THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT - 2020 Making the World a Healthier Place
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Dr. Karl Ulrich Volz 1991 Gründung einer reinen Privatpraxis als jüngster Zahnarzt in Deutschland 1991 Dissertation über die „Amalgaminvasion in den Zahn“ 1992 erste Vollkeramik-Inlays 1996 Zertifizierung zum Zahnarzt für Naturheilkunde 1998 Zertifizierung zum Zahnarzt für Implantologie 1998 erste Vollkeramikkronen aus Zirkoniumdioxid 1999 Gründung Bodensee Zahnklinik AG und Bodensee Dentaltechnik AG 2000 Gründung Medical Masters AG 2000 Entwicklung erster Keramikimplantate aus Zirkoniumdioxid 2001 Gründung Tagesklinik Konstanz 2003 Gründung Z-Systems GmbH 2004 erste CE-Zertifizierung für ein Keramikimplantat 2004 – 2012 Entwicklung des ersten zweiteilig reversibel verschraubten Keramikimplantates SDS2.0 2006 Insertion erster Implantate mit Ultraschall unter Polylactid-Verschweissung 2007 Gründung SDS Swiss Dental Solutions AG 2008 Entwicklung Sonic Weld Membranschweißen für die GBR-Technik 2012 – 2014 Entwicklung des Hybridimplantates SDS1.1 2014 Präsident der International Society of Metal-Free Implantology ISMI e.V. 2014 Entwicklung des SCC Short Cut Concept nach Dr. Volz 2015 Formulierung des Dr. Volz Biological Dentistry Konzeptes 2016 Gründung der SWISS BIOHEALTH CLINIC und Entwicklung des ALL IN ONE Konzeptes 2017 Gründung des SWISS BIOHEALTH EDUCATION CENTERS 2018 Gründung SWISS BIOHEALTH VITAL und SDS Swiss Dental Solutions USA, Inc. 2019 Gründung der SWISS BIOHEALTH ACADEMY und von SWISS BIOHEALTH STORE & CAFÈ 2020 Gründung der SDS ACADEMY
Inhaltsverzeichnis Die Veränderungen in unserer Umwelt 4 Single Shots 41 Chronische Erkrankungen 4 BTP Infusion 42 Mobilfunk und elektromagnetische Felder 6 DAILY USE 42 Darmsanierung und Aminosäuren 43 Dentale Belastungen 7 Entgiftung 44 und chronische Erkrankungen Weitere Maßnahmen 45 Herzratenvariabilität 7 Referenzen 47 Sympathikus - Parasympathikus 8 Stress 8 Die Bedeutung von Vitamin D 51 Die Bedeutung der chronischen Entzündung 9 Referenzen 56 Referenzen 10 Sanierung 61 Mechanismen oraler Störungen 14 Reihenfolge der Sanierung 61 Silent Inflammation 14 Metallsanierung / Amalgamentfernung 62 Autoimmunerkrankung 14 Entgiftungsprotokoll 62 Retrograder axonaler Transport 14 Amalgamentfernung 63 Allergien und Unverträglichkeiten 14 Entfernung von Metall - Inlays 63 Wurzelkanalbehandlungen 15 Explantation von Titanimplantaten 63 Meridiansystem und Organbezug 17 FDOK 64 Was sind Störfelder 17 Weisheitszähne 64 Störfelddiagnostik 17 Leerkieferabschnitte 68 Meridiansystem zur Eigenanalyse 18 Ankylotische Endozähne 68 Wurzelbehandlungen - Extraktion 69 Klinische Diagnostik 20 Wurzelinfraktur 69 Test - Injektion mit Procain 1% 20 Densotomie 70 OroTox® - Test 20 Entfernung einer Zyste / Fremdkörpers 70 Referenzen 21 Ozonbehandlung 71 PRGF, A-PRF und I-PRF 71 Unterschiedliche Werkstoffe mit 24 Keramikimplantate 72 unterschiedlichen Wirkungen auf den Körper Sofortimplantation nach dem SCC 76 Amalgam 24 Spätimplantation 78 Dentale Metalllegierungen 25 Knochenaufbaumaßnahmen 79 Titanimplantate oder - Schrauben 26 Systemische Bedingungen 82 Referenzen 28 Lokale Bedingungen 82 Definitive Versorgung 84 Biologische Zahnheilkunde 32 Zahnreinigung 86 Biologische Zahnheilkunde versus / 33 Referenzen 87 naturheilkundliche Zahnmedizin Das SWISS BIOHEALTH CONCEPT 34 Das ALL IN ONE CONCEPT 34 MY BIOHEALTH WEEK 36 Vitamin D3 38 Vitamin K2/mk7 38 Das BASIC IMMUNE Protokoll 39 Vitamin C 41
Die Veränderungen in unserer Umwelt Schauen wir uns die globalen Veränderungen in unserer Bürger die Diagnose ALS(9). Nördliche Länder sind stär- Umwelt bewusst an, so werden wir einige parallel ver- ker betroffen, was auf den Zusammenhang mit einem laufende Trends erkennen: einerseits eine exponentielle Vitamin D3 - Mangel hinweisen könnte. ALS-Todesfälle Zunahme des Verlustes intakter Ökosysteme und der in steigen um 60% pro Jahrzehnt an. Die Lebenserwartung ihnen lebenden Arten, andererseits eine exponentiell beträgt bei der Mehrheit der betroffenen Patienten zwei verlaufende Zunahme chronischer Erkrankungen in Ver- bis fünf Jahre(10). bindung mit einer ebenso exponentiell zunehmenden Belastung unseres Immunsystem. Als Reaktion hierauf Vergleicht man die Kurve der Zunahme der Todesrate wächst aber auch die Zahl biologischer Ernährungs- und von ALS(Abb. 2) mit der Zunahme der Wurzelbehand- Verhaltenskonzepte exponentiell. lungen, so erkennt man eine erschreckende Parallelität: in den USA wurden im Jahre 1975 rund eine Million Chronische Erkrankungen Wurzelbehandlungen durchgeführt. Es wird geschätzt, dass die jährliche Anzahl an Wurzelkanalbehandlungen Chronische Erkrankungen