LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW

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LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
AGFS

                         Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V.

                                                                                                                                     Heft 05 | Mai 2015

                                                                                              LASTEN-
                                                                                              TRANSPORTE
                                                                                              MIT DEM
                                                                                              FAHRRAD
© www.r-m.de | pd-f

                      AGFS-Kongress                              Radstation Dormagen
                      Das Quartier –                             Eröffnung nach Umbau
                      ein Thema, das begeistert                  des Bahnhofs
LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
DIE 3 NEUEN
DER AGFS!

Zum Download unter:
www.agfs-nrw.de       AGFS
LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
AGFS
Liebe Freunde der Nahmobilität,
willkommen in der Zukunft!

   Die Zukunft beginnt mit jedem Augen-
blick neu. Wir haben die Chance, die
Zukunft aktiv zu gestalten – unsere Zu-
kunft, in der wir alle leben, wohnen, ar-
beiten und unsere freie Zeit verbringen
wollen. Die AGFS hat ihr Zukunftsbild für
die Städte und Gemeinden von morgen
entwickelt: Nahmobil sollen sie sein,
lebenswert und offen für alle. Die Wege,
Plätze und Grünflächen sollen dazu an-
regen, sich gerne und viel zu bewegen
– und damit so nebenbei etwas für die
eigene Gesundheit zu tun. Unser neuer
Film thematisiert genau das: „Städte
in Bewegung“, zu finden auf unserer
Homepage.
   Anschauen! Wir wollen Sie begeis-
tern!
   Willkommen in der Zukunft! Das Bun-
                                            leme, die durch den Lieferverkehr verur-
desministerium für Bildung und For-
                                            sacht werden. Aber auch hier gibt es Lö-
schung hat im Wissenschaftsjahr 2015
                                            sungen, wie unser Themenschwerpunkt
die Zukunftsstadt thematisiert. Wir als
                                            in diesem Haft aufzeigt.
AGFS sind Partner der Initiative. Unsere
                                               Schwerpunktthema lesen und dann
neuen Broschüren liefern hier gute Dis-
                                            Innenstadtlogistik neu überdenken!
kussionsbeiträge. Das alleine ist aber
                                               Willkommen in unserer gemeinsa-
nicht genug. Bringen Sie sich mit ein
                                            men Zukunft! Ich freue mich auf Ihre Re-
in die Diskussion um eine nachhaltige
                                            sonanz, vielleicht können wir in Kürze
und nahmobile Zukunft unserer Städte.
                                            über Erfolge auch in Ihrer Kommune be-
Überlassen Sie die Diskussion nicht den
                                            richten?
autoaffinen Diskutanten. Das Auto hat
einen wichtigen Platz in unserer Gesell-
                                              Ich wünsche Ihnen eine interessante
schaft, aber es gibt auch andere Ver-
                                            und inspirierende Lektüre!
kehrsmittel – jedes zu seinem Zweck.
   Diskutieren Sie mit!
www.wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de
   Willkommen in der Zukunft! Wie wer-
den wir zukünftig unsere Waren erhal-
ten? Die Zukunft des Liefertransports
in unseren Innenstädten steht auf dem
Prüfstand. Weitermachen wie bisher ist
keine Option. Verstopfte Straßen, hohe      Ihre Christine Fuchs
Luftbelastung und Lärm sind u.a. Prob-      Vorstand der AGFS

                                                                                         nahmobil 05 | 3
LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
nahmobil 05 | Inhalt

   LASTENRÄDER                              25   Neue Broschüren der AGFS: zum      32 Arnsberg: Mit dem Rad zum Ein-
                                                 Fußverkehr, zur Bewegungsför-         kaufen, weil …
   07     Lastentransport                        derung und zu Radschnellwegen
          mit dem Fahrrad?                                                          32 Verkehrssicherheitskampagne
                                            26   AGFS verlängert Mitgliedschaften      „Toter Winkel“
   09     Da geht noch was:
          „Transportieren mit dem Rad“      27   Münster verteidigt Titel als       32 Sicherheit im Fokus: die Aktion
                                                 fahrradfreundlichste Stadt            „Geisterradler“ im Kreis Lippe
   10     Die Radspediteure: mit dem
          Lastenrad durch die Stadt         27   AGFK Niedersachsen startet         33 Radeln von Punkt zu Punkt
                                                 durch
   11     Lastenräder erobern Dortmund                                              34 Fahrradsicherheitschecks
                                            27   Gemeinsame Standpunkt-
   12     Freie Lastenräder erobern              beschreibung von StGB NRW,         34 Stadt Arnsberg stellt Radver-
          die Städte                             AGFS und ADFC                         kehrsförderung beim ADFC vor

   13     So kommt die Thematik             27   Wissenschaftsjahr 2015:            34 Diensträder in Bonn
          in den Kommunen voran!                 Die Zukunft der Stadt
                                                                                    34 Dienstlich genutze Pedelecs
   14     Praxisbeispiele                                                              in Arnsberg
                                            KOMMUNIKATION
                                            UND SERVICE
   AUS DER AGFS                                                                     INFRASTRUKTUR
                                            28   Internationaler Workshop zur
   18     Der Deutsche Fahrradpreis 2015         Elektromobilität in Aachen:        35 Radstation am neuen
                                                 „Potenziale nutzen“                   Dormagener Bahnhof in Betrieb
   20     Mensch, Boris!
                                            29   STADTRADELN 2015:                  36 Neue Fahrradboxen in Düsseldorf
   21     Interview mit Minister Groschek        Jetzt anmelden!
                                                                                    36 Nordbahntrasse fertiggestellt
   22     Das Quartier – ein Thema,         30   Kreis Unna:
          das begeistert                         Radstationen im Aufwind            37 144 neue Stellplätze für Pendler
                                                                                       entstanden
   24     Der AGFS-Messestand im Zeichen    31   Neues Fahrradbarometer
          des Quartiers                          am Düsseldorfer Rheinufer

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LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
37   Lückenschluss im Duisburger       44   Mehr als ein Rucksack:            49 Emscher-Weg mit neuer Webseite
     Radverkehrsnetz                        der ABUS Urbanite ST 7600            und Radreiseführer
                                            als innovative Transportlösung
38   Der Hammer Westen                      für urbane Trendsetter            49 Magazin Metropole Ruhr –
     in Bewegung                                                                 zum Radfahren ins Ruhrgebiet
                                       45   ABUS Hyban: der Fahrradhelm
39   Fahrradstraße in der Stadt             mit dem Besten aus zwei Welten!   49 Mit dem Fahrrad über den
     Velen – sicher Rad fahren!                                                  Vennbahn Radweg
                                       45   Mehr davon!
39   1. Bauabschnitt des Ruhrtalrad-        Konrad Weyhmann in                50 Workshop Reiseassistenz
     weges nutzbar                          „aktiv Radfahren“

                                                                              TERMINE UND
UNTERNEHMEN FAHRRAD!                   FREIZEIT UND                           VERANSTALTUNGEN
                                       TOURISMUS
40   Willkommen, ROSE Bikes!                                                  50 „Mit dem Rad zur Arbeit“
                                       46   Historischer Jakobsweg führt         erfolgreich wie in jedem Jahr
41   Deutschlands schönster                 durch Coesfelds Innenstadt
     Fahrradladen mit dem Stores of                                           52 4. vivavelo Kongress 2016
     the Year Award ausgezeichnet      47   Der neue Ludgerusweg                 in Berlin: Termin steht fest
                                            wird zertifiziert
42   Gemeinsam handeln für das                                                52 Was sonst noch passiert ...
     Fahrrad im Alltagsverkehr         47   Erfolgreiche Pilotprojekte
                                            für Radurlauber in NRW            53 Wanderpapst Manuel Andrack
42   Schwalbes Antwort auf den                                                   wird Markengesicht der
     Fatbike-Trend: Jumbo Jim          48   ADFC zeichnet zwei neue              „Bergischen 100“
                                            Qualitätsradrouten in NRW aus
43   Procore – die Reifenrevolution                                           55 Impressum
                                       48   Radtourenkarte Werse-Ems-
43   Positive Resonanz für WSM              Radweg: Münsterländer Fluss-
     auf der VELOBerlin                     Natur pur

44   ABUS Bügelschlösser –             48   Neuer Flyer der BahnRadRouten
     eine Erfolgsgeschichte
     mit Sicherheit

                                                                                                         nahmobil 05 | 5
LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
/ LASTENRÄDER /

                     © Amac Garbe-DLR

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LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
/ LASTENRÄDER /

Lastentransport mit dem Fahrrad?
Auf dem Weg zu einer effizienten und nachhaltigen Stadtlogistik

