PRESS REVIEW Friday, April 16, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of

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PRESS REVIEW Friday, April 16, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

           Friday, April 16, 2021
PRESS REVIEW Friday, April 16, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
PRESS REVIEW                                                            Friday, April 16, 2021

Rbb Inforadio
Drinnen oder draußen: Kritik an undifferenzierter Behandlung

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Lederer kritisiert Lockdown-Pläne

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Neue Leiterin in Donaueschingen

Berliner Morgenpost
Neuinszenierung des „Parsifal“ von Kirill Serebrennikov

Berliner Zeitung
Das Berliner Festival für aktuelles Musiktheater BAM! soll nicht weiter gefördert werden

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Bund prüft Kosten am Kulturforum

Der Tagesspiegel
Neue Kritik am Museum des 20. Jahrhunderts

Süddeutsche Zeitung
Zwei Ausstellungen in Kochel und Mannheim widmen sich Anselm Kiefer

Berliner Morgenpost
Felix Pestemer hat die 200-jährige Geschichte des Konzerthauses in seinem Buch „Alles bleibt anders“
neu erzählt

The New York Times
400 Days Later: the New York Philharmonic Returns

Süddeutsche Zeitung
Das Museum of Modern Art in New York ist rührend um vorbildliche Diversität bemüht. Manchen
reicht das aber nicht
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16.4.2021                                     Drinnen oder draußen: Kritik an undifferenzierter Behandlung | Inforadio

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Do 15.04.2021 | 12:55 | Kultur
Drinnen oder draußen: Kritik an undifferenzierter Behandlung
Der Entwurf für eine Reform des Infektionsschutzgesetzes sieht ein pauschales Verbot
kultureller Veranstaltungen vor. Wissenschaftlich belegt aber ist, dass die Gefahr einer
Ansteckung mit Covid-19 draußen am geringsten ist. Kultursenator Klaus Lederer
kritisiert die mangelnde Unterscheidung.

Stand vom 15.04.2021

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https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202104/15/551539.html                                          1/1
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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                        Freitag, 16.04.2021

                           Lederer kritisiert Lockdown-Pläne

        Berlins Kultursenator Klaus Lederer hat die geplanten Regelungen zur Kultur im
        Kabinettsentwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes scharf kritisiert. In
        dem Entwurf fehle „jegliche Perspektive für Kultur unter freiem Himmel“. Kultur-
        schaffenden werde so auf absehbare Zeit jede Möglichkeit genommen, ihrem
        Publikum zu begegnen. Statt Freiluftkulturveranstaltungen zu verbieten, sollten
        „die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft“ umgesetzt werden, forderte Lede-
        rer. Die richtige Antwort auf die Corona-Pandemie sei „nicht die Ausgangssperre,
        sondern die Draußenstadt“.F.A.Z.

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466797/13                                                                               1/1
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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                        Freitag, 16.04.2021

                            Neue Leiterin in Donaueschingen

        Die Künstlerische Leitung der Donaueschinger Musiktage übernimmt künftig
        Lydia Rilling. Sie folgt im März 2022 auf Björn Gottstein, der zur Ernst von
        Siemens Musikstiftung wechselt, wie der SWR am Donnerstag in Stuttgart mitteil-
        te. Die Donaueschinger Musiktage sind das älteste Festival für Neue Musik welt-
        weit und feiern im Herbst dieses Jahres ihr hundertjähriges Bestehen. Seit 1950
        liegt die Künstlerische Leitung in der Verantwortung des SWR und dessen Vorgän-
        gersenders SWF. Lydia Rilling ist Kuratorin und Musikwissenschaftlerin mit dem
        Schwerpunkt zeitgenössische Musik und Musiktheater. Seit 2016 ist sie Künstleri-
        sche Leiterin des Festivals „rainy days“ und Chefdramaturgin an der Philharmonie
        Luxembourg. Als Autorin, Moderatorin und Journalistin war sie von 2005 bis 2016
        unter anderem für den SWR und die Berliner Festspiele tätig. Die Donaueschinger
        Musiktage werden von der Gesellschaft der Musikfreunde veranstaltet und von der
        Kulturstiftung des Bundes gefördert. Weitere Unterstützer sind das Land Baden-
        Württemberg, die Ernst von Siemens Musikstiftung, die Stadt Donaueschingen
        und der SWR. epd

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466797/13                                                                               1/1
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            KULTUR                                                                                   SEITE 9 | FREITAG 16. APRIL 2021

            Musik

            Neuinszenierung des „Parsifal“ von Kirill
            Serebrennikov
            Am Sonntag, den 18. April um 14.00 Uhr, zeigt ARTE Concert
            europaweit im Netz die bereits erwartete Premiere von Kirill Se-
            rebrennikovs Neuinsze- nierung des „Parsifal“ aus der Wiener
            Staatsoper unter Musikdirektor Philippe Jordan. In der Titelrolle
            ist Tenor Jonas Kaufmann zu erleben, Elina Garanca gibt ihr in-
            ternationales Rollendebüt als Kundry ebenso wie Ludovic Tézier
            als Amfortas. BM

            Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/900/articles/1335474/9/7                                      1/1
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               Freitag, 16. April 2021, Berliner Zeitung /

               Ausstieg aus dem Karussell
               Das Berliner Festival für aktuelles Musiktheater BAM! soll
               nicht weiter gefördert werden

                    Als das Solistenensemble Kaleidoskop Erfolg hatte, bekam es zu‐
                              nächst keine Fördergelder mehr.sonja müller

               PETER UEHLING

               I
                       n der Kulturförderung des Landes Berlin gibt es ein wiederkehrendes Pro‐
                       blem. An die Öffentlichkeit drang vor sieben Jahren der Fall des Solistenen‐
                       sembles Kaleidoskop: Dessen Konzerte und Konzertperformances waren
                       bald national und international so erfolgreich gewesen, dass die für die Ver‐
               gabe von Förderungen zuständige Jury keinen Förderbedarf mehr erkannte und an‐
               dere Ensembles unterstützte. Kaleidoskop stand genau in dem Moment ohne Geld
               da, als es wachsen und sich etablieren wollte.

               So etwas ähnliches widerfährt nun dem Berliner Festival für aktuelles Musiktheater
               BAM!, das nach den Ausgaben 2018 und 2019 in einen Biennale-Rhythmus wech‐
               seln wollte. Hier bekam man Dinge zu sehen, die es an den etablierten Häusern
               nicht gibt: Vom inszenierten Konzert bis zur raumgreifenden Performance, von mo‐
               dernster Musik bis zum verfremdeten Repertoire, von Reaktionen auf Zeitgeschichte
               bis zum Mythos zeigten freie Ensembles, was sich aus der Kombination von Musik
               und Szene jenseits von Mozart und Verdi machen lässt.

               Das nächste Festival sollte im April 2022 veranstaltet werden, die Berliner Volksbüh‐
               ne hatte ihre Räume wieder zur Verfügung gestellt – aber nun wurde das Festival
               durch einen Juryentscheid gekippt: Der Verein Zeitgenössisches Musiktheater in
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               Berlin (ZMB), in dem sich die freien Operngruppen, Darsteller und Komponisten
               zusammengeschlossen haben und der BAM! veranstaltet, bekommt keine Projekt‐
               förderung.

