AGUA POTABLE - EIN BRIEF AUS NICARAGUA
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Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 Seite 61 AUSLANDSKORRESPONDENTEN BERICHTEN: AGUA POTABLE - EIN BRIEF AUS NICARAGUA beiten unterstützen wir granadiner Institutionen wie das Frauenhaus, die Feuerwehr und das Krankenhaus. Entsprechend koordinierte ich als Vertreter der Städtefreundschaft u.a. die Einrichtung des landesweit ersten 24-Stunden-Rettungsdienstes, wel- cher durch die Spende eines deut- schen Rettungswagens ermöglicht wurde. Das zu Beginn dieses Briefes bei- spielhaft erwähnte Trinkwasserpro- jekt "Villa Solidaridad" ist eines der überschaubarsten der insgesamt 13 momentan laufenden Projekte. Bei den mehr als 32 begünstigten Famili- en handelt es sich in erster Linie um ehemalige Landarbeiter, die nach ei- Die Bewohner mussten beim ner Hurrikankatastrophe ihre zerstör- Verlegen der Leitungen mithelfen ten Hütten zurückgelassen hatten und nach Granada gekommen waren. Ge- aber nur sehr provisorisch funktioniert und meinsam organisierten sie sich und erreich- eine fortwährende Unsicherheit bedeutet. ten so, dass das Bürgermeisteramt ihnen städtisches Gelände überließ und die nicara- Schließlich trat ein Vertreter des Organisati- guanische Caritas finanziell beim Bau von onskomitees "Villa Solidaridad" an einen kleineren Wohnhäusern in der Größe deut- meiner nicaraguanischen Projektpartner her- scher Gartenhütten half. Dass es nach dem an und leitete so einen wichtigen Schritt zur Bau der Behausungen unter der tropisch Verbesserung der Lebenssituation der be- brennenden Sonne bald an Trinkwasser feh- troffenen Menschen ein. Innerhalb von drei len würde, war den Einziehenden dabei ge- Monaten konnte das Trinkwasserprojekt ge- nauso bewusst gewesen wie der Umstand, meinsam geplant und nach Abstimmung der dass sie aus eigener Kraft niemals das Geld 2.100-US-Dollar-Finanzierung erfolgreich für die Finanzierung von Wasserleitungen bis zu Ende durchgeführt werden. Wichtiger und -anschlüssen aufbringen können wür- Teil unseres Konzeptes für Trinkwasserpro- den, da sie sich kaum mehr als ihr tägliches jekte ist die starke Miteinbeziehung der Be- "Gallo Pinto" - das billigste nicaraguanische günstigten, um eine höhere Wertschätzung Essen aus Reis und Bohnen - leisten können. der Projektleistungen zu erzielen und die Also wurden zunächst notdürftige Minibrun- Ausgaben gering zu halten. So half auch nen mit sichtlich dreckigem Oberflächen- dieses Mal die Bevölkerung beim Ausheben wasser ausgehoben. Man wusch sich im na- der 120 cm tiefen Gräben mit, in denen die hegelegenen Nicaraguasee oder schloss sich nun neu verlegten Leitungen viele Jahre illegal mit Gartenschläuchen an die bei den lang für sauberes Trinkwasser sorgen sollen. Nachbarn bestehenden Rohrleitungen an, was in Nicaragua durchaus nicht selten ist, Auf das Wasserprojekt werden in der "Villa
Seite 62 Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 AUSLANDSKORRESPONDENTEN BERICHTEN: AGUA POTABLE - EIN BRIEF AUS NICARAGUA Solidaridad" noch im Laufe meiner restli- chen Dienstzeit von zwei Monaten ein Latri- nenprojekt und ein Elektrifizierungsprojekt Viele Grüße an die Schillerschule folgen. aus Nicaragua Von Seite der nicaraguanischen Regierung kann sich die zu großen Teilen in Armut le- (Ex-Schillerschüler) bende Bevölkerung kaum Hilfe erhoffen. Die Politik in Nicaragua ist von Korruption sowie teilweise öffentlich praktiziertem Unrecht ge- prägt und mit dem erst kürz- lich neu gewählten Präsi- denten Enrique Bolaños der "Liberalen Partei" setzte sich bei den Wahlen trotz der großen Armut im Land er- neut ein Vertreter der rei- chen Oberschicht durch. Anstatt Hilfen für Bedürfti- ge auszubauen, wird nun zum Beispiel im einst relativ gut funktionierenden Ge- sundheitssystem immer wei- ter eingespart. Die Reichen können sich in gut ausges- tatteten Privatkliniken be- handeln lassen, während die Armen aufgrund ihrer Zah- lungsunfähigkeit meistens nur sehr unzureichend ver- sorgt werden. Auch plant die Regierung, Studienge- bühren für Schulen und öf- fentliche Universitäten ein- zuführen. Die Kinder armer Familien hätten dann auf- grund von Geldmangel kaum noch Chancen auf eine richtige Ausbildung.