   Den Verkehr mit schweren Lkws haben die meisten Kom-          alle zu erreichen, wird mit dem aktuellen Lieferverkehr bereits
munen inzwischen aus ihren Innenstädten verbannt und sich        heute konterkariert. Dabei gibt es durchaus Lösungsansätze,
damit im wörtlichen wie im übertragenen Sinn etwas Luft ver-     die jedoch zwingend ein enges Zusammenwirken aller Betei-
schafft. Doch mit der sowohl in der Vergangenheit wie auch       ligten – KEP-Dienstleiter, Einzelhandel und unterschiedliche
künftig rapide wachsenden Zahl der Kurier-, Express- und Pa-     Ressorts in den Kommunen selbst – erforderlich machen. Dazu
ket-Leistungen (kurz KEP) stehen sie vor neuen Herausforderun-   gehören planerische Maßnahmen wie die Ausweisung neuer
gen. So wuchs das KEP-Sendungsvolumen nach den Zahlen des        Ladezonen inklusive einer deutlich konsequenteren Verkehrs-
Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK) in den Jahren    überwachung ebenso wie Maßnahmen des Gesetzgebers zur
2000 bis 2013 um 57 %. Die Folgewirkungen: parkende Liefer-      Privilegierung von Wirtschaftsverkehren in Ladebereichen. Bei-
wagen in der zweiten Reihe oder auf Geh- und Radwegen, ge-       spiel: Einführung „Zickzack-Linie“, Zeichen 299 StVO, in Verbin-
fährliche Überholmanöver und eine chronische Verstopfung oh-     dung mit einem neuen Verkehrszeichen „Ladebereich“.
nehin schon überlasteter Verkehrswege.                               Sinnvoll und notwendig erscheint auch die weitere Förde-
                                                                 rung von automatisierten Schließfächern und zentralen Abhol-
Logistikdienstleister suchen neue Ansätze –                      stationen sowie die Einrichtung von sogenannten Mikro-De-
zusammen mit Städten und Kommunen                                pots. Letztere dienen als Umschlagstellen (Hubs), von denen
    Der Trend zu immer mehr KEP-Verkehr wird auch in Zukunft     aus im Nahbereich zu Fuß oder mit dem Lastenrad ausgeliefert
weiter anhalten. Daran besteht nach Expertenmeinung kein         wird. Lastenräder können hier künftig eine wichtige Funktion
Zweifel. Treiber dieser Entwicklung ist neben dem wachsenden     übernehmen, da sie den Radius und die Leistungsfähigkeit der
Internethandel im B2C-Bereich vor allem der steigende Konkur-    Zusteller rund um den Hub erweitern und die Möglichkeit bie-
renzdruck im Einzelhandel, der zu einer weiteren Reduzierung     ten, Sendungen sicher und wettergeschützt in Boxen aufzube-
der Lagerflächen führt. Insbesondere kleinere Geschäfte sind     wahren.
dabei auf die Optimierung der Lieferketten unter dem Stichwort
„just in time“ angewiesen. Vor diesem Hintergrund suchen in-     Hindernisse auf dem Weg
zwischen auch die Logistikdienstleister nach neuen Ansätzen.        Gerade bei der Einrichtung von Mikro-Depots in zentralen
In seiner „Nachhaltigkeitsstudie Innenstadtlogistik“ (02/2015)   Lagen sehen Logistikexperten bislang allerdings noch Pro-
fordert der BIEK dabei eine intensive Zusammenarbeit mit den     bleme. Aber die sollten lösbar sein, denn aktuell gibt es diese
Städten und Kommunen. Das gemeinsame Ziel: effizienter und       Depots bereits: in Form von parkenden Liefer-Lkws, die ohne
nachhaltiger Warentransport. Denn der größte Teil der Abholun-   jede Planung, Beschlusslage oder Sanktionierung als Begleit-
gen und Zustellungen auf der „letzten Meile“ findet in städti-   erscheinung unserer modernen Lebenswirklichkeit hingenom-
schen Ballungsräumen statt.                                      men werden.
                                                                    Auch der technisch inzwischen problemlos machbare und
Mit neuen Regeln, Mikro-Depots und Lastenrädern                  ökonomisch wie ökologisch sinnvolle Lastentransport per Fahr-
ans Ziel                                                         rad erweist sich in der Praxis als nicht unproblematisch. So ist
   Die Zielsetzung, eine hohe Aufenthalts- und Lebensqualität    beispielsweise das Befahren von Fußgängerzonen ohne eine
in den Städten und Kommunen und sichere Verkehrswege für         Unterscheidung zwischen normalen Fahrrädern und Spezial-
 © DPD

                                                                                                                            © Mikael Colville-Andersen

                                                                                                                      nahmobil 05 | 7
LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
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                                                                                                                                           © Susanne Wrighton
   fahrzeugen für den touristischen Personentransport (Fahrrad-        Pizza jährlich absolvieren, ergeben sich für Unternehmen hand-
   rikschas) ebenso untersagt wie für Lastenräder. Selbst der          feste ökonomische Vorteile.
   Brieftransport per Rad ist heute in der Praxis nur unter Missach-
   tung der gesetzlichen Regeln möglich. Problematisch für Las-        Herausforderung: Zukunft mitdenken
   tenräder, die meist einen längeren Radstand und als Dreiräder           Lassen wir alles (ggf. mit kleinen Modifikationen) beim Alten
   eine deutlich höhere Spurbreite aufweisen, ist vor allem auch       oder kümmern wir uns aktiv um die Gestaltung der Zukunft?
   die Infrastruktur. Zu schmale Radwege, keine ausreichenden          Diese Frage wird in vielen Bereichen der kommunalen Stadt-
   Kurvenradien und kaum Platz zum Halten auf Gehwegen sind            und Verkehrsplanung zur Nagelprobe. Auch in Bezug auf die
   neben den rechtlichen Problemen die größten Hindernisse.            neuen Herausforderungen bei der Stadtlogistik. Dabei gilt es
                                                                       nicht nur, vielfältige ökonomische und ökologische Herausfor-
   Die Renaissance des Lastenrads hat bereits begonnen                 derungen im Blick zu haben, sondern auch ein attraktives, an
       In Europa waren Lastenräder viele Jahre eine selbstverständ-    den Bedürfnissen der Menschen orientiertes Umfeld. Die Um-
   liche und kostengünstige Alternative zu Karren und Pferde-          brüche in den Logistikprozessen, die sich beim Lkw-Verkehr auf
   droschken. In Fahrradländern wie den Niederlanden oder Däne-        den Autobahnen genauso manifestieren wie beim Lieferver-
   mark sind sie inzwischen wieder eine Selbstverständlichkeit.        kehr in den Innenstädten, sind ein gutes Beispiel dafür, dass
   Praktische Gründe und ein moderner „Lifestyle of Health and         es nicht ausreicht, den Status quo zu verwalten. Statt Kosme-
   Sustainability“ machen die vielfältig nutzbaren Räder, die es       tik am Stadtbild sind neue, zukunftsfähige Lösungen gefordert.
   inzwischen in allen möglichen Variationen mit und ohne Mo-          Das sieht auch die KEP-Branche so, die für einen Informations-
   torunterstützung gibt, bei Lieferdiensten, Handwerkern, Ein-        austausch zwischen den Kommunen und runde Tische „mit
   zelhändlern und vielen Familien beliebt. Auch in Deutschland        kommunalen Vertretern, den KEP-Diensten und dem Handel,
   sind moderne Lastenräder für junge urbane Familien inzwi-           moderiert durch die örtlichen Industrie- und Handelskammern“
   schen gleichzeitig praktische Helfer, Ausweis einer neuen Hal-      als Voraussetzung für die Umsetzung innovativer Konzepte
   tung und Statussymbol. Auch bei Lieferdiensten, wie Pizzabo-        einer nachhaltigen Stadtlogistik wirbt. Zum dringend notwen-
   ten, ersetzen spezielle Lastenpedelecs inzwischen zunehmend         digen Informationsaustausch zwischen den Kommunen kann
   den Motorroller und den Pkw. Die zentralen Argumente: Schnel-       und wird die AGFS auch künftig ihren Beitrag leisten. Auf loka-
   ligkeit und keine Parkplatzprobleme beim Transport von A nach       ler Ebene sind die Städte und Gemeinden gefordert, individu-
   B sowie niedrige Kosten im Unterhalt. Bei bis zu 30.000 km,         elle Antworten zu finden und in gemeinsamer Arbeit die nötigen
   die Lieferpedelecs beispielsweise bei Dienstleistern wie Joey’s     Weichen für die Zukunft zu stellen.