wie Krebs, Borreliose (Lyme- in Amerika im Jahr 2006 circa 22.3 Millionen betrug und Disease), Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Morbus mehr als 41.000 Wurzelkanalbehandlungen pro Tag Alzheimer, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose (MS), durchgeführt werden(12,13). In Deutschland wurden im Morbus Crohn, Diabetes mellitus, Asthma bronchiale Jahr 2017 rund 7 Mio. Zähne kassenzahnärztlich endo- und chronische Erschöpfungssyndrome nehmen explo- dontisch versorgt(14). sionsartig zu und lassen bei Extrapolation der Kurven erkennen, dass in wenigen Jahren alle Menschen der Zu den weit verbreiteten chronischen Erkrankungen westlichen Länder von zumindest einer dieser Er- gehören auch die Autoimmunerkrankungen. Derzeit krankungen betroffen sein werden(1). Auch bei Kindern leiden geschätzte 23,5 Millionen Amerikanerinnen und steigen die Zahlen. So leidet z. B. im Alter von acht Jah- Amerikaner an diesen Erkrankungen. In Deutschland ren eines von 59 Kindern an Autismus(2). sind etwa 5% der Bevölkerung betroffen. Autoimmun- erkrankungen beeinträchtigen nahezu jedes System des Multiple Sklerose Körpers. Sie können Nervensystem und Psyche betreffen (Autismus, Depressionen), die Gelenke, MS hat z.B. allein in Deutschland von 2004 bis 2009 von Muskeln, Haut, Hormondrüsen, Herz und weitere Organe. rund 100.000 Erkrankungen pro Jahr auf rund 150.000 Als ursächlich werden zunehmende Belastungen mit Erkrankungen pro Jahr zugenommen. In Deutschland Keimen, Umweltgifte, Allergene, Stress und mangelhafte beträgt die jährliche Inzidenz (Zahl der Neuerkrankun- Ernährung angesehen.(15) gen) 8 Fälle pro 100.000 Einwohner. Frauen sind drei- mal häufiger betroffen als Männer(4). In den USA ist diese Erfreulicherweise zwingt diese explosionsartige Erkrankung mit der Einführung des Kupfer-Amalgams Zunahme der chronischen Erkrankungen die Bevölke- im Jahre 1976 von einem Jahr zum anderen von rund rung dazu, umzudenken und eine gesündere und „bio- 8.000 auf 123.000 Neuerkrankungen pro Jahr explo- logische“ Lebensweise anzustreben: Bioprodukte in diert(5). Im weiteren Verlauf stieg die Inzidenz pro gewöhnlichen Lebensmittelmärkten sind prozentual die 100.000 US-Bürger von 34,8 im Jahr 2001 auf 46,3 im bestverkauften Produkte, reine Bio-Märkte wie Jahr 2014 an(6). In Norwegen stieg die Inzidenz von MS „Alnatura“ in Deutschland und in der Schweiz oder von 1,9 auf 8,0 pro 100.000 Einwohner, die Prävalenz „Whole Foods“ in den USA sprießen wie Pilze aus dem (Anzahl der Erkrankten) hat sich verzehnfacht. Als ein Boden. In immer mehr Restaurants finden sich gluten- Risikofaktor wird Vitamin-D-Mangel betrachtet(7). ALS freie oder als gesund und wenig belastend ausgewie- war vor 20 Jahren praktisch unbekannt. Heute beträgt sene Speisen auf der Karte. Reduktion der Schadstoffe die Inzidenz weltweit bereits bis zu 2,6 Personen, die in Textilien, Schonung der Ressourcen, Erfolge wie die Prävalenz circa sechs betroffene Personen pro 100.000 der Elektrofahrzeuge der Firma Tesla und viele andere Einwohner(8). Jährlich erhalten in den USA circa 6.000 Beispiele sprechen eine deutliche Sprache. Selbst von 4
Abbildung 1: Anstieg der Inzidenz einiger Abbildung 2: ALS Todesrate pro Jahr(11) immunologisch bedingter Erkrankungen (1) einem offensichtlich gesundheitsschädigenden Produkt, erschreckend, wenn man bedenkt, dass allein in Europa der Zigarette, gibt es mittlerweile von jeder Marke eine rund 65 Millionen Bürger allergisch auf Nickel reagie- „Biovariante“ in der beigen Schachtel. ren(20). Nickel verursacht die größte Anzahl an Kontakt- allergien. Durch die REACH-Verordnung im Jahre 2007 Interessant ist dabei die Beobachtung, dass sich heute wurde versucht, die europäische Bevölkerung vor zu das Profil des „Bio-Konsumenten“ vom „esoterisch ange- hohen Nickelexpostitionen zu schützen. Dennoch haben hauchten Öko“ bis hin zur gesellschaftlichen Elite noch immer 8-18% der Bürger allergische Reaktionen erstreckt. Möglicherweise findet derzeit wieder eine auf Nickel. Frauen sind häufiger betroffen als Männer(21). evolutionäre Auslese gemäß den darwinschen Prinzipien statt? Dieses Umdenken ist auch dringend nötig, da es Die erschreckende Zunahme chronischer Erkrankungen leider Faktoren in unserer Umwelt gibt, welche unsere basiert auf einer gemeinsamen Ursache: die enorme Gesundheit immer intensiver bedrohen. Hierzu gehört Zunahme an Stress, was zu einem Abschalten des die zunehmende elektromagnetische Strahlung in Form Immunsystems führt (Sympathikus - Parasympathikus von hochfrequenten Gigahertz-Frequenzen des Mobil- (22–24) . funks, des W-LAN und der DECT-Technologie. Aber auch die radioaktive Belastung nimmt stetig zu und wird Neben emotionalem Stress, getriggert