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002 Seite 63 Auslandskorrespondenten berichten: Die giftige Kobra hängt im Kühler ... Ein Brief aus Namibia Karivo P.O. Box 11420 Windhoek ----- Original Message ----- From: Karivo To: schiller@offenbach.schule.hessen.de Subject: Gruß aus Namibia an die Kl. 7b, Hi Klasse 7b, liebe Frau Winges, ich habe gerade Lust Euch zu schreiben. Am Wochenende bin ich auf der Farm, wo meine Mutter auch arbeitet. Von Sonntag nachmittags bis Freitag nachmittags wohne ich im Internat und besuche die Deutsche Schule in Windhoek. Windhoek ist die Hauptstadt von Namibia und 100 km von der Farm entfernt. Die Farm liegt mitten im Busch und auch zum Einkaufen müssen wir nach Windhoek fahren. Auf der Farm gibt es deutsches Fernsehen, Internet und Telefon, aber der Strom fällt manchmal aus und leider immer dann, wenn .. und wenn ich aus meinem Zimmerfenster ich mal einen Film gucken will. Auf der gucke, glotzt mir ein Strauss entgegen! Farm gefällt es mir. Für Gäste macht Ivo, der Farmer, Farmrundfahrten. Das Auto sieht aus eine giftige Kobra gefangen. Die ist tot und wie so ein Heuwagen, da muss man hochklet- hängt jetzt im Kühler. tern und oben drauf sind Sitze. Es gibt hier keine Straßen sondern nur kleine holprige Ivo's Freundin Helga hat auch zwei Kinder: Schotterpisten und -wege. Da wird man ganz Kita, 12 Jahre alt, und Nikki 15 Jahre alt. In schön durchgeschüttelt, es geht hoch und run- der Woche sind die auch auf einer Schule in ter, kreuz und quer durch den Busch, manch- Windhoek und am Wochenende auf der mal hängt das Auto. ganz schief und du Farm. denkst, du kippst gleich um. Das ist cool. Manchmal, wenn ich aus meinem Zimmer- Jetzt gibt's Interessanteres von der Schule fenster gucke, glotzt mir ein Strauß entgegen. und vom Internat (glaube ich): Die Strauße haben jetzt Junge, das sieht wit- Im Internat ist es mega-cool. Ich wohne in zig aus, wenn die vorbeispazieren. Es gibt einem 3-Bett-Zimmer mit Jenny und Steffi, noch Kudus (die haben Mickey-Maus- sie sind sehr nett. Jeder hat einen Schrank, Ohren), Kuhantilopen, Oryxe, Springböcke, eine Kommode, ein Bett und Nachttisch und Warzenschweine, Stachelschweine, Pferde einen Schreibtisch. Wir können die Möbel und Rinder, Affen, Perlhühner, Leoparden hinstellen, wie wir wollen und Poster aufhän- und Spinnen, Käfer, Motten, Schmetterlinge, gen. Schlangen und Geckos. Gestern haben Jäger Also, erst einmal schreibe ich Euch den Ta-
Seite 64 Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 Ein Brief aus Namibia gesablauf: im Internat. Das ist o.k. Danach ziehe ich zu- Um 5.50 Uhr werden wir aus dem Bett ge- erst meine Schuluniform aus und meine eige- schmissen. Dann Bett machen. Anziehen nen Klamotten an. Dann ist Freizeit. Um halb (Schuluniform: Graue Hose oder Rock, wei- 3 beginnen die Hausaufgabenstunden bis um ße Bluse, schwarze Schuhe), im Waschraum 16 Uhr. Wir können die Hausis in unseren waschen, Frühstücken im großen Speisesaal. Zimmern machen. Frau Grub "Grubi", unsere Zum Frühstück gibts Cornflakes, Müsli, Brot, Erzieherin, geht rum und kontrolliert. Brötchen und so. Danach Zähne putzen und Dann wieder Freizeit. Es gibt AG's, z.B. Tan- ab zur Schule. Die zen, Theater, Com- Schule fängt um 7 puter, Sport. Wir Uhr an. Wir müs- können auch sen nur über eine Schwimmen oder kleine Brücke lau- machen, was wir fen, das dauert 2 wollen. Mittwoch Minuten, dann sind