KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
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Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . März/April 2016 schaufenster KULTUR.REGION Ostern Haus der Regionen / Programmvielfalt . Musikschulen / prima la musica Museen / Angebote für Kinder und Jugendliche . ÜberLeben in der Region / Ins Gai fahren P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
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EinBlick / 3 Wesentlich im Alltag: DER GUTE TON Qualitätsvolles Artikulieren und Handeln auf der einen sowie die Fähigkeit und Bereitschaft zum Verstehen auf der anderen Seite sind der Kern eines kultivierten Zusammenlebens. Der Weg dorthin erfordert umfassende Bildung. Zeitgleich mit dem Beginn des Frühlings starten auch die Betriebe sich diese vielleicht als Plattitüde. Umgekehrt wiederum kann der der Kultur.Region.Niederösterreich wieder ihre rege Veranstaltungs- exzellenteste Inhalt in einer das Gehör und die Auffassungsbereit- tätigkeit, ob im Haus der Regionen mit dem Schwerpunkt Istrien, schaft enervierenden Weise vorgetragen werden. Wir alle kennen den Kamingesprächen und bewährten Reihen wie „aufhOHRchen“ die wenig schmeichelhaften Attribute, wonach dem Sprechen die oder „Connecting Tunes“, ob im Festspielhaus St. Pölten mit dem Wirkung eines Glasschneiders, eines Maschinengewehrs oder einer Landespreisträgerkonzert „prima la musica“, ob mit dem Saison- Schlaftablette zugeschrieben wird. Zudem signalisiert oft schon die start im Museumsdorf Niedersulz und am Brandlhof in Radl- Sprachmelodie, ob mit dem gesprochenen Wort Kritikfähigkeit brunn oder mit dem NÖ Museumstag in Langenlois. Dazu kommen und Dialogbereitschaft mitgeliefert werden. die zahlreichen Vermittlungsangebote der Kreativakademien, des Musikschulwesens, des Museumsmanagements oder des Bildungs- Jedenfalls gehört auch das Ausbilden der Stimme zum Programm und Heimatwerks. Gemeinsam sind all diesen Veranstaltungen einer umfassend zu verstehenden Kulturarbeit, ob nun ein künstle- eine Idee, ein Motiv und ein Ziel: Kulturelles aus und für die risches Niveau angestrebt wird oder bloß die Alltagstauglichkeit Regionen auf hohem Niveau zu initiieren, zu fördern und zu erreicht werden soll. Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang präsentieren. Ganz in diesem Sinn versteht sich die Kulturarbeit sind allerdings damit unerlässlich verbundene Fähigkeiten wie das der Kultur.Region.Niederösterreich im Einklang mit der Kultur- Zuhören und das Verstehen. Übrigens: Solche Kompetenzen kön- strategie des Landes. nen in weiterer Folge auch zur Orientierung in den sogenannten sozialen Netzwerken beitragen wenn es darum geht, Antworten auf Wenn es um das Ausbilden der verschiedensten Kulturtechniken die oft massenhaft verbreiteten und nicht selten anonymen Bot- geht, dann spielt wohl auch der gute Ton eine besondere Rolle. schaften zu finden. Viele vor allem Jüngere meinen schon, was da Gemeint ist damit nicht allein das Spielen der vielen Musikinstru- so alles gepostet wird, glaubt ja sowieso niemand. Aber das ist eine mente, sondern auch die Melodie der Sprache. Erinnert sei an andere Geschichte. Arthur Schopenhauers Zitat, wonach der Stil ein genauer Abdruck der Qualität des Denkens sei. Das kann, muss aber nicht immer so Dorli Draxler, Edgar Niemeczek sein, denn beim Nachlesen einer glänzend dozierten Rede enthüllt schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Top-Termine / 4 März/April 2016 TOP-TERMINE STIMMEN HÖREN WANN I AUF D’ALMA GEH’ —————————————————— —————————————————— Do, 17. 3. 2016, 19.30 Uhr: Sa, 2. 4. 2016, 19.30 Uhr Christina Zurbrügg & Band aufhOHRchen im Sa, 9. 4. 2016, 19.30 Uhr: Festspielhaus St. Pölten Gemischtes Doppel mit Agnes Palmisano 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 2 —————————————————— Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Ein großartiges Konzert mit dem Schwer- —————————————————— punkt Almlieder erwartet die Gäste im Festspielhaus St. Pölten. In kaum einer anderen musikalischen PRIMA LA MUSICA Gattung steht die menschliche Stimme Umgeben von unberührter Natur und —————————————————— so sehr im Vordergrund wie beim Jodeln. schöner Landschaft, geschützt vor sozialer Sa, 23. 4. 2016, 14.00 Uhr Anstimmen, dazustimmen, zusammen- Kontrolle, doch belastet von harter Arbeit Landespreisträgerkonzert hören: Der Mensch ist Instrument und – das sind die Grundlagen für den Senner Festspielhaus St. Pölten Zuhörender zugleich. Eine Stimme singt oder die Sennerin, wenn sie von Mai bis 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 2 an, die nächste setzt ein, Harmonie September „auf die Alm gehen!“. Musika- —————————————————— entsteht. Christina Zurbrügg leitet seit lisch präsentiert werden die Almlieder von Niederösterreichs größte Talente auf die vielen Jahren Jodel-Workshops und wird den Citoller Tanzgeigern, den Ensembles Bühne! Beim traditionellen Preisträger- beim Konzert im Haus der Regionen Alma und ausgfuxt und dem Chor der konzert prima la musica präsentieren einen Jodel-Crash-Kurs geben. Chorszene Niederösterreich. ausgewählte Wettbewerbspreisträger Agnes Palmisano, Maria Stippich, Helmut ————— Auszüge aus ihrem Programm. Stippich und Daniel Fuchsberger gehen Das Konzert bildet damit den Höhepunkt in ihrer jungen Formation Gemischtes Karten und feierlichen Abschluss des NÖ Landes- Doppel weit über die Kunst des Dudelns Festspielhaus St. Pölten wettbewerbs prima la musica, der im hinaus. Sie verbindet die Liebe für den Tel. 02742 908080 600 März im Festspielhaus St. Pölten über Wiener Koloraturjodler einerseits und www.festspielhaus.at die Bühne geht. eine geübte Rückhand für musikalische Der Eintritt ist frei! Improvisationen andererseits – Quer- Ermäßigte Karten für Mitglieder der ————— schläger zwischen Tradition und Moderne Regionalkultur Niederösterreich: inklusive. office@volkskulturnoe.at Information Tel. 0664 8208594 ————— Musikschulmanagement Niederösterreich Tel. 02742 9005 16890 (Julia Pfeiffer) Karten julia.pfeiffer@musikschulmanagement.at Tel. 02732 85015 www.musikschulmanagement.at ticket@volkskultureuropa.org