               Für wichtig befunden

               Die ersten beiden Festivals wurden von der Fachpresse für wichtig befunden, man
               verstand sie als überfällige Gesamtansicht der vielfältigen freien Berliner Musik‐
               theater-Szene, als gesammelten Vorstoß in ein avantgardistisches Musiktheater,
               man verglich sie mit der renommierten Münchner Biennale, deren Gründung noch
               auf Hans Werner Henze zurückgeht. Dieser allerdings hatte 1988 vom Kulturreferen‐
               ten der damals rot-grün regierten Stadt München eine Carte blanche für ein Musik‐
               festival bekommen. „BAM!“ dagegen musste sich artig um Förderung bewerben und
               sammelte Geld beim Hauptstadtkulturfonds, bei der Rudolf-Augstein-Stiftung und
               erhielt 2019 eine „Spartenoffene Förderung“; der Gesamtetat lag bei 200.000 Euro
               für in beiden Jahren jeweils rund 30 Aufführungen im Zeitraum eines langen Wo‐
               chenendes. Eine einzige durchschnittliche Operninszenierung an einer der drei
               Berliner Opernhäuser kostet rund das Zehnfache. Dieses schmale Budget führt nur
               deswegen zum Ziel, weil viele der auftretenden Compagnien selbst wiederum eine
               Förderung erhalten und daher vom Festival kein Geld für ihre Produktion verlangen
               müssen.

               Aber was nun? Der ZMB bittet den Berliner Kultursenator jetzt um eine politische
               Entscheidung. Klaus Lederer soll das Festival wollen und sich dann etwas zu dessen
               Erhalt ausdenken, das Förderkarussell soll damit umgangen werden. Dieses sieht
               gemeinhin so aus, dass auf eine eventuelle Einstiegsförderung eine eventuelle Ein‐
               zelprojektförderung folgt, die mit sehr viel Glück zu einer Basis- oder Konzeptförde‐
               rung aufgestockt wird, die dann über zwei oder vier Jahre läuft und somit nicht nur
               die künstlerische Arbeit finanziert, sondern auch die Institutionalisierung an
               schiebt.

               Sehr viele freischaffende Künstler und Künstlerinnen erträumen sich das Gleiche:
               Irgendwann aus der Einzelprojektförderung in die etwas größere Planungssicher‐
               heit der Basis- oder Konzeptförderung zu gelangen, im ZMB arbeiten sie zusam‐
               men, vor der Jury konkurrieren sie miteinander. Dabei entstehen Anspruchshaltun‐
               gen, wie jetzt in Schreiben an die Kulturverwaltung deutlich wird:

               „Alles, was zwischen den Produktionen an administrativer Arbeit anfällt, muss eh‐
               renamtlich gestemmt oder aus privaten Mitteln finanziert werden. Demnach führt
               die Arbeit ohne Basisförderung zwangsläufig zu Selbstausbeutung.“ (OperaLab)

               „Wir wären jetzt eigentlich mal dran mit einer Basisförderung in der Sparte Musik‐
               theater. Gleichzeitig würden wir damit die Töpfe für Einzelprojekte den neuen
               Gruppen überlassen können. Es würde einfach einer inneren Logik folgen, dass die
               Fördertöpfe Ensembles erst heranziehen und diesen dann irgendwann den Schritt
               auf eine nächste Stufe ermöglichen.“ (Johannes Müller & Philine Rinnert.) Der Senat
               solle sich außerdem „dringend konstruktiv mit der wachsenden Zahl höchst pro‐
               duktiver und professionell produzierender Künstler*innen (und ihrem Älterwerden)
               auseinandersetzen und Instrumente schaffen, die der Prekarisierung entgegenwir‐
               ken“. (ZMB)

https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937652/12-13                                                  2/3
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               Die Forderungen nach Alimentierung reimen sich natürlich schwer mit künstleri‐
               schem Wagemut zusammen. Hat irgendjemand behauptet, dass Kunst ohne Selbst‐
               ausbeutung überhaupt möglich ist? Welches Interesse hätte der Senat daran, sich ei‐
               ne Musiktheatergruppe nach der anderen heranzuziehen und deren Mitglieder bis
               an ihr selig Ende zu versorgen?

               Die Bezahlung in der freien Szene ist und wird immer niedrig bleiben, internationa‐
               le Einladungen wirken sich finanziell nicht aus. „Förderung“ bedeutet hier nicht das
               Gleiche wie in der Wirtschaft: Weder können die Compagnien je auf eigenen Füßen
               stehen, noch darf der Investor jemals auf Rendite hoffen. Das ist ihnen indes nicht
               vorzuwerfen; angesichts der hohen Subventionen für jeden Opernsitzplatz ist klar,
               dass auch die Staatsoper nicht auf eigenen Beinen stehen kann. Nur bietet diese als
               lang etablierte Institution ihren Mitarbeitern Schutz, während die Ensembles und
               freien Künstler und Künstlerinnen ihre Entscheidung, einem nicht profitablen Ge‐
               schäft nachzugehen, freiwillig und als Erwachsene getroffen haben. Dass die Gesell‐
               schaft, wie sie gerade ist, ihnen die Türen nicht mit vollen Geldsäcken einrennt, mag
               den persönlichen Narzissmus kränken, aber bei wachem Verstand niemanden wun‐
               dern.

               Politischer Wille zur Kultur

               Aber das ist eine Frage des kulturellen Gesamtklimas. Nicht nur in Berlin gibt es im
               institutionalisierten Musiktheater keinen von Zeitgenossenschaft bestimmten Kul‐
               turbegriff; es gibt einen Museumsbetrieb, der eher nebenher und ohne rechten Zu‐
               sammenhang Uraufführungen finanziert, deren Aktualität in der Abhängigkeit von
               ohnehin präsenten Diskursen besteht.

               Ob man so eine Kultur befürwortet, könnte allerdings gesellschaftlich ausgehandelt
               werden. Dafür sind Veranstaltungen wie „BAM!“ tatsächlich wichtig, weil sie die
               herrschende Musiktheater-Kultur in ein anderes Licht setzt. Die Verankerung eines
               solchen Festivals im Berliner Veranstaltungskalender ist daher notwendig und kann
               institutionell kaum hoch genug ansetzen. Unverständlich ist zum Beispiel, warum
               die MaerzMusik, in der man sich nicht über aktuelle Musik unterrichten kann,
               selbstverständlich von den Berliner Festspielen finanziert wird und für „BAM!“ An‐
               träge gestellt werden müssen.

               Das Solistenensemble Kaleidoskop wurde damals durch Mittel aus der „kulturpoliti‐
               schen Reserve“ gerettet: Der Politik und dem damaligen Kultursenator Tim Renner
               konnte vermittelt werden, dass Kaleidsokop innovativ und auf hohem künstleri‐
               schen Niveau arbeitete. Das zeigt, dass die Delegation von Förderentscheidungen
               an Jurys irgendwann nicht mehr sinnvoll ist, sondern dass es auf den politischen
               Willen zur Kultur ankommt. In diesem Sinne hatte sich auch Torsten Wöhlert, der
               Staatssekretär für Kultur, zur Eröffnung von „BAM!“ 2019 geäußert. Es ist Zeit, ihn
               beim Wort zu nehmen.