nachmittags ist wir schon da. Wir Stadtgang. Immer zu sind 23 Schüler, zweit dürfen wir los- mehr Mädchen als ziehen. Es macht Jungen. Bock, in der großen Wir haben fast Shopping-mal rum- dieselben Fächer zushoppen. Hier in wie in Deutsch- Windhoek leben land, auch deutsche auch viele Schwarze. Schulbücher. Zu- Um halb sieben ist sätzlich die Fächer Namibia liegt ganz im Süden Afrikas Abendessen. Ab 19 Geschichte, Compu- Uhr machen wir meist ter, Töpfern und Schwimmen. Mein Ge- was zusammen im Gemeinschaftsraum, oft schichtslehrer ist 'ne Schnarchnase. Die Eng- auch Fernsehen oder Filme gucken. Um 21 lischlehrerin spricht auch nur Englisch mit Uhr müssen wir im Bett sein, dann wird das uns, der Englischunterricht ist genauso wie Licht ausgemacht. Meistens quatschen wir bei uns der Deutschunterricht. Wir lesen ein aber noch lange und am Wochenende auf der Buch so wie "Wiebke und Paul". .Ich komme Farm kann ich dann so richtig schön aus- oft ins Schwitzen, weil ich nicht so viel ver- schlafen. stehe, denn die sprechen hier alle perfekt Gut finde ich, dass man immer mit seinen Englisch. Freunden zusammen ist und jede Menge Uebrigens, manchmal komme ich mir vor Spaß hat. Aber manchmal habe ich Heimweh wie in den 50er Jahren. Wenn der Lehrer o- nach Deutschland und vermisse meine Freun- der die Lehrerin reinkommt, müssen alle de. Schüler aufstehen und "Guten Morgen" sa- Die Sprache Afrikaans ist witzig, hört sich an gen. Im Unterricht darf nicht gequatscht wer- wie Holländisch. den, die sind hier strenger, aber wir schreiben Lekker Dag! Bye bye immer Briefchen. Um 13.10 Uhr haben wir Isabel Schule aus, jeden Tag 8 Stunden!!! Würg!!. Nach Schulschluss gibts gleich Mittagessen
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002 Seite 65 Russlandaustausch—die zweite! Fast ein Jahr nach unserem Besuch im fer- einen riesen Spaß, die neue Achterbahn „ nen Russland war es nun so weit, dass unse- Silverstar“ (die größte in Europa) begeisterte re russischen Freunde aus Oriol uns besu- jeden, der sich getraut hatte, sie zu fahren. chen kommen würden, und wir freuten uns Doch auch die „kleineren“ Attraktionen rie- auf 10 Tage Spaß. Von diesen 10 Tagen soll- fen gute Stimmung und später auch große ten wir 4 in Kröckelbach verbringen, so fuh- Müdigkeit hervor. ren also am Dienstagmorgen alle ganz früh Als wir dann um ca. 21.00 Uhr in Kröckel- mit dem Bus nach Kröckelbach im Oden- bach ankamen und fast jeder 2-3 Stunden wald, wo wir alles für die Russen vorbereite- Schlaf im Bus absolviert hatte, saßen wir in ten. Nachdem wir eingekauft, die Häuser großen Gruppen zusammen und feierten und Betten bezogen hatten und eine erste noch bis in die Nacht, natürlich ohne jegli- Mahlzeit für die nach 2 Tagen Busfahrt total che Drogen). Am Donnerstag war dann erst ausgehungerten Russen gemacht hatten, hieß mal „ausschlafen“ bis 10-11 Uhr angesagt, es erst mal warten. Wir vertrieben uns die diese Zeit nahmen sich auch alle, bis auf die Zeit mit Fußball spielen und vielen alten Ge- kleinen Schüler der Musikschule, die um schichten aus Russland, die wir uns gegen- 8.00 bereits Tischtennis spielten, sehr zu seitig unter den Russlandveteranen oder den Herzen. Den gesamten Donnerstag hatten Leuten, die erst neu zur Gruppe dazugesto- wir frei, wir gingen um die Mittagszeit ein- ßen waren, erzählten. Zeit hatten wir reich- kaufen und beschäftigten uns dann mit der lich, erfuhren