Der Arbeitsmarkt im Griff der Pandemie - Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Agenturbezirk Coesfeld 2020 - Bundesagentur für ...

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Der Arbeitsmarkt im Griff der Pandemie - Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Agenturbezirk Coesfeld 2020 - Bundesagentur für ...
Das Jahr 2020

Der Arbeitsmarkt im Griff der
Pandemie
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Agenturbezirk Coesfeld 2020
Das Jahr 2020

Kontakt bei Rückfragen:

Bundesagentur für Arbeit
Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen
Arbeitsmarktbeobachtung Münsterland
Martin-Luther-King-Weg 22
48155 Münster
Telefon: 0251 698 181
E-Mail: Ahlen-Muenster-AMB@arbeitsagentur.de

Januar 2021

Zitiervorschlag
Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion NRW, Arbeitsmarktbeobachtung Münsterland:
„Der Arbeitsmarkt im Griff der Pandemie“, Münster 2021

Datenstand: Dezember 2020

Geschlechterbezeichnung
Soweit dies möglich ist, werden im Text geschlechtsneutrale Formulierungen verwandt. An-
sonsten nutzen wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur die männliche Form. Falls nicht
ausdrücklich anders angegeben, beziehen sich alle Aussagen sowohl auf weibliche als auch
auf männliche Personen.

Quelle aller Daten
Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen (soweit nicht anders angegeben)

2
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Inhalt

Der Arbeitsmarkt im Griff der Pandemie ....................................................................................................... 4

Das Wichtigste in Kürze ............................................................................................................................... 6

BESCHÄFTIGUNG ....................................................................................................................................... 7

    Vermutlich keine weitere Zunahme der Beschäftigung im 2. Halbjahr 2020 ........................................... 7

    Das Münsterland im Vergleich mit NRW ................................................................................................. 8

    Vom Beschäftigungswachtum profitieren Frauen und Ausländer relativ stärker ..................................... 9

    Akademische Arbeitskräfte profitieren vom Strukturwandel .................................................................. 10

    Hoher Beschäftigungsaufbau im Gesundheits- und Sozialwesen und in der Bauinstallation ............... 11

    Covid-19 verstärkt den Rückgang der geringfügig entlohnten Beschäftigung ...................................... 12

    Anteil der Sozialversicherungspflicht an der Gesamtbeschäftigung wächst ......................................... 13

ARBEITSLOSIGKEIT ................................................................................................................................. 14

    Die Corona-Pandemie führte zu deutlich gestiegener Arbeitslosigkeit ................................................. 14

    Keine neuen Rekordwerte der Arbeitslosigkeit ...................................................................................... 15

    Arbeitslosigkeit wuchs flächendeckend ................................................................................................. 16

    Hoher Zuwachs der Arbeitslosigkeit aufgrund geringer Abgangschancen ............................................ 17

    Die Arbeitslosigkeit der Männer stieg stärker als die der Frauen .......................................................... 18

    Wachsende Arbeitslosigkeit vor allem in der Arbeitslosenversicherung ................................................ 19

    Hoher Anteil von Arbeitslosen ohne Berufsabschluss ........................................................................... 20

GEMELDETE ARBEITSSTELLEN ............................................................................................................. 21

    Die Arbeitskräftenachfrage ging im Zuge der Corona-Pandemie deutlich zurück ................................. 21

    Hoher Stellenbestand trotz Rückgangs der Arbeitskräftenachfrage ..................................................... 22

KURZARBEIT WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE ............................................................................ 23

    Anzeigen auf konjunkturelle Kurzarbeit auf bislang ungekanntem Niveau ........................................... 23

    Rekordniveau der Kurzarbeit ................................................................................................................. 24

    Hoher Arbeitsausfall während Kurzarbeit .............................................................................................. 25

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Das Jahr 2020

Der Arbeitsmarkt im Griff der Pandemie
Ende 2019 rechneten Wirtschaftsforscher fest damit, dass sich spätestens im zweiten Halbjahr
2020, nach einer Phase der Unsicherheit, die leicht abgekühlte Konjunktur wieder stabilisieren
würde. Und der zwischenzeitlich etwas stockende Rückgang der Arbeitsloszahlen wieder Fahrt
aufnehmen wird.

In den ersten Monaten 2020 erfüllte sich die Prognose. Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich posi-
tiv, auch zog die Zahl der Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung weiter an. Im
März, mit dem plötzlichen Eintritt der Corona-Virus-Pandemie in unser Alltagsleben, hatte die Pro-
gnose sich allerdings erledigt.

Die Ausbreitung des Virus und die dadurch erzwungenen Eindämmungsmaßnahmen, vor allem der
erste Lockdown ab dem 16. März, führten zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit. Im Juni
lag sie im Agenturbezirk um 26 Prozent über dem Vorjahr. In der Spitze im August waren mehr als
14.200 Menschen arbeitslos gemeldet, etwa 2.540 Personen mehr als ein Jahr zuvor. Die Arbeits-
losenquote erreichte 4,1 Prozent.

Zu der in der Öffentlichkeit früh befürchteten Rekord-Arbeitslosigkeit kam es allerdings nicht. Der
Arbeitsmarkt blieb weitgehend robust. Der Anstieg der Arbeitslosenzahl war vor allem auf das Zu-
sammentreffen von Pandemie und ausbleibender Frühjahresbelebung zurückzuführen. Viele Men-
schen waren arbeitslos geblieben, weil im Frühjahr die Nachfrage nach neuen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern stark zurückging – in einigen Bereichen kam sie nahezu zum Erliegen, statt wie
für die Jahreszeit üblich, anzusteigen. Hinzu kam, dass vorübergehend nicht mehr alle Instrumente
der aktiven Arbeitsmarktpolitik genutzt werden konnten. Nach recht kurzer Zeit konnten aber viele
vormals Präsenzmaßnahmen in digitalen Formaten oder alternativen Formen angeboten werden.