               ;„Der Senat muss sich dringend konstruktiv mit der wachsenden Zahl höchst pro‐
               duktiver und professionell produzierender Künstler*innen auseinandersetzen und
               Instrumente schaffen, die der Prekarisierung entgegenwirken.“

https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937652/12-13                                                  3/3
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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                        Freitag, 16.04.2021

                         Bund prüft Kosten am Kulturforum

        Die Bundesregierung prüft das Klimakonzept für das Museum des 20. Jahrhun-
        derts am Berliner Kulturforum. Man erarbeite „konkrete bauliche Umsetzungsvor-
        schläge“ für Lüftung und Klimatisierung des Gebäudes, heißt es in einem Schrei-
        ben der Behörde von Kulturstaatsministerin Grütters an den Haushaltsausschuss
        des Bundestages. Im März hatte ein Gutachten des Bundesrechnungshofs die
        Kostensteigerung durch die aufwendige Klimatechnik des neuen Museums gerügt.
        So sollen in der vom Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron entworfenen
        „Scheune“ nicht nur die Ausstellungsräume, sondern auch die Gänge („Boule-
        vards“) zwischen ihnen gekühlt werden.kil

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466797/13                                                                               1/1
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       Freitag, 16.04.2021, Tagesspiegel / Kultur

       Klimawandel
       Neue Kritik am Museum des 20. Jahrhunderts
       Von Bernhard Schulz

       Der lang ährige Vorsitzende des Landesdenkmalrats, Adrian von Buttlar, hat kurz vor der
       Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie gefordert, die Bauarbeiten am nebenan ge-
       planten „Museum des 20. Jahrhunderts“ (M20) auszusetzen und „auf eine Revision des
       umstrittenen Bauprojektes hinzuwirken“. In einem Offenen Brief schreibt der frühere
       Professor für Kunstwissenschaft an der Technischen Universität Berlin, es gehe „nicht nur
       um Zweifel, ob der Entwurf des Museums der Kunst des 20. Jahrhunderts, dessen Bau-
       grube seit Dezember 2020 ausgehoben wird, baukünstlerisch den hohen Maßstäben sei-
       ner prominenten Nachbarn gerecht“ werde. „Inakzeptabel“ sei „darüber hinaus nach wie
       vor, dass der monumentale Baukörper trotz seiner kostspieligen Absenkung in den Unter-
       grund städtebaulich das denkmalgeschützte Ensemble des Kulturforums autistisch und
       irreversibel zublockt“. Das Museum nach Entwurf der Basler Architekten Herzog & de
       Meuron füllt die Fläche zwischen der Neuen Nationalgalerie und dem Ensemble aus Phil-
       harmonie und Kammermusiksaal entlang der Potsdamer Straße nahezu vollständig aus.
       Insbesondere werde der von Nationalgalerie-Architekt Mies van der Rohe „einkalkulierte
       Ausblick auf Stülers großartige Matthäikirche und auf den Antipoden seines Kunsttem-
       pels, die Scharoun’sche Philharmonie, regelrecht ,zugemauert’“.

       Unterdessen hat, so von Buttlar, auch der Architekt Stephan Braunfels, der nicht am Wett-
       bewerb für das Museum M20 beteiligt war, eigene Visualisierungen vorgelegt, die die ge-
       plante Baumasse und ihre Auswirkungen auf die Sichtbeziehungen zwischen den vorhan-
       denen Bauten des Kulturforums erkennen lassen. Dabei erscheint vor allem die Seiten-
       wand des geplanten Museums gegenüber der Neuen Nationalgalerie als problematisch, die
       den Blick auf die Philharmonie vollständig verdecken wird.

       Von Buttlar nimmt in seinem Brief auch Bezug auf die jüngst geäußerte Kritik des Bundes-
       rechnungshofes. Der hatte die Kostensteigerung auf 364 Millionen Euro kritisiert und
       sieht die Ursache dafür in „aufwendiger Klimatechnik“ und „Flächenzuwachs“. Das Kon-
       zept eines „offenen Hauses“ mit der fehlenden Trennung von Ausstellungsräumen und
       den das Gebäude durchschneidenden Passagen erfordere eine gleichmäßige Klimatisie-
       rung des gesamten Gebäudes mit entsprechend hohem Energiebedarf.

       Von Buttlar schreibt in seinem Brief, „dass der überdimensionierte Neubau aufgrund sei-
       ner rhetorisch überhöhten Raumverschwendung in Form gewaltiger leerer Passagen und
       seiner spezifischen Bauweise nach der Einschätzung des Bundesrechnungshofs als hoch-
       gradige Energieschleuder eingestuft wurde und damit den Gefahren des Klimawandels
       nicht gerecht“ werde. Bernhard Schulz

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       Künstler der großen Mythen

       Zwei Aus stel lun gen in Ko chel und Mann heim wid men sich An selm Kie fer

       Eva ge bar Kain und Abel, so steht’s in der Bi bel. Doch wie war das mit Li lith, Adams ers ter Frau? Töch ter
       lässt An selm Kie fer aus ih rem Rock schoß reg nen, kei nen ein zi gen Sohn. Kie fers Li lith ist ganz Kleid. Ih re
       Kin der sind wie sie, kopf los, hand los, die Ärm chen der Gewän der weit aus ge brei tet. Ganz aus zer knautsch -
       tem Blei schwe ben sie, auf ge hängt an zar ten Dräh ten, in ei ner manns ho hen Vi tri ne. Auf de ren Bo den:
       Lehm. Aus der Hand des Künst lers steht auf dem Glas die Überschrift „Li liths Töch ter“. Wem Li lith, die
       Frau vor Eva, et was sagt, der freut sich über die An spie lun gen – auf Bi bel, Tal mud, Goe thes Faust und auf
       den Fe mi nis mus der Sieb zi ger jah re, der sie zur Göt tin er hob. Wem Li lith nicht ver traut ist, dem schenkt
       Kie fer die Neu gierde, mehr über die ses sa gen haf te We sen zu er fah ren.

       An selm Kie fer, seit Jah ren in den Top Ten der le ben den Künst ler, de ren Wer ke am höchs ten ge han delt wer-
       den, ist der Dich ter un ter ih nen, der Er zäh ler un ter den Ma lern. Oft wird auf sei ne Ver bin dung zu In ge borg
       Bach mann und Paul Ce lan ver wie sen. Kie fers Ar bei ten sind Ge gen stand geworde ne Me ta phern. Sie zu ent -
       schlüs seln – po li tisch, persön lich, ge schichts kri tisch, be deu tet Mü he, aber auch Gewinn. Ähn lich wie die
       Pla cke rei mit ei nem Höl derlin-Ge dicht. Doch ist An selm Kie fer, der An fang März 76 Jah re alt wurde, auch
       zeit ge mäß? Oder nur be rühmt?

