Tag der Verschleppten 2021

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Tag der Verschleppten 2021
15. Jahrgang, Nr. 1-2, Bonnhard, Februar 2021

               AUS DEM LEBEN DER UNGARNDEUTSCHEN IN UND UM BONNHARD

                                    Tag der Verschleppten 2021
                                             ununterbrochen eine Gedenkfeier ver-               einen späteren (vorläufig noch ungewis-
                                             anstaltet. Doch dieses Jahr kam es leider          sen) Zeitpunkt verschoben wurde, woll-
                                             nicht dazu, genauer gesagt es wurde nur            ten die Vertreter der Bonnharder Deut-
                                             ein Kranz niedergelegt. Grund dafür                schen Selbstverwaltung der über 1900
                                             war, dass einerseits der Schauplatz der            Verschleppten aus Bonnhard und der
                                             landesweiten Gedenkfeier zum Tag der               Region Talboden gedenken, die einst im
                                             Vertriebenen und Verschleppten am 19.              Gebäude des Gymnasiums im Sammel-
                                             Januar in Bonnhard hätte veranstaltet              lager waren. All ihnen zu Ehren wurden
                                             werden sollen, andererseits, dass wegen            traditionell an der Wand des Gymnasi-
Seit langen Jahren wurde am bzw. um          der Corona-Pandemie ein absolutes Ver-             ums Blumen der Erinnerung und des
den 5. Januar herum den nach „Russ-          anstaltungsverbot verhängt wurde.                  Gedenkens angebracht.
land“ Verschleppten im Gymnasium             Da jedoch die Landesgedenkfeier auf                                                   lohn

                                    Ungarndeutsche Gala 2021
  Die 25. Gala der Landesselbstverwal-       Ehrennadel in Gold für das Ungarndeut-             Landesselbstverwaltung 1995 gegründet,
tung der Ungarndeutschen wurde dies-         schen ausgezeichneten Personen – Dr.               und 1997 in der ersten Landesgala das
mal im Fernsehen und im Internet über-       Katalin Árkossy (Lehrstuhlleiterin im              erste Mal verliehen wurde.
tragen. Es war aber leider nicht möglich,    Germanistischen Institut der Eötvös-                 Wir gratulieren allen Ausgezeichneten,
dieser Gala persönlich beizuwohnen.          Loránd-Universität i.R.), Agnes Szauer             unter denen sich auch eine aus dem Ko-
Darauf ganz zu verzichten musste aber        und Maria Wolfart-Stang (wissenschaft-             mitat Tolna befindet.
die ungarndeutsche Gemeinschaft doch         liche Mitarbeiterin und Lehrerin i.R.) –,            Agnes Szauer (Hochschullehrerin und
nicht, denn die LdU bereitete sich mit ei-   sowie eine bunte Auswahl aus Galapro-              Hauptabteilungsleiterin i.R.)
ner Fernseh- bzw. Online-Gala vor. Die       grammen der Vorjahre. Die Gala „ganz                 Ihre Wurzeln binden sie an Kier, hieß
Gala wird immer am 2. Samstag des neu-       besonderer Art“ ist auf dem YouTube-               es in der Laudation. Sie studierte an der
en Jahres, am Tag der Ungarndeutschen        Kanal der LdU die Online-Version der               Hochschule in Fünfkirchen, wo sie ihr
Selbstverwaltungen abgehalten.               Gala zu sehen. ( www.ldu.hu                        Diplom als Lehrerin für Deutsch und
  Der erste Teil enthielt die Grußworten       h t t p s : / / w w w. y o u t u b e . c o m /   Russisch erwarb. Später absolvierte sie
der LdU-Vorsitzenden Ibolya Hock-            watch?v=E3Zvelv_MI8&feature=youtu.                 an der ELTE einen Studiengang für deut-
Englender, die Vorstellung der mit der       be )                                               sche Sprache und Literatur. Kindheitser-
                                               „Im Jahr 2020 hat sich die Welt um               lebnisse und die deutsche Muttersprache
                                             uns herum verändert, die Corona-Pan-               bestimmten ihren Lebensweg: Zu Hause
         DANKSAGUNG                          demie hat uns alle sowohl im Privaten-             gelernte ungarndeutsche Lieder, Tänze
                                             wie auch im Berufsleben hart getroffen.            und Geschichten bildeten eine feste Ba-
     Auch diese Ausgabe konnte nur           […] Die Situation hat uns auch gelehrt,            sis für ihre vielseitige Tätigkeit. 15 Jahre
     mit der Unterstützung unserer           wie wichtig Werte sind, die wir oft nicht          lang unterrichtete sie werdende deutsche
   Leser zustande kommen. Seit un-           mehr beachtet haben – wie Gesundheit,              Nationalitäten-Kindergärtnerinnen an
   serer letzten Ausgabe sind weitere        menschliche Kontakte, Nächstenliebe“,              der Hochschule von Ödenburg. Etwa 15
          Spenden eingetroffen.              betonte Ibolya Englender-Hock, Vorsit-             Jahre verbrachte sie als Hauptabteilungs-
                                             zende der LdU u.a. in ihrer Ansprache.             leiterin des Amtes für Nationale und Eth-
                                               Die Ehrennadel in Gold für das Un-               nische Minderheiten, unterrichtete auch
       HERZLICHEN DANK!
                                             garndeutschtum ist die höchste ungarn-
                                                                                                                   Fortsetzung auf Seite 2
                                             deutsche Auszeichnung, die von der
Tag der Verschleppten 2021
2 • Bonnharder Nachrichten

Ungarndeutsche Gala 2021
Fortsetzung von Seite 1
                                                                                           Verschleppung
                                          an der Apor Vilmos Katholischen Hoch-       Gedenken im engsten Kreis
                                          schule in Waitzen und beteiligt sich zur-
                                          zeit an der Ausbildung ungarndeutscher        Eine Tragödie beschattete auch in
                                          Kindergarten- und Grundschulpädago-         Kleinmanok den Beginn des Jahres 1945.
                                          gen an der Universität ELTE. In ihrem       Am 2. Jänner wurden 54 Deutschstäm-
                                          Heimatort Kier organisiert sie zahlrei-     mige ins ferne Dombass-Gebiet zur
                                          che ungarndeutsche Veranstaltungen,         Zwangsarbeit verschleppt. Malenkij Ro-
                                          schreibt Artikel und Berichte und hält      bot - eine „kleine Arbeit“ sagte man den
                                          Vorträge zu ungarndeutschen Themen.         Leuten zur Beruhigung, betonte Klara Si-
                                                      Nach dem Rundbrief der LdU      mon, Vorsitzende der deutschen Selbst-
                                                                                      verwaltung. Von dieser „kleinen Arbeit“
                                                                                      wurden aber mehrere Jahre körperlicher

                             Begegnungsstätte                                         und seelischer Qualen. 19 der Kleinma-
                                                                                      noker Verschleppten kehrten nie wieder
                                                                                      in die Heimat zurück. Sie ruhen in frem-
                                                                                      der Erde.
                                                                                        Die deutsche Selbstverwaltung gedach-
                                                                                      te trotz Pandemie (die strengen Vor-
                                                                                      schriften beachtend) der Verschleppung,
                                                                                      damit die Vergangenheit nicht vergessen
                                                                                      wird. Wegen des Virus sind öffentliche
                                                                                      Programme - so auch Gedenkveranstal-
                                                                                      tungen - vorläufig strengstens verboten.
                                                                                      So legte nur die Deutsche Selbstverwal-
                                                                                      tung von Kleinmanok - Klara Simon geb.
                                                                                      Dittrich, Vorsitzende, und DSV-Mit-
                                                                                      glieder Márta Lőrincz geb. Laufer sowie
                                                                                      Elisabeth Palkó geb. Fluck - am Helden-
  Die Bonnharder Deutsche Selbstver-        Unterstützte Objekte sind 50 Konfe-       denkmal einen Kranz der Erinnerung
waltung hat eine Unterstützung in Höhe    renzstühle, zwei abschließbare Schränke     nieder.
von 8 500 Euro (=3 054 784,- Ft) erhal-   (aus zwölf Teilen), vier Tische, Fernse-                                  T. Becker, al
ten, und zwar im Rahmen des Projektes     her, Beamer, Leinwand, Laptop, Drucker,                                Foto: T. Becker
„Ausstattung von regionalen ungarn-       Drehstuhl, Tischfußball. Ein herzliches
deutschen Begegnungsstätten 2020“         Dankeschön für die Unterstützung.
durch die Landesselbstverwaltung der
Ungarndeutschen in Zusammenarbeit                                           kki, al
mit Baden-Württemberg International,
und zwar aus Mitteln des BMI (Bundes-
ministerium des Innern).
Tag der Verschleppten 2021
Bonnharder Nachrichten • 3

