Stefanie Brehm - SI-Club Fürth

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Stefanie Brehm - SI-Club Fürth
Stefanie Brehm   SI Kunstpreis 2021
Stefanie Brehm - SI-Club Fürth
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Von Farben und Formen                                          nur ausschnitthaft, mit jedem Schritt aus wechselnder
                                                               Perspektive erlebbar. Bildhauerei und Malerei gehen in
                                                               diesen Arbeiten einen spannenden Dialog ein, so ste-
                                                               hen doch Form und Volumen der Säulen, als Inbegriff
                                                               von Standhaftigkeit und Dauerhaftigkeit, im Kontrast
                                                               zu dem spontan und skizzenhaft wirkenden Farbauftrag
                                                               der Künstlerin.
                                                               Mit dem Material Polyurethan findet Stefanie Brehm
                                                               schließlich einen Weg, die Spontanität ihrer Malerei in
                                                               das Trägermedium Kunststoff zu implementieren und
                                                               dieses dabei mit der Farbe sogar zu einer Einheit zu
                                                               verschmelzen. Aus eingefärbtem flüssigem Kunststoff
                                                               giesst und spritzt die Künstlerin organische Formen,
Stefanie Brehm bedient sich vornehmlich der Materi-            die ausgehärtet ohne weiteren Bildträger direkt an die
alien Keramik und Kunststoff, um ungegenständliche             Wand angebracht werden können und damit der Male-
Farbobjekte entstehen zu lassen, die die klassischen           rei ihren angestammten Platz zurück geben.
Grenzen der Malerei überwinden und doch stets um               Wie auch ihre Säulen widersetzen sich die Polyure-
ihren Kern kreisen: Farbe und Form.                            than-Arbeiten deutlich dem klassischen Bildformat.
Sie bringt bereits eine Ausbildung als Keramikerin mit,        Statt aber die Wand zu verlassen, rücken diese Werke
als sie 2006 ihr Studium der Freien Kunst an der Aka-          ganz im Gegenteil näher an sie heran. Ohne die Be-
demie der Bildenden Künste in München, in der Klasse           grenztheit eines Bildträgers treten die ein- und mehr-
von Prof. Norbert Prangenberg beginnt. Sie entbindet           farbigen Kunststoff-Arbeiten in direkte Beziehung mit
dort die Keramik von ihrem Gebrauchswert und ent-              der Fläche und scheinen diese zur Leinwand zu erhe-
wickelt ihre frei im Raum stehenden farbigen Säulen.           ben. Vielfältigste Kompositionen sind auf diese Weise
Die Farbe wird mal dichter, mal zarter, mal flächig, mal       denkbar. Einzelne Arbeiten können bündig mit dem
in spontanem Duktus mittels einer Sprühpistole auf             Seitenrand oder einer Wandecke platziert werden. An-
die auf der Drehscheibe entstandenen Keramikobjekte            dere dehnen sich hingegen frei auf der Fläche aus. Es
aufgetragen. Ihre Malerei wird den verschieden großen          gibt geschlossene sowie expressive Formen, welche
Säulen eingebrannt und damit in die dritte Dimension           Aussparungen aufweisen, die sich zur dahinterliegen-
überführt. Auf diese Weise ist sie für die Betrachterin        den Wandfläche öffnen und sie integrieren. In ande-
und den Betrachter umrundbar, nie in Gänze, immer              ren Kunststoff-Arbeiten bleibt der kraftvolle, gestische

