Wer wir sind - Save the Children ...
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Wer wir sind Save the Children wurde 1919 von der britischen Lehrerin Eglantyne Jebb gegründet und arbeitet heute als größte unabhängige Kinderrechtsorganisation in 113 Ländern weltweit. Save the Children Deutschland besteht seit 2004. Was wir wollen Save the Children arbeitet für eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und selbstbestimmt aufwachsen können. Denn jedes Kind hat das Recht auf eine Zukunft – egal, wo es geboren wird. Was wir tun Tag für Tag arbeiten die Teams von Save the Children dafür, dass Kinder einen guten Start ins Leben haben, gesund auf- wachsen, zur Schule gehen können und vor Gewalt und Ausbeutung geschützt werden – in Krisen und Katastrophen, aber auch darüber hinaus. Wir sorgen dafür, dass die Kinder Gehör Jahresbericht finden und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Unsere Hilfe wirkt dauerhaft Deutschland 2019 und hat besonders diejenigen im Blick, die ausgegrenzt, benachteiligt oder schwer zu erreichen sind. Wir setzen alles daran, das Leben von Kindern zu verbes- sern: für die Zukunft aller Menschen.
A U F E IN E N B L ICK Wie wir arbeiten 2019 in Zahlen Wir sind unabhängig und nur dem Wohl der Kinder verpflichtet. Grundlage 142.839 Menschen spendeten regelmäßig. unserer Arbeit ist die UN-Kinderrechts- 19.448 von ihnen kamen konvention. im Jahr 2019 neu hinzu. Unsere Programme zielen auf Hilfe zur Selbsthilfe: Wir erarbeiten Lösungen gemeinsam mit allen Beteiligten – also auch den Kindern – vor Ort. Dabei beziehen wir Gemeinden, Behörden und Regierungsvertreter sowie lokale Organisationen ein und stärken die 43,8 Mio. € kamen zusammen. Von jedem eingenommenen Euro kamen rund Entwicklung nachhaltiger Strukturen. Mit 78 Cent unseren Kampagnen und politischer Arbeit wirken Projekten zugute. wir auf Entscheidungsträger ein, um auf Missstände aufmerksam zu machen und die Kinderrechte durchzusetzen. Impressum Redaktion: Jenny Kaireitis, Dr. Helene Mutschler, Verena Schmidt Herausgeber: Save the Children Deutschland e. V. 43,8 Mio. € gaben wir insgesamt aus. V.i.S.d.P.: Susanna Krüger Mitarbeit: Ruby-Rebekka Brinza, John Conyers, Kevin Copp, Martina Dase, Corinna Ditscheid, 78 % 3% 7% 12 % Katrin Fettat, Ulrike Fokken, Lisa Görgen, Projektförderung Kampagnen-, Allgemeine Spender Ina Grimmer, Janin Hollemann, Andreas Jahnel, und -begleitung Advocacy- und Verwaltung gewinnung und Rana Kamali, Marie Nadjafi-Bösch, Sarah Rieper, Öffentlichkeitsarbeit -betreuung Stefanie Röhrs, Franziska Seitz, Tessa Vorbohle, Anna Wasiak, Peter Wein, Nathalie Wiegleb Gestaltung: Drees + Riggers GbR Eine Stimme für Kinder Druck: vierC print + mediafabrik GmbH & Co. KG Gedruckt auf Circleoffset White, 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Blauer Engel Pressemitteilungen: 82 Aus Gründen der Lesbarkeit wird in diesem Bericht meist das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind aber immer Menschen jeden Geschlechts. Mit * gekennzeichnete Namen wurden zum Schutz der Kinder Facebook-Fans: 46.867 und ihrer Familien geändert. Twitter-Follower: 7.755 Titelfoto: Die elfjährige Amal* musste mit ihrer Familie aus Syrien fliehen. Ihr Portrait ist Teil unseres internationalen Fotoprojekts Wir haben von Deutschland aus 64 Projekte zum 100-jährigen Jubiläum von Save the Children. © Dominic Nahr / Save the Children finanziert, die Kinder schützen, ihr Überleben Instagram-Follower: 3.486 Einen Rückblick auf unsere Aktivitäten zum Jubiläumsjahr gibt sichern und ihnen Bildung ermöglichen. eine eigene Publikation, die ab Oktober 2020 auf unserer Website verfügbar ist – auf Wunsch senden wir sie auch gern zu.
Inhalt Was uns bewegt Die Klimakrise verstärkt die Not unzähliger Kinder. Wie wir Interview: „Bleibt alles anders“ 4 in Kenia helfen: Seite 14 © Mark Njoroge / Save the Children Unsere Ziele für Kinder 6 Schwerpunkt: Humanitäre Hilfe 8 Schlaglichter 2019 10 3 Beispiele unserer Arbeit Afghanistan: Lichtblick für das Land12 Kenia: Neue Ideen in der Klimakrise 14 Deutschland: Hand in Hand für die Kinderrechte 16 Advocacy: Gesundheitsversorgung für alle 18 Struktur und Governance Familien in Konflikten unterstützten wir auch 2019, wie hier im Jemen. Zum Schwerpunkt unserer Arbeit Save the Children Deutschland 20 mehr auf Seite 8 © Antonia Roupell / Save the Children Save the Children weltweit 22 Transparenz, Kontrolle und Wirkung 23 „Genau hinschauen und schnell reagieren“ 26 Finanzen und Projekte 2019 Überblick28 Bilanz 32 Gewinn- und Verlustrechnung 34 Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers 36 So entstehen unsere Projekte 36 Geförderte Projekte 2019 38 Einnahmen, Ausgaben und eine Übersicht aller Projekte ab Seite 28 © Emma Price / Save the Children Dank und Ausblick Wenn der Funke überspringt 45 Kooperationspartner 2019 46 Dankeschön47 Ausblick49 Weltkarte: Wo wir arbeiten50 Die medizinische Versorgung ist weltweit noch immer ungleich verteilt. Unsere politischen Forderungen: Seite 18 © Nina Raingold / Save the Children
WA S U N S B E W E G T „Bleibt alles anders“ Im Jahr 1919 gründete die Engländerin Eglantyne Jebb Save the Children, um die Not deutscher Kinder nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern. 2019 begingen wir unser 100-jähriges Jubiläum – während noch immer unzählige Kinder existenziell bedroht waren. Wie passt das zusammen? Caroline Schmutte 4 und Susanna Krüger, die Aufsichtsratsvorsitzende und die Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland, geben Antworten. Caroline Schmutte (links) und Susanna Krüger (rechts) © Save the Children 100 Jahre Save the Children – 415 Millionen in Sicht. Trotz aller Gefahren hilft Save the Children den Kindern vor Ort bereits seit mehreren Jahren, unter ande- Kinder leben in Konfliktgebieten. Was hat die rem mit Unterstützung des Auswärtigen Amts. 2019 hat Organisation geleistet? unsere langjährige Botschafterin Anne-Sophie Mutter mit zwei unvergesslichen Benefizkonzerten in der Hambur- Caroline Schmutte: Die Zahl der Kinder, die in Kon- ger Elbphilharmonie geholfen, 250.000 Euro Spenden zu fliktgebieten aufwachsen, ist in der Tat erschreckend hoch. sammeln. Die Programmarbeit in Krisengebieten und die Dafür gibt es zahlreiche Gründe: Weltweit nimmt die Zahl Öffentlichkeitsarbeit hierzulande – beides gehört seit 100 der Konflikte zu. Sie dauern länger als früher und fordern Jahren zusammen. durch steigende Missachtung internationalen Rechts mehr Opfer in der Zivilbevölkerung – darunter immer mehr Kin- der. In unserer Macht steht es nicht, Kriege zu verhindern. Aber wir sind überall dort zur Stelle, wo Kinder bedroht Das Konzert von Anne-Sophie Mutter war Teil der sind. Mit unserer hundertjährigen Erfahrung und der Aner- Jubiläumskampagne „Kein Krieg gegen Kinder“. kennung, die wir international genießen, können wir unzäh- ligen Kindern wirksam helfen. Was ist das Ziel der Kampagne, die ja weiterläuft? Susanna Krüger: Eglantyne Jebb hat 1923, schon wenige Susanna Krüger: Jemen ist dafür ein gutes Beispiel. Der Jahre nach der Gründung von Save the Children, die ersten blutige Konflikt geht ins sechste Jahr. Und obwohl das Kinderrechte verfasst. Seit 1989 gibt es die UN-Kinder- Leiden der Menschen unermesslich ist, ist keine Lösung rechtskonvention. Doch wir erleben, dass dieser Schutz-