wir doch um 12.00 Uhr mit- Vorbereitung des internationalen deutsch- tags, dass die Russen gerade erst die polni- russischem Abendessens. Dies taten alle mit sche Grenze überquert hatten und erst in ca. großer Hingabe, weil auf den schönsten, le- 10 Stunden bei uns sein würden. ckersten und kreativsten Tisch ein Preis aus- Meiner Meinung nach war diese Zeit jedoch gesetzt war. Herr Grünleitner zog durch die sehr gut, diente sie doch dazu, dass wir unser Häuser, um all die schön gedeckten Tische alte Gruppengemeinschaft aus Russland mit den köstlichsten Köstlichkeiten aus dem schnell wieder hergestellt hat- ten und die Neulinge sich schnell integrieren konnten. Um 1.00 Uhr in der Nacht war es dann so weit, dass wir unse- re Freunde aus Russland in die Arme schließen konnten. Nun war bei den meisten jede Mü- digkeit verflogen und man saß in den Häusern zusammen, aß noch eine Kleinigkeit, bis es dann um 3-4.00 nachts hieß: „ Mach die Funzel aus“ (D. Wohlgemuth). Am nächsten Morgen fuhren wir dann, zwei Stunden später als geplant, in den Europa-Park nach Rust. Hier hatten wir alle Russisch-deutsches Festmenü im Männerhaus
Seite 66 Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 Russlandaustausch—die zweite! Osten und zünftigsten Speisen aus dem deut- Und wir hoffen, dass es unseren Gästen ge- schem Lande, mit seiner Digitalkamera zu nau so viel Spaß gemacht hat wie uns da- fotografieren. Jeder hatte sein bestes gege- mals. ben und es war schwer, eine eindeutige Ent- Am Donnerstag um 6.00 Uhr morgens, am scheidung zu treffen. OF-Rathaus, flossen dann die Abschiedsträ- Nach dem umfangreichen Abwasch ließen nen in Strömen, war doch jedem klar, dass wir dann unseren letzten gemeinsamen A- wir unsere liebgewonnenen Freunde aus bend in Kröckelbach alle zusammen ausklin- Russland wahrscheinlich so schnell nicht gen. Dieses Ausklingen zog sich über meh- wieder sehen würden. rere Stunden bis ins Morgengrauen hin. So Wir werden uns alle mit einem gutem Ge- kann man sich vorstellen, wie begeistert wir fühl an die Zeit mit den Russen aus Oriol zu- waren, unsere Häuser bis 9.30 räumen zu rückerinnern, wir alle hatten viel Spaß mit müssen, aber auch diese Aufgabe meisterten ihnen und haben außer dem Spaß noch viele wir und fuhren so schließlich um 10.00 Uhr wichtige Dinge für unser weiteres Leben in Richtung Offenbach los, wo wir noch 6 mitgenommen. Hoffentlich geht unser Aus- schöne Tage mit unseren russischen Gästen tausch noch weiter, und zu den Schülern in in unseren Familien verbrachten. Wir trafen den unteren Klassen kann ich nur sagen: „ uns meist in Parks oder unternahmen Aus- Macht mit beim Austausch, das ist eine su- flüge nach Frankfurt und Offenbach, ähnlich per Sache “. wie wir es damals im Oriol gemacht haben. Dennis Frieß, 10c Neben Offenbach wurde auch Frankfurt besichtigt: Gruppenbild vor dem Palmengarten
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002 Seite 67 Russlandaustausch—die zweite! Empfang im Rathaus: Bürgermeister Wildhirt lud die Schülerinnen und Schüler der beiden Schillerschulen ins Rathaus ein. Mit dem „Offen- bach-Orjol“-Lied, das beim allerer- sten Schüleraus- tausch entstand und immer weiter ent- wickelt wurde, be- gann der Abend in der Aula der Schillerschule. Der Saal war bre- chend voll, da nicht alle nur Teilneh- mer, sondern auch viele Eltern, Be- kannte und Mitglie- der des Klubs „ Offenbach-Orjol“ gekommen waren.
