www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen

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     Oktober 2018
        Nr. 19

  NINO HARATISCHWILI

   Starke Stimmen
    aus Georgien
   an den Zofinger
   Litera­tur­tagen

 STAPFERHAUS LENZBURG

Es geht los: Die neue
Aus­stellung im neuen
 Haus heisst: «Fake.
Die ganze Wahrheit»

DIE LABÈQUE-SCHWESTERN

  Katia und Marielle
spielen in der obersten
Liga der Klavierduos –
     und in Boswil
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Mittwoch, 24. Oktober, 19.15 Uhr
                                                                                                   FELICITAS HOPPE
                                                                                                         «PRAWDA»
                                                                                                                                     Lesung und Gespräch
                                                                                          Im Westen endlich was Neues: die Wahrheit über Amerika.
                                                                                               Hellwach und hellsichtig begibt sich Felicitas Hoppe als
                                                                                         literarischer Wirbelsturm auf die Spuren von Ilf und Petrow,
                                                                                            zweier russischer Autoren, die 80 Jahre vor ihr in Amerika
                                                                                                         unterwegs waren und zu Kultfiguren wurden.
                                                                                           «Prawda» (russisch: Wahrheit) lässt die Leser/innen Dinge
                                                                                           sehen, wie sie über das unglaublichste Land der Erde noch
                                                                                            nie geschrieben wurden: eine literarische Weltentdeckung.
                                                                                                                         Moderation: Christine Lötscher
                                                                                                                                               Eintritt: sFr. 20.–/18.–

                                      Aargauer Literaturhaus, Müllerhaus, Bleicherain 7, 5600 Lenzburg; Reservation: info@buchhandlung-otz.ch oder Tel. 062 892 06 80

                       Tanz com p agnie
                       F lam e ncos e n route                                                                           Junge Marie
                                                                                                            Heroes of the Overground | die Erben

                                                                                                              «Wir werden
                                                                                                           unsichtbar sein.»

rondo
f lam enco
Urau fführun g
                       itt a Luisa M erki
Ch or eo grafie : Brig

Baden, ThiK
                           r, Pr emière
16 . Ok to ber, 20 .15 Uh
                         .15 Uhr
17. – 20 . Ok to ber, 20
                       Uh  r
21. Ok to ber, 17.00
                            n
 Vo rve rka uf: Inf o Ba de
                           icket. ba de n.c h
 05 6 20 0 84 84 , ww w.t
                                   rout e.com
 ww w.flam encos- en

                                                                            Ins.TihK_102.40x142.50-OKT2018-RZ-2.indd 1                                                    07.09.18 10:25
www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau                              Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                      Editorial

                                         Von Kurven
                                         und Kanten
                                         Unsere Schrift ist eckig. Und kantig. Da helfen weder die Schnüerlischrift noch die
                                         wohlgeformten Ausnahmen wie S oder O oder so. Vielleicht sind wir deshalb alle
                                         etwas versteift und verklemmt und scheinen irgendwo einen Stock zu haben. Gegen
                      Corinne Rufli      Verstocktheit hilft, über den Tellerrand zu schauen. Nur sind wir dazu oft zu faul. Doch
                   Redaktionsleiterin    es gibt ausserhalb unserer Küche einiges zu entdecken: Haben Sie die georgische
               corinne.rufli@aaku.ch     Schrift schon einmal angeschaut? Wussten Sie überhaupt, dass es in diesem kleinen
                                         Land zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer ein eigenes Alphabet gibt? Dessen
                                         Rundungen sind nicht nur schön, sie sind eine wahre Herausforderung. Auf Youtube
                                         gibt es etliche Tutorials von freund­lichen Georgier*innen, die einem Schrift und Aus­
                                         sprache näherbringen. Probieren Sie es aus, die kurvigen Zeichen werden Ihrem Hand­
                                         gelenk und Hirn guttun.

                                         Wer dieses Land nicht nur auf dem heimatlichen Computer erkunden möchte, hat die
                                         Gelegenheit, mit einem Abstecher an die Zofinger Literaturtage direkt ins literarische
                                         Herz Georgiens zu reisen. Denn Gastland ist Georgien, ganz nach dem Vorbild der Frank­
                                         furter Buchmesse. Die aktuell meistdiskutierte georgische Schriftstellerin, die in Deutsch­
                                         land lebt, wird zugegen sein: Nino Haratischwili. Da Superstars für Aargauer Kulturmaga­
                                         zine selten abkömmlich sind, mussten wir auf ein Interview mit ihr verzichten, aufs Cover
                                         durfte sie dann trotzdem. Doch so ist das Interview mit dem sympathischen Gesellschafts­
                                         kritiker und Autor Lasha Bugadze aus Tbilissi entstanden – auf Empfehlung von Sybilla
                                         Heinze, seiner Übersetzerin ins Deutsche. Sie erlaubt uns einen intimen Ein­blick in ihre
                                         Wahlheimat. Ich jedenfalls habe die Reise nach Georgien (                  , sprich: Sakart­
                                         welo) sehr genossen (ab Seite 24).

                                         Verzeihen Sie mir meine georgischen Ausschweifungen, ich wollte doch auch auf die
                                         neue Ausstellung im neuen Stapferhaus Lenzburg zu sprechen kommen: «Fake. Die
                                         ganze Wahrheit» eröffnet Ende Monat und verspricht eine vertiefte Auseinandersetzung
                                         mit der in die Krise gekommenen Wahrheit in Zeiten von totgeglaubten Pinocchios
                                         (ab Seite 6).

                                         Ecken und Kanten sind ja nicht per se schlecht. Besonders wenn es um Menschen oder
                                         Texte mit ebendiesen Charaktereigenschaften geht. Darum sei Ihnen vorliegendes Heft
                                         zur Lektüre empfohlen.

                                                                                                                                    3
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ODEON BRUGG
das Kulturhaus beim Bahnhof

CINEMA                          BÜHNE                         BAR
Info 056 450 35 65              Vorverkauf          Mo – Do 17.30 – 23 Uhr
Tickets                         Mo bis Fr ab 14 Uhr Fr + Sa 17.30 – 24 Uhr
odeon-brugg.ch                  Sa/So ab 10 Uhr     Sonntag 17.30 – 22 Uhr

CINEMA                                                        BÜHNE
DONNERSTAG 4. OKTOBER 18 UHR                                  DIENSTAG 9. OKTOBER
  FILMREIHE LANDWIRTSCHAFT                                    MITTWOCH 10. OKTOBER
DAS SYSTEM MILCH                                              DONNERTSAG 11. OKTOBER
AT 2017 90 Min. D ab 12 J. Regie: Andreas Pichler             JEWEILS UM 18 UHR
Ein Blick hinter die Kulissen der Welt                        ABENDGESCHICHTEN FÜR KINDER
der Milch.                                                    ZAUBERFADEN
                                                              ab 4 Jahren 60 Minuten Mundart
                                                              Unter dem Motto «Wir feiern ein Fest»
                                                              lassen unsere Erzählerinnen und Er-
                                                              zähler die schöne Tradition des Ge-
                                                              schichtenerzählens aufleben.

FREITAG 5. OKTOBER 20.15 UHR
         ODEON OPERA
AIDA
2 H 35 Min I/d Dirigent: Nicola Luisotti Regie: Hugo de Ana
Eine Oper in vier Akten von Giuseppe
Verdi. Aufzeichnung aus dem Teatro
Real, Madrid.                                                                                                             Aarauerstrasse 26 I 5200 Brugg

DONNERSTAG 11. OKTOBER 18 UHR                                 DONNERSTAG 18. OKTOBER 19 UHR
      FILMREIHE FRAUEN                                             EIN (W)ORT FÜR DIE LYRIK
ANTONIA'S LINE                                                TANDEM-LESUNG
NL/B/UK 1995 96 Min. O/d ab 12 J. Regie: Marleen Gorris       Ingrid Isermann und Elisabeth Wande-              Das Dampfschiff lässt den heissen Sommer noch-
Der Oscar-Gewinner 1996 (bester                               ler-Deck lesen aus ihren Werken,                  mals aufl eben und zelebriert danach den melancho-
fremdsprachiger Film) verkörpert die                          berichten aus ihrer Werkstatt und                 lisch-schönen Herbst:
Freiheit der unabhängigen Frau.                               tauschen sich über beobachtete Ge-
                                                              meinsamkeiten und Gegensätze aus.
                                                                                                                SAMSTAG 20.10.18
DONNERSTAG 18. OKTOBER 18 UHR
MONTAG 29. OKTOBER 15 UHR                                     SONNTAG 21. OKTOBER 11 UHR                        NOLOSÉ – NOCHE LATINA
    FILMREIHE LATEINAMERIKA                                   MÜCKE ODER DIE NACHT IM                           Heisser Jazz-Salsa Import. Mit vorgängigem Choreo-
EL LADO OSCURO DEL CORAZON                                    MARMELADENGLAS
ARG 1992 125 Min. SP/df ab 14 J. Regie: Eliseo Subiela        ab 5 Jahren 55 Minuten Deutsch                    Workshop zum Mittanzen.
Ein ruheloser Dichter auf der Suche                           Mücke stellt die ganze Welt auf den
nach der einen Liebe, mit der er «fliegen»                    Kopf, als er die Nacht in ein Marme-              FREITAG 26.10.18
kann.                                                         ladenglas einsperrt. Zum Glück ist                MARYLANE – SINGER SONGWRITER
                                                              da noch Nelly: Sie hilft Mücke, seine
                                                              Stärken zu erkennen und die richtige              Elektronischer Sound triff t auf geniales Bandkonzept mit
AB DONNERSTAG 18. OKTOBER
BLAZE                                                         Entscheidung zu treffen.                          gefühlsstarker Stimme.
USA 2018 128 Min. E/df ab 14 J. Regie: Ethan Hawke
Ein biografisches Drama über den                                                                                MEHR: WWW.DAMPFSCHIFFBRUGG.CH
US-amerikanischen Singer-Songwriter
Blaze Foley.