                                Eine nie verklungene Festrede
  Sehr geehrtes Publikum! In Bonnhard
weihen wir ein Denkmal zum 75. Jah-
restag der Vertreibung der Ungarndeut-
schen ein.
  Vor 300 Jahren legten wir einen langen
Weg aus Hessen, Bayern, der Pfalz, Sach-
sen, Schwaben, dem Elsass zurück… Wir
wurden gerufen, angesiedelt, mit uns
wurden Verträge abgeschlossen, unsere
Arbeit wurde gebraucht. In Revolution
und Freiheitskampf von 1848-1849 stell-
ten sich die Deutschen – mit Ausnahme       ren sie der Rekrutierung und der Macht       abgeordnete, eine offizielle Entschuldi-
der Siebenbürger Sachsen – an die Seite     der SS ausgeliefert. Doch mussten die        gung – seelisch ein völlig neues Gefühl.
der Revolution. Vier von den Märtyrern      Ungarndeutschen in der ungarischen             Der Weg war weit.
von Arad waren deutsche Muttersprach-       Armee mehr Präsenz zeigen, als es im           Wie soll es weitergehen?
ler, mehrere deutscher Abstammung.          Verhältnis zur Einwohnerzahl gerecht-          Konzeption, Ziel und Methoden der
So auch die Familie Perczel. Nach dem       fertigt gewesen wäre. Den Tiefpunkt          ungarischen Nationalpolitik leisteten
Ausgleich von 1867 definierte sich die      bedeutete die Niederlage im Krieg. Ver-      uns dabei eine große Hilfe. Das dekla-
ungarische herrschende Klasse gegen die     schleppung zur Zwangsarbeit, Enteig-         rierte psychologische Ziel ist: „Es muss
Deutschen. Unter Kultusminister József      nung, Entmündigung, Vertreibung. 1950        eine Situation geschaffen werden, in der
Eötvös erlebten wir bessere Zeiten. Die     brachte die Verordnung vom Präsiden-         es sich lohnt, ein Ungar zu sein“. Das
Regierungen nach dem Friedensdiktat         ten des Ministerrates István Dobi, eine      heißt ein Ungarndeutscher zu sein.
von Trianon/Versailles betrachteten als     gewisse Erleichterung. Er hob weitere          Ich hoffe, unsere Nachkommen wer-
ihr wichtigstes Ziel, einen Nationalstaat   Maßnahmen auf, doch wurden die gel-          den in den nächsten 300 Jahren hier, vor
zu schaffen und die Grenzen zu revidie-     tenden aufrechterhalten. Bis zur Wende       diesem Denkmal stehen und sich an die
ren. Das zur größten Nationalität in Un-    waren wir praktisch Staatsangehörige         Vertreibung, an viele unserer Kämpfe
garn avancierte Ungarndeutschtum wur-       zweiten Ranges in unserer Heimat.            erinnern, und sie werden darüber spre-
de unterdrückt. Die einzige Möglichkeit       In den 30 Jahre seit der Wende legten      chen, dass sie wirklich einen langen Weg
zum Aufstieg war die Assimilation.          wir einen langen Weg zurück. Gesangs-        zurückgelegt haben: sie sind sich ihrer
  Als Folge des Zweiten Wiener Schieds-     vereine, Gedenktafeln, Kranzniederle-        Rechte, ihrer Privilegien bewusst und
spruchs erhielt Ungarn Nord-Sieben-         gungen, Erscheinen von Büchern und           möchten noch lange existieren.
bürgen zurück. Dies hatten die Ungarn-      Studien, Sprachunterricht, eine staatliche
deutschen teuer zu bezahlen. Dank dem       Abbitte, Institute, Schulen, Selbstverwal-                           Peter Helfenbein
Abkommen über die Volksgruppen wa-          tungen, freie Diskussionen, Parlaments-                  deutsch von: Júlia Helfenbein

                         Botanischer Garten Mőcsényi Mihály
 Der sanierte Botanische Garten im          richten in der Juni-Nummer 2014).
Stadtwäldchen von Budapest nahm den           Der sog. „Kleine Botanische Garten“
Namen von Mihály Mőcsényi (geb. als         wurde 1967 eröffnet. Hier wurden Heil-
Breining; Mőcsény, 1919 - †Balatongyö-      pflanzen, Kräuter, Gemüse, Obst und
rök 2017) an. Der Landschaftsarchitekt,     Blumen präsentiert. Bei der Rekonstruk-
Kossuth- und Széchenyi Preisträger,         tion rief man auch Gartenbaupläne aus
maturierte 1938 im Evangelischen Real-      den 1960-er und 1980-er Jahren zur Hil-
gymnasium in Bonnhard. (Über Leben          fe. Informationsschilder tragen zur Ori-
und Tätigkeit des Professors, der auch      entierung der Besucher bei.
Rektor der Universität für Gartenbau                              Foto: BoNa Archiv;
war, berichteten die Bonnharder Nach-                               Sándor Bardóczi
Tag der Verschleppten 2021
4 • Bonnharder Nachrichten

                   Den lebenden zur Mahnung, den Toten zur Ehre
  1993 wurde in Tevel ein Denkmal zu         (Rücksprache; Red.) waren die Voraus-       Antal Pfaff, sowie bei allen, die in irgend-
Ehren der gefallenen Teveler Soldaten        setzungen für die Erneuerung des Denk-      einer Weise zu diesem schönen Projekt
des I. und II. Weltkrieges sowie den Op-     mals gegeben. Steinmetz Antal Pfaff ver-    beigetragen haben.
fern der Konzentrations- und Arbeitsla-      richtete die Arbeiten sehr sorgfältig und                                            z.a.
ger errichtet. Einen bedeutenden Anteil      mit großer Präzision. Am 1. November
am Denkmal hatten ehemalige Teveler          kam es zu der Wiedereinweihung. Bür-
in Deutschland. Heute, nach fast 30 Jah-     germeister Attila Fazekas und Zoltán
ren, war das Denkmal aber in einem sehr      Asztalos, Vorsitzender des Vereins der
schlechten Zustand, sodass eine Reno-        Teveler Jugendlichen, bedankten sich bei
vierung nicht mehr zu vermeiden war.         allen, die zur Erneuerung des Denkmals
Der Verein Teveler Jugendlicher (Teveli      beigetragen haben. Anschließend weihte
Fiatalok Egyesülete) nahm die Angele-        Pfarrer József Pál das Denkmal erneut
genheit in die Hand und Árpád János          ein. Nationalgardisten des Perczel Mik-
Potápi, Staatssekretär für Nationalpoli-     lós Banderiums standen am Denkmal
tik kontaktiert und um Hilfe gebeten. Er     Wache.
schaltete sofort die Bethlen Gábor Stif-       Wir bedanken uns auch an dieser Stel-
tung mit ein und nach kurzer Kollation       le bei Staatsekretär János Árpád Potápi,

                             Weihnachtsgeschenk aus der Urheimat

                                             Die Kleidung wurde in Deutschland von       Aber mit viel Geduld verstehe ich den
                                             den vertriebenen Kurdern als Erinne-        Sinn. Mit dem Wörterbuch geht es leich-
                                             rung an ihre alte Heimat an den wich-       ter. Ein wunderschönes Werk habt Ihr ge-
                                             tigen Festtagen getragen. 2019 schickte     schaffen. Noch Kinds-Kinder können sich
                                             Tante Resi diese nach Kurd an die hiesi-    darüber freuen. ... Die Bilder sind auch
                                             gen Verwandten zurück.                      so schön. Einige Leute habe ich erkannt.
                                               Als Antwort auf das Geschenk schrieb      ... Mit viel Wehmut blättere ich in diesem
                                             Tante Resi:                                 Buch. Als Kind ist es einfacher, aber je äl-
                                               „Vielen herzlichen Dank für das schöne    ter man ist, desto mehr drückt es einen.
  Die Deutsche Selbstverwaltung von          Buch aus meiner Heimat, Kurd. Mit gro-      Alles Liebe: von Resi”
Kurd pflegt gute Kontakte zu etlichen        ßer Begeisterung schaue ich es an. Nur
ehemaligen Vertriebenen, so auch zur         das Lesen macht mir einige Schwierigkeit.                  Kornélia Faragóné Wágner
83-jährigen Theresia Rausch bei Frank-
furt/Main (sie wurde 1946 als kleines
Kind aus Kurd vertrieben). Man schickte
ihr sogar das Buch „Wir, Schwaben“ zu
Weihnachten, in dem auch ihre einstige
Tracht abgelichtet ist.
  Dieses Buch mit vielen Fotos illustriert
enthält auch über ihr Heimatdorf, Kurd
ein paar Seiten. Hier kann man nicht
nur über die Vergangenheit des Dorfes
lesen, sondern auch die schöne Kurder
Tracht besichtigen, in der Mirjam Fara-
gó beim Schönheitswettbewerb 2019 in
Bonnhard den ersten Platz belegt hat.
Tag der Verschleppten 2021
Bonnharder Nachrichten • 5