Interview mechanismus in unserer kriegerischen Welt nicht ausreicht. In welchen Bereichen kann Save the Children die Mit unserer mehrjährigen internationalen Kampagne „Kein Krieg gegen Kinder“ rütteln wir politische Entscheidungs- eigene Arbeitsweise noch verbessern? träger und die breite Öffentlichkeit wach und fordern einen Susanna Krüger: „Bleibt alles anders“, um mit Herbert wirksameren Schutz von Kindern in Konfliktgebieten. Grönemeyer zu sprechen: Wir bewahren das Bewährte und gehen gleichzeitig ganz neue Wege. So wollen wir die Caroline Schmutte: Dabei schöpfen wir alle denkba- Zusammenarbeit mit lokalen sozialen Unternehmern aus- ren Mittel aus, die uns zur Verfügung stehen. Wir machen bauen und deren gute neue Ideen mit unseren Erfahrun- 5 politische Lobbyarbeit, sammeln Unterschriften gegen die gen zusammenbringen. Das kann zum Beispiel ein Unter- Bombardierung von Schulen, berühren Menschen mit Aus- nehmen sein, das mithilfe digitaler Technologie medizini- stellungen und Konzerten oder auf Filmfestivals. Wir brin- sche Diagnosen in abgelegenen Regionen ermöglicht. Im gen Stimmen von Kindern in die Medien und bitten um Digitalen können wir noch viel mehr Möglichkeiten nutzen, Spenden. Allein in Deutschland unterstützen uns mittler- etwa, um Hilfsleistungen nachzuverfolgen oder Familien in weile rund 143.000 treue Spender in jedem Monat. schwer erreichbaren Regionen zu unterstützen, zum Bei- spiel mit Apps. Denn Mobiltelefone gibt es heute in den entlegensten Orten der Welt. Kinder im Krieg zu schützen – das ist ja nur ein Einsatzbereich. Save the Children hilft in vielen 2019 haben wir das Jubiläum auch mit komplexen Krisen. Und jetzt noch die Klimakrise. einem Festakt gewürdigt – wo seht ihr Anlass Wie gelingt das? zum Feiern? Susanna Krüger: Kaum eine der internationalen Nicht- Susanna Krüger: In unserer Arbeit gibt es keine einfa- regierungsorganisationen kann auf eine hundertjährige chen Antworten, doch es gibt viele konkrete Erfolge und Erfahrung zurückgreifen. Das schafft Sicherheit im Umgang auch dauerhafte Verbesserungen für Kinder. Zu unserem mit den herausforderndsten Situationen. Und das schafft Jubiläum haben wir auch Menschen aus der ganzen Welt Vertrauen, sowohl bei unseren Unterstützern als auch bei zu Wort kommen lassen, die als Kinder in Konfliktgebieten den Menschen vor Ort, selbst in so schwierigen Kontex- von Save the Children unterstützt wurden: Der Älteste von ten wie Somalia, Afghanistan, Syrien, um nur einige zu nen- ihnen ist der 106-jährige Erich Karl aus Berlin, der als Kind nen. Besonders im Übergang von Nothilfe zu langfristiger nach dem Ersten Weltkrieg Schulspeisungen erhielt und Hilfe können wir auf stabile Strukturen zurückgreifen: Wir sich heute noch genau daran erinnert. Es ist sehr wichtig, werden ja nicht nur in einer akuten Krise aktiv, sondern diese Geschichten zu erzählen, denn sie zeigen, wie huma- sind mit unseren Länderbüros seit Jahrzehnten langfristig nitäre Hilfe das Leben Einzelner ganz direkt zum Besse- vor Ort. ren wenden kann. Das ist eine unverzichtbare Ergänzung zu den Statistiken, die wir natürlich auch brauchen: 2019 haben wir als globale Organisation mehr als 144 Millionen Welchen eigenen Beitrag plant Save the Children Kinder mit unserer Arbeit unterstützt. für den Klimaschutz? Caroline Schmutte: Klar ist: Langfristige Veränderun- Caroline Schmutte: Die Klimakrise gefährdet Kinder- gen erreichen wir nur gemeinsam mit vielen anderen. Hoff- rechte – denn sie wirkt sich unmittelbar auf zukünftige nung macht mir, dass alle internationalen Organisationen Generationen aus. Und schon jetzt bedeutet Klimawan- gemeinsam an den UN-Zielen für nachhaltige Entwick- del in manchen Regionen wie im dürregeplagten Ostafrika lung*, die Kinder betreffen, zusammenarbeiten. So ist Bil- eine unmittelbare Gefahr für Kinder. Wenn die Böden kno- dung ein wichtiger Faktor für positiven Wandel. Hier haben chentrocken sind, bringt der nächste Regen oft eine Über- wir in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte schwemmung. Die Folgen: Häuser werden zerstört, Ernten erlebt. Auch der Zugang zu Gesundheitsversorgung hat vernichtet, Menschen fliehen. Kinder haben Hunger und sich bereits verbessert. Angesichts der Covid-19-Pande- gehen nicht mehr zur Schule. Daher ist es wichtig, dass mie ist es wichtiger denn je, dass wir nicht zurückfallen. In wir auch selbst unseren Einfluss darauf in den Blick neh- unserem 101. Jahr nehmen wir die Zukunft entschlossen men. Wir wollen bis 2030 eine klimaneutrale Organisa- in den Blick. tion werden. * Die insgesamt 17 Ziele, auf Englisch Sustainable Development Goals (SDG), haben sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen bis 2030 gesetzt. Wichtige Aspekte sind die Armutsbekämpfung, Chancengleichheit sowie ökologische Nachhaltigkeit.
WA S U N S B E W E G T Überleben, lernen, geschützt sein: Unsere Ziele für Kinder Jedes Kind hat das Recht auf eine Zukunft: So formulieren wir in Kürze das, was die Arbeit von Save the 6 Children antreibt. Unsere internationale Strategie, auf die sich alle Mitglieder des globalen Verbunds verpflichtet haben, ist konkreter. Sie nennt drei große Ziele, auf die wir gemeinsam hinarbeiten. Auf dem Weg, um sie zu verwirklichen, sind wir nicht allein: Auch Save the Children will dazu beitragen und bis zum Die Meilensteine, die wir für Kinder weltweit erreichen Jahr 2030 erreichen, dass die Lebensbedingungen für Kin- wollen, finden sich in ähnlicher Form auch in den Zielen für der weltweit wesentlich besser werden. Dabei stehen drei eine nachhaltige Entwicklung, die die Mitgliedsstaaten der Kinderrechte im Mittelpunkt: das Recht auf Überleben, das Vereinten Nationen verabschiedet haben (siehe Seite 5). Recht auf Bildung und das Recht auf Schutz. … kein Kind unter fünf Jahren mehr aus vermeidbaren Gründen stirbt. Bis 2030 streben … jedes Kind eine gute Grundbildung erhält wir an, dass … und lesen, schreiben und rechnen lernt. … Gewalt gegen Kinder nirgendwo auf der Welt toleriert wird. In den Fokus nehmen wir dabei immer die Mädchen und Dabei setzen wir auch auf Kooperationen, also die part- Jungen, die derzeit die schlechtesten Chancen haben: die- nerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Akteuren: jenigen, die aus verschiedenen Gründen besonders benach- etwa mit anderen Organisationen, mit unseren Förderern teiligt sind – zum Beispiel, weil sie in sehr armen oder ent- sowie mit Unternehmen oder Regierungen. Eine partner- legenen Regionen aufwachsen oder weil sie aufgrund ihrer schaftliche Haltung bedeutet aber auch, auf Probleme oder Herkunft, einer Behinderung oder ihres Geschlechts diskri- Missstände aufmerksam zu machen – im direkten Aus- miniert werden. Sie unterstützen wir dabei, zu ihren Rech- tausch, aber wenn nötig auch öffentlich. ten zu kommen: durch direkte Hilfe und politische Advo- cacy-Arbeit für strukturelle Veränderungen. Aber auch, In den vergangenen Jahrzehnten sind bereits wichtige Fort- indem wir sie selbst stärken, damit sie die Kinderrechte schritte für Mädchen und Jungen weltweit erreicht worden. kennen und sie selbst einfordern können. Viele Ansätze sind Bemerkenswert sind zum Beispiel die gesunkene Kinder- bereits erprobt, kommen in unterschiedlichsten Regionen sterblichkeit oder die besseren Lernchancen von Kindern. zum Einsatz und zeigen Wirkung. Doch es bleibt noch viel zu tun. Vor allem in Kriegs- und Krisengebieten hat sich die Situation in den vergangenen Jahren nicht verbessert. Diesen Regionen gilt daher unsere besondere Aufmerksamkeit.
