NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...

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Hydrogeit Verlag / www.hzwei.info / 20. Jahrgang / Heft 3 / Juli 2020 / 82

 Ú  DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE
     NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE
 Ú  INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT
      TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL
NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...
Unsere Mission: Wasserstoff

                      Webinare                        Marketing

                      Consulting                      Wissen
Silke Frank, CEO                    www.mission-hydrogen.de
                                                                          M
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                                                                                 eh e t
          Hydrogen Online Conference                                                rw
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                         8. Oktober 2020

   Die größte Wasserstoff-
    Veranstaltung in 2020

   30+ Referenten
                                   Adamo Screnci       Sunita Satyapal,       Jon André
                                   Total               U.S. Depart-           Løkke, Nel Hyd-
   24 Stunden voller Wissen                           ment of Energy         rogen

   > 10.000 Teilnehmer

   Interaktive Chat-Funktion

   Zugang von überall             Prof. Dr. Chris-
                                   topher Hebling,
                                                       Jorgo Chatzi-
                                                       markakis, Hyd-
                                                                              Eiji Ohira,
                                                                              NEDO
                                   Fraunhofer ISE      rogen Europe

   Virtuelle Messe - Zeigen Sie
    sich!                              Und viele weitere Speaker!

              www.hydrogen-online-conference.com
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I N H A LT

INHALTSVERZEICHNIS
   3 Impressum

                                                                                                                                                                                                                         Quelle: BMWi / Andreas Mertens
   4 Editorial
   5 Meldungen
          Klingenberg geht in Ruhestand
          Yellen leitet ITM Motive
          enapter versuchts mit crowdinvesting
          Hexis abermals gerettet
          OGE gründet evety
          N2telligence in japanischer Hand
          Neue H2-Vereine in Süd und Ost

   9 Politik
          Neuer Chef bei der NOW
          Bundesregierung investiert in grünen Wasserstoff
          Wettbewerb H2-exportierender Länder
          Opposition entwirft eigene Wasserstoffstrategien
                                                                                                                    10               Die Nationale Wasserstoffstrategie ist da

                                                                                                                                                                                                                           Quelle: EU-Kommission
          Interview mit EU-Kommissar Frans Timmermans
          Vorzeigeprojekte in Regulierungsnot

20 Energiespeicherung
          Wie Raffinerien ergrünen
          Der H2-Projektierer
          H2-Produktion mit gebündeltem Sonnenlicht
          Grüne Gase als Geschäftsmodell
          Grüner Wasserstoff aus Biogas
          Die Lausitz – HyStarter und Reallabor
                                                                                                                                                                                                                                                          3
          HYPOS-Projekte erforschen H2-Untertagespeicher

38 Elektromobilität
          Bedarf nach Brennstoffzellenbussen besteht
          Daimler bündelt BZ-Aktivitäten
          NPM gestaltet zukunftsfähiges Mobilitätssystem
                                                                                                                    18               Frans Timmermans glaubt
                                                                                                                                     fest an Wasserstoff

46 Entwicklung
          Umnutzung der bestehenden Erdgasinfrastruktur
          Chemische Degradation von BZ-Membranen

50 Markt
          Aktienanalyse von Sven Jösting

56 International
          Über Eine Wasserstoffanlage für Los Angeles

58 Firmenverzeichnis
63 Terminkalender
                                                                                                                    24               Vom H2-Tank bis zum Stack –
                                                                                                                                     alles aus einer Hand

IMPRESSUM HZwei                                                          Design:                 Dipl.-Des. Andreas Wolter, Weimar                  Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autoren
                                                                         Satz:                   Dipl.-Des. Robert Müller, Berlin                   wider und entsprechen nicht unweigerlich der Meinung der Redaktion.

                                                                         Anzeigen:               Uta Mummert, creating relations, Leipzig           Inhalte der Zeitschrift sowie der Homepage sind urheberrechtlich geschützt
ISSN:                 1862-393X                                          Lektorat:               Dione Gutzmer, Berlin                              und dürfen nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Hydrogeit Verlages
Jahrgang:             20. (2020) / Heft 3, Juli 2020                                                                                                vervielfältigt oder anderweitig veröffentlicht werden. Für unverlangt einge-
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                      D – 16727 Oberkrämer                               Druckauflage:           4.500 Stück (plus 20.000 Downloads/Jahr)                                                  dieser Zeitschrift wurden von
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UStID.:               DE 221143829                                                                                                                                                         und dem Verlag mit größter
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Internet:              www.hydrogeit-verlag.de, www.hzwei.info
Redaktion. Mitarbeit:	Sven Geitmann, Sven Jösting, Michael Nallinger,   Studenten:              50 % Ermäßigung                                    Titelbild: EU-Green-Deal als Initialzündung für Wasserstoffwirtschaft
                       Niels Hendrik Petersen, Ken Silverstein           Kündigung:              jederzeit möglich, 6 Wochen vor nächster Ausgabe   [Quellen: Europa © NicoElNino, Hände © macrovector/Freepik]

                                                                                                                                                                                          HZwei 03 | JULI 2020
NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...
EDITORIAL

    ÜBER NWS, GREEN DEAL UND CORONA
    Liebe Leserinnen und Leser!

     Glück gehabt – pünktlich zum Redaktionsschluss der HZwei         darauf ankommen, was wir aus der
     hat das Bundeskabinett die Nationale Wasserstoffstrategie        aktuellen Situation machen. Jeder
     (NWS) diskutiert, verabschiedet und präsentiert.                 Einzelne von uns kann durch sein
         Der Kompromiss der fünf beteiligten Bundesministeri-        Verhalten Signale setzen und einiges
     en sieht vor, dass nicht die von Bundesforschungsministerin      bewirken.
     Anja Karliczek geforderten zehn Gigawatt an Elektrolyseur-           Folgen wir weiterhin, wie in
     kapazitäten bis 2030 angepeilt werden, sondern zunächst         Vor-Corona-Zeiten, den ewig Gest-
    „nur“ fünf Gigawatt, allerdings mit dem Zusatz, „nach Mög-        rigen, die momentan noch der ih-
     lichkeit“ weitere fünf bis 2035 zu installieren.                 nen entgangenen Kaufprämie für
         Wie erwartet zeigten sich der Deutsche Wasserstoff- und     Verbrenner nachjammern, wird sich
     Brennstoffzellen-Verband DWV und auch der Deutsche               nichts Grundlegendes ändern. Egal,
     Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) damit nicht              wie effizient moderne Benzin- und Dieselaggregate heute
     zufrieden. Der DWV-Vorsitzende Werner Diwald und auch            sein mögen, sie nutzen fossile Kraftstoffe und emittieren so-
     DVGW-Präsident Gerald Linke hoffen nun aber darauf, dass         mit Schadstoffe. Zudem ist diese Technologie 140 Jahre alt
     die „weiteren fünf Gigawatt“ nicht erst bis 2040 oder 2035,     – allerhöchste Zeit für etwas Neues, denke ich.
     sondern schon bis 2030 umgesetzt werden.                             Gut, dass die Bundesregierung hier Rückgrat bewiesen
         Absehbar gewesen war die Marschrichtung von Politik          und sich für Innovationen sowie Nachhaltigkeit entschieden
     und Wirtschaft im Mobilitätssektor, dass zunächst nicht die      hat und gegen Prämien für Verbrenner. China ist uns bei der
     Pkw-Sparte im Fokus steht, sondern vorrangig der Nutz-           Elektrifizierung längst himmelweit voraus. Volkswagen hat
     fahrzeug- und Schienenbereich sowie die Luft- und Schiff-        zwar, kurz bevor es ganz zu spät war, in einem Hauruckver-
     fahrt. Größter Abnehmer des erklärtermaßen vorrangig             fahren das Ruder herumgeworfen, setzt jetzt aber einzig und
     grünen Wasserstoffs dürfte aber die Industrie werden (Stahl,     allein auf Batteriefahrzeuge. Und nun? Jetzt gibt es Proble-
     Zement, Raffinierung usw.).                                      me mit der Software-Entwicklung und mit der Auslieferung