        Protestantische Deutsche in der Schwäbischen Türkei
                                                                                          30jährige Krieg, die Überbevölkerung
                                                                                          u.v.m. Ausführlich sprach der Referent
                                                                                          auch über die Herkunftsorte unserer
                                                                                          Ahnen. Die deutschen protestantischen
                                                                                          Kolonisten kamen zu jener Zeit beson-
                                                                                          ders zahlreich aus Hessen, Rheinland
                                                                                          Pfalz und Baden. Nach dem Vortrag kam
                                                                                          es noch zu etlichen privaten Gesprächen
  Die Bonnharder Deutsche Selbstver-         reiste. Gast der letzten Gesprächsrunde      zwischen Georg Müller und einzelnen
waltung organisiert seit Herbst 2018 die     war Georg Müller aus Fünfkirchen, der        Zuhörern.
Reihe „Gespräche über Vergangenheit          in Bonnhard kein Unbekannter ist. Sein         Zum Schluss noch einige rein deutsche
und Gegenwart der Deutschen“. Mo-            Name ist ein Begriff unter den Protes-       (evangelische) bzw. gemischte Siedlun-
deriert von Péter Helfenbein wurden          tanten, die nach ihren Ahnen forschen.       gen der Schwäbischen Türkei mit der
u.a. Themen angeschnitten wie „Die           Seit seinem 16. Lebensjahr beschäftigt       Jahreszahl der Ansiedlung (nach Georg
Kunst des Talbodens“ mit Ferenc Elb-         ihn die Frage, woher die deutschen Pro-      Müllers Forschungen):
linger, oder Familienforschung mit Elza      testanten stammen, wann die ersten in          Jerging, Warschad – 1719; Majesch,
Mányoki. Aber in diesem Rahmen wur-          Ungarn – vor allem in der Schwäbischen       Kleinmanok – 1720; Kalas, Jink, Ismi,
de auch der Dokumentarfilm über Pé-          Türkei angekommen sind. Diesen und           Hiewrkut, Ziko – 1722; Bonnhard,
ter Bayer gezeigt, der unter den Ersten      ähnlichen Fragen ging er in seinem Vor-      Mutschwa, Paks – 1724. Gemischte Ort-
– wenn nicht als Erster – im Jahr 2000       trag in Bonnhard nach, als trotz der neu-    schaften: Apadi – 1734; Udvari – um
an den Schauplatz seiner Verschleppung       en Welle der Corona-Pandemie über 60         1735; Nane – 1736; Kiek, Murgau, Sa-
                                             Personen aus Bonnhard und Umgebung           rasch – um 1740.
                                             neugierig auf seine Meinung waren. Na-                                           lohn
                                             türlich ging es in erster Linie um die Re-                         Fotos: Bonyhád TV
                                             gion Talboden.
                                               Georg Müller sprach über die Umstän-
                                             de, die Ende des 17. und Anfang des 18.
                                             Jahrhunderts zur Auswanderung der
                                             Deutschen u.a. nach Ungarn führten.
                                             Die wichtigsten Gründe waren das Erb-
                                             gesetz im damaligen Deutschland, der

                                                    Ádám Klem
                                                         1954-2021
  1954 in Ismi geboren trat er in die Fuß-   Interview sprach er darüber, dass er mit
stapfen seiner Ahnen und wurde wider         seinem Team 15 Kirchtürme und an die
Willen der Eltern Zimmermann. Ádám           35 Kirchendächer erneuert und reno-
Klem hing sehr an seinem Heimatort,          viert hat – darunter auch das Kirchen-
aus dem die ungarndeutsche Bevölke-          dach der evangelischen Kirche in Bonn-
rung nach dem Zweiten Weltkrieg fast         hard. Er liebte seine Arbeit, betrachtete
100-prozentig vertrieben wurde. Groß-        sie auch als Hobby. Besonders am Her-
vater, Vater, Onkel und sogar sein älterer   zen lag ihm die evangelische Kirche in
Bruder waren Zimmerleute, zu Hause           Großmanok, wo er lebte, und die in den               Quelle: https://www.evangelikus.
drehte sich alles um diesen Beruf, kein      1990-er Jahren unter seiner Mitwirkung            hu/klem-adam-interju-2020?fbclid=
Wunder, dass auch er den Wunsch heg-         gebaut wurde.                                     IwAR0crT2t0FONr4fqjmz5N2ICq7-
te, Zimmermann zu werden. In einem                              Foto: Magyari Márton         ltR_5ImtczBEJKzdH7-vwssilxADs1J8
Tag der Verschleppten 2021
6 • Bonnharder Nachrichten

                                           Erfolgreich mit zehn
                                           fehlt aber öfter aus der Schule als Molli   dern auch den Go-Kart Talent Cup Ro-
                                           und Lotti. Domán Jäger ist nämlich ein      tax Micromax, er wurde also Landesbes-
                                           sehr erfolgreicher Go-Kart-Pilot. Mit 5     ter in seiner Kategorie. Für 2021 hat er
                                           Jahren fuhr er zuerst ein Go-Cart, dann     schon große Pläne, dann aber schon eine
                                           zum 6. Geburtstag bekam er schon sein       Klasse höher, in der Kategorie Minimax.
                                           erstes eigenes Auto.                        Seine Schwestern sind auch sehr sport-
                                             Seit zwei Jahren nimmt er regelmäßig      lich, aber sie begleiten ihn auch gern zu
                                           an Wettrennen sowohl in Ungarn, als         den Rennen.
                                           auch im Ausland teil. Das Jahr 2020 war       Wir sind sehr stolz auf unseren fleißi-
 Domán besucht mit seinen Zwillings-       besonders erfolgreich für den Zehnjähri-    gen Schüler! Wir wünschen dir weiterhin
schwestern die Klasse 4c der Petőfi Sán-   gen, denn er gewann nicht nur die Rotax     viel Erfolg, Dodó!
dor Evangelische Grundschule. Dodó         Micromax Calivita Meisterschaft, son-                                      Nelli Reiser

                              Adventsüberraschung im Bonyhád TV
  Die Schüler der zweiten Klasse der
Evangelischen Grundschule Sándor
Petőfi überraschten die Zuschauer von
Bonyhád TV mit einem bunten Advent-
sprogramm der Pädagogen und ihrer
Schüler. Die Kinder sangen deutsche und
ungarische Lieder, rezitierten Gedichte
in beiden Sprachen.
  Alle hörten aufmerksam zu, als die Ge-
schichte der vier Adventskerzen - der
Symbole von Glauben, Hoffnung, Liebe
und Freude - erklang. Die Lehrerin er-     ten Hamburger Waisenhaus angefertigt        und an Auftritte gewöhnt. Wir hoffen,
zählte den Kindern, dass der erste mit     wurde.                                      dass auch Sie, liebe BoNa-Leser, vor dem
Kerzen geschmückte Adventskranz 1839         Die Kinder ließen sich durch die Kame-    Fernseher angenehme Minuten mit uns
vom lutherischen Pfarrer Johann Hin-       ra überhaupt nicht stören, sie benahmen     verbringen konnten.
rich Wichern in dem von ihm gegründe-      sich, als wären sie kleine Schauspieler                               Piroska Énekes

                             Museumbesuche aus dem Klassenzimmer
                                           gelischen Grundschule. Sie machten          interessante Fragen, kreative Aufgaben,
                                           nämlich in einer ihrer Stunden einen        die die Kinder mithilfe von Tabletts lösen
                                           Museumsbesuch in Budapest. Natür-           konnten. Der erste Museumsbesuch war
                                           lich reisten sie nicht in die Hauptstadt.   so erfolgreich, dass sich die Schüler wei-
                                           Dank der technisch gut ausgestatteten       tere ähnliche wünschten, die hoffentlich
                                           Räume unserer Grundschule konnten           ebenfalls realisiert werden können.
                                           die Schüler die virtuellen Ausstellungen
                                           problemlos besichtigen. Es war nicht                                    Dóra Tratnyek
                                           nur eine einfache Besichtigung, da die
 Die Pandemie beschränkt leider            Schüler-Innen von Museumpädagogin
auch Schulprogramme außerhalb des          Diána Sóki virtuell begleitet wurden.
                                                                                                   Bauernregel
Schulgebäudes. Zum Glück nicht für         Das bedeutete nicht nur Erklärungen                   Je frostiger der Januar,
die 6-Klässler der Petőfi Sándor Evan-     zu den Objekten, es ging vielmehr um              desto freudiger das ganze Jahr.
Tag der Verschleppten 2021
Bonnharder Nachrichten • 7

                                     Martinstag – mal anders
                                           gewohnt gefeiert. Am Mittwochnach-
                                           mittag, dem 11. November bereiteten
                                           sich die Klassen in ihren Klassezimmern
                                           vor. Sie lernten neue Martinslieder, sa-
                                           hen sich im Internet die Geschichte über
                                           Sankt Martin an. Um zwei Uhr trafen
                                           sich die Klassen auf dem Schulhof. Nach
                                           einer kurzen Begrüßung machten sich
                                           die Klassen mit den selbstgebastelten
                                           Laternen auf den Weg. Diesmal auf den       Nach dem Traktament (= kleiner Imbiss;
                                           Sportplatz der Schule. Unterwegs konn-      Bewirtung) endete der Nachmittag mit
 Wegen der Corona-Pandemie wurde           ten die Schüler Martinslieder hören und     kreativer Bastelarbeit. Am Ende des Ta-
der Martinstag in unserer Schule, der      mitsingen. Nach dem Umzug gingen die        ges gingen alle Kinder zufrieden und mit
Sándor Petőfi Evangelischen Grund-         Kinder in ihre Klassen zurück, wo heißer    schönen Erinnerungen nach Hause.
schule, in diesem Schuljahr anders als     Tee und Gänsekuchen auf sie wartete.                         Gabriella Herger-Macsek