Zudem wirkten Kurzarbeit und die umfangreichen Wirtschaftshilfen, die die Politik schnell einlei-
tete, auf Arbeitsmarkt und Wirtschaft stabilisierend. Die Bedingungen für den Bezug von Kurz-
arbeitergeld wurden noch im April angepasst und für Betriebe und Beschäftigte verbessert. Das
arbeitsmarktpolitische Instrument sicherte Beschäftigung und reduzierte Arbeitslosigkeit. Im April
verhinderte die Kurzarbeit im Westmünsterland die Arbeitslosigkeit von fast 40.000 Menschen. Fast
4.000 Unternehmen nutzten das Instrument der Kurzarbeit und konnten dadurch ihre Beschäftigten
großenteils halten, erhielten Planungssicherheit und die Perspektive, mit dem Wiederanspringen
der Konjunktur auf bewährtes, eingearbeitetes und auch qualifiziertes Personal zurückgreifen zu
können.

Folgerichtig ging nach dem Ende des Lockdown die Kurzarbeit schnell und kräftig zurück, ver-
blieb aber weiter auf sehr hohem Niveau. War die Kurzarbeiterquote mit Beginn der Pandemie von
0,3 Prozent im Februar sprunghaft auf 17,9 im April gestiegen, fiel sie im August wieder auf 6,8
Prozent. Dass trotz schrittweiser Erholung der Wirtschaft weiterhin im hohen Maße Kurzarbeit in
Anspruch genommen wird, zeigt, wie unterschiedlich die Branchen von den Eindämmungsmaß-
nahmen betroffen sind. Nicht alle Wirtschaftszweige profitierten gleichermaßen von den Lockerun-
gen im Sommer, in einigen – ein Beispiel ist die Reisebranche - blieb verkürzte Arbeit weiter ein
notwendiges Mittel der Wahl.

Das zeigt auch, wie schwierig es ist, einen Ausblick zu geben. Perspektiven gibt es aber. An erster
Stelle steht natürlich die Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff, der im Sommer, bestenfalls be-
reits früher, die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung nach und nach verschwinden lässt. Es ist
aber auch wahrscheinlich, dass die Wirtschaft nach der Pandemie nicht ohne Weiteres in die alten
Pfade zurückkehren kann. So hat sich in den vergangenen Monaten, auch aufgrund geschwächter
Märkte, in vielen Branchen der Wettbewerb untereinander noch einmal verschärft. Dadurch ist in
vielen Fällen der Druck, sich als Unternehmen technologisch weiterzuentwickeln, größer geworden.

4
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind beträchtlich. Auf der einen Seite wächst der Bedarf an
Fachkräften, während es auf der anderen Seite für Menschen ohne ausreichende Qualifikationen
im Zuge der technologischen Modernisierung der Arbeitswelt schwieriger wird, eine Anstellung zu
finden. Anhaltspunkte, wohin die Fahrt geht, bot der Arbeitsmarkt im Herbst. Nicht nur die Kurz-
arbeit ging zurück, von August bis Dezember nahmen auch mehr Menschen eine neue Arbeit auf,
als in den jeweiligen Monaten der Vorjahre. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber fanden einfacher als
in den vergangenen Jahren qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nun „auf dem Markt“
waren, da einige Unternehmen sie im Frühjahr hatten entlassen müssen. Während der Arbeits-
markt für Fachkräfte relativ stabil blieb, verknappte sich gleichzeitig das Angebot für Menschen
ohne ausreichende Qualifikationen weiter.

Die Risiken dieser Entwicklung liegen auf der Hand: Steigende Arbeitslosigkeit auf der einen,
wachsende Engpässe bei den gut qualifizierten Fachkräften und damit Risiken für die weitere Ent-
wicklung des Westmünsterlandes auf der anderen Seite.

Doch treten auch mögliche Lösungsansätze klar zutage: Einerseits die weitere Verbesserung der
Ausbildung des Nachwuchses, andererseits die Förderung von beruflicher Weiterbildung und Qua-
lifizierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer während ihres Erwerbslebens. Für arbeitslose
Menschen ist eine berufliche Weiterbildung häufig die beste Möglichkeit, dauerhaft und erfolgreich
in Arbeit zurückzufinden. Und beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern können durch
Weiterbildung zur Fachkraft aus eigener Kraft ihr Arbeitsverhältnis sicherer gestalten. Um beruf-
liche Weiterbildung durch nachhaltige Förderung als festen Bestandteil der Arbeitswelt zu veran-
kern, traten bereits Anfang 2019 das Qualifizierungs- und das Teilhabechancengesetz in Kraft.

Ein arbeitsmarktpolitisches Ziel dieser Gesetze ist es, Beschäftigung durch Weiterbildung zu si-
chern und so Arbeitslosigkeit zu verhindern. In Unternehmen und Betrieben schlummert viel unge-
nutztes Potential. Wenn Fachkräfte nur noch schwierig am Arbeitsmarkt gefunden werden, können
Unternehmen bewährte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neuen Aufgabenfelder und Tätig-
keiten der (nahen) Zukunft weiterentwickeln. Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern erhalten so die Si-
cherheit, auch in Zukunft personell gut aufgestellt zu sein. Gleichzeitig erhalten die Menschen eine
sichere individuelle Perspektive. Auch Kurzarbeit, die ja eigentlich nur eine wirtschaftliche Notlage
zu überbrücken hilft, kann in diesem Zusammenhang für beide Seiten zur Chance werden, wenn
sie für Qualifizierung genutzt wird.

Nach der Pandemie wird Vieles anders sein. Es wird Neuanfänge geben – und geben müssen. Zu
wünschen wäre, dass die aktuelle Situation nicht nur die Herausforderungen am Arbeitsmarkt ver-
schärft. Sondern auch, dass es in dieser Situation gelingt, einen Stein ins Rollen zu bringen, hin zu
einer engagiert gelebten, fest verankerten Kultur von Qualifizierung und beruflicher Weiterbildung
während des Erwerbslebens und in den Unternehmen.