www.volkskultureuropa.org schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Inhalt / 5 März/April 2016 INHALT Ostern Mostviertel Internationaler Museumstag 6/ Österliche Landschaft 22 / Musikantenwallfahrt 38 / Museumsfrühling —————— —————— —————— Galerie der Regionen Mostviertel Schaudepots 9/ Frühlingsgefühle 23 / wieder aufhOHRchen in 39 / Geschirr-Museum —————— St. Valentin und Waidhofen Wilhelmsburg Brauch —————— —————— 10 / Ratschen Industrieviertel Museumsdorf Niedersulz —————— 24 / Drechslerwerkstatt 40 / Saisoneröffnung Fastenzeit in Altlengbach —————— 12 / Fastenkrippen —————— Museumsdorf Niedersulz und Passionen Interview 42 / Pferdekraft —————— 26 / Hermann Dikowitsch —————— Kolumne —————— Kultur.Region 13 / Beziehungsreich Bildungs- und Heimatwerk 44 / Sommerkurse —————— 28 / Leichter Lesen —————— Haus der Regionen —————— Kolumne 14 / Gschichtn aus’n Wåld Kreativakademie 45 / Zwischen Himmel —————— 30 / Kreativität als Vorteil und Erde Haus der Regionen —————— —————— 16 / Programmübersicht Musikschulen Nachschau —————— 32 / Die Jury 46 / Trachtenball 2016 aufhOHRchen im Festspielhaus —————— —————— 18 / Bodo Hell über Almlieder Auslage Kultur.Region —————— 34 / Bücher & CDs 49 / Intern & Nachschau Überleben in der Region —————— —————— 20 / Ins Gai fahren Museen Kolumne —————— 36 / Kinderangebote 50 / Die letzte Seite Haus der Regionen —————— —————— 21 / Kremser Kamingespräche —————— IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Dachmarketing: Martin Lammerhuber, Produktionsleitung: Mag. Marion Helmhart. Redaktionsteam: Dr. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Markus Kiesenhofer, MA, Mag. Barbara Kohl, Victoria Lendvai, DI Claudia Lueger, Miriam Molin Pradel, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Tina Schmid, Mag. Andreas Teufl, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Eva Zeindl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Bodo Hell, MMag. Wolfgang Ch. Huber, Mag. Eva-Maria Speta, Prof. Dr. Helga Maria Wolf. Eigentümer/Medieninhaber: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@kulturregionnoe.at, www.kulturregionnoe.at. Geschäftsführer: Prof. Dorothea Draxler, Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Martin Lammerhuber. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Geschäftsführung: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler, Martin Lammerhuber. Artikel- übernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Informa- tion und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederöster- reich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Cover: Manfred Horvath schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Ostern / 6 Sakrallandschaft HEILIGE BERGE Heilige Berge, Christus in der Rast und Leidenswerkzeuge: österliche Zeichen in der Landschaft. Mit Donaublick – Kreuzgruppe des ehemaligen Servitenklosters in Schönbühel. schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Ostern / 7 Stiegenaufgang, Detail, Stift Lilienfeld. Kalvarienberg Stift Heiligenkreuz mit Barockstatuen von Josef Schnitzer. Den wenigsten mag bewusst sein, wie stark oberhalb von Locarno am Schweizer Nord- In Maria Lanzendorf legte der Franziskaner- die niederösterreichische Landschaft auch ufer des Lago Maggiore zählt dazu. In den mönch Franz Felix Nüring ab 1699 neben heute noch eine Sakrallandschaft ist. Zu Kapellen entlang des Weges sind es Gruppen der von seinem Orden betreuten Wallfahrts- einer Zeit, in der Prozessionen und Wall- aus lebensgroßen Figuren, die zumeist mit kirche einen solchen Kalvarienberg an. Er fahrten einen wichtigen Teil des kirchlichen überaus lebendiger Mimik und Gestik aus- war übrigens das Vorbild für den heute Lebens einnahmen, wurden landauf, landab gestattet sind. Da im 17. Jahrhundert das wesentlich bekannteren in Eisenstadt. Wegmarken errichtet, die als Ziele einer kirchliche Bau- und Dekorationswesen in solchen Prozession dienen konnten oder Österreich fest in der Hand von Künstlerfa- Sakrallandschaft den Vorbeireisenden zu kurzer Andacht und milien war, die genau aus dieser Region Einkehr einladen sollten. Vieles ist im Lauf stammten (man denke an die Carlone, Spaz- Rund um Wallfahrtskirchen entstehen so der Zeit durch Vernachlässigung wieder zio und d’Allio), ist eine direkte Beeinflus- ganze Sakrallandschaften. Wenn man den verschwunden, doch mit ein bisschen Auf- sung hier sehr wahrscheinlich. Tatsächlich Kreuzweg von Gutenstein gehen will, muss merksamkeit wird man diese Zeugnisse erleben Kreuzweg- und Kalvarienberganla- man bereits den Aufstieg vom Ort auf den einer tief verwurzelten religiösen Alltagskul- gen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Mariahilfberg zurückgelegt haben. Dies tut tur auch heute noch finden. hierzulande ihre größte Konjunktur. man traditionellerweise auf dem „Wurzel- weg“, wo sieben (ehemals 13) Bildstöcke das Kreuzwege und Kalvarienberge haben ihren Manchmal bietet die Naturlandschaft Marienleben Revue passieren lassen. Auf Ursprung in der Idee, Gläubigen, denen eine Voraussetzungen, die schon mit geringem dem Hochplateau führt dann ein Weg hinter Reise ins Heilige Land nicht möglich war, Aufwand die Gestaltung von beeindru- der Kirche im dichten Wald von Station zu durch eine Nachbildung der wichtigsten ckenden Wegmarken ermöglicht. Die 1730 Station, um schließlich bei der auf einem Pilgerstätten auch hierzulande die Möglich- datierte Kreuzigungsgruppe von Pillersdorf schroffen Felsvorsprung gelegenen Grab- keit zu geben, in den Genuss eines solchen bei Retz, die durch ihre einsame Lage in der Christi-Kapelle zu enden. Alle diese Anla- Heilserlebnisses und der damit verbundenen Weinviertler Hügellandschaft schon von gen wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts Ablässe zu kommen. weitem beeindruckt, ist dafür ein schönes zur Ergänzung der älteren Wallfahrtskirche Beispiel. Einen Heiligen Berg gibt es auch in angelegt und zeigen, wie lebendig das Wall- Kalvarienberg Staatz bei Mistelbach. Hier wurde ein mittel- fahrtswesen damals, bis zum abrupten Bruch alterlicher Haushügel gegenüber der mar- durch die Kirchenreformen Josephs II. war. Ihre großen Vorbilder haben die heimischen kanten Staatzer Klippe für die Anlage eines Kalvarienberge in den „Heiligen Bergen“, Kalvarienbergs genutzt: Das kriegerische Der einstmals hochberühmte Kalvarienberg den „Sacri Monti“, der oberitalienischen Element, verkörpert durch die stark befe- von Baden ist heute kaum bekannt, da er Regionen Piemont und Lombardei. Seit dem stigte Burg, und das friedvoll-heilsbringende gänzlich im Kurpark aufgegangen ist. Den 16. Jahrhundert entstanden diese Anlagen liegen hier also in Blickweite einander wenigsten ist bewusst, dass der Hausberg an markanten Erhebungen, von monumen- gegenüber. der Kurstadt den alten Namen Kalvarien- talen Gipfelkapellen bekrönt. Die bekann- berg trägt. 