AB DONNERSTAG 25. OKTOBER                                     FREITAG 26. OKTOBER 20.15 UHR
WOLKENBRUCH                                                   PETER SPIELBAUER
CH 2018 91 Min. Dialekt ab 12 J. Regie: Michael Steiner       Der bekannte Worttänzer und Philoso-
                                                              komiker ist mit seinem neuen Solo-
                                                                                                                                           KUNST & APÉRO
Eine wunderliche Reise zur Selbstbe-
stimmung, die mit Herzschmerz, aber                           programm unterwegs.
auch grossem Humor verbunden ist.

                                                                                                                                           JEDEN DONNERSTAG
                                                                                                                                           16.45 – ca. 21.45 Uhr
                                                                                                      Aarauerstrasse 96a
                                                                                                      CH-5200 Brugg
                                                                                                      galerie@immaginazione.ch             BEGEGNUNGEN,
                                                                                                      www.immaginazione.ch                 KUNST UND SEIN
www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau                         Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                       Inhalt

                                                            VORSCHAU

                                       Das Stapferhaus eröffnet 6
    «Fake. Die ganze Wahrheit» heisst die neue Ausstellung im modernen
 schwar­zen Holzbau in Lenzburg und widmet sich den grossen Fragen der
                                                                           MAGAZIN
Gegenwart. Dabei geht es um die Suche nach Wahrheit in Zeiten der Lüge.
                                                                           24 Georgien im Fokus der Literaturtage Zofingen
                                                                               Lasha Bugadze verpackt rasiermesserscharfe Gesellschaftskritik in
                                                                               süffige Romankost. Über das neue Buch «Der erste Russe» spricht
                                                                               er mit seiner Übersetzerin Sybilla Heinze. Der literarische Superstar
                                                                               Nino Haratischwili beehrt die Thutstadt ebenfalls.

                                                Annakin in Baden 9
                          Die Musikerin stellt «The End of Eternity» vor

                                Filmreihen im Odeon Brugg 9
                  Die Frauenreihe mit dem Klassiker «Antonia’s Line»

                                           Volksmusik mit Tiefe 10
                Die unerschrockenen Musikerinnen von Bergerausch

                                              «Spieloptimierung» 10
                 Die Junge Bühne Bremgarten mit ihrem neuen Stück          30 Teferis Welt
                                                                               Kolumne
                                  Klavierduo der Extraklasse 11
                                   Katia und Marielle Labèque in Boswil    30 Das Objekt
                                                                               Sammlerstücke von Rudolf Velhagen
                     Silvan Schmid forscht nach Klängen 12
                       Der junge Trompeter spielt mit seinem Quintett      31 Olga Tucek
                                                                               Kolumne
                                               «Rondo Flamenco» 12
                         Flamencos en route tanzen im Thik in Baden        31 Backstage
                                                                               Von Patti Basler
                                         «Digitale Narrationen» 13
      Das Forum Schlossplatz zeigt, wie Geschichten erzählt werden         32 Tour de Kaff
                                                                               Nächster Halt: Bremgarten
                        Das Kurtheater trotzt dem Umbau 14
                             Ausser Haus werden die Bühnen bespielt

                                                Äl Jawala in Frick 15
                                               Ehrliche Balkan Big Beats

                                       Verträumt und hellwach 16
                        Martin Helmchen am Klavier im Piano District

                                                      Familienseite 17
                                                     Kultursplitter 19
                                                                           AGENDA
                                                           Filmtipps 21
                                                            Hörtipps 22    34	Kultur im Aargau auf einen Blick
                                                                               Veranstaltungen im Oktober
                                                           Lesetipps 23
                                                                           Cover: Nino Haratischwili. Foto: Danny Merz

                                                                                                                                        5
www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen
TEXT CORINNE RUFLI | FOTO OLIVER LANG

 Kein Fake: Das
neue Stapferhaus
  wird wahr!

   AUSSTELLUNG Unübersehbar steht er da: Der riesige, schwarze Neubau
     aus Holz am Bahnhof Lenzburg. Das Bauwerk von pool Architekten
   ist flexibel; Treppen, Wände, Böden, Fassade und Vorplatz – alles kann
       bespielt und bearbeitet werden. Die ideale neue Ausstellungsstätte
  des Stapferhauses. Das Haus soll Ort des Dialogs, der Inspiration und der
   spielerischen Erkenntnis sein. Die stets hochaktuellen Themen widmen
    sich den grossen Fragen der Gegenwart: Nach «Entscheiden», «Geld»
  und «Heimat» heisst die nächste Ausstellung «Fake. Die ganze Wahrheit».
www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen
Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                 Vorschau

                     ung
         E rö ff n

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                                   hr
 «Fake.
        . O k t o ber, 9 b       9
 So, 28                 ber 201
              N ove m
    Bis 24.
                                        Die Kommission für
                                        Glaubwürdigkeit
                                        Für die Ausstellung «Fake» verwandelt sich das Stapferhaus
                                        in das Amt für die ganze Wahrheit. Diverse Abteilungen mit
                                        eigenartigen Namen wie «Medienstelle für Fake News»,
                                        «Abteilung für strategische Täuschung» oder «Zentrale
                                        Lügenanlaufstelle» geben Einblicke in die komplexe Suche
                                        nach Wahrheit in Zeiten der steten Falschmeldungen, der
                                        Verschwörungstheorien und der Leichtgläubigkeit. Die
                                        Wahrheit ist in der Krise, die Lüge scheint allgegenwärtig.
                                            Exklusiv darf das AAKU Statements der Vertreter*innen
                                        der «Kommission für Glaubwürdigkeit» veröffentlichen:
                                        Wer entscheidet in Zeiten wie diesen, was wahr und was
                                        gelogen ist? Jeder Mensch ist auf Institutionen und Per­
                                        sonen angewiesen, denen er vertrauen kann. Wie stellen
                                        diese Vertrauen her, und was machen sie, wenn sie selbst
                                        nicht weiterwissen? Haben sie auch schon gelogen? Und
                                        was, wenn sie selbst belogen werden?
                                            Das Stapferhaus hatte eine Befragung unter gesellschaft­
                                        lichen Verantwortungsträger*innen lanciert und über
                                        250 Antworten erhalten. Die Antworten hat es zu einer
                                        25-minütigen Filmdebatte montiert – eingespielt von
                                        Schau­­spieler*innen des Theaters Basel. Diese repräsentieren
                                        die Stimmen der jeweiligen Berufsgruppen. cru

                                          Lehrer:                                Pfarrer:
                                          «Ich lasse es auch mal durch-          «Wenn ich nicht weiterweiss,
                                          gehen, wenn meine Schüle-              gebe ich es zu und sage:
                                          rinnen und Schüler spicken.            Ich habe die Lösung nicht.
                                          Nicht weil ich es gut finde,           Ganz einfach. Ich bin nur ein
                                          aber hinter jedem Spickzettel          Mensch. Ich muss nicht allwis-
                                          steckt doch Engagement und             send sein. Gott ist es.»
                                          Arbeit. Schüler, die spicken,
                                          lernen auch mehr.»

                                                                                                   7
www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen
Vorschau                   Okt 18   Aargauer Kulturmagazin

  Richterin:                          Politikerin:                            Wissenschaftler:                          Managerin:
  «Wahrheit ist ein Ideal. Es         «Was ich gegen den Vertrau-             «Unsere Arbeit ist schwer                 «Wichtig ist, dass meine
  gibt sie nicht im eigentlichen      ensverlust tun kann, ist meine          verständlich. Das macht sie               Angestellten mir vertrauen.
  Sinne. Wahrheiten setzen            tägliche Arbeit: Ich mache              angreifbar. Wir müssen das                Dass ich authentisch bin und
  sich vor Gericht nur durch,         faktengestützte Politik. Grabe          Vereinfachen lernen. Gleich-              echte Emotionen zeige. Wenn
  wenn sie bewiesen werden            mich tief in meine Dossiers             zeitig wird die Welt immer                ich bei uns im Versandlager
  können. Liegt kein tatsächli-       ein. Und ich muss sagen: Die            komplexer, auch getrieben                 bin, fluche ich auch mal. Das
  cher Beweis vor, beschäftigt        sind einfach kompliziert. Und           von wissenschaftlichem                    schafft Vertrauen. Und was ich
  sich das Gericht nicht damit.       dann verändern sich ja die              Fortschritt. Das macht das                sage, mache ich auch. Walk
  Wahrheit hin oder her.»             Umstände auch. Das heisst:              Vereinfachen nicht gerade                 the talk.»
                                      Ich muss auch meine Meinung             einfach!»
                                      mal ändern können. Eine De-
                                      mokratie kann nur vorläufige
                                      Entscheidungen treffen.»