                                                                                                   5
Das Jahr 2020

Das Wichtigste in Kürze

     		Die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus haben dazu geführt, dass die
         Arbeitslosigkeit im Laufe des Jahres 2020 sprunghaft gestiegen ist und gleichzeitig
         die Arbeitskräfte-Nachfrage signifikant sank. Dass die Beschäftigung sich trotz allem
         verhältnismäßig stabil entwickelte, hängt mit der starken Nutzung der Kurzarbeit durch
         die Unternehmen zusammen. Dadurch konnten ungeachtet der großen wirtschaftlichen
         Unsicherheiten viele Arbeitsplätze gesichert werden.

     		Im März 2020 waren mit rund 223.000 Personen etwa 3.800 Personen oder 1,7 Pro-
         zent mehr Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt als im März des Vorjah-
         res. Durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus ab dem Frühjahr ist
         damit zu rechnen, dass die durchschnittliche Beschäftigung im aktuellen Jahr unter der
         des Vorjahres liegen wird.

     		Die ausschließlich ausgeübte geringfügig entlohnte Beschäftigung sank im Westmüns-
         terland mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus in stärkerem Maße
         als in den Jahren zuvor. Der Rückgang betrug bereits im März 2020 gegenüber dem
         Vorjahr -5,7 Prozent.

     		Durch die Corona-Pandemie stieg die Arbeitslosigkeit stark an. Verantwortlich waren
         überwiegend die fehlenden Möglichkeiten zur Beendigung der Arbeitslosigkeit und we-
         niger die erhöhten Zugänge aus der Erwerbstätigkeit.

         D
          ie Arbeitslosigkeit wuchs im Agenturbezirk von April bis August 2020. Üblich ist von
          April bis Juni eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit. Seit August bewegt sich die Ar-
          beitslosigkeit wieder im saisonalen Rahmen. Im vergangenen Jahr waren durchschnitt-
          lich etwa 12.600 Menschen arbeitslos gemeldet, knapp 17 Prozent mehr als 2019.

     		Gleichzeitig mit der Steigerung der Arbeitslosigkeit sank die Arbeitskräftenachfrage im
         Westmünsterland stark ab. Im April 2020 wurde mit rund 490 die geringste Zahl an neu
         gemeldeten Arbeitsstellen gezählt. Im vergangenen Jahr wurden mit rund 10.220 Stel-
         lenmeldungen 2.640 Stellen weniger gezählt als 2019. Das war ein Rückgang von über
         einem Fünftel.

         D
          ie Kurzarbeit ist das wichtigste Instrument zur Sicherung einer hohen Beschäftigung
          während der Pandemie. In der Spitze bezogen im April 2020 fast 40.000 Menschen
          Kurzarbeitergeld in rund 4.000 Betrieben. Fast 18 Prozent der sozialversicherungs-
          pflichtig Beschäftigten war im Westmünsterland zu diesem Zeitpunkt von Kurzarbeit
          betroffen.

6
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

BESCHÄFTIGUNG
Vermutlich keine weitere Zunahme der Beschäftigung im 2. Halbjahr 2020

           S
            eit dem Ende der Finanzkrise im Jahr 2010 stieg die sozialversicherungspflichtige Be-
            schäftigung im Westmünsterland nahezu linear an. Jährlich wuchs die Beschäftigung
            zum Teil um über drei Prozent. Im dritten Quartal 2019 wurde mit fast 225.000 sozial-
            versicherungspflichtig Beschäftigten ein bisheriger Höchststand erreicht.

		         Z
            uletzt flachte das Wachstum etwas ab. Die Beschäftigung lag im März 2020 mit
            223.367 Personen noch um 3.834 Personen oder 1,7 Prozent über dem Vorjahr. Die
            Beschäftigung der Frauen wuchs um 2,9 Prozent, die der Männer um 0,9 Prozent.

		         I
             nnerhalb von fünf Jahren steigerte sich die sozialversicherungspflichtige Beschäfti-
            gung im Agenturbezirk damit um über 25.000 Personen, ein Plus von 13 Prozent. In
            den vergangenen zehn Jahren stieg die Beschäftigung sogar um über 50.000 Men-
            schen an. Dies entspricht einer Steigerung von fast 30 Prozent.

Hintergrund

Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen unter anderem Auszubildende, Praktikanten, Werk-
studenten, behinderte Menschen in anerkannten Werkstätten oder gleichartigen Einrichtungen sowie Per-
sonen, die ein freiwilliges soziales, ein freiwilliges ökologisches Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst
ableisten. Nicht zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gezählt werden die geringfügig Beschäf-
tigten, für die nur pauschale Sozialversicherungsabgaben zu leisten sind. Auch Beamte, Selbständige und
mithelfende Familienangehörige, Berufs- und Zeitsoldaten, sowie Wehr- und Zivildienstleistende zählen nicht
zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Die endgültigen Daten zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung werden mit einer sechsmonatigen
Verzögerung veröffentlicht, sodass die aktuellsten Daten vom März 2020 stammen.

                                                                                                          7
Das Jahr 2020

Das Münsterland im Vergleich mit NRW

     		Bereits vor Einführung der Eindämmungsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie im
         März 2020 wuchs die Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen hauptsächlich aus kon-
         junkturellen Gründen nicht in allen Regionen gleichermaßen. Die Arbeitsmarktregionen
         mit starkem Dienstleistungssektor konnten deutlich mehr Beschäftigung aufbauen als
         die Regionen mit bedeutendem produzierendem Gewerbe. Im Rheinland und im Ruhr-
         gebiet sind mehr als drei Viertel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im
         Bereich der Dienstleistungen tätig. Dort wuchs die Beschäftigung zwischen März 2019
         und März 2020 um 1,6 und 1,5 Prozent. Das Münsterland mit der seit langem landes-
         weit günstigsten Arbeitsmarktlage konnte die Beschäftigung sogar um 1,9 Prozent stei-
         gern.