1704 ließ der Stadtrichter testen sind die von Varallo, Varese oder Orta Wenn kein natürlicher Hügel vorhanden Michael Schlachtner diese aufwendige Anla- San Giulio, auch die Madonna del Sasso war, wurde einfach ein künstlicher errichtet. ge errichten, knapp bevor ihn am 12. Mai schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Ostern / 8 Blick vom ehemaligen Servitenkloster Schönbühel Osterputz für den Kalvarienberg Stift Lilienfeld. Am Ende der Kellergasse erhebt sich die über die Donau. Als Vorbild diente die Scala Santa in Rom. Kreuzigungsgruppe von Pillersdorf im Weinviertel. des gleichen Jahres „der Tod geschlachtet, Hügel führenden Verbindungsstraße zwi- auf dass er tauglich wäre zu dem Himm- schen Klosterneuburg und Weidling befin- lischen Abendmahl“, wie es seine Grabin- det, dort wo der Weg ins Tal abzweigt und schrift verkündet. Heute existieren noch die eine Terrasse den Blick weit in die Land- fünf Wegkapellen und die gut im Wald ver- schaft über Wien eröffnet. Das Wegkreuz steckte Gipfelkapelle mit einer monumen- birgt ein Relief von 1525 und umgibt es mit talen Kreuzigungsgruppe, unter der man einer volkstümlichen Darstellung der Lei- Christus im Grab liegen sieht. Im neueren denswerkzeuge, der „Arma Christi“. Die Teil des Parks huldigt man mittlerweile klassischen Arma sind die Lanze, der auf anderen Göttern: Ludwig van Beethoven einen Stock gesteckte Schwamm, Dornen- wird in einem 1927 errichteten Tempel ver- krone, Nagel und die Zange der Kreuzab- In Maria Lanzendorf wurde der Kalvarienberg ehrt und am Eingang regiert im Spielcasino nahme. Doch ihre Zahl war nicht festgelegt, neben der Wallfahrtkirche künstlich angeschüttet. die Göttin Fortuna. im Laufe der Zeit wurden die Leidenswerk- zeuge immer mehr. Und so wird man auf Christus in der Rast den Sandsteinreliefs des Schwarzen Kreuzes auch die Geißel finden, daneben Würfel und Aber auch abgesehen von den monumen- Rock, den Hahn (bevor der Hahn kräht, talen Kalvarienbergen wird man im Land an wirst du mich dreimal verleugnen) und vielen Orten auf Symbole treffen, die auf die Münzen (für die 30 Silberlinge). Ein wich- Passion Christi verweisen. Auf zahllosen tiges Symbol, das hier sehr prominent plat- INFORMATION Bildstöcken und Wegkreuzen sind sie zu ziert ist, ist die Vera Icon („Wahres Antlitz“), ——————————————————— finden. Oft begegnet man dem „Schmer- der Abdruck des Gesichts Christi auf dem Wer auf eigene Faust das Land entdecken zensmann“, einer Darstellung des geschun- Schweißtuch der Veronika. Dieses wird bis will, dem gibt www.marterl.at überaus denen (aber nicht toten!) Heilands, die ihren heute als eine der wichtigsten Reliquien von reiches Material zur Hand. Zahlreiche Ursprung in der spätmittelalterlichen Mystik St. Peter in Rom verehrt. Der Name dieser ehrenamtliche Flurdenkmalforscherinnen hat. Eine Spielart ist der „Christus in der durch und durch legendären Frau, die Chri- und -forscher befüllen diese Seite und Rast“, ein sitzender Christus mit Klagege- stus auf dem Weg nach Golgatha das Gesicht sind dabei, eine umfassende Topographie stus, den Körper oft über und über von abgetrocknet haben soll (in der Bibel findet der Volksfrömmigkeit zu schaffen. Blutspritzern bedeckt. sie keine Erwähnung), ist übrigens nicht anders als durch Silbenverdrehung von „vera Die „Heiligen Berge“ haben sich Schwarzes Kreuz Ikon“ – Veronika entstanden / europaweit zu der Gemeinschaft www.sacrimonti.net zusammenge- Wie groß die Erzählfreude mitunter ist, sei Text: Wolfgang Ch. Huber schlossen, deren Website eindrucksvoll am Beispiel des „Schwarzen Kreuzes“ doku- Fotos: Manfred Horvath zeigt, wie dieser Bautyp im gesamten mentiert, das sich an der alten, über den christlichen Europa verbreitet ist. schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Galerie der Regionen / 9 Feine Ware FRÜHLINGSGEFÜHLE Frische Farben und filigrane Ostereier kündigen den Frühling an. UR ab E 6,– Ostereier mit geometrischen Mustern, Blümchen oder Scherenschnittarbeiten aus dem Weinviertel. Goldhaubendamen: aufwendig in Handarbeit verziert Eine österliche Grußkarte ist eine gute Gelegenheit, von Kunsthandwerkerinnen aus der Wachau. einen Gruß nachzuholen, der zu Weihnachten Im Jahr 1923 gründete der Wiener Ludwig Ab EUR 6,00 vergessen wurde. EUR 10,– Weinbrenner die „Tonindustrie Scheibbs“. Heute wird Scheibbser Keramik – vor allem Gebrauchs- gegenstände in Handarbeit – in der Werkstätte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen erzeugt, betreut von der Lebenshilfe NÖ. ab E U Schälchen EUR 4,70, großer Krug EUR 40,00. 