4        Als Überraschung darf jedoch bezeichnet werden, dass
     eine Befreiung der Elektrolyseure von EEG-Umlagen nun
     doch noch in die Diskussion eingebracht wurde, obwohl das
                                                                      des neuen ID.3. Bei den anderen deutschen Mitbewerbern
                                                                      sieht es in Sachen E-Autos nicht viel besser aus.
                                                                          Es ist jetzt mehr als geboten, zu versuchen, zumindest
     Bundeswirtschaftsministerium alles Erdenkliche dafür ge-         im Nutzfahrzeugbereich nicht den Anschluss zu verlieren,
     tan hatte, dies zu umgehen. Sämtliche Äußerungen aus dem         hier vielleicht sogar eigene Trends zu setzen. Bei den Perso-
     BMWi hatten zuletzt vermuten lassen, dass das mühsam ge-         nenwagen hat Tesla die gesamte Automobilwelt vorgeführt.
     schnürte Umlagenpaket nicht erneut geöffnet würde. Nun           Jetzt steht Nikola, das nächste US-amerikanische Start-up
     heißt es aber: „Wir streben die Befreiung der Produktion von    (s. S. 54), bereit, dasselbe im Lkw-Sektor zu tun. Und was
     grünem Wasserstoff von der EEG-Umlage an.“ Man werde             fällt den Deutschen dazu ein? Die Ankündigung, erst Ende
     dabei sicherstellen, dass dadurch die EEG-Umlage nicht an-       dieses Jahrzehnts den Lkw-Bereich elektrifizieren zu wollen
     steigt, so die Beteuerung.                                       und H2-Busse frühestens 2022 anzubieten (s. S. 38). Sorry,
         Auch wenn es durchaus kritische Stimmen gibt, lässt sich     aber erstens ist in zehn Jahren die Welt schon eine ganz an-
     feststellen, dass insgesamt ein vernünftiger Kompromiss          dere, und zweitens brauchen wir BZ-Busse in den nächsten
     gefunden wurde. Dabei ist das Wichtigste, dass es jetzt Pla-    Wochen und Monaten, nicht erst in zwei Jahren.
     nungssicherheit gibt. Investitionen können ab sofort in ei-          Vor uns liegt eine Riesenchance – wir sollten sie nutzen –
     nem festen Rahmen getätigt werden, egal wie hoch die Latte       die Potentiale sind riesig.
     für den Elektrolyseurbau nun liegt.
         Ausführlichere Informationen zur nun verabschiedeten            Herzlichst
     NWS sowie zu den zuvor geführten Diskussionen finden Sie auf
     den Seiten 10 bis 15, gefolgt von einem Interview mit EU-Kom-
     missar Frans Timmermans, der uns einen Ausblick auf die eu-
     ropäische Strategie, den EU-Green-Deal, gewährt (s. S. 18).         Sven Geitmann
                                                                         HZwei-Herausgeber
     Sehr intensiv wird dieser Tage auch die Frage diskutiert, wie
     es in oder nach der Corona-Krise mit der Energiewende, dem
     Klimaschutz und dem noch bis vor einigen Wochen deutlich
     wachsenden Interesse an Wasserstoff weitergehen wird. Was
     wird aus der FridaysForFuture-Bewegung? Wird jemals wie-
     der ein Klimagipfel stattfinden? Wird es einen Rückfall mit
     einer Manifestierung der fossilen Energieträger geben oder
     wird die H2- und BZ-Branche mittelfristig gestärkt aus die-
     ser Krise hervorgehen? Wird eine nun mögliche Wasserstoff-
     wirtschaft vielleicht sogar zur Wiederbelebung des europäi-
     schen Gedankens beitragen?
         Ich denke, die Chance für eine wirkliche Energiewende
    – europaweit – war noch nie so groß wie heute. Es wird aber
    HZwei 03 | JULI 2020
NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...
MELDUNGEN

                                                                  über HZwei räumte er ein, der Fortgang Klingenbergs sei eine
KLINGENBERG GEHT                                                  „Zäsur“, aber er machte klar, hySOLUTIONS werde sich wei-
                                                                  terhin in gewohnter Weise im Norden engagiert für die Etablie-
IN RUHESTAND                                                      rung der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik einsetzen. ||

                                                                  YELLEN LEITET ITM MOTIVE
                                                                  ITM Power wächst weiter und hat Mitte Mai 2020 die Grün-
                                                                  dung einer Tochtergesellschaft bekannt gegeben. ITM Mo­
                                                                  tive wird zukünftig für den Bau

                                                                                                                                Quelle: ITM Power
                                                                  sowie den Betrieb von Wasser-
                                                                  stofftankstellen in Großbritanni-
                                                                  en verantwortlich sein. Zum Ge-
                                                                  schäftsführer wurde Duncan Yellen
                                                                  ernannt. Der 54-jährige Physiker
                                                                  und Materialwissenschaftler war
                                                                  zuvor als Projektentwicklungsma-
Abb. 1: Heinrich Klingenberg (l.), Peter Lindlahr                 nager bei Storengy, einem Tochter-
                                                                  unternehmen von Engie, aktiv. ITM
Ein prägender Kopf insbesondere der norddeutschen, aber           Motive wird zunächst acht öffentli-
auch der bundesdeutschen und europäischen Wasserstoff-            che H2-Tankstellen betreuen. Bis Ende des Jahres sollen es elf
branche, tritt aus dem H2-Scheinwerferlicht zurück: Der ehe-      sein. Alle Standorte verfügen über einen Elektrolyseur von
malige hySOLUTIONS-Chef Heinrich Klingenberg hat An-              ITM Power sowie über einen Kompressor von Großinvestor
fang Juli 2020 seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten.        und Joint-Venture-Partner Linde. ||
     Klingenberg, der maßgeblich an der Gründung von
hySOLUTIONS im Jahr 2005 mitwirkte, war von Anfang an
deren Geschäftsführer und Sprecher (s. Interview HZwei-
Heft Apr. 2019). Zuvor war der studierte Sprachwissen-
schaftler im Vorstand der Hamburger Hochbahn für den
Bereich Busverkehr verantwortlich gewesen. Insbesondere
                                                                  ENAPTER VERSUCHT ES
                                                                  MIT CROWDINVESTING
                                                                                                                                                    5
durch seine engen Kontakte in die Politik sowie zum gesam-
ten Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gelang es ihm, die            Der Elektrolyseurhersteller Enapter geht bei der Investoren-
H2- und BZ-Technik in der Hansestadt auf höchster Ebene           suche einen etwas anderen Weg als die meisten Mitbewerber:
zu etablieren. Durch seine Ämter im Beirat der Nationalen         Ende März 2020 hat das Unternehmen eine Möglichkeit für
Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technolo-          Privatanleger eröffnet, in Enapter zu investieren. Seitdem
gie (NOW) sowie in europäischen Gremien trieb er die Wei-         ist eine Beteiligung an dem italienischen Unternehmen ab
terentwicklung der Wasserstofftechnologie auch auf natio-         wenigen Hundert Euro möglich. Im Gegenzug werden den
naler und internationaler Ebene voran.                            Anlegern Zinsausschüttungen über eine Laufzeit von fünf
     Der Hochbahn-Vorstandsvorsitzender Henrik Falk erklär-       Jahren versprochen. Diese Art der Vermögensanlage wurde
te: „Bei der Umstellung des Verkehrs auf emissionsfreie Antrie-   nach Angaben von Enapter im Frühjahr von der Finanzauf-
be und der Nutzung regenerativer Energie aus der Region ist       sichtsbehörde BaFin freigegeben.
Hamburg national und international weit vorn. Dieses ist auch          Die in Pisa ansässige Firma, die unter anderem auch eine Fi-
ein Erfolg der hySOLUTIONS und von Heinrich Klingenberg.“         liale in Berlin hat, lockt potentielle Geldgeber mit ihrem paten-
     Für Klingenberg rückte jetzt Christoph Steinkamp in die      tierten Elektrolyseur, bei dem eine Anionenaustauschmembran
Geschäftsführerebene auf. Gemeinsame mit Peter Lindlahr,          (AEM) zum Einsatz kommt, wobei nach eigenen Angaben „die
der seit 2010 zweiter Geschäftsführer von hySOLUTIONS ist,        Vorteile konkurrierender Technologien kombiniert“ werden.
leitet seit dem 1. Mai 2020 Steinkamp die Elektromobilitäts-      Ziel der Kapitalerhöhung sei, die auf dem Markt befindlichen
schiene der Gesellschaft. Der 37-jährige arbeitete zunächst bei   Produkte jetzt zu skalieren. Über den Aufbau einer Massenpro-
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte bevor er 2013        duktion der AEM-Elektrolyseure, so heißt es, sollen die Kosten
zu hySOLUTIONS stieß und Projektleiter Elektromobilität           für Wasserstoff drastisch gesenkt werden, so dass „Wasserstoff
wurde. Anlässlich der Amtsübernahme sagte er: „Ich freue          für jedermann“ erzeugt werden könne. Geschäftsführer Sebas-
mich über das Mandat, den Standort Hamburg in Richtung            tian-Justus Schmidt erklärte: „Mit der crowdfinanzierten Ver-
einer nachhaltigen, emissionsfreien Wirtschaft und Mobi-          mögensanlage machen wir jetzt die Schritte hin zur industriel-
lität in Zukunft weiterzuentwickeln und diesen Prozess im         len Massenfertigung.“ Wo dann der geplante Enapter-Campus
Austausch mit allen Stakeholdern zu gestalten. Neben einer        zu Hause sein wird, ist bislang noch ungewiss.
Kopplung des Mobilitäts- und Energiesektors wird es dabei         Bis Ende Mai waren bislang knapp über 80.000 Euro zu-
auch darauf ankommen die heutigen Projekte in eine sich           sammengekommen. Diese eher verhaltene Resonanz lag
selbst tragende Wirtschaftlichkeit zu überführen. Hierfür         sowohl an der Corona-Krise als auch daran, dass Enapter
haben wir in Hamburg eine starke politische Unterstützung,        diese Kampagne gar nicht mehr aktiv bewirbt. Schmidt teil-
engagierte Partner in der Wirtschaft und mit dem Team von         te HZwei Ende Mai mit: „Es gibt derzeit keine Planung, das
hySOLUTIONS sehr erfahrene Akteure an Bord.“                      Thema ‚Crowdfunding“ öffentlich anzufeuern – jedenfalls
     Lindlahr, der bisher vorrangig die Batteriethemen unter      nicht jetzt.“ Stattdessen sei er derzeit dabei, Gelder für die
sich hatte, übernimmt jetzt die H2- und BZ-Schiene. Gegen-        Finanzierungsrunde B einzusammeln. ||
                                                                                                             HZwei 03 | JULI 2020
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    OGE GRÜNDET EVETY                                                N2TELLIGENCE IN JAPANISCHER
                                                                     HAND
    Quelle: evety