     		In Südwestfalen sind dagegen gerade mal knapp 55 Prozent der Beschäftigten im
         Dienstleistungssektor tätig. Dies ist die einzige Arbeitsmarktregion in Nordrhein-West-
         falen, in der bereits vor Beginn der Pandemie die Beschäftigung rückläufig war, wenn
         auch nur gering mit einem Minus von -0,1 Prozent im März 2020 gegenüber März 2019.
         Aber auch im Bergischen Land und in Ostwestfalen-Lippe mit jeweils starkem produzie-
         rendem Sektor wuchs die Beschäftigung eher verhalten mit +0,6 und +1,0 Prozent.

8
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Vom Beschäftigungswachtum profitieren Frauen und Ausländer relativ stärker

           W
            ie bereits auf Seite 7 erwähnt, stieg die Beschäftigung der Frauen mit einem Plus von
            2,9 Prozent zwischen März 2019 und März 2020 stärker an als die der Männer mit einer
            Steigerung von 0,9 Prozent.

           I
             nsgesamt wuchs die Teilzeitbeschäftigung mit 4,6 Prozent deutlich stärker als die Voll-
            zeitbeschäftigung mit 0,7 Prozent. Etwa 27 Prozent der sozialversicherungspflichtigen
            Beschäftigten im Westmünsterland sind nicht mit voller Stundenzahl tätig. Von den be-
            schäftigten Frauen üben mehr als die Hälfte eine Teilzeittätigkeit aus, bei den beschäf-
            tigten Männern sind es grad einmal 7,5 Prozent, die nicht in Vollzeit arbeiten.

           D
            ie sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von ausländischen Staatsangehörigen
            wuchs im Zeitraum von März 2019 bis März 2020 um 1.211 oder 7,8 Prozent. Die Be-
            schäftigung von Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern aus der Europäischen Union
            stieg um 614 oder 6,9 Prozent. Die Beschäftigung der Staatsangehörigen aus Dritt-
            staaten stieg um 604 oder 9,2 Prozent, darunter um 200 oder 11,6 Prozent aus den
            Asylherkunftsländern.

Hintergrund

Zu den Asylherkunftsländern gehören die acht Staaten, aus denen die höchste Zahl an Asylanträgen regis-
triert wurden. Dies sind Afghanistan, Eritrea, Irak, die Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia
und die Arabische Republik Syrien.

                                                                                                           9
Das Jahr 2020

Akademische Arbeitskräfte profitieren vom Strukturwandel

           D
            ie Zahl der geringqualifizierten Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss stieg von März
            2019 bis März 2020 um 1,3 Prozent, die der Menschen mit einer dualen oder vergleich-
            baren Ausbildung um 1,5 Prozent. Allerdings ist bei der Bewertung des Vorjahresver-
            gleiches zu beachten, dass es zum Jahresbeginn Veränderungen bei der Zuordnung
            von einzelnen Berufen zum Anforderungsniveau gab (siehe Hintergrund).

           S
            ichtbar wird die zunehmende Akademisierung der Beschäftigung. Die Zahl der Be-
            schäftigten mit akademischer Ausbildung stieg innerhalb von zwölf Monaten um 5,8
            Prozent.

           D
            ie demografische Entwicklung führte weiterhin zu einer steigenden Beschäftigung äl-
            terer Arbeitskräfte. Auch in der Bevölkerung wird diese Altersgruppe immer größer, was
            ein Wachstum der Beschäftigung begünstigt. Sie werden in ihrem Beschäftigungsver-
            hältnis älter. Die Chancen, eine Arbeitsstelle zu erhalten, falls Arbeitslosigkeit eingetre-
            ten ist, sind allerdings noch immer geringer als die von jüngeren Menschen.

Hintergrund

Im Dezember 2019 wurden die Berufsgattungen bestimmter Einzelberufe geändert. Ziel war, die Berufe in
der Systematik zutreffender zu verorten. Dabei hat sich die Zuordnung zum Anforderungsniveau dieser Be-
rufe von „Fachkraft“ in „Helfer“ verändert. Betroffen sind Berufe des Objekt- und Personenschutzes und des
Hotel- und Gastronomieservice. Dadurch ist der Vorjahresvergleich der „Helfer“ überzeichnet, der Vorjahres-
vergleich der „Fachkraft“ unterzeichnet.

10
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Hoher Beschäftigungsaufbau im Gesundheits- und Sozialwesen und in der
Bauinstallation

           D
            ie sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wuchs im Zeitraum von März 2019 bis
            März 2020 im Dienstleistungssektor mit einem Plus von 2,2 Prozent deutlich stärker als
            im produzierenden Sektor (+1,0 %). Verantwortlich dafür sind vorrangig die Branchen
            die dem öffentlichen Dienst nahestehen oder in geringerem Maße konjunkturabhängig
            oder „systemrelevant“ sind, wie beispielsweise das Gesundheits- und Sozialwesen.

           N
            eben dem Gesundheits- und Sozialwesen stieg die Beschäftigung besonders in der
            Bauinstallation und im Handel.

           D
            en stärksten Beschäftigungsrückgang verzeichnete die Arbeitnehmerüberlassung mit
            einem Minus von 12,5 Prozent. Im Falle von wirtschaftlichen Schwierigkeiten kündigen
            Unternehmen zunächst die Verträge mit Unternehmen der Zeitarbeit, bevor das eigene
            Stammpersonal reduziert wird. Ebenfalls eine rückläufige Beschäftigung wiesen die
            Metallerzeugung und die Herstellung von Holzwaren auf.

Hintergrund

Die Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) ist hierarchisch aufgebaut und besteht aus fünf Ebenen:
Die oberste Ebene der Wirtschaftsabschnitte enthält nur 21 Kategorien, die dann in Wirtschaftsabteilungen,
-gruppen, -klassen und schließlich -unterklassen – mit 839 Kategorien – unterteilt wird.