durch negative durch Unfälle wie Fukushima zusätzlich exponentiell Emotionen in Beziehungen und in der Arbeitswelt sowie erhöht. Auch die Beimischung von Titanoxid (= E171) in durch die immer hektischer werdenden Lebensweise mit Arzneimittel, Kosmetika, Sonnenschutzmittel, orale Kon- zunehmender Technisierung und dem Anspruch dau- trazeptiva, Zahncreme, Kaugummi und selbst in der ernder Erreichbarkeit, ist der zweite große Faktor die Nahrung wie in Joghurt, Mozzarella, Instantsuppen und exponentielle Zunahme künstlicher elektromagnetischer Süßigkeiten führen in der Bevölkerung zu einer zuneh- Felder (EMF). Eine Studie, durchgeführt in Schweizer menden Unverträglichkeit auf Titan, dessen Verwen- Arztpraxen zeigt, dass ein Großteil der chronischen dung in der Implantologie und Traumatologie weit ver- Erkrankungen bis zur Einführung des flächendeckenden breitet ist(16,17). Titan enthält selbst in der reinsten Form Mobilfunks rückläufig war, seitdem jedoch immer stärker „Titan Grade 1“ immer noch bis zu 0,20 % Eisen(18). Darü- ansteigt. ber hinaus ist in Spuren Nickel enthalten(19). Dies ist 5
Mobilfunk und elektromagnetische Felder Auch Schwermetalle aus Amalgamfüllungen und ande- ren Dentallegierungen sowie Allergene aus Kunststoffen Stark betroffen von Mobilfunk und elektromagnetischen und Legierungsbestandteilen können pathogen wirken. Feldern sind Kinder(26–32). Von Erkrankungen wie Tumore Hinzu kommt die Antennenwirkung von Metallversor- des Gehirns und anderer Organe, Beeinträchtigung der gungen, die die negativen Auswirkungen elektromagne- Spermienqualität und oxidativem Stress wurde im tischer Felder verstärken kann, und dies in unmittelbarer Zusammenhang mit elektromagnetischer Strahlung Nähe des ZNS(53)! Auch der Kardiologe Dr. Thomas E. berichtet(33–44). Auch die WHO stuft hochfrequente Levy weist auf die Gefahren dentaler Herde mit Auswir- elektromagnetische Felder als potenziell krebser- kung auf den gesamten Organismus hin. Er sieht die zeugend für den Menschen ein(45). Die Gefahren des 5G Ursache aller Erkrankungen in einem erhöhten intrazel- Mobilfunknetzes, das ab 2020 trotz der Kritik vieler lulären oxidativen Stress. Prominente Verursacher von Wissenschaftler eingeführt werden soll, sind nicht chronischen Erkrankungen sind für ihn Infektionen abschätzbar. Das Bundesamt für Strahlenschutz „geht (dabei hat die Mundhöhle einen Anteil von mehr als 95%, nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand weitere Infektionsorte sind die Nebenhöhlen, Nasopha- nicht von negativen gesundheitlichen Auswirkungen rynx, der obere Respirationstrakt, aber auch Bronchitis, aus, sieht aber auch noch offene Fragen“ (46). Es bezieht Appendix, Ulcera etc.), chronisch pathogene Keim- sich auf nur wenige Untersuchungsergebnisse und sieht besiedlungen (beispielsweise der Nebenhöhlen oder noch weiteren Forschungsbedarf. Auf seiner Website des Pharynx), Toxinbelastungen (z. B. Schwermetalle weist es auf mögliche Effekte hochfrequenter elektro- und Pestizide), ein toxischer Eisenspiegel, mangelhafte magnetischer Felder im Milli- oder Zentimeterwellen- Ernährung oder Verdauung und hormonelle Imbalancen. bereich auf Haut und Augen hin, also nahe der Körper- Keime aus der Mundhöhle belasten den gesamten Orga- oberfläche. Auf innere Organe sind anscheinend keine nismus. Es liegen viele Studien vor, die die pathogene negativen Auswirkungen zu erwarten(46).Viele Studien Wirkung des parodontalen Markerkeims Porphyromo- belegen jedoch die schädigende Wirkung von 5G (47–52), nas gingivals bei gastrointestinalen Karzinomen, Mund- das im Vergleich zu 4G 1000x stärker ist. höhlen- oder auch Pankreaskarzinomen aufweisen(54–56). Auch steht dieser und andere orale pathogene Keime im Der dritte Faktor sind Belastungen im Bereich der Mund- Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen, Burgstrasse 3 - CH-8280 Kreuzlingen - 071 688 94 70 - info@strahlungsfrei.ch - www.strahlungsfrei.ch höhle. Diese sind bei chronisch kranken Patienten meist auch werden sie im Brustgewebe von Frauen mit Mit dem flächendeckenden der größte Stressfaktor. Zähne können als Bioreaktor Ausbau für bösartigen der Mobilfunknetze, Erkrankungen und im Gehirn hat die von Alzheimer Diagnosenanzahl bestimmter Krankheiten sprunghaft zugenommen. Bakterien, Viren, Pilze und als Quelle von Toxinen und Patienten gefunden(57–63). Entzündungsmediatoren fungieren. Veränderung der Diagnosenanzahl in schweizer Arztpraxen 1993-2002 50 Psychische Krankheiten Zum Vergleich: Änderung der Anzahl Ärzte mit Praxistätigkeit gegenüber 1993. Nerven & Sinnesorgane 40 Stoffwechsel Veränderung seit 1993 in Prozent Unfälle und Gewalt 30 Hautkrankheiten Beginn des Herz-Kreislauf flächendeckenden Mobilfunks 20 Übrige Diagnosen Gesamt 10 0 -10 -20 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quellen: Information Medical Statistics AG (IMS) Cham, FMH-Statistik Mai 2003, Santésuisse, IHA-IMS Health, Interpharma Abbildung 3: Diagnose in Schweizer Arztpraxen(25) 6
