellen. Heute wird die
                                              für eine Fastenkrippe ist eine Wachsplastik,      Tradition der Fastenkrippen vor allem von
                                              die der Pfarre Bad Deutsch-Altenburg              den Krippenbauvereinen fortgeführt.
                                              gehört. Gemeinsam mit ihrem Gegenstück,
                                              der Weihnachtskrippe, dürfte sie im 18. Jahr-                        Chorgesang
                                              hundert in einer Wiener Werkstätte ausge-
   Fastenkrippe aus dem Krahuletz-Museum,
                                              führt worden sein. Mittlerweile ist sie dem       Vielfach erfolgt die Auseinandersetzung
   19. Jahrhundert. Foto: Krahuletz-Museum
                                              Dommuseum der Erzdiözese Wien als                 mit der Leidensgeschichte Christi im musi-
                                              Leihgabe überantwortet worden.                    kalischen Bereich. Für die Liturgie in der
                                                                                                Karwoche bereiten sich zahlreiche Kir-
Nach einem in diesem Jahr kurzen, wahr-       Dennoch ist der Brauch der Fastenkrippen          chenchöre im Lande vor, um diesen Höhe-
scheinlich deshalb noch intensiveren          eher im bäuerlichen und kleinbürgerlichen         punkt im Kirchenjahr würdig zu gestalten.
Fasching folgt die Fastenzeit als Vorberei-   Kreis zu suchen. Dies spiegelt sich in der        Zu den besonderen Erlebnissen eines Chor-
tung auf das Osterfest.                       Ausführung solcher Krippen wider. Im              sängers zählt aber sicher die Mitwirkung
                                              Krahuletz-Museum in Eggenburg gibt es             bei einem Passionskonzert, vielleicht sogar
Schon seit Jahrhunderten setzten sich die     zwei solcher Krippen, die aus dem                 bei der Matthäus- oder Johannespassion
Menschen mit der Leidensgeschichte Jesu       19. Jahrhundert stammen dürften. Die ver-         von Johann Sebastian Bach. /
künstlerisch auseinander, unter anderem       wendeten Materialien sind praktisch in
durch szenische Darstellungen, wie Palme-     jedem Haushalt vorhanden bzw. stammen             Text: Eva Zeindl
sel-Umzügen, Kreuztrag-Prozessionen oder      aus der Region: Holz, Papier, Papiermaché,
auch Passionsspielen. Während Erstere in      Astwerk, Glimmerplättchen, Gips, Glas,
Niederösterreich nicht mehr üblich sind –     Meeresschnecken („Weinviertler Urmeer“),
wir finden Belege aus dem 17. Jahrhundert     Landschnecken, Herzmuscheln, Flechten

                                               schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Fastenzeit / 13

                                                                                                    Begegnungsreich

                                                                                      WORTE FASTEN

      Fastenkrippen-Ausstellung und Ostermarkt im Brandlhof.