Seite 68 Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 Russlandaustausch—die zweite! Besonders gelungen war der Doswidanije- schurina, Aleksandr Dudkin, Anastasia Iwano- Abend in der Schillerschule. wa und Wladimir Awilow Stücke von Tschai- kowskij, Prokofjeff, Rachmaninow und Cho- Die Tanzgruppe der Schillerschule Offenbach pin vorspielten. Wer gehört hat, wie diese 12 geleitet von Frau Bühler (sie stammt übrigens bis 15-jährigen Musiker/innen spielen, der ver- auch aus Orjol), begeisterte wie immer das steht, warum die weltbesten Pianisten fast alle Publikum. Tatjana Sidorowa begleitet von A- aus Russland kommen. leksandr Dudkin, trug das bekannte „Kalinka“ vor und wurde dabei zur Überraschung aller Am Ende des Abends konnten alle Teilnehmer von Schülerinnen und Schülern der Klasse 5c noch einmal die kulinarischen Höhepunkte des unterstützt, die, motiviert von der Russisch- Schillermenüs genießen: Herr Reimann, Herr Referendarin, Frau Fischer, im Schnellkurs May, Frau Engelhardt und die vielen Schüle- Russisch lernten um überzeugend mitsingen zu rinnen und Schüler des Schillermenüs taten ihr können. Bestes, um die Gäste zufrieden zu stellen. Atemlose Stille herrschte, als Anastasia Bat- Nicht vergessen werden soll, dass der Schüler- austausch in diesem Jahr von der Stadt Offen- bach, der Stiftung „Westöstliche Begegnun- gen“, dem Pädagogischen Austauschdienst, der Stadtsparkasse Offenbach, und der Fa. Allessa- Chemie gefördert wurde. Allen Sponsoren sei an dieser Stelle herzlich gedankt! Den Organisatoren des Austausches, Frau Scholz, Herrn Grünleitner und Herrn Walter, fiel sichtlich ein Stein vom Herzen, als die Gäste am 30.5. um 6 Uhr früh vor dem Rat- haus zufrieden aber tränenreich verabschiedet wurden und sich auf die mehr als 40-stündige Rückfahrt in ihre Heimatstadt Orjol machten. Schulleiter Thomas Findeisen neben dem Bür- germeister von Orjol, Herrn Krapiwtschenkow und Schulamtsdirektor Schatochin
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002 Seite 69 Besuch in Strassburg Die Französisch-SchülerInnen auf dem Platz vor dem Straßbuger Münster Die Französischkurse von Frau Klöppel und Gemeinsam liefen alle durch die Stadt bis Frau Radloff aus der 10.Klasse beschlossen zum Straßburger Münster. Von dort aus für einen Tag nach Straßburg zu fahren. Am trennte sich die Klasse, um in kleineren 23.März um 7.00Uhr war Abfahrtszeit vor Gruppen weiter zugehen. Jeder konnte be- der Schillerschule. Alle Schüler kamen sichtigen, was ihn interessierte, aber keiner rechtzeitig an, außer eine Schülerin, die lei- durfte alleine losziehen. Die meisten gingen der verschlafen hatte und auch alles verpass- in die Fußgängerzone, wo man Geschäfte, te. Herr Thomas begleitete die Klasse und Cafés und einen McDonald findet. Nur die die zwei Lehrerinnen. Hamburger im McDonald waren nicht so gut wie in Deutschland. Am schwierigsten war Die Busfahrt dauerte ungefähr 3 Stunden. es wenn jemand etwas kaufen oder fragen Jeder vertrieb seine Zeit mit Musik hören, wollte, denn man musste Französisch reden reden oder schlafen. und das fiel nicht immer leicht. 50 km vor der französischen Grenze, wurde In Straßburg gibt es übrigens viele dunkel- eine kleine Pause an einer Raststätte einge- häutige Händler, die versuchen Schmuck, legt. Nach einer halben Stunde Fahrt, fuhren Sonnenbrillen oder Gürtel zu verkaufen. Der wir in Straßburg ein. Als alle am Busbahn- Busfahrer warnte schon während der Fahrt hof ausstiegen, bemerkte jeder das schlechte vor, dass man gut handeln muss, damit man Wetter, aber davon lässt man sich nicht die nicht zu viel zahlt. Die Stadt ist voll von sol- Laune verderben.