Zusammenhänge zwischen dentalen Belastungen und chronischen Erkrankungen Aus den dargestellten Überlegungen ergibt sich, dass diesen veränderten Lebensumständen mit neuen Kon- zepten in der Zahnheilkunde und Medizin Rechnung getragen werden muss. Hierzu gehört es, den umwelt- bedingten Störgrößen durch Entfernung der Dental- metalle weniger Angriffsfläche zu bieten und durch Sanierung und Ausheilung chronischer Entzündungen im Kausystem die körpereigene Regulationsfähigkeit enorm zu entlasten. Werden diese Prinzipien konse- quent durchgeführt, so wird - nach den Erfahrungen des Autors – nahezu jeder Patient eine gesundheitliche Ver- besserung erleben. Sehr häufig tritt diese bereits schon auf dem Behandlungsstuhl am Ende einer Sitzung auf (siehe Testimonials auf www.swiss-biohealth.com). Wenn das letzte Metall entfernt wurde, beschreiben die Patienten sehr oft, das Gefühl zu haben, dass ihnen ein Abbildung 4: Die Messung der Herzratenva- „Helm abgenommen“ oder eine „dicke Glasscheibe vor riabilität (HRV) mit dem Vitalmonitor vor dem Gesicht entfernt“ wurde. Patienten, welchen chro- und nach dem chirurgischen Eingriff zur nische Entzündungen in Form von Kieferostitiden, Zys- Entfernung multipler dentaler Störfelder ten oder wurzelbehandelten Zähnen entfernt wurden, zeigt eine eindrucksvolle Abnahme des erfahren sehr oft direkt am Ende der Behandlung eine Stresses sowie eine enorme Verbesserung Verbesserung am Bewegungsapparat, indem sie der Regeneration und des biologischen beispielsweise urplötzlich den Arm wieder ohne Alters. Schmerzen bewegen können. Herzratenvariabilität Wie lassen sich diese Zusammenhänge erklären? Die Herzratenvariabilität (HRV) ist ein zentraler Marker Eine manifeste chronische Erkrankung äußert sich in des vegetativen Nervensystems. Sie beschreibt die einer Strukturstörung (Entstehung von Tumorgewebe, Fähigkeit des Herzens, den Abstand von einem zum Gefäßveränderungen, chronisch entzündlichen Gewebe- nächsten Herzschlag zu variieren und dadurch sich den veränderungen, Anomalien von Knochen und Knorpel, ständig wechselnden Herausforderungen anzupassen. Muskelschwund etc.). Dies ist eine pathologische Ver- Bereits 300 n. Chr. stellte der Arzt Wang Shuhe fest: änderung der Anatomie. Voraus geht dieser Struktur- „Wenn der Herzschlag so regelmäßig wie das Klopfen störung jedoch immer eine Funktionsstörung (gestörter des Spechts oder das Tröpfeln des Regens auf dem Zellteilungsmechanismus, Mangel- oder Überschusszu- Dach wird, wird der Patient innerhalb von vier Tagen stände in Zellen, Fehl-/Schonhaltung), welche ihrerseits sterben“(64). Eine hohe HRV ist Zeichen für eine gute wiederum getriggert werden durch eine Regulations- Anpassungsfähigkeit und Gesundheit. Eine niedrige störung (bedingt durch Übersäuerung, Zellstress, Sauer- HRV korreliert mit verschiedenen physischen und psy- stoffmangel, Vitamin- und Nährstoffmangel, Entzün- chischen Pathologien wie kardiovaskuläre Er- dungen, Toxine, Bakterien, Allergene etc.). Es ist krankungen, Carcinome, Schlaganfall, Diabetes, Nephri- offensichtlich, dass eine Therapie, welche erst am Ende tis, Neuropathie und chronischer Stress(64–66). Die dieser Achse angreift, keine große Aussicht auf Erfolg Messung der HRV wird bei allen Patientinnen und hat, da die Funktionsstörung und die davorliegende Patienten in unserer Klinik routinemäßig vor und nach Regulationsstörung erhalten bleiben und durch einen jeder Behandlung durchgeführt. In der Regel ist bereits Eingriff an der Struktur (z.B. durch eine Operation und direkt nach Eliminierung der Störfelder eine Ver- die damit verbundene Immunsuppression) sogar noch besserung der HRV nachweisbar. zusätzlich belastet werden. 7
Das Kernproblem liegt darin begründet, dass unsere Physiologie verfolgt nur das eine Ziel, nämlich die akut Lebensumstände und die Umweltbelastungen der lebensbedrohende Situation so schnell und so erfolg- Gegenwart mit dem dadurch entstehenden vielschichti- reich als möglich zu beenden(69–71). gen Stress dazu führen, dass unsere Immun- und Rege- nerationssysteme massiv eingeschränkt sind(67). Stress Wenn diese sinnvollen physiologischen Mechanismen blockiert jedoch nicht nur diese Systeme, sondern ver- aufgrund der Sympathikusaktivierung jedoch länger als braucht zusätzlich große Mengen an Nähr- und Vital- von der Evolution vorgesehen anhalten, führt dies zu stoffen, was den bereits schon vorliegenden Mangel massiven Regulationsstörungen, welche