7 „Eine Sache vermisse ich sehr: meine Schuhe. Als unser Haus eingestürzt ist, waren sie noch drinnen. Es waren Turnschuhe, die meine Mama mir gekauft hat – in pink.“ Elina* lernten unsere Kollegen in einem unserer Schutz- und Spielräume kennen. Die Elfjährige lebt im Norden Mosambiks, den die Wirbelstürme „Idai“ und „Kenneth“ im Frühjahr 2019 verwüsteten. Ihre Familie verlor dabei ihr Zuhause. © Oskar Kollberg / Save the Children
WA S U N S B E W E G T Naturgewalten und Bomben: Humanitäre Hilfe bleibt essenziell 8 Konflikte verlagern sich zunehmend in bewohnte Gebiete. Diese Schule in Syrien wurde bereits dreimal bombardiert. © Save the Children Im Rückblick auf ein Jahr scheint vieles, das erst wenige gen noch stärker in den Vordergrund gerückt – während die Monate zurückliegt, schon wie eine ferne Erinnerung. Doch Teams vor Ort unermüdlich arbeiten, um ihnen trotz allem zahlreiche Entwicklungen, die uns 2019 beschäftigten, rei- Chancen zu geben, oft unter schwierigen Bedingungen. chen weit über das Jahr hinaus. Sie haben schon lange vor- Je länger Notsituationen anhalten, desto komplexer her begonnen und dauern weiter an: der Krieg in Syrien, die wirken Konflikt, Vertreibung, Armut und weitere Faktoren Trockenheit in Ostafrika, verheerende Naturkatastrophen zusammen. in Südostasien. Seit 100 Jahren arbeitet Save the Children für Kinder in Kriegs- und Krisenregionen. Und auch 2019 stand für Save the Children Deutschland die Hilfe in Regionen im Vom gewaltsamen Konflikt zur Dauerkrise Vordergrund, in denen Kinder und Familien dauerhaft im Die Rohingya-Krise in Myanmar und Bangladesch hat sich Krisenmodus leben. Ein Großteil unserer Projektausgaben im vergangenen Jahr weiter zugespitzt. Weil sie einer eth- kam in solchen Kontexten zum Einsatz. nischen und religiösen Minderheit angehören, mussten 2017 hunderttausende Menschen aus Myanmar in das benach- Kinder im Krieg sind seit jeher besonders von den drama- barte Bangladesch fliehen. Sie leben dort in den größten tischen Folgen der Konflikte betroffen. Rund 415 Millionen Flüchtlingscamps der Welt und sind auf humanitäre Hilfe Kinder wachsen weltweit zwischen Bomben und Gewalt angewiesen. Kinder werden in diese Realität hineingeboren. auf.1 Manche kennen nichts anderes: Im Jemen dauerte der In der Region Rakhine in Myanmar leben darüber hinaus Krieg 2019 bereits vier Jahre an. In Syrien waren es acht fast eine Million Binnenvertriebene in Camps oder isolier- Jahre. Der Konflikt in Afghanistan begann vor 18 Jahren. In ten Dörfern – unter widrigen Lebensbedingungen. In der unserem Jubiläumsjahr haben wir diese Mädchen und Jun- ohnehin armen Region schwelt der Konflikt nach wie vor.
Schwerpunkt: Humanitäre Hilfe Angehörige der Rohingya haben in ihrer Heimat weder Ein- zunehmend darauf einstellen, dass Dürren ein Dauerzu- kommensmöglichkeiten noch grundlegende Rechte: ange- stand sind. Sie sind häufiger und intensiver als früher. Mitt- fangen damit, dass ihnen die Staatsangehörigkeit verwehrt lerweile bewegen sie viele Menschen zur Flucht, in Städte wird. Ihre Kinder wachsen am Rand der Gesellschaft auf, oder über die Grenzen in andere Länder. Auch hier können ohne soziale Sicherungssysteme. Treffen schwere Stürme Notfall-Lieferungen von Lebensmitteln und Wasser keine oder Überschwemmungen die Region, verschärft sich die langfristige Lösung sein. Die Programme müssen vielmehr Lage binnen Stunden. Die Folgen, die die immer wieder- umfassend die Folgen der Dürre in den Blick nehmen: In kehrenden Naturgewalten unter solchen Bedingungen einem unserer Projekte in Kenia (Seite 14/15) zeigen wir, anrichten können, sind verheerend. Vielen wird im wahrs wie Ernährung, neue Einkommensmöglichkeiten für Fami- ten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen wegge- lien und die Bildung der Kinder zusammenhängen. Denn zogen: Böden weichen auf und einfache Behausungen hal- oft endet der Schulbesuch, weil Mädchen und Jungen lange 9 ten nicht stand. Latrinen und Waschmöglichkeiten werden Wege zurücklegen müssen, um Wasser zu holen. Oder weil in einer solchen Situation schnell zu Infektionsrisiken. Die sie ihre Familie anders unterstützen müssen und deshalb Hilfe von Save the Children und anderen Organisationen die Schule abbrechen. Allein in Äthiopien, Kenia und Soma- ist in diesem Dauer-Ausnahmezustand für viele ein Hoff- lia haben wir im Jahr 2019 Kinder und ihre Familien in ins- nungsschimmer: ob durch medizinische Hilfe, Schutz- und gesamt zehn Projekten in den Bereichen Gesundheit und Spielräume für Kinder oder auch Schulen und die Unter- Ernährung, Existenzsicherung, Schutz und Bildung unter- stützung beim Aufbau einer neuen Existenz. stützt. Die Projekte greifen dabei ineinander. In der Region arbeiten wir an einer gemeinsamen Strategie, die Antwor- ten auf die Klimakrise gibt. Klimakrise verschärft Probleme Klar ist: Kurzfristige humanitäre Hilfe und längerfristig Ob anhaltende Kriege oder Folgen der Klimakrise: Ähnli- wirksame Entwicklungszusammenarbeit gehören in sol- che Problemlagen beschäftigen uns weiterhin. Mit Erfah- chen Situationen zusammen. Unsere Arbeit verändert sich rung, bewährten Ansätzen und Offenheit für neue Ideen angesichts der Situationen, in denen die Kinder leben – konnten wir den Herausforderungen der letzten Jahre zunehmend auch durch die Folgen der globalen Klimakrise. begegnen – und wappnen uns für die vor uns liegenden. Denn Naturkatastrophen nehmen zu. Sehr deutlich Weitere eindrückliche Zahlen zu Verbrechen gegen Kinder in Konflikten 1 zeigten sich im vergangenen Jahr die Folgen des globalen zeigt unser jährlich erscheinender Bericht „Krieg gegen Kinder“. Mehr Klimawandels in Ostafrika. Ganze Landstriche müssen sich Informationen unter www.savethechildren.de/krieggegenkinder Die Auswirkungen der Erderwärmung verstärken weltweit Notlagen. © Marieke van der Velden / Save the Children
WA S U N S B E W E G T Schlaglichter 2019 MÄRZ Am 15. März 2019 braut sich auf dem Indischen Ozean ein Wirbel- sturm zusammen. Als „Idai“ mit 177 km/h auf Land trifft, hinterlässt 10 er eine Schneise der Verwüstung. Flüsse treten über die Ufer und lösen Erdrutsche aus. Ganze Dörfer versinken in den Wassermassen, zahlreiche Ernten werden vernich- tet und Nutztiere sterben. Unmit- telbar nach der Katastrophe startet © Ahmad Baroudi / Save the Children unsere Nothilfe vor Ort. MAI Mit einer Pressekonferenz machen wir unsere Jubiläumskampagne „Kein Krieg gegen Kinder“ schon im Februar öffentlich, die Tagesschau berichtet. Höhepunkt unse- res 100-jährigen Jubiläums ist der Festakt im Mai, mit rund 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Entwicklungs minister Dr. Gerd Müller und die Kriegs reporterin Antonia Rados halten Reden, Zeitzeugen berühren mit ihren Erinnerungen, prominente Botschafter lesen Texte von Kriegskindern. Die Liedermacherin Balbina begeistert mit „Das Kaputtgehen“, der Toto Lightman Kinderchor rappt einen Geburtstagssong und das Filmorchester © Christof Rieken / Save the Children Babelsberg spielt live. JUNI Es ist die erste flächendeckende Stu- die zum Thema Heimarbeit: Unser Bericht „Im Interesse des Kindes?“ zeigt Risiken, aber auch Chancen für das Wohl der Kinder von Heim- arbeitern auf. Dafür wurden Kinder und ihre Eltern befragt, die in loka- len und globalen Lieferketten von Textil und Handwerk arbeiten. Unser daraus resultierender „Aktionsplan Heimarbeit“ hilft Unternehmen, die Rechte von Kindern in ihren Liefer- ketten systematisch und konsequent in den Mittelpunkt zu stellen. Kon- krete Empfehlungen machen es ihnen möglich, die Arbeitsbedingungen von Heimarbeitern zukünftig sicherer © Christina Feldt / Save the Children zu gestalten.