       In die sen Ta gen, da die Kunst in den Mu se en die meis te Zeit weg ge sperrt wird – klar, sie ist ja an ste ckend –
       gibt es zwei gro ße Kie fer-Aus stel lun gen, mit de nen sich in die ser Sa che Beweis füh ren lie ße. Die ei ne zeigt
       in der Kunst hal le Mann heim aus der Samm lung Gro the Ar bei ten von mo nu men ta ler Grö ße und gro ßer Be -
       deu tung für Kie fers Schaf fen – wie et wa „Die Volks zäh lung“. Die an de re im Franz-Marc-Mu se um in Ko chel
       am See, dort schwebt auch sei ne „Li lith“. Die se, mit dem Ti tel „An selm Kie fer – Opus Ma gnum“, setzt auf
       den Dis kurs rund um den Künst ler. Sie wird flan kiert von ei ner Ta gung in der Evan ge li schen Aka de mie
       Tutz ing (25. bis 27. Mai) und ei nem Dis kus sions abend im Li te ra tur haus Mün chen (19. April).

       Das Franz-Marc-Mu se um zeigt nicht nur Kie fers Ar bei ten: 23 Vi tri nen und sechs groß for ma ti ge Fo to gra fi-
       en, die An selm Kie fer selbst 2016 un ter dem Ti tel „Opus Ma gnum“ zu sam men ge fasst hat. Die Aus stel lung
       schreibt zu dem die Be zie hung zwi schen Kie fer und dem Schatz der Überlie fe rung fort, mit 15 nam haf ten
       Au to rin nen und Au to ren un se rer Ta ge, Si byl le Lewitscharoff, Ma rion Po sch mann, Chris toph Rans mayr,
       Said und Ferdi nand von Schi rach sind un ter ih nen. Sie wa ren ein ge la den, zu Ar bei ten Kie fers kur ze, as so -
       zia tive Tex te zu ver fas sen. Zi ta te daraus sind in der Aus stel lung an den Wän den zu le sen. Im Ka ta log, der
       als Buch gut für sich steht, sind sie kom plett zu fin den (bei Schir mer Mo sel).

       Gert Hei den reich schrieb ein Ge dicht auf „Thor“. Vom ham merschwin gen den ger ma ni schen Gott lässt Kie -
       fer nur ei nen Ka pu zen man tel üb rig, be su delt von oben bis un ten mit Ma l er far ben. Un ter dem Man tel ruht
       Thors Ham mer Mjöll nir, plat ziert auf ei nem Hau fen Schutt und Trüm mer. Ein mal gewor fen, kehrt er stets
       in die Hand sei nes Got tes zu rück. „Wie der schmückt das schwarz gewan de te Pack sich mit Thor, Odin und
       Freya; wie der steh len sie Ru nen und füh len sich nordisch. Wehrt Euch, Göt ter und Rie sen und schreck liche
       Schlan gen und Wöl fe! Wer sich erdreis tet, den Ham mer Mjöll nir zu wer fen, wird von ihm ge trof fen.“ Hei-
       den reichs Chor ge sang spricht al so aus, was Kie fer Zeit sei nes Schaf fens in vie len An spie lun gen auf
       Deutsch lands un erle dig te NS-Ver gan gen heit mit an de ren Mit teln ge stal tet hat.

       Dich ter auf Kie fer re agie ren zu las sen, mag na he lie gend sein, er fordert of fen bar aber auch Mut. "Man gibt
       als Kunst his to ri ker da mit ja die Deu tungs ho heit aus der Hand“, sagt Cath rin Klings öhr-Le roy, die Ku ra to -
       rin der Aus stel lung und zu gleich Di rek to rin des Franz-Marc-Mu se ums.

       Wer das Haus am Ran de des ober baye ri schen Städt chens Ko chel am See kennt, der weiß, dort sind Aus stel-
       lungs ma cher wie Künst ler die här tes te Kon kur renz gewohnt: durch die über mäch ti ge Na tur selbst. Ge -
       grün det wurde das privat fi nan zier te Mu se um, um die Fra ge nach der Be deu tung der Voral pen land schaft
       als In spi ra tions quel le für die Künst ler des Blauen Rei ters zu be ant wor ten. Nun hängt das Mu se um wie ein

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       Ad ler horst hoch über dem Ko chel see, Neu bau nebst his to ri scher Vil la. Vor den Fens tern: Idyl le und Berg -
       dra ma bis zur Be sin nungs lo sig keit.

       Das Bild da drau ßen zeigt der zeit fri sches Grün, das aus den Äs ten der Bäu me knallt. Im In ne ren da ge gen,
       hin ter den Schei ben der Vi tri nen, der Kon trast, Kie fers ra schelt ro cke ner Mohn. Den bil det der Künst ler aus
       Wachs und Me tall nach; wir ken sei ne Kap seln auch noch so le bens echt. Gleiches gilt für die Son nen blu-
       men, die an ih ren dör ren Häl sen für im mer die Köp fe hän gen las sen, bei dem Werk „Für In ge borg Bach -
       mann – Das Son nen schiff“.

       Wie Kie fer mit dem Werk Bach manns um geht, wird ei nes der The men des Abends im Münch ner Li te ra tur-
       haus sein (im Stream zu ver fol gen). Sein Ti tel: „Von Daph ne bis Li lith. Weib liche Ge stal ten im Werk An selm
       Kie fers“. No ra Boss ong und Klaus Reichert, bei de ha ben für das „Opus Ma gnum“-Pro jekt ge schrie ben,
       werden da bei sein. Und die Li te ra tur wis sen schaft le rin und Gen der-Forsche rin Eli sa beth Bron fen. Sie ist
       zu stän dig für die be son ders neural gi schen Punk te. „Kie fer spricht davon, wie stark die Frauen im My thos
       sind“, sagt Bron fen. „Aber Kie fer eig net sich star ke my tho lo gi sche Frauen fi gu ren eben auch an. Sein Blick
       bleibt im mer der des männ lichen Künst lers.“

       Wie zeit ge mäß und vi sio när Kie fer da bei vor geht, will Bron fen trotz dem be to nen. Et wa im Fall sei ner
       „Daph ne“, die in der Aus stel lung wie ei ne Schwes ter der Li lith steht, halb Strauch, halb zar tes wei ßes Ge -
       wand der Un schuld. Auch die ser Fi gur liegt ein Ge dicht zu grun de. Ovid be singt das Schick sal der Nym phe
       in sei nen Me ta mor pho sen. Daph ne ent zieht sich dar in der Schän dung durch den Gott Apoll in dem sie sich
       ver wan delt - in ei nen wun derschö nen Lor beer baum.