wiederum zu noch erhöht: ein CIRCULUS VITIOSUS(23,68). Der zugrunde Funktionsstörungen und auf lange Sicht zu Strukturstö- liegende Mechanismus ist eine Disbalance in der Regula- rungen führen. Durch den Sauerstoffmangel und die tion des vegetativen, autonomen Nervensystems. Die Übersäuerung der Zelle kommt es zu Zell- und Gewebe- genannten Stressfaktoren führen zu einem Überwiegen schäden bis hin zu Krebs. Otto Warburg hat 1931 den des Sympathikus, wodurch alle Heilungsvorgänge behin- Nobelpreise für den Nachweis von zellulären Mechanis- dert oder gar blockiert werden. men der Krebsentstehung erhalten, die beinhalten, dass eine Krebszelle in basischer und sauerstoffreicher Um- Sympathikus - Parasympathikus gebung nicht überleben kann(72). Erst bei Umschaltung des vegetativen Nervensystems auf den Parasympathi- Die vom Sympathikus gesteuerte Stressreaktion stellt kus-Modus durch Beendigung des Stresszustandes eine notwendige, lebenserhaltende physiologische können die physiologischen Aktivitäten der Immun- und Reaktion des autonomen (nicht bewusst beeinflussba- Regenerationssysteme wieder hochfahren und ren) Nervensystems dar: durch die Ausschüttung von Heilungsmechanismen in Gang setzen. Deshalb ist das Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden wir in wichtigste Element für eine komplikationslose Heilung Sekundenbruchteilen auf Flucht, Angriff oder Starre nach einem Eingriff, dass die Patienten alles dafür tun, (Flight-Fight-Hide) vorbereitet, indem in der Skelett- den Parasympathikus zu aktivieren. Hierzu gehört, für muskulatur Sauerstoff und Nährstoffe im Blut und mindestens 5 Tage nach der OP ein „Digital Sabattical“ Gewebe erhöht werden. Der Blutdruck wird gesteigert einzuhalten. durch Erhöhung der Schlagfrequenz des Herzens und durch die Verengung der Gefäße. Die Atmung wird ver- Stress stärkt, um mehr Sauerstoff zu gewinnen. Die Energie- bereitstellung geschieht durch die Freisetzung von Fett- Leider erleben wir neben dem von der Evolution berück- säuren aus dem Fettgewebe und von Glukose aus den sichtigten „echten“ Stress, welcher meist nur sehr kurz Glykogenvorräten. Im Gegenzug müssen die Ruheor- andauert und in unserer Zeit z.B. durch einen Unfall oder gane gehemmt werden: die Darmmuskulatur wird ent- Überfall ausgelöst werden kann, immer mehr lang anhal- spannt, die Verdauung gehemmt, die Thymusdrüse, die tenden Stress, den es in dieser Form in der Vergangen- Milz und die Lymphknoten vermindern die Antikörper- heit des Menschen nicht oder nur äußerst selten gab, produktion. Entzündungen im Gewebe werden ge- weshalb unser physiologisches System nicht darauf vor- hemmt, was die Ausbreitung potenzieller Erreger bereitet ist. Hierzu gehört physischer Stress (physiolo- begünstigt, falls dies länger anhält. Die Körperkerntem- gisch/biochemisch): Metalle in der Mundhöhle, v.a. in peratur wird erhöht und gleichzeitig die Schweißproduk- Form von Schwermetallen (z.B. Quecksilber aus den tion angekurbelt, um einer Überhitzung entgegen zu Amalgamfüllungen), Toxine aus wurzelbehandelten Zäh- wirken. Die Pupillen werden erweitert, da dies das Sicht- nen, Allergene aus Zahn- und Wurzelfüllungsmaterialien, feld um ca. 10% vergrößert und Feinde bzw. Flucht- aber auch aus der Nahrung (z.B. Gluten)(73–76). Auch möglichkeiten besser wahrgenommen werden können. Übergewicht, Mangelzustände an z.B. Magnesium oder Die Nieren und Speicheldrüsen halten das Wasser zurück Vitamin D3, geringe Kondition, generell schlechte Ernäh- (trockener Mund) und die Geschlechtsorgane werden rung, Schlafmangel und elektromagnetische Felder gehemmt. Der gesamte Metabolismus und die gesamte (EMF) erhöhen diesen physischen Stress(77–80). Psychi- 8
scher Stress ist selbst erzeugter Stress und entsteht über das autonome Nervensystem und andererseits durch Ängste und innere Bilder: „In meinem Leben habe hormonell über die Hypothalamus - Hypophysen - ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten Nebennierenrinden - Achse (HPA-Stress-Achse) davon sind nie eingetreten!