Schlaglichter 2019 JULI Die erste „LeseOase“ wird eröffnet. Weil jeder fünfte Viertklässler in Deutschland nicht richtig lesen kann, will unser neues Projekt Grundschulkinder zum Lesen motivieren. Mittlerweile haben 40 Schulen gemütliche „LeseOasen“ zum Schmökern eingerichtet. Hier können rund 7.400 Kinder nach dem Unterricht nach Lust und Laune in die Welt von Büchern eintauchen. Das von 11 der Postbank finanzierte Projekt verbessert die Bildungs chancen der Mädchen und Jungen in sozial benachteilig- ten Wohngegenden. © Caroline Seidel / Save the Children OKTOBER Der Einmarsch der Türkei im Nord- osten Syriens zwingt viele Menschen zur Flucht. Mehr als 190.000 Syrer suchen Schutz in Schulen, unfertigen Gebäuden oder unter freiem Himmel. Ohne Strom und Leitungswasser leben sie unter katastrophalen hygienischen Bedingungen. Unsere Teams vor Ort reagieren schnell: Notfallpakete mit Lebensmitteln, Matratzen und Decken sowie psychologische Unterstützung helfen den Familien in ihrer Not. © Save the Children NOVEMBER Zum Jubiläum entwickeln wir auch das Fotoprojekt „Ich lebe“ mit dem renommierten Fotografen Dominic Nahr. Seine Portraits von elf Überlebenden der prägenden Konflikte der letzten 100 Jahre zeigen wir unter anderem in einer großen Ausstellung im Auswärtigen Amt. Die elf erstaunlichen Lebensgeschichten belegen exemplarisch, wie humanitäre Hilfe eine bedrohte Kindheit zum Positiven wenden kann. „Ich lebe“ ist ein eindrückliches Panorama unseres kriegerischen Jahrhunderts und eine Ermutigung, auch künftig Kinder in Kriegen zu schützen und ihre Rechte zu verteidigen. Im Bild: Unser Zeitzeuge Erich Karl, heute 106 Jahre alt, der den Ersten Weltkrieg als Kind überlebte. © Jule Müller / Save the Children
B E I S P IE L E U N S E R E R A R B E I T 12 Kundus „Wir waren wie gefangen in unserem Zuhause. Mädchen sollten an Orten sein, wo sie sicher sind. Dort, wo sie lernen und klare Gedanken fassen können.“ Shabana*, 14 Jahre alt, bereitet sich auf den Unterricht in einer von uns unterstützten Schule vor. In der Provinz Nangarhar, wo sie zuvor lebte, war das undenkbar. Ihre Familie floh vor Unterdrückung und Gewalt und fand Zuflucht in der Nähe von Kabul. © Lynsey Addario / Save the Children Lichtblick in Afghanistan Dass Mädchen und Jungen nah an ihrem Wohnort lernen können, ist gerade in Afghanistan ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. In unseren gemeindebasierten Schulklassen haben viele Kinder das erste Mal in ihrem Leben die Gelegenheit, zur Schule zu gehen. Was uns besonders freut: Knapp die Hälfte der Kinder sind Mädchen. Es gibt sie, die Zeichen von Hoffnung und den Ausblick an Kapazitäten. Aber auch ein langer, zum Teil gefähr- auf ein neues Leben in Afghanistan. Immer mehr Kinder licher Schulweg kann dazu führen, dass die Kinder dem werden eingeschult und langsam steigt auch die Zahl der Unterricht fernbleiben. „Mädchen haben es in Afghanistan jungen Erwachsenen, die lesen und schreiben können. In der besonders schwer, eine Schulausbildung zu bekommen. Ihre Region Kundus haben die bewaffneten Gruppen Ende 2019 Eltern verheiraten sie mancherorts als Kind, woanders ver- zugestimmt, dass Mädchen auch nach der dritten Klasse bieten bewaffnete Gruppen, dass Mädchen lernen. Manch- weiter zur Schule gehen dürfen. Vorausgesetzt, sie wer- mal scheitert der Schulbesuch auch daran, dass es in den den von Lehrerinnen unterrichtet. Was das für die Gesell- Schulen keine Latrinen für Mädchen gibt“, erklärt Sarah schaft Afghanistans bedeutet, werden wir erst in einigen Rieper, unsere zuständige Regionalreferentin für Asien. Jahren bemerken. Doch schon jetzt ist dieser Fortschritt in unserem Projekt spürbar – und es hat selbst zu dem Erfolg beigetragen. So wird Lernen möglich Die meisten Kinder in unseren Schulklassen waren mit Gemeinsam mit einer lokalen Partnerorganisation haben ihren Familien jahrelang auf der Flucht durch Afghanistan wir 40 gemeindebasierte Schulklassen in der Stadt Kundus oder in den Nachbarländern. Zuvor gingen sie kaum oder und einem benachbarten Bezirk eingerichtet. Mädchen und gar nicht zur Schule. Nun, mit zehn, zwölf Jahren, können Jungen aus den Vertriebenengemeinden haben in den von sie weder lesen noch rechnen. Allein in die Provinz Kundus uns aufgebauten Schulen vor dem Winter Schuhe, Socken sind 87.000 Menschen geflüchtet, 8.400 Kinder haben kei- und Mäntel bekommen. Sie haben Lesebücher, Stifte und nen Zugang zu staatlichen Schulen. Diesen fehlt es schlicht Hefte erhalten und finden in den renovierten Klassenräu-
Afghanistan men, was Schülerinnen und Schüler brauchen, um zu ler- chen mit den Eltern und schaffen es, sie davon zu überzeu- nen: Tafel und Lehrmaterialien, Öfen gegen die Kälte im gen, dass auch Mädchen lesen, schreiben, rechnen lernen Winter, Ventilatoren gegen die Hitze des Sommers. Und sollten. Sie holen die Abbrecher zurück und sorgen dafür, Mädchen und Jungen haben jeweils eigene Latrinen und dass die Fehlzeiten in den Schulen niedrig sind. In den von können sich die Hände waschen. Außerdem hat sich die uns in Kundus und dem angrenzenden Bezirk aufgebauten Qualität der Bildung durch Schulungen für Lehrkräfte ver- 40 gemeindebasierten Schulklassen haben die Komitees bessert: Neben fachlichen Inhalten wurden die Pädagogen dazu beigetragen, dass bewaffnete Gruppen den Mädchen auch darauf vorbereitet, die Kinder psychosozial unter- erlauben, weiter zur Schule zu gehen. Und sie überzeugen stützen zu können. sie auch davon, Schulen nicht anzugreifen. In manchen Tei- Save the Children International arbeitet seit 1976 in len von Kundus haben sich die Schul-Komitees fest vorge- Afghanistan. Wir haben diese Erfahrung und die bewähr- nommen, die gemeindebasierten Schulklassen nach Ende ten Kontakte genutzt, um das Schulprojekt nach dem Kon- des Projekts weiterzuführen. Solche Beispiele zeigen, wel- 13 zept der gemeindebasierten Bildung in Kundus erfolgreich che Erfolge im vom Krieg zerstörten Afghanistan möglich umzusetzen. Was Erfolg in diesem Fall bedeutet, weiß sind. Wir finden: Das macht Hoffnung auf Veränderung im Sarah Rieper: „Zertifizierte Tests im November 2019 zeig- ganzen Land. ten, dass Mädchen besonders große Fortschritte im Lesen gemacht haben. Während zu Beginn nur 20 Prozent von ihnen Wörter oder gar Sätze lesen konnten, waren es nach 1,5 Jahren bereits 90 Prozent.“ Verbesserung des Zugangs zu Bildung innerhalb der Gemeinden in Kundus Ein gemeinsamer Kraftakt Der Name gemeindebasierte Bildung sagt es bereits: Die Laufzeit von uns aufgebauten Schulklassen arbeiten mit den Men- August 2018 bis Juli 2020 schen in der Gemeinde zusammen. Und das ist der Schlüs- sel zum Erfolg. Gemeinsam mit unseren afghanischen Part- Zielgruppe nern bringen wir die Ältesten der Gemeinde mit Lehrkräf- Kinder aus im Land geflüchteten Familien, ten und Eltern zusammen. Wir bauen nach traditionellem von Rückkehrern und gefährdeten Familien Muster Schul-Komitees auf, die über die Geschicke der aus den Aufnahmegemeinden in Kundus Schulklassen entscheiden und wachen. Diese Komitees sind zentral für die Akzeptanz in der Gemeinde. Sie spre- Ziele Kinder der Zielgruppe erhalten eine Grundbildung Geber Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, private Spender So hilft das Projekt Im Jahr 2019 lernten 1.401 Mädchen und Jungen in der Provinz Kundus lesen, schreiben und rechnen. Die Schul-Komitees aus Gemeindeältesten, Lehrern und Eltern stärken die Gemein schaft und überzeugen bewaffnete Gruppen, Schulen nicht anzugreifen und Bildung für Mädchen zu akzeptieren. 703 Mädchen konnten erstmalig zur Schule gehen und können dank der Arbeit der Schul-Komitees auch weiterhin lernen. Auf dem Weg zur Schule © Stefanie Glinski / Save the Children