11,– R GALERIE DER REGIONEN ——————————————————— Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 Öffnungszeiten: Di–Sa 10.00–12.00 und 13.00–18.00 Uhr, an Veranstaltungstagen bis 21.00 Uhr In der Galerie der Regionen sind auch Die weltbesten Flachsqualitäten kommen aus Westeuropa. So ist es dann auch logisch, dass traditionelle Eintrittskarten für alle Veranstaltungen Leinenerzeuger aus Irland, Frankreich und Deutschland kommen. Wie das Familienunternehmen Driessen aus Osthessen. Qualität zum Anfassen – im wahrsten Sinne des Wortes. Neu in der Galerie der Regionen! im Haus der Regionen erhältlich. Zum Beispiel Läufer, Pölster und Geschirrtücher – wie etwa der Hühnerhof, ab EUR 11,00 schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Bräuche / 10 Ratschen ENGLISCHER GRUSS Seit 2015 steht der vorösterliche Lärmbrauch auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes. Die Ratsche – ein sogenanntes Friktionsinstrument. Genau 40 Jahre vorher, 1975, hatte der lung von Traditionen fördern. Das öster- mehr als 30 verschiedene Modelle her, Volkskundler Werner Galler geschrieben: reichische Verzeichnis zählt derzeit 86 Ein- wobei die Anregungen von einer Diplom- „Zumeist von Gründonnerstagabend bis tragungen in fünf Kategorien. Das Ratschen arbeit aus Niederösterreich stammten. Karsamstagabend ziehen die Ratscher- fällt in drei davon: mündlich überlieferte buben durch die Gemeinden, und wohl Traditionen und Ausdrucksformen; gesell- Werner Galler nennt eine Reihe verschie- kaum irgendwo ist ihr Treiben so bunt, sind schaftliche Praktiken, Rituale und Feste; dener Typen der „Friktionsinstrumente, ihre Bräuche so vielfältig wie bei uns in traditionelle Handwerkstechniken. Es fin- welche durch Gleiten eines Schallbrettes, der Niederösterreich.“ det sich in allen neun Bundesländern, der Flauder, über eine Zahnradwalze, die Riffel, Antrag kam aus der Steiermark. Der Ini- schnarrende und knatternde Geräusche Die Aufnahme in die Liste des Immateriel- tiator, Tischlermeister Franz Ederer aus erzeugen. Vorläufer der Ratsche dürfte das len Kulturerbes soll die Erhaltung, Bekannt- St. Kathrein am Offenegg, ist einer der letz- hölzerne Klangbrett gewesen sein, das heute machung, Weitergabe und Weiterentwick- ten Ratschenbauer Österreichs. Er stellt sowohl beim Gottesdienst der Kartage als schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Bräuche / 11 so Werner Galler, „wie bei Burschenverbän- den manches Mal regelrecht mit Alkoholi- ka und Rauchwaren einkaufen, es gab auch verschiedentlich Ausscheidungskämpfe im Laufen, ,Schreien‘ oder Spruchaufsagen und Raufen.“ Ihr Anführer war der Natter (von lat. Gubernator). Der Obernatter oder Meister teilte die Gruppen ein und gab den Einsatz, indem er sein Gerät oder einen Stab hob. Die Subkultur der Buben sah gemeinsames Nächtigen und eine Hierar- chie vor. Je nach dem Alter gliederten sie sich in kleine, mittlere und große Ratscher, dann stiegen sie zum „Nachsteher“ (Unter- Burschenverbände mit Hierarchien und Freude am Lärm. natter) und Obernatter auf. Der Dienst begann mit 14 und endete mit 16 Jahren, wenn sie in die Gruppe der Burschen wech- auch vereinzelt neben den Ratschen … ver- Pius V. die heute übliche Form des Angelus, selten. Seit dem ausgehenden 20. Jahrhun- wendet wird.“ Zunächst waren wohl Ham- der aus mehreren Gebeten besteht. Darauf dert üben auch Mädchen den Brauch aus, merklappern in Gebrauch. Drehklappern – nehmen die Sprüche Bezug, welche die wodurch sich alte Elemente verändert hölzerne Ratschen mit Drehwalzen und Ratscherkinder in einer Art Sprechgesang haben. Galler schrieb 1975: „Die Ratscher- federnden Aufschlagbrettchen – werden mit rufen: „Wir ratschen, wir ratschen den Eng- buben sind eine exklusive Organisation. Sie der Hand oder mithilfe einer Kurbel gedreht. lischen Gruß, den jeder katholische Christ besitzen Aufenthaltsorte, in welche sie Neben den kleinen Fahnenratschen gibt es beten muss. Kniet’s nieder, kniet’s nieder, andere Kinder nicht hineinlassen … Der fahrbare Schubkarrenratschen. fallt’s auf die Knie, bet’s ein Vaterunser und offizielle Grund fürs (gemeinsame) Über- drei Ave-Marie.“ Oft variierten die Sprüche nachten liegt darin, dass der Vorratscher Turmratschen nach dem Zeitpunkt. So lauteten sie man- beim Frühratschen die Buben beisammen cherorts am Gründonnerstag „Wir ratschen hat, andererseits handelt es sich um einen Im Mittelalter riefen in den Kirchtürmen die Todesangst Christi“, am Karfreitag „Wir Mordsspaß mit heimlichem Rauchen und große hölzerne Schallgeräte mit Hämmern ratschen das bittere Leiden und Sterben Trinken …“ („Karfreitagsglocken“) zu den Karwochen- unseres Herrn Jesu Christi“. Die Geräte, die Liturgien. Die Turmratsche in der Wiener am Donnerstag mit Heiligenbildern, Buchs- Ratscherlohn Michaelerkirche ist 1,81 Meter lang, 69 zweigen und Bändern aus buntem Krepp- Zentimeter breit, 32 Zentimeter hoch und papier geschmückt waren, erhielten am Ein weiteres Brauchelement war zu Ostern verfügt über 20 Hämmer. 2007 wurde das Todestag schwarze Schleifen. Besonders das Abklappern der Häuser. Mit einem Lärminstrument aus dem Jahr 1910 revita- eindrucksvoll war das noch in den 1990er- geschmückten Korb heischten die Buben lisiert. Leopold Schmidt meinte in seiner Jahren in Hohenau an der March, wo ein Lebensmittel, die sie aufteilten, gemeinsam „Volkskunde von Niederösterreich“, dass Schuldirektor mit mehr als 160 Kindern verkochten und aßen, oder sie verkauften die Turmratschen möglicherweise nach übte, die dann in wohlgeordneten Gruppen einen Teil der Eier beim Händler. Beim dem Konzil von Trient (1545–1563) durch durch die Straßen zogen. Bitten um den Ratscherlohn gab es eindeu- die kleinen Geräte abgelöst wurden, mit tige Aufforderungen, wie „Wir ratschen, denen die Ministranten umherzogen: „Mit Den Kreis bilden wir ratschen zur Pumpermetten, alte Wei- abnehmender Frömmigkeit wuchs die ber steht’s auf und backt’s Osterflecken!“ Freude am Lärm, an der Gruppe … ein Meist dreimal täglich gingen die Gruppen oder „Die Ratscherbuben täten bitten um auch auf anderen Gebieten immer wieder- mit ihren Lärmgeräten auf bestimmten Geld, Eier, Flecken und einen goldenen kehrender Vorgang.