8 | nahmobil 05
LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
/ LASTENRÄDER /

Da geht noch was: „Transportieren mit dem Rad“
Aktionen der Umweltberatung der Verbraucherzentrale NRW

                                           Vom Wochenendein-      portaufgaben eigene Radanhänger oder Lastenfahrräder an-
                                       kauf über Baumarkt-        schaffen und Abstellraum hierfür vorhalten müssen. Daher wer-
                                       Besorgungen bis zum        den die Umweltberater der Verbraucherzentrale NRW vor Ort
                                       Transport von Akten,       anregen, entsprechende Ausleihmöglichkeiten für Radanhän-
                                        Koffern oder Getränke-    ger und Lastenfahrräder einzurichten. In immer mehr Städten
                                        kästen bieten richtig     bieten Vereine oder Stadtteilinitiativen, aber auch Baumärkte
                                        ausgestattete     Fahr-   oder Kaufhäuser schon Lastenfahrräder zur – oft kostenlosen –
                                        räder, Radanhänger        Ausleihe an.
                                        oder Lastenfahrräder         Die schon vorhandenen und ggf. neu hinzukommenden An-
                                         klimafreundliche und     gebote wird die Umweltberatung bei einem Marktcheck vor Ort
                                         oft auch schnellere      erheben. Die Ergebnisse veröffentlicht sie im Anschluss und
                                         Mobilitätsalternati-     gibt Verbrauchern so einen Überblick über die Ausleihmöglich-
                                         ven zum Auto – insbe-    keiten in ihrer Stadt. Zusätzlich werden auch Gebrauchtfahr-
                                         sondere in der städti-   radmärke, Fahrradtauschbörsen und -auktionen sowie gemein-
                                          schen Nahmobilität.     nützige Fahrradreparaturwerkstätten gelistet.
                                          Diese Möglichkeiten        Weitere Informationen zu der Aktion „Transportieren mit
                                          und die damit ver-      dem Rad“ der Verbraucherzentrale NRW gibt es unter:
                                          bunden Vorteile be-        www.verbraucherzentrale-nrw.de/fahrrad
                                          kannter zu machen,
                                           ist das Anliegen der
                                           Verbraucherzentrale
                               NRW während der Deutschen
Aktionstage Nachhaltigkeit vom 30. Mai bis 5. Juni 2015.
   Im Rahmen der Aktion „Transportieren mit dem Rad“ werden
die Umweltberater der Verbraucherzentrale NRW in 19 Städten
Verbraucher mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Info-Bro-
schüren, persönlicher Beratung und Aktionsständen auf Markt-
plätzen und Umweltfesten über die vielfältigen Möglichkeiten,
mit dem Rad zu transportieren, aufmerksam machen. Interes-
sierte Verbraucher werden zu konkreten Schritten der persönli-
chen Verkehrswende angeregt und begleitet. Das Ziel: Weg von
den besonders luft- und klimabelastenden Kurzstreckenfahrten
mit dem Auto!
   Die Aktionen werden in der Regel zusammen mit örtlichen
Kooperationspartnern wie ADFC, VCD oder kommunalen Mobili-
täts-, Klimaschutz- oder Fahrradbeauftragten durchgeführt. Um
ein gutes und medienwirksames Beispiel zu geben, wird am je-
weiligen Aktionstag eine prominente Person des öffentlichen
Lebens zu einer Probefahrt auf einem Lastenfahrrad oder mit
einem Radanhängergespann eingeladen.
   Für die Bürgerinnen und Bürger wird an den Aktionsstän-
den eine mit einem Gewinnspiel verbundene Umfrage durch-
geführt, bei der die Menschen nach ihren Wünschen zu Ange-
boten und Maßnahmen gefragt werden, die das Transportieren
mit dem Fahrrad erleichtern könnten. Diese Verbraucherwün-
sche werden von den Umweltberatern ausgewertet und an ge-         Bettina Willner, Umweltberaterin der Verbraucherzentrale NRW,
eignete lokale Ansprechpartner kommuniziert, um die Bedin-        mit einem Stand auf der Drahtesel-Messe Bielefeld am
gungen für den Radverkehr zu verbessern und die Attraktivität     14. und 15. März 2015
von Rädern als Transportmittel zu erhöhen.
   Ausleihmöglichkeiten für Rad-Transportmittel sind sinnvoll,
damit Verbraucher sich nicht für eher seltene größere Trans-                            Björn Rickert, Verbraucherzentrale NRW

                                                                                                                    nahmobil 05 | 9
LASTEN-TRANSPORTE MIT DEM FAHRRAD - AGFS NRW
/ LASTENRÄDER /

   Duisburger Pony Riders seit mehr als zehn Jahren unterwegs

   Die Radspediteure: mit dem Lastenrad durch die Stadt
       Sechs engagierte Zweiradenthusiasten haben sich im Fahr-         flexibel und wird im Straßenverkehr wegen seiner Auffälligkeit
   radkurierdienst Pony Riders zusammengeschlossen und arbei-           sehr ernst genommen: Man wird gesehen!
   ten seit mehr als 10 Jahren in dieser Branche in Duisburg. Täglich
   legen die Kuriere zwischen 80 und 130 km auf dem Zweirad zu-         „Mehr Investitionen in die Radverkehrsinfrastruktur“
   rück, um zeitnah, schnell und zuverlässig ihre Transporte abzu-         Hauptmotive, die Fahrradkuriere zu beauftragen, sind am
   wickeln. Drei Mitarbeiter leben inzwischen ausschließlich vom        Ende das Geld und die hohe Flexibilität. Bei längeren Strecken –
   Fahrradkurierdienst. Seit einigen Jahren wird der Transportum-       Duisburg hat alleine eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa
   fang größer, zwei Lastenräder ergänzen den Zweiradfuhrpark.          35 km – ist das Rad nicht konkurrenzfähig, in der City hingegen
   „Alles, was schnell durch die Stadt transportiert werden muss,       sind die Dienste unschlagbar, zumal ein Teil der Fußgängerzo-
   landet bei uns. Besonders in der Innenstadt sind wir schneller       nen in Duisburg für den Radverkehr freigegeben ist. Positiv be-
   als jedes Auto,“ erläutert Hendrik Richter die Geschäftsphilo-       merken die Radkuriere eine stetige Verbesserung der Radver-
   sophie. Dokumententransporte, Zollpapiere, Druck- oder Den-          kehrsinfrastruktur: Dort, wo neu gebaut wird, entstehen auch
   talerzeugnisse, es gibt eigentlich nichts, was die Zweiradspe-       gute und großzügige Radverkehrsanlagen. Etwa ein Drittel der
   dition nicht transportieren kann, vorausgesetzt, es passt auf        Aufträge werden inzwischen mit dem Lastenrad abgewickelt,
   das Bullitt Transportrad. Maximale 180 kg Zuladung sind mög-         für den Rest darf das Rennrad zum Einsatz kommen, was das
   lich inklusive Fahrer. Das alles bewegen die Pony Riders ohne        Herz des Fahrradkuriers dann doch höherschlagen lässt. Was
   Elektrounterstützung. Zur täglichen Postfachleerung in der           wünschen sich die Fahrradkuriere? „Mehr Investitionen in die
   Hauptpost ist das Bullitt ebenso im Einsatz wie zu Apotheken-        Radverkehrsinfrastruktur, die schnelle Umsetzung solcher Pro-
   auslieferungen und eben allen großvolumigen Transportan-             jekte wie des Radschnellwegs Ruhr und natürlich viele neue
   forderungen. Der Transport von Einkäufen vom Supermarkt              Kunden, die die Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit dieser Spe-
   nach Hause ist ein ebenso zunehmender Markt wie die Auslie-          dition schätzen und durch Aufträge unterstützen!“
   ferung von Restaurantessen in Thermoboxen. Und ab und zu ist
   auch mal ein Umzug dabei! Das Bullitt hat sich für die Fahrrad-                                       Georg Puhe, Stadt Duisburg,
   profis bewährt. Als zweirädriges Transportrad ist es wendig und                  Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement

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/ LASTENRÄDER /

Lastenräder erobern Dortmund
    Dass Klima- und Umweltschutz etwas mit dem schonenden          Wirtschaft ein Lastenradrennen für Unternehmen und Bürger,
Umgang mit Ressourcen und der Reduzierung von möglichen            inklusive Konstruktions- und Konzeptwettbewerben, rund ums
Emissionen zu tun haben, ist allgemein bekannt. Im Bereich der     Cargobike durchgeführt. Damit unterstützt die Wirtschaftsför-
Energieversorgung kann man auf Erneuerbare Energien setzen         derung Dortmund auch Unternehmen wie das Start-up F&A Ma-
oder einfach Energie sparen – beim Heizen, Kochen, Konsum          nufaktur, das seit 2012 in Dortmund sehr erfolgreich Spezial-
usw. Doch was tun auf unseren täglichen Wegen? Wie kann ich        und Lastenräder baut. Mittlerweile hat sich auf Initiative der
mit meiner Mobilität aktiv zum Klima- und Umweltschutz bei-        Wirtschaftsförderung ein Netzwerk von Unternehmen gegrün-
tragen? „Die Frage lässt sich leicht beantworten“, meint Cars-     det, das die gewerbliche Nutzung von Lastenrädern forciert.
ten Elkmann, Klimaschutzmanager der Stadt Dortmund. „Mit           Carsten Elkmann möchte in diesem Jahr eine ganz neue Nut-
jedem Kilometer, den ich nicht mit dem Auto zurücklege, ver-       zergruppe für Cargobikes interessieren, für die häufig ein Auto
meide ich große Mengen an Treibhausgas-, Feinstaub- und            zu teuer ist: die Studierenden. Dazu soll das Umweltamt-Bullitt
Lärmemissionen.“                                                   an den AStA der TU Dortmund übergeben werden. Die Ausleihe
    Doch welche Alternativen gibt es zum Auto? Klar, zu Fuß, mit   könnte über die Plattform von RUDOLF des Netzwerks VeloCi-
dem Rad oder mit den Öffis kann ich das Auto ersetzen. Doch        tyRuhr laufen, auf dem schon jetzt Lastenräder ausleihbar sind.
wie transportiere ich damit meine                                                                   Mit dem Lastenrad wurde eine
schweren Lasten? „Auch hierauf                                                                  echte Steilvorlage im „heimspiel“
gibt es eine einfache Antwort“, er-                                                             für den Klimaschutz geliefert.
klärt der Klimaschutzexperte. „Mit
einem Lastenrad zum Beispiel,                                                                      Carsten Elkmann, Klimaschutz-
und diese finden gerade in Dort-                                                                    manager der Stadt Dortmund
mund immer mehr Beachtung.“
    Das zeigte auch ein Test, der im
Sommer 2013 in Dortmund durch-
geführt wurde. Vier unterschied-
liche Nutzergruppen haben für                                                                      Auch in anderen Fachberei-
eine Radsaison jeweils ein Bul-                                                                chen der Verwaltung wird das
litt Lastenrad vom Nutzradladen                                                                Lastenrad genutzt, beispiels-
Punta Velo aus Dorsten zur Verfü-                                                              weise bei den Friedhofsbe-
gung gestellt bekommen. Initiiert                                                              trieben. „Das Lastenrad ist äu-
wurde die Aktion vom Fahrrad-                                                                  ßerst flexibel anwendbar und
netzwerk VeloCityRuhr und dem Umweltamt der Stadt Dort-               superschnell. Deutlich schneller als herkömmliche Rä-
mund. Zu den Nutzern zählten das generationsübergreifende             der“, so Uli Heynen, Leiter der Technischen Dienste für
Wohnprojekt WAT im Tremonia Wohnpark, der Verein „Die Ur-             die Friedhöfe in Dortmund. Mit Zuladungen von bis zu
banisten“ vom Union Gewerbehof sowie das Umweltamt und                180 kg und mit großer Transportbox ist es für die meis-
das Netzwerk VeloCityRuhr selbst. Das WAT Wohnprojekt, das            ten unserer Dienstfahrten geeignet. Seit diesem Jahr
VeloCityRuhr Netzwerk und das Umweltamt haben ihre Räder              nutzen die Friedhofsbetriebe zwei i:SY-20"-Räder mit
letztlich gekauft. Mit dem Bullitt Lastenrad des Umweltamtes          montiertem Transportkorb und E-Antrieb. Eine Ladung
wird der Test seither fortgesetzt. Immer wieder wird das Rad für      des elektrisch unterstützen Rades kostet gerade mal
einen Zeitraum von mehreren Wochen verliehen, zuletzt an Fa-          0,10 Euro und reicht bis zu 80 km. Die gleiche Distanz
milien im Projektgebiet von „So läuft das“, dem Konzept zur           mit dem Dienstwagen kostet im Durchschnitt 24 Euro.
Förderung der Kinder- und Jugendmobilität. Auch hier war die
Resonanz durchgängig gut. Nur die Frage nach der Abstellmög-
lichkeit wirft Probleme auf, wenn keine Garage oder Abstell-
flächen am Haus zur Verfügung stehen. Kindertransport und
Einkäufe rangierten ganz oben auf der Skala der Fahrzwecke,
direkt gefolgt vom Image, das man mit dem Bike generiert.
    Das Argument Kostenreduktion lässt auch die Logistikbran-
che aufhorchen. Gerade die letzte Meile des Transports verur-
sacht besonders hohe Kosten. Auch hier bieten sich in vielen
Fällen Nutzräder an. UPS hat das 2013 im Dortmunder Innen-
stadtbereich getestet und in Schwerte dauerhaft etabliert. Ralf
Finger, Logistikexperte der Wirtschaftsförderung Dortmund,
wirbt bei den Logistikunternehmen im Ruhrgebiet für die Nut-
zung von Cargobikes und hat im vergangenen Jahr zusam-                                                       © Stadt Dortmund
men mit der IHK zu Dortmund und weiteren Partnern aus der

                                                                                                                      nahmobil 05 | 11
/ LASTENRÄDER /

   Freie Lastenräder erobern die Städte
      Was mit einem Lastenrad auf Kölner Straßen begann, ist           angeregt, selbst eigene freie Lastenrad-Projekte nach dem Köl-
   mittlerweile zu einem deutschlandweiten Trend geworden:             ner Vorbild ins Leben zu rufen. Die Erfahrungen der mittler-
   „Freie“ Lastenräder stehen für eine Transportalternative, die       weile über 30 Initiativen zeigen: Lastenräder wie KASIMIR in
   die Umwelt schont und Spaß macht.                                   Köln, RUDOLF in Dortmund, Hannah in Hannover oder daniel
                                                                       in München erobern schnell die Herzen ihrer begeisterten Nut-
       Entspannt den Wochenendeinkauf nach Hause transportie-          zer – und sie sind vor allem für innerstädtische Kleintransporte
   ren, die Kinder zum Kindergarten kutschieren oder die Grillaus-     eine echte Alternative zum Auto. Interessierte Initiativen kön-
   rüstung an den Baggersee bringen – all das geht einfach und         nen über die Wiki-Plattform dein-lastenrad.de Wissen und Er-
   unkompliziert mit einem Lastenrad. Lastenräder sind umwelt-         fahrungen austauschen und finden wertvolle Tipps, um selbst
   freundliche Transportmittel, deren Potenziale in Deutschland        ein freies Lastenrad-Projekt zu starten. wielebenwir e.V. bietet
   noch nicht annähernd ausgeschöpft sind. Das Projekt „KASIMIR        zudem interessierten Kommunen und Städten Beratung bei der
   – Dein Lastenrad“ ist angetreten, das zu ändern. KASIMIR ist        Implementierung von freien Lastenrädern in den innerstädti-
   ein von wielebenwir e.V. in Köln entwickeltes Modellprojekt und     schen Mobilitätsmix an.
   Webportal für gemeinschaftlich genutzte Lastenfahrräder. Das            Um neue Initiativen beim Start zu unterstützen und das
   erste freie Lastenfahrrad Deutschlands steht seit März 2013         deutschlandweite Netzwerk weiter zu etablieren, veranstaltet
   allen Bürgerinnen und Bürgern Kölns zum Ausprobieren und            wielebenwir e.V. am 20. Juni 2015 erstmalig das „Forum freie
   zur regelmäßigen                                                                                                   Lastenräder“ in
   freien Nutzung zur                                                                                                 Köln. Die eintä-
   Verfügung.                                                                                                         gige     Konferenz
       Das     Dreirad                                                                                                richtet sich an In-
   mit großer Trans-                                                                                                  itiativen und In-
   portkiste     kann                                                                                                 teressierte,    die
   eine Waschma-                                                                                                      selbst ein Lasten-
   schine oder den                                                                                                    rad-Projekt ins Le-
   Großeinkauf samt                                                                                                   ben rufen möch-
   Kindern      trans-                                                                                                ten oder bereits
   portieren – und                                                                                                    etabliert haben.
   es macht Spaß.                                                                                                     Dabei geht es um
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   www.kasimir-las-                                                                                                   Organisation, die
   tenrad.de kann                                                                                                     Auswahl des Las-
   das Rad reserviert                                                                                                 tenrads, das Mar-
   und bis zu drei                                                                                                    keting oder die
   Tage am Stück un-                                                                                                  Finanzierung. An-
   entgeltlich    ent-                                                                                                schließend     soll
   liehen     werden.                                                                                                 die      Konferenz
   Um eine mög-            KASIMIR, das Kölner Lastenrad, Foto: wielebenwir e.V.                                      jährlich stattfin-
   lichst hohe Be-                                                                                                    den. Die stetig
   kanntheit zu erreichen, entwickelten die Initiatoren ein            steigende Zahl an Initiativen zeigt deutlich: der Bedarf an alter-
   einfaches, aber wirkungsvolles Verleihkonzept: Als Stadt-           nativen und umweltfreundlichen Mobilitätslösungen für städ-
   nomade wechselt KASIMIR alle zwei bis vier Wochen seine Aus-        tische Kleintransporte ist groß. Innovative Konzepte wie „KA-
   leihstation. So kommt er in der Stadt herum und wird von vielen     SIMIR – Dein Lastenrad“ machen Spaß und schaffen so einen
   Bürgerinnen und Bürgern entdeckt. Der Verleih über Cafés, Bü-       einfachen Zugang, um Lastenräder auszuprobieren und die In-
   ros und Bürgerzentren schafft ein Gemeinschaftsgefühl und för-      nenstädte zu entlasten.
   dert die Bindung und Selbstverantwortung für das Lastenfahr-                                      Christian Wenzel, wielebenwir e.V.
   rad. Als Gemeingut steht es für die Idee der gemeinschaftlichen
   Nutzung von Gütern. So werden Ressourcen geschont und „ge-                JUNI

   meinsam genutzte Lastenräder können der entscheidende Bau-               20.           Forum freie Lastenräder am 20. Juni 2015
   stein in einem zeitgemäßen Mobilitätsmix ohne eigenes Auto                             Das Forum in Köln bietet einen Erfah-
   sein“, so Hannes Wöhrle vom Verein wielebenwir e.V.                    rungsaustausch für Initiativen sowie Unterstützung von
                                                                          Interessierten bei der Organisation und Umsetzung eines
   Das Kölner Lastenrad als Vorbild                                       eigenen Lastenrad-Projektes. Anmeldung und Informatio-
       Auch über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus hat das          nen dazu unter:
   grüne Lastenrad mittlerweile große Aufmerksamkeit erlangt                 www.wielebenwir.de/projekte/forum-freie-lastenrader
   und viele Initiativen in ganz Deutschland und Österreich dazu