B E I S P IE L E U N S E R E R A R B E I T 14 Turkana-Region Ayinai (Mitte) ist Mitglied einer Spargruppe. Sie ist mit ihren beiden Töchtern Janet, 6, und Lokalale, 1, zum Gruppentreffen gekommen. Mit dem Geld der Gruppe hat Ayinai eine kleine Farm aufgebaut, außerdem konnte sie sich eine Lehmhütte bauen sowie Kleidung und Bücher für ihre vier Kinder kaufen. „Die Gruppe bedeutet mir alles“, sagt sie. © Jordi Matas / Save the Children Neue Ideen in der Klimakrise Im Norden von Kenia spüren die Menschen die Folgen der Erderwärmung seit Jahren. Save the Children unterstützt Mütter in der Region dabei, trotz des immer heißeren und trockeneren Wetters ihre Kinder zuverlässig und gesund zu ernähren. Viele von ihnen haben bereits Ideen, was sie tun können. „Meine Mama sammelt Feuerholz“, erzählt der zwölfjäh- Dürren zerstören Lebensgrundlagen rige Leolida. Er sitzt mit seinem kleinen Bruder Lawrence im Genauso dramatisch ist die Lage in den Nachbarländern Schatten ihrer Hütte auf dem Boden und füttert Lawrence Somalia und Äthiopien. Die Dürren häufen sich, Ernten mit Brei. „Mit dem Geld, das sie mit dem Holz verdient, kauft fallen aus und Tiere sterben. Die Familien verlieren ihre sie Essen für uns. Manchmal klappt das und manchmal nicht.“ Lebensgrundlagen. Sie suchen nach Alternativen und sam- Das Dorf, in dem Leolida und Lawrence mit ihrer Mut- meln zum Beispiel trockene Zweige, wie Leolidas Mutter. ter leben, ist typisch für das ländliche Turkana im Norden Sie verkaufen sie als Brennholz oder binden daraus Besen, Kenias. Kaum etwas wächst hier, der Boden ist trocken. doch so verdienen sie umgerechnet nur etwa vier Euro am Die meisten Menschen sind darauf angewiesen, sich selbst Tag. Das reicht nicht, um ihre Familien zu ernähren – zumal mit Lebensmitteln zu versorgen. Viele ziehen traditionell Lebensmittel in Krisen teurer werden. als Hirten mit ihren Ziegen und Kamelen umher und las- „Viele Familien wissen nicht, woher sie ihre nächste sen sich nieder, wo sie Weideflächen finden. Doch diese zu Mahlzeit nehmen sollen. Und immer mehr Kinder müssen finden, wird zunehmend schwerer. wegen akuter Mangelernährung ins Krankenhaus“, sagt Seit einigen Jahrzehnten verändert sich das Klima im der äthiopische Kinderarzt Dr. Wondfiraw Kebede. gesamten östlichen Afrika drastisch. Die Regenzeiten, die Save the Children Deutschland ist in Kenia, Somalia und es früher zweimal im Jahr gab, verzögern und verkürzen Äthiopien im Einsatz: Wir bilden Gesundheitshelfer aus, die sich oder fallen ganz aus. Die Temperaturen steigen – in in den abgelegenen Dörfern die Kinder auf Mangelernäh- Turkana zum Beispiel seit den 1960er Jahren um bis zu drei rung untersuchen und bei Bedarf sofort behandeln oder an Grad Celsius. Das ist weit mehr als der durchschnittliche Kliniken überweisen. Wir installieren und reparieren Brun- globale Anstieg von 0,8 Grad. nen, damit Menschen und Nutztiere Wasser haben. Und wir unterstützen die Familien mit Bargeld.
Kenia Verbesserung der Ernährungssituation besonders armer Familien im Verwaltungsbezirk Turkana Laufzeit 2015 bis 2019 Zielgruppe Mütter und ihre Kinder in der Region 15 Turkana im Norden von Kenia Ziele Ernährungssicherheit für Familien herstellen Geber Gesellschaft für Internationale Ein Gesundheitsmitarbeiter von Save the Children besucht regelmäßig Zusammenarbeit (GIZ) das Dorf von Leolida und Lawrence. Er behandelte Lawrence, als dieser krank wurde, und kontrolliert seitdem bei jedem Check-up sein Gewicht. © Fredrik Lerneryd / Save the Children So hilft das Projekt Gemeinsam sparen 2.400 Mütter bilden Spargruppen mit je 30 Mitgliedern. Sie erhielten Trainings in Buch- Diese Nothilfe rettet Leben. Langfristig brauchen die Men- haltung und Coachings. Mit gegenseitigen schen jedoch mehr Widerstandskraft gegen die Dürren. In Krediten können sie Geschäftsideen umset- Turkana unterstützen wir deswegen Mütter dabei, eigene zen und ihr Familieneinkommen erhöhen. Nahrungsmittel zu produzieren und mehr Einkommen zu erwirtschaften. Je nach Region bekommen die Frauen 380 Ziegen und 295 Hühner sichern den Nutztiere wie Ziegen oder Saatgut für einen Gemüsegar- Bedarf an Milch und Eiern für Familien in den ten. Zusätzlich unterstützen wir sie dabei, sich zusammen- trockensten Gebieten. Nachgeborene Tiere zuschließen und Spargruppen zu bilden. Solche Gruppen verteilen diese an weitere Mitglieder ihrer haben sich bewährt – vor allem dort, wo die Menschen Spargruppen. nicht genug Rücklagen haben, um bei Banken Kredite zu beantragen und konventionelle Zinsen zu bezahlen. 200 Mütter in den halbtrockenen Regionen Ayinai lebt in der Region. Jede Woche trifft sich die Mut- erhielten Saatgut und landwirtschaftliche ter mit ihrer Spargruppe. In einer Lehmhütte im Dorf sitzen Trainings, um Kleingärten anzulegen und die Frauen dann zusammen. Es geht lebhaft zu: Sie bringen vitaminreiches Obst und Gemüse für ihre Kinder und Babys mit und halten sie auf dem Schoß, den Familienbedarf anzubauen. während sie sich austauschen. Jede Frau legt ein bisschen Geld zurück und das Gesparte kann als Kredit innerhalb Trainings für 80 Spargruppen helfen, Kin- der Gruppe vergeben werden So fangen die Mütter Not- der trotz Klimakrise so gut wie möglich zu lagen auf, etwa, wenn Medikamente bezahlt werden müs- ernähren: durch vielseitige Zubereitungs- sen. Oder sie setzen Geschäftsideen um und erwirtschaf- methoden für ansässige Früchte und Beeren ten damit ein Einkommen. Und: Diese Treffen dienen auch oder klimaangepasste Methoden des land- zum Austausch. Oft geht es den Müttern um die gesunde wirtschaftlichen Anbaus und der Viehzucht. Ernährung oder das Stillen ihrer Kinder. Ayinai hatte früher häufig nicht genug zu essen für ihre Kinder. Dank des Kredits aus der Spargruppe betreibt sie heute eine kleine Farm. „Ich konnte eine Hütte bauen und wieder Essen, Kleidung und Bücher für meine Kinder kau- mehr Geld, um Essen einzukaufen, und beziehen ihre Nah- fen“, sagt sie. rungsmittel aus verschiedenen Quellen. So sind sie weni- Bis Ende des Projekts konnten sich fast alle Mütter ein ger abhängig vom Wetter. Und: Die Mütter gewinnen an zusätzliches Einkommen sichern. Manche backen Teigbäll- Verantwortung in ihren Dörfern und nehmen aktiv Einfluss chen und verkaufen sie, andere stellen Waschpulver her auf die Gesundheit der Kinder. Damit haben sie die Chance, – die Ideen sind vielseitig. Wichtig ist: Die Frauen haben trotz Klimakrise eine gesunde Zukunft zu schaffen.