                                                                                Ein bewusstes Verzichten bereichert letztendlich.
VERANSTALTUNGSTIPPS
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                                                                                                           Die Kluft zwischen Wohlstands- und
So, 20. 3. 2016, 10.00–18.00 Uhr                                                                           Armutsgesellschaft geht weltweit
Ostermarkt im Brandlhof
                                                                                                           rasant auseinander und die Flücht-
3710 Radlbrunn 24                                                                                          lingsproblematik zeigt weitere Span-
9.30 Uhr: Palmweihe auf der Schanz in Radlbrunn                                                            nungsfelder augenscheinlicher in un-
Anschließend Prozession zur Kirche und Gottesdienst                                                        serem unmittelbaren Lebensbereich
Ausstellung von Fastenkrippen des 1. NÖ Krippenmuseums                                                     auf. Wie eine gerechte Verteilung
www.volkskulturnoe.at/brandlhof                                                                            gelingen soll, ist nicht nur eine Frage
_                                                                                                          der Entwicklungshilfe, sondern bewegt
                                                                                                           auch innerhalb der Grenzen.
Do, 17. 3.–Mo, 16. 5. 2016
Sonderausstellung: Eggenburger Krippen II –                                   Fakten zur Arbeitsmarktsituation oder Sparmaßnahmen tragen zur
Fasten-, Passionskrippen und Ostern                                           Gesamtstimmung der Bevölkerung bei. Sorge macht sich breit, ob
Krahuletz-Museum Eggenburg, 3730 Eggenburg, Krahuletzplatz 1                  der Standard gehalten wird und die zukünftigen Generationen ihr
Do, 31. 3. 2016, 19.00 Uhr                                                    Auskommen finden. Eine komplexe gesellschaftspolitische Heraus-
Filmvorführung: „30 Stunden bis zur Hinrichtung“ (ORF 1983),                  forderung gilt es hier zu bewältigen, aber sieht der einzelne Konsu-
anschließend Vortrag „Der Prozess Jesu“ aus juristischer Sicht                ment überhaupt noch realistisch, wie es ihm wirklich geht? Zeugen
mit Emer. Univ.-Prof. Dr. Peter Pieler                                        die auf ‚immer mehr‘ programmierten Sensoren nicht von einer
www.krahuletzmuseum.at                                                        weit verbreiteten Selbstverständlichkeit, die zu hinterfragen ist.
_
                                                                              Es geht nicht um ein asketisches Leben, sondern um kleine Zeichen
So, 13. 3. 2016, 15.00 Uhr                                                    des Verzichtens. Kann man sich wirklich alles wie in einem Selbst-
Passionskonzert der Altenburger Sängerknaben                                  bedienungsladen rausnehmen? Setzen wir Schritte hin zum Ein-
3591 Stift Altenburg, Abt-Placidus-Much-Straße 1
                                                                              fachen! Rufen wir Kindheitserinnerungen ab, wo Kleinigkeiten
                                                                              etwas Besonderes darstellten.
www.stift-altenburg.at
_
                                                                              Am Aschermittwoch war ich bei einer wohlhabenden Familie ein-
                                                                              geladen. Ein tiefsinniges Gespräch über das Wesentliche im Leben
So, 13. 3. 2016, 15.30 Uhr
                                                                              war die aufgetischte Köstlichkeit, und viel besser und erinnerungs-
Johannespassion
Mödlinger Singakademie unter Antal Barnás                                     würdiger als ein Heringsschmaus: Erdäpfel mit Butter.

Pfarrkirche St. Othmar, 2340 Mödling
                                                                              Unserer Wegwerfgesellschaft würde es manchmal guttun, mit dem
Karten und Informationen: karin.pilz@gmx.at                                   Sudern und Jammern auf hohem Niveau aufzuhören, geistreich
_                                                                             Worte zu fasten, um dann gestärkt aus der Stille abseits des Lärms
                                                                              festzustellen: Es geht mir gut und ich bin zufrieden! /
So, 13. 3. 2016, 15.00 Uhr
Passionskonzert des Stadtchors Klosterneuburg
                                                                              Martin Lammerhuber
Evangelische Kirche Klosterneuburg, 3400 Klosterneuburg                       martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at
Karten und Informationen: info@stadtchor.at

                                                   schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 14

                                                                 Musik & Lyrik

            GSCHICHTN AUS’N WÅLD

         Eine lyrisch-musikalische Reise durch das Waldviertel mit der Mundartdichterin Isolde Kerndl
         und Quintbrass, begleitet von Fotografien von Georg Fessl. Am 11. März im Haus der Regionen.

                                              ... den Kopf im frisch’n Wind, greifens nåch Liacht vo ob’n, ...

Der Wald – Wahrzeichen des Landesviertels          der Wald den Rohstoff Holz, Nahrung oder                      auch die zunehmende Entwicklung diverser
– steht im Mittelpunkt dieses genreüber-           einfach nur „gesunde Luft“. Tieren bietet er                  Hightech-Geräte: Harvester und Mountain-
greifenden Projektes. Vielseitig sind die          ihren Lebensraum, Schutz und Zuflucht. Im                     bikes nennen den Wald mittlerweile genau-
Aspekte, die bei den „Gschichtn aus’n Wåld“        21. Jahrhundert wird die Nutzung der Res-                     so ihre Heimat wie Eierschwammerl und
beleuchtet werden: Dem Menschen bietet             source Wald immer effizienter – das zeigt                     Rehe.