“ Routen durch die Orte. Vor manchen Häu- Wecken“. In Neu-Nagelberg im Waldviertel sern blieben sie stehen, um ihren Spruch zu ging die Gruppe am Karsamstag zu einem Die Ratscherkinder erinnern an die Gebets- „schreien“. Es galt als Ehre, wenn vor einem Teich, wobei die Kleinen die Ratschen tru- zeiten für den „Engel des Herrn“, auch Haus der „Kreis“ gebildet und gerufen gen. Die großen Buben warfen die Geräte Englischer Gruß oder Angelus genannt, um wurde: „Der Kroas, der Kroas der gehört ins Wasser, die jüngeren mussten sie 6, 12 und 18 Uhr. Normalerweise riefen unserem …“, zum Beispiel Pfarrer, Bürger- herausholen und für das nächste Jahr auf- die Kirchenglocken dazu auf. Wenn diese, meister oder Direktor. Auch bei Kreuzen bewahren. / wie man sagt, in den Kartagen „nach Rom und Bildstöcken machten die Ratscher Sta- fliegen“, um sich den Segen des Papstes tion. Als solche fungierten früher nur die Text: Helga Maria Wolf zu holen, übernehmen die Ratschen ihre Ministranten und andere Buben. In ihre Illustrationen: Magdalena Steiner Funktion. Erst anno 1571 erfand Papst temporäre Gemeinschaft musste man sich, schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Fastenzeit / 12 Brauch & Kultur PALMESEL & PASSION Fastenkrippen und Passionskonzerte – künstlerische Auseinandersetzung mit dem Leidensweg Christi. –, wurde die Tradition der Passionsspiele und Moose. Dargestellt wurde damit Gol- wiederbelebt. Herausragende Beispiele sind gotha mit der Kreuzigungsgruppe. Unter dafür die Eibesthaler Passion und die Kirch- dem Kreuz Christi liegt der Schädel Adams. schlager Passion, beide werden in einem In drei darunter angeordneten Grotten sind Fünfjahresrhythmus gespielt, das nächste Petrus mit dem Himmelsschlüssel und dem Mal im Jahr 2020. Hahn („ehe der Hahn dreimal kräht …“), Johannes der Täufer mit Hirtenstab und Fastenkrippe Jakobsmuschel als Taufschale und Maria Magdalena mit einem Salbgefäß dargestellt. Kulturgeschichtliche Fortführungen der Passionsspiele sind die sogenannten Fasten- In den 1970er-Jahren wurde bei einem krippen, die oft in aufwendigen Szenen die Eggenburger Flohmarkt eine besondere Leidensgeschichte darstellen. Das größte Papierkrippe erworben: 35 Einzelelemente Verbreitungsgebiet der Fastenkrippen ist aus Papier, vorwiegend aus alten Rech- Tirol, aber auch in Salzburg erleben diese nungsbüchern, datiert mit 1851, sind hand- eine Renaissance sowie auch in Nieder- koloriert und lassen sich ebenfalls zu einer österreich. Ein besonders schönes Beispiel Passionskrippe aufstellen. Heute wird die für eine Fastenkrippe ist eine Wachsplastik, Tradition der Fastenkrippen vor allem von die der Pfarre Bad Deutsch-Altenburg den Krippenbauvereinen fortgeführt. gehört. Gemeinsam mit ihrem Gegenstück, der Weihnachtskrippe, dürfte sie im 18. Jahr- Chorgesang hundert in einer Wiener Werkstätte ausge- Fastenkrippe aus dem Krahuletz-Museum, führt worden sein. Mittlerweile ist sie dem Vielfach erfolgt die Auseinandersetzung 19. Jahrhundert. Foto: Krahuletz-Museum Dommuseum der Erzdiözese Wien als mit der Leidensgeschichte Christi im musi- Leihgabe überantwortet worden. kalischen Bereich. Für die Liturgie in der Karwoche bereiten sich zahlreiche Kir- Nach einem in diesem Jahr kurzen, wahr- Dennoch ist der Brauch der Fastenkrippen chenchöre im Lande vor, um diesen Höhe- scheinlich deshalb noch intensiveren eher im bäuerlichen und kleinbürgerlichen punkt im Kirchenjahr würdig zu gestalten. Fasching folgt die Fastenzeit als Vorberei- Kreis zu suchen. Dies spiegelt sich in der Zu den besonderen Erlebnissen eines Chor- tung auf das Osterfest. Ausführung solcher Krippen wider. Im sängers zählt aber sicher die Mitwirkung Krahuletz-Museum in Eggenburg gibt es bei einem Passionskonzert, vielleicht sogar Schon seit Jahrhunderten setzten sich die zwei solcher Krippen, die aus dem bei der Matthäus- oder Johannespassion Menschen mit der Leidensgeschichte Jesu 19. Jahrhundert stammen dürften. Die ver- von Johann Sebastian Bach. / künstlerisch auseinander, unter anderem wendeten Materialien sind praktisch in durch szenische Darstellungen, wie Palme- jedem Haushalt vorhanden bzw. stammen Text: Eva Zeindl sel-Umzügen, Kreuztrag-Prozessionen oder aus der Region: Holz, Papier, Papiermaché, auch Passionsspielen. Während Erstere in Astwerk, Glimmerplättchen, Gips, Glas, Niederösterreich nicht mehr üblich sind – Meeresschnecken („Weinviertler Urmeer“), wir finden Belege aus dem 17. Jahrhundert Landschnecken, Herzmuscheln, Flechten schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Fastenzeit / 13 Begegnungsreich WORTE FASTEN Fastenkrippen-Ausstellung und Ostermarkt im Brandlhof. Ein bewusstes Verzichten bereichert letztendlich. VERANSTALTUNGSTIPPS ——————————————————————————————— Die Kluft zwischen Wohlstands- und So, 20. 3. 2016, 10.00–18.00 Uhr Armutsgesellschaft geht weltweit Ostermarkt im Brandlhof rasant auseinander und die Flücht- 3710 Radlbrunn 24 lingsproblematik zeigt weitere Span- 9.30 Uhr: Palmweihe auf der Schanz in Radlbrunn nungsfelder augenscheinlicher in un- Anschließend Prozession zur Kirche und Gottesdienst serem unmittelbaren Lebensbereich Ausstellung von Fastenkrippen des 1. NÖ Krippenmuseums auf. Wie eine gerechte Verteilung www.volkskulturnoe.at/brandlhof gelingen soll, ist nicht nur eine Frage _ der Entwicklungshilfe, sondern bewegt auch innerhalb der Grenzen. Do, 17. 3.–Mo, 16. 5. 2016 Sonderausstellung: Eggenburger Krippen II – Fakten zur Arbeitsmarktsituation oder Sparmaßnahmen tragen zur Fasten-, Passionskrippen und Ostern Gesamtstimmung der Bevölkerung bei. Sorge macht sich breit, ob Krahuletz-Museum Eggenburg, 3730 Eggenburg, Krahuletzplatz 1 der Standard gehalten wird und die zukünftigen Generationen ihr Do, 31. 3. 2016, 19.00 Uhr Auskommen finden. Eine komplexe gesellschaftspolitische Heraus- Filmvorführung: „30 Stunden bis zur Hinrichtung“ (ORF 1983), forderung gilt es hier zu bewältigen, aber sieht der einzelne Konsu- anschließend Vortrag „Der Prozess Jesu“ aus juristischer Sicht ment überhaupt noch realistisch, wie es ihm wirklich geht? Zeugen mit Emer. Univ.-Prof. Dr. Peter Pieler die auf ‚immer mehr‘ programmierten Sensoren nicht von einer www.krahuletzmuseum.at weit verbreiteten Selbstverständlichkeit, die zu hinterfragen ist. _ Es geht nicht um ein asketisches Leben, sondern um kleine Zeichen So, 13. 3. 2016, 15.00 Uhr des Verzichtens. Kann man sich wirklich alles wie in einem Selbst- Passionskonzert der Altenburger Sängerknaben bedienungsladen rausnehmen? Setzen wir Schritte hin zum Ein- 3591 Stift Altenburg, Abt-Placidus-Much-Straße 1 fachen! Rufen wir Kindheitserinnerungen ab, wo Kleinigkeiten etwas Besonderes darstellten. www.stift-altenburg.at _ Am Aschermittwoch war ich bei einer wohlhabenden Familie ein- geladen. Ein tiefsinniges Gespräch über das Wesentliche im Leben So, 13. 3. 