Seite 70 Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 Besuch in Strassburg chen Händlern, die schon kommen, wenn man sie nur anguckt. Gegen 12.15 Uhr gab es eine Besichtigung im Straßburger Münster. Danach hatten die Schüler wieder Freizeit bis 16.00 Uhr. Diese Zeit wurde genutzt, um einkaufen zu gehen oder auch etwas zu essen. Leider regnete es die meiste Zeit und es war ziemlich kalt. Um 16.00 Uhr liefen alle gemeinsam zurück zum Bus und gegen halb acht kam der Bus in Of- fenbach an. Der Tag in Straßburg war sehr aufregend und wäre das Wetter besser gewesen, dann hätte es noch mehr Spaß gemacht. Manda Gasparevic, 10c Sehenswert: Das weltberühmte Strassburger Münster Fundus-Team sucht nachfolger! Liebe Schülerinnen und Schüler, nach vier Jahren erfolgreicher Arbeit, verabschiedet sich das Fundus-Team aus der 10.Klasse in diesem Halbjahr. Wir würden uns freuen wenn jemand für den Theater Fundus Interesse hätte, um im neuen Schuljahr an der Servicegruppe teil- zunehmen. Es wäre schön, wenn 3-5 Schüler/innen den Fundus weiterführen würden. Ihr solltet Spaß daran haben, aber auch etwas Geduld und Lust mitbringen. Bei weiteren Fragen oder interessierten Schüler/innen, wendet ihr euch an Frau Helm. Eurer Fundus-Team Katarina Jovanovic,10c
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002 Seite 71 Gibt es berechtigte Gewalt? Täglich sehen wir die Spirale der Gewalt im Fernsehen und den Zeitungen. Beide Seiten rechtfertigen ihr Verhalten jeweils mit dem Verhalten der anderen. Lisa Sponsel untersucht im nachfolgenden Artikel die Frage, ob es denn „berechtigte“ Gewalt geben könne oder nicht. 1. Geschichtlicher Abriss Vor ca. 2000 Jahren lebten in Pa- lästina viele verschiedene Völker und Stämme. In Folge vieler Aus- einandersetzungen wurden die Menschen mit jüdischem Glauben vertrieben und über ganz Europa und die Welt verteilt. Seit dem 20. Jahrhundert fordern die Zionisten (eine jüdische politi- sche Bewegung, die die Neube- siedlung Palästinas und die Eini- gung der Juden als Volk wünscht) einen eigenen Staat in Palästina. Juden wanderte daraufhin massenhaft Quelle: www.dkp-dl.BIL.arc2.htm in Palästina ein und vertrieben die dort leben- de arabische Bevölkerung. Sie müssen seither Die Palästinenser beanspruchen ebenfalls Je- in dort eingerichteten Lagern leben. 1948 rusalem als ihre Stadt. Sie fühlen sich aus ih- gründeten die Juden den Staat Israel. Die mi- rem Land vertrieben, ihrer Stadt Jerusalem litärisch stark überlegenen Israelis kämpfen beraubt und durch die ständige israelische gegen die Palästinenser. Die Palästinenser militärische Übermacht bedroht und unter- fühlen sich durch die Israelis aus ihrem eige- drückt. Die Siedlungspolitik auf den Golan- nen Land verdrängt. höhen durch die Israelis ist eine permanente Provokation. Die militärische Unterlegenheit gibt den Palästinensern keine Chance den ü- 2. Was sind die Interessen und