Deutsch-Albanische Wirtschaftskonferenz 2010 - "Wachstumspotenziale: Infrastruktur - Logistik - Handel" Donnerstag, 10. Juni 2010 Handelskammer ...
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U.C.C.I.AL Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien Deutsch-Albanische Wirtschaftskonferenz 2010 „Wachstumspotenziale: Infrastruktur - Logistik - Handel“ Donnerstag, 10. Juni 2010 Handelskammer Hamburg Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg Die Forumsveranstaltung Albanien fand mit der Unterstützung folgender Unternehmen und Einrichtungen statt:
Inhaltsverzeichnis Am 10. Juni 2010 fand in der Handelskammer Hamburg die vierte Deutsch- Albanische Wirtschaftskonferenz statt. Diese Publikation gibt den Wortlaut der Reden des politischen Teils und der Forums Infrastruktur wider. Darüber hinaus beinhaltet sie die Zusammenfassung der Foren zum Handel und zum Gesundheitsweisen in Albanien sowie einen Ausblick. Seite I. Politischer Teil Begrüßung Dr. Thomas M. Schünemann, Vizepräses der Handelskammer Hamburg 4 Moderation Hans-Jürgen Müller, Präsident der Deutsch-Albanischen Wirtschaftsgesellschaft e. V., Berlin 7 Eröffnungsansprache Prof. Dr. Rainer Lindner, Geschäftsführer Ost-Aussschuss der Deutschen Wirtschaft, Berlin 9 Ansprache Dritan Prifti, Minister für Wirtschaft, Handel und Energie der Republik Albanien, Tirana 13 Diskussion 21 Statement Ilir Zhilla, Präsident der Union der Handels- und Industriekammern von Albanien, Tirana 24 Anette Kasten, Generalsekretärin der Deutschen Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien, Tirana 25 II. Forum: Logistik – Dienstleistungen für Unternehmen Moderation G.-Michael Raabe, Präsident Ost- und Mitteleuropa Verein e. V., Hamburg / Berlin 27 2
Ansprache Ernest Noka, Vizeminister für öffentliche Dienste, Transport und Verkehr der Republik Albanien 28 Statements Markus Aminger, Head Office Austria & South East Europe, Schenker & Co. AG, Wien 35 Agron Copja, Direktor Durrës Port Authority 38 Klaus Schmöcker, Geschäftsführer HPC Hamburg Port Consulting 40 Andrea Gebbeken, CEO Tirana International Airport 42 Nikolin Jaka, Präsident Handels und Industriekammer von Tirana 45 III. Forum: Handel – Potenziale im deutsch-albanischen Handel Moderation Prof. Dr. Rainer Lindner, Geschäftsführer Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, Berlin 51 Statements Dritan Prifti, Minister für Wirtschaft, Handel und Energie, Tirana 51 Wolfhart Putzier, Geschäftsführer Jebsen & Jessen GmbH & Co. KG, Hamburg 51 Bernd Tiemeier, Dirk Rossmann GmbH, Burgwedel 51 Ilir Zhilla, Präsident Union der Handels- und Industriekammern von Albanien 51 IV. Forum: Gesundheitswesen – Chancen für die deutsche Wirtschaft Moderation Tobias Baumann, Deutscher Industrie- und Handelskammertag, Berlin 52 Statements Mirela Cano, Generalsekretärin, Ministerium für 3
Gesundheit, Tirana 52 Dr. Hans-Georg Feldmeier, Geschäftsführer Mibe GmbH Arzneimittel, Brehna 52 Gunther Bartel, Siemens AG, Erlangen 52 Tim Kamradt, Sales Director South-Eastern Europe, Fresenius Medical Care Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H. 52 V. Zusammenfassung 53 VI. Teilnehmerverzeichnis 55 VII. Impressum 59 VIII. Veranstalter 60 4