                                                    schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 15

Do stengans meine Freind, fest in an hårt’n Bod’n, ...                               Waldviertler Urgestein: Quintbrass. Foto: z. V. g

               Isolde Kerndl                             Es gibt a Fest im Wåld,                                                     Quintbrass
                                                         wånn ålles blüaht,
Isolde Kerndl ist die wohl bekannteste                   weil då im Moosbåchtål                                 Quintbrass begleitet die Reise in den Wald
Mundartdichterin des Waldviertels. Die                   net g’schlägert wird.                                  mit neuen Kompositionen und Arrange-
gebürtige Wienerin und pensionierte Lehre-                                                                      ments. Die Waldviertler Wackelsteine in
rin schreibt seit 1960 Lyrik und Kurzge-                 Da Herr vom Sägewerk                                   Sachen klingendes Blech spielen seit 25 Jah-
schichten. Sie lebt in Langschlag.                       is bös in oana Tour,                                   ren ein Repertoire, das wenige Grenzen
                                                         drum feiert der net mit,                               kennt: Ihre Musik führt quer durch alle
In Wåldviertla Wäldern                                   der gift si’ nur.                                      Stilepochen – von Barock, Klassik, Jazz und
                                                         _                                                      Improvisation bis hin zu Volksmusik, wobei
Do stengans meine Freind,                                                                                       sie immer das Augenmerk auf originelle
fest in an hårt’n Bod’n,                                 Wo de Zeit koa Tür håt                                 bzw. originalgetreue Aufführungen legen.
den Kopf im frisch’n Wind,                                                                                      Ihre persönliche Note bringen sie mit ihrem
greifens nåch Liacht vo ob’n,                            Unta meina Hollastaudn                                 eigenen Klang (Besetzung mit drei Trompe-
mit rauche Ståmm und Äst,                                Håt de Zeit koa Tür.                                   ten bzw. Flügelhörnern, zwei Posaunen und
lost’s wås s’ uns leis vazähl’n                          Durtn sitz’ i månche Stund’,                           Tuba) und vor allem mit zahlreichen Eigen-
und wias in eahnan G’red                                 håb’ koan Riegl viar.                                  kompositionen und -arrangements ein. /
a klingat Musi wähl’n.
                                                         Unta meina Hollastaudn                                 Gedichte: Isolde Kerndl
Des Motorsagl schreit und singt,                         is de Welt im Lot,                                     Fotos: Georg Fessl
es zittern meine Freind.                                 und i tram de schenste G’schicht’,
De große Fiacht’n kråcht auf d’ Erd,                     håb damit koa Not.
im Moos da Häher greint.
Des gibt a schrille Melodie,                             Wånn im Herbst de Been voll Såft,                         GSCHICHTN AUS’N WÅLD
an schauerlich’n G’sång,                                 woaß i’s dånn gånz g’wiss,                                ———————————————————
dass’s fåst a wengl angstli’ wird                        dass a ruahwigs Zeitvageh’                                Fr, 11. 3. 2016, 19.30 Uhr
a kurzes Stündl lång.                                    a nix Schlimmes is.                                       Gschichtn aus’n Wåld
                                                         _                                                         mit Isolde Kerndl (Lyrik) und Georg Fessl
Es gibt a Fest im Wåld,                                                                                            (Fotografie) und Quintbrass (Musik)
des klopft da Specht,                                    Stad                                                      Haus der Regionen
wo Jeda mit toa kau,                                                                                               3504 Krems-Stein, Donaulände 56
der feiern mecht.                                        Es streichelt da Wind sei’ Wåldviertler Grasl
                                                                                                                   Karten
Oadaxl gibt an Tånz,                                     Und gånz stad ergibt si’ des stoanige Lånd.
den schaut’s enk au,                                     Mia flieagt a Vogl vo da uråltn Föhra                     Kat. I: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00
de Drossl singt dazua                                    Und i gib im Friedn den Wolken de Hånd.                   Kat. II: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00
und a da Krau.                                           _                                                         ticket@volkskultureuropa.org