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Das Jahr 2020

Covid-19 verstärkt den Rückgang der geringfügig entlohnten Beschäftigung

         S
          eit vielen Jahren sinkt die ausschließlich ausgeübte geringfügig entlohnte Beschäfti-
          gung im Agenturbezirk kontinuierlich. Mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Co-
          rona-Virus verstärkte sich dieser Trend. Ende März 2020 waren insgesamt 2.675 Men-
          schen weniger geringfügig entlohnt beschäftigt als noch ein Jahr zuvor. Dies entspricht
          einem Rückgang von 5,7 Prozent. Die Veränderungsraten der Vorjahre lagen jeweils in
          einem Korridor von -0,7 bis -2,8 Prozent.

         B
          esonders betroffen waren Frauen, deren geringfügig entlohnte Beschäftigung die
          Hauptbeschäftigung war. Die Zahl sank gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent oder
          2.276 Personen. Die vergleichbare Beschäftigung der Männer sank im gleichen Zeit-
          raum um 2,5 Prozent oder 399 Personen.

12
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Anteil der Sozialversicherungspflicht an der Gesamtbeschäftigung wächst

           I
             nsgesamt befanden sich im März 2020 im Westmünsterland 268.240 Menschen in
            einer Beschäftigung. Der Anteil der sozial abgesicherten Beschäftigung an der Ge-
            samtbeschäftigung stieg in den vergangenen Jahren stetig an. Derzeit macht sie rund
            83,3 Prozent aus. Die Gesamtbeschäftigung bildet sich aus der Summe der sozialver-
            sicherungspflichtigen und der ausschließlich geringfügigen Beschäftigung.

           N
            eben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren im März 2020 noch 70.281
            Menschen geringfügig beschäftigt. Davon übten 44.073 Personen ausschließlich eine
            geringfügig entlohnte Beschäftigung aus. Die ausschließlich ausgeübte kurzfristige Be-
            schäftigung hat eine untergeordnete Bedeutung. An der Gesamtbeschäftigung hatte
            sie im März 2020 mit 800 Personen lediglich einen Anteil von rund 0,3 Prozent.

           N
            ahezu alle Arten der geringfügigen Beschäftigung sanken gegenüber März 2019 mehr
            oder weniger stark ab. Lediglich die geringfügig entlohnte Beschäftigung im Nebenjob
            wuchs gering.

Hintergrund

In der Beschäftigungsstatistik ergeben sich die „geringfügig Beschäftigten“ als Summe aus „geringfügig ent-
lohnten Beschäftigten“ und „kurzfristig Beschäftigten“. Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung liegt vor,
wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung im Monat 450 Euro nicht überschreitet. Bei Kombination
einer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung mit einem Mini-Job bleibt dieser sozialversiche-
rungsfrei. Geringfügig entlohnte Beschäftigte sind versicherungsfrei, der Arbeitgeber zahlt eine pauschale
Abgabe von 30 Prozent. Eine kurzfristige Beschäftigung liegt vor, wenn die Beschäftigung für eine Zeitdauer
ausgeübt wird, die im Laufe eines Kalenderjahres seit ihrem Beginn auf nicht mehr als 2 Monate oder ins-
gesamt 50 Arbeitstage festgelegt ist.

                                                                                                        13
Das Jahr 2020

ARBEITSLOSIGKEIT
Die Corona-Pandemie führte zu deutlich gestiegener Arbeitslosigkeit

           D
            ie Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus führten zu einer deutlich wach-
            senden Arbeitslosigkeit im Westmünsterland. Statistisch wurden die Auswirkungen
            erstmals im April 2020 sichtbar. Die Arbeitslosigkeit wuchs binnen eines Monats um
            1.558 Personen, 14,2 Prozent mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr über-
            stieg die Arbeitslosigkeit den damaligen Wert um 2.026 Personen oder 19,3 Prozent.

           B
            is zum August 2020 wuchs die Arbeitslosigkeit auch aufgrund der „Corona-Effekte“
            weiter an. Üblich ist in dieser Zeit eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit. Seit August
            bewegt sich die Arbeitslosigkeit wieder im saisonalen Muster Im Dezember 2020 waren
            12.113 Personen arbeitslos, 1.575 Arbeitslose oder +14,9 Prozent mehr als im Dezem-
            ber 2019.

Hintergrund

Im Jahresverlauf entwickelt sich die Arbeitslosigkeit in einem saisonüblichen Muster, welches nur selten
durchbrochen wird. Im Januar und Februar wächst die Arbeitslosigkeit im Regelfall. Befristete Beschäfti-
gungsverhältnisse enden zum Jahresende, Auszubildende schließen ihre Prüfungen ab, werden aber nicht
in allen Fällen übernommen. Danach sinkt die Arbeitslosigkeit bis zum Juni. Die Monate Juli und August
werden durch die Sommerferien beeinflusst. Schulabgängerinnen und Schulabgänger melden sich zur Über-
brückung bis zum Beginn der weiterführenden Bildung arbeitslos, auch in diesen Monaten werden nicht alle
Auszubildenden von ihren Arbeitgebern übernommen. Ab September bis in den November, teilweise auch
Dezember, sinkt die Arbeitslosigkeit wieder.

14
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Keine neuen Rekordwerte der Arbeitslosigkeit

           T
            rotz der starken Zunahme der Arbeitslosigkeit mit Beginn der Eindämmungsmaßnah-
            men wurden die Rekordwerte der Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk nicht erreicht.
            Im vergangenen Jahr waren durchschnittlich 12.591 Menschen arbeitslos gemeldet.
            Das waren etwas weniger als in den Jahresdurchschnitten 2013 und 2014. Zwischen
            2007 und 2010 lag die Arbeitslosigkeit sogar noch höher. Gegenüber dem Vorjahr
            wuchs die Arbeitslosigkeit um 1.808 Personen oder 16,8 Prozent.