Begrüßung Dr. Thomas M. Schünemann Vizepräses der Handelskammer Hamburg Sehr geehrter Herr Minister Prifti, Exzellenzen, Herr Konsul Müller, verehrte Gäste aus Albanien, meine Damen, meine Herren! Im Namen unserer Handelskammer Hamburg und unserer 145.000 Hamburger Unternehmen begrüße ich Sie alle sehr herzlich im Haus der Hamburger Wirtschaft zur 4. Deutsch-Albanischen Wirtschafts- konferenz. Mein besonderer Willkommensgruß gilt unseren albanischen Gästen. Herr Minister Prifti, Sie sind Leiter der albanischen Delegation und vertreten als Wirtschaftsminister Herrn Premierminister Berisha. Wir sind durch ihre Anwesenheit sehr geehrt und freuen uns sehr über Ihr Kommen und auch ebenso über den Besuch Ihrer Kabi- nettskollegen sowie weiterhin über die Teilnahme so vieler und hochrangiger Teil- nehmer und Repräsentanten aus der Wirtschaft und der Politik Albaniens. Meine Damen und Herren! Es ist an der Zeit und wir sehen es als Chance an, wenn wir heute das Land Albanien einmal in den Mittelpunkt unserer Diskussion stellen. Denn in diesem kleinen südosteuropäischen Land tut sich doch einiges, das sich zu einem interessanten Wirtschaftspartner entwickeln lässt. Darüber wird hier bei uns in Norddeutschland viel zu wenig gesprochen. Herr Minister Prifti, es sind noch nicht einmal 1.000 km von der Südgrenze der Bundesrepublik nach Albanien. Also wir sind fast Nachbarn. Ich möchte deshalb der Deutsch-Albanischen Wirtschaftsgesellschaft für ihre Initiati- ve, eine solche Konferenzreihe ins Leben zu rufen, sehr herzlich danken. Besonders natürlich dafür, dass Sie unsere schöne Hansestadt Hamburg als Tagungsort ge- wählt haben. Dies, da bin ich mir sicher, haben wir unserem langjährigen Freund und Weggefährten, Herrn Hans-Jürgen Müller, auch ein wenig zu verdanken. Sie, lieber Herr Müller, wurden im Februar dieses Jahres auch zum Honorarkonsul Albaniens ernannt. Meine herzliche Gratulation hierfür und mein herzlicher Dank für ihr großes und andauerndes Engagement in der Verbindung zwischen Albanien und Deutsch- land. Meine Damen und Herren, der Titel der diesjährigen Konferenz „Wachstumspoten- ziale der Republik Albanien“ ist auf jeden Fall sehr gut gewählt. Ein entscheidendes Element, das Albaniens Wirtschaft mit Sicherheit voranbringen wird, ist das Stabili- sierungs- und Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Wie wir aus Erfahrungen, aus vielfältigen Erfahrungen mit anderen Ländern wissen, sind solche Abkommen die Schlüsselinstrumente dafür, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Annäherung eines Landes an die Europäische Gemeinschaft zu gewährleisten und durchzuführen. Sie bereiten den Weg für eine Aufnahme in die Europäische Union langfristig vor. Aber hier müssen wir die Realitäten auch ganz deutlich sehen, und Sie kennen alle die bekannten, ich möchte mal sagen, "Schwierigkeiten". Ich ver- spreche Ihnen an dieser Stelle, meine Damen und Herren, dass ich das Wort "Krise" heute in diesem Zusammenhang vermeiden werde. Also auf Grund der "Schwierig- keiten", die unsere Europäische Union zurzeit auch mit ihren südlichen Mitgliedslän- dern hat, wird dieser Weg sicherlich nicht leicht oder leichter. 5