                                       Blaufärber-Wandbilder
  In der Nationalitätenwoche der Petőfi    steht, malte dann ich. Es war ein richti-
Grundschule beschäftigten wir uns die-     ges Gemeinschaftsprojekt. Mit dem Tex-
ses Jahr mit der Tracht. Wir machten       tilbild dekorierten wir das Treppenhaus
einen Ausflug nach Großnaarad, wo wir      der Schule. Aber da war auch noch die
das Blaufärber-Museum besuchten. Die       andere Seite, die leer stand. Die Kinder
schönen Blaufärberstoffe brachten mich     meinten, dass wir noch ein Bild machen
auf die Idee, etwas Ähnliches mit den      sollten. Da schauten wir uns die schönen,
Kindern zu malen - natürlich auf Stoff.    bunt bemalten Möbel aus Hartau an und
Und weil meine Mutter gerne näht, bat      die Schüler klebten aus Filzresten ähn-
ich sie, aus den mit Acryl-Farbe bemal-    liche Bilder zusammen. Meine Mutter
ten Stoffen ein Patchwork (Textilbild)     nähte die Filzstücke zusammen und so
zu nähen. Sehr viele Arbeitsstunden ste-   entstand das zweite Patchwork-Bild. Auf
cken in dem Wandbild, es ist 180x180       diese Weise ist auch die andere Seite des   meiner Mutter (Margit Reiser geb. Erni)
cm groß. Unsere Klasse (wir nennen uns     Treppenhauses schön dekoriert. Alle, die    sehr dankbar, denn sie arbeitete mehrere
die Bärenbande) besteht aus 24 Kindern,    vorbeigehen, loben unsere Arbeit. Ich       Wochen lang an den Wandbildern.
das 25. Bild, wo auch das Datum drauf      bin sehr stolz auf meine Schüler und bin                                  Nelli Reiser

                                 Schöne deutsche Aussprache
                                             Wie auch in den Vorjahren wurde auch      Unter den Sechstklässlern erreichten
                                           im November 2020 im Petőfi Gymnasi-         zwei Schüler sehr gute Platzierungen:
                                           um traditionell der Wettbewerb „Schöne      Erster wurde József Feith, den zweiten
                                           deutsche Aussprache“ abgehalten. In der     Platz erwarb Bernadett Faust. Sie wur-
                                           ersten Runde trugen die Teilnehmer ei-      den von den Lehrerinnen Dóra Tratnyek
                                           nen Text vor, den sie zu Hause vorberei-    und Edit Forray bei den Vorbereitungen
                                           ten und einüben konnten, anschließend       unterstütz. Herzlichen Glückwunsch so-
                                           folgte ein für sie unbekannter Text. Die    wohl den Schülern als auch den beiden
                                           Grundschule Petőfi wurde von mehreren       Lehrerinnen.
                                           Schülern der Klassen 6 und 7 vertreten.                                        E.F.
Tag der Verschleppten 2021
8 • Bonnharder Nachrichten

                             Széchenyi-Nationalitätenwoche 2020
                               Diesmal alles anders, trotzdem traditionell

  Wie in den letzten Jahren schon üb-       Im Rahmen des Deutschunterrichts         lohnung gab es leckere Süßigkeiten. Die
lich, fand die Nationalitäten-Woche in    haben wir uns nicht nur mit der Legen-     kreativsten Schüler erhielten natürlich
der Széchenyi István Grundschule auch     de von St. Martin, sondern auch mit den    auch eine Urkunde von der Jury.
diesmal in den Tagen rund um den Mar-     ungarndeutschen Traditionen und Bräu-        Wir denken und hoffen, dass es uns
                                          chen befasst. Es wurde gesungen, getanzt   auch dieses Jahr gelungen ist, unseren
                                          und gebastelt. Mit viel Spaß und Kreati-   Schülern die ungarndeutsche Kultur
                                          vität entstanden schöne Anziehpuppen       spielerisch näher zu bringen.
                                          in Volkstracht, Patschker, Kopftücher                               Adrienn Kerekes
                                          mit Blaufärbermuster und Stellagen-
                                          Verzierungen. Die Arbeiten der Kinder
                                          wurden in der Aula ausgestellt.
                                                                                               DK 2021
                                            In den höheren Jahrgängen nahmen
                                                                                       Der Deutsche Kalender 2021 ist er-
                                          die Kinder zum Thema Martinstag und
                                                                                     schienen und beinhaltet sogar zwei Ar-
                                          Volkskunde an verschiedenen online
                                                                                     tikel aus unserem engeren Umkreis. Den
                                          Wettbewerben teil. Die Siegerehrung
                                                                                     über die Bonnharder Spinnstube finden
                                          fand zwar nur im Klassenrahmen statt,
                                                                                     Sie auf den Seiten 28-32.
                                          trotzdem waren die Erstplatzierten
                                                                                       Der Kalender ist in der Redaktion Neue
tinstag herum statt. Leider mussten wir   mächtig stolz auf sich.
                                                                                     Zeitung bzw. im Lenau-Haus erhältlich.
uns den besonderen Umständen anpas-         Obwohl es in diesem Jahr keinen La-
sen, waren aber trotzdem bemüht, die      ternenumzug gab, bastelten ganz viele
schönen alten Traditionen aufrecht zu     Schüler wundervolle Laternen, mit de-
erhalten.                                 nen wir die Aula schmückten. Zur Be-
Tag der Verschleppten 2021
Bonnharder Nachrichten • 9

                                  Wetteifern - trotz Pandemie
                                           mehr…“, wer kann einen kurzen Text,
                                           eine kleine Szene schöner, deutlicher,
                                           besser vortragen… Leider müssen in
                                           diesem Schuljahr viele Programme aus-
                                           fallen, womit sich so manche nicht abfin-
                                           den wollten. Die Pädagogen der Grund-
                                           schule Petőfi bereiteten ihre Schüler mit
                                           derselben Begeisterung auf den Wettbe-
  Die Lust zum Wetteifern ist oft trotz                                                   tény PETROVICS (Zita Zircher)
                                           werb der Bibliothek vor, und die Schüler
Epidemie ununterbrochen. Natürlich                                                          Klassen/Gruppen
                                           machten auch fleißig mit.
muss man dabei erfinderisch sein, man                                                       1: Klasse 2c (Piroska Csizmadiáné
                                             Die Produktionen wurden jedoch dies-
braucht Ausdauer, Hilfe und Unterstüt-                                                    Énekes)
                                           mal nicht direkt vor einer Jury vorgetra-
zung von Lehrern, Eltern, Fachleuten –                                                      2: Klasse 2d (Edit Árva)
                                           gen, sondern vor Kameras und den Klas-
und nicht zuletzt bracht man die moder-                                                     3: Klasse 3b (Zita Zircher)
                                           senkammeraden. Diese kleinen „Videos“
ne Technik.                                                                                 Alle Teilnehmer bekamen Urkunden
                                           wurden dann in der Bibliothek von der
  Die Städtische Bibliothek Solymár Imre                                                  und Geschenke, die in der Schule über-
                                           Jury bewertet - die einzelnen Jahrgänge
ist seit über 20 Jahren Austragungsort                                                    reicht wurden.
                                           voneinander getrennt.
des Wettbewerbs „Wer weiß mehr…?“                                                                                           lohn
                                             Ergebnisse
Es könnte aber auch heißen „wer kann
                                             1. Klasse: Platz 1 – geteilt: Gellért Ven-
                                           del BECHTEL, Kincső Anna WOLF
                                           (Ágnes Lovászné Till)
                                             2. Klasse: Platz 1 – Zsanna NOÉ;
                                           Platz 2 – Kamilla ADORJÁN, Levente
                                           SZÁNTÓ; Platz 3 – Nóra CSABAI, Fanni
                                           WERNER (Helga Sántáné Havasi)
                                             3. Klasse: Platz 1 – Sára Zsófia JENEI;
                                           Platz 2 – Zsanett FISCHER; Platz 3 – Zé-