2016, 15.30 Uhr war die aufgetischte Köstlichkeit, und viel besser und erinnerungs- Johannespassion Mödlinger Singakademie unter Antal Barnás würdiger als ein Heringsschmaus: Erdäpfel mit Butter. Pfarrkirche St. Othmar, 2340 Mödling Unserer Wegwerfgesellschaft würde es manchmal guttun, mit dem Karten und Informationen: karin.pilz@gmx.at Sudern und Jammern auf hohem Niveau aufzuhören, geistreich _ Worte zu fasten, um dann gestärkt aus der Stille abseits des Lärms festzustellen: Es geht mir gut und ich bin zufrieden! / So, 13. 3. 2016, 15.00 Uhr Passionskonzert des Stadtchors Klosterneuburg Martin Lammerhuber Evangelische Kirche Klosterneuburg, 3400 Klosterneuburg martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at Karten und Informationen: info@stadtchor.at schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 14 Musik & Lyrik GSCHICHTN AUS’N WÅLD Eine lyrisch-musikalische Reise durch das Waldviertel mit der Mundartdichterin Isolde Kerndl und Quintbrass, begleitet von Fotografien von Georg Fessl. Am 11. März im Haus der Regionen. ... den Kopf im frisch’n Wind, greifens nåch Liacht vo ob’n, ... Der Wald – Wahrzeichen des Landesviertels der Wald den Rohstoff Holz, Nahrung oder auch die zunehmende Entwicklung diverser – steht im Mittelpunkt dieses genreüber- einfach nur „gesunde Luft“. Tieren bietet er Hightech-Geräte: Harvester und Mountain- greifenden Projektes. Vielseitig sind die ihren Lebensraum, Schutz und Zuflucht. Im bikes nennen den Wald mittlerweile genau- Aspekte, die bei den „Gschichtn aus’n Wåld“ 21. Jahrhundert wird die Nutzung der Res- so ihre Heimat wie Eierschwammerl und beleuchtet werden: Dem Menschen bietet source Wald immer effizienter – das zeigt Rehe. schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 15 Do stengans meine Freind, fest in an hårt’n Bod’n, ... Waldviertler Urgestein: Quintbrass. Foto: z. V. g Isolde Kerndl Es gibt a Fest im Wåld, Quintbrass wånn ålles blüaht, Isolde Kerndl ist die wohl bekannteste weil då im Moosbåchtål Quintbrass begleitet die Reise in den Wald Mundartdichterin des Waldviertels. Die net g’schlägert wird. mit neuen Kompositionen und Arrange- gebürtige Wienerin und pensionierte Lehre- ments. Die Waldviertler Wackelsteine in rin schreibt seit 1960 Lyrik und Kurzge- Da Herr vom Sägewerk Sachen klingendes Blech spielen seit 25 Jah- schichten. Sie lebt in Langschlag. is bös in oana Tour, ren ein Repertoire, das wenige Grenzen drum feiert der net mit, kennt: Ihre Musik führt quer durch alle In Wåldviertla Wäldern der gift si’ nur. Stilepochen – von Barock, Klassik, Jazz und _ Improvisation bis hin zu Volksmusik, wobei Do stengans meine Freind, sie immer das Augenmerk auf originelle fest in an hårt’n Bod’n, Wo de Zeit koa Tür håt bzw. originalgetreue Aufführungen legen. den Kopf im frisch’n Wind, Ihre persönliche Note bringen sie mit ihrem greifens nåch Liacht vo ob’n, Unta meina Hollastaudn eigenen Klang (Besetzung mit drei Trompe- mit rauche Ståmm und Äst, Håt de Zeit koa Tür. ten bzw. Flügelhörnern, zwei Posaunen und lost’s wås s’ uns leis vazähl’n Durtn sitz’ i månche Stund’, Tuba) und vor allem mit zahlreichen Eigen- und wias in eahnan G’red håb’ koan Riegl viar. kompositionen und -arrangements ein. / a klingat Musi wähl’n. Unta meina Hollastaudn Gedichte: Isolde Kerndl Des Motorsagl schreit und singt, is de Welt im Lot, Fotos: Georg Fessl es zittern meine Freind. und i tram de schenste G’schicht’, De große Fiacht’n kråcht auf d’ Erd, håb damit koa Not. im Moos da Häher greint. Des gibt a schrille Melodie, Wånn im Herbst de Been voll Såft, GSCHICHTN AUS’N WÅLD an schauerlich’n G’sång, woaß i’s dånn gånz g’wiss, ——————————————————— dass’s fåst a wengl angstli’ wird dass a ruahwigs Zeitvageh’ Fr, 11. 3. 2016, 19.30 Uhr a kurzes Stündl lång. a nix Schlimmes is. Gschichtn aus’n Wåld _ mit Isolde Kerndl (Lyrik) und Georg Fessl Es gibt a Fest im Wåld, (Fotografie) und Quintbrass (Musik) des klopft da Specht, Stad Haus der Regionen wo Jeda mit toa kau, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 der feiern mecht. Es streichelt da Wind sei’ Wåldviertler Grasl Karten Oadaxl gibt an Tånz, Und gånz stad ergibt si’ des stoanige Lånd. den schaut’s enk au, Mia flieagt a Vogl vo da uråltn Föhra Kat. I: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00 de Drossl singt dazua Und i gib im Friedn den Wolken de Hånd. Kat. II: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 und a da Krau. _ ticket@volkskultureuropa.org schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 16 Christof Spörk COMEBACK AUF ZEIT In der Reihe „Connecting Tunes“ tritt nach vielen Jahren wieder „Die Landstreich“ auf. Christof Spörk über das Comeback auf Zeit und seine Solokarriere als Musikkabarettist. Kann man hoffen, dass daraus doch ein dauerhaftes Comeback wird? Christof Spörk: Ich könnte mir schon vor- stellen, dass wir öfter zusammen spielen. Für einen definierten Zeitraum im Jahr. Warum nicht? Aber das Jahr über spielen und durch die Lande gondeln wie seiner- zeit? Das wird es nicht geben. Wir haben nämlich vier Berufe, vier Partner und zehn Kinder. Mit Landstreich, Global Kryner und Ihren Kabarettprogrammen waren und sind Sie auf vielen Bühnen unterwegs. In welchem Bereich fühlen Sie sich mehr zu Hause? Bei der Musik oder im (politischen) Kabarett? Christof Spörk: Weder noch. Ich bewun- Der Ausnahmekünstler Christoph Spörk tritt im Haus der Regionen sowohl solo als Musikkabarettist als auch gemeinsam mit „Die Landstreich“ auf. dere alle Menschen, die klar definierte Talente haben. Vielleicht sogar Talente, die in vordefinierte Kategorien passen. Bei mir hat der zuständige Talenteversorger bei der Die Landstreich hat in den 1990er-Jahren Im Jahr 2005 habt ihr euch eine unbe- Geburt, oder war es bei der Zeugung, ein einen eigenen Stil aus neuer Volksmusik stimmte Pause verordnet. Was war der wenig gezittert, sodass mein Talent sich und Musikkabarett entwickelt. Seht ihr euch Grund dafür und warum habt ihr euch auf mehrere Bereiche verstreut hat. Mir als Vorreiter in diesem Genre der neuen über zehn Jahre später für ein Comeback bleibt also nichts anderes über, als diese Volksmusik? auf Zeit entschlossen? Bereiche irgendwie zusammenzuführen. Und das Ergebnis heißt dann halt Musik- Christof Spörk: Nicht wirklich. Wir haben Christof