B E I S P IE L E U N S E R E R A R B E I T Schleswig- Holstein Nieder- sachsen Berlin 16 Sachsen- Anhalt Baden- Württemberg Kinder, die mit ihren Familien nach Deutschland geflüchtet sind, leben oft lange in Sammelunterkünften. Das Foto entstand in einer inzwischen aufgelösten Notunterkunft in Berlin. © Bastian Strauch / Save the Children Hand in Hand für die Kinderrechte Ob Kitaplatz, Hilfen vom Jugendamt oder medizinische Versorgung: In Deutschland haben alle Kinder die gleichen Rechte – das verspricht die UN-Kinderrechtskonvention. Sie gilt auch für Mädchen und Jungen, die mit ihren Familien hierher geflüchtet sind. Doch oft leben sie unter schwierigen Bedingungen viele Monate, manchmal über Jahre in Erstaufnahmeeinrichtungen oder Gemeinschaftsunterkünften. Mit zwei Projekten setzen wir uns für ihre Rechte ein. „Kommen Kinder oder Jugendliche allein in Deutschland Unterkünften wollen wir systematisch bessere Vorausset- an, unterstützt unser Kinder- und Jugendhilfesystem sie zungen dafür schaffen, dass geflüchtete Kinder und Jugend- direkt“, sagt Marie Nadjafi-Bösch, die das Projekt „Kin- liche ihre Rechte wahrnehmen können. „Wir wollen errei- der schützen, Strukturen stärken!“ leitet. „Kinder, die in chen, dass Mindeststandards für den Schutz, aber auch Begleitung ihrer Eltern geflüchtet sind, bewegen sich dage- für andere Kinderrechte in allen Unterkünften verankert gen unter dem Radar. Oft fehlt ihren Familien der Zugang werden“, erklärt Stefanie Röhrs, die das zweite Projekt mit zu unterstützenden Strukturen“, so ihre Erfahrung. Viele dem Titel „Qualität in der Vielfalt sichern“ leitet. Eltern tragen nach der Flucht eine immense Last, man- Wichtig dabei: Es geht nicht darum, ein Parallelsystem che verlieren dabei die Bedürfnisse der Kinder aus dem für geflüchtete Kinder zu schaffen. Sondern dafür zu sor- Blick. Andere haben Traumatisches erlebt, haben Ange- gen, dass die Familien die bestehenden Angebote und Hil- hörige zurückgelassen oder zunächst Schwierigkeiten, sich fen kennen und nutzen können. Und dass nicht nur die im neuen Land zurechtzufinden. Dazu kommen Sprachbar- Betreiber, sondern auch die einzelnen Mitarbeiter in den rieren. Die Situation in Gemeinschaftsunterkünften birgt Unterkünften für den Schutz und die Belange der Kinder zusätzliche Risiken: Es ist laut und eng, oft werden Sani- sensibilisiert sind. „Das müssen manchmal keine riesigen tärräume und Küchen mit anderen geteilt. Viele Eltern Veränderungen sein. Wichtig ist zum Beispiel eine klar können die gewohnten familiären Abläufe hier nicht auf- benannte Ansprechperson, die in Kontakt mit dem örtli- recht erhalten. Bis die Kinder in eine reguläre Schule oder chen Jugendamt steht“, so Marie Nadjafi-Bösch. einen Kindergarten gehen, entkommen sie dieser Situation kaum: Oft verbringen sie die meiste Zeit in der Unterkunft und haben wenig Möglichkeiten zum Kontakt mit Kindern „Kinderrechte-Check“ für Unterkünfte außerhalb. Beide Projekte begannen mit einer Bestandsaufnahme, im Projekt „Kinder schützen, Strukturen stärken!“ wurde zudem ein Rechtsgutachten zur bundesweiten Situation Die bestehenden Hilfen nutzen erstellt. In Berlin und Sachsen-Anhalt wurden sowohl Mit- Das Ziel unserer beiden Projekte: In Zusammenarbeit mit arbeiter als auch Familien in Erstaufnahme- und Gemein- den kooperierenden Bundesländern und Betreibern von schaftsunterkünften systematisch befragt. In Niedersa-
Deutschland chen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg wur- war zu sehen, wie sich die Zusammenarbeit mit den Unter- den die Strukturen und Konzepte für den Kinderschutz in künften entwickelt hat“, erzählt Röhrs. „Der gute Wille ist Unterkünften unter die Lupe genommen. Welche Probleme da, oft fehlen aber Strukturen oder auch Wissen. Hier bie- nennen Bewohner und Mitarbeiter für die jeweilige Unter- ten unsere Projekte Lösungen an.“ kunft? Gibt es ein Kinderschutzkonzept? Werden Kinder an Entscheidungen beteiligt, können sie zur Schule gehen? Zum Einsatz kam in Berlin und Sachsen-Anhalt dabei ein spezieller Leitfaden, mit dem die Umsetzung der Kin- „Qualität in der Vielfalt sichern“ & derrechte ganz konkret überprüft werden kann: Die- ser „Kinderrechte-Check“, den Save the Children bereits „Kinder schützen, Strukturen stärken!“ in einem früheren Projekt entwickelt hat, wurde dabei zugleich überarbeitet und kann künftig von Behörden, die Laufzeit 17 für die Qualitätssicherung in Unterkünften zuständig sind, „Qualität in der Vielfalt sichern“: Juli 2018 bis oder von Unterkünften selbst genutzt werden. Juni 2020; „Kinder schützen, Strukturen stärken!“: Januar 2019 bis Dezember 2020 Unterkünfte wirken mit Zielgruppe Schon die Fragen des „Kinderrechte-Checks“ regten Kinder und Jugendliche in Erstaufnahmeein- manchmal Änderungen an, erzählt Stefanie Röhrs. „So richtungen und Gemeinschaftsunterkünften fragen wir zum Beispiel, ob es in der Unterkunft Betei- für Geflüchtete ligungsformate für Kinder gibt, wie eine eigene Kinder- sprechstunde beim Sozialdienst. Eine Unterkunft hat diese Ziele Idee sofort aufgenommen und sie eingeführt.“ Doch die Nachhaltige Verbesserung der Qualität der eigentliche Arbeit folgte erst nach der Bestandsaufnahme: Unterbringung für Kinder und ihre Familien die Schulung, Beratung und Begleitung einerseits einzelner in Unterkünften für geflüchtete Menschen; Unterkünfte und andererseits der zuständigen Behörden flächendeckende Einführung von Kinder- auf Landesebene. „Hier ging es zum Beispiel darum, wel- schutz-Standards in den Unterkünften che Standards Betreiber beim Kinderschutz oder der Kin- Geber „Qualität in der Vielfalt sichern“: Asyl-, Migra- tions- und Integrationsfonds der Europäi- schen Kommission (AMIF), private Spender „Kinder schützen, Strukturen stärken!“: Bundes ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), private Spender, Kooperationspartner dieses Projekts: Plan International Deutschland e. V. So helfen die Projekte Drei Gemeinschaftsunterkünfte und eine Eine Flucht und das Leben in Gemeinschaftsunterkünften sind Erstaufnahmeeinrichtung in Berlin und Sach- für Kinder und Erwachsene anstrengend. Umso wichtiger ist es, sen-Anhalt wurden beispielhaft mit Blick auf dass Kinder gut geschützt werden und Familien, wenn nötig, die Kinderrechtssituation evaluiert und dabei Hilfe erhalten. © Pedro Armestre / Save the Children unterstützt, sie zu verbessern. derbetreuung erfüllen müssen, damit sie beauftragt wer- Die verantwortlichen Ministerien in Baden- den können“, sagt Nadjafi-Bösch. Aber das Projekt zielt Württemberg, Berlin, Niedersachsen, auch darauf, konkrete Verfahren für alle Unterkünfte zu Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein entwickeln, die bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefähr- erhielten konkrete Vorschläge und Bera- dung greifen. Für Baden-Württemberg konnte das Projekt tung, um Mindeststandards in Unterkünften einen solchen einheitlichen Ablauf erarbeiten und im Bun- sicherzustellen. desland verbreiten. Um Kinder besser zu schützen, schulten speziell aus- Der „Kinderrechte-Check“, der 2020 veröf- gebildete Trainer unter anderem Mitarbeiter des Sozial- fentlicht wird, bietet einen praxiserprobten diensts zu Themen wie interkultureller Sensibilität oder Leitfaden, um Schwachstellen in Unterkünf- dem Erkennen psychischer Belastungen. „Besonders schön ten zu erkennen und Lösungen zu finden.