                                 Kindheitstraum verwirklicht
                                Oder: „Betriebsunfall“ einer Journalistin
  Als ich im Internet das Aushängeschild   Backstube Hoffmann. Sie schaute ihren
„Backstube Hoffmann – Megnyitottunk        Großmüttern und der Mutter beim Ko-
(Neueröffnung)“ gesehen habe, war          chen und Backen zu, half ihnen bei der
mein erster Gedanke, darüber sollten wir   Arbeit. Als es dann soweit war, machte
berichten. Ich rief die Eigentümerin an,   sie in Fünfkirchen die Lehre und wurde
kam zum vereinbarten Termin, bereitete     Zuckerbäckerin, d.h. Konditorin.
mein Diktiergerät vor und wir begannen       Als ich hier die Tonaufnahmen zur Hil-
zu sprechen. Mein Plan war, über ihre      fe rufen wollte, war kein einziges Wort zu
Herkunft, Familie, über ihre Schulen       hören. Ein Betriebsunfall, wie ihn jeder
und sie selbst zu berichten. Einige Tage   fürchtet…!
später machte ich mich ans Schreiben…        Im kleinen aber feinen Verkaufsraum
  Viele von uns hatten schon von Kin-      der Backstube empfing uns ein netter
desbein an eine klare Vorstellung, was     junger Mann, Rolf Hoffmann. Alles
sie mal werden wollen. So erging es        blitzblank - auch nach der Sperrstunde.
auch Emma Hoffmann, der Seele der                              Fortsetzung auf Seite 12
Tag der Verschleppten 2021
10 • Bonnharder Nachrichten

                              Der schönste Adventskalender gesucht
  Die Deutsche Selbstverwaltung kün-         Die Aufgabe war nicht einfach, weil die      die Geschenke persönlich. Die Erwach-
digte im November an, man suche nach         Kunstwerke von 7- bis zu 53-Jährigen         senen bekamen ihre Geschenke zum Teil
dem schönsten Adventskalender der Re-        gleichermaßen eingesendet wurden.            ebenfalls persönlich, oder per Post.
gion. Der Kalender kann allein, mit Hilfe    Auch die territoriale Streuung war sehr        Vielen Dank für die Teilnahme, es hat
von Eltern, in der Schule zusammen mit       breit – von Bonnhard über Waroli, Gra-       auch Spaß gemacht, die Werke zu beur-
den Klassenkameraden oder/und Leh-           witz, Kockrsch bis Budapest und von          teilen.
rern erstellt werden. Beteiligen können      Szekszárd über Tolnau, Őcsény ganz bis         Aus den schönsten Adventskalendern
sich sowohl Kinder als auch Erwachsene.      nach Ajka. Es gab Einzelpersonen aber        wurde ein kleines Video gemacht, dass
Die Technik durfte sich jeder aussuchen,     auch Schulklassen, die sich an die Ar-       die Interessenten unter folgendem You-
so entstanden die Werke aus Papier, Filz,    beit machten. Um ihre Aufgabe etwas          Tube-Link anschauen können:
Sackleinen, Milchverpackung oder sogar       zu erleichtern, beschloss die Jury, keinen           https://www.youtube.com/
aus Streichholzschachteln.                   1., 2. und 3. Preis zu vergeben, sondern             watch?v=C2n3yOPSPo0
  Sehr viele, schöne Arbeiten wurden         die besten und schönsten Adventskalen-
eingesandt, so dass sich die Jury nur sehr   der mit Geschenken anzuerkennen. Die                                   Piroska Énekes
schwer entscheiden konnte. (Das alte         Vorsitzende der Bonnharder Deutschen             Die Fotos sind Privataufnahmen von
Sprichwort „Wer die Wahl hat, hat die        Selbstverwaltung, Ilona Köhler Koch                                     den Bastlern.
Qual“ bewahrheitete sich auch diesmal.)      suchte die Schulen auf und überreichte
Bonnharder Nachrichten • 11
12 • Bonnharder Nachrichten

                                                                                        leckere Kuchen. Da es aber leider immer
                                                                                        mehr Diabetiker und Allergiker gibt, ste-
                                                                                        hen auch zuckerfreie Leckereien im An-
                                                                                        gebot. Auf Bestellung werden sogar Ku-
                                                                                        chen ohne dies oder jenes (z.B. frei von
                                                                                        Milch oder Eiern) gemacht. Außerdem
                                                                                        gäbe es auch ganz viele spezielle Torten,
                                                                                        mit denen Frau Emma z.B. an Geburts-
                                                                                        tagen Kinderherzen höher schlagen lässt.
                                                                                          Denn Backen sei in Teig geformte Lie-
                                                                                        be. Und eins wurde mir nach dem kur-
                                                                                        zen Besuch in der Backstube klar: Die
                                                                                        Hoffmanns lieben ihre Arbeit, und allem
                                                                                        Anschein nach geht es den Kunden ge-
  Fortsetzung von Seite 9                   dierte in Siófok und ging – wie früher      nauso.
                                            die Gesellen – „auf Wanderschaft“. Nicht      Hoffentlich werden „Süßmäuler“ diese
Denn tagsüber sei so viel los, dass sie     sehr weit, nur bis Wien, wo sie einige
nicht genügend Zeit für uns hätte, sagte    Jahre lang Erfahrungen sammelte. Hier
Emma Hoffmann, und sie wolle sich in        erwarb sie auch ihren Meisterbrief, wo-
Ruhe mit uns unterhalten. Sie erschien      rauf sie sehr stolz ist.
freundlich lächelnd in ihrer Uniform          Mit der Benennung „Backstube“ möch-
– natürlich mit Maske vor dem Mund.         te Emma Hoffmann auf ihre deutschen
Sie zeigte uns die Arbeitsräume, in die     Wurzeln hinweisen, an die Ahnen, an die
man sowohl von außen durch das gro-         Wiener „Backstube“ - und nicht zuletzt
ße Fenster, als auch vom Verkaufsraum       an die alte „Trinkstube“ in Altglashütten
hineinsehen kann. Drei kleine Tische        erinnern. Andererseits sind im Angebot
mit Stühlen und Blumen warten auf die       der Backstube auch die unterschied-
ersten Besucher, die hier – nach Abklang    lichsten Kuchen und Torten des deutsch-
der Pandemie – Kuchen und/oder Torte        sprachigen Raums präsent. (Vielleicht
essen werden.                               wird es auch ab und zu was „Ungarn-
  Der Start war ein absoluter Erfolg, am    deutsches“ geben, obwohl die Backwa-
Wochenende standen die Leute Schlange       ren der „Schwaben“ den Vorstellungen        „in Teig geformte Liebe“ recht lange ge-
und Frau Emma musste für den Sonn-          der modernen Ernährungswissenschaft         nießen können. Das kann man sich und
tag frisch backen, damit sie die Kunden     nicht entsprechen.)                         dem Familienunternehmen der Hoff-
nicht enttäuscht.                             In der Backstube wird allgemeine Kon-     manns nur von ganzem Herzen wün-
  Emma Hoffmann machte ihre Lehre           ditoreiware angeboten – Krem-Schnitte,      schen.
in Fünfkirchen, legte das Abitur ab, stu-   Dobos- und etliche andere Tortensorten,                                        Lohn
Bonnharder Nachrichten • 13

                                              „Mädchenmarkt“
  Die Wurzeln dieser Veranstaltungsrei-      konnte man seine bunten Volkstrachten,
he liegen 300 Jahre zurück. Es war einst     seine traditionelle Volkskultur den ande-
ein Ereignis, wo sich junge Leute unter-     ren präsentieren. Alljährlich wurde auch
halten und kennenlernen konnten. In          eine Schönheitskönigin gewählt, der Ti-
Petschwar lebten die unterschiedlichen       tel galt in erster Linie der Volkstracht.
Volksgruppen und Konfessionen fried-         2020 musste auch der „Mädchenmarkt“
lich miteinander, doch eine Heirat war       ausfallen, aber eine Schönheitskönigin
ausschließlich untereinander vorstellbar.    wurde online gewählt. Von den 21 Be-
Als die Feldarbeiten abgeschlossen wa-       werberinnen bekam die Kränzleintänze-
ren, wurde also für die Jugend ein Tref-     rin Anna Lili Szabó die meisten Stimmen
fen organisiert. Die Leute kamen in ihren    vom Publikum. Sie trug die Tracht eines
schönsten Kleidern aus Nah und Fern.         evangelischen Mädchens aus Ismi / Iz-
So begann man das Ereignis scherzhaft        mény, angefertigt Ende der 1930-er Jahre
als Mädchenmarkt zu erwähnen.                vom Ehepaar Penczl aus Majesch. Die
  Vor etwa 50 Jahren wurde dieser alte       „Handtasche“ – ein kleines Körbchen –
Brauch neubelebt und wurde in ganz           konnten sich seinerzeit nur Töchter von
Ungarn bekannt – vor allem als Treff-        betuchten Familien leisten.
punkt für Volkslieder-Kreise, Volks-                                             kki-al
tanz- und sonstige Kulturgruppen. Hier                                Foto: Gergő Ruip

                                        Handarbeiten aus Salke
                                             nellen Muster, Farbkombinationen und
                                             die Form ihrer Trachten beibehalten,
                                             doch sie waren auch offen aufs Neue. So
                                             entstanden viele schöne Handarbeiten.
                                             Man hat einige dieser gesammelt, damit
                                             sie nicht endgültig verloren gehen.
                                               Auch heute noch entstehen an lan-
                                             gen Winternachmittagen und -abenden
                                             nicht nur schöne, sondern auch prakti-
                                             sche Sachen: Schals, Handschuhe, Pul-