                                                                     Das norddeutsche Unternehmen N2telligene war bereits An-
                                                                     fang 2016 zur Fuji N2telligence GmbH geworden, nachdem
                                                                     sich der japanische Elektrokonzern Fuji Electric in die Wis-
                                                                     marer Kleinfirma eingekauft hatte. Anfang dieses Jahres hat
                                                                     nun die Fuji Electric Europe GmbH aus Offenbach N2tel-
                                                                     ligence, bei der zuletzt vier Mitarbeiter beschäftigt waren,
                                                                     komplett übernommen. Die ehemaligen Geschäftsführer
                                                                     und Gründer Lars Frahm und Andreas Exler haben das Un-
                                                                     ternehmen zum Jahreswechsel verlassen.
                                                                         Frahm und Exler hatten die Firma 2006 zu zweit aufge-
                                                                     baut und zu einem Spezialunternehmen für Brandschutz
                                                                     entwickelt. Über ein Dutzend Brennstoffzellenkraftwerke,
                                                                     die neben Strom und Wärme (teils auch Kälte) auch sauer-
    Die Open Grid Europe GmbH (OGE) will ein „Wegbereiter            stoffarme Luft liefern, bauten sie in Deutschland auf, darunter
    für Wasserstoff“ sein. Dafür hat der Fernleitungsnetzbetrei-     auch eine Großanlage bei Nordfrost in Herne. Hauptkunden
    ber gemeinsam mit dem TÜV Süd sowie Horváth & Partners           von N2telligence sind Unternehmen aus der Tiefkühlbranche.
    ein Joint Venture initiiert, das Ende Mai 2020 ins Leben geru-   Drei Systeme stehen inzwischen in Werken des Nahrungsmit-
    fen und online vorgestellt wurde. Die Geschäftsführer der drei   telunternehmens Dr. Oetker. Fast alle davon wurden ohne den
    beteiligten Unternehmen und der neuen Gesellschaft erklär-       Einsatz von Fördermitteln installiert.
    ten: „Wir sind H2-Experten.“ Ihr gemeinsames Ziel sei, für
    Industrie, Logistik und Mobilität den Weg in die Wasserstoff-
    wirtschaft und zu neuen Märkten zu erschließen. Dafür sollen
    geeignete Konzepte erarbeitet sowie Projekte entwickelt und
    umgesetzt werden, ähnlich wie es auch Apex plant (s. S. 24).

6       Die evety GmbH (e steht für Energie, vety ist das finni-
    sche Wort für Wasserstoff) hat ihren Sitz bei OGE in Essen.
    Geschäftsführer von evety ist Dr. Klaus Altfeld (s. Foto), der
    seit 2012 bei OGE als Leiter IT-Strategie tätig war. Der Wirt-
    schaftsinformatiker startet zunächst mit drei Mitarbeitern,
    will aber baldmöglichst – je nach Nachfrage – um zwei wei-
    tere aufstocken und bis Ende des Jahres auch einen Standort
    in München eröffnen. evety bündele die Kompetenzen der
    drei Partner und biete Lösungen für potentielle Anwendun-
    gen – zunächst in Deutschland und Europa – an, hieß es.          Abb. 1: Andreas Exler und Lars Frahm (r.) [Quelle: Lars Frahm]
        Altfeld nennt seine Aufgabe die „Schaffung neuer
    Ökosysteme durch branchenübergreifende Vernetzung“. Auf          Ursprünglich hatte N2telligence als Anwendungen auch Ser-
    Nachfrage von HZwei, was denn in diesem Zusammenhang             verräume im Visier, aber diese werden nach Aussage des ehe-
    „Ökosysteme“ seien, erklärte er: „Ökosysteme bieten eine         maligen Geschäftsführers Lars Frahm zu häufig begangen. Für
    gute Grundlage dafür, erst einmal klein anzufangen und           Hallen, in denen Tiefkühlkost gelagert wird, eigne sich dieses
    dann zu skalieren.“ Für ihn seien „Ökosysteme“ regionale         Verfahren jedoch ausgezeichnet, so der frühere Airbus-Mitar-
    Vorhaben, bei denen sich Partner zusammenschließen, um           beiter. Mit Wasser könne dort aufgrund der niedrigen Tem-
    lokal etwas zu entwickeln, das dann größer werden könne.         peraturen nicht gelöscht werden, und auch Brandschutz mit-
    Nach seinen Vorstellungen könnte zum Beispiel der Was-           hilfe von Inertgas (z. B. Argon oder Stickstoff) sei häufig nicht
    serstoff aus „Ökosystemen“ mit einem H2-Überangebot zu-          möglich, weil die Hallen dafür teilweise zu groß seien.
    nächst zu so genannten Ankerpunkten transportiert werden,            Problematisch war seinen Ausführungen nach die Zeit
    wo er gesammelt und eventuell umgewandelt wird, um ihn           um 2016, als das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWK)
    dann zu „Ökosystemen“ mit einem Unterangebot weiter-             geändert wurde. Große stationäre Brennstoffzellensysteme
    zuleiten. Dr. Jörg Bergmann, CEO von OGE, ergänzte, dass         (> 5 kW) fielen damals aus der Förderung heraus. Für Exler
    zukünftig zunehmend Erdgasleitungen für die Weiterleitung        und Frahm hätte dies das Aus bedeutet, wäre kurz darauf
    grüner Gase herangezogen würden. Der Transport von Was-          nicht Fuji Electric ins Unternehmen eingestiegen.
    serstoff müsste dann nicht mehr per Trailer, sondern könnte          Die neuen Geschäftsführer sind jetzt Tai Sakata und Yoi-
    vermehrt leitungsgebunden erfolgen.                              chiro Yamamoto aus Japan. Die beiden bisherigen Mitarbei-
        Reiner Block, CEO Division Industry Service beim TÜV         terInnen bleiben für technische und administrative Fragen
    Süd, räumte auf HZwei-Nachfrage zwar ein, dass es in den         weiter Ansprechpartner. Zudem sind Frahm und Exler nach
    vergangenen Jahren auch in seinem Unternehmen recht ru-          wie vor beratend aktiv – auch für Fuji N2telligence (FN2).
    hig war ums Thema Wasserstoff. Seit ein, zwei Jahren ver-        Gemeinsam gründeten die beiden langjährigen Partner Ende
    zeichnet er jedoch eine verstärkte Nachfrage. Zudem falle        Januar 2020 in Hamburg die N-zwo GmbH. Ziel dieser Ge-
    jetzt gerade im Rahmen der Reallabore und HyLands-Vor-           sellschaft ist die Entwicklung, Beratung und Vermarktung
    haben „Geld vom Himmel“, so Block. Er erwartet daher jetzt       stationärer Anwendungsmöglichkeiten von Brennstoffzellen
    auch vom EU-Green-Deal einen „mächtigen Schub“. ||               bei Energieerzeugung und Sauerstoffreduzierung. ||
    HZwei 03 | JULI 2020
NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...
ADVERTORIAL