       Kie fers Verdienst und unver min der te Ak tua li tät lie ge in sei nem Kampf ge gen das Verschwei gen und Ver-
       ges sen, er klärt Eli sa beth Bron fen. Den noch hät ten sei ne star ken Frauen ei ne Spie gel funk tion. „Kie fer pro -
       ji ziert sei ne Vorstel lun gen von Stär ke und Bo den stän dig keit auf sie. Er la gert auf die Frauen et was aus, was
       er po si tiv bewer tet.“ Und am En de sei das eben auch Ar beit an sei nem ei ge nen Kie fer-My thos. So ge se hen,
       ist es wo mög lich gar nicht Li lith, die der Be trach ter hier be staunt, son dern, schwe bend in sei ner ei ge nen,
       glä ser nen Vi tri ne und ge hal ten von zar ten Fä den, der Künst ler selbst. Su san ne Her man ski

       An selm Kie fer. Opus Ma gnum. Franz Marc Mu se um, Ko chel. Bis 6. Ju ni (mit Voran mel dung). Kunst hal le
       Mann heim. Bis 22. Au gust (der zeit nur als On line-Parcours auf der Home page).

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            KULTUR                                                                                   SEITE 9 | FREITAG 16. APRIL 2021

            Gezeichnete Musikgeschichte
            Felix Pestemer hat die 200-jährige Geschichte des Konzerthauses in seinem Buch „Alles bleibt
            anders“ neu erzählt

            Zur Eröffnung des Schauspielhauses am 26. Mai 1821 begleitete Zarin Alexandra Fjodorowna, geborene Char-
            lotte von Preußen, ihren Vater. Felix Pestemer

            Von Volker Blech

            Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, das wir heute als Konzerthaus
            kennen, feiert sein 200-jähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum ist der Co-
            mic „Alles bleibt anders“ erschienen, der auf informative und teils ver-
            gnügliche Weise die Höhepunkte der für Berlin wichtigen Geschichte vor-
            führt. Spannenderweise liegt in dieser künstlerischen Aufarbeitung der
            Mythos von Zerstörung und Wiedererstehung über allem. Es ist das ewige
            Zusammenspiel von Licht und Schatten. Die erste Comic-Episode ist aus
            Sicht von E.T.A. Hoffmann erzählt, der 1817 kurz vor der Aufführung sei-
            ner Oper „Undine“ am Königlichen Nationaltheater Zeuge der Brandkata-
            strophe wurde. Dabei wurde der alte Langhans-Bau vernichtet.

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            Der Architekt, Maler und Bühnen-
            bildner Karl Friedrich Schinkel
            wurde vom König beauftragt, an
            der Stelle das Schauspielhaus zu
            errichten. Am 26. Mai 1821 wurde
            der Neubau mit Goethes Vers-
            drama „Iphigenie auf Tauris“ eröff-
            net, allerdings fand der erste mu-
            sikgeschichtliche Höhepunkt erst
            am 18. Juni statt, als im Schau-
            spielhaus Carl Maria von Webers
            deutsche Nationaloper „Der Frei-
            schütz“ uraufgeführt wurde.
            Die zweite Zerstörung erfolgte im
            Zweiten Weltkrieg, die Ruine am
            Gendarmenmarkt blieb jahrelang       FELIX PESTEMER: Alles bleibt an-
            unbeachtet. 1984 wurde das nun-      ders - Das Konzerthaus Berlin
            mehr als Konzerthaus wieder auf- und seine Geschichte(n). Avant-
            gebaute Gebäude eröffnet. Der Co- Verlag, 96 Seiten, 25 Euro.
            mic zeichnet geschickt die beiden
            Phasen als Theater und Konzertstätte nach. Der zweite Teil ist „Schinkel
            2.0“ überschrieben.
            Die historischen Ereignisse sind fiktionaler erzählt
            „Je weiter die Ereignisse zurückliegen, desto mehr hatte ich die Möglich-
            keit, etwas fiktional vor dem historischen Hintergrund zu erzählen“, sagt
            Felix Pestemer: „Die Zeichnungen sind dann spielerischer geworden. Al-
            les, was in der jüngeren Geschichte liegt, ist natürlich besser dokumentiert.
            Es gibt viele fotografische und filmische Belege und Zeitgenossen, die
            heute noch im Konzerthaus tätig sind. Dadurch war das Korsett für die
            Zeichnungen beziehungsweise fürs Geschichtenerzählen enger. Insofern
            war für mich der jüngere Konzerthaus-Teil anspruchsvoller und
            schwieriger.“

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            In den Jubiläumsvorbereitungen hatte sich die heutige Konzerthaus-Lei-
            tung Ende 2019 an den Avant-Verlag gewandt. Felix Pestemer hatte dort
            im Sommer eine Graphic Novel über die Alte Nationalgalerie vorgelegt.
            Das neue Projekt innerhalb von 15 Monaten zu meistern, sei ziemlich
            sportlich für ihn gewesen, sagt Pestemer. „Es gibt sicherlich auch schnel-
            lere Zeichner. Ich bin old school, ich mache alles per Hand. Es sind ge-
            tuschte Bleistiftzeichnungen mit sehr vielen Details, die später von Tho-
            mas Gilke, dem Grafiker des Avant-Verlags, digital koloriert wurden. Al-
            lerdings hatte ich dafür während der Pandemie mehr Zeit, weil meine
            Workshops und Seminare ausgefallen sind.“ Es sei insgesamt ziemlich
            schwierig gewesen, an Material zu gelangen. „Ich hatte neben meiner ei-
            genen aufwendigen Recherche noch zwei Historiker an der Seite, die mir
            Material zuarbeiteten.“
            Der Comic arbeitet sich chronologisch durch die 200 Jahre. An die Urauf-
            führung des „Freischütz“ erinnert eine Zeichnung, die die berühmt-berüch-
            tigte Wolfsschluchtszene zeigt. Dort treffen sich auf dem dramatischen
            Höhepunkt der Oper Max und Kaspar, um sieben „Freikugeln“ zu gießen.
            Die ersten sechs gehören ihnen, die siebte aber dem Teufel, der sie hinlen-
            ken kann, wo immer er möchte. „Die Wolfsschluchtszene mag ich sehr,
            weil sie vom Oeuvre her dicht an dem dran ist, was ich auch sonst gerne
            zeichne. Es zeigt den Spuk, der in dem Bühnenbild stattfindet“, sagt Peste-
            mer: „Dafür gab es eine Darstellung des Bühnenbildentwurfs von Carl
            Gropius sowie Beschreibungen von Webers Sohn Max Maria, der eine
            Biografie über seinen Vater verfasst hatte. Dadurch waren auch Dinge über
            die Requisiten und die Bühnentechnik zu erfahren.“