           D
            ie Arbeitslosenquote betrug durchschnittlich im Jahr 2020 3,7 Prozent, wie im Jahr
            2015. Vor 2015 lag die Quote höher.

Hintergrund

Die Arbeitslosenquote wird errechnet, indem die registrierten Arbeitslosen zu den Erwerbspersonen als Quo-
ten in Beziehung gesetzt werden. Zu den Erwerbspersonen zählen die Erwerbstätigen und die Arbeitslosen.
Die gebräuchliche Arbeitslosenquote bezieht alle zivilen Erwerbstätige ein, dies ist die Summe aus den ab-
hängigen zivilen Erwerbstätigen sowie Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen.

                                                                                                       15
Das Jahr 2020

Arbeitslosigkeit wuchs flächendeckend

         I
           n allen Arbeitsmarktregionen in Nordrhein-Westfalen hinterlässt die Corona-Pandemie
          ihre Spuren. Besonders hohe Steigerungsraten der Arbeitslosigkeit entstanden in Süd-
          westfalen und dem Bergischen Land. Dies sind Regionen, in denen bereits vor Beginn
          der Pandemie eine steigende Arbeitslosigkeit zu beobachten war. Geringer sind die
          Steigerungsraten im Ruhrgebiet und im Münsterland. Die Beschäftigungsstruktur im
          Ruhrgebiet ist stark auf Branchen ausgerichtet, die geringer von den Auswirkungen der
          Pandemie betroffen sind, wie beispielsweise das Gesundheitswesen. Das Münsterland
          ist traditionell die Region mit der geringsten Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen.

         V
          or allem die Arbeitslosigkeit der Arbeitslosenversicherung, also im Rechtskreis des
          Sozialgesetzbuches (SGB) III, wuchs die Arbeitslosigkeit im gesamten Land rasant an.
          Im Durchschnitt 2020 lag sie in Nordrhein-Westfalen um 33,6 Prozent über dem Vor-
          jahreswert, in Südwestfalen sogar um 37,3 Prozent und im Bergischen Land um 38,0
          Prozent. In der Grundsicherung nach dem SGB II stieg die Arbeitslosigkeit etwas gerin-
          ger. 2020 lag sie um 7,7 Prozent über dem Vorjahr. Aber auch waren Südwestfalen mit
          einem Plus von 10,4 Prozent und das Bergische Land mit einem Plus von 9,6 Prozent
          stärker betroffen als die restlichen Arbeitsmarktregionen.

16
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Hoher Zuwachs der Arbeitslosigkeit aufgrund geringer Abgangschancen

        W
         enn die Arbeitslosigkeit steigt, kann dies zwei Ursachen haben. Entweder wächst der
         Zugang zur Arbeitslosigkeit an oder der Abgang aus der Arbeitslosigkeit sinkt ab. Vor
         allem im zweiten Quartal des Jahres 2020 kamen im Westmünsterland beide Effekte
         zusammen. Dabei haben die zusätzlichen Zugänge bei weitem nicht so stark wie die
         fehlenden Abgänge zur steigenden Arbeitslosigkeit beigetragen.

        E
         in Zugang zur Arbeitslosigkeit kann aus einer Erwerbstätigkeit heraus erfolgen, aber
         auch aus einer Ausbildung oder einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme. Vor allem
         der Zugang aus der Erwerbstätigkeit stieg im Zuge der Eindämmungsmaßnahmen im
         April 2020 an, und zwar gegenüber April 2019 um 599 oder +58,5 Prozent auf 1.623 Zu-
         gänge. Dagegen wurden vielfach arbeitsmarktpolitische Maßnahmen verlängert oder
         Auszubildenden-Prüfungen verschoben. Dadurch trat (noch) keine Arbeitslosigkeit ein,
         die Zugänge aus Ausbildung oder aus arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sanken ab.

        M
         it Beginn der Eindämmungsmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie sanken
         gleichzeitig die Abgänge in eine Erwerbstätigkeit deutlich ab. Im April 2020 wurden 388
         Abgänge in Erwerbstätigkeit weniger gezählt als noch ein Jahr zuvor. 5,3 Prozent der
         Arbeitslosen nahmen im April eine Ewerbstätigkeit auf. Ein Jahr zuvor gelang dies mit
         10,0 Prozent der Arbeitslosen fast doppelt sovielen Menschen.

        M
         it August 2020 veränderte sich die Dynamik. Seitdem sinken die Zugänge zur Arbeits-
         losigkeit aus der Erwerbstätigkeit im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig beenden mehr
         Arbeitslose ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit als im Jahr zu-
         vor.

                                                                                             17
Das Jahr 2020

Die Arbeitslosigkeit der Männer stieg stärker als die der Frauen

         A
          lle Personengruppen waren im vergangenen Jahr im Vergleich zum Jahresdurch-
          schnitt 2019 von wachsender Arbeitslosigkeit betroffen. Lediglich das Ausmaß unter-
          schied sich. So stieg die Arbeitslosigkeit deutscher Staatsangehöriger um 17,9 Pro-
          zent, die der ausländischen Staatsangehörigen um 13,7 Prozent.

         2
          020 waren durchschnittlich 1.403 geflüchtete Menschen arbeitslos gemeldet. Das wa-
          ren 114 Menschen oder 8,9 Prozent mehr als im Jahr davor.

         D
          ie Arbeitslosigkeit der Männer stieg mit einer Veränderungsrate von 20,3 Prozent stär-
          ker an als die der Frauen mit einem Plus von 12,7 Prozent. Ein wesentlicher Grund ist
          der hohe Beschäftigungsanteil von Frauen in vielen Branchen mit einer geringeren Be-
          troffenheit von der Corona-Pandemie. Hierzu zählen vor allem das Gesundheits- und
          Sozialwesen, der öffentliche Dienst und der Bereich Erziehung und Unterricht.