Thema: Advertorial   Autor: Matthias Authenrieth, Karl-Heinz Lentz

IGAS ENERGY GMBH UND FEST GMBH KOOPERIEREN
Exklusive Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wasserstofftechnik

Im Firmenumfeld der Schmidt Kranz Group wird das Ge-                 kauft und realisiert. Herausragend hierbei sind die aktuellen
schäftsfeld Wasserstofftechnologie weiter gestaltet und              Megawatt-Projekte:
etabliert. Zum April dieses Jahres starteten die iGas energy
GmbH und die FEST GmbH in exklusiver Kooperation auf                 GASVERSORGUNG, REGION BERLIN:
dem Gebiet der Wasserstoff-Elektrolyse mit der Beratung,             Erzeugung von grünem Wasserstoff und anteilige Wasser-
Vermarktung, Produktion und den dazugehörigen Services.              stoffverwendung im öffentlichen Gasnetz. Nach dem Geneh-
                                                                     migungsverfahren wird eine PEM-basierte H2-Elek­trolyse
Grüner Wasserstoff, erzeugt aus CO2-neutraler Energie wie            mit einem Volumen von 200 Nm3 entsprechend 1 MW elek-
Wind, Wasser, Solar und Wärme, wird als Energieträger und            trischer Energie geliefert.
Speicher eine wesentliche Rolle in der zukünftigen Energie-
wirtschaft in Deutschland und global einnehmen.                      ENERGIEVERSORGUNG, REGION FRANKFURT:
    Die iGas energy GmbH entwickelte den „Green Elek­                Erzeugung und Verwendung von Wasserstoff zur Betan-
trolyzer“ zur PEM-basierten Wasserstoffelektrolyse in mo-            kung von neuen wasserstoffbetriebenen Regionalzügen
dularer und transportabler Bauweise sowie in der Skalierung          des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. Geliefert wird eine
von 50 bis 20 MW elektrischer Energie. Ferner werden durch           PEM-basierte H2-Elektrolyse mit einem Volumen von
die iGas energy GmbH verfahrenstechnische Anlagen wie                1.000 Nm3 entsprechend 5 MW elektrischer Energie. ||
zum Beispiel die Aufbereitung biogener Reststoffe unter
Wertstoffrückgewinnung entwickelt und realisiert.                     www.green-h2-systems.de
    Die FEST Gruppe bietet künftig als industrieerfahrener            www.fest-group.de
und global agierender Vertragspartner unter dem Geschäfts-            www.igas-energy.de
feld „green-h2-systems“ die Konzeption, Planung und Pro-
duktion für die schlüsselfertige Errichtung sowie den Un-
terhalt dieser Anlagen im technologischen Verbund mit der
                                                                      www.sk-group.com

                                                                                  Autoren:
                                                                                                                                     7
iGas energy GmbH und weiteren Partnerunternehmen an.
    Basierend auf dem Wissen und der Erfahrung dieser Un-                         Matthias Authenrieth
ternehmen werden energetische Gesamtlösungen von der                              FEST GmbH, Goslar
Stromversorgung aus regenerativen Energiequellen über                              kontakt@fest-group.de
H2-Erzeugung, -Transport und -Speicherung bis hin zu
kommerziellen Betankungsanlagen für Fahrzeuge angebo-
ten und realisiert.
    Bereits heute haben die iGas energy GmbH und die FEST                         Karl-Heinz Lentz
GmbH erfolgreich H2-Elektrolyseanlagen im Ausland und                             iGas energy GmbH, Stolberg
auf dem bedeutendsten Wasserstoff-Markt Deutschland ver-                           info@igas-energy.de

                                                                                       the trend turns green

                                                                                                       rvices.
                                              EX PE RT IS E: co nsulting, engineering, contracting, se
                                       Unsere                                                        roup.de
                                                                     mit  uns! Email kontakt@fest-g
             +                    Besprechen Sie Ihre H 2
                                                         - Pr ojekte

                                                                                 www.green-h2-systems.de
NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...
MELDUNGEN

         NEUE H2-VEREINE IN SÜD                                          VORBEREITUNG AUF 2021
         UND OST                                                         Auch wenn die Hannover Messe, ebenso wie alle anderen
                                                                         zuletzt geplanten Messen und Kongresse, aufgrund der Co-
         Nach und nach gründen sich in verschiedenen Regionen            rona-Krise ausgefallen ist, ändert sich nichts an ihrer Bedeu-
         Deutschlands immer mehr gemeinnützige Vereine, deren            tung, insbesondere für die Energiebranche. Nach aktueller
         Mitglieder sich die Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft     Planung soll die weltweit größte Industrieschau im nächsten
         zum Ziel gesetzt haben. Den Anfang hatte 1989 die Wasser-       Jahr vom 12. bis 16. April in
         stoff-Gesellschaft Hamburg gemacht. Seit 2007 gibt es bei-      mehr oder weniger gewohnter
         spielsweise im Kölner Raum HyCologne – Wasserstoff Regi-        Weise stattfinden. Sowohl die
         on Rheinland, seit 2016 H2BX – Wasserstoff für die Region       Deutsche Messe AG als auch
         Bremerhaven. Neuste Vertreter sind im Nordosten der Re-         Tobias Renz, Organisator der
         publik das Wasserstoffenergiecluster Mecklenburg-Vorpom-        Hydrogen + Fuel Cells Euro-
         mern (s. S. 25) und ganz im Süden H2 Süd.                       pe, zeigen sich zuversichtlich,
                                                                         dass das Interesse ungebrochen
                                                                         ist. Renz erklärte gegenüber
                                                                         HZwei: „Wir haben bereits di-
                                                                         rekt nach der Absage der HM
         H2 Süd ist die Wasserstoff-Initiative Bayern und Ba-            2020 Ende März mit der Planung für die HM 2021 begonnen.
         den-Württemberg. Dieser Verein wurde im Oktober 2019            […] Das Ergebnis hat uns selbst sehr positiv überrascht: Bis
         von Dr. Andreas Seebach ins Leben gerufen und nimmt jetzt       auf ein paar wenige Aussteller auf kleineren Flächen sind alle
         allmählich seinen Betrieb auf. Seebach, alleiniger Vorstand     Aussteller der HM 2020 zur HM 2021 wieder mit dabei. Das
         dieses Firmennetzwerks, erklärte gegenüber HZwei, er wolle      ist schon ein ganz starkes Zeichen der H2- und BZ-Branche
         gezielt konkrete Projekte in den beiden süddeutschen Bun-       und spricht natürlich auch für die Hannover Messe.“ ||
         desländern initiieren. Anders als das vom Land Bayern initi-
         ierte und von Hochschulen getragene Zentrum Wasserstoff.
         Bayern (H2.B) sieht er seinen Verein als unabhängiges Netz-
         werk, in das insbesondere kleinere und mittlere Unterneh-       HEXIS ABERMALS GERETTET
8        men ihr Know-how mit einbringen können. ||
                                                                         Wieder einmal ist Hexis vor einer drohenden Schließung be-
                                                                         wahrt worden. Wie Viessmann bekanntgab, hat die mPower
                                                                         GmbH das Hexis-Aktienpaket am 1. Juni 2020 übernom-
                                                                         men. Das in Dresden ansässige Unternehmen gehört zu h2e
    h2herten                                                             Power Systems Private Limited, einem Hightech-Unterneh-
                                                                         men mit Sitz in Pune, Indien.
              Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum
                                                                             Der Gründer und CEO von h2e Power Systems Inc., Sidd­
                                                                         harth R. Mayur, der auch Geschäftsführer von mPower ist, er-
                                                                         klärte: „Mit der Übernahme von