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            Jeder Leser mag seine eigenen Lieblings-Bilder und -Anekdoten entde-
            cken. Mir haben besonders die informativen Darstellungen des Gendar-
            menmarkts im Wechsel der Zeiten gefallen, denn natürlich ist ein Haus in
            der Mitte Berlins immer auch mit der politischen Geschichte der Stadt ver-
            woben. 1821 erfährt man beiläufig, dass Zarin Alexandra Fjodorowna, ge-
            borene Charlotte von Preußen, etwas zu spät zum Festakt kam. Die
            nächste Gesamtsicht widmet sich den Märzgefallen von 1848. Am 22.
            März wurden die Särge vor dem Deutschen Dom aufgebahrt. Tausende
            Demonstranten glaubten an den Sieg der Revolution. Adolph Menzel hat
            das Motiv in seinem berühmten Gemälde „Aufbahrung der Märzgefalle-
            nen“ verewigt.
            Die Opfer des Theaterkritikers Theodor Fontane laufen auf
            In der Darstellung von 1933 finden sich die Hakenkreuz-Flaggen am
            Schauspielhaus, 1945 sieht man die Ruinen am Gendarmenmarkt, der
            landwirtschaftlich genutzt wird. Zur Einweihungsfeier des wieder aufge-
            bauten Schauspielhauses erscheinen am 1. Oktober 1984 „Erich Honecker
            und die versammelte Staatsführung der DDR“. Für das Gendarmenmarkt-
            Panorama 2021 geht der Comic zuversichtlich über die Pandemie hinweg
            und zeigt das touristisch bunte Treiben auf dem Platz.
            „Mir gefällt auch das Baustellenkonzert, das 1981 im Rohbau stattfand“,
            sagt der Zeichner. „Dafür lagen mir nur einige Schwarz-Weiß-Fotos in
            Ausschnitten zugrunde. Die Zeichnung ist sehr lebendig geworden. Ande-
            res, wie der Auftritt von Teufelsgeiger Paganini im Jahr 1829, ist reine
            Mutmaßung. Dafür habe ich gemalte Porträts von ihm genommen, wobei
            er auf jedem dieser Porträts ein bisschen anders aussieht. Dazu habe ich
            mir alte Darstellungen von der Bühne angeschaut.“
            Die vergnüglichste Comic-Story ist Theodor Fontane als Theaterkritiker
            gewidmet, der im Königlichen Schauspielhaus seinen Stammplatz im Par-
            kett Nr. 23 hatte. Der Schriftsteller selbst fasste sein Wirken so zusammen:
            „Da sitzt das Scheusal wieder, habe ich oft in den Gesichtern gelesen.“
            Seine rund 700 gesammelten Kritiken sind gewissermaßen in den Schau-
            spielhaus-Comic eingegangen. Eine Doppelseite präsentiert einige der
            „Verrissenen“. Über Brachvogels Stück „Narziss“ schrieb Fontane: „Es
            sollte lieber auf den Index kommen, nicht auf den, den der Papst, sondern
            auf den, den der gesunde Menschenverstand entwirft.“

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            „Alles bleibt anders“ will gar kein richtiger Comic sein. „Lange hatten wir
            den Begriff Graphic Novel benutzt, uns dann aber dagegen entschieden“,
            erklärt Pestemer: „Denn es ist kein Roman, sondern eher eine Geschich-
            ten-Collage. Für meinen Begriff besteht das Buch aus drei Elementen: er-
            zählerischen Zeichnungen, vier Comic-Geschichten und Stadt- Panora-
            men, allein sechs doppelseitigen Illustrationen vom Gendarmenmarkt zu
            verschiedenen Zeiten und Epochen der 200-jährigen Geschichte.“ Es ist
            eine sehr lebendige Mischung geworden.

            Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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16.4.2021                                            400 Days Later, the New York Philharmonic Returns - The New York Times

                              https://www.nytimes.com/2021/04/15/arts/music/new-york-philharmonic-the-shed.html

CRITICʼS NOTEBOOK

400 Days Later, the New York Philharmonic Returns
The orchestraʼs first indoor concert for a live audience in 13 months was a quietly joyful celebration.

          By Zachary Woolfe

April 15, 2021

The middle section of Sibelius’s “Rakastava” is a quiet, glassy dance of joy. It’s not untroubled. There’s dissonance; the celebration is
muted, reticent, almost secretive. It lasts two minutes or so, then vanishes into the night air before you know it.

But it’s joyful, nevertheless. And it was the most affecting part of the concert I heard after I walked into a building for the New York
Philharmonic on Wednesday evening.

Yes, that’s right: the New York Philharmonic, inside. Exactly 400 days after it last gathered indoors to play in front of an audience, the
orchestra returned. As part of the series “An Audience With,” at the Shed’s cavernous McCourt space, about two dozen of the
Philharmonic’s string musicians performed under a roof in front of a small, distanced, masked, vaccinated-or-tested crowd.

   The audience was limited to 150 people, who entered the Shed after temperature checks and showing proof of either a Covid-19 vaccination or negative test. Sara
   Krulwich/The New York Times

That such a simple act was so momentous speaks to the deprivations of the past 13 months, and the compromises we’ll gladly make to
move past them. The McCourt is not a classic concert hall; some amplification is required to make acoustic instruments penetrate
what’s essentially an enormous box. And however reassuring it is these days to know that the ventilation is working overtime, the
space’s HVAC system was a very audible accompanist.

But it had been over a year since I had been hit by the vibrations of a sizable contingent of musicians sitting in front of me, and the
sensation was sweet. I felt grateful and almost abashed, exposed — just as I felt last summer when I first heard a string quartet
outdoors after months of sound coming from my computer and earbuds. (The Philharmonic, too, went outside for chamber music last
year, delivering pop-up performances with a rented pickup truck that is expected to be back on the road as the weather warms.)

https://www.nytimes.com/2021/04/15/arts/music/new-york-philharmonic-the-shed.html                                                                                    1/4
16.4.2021                                  400 Days Later, the New York Philharmonic Returns - The New York Times

Wednesday, the first in a two-night stand at the Shed, lacked this orchestra’s characteristic sonic glories. There were no Mahlerian
trumpet blasts, no cymbal crashes. But after so much time away, there was arresting impact in the pluck of a single violin, in hearing
instruments interact in space, a viola line emerging from a few feet behind the cellos. The feathery shadows that open Caroline Shaw’s
“Entr’acte”; the velvety basses anchoring “Rakastava” (“The Lover”); the overflowing counterpoint and mahogany unanimity of
“Metamorphosen,” Richard Strauss’s elongated elegy on the final months of the Second World War: Very little was loud at this muted,
reticent dance of a concert, but every detail felt etched in the air and the ear.

On the podium for the milestone was not the Philharmonic’s music director, Jaap van Zweden, who had a previous commitment
overseas after a stint in New York a few weeks ago taping programs for the NYPhil+ subscription streaming service. The conductor,
rather, was Esa-Pekka Salonen, a longtime friend of the orchestra who many hoped would become its leader a few years ago instead
of the punchier, less creative, less engaging van Zweden. (The San Francisco Symphony got Salonen instead.)

There was a bit of awkwardness in this, as there is in so much of life in this spring season of burnout and tentative re-emergence.
“What time is it?” Sarah Lyall asked plangently in The New York Times earlier this month. “What day is it? What did we do in
October? Why are we standing in front of the refrigerator staring at an old clove of garlic?”

Performing arts institutions are no different. They’re rusty, too, and standing, like us, in front of the fridge wondering what they’re
doing. Salonen spoke from the stage of “the three works we have chosen to play tonight.” But that elides the fact that the initially
announced Shed program paired the Sibelius and Strauss works with Arvo Pärt’s extravagantly, if self-effacingly, mournful “Fratres.”