 Die Deutsche Selbstverwaltung von                                                        lover, Taschen, Kissen, Tischdecken,
Salke / Szálka organisierte gegen Ende                                                    aber auch Ziergegenstände wie Sticke-
2020 eine Ausstellung. Damit ist ein alter                                                reien, Häkeldeckchen, gewebte Läufer,
Wunsch in Erfüllung gegangen, es wer-                                                     geklöppelte Bilder… Leider kann die
den nämlich Handarbeiten aus Groß-                                                        Ausstellung momentan wegen des Ver-
mutters Zeiten gezeigt. Früher hatte man                                                  sammlungsverbots nicht besucht wer-
im Winter mehr Zeit, die Frauen nutzen                                                    den, deshalb soll sie voraussichtlich bis
diese u.a. dazu, dass sie Handarbeiten                                                    Frühjahr verlängert werden.
machten.
 Im Allgemeinen, so auch in Salke, ha-                                                                  nach NZ Nr. 50/2020, S. 19
ben die Ungarndeutschen ihre traditio-                                                                         Foto: Mária László
14 • Bonnharder Nachrichten

                    Nationalitäten-Woche – Schwerpunkt Kleidung
  Traditionsgemäß fand die Nationali-
täten-Woche der Evangelische Grund-
schule Sándor Petőfi vom 12. bis 16.
Oktober statt, Hauptthema waren die
Trachten. Die Unterstufenklassen be-
suchten das Völgység-Museum, wo
Museumspädagogin Borbála Binder die
Kinder interaktiv unterhielt. Sie erzählte
von Volkstraditionen, Bräuchen, Werk-
zeugen und Kleidern der Ungarndeut-
schen. Auch das Handwerk durfte nicht        Klassenzimmern fortgesetzt, wo die Pä-       verschiedenen Regionen präsentierten.
fehlen. Die Kleinen nähten Filzstiefel       dagogen schwäbische Kleidung, Patsch-        Mehr als 30 Schülerinnen führten diese
und ein Stirnband aus Blaufärberstoff.       ker und Holzklumpen vorführten.              den Zuschauern vor. In den oberen Klas-
Die Programme wurden auch in den               Die Tänzer von Zipfelmütz und die          sen fanden die Programme im Rahmen
                                             Klasse 2/c machten einen Ausflug nach        des Unterrichts statt. Die Schüler lernten
                                             Nadwar / Nemesnádudvar - unterstützt         die Nationalitäten unserer Region und
                                             vom Tanzverein Kränzlein. Die Klassen        deren traditionelle Kleidung kennen. In
                                             3 und 4 machten auch einen Tagesaus-         der Schule waren wir sehr froh, dass am
                                             flug nach Geresdlak und Großnarad.           Freitag viele Kinder und Kollegen stolz
                                               Die lang erwartete Abschlussveranstal-     ihre Trachten trugen.
                                             tung der Woche war die Modeschau am
                                             Freitag, bei der die Kinder Trachten aus                                Piroska Énekes

                                Zu Besuch im Nachbarkomitat
                                               In der Puppenausstellung werden nicht      ungarndeutschen Ortschaften, deren Be-
                                             nur die Trachten gezeigt, sondern auch       wohner Fuldaer Vorfahren haben. Das
                                             Alltag, Arbeit und Feiern der Ungarn-        Dorf mit seinen knapp 200 Einwohnern
                                             deutschen. Die Lebkuchenhäuser im            wird auch „das schwäbische Hollókő“
                                             Museum sind wirklichkeitsgetreu. Am          genannt. Wir schauten uns die schön re-
                                             Tor der Kirche steht der Pfarrer, der Bür-   konstruierten Schwabenhäuser an und
                                             germeister winkt aus seinem Büro, Kin-       hatten sogar das Glück, in die Kirche ge-
                                             der spielen in der Schule. Dabei duftet es   hen zu können.
                                             nach Honig und Lebkuchengewürz.                Dieser Ausflug konnte mit der Unter-
                                               Die zweite Station war Nimmersch in        stützung von BGA realisiert werden.
                                             einem Tal des Branauer Hügellandes.                                    Piroska Énekes
 Im Oktober besuchten Mitglieder von         Himesháza erhielt seinen Namen nach
der deutschen Selbstverwaltung, Chor,        seiner schön bemalten Kirche. Das und
Patschkerkreis, den Grundschulen Petőfi      vieles mehr erzählte uns Pater Josef Erb,
und Széchenyi drei Siedlungen in der         ein guter Bekannter der meisten Aus-
Branau. Gereschlak mit seinen ca. 700        flügler, da er ja früher Priester in Bonn-
Einwohnern liegt in einem Tal an der         hard war. Nach gemeinsamem Gesang
Ostseite des Mecsek-Gebirges. Im Ort         und Gebet in der Kirche lud er uns in die
gibt es viele Sehenswürdigkeiten z. B. das   Parochie ein und bewirtete die Gruppe
Heimatmuseum, die Puppen- und Sti-           mit feinem Lebkuchen und Getränken.
ckerei-Ausstellung, das Lebkuchendorf          Die Zeit verging schnell und wir reis-
sowie die Umhängetücher.                     ten weiter nach Feked. Es ist eine der 34
Bonnharder Nachrichten • 15

                                   Heiligabend – ganz anders
                                              Gottesdienst im Freien

  Seit knapp einem Jahr ist vieles nicht   vermittel. ( https://www.youtube.com/        – wie in letzter Zeit üblich – auf dem
mehr so, wie früher. So verliefen auch     watch?v=PVwBbNj5Heg ) Im Voraus              YouTube-Kanal der Bonnharder evange-
der Heiligabend und Weihnachten ganz       wurden alle gebeten, Schutzmasken zu         lischen Kirchengemeinde übertragen.
anders – auch was die Gottesdienste be-    tragen und Abstand zu halten. Nach dem                                            al
trifft. Die evangelische Kirchengemein-    Gottesdienst hatten die Teilnehmer die
de ließ sich etwas einfallen: Man hielt    Möglichkeit zu einem kurzen Gebet in
auf dem Hof einen ganz kurzen Got-         der Kirche, bzw. die Weihnachtskrippe,
tesdienst und machte davon ein kleines     den geschmückten Altar und den Christ-
Video. Es wurde nicht der Gottesdienst     baum anzusehen. Auch das Weihnachts-
übertragen (das wäre auch in knapp 5       geschenk der Gemeinde durften die Kin-
Minuten nicht möglich), vielmehr woll-     der hier entgegennehmen.
te man Impressionen und Eindrücke            Die Weihnachtsgottesdienste wurden

                      Weihnachtspäckchen für Kindergarten

  „Seit Bestehen der Partnerschaft mit     Mädchen eine kleine Freude zu bereiten.
der Gemeinde Alsónána im Komitat           Die Idee für diese Aktion wurde gebo-
Tolna im Jahr 2001 unterstützen wir den    ren, nachdem wir in der lokalen Presse
Kindergarten, die Schule und den Seni-     von der Spendenaktion der Stiftung Kin-
orenkreis des in Südungarn liegenden       derzukunft für osteuropäische Kinder
Dorfes durch Spenden“, berichtet der       gehört haben. „Mit diesen kleinen Ge-
Vorsitzende der Partnerschaftskommis-      schenken wollen wir die partnerschaft-
sion Alsónána der Gemeinde Linsenge-       lichen Beziehungen zu unseren unga-
richt/ Hessen, Heinz Breitenbach. Auch     rischen Freunden stärken“, betonte der
2020 haben wir wieder Weihnachtspäck-      Vorsitzende die Zielsetzung dieser Akti-
chen für die Kinder des örtlichen Kin-     on, die auch 2021 fortgesetzt werden soll.
dergartens gepackt, um den Jungen und                             Heinz Breitenbach

                     Silbernes Verdienstkreuz für Éva Gerner
  „Wer den Krieg nicht erlebt hat, muss    sen, zu erhalten und zu pflegen, verlieh
von den Soldatenfriedhöfen die Botschaft   die Auszeichnung an die ungarndeut-
mitnehmen, dass der Frieden über allem     sche Fernseh- und Radiojournalistin für
steht.“                                    ihren langjährigen Einsatz für die wür-
  Eva Gerner, Mitarbeiterin von User       dige Erinnerung an Kriegsgefallene. Die
Bildschirm, erhielt Anfang November        Anerkennung überreichten Johannes
das Silberne Verdienstkreuz des Volks-     Haindl, Botschafter der Bundesrepublik
bundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge       Deutschland in Budapest und Verteidi-
e.V. Die humanitäre Organisation, die      gungsattaché Uwe Zvonar, Oberstleut-
sich im Auftrag der Bundesregierung der    nant i.G.
Aufgabe widmet, die Gräber der deut-         Quelle: Rundbrief der LdU, 15. Nov.
schen Kriegstoten im Ausland zu erfas-     2020
16 • Bonnharder Nachrichten