                                                                                                                                     Quelle: h2e
                                                                         Hexis haben wir nicht nur ein
                                                                         großartiges Team bekommen,
                                                                         sondern auch eine sehr starke
                                                                         Basis, um Produkte von Welt-
                                                                         klasse zu wettbewerbsfähigen
                                                                         Preisen zu entwickeln. […] Ne-
                                                                         ben dem Immobilien-, Gewer-
                                                                         be- und Öko-Wasserstoffmarkt
                                                                         wollen wir das Hexis-Produkt-
                                                                         portfolio auf Anwendungen in Abb. 1: Siddharth R. Mayur
                                                                         den Bereichen Landwirtschaft,
                                                                         Öl und Gas sowie Telekommunikation ausweiten. Mit unserer
                                                                         sozialen Vision, dem deutschen und schweizerischen Ingeni-
                                                                         eurwesen und dem indischen Unternehmertum wollen wir
                                                                         das erste wirklich globale SOFC-Unternehmen aufbauen.“
ANWENDERZENTRUM                                       Kontakt:           Alexander Dauensteiner, bei Viessmann für verantwortlich
                                                      info@h2herten.de   Brennstoffzellen, zeigte sich davon überzeugt, mit h2e „den
H 2 HERTEN                                            www.h2herten.de
                                                                         richtigen Investor und Partner für Hexis gefunden zu haben“,
                                                                         mit dem man bei der Lieferung von SOFC-Brennstoffzellen-
                                                                         modulen auch weiterhin zusammenarbeiten werde.
• Erstes Technologiezentrum für Firmen der
                                                                             Am 19. März 2020 hatte Viessmann die Trennung von
  Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik
                                                                         seiner schweizerischen Tochter bekanntgegeben (s. HZwei-
• Büroräume und Technika
                                                                         Heft Apr. 2020). Nachdem 2005 ein Schweizer Investor
• Integrierte Wasserstoffversorgung                                      den BZ-Hersteller aus Winterthur gerettet hatte, hatte der
• H2-basiertes Energiekomplementärsystem                                 Heizgerätehersteller Hexis im Herbst 2012 übernommen (s.
• Meetingräume inkl. Präsentationstechnik                                HZwei-Heft Jan. 2013 und Apr. 2006). ||
         HZwei 03 | JULI 2020
NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...
MELDUNGEN

                                                                gierte sich zuletzt für die Etablierung einer H2-Initiative in
NEUER CHEF BEI DER NOW                                          der Hauptstadtregion und knüpfte bereits zahlreiche Kon-
                                                                takte in die H2- und BZ-Community.
Der neue NOW-Chef heißt Kurt-Christoph von Knobels-                 Von seiner Begeisterung für diese Thematik konnte
dorff und war bislang Abteilungsleiter im Ministerium für       sich die HZwei-Redaktion bereits im August 2019 anläss-
Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg. Ab dem           lich eines Besuchs bei dem
15. Mai 2020 wird der gebürtige Bremer als neuer Geschäfts-     in Franken aufgewachsenen

                                                                                                                            Quelle: IHK Cottbus, Christina Gaudlitz
führer die Geschicke der NOW GmbH Nationale Organisati-         Hobbymusiker im Potsda-
on Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie leiten. Die-    mer Wirtschaftsministeri-
se Entscheidung des Aufsichtsrats wurde am 23. April 2020       um wie auch bei zahlreichen
in Berlin bekanntgegeben.                                       Veranstaltungen in und um
    Als Sprecher der Geschäftsführung beerbt der gelernte       Berlin überzeugen. In Bezug
Volkswirt Dr. Klaus Bonhoff, der im Sommer 2019 ins Bundes-     auf die Nationale Wasser-
verkehrsministerium wechselte. Zweiter Geschäftsführer bleibt   stoffstrategie ließ er erken-
Wolfgang Axthammer, der die NOW zwischenzeitlich allein         nen, dass er auf eine „koor-
geführt hatte. Kurt-Christoph von Knobelsdorff war, bevor er    dinierende Rolle“ der NOW
nach Potsdam kam, stellvertretender Staatssekretär und Ab-      hoffe, da das NIP ja „quasi
teilungsleiter im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr   die Keimzelle der NWS“ sei.
und Technologie des Landes Schleswig-Holstein. Zuvor war        Grundlegende Veränderun-
er Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Wirt-    gen in der Agentur plane er Kurt-Christoph von Knobelsdorff
schaft, Technologie und Forschung und arbeitete in leitenden    bislang jedoch nicht.
Funktionen beim Deutschen Industrie- und Handelskammer-             Unterdessen hat allerdings der bisherige NOW-Bereichs-
tag (DIHK) sowie bei dem Verband Die Familienunternehmer,       leiter für Verkehr und Infrastruktur, Thorsten Herbert, dem
ehemals Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer.          ebenfalls Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt wor-
    Wasserstoff und Brennstoffzellen sind für den 52-Jäh-       den waren, die Nationale Organisation Wasserstoff- und
rigen bei weitem keine Fremdwörter. In seiner bisherigen        Brennstoffzellentechnologie auf eigenen Wunsch in Rich-
Tätigkeit in Potsdam arbeitete er mit dem ausgewiesenen         tung Norwegen verlassen. Seit dem 1. Mai ist er für den Elek-
H2-Fan Prof. Jörg Steinbach, dem Wirtschaftsminister von        trolyseurhersteller Nel tätig. Herbert wird in Zukunft als
Brandenburg (s. HZwei-Interview Apr. 2019), an einer Was-       Bindeglied zwischen den Skandinaviern und Zentraleuropa,
serstoffstrategie für das ostdeutsche Bundesland. Er enga-      insbesondere Deutschland, agieren. ||
                                                                                                                                                                      9

                                                                                                         HZwei 03 | JULI 2020
NATIONALE WASSERSTOFFSTRATEGIE TIMMERMANS ÜBER DEN GREEN DEAL - Ú DEUTSCHLAND HAT ENDLICH SEINE Ú INTERVIEW: EU-VIZEPRÄSIDENT - H2 ...
POLITIK

     Thema: Politik   Autor: Sven Geitmann

     BUNDESREGIERUNG INVESTIERT IN
     GRÜNEN WASSERSTOFF
     „Nur Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien ist nachhaltig“

     Nun ist sie da – die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS).      LANGWIERIGE DISKUSSION Gedauert hat es jetzt aber
     Fünf Bundesministerien haben das fertige Konzept am 10.         auch wirklich lang genug, hatte die NWS doch eigentlich
     Juni 2020 in Berlin präsentiert, nachdem es am Vormit-          schon vor Weihnachten 2019 im Bundeskabinett diskutiert
     tag vom Kabinett abgesegnet worden war. Monatelange             und beschlossen werden sollen. Aber das wurde nichts, auch
     Querelen mit intensivem Gerangel zwischen den Ministeri-        nicht Anfang 2020 und erst recht nicht während der heißen
     en um die Farbe des Wasserstoffs, die anvisierte Elektroly-     Phase der Corona-Krise. Dabei hatte sich Thomas Bareiß,
     seurkapazität sowie die Besetzung der Gremien waren die-        Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesministerium für
     sem von vielen Branchenvertretern lang ersehnten Termin         Wirtschaft und Energie (BMWi), schon Anfang 2019 ge-
     vorausgegangen. Am Ende einigte sich die Regierungskoa-         meinsam mit seinem Kollegen vom Verkehrsministerium,
     lition auf ein sieben Milliarden Euro schweres Paket – plus     Steffen Bilger, und dem damaligen NOW-Geschäftsführer
     zwei Milliarden für den Aufbau von Partnerschaften mit          Dr. Klaus Bonhoff getroffen und die Notwendigkeit einer
     potentiell H2-exportierenden Ländern (s. S. 13).                nationalen Strategie festgestellt.