         D
          ie Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen stieg im Durchschnitt im vergange-
          nen Jahr gegenüber 2019 um 19,1 Prozent. Dagegen wuchs die Arbeitslosigkeit der
          nicht schwerbehinderten Menschen um 16,6 Prozent.

18
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Wachsende Arbeitslosigkeit vor allem in der Arbeitslosenversicherung

        2
         020 wuchs im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2019 die Zahl der Arbeitslosen, die
         eine Vollzeitbeschäftigung anstreben, deutlich schwächer als die der Arbeitslosen mit
         Wunsch nach einer Teilzeitbeschäftigung. Fast neun von zehn Arbeitslosen suchen
         eine Beschäftigung für volle Tage.

        D
         ie Arbeitslosigkeit der Jugendlichen von 15 bis unter 25 Jahren wuchs mit 20,0 Prozent
         stärker als die der anderen Altersgruppen. Dies hängt aber auch mit einem vergleichs-
         weise niedrigen Basiswert zusammen. Die Arbeitslosenquote ist mit durchschnittlich
         3,3 Prozent noch immer gering im Vergleich zur allgemeinen Arbeitslosenquote von 3,7
         Prozent.

        D
         ie Corona-Pandemie wirkte sich stärker im Bereich der Arbeitslosenversicherung aus.
         Neu gemeldete Arbeitslose haben häufig durch ihre Beschäftigung einen Anspruch auf
         Arbeitslosengeld erworben, so dass sie durch die Agenturen für Arbeit beraten werden.
         In der Spitze im Juni 2020 lag die Arbeitslosigkeit dort um 49,2 Prozent über dem Vor-
         jahreswert. Im Bereich der Grundsicherung wirkten sich vor allem die fehlenden Mög-
         lichkeiten von beruflichen Bildungs- oder Eingliederungsmaßnahmen aus. Die Arbeits-
         losigkeit stieg daher vor allem aufgrund der geringen Abgänge. Der Spitzenwert lag im
         September 2020 mit einem Plus von 10,9 Prozent zum Vorjahresmonat.

        I
          m vergangenen Jahr wuchs im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2019 die Arbeits-
         losigkeit in der Arbeitslosenversicherung um 30,9 Prozent, die Arbeitslosigkeit in der
         Grundsicherung um 6,0 Prozent.

                                                                                             19
Das Jahr 2020

Hoher Anteil von Arbeitslosen ohne Berufsabschluss

           E
            in grundlegendes Hindernis für gute Beschäftigungschancen liegt in einem fehlenden
            Berufsabschluss. Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen kann keine abgeschlossene
            Berufsausbildung nachweisen.

           Ü
            berdurchschnittlich gestiegen um 20,3 Prozent ist die Arbeitslosigkeit von Personen
            mit akademischem Berufsabschluss. Allerdings ist die Basis-Arbeitslosigkeit verhält-
            nismäßig gering. So lag die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote für Menschen
            mit akademischer Ausbildung im Jahr 2019 im Agenturbezirk bei 1,1 Prozent, die von
            Menschen ohne Berufsabschluss zum Vergleich bei 13,0 Prozent.

           D
            eutlich über 40 Prozent der Arbeitslosen suchten eine Tätigkeit auf Helferniveau. Da-
            mit sind sie in der Arbeitslosigkeit stark überrepräsentiert. In der sozialversicherungs-
            pflichtigen Beschäftigung machen diese Tätigkeiten nur 13,3 Prozent aus. Die Zahl der
            arbeitslosen Helferinnen und Helfer stieg um 35,1 Prozent. Allerdings ist der Vorjahres-
            vergleich überhöht, da es zum Jahresbeginn Veränderungen bei der Zuordnung von
            einzelnen Berufen zum Anforderungsniveau gab (siehe Hintergrund).

Hintergrund

Im Dezember 2019 wurden die Berufsgattungen bestimmter Einzelberufe geändert. Ziel war, die Berufe in
der Systematik zutreffender zu verorten. Dabei hat sich die Zuordnung zum Anforderungsniveau dieser Be-
rufe von „Fachkraft“ in „Helfer“ verändert. Betroffen sind Berufe des Objekt- und Personenschutzes und des
Hotel- und Gastronomieservice. Dadurch ist der Vorjahresvergleich der „Helfer“ überzeichnet, der Vorjahres-
vergleich der „Fachkraft“ unterzeichnet.

20
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

GEMELDETE ARBEITSSTELLEN
Die Arbeitskräftenachfrage ging im Zuge der Corona-Pandemie deutlich zurück

        M
         it Beginn der Eindämmungsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie ging die Ar-
         beitskräftenachfrage deutlich zurück. Im April 2020 wurden im Agenturbezirk lediglich
         493 Arbeitsstellen als frei gemeldet. Dies ist der historisch geringste Wert innerhalb
         eines Monats. In den folgenden Monaten stabilisierte sich die Nachfrage in kleinen
         Schritten. Im November 2020 sank die Arbeitskräftenachfrage wieder leicht ab, auch
         aufgrund des zweiten Lockdown.

        E
         s greift aber zu kurz, die geringe Arbeitskräftenachfrage alleine auf die Auswirkun-
         gen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Bereits im ersten Quartal des Jahres 2020
         sanken die Stellenmeldungen auch ohne Eindämmungsmaßnahmen gegenüber dem
         Vorjahr deutlich.

        2
         020 wurden in der Summe 10.221 Arbeitsstellen gemeldet. Dies entspricht gegenüber
         der Jahressumme 2019 einem Rückgang von 2.640 Stellen oder -20,5 Prozent.

                                                                                            21
Das Jahr 2020

Hoher Stellenbestand trotz Rückgangs der Arbeitskräftenachfrage

           M
            it den Stellenmeldungen sank auch der Bestand an freien Arbeitsstellen. Im vergange-
            nen Jahr waren durchschnittlich 4.619 Arbeitsstellen als frei gemeldet. Dies entspricht
            gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2019 einem Rückgang von 388 Stellen oder 7,7
            Prozent.