Empfin- bermächtigen Israelis Widerstand zu leisten. dungen der beiden Seiten ? Die weltweit pro israelische Einstellung lässt Die Israelis wollen Jerusalem als Hauptstadt die Palästinenser sich ungerecht behandelt und Jesu' Geburtsstadt vollständig besitzen und unverstanden fühlen. Sie wünschen sich und regieren, und nicht mit den Palästinen- ihr Land zurück. Die Vertreibung der Palästi- sern teilen. Die Palästinenser mit ihrem ande- nenser durch die Israelis ist ähnlich, wie die ren Glauben sollen jenseits der Grenzen von Vertreibung der Israelis in der Vergangenheit Israel leben und möglichst keinen Zugang aus dem selben Gebiet. Was ihnen angetan mehr zu Israel haben. Palästina wird von Is- wurde, tun sie gleichermaßen den Palästinen- rael nicht als eigener Staat anerkannt, genau sern an und behaupten, das sei gerechtfertigt. so wenig, wie ihr Anführer Arafat als ihr An- Arafat wurde von den Israelis unter Hausar- führer anerkannt wird. rest gesetzt. Das stellt für das palästinensi-
Seite 72 Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 Gibt es berechtigte Gewalt? sche Volk eine Demütigung und Erniedri- auf diese Tat. Schließlich hat der Attentäter gung dar. den Weg ins Paradies gefunden. 3. Wie setzen die beiden Seiten ihre Inte- 4. Gibt es berechtigte Gewalt ? ressen durch ? Gewalt führt zu Gegengewalt. Wer hat ange- Die Israelis setzen ihre Interessen mit militä- fangen ? Wer muss zu erst aufhören ? Wer ist rischer Gewalt durch. Nach Besetzung der Täter, wer ist Opfer ? Wen kann man schließ- Golanhöhen (eigentlich palästinensisches Ge- lich zur Rechenschaft ziehen ? Auf diese Fra- biet) und Besiedlung durch israelische Sied- gen gibt es keine eindeutige Antwort. Was ist ler beispielsweise wurden mit Gewalt Ge- Gewalt ? Ist Demütigung bereits Gewalt bietsansprüche durchgesetzt. Israel wird welt- (verbale Gewalt) oder beginnt Gewalt erst weit von im Ausland lebenden reichen Bür- mit dem Einsatz von Waffen ? Wenn die De- gern jüdischen Glaubens finanziell unter- finition von Gewalt schon schwer fällt, ist es stützt. Bis vor kurzem war auch die wirt- um so schwerer zu sagen, wer wann angefan- schaftliche Lage sehr gut. Das führte zu ho- gen hat. Die Gewaltspirale anzuhalten ist un- hen Steuereinnahmen, die zu einem großen möglich. Kinder, die selbst verletzt wurde o- Teil in die Rüstung gesteckt wurden. Deshalb der Eltern oder Geschwister verloren haben, ist Israel eine sehr starke militärische Macht. vielleicht sogar zusehen musste, wie Eltern Stimmen gegen Israel gibt es weltweit fast oder Geschwister erschossen wurden, sind nur von arabischen Staaten. Reiche Amerika- später eher bereit sich zu rächen. ner jüdischen Glaubens haben großen Ein- Angehörige einer Hochzeitsfeier, die von ei- fluss in der amerikanischen Politik. Das er- nem Attentäter in die Luft gesprengt wurde klärt die pro israelische Einstellung von A- und die ihre nächsten Verwandten und Freun- merika. Deutschland auf der anderen Seite de sterben gesehen haben, werden immer den getraut sich nicht auf Grund seiner Vergan- Kampf gegen mögliche Terroristen unterstüt- genheit Kritik an Israel zu üben. Auch andere zen. europäische Länder sind unsicher. Dieser Si- tuation ist sich Israel bewusst und nutzt das Auf der einen Seite stehen terroristische