     Wenn das alles so gewollt war, kann es als strategische Meis-
     terleistung bezeichnet werden: Hinauszögern der Präsenta-         BAYERN VOTIERT FÜR RUSSISCHEN WASSERSTOFF
     tion der Nationalen Wasserstoffstrategie bis Mitte Juni 2020      Nach etlichen anderen Bundesländern hatte zuletzt am
     – bis Deutschland kurz vor der Jahresmitte die EU-Ratsprä-        29. Mai der bayerische Staatsminister für Wirtschaft,
     sidentschaft übernimmt und die Bundesregierung zur Be-            Landesentwicklung und Energie Hubert Aiwanger in

10   wältigung der Corona-Krise ein Konjunkturprogramm auf
     den Weg bringt. Dann mit „Wumms“ in Deutschland und
     auch auf europäischer Ebene den Aufbau einer Wasserstoff-
                                                                       Nürnberg eine Wasserstoffstrategie für das süddeut-
                                                                       sche Bundesland präsentiert. Prof. Veronika Grimm,
                                                                       Vorsitzende des Zentrums Wasserstoff.Bayern (H2.B)
     wirtschaft zum Schwerpunktthema machen und gemeinsam              und Wirtschaftsweise, stellte das dazu passende Po-
     mit der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen         sitionspapier des Wasserstoffbündnisses Bayern vor.
     Green Deal aushandeln, der die deutsche und europäische           Aiwanger brachte angesichts der Diskussion über
     Wirtschaft – und vielleicht auch die Umwelt – wieder auf die      Importwasserstoff Russland als H2-Exporteur in die
     Beine bringt. Sollte dieser Weg raus aus der Wirtschaftskrise     Diskussion, indem er erklärte, aus dem Osten könnte
     Erfolg haben und dabei zudem noch ein halbwegs nachhalti-         über die Gaspipeline Nord Stream „günstiger grüner
     ges Energiekonzept für Europa herauskommen, könnte sich           Wasserstoff“ in beliebiger Menge importiert werden.
     dies insbesondere die Union auf die Fahnen schreiben und          Auf HZwei-Nachfrage, was die Hintergründe dieses
     damit merklich gestärkt in den Bundestagswahlkampf 2021           Statements seien, hieß es aus dem Staatsministerium:
     ziehen – um eine schwarz-grüne Koalition anzupeilen (der         „Russland hat große Potentiale zum Ausbau der On­
     letzte Halbsatz ist rein spekulativ).                             shore-Windenergie, welche zukünftig auch die Wasser-
                                                                       stoffnachfrage Deutschlands bedienen könnten. Insge-
                                                                       samt werden Produktionsmengen von 3,5 Mio. t H2 als
                                                                       realistisch erachtet, was einem Weltmarktanteil von 15
                                                                       Prozent entspräche.“

                                                                     Nachdem sich die Bundesministerien auch Ende Mai noch
                                                                     nicht geeinigt hatten, verkündete das Bundeskabinett zu-
                                                                     nächst am 3. Juni, welche Maßnahmen im Rahmen des
                                                                     Corona-Konjunkturpakets anvisiert werden. Dazu zählte
                                                                     unter anderem die Entscheidung zur Umweltprämie, die
                                                                     weiterhin nur für E-Autos und nicht für Verbrenner ge-
                                                                     zahlt wird. Seitens des BMWi hieß es: Die Erhöhung des
                                                                     staatlichen Anteils des Umweltbonus durch eine Innovati-
                                                                     onsprämie für E-Autos erfolgt im bestehenden System des
                                                                     bisherigen Umweltbonus. Es können alle Autos, die auch
                                                                     bisher vom Umweltbonus profitieren, die Innovations-
                                                                     prämie erhalten: reine Elektroautos, Plug-in-Hybride und
                                                                     Brennstoffzellenautos. Im bestehenden System wird jeweils
                                                                     der staatliche Anteil verdoppelt. Die Prämie der Hersteller
                                                                     bleibt davon unberührt. Die Maßnahme wird befristet bis
     NWS-Präsentation Müller [Quelle: BMWi / Andreas Mertens]        zum 31. Dezember 2021.
     HZwei 03 | JULI 2020
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Insgesamt war man sich bei diesem Koalitionsgipfel in Berlin   Europäischen Kommission (s. Interview S. 18), zeigten sich
dann weitestgehend darüber einig, mit dem Konjunkturpa-        bei der Farbwahl jedoch deutlich offener, votieren teils sogar
ket auch die Wasserstoffnutzung voranbringen zu wollen.        direkt für die Nutzung von blauem Wasserstoff. Von Thomas
Dafür stellte Bundesfinanzminister Olaf Scholz erhebliche      Bareiß hieß es dazu beispielsweise: „Ich glaube, dass wir alle
Geldmittel zur Verfügung und setzte sich medienwirksam         Farben des Wasserstoffs brauchen. Auch Grauschattierungen
für diese Vorgehensweise ein (Zitat: „Mit Wumms aus der        sind für den Übergang erlaubt.“ Die niedrigen Akzeptanz-
Krise kommen.“).                                               werte der CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage)
                                                               stellten kein Problem dar, wurde vermittelt, da die Einlage-
                                                               rung ja größtenteils weit entfernt in Norwegen erfolgen solle.
  ERGEBNISSE VOM KOALITIONSAUSSCHUSS 3. JUNI 2020                  Für blauen Wasserstoff spricht der Zeitfaktor, da die gro-
                                                               ßen erforderlichen H2-Mengen kurzfristig nicht mit erneu-
 „Bis 2030 sollen industrielle Produktionsanlagen von bis      erbaren Energien zu produzieren sein dürften, weil aktuell
  zu 5 GW Gesamtleistung entstehen, bis 2035 nach Mög-         noch keine ausreichenden Elektrolysekapazitäten vorhanden
  lichkeit weitere 5 GW.“                                      sind. Dagegen spricht, dass zunächst sehr viele Finanzmittel
                                                               in fossile Energien und CCS-Technologie investiert würden
 „Wir streben die Befreiung der Produktion von grünem          und dieses Geld dann dem grünen Wasserstoff sowie der So-
  Wasserstoff von der EEG-Umlage an. Wir werden dabei          lar- und Windbranche fehlt.
  sicherstellen, dass dadurch die EEG-Umlage nicht steigt.“        Nach dieser ausführlichen öffentlichen Diskussion heißt
                                                               es jetzt in der NWS, das Ziel der Bundesregierung sei, „grü-
                                                               nen Wasserstoff zu nutzen, für diesen einen zügigen Markt­
Endgültig beschlossen wurde die Nationale Wasserstoffstrate-   hochlauf zu unterstützen sowie entsprechende Wertschöp-
gie dann jedoch erst in der darauffolgenden Kabinettssitzung   fungsketten zu etablieren“. Nur Wasserstoff, der auf Basis
am 10. Juni 2020. Immerhin haben diese wiederholten Ver-       erneuerbarer Energien hergestellt wurde, also grüner Wasser-
zögerungen dazu geführt, dass die Wasserstoffstrategie jetzt   stoff, sei auf Dauer nachhaltig, ist zu lesen. Ganz verschließen
sehr viel umfangreicher und fundierter geworden ist, als ur-   wollen sich die Ministerien den Weg über fossile Energieträ-
sprünglich geplant: Aus dem anfänglich nur sechs Seiten um-    ger aber dennoch nicht: Dementsprechend heißt es, die Bun-
fassenden Entwurf sind schlussendlich 32 Seiten geworden,      desregierung gehe davon aus, dass sich in den kommenden
weil nicht nur zahlreiche Bundesländer (s. Bayern-Kasten),     Jahren ein globaler und europäischer Wasserstoffmarkt eta-
sondern auch verschiedenste Verbände und Forschungsein-        blieren wird, auf dem auch sogenannter CO2-neutraler Was-
richtungen eigene Konzepte mit unterschiedlichsten Ideen
und teils berechtigten Kritikpunkten eingebracht haben.
                                                               serstoff, also blauer und türkiser, gehandelt wird. Und weiter:
                                                               „Aufgrund der engen Einbindung von Deutschland in die eu-
                                                               ropäische Energieversorgungsinfrastruktur wird daher auch
                                                                                                                                  11
DIE FARBENLEHRE VON WASSERSTOFF Ein wesentlicher               in Deutschland CO2-neutraler Wasserstoff eine Rolle spielen
Streitpunkt war die gesamte Zeit über die Farbe des Was-       und, wenn verfügbar, auch übergangsweise genutzt werden.“
serstoffs sowie die Frage, ob blaues H2-Gas auch in irgend-
einer Form gefördert werden sollte. Der alternative Energie-   5, 10 ODER 20 GIGAWATT Fast noch heftiger als über die
versorger Greenpeace Energy hatte sich dazu bereits Anfang     Farbwahl wurde über die Höhe der anzuvisierenden Elek-
2020 mit einem Papier positioniert und deutlich gegen blau-    trolyseurkapazität gestritten: Die einen (z. B. die NOW)
en Wasserstoff ausgesprochen (s. HZwei-Heft Apr. 2020).        fanden 5 GW „schon sehr sportlich“, die anderen (z. B. das
Unterstützung dafür hatte das Hamburger Unternehmen            brandenburgische Wirtschaftsministerium) hielten dies für
vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband        „zu wenig“. Das Bundeswirtschaftsministerium erachtete
(DWV) bekommen. Ende April veröffentlichte auch die            beispielsweise einen stärkeren Ausbau von Elektrolyseanla-
Deutsche Umwelthilfe (DUH) ein Positionspapier und stell-      gen aufgrund der begrenzten Flächenverfügbarkeit für nicht
te klar, dass Wasserstoff und andere synthetische Energie-     machbar, wie energate berichtete.
träger das Erreichen der Klimaziele nur dann unterstützen          Hintergrund ist, dass bei einem stärkeren Zubau von
könnten, wenn sie „vollständig aus zusätzlich generierten      Elektrolyseuren der Bedarf an Ökostrom weiter zunimmt,
erneuerbaren Energien und unter strikten Nachhaltigkeits-      so dass dementsprechend mehr Kapazitäten für erneuerbare
standards“ produziert würden. Demgegenüber schade blauer       Energien zugebaut werden müssten, damit das in der Koali-
Wasserstoff dem Klima. Zudem würden fossile Geschäfts-         tion vereinbarte Ziel von 65 Prozent Ökostrom bis 2030 er-
modelle verlängert, so der Umweltverband.                      reichbar bliebe (aktuell ca. 40 Prozent). Je mehr erneuerbare
    Sascha Müller-Kraenner, einer der zwei DUH-Bundes-         Energien für die H2-Erzeugung abgezweigt werden, desto
geschäftsführer, betonte zudem, dass nur grüner Wasser-        schwieriger wird es aber für den Wirtschaftsminister – in
stoff zur regionalen Wertschöpfung beitrage. Weiter sagte      dessen Verantwortung dies fällt – dieses Ziel zu erreichen.
er: „Zum Einstieg in die Technologie muss in einem ersten      Altmaier betonte deswegen ausdrücklich, dass jetzt dieses
Schritt der Aufbau einer Elektrolyseleistung in Deutschland    Ziel beibehalten werde und das, was man jetzt beim Wasser-
über geeignete Förderinstrumente ermöglicht werden. Da-        stoff mache, „sozusagen on top“ komme.
für ist aber ausreichend erneuerbarer Strom notwendig. Die         Bundesforschungsministerin Anja Karliczek – wohlge-
Abstandsregeln für Wind müssen vom Tisch und der Deckel        merkt auch von der CDU – hatte sich bis zuletzt für 10 GW
für Photovoltaikanlagen muss sofort abgeschafft werden.“       Elektrolyseleistung ausgesprochen, zeigte sich bei der Prä-
Diese beiden letzten Forderungen wurden inzwischen von         sentation der NWS aber versöhnlich, da immerhin noch das
der Koalition bearbeitet: Die Abstände zu Windparks regeln     Ziel, weitere 5 GW spätestens bis 2040 zuzubauen, einge-
jetzt die Bundesländer, und der PV-Deckel ist Makulatur.       flochten wurde.
    Viele Industrievertreter, ebenso wie der Bundeswirt-           Ein Knackpunkt war bis zum Schluss die Besetzung des
schaftsminister Peter Altmaier und auch Frans Timmer-          Nationalen Wasserstoffrates (s. HZwei-Heft Apr. 2020).
mans, Vizepräsident und Kommissar für Klimaschutz der          Lange waren sich die Ministerien uneins darüber, >>
                                                                                                         HZwei 03 | JULI 2020
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                                                                       Die Kritik an der NWS hielt sich insgesamt sehr in Grenzen,
      „Die fünf Gigawatt bis zum Jahr 2030 und weitere fünf            so bemängelte beispielsweise Grünen-Fraktionsvize Oliver
       Gigawatt bis 2040 sollten aus Sicht des technologisch           Krischer: „Da sollen große Kapazitäten in der Produktion auf-
       Machbaren bereits bis zum Jahr 2030 umgesetzt sein.“            gebaut werden, ohne dass klar ist, wer diesen Wasserstoff über-
                                 Gerald Linke, DVGW-Präsident          haupt abnimmt.“ Er forderte Beimischungsquoten etwa im
                                                                       Luftverkehr oder im Erdgasnetz. Solche Quoten werden in der
      „Die Entscheidung der Großen Koalition, eine Erzeugung           Strategie zwar erwähnt, es muss aber noch erörtert werden, ob
       von grünem Wasserstoff aufzubauen, weist in die richtige        für erneuerbares Kerosin „eine Quote in Höhe von mindestens
       Richtung. Zwar wäre bis 2030 der Aufbau einer größeren          zwei Prozent in 2030“ (NWS-Auszug) realisierbar ist.
       Elektrolyseleistung von 10 Gigawatt wünschenswert,
       aber diese Entscheidung beendet endlich die monatelan-
       ge Hängepartie um die dringend überfällige Nationale
       Wasserstoffstrategie als zentralen Bestandteil der Ener­
       giewende. Dies bedeutet auch eine Absage an blauen
       Wasserstoff, der aus fossilem Erdgas mit Hilfe von Ab-
       scheidung und Speicherung von CO2 gewonnen wird.“
       Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH                   Die Nationale
                                                                               Wasserstoffstrategie
     wie dieses Expertengremium besetzt werden und wo es
     angesiedelt sein solle. Bundesforschungsministerin Anja
     Karliczek sprach sich deutlich für einen Koordinator aus
     ihren Reihen aus, da sie dort einen „Wasserstoff-Antreiber“
     sehen wolle, wie die FAZ berichtete. Zugesprochen wurde
     ihr schlussendlich ein Innovationsbeauftragter „Grüner
     Wasserstoff “, der das Bundesministerium für Bildung und
     Forschung als ständiger Gast im Staatssekretärsausschuss
     sowie im Nationalen Wasserstoffrat vertritt und für die
     Ausrichtung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten

12   verantwortlich zeichnet.
         Unklar war lange, wer dem geplanten Nationalen Was-
     serstoffrat angehören soll – voraussichtlich vornehmlich In-
     dustrie- (z. B. BASF, Daimler, Linde, OGE, Siemens, Thys-
     senKrupp, Uniper, Viessmann), aber auch Forschungs- und
     Umweltverbandsvertreter, wobei nicht alle als H2-Experten
     gelten. Es hieß aber, der NWR solle flexibel und ergebniso-
     rientiert agieren.
         Ob die geplante Nationale Leitstelle bei der NOW GmbH
     angesiedelt sein wird, steht noch nicht fest, dürfte aber wahr-                                                     bmwi.de
     scheinlich sein.

     MIT WUMMS, DOPPELTEM SCHUB UND INITIALZÜNDUNG                     FDP-Fraktionsvize Michael Theurer forderte eine Befreiung
     Schlussendlich bezeichnete Bundeswirtschaftsminister Pe-          für Elektrolyseure von der EEG-Umlage, eine europäisch ab-
     ter Altmaier die NWS als Gemeinschaftswerk. Damit dürf-           gestimmte Importstrategie sowie eine europäische Wasser-
     te er insbesondere die letztlich dann doch einheitliche Ziel-     stoffunion – alles Dinge, die in der NWS vorgesehen sind.
     richtung der fünf Bundesministerien gemeint haben. Unter              Kerstin Andreae vom BDEW lobte gegenüber der dpa
     Berücksichtigung der Steuermilliarden, die Finanzminister         „das richtige Signal zur richtigen Zeit“. Der Bundesverband
     Olaf Scholz freigegeben hat, darf sich hiervon aber auch die      Erneuerbare Energien (BEE) zollte dem Anerkennung, dass
     gesamte Gesellschaft angesprochen fühlen, weil der Steuer-        die Koalition vor allem auf grünen Wasserstoff setze, und
     zahler ja das Konjunkturpaket im Wert von 130 Mrd. Euro           sprach sich erneut für einen stärkeren Ausbau erneuerbarer
     finanziert, um „mit Wumms“ (Zitat Scholz) aus der Krise           Energien aus. Greenpeace Energy kommentierte: „Endlich
     zu kommen.                                                        erkennt die Bundesregierung an, dass echter Klimaschutz
         Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) formu-            nur mit grünem Wasserstoff gelingen kann. […] Umso kri-
     lierte es ähnlich und sprach von einem „doppelten Schub –         tischer finden wir, dass sie in ihrer Nationalen Wasserstoff-
     für den Klimaschutz und die nachhaltige Erholung unserer          strategie trotzdem massiv auf blauen Wasserstoff setzt – und
     Wirtschaft nach der Corona-Krise“. Bundesverkehrsminis-           damit auf eine klimaschädliche Scheinlösung.“ ||
     ter Andreas Scheuer, der bei der Strategievorstellung nicht
     vor Ort vertreten war, hatte vorab gegenüber Redakteuren
     der Funke-Mediengruppe erklärt, er wünsche sich H2-Au-             „Für den Industrie- und Technologiestandort Deutsch-
     tos aus deutscher Produktion, und dass dafür die Wasser-            land, der seit vielen Jahren im Bereich Wasserstoff zur
     stoffstrategie „die Initialzündung“ sein solle. Weiter sagte        Weltspitze gehört, ist die Wasserstoffstrategie der lang
     er: „Die Bundesregierung baut mit ihrer Nationalen Wasser-          erwartete Durchbruch.“
     stoffstrategie massiv Druck auf, die Mobilität der Zukunft                                    Kurt-Christoph von Knobelsdorff,
     mit Innovationen zu gestalten.“ Seiner Meinung nach seien                                         Geschäftsführer NOW GmbH
     jetzt die Autohersteller am Zug.
     HZwei 03 | JULI 2020
POLITIK