“ (Mark Twain). Diese gesteuert. Eine akute Entzündung geht einher mit einer psychischen Kräfte können jedoch auch gesundheitsför- erhöhten sympathischen und einerreduzierte parasym- dernd eingesetzt werden(81). pathische Aktivität(84). Eine akute, „gesunde“ Entzün- dungsreaktion läuft folgendermaßen ab: immunologi- sche Prozesse, durch Botenstoffe getriggert, und der aktivierte Sympathikus wirken proinflammatorisch, um die Pathogene maximal und vollständig zu bekämp- fen(85). Erreicht die Entzündungsreaktion dieses Ziel, wird die Entzündungsreaktion lokal und systemisch her- untergefahren, der katabole Prozess wird beendet. Hierzu tragen auch T-Helferzellen bei, die antiinflamma- torisch wirken(86). Ein Teufelskreis, da sich Entzündungsreaktion und Sym- pathikus-Aktivität gegenseitig aufrecht erhalten. Dabei können Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Insulin- Abbildung 5: Augenpartie direkt vor und resistenz, kardiovaskuläre Probleme und Diabetes ent- nach einem 8-stündigen Eingriff: die Augen stehen, bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen kann sind viel klarer und die Pupillen durch die es zur Kachexie führen(86). Gleichzeitig ist die Aktivität Parasympathikus-Wirkung kleiner. des Parasympathikus blockiert, der an sich eine antiin- flammatorische Wirkung hat. Dies konnte eine Studie Emotionaler Stress und gesundheitliche Beschwerden von Koopman et al. zeigen, bei der durch Stimulierung werden durch belastende Beziehungen in der Partner- des Nervus vagus die periphere Cytokinproduktion schaft und im Beruf, aber auch durch Orte und Situatio- gehemmt werden konnte. Durch signifikante Hemmung nen (Stau, laute Geräusche, Luftverschmutzung etc.) der TNF-α und IL-6-Produktion verbesserte sich die ausgelöst(67,82,83). Symptomatik bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, sogar teilweise sogar bei Therapieresistenz(87). Die Bedeutung der chronischen Entzündung Die drei in der heutigen Zeit am meisten Stress und Das Immunsystem arbeitet lokal und systemisch mit damit chronische Krankheiten auslösende Faktoren sind Hilfe der Milz und des Lymphsystems und mittels belastende partnerschaftliche Beziehungen, EMF und Immunzellen und Botenstoffen, die über Blut- und dentale/orale Störquellen. Einige dieser extrem belas- Lymphgefäße verbreitet werden. Seine Arbeit wird nicht tenden Mechanismen werden im nächsten Kapitel zuletzt vom autonomen Nervensystem (Sympathikus beschrieben. und Parasympathikus) beeinflusst und fein reguliert. Das Immunsystem ist darauf ausgelegt, auf pathologische Prozesse und Pathogene wie Bakterien mit einer akuten Entzündung zu reagieren und diese dadurch möglichst schnell und effektiv zu bereinigen. Dadurch werden auch Autoimmunprozesse verhindert. Energie in Form von Glucose und Fett wird bereitgestellt und ein kata- boler Zustand mit der Zielsetzung hergestellt, die Ent- zündung schnellstmöglich wieder herunter zu regulie- ren. Der gesamte Entzündungsprozess wird einerseits 9
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Mechanismen oraler Störungen Die in Kieferentzündungen vorliegenden oder aus Uniform wechseln und deshalb von der Polizei ihrer wurzelbehandelten Zähnen austretenden Bakterien eigenen Gruppe, also dem eigenen Immunsystem ange- oder bakteriellen Produkte gelangen in den Blutkreislauf griffen würde, obwohl unter der Uniform immer noch (bakterielle Translokation). Dies ist durch eine Endotoxi- dieselbe Zelle verborgen ist. Die „Self-Zelle“ wird nun irr- nämie (erhöhte Konzentrationen an Endotoxinen im tümlicherweise als „Non-Self-Zelle“ erkannt. Besonders Blut) gekennzeichnet(1). Diese dauerhaften Belastungen Toxine aus Kieferentzündungen oder aus wurzelbehan- sieben Tage die Woche für 24 Stunden lösen zwar delten Zähnen, aber auch Schwermetalle aus Dentalma- geringgradige, aber chronische Entzündungsprozesse terialien, allen voran Amalgam, welches zu über 50 % im Körper aus und werden als „Silent Inflammation“ aus Quecksilber besteht, docken an unseren Zellen an bezeichnet(2). und verändern diesen MHC-Code. Handelt es sich dabei um eine Muskelzelle, so kann dies in einer Fibromyalgie Silent Inflammation oder in einer MS resultieren. Handelt es sich um eine Nervenzelle, so kann dies ALS oder Morbus Alzheimer In der Folge können diese zu schweren metabolischen auslösen. Verschiedene Studien belegen den Zusam- Erkrankungen wie Adipositas oder Diabetes Mellitus, menhang zwischen Amalgam und MS, ALS und Morbus aber auch zu gravierenden kardiovaskulären Erkrankun- Alzheimer(8–10). gen (Atherosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall) und zu Krebserkrankungen führen(3–5). Endotoxine, Bestandteile Retrograder axonaler Transport von Lipopolysacchariden (LPS) der äußeren Wand gramnegativer Bakterien, werden von Bakterien direkt Giftstoffe wie Endotoxine aus Bakterien der Mundhöhle oder nach ihrem Absterben freigesetzt. LPS aktivieren können, analog zu Tetanus- und Botulinustoxinen, durch Zellen des angeborenen Immunsystems. Dadurch indu- die Axone, also Nervenfasern, transportiert werden und zieren sie die Freisetzung von proinflammatiorischen gelangen auf diesem Wege extrem schnell in die Gang- Stoffen und setzen die Entzündungsreaktion in Gang. lien oder in das ZNS(11), wo sie zu Blockaden und Aus- Erhebliche Auswirkungen auf den Gesamtmetabolismus fällen z.B. des Nervus Trigeminus, N. Abducens oder N. wie metabolische oder