An- aus. schläge einzelner Personen, bei denen die Zi- vilbevölkerung zu Schaden kommt. Auf der Da die Palästinenser kein vergleichbares anderen Seite stehen Bombardierungen ein- Militär haben, wie Israel (z.B. keine Luftwaf- zelner Häuser, von Hubschraubern aus, von fe, kaum Panzer oder ähnliches schweres einer Regierung aus angeordnet, mit angeb- Kriegsgerät) können sie nur mit Terroristen lich nur dem Ziel, ausschließlich Terroristen großen Schaden anrichten und sich auf diese zu töten. Das hat den Anschein einer „ Art gegen Militäranschläge wehren. Die per- legitimen" Aktion, weil eine „ordentliche" manente Unterdrückung, sowie die Demüti- Regierung dahinter steht. Wie viele unschul- gung führen zu permanenter Wut und den dige Zivilisten dabei um kommen, wird nicht Drang zur Rache. Der Glaube, dass man erwähnt. Ob sich überhaupt ein Terrorist in durch den Tod bei einer Heldentat wie zum dem getroffenen Haus aufhielt weiß niemand, Beispiel ein Attentat in das Paradies kommt, weder das Militär, noch die Berichterstatter. wird benutzt, um Selbstmordattentäter zu fin- den. Attentäter werden jahrelang ausgebildet Nein, Gewalt ist nie berechtigt. Aber die Ur- und auf ihre „Mission" vorbereitet. Die Trau- sachen für Gewalt sind im Moment, wo Ge- er am Tod eines Angehörigen, der als Atten- walt ausgeübt wird verständlich. Wut und täter stirbt, wird überdeckt durch den Stolz Ohnmacht kann dazu führen, dass Menschen
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002 Seite 73 Gibt es berechtigte Gewalt? Quelle: www.badil.org/ressources:/.../jer/intifada Gewalt ausüben gegen andere. Wo Gewalt Durch diese Gewaltanwendung schützt sich gesät erntet man auch wieder Gewalt. Die Israel vor weiteren Angriffen. Berechtigte Anwendung von Gewalt kann keinen Kon- Gewalt ? flikt lösen. Ob Gewalt berechtigt ist oder nicht, kann Eine andere Situation: nicht eindeutig bestimmt werden. Das wäre zu einfach. A greift B mit einer Waffe an. B wehrt sich und erschlägt A im Kampf. B hat also Ge- Es gibt immer mehrere Sichtweisen. Israel walt auf A ausgeübt. Hätte er das nicht ge- stellt seine Aktion als gerechtfertigt dar, weil tan, wäre er vermutlich umgekommen. Ist es dem eigenen Schutz dient. Die Palästinen- Gewalt zur Verteidigung gerechtfertigt ? ser drohen so lange mit Attentaten, bis Israel alle Angriffe stoppt, würde man eine Israel rückt mit Panzern in Palästina ein und Schiedsrichtermacht einschalten, die darauf besetzt Gebiete. Dabei kommt es zu Schie- aufpassen soll, dass weder Israelis, noch Pa- ßereien. Die Palästinenser fürchten, von den lästinenser Anschläge ausüben, müsste sie israelischen Soldaten getötet zu werden und auch Gewalt androhen oder ausüben, wenn schießen zurück. Sie über Gewalt aus! (?) eine der beiden Parteien die Grenze über- Ein palästinensischer Selbstmordattentäter schreiten würde. Ist das gerechtfertigte Ge- sprengt sich in einer Bar in die Luft. Israelis walt? sterben. Israel beschließt, palästinensische Attentäter zu jagen und umzubringen, um Lisa Sponsel, 10c weitere Terroranschläge zu vermeiden.
Seite 74 Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002 Quelle: Stadtplanungsamt Offenbach
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002 Seite 75
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