                                                                            Gratis ins Museum –
  Ärztin:
  «Gute Ärztinnen lügen nicht.

                                                                            oder ins Stapferhaus
  Allerdings: Bevor ich nicht ab-
  solut sicher bin, dass jemand
  unheilbaren Krebs hat, werde        Journalist:
  ich ihm nichts von meiner Ver-      «Eine einfache, präzise, im           Mit der Aktion «Eingeladen» lädt der Kanton Kulturfreiwillige
  mutung sagen. Auch wenn er          besten Fall elegante Sprache          in 50 Aargauer Museen ein: Der Sänger im Chor, die Helferin
  nachfragt. Das ist wohl schon       mit einem eigenen Sound               beim Open Air, der Museums­freiwillige und die Schauspie­
  eine kleine Lüge. Gegenüber         schafft Vertrauen. Wohlformu-         lerin im Theaterverein. Sie alle tragen dazu bei, dass Kultur
  der Krankenkasse habe ich           lierte Sätze werden eher ge-          im Aargau vielfältig und lebendig ist. Noch bis 31. März 2019
  auch schon gelogen, um Un-          glaubt als holprige Phrasen.»         erhalten alle Kulturfreiwilligen in Museen und Ausstellungs­
  tersuchungen zu ermöglichen,                                              häusern im Aargau kostenlosen Eintritt. Die Aktion ist nicht
  die sonst nicht zu bezahlen                                               einmalig, die Frei­w illigen können in dieser Zeit so oft sie wol­
  gewesen wären.»                                                           len ins Museum. Für Vereine aus dem Kulturbereich bietet
                                                                            sich die Gelegenheit für einen gemeinsamen Vereinsausflug.
                                                                                Die Aktion «Eingeladen» ist Teil des kantonalen Kultur­
                                                                            erbejahrs, das die Bevölkerung einlädt, ihr kulturelles
                                                                            Erbe in den Dörfern, Städten und Regionen neu zu ent­
                                                                            decken. Die unbekannten und für die Öffentlichkeit nicht
                                                                            zugäng­lichen Kulturgüter in den Sammlungen, Archiven
                                                                            und De­pots der Archäologie, Denkmalpflege und Museen
                                                                            werden dafür ans Licht geholt. Alle Infos finden Sie auf
                                    Fotos: © Stapferhaus, Gregor Brändli/   www.eingeladen.ch. cru
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www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen
Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                     Vorschau

           Von schmelzenden Gletschern
           und Elefanten
           SOUNDS Die Trip-Hop-Musikerin Annakin stellt
           ihr neues Album «The End of Eternity» vor.

           Heimspiele sind immer emotionale Angelegenheiten, das
           ist auch bei der Badener Musikerin Ann Kathrin Lüthi nicht
           anders. In den 90er-Jahren gründete sie in ihrer Heimatstadt
           als 20-Jährige die Trip-Hop-Band Swandive. Später setzte
           sie als Annakin ihre Karriere solo fort. Mit ihrem sechsten
           Album «The End of Eternity» ist sie nun landesweit für Kon­
           zerte unterwegs. Getauft wurde die Platte vergangenen
           Mai in Zürich, wo Annakin heute lebt. Im Oktober spielt
           sie aber wieder in Baden, wo alles begann. «Die Energie ist
           dort anders, als wenn ich an einem Ort spiele, an den ich
                                                                            Tanzt mit Elefanten: Die Badenerin Annakin. Foto: Christian Ammann
           keine Erinnerungen habe», sagt sie, weist aber auch auf
           die Herausforderung hin, die eine solche Herzenssache mit
           sich bringt: «Es ist schwieriger, vor Leuten zu spielen, die       Mit ihrer kristallenen Stimme singt Annakin poetische
           man teilweise kennt. Da bin ich meistens nervöser.»            Texte voller Metaphern auf Englisch. In «The End of Eternity»
                Emotionell und energiegeladen dürfte der Auftritt also    etwa thematisiert sie das Gletscherschmelzen als Darstel­
           werden. Erwarten kann das Publikum zudem einen Beat­           lung der eigenen Lebenslinie. Jedes Lied ist eine in sich
           boxer und auch sonst «eine super Band», wie Annakin sagt,      abgeschlossene Geschichte, bei der die Zuhörenden ihre
           mit Tom Etter an Gitarre und Cello sowie dem ebenfalls aus     eigenen Bilder kreieren sollen. In mehreren Klangschichten
           der Bäderstadt stammenden Philippe Kuhn am Keyboard.           wird man behutsam an die Songs herangetragen, ähnlich
           Es sei ihr wichtig, immer wieder Neues auszuprobieren und      wie Annakin selbst im Musikvideo zu «Behind the Curtain»
           Genres zu vermischen. Die aktuellen Songs kommen so            mit einem Elefanten tänzelt, langsam Vertrauen gewinnt
           beatlastiger daher. «Das Album ist thematisch und musika­      und am Schluss von ihm mit im Wind wehendem Kleid em­
           lisch reifer als meine ersten Platten, die verträumter und     porgehoben wird. Von Daniel Vizentini
           mystischer waren.» In der Beschreibung des Albums liest
           man auch von «modernem Trip-Hop» – also eine Weiter­
           entwicklung der Musik der Pioniere aus den 90ern wie Björk     BADEN Nordportal (Fjord)
           oder Massive Attack.                                           Fr, 12. Oktober, 20.30 Uhr

           Weibliche Utopien                                              schen Film­k las­sikern. Dazu gibt es jeweils ein Podium mit
                                                                          spannenden Gästen. Die Frauenreihe – kuratiert von frauen­
           FILM In Zeiten des unfokussierten Ego-Filmchen-Schauens        aargau – beginnt mit «Antonia’s Line», der 1996 mit einem
           auf Handydisplays sind kuratierte Filmreihen in Kinosälen      Oscar ausgezeichnet wurde. Die Familiensaga lebt von star­
           eine wahre Offenbarung. Im Odeon Brugg laufen gerade           ken, unabhängigen Frauenfiguren, die eine konservative, von
           vier thematische Reihen: Eine zu Frauen, zur Landwirtschaft,   Männern beherrschte Dorfwelt aufrütteln und ihr eine etwas
           zum Leben am Lebensende und eine mit lateinamerikani­          überzeichnete weibliche Utopie gegenüberstellen.
                                                                               Gezeigt wird neben «Parched», «Köpek» und «Persepo­
Stark und unabhängig: Die Frauenfiguren                                   lis», auch «Hannah Arendt» (2013), ein Porträtfilm der gran­
in «Antonia’s Line». Foto: Filmstill
                                                                          diosen Denkerin und politischen Theoretikerin. «Fried Green
                                                                          Tomatoes» (1991) ist ein lesbischer Klassiker, wenn auch nur
                                                                          im Subtext: Während die Buchvorlage den beiden Frauen
                                                                          eine Liebesbeziehung zugesteht, wird im Film – damit das
                                                                          Publikum der 90er-Jahre nicht zu sehr erschrickt – nur eine
                                                                          tiefe Freundschaft zugestanden. Von Corinne Rufli

                                                                          BRUGG Do, 11. Oktober, 18 Uhr: «Antonia’s Line»
                                                                          Alle Filme: www.odeon-brugg.ch/de/cinema

                                                                                                                                          9
www.aaku.ch Oktober 2018 Nr. 19 - Literaturtage Zofingen
Vorschau                         Okt 18   Aargauer Kulturmagazin