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Farbauftrag der Künstlerin für die Betrachterin und             Diese Arbeit erfordert ein Gefühl für die Eigenschaften
den Betrachter spürbar. Hier wird die spontane Bewe-            der eingesetzten Stoffe und ihre Reaktionen. Man muss
gung der Malerei im Aushärtungsprozess des Kunst-               sich vorstellen können, was am Ende des Prozesses
stoffes festgehalten. Die Arbeiten scheinen direkt auf          herauskommt. Dies trifft ebenso auf die Auseinander-
die Wand gemalt. Hierdurch, sowie durch den Einsatz             setzung mit Kunststoff zu. Im laufenden Aushärtungs-
leuchtender Farben, werden immer wieder auch Erin-              prozess sind schnelle Entscheidungen zur Farb- und
nerungen an Graffitis wach. Im Gegensatz zur Keramik            Formfindung und somit eine erfahrene Hand, bezie-
erlaubt der Kunststoff zudem den Einsatz neuer Farb-            hungsweise ein erfahrenes Auge, essenziell.
welten, wie die Nutzung metallischer Farben oder von            Jedes Material eröffnet im Hinblick auf die Malerei ei-
Neontönen.                                                      nen neuen Möglichkeitsraum. In den jüngst entstande-
Stefanie Brehms Polyurethan-Arbeiten entwickeln aber            nen Glasarbeiten der Künstlerin bleibt sie der Arbeit mit
nicht nur an der Wand, sondern auch vor dem Fens-               flächigen sowie im spontanen Duktus aufgetragenen
ter einen besonderen Reiz. Die Farben gewinnen hier             Farbbereichen treu. Man scheint aber eine verstärkte
an zusätzlicher Leuchtkraft, das Wechselspiel opaker,           Auseinandersetzung mit dem Thema der Überlagerung
transluzenter bis transparenter Bereiche ist vor der glä-       von Flächen durch die Ausarbeitung von Vorder- und
sernen Fläche verstärkt auszumachen. Strukturen hin-            Rückansicht auszumachen.
ter dem Fenster gehen einen zusätzlichen Dialog mit             Glanz und Leuchtkraft des Glases sind Eigenschaften,
den Werken der Künstlerin ein und wechselnde Licht-             die Stefanie Brehm bereits in der Arbeit mit Keramik so-
verhältnisse lassen die Intensität der Farben variieren.        wie mit Kunststoff fasziniert, so ist doch auch die Glasur
Zudem gewährt die Platzierung am Fenster zwei Seiten            nichts anderes als Glas, welches fein aufgeschlemmt
der Betrachtung – die Malerei erhält eine Vorder- und           auf die Keramik aufgetragen und eingeschmolzen wird.
Rückansicht.                                                    Vor dem Fenster platziert, kann das Material in den ak-
Es scheint nur konsequent, dass Stefanie Brehm sich in          tuellen Werken der Künstlerin nun seine Eigenschaft
ihrem jüngsten Werkkomplex direkt dem Material Glas             der Lichtdurchlässigkeit frei ausspielen. Man darf ge-
zuwendet. Die Künstlerin nutzt transparentes Flachglas          spannt sein, was dahinter sichtbar wird.
und teils Antikglas, auf das die Farbe aufgetragen aber
auch geätzt wird. Wie bereits in der Produktion ihrer           Anna-Cathérine Koch
Säulen, wird die Malerei im nächsten Schritt in gro-
ßen Öfen eingebrannt. Ein nicht weniger komplexer
wie auch geheimnisvoller Vorgang, bei dem immer ein
Fünkchen Zufall hineinspielt.