                                                          schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 16

                                                                    Christof Spörk

                        COMEBACK AUF ZEIT

               In der Reihe „Connecting Tunes“ tritt nach vielen Jahren wieder „Die Landstreich“ auf.
               Christof Spörk über das Comeback auf Zeit und seine Solokarriere als Musikkabarettist.

                                                                                                         Kann man hoffen, dass daraus doch ein
                                                                                                         dauerhaftes Comeback wird?

                                                                                                         Christof Spörk: Ich könnte mir schon vor-
                                                                                                         stellen, dass wir öfter zusammen spielen.
                                                                                                         Für einen definierten Zeitraum im Jahr.
                                                                                                         Warum nicht? Aber das Jahr über spielen
                                                                                                         und durch die Lande gondeln wie seiner-
                                                                                                         zeit? Das wird es nicht geben. Wir haben
                                                                                                         nämlich vier Berufe, vier Partner und
                                                                                                         zehn Kinder.

                                                                                                         Mit Landstreich, Global Kryner und Ihren
                                                                                                         Kabarettprogrammen waren und sind Sie
                                                                                                         auf vielen Bühnen unterwegs. In welchem
                                                                                                         Bereich fühlen Sie sich mehr zu Hause?
                                                                                                         Bei der Musik oder im (politischen)
                                                                                                         Kabarett?

                                                                                                         Christof Spörk: Weder noch. Ich bewun-
    Der Ausnahmekünstler Christoph Spörk tritt im Haus der Regionen sowohl solo als Musikkabarettist
                           als auch gemeinsam mit „Die Landstreich“ auf.                                 dere alle Menschen, die klar definierte
                                                                                                         Talente haben. Vielleicht sogar Talente, die
                                                                                                         in vordefinierte Kategorien passen. Bei mir
                                                                                                         hat der zuständige Talenteversorger bei der
Die Landstreich hat in den 1990er-Jahren               Im Jahr 2005 habt ihr euch eine unbe-             Geburt, oder war es bei der Zeugung, ein
einen eigenen Stil aus neuer Volksmusik                stimmte Pause verordnet. Was war der              wenig gezittert, sodass mein Talent sich
und Musikkabarett entwickelt. Seht ihr euch            Grund dafür und warum habt ihr euch               auf mehrere Bereiche verstreut hat. Mir
als Vorreiter in diesem Genre der neuen                über zehn Jahre später für ein Comeback           bleibt also nichts anderes über, als diese
Volksmusik?                                            auf Zeit entschlossen?                            Bereiche irgendwie zusammenzuführen.
                                                                                                         Und das Ergebnis heißt dann halt Musik-
Christof Spörk: Nicht wirklich. Wir haben              Christof Spörk: Ganz einfach. Erstmals            kabarett oder so. Die Musik ist natürlich
einfach versucht zu verwirklichen, was an              waren alle vier Landstreicher derselben           die emotionalste aller Kunstformen. Aber
kreativem Potenzial in uns gesteckt ist. Und           Meinung. Nämlich dass es großartig wäre,          das Wort, ob geschrieben oder gesprochen,
da war ein starker Hang zur Ironie stilbil-            wenn wir wieder ein paar Konzerte                 hat auch eine ungeheure Faszination für
dend, kombiniert mit einer ernsthaften Lei-            gemeinsam machen würden. Die letzten              mich.
denschaft für die Musik. Freilich hat auch             elf Jahre waren immer nur ein bis drei
jede Zeit ihre eigenen Schwingungen. Und               dieser Meinung. Aber nie alle vier. Wobei         Die (Volks-)Musik- und Kabarettszene in
die 90er waren besonders geeignet, mit                 die Vetostimme durchaus eine Wander-              Österreich ist in den letzten Jahren viel bun-
Volksmusik Neues zu versuchen.                         stimme war.                                       ter geworden. Welche Entwicklung würden

                                                        schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 17

                                                                                                              aufhOHRchen
                                                                                                              ———————————————————

Gemischtes Doppel mit Maria Stippich, Daniel Fuchsberger, Agnes Palmisano und Helmut Stippich (v. l. n. r.)
                                   am 9. April im Haus der Regionen.