Aber wenn ein Weg auch noch so lang ist, ein Weg auch noch so steinig sein kann, die Marksteine, das Ziel sind klar vor Augen, und dann ist es – meine Damen, meine Herren – so, dass man diesen Weg auch gehen kann. Ich kann vielleicht aus der persönlichen Erfahrung reden, ich selbst bin Teilnehmer der Rallye Dakar und da ist der Weg auch teilweise sehr, sehr lang. Wenn Sie 10.000 km durch die Wüste fah- ren, 16 Tage am Stück im Januar eines jeden Jahres, dann müssen Sie auch eine Vorstellung haben über ein Ziel und dann kommen Sie auch an. Wenn Sie das Ziel kennen, kommen Sie an. Aus Sicht der Hamburger Unternehmer möchte ich Folgendes betonen: Es gibt inter- essante Anknüpfungspunkte für Kooperationen, wenn wir genau hinschauen. Das – meine Damen und Herren – ist auch Sinn des heutigen Tages, dass wir genau hin- schauen, welche Möglichkeiten sich in der Kooperation zwischen beiden Ländern ergeben. Die albanische Regierung nimmt sich zum Beispiel die Modernisierung der Infrastruktur intensiv vor. Verkehrswege, Wasserversorgung, Energieproduktion und die Verteilung von Strom müssen dringend ausgebaut bzw. auf einen modernen Stand gebracht werden. Diese Projekte stehen richtigerweise ganz oben auf der Agenda des Kabinetts in Albanien. An Aufgaben mangelt es nicht, es mangelt meis- tens an anderen Dingen. Um viele Aufgaben zu lösen, muss man dann relativ schnell selektieren und dann auch den Mut haben, zu selektieren und zu sagen "das machen wir und das machen wir halt nicht" oder "das machen wir halt später". Große Chancen gibt es aus unserer Sicht auch im Einzelhandel. Mir wurde gesagt, dass die albanischen Konsumenten auf neue Einkaufsmöglichkeiten für Konsumgü- ter warten und dass es dort auch gute Geschäftsmöglichkeiten gibt. Allerdings muss es auch so sein, dass die albanische Bevölkerung, der albanische Konsument natür- lich auch Geld in den Händen hat, damit er dieses auch wieder in sinnvoller Art und Weise ausgeben kann. Ich brauche Ihnen natürlich nicht zu verdeutlichen, gerade deswegen, weil wir an einem internationalen Außenhandels- und Hafenstandort wie Hamburg sind, wie wichtig die Chancen sind, die Ihnen die Logistik, der Transport von Gütern und der Logistiksektor im Allgemeinen bietet und, wie weit diese beiden Sektoren eine Stadt beeinflussen können. Hamburg lebt seit vielen Jahrhunderten davon - als eine solche Scharnierfunktion. Und der Hafen ist von ganz besonderer Bedeutung und ein ganz besonderes Rückgrat für unsere Gesellschaft und auch für unsere Wirtschaft natür- lich. Dieses Balkanland Albanien verfügt über Häfen am Ionischen Meer, ist also auch damit ein hafennahes Gebiet und ist in Südeuropa geographisch deswegen sehr vielversprechend aufgestellt. Also auch hier, in der Hafenwirtschaft, sind Potenziale da und zu heben. Ein weiterer Punkt ist das Gesundheitswesen. Die Regierung in Tirana hat sich auf die Fahnen geschrieben, dieses Gesundheitswesen zu modernisieren. Und auch dieses Thema wird heute ein Thema eines Arbeitskreises sein, der sich speziell mit Fragen des Gesundheitswesens auseinandersetzen wird. Wir sind dankbar für die Teilnahme einer prominenten Vertreterin Albaniens aus dem Gesundheitsministerium an diesem Gesprächskreis. Gerade unsere Hamburger Unternehmen haben im Sektor Medizintechnik und Ge- sundheitswirtschaft viel Know how zu bieten und bieten sich hier auch an als Partner für künftige Kooperationen. Ich möchte Ihnen dies an einem Beispiel verdeutlichen. Der Hamburger Gesundheitsbereich genießt international ein besonders hohes An- 6