Someone apparently realized that it was not a good look for the Philharmonic to return after the year we’d had — the uprisings for
racial justice, the intensity of the suffering in New York City in particular, a heightened sense of awareness of our local communities
—with three pieces by white European men, two of them dead since the middle of the 20th century and the other turning 86 in
September.

So Pärt was out, and Shaw, a 38-year-old white New Yorker, was in. This aroused in me the mixture of feelings that a lot of these
institutional gestures toward diversity do: the desire to pat the Philharmonic on the back for belatedly moving in the right direction;
some astonishment that they had, after a year to think about it, conceived that initial program in the first place; guilt that I hadn’t
noticed the homogeneity until it had been adjusted; some more incredulity that even after adding Shaw’s piece, the Philharmonic
would be coming back to a city that is only a third white without any Black or Latino players onstage and any music by composers of
color.

Since “Fratres” and “Entr’acte” are almost exactly the same length — 11 minutes — the situation was also a kind of joke about the
stale traditions of orchestral programming. A piece of those proportions is the standard concert opener, often leading to a rather
longer concerto before intermission and, after it, a meaty symphony.
Works by living composers — and therefore by most women and artists of color — are usually relegated to the brief amuse-bouche
position. What diversity happens in programming, then, tends to be where people will notice it least; the canon marches on, with an
11-minute bit of window dressing.
That is what the Philharmonic should reflect on in the wake of Wednesday’s sober, poignant performance. Not on commissioning a
bunch of little pieces that fit into the old models, but on how the fundamental structures of its season, its concerts and its personnel
must change to reflect its values — if diversity, in all senses, is indeed among its central values.

Perhaps helpfully, the slate will be wiped cleaner for this orchestra than for many cultural organizations: It has found a silver lining
in the enforced closure of its theater to power through what was originally planned as a stop-and-go renovation. When the ensemble
returns to David Geffen Hall in fall 2022, it will be to a space utterly transformed. May a transformed Philharmonic fill it.
16.4.2021                                      https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/805789/12

       Ärger in der Lobby

       Das Mu se um of Mo dern Art in New York ist rüh rend um vor bild li che Di ver si tät be müht. Man -
       chen reicht das aber nicht

       VON P E T E R R IC H T E R

       Vor dem Mu se um of Mo dern Art, MoMA, in New York wird jetzt ge streikt. Nicht im MoMA. Der Be trieb
       dürf te schon wei terlau fen wie gewohnt. Aber davor hän gen jetzt halt manch mal Pla ka te, die „Strike Mo -
       MA“ ver kün den, wo bei das eng li sche Wort nicht nur mit dem deut schen „Strei ken“ übersetzt werden kann,
       son dern auch mit „Schla gen“ – und auf „cri tica li ty“ spe zia li sier te On line-Kunst ma ga zi ne wie hy peraller-
       gic.com las sen die gan ze Welt daran teil ha ben. Ma chen sie die Sa che grö ßer, als sie ist? Viel leicht. Viel leicht
       aber auch nicht. Sie las sen, wie ge sagt, ei ne gan ze Welt daran teil ha ben, in der sol che The men zu neh mend
       auf ge spitz te Oh ren sto ßen. Und wenn die näm liche Web site nun auch noch ei nen in ter nen Brand brief des
       MoMA-Di rek tors Glenn Lowry an die Be leg schaft le akt, dann zeigt das im mer hin, wel che Ner vo si tät die se
       Pro tes te aus lö sen.

       Da für reichen dann auch die 50 Leu te, die es ver gan ge nen Frei tag gewe sen sein sol len, al so ei nerseits
       deut lich we ni ger, als zu je der Ta ges zeit in der Schlan ge vor den Kas sen ste hen. An de rerseits hat ten die se
       50 aber un miss verständ liche Bot schaf ten: „Die ser Ort hier re prä sen tiert Ko lo nia lis mus, wei ße Vor herr-
       schaft und den Grund, war um un se re Vor fah ren ster ben muss ten.“ Denn zuvor wurde mit ei ner ri tuel len
       Was seraus gie ßung der Lena pe ge dacht, die einst da zu Hau se wa ren, wo jetzt Mid town Man hat tan ist. Das
       Gan ze war der Auf takt ei ner auf zehn Wo chen an ge leg ten Pro test kam pa gne von ei ner „Ko ali tion von Ak ti-
       vis ten“ un ter dem Na men „An ti-Na tio nal An ti-Im pe ria list Fee lings (IIAAF)“. Das mag in vie len Oh ren zwar
       klin gen wie ei ne Parodie, aber sie mei nen es ganz of fen sicht lich sehr, sehr ernst, wenn sie jetzt schon über
       die Zeit „Post-MoMA“ nach den ken. Denn das be rühm te Mu se um sei „aus ein an der zu neh men“, wie die Ak ti-
       vis ten zu Be ginn ih rer Kam pa gne selbst bewusst kund ta ten, „da mit et was an de res daraus er wach sen kann,
       et was un ter der Kon trol le von Ar bei tern, Com mu nities und Künst lern statt von Mil li ardä ren“.

       Das al les ist des we gen so er wäh nens wert, weil sich das MoMA ei gent lich ge ra de erst vorsorg lich selbst aus -
       ein an der ge nom men hat te, um ge nau die ser Art von Kri tik zuvor zu kom men. Als vor zwei Jah ren die be -
       trächt liche bau liche Er wei te rung ein geweiht wurde, wurde das für ei ne kom plet te Neu prä sen ta tion der Be -
       stän de ge nutzt, die ra di kal mit bis he ri gen Prin zi pien zu bre chen versprach. Das neue Prin zip näm lich lau-
       te te, mit den Schlag wor ten von heu te ge sagt: Diversi tät statt Ka non. Die al te Hel den ge schich te der mo der-
       nen Kunst an wei ßen Wän den (und von in der Re gel kaum we ni ger wei ßen Künst lern) müs se auf der Stel le
       neu ge schrie ben werden. Das war des halb ei ne so ge ra de zu er hei tern de Vol te, weil aus ge rech net das MoMA
       die se Hel den ge schich te ja we sent lich mit er fun den hat te. Der Ka non war der Kern des Hau ses, und die Ver-
       suche von Grün dungs di rek tor Al fred Barr, die ihm wich ti gen Na men in gra fi sche Ent wick lungs mo del le zu
       ban nen, sind Kunst stücke von ei ge nem bi zar ren Reiz.

       Dis ku tiert und kri ti siert wurde das schon im mer. Aber als ei ne Art obers te Ka no ni sie rungs an stalt wurde
       den Ame ri ka nern das MoMA am En de eben doch un ge fähr zu dem, was dem al ten Frank reich sei ne Aka de -
       mie war. Die wich tigs te Pres ti ge fra ge al tern der ame ri ka ni scher Kunst grö ßen war bis in die al ler jüngs te
       Ver gan gen heit je den falls im mer die se: Wer kriegt sei ne gro ße Re tro spek tive im MoMA, wer nur im Whit -
       ney, wer muss ins Gug gen heim?