Sie sich in wirtschaftlicher und künstle-                                                                     Fr, 15. 4. 2016, 19.30 Uhr
rischer Hinsicht noch wünschen?                                                                               Lieder und Weisen rund um den
                                                           CONNECTING TUNES /                                 Kreuzberg
                                                           LANDSTREICH UND IHRE
Christof Spörk: Ich will nicht zu beschei-                 KINDER                                             Volksliedforscher und Volkskundler
den wirken. Aber ich wünsche mir, dass                     ———————————————————                                Arthur Halberstadt (1874–1950) hin-
das Interesse der Menschen in diesem                                                                          terließ eine für das Semmeringgebiet
                                                           Do, 28. 4. 2016, 16.00 Uhr
Land so hoch bleibt, wie es schon ist. Die                                                                    einzigartige Liedsammlung. Eine Aus-
                                                           (19.30 Uhr ausverkauft)
Wahrheit ist, dass es in wenigen Ländern                                                                      wahl dieser musikalischen Denkmäler
                                                           Die Landstreich
Europas so viel Interesse und folglich ein                                                                    bringen Musikanten und Sänger aus dem
                                                           Die Landstreich-Musiker und -Singdrosseln          oberen Schwarzatal um Maria Ströbl
so dichtes Netz an Veranstaltern gibt wie
                                                           Edith Zimmermann, Krzysztof Dobrek,                und Tochter Barbara Ströbl (im Bild) in
in Österreich. Und die Wahrheit ist auch,
                                                           Gerhard Draxler und Christof Spörk geben           einem vielschichtigen Konzertabend zum
dass Künstler in anderen Ländern von                       im Jahr 2016 ein einzigartiges Revival.            Erklingen. Zu Gast sind: die Nasswalder
ihrer Arbeit nicht annähernd so gut leben                  _                                                  „Des tuats net“ Klarinettenmusi, Flue-
können wie ihre Kollegen in Österreich.
                                                           Do, 19. 5. 2016, 19.30 Uhr                         saune, das Kreuzberger Bläserquartett,
Oder es – anders formuliert – noch schwe-
                                                           (Achtung! Terminverschiebung)                      die „Ab und zu Sänger“, das Quartett
rer haben. /                                                                                                  Langguat, der Schwarzenberg Dreig’sang,
                                                           Dobrek Bistro
                                                                                                              Susanna Pürzl und Wolfgang Scherz
Interview: Johanna Stangl                                  Inspirierte Musik aus allen erdenklichen
                                                                                                              sowie Gabi Burian an der Zither. Durch
                                                           Ecken und Winkeln der Welt, zusam-
                                                                                                              den Abend führen Maria Ströbl und
                                                           mengefügt zu einem kompakten Sound
                                                                                                              Edgar Niemeczek.
                                                           mit Wiedererkennungseffekt. (M. Horak)
                                                                                                              _
                                                           _
                                                                                                              Do, 21. 4. 2016, 19.30 Uhr
  INFORMATION                                              Fr, 20. 5. 2016, 19.30 Uhr
                                                           Christof Spörk – Ebenholz                          Klingendes Ausseerland
  ———————————————————
  Haus der Regionen                                        Aus demselben Holz wie Spörks treue                Die Ausseer Bradlmusi ist eine der
  3504 Krems-Stein, Donaulände 56                          Klarinette ist auch die gewagte Sprung-            bekanntesten Volksmusikgruppen Öster-
                                                           schanze gezimmert, über die er sich                reichs und setzt seit über 30 Jahren die
  Karten:                                                  kopfüber in sein neues kabarettistisches           lange Tradition der Geigenmusik im Aus-
                                                           Hauptabendprogramm stürzt.                         seerland fort.
  Tel. 02732 85015
                                                           _                                                  _
  ticket@volkskultureuropa.org
  Tipp: Genießen Sie vor dem Konzert                       Karten:                                            Karten:
  ein dreigängiges Menü im Restaurant                      Kat. I: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00              Kat. I: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00
  BLAUENSTEIN inklusive Konzerteintritt                    Kat. II: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00             Kat. II: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00
  um insgesamt EUR 36,00.
                                                           Kombi-Karte für zwei Konzerte                      Kombi-Karte für beide Konzerte
  Das gesamte Programm im Haus der                         der Reihe Connecting Tunes:                        der Reihe aufhOHRchen/Region:
  Regionen finden Sie auf der Website                      Kat. I: VVK: EUR 31,00                             Kat. I: VVK: EUR 31,00
  www.volkskultureuropa.org                                Kat. II: VVK: EUR 27,00                            Kat. II: VVK: EUR 27,00