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column black opal, 2018 · Keramik · 180 x 59 cm   6   7
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Ausstellungsansicht, 2021 · Schloss Ratibor Roth   10   11
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window green blue yellow, 2021 · Polyurethan · 150 x 85 cm   12   13
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gold, 2021 · Polyurethan · 160 x 23 cm   16   17
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glass 1, 2020 · Raumansicht · Flachglas · 60 x 70,5 cm   20   21
22   glass green yellow, 2020 · Raumansicht · Antikglas · 42 x 30 cm   23
24   glass 2, 2020 · Flachglas · 50 x 74,5 cm   25
Biografie Stefanie Brehm                                 Förderungen / Stipendien                                    Ausstellungen (Auswahl)
                                                         2022                                                        2021
Stefanie Brehm wurde 1980 in Bamberg geboren,            ARTIST-IN-RESIDENCE-STIPENDIUM European Ceramic             Soroptimist International Kunstpreis 2021, Kulturort
wo sie 1999 Abitur machte. Von 2000 – 2002               Workcentre (EKWC) Oisterwijk, Niederlande                   Badstraße 8, Fürth
studierte sie zunächst Diplom-Soziologie an der          2020                                                        VOLKER-HINNIGER-PREIS. STEFANIE BREHM.
Universität Heidelberg und machte anschlie-              FÖRDERUNG ZUR REALISIERUNG DER CHANCENGLEICH-               Stadtgalerie Villa Dessauer, Bamberg
ßend von 2002 – 2005 eine Ausbildung zur                 HEIT VON FRAUEN IN FORSCHUNG UND LEHRE                      NIVARD II, Kunst am Rindhof, Maria Bildhausen,
Keramikerin an der Berufsfachschule für Keramik          Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst    Münnerstadt
in Landshut. Danach begann sie 2006 an der               PROJEKTSTIPENDIUM, Erwin-und-Gisela-von-Steiner-            2020
Akademie der Bildenden Künste in München ein             Stiftung München                                            DEBÜTANTINNEN, Glasbau im Künstlerhaus, Nürnberg
Studium der Freien Kunst in der Klasse von Prof.         DEBÜTANTEN-KATALOGFÖRDERUNG 2020                            2019
Norbert Prangenberg und Prof. Markus Karstieß.           Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst;   50 YEARS EKWC - PRANGENBERG, KARSTIESS, BREHM
                                                         LfA Förderbank                                              De Pont Museum Tilburg, Niederlande
Zeitgleich absolvierte die Künstlerin an der AdBK
                                                         ARTIST-IN-RESIDENCE-STIPENDIUM, Künstlergut Prösitz,        DEM HIMMEL NAHE, Kloster Maria Bildhausen,
München ein Studium der Kunstpädagogik, das
                                                         Sachsen                                                     ­Münnerstadt
sie 2014 mit dem 1. Staatsexamen erfolgreich
                                                         2018                                                         FEEL COLOR, Galerie Judith Andreae, Bonn
beendete. 2016 folgte der Abschluss des freien           PROJEKTSTIPENDIUM, Erwin-und-Gisela-von-Steiner-             2018
Kunststudiums mit dem Diplom. Seither lebt               Stiftung München                                             TESTCASE, European Ceramic Workcentre (EKWC)
und arbeitet Stefanie Brehm als freischaffende           ARTIST-IN-RESIDENCE-STIPENDIUM European Ceramic              Oisterwijk, NL
Bildende Künstlerin in der Nähe von Bamberg.             Workcentre (EKWC) Oisterwijk, Niederlande                    SPACE IS THE PLACE, Kreativquartier München
                                                         2010                                                         2016
                                                         AUSLANDSSTIPENDIUM, Studium an der ESBA Marseille,           PAINTING FORWARD, Galerie Judith Andreae, Bonn
                                                         Frankreich                                                   STEFANIE BREHM UND JAIME GAJARDO, Halle 6 München
                                                         Deutsch-Französisches Jugendwerk                             2016
                                                                                                                      DEBÜTANTENAUSSTELLUNG 2016, AdBK München
                                                         Preise / Auszeichnungen                                      TALENTE 2016, Internationale Handwerksmesse München
                                                         2021                                                         DIPLOMAUSSTELLUNG, AdBK München
                                                         SI-KUNSTPREIS für Künstlerinnen der Europäischen             2015
                                                         ­Metropolregion Nürnberg, Soroptimist International          OBERBAYRISCHER FÖRDERPREIS FÜR ANGEWANDTE
                                                          ARTIMA FÖRDERPREIS, Mannheimer Versicherung                 KUNST
                                                          2020                                                        Galerie Bezirk Oberbayern München
                                                          VOLKER-HINNIGER-PREIS 2020, Stadt Bamberg                   AICHACHER KUNSTPREIS 2015, SanDepot Halle,
                                                          2016                                                        ­Kunstverein Aichach
                                                          SENATOR-BERNHARD-BORST-PREIS (Diplompreis)                   KLASSE KARSTIESS AND FRIENDS, Weltkunstzimmer
                                                          Stiftung Kunstakademie München                               Düsseldorf
                                                          2015
                                                          OBB. FÖRDERPREIS FÜR ANGEWANDTE KUNST (1. Preis)
                                                          Galerie Bezirk Oberbayern, München
                                                          KUNSTKALENDER (Kalenderblatt August), LfA Förderbank
                                                          Bayern
                                                          2014
                                                          BILD DES ABENDS (1. Preis), Target & Partners München

                                                         Kunstmessen
                                                         2022
                                                         Art Karlsruhe
                                                         2021
                                                         Highlights Munich, Münchner Residenz
                                                         2017
                                                         POSITIONS Berlin Art Fair 2017
                                                         Far Off 2017, Köln
                                                         2016
                                                         Art.Fair, Koelnmesse, Köln

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