           I
             m langjährigen Vergleich ist der Stellenbestand trotz allem noch hoch. Bis zum Jahr
            2018 lag die durchschnittliche Stellenanzahl deutlich unter der Zahl des vergangenen
            Jahres. Wachsende Fachkräfte-Engpässe führen dazu, dass Arbeitsstellen immer län-
            ger vakant sind und somit auch die Zahl der Stellen im Bestand wächst.

           D
            ie gemeldeten Stellenangebote beziehen sich beinahe ausschließlich auf sozialver-
            sicherungspflichtige Arbeitsplätze. Nur ein geringer Teil wird für die Besetzung von ge-
            ringfügigen Stellen oder sonstigen Arbeitsstellen wie Praktika oder ähnlichem gemel-
            det.

           D
            ie Dauer bis zur Besetzung einer gemeldeten Arbeitsstelle stieg trotz der veränderten
            Rahmenbedingungen weiter an. 2020 lag die abgeschlossene Vakanzzeit der abge-
            meldeten Stellen bei 156 Tagen. Dies sind 33 Tage mehr als im Jahresdurchschnitt
            2019.

Hintergrund

Die abgeschlossene Vakanzzeit bezeichnet den Zeitraum von der geplanten Besetzung einer Arbeitsstelle
bis zur tatsächlichen Abmeldung eines Stellenangebotes. Die Stelle ist in diesem Zeitraum „vakant“.

22
Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

KURZARBEIT WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE
Anzeigen auf konjunkturelle Kurzarbeit auf bislang ungekanntem Niveau

           D
            ie konjunkturelle Kurzarbeit ist das wichtigste Instrument zur Sicherung einer hohen
            Beschäftigung während der Pandemie.

           M
            it Beginn der Eindämmungsmaßnahmen stieg die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit im
            März und April sehr stark an.

           I
             nsgesamt gingen im Agenturbezirk in der Zeit von Januar bis Dezember 2020 fast
            7.300 Anzeigen von Unternehmen ein. Von der angezeigten Kurzarbeit waren rund
            107.000 Personen potenziell betroffen. Zum Vergleich: Im Krisenjahr 2009 wurden in
            der Jahressumme 847 Anzeigen für Kurzarbeit für 18.889 potenziell betroffene Perso-
            nen gestellt.

Hintergrund

Konjunkturelle Kurzarbeit soll die aus wirtschaftlichen oder konjunkturellen Gründen entstehenden vorüber-
gehenden Arbeitsausfälle auffangen. Ziel ist, dass den Arbeitgebern ihre eingearbeiteten Arbeitskräfte und
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben. Für die Zeit des Arbeitsausfalls
wird ein Kurzarbeitergeld gewährt.

Damit die Zahlung erfolgen kann, ist im Vorfeld eine Anzeige des Arbeitgebers für Kurzarbeit mit der voraus-
sichtlichen Personenzahl und des voraussichtlichen Arbeitsausfalls erforderlich. Damit sind aber noch keine
Aussagen möglich, ob die Kurzarbeit tatsächlich realisiert wird.

Statistische Zahlen zur realisierten Kurzarbeit werden nach einer Wartezeit von sechs Monaten, die Zahlen
zu Anzeigen und den betroffenen Personen nach einer Wartezeit von einem Monat veröffentlicht.

                                                                                                         23
Das Jahr 2020

Rekordniveau der Kurzarbeit

           N
            icht nur die Anzeigen für Kurzarbeit kletterten auf Rekordniveau, auch die tatsächlich
            realisierte Kurzarbeit erreichte Höchstwerte. Im April 2020 waren in Westmünsterland
            insgesamt 39.966 Menschen in Kurzarbeit. Dies entspricht einer Kurzarbeiterquote von
            17,9 Prozent. Somit arbeitete etwa jede oder jeder sechste sozialversicherungspflichtig
            Beschäftigte nicht die volle vereinbarte Arbeitszeit.

           I
             m aktuellsten hochgerechneten Monat August 2020 bezogen noch 14.980 Personen in
            insgesamt 1.633 Betrieben Kurzarbeitergeld. Die Kurzarbeiterquote betrug 6,8 Prozent.

Hintergrund

Die Kurzarbeiterquote ist der rechnerische Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, der im be-
trachteten Monat in Kurzarbeit war. Dabei können in der Zahl der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter Be-
schäftigte enthalten sein, die im Sinne des Sozialversicherungsrechts in anderen Betrieben und somit unter
Umständen in anderen Regionen geführt werden. Grund ist, dass bei Anzeige und Abrechnung von Kurz-
arbeit einzelne Betriebsabteilungen für sich oder für den Gesamtbetrieb agieren können. Diese Kurzarbeite-
rinnen und Kurzarbeiter wären dann zwar im Zähler der Formel, aber nicht im Nenner enthalten.

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Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

Hoher Arbeitsausfall während Kurzarbeit

        V
         on den Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter waren im Juni (aktuellster bisher endgültig
         abgerechneter Monat) fast 64 Prozent Männer. Es bezogen etwa 15.601 männliche
         und 8.919 weibliche Beschäftigte Kurzarbeitergeld.

        D
         er durchschnittliche Arbeitsausfall betrug im Juni 2020 32,9 Prozent der regelmäßi-
         gen Arbeitszeit. Für lediglich 15,3 Prozent der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter fiel
         mehr als die Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit aus. Die ausgefallenen Arbeitsstun-
         den entsprechen einer Zahl von 8.067 in Vollzeit beschäftigter Menschen.

                                                                                             25
Das Jahr 2020

Für Ihre Notizen

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Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld

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Herausgeberin
Bundesagentur für Arbeit
Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen
Arbeitsmarktbeobachtung Münsterland
Januar 2021

www.arbeitsagentur.de
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