                                 Deutsche in Ungarn 1950-1970
                                            im Haus der Ungarndeutschen in Buda-         hu/de/2020/12/toth-agnes-nemetek-ma-
                                            pest und später im Fünfkirchner Lenau        gyarorszagon-1950-1970-2/ )
                                            Haus dem Publikum vorgestellt wurde.           Zum Abschluss der Buchpräsentation
                                              Wenn man das Bestehen der einzel-          in Fünfkirchen überreichte Dr. Johann
                                            nen ungarndeutschen Gemeinschaften           Till als Würdigung ihrer Verdienste in
                                            aus einer breiteren geschichtlichen Per-     der Enthüllung der Potsdamer Legende
                                            spektive beobachtet, kann man feststel-      über die Vertreibung der Ungarndeut-
                                            len, dass es seit der Ansiedlung im 18.      schen Dr. Ágnes Tóth eine Auszeichnung
                                            Jahrhundert bis Ende des Zweiten Welt-       der Suevia Pannonica-Vereinigung Un-
                                            krieges ein fast ungestörtes Zusammen-       garndeutscher Akademiker.
  So lautet der Titel des Werkes der His-   leben mit der Mehrheitsbevölkerung                      Quelle: Zentrum (siehe oben),
torikerin Dr. Ágnes Tóth (Németek Ma-       erfolgte. […] (Weitere Informationen                                      Lenau Haus
gyarországon. 1950-1970), das im Herbst     finden Sie unter: http://www.zentrum.                              Foto: József Hubay

                                 Nur ein Tropfen deutsches Blut
                              Buch über die Verschleppung der Ungarndeutschen
                                            tig Dozentin am Stiftungslehrstuhl für       diese Zeit wegen ihrer Herkunft haben
                                            deutsche Geschichte und Kultur in Süd-       erleiden müssen, zurückzugeben“. Die
                                            osteuropa der Universität Pécs. Márkus       persönliche Betroffenheit ihrer eigenen
                                            beschäftigt sich seit vielen Jahren mit      Familie war ihre Motivation: gewidmet
                                            der Erforschung von Malenkij Robot,          hat sie ihre Arbeit ihrer Urgroßmutter
                                            der Verschleppung von Zivilpersonen          und deren mehr als 35.000 Schicksals-
                                            zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion ab       gefährten, die die Zwangsarbeit erleiden
  Unter dem Titel „Csak egy csepp német     1944. Sie bearbeitet ein Thema, das prak-    mussten.
vér“ erschien 2020 der neueste Band der     tisch bis zur Wende 1989 in wissenschaft-                                  Gabriella Sós
Historikerin, Otto-Heinek-Preisträge-       lichen Kreisen in Ungarn überhaupt                                    Foto: Ákos Müller
rin, Dr. Beáta Márkus. Die Nadasche-        nicht geduldet war, und dokumentiert            (Lesen Sie ausführlicher: Neue Zeitung,
rin promovierte 2019 an der Andrássy        bisher verschwiegene Daten und Fakten,                                Nr. 45/2020, S. 6)
Universität Budapest und ist gegenwär-      um wie sie sagt „etwas an diejenigen, die

                                                   Heinz Noack
                                                        1944–2020
 Geboren 1944 in Bautzen lernte Noack       deutschen besser kennen. Als Mitglied
als Kind Ungarndeutsche kennen, wur-        des Vorstands des Landesverbandes
den doch als Folge des Zweiten Weltkrie-    Sachsen des Vereins für Deutsche Kul-
ges bis 1948 fast 50 000 von ihnen über     turbeziehungen mit dem Ausland setzte
Pirna nach Sachsen vertrieben. Etwa 180     er sich für die guten Beziehungen mit der
Familien aus Ungarn fanden im Kreis         deutschen Volksgruppe in Ungarn ein.
Bautzen eine neue Heimat. Eine Som-         (NZ, Nr. 2/2021) Heinz Noack (links)
merliebe verstärkte das Interesse an Un-    berichtete öfters mal auch die Bonnhar-
garn und als Kreisrat lernte er über die    der Nachrichten. 2020 wurden ihm vier
partnerschaftlichen Beziehungen zwi-        Zähen amputiert, da schickte ihm der
schen dem Kreis Bautzen und dem Ko-         Patschkerkreis speziell für ihn gestrickte   (BoNa Okt. 2020, S. 8). Heinz Noack
mitat Tolnau die Situation der Ungarn-      Patschker, für die er sehr dankbar war       starb am 06.12.2020.
Bonnharder Nachrichten • 17

              Gedenkstätte auf dem Friedhof in Kleinmanok

                                         ra Simon geb. Dittrich gab bekannt, dass    nur aus dem üblichen Sandstein, es gibt
                                         man in dem kleinen Ort (einst evangeli-     auch welche aus Granit und Alabaster. In
                                         sche Mutterkirche der Region) eine Ge-      der Mitte ist ein weißer Grabstein eines
                                         denkstätte auf dem Friedhof eingerichtet    Kleinkindes von 15 Tagen.
                                         und eingeweiht hat. Zahlreiche Grabstei-      Zahlreiche junge – und weniger jun-
                                         ne und Kreuze lagen verwahrlost her-        ge Leute aus dem Dorf halfen bei der
                                         um, manche sogar durch die Witterung        schweren körperlichen Arbeit mit.
                                         beschädigt, von Erde überschüttet. „Ein       Es kamen bedeutend mehr Grabsteine
  Auf dem evangelischen Friedhof in      Erlebnis, das mich immer traurig stimm-     und Kreuze zum Vorschein, als man an-
Bonnhard ist der Gehweg von alten        te, geht es doch um einen Nachlass unse-    fangs gedacht hatte. Unternehmer und
Grabsteinen umfasst, die meisten stam-   rer Ahnen“, sagte Klára Simon. Die Mit-     Unternehmen vor Ort stellten Maschi-
men von einstigen deutschen Ansied-      glieder der deutschen Selbstverwaltung      nen, Fahrzeuge kostenlos zur Verfügung,
lern, deren Angehörige nach dem Zwei-    überlegten gemeinsam, was man tun           damit der Gedenkpark so schön wird.
ten Weltkrieg vertrieben wurden bzw.     könnte.                                     Ein riesengroßes Dankeschön allen Hel-
von Familien, die bereits ausgestorben     Das Ergebnis lässt sich sehen. Im „Ge-    fern!
sind. Die Vorsitzende der Deutschen      denkpark“ stehen nun 21 restaurierte                                               al
Selbstverwaltung aus Kleinmanok, Klá-    Grabsteine und 14 Grabkreuze – nicht             Fotos: Erzsébet Csele, Thomas Becker

                               Ehre den Helden von Maratz
                                         opferten ihr Leben für ihr Heimatland
                                         Ungarn. Die meisten Gräber und Grab-
                                         steine wurden jedoch vernachlässigt,
                                         da die Nachkommen nach dem Zwei-
                                         ten Weltkrieg zum Großteil vertrieben
                                         wurden. Dank einer Ausschreibung für
                                         Fördergelder und der Zusammenarbeit
                                         der Ungarischen Armee, des Instituts
                                         für Kriegsgeschichte, der Gemeindever-
                                         waltung und der Deutschen Selbstver-
 Nach jüngstem Stand der historischen    waltung von Maratz konnten die ver-
Forschungen forderte der Erste Welt-     wahrlosten Grabstetten auf dem Alten        beteiligten sich auch Schüler der örtli-
krieg rund 100 Tote aus Maratz. Sie      Friedhof saniert werden. An der Arbeit      chen Grundschule.

                                                  Peter Eiler
                                                     1935-2021
                                           Anfang Januar ging Peter Eiler, geboren   war zu jener Zeit in der der Sowjetunion
                                         1935 in Bonnhard, für immer von uns.        zur Zwangsarbeit. Peter Eiler weilte oft in
                                         Er war zwar bei der Vertreibung noch        Bonnhard, anfangs mit der Familie, spä-
                                         ein Kind, doch hing er sehr an der Ur-      ter mit seiner Frau oder mit Freunden.
                                         heimat. 1946 musste er mit Eltern und       Seine Bonnhard-Reise im vergangenen
                                         drei seiner Schwestern Ungarn verlassen     Jahr konnte wegen der Pandemie nicht
                                         und kam nach Spielberg / Hessen. Spä-       mehr stattfinden.
                                         ter fand die Familie in Rothenbergen ein      Ruhe in Frieden!
                                         neues Zuhause. Seine älteste Schwester
18 • Bonnharder Nachrichten                                                                                      Bonnharder Nachrichten • 18

  ... zum Neugeborenen                      Budapest das Licht der Welt. Die Familie     54 cm als zweites Kind von Dóra Hor-
                                            lebt in der Hauptstadt. Marcell ist in der   váth (einstige Kränzlein-Tänzerin) und
                                            Familie Genczler das 3. Enkel- bzw. das      Dávid Apaczeller in Budapest das Licht
                                            7. Urenkelkind.                              der Welt. Der erstgeborene Ábel ist be-
                                                                                         reits 4,5 Jahre alt. Beide Elternteile stam-
                                                                                         men aus Bonnhard, wohnen aber in Bu-
                                                                                         dapest.