12 | nahmobil 05
/ LASTENRÄDER /

                                                                                                                                          © Aleksander Slota, VCD
So kommt die Thematik in den Kommunen voran!
    Lastentransport mit dem Fahrrad boomt. Mit dem Aufkom-        Betriebshof, das Ordnungsamt, städtische Betriebe wie die
men der Pedelecs ist auch bei den Transporträdern eine Elektri-   Friedhofsgärtnerei, aber auch Transporte zwischen räumlich ge-
fizierung zu beobachten. Immer mehr Lastenräder werden mit        trennten Dienststellen sein. Die getroffenen Maßnahmen müs-
E-Unterstützung angeboten. Wie können Städte und Gemein-          sen nach außen kommuniziert werden, damit die Kommune als
den das Thema auch in ihrer Kommune fördern? Einige Anre-         Vorbild wirken kann.
gungen:
                                                                  4) Kommune als Initiator
1) Infrastruktur schaffen                                         Die Ausleihe und Bereitstellung von Lastenrädern an Betriebe
Das für Kommunen primäre Arbeitsfeld ist die Schaffung einer      für einen bestimmten Testzeitraum kann bei den Firmen zu Um-
optimalen Infrastruktur mit Bezug auf die Innenstadt-Logistik.    stiegseffekten führen. In Kooperation mit der regionalen IHK
Dazu bedarf es einer kommunalen Willenserkärung, mit der das      und anderen Wirtschaftpartnern bieten sich Beratungen für
Ziel klar definiert wird. Ein eindeutiges Verwaltungshandeln      Firmen an, wie die nicht motorisierte Mobilität das eigene Be-
muss auf die Verbesserung von Straßen, Wegen und Plätzen als      triebskonzept unterstützen kann.
Grundlage der Mobilität für die Belange des nicht motorisierten
Lieferverkehrs ausgerichtet sein. Beispielsweise muss das Netz    5) Öffentlichkeitsarbeit
für den Radverkehr durchlässiger sein als für den motorisierten   Das Thema „nicht motorisierte Lastentransporte“ einer breiten
Verkehr (Fahrradstraßen, in Gegenrichtung geöffnete Einbahn-      Öffentlichkeit vorzustellen und damit Akzeptanz zu schaffen, ist
straßen, Diagonalsperren u.v.m.).                                 ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld für Kommunen. Hier bieten
                                                                  sich eigene Aktionstage mit Schwerpunkt Lastentransport oder
2) Ordnungsrahmen anpassen                                        die Beteiligung an bestehenden Aktionen (Fahrradaktionstage,
Das ordnungspolitische Instrumentarium bietet zahlreiche          Umweltfeste) an. Auch kann eine Publikation (Print oder online)
Möglichkeiten, die nicht motorisierte Mobilität auch im Last-     hilfreich sein, die u.a. alle Möglichkeiten der eigenen Stadt auf-
entransport zu unterstützen. Das beginnt bei der stringenten      zeigt.
Verfolgung von Verstößen bei unerlaubtem Parken in der zwei-
ten Reihe oder auf Geh- und Radwegen. Zeitliche und räumli-          Die Übersicht ist nicht vollständig, sondern soll der Anre-
che Einschränkungen für motorisierten Lieferverkehr zugunsten     gung dienen, eigene Projekte auf den Weg zu bringen. Im Fol-
nicht motorisierter Lieferdienste und erweiterte Freigaben für    genden stellen wir Ihnen eine kleine Auswahl von interessan-
die Fußgängerzone sind weitere Ansätze, um den Einsatz von        ten und vorbildhaften oder anregenden Ideen und Projekten
Cargobikes zu unterstützen.                                       vor. Bei allen Projekten und Untersuchungen zeigt sich immer
                                                                  wieder: Es gibt ein hohes Potenzial in allen Einsatzbereichen
3) Kommune als Vorbild                                            für den Umstieg auf und den Einstieg in eine emissionsarme
Die eigenen Abläufe in der Verwaltung können analysiert wer-      Innenstadtlogistik auf der Basis von Lastenrädern und Lasten-
den, um das Potenzial für nicht motorisierte Transporte zu er-    pedelecs.
mitteln. Mögliche Ansatzpunkte können z.B. der Bau- und              Lassen Sie sich inspirieren!

                                                                                                                       nahmobil 05 | 13
/ LASTENRÄDER /

   Das Lastenrad im Internet                                           l Verleihplattform für Transporträder
                                                                           Die kostenfreie Lastenrad-Leihbörse velogistics.net führt Be-
   Viele weitere Informationen über den                                sitzer und Nutzer von Frachträdern zusammen. Wer noch keines
                                                                       der zweirädrigen Transportgenies sein Eigen nennt, kann über
   Einsatz und die Beschaffung sowie eine                              die Plattform Kontakt zu Verleihern aufnehmen. Velogistics er-
   nutzungsgerechte Modellauswahl von                                  möglicht so eine gemeinschaftliche Nutzung. Die Seite funk-
                                                                       tioniert über eine Google-Maps-gestützte Suche weltweit und
   Lastenrädern finden sich im Internet.                               straßengenau. Mittlerweile sind knapp 190 Räder verzeichnet
   Wir stellen hier einige Webseiten ohne                              (Stand: 10.04.2015), die meisten in Deutschland und Öster-
                                                                       reich, aber auch Nutzer aus den USA oder Großbritannien,
   Anspruch auf Vollständigkeit kurz vor.                              Schweden oder Australien sind bereit, ihr Lastenrad zu verlei-
                                                                       hen. Die Nutzung des Service ist kostenfrei – die Seite ist kein
                                                                       gewerblicher Lastenradverleih, sondern eine werbefreie Ver-
                                                                       mittlungsplattform. Sie ist zu finden unter www.velogistics.net.
   l Lasten auf die Räder!
      Eine der größten und umfangreichsten Sammlungen von
   Informationen rund um das Lastenrad wurde als Förderprojekt
   des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesam-

                                                                         © Amac Garbe-DLR

   tes 2013/14 vom VCD durchgeführt: das Infoportal „Lasten auf
   die Räder!“. Vorgestellt werden erfolgreiche Einsätze von Las-
   tenrädern, eine Marktübersicht von Lastenrad-Modellen bietet
   Interessierten Hilfestellung, Informationen rund um Beschaf-
   fung und Betrieb ergänzen diesen Teil. Spannend sind auch die
   Tipps für Kommunen, die aufzeigen, wie der Einsatz von Las-
   tenrädern im Wirtschaftsverkehr gefördert werden kann. Ein
   dreimonatlicher Newsletter, eine Terminübersicht, Hintergrund-
   material und hochauflösendes Bildmaterial runden das Service-
   angebot ab. Hier geht es lang: lastenrad.vcd.org.

   l nutzrad.de
      Ein weiteres, sehr umfangreiches Portal ist die Seite nutz-
   rad.de. Sie wird von privat unterhalten und bietet mit über 460
   Lastenrad-Modellen (Stand: 10.04.2015) eine sehr umfangrei-
   che Marktübersicht. Auch die Kategorisierung der einzelnen
   Räder wird akribisch umgesetzt, anhand kleiner Piktogramme
   bekommt der User einen visuellen Eindruck von der Bauart
   des Rades. Ergänzt wird der Kalaog um ein Händlerverzeich-
   nis und weitere Informationen. Die Seite ist zu finden unter
   www.nutzrad.de.
                                                                       l „Ich ersetze ein Auto“
                                                                           Das Institut für Verkehrsforschung des DLR hat als Förder-
   l dein-lastenrad.de                                                 nehmer des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infra-
      Eine ganz andere Intention hat die Seite dein-lastenrad.de.      struktur im Projekt „Ich ersetze ein Auto“ Lastenräder im Praxis-
   Die Seite ist angelegt als Wiki für freie Lastenräder (siehe auch   einsatz bei Kurierdiensten getestet. Der breit angelegte Flot-
   Beitrag auf Seite 12) und bietet Informationen zur Planung und      tenversuch gab acht Kurierzentralen deutschlandweit die Mög-
   Umsetzung eines eigenen Lastenrad-Projektes. Die Seite ist zu       lichkeit, elektrifizierte Lastenräder zu nutzen. Die 40 zweiräd-
   finden unter dein-lastenrad.de.                                     rigen iBullitts und der dreirädrige CargoCruiser wurden zum
                                                                       festen Bestandteil der Logistik der beteiligten Unternehmen.
                                                                       In der 21-monatigen beobachteten Projektlaufzeit beförderten