                                                          schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
aufhOHRchen / 18

                                                                   Almlieder

                                             ALMANACH

           „Wann i auf d’Alma geh’!“ heißt es am 2. April im Festspielhaus St. Pölten. Der Schriftsteller
              und Hirte Bodo Hell über die Alm als Arbeits-, Gedanken-, Natur- und Musikraum.

                                                                                                    sekeller, LatschenSchwenden Steineklauben
                                                                                                    etc., wer hilft da: Tagelöhner, Arbeitssuchen-
                                                                                                    de, Flüchtlinge?, und was könnte man oben
                                                                                                    noch brauchen: an Unterständen, Zäunen,
                                                                                                    Geräten, Vorräten, Transportmitteln etc.),
                                                                                                    das war in den Ostalpen die hohe Zeit der
                                                                                                    Sennerinnen, dieser selbständigen Frauen,
                                                                                                    also Wirtschaftstreibenden mit Hilfspersonal
                                                                                                    um sich (auch mit unehelichen Kindern), die
                                                                                                    an Maria Lichtmeß, wenn es nicht gepaßt
                                                                                                    hat, den Bauern wechseln konnten und die
                                                                                                    sich in der ArbeitsEinteilung oben nichts
                                                                                                    haben dreinreden lassen (oft sogar selbst
                                                                                                    BauernTöchter, die mit den Eltern noch per
                                                                                                    Sie waren und den Vorschriften des pater
                                                                                                    familias Paroli bieten konnten: ‚aus, hab ich
                                                                                                    gsagt, ich mache oben meine Arbeit und laß
                                                                                                    mir von Ihnen nichts anschaffen‘ so Roanhab
                                                                                                    Ida selig), unter diesem Gesichtspunkt
                                                                                                    gewinnt der Spruch ‚auf der Alm, da gibt’s ka
                                                                                                    Sünd‘ eine zusätzlich befreiende Bedeutung