kardiovaskuläre Erkrankungen Facialis führen können. Die Entfernung eines Herdes können die Folge sein. Die Aktivierung der Makropha- oder Störfeldes und damit die Beseitigung der Nach- gen bewirkt eine intrazelluläre NF-kappaB-Bildung schubquelle an z. B. Endotoxinen kann deshalb im Sinne sowie die Produktion proinflammatorischer Zytokine. eines „Sekundenphänomens“ zu einer urplötzlichen Ver- Durch eine vermehrte NF-kappaB-vermittelte Genakti- besserung im Bereich des Ausbreitungsgebietes dieses vierung kommt es zur Bildung der Stickstoffmonoxid- Nerven führen. Dies kann zuvor z.B. durch das Ansprit- Synthase, welche die Expression von Sauerstoffradika- zen mit einem Neuraltherapeutikum simuliert werden(12). len einleitet und ursächlich für den sog. „Nitrostress“ und die Mitochondriopathien ist(1). Allergien und Unverträglichkeiten Autoimmunerkrankung Echte Typ-I-Allergien treten sehr häufig auf Kunststoffe, insbesondere Methacrylate, auf(13). Typ-IV-Allergien tre- Jede unserer Zellen besitzt einen sogenannten MHC ten auf Dentallegierungen auf(14). Titan hingegen löst (Major - Histocompatibility - Complex)(6,7), welcher für „partikelinduzierte Entzündungen“ aus, da Titanpartikel unser Immunsystem die Information codiert, dass diese im implantatnahen Gewebe von Makrophagen phagozy- Zelle zu uns gehört, also eine „Self-Zelle“ ist. Man könnte tiert werden, die diesen Reiz mit der Ausschüttung von dies mit einer Uniform vergleichen, die eine Person trägt, osteoresorptiven, proentzündlichen Zytokinen (TNF-α, welche sie als Mitglied einer bestimmten Gruppe aus- IL1-β) beantworten(15–17).Deshalb sollte vor einem Einsatz zeichnet und verhindert, dass sie von anderen Mitglie- von Titan die Titanverträglichkeit mit dem „Titan-Stimu- dern angegriffen wird. Wird dieser MHC-Code allerdings lationstest“ nachgewiesen werden. (www.imd-berlin.de) verändert, so wäre dies in etwa so, als ob die Zelle die Aus dem o.a. Schaubild kann sehr deutlich abgelesen 14
Abbildung 2: Vergleich eines gesunden Abbildung 1: Titanpartikel initiierte Entzün- Zahnes mit einem wurzelkanalbehandelten dungsreaktion(18) Zahn werden, dass es über die Achse Titanpartikel > Aktivie- Zusammenhang mit der Feststellung von Prof. Yehuda rung von Gewebemakrophagen > Ausschüttung von Shoenfeld, einem der weltweit führenden Immunologen, TNF-α und IL-1β > Osteoklastenaktivierung zu Knochen- gesehen werden, dass jeder zweite Amerikaner an einer abbau rings um das Implantat kommt(19). Neueste Stu- Erkrankung des Immunsystems leidet(32). Dies unter- dien beweisen nun unsere langjährige Annahme, dass streicht die Notwendigkeit, bei allen chronischen Er- die sog. „Periimplantitis“, also der entzündliche Kno- krankungen nach Störungen in der Mundhöhle zu chenabbau an Titanimplantaten, nichts Anderes ist, als fahnden. der Ausdruck einer Titanunverträglichkeit(19,20). Es wird dadurch verständlich, warum die allgemein propagierte Wurzelkanalbehandlungen Methode zur Behandlung der Periimplantitis nicht funk- tioniert, die darin besteht, das Titanimplantat abzu- Wurzelkanalbehandelte Zähne sind tote Zähne. Der schleifen und/oder mit Titanbürstchen zu reinigen: dies abgestorbene Zahn, der einmal ein Organ mit eigener setzt gigantische Mengen an Titanpartikeln in das Kno- Nerven- und Blutversorgung war, verbleibt als toter chen- und Zahnfleischgewebe frei. Dies wirkt so, als ob Pfeiler in der Mundhöhle. Auch die beste Mikro-Endo- man Öl ins Feuer schütten würde, und führt über die o.a. dontie wird nie eine komplett bakterienfreie Reinigung Achse zu noch mehr Knochenabbau! Eine mögliche The- und bakteriendicht abgeschlossene Wurzelkanalfüllung rapie der Titan-Periimplantitis würde nach unserer Emp- realisieren können. Dies zeigt schon ein Querschnitt fehlung in einer Förderung der Knochenbildung durch durch das Zahndentin: es ist nicht möglich, die circa Gaben von Vitamin C, D3 und K2/mk7, Magnesium, Zink 14.000 – 32.000 Dentinkanälchen pro mm2 Wurzel- und Omega 3(21–29) sowie in einer Hemmung der kno- dentin(33), ausreichend zu reinigen und zu füllen (techni- chendestruierenden Osteoklasten durch Gaben von wie- sche Limitation). Akzessorische- und Seitenkanäle und derum Vitamin C und D3(30,31) oder auch von Acetylsali- die Endo-Paro-Verbindung über die Dentinkanälchen cylsäure bestehen. bleiben bestehen. Sie werden durch unterschiedliche, teils unbekannte Spezies anaerober, pathogener Bakte- Bei allen oben genannten pathogenetischen Mechanis- rien besiedelt, welche das verbleibende organische men spielen Störungen und Belastungen des Immun- Gewebe zersetzen und schädliche Stoffwechselpro- systems eine direkte oder indirekte Rolle. Dies sollte im dukte (Toxine) absondern(34). Hier zeigt sich eine weitere, 15