B E I S P IE L E U N S E R E R A R B E I T Gesundheitsversorgung für alle Eine stabile Gesundheitsversorgung ist für das Leben und Überleben gerade der Ärmsten entscheidend. Das zeigt sich einmal mehr in der Klimakrise. Zu oft sterben Kinder an den Folgen von Naturkatastrophen und Dürren. Um das zu ändern, braucht es noch mehr als Hilfsprogramme. 18 Philippinen: Im Wartezimmer eines von uns unterstützten Gesundheitszentrums warten Mütter und ihre Kinder auf Vorsorge-Untersuchungen. © Carlo Gabuco / Save the Children „Wir wollen keine anhaltenden Übergangslösungen, son- Kolleginnen und Kollegen für die Rechte von Kindern ein. dern eine bezahlbare Basisgesundheitsversorgung für alle Da deren Stimmen zu oft kein Gehör finden, brauchen ins- Menschen“, sagt Anna Wasiak. Jeder müsse die Chance besondere benachteiligte Mädchen und Jungen Unterstüt- haben, medizinisch versorgt zu werden. Nur so können zung. Diese Kinder spüren besonders die Auswirkungen wir erreichen, dass bis 2030 kein Kind unter fünf Jahren einer schlechten oder fehlenden Gesundheitsversorgung. mehr an vermeidbaren Ursachen wie Lungenentzündung Oft haben sie nicht genug zu essen, sodass sie sich nicht oder Mangelernährung stirbt. Deshalb setzt sich Save the altersgemäß entwickeln können; das schwächt ihr Immun- Children in der politischen Arbeit dafür ein, dass Regie- system. Ihre Überlebenschancen hängen in vielen Ländern rungen weltweit den Aufbau nachhaltiger Gesundheits auch davon ab, ob der Staat oder Organisationen wie Save systeme unterstützen, die allen Menschen zugänglich sind. the Children medizinische Hilfe in der Nähe anbieten. Doch Anna Wasiak leitet die Advocacy-Stabsstelle von Gesundheitsversorgung darf nicht dem Glück überlassen Save the Children Deutschland. Was ihre Arbeit bedeu- werden. Sie muss eine feste Struktur bekommen, langfristig tet, erklärt sie so: Wie eine Anwältin tritt sie mit ihren finanziert sein und für alle Menschen zugänglich sein.
Advocacy Strukturen nachhaltig verbessern Die Klimakrise erhöht den Druck Die Weltbank schätzt, dass allein eine medizinische Grund- In der aktuellen Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig versorgung 90 Prozent des gesamten Behandlungsbedarfs eine grundlegende Gesundheitsversorgung ist. Und auch abdecken kann. Deshalb steht sie auch bei uns im Mittel- der Klimawandel macht sie noch dringlicher. Stürme, Über- punkt. Anna Wasiak und ihr Team sprechen mit den Abge- schwemmungen und andere Folgen der Klimakrise beför- ordneten im Bundestag, mit den Verantwortlichen im Aus- dern zum einen Krankheiten wie Cholera. Vor allem kleine wärtigen Amt oder im Bundesministerium für wirtschaftli- Kinder können innerhalb weniger Stunden an der Durch- che Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie setzen sich dafür fallerkrankung sterben. Und auch das Verbreitungsgebiet ein, dass Länder mit unzureichenden Gesundheitssystemen von Malaria weitet sich aufgrund der Erderwärmung aus. von der Politik mit Geld und Projekten dabei unterstützt Zum anderen ist eine stabile Gesundheitsversorgung in Kri- werden, ihre medizinische Infrastruktur nachhaltig zu ver- senzeiten umso wichtiger, weil schlagartig viele Menschen bessern. Auf das große Ziel einer Gesundheitsversorgung ärztliche Hilfe benötigen – sei es aufgrund von Verletzun- 19 für alle hat sich die Bundesregierung mit der Mehrheit der gen, Mangelernährung oder einer Krankheit, die durch Weltgemeinschaft bereits geeinigt. Festgeschrieben ist es in verunreinigtes Wasser übertragen wird. Provisorische den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (siehe Seite 5) Gesundheitsstationen können solchen Situationen nicht der Vereinten Nationen. Daran, dieses Ziel auch aktiv zu gerecht werden – und währenddessen erst recht keine verfolgen, erinnern wir die Politik. wichtigen Routinen beim Impfen oder in der Schwanger- Dabei helfen uns unsere praktischen Erfahrungen als schaftsvorsorge aufrechterhalten. Kinderrechtsorganisation. Weil wir direkt mit den Kindern „Kinder leiden überproportional unter den Auswirkun- und Familien vor Ort arbeiten, erfahren wir, was sie brau- gen des Klimawandels“, sagt Dr. Angela Muriuki aus dem chen und welche Ansätze erfolgversprechend sind. Dieses Save the Children-Büro in Nairobi. Sie beobachtet in den Wissen, das auf fundierten Evaluationen unserer Projekte Ländern Ostafrikas, was die Wissenschaftler für die Kli- und den lokalen Kontakten basiert, hat Gewicht. „Unsere makrise vorhersagen: „In der Vergangenheit sind Dürren Perspektive und unsere Erfahrungen sind natürlich anders in der Region alle acht bis zehn Jahre aufgetreten. Heute als die der Ministerien. Das macht den Austausch umso werden die Zeiträume immer kürzer.“ Die Zeit drängt also. wertvoller“, so Wasiaks Erfahrung. Wenn wir jetzt keine stabilen Lösungen finden, wird sich Die letzten Jahre zeigen, dass selbst in den ärmsten immer stärker zeigen, dass die Gesundheit eines Kindes Ländern der Welt, so zum Beispiel in Bangladesch, Ruanda davon abhängt, wo es geboren wird. Wir müssen end- und Äthiopien, zahlreiche Beispiele für beeindruckende lich dahin kommen, dass alle Kinder weltweit die gleichen Fortschritte zu finden sind.1 Heute sterben weltweit nur Chancen bekommen. noch halb so viele Kinder unter fünf Jahren an vermeidba- ren Ursachen wie im Jahr 2000. Zahlreiche Impfkampa- gnen und eine bessere Behandlung von Lungenentzündun- gen, Durchfallerkrankungen, Malaria und anderer poten- ziell tödlicher Krankheiten haben zu dieser positiven Ent- wicklung beigetragen. Berliner Schüler erheben ihre Stimme für die Kinder der Welt Für die Anliegen der Kinder in armen Ländern haben wir schon mehrfach Unterstützung in Berliner Schulen gefun- den. In Workshops zur Gesundheitsversorgung in Ländern des globalen Südens haben Schülerinnen und Schüler in „Wir waren selbst dafür verantwortlich, das Gespräch zu führen“, sagt Schülerin Emilia (unten rechts im Bild). „Dadurch hatten wir das Gefühl, Deutschland die dortigen Lebensbedingungen kennenge- am Ende etwas erreicht zu haben.“ © Franziska Seitz / Save the Children lernt. Gleichzeitig erhalten sie einen Einblick in die Arbeit der Bundesregierung. und Dr. Georg Kippels (CDU) vorgestellt. Dass die Abge- 2019 haben Schülerinnen und Schüler des Politikseminars ordneten sich eine Stunde Zeit genommen haben, beein- am Paulsen Gymnasium ein Positionspapier zur Gesund- druckte die Jugendlichen – denn angesetzt war der Termin heitsversorgung in armen Ländern erarbeitet. Ihre For- nur für 30 Minuten. So blieb auch Zeit für kritische Nach- derungen haben sie den Bundestagsabgeordneten Heike fragen zu den Kooperationen mit anderen Ländern und den Baehrens (SPD), Vorsitzende des Unterausschusses für konkreten Schritten der Bundesregierung. Eine wertvolle Globale Gesundheit, sowie Prof. Dr. Andrew Ullman (FDP) Diskussion für alle Beteiligten. 1 Quelle: Save the Children (2019): Meilensteine für Kinder. Wie globaler Fortschritt gelingen kann. Childhood Index 2019.