           Im Rausch der Volkslieder
           SOUNDS Zwei unerschrockene Musikerinnen                            dort nämlich wo die Menschen leben. Und leiden und lachen
           graben im Schweizer Volksliedergut, fördern                        und lieben. Von Beat Blaser
           Unerwartetes zutage und machen damit Un­
           erhörtes. Das ist Bergerausch.
                                                                              BADEN Stanzerei
           Schweizer Volksmusik ist ja schon lange nicht mehr, was sie        Mi, 24. Oktober, 20.15 Uhr
           einmal war. Leute wie Max Lässer, Markus Flückiger oder Al­
           bin Brun haben sie gründlich entstaubt, haben die Melodien          Vera Kappeler und Bettina Klöti graben nach
           sozusagen mit Blue Notes angereichert.                              uraltem, brandaktuellem Schweizer Liedgut. zvg
               Nur, was macht man mit den Texten? Das «bluemete
           Trögli» und der sich rötende Alpenfirn passen schlecht zur
           Welt des Jahres 2018. Die Zürcher Sängerin Bettina «Betin­
           ka» Klöti hat eine Lösung gefunden: Weiter zurückgehen,
           besser suchen! Und so gräbt sie Lieder aus, die Geschichten
           erzählen, die zugleich uralt und brandaktuell sind. Geschich­
           ten von Armut, Ausgrenzung und unmöglicher Liebe, aber
           auch heitere und glückliche – Geschichten eben, die das
           wirkliche Leben schrieb. Sie stammen auch von Menschen,
           die wussten, wovon sie sprachen, vom widerständischen
           Emmentaler Schriftsteller Carl Albert Loosli zum Beispiel,
           oder vom lebenslang versorgten Künstler Adolf Wölfli.
               Die Melodien, die Bettina Klöti und ihre Compagnonne
           des Duos Bergerausch, die Tastenfrau Vera Kappeler, zu den
           Texten erfinden, passen hervorragend dazu, sie schöpfen
           aus der Volksliedkultur und denken sie weiter. Vor allem
           die Begleitungen Vera Kappelers weisen in alle Richtungen,
           Südstaatenfolklore, Hymnen, Akkorde wie bei Erik Satie und
           Freejazz – alles hat Platz. Es sind weniger die Berge, die
           rauschen in der Musik von Bergerausch, sondern die Täler –

           Businessleute treffen auf Kindergärtler
           BÜHNE Mit Anzügen und Krawatte diskutieren sie über                Faden durch das Stück, und doch hängt jede Szene mit der
           Ak­tienkurse, und im nächsten Moment schaukeln sie auf             letzten zusammen», sagt Schauspieler Silvan Melchior.
           einem Spielplatz – in der neusten Produktion der Jungen                Die Junge Bühne wurde 2015 als jüngste Eigeninszenie­
           Bühne Bremgarten, «Spieloptimierung – ein Erfolgsstück             rungssparte des Kellertheaters gegründet und ist seither ein
           für Gewinner», kollidieren zwei Welten: Seriöse Figuren aus        wichtiger Bestandteil des Nachwuchsförderungskonzepts
           der Businesswelt vergnügen sich plötzlich unbeschwert              des Theaters. Unter der Leitung von Simon Landwehr neh­
           auf einem Klettergerüst. Dabei setzt sich die Produktion in        men Laienschauspieler*innen in der neuen Produktion das
           einzelnen Szenen mit dem Thema Spiel auseinander. Seit             Publikum mit in eine Welt rund um die Themen Spiel, Erfolg,
           Anfang Jahr laufen die Vorbereitungen, dabei wurde das             Gewinner und Menschen. Dabei leitet die Frage «Wann
           Thema gemeinsam erarbeitet: «Es führt kein einzelner roter         hört das Spiel auf?» die Zuschauer*innen durch das Stück.
                                                                              Denn nicht immer ist klar, was Spass und was Ernst, wer
                                                                              erwachsen und wer Kind ist. «Die grösste Herausforderung
                                                                              dabei war, als Erwachsene überzeugend Kinder darzustel­
                                                                              len», erklärt Melchior und fügt an: «Das Stück hat sicher
                                                                              eine gewisse Komik, jedoch handelt es sich nicht um eine
                                                                              Komödie.» Von Barbara Scherer

                                                                              BREMGARTEN Kellertheater
                                                                              Premiere: Sa, 13. Oktober, 20.15 Uhr.
                                                                              Weitere Daten: kellertheater-bremgarten.ch

«Spieloptimierung» – ein Stück der Jungen Bühne Bremgarten. zvg
Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                     Vorschau

Die Labèques spielen in der
obersten Liga der Klavierduos
KLASSIK Viel ist über dieses Klavierduo                                              «Wir sind immer offen für neue Arten von Musik», sagen die
geschrie­ben worden, deshalb nur dies:                                               Schwestern Katia und Marielle Labèque. zvg
Bühne frei für Katia und Marielle
Labèque – in Boswil.

Irgendwann, so scheint es, hat sie jedermann
einmal gehört: die Schwestern Katia und
Marielle Labèque. Wie lange spielt das weltweit
wohl bekannteste Klavierduo schon zusammen?
Eine gefühlte Ewigkeit oder, um etwas genauer
zu sein, seit mehr als 40 Jahren. Wie schaffen
sie es, ihre Arbeit permanent spannend zu
gestalten? «Ich glaube, dass uns jeder einzelne
Entwicklungsschritt hin zu einer neuen Art
von Musik nähergebracht hat. Wir sind uns
heute näher als zur Zeit, als wir als Teenager
angefangen haben. So etwas hält eine Be­
ziehung aufrecht. Und die Tatsache, dass wir
immer offen sind für neue Arten von Musik und
für neue Projekte. Das hat unsere Verbindung
zueinander sehr gestärkt», sagt Katia Labèque
(1950) in einem Radiointerview und Schwester
Marielle (1952) ergänzt: «Sie hat absolut recht.
Aber es hat auch etwas Geheimnisvolles. Wir ha­
ben beide schon immer diesen Wunsch gehabt,
Neues zu entdecken, dazuzulernen, immer
etwas Neues anzufangen. Ich glaube nicht, dass
es dafür ein bestimmtes Rezept gibt. Wir wissen
selber nicht genau, wie es funktioniert.»
     Wissen es die Schwestern nicht, muss es
das Publikum auch nicht wissen. Hauptsache,
es eilt mit den beiden seit Jahren von einem
Höhepunkt zum andern; erfährt, wie technische
Brillanz und charismatische Energie verschmelzen, und ist        Glass vorstellen. Ob das Duo dabei für Furore sorgen wird?
überdies jedes Mal verblüfft, dass es für das französische, in   Welch eine Frage! Von Elisabeth Feller
Rom lebende Geschwisterpaar keine Re­pertoiregrenzen
zu geben scheint. Die Labèques spielen Werke von Bach
über Mozart, Liszt und Gershwin bis zu Strawinsky und            BOSWIL Alte Kirche, 27. Oktober, 19.30 Uhr
Messiaen sowie zeitgenössischen Komponist*innen. Vielfalt
heisst die Losung der Schwestern, die als Kinder begannen,
miteinander zu spielen. Beide gingen ans Konservatorium,
gewannen Preise, und schon bald stand fest: Sie würden                                  FESTIVAL PIANO4
gemeinsam Karriere machen – und das auf einem speziellen
Gebiet. Längst haben die beiden mit allen grossen Orches­          Vier Klavierduos, vier Konzerte – das Festival Piano4 bietet vom
tern und berühmten Dirigent*innen auf der ganzen Welt              26. bis 28. Oktober in der Alten Kirche Boswil ein Panorama der Musik
zusammengearbeitet; sie treten in den grossen Konzertsälen         für Klavierduo von Johann Sebastian Bach bis zu Leonard Bernstein.
und bei internationalen Festivals auf – und überraschen in         Den Auftakt des Festivals bestreitet das Schweizer Duo Soós-Haag,
einem fort mit Neuentdeckungen. Das wird beim Boswiler             gefolgt vom deutsch-israelischen Klavierduo Tal-Groethuysen (zum
Festival Piano4 nicht anders sein: In der Alten Kirche werden      dritten Mal in Boswil zu Gast), dem jungen koreanischen Klavierduo
Katia und Marielle Labèque ihre Neuinterpretation von Geor­        ShinPark und dem weltweit wohl berühmtesten Klavierduo Katia
ge Gershwins «Rhapsody in Blue» sowie Kompositionen von            und Marielle Labèque. ef
Bryce Dessner, Leonard Bernstein, Maurice Ravel und Philipp

                                                                                                                                11
Vorschau                         Okt 18   Aargauer Kulturmagazin

           Klangforscher                                                      Schmid baut ihnen Sprungbretter in die Improvisation, und
                                                                              sie heben ab! Er selber ist ein Trompeter der neuen Gene­
                                                                              ration: Miles Davis sitzt zwar immer noch im Hinterkopf, das
           SOUNDS Mit Silvan Schmid stellt ein junger                         Instrument aber bietet noch unzählige neue Klangmöglich­
           Musiker aus der Region seine Arbeit im Isebähnli                   keiten, die es zu entdecken gilt. Silvan Schmid ist ein Klang­
           vor, mit einer ungewöhnlich besetzten Band.                        forscher im Kleinen wie im Grossen, auf seinem eigenen
                                                                              Instrument und mit seinem Quintett, dieser Fortsetzung
           Die Instrumente in diesem Quintett sind schon etwas                der eigenen Stimme. Und spielt dabei Musik für Leute mit
           merkwürdig, schliesslich ist Jazz angesagt: Ein Cello hats         offenen Ohren. Von Beat Blaser
           dabei und eine Tuba. Cello, das meint klassische Musik, und
           Tuba Blaskapelle. Tatsächlich sind die musikalischen Ideen
           des Trompeters Silvan Schmid, der in Windisch aufgewach­          BADEN Isebähnli, Mo, 8. Oktober, 20.15 Uhr
           sen ist, breiter, als dass man sie
           auf eine Sparte festlegen könnte.        Ein Trompeter der neuen Generation:
           Improvisation natürlich ist das          Silvan Schmid. zvg
           Wichtigste, im Jazz wird schliess­
           lich improvisiert. Andererseits ist
           Schmid ein ambitionierter Kompo­
           nist, der Klang seiner Stücke hat
           oft etwas Kammermusikalisches.
           Und als Trompeter fühlt er sich
           der Blasmusik verbunden, nicht
           der hiesigen vielleicht, aber den
           Marchingbands in New Orleans.
           Kommt dazu, dass Schmids Mutter
           früher Tuba spielte.
               Aber eigentlich ist die Musik
           von Silvan Schmid völlig seine
           eigene: Ein paar der besten jungen
           Wilden der Jazzszene helfen ihm,
           seine Ideen zu realisieren: der
           Sa­xofonist Tapiwa Svosve etwa
           oder der Cellist Silvan Jeger.