       Und jetzt das: Das mas siv grö ßer geworde ne Haus wirk te nach der Neueröff nung verstopf ter denn je. Mehr
       Sä le, mehr Men schen. Und mehr Kunst wer ke na türlich. Die ganz ka no ni schen schon vorsichts hal ber im -
       mer noch, an ge sichts Mil lio nen er war tungs fro her Tou ris ten und 25 Dol lar Ein tritt. Aber eben auch viel
       vor her sel te ner Ge zeig tes. Die meis ten Pres se stim men zeig ten sich an ge mes sen be ein druckt und lob ten es
       als star kes Zeichen für den Fort schritt, dass bei spiels wei se Picas sos „De moi sel les d’Avi gnon“ jetzt nicht
       mehr nur in Nach barschaft von Braque und Ma tis se hän gen, son dern auf ein Ge mäl de der afro ame ri ka ni-
       schen Künst le rin Faith Ring gold blicken, die 1967 ei nen blu ti gen Ras sen kon flikt ge malt hat. Ge mes sen an

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16.4.2021                                      https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/805789/12

       den Tö nen, die rund um die se Neu hän gung an ge schla gen wurden, war es bei na he über ra schend, dass für
       die ku bis ti sche Bordell sze ne des sehr al ten wei ßen Man nes (im mer hin Sexis mus sowie kul tu rel le An eig -
       nung afri ka ni scher Kunst) über haupt noch Platz sein soll te.

       Nicht so be ein druckt von all der de mons tra tiven Pro gres sivi tät des Hau ses zeig ten sich al lerdings schon
       da mals die Ak tivis ten von Grup pen wie „MoMA Divest“. Sie mo nier ten noch wäh rend der Vor be sich ti-
       gungs par ty für die VIPs, dass in Person des Black rock-CE Os Lar ry Fink ein Mann im MoMA-Vorstand sit ze,
       der Geld mit privat wirt schaft lich ge führ ten Ge fäng nis sen verdie ne. Spä ter forder ten sie den Rück zug von
       Steven Tan an baum, weil des sen Hedge fonds von der Schul den kri se in Puer to Rico pro fi tie re. Die wich tigs -
       te Pres ti ge fra ge al tern der ame ri ka ni scher Fi nanz grö ßen war bis in die al ler jüngs te Ver gan gen heit schließ -
       lich im mer die se: Wer ist Trus tee vom MoMA, wer nur im Whit ney, und wer hält mit sei nen Zuwen dun gen
       das Me tro po li tan Mu se um am Lau fen?

       Und jetzt dies: Ein Großteil des MoMA-Boards ist in zwi schen Ziel von wü ten den Pro tes ten, auch Groß -
       samm ler wie Steven Co hen oder Ro nald Lau der. Le on Black muss te als Chair man zu rück tre ten, nach dem
       Künst ler An stoß an sei nen Kon tak ten zu Jef frey Epstein und Do nald Trump ge nom men hat ten. „Die Leu te
       in die sem Board ma chen Waf fen, sie be sit zen Söld ner fir men, die Kriegs ver bre chen be gan gen ha ben, sie
       ha ben Ver bin dun gen mit Sexu al straf tä tern und be sit zen Fir men, die Leu te in Kä fi ge sper ren“, so ein Ak ti-
       vist von MoMA Divest: „Die kom men in das Mu se um, um ihr Geld und ih re Re pu ta tion zu wa schen.“ Das
       MoMA sei ei ne Wasch ma schi ne. Har te Wor te für ein Haus, das sich selbst gern in der Avant garde sieht.

       Aber wer kurz nach der Wie dereröff nung erst mals durch den mas siv grö ßer geworde nen Ge bäu de kom plex
       ging, konn te sich schon auch da mals fra gen, ob mit all der ge ra de zu be flis se nen, aus ge stell ten Wo ken ess
       nicht auch über tönt werden soll, dass da grund sätz lich et was knirscht. Denn wo war denn ei gent lich die
       Archi tek tur ge blie ben, von der vor her, als das Bau pro jekt durch ge setzt wurde, so viel die Re de gewe sen
       war? Der Ursprungs bau von Edward Du rell Sto ne und Phi lip Goodwin galt als ra res Bei spiel klas si scher
       Mo der ne in Ame ri ka. Heu te sitzt es wie ei ne klei ne, wei ße Spo lie in dem gro ßen schwar zen Glas dings, das
       An fang des Jahr tau sends von Yo shio Ta ni guchi dar über und drum her um ge türmt wurde. Für sehr viel Geld
       würde er die Archi tek tur zum Verschwin den brin gen, hat te der Ja pa ner da mals verspro chen. Ganz ge hal ten
       ha ben das Verspre chen aber erst Dil ler, Sco f idio und Ren fro aus New York, die nun für den neuerlichen An -
       bau zu stän dig wa ren. Man be merkt den Neu bau von au ßen ei gent lich vor al lem daran, dass die ori ga mi ar-
       tig ge fal te te Fas sa de des Folk Art Mu se ums nun lei der fehlt, weil sie von ei nem schwar zen Loch ver-
       schluckt wurde, das na türlich nicht wirk lich ein Loch ist, son dern gut ge sicher tes Glas. Von in nen da ge gen
       ir ri tiert, dass man beim Raus schauen aus dem schwar zen Glas im mer die Stütz pfei ler des Wohn hoch hau-
       ses im Blick hat, das der fran zö si sche Archi tekt Jean Nouvel oben drü ber er rich tet hat.

       Geld verdient man in New York im mer noch am ein drucks volls ten mit Hö hen me tern. Man kann die über
       dem ei ge nen Haus zum Bei spiel gut an an de re Bau her ren ver kau fen. Die wie der um fin den im mer Käu fer,
       die ih nen gern eben falls schwin del er re gen de Sum men für Woh nun gen über wei sen, aus de ren Fens tern die
       Welt aus sieht wie ein Mi nia tu ren park. Es ist nicht der ers te Wohn turm, der sich des we gen über dem Kom -
       plex des MoMA er hebt. Aber die ser hier macht das Mu se um prak tisch und at mo sphä risch zu sei nem
       Kunst kel ler. Die Käu fer der Apart ments da dro ben er wer ben im mer gleich zei tig auch ei ne MoMA-Mit -
       glied schaft, die ih nen freien Zu gang sichert. An de re Lu xus-Wohn tür me New Yorks bie ten der Ei gen tü mer-
       ge mein schaft Zu gang zu ei nem haus ei ge nen Schwimm bad oder Fit ness stu dio. Die ses hier au ßerdem zu ei-
       ner recht an sehn lichen Samm lung von Mo nets und Pol locks, die hier nun auch noch so vor bild lich divers
       durch mischt sind, dass auch die kri ti schen jun gen Leu te aus Brook lyn oder der Bronx oder wo her die im -
       mer so kom men, nichts zu me ckern ha ben soll ten.

       Ha ben sie aber. Und so ge se hen hät te de ren recht ra di kal klin gen der Vorschlag zur Grund satz um struk tu-
       rie rung des MoMA wie der um auch sei nen Reiz: Es wä re dann der ers te New Yor ker Lu xus wohn turm mit ei-
       nem so zio kul tu rel len Stadt teil zen trum in der Lob by.

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