Spörk: Ganz einfach. Erstmals kabarett oder so. Die Musik ist natürlich einfach versucht zu verwirklichen, was an waren alle vier Landstreicher derselben die emotionalste aller Kunstformen. Aber kreativem Potenzial in uns gesteckt ist. Und Meinung. Nämlich dass es großartig wäre, das Wort, ob geschrieben oder gesprochen, da war ein starker Hang zur Ironie stilbil- wenn wir wieder ein paar Konzerte hat auch eine ungeheure Faszination für dend, kombiniert mit einer ernsthaften Lei- gemeinsam machen würden. Die letzten mich. denschaft für die Musik. Freilich hat auch elf Jahre waren immer nur ein bis drei jede Zeit ihre eigenen Schwingungen. Und dieser Meinung. Aber nie alle vier. Wobei Die (Volks-)Musik- und Kabarettszene in die 90er waren besonders geeignet, mit die Vetostimme durchaus eine Wander- Österreich ist in den letzten Jahren viel bun- Volksmusik Neues zu versuchen. stimme war. ter geworden. Welche Entwicklung würden schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
Haus der Regionen / 17 aufhOHRchen ——————————————————— Gemischtes Doppel mit Maria Stippich, Daniel Fuchsberger, Agnes Palmisano und Helmut Stippich (v. l. n. r.) am 9. April im Haus der Regionen. Sie sich in wirtschaftlicher und künstle- Fr, 15. 4. 2016, 19.30 Uhr rischer Hinsicht noch wünschen? Lieder und Weisen rund um den CONNECTING TUNES / Kreuzberg LANDSTREICH UND IHRE Christof Spörk: Ich will nicht zu beschei- KINDER Volksliedforscher und Volkskundler den wirken. Aber ich wünsche mir, dass ——————————————————— Arthur Halberstadt (1874–1950) hin- das Interesse der Menschen in diesem terließ eine für das Semmeringgebiet Do, 28. 4. 2016, 16.00 Uhr Land so hoch bleibt, wie es schon ist. Die einzigartige Liedsammlung. Eine Aus- (19.30 Uhr ausverkauft) Wahrheit ist, dass es in wenigen Ländern wahl dieser musikalischen Denkmäler Die Landstreich Europas so viel Interesse und folglich ein bringen Musikanten und Sänger aus dem Die Landstreich-Musiker und -Singdrosseln oberen Schwarzatal um Maria Ströbl so dichtes Netz an Veranstaltern gibt wie Edith Zimmermann, Krzysztof Dobrek, und Tochter Barbara Ströbl (im Bild) in in Österreich. Und die Wahrheit ist auch, Gerhard Draxler und Christof Spörk geben einem vielschichtigen Konzertabend zum dass Künstler in anderen Ländern von im Jahr 2016 ein einzigartiges Revival. Erklingen. Zu Gast sind: die Nasswalder ihrer Arbeit nicht annähernd so gut leben _ „Des tuats net“ Klarinettenmusi, Flue- können wie ihre Kollegen in Österreich. Do, 19. 5. 2016, 19.30 Uhr saune, das Kreuzberger Bläserquartett, Oder es – anders formuliert – noch schwe- (Achtung! Terminverschiebung) die „Ab und zu Sänger“, das Quartett rer haben. / Langguat, der Schwarzenberg Dreig’sang, Dobrek Bistro Susanna Pürzl und Wolfgang Scherz Interview: Johanna Stangl Inspirierte Musik aus allen erdenklichen sowie Gabi Burian an der Zither. Durch Ecken und Winkeln der Welt, zusam- den Abend führen Maria Ströbl und mengefügt zu einem kompakten Sound Edgar Niemeczek. mit Wiedererkennungseffekt. (M. Horak) _ _ Do, 21. 4. 2016, 19.30 Uhr INFORMATION Fr, 20. 5. 2016, 19.30 Uhr Christof Spörk – Ebenholz Klingendes Ausseerland ——————————————————— Haus der Regionen Aus demselben Holz wie Spörks treue Die Ausseer Bradlmusi ist eine der 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Klarinette ist auch die gewagte Sprung- bekanntesten Volksmusikgruppen Öster- schanze gezimmert, über die er sich reichs und setzt seit über 30 Jahren die Karten: kopfüber in sein neues kabarettistisches lange Tradition der Geigenmusik im Aus- Hauptabendprogramm stürzt. seerland fort. Tel. 02732 85015 _ _ ticket@volkskultureuropa.org Tipp: Genießen Sie vor dem Konzert Karten: Karten: ein dreigängiges Menü im Restaurant Kat. I: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00 Kat. I: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00 BLAUENSTEIN inklusive Konzerteintritt Kat. II: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 um insgesamt EUR 36,00. Kombi-Karte für zwei Konzerte Kombi-Karte für beide Konzerte Das gesamte Programm im Haus der der Reihe Connecting Tunes: der Reihe aufhOHRchen/Region: Regionen finden Sie auf der Website Kat. I: VVK: EUR 31,00 Kat. I: VVK: EUR 31,00 www.volkskultureuropa.org Kat. II: VVK: EUR 27,00 Kat. II: VVK: EUR 27,00 schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
aufhOHRchen / 18 Almlieder ALMANACH „Wann i auf d’Alma geh’!“ heißt es am 2. April im Festspielhaus St. Pölten. Der Schriftsteller und Hirte Bodo Hell über die Alm als Arbeits-, Gedanken-, Natur- und Musikraum. sekeller, LatschenSchwenden Steineklauben etc., wer hilft da: Tagelöhner, Arbeitssuchen- de, Flüchtlinge?, und was könnte man oben noch brauchen: an Unterständen, Zäunen, Geräten, Vorräten, Transportmitteln etc.), das war in den Ostalpen die hohe Zeit der Sennerinnen, dieser selbständigen Frauen, also Wirtschaftstreibenden mit Hilfspersonal um sich (auch mit unehelichen Kindern), die an Maria Lichtmeß, wenn es nicht gepaßt hat, den Bauern wechseln konnten und die sich in der ArbeitsEinteilung oben nichts haben dreinreden lassen (oft sogar selbst BauernTöchter, die mit den Eltern noch per Sie waren und den Vorschriften des pater familias Paroli bieten konnten: ‚aus, hab ich gsagt, ich mache oben meine Arbeit und laß mir von Ihnen nichts anschaffen‘ so Roanhab Ida selig), unter diesem Gesichtspunkt gewinnt der Spruch ‚auf der Alm, da gibt’s ka Sünd‘ eine zusätzlich befreiende Bedeutung _Almen als Milch- und Käsealmen ohne Zufahrtsmöglichkeit und Ausschank sind heute so gut wie nicht mehr vorhanden und Bodo Hell auf der Grafenbergalm. Foto: Norbert Mayr das doppelt belastete Almpersonal (via Vieh- arbeit und Fremdenverkehr) scheint ab Mitte August vielerorts überfordert (‚des _die Wörter Alm und Alpe mit ihren mögli- biets und bezeichnen zusätzlich zum euro- muaßt dann aa seelisch aushaltn‘: so eine cherweise zwei etymologischen Wurzeln päischen Gebirgsrückgrat (eben als ‚die Sennerin auf der Tagalm im steirischen Sat- (nämlich 1. Allmende = Gemeindetrift, all- Alpen‘) den Sehnsuchtsort der Tal- und tental), die Verhältnisse im alemannischen gemeine Weide sowie 