                                                                                                    _Almen als Milch- und Käsealmen ohne
                                                                                                    Zufahrtsmöglichkeit und Ausschank sind
                                                                                                    heute so gut wie nicht mehr vorhanden und
                      Bodo Hell auf der Grafenbergalm. Foto: Norbert Mayr
                                                                                                    das doppelt belastete Almpersonal (via Vieh-
                                                                                                    arbeit und Fremdenverkehr) scheint ab
                                                                                                    Mitte August vielerorts überfordert (‚des
_die Wörter Alm und Alpe mit ihren mögli-         biets und bezeichnen zusätzlich zum euro-         muaßt dann aa seelisch aushaltn‘: so eine
cherweise zwei etymologischen Wurzeln             päischen Gebirgsrückgrat (eben als ‚die           Sennerin auf der Tagalm im steirischen Sat-
(nämlich 1. Allmende = Gemeindetrift, all-        Alpen‘) den Sehnsuchtsort der Tal- und            tental), die Verhältnisse im alemannischen
gemeine Weide sowie 2. von keltisch alb =         Flachlandbewohner par excellence, doch            Almbereich mit der frauenlosen Trias: Senn,
hoch, also hoher Berg, hohe Bergwiese,            auch in den BergGegenden selbst war im            Zusenn und Pfister waren wieder andere
hoher Weideplatz auf einem Berg, auch der         landwirtschaftlichen Bereich das ganze Jahr       (so verliert sich auch die Sage von der leben-
Bezug zu lateinisch albus = weiß liegt in         über die Alm (als Ort der MehrwertSchöp-          dig werdenden Gebrauchspuppe namens
Gletschernähe und angesichts so mancher           fung und sowieso an der WildnisKante gele-        Sennentunsch und der blutigen Haut des
SommerschneeÜberraschung nahe), also              gen) ein ständiges Gesprächs- und Gedan-          Sennen am Hüttendach der Schinderalm an
die 2 Wörter Alm&Alpe haften an einem             kenthema (was könnte man oben verbes-             der Grenze West/Ost zwischen Tirol und
knappen Fünftel des gesamten ö. Bundesge-         sern: Wege, Weiden, Wasserzuleitungen, Kä-        Salzburg)