immunologische Limitation. Sie besteht darin, dass in die aktiviert. Die im Zuge der unspezifischen Immunreaktion maximal 1-3µm weiten Dentinkanälchen Erreger wie aktivierten Makrophagen setzen sog. Entzündungs- Bakterien durch ihren geringen Durchmesser von 0,6 - mediatoren (TNFα, IL-1β, Wachstumsfaktoren, Prostag- 1µm problemlos eindringen können. Dort können sie von landine PGE2 und Leukotriene) frei, die in der Blutbahn Makrophagen aufgrund ihrer Größe von ca. 25-50 µm zirkulieren. Diese Entzündungsmediatoren begünstigen jedoch nicht erreicht und eliminiert werden(35–37). Sehr die Entwicklung oder Verschlechterung von systemi- treffend ist der Vergleich mit der Katze (Makrophagen), schen chronischen Entzündungen und Autoimmuner- welche vor dem Mauseloch (Dentinkanälchen) sitzt und krankungen(46). TNFα erhöht nachweislich das Risiko, an die Mäuse (Bakterien) nicht erreichen kann. Diese patho- postmenopausalem Brustkrebs zu erkranken(47,48). genen Bakterien produzieren aus den Aminosäuren Dr. Thomas Rau von der Paracelsus Klinik in der Schweiz Cystein und Methionin als Nebenprodukte des anaero- konnte einen deutlichen Zusammenhang zwischen ben Stoffwechsels hochgiftige und potenziell krebs- Brustkrebs und wurzelbehandelten Zähnen nachweisen. erregende Schwefelwasserstoffverbindungen (Thio- Bei über 96% der Brustkrebspatientinnen fand er ether/ Mercaptane)(38). Diese Toxine können durch Wurzelkanalbehandlungen an einem oder mehreren irreversible Hemmung am aktiven Zentrum vieler lebens- Zähnen des Magenmeridians, welcher über die Brust wichtiger körpereigener Enzyme zur Ursache vielfältiger verläuft, im Gegensatz zu lediglich 35 % bei gesunden System- und Organ-Erkrankungen werden(39–41). Die Patientinnen(49). Viele Studien zeigen immer mehr die Hemmung wichtiger Enzyme der Atmungskette von Zusammenhänge zwischen wurzelbehandelten Zähnen Mitochondrien wurde nachgewiesen(42) und kann auch in und Allgemeinerkrankungen auf(39,50,51). Sie belegen, der klinischen Praxis durch Laboruntersuchung festge- dass wurzelkanalbehandelte Zähne mit kardiovaskulären stellt werden(43). Bei jedem Kauvorgang werden diese Erkrankungen, Diabetes, Depressionen, oxidativem Bakterien und v.a. deren Toxine in das Lymphsystem des und nitrosativem Stress in Verbindung stehen umliegenden Gewebes abgegeben. Von hier gelangen können(3–5,41,52,53). sie in die Blutbahn (fokale Infektion) und daraufhin in den gesamten Körper. In einer Studie von Siqueira et al. Die perfekte Abwehrleistung eines gesunden Organis- waren in 19 von 20 endodontisch behandelten Zähnen mus auf eine derartige Entzündung würde sich in einem mit apikaler Entzündung Mikroorganismen nachweisbar, Abszess mit dicker Backe äußern. Dies kennen wir heute was den Verdacht einer chronischen Infektion nahe- jedoch nur noch aus den Lehrbüchern, denn seit rund 20 legt(44). Die Studie von Richardson et al. untersuchte die Jahren tritt dies bei keinem unserer Patienten mehr auf, Mikroflora an Zähnen mit apikaler Parodontitis. Sie da die Immunleistung der Menschen der westlichen bewiesen das Vorhandensein von Stäbchen, Kokken, Industrienationen massiv abgenommen hat. In den Filamenten und Spirochäten(45). Ist auf dem Röntgenbild letzten 50 Jahren hat sich der Immunglobulin-A-Gehalt, eine Entzündung der Wurzelspitze zu erkennen, so ist ein Maß für die Stärke des Immunsystems, in diesen Län- die Misserfolgsquote einer Wurzelbehandlung auf Grund dern um über 30% reduziert! Auch eine Zyste mit oder der chronischen Infektion deutlich erhöht. Grundsätzlich ohne Fistel zeugt von einem halbwegs intakten Immun- ist dabei festzustellen, dass seit der standardmäßigen system, aber auch dies wird immer seltener. Meist liegt Anwendung von dreidimensionalen Röntgenaufnahmen im Bereich der wurzelbehandelten Zähne nur noch eine (DVT) sich gezeigt hat, dass nahezu kein wurzel- nicht abgegrenzte diffuse Osteonekrose (IO/NICO/ behandelter Zahn frei von einer apikalen Entzündung ist. FDOK) vor als Zeichen für die vollständige Kapitulation des Immunsystems! Neben den bei wurzelbehandelten Die vitale, gesunde Pulpa und damit ein intaktes Immun- Zähnen auftretenden stillen Entzündung (silent inflam- system spielen bei der Abwehr dieser Keime eine ent- mation) und Autoimmunreaktionen treten sehr oft auch scheidende Rolle. Häufig entwickelt sich die durch die allergische Reaktionen auf verschiedene hochallergene Besiedelung mit Keimen entstehende chronische Infek- Stoffe wie Guttapercha, Silber, Perubalsam oder Para- tion zu einer chronischen Entzündung des umgebenden formaldehyd auf, die in der Wurzelfüllung enthalten Knochens. Das Immunsystem wird dadurch dauerhaft sind(54). 16
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