2. von keltisch alb = Flachlandbewohner par excellence, doch Almbereich mit der frauenlosen Trias: Senn, hoch, also hoher Berg, hohe Bergwiese, auch in den BergGegenden selbst war im Zusenn und Pfister waren wieder andere hoher Weideplatz auf einem Berg, auch der landwirtschaftlichen Bereich das ganze Jahr (so verliert sich auch die Sage von der leben- Bezug zu lateinisch albus = weiß liegt in über die Alm (als Ort der MehrwertSchöp- dig werdenden Gebrauchspuppe namens Gletschernähe und angesichts so mancher fung und sowieso an der WildnisKante gele- Sennentunsch und der blutigen Haut des SommerschneeÜberraschung nahe), also gen) ein ständiges Gesprächs- und Gedan- Sennen am Hüttendach der Schinderalm an die 2 Wörter Alm&Alpe haften an einem kenthema (was könnte man oben verbes- der Grenze West/Ost zwischen Tirol und knappen Fünftel des gesamten ö. Bundesge- sern: Wege, Weiden, Wasserzuleitungen, Kä- Salzburg) schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
aufhOHRchen / 19 vollen weittragenden Tönen, Köhl Hans und Maria Walcher haben sich mit ihren präzi- sen Duos etwas rar gemacht, die Friesacher Frauenzimmer Musi (FFZM) läßt zusätzlich zum 5-Gesang ihr Steckenpaschen im Fel- senrund des Silberkars klappernd verneh- men und der niederösterreichische Ausnah- megeiger Toni Burger hat nicht nur die KarstFelsen um die Henar-Alm im Toten Gebirge immer wieder aufhorchen lassen, das muß man gehört und gesehen haben: wenn der Münchener Opernsänger Werner Bind seinen Almschrei über die Matten Treffling-Maierhofweide in der Gemeinde Puchenstuben. erschallen läßt (‚das erste Halbjahr meiner Sängerausbildung hab ich nur Muhen dür- fen‘), dann kommen sofort alle Geißen von ihren verdeckten Ruheplätzen aufgesprun- _dass die Sangesfreudigkeit und notenlose hat, daß diese ihre durch Abhören und gen den Hang herunter und auch die Hüh- Sing- und Spielkultur mit den Gemütszu- Nachsingen erworbene Musik ins Freie und ner flattern im Pulk so rasch es geht auf die ständen des Alm- und Jagdpersonals sowie ins Wirtshaus und nicht auf die Kulturbühne Hütten zu, wie sollte es anders sein: auch der Besucher zusammenhingen, liegt auf der gehört (was sie und Heli Gebauer bisweilen wenn man den Text des klassischen Hand, und auf diese genuinen Traditionen selbst unterlaufen haben), sogar ihren Frie- Abschiedslieds von der Alm nur mangelhaft kann spätestens seit den fixierten Samm- den mit der Hubert-von-Goiserschen, der beherrscht und das i am Ende der ersten lungen von Josef Pommer (444 Jodler und Broadlahnschen und Attwengerischen Wei- Zeile immer herüber- und hinübergezogen Juchezer aus Steiermark und dem steirisch- terEntwicklung geschlossen hat (Ernst wird: der Summer is aus-iii, muaß abi ins Tal österreichischen Grenzgebiete, Wien 1906) Jandls den Gstanzeln nachempfundene radi- ..., dann kann sich niemand von den an der und Konrad Mautner (Steyerisches Raspl- kale Stanzen hatte sie wohl nicht zu hören Realsituation Beteiligten solcher in Strophen werk, Wien 1910) zurückgegriffen werden, Gelegenheit) gefaßter Wehmut entziehen, allerdings eines beides heute nach wie vor Fundgruben ist gewiß: ein kommender Almsommer wird für musikalische und sprachliche Ent- _einige persönliche Bemerkungen: im Echo- sich wieder still summend oder himmelhoch deckungen, und daß sich die Volkslied- und raum der Almgebiete liegt Musik sowieso in jauchzend begrüßen lassen. / Heimatwerke nach dem physischen Ende der Luft, mit Wind-, Wetter- und Vogelstim- der 3.-Reich-Generation neu und relativ men, mit Muhen, Wiehern, Meckern, Blö- Bodo Hell, geboren 1943 in Salzburg, lebt in Wien unbelastet auf diesen anonymdichterischen ken und Gackern (das Krächzen der Zirben- und am Dachstein. Prosa, Radio, Theater, Schrift im öffentlichen Raum, Text-Musik-Performances, Schatz wiederbesinnen konnten und Neu- häher wird nur von Ornithologen als Gesang Essays zur bildenden Kunst, Fotos, Film, Ausstel- herausgaben gestartet haben, kommt der von Singvögeln bezeichnet und das WarnZi- lungen, Almwirtschaft. gegenwärtigen und nächsten Generation schen der Kreuzottern wird man auch nicht innerhalb der belebenden Berührungszone gleich nach den ersten Takten freudig begrü- zu Jazz, improvisierter und außereuropä- ßen), verständlich: das Gehör der Almleute ischer Musik zugute (da wäre eine erkleck- ist durchs Hinlosen auf die Kuhglocken, auf aufhOHRchen liche Namensliste junger und jüngster Stim- das Kollern der Birkhähne (als standorttreue IM FESTSPIELHAUS men und Musikantinnen zu nennen) Herbstboten) und auf eventuelle SchafRufer ——————————————————— unterwegs einigermaßen geschärft, an Sa, 2. 4. 2016, 19.30 Uhr _die traditionellen Sänger und Sängerinnen gelernten Juchitzern auf den Dachsteinal- „Wann i auf d’Alma geh‘!“ (etwa um das Hauser Sängertreffen herum, men wäre etwa der Brandlbauer senior zu Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal das ja auch im Schneeberggebiet gastierte, nennen (der sein Ankommen ganz traditio- 3100 St. Pölten oder um verwandte Salzburger, ober-, nie- nell so ankündigt), Friener Georg und Clau- Alma, Citoller Tanzgeiger, ausgfuXt, derösterreichische und sogar Wiener Initia- dia pflegen sich beim Abgang in gemessener Chor der Chorszene Niederösterreich. tiven – ‚Karl Nagl und Trude Mally schauts Entfernung noch einmal umzudrehen und oba‘), die meisten dieser Traditionssänger wehmütig zurückzujodeln, der Alphornist Karten: haben, wenn auch manchmal zähneknir- Fritz Mosshammer hat sowohl das hölzerne Tel. 02742 908080 600 www.festspielhaus.at schend, die freizügige Wiederbelebung der wie das tragepraktische CarbonTeleskopAlp- ‚Volks‘Musik (die ja eo ipso von niemandem horn dem Echo-Rund der Großpolje (slowe- Ermäßigte Karten für Mitglieder der ‚gepachtet‘ werden kann) schlußendlich nisch: Rieseneinbruchsbecken im Karst) um Regionalkultur Niederösterreich: begrüßt, so wie etwa die Steiner Gretl aus die Almhütten ausgesetzt, sowohl in office@volkskulturnoe.at der Ramsau selig, die stets darauf bestanden düsteren Anklinggeräuschen als auch in Tel. 0664 8208594 schaufenster / Kultur.Region / März/April 2016
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