                                                                 Grosse Flamencokunst im kleinen Raum
                                                                 BÜHNE Weshalb ist Kammermusik so reizvoll? Weil sie in kleiner instrumentaler
                                                                 Besetzung in (meistens) kleinen Räumen gespielt wird und eben dort musikalische
                                                                 Verläufe und Verästelungen besonders gut zu verfolgen sind. Was für die Musik gilt,
                                                                 gilt aber auch für den Tanz. Deswegen sucht Brigitta Luisa Merki, Gründerin und
                                                                 Leiterin des renommierten Ensembles Flamencos en route, liebend gerne immer
                                                                 wieder intime Räume auf, um dort Kreationen zu zeigen, die in ihrer Dichte erlesener
                                                                 Kammermusik ähneln. Nicht verwunderlich also, dass die längst Tradition gewordenen
                                                                 Abstecher der Flamencos in das schöne, im Keller gelegene Theater im Kornhaus
                                                                 einer Heimkehr gleicht: Im Thik ist die Essenz von Brigitta Luisa Merkis choreografi­
                                                                 scher Arbeit zu erleben. Die Uraufführung von «Rondo Flamenco» erfolgt nur wenige
                                                                 Wochen nach dem Gastspiel mit «Mosaico» in der grossen Reithalle Aarau. «Ron­
                                                                 do» – ein Name, der auf die vor allem in der Klassik beliebte Form für Schluss- oder
                                                                 Einzelsätze verweist. Was wird die Choreografin damit machen? Nun, Merkis «Rondo
                                                                 Flamenco» ist ein von Tanz, Gesang und Musik durchwirktes Klangszenario mit musi­
                                                                 kalischen Kostbarkeiten aus dem europäischen, kubanischen und arabischen Raum;
                                                                 tieftraurige Melancholie sowie Ausgelassenheit verschwistern sich in den szenischen
                                                                 Tableaus und loten so die Flamencokunst in subtilsten Nuancen aus. Von Elisabeth Feller

                                                                 BADEN Thik, 16. bis 20. Oktober, 20.15 Uhr; 21. Oktober, 17 Uhr

«Rondo Flamenco» verwebt tieftraurige Melancholie
mit Ausgelassenheit. Foto: Angel Montalbán
           12
Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                     Vorschau

Poesie im Digitalen
AUSSTELLUNG Das Forum Schlossplatz wirft einen neugierigen und kritischen Blick auf «Digitale
Narrationen» und fragt, wie mit modernsten Technologien Geschichten erzählt werden.

«The way your blue light lights my face in the dark» ist ein              Des Weiteren geben Facebook, Instagram und Co.
Fragment aus einem Song, eine Liebeserklärung an ein                 Struk­turen vor, die von User*innen nicht einfach verändert
technisches Gerät. Die Zeile stammt aus der Arbeit «Ale­             werden können. Private Anbieter legen die Nutzungsbe­
xiety» von !Mediengruppe Bitnik & Low Jack, die von einer            dingungen fest, die wiederum zunehmend staatlichen und
tragischen Liebesbeziehung zwischen User und Device                  internationalen Gesetzen unterliegen. Der Druck, das Inter­
erzählt – vom ersten Kribbeln                                                                       net zu regulieren, nimmt zu.
bis zu Trennungsgedanken und                                                                        Dieser Komplex hat letztlich
Paranoia. Es ist eine Liebesge­                                                                     Einfluss darauf, von wem, wie,
schichte nach einem altbekannten                                                                    was, von wo aus und für welches
Muster, die auf neue Weise erzählt                                                                  Publikum erzählt wird.
wird und erlebbar macht, welche                                                                         Welche Möglichkeiten und
Realität digitale Technologien                                                                      Strategien des Erzählens gibt es?
geschaffen haben.                                                                                   Wie können die Codes, in die wir
    Welchen Einfluss haben                                                                          verstrickt sind, aufgebrochen wer­
digitale Medien auf die Form und                                                                    den, damit von der Partizipation
Verbreitung von Erzählungen –                                                                       der User*innen und der Kultur des
innerhalb und ausserhalb des                                                                        Teilens nicht nur wenige grosse
Internets? Und was sagt uns das                                                                     Firmen profitieren?
über unsere Welt? Die Ausstellung                                                                       Letztlich verdankt das Internet
«Digitale Narrationen – the way                                                                     seine Beliebtheit den Communi­
your blue light lights my face in                                                                   ties. Es ist ein Gefäss, das durch
the dark» fragt entlang aktueller                                                                   Inhalte von Nutzer*innen gefüllt
Positionen aus der Kunst danach,                                                                    werden kann. Auch wenn es in den
wie mittels digitaler Technologien                                                                  «sozialen» Medien oft eher um
erzählt wird.                             Marie-Eve Levasseur, «Between Bodies and                  Selbstdarstellung als um geteilte
                                          Clouds», 2017. Foto: Paula Gehrmann
    Der Hypertext entkommt den                                                                      Erfahrungen geht: Geschichten zu
Zwängen der linearen Narration,                                                                     erzählen, verspricht Teilhabe, die
transmediale Formen verwischen Genres und schaffen neue              Herstellung von Gemeinsamkeit.
Arten von Erzählungen. Unter den zitternden Terabytes ent­                Erzählungen, die um ein Lagerfeuer geteilt werden, sol­
stehen mittels technischer Innovationen wie 3D-Renderings,           len die Grundlage menschlicher Wissensgeschichte sein, von
Virtual- und Augmented Reality Storywelten, deren immer­             Mund zu Mund wurden Erklärungen für die Geheimnisse des
sive und interaktive Eigenschaften unsere Vorstellungskraft          Kosmos weitergegeben und bildeten ein Netz des Zusam­
sprengen. Selbst in alltäglichen Kommunikationsmitteln               menhalts. Heutzutage sitzen wir nicht mehr am Feuer, son­
sind die Möglichkeiten unerschöpflich: Denken wir an die             dern im kühlen Schein des Handy- und Computerdisplays
unbegrenzten Formen von Bild-Text-Kombinationen (wie                 oder im blauen Licht des Routers, der still vor sich her blinkt,
Memes beispielsweise), an das ständige Samplen, Zitieren,            aber wir erzählen und lauschen immer noch. «Digitale Nar­
Collagieren und Weitergeben von Inhalten. Im dauernden               rationen» ist weder eine blinde Liebeserklärung an digitale
Copy-Paste-Modus verschwimmt dabei die Urheberschaft,                Medien, noch reiht die Ausstellung sich ins kulturpessimis­
mit unüberschaubaren rechtlichen Konsequenzen. Die                   tische Unbehagen ein. Stattdessen lassen wir uns auf künst­
Codes, die durchs Internet jagen, bilden neue Architekturen          lerische Auseinandersetzungen mit digitalen Erzählungen
des Erzählens, Texte verlieren zuweilen ihre Stabilität, wer­        und auf die Poesie der neuen Möglichkeiten ein.
den weitergetragen durch Adaptionen und Fanfiction, die in                Es werden Arbeiten gezeigt von Basel Abbas & Ruanne
Communities geteilt werden.                                          Abou-Rahme, Fabian Heitzhausen, Dori O., Marie-Eve Le­
    Zur kollektiven Autorschaft gesellt sich neu zudem jene          vasseur, Martina Mächler, Romy Rüegger und !Mediengruppe
von Geräten, Bots, Algorithmen und künstlichen Intelligen­           Bitnik & Low Jack Von den Kurator*innen Maria-Cecilia Quadri,
zen. Diese beeinflussen wiederum unsere Sprache. Wir                 Philip Ullrich und Lea Schaffner
schreiben möglichst knapp, damit der Text im Format von
Twitter Platz hat; sprechen so, dass uns Siri versteht, wenn
wir nach dem Weg fragen, oder formulieren unsere Fragen              AARAU Forum Schlossplatz
um, damit Google uns zu den bestmöglichen Resultaten                 Sa, 27. Oktober, 18 Uhr: Vernissage
führt – wir passen unsere Kommunikation also den Maschi­             Bis 6. Januar
nen an.

                                                                                                                                    13
Vorschau                       Okt 18   Aargauer Kulturmagazin

Bauzeit ist Spielzeit
BÜHNE Mit einem auf die Räume der Gastgeber abgestimmten Programm bleibt das Kurtheater
Baden auch während des Umbaus aktiv und attraktiv.