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/ LASTENRÄDER /

die Kuriere mit den Elektro-Lastenrädern ca. 127.000 Sendun-        l Autofreie Innenstadt Basel fördert
gen – dies sind rund 8% aller Aufträge der beteiligten Firmen.
Dabei legten die Kuriere mit den Fahrzeugen eine Strecke von
                                                                    Lastenräder
                                                                        In der Innenstadt von Basel gelten seit 6. Januar 2015 neue
etwa einer halben Million Kilometer zurück. Einige Spitzenreiter
                                                                    Zufahrtsregelungen. Motorisierte Kraftfahrzeuge dürfen nur
nutzten das Projektfahrzeug für 400 Aufträge monatlich. Fazit:
                                                                    noch in der Zeit von 5.00 bis 11.00 Uhr die Innenstadt befah-
„Das Projekt ‚Ich ersetze ein Auto‘ war ein wichtiger Schritt zur
                                                                    ren. Ab 11.00 Uhr ist dies nur mit Sondergenehmigung möglich.
Etablierung von Elektro-Lastenrädern in der Kurierbranche –
                                                                    Dies hat für die Fahrradkuriere zu einer sprunghaften Zunahme
das große technische Potenzial dieser Fahrzeuge ist aber bei
                                                                    von rund 20% mehr Aufträgen geführt. Die beiden Kurier-
Weitem noch nicht ausgeschöpft.“ Im Internet zu finden unter
                                                                    dienste in Basel berichteten übereinstimmend, dass die Fahr-
www.ich-ersetze-ein-auto.de.
                                                                    ten mit Cargo.Bikes deutlich mehr nachgefragt werden. Haus-
                                                                    lieferdienste per Lastenrad gibt es in der Schweiz schon länger.
l CYCLELOGISTICS – Moving Europe                                    Mit den Zufahrtsbeschränkungen in der Innenstadt hat sich das
                                                                    Transportvolumen von Einzelhändlern an Kunden, die in der In-
Forward                                                             nenstadt wohnen, deutlich erhöht. So hat der bisher bereits
   Die Europäische Union führt mit dem Projekt CYCLELOGIS-
                                                                    tätige Hauslieferdienst von Firmen wie Migros und COOP nun
TICS einen Feldversuch in europäischen Kommunen durch. Die
                                                                    auch Restaurants und viele weitere Geschäfte als Partner. Wei-
erste Förderperiode lief von 2011 bis 2014, die zweite Periode
                                                                    tere Informationen unter www.velolieferdienste.ch.
läuft von 2014 bis 2017. In acht europäischen Städten werden
Methoden erprobt, wie der Lastentransport auf Fahrradbasis
flächenhaft umgesetzt werden kann. Das Projekt hat zur Grün-        l München: Einjähriger Versuch
dung eines europäischen Verbandes für Lastenräder geführt.
Im Internet entstand dazu eine umfangreiche Informations-
                                                                    zur Lastenradnutzung
                                                                       Seit November 2014 sind sie im Einsatz, die neuen Lasten-
sammlung in englischer Sprache inklusive einer Marktübersicht
                                                                    räder in München. Mit wissenschaftlicher Begleitung hat die
zu Lastenrädern und einer Best-Practice-Sammlung. Zu finden
                                                                    Stadt München den Ratsbeschluss umgesetzt, das Förderpro-
unter cyclelogistics.eu.
                                                                    gramm „Lastenräder/Lasten-Pedelecs für Münchener Gewerbe-
                                                                    treibende“ durchzuführen. Insgesamt 13 Unternehmen beteili-
                                                                    gen sich und haben ein Lastenrad angeschafft. Die IHK für Mün-
l Forschung für das Lastenrad:                                      chen und Oberbayern betreut das Projekt als Kooperations-
WIV-RAD                                                             partner. Zweiter Baustein ist die Ausleihe von Lastenrädern an
   Das Institut für Verkehrsforschung des DLR führt als Förder-     Unternehmen. Für vier Wochen stellt die Stadt München ein
nehmer des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infra-       Lastenrad gegen eine geringe Leihgebühr zum Testen zur Verfü-
struktur das Projekt „Untersuchung des Einsatzes von Fahrrä-        gung, sowohl rein muskelbetrieben als auch in der Pedelec-Ver-
dern im Wirtschaftsverkehr“ (WIV-RAD) durch. Darin wird unter-      sion (zweirädrige Lastenräder des Herstellers „Larry vs. Harry“,
sucht, ob und in welchen Wirtschaftsbereichen Potenziale für        Modell „Bullit“ mit verschließbaerer Transportbox). Weitere In-
verstärkte Fahrrad- und Lastenradnutzung vorhanden sind. Der        formation unter www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/
Ergebnisbericht wird für November 2015 erwartet, eine Projekt-      Referat-fuer-Arbeit-und-Wirtschaft/News/Lastenraeder-RAW.
übersicht gibt es unter www.dlr.de, im Suchfeld „WIV-RAD“ ein-      html.
geben.

                                                                    l Modellprojekt Hamburg: Nachhal-
l Emissionsfreie Logistik bei Großver-                              tiges Lieferkonzept für die Innenstadt
anstaltungen                                                            Gemeinsam testen die Freie und Hansestadt Hamburg und
   In Hamburg hat die Deutsche Evangelische Kirche auf ihrem        UPS (United Parcel Service) ab 1. Februar 2015 in einem zwei-
34. Kirchentag 2013 das Thema „Emissionsfreie Logistik“ wei-        jährigen Modellprojekt eine neue Form der City-Logistik. Mit
ter ausgebaut. Waren auf den bisherigen Kirchentagen auch           dem Ziel, die Verkehre und damit die Emissionen durch die
schon Fahrradkuriere im Einsatz, so wurden 2013 erstmalig in        Paketzustellung in der Innenstadt zu reduzieren, wird UPS an
größerem Umfang auch Lastenräder eingesetzt. Mit Förderung          bis zu vier zentralen Standorten Container als Zwischenlager
durch den Nationalen Radverkehrsplan wurde systematisch der         aufstellen. Von hier aus werden Zusteller die Pakete zu Fuß mit
Gütertransport auf Lastenräder verlagert. Es wurden verschie-       einer Sackkarre, mit Lastenfahrrädern oder mit einem elekt-
dene Typen von Lastenrädern genutzt, von Briefkisten bis zur        risch unterstützten Fahrrad zu den Empfängern bringen. Abge-
Europalette wurde fast alles transportiert. Der Schwerpunkt lag     holte Sendungen werden von den UPS-Mitarbeitern in den Con-
auf den Materialtransporten für die einzelnen Veranstaltungen.      tainer verbracht, der dann abends abgeholt und zurück in die
   Mit dem Projekt sollten die vielfältigen Vorzüge des Einsat-     UPS-Niederlassung transportiert wird. Ein Modellversuch mit
zes von Lastenrädern bei Großveranstaltungen getestet wer-          einem Lagercontainer am Neuen Wall wurde bereits 2012 er-
den. Die Erfahrungen des Projektes wurden sowohl im Rahmen          folgreich initiiert. Die vereinbarte Ausweitung des Versuches
einer Tagung als auch in dem „Leitfaden Lastenräder einset-         soll wegweisend für die Gesamtstadt werden und positive Aus-
zen“ dokumentiert. Dieser Leitfaden ist online erhältlich unter     wirkungen auf die Verkehrssituation in der Innenstadt sowie
www.kirchentag.de, als Suchbegriff „Lastenrad“ eingeben.            auch eine erhöhte Aufenthaltsqualität nach sich ziehen. Es wer-