Die Organisationsstruktur von S T R U K T U R U N D GO V E R N A N CE Save the Children Deutschland e. V. Mitgliederversammlung ENTLASTET Stabsstellen BERICHTET Save the Children • Dr. Norbert Baas • Kevin Copp (ex officio) Vorstandsbüro Strategische Advocacy & Policy • Philip Dönhoff Ina Grimmer Kommunikation Anna Wasiak Deutschland • • • Dr. Dietrich Garlichs Martin Giese Dunja Hayali Vorstand Martina Dase • Thomas Heilmann BERICHTEN Als Teil der weltweit größten unabhängigen Kinderrechts- • Anna Sophie Herken organisation wurde Save the Children Deutschland e. V. im • Oliver Herrgesell 20 Jahr 2004 gegründet. Mittlerweile umfasst das internatio- • • Solveigh Hieronimus Donata Hopfen Abteilungen nale Netzwerk 30 Mitglieder – und Deutschlands Bedeu- • Dr. Michael Josenhans tung im globalen Verbund nimmt kontinuierlich zu. • Dr. Carla Kriwet Dank Spenden von Privatpersonen, Unternehmen und • Susanna Krüger (ex officio) Vorstandsvorsitzende Programme N. N. Unternehmenspartner schaften & Stiftungen 21 Stiftungen sowie öffentlichen Zuwendungen konnten wir • Dr. Torsten Kurth Susanna Krüger Jessica Sommer 2019 mit 64 Projekten Kinder schützen, fördern und stär- • Dr. Brigitte Lammers WÄHLT BERICHTET • Rainer Neske ken. Dabei arbeiten wir eng mit den jeweiligen Länderbüros • Ingeborg Neumann Aufsichtsrat in unseren Projektländern zusammen. Das gilt ebenso für • Doreen Nowotne BERUFT, BERÄT die politische Arbeit und die strategische Kommunikation. • Jan-Eric Peters & KONTROLLIERT Auch im Berliner Büro greifen alle Arbeitsbereiche • Prof. Dr. Wolfgang Reinicke von Save the Children ineinander. Gemeinsam erhöhen • Britt Samuelson Stabsstellen die Abteilungen und Stabsstellen die Aufmerksamkeit für • Dr. Marcus Schenck • Rolf Schmidt-Holtz die Rechte von Kindern. So erreichen unsere Botschaften Personal Interne Revision IT Office Management • Caroline Schmutte viele potenzielle Unterstützer – ob finanzielle oder ideelle BERICHTEN • Dr. Eric Schweitzer Sylvia Moede Peter Mares Timo Münz N. N. Vorstand Förderer – und können weltweit Wirkung entfalten. • Christoph Selig Finanzen Save the Children Deutschland ist Mitglied des Dach- • Dr. Mark Speich Kevin Copp verbands der entwicklungspolitischen Nichtregierungsor- • Bernhard Steinkühler • Dr. Martin Stuchtey ganisationen in Deutschland (VENRO), des Bundesver- • Dr. Katrin Suder bands Deutscher Stiftungen, der Globalen Bildungskam- • Oliver Triebel pagne und der National Coalition Deutschland zur Umset- • Dr. Bettina Volkens Abteilungen zung der UN-Kinderrechtskonvention. • Helene von Roeder • Dr. Antonius Wagner • Dr. Isabelle Werenfels ENTLASTET Unsere Struktur • Kathrin Wieland BERICHTET Fundraising Dr. Helene Mutschler Finanzen & Spendenwesen Katrin Fettat Save the Children ist ein eingetragener Verein. Unsere Stand: Juni 2020 Struktur folgt den Kriterien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Folgende Kontroll- und Leitungs- organe stellen sicher, dass wir als gemeinnützige Nichtre- Aufsichtsrat gierungsorganisation diese Vorgaben erfüllen: Caroline Schmutte leitet das deutsche Dunja Hayali ist als Journalistin für das ZDF Dr. Carla Kriwet ist Expertin auf den Gebieten Büro des Wellcome Trust in Berlin. Von tätig und moderiert dort unter anderem das Medizintechnik und vernetzte Technologien. Von Unsere Mitgliederversammlung zählt derzeit 37 Personen. 2013 bis 2018 verantwortete sie die Bill & Morgenmagazin sowie das Talkformat dunja hayali. 2017 bis Frühjahr 2020 war sie Vorstandsmitglied Als oberstes Kontrollorgan bestimmt sie die Richtlinien Melinda Gates-Stiftung in Deutschland. Sie Sie engagiert sich seit vielen Jahren für gesell- von Philips und hatte die globale Verantwor- war außerdem bei der Weltbankgruppe sowie schaftliche Themen und wurde für ihr Engagement tung für den Geschäftsbereich Connected Care. unserer Arbeit, stellt den Jahresabschluss fest, entlastet als Beraterin im öffentlichen Sektor in Europa gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Zuvor war sie bei The Boston Consulting Group, den Vorstand und kann die Vereinssatzung ändern. Zudem und im Nahen Osten tätig. Caroline Schmutte Diskriminierung mit dem Bundesverdienstkreuz Linde Group, Draeger und Philips tätig. Zum 1. Juli wählen die Mitglieder aus ihrer Mitte den Aufsichtsrat. ist seit Juni 2019 Vorsitzende unseres ausgezeichnet. Dunja Hayali ist seit 2015 Mitglied 2020 übernimmt Dr. Carla Kriwet den Vorsitz der Aufsichtsrats, dem sie seit 2018 angehört. unseres Aufsichtsrats. Geschäftsführung der BSH Hausgeräte GmbH. Sie war seit 2012 ehrenamtlicher Vorstand, seit 2013 Als gesondertes Aufsichtsorgan begleitet der ehrenamtli- Dr. Brigitte Lammers ist Partnerin im Thomas Heilmann ist seit 2017 Abgeordneter ist sie Mitglied unseres Aufsichtsrats. che Aufsichtsrat unseren Vorstand. Jedes der aktuell acht Beratungsunternehmen Egon Zehnder, das des Deutschen Bundestages und dort Mitglied vor allem im Bereich Personalberatung von des Fraktionsvorstands der CDU/CSU. Zuvor Mitglieder wurde für eine dreijährige Amtszeit aus der Mit- Aufsichtsräten und Vorständen tätig ist. war er fünf Jahre Senator für Justiz und Verbrau- Rainer Neske ist Vorstandsvorsitzender der gliederversammlung bestellt. Gemeinsam nehmen sie den Davor arbeitete sie in verschiedenen Füh- cherschutz in Berlin. Thomas Heilmann ist seit Landesbank Baden-Württemberg sowie der dazu- Jahreswirtschaftsplan entgegen und haben die Aufgabe, rungspositionen bei der Deutschen Telekom 30 Jahren Unternehmer, Mitgründer und Inves gehörenden Baden-Württembergischen Bank. AG. Brigitte Lammers ist seit 2015 Mitglied tor verschiedener Start-ups wie Xing, mytoys, Bis 2015 war er zudem Mitglied des Vorstands den von ihnen berufenen Vorstand zu beraten und zu kon- und seit 2018 stellvertretende Vorsitzende Scholz & Friends und Facebook. Er war seit 2009 der Deutschen Bank. Rainer Neske war seit 2010 trollieren. Dazu fanden 2019 fünf Sitzungen statt. Derzei- unseres Aufsichtsrats. ehrenamtlicher Vorstand, seit 2016 ist er Mitglied ehrenamtlicher Vorstand von Save the Children, tige Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Caroline Schmutte. unseres Aufsichtsrats. seit 2013 ist er Mitglied unseres Aufsichtsrats. Dr. Dietrich Garlichs leitete viele Jahre Dr. Brigitte Lammers ist ihre Stellvertreterin. private Unternehmen und gemeinnützige Oliver Herrgesell ist Executive Vice President Organisationen. Von 2010 – 2017 war er Communications für WarnerMedia Sales & Inter- Susanna Krüger und Kevin Copp bilden den Vorstand von Geschäftsführer der Deutschen Diabetes national. Vorher war er Kommunikationschef von Gesellschaft. Zuvor leitete er 18 Jahre lang Turner Broadcasting International, der RTL Group Save the Children Deutschland. Gemeinsam leiten sie die das Deutsche Komitee für UNICEF e. V. sowie Leiter der Pressestelle von Bertelsmann. Er Geschäftsstelle, sind verantwortlich für die strategische Weiterhin gründete er die UNICEF Stiftung war seit 2009 ehrenamtlicher Vorstand von Save und die Deutsche Allianz Nichtübertragbare the Children Deutschland. Seit 2016 ist er Mitglied Krankheiten (DANK). Seit 2018 ist er Mitglied unseres Aufsichtsrats, dessen Vorsitz er bis Mai unseres Aufsichtsrats. 2019 innehatte.
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