Das Kurtheater Baden geht ausser Haus. Dort ist alles anders,        mann wird im Thik den «Letzen Aufruf für Ursin und Kubus»
und Techniker*innen und Gastspielensembles brauchen                  aufführen, ein schräges Kammerspiel über eine geplante
mehr Zeit, um die Produktionen den Eigenheiten der Orte              Erfolgstournee von vier Geigerinnen und ihrem Manager am
anzupassen. «Es ist eine tolle Erfahrung für unser ganzes            Funktelefon mit Kabel und anderen Durcheinandern.
Team und auch für unser Publikum», sagt Lara Albanesi, Ge­               Der Umbau des Kurtheaters ist in vollem Gange. «End­
samtleiterin ad interim. «Mit dem ‹Sommernachtstraum› im             lich!», sagt Lara Albanesi und lacht. Als sie vor rund zehn
Kurpark haben wir diese ungewöhnliche Spielzeit beginnen             Jahren ihre Stelle in Baden antrat, hiess es: «In einem Jahr
können. Das war ein schöner Auftakt!»                                wird umgebaut.» Also plante die Direktion schon damals,
    An neun unterschiedlich grossen Spielorten, anstelle des         Ideen wurden geprüft und weitergedacht. «Im Lauf der letz­
mit 600 Plätzen ausgestatteten Kurtheaters, werden aktuelle          ten Saison war allen klar, dass es tatsächlich so weit ist. Wir
Inszenierungen von klassischen und zeitgenössischen Thea­            streckten die Fühler aus und nahmen mit unseren Koopera­
tertexten gezeigt, Literatur wird gelesen, Musiktheater und          tionspartnern und Freund*innen des Theaters Kontakt auf.
Tanzstücke werden aufgeführt. Auch speziell für Kinder und           Viele Ideen sind im Team entstanden. Die Terminierung war
Jugendliche gibt es Sehenswertes. Ein Stück wird in Zusam­           eine echte Herausforderung.»
menarbeit mit der Schule Neuenhof in deren Aula gezeigt.                 Lara Albanesi erzählt vom Augenschein an den verschie­
Bibiana Beglau liest im Museum Langmatt «Himbeeren mit               denen Orten. Die ungewohnte Zusammenführung von Inhalt
Sahne im Ritz» von Zelda Fitzgerald, und Ruedi Häuser­               und Raum wird vielleicht auch Menschen ansprechen, die
                                                                                    nie im Kurtheater, im Stoffwechsel, im Werkk
              In «Gift» werden alte Wunden aufgerissen. Foto: Tanja Dorendorf       oder nie in der Reformierten Kirche waren.
                                                                                    Dort wird am 19. Oktober das Stück «Gift. Eine
                                                                                    Ehegeschichte» der Autorin Lot Vekemans, in­
                                                                                    szeniert. Ein früheres Paar, das vor zehn Jahren
                                                                                    ihr gemeinsames Kind verloren hat, trifft sich
                                                                                    wieder. In der Produktion des Theaters Kanton
                                                                                    Zürich spielen Katharina von Bock und Pit Arne
                                                                                    Rietz. Von Sibylle Ciarloni

                                                                                BADEN Reformierte Kirche
                                                                                Fr, 19. Oktober, 20 Uhr: «Gift. Eine Ehe­
                                                                                geschichte»
                                                                                BADEN Museum Langmatt
                                                                                Di, 30. Oktober, 20 Uhr: «Die Brautbriefe
                                                                                von S. Freud und M. Bernays»

Woher kommt künftig das Geld für die Kultur?
DIES & DAS Die Finanzierung von Kunst und Kultur ist rund­         Céline Fallet, und Regula Koch, der Geschäftsführerin der
herum ein Thema, auch im Aargau. Zwar besitzt der Aargau           Landis & Gyr-Stiftung. Oliver Dredge, Leiter Kiff in Aarau, wird
mit dem Kuratorium eine vorbildlich organisierte Kulturför­        die Kultur im Aargau vertreten. Die Moderation übernimmt
derungsstelle, aber im nationalen Vergleich liegt der Kanton       Pius Knüsel, Direktor Volkshochschule Zürich.
bekanntlich weit zurück. Die Kulturstiftung Pro Argovia hat            Ob sich daraus ein Bedürfnis für ein aktives Kulturlob­
2017 im Kulturhaus Royal in Baden eine Diskussion dar­             bying ableiten wird, muss sich erst zeigen. Der heterogene
über angestossen, in welcher Art sich die Kulturschaffenden        Aargau mit wenigen grossen und vielen kleinen Kulturorga­
und Kulturorganisationen selbst als Lobbyisten betätigen           nisationen bietet dafür auf jeden Fall ein spannendes Feld. bm
sollten. Nun wird wieder darüber geredet, diesmal im Odeon
in Brugg und mit Gästen aus Kultur und Wirtschaft, unter
anderem mit dem NAB-Marketingchef Thomas Ackermann,                BRUGG Odeon, Mo, 29. Oktober, 18.30 Uhr
der Geschäftsleiterin der Crowdfunding-Plattform wemakeit,         Anmeldung bis 24. Oktober erwünscht: www.proargovia.ch

14
Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                   Vorschau

Äl Jawala stehen für ehrliche Balkan Big Beats mit Einflüssen
aus verschiedensten Genres. Foto: Felix Groteloh

            Radikale Vielfalt
            SOUNDS Sie gehörten zu den Ersten, die traditio­                 stammende «Äl Jawala» lässt sich sinngemäss als «die Rei­
            nelle Melodien aus dem Balkan mit modernem                       senden» oder «Fahrendes Volk» übersetzen. So überschrei­
            Sound vermischten. Die pure Lust an der Musik                    tet die Band jegliche Genregrenzen, arabische Melodien
            und die pulsierende Energie bei ihren Auftritten                 und Dancehall-Elemente sind ebenso präsent wie Ska oder
            macht Äl Jawala zu einer gefragten Liveband.                     Reggae – gar die Klänge des australischen Didgeridoos
                                                                             fanden Eingang in den «tanzbaren Kulturschock», wie die
            Als Strassenmusiker*innen tourten sie ausgehend von ihrer        fünf Musiker*innen ihren Sound bezeichnen. Sie experi­
            Heimatstadt Freiburg im Breisgau quer durch Europa – dies        mentieren mit Jazz und lateinamerikanischen Rhythmen,
            ist bereits 18 Jahre her. Mittlerweile sind Äl Jawala gern ge­   über allem schwebt der androgyn anmutende Gesang von
            sehene Gäste bei Shantels legendären Bucovina-Club-Partys        Stefanie Schimmer. Als Fundament dient noch immer der
            und beehrten im Laufe ihrer Karriere unzählige Bühnen auf        soulige Balkan Beat: Langeweile ausgeschlossen, kollektive
            der ganzen Welt. Mit Saxofonen, Percussions und Spiel­           Tanzekstase garantiert! Von Philippe Neidhart
            freude hat sich das Quintett einen Namen gemacht. Einen
            Namen, den sie mit ihrem neuen Album «Lover» nochmals
            so richtig unterstreichen, denn das aus dem Arabischen           FRICK Meck, Fr, 19. Oktober, 21 Uhr

            Soziale Tiefenentspannung                                        Musik. Im Aussenbereich als auch in den Kellergemäuern
                                                                             gibt es Installationen mit Fundmaterialien zu entdecken,
            KUNST Längst sind die Bagger aufgefahren und haben das           eine Wortperformance von Dominic Oppliger – dem Autor
            Badener Bäderquartier in eine grosse Baustelle verwandelt.       der Mundartnovelle «acht schtumpfo züri empfernt» –
            Gerade nebenan steht dank dem Verein Bagno Popolare              steht ebenso auf dem Programm wie ein Konzert von Mo­
            der öffentliche Thermalbrunnen – und trotzt der hektischen       noh, der mit seiner Sitar ein Hauch Exotik ins Bäderquartier
            Botta-Bau­s tätte mit wohlig-warmer Gemütlichkeit. Nun wird      bringt. Badesachen nicht vergessen. phn
            der Kurplatz und das ehemalige Römerbad im Schweizerhof
            für drei Tage zur Kulisse einer Erfahrung der besonderen
            Art: Das kulturelle Bade- und Wellnesshappening «Flow»           BADEN Kurplatz
            verbindet die Idee von sozialer Entspannung mit Kunst und        Fr, 12. Oktober, 19 Uhr; Sa/So, 13./14. Oktober, ab 12 Uhr

                                                                                                                                          15
Vorschau                        Okt 18   Aargauer Kulturmagazin

           Der Dichter
           spricht
           KLASSIK Martin Helmchen ist kein Überflieger,
           sondern laut einem Kritiker «der Philosoph am
           Klavier, mit seiner kleinen Liebe zur Pointe»:
           in Baden zu hören beim Piano District.