                                                   schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
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                                                                                                     vollen weittragenden Tönen, Köhl Hans und
                                                                                                     Maria Walcher haben sich mit ihren präzi-
                                                                                                     sen Duos etwas rar gemacht, die Friesacher
                                                                                                     Frauenzimmer Musi (FFZM) läßt zusätzlich
                                                                                                     zum 5-Gesang ihr Steckenpaschen im Fel-
                                                                                                     senrund des Silberkars klappernd verneh-
                                                                                                     men und der niederösterreichische Ausnah-
                                                                                                     megeiger Toni Burger hat nicht nur die
                                                                                                     KarstFelsen um die Henar-Alm im Toten
                                                                                                     Gebirge immer wieder aufhorchen lassen,
                                                                                                     das muß man gehört und gesehen haben:
                                                                                                     wenn der Münchener Opernsänger Werner
                                                                                                     Bind seinen Almschrei über die Matten
                      Treffling-Maierhofweide in der Gemeinde Puchenstuben.                          erschallen läßt (‚das erste Halbjahr meiner
                                                                                                     Sängerausbildung hab ich nur Muhen dür-
                                                                                                     fen‘), dann kommen sofort alle Geißen von
                                                                                                     ihren verdeckten Ruheplätzen aufgesprun-
_dass die Sangesfreudigkeit und notenlose          hat, daß diese ihre durch Abhören und             gen den Hang herunter und auch die Hüh-
Sing- und Spielkultur mit den Gemütszu-            Nachsingen erworbene Musik ins Freie und          ner flattern im Pulk so rasch es geht auf die
ständen des Alm- und Jagdpersonals sowie           ins Wirtshaus und nicht auf die Kulturbühne       Hütten zu, wie sollte es anders sein: auch
der Besucher zusammenhingen, liegt auf der         gehört (was sie und Heli Gebauer bisweilen        wenn man den Text des klassischen
Hand, und auf diese genuinen Traditionen           selbst unterlaufen haben), sogar ihren Frie-      Abschiedslieds von der Alm nur mangelhaft
kann spätestens seit den fixierten Samm-           den mit der Hubert-von-Goiserschen, der           beherrscht und das i am Ende der ersten
lungen von Josef Pommer (444 Jodler und            Broadlahnschen und Attwengerischen Wei-           Zeile immer herüber- und hinübergezogen
Juchezer aus Steiermark und dem steirisch-         terEntwicklung geschlossen hat (Ernst             wird: der Summer is aus-iii, muaß abi ins Tal
österreichischen Grenzgebiete, Wien 1906)          Jandls den Gstanzeln nachempfundene radi-         ..., dann kann sich niemand von den an der
und Konrad Mautner (Steyerisches Raspl-            kale Stanzen hatte sie wohl nicht zu hören        Realsituation Beteiligten solcher in Strophen
werk, Wien 1910) zurückgegriffen werden,           Gelegenheit)                                      gefaßter Wehmut entziehen, allerdings eines
beides heute nach wie vor Fundgruben                                                                 ist gewiß: ein kommender Almsommer wird
für musikalische und sprachliche Ent-              _einige persönliche Bemerkungen: im Echo-         sich wieder still summend oder himmelhoch
deckungen, und daß sich die Volkslied- und         raum der Almgebiete liegt Musik sowieso in        jauchzend begrüßen lassen. /
Heimatwerke nach dem physischen Ende               der Luft, mit Wind-, Wetter- und Vogelstim-
der 3.-Reich-Generation neu und relativ            men, mit Muhen, Wiehern, Meckern, Blö-            Bodo Hell, geboren 1943 in Salzburg, lebt in Wien
unbelastet auf diesen anonymdichterischen          ken und Gackern (das Krächzen der Zirben-         und am Dachstein. Prosa, Radio, Theater, Schrift
                                                                                                     im öffentlichen Raum, Text-Musik-Performances,
Schatz wiederbesinnen konnten und Neu-             häher wird nur von Ornithologen als Gesang        Essays zur bildenden Kunst, Fotos, Film, Ausstel-
herausgaben gestartet haben, kommt der             von Singvögeln bezeichnet und das WarnZi-         lungen, Almwirtschaft.
gegenwärtigen und nächsten Generation              schen der Kreuzottern wird man auch nicht
innerhalb der belebenden Berührungszone            gleich nach den ersten Takten freudig begrü-
zu Jazz, improvisierter und außereuropä-           ßen), verständlich: das Gehör der Almleute
ischer Musik zugute (da wäre eine erkleck-         ist durchs Hinlosen auf die Kuhglocken, auf         aufhOHRchen
liche Namensliste junger und jüngster Stim-        das Kollern der Birkhähne (als standorttreue        IM FESTSPIELHAUS
men und Musikantinnen zu nennen)                   Herbstboten) und auf eventuelle SchafRufer          ———————————————————
                                                   unterwegs einigermaßen geschärft, an                Sa, 2. 4. 2016, 19.30 Uhr
_die traditionellen Sänger und Sängerinnen         gelernten Juchitzern auf den Dachsteinal-           „Wann i auf d’Alma geh‘!“
(etwa um das Hauser Sängertreffen herum,           men wäre etwa der Brandlbauer senior zu             Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
das ja auch im Schneeberggebiet gastierte,         nennen (der sein Ankommen ganz traditio-            3100 St. Pölten
oder um verwandte Salzburger, ober-, nie-          nell so ankündigt), Friener Georg und Clau-         Alma, Citoller Tanzgeiger, ausgfuXt,
derösterreichische und sogar Wiener Initia-        dia pflegen sich beim Abgang in gemessener          Chor der Chorszene Niederösterreich.
tiven – ‚Karl Nagl und Trude Mally schauts         Entfernung noch einmal umzudrehen und
oba‘), die meisten dieser Traditionssänger         wehmütig zurückzujodeln, der Alphornist             Karten:
haben, wenn auch manchmal zähneknir-               Fritz Mosshammer hat sowohl das hölzerne            Tel. 02742 908080 600
                                                                                                       www.festspielhaus.at
schend, die freizügige Wiederbelebung der          wie das tragepraktische CarbonTeleskopAlp-
‚Volks‘Musik (die ja eo ipso von niemandem         horn dem Echo-Rund der Großpolje (slowe-            Ermäßigte Karten für Mitglieder der
‚gepachtet‘ werden kann) schlußendlich             nisch: Rieseneinbruchsbecken im Karst) um           Regionalkultur Niederösterreich:
begrüßt, so wie etwa die Steiner Gretl aus         die Almhütten ausgesetzt, sowohl in                 office@volkskulturnoe.at
der Ramsau selig, die stets darauf bestanden       düsteren Anklinggeräuschen als auch in              Tel. 0664 8208594

                                                    schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
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