                                                                                          …zur Vermählung

  Nimród Kirch, das erste Kind von Klau-
dia Kindl und Szabolcs Kirch, erblickte      Sophie Koczó, das erste gemeinsame
am 21.10.2020 in Baja mit 3220 g und 49     Kind von Ivett Berg - ehem. Kränzlein-
cm das Licht der Welt. Die Familie lebt     Tänzerin - und Gyula Koczó (beide in
in Paks, doch weilt sie oft in Bonnhard     zweiter Ehe), erblickte am 27.11. mit
bei den Eltern und Großeltern. Nimród       2520 g und 47 cm in Rheinfelden/CH
ist das erste Enkelkind seiner Großeltern   das Licht der Welt. Bruder Noel wurde
Kirch u. Máté.                              am 23. Dezember bereits 14 und wird
                                            Sophie allem Anschein nach ziemlich
                                            verwöhnen.                                     Patrik Palkó und Ágnes Jászberényi tra-
                                                                                         ten am 22. August in der evangelischen
                                                                                         Kirche vor den Traualtar. Zur standes-
                                                                                         amtlichen Trauung kam es im Freien,
                                                                                         und zwar am Anglersee in Nadasch, wo
                                                                                         es anschließend auch zur Hochzeit kam.
                                                                                         Beide musizieren und obwohl sie unter-
                                                                                         schiedlichen Gattungen frönen, finden
                                                                                         sie doch den gleichen Ton. Das junge
  Mia Gáspár-Pitz erblickte als zweites
                                                                                         Paar lebt in Bonnhard.
Töchterchen ihrer Eltern Dorottya Pitz
und Balázs Gáspár am 12.12.2020 mit          Zalán Berg wurde am 30. November
3620 g und 50 cm in Fünfkirchen das         2020 mit 3480 g und 53 cm in Fünfkir-
Licht der Welt. Ihre Schwester Letti, die   chen geboren. Die stolzen Eltern des
am 15. Mai 3 Jahre jung wird, freut sich    „Kränzlein-Babys“ sind Bettina Kálmán
über das Geschwisterchen. Die Familie       und Dániel Berg. Zalán ist ihr zweites
lebt in Bonnhard.                           Kind. Seine Schwester Zoé wurde im Juli
                                            zwei Jahre jung.

                                                                                           Krisztina Kecskeméti (aktive Kränz-
                                                                                         lein-Tänzerin) und Ákos Tamás schwu-
                                                                                         ren sich am 6. Oktober in Jerging ewige
                                                                                         Treue. Die Hochzeit verlief im engsten
                                                                                         Familien- und Freundeskreis. Das jung-
 Marcell Havasi, das erste Kind von Kata                                                 vermählte Paar kaufte sich vor kurzem
Genczler (einer langjährigen Kränzlein-                                                  in Decs ein Einfamilienhaus, wo es mit
Tänzerin) und Zoltán Havasi, erblickte       Emma Apaczeller erblickte am                dem dreijährigen Noel sein gemeinsames
am 22.08.2020 mit 3800 g und 56 cm in       16.07.2020 in Budapest mit 3300 g und        Leben plant.
19 • Bonnharder Nachrichten                                                                                       Bonnharder Nachrichten • 19

  …zum Geburtstag                            ständigen Erkrankungen, dass sie keine       auf. In der Party würdigte man ihre Tä-
                                             Kinder bekommen konnte. 1950 heira-          tigkeit und bedankte sich für alles, was
                                             tete sie Heinrich Schmidt. Sie spricht bis   sie bisher für ihren Heimatort tat. Sie
                                             heute besser deutsch als ungarisch und       ist Gründerin der über 40-jährigen Un-
                                             liest gern deutschsprachige Zeitungen.       garndeutschen Tanzgruppe von Maratz
                                                                                          und baute die ortgeschichtliche Samm-
                                                                                          lung aus. Ihr Mann stand ihr dabei tat-
                                                                                          kräftig zur Seite. Elisabeth Glöckner ist
                                                                                          auch heute noch Mitglied der Maratzer
                                                                                          Deutschen Selbstverwaltung. Da sie lan-
  Elisabeth Köhler 90                                                                     ge Jahre als Lehrerin an der Schule und
  Sie kam am 07.10.1930 in Mutschwa als                                                   später als Bibliothekarin tätig war, kennt
einziges Kind des Ehepaares Mayer zur                                                     sie im Ort natürlich jeder. Ihre Tätigkeit
Welt. Nach der Heirat mit János Köhler         Annamária Oláh 80                          in den Bereichen Traditionspflege und
zog das Ehepaar 1959 nach Bonnhard             Die einstige Sportlehrerin erblickte       Volkstanz ist weit über ihren Heimatort
und bekam zwei Kinder, eine Tochter          am 02.10.1940 in einer gemischten Ehe        hinaus bekannt.
und einen Sohn. Elisabeth Köhler hat         das Licht der Welt. Ihre Mutter war Un-
fünf Enkel und vier Urenkel. Sie ist auch    garndeutsche, eine geborene Karl. Die
noch mit 90 sehr aktiv, beteiligt sich an    Grund- und Mittelschule besuchte sie in
der Spinnstube, strickt Patschker und        Bonnhard, das Abitur legte sie 1959 im
gibt ihr Können und Wissen auch in die-      Allgemeinen Gymnasium Sándor Petőfi
sem Bereich gerne weiter. Sie erfreut sich   ab. Ihr Diplom als Lehrerin für Biologie,
Gott sei Dank bester Gesundheit, ver-        Geographie und Sport erwarb sie 1963.
sorgt noch ihre Hühner und kümmert           Noch im selben Jahr begann sie in der
sich um den Garten. Ihren Ehrentag fei-      damals „neuen“ Grundschule Nr. 2, von          Michael Mayer 80
erte sie im Familienkreis. Die Musiker-      wo sie auch in den Ruhestand ging. Als         Der r.k. Bischof von Fünfkirchen i.R.
freunde ihres verstorbenen Sohnes über-      Aushilfe unterrichtete sie sowohl in Ma-     dient seit Juli 2014 als Rentner in der Kir-
raschten sie mit einem „Ständchen“.          jesch, der Vörösmarty Grundschule, als       chengemeinde Kockrsch, wo man ihm
                                             auch im Gymnasium (hier als Sportleh-        am 31. Januar im Anschluss zur Mes-
                                             reren). Im Fünfkampf brachte sie es bei      se zum Geburtstag gratulierte. Michael
                                             einer WM zum 8., bei einer EM zum 6.         Mayer wurde am 31.01.1941 in Kleindo-
                                             Platz. Für ihre Leistungen und ihre pä-      rog geboren, wo er auch die Grundschu-
                                             dagogische Arbeit bekam sie zahlreiche       le besuchte. Im Oktober 2020 wurde ihm
                                             Anerkennungen und Auszeichnungen.            der Titel „Ehrenbürger von Kleindorog“
                                                             Quelle: Bonyhád Lexikon      verliehen. Das Gymnasium absolvierte
                                                                       Foto: Réka Máté    er in Bonnhard, studierte anschließend
  Elisabeth Schmidt 95                                                                    in Raab Theologie und wurde 1964 zum
  Sie wurde am 16.11.1925 als Elisabeth                                                   Priester geweiht. Papst Johannes Paul II.
Dürrmann (Mitte) in Majesch gebo-                                                         ernannt ihn 1988 zum Weihbischof. Von
ren. Ihr Vater war Schlosser, die Mutter                                                  1989 an war er bis zu seiner Abdankung
Hausfrau. Im Januar 1945 wurde auch                                                       2011 Bischof der Diözese Fünfkirchen.
sie in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit                                                     Die Messe begann am 31. Januar in
verschleppt, wo sie im Bergwerk von                                                       Kockrsch wie gewöhnlich, doch der
Dombass arbeitete. Nach einer schweren                                                    Abschluss verlief diesmal anders. Die
Kopfverletzung wurde sie operiert, be-         Erzsébet Glöckner 80                       Gläubigen gratulierten ihrem Priester zu
kam Probleme mit der Wirbelsäule - die         Im Gemeinschaftshaus Granit in Ma-         seinem Ehrentag mit einer Rede, Solo-
Schmerzen spürt sie auch heute noch.         ratz kam es zu einer Überraschungspar-       und Chor-Gesang. Gott möge ihm noch
Da sie durch die immer wiederkehren-         ty anlässlich des 80. Geburtstages von       viele gesunde Jahre in seiner Gemeinde
den Krankheiten arbeitsunfähig wurde,        Erzsébet Glöckner, geb. Kremer. Sie er-      schenken.
schickte man sie im Juli 1947 nach Hau-      blickte am 23.07.1940 in Beremend das                         nach G. Sós u. L. Sebestyén
se. Wahrscheinlich war es die Folge der      Licht der Welt und wuchs in Metschge                                   Foto: L. Sebestyén
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