                                                                                                                        nahmobil 05 | 15
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UPS in der Innenstadt, Foto: UPS                                          Die BentoBox in Berlin, Foto: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
                                                                          und Umwelt Berlin

       den insgesamt weniger Emissionen, vor allem aber auch weni-        sen, könnte ihr Einsatz auch ausgeweitet werden. Die Stadtver-
       ger Flächenbedarfe für die Zustellfahrzeuge benötigt, weil we-     waltung trägt mit dem Pilotversuch zur Umsetzung der Strategie
       niger Fahrten und Haltevorgänge auftreten.                         „Nachhaltig mobil in Stuttgart“ bei, die helfen soll, die Belastung
          Um den Lieferverkehr angrenzender UPS Zustelltouren zu          an Lärm, Feinstaub und Stickoxiden zu senken. www.stuttgart.de
       reduzieren, werden weitere Container nach dem gleichen Prin-
       zip am Hopfenmarkt, in der Straße Raboisen und in der Welker-
       straße eingesetzt. Das Modellprojekt soll Aufschluss darüber
                                                                          l Frankfurter Westen mit
       geben, ob ein entsprechendes Konzept auch für größere Ein-         Elektro-Bakfiets-Flotte
       zugsbereiche überzeugend ist und ob es auch für andere Logis-         Seit 2013 wird im Projekt „Leben im Westen“ eine Flotte von
       tikbereiche offen und anwendbar sein könnte.                       Elektro-Bakfiets bereitgestellt. An E-Mobility-Stationen können
            Helma Krstanoski, Pressestelle der Behörde für Wirtschaft,    diese Elektro-Fahrzeuge von Mietern der Wohnungsgesellschaf-
                           Verkehr und Innovation der Stadt Hamburg       ten KEG und WBG sowie weiteren Interessenten ausgeliehen
                                                                          werden. Aufladen, Wartung und Versicherung sind inklusive.
                                                                          Ziel ist es, in randstädtischen Wohngebieten für die Fahrt zwi-
       l Stadt Stuttgart schafft zwei Dienst-                             schen den Stadtteilen, zum Einkaufen, für den Ausflug in die
       lastenräder an                                                     Frankfurter Innenstadt oder andere Ziele im Rhein-Main-Gebiet
           Mitarbeiter der Stadt Stuttgart können jetzt für Dienstfahr-   alternative Mobilitätsformen zur Verfügung zu stellen und die
       ten auch zwei eLastenräder nutzen. Die Räder kommen probe-         Erfahrungen damit zu evaluieren. Die Kosten der Ausleihe be-
       halber im Garten-, Friedhofs- und Forstamt zum Einsatz, da die     tragen symbolisch 5 Euro pro Tag.
       Mitarbeiter häufig kleinere Mengen über überschaubare Dis-                                                 www.lebenimwesten.de
       tanzen transportieren müssen. Amtsleiter Volker Schirner prä-
       sentierte die beiden Räder im Februar der Öffentlichkeit. „Wir
       wollen zeigen, dass die Räder aus vielerlei Gründen eine her-      l Berliner erproben die BentoBox
       vorragende Alternative zum Auto sind: Meine Mitarbeiter kom-           Die BentoBox wurde vorrangig als innerstädtischer Um-
       men oft schneller zum Ziel, sie müssen nicht lange einen Park-     schlag- und Konsolidierungspunkt entwickelt, in dem Sendun-
       platz suchen, sie halten sich fit und schonen die Umwelt“, so      gen der Dienstleister gebündelt werden können. Das funktio-
       Schirner.                                                          niert in zwei Richtungen: Sendungen können für ein Zielgebiet
           Insgesamt könnten die Räder über das Jahr verteilt 300 km      in der Box gesammelt werden, um von dort kleinräumig weiter-
       rollen, was im Vergleich zu benzinbetriebenen Autos rund 120       verteilt zu werden. Oder Sendungen können aus dem Zielgebiet
       kg CO² einsparen würde. Für die beiden Räder investiert die        eingesammelt werden, um dann zu Zielen außerhalb des Ge-
       Stadt 4.700 Euro. Sollten sich die Räder in der Praxis bewei-      bietes transportiert zu werden.

   16 | nahmobil 05
/ LASTENRÄDER /

CargoBike Dortmund, Foto: Stadt Dortmund                                     Lastenräder halten auch in den Stadtverwaltungen Einzug. Die Stadt Ahlen
                                                                             setzt ein Lastenpedelec als Abfallsammelfahrzeug ein. Foto: Stadt Ahlen

              Der Prototyp der BentoBox besteht aus einem Stahlgehäuse,         angelegten Wettbewerb zur nachhaltigen Logistik. Bestandteile
          in dem sich sechs herausnehmbare und frei bewegliche Mo-              waren u.a. ein Lastenradrennen, ein Konstruktionswettbewerb
          dule und ein Bedienterminal befinden. Jedes dieser Module be-         und eine Begleitausstellung. Mit mehr als 1.000 Besuchern war
          herbergt unterschiedlich große Fächer, die je nach Größe und          die Kick-off-Veranstaltung ein großer Erfolg. CargoBike Dort-
          Anforderung der Packstücke genutzt werden können. Die mo-             mund hat sich selber folgende Arbeitsschwerpunkte gesetzt:
          bilen Module können auch komplett bei einem Logistikdienst-           • Bekanntmachen von Cargobikes bei Unternehmen und
          leister beladen oder bei einem Großkunden entladen werden.                Multiplikatoren.
              Die BentBox kann zukünftig beispielsweise in Wohngebie-           • Erleichterung des Zugangs zu Cargobikes für Testzwecke.
          ten, im Inneren von Shopping-Malls und in Gebieten mit einer          • Unterstützung bei der Entwicklung von Anwendungs-
          hohen Dichte von Büros zum Einsatz kommen – als Standort ist              konzepten in Zusammenarbeit mit Hochschulen und
          jeder Ballungsraum mit dem notwendigen Sendungsaufkom-                    anderen Forschungsanstalten.
          men geeignet. Die einzigen Voraussetzungen sind eine für Kun-         • Förderung der technischen Weiterentwicklung von
          den wie Dienstleister frei zugängliche Fläche sowie die Strom-            Cargobikes durch Vernetzung der Konstrukteure,
          zufuhr.                                                                   Hersteller und Händler.
              Das Projekt ist mittlerweile abgeschlossen. In einem Folge-       • Schaffung und Weiterentwicklung von Cargobike-
          projekt soll die BentoBox bis 2016 weiterentwickelt werden                förderlichen Rahmenbedingungen. Organisation eines
          und dann verbessert wieder in Berlin zum Einsatz kommen. Zu               Unternehmensnetzwerkes zum Thema Cargobike.
          finden unter www.bentobox-berlin.de.                                  • Federführung bei gemeinsamen Veranstaltungen und
                                                                                    Messeauftritten des Netzwerkes.

          l Netzwerk CargoBike Dortmund                                             Seit Jahresbeginn ist das Netzwerk CargoBike Dortmund ak-
          gegründet                                                             tiv, ein erstes Treffen mit 24 interessierten Firmen legte dazu
              CargoBike-Dortmund ist eine Initiative der Wirtschaftsförde-      den Grundstein. Für 2015 sind drei weitere Netzwerktreffen vor-
          rung der Stadt Dortmund und der IHK zu Dortmund. Gemein-              gesehen, um den Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und das
          sam mit weiteren Partnern propagiert und unterstützt Cargo-           Netzwerk weiter auszubauen. In der Überlegung sind weiter-
          Bike-Dortmund den Einsatz von Lastenfahrrädern (Cargobikes)           hin die Anstellung eines Netzwerkmanagers, der Aufbau einer
          für professionelle Anwendungen in Wirtschaftsunternehmen.             Internetplattform sowie die Gründung eines Trägervereins.
          Cargobike-Dortmund stellt die kommerzielle Nutzung von Carg-          Weitere Informationen und Kontakt unter www.cargobike-
          obikes in den Fokus. Cargobike-Dortmund versteht sich als eine        dortmund.de.
          Initiative zur Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung. Gestar-
          tet wurde die Initiative im September 2014 durch einen breit