           Dieser zweite Satz von Beethovens fünftem Klavierkonzert
           sei von einer «sakralen Innigkeit», die ihresgleichen suche,
           sagt der Pianist Martin Helmchen in einem Videointerview
           und strahlt. Wer das hört, ruft sich sogleich den «Philoso­
           phen am Klavier» ins Gedächtnis. Tatsächlich entspricht der
           weit jünger als 36 wirkende Künstler so gar nicht dem Bild
           eines medial hochgejubelten Tastenlöwen. Betritt Martin
           Helmchen das Podium, wirkt der schlanke Mann mit den
           Locken und dem ebenso verträumten wie hellwachen
           Blick eher scheu, vor allem aber gedankentief. Beginnt er
           zu spielen, merkt man: Das ist keiner, der seine Sichtweise
           den Werken aufzwingt, sondern einer, der Bescheidenheit
           im Umgang mit den Kompositionen pflegt. Ein Kritiker fasst
           das so zusammen: «Martin Helmchen begibt sich in das
           Zentrum eines Werks, um von diesem Punkt aus nach Mög­
           lichkeiten der Gestaltung zu suchen.» Nicht verwunderlich,
           dass der Berliner deshalb auch ein gefragter, empfindsam
           reagierender Kammermusikpartner ist.
                                                                              Verträumt und hellwach: Der Pianist Martin Helmchen.
               «Musik», hat Helmchen einmal gesagt, «ist der schöns­
                                                                              Foto: Giorgia Bertazzi
           te und höchste Ausdruck von etwas Unaussprechlichem.»
           Auf die Schnelle kann diesem keiner nahekommen. Doch
           Martin Helmchen hatte genügend Zeit und Freiräume für             velletten von Robert Schumann sowie Werken von Chopin,
           sein künstlerisches Reifen. Obgleich er schon als 19-Jäh­         Liszt, Schönberg, Clara Schumann, Bach und Messiaen.
           riger Sieger beim Concours Clara Haskil war, hat ihn der          Da würde man doch – auf ein Stück von Schumanns «Kin­
           Wettbewerbsgewinn nicht in die Umlaufbahn vermeintlicher          derszenen» anspielend – am liebsten sagen: «Der Dichter
           Junggenies katapultiert. Helmchen entwickelte sich vielmehr       spricht.» Von Elisabeth Feller
           kontinuierlich und ohne reisserische Attitüde zu einem
           der bemerkenswertesten Pianist*innen seiner Generation.           BADEN Druckerei
           Davon spricht auch sein feinsinniges Programm mit den No­         26. Oktober, 19.30 Uhr

           «Wehrt euch!»                                                     Von 1981 bis 1996 trafen sich Frauen aus unterschiedlichen
                                                                             Zusammenhängen zu kulturellen und politischen Anlässen
           LITERATUR «Wehrt euch, bevor ihr frustriert und hässig            an diesem weit über die Region hinaus einmaligen Ort. Sie
           seid», sagte die Nationalrätin Lilian Uchtenhagen (1928–          forderten die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und
                                                    2016), als sie nach      Männern in allen Bereichen und gaben viele feministische
                                                    ihrer Nichtwahl zur      Impulse, die von Teilen der Bevölkerung und den Behör­
                                                    Bundesrätin im Jahr      den skeptisch verfolgt wurden. Neben dem bilderreichen,
                                                    1983 ins Frauenzen­      geschichtlichen Rückblick werden auch fünf ehemalige Ak­
                                                    trum Baden kam.          tivistinnen porträtiert, die an der Buchvernissage von ihrem
                                                    Dieses kämpferische      Engagement erzählen werden. Feministisch-musikalisches
                                                    Zitat prägt den Titel    Liedgut wird von Olga Tucek beigesteuert. cru
                                                    eines neuen Buchs
                                                    vom eFeF-Verlag,
                                                    das die Geschichte       BADEN Historisches Museum
                                                    des Frauenzentrums       Do, 25. Oktober, 18.30 Uhr: Buchvernissage
                                                    Baden dokumentiert.

Anfang der 80er-Jahre sorgte das Frauenzentrum
Baden für Aufregung. zvg
           16
Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                     Vorschau

            Entdeckungsreise in alten
            Gemäuern
            DIES & DAS Worin besteht der Zusammenhang zwischen                                                           Am schweizerischen Schlössertag
            dem goldenen Wasserhahn im Schloss Lenzburg und der                                                          gibt es viel zu entdecken. zvg
            englischen Königsfamilie? Was hat es mit dem Chatze­grind
            im Schloss Habsburg auf sich? Und wie prägte der barocke
            Garten des Schlosses Wildegg die Umgebung? Unter dem
            Motto «Schau hin!» gibt es am 3. Schweizerischen Schlös­
            sertag verschiedenste Gegenstände und ihre jeweiligen
            Geschichten dahinter zu entdecken. phn

            DIVERSE SCHLÖSSER
            So, 7. Oktober, 10 Uhr
            Weitere Informationen: www.dieschweizerschloesser.ch

            Der Fisch im Mond
                                                                            Ehre. Den Anfang macht die schweizerisch-niederländische
                                                                            Ko-Produktion «Shubunkin». Sie erzählt die Geschichte des
                                                                            gleichnamigen farbenfrohen japanischen Goldfisches, der
            BÜHNE Internationalität wird in der 20. Spielzeit des Fabrik­   eines Nachts von einem ausser Kontrolle gera­
            palasts grossgeschrieben – Gastbühnen aus sechs ver­            tenen Mondstrahl aus seinem Teich gezogen
            schiedenen Nationen geben sich im Lauf der Saison die           wird. Wie sich bald herausstellt, handelt
                                                                            es sich bei diesem Strahl um das puber­
                                                                            tierende Mondmädchen Miraluna – ein
                                                                            Zusammentreffen, das nicht ohne Folgen
                                                                            bleibt. Die Schweizer Gubcompany und
                                                                            das niederländische Duo Wiersma & Smeets
                                                                            erschaffen mit «Shubunkin» ein musikalisches
                                                                            Bildertheater mit Höhenflügen und Tiefgang, Witz
                                                                            und Poesie. Ab sechs Jahren. phn

                                                                            AARAU Fabrikpalast
                                                                            Sa, 20. Oktober, 15 Uhr
«Shubunkin» ist ein multimediales Erzähltheater. zvg
                                                                            So, 21. Oktober, 11 Uhr

            Kreislauf des Lebens                                                                              «Eins Zwei Drei Vorbei» ist ein wortwörtlich
                                                                                                              handgemachtes Bühnenstück. Foto Toni Suter
            BÜHNE Das Leben ist geprägt von Veränderungen – wichtige Ereignis­
            se kommen und gehen wie der Wechsel der Jahreszeiten. Spielerisch und
            zugleich tiefsinnig präsentiert sich das wortwörtlich handgemachte Bühnen­
            stück «Eins Zwei Drei Vorbei». Ein Platz, ein Baum und ein Klumpen farbiger
            Knete steht am Anfang der Geschichte – Frau und Mann erblicken das Licht
            der Welt, sie verlieben sich und schon sind sie zu dritt. Doch nichts währt
            ewig, und bald heisst es Abschied nehmen. Figuren und Bühnenbild entste­
            hen im Moment, nehmen Form an und verändern sich stetig. Ein poetisches
            Werk über den Kreislauf des Lebens mit Frauke Jacobi und Sven Mathiasen.
            Ab vier Jahren. phn

            WETTINGEN Gluri Suter Huus
            Sa, 27. Oktober, 16 Uhr; So, 28. Oktober, 11 Uhr

                                                                                                                                           17
Theater Marie               Mundart-Schauspiel
                            von Paul Haller
                            Tab* Theater am
                            Bahnhof Reinach
                            Sa 20.10.2018
                            20.15 Uhr

                                                            MEIN BLAUES HERZ
                                                      Eine musikalische Spurensuche nach Maria Tănase

MAR     ERT
IE      ROB
KIFF
                                      AARAU
05.10                       27.10
GUSGUS ISL                  FLUT AT
05.10                       30.10
ME + MARIE IT/CH            NATTALIE RIZE JAM
06.10                       01.11
DEZTOMMYCBN CH BUKAHARA D
12.10                       02.11
UMSE D                      STEFF LA CHEFFE CH
12.10                       02.11
BUNTSPECHT AT               TOBIAS CARSHEY CH

                                                                            GIFT
                                                                        Theater Kanton Zürich
19.10                       07.11
THE BONY KING               MAX LÄSSER CH
OF NOWHERE BEL              09.11
23.10                       THE GARDENER &
CHARLES                     THE TREE CH
NGUELA CH                   14.11
26.10           CHARLY‘S
DOMINIC DEVILLE COMEDY CLUB
POGO IM KINDERGARTEN
                            16.11                                       Eine Ehegeschichte von Lot Vekemans
26.10
                            LEECH CH                                    Fr 19. Oktober 2018, 20 Uhr
THE PEACOCKS CH                                                           Reformierte Kirche Baden
FAILES TEACHERS (CH)
                                                 www.kurtheater.ch
              TICKETS: WWW.STARTICKET.CH         Vorverkauf 056 200 84 84
            MORE INFOS & SHOWS: WWW.KIFF.CH
Okt 18   Aargauer Kulturmagazin                Vorschau