Thema: Politik   Autor: Sven Geitmann

WETTBEWERB H2-EXPORTIERENDER LÄNDER
Ausbau von Windkraft und Photovoltaik gefordert

Ein wichtiger Bestandteil der Nationalen Wasserstoffstra-        schen Küste bis 2030 30 GW

                                                                                                  [Quelle: BMBF, Hans-Joachim Rickel]
tegie ist der Aufbau von Partnerschaften mit Ländern, die        werden sollen, vor der deut-
in Zukunft Wasserstoff nach Deutschland exportieren kön-         schen „nur“ 20 GW. Dass dies
nen. Anlässlich der NWS-Präsentation unterzeichnete Dr.          noch nicht ausreiche, stell-
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusam-           te der Bundesverband der
menarbeit und Entwicklung, daher eine Kooperationsver-           Windparkbetreiber Offshore
einbarung mit Marokko und kündigte an: „Gemeinsam mit            (BWO) bereits Ende 2019
Marokko entwickeln wir jetzt die erste industrielle Anlage       während eines parlamenta-
für ‚Grünen Wasserstoff‘ in Afrika. Damit schaffen wir dort      rischen Abends in der briti-
Arbeitsplätze für die vielen jungen Menschen, stärken die        schen Botschaft in Berlin fest:
Technologieführerschaft in Deutschland und helfen, die in-       „Es ist eine Notwendigkeit,
ternationalen Klimaziele wirksam zu erreichen.“                  mehr Windkraft offshore zu Abb. 1: Anja Karliczek
                                                                 erzeugen.“ Andreas Feicht,
Der Fokus der Bundesregierung liegt aktuell auf den Ländern      Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und
in Nordafrika, wo „nahezu unbegrenzt die Sonne scheint“, wie     Energie, sagte dazu: „Offshore-Windenergie hat das Potenti-
es Müller formulierte. Offen ist indes, wie der Transport von    al, einen großen Anteil des Energiebedarfs für Deutschland,
dort nach Zentraleuropa erfolgen könnte: in Form von Am-         Großbritannien und die Welt zu liefern.“ Weiter erklärte er:
moniak, LOHC oder flüssigem Wasserstoff in Tankschiffen          „Ein signifikanter Import von grünem Wasserstoff wird not-
oder über Pipelines. Zunächst sei das H2-Gas, das in Marokko     wendig sein, aber auch der hiesige Ausbau ist wichtig.“
erzeugt werden soll, für die dortige Region bestimmt, erklärte        Bundesforschungsministerin Anja Karliczek stellte dazu
Müller, so dass die Transportfrage später geklärt werden kann.   passend am 27. Mai 2020 ein Aktivierungsprogramm für die
                                                                 Zeit nach der Corona-Krise vor. Bei der Präsentation erklärte
                                                                 sie, sie wolle „Großdemonstratoren zur Offshore-Erzeugung
                                                                                                                                                               13
 „Mit der Wasserstoffstrategie machen wir einen Quan-            von grünem Wasserstoff“ fördern. Sie beabsichtige damit,
  tensprung hin zu CO2-neutralen Kraftstoffen und damit          Unternehmen die Chance zu geben, „innovative Verfahren
  zu einer globalen Energiewende. ‚Grüner‘ Wasserstoff           in der Praxis zu erproben“ und sie gleichzeitig „für das Zeit-
  und seine Folgeprodukte wie Methanol können das sau-           alter des Klimaschutzes zu stärken“. Weiter sagte sie, sie wol-
  bere Öl von morgen werden.“                                    le damit in „das Zeitalter von grünem Wasserstoff“ starten.
               Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller             Einen Monat zuvor hatte die Ministerin „Rekordinves-
                                                                 titionen in Bildung, Forschung und Innovation” gefordert –
 „Wir müssen im Bereich Umwelt und Klima Technologie-            nicht nur im Rahmen der Corona-Pandemie. Sie sagte, der
  führer und Exportweltmeister werden.”                          Bund gebe pro Jahr rund 40 Mrd. Euro für Investitionen in
               Bundesforschungsministerin Anja Karliczek         Infrastruktur, Bildung und Forschung aus und sie wünsche
                                                                 sich, dass in den Jahren 2021 bis 2023 „noch einmal die Hälf-
                                                                 te draufgelegt“ werde. Neben einer stärkeren Förderung der
Währenddessen bringen sich auch andere Länder, die eben-         Digitalisierung sollten weiterhin laufende Programme für
falls über viel erneuerbare Energien verfügen, in Stellung, so   Klimaschutz und Nachhaltigkeit unterstützt werden – bei-
dass absehbar ist, dass ein Wettbewerb darüber entstehen         spielsweise auch grüner Wasserstoff. Dieser sei der Energie-
wird, wo der günstigste nachhaltig erzeugte Wasserstoff her-     träger der Zukunft. ||
kommt. Derzeit reden sowohl Wissenschaftler als auch Poli-
tiker neben Nordafrika auch über und mit dem Nahen Osten
sowie Australien, wo ebenfalls viel Sonnenenergie vorhan-          OFFSHORE-WINDKRAFT
den ist und somit gute Rahmenbedingungen für großskalige           Mitte Mai 2020 beschloss der Bund mit den Küstenlän-
H2-Produktion herrschen.                                           dern und Übertragungsnetzbetreibern eine Beschleu-
    Es gibt aber auch noch andere Regionen in der Welt (z. B.      nigung des Offshore-Ausbaus. Das neue Ziel ist, dass
Argentinien, Schottland, Russland – s. o.), wo viel Wind           im Jahr 2030 Windkraftanlagen mit einer installierten
herrscht, so dass Strom aus erneuerbaren Energien extrem           Gesamtleistung von mindestens 20 Gigawatt (Heraufset-
günstig hergestellt werden kann. Windparks in der Nordsee          zung dieses Zielwerts um 5 GW) in der deutschen Nord-
vor der britischen Küste hätten zudem den Vorteil relativ kur-     und Ostsee ans Stromnetz angeschlossen sein sollen.
zer Entfernungen nach Mitteleuropa. Insbesondere Energiege-        Gemäß Bundesnetzagentur sollen in den Jahren 2021 bis
winnungsgebiete weit draußen auf See, die über keinen Netz­        2030 insgesamt 14 neue Offshore-Anbindungsleitungen
anschluss verfügen, könnten zunächst als Testgebiete für die       realisiert werden (eine in Schleswig-Holstein, fünf in
H2-Produktion und später für den H2-Export genutzt werden.         Mecklenburg-Vorpommern, acht in Niedersachsen). Die
    Ebenso wie Großbritannien verfügt Deutschland heu-             Grünen fordern indes, die Ausbauzahlen für Off­shore-
te über eine installierte Leistung von 8 Gigawatt in Offsho-       Windkraftanlagen auf 35 GW bis 2035 zu erhöhen.
re-Windparks – mit dem Unterschied, dass es vor der briti-
                                                                                                                                        HZwei 03 | JULI 2020
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