                                                                                                                                   nahmobil 05 | 17
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   Der Deutsche Fahrradpreis 2015
      Drei neue Kategorien, 16 Jurymitglieder, 113 Bewerbungen:       rungsschichten, auch selbst Hand angelegt. Durch diese bis-
   Am 18. Mai 2015 wurde der 15. Deutsche Fahrradpreis verlie-        lang beispiellose Bürgerinitiative ist ein 22 km langer Radweg
   hen. Zum zweiten Mal fand die Preisverleihung auf dem Natio-       entstanden, der Radfahren trotz der Höhenunterschiede in der
   nalen Radverkehrskongress, dieses Jahr in Potsdam, statt.          Stadt zu einer echten Alternative macht. Mit ihrem außergewöhn-
                                                                      lichen Engagement haben die Bürger auch die Stadtverwaltung
       Zum 15. Geburtstag gab es für den Deutschen Fahrradpreis       überzeugt. Diese übernahm 2011 die Bauherrschaft für das Pro-
   nicht nur drei neue Kategorien, sondern auch die höchste Zahl      jekt, das mittlerweile auf 32 Millionen Euro geschätzt wird, und
   an Bewerbungen in der Geschichte des Wettbewerbs. 113 Be-          hat es gemeinsam mit den Bürgern realisiert. Die Jury lobte den
   werbungen bekamen die 16 ehrenamtlichen Juroren zu lesen,          außerordentlichen und beispiellosen Einsatz der Bürger.
   um daraus je drei Nominierte in den Kategorien „Infrastruk-
   tur“, „Service“ und „Kommunikation“ zu wählen. Die Gewinner        2. Platz: Radhaus Offenburg
   wurden am 18. Mai 2015 auf dem Nationalen Radverkehrskon-             Mit dem Radhaus hat die Stadt Offenburg auf einer Grund-
   gress in Potsdam ausgezeichnet. Der erste Platz jeder Katego-      fläche von 55 m² 120 Fahrrad-Abstellplätze auf fünf Ebenen ge-
   rie war mit 3.000 Euro dotiert. Wir stellen die Gewinner und die   schaffen. Die Funktionsweise ist denkbar einfach: Der Radfah-
   nominierten Projekte vor.                                          rer positioniert sein Rad in einer der diebstahlsicheren Boxen
                                                                      und das System stellt diese automatisch auf einer Lagerfläche
                                                                      ab. Der Vorgang dauert maximal 60 Sekunden. Durch die insge-
                                                                      samt zwölf Zugänge zu den Boxen gibt es keine langen Warte-
         Der Deutsche Fahrradpreis wird jährlich vom Bundes-
                                                                      zeiten. Die Stadt ließ das Fahrradparkhaus 2013 errichten und
      ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
                                                                      berichtet von einer sicheren und stabilen Technik. Die Jury be-
      und von der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrrad-
                                                                      zeichnete das Radhaus als Leuchtturmprojekt und mit seinen
      freundlicher Städte Kreise und Gemeinden in Nordrhein-
                                                                      10 m Höhe als „landschaftlichen Hingucker“.
      Westfalen e.V. (AGFS) ausgelobt. Partner des Wettbe-
      werbs sind der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) und der
                                                                      3. Platz: Konsequente und nachhaltige Entwicklung der
      Verbund Service und Fahrrad (VSF).
                                                                      Infrastruktur für Radfahrer in einem Mittelzentrum
                                                                         Jeder Radfahrer in der Stadt soll sich ernst genommen und
                                                                      wohlfühlen, hat die Stadt Ingelheim sich zum Ziel gesetzt. Des-
                                                                      halb gründete sie 2009 ein Gremium, das monatlich zusam-
                                                                      menkommt, um über die Wünsche von Radfahrern zu beraten
                                                                      und Machbares umzusetzen. Durch die regelmäßigen Treffen
                                                                      werden die Bedingungen für den Radverkehr kontinuierlich ver-
                                                                      bessert. Als Erfolg kann das Gremium unter anderem ein Fahr-
                                                                      radparkhaus am Bahnhof mit 400 Plätzen verzeichnen. Die
                                                                      Jury lobte, dass die Maßnahmen gut ineinandergreifen und als
      Bilder von der Preisverleihung finden Sie unter:                Blaupause für andere Städte dienen können.
      www.der-deutsche-fahrradpreis.de

   Kategorie Infrastruktur
   1. Platz: Bürgerprojekt Nordbahntrasse Wuppertal
       Der Bürgerverein Wuppertalbewegung hat es mit viel Eigen-
   initiative und Überzeugungsarbeit geschafft, die verwahrloste,
   stillgelegte Nordbahntrasse für den Rad- und Fußverkehr nutz-
   bar zu machen. Die Mitglieder legten der Stadt eine Machbar-
   keitsstudie vor, sammelten Spenden in Höhe von drei Millionen
   Euro und übernahmen zunächst die Rolle des Bauherrn und
   späteren Betreibers der Trasse. Darüber hinaus haben die Mit-
   glieder und Unterstützer des Vereins, quer durch alle Bevölke-

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Kategorie Service                                                    Kategorie Kommunikation
1. Platz: Fahrräder für Flüchtlinge                                  1. Platz: Fahrradfreundliches Karlsruhe: „Tu’s aus Liebe“
   Zu Beginn stand die Idee des ADFC Saarland, 100 gespen-              Mit der Kampagne „Tu’s aus Liebe“ will die Stadt Karls-
dete Fahrräder verkehrstauglich aufzubereiten und an Flücht-         ruhe den Radverkehrsanteil erhöhen und gleichzeitig für mehr
linge zu überreichen. Dieses Ziel hat die Initiative bei Weitem      Sicherheit sorgen. Mit entspannter Tonart macht die Kampa-
übertroffen. Nicht nur, weil die saarländische Bevölkerung mitt-     gne Auto- und Radfahrer auf sich aufmerksam und plädiert für
lerweile fast 600 Fahrräder gespendet hat. Vor allem die Tatsa-      mehr Rücksichtnahme auf beiden Seiten. Die Macher haben be-
che, dass die Flüchtlinge im Projekt selbst helfen und ihre Fähig-   wusst darauf verzichtet, den mahnenden Zeigefinger zu erhe-
keiten einbringen können, hat die Jury überzeugt. Damit leistet      ben, sondern setzen auf eine positive, emotionale Ansprache.
der ADFC einen Beitrag zur sozialen Integration. Die Flüchtlinge,    Die Idee wird in kreativen Maßnahmen umgesetzt. So übt bei-
die oft in Stadtrandlagen untergebracht und dort kaum mobil          spielsweise eine Physiotherapeutin mit dem wartenden Kino-
sind, gewinnen durch die Fahrräder ein wenig Selbstbestim-           publikum auf charmante Weise den Schulterblick. Die Jury fand
mung und Lebensqualität zurück. Fahrradkurse für Anfänger            die Kampagne deshalb preiswürdig, weil sie das ernste Thema
und Kompetenzkurse für Fortgeschrittene stellen sicher, dass         mit Leichtigkeit angeht und dabei alle Verkehrsteilnehmer ein-
die Teilnehmer sich im Straßenverkehr gut zurechtfinden.             bezieht.

2. Platz: Kostenlose Leihfahrräder für jedermann                     2. Platz: Lasten auf die Räder!
    150 Fahrräder stehen für die 36.000 Einwohner in Emsdet-             „Lasten auf die Räder!“ fordert der VCD Bundesverband in
ten zur kostenlosen Nutzung bereit. Die Kolpingsfamilie Ems-         seiner Kampagne, die 2013 an den Start ging. Er verfolgt damit
detten hat diese Aktion bereits 2009 ins Leben gerufen. 20 Hel-      das Ziel, Unternehmen und Kommunen die verschiedenen Ein-
fer haben seitdem gespendete Räder repariert, umgebaut und           satzmöglichkeiten von Lastenrädern aufzuzeigen und für diese
orange lackiert. Diese stehen nun ohne Schloss im Stadtgebiet        Transportart zu begeistern. Dazu dienen ein umfangreiches
und können ohne Registrierung genutzt werden. Lediglich ein          Informationsportal im Internet, ein regelmäßiger Newsletter
Hinweistext bittet die Nutzer, die Fahrräder nach Gebrauch wie-      sowie Informations- und Netzwerkveranstaltungen. Als High-
der für alle zugänglich zu machen und nicht abzuschließen. Er-       light wurden E-Lastenräder auf der IAA Nutzfahrzeuge 2014 vor-
gebnis: Die Emsdettener nehmen das Angebot gerne an und              gestellt. Die Kampagne hat nicht nur in den Medien eine gute
die Zahl der Fahrraddiebstähle ist fast um die Hälfte zurückge-      Resonanz erzeugt. Auch Logistik- und Einzelhandelsvertreter
gangen. Das fanden auch die Juroren beachtlich.                      sehen inzwischen, nach Abgaben des Verkehrsclubs, Lastenrä-
                                                                     der als ernsthafte Alternative.
3. Platz: mooxi-bike Fahrradfolierung
   Aus Alt mach Neu. Das ist das Prinzip der Fahrradfolierung        3. Platz: Miteinanderzone
von mooxi-bike, die Bettina Wiedner aus Hamburg seit Mai                Um die Innenstadt Aschaffenburgs fahrradfreundlicher zu
2014 designt und vertreibt. Mit der selbstklebenden Fahrrad-         gestalten, plante die Verwaltung im Mai 2012 für eine Test-
Folie können Stilbewusste und Individualisten ihr Fahrrad nach       phase von einem Jahr die Fußgängerzone und den angrenzen-
ihren ganz persönlichen Wünschen gestalten. Das Sortiment            den Stadtpark für Fahrradfahrer zu öffnen. Voraussetzung da-
enthält 13 verschiedene Muster, auf Wunsch kann der Käufer           für war, dass eine begleitende Kommunikationskampagne für
aber auch sein eigenes Design auf die Folie drucken lassen. Die      mehr Rücksicht unter den verschiedenen Verkehrsarten wirbt.
Jury fand, Wiedners Produkt drückt das aktuelle Lebensgefühl         So wurde die „Miteinanderzone“ ins Leben gerufen. Dem Auf-
und Stilbewusstsein vieler Radfahrer aus. Außerdem trägt es          taktworkshop folgten Informationsstände und positive Bericht-
dazu bei, dass alte Räder mit Freude weiter benutzt werden und       erstattung in der lokalen Presse. Eine Verkehrszählung in der
nicht frühzeitig auf dem Schrottplatz landen.                        Innenstadt hat ergeben, dass 90% der Radfahrer mit Bedacht
                                                                     fahren und die Fußgänger im Blick haben.

                                                                                                                       nahmobil 05 | 19
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