Theaterclubbing                       Desillusionierte Kultur­               «Nature Poetry»                       Überlebenskampf
«Der Club für Leute, die das          journalisten                           Der Winterthurer Simon Wehrli         «Das Mädchen mit dem Finger­
Theater lieben» wird 80. Für die      «Die Vergangenheit ein verhockter      ist Absolvent der Scuola Teatro       hut» erzählt die Geschichte zweier
Geburtstagsfestivitäten entert        Klumpen, die Zukunft ein diffu­        Dimitri und hat sich rund um den      Kinder, die mitten im reichen
er kurzerhand das Luzerner            ser Nebel, die Gegenwart eine          Globus getanzt. Nun hat er mit        Europa halb verhungert durch die
Theater – und füllt es mit einem      Mühsal»: In Matto Kämpfs neuem         seiner slowenischen Berufskollegin    verschneiten Wälder ziehen und
dichten Programm von Spoken           Roman «Tante Leguan» vegetieren        Jasmina Križaj einen Triangel der     ausserhalb unserer moralischen
Script bis Volksmusik. Ausserdem:     drei desillusionierte Kulturjourna­    Künste geschaffen. Irgendwo zwi­      Grenzen ums Überleben kämpfen.
ein Freudentanz mit Tanzdirektorin    listen in ihrem drögen Redaktions­     schen selbst verfassten Gedichten     Michael Köhlmeier schaut die­
Kathleen McNurney und Operet­         alltag vor sich hin. Bis die chine­    und Musik des Lokalmatadors           sen Kindern unsentimental, aber
tenbouquet von jungen Sängerin­       sische Punkband Tante Leguan in        Daniel Gisler tanzen die beiden in    mit grosser Empathie über die
nen und Sängern. Das Sahnehäub­       ihr Leben tritt. An der Buchtaufe      wundersamer und vermeintlicher        Schulter und macht deutlich, was
chen: Die Sause ist gratis!           wird der Autor von der Musikerin       Einfachheit.                          absolute Fremdheit und «Nichtver­
                                      Sibylle Aeberli unterstützt.                                                 stehen» bedeuten.
LUZERN Luzerner Theater                                                      WINTERTHUR Theater am Gleis
So, 7. Oktober, 19 Uhr                BERN Tojo Theater Reitschule           17./18. Oktober, 20.15 Uhr            SCHAAN TaK
                                      Mi/Do, 24./25. Oktober, 20 Uhr         21. Oktober, 19 Uhr                   24./25. Oktober, 20 Uhr
                                                                                                                   www.tak.li

«Madame Bovary»                       Füssli in Szene gesetzt                Outsiderkunst                         Humor im Kunsthaus
Landarzt Charles Bovary heiratet      Der Schweizer Maler Johann Hein­       Seit 30 Jahren sammelt und            Kunst ist ernst und wichtig, klar.
die junge Emma, die Liebe seines      rich Füssli, der 1763 nach England     zeigt das Museum im Lagerhaus         Aber hat sie auch Humor? Das
Lebens. Doch sie liebt die Visionen   zog, hat sich von Shakespeare          in St. Gallen Outsiderkunst und       Kunsthaus Zug beschliesst, die
und Rollenspiele ihrer Leidenschaft   und Milton inspirieren lassen. Die     Art brut. Das Museum ist zum          Schranke zwischen ernster Kunst
mehr als das reale Leben. Emma        Ausstellung «Drama und Theater»        Brennpunkt der früher «naiv»          und Unterhaltung aufzuweichen.
Bovary verkörpert eine starke         legt den Fokus auf die literarischen   genannten Kunst geworden. Die         Denn die beiden passen eigentlich
feministische Gestalt, gibt aber      Bezüge und die dramatischen Ges­       Jubiläumsausstellung «Backstage»      ganz gut zusammen. Die Ausstel­
auch ein Spiegelbild des moder­       ten seiner Kunst. Bild: Ausschnitt     stellt Klassiker und Neuentdeckun­    lung «Komödie des Daseins»
nen, vom sinnlosen Konsumrausch       aus Füssli, «Die wahnsinnige Kate»     gen aus und erlaubt Blicke hinter     versammelt 180 Künstler*innen
geprägten Menschen. Schauspiel        ©Freies Deutsches Hochstift/           die Kulissen. Im Bild eine Skulptur   aus der Schweiz und der ganzen
mit Mona Petri, Christof Oswald,      Frankfurter Goethe-Museum.             von Hans Schärer.                     Welt: Von Cranach dem Älteren
Rachel Matter, Antonio da Silva                                                                                    über Picasso, Prince und Pipilotti
und Bernhard Schneider.               BASEL Kunstmuseum                                  ST. GALLEN Museum         Rist bis zu Ai Weiwei.
                                      Ab 19. Oktober                                      im Lagerhaus
OLTEN Theaterstudio                                                                         Bis 13. Januar         ZUG Kunsthaus
Fr/Sa, 26./27. Oktober, 20.15 Uhr                                                                                  Bis 6. Januar

                                                                                                                                      19
figurentheater-wettingen.ch

                                                                                                               FESTLICHE MUSIK
                                                                                                          FÜR BLECHBLÄSER UND ORGEL
                                                      wettingen

                Oktober 2018                            November 2018

                Mo 08. Okt bis Do 11. Okt, 18 h         Sa 10. Nov, 16 h | So 11. Nov, 11 h
                Ferienangebot                           Figurentheater Lupine
                Heissi Ohre                             Zugvögel

                Fr 19. Okt, 20.30 h                     Sa 24. Nov, 16 h | So 25. Nov, 11 h
                Figurentheater Vagabu                   Lutz Großmann
                Pinocchio im Exil                       Geschichten gegen die
                                                        Angst
                Sa 27. Okt, 16 h | So 28. Okt, 11 h
                Frauke Jacobi & Sven Mathiasen          Fr 30. Nov, 20.30 h
                Eins Zwei Drei Vorbei                   Theater Fleisch + Pappe                            Aarauer Turmbläser: Peter Roschi und Thomas Bosshard, Trompeten;
                                                        Unter Artgenossen                                Max Sidler und Arwed Peemöller, Posaunen; Johannes Fankhauser, Orgel;
                                                                                                                             Gast: Claude Rippas, Trompete

                                                                                                          Sonntag, 11. November 2018 – 17 Uhr, ref. Kirche St. Arbogast Winterthur
                Vorverkauf:                                                                                    Samstag, 24. November 2018 – 20 Uhr, ref. Stadtkirche Aarau
                info baden 056 200 84 84
                www.ticket.baden.ch                                                                             Samstag, 8. Dezember 2018 – 20 Uhr, kath. Kirche Herznach
                                                                                                                 Sonntag, 9. Dezember 2018 – 17 Uhr, ref. Kirche Auenstein

                                                                                                               Eintritt: Erwachsene CHF 25.–, Jugendliche bis 16 Jahre gratis
                                                                                                                           Vorverkauf: aarau info oder ticketino.ch

                                                                                                         TaB*
inserat_aaku.indd 1                                                                     08.09.18 14:23

         inmusic

                                                                                                         10/18
         Pianolounge Aarau
         Konzerte Saison 2018/19
         Recital 1                          Tomas Dratva, Klavier
         Freitag, 19. Oktober 2018          POESIA & BRAVURA
         19.30 Uhr                          Werke von Franz Liszt, Josef Suk, A. Honeg-
                                            ger, B. Smetana, Lili Boulanger, Ch. Sinding,
                                            Kit Powell (UA) und Esther Flückiger (UA)
         Recital 2                          Paulina Maslanka (Klavier) und Barnabas
         Freitag, 14. Dezember              Völgyesi (Klarinette)
         2018                               Werke von Max Reger, Francis Poulenc,
         19.30 Uhr                          Jean Français und Jörg Widmann
         Recital 3                          Marija Bokor, Klavier                                        Do. 18. Oktober — 20:15 Uhr — Salongespräche mit Film
         Samstag, 9. März 2019              Werke von Bach/Brahms, Manuel De Falla,
         19.30 Uhr                          Györgi Ligeti und Maurice Ravel
                                                                                                         Apfel & Vulkan — Auf der Suche
                                                                                                         nach dem was bleibt
         Recital 4                          Joseph Maurice Weder, Klavier
         Freitag, 17. Mai 2019              Sonaten von L. v. Beethoven und Johannes
                                                                                                         Sa. 20. Oktober 2018 — 20:15 Uhr — Theater
         19.30 Uhr                          Brahms
                                                                                                         Marie & Robert
         Sofatalk nach den Konzerten
         Eintritt Fr. 25/10, Ticketreservation über info@inmusic.ch
                                                                                                         ein Schauspiel in drei Akten
                                                                                                         Do. 25. Oktober 2018 — 20:15 Uhr — Kultfilme
                                                                                                         Ghost Dog
         Schönenwerderstrasse 42, 5000 Aarau,
         Bushaltestelle Roggenhausen, inmusic.ch                                                         Theater am Bahnhof | Tunaustr. 5 | 5734 Reinach AG | tab.ch
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