sehen, das sich daran zeigt, dass im Frühjahr diesen Jahres allein 40 Aussteller aus Hamburg, nach Dubai, auf die arabische Halbinsel gefahren sind, um dort bei der größten Gesundheitsmesse der Region der Arab Health 2010 teilzunehmen. Und auch Hamburgs hochspezialisierte Kliniken beraten aktiv andere Länder im Aufbau und Ausbau und in der Verbesserung ihres Gesundheitswesens. Insgesamt beschäf- tigt allein Hamburg in diesem Segment Gesundheitswirtschaft über 90.000 Mitarbei- ter. 90.000, das ist also eine große Anzahl, die sich nur mit Gesundheitswirtschaft im weitesten Sinne beschäftigen. Das ist eine Zukunftsbranche, eine der wichtigen Zu- kunftsbranchen Hamburgs. Ein weiterer Anknüpfungspunkt - wir sprachen gerade von Transport, Logistik, Hafen - ist das Thema Energiesektor. Kooperation im Energiesektor halten wir auch eben- falls für eine wichtige Möglichkeit, Geschäfte gemeinsam nach vorne zu bringen. Hamburg hat sich zu einer Hochburg für Projekte der erneuerbaren Energien entwi- ckelt. Wir sind kein Land, was besonders stark gesegnet ist mit fossilen Brennstoffen - außer Steinkohle sagen wir mal, aber die bauen wir nun nicht mehr ab in der Men- ge, wie wir es früher einmal getan haben - dass wir uns schon Gedanken machen müssen, wie wir künftig die Energieversorgung gestalten können. Hier liegen sehr viele Erfahrungen vor; sehr viele Erfahrungen auch mit funktionsfähigen Anlagen, mit großen Windparks beispielsweise. Denn die Windenergie nimmt bei uns im Norden natürlich einen ganz wichtigen Teil ein. Und untätig, meine Damen und Herren, sind unsere Hamburger Firmen auch in Al- banien keineswegs. Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen: die Hamburg-Port- Consulting GmbH hat bereits im Jahre 2007, also vor nunmehr drei Jahren, in der Hafenstadt Durrës bei der Modernisierung ihres Hafens beratend zu Seite gestan- den. Also es gibt bereits einige zarte Pflänzchen, die wir weiter entwickeln können und auch sollten. Wir werden darüber sicher im Laufe des Tages noch mehr erfah- ren. Nach den uns vorliegenden Daten haben etwa 100 Hamburger Unternehmen Wirt- schaftsverbindungen mit Partnern in Albanien. Das ist schon eine beachtliche Zahl, aber bei der Zahl von 145.000 Betrieben, die wir in Hamburg haben, noch eine aus- baufähige Zahl. Meine Damen und Herren! Albanien bietet gute Einstiegsmöglichkeiten. Das ist si- cherlich richtig. Aber um für Investoren, die ein gewisses Kapitalrisiko auch eingehen wollen, attraktiv zu sein, muss aus unserer Sicht noch einiges modifiziert, angepasst, entwickelt werden. Ich darf es mal einfach geradeheraus sagen: zu verbessern sind sicherlich aus unserer Sicht einige Aspekte der Rechtssicherheit, Probleme der per- sönlichen Sicherheit, und auch die aktuellen politischen Unruhen können den Ein- druck leider nicht entkräften, dass Albanien hier noch einen gewissen Handlungsbe- darf hat, um für mehr Transparenz im Bereich der Wirtschaft und im Bereich der Poli- tik zu sorgen. Das würden wir uns als Partner sehr wünschen. Bei der Unterstützung der Firmen, beim Aufbau einer gesunden und sich selbst verwaltenden Wirtschaft, können Industrie- und Handelskammern einen ganz wichtigen Beitrag leisten. Meine Damen, meine Herren, ich sage das nicht, weil ich selbst einer großen und einflussreichen Kammer, der Handelskammer Hamburgs, vorstehe, sondern weil ich von der konstruktiven Rolle von Kammern zutiefst überzeugt bin. Es ist wichtig, eine unabhängige Kammerorganisation zu haben, die mit der Politik auf Augenhöhe reden kann und nicht in einem Lakaienverhältnis zur Politik steht und von der Politik bezahlt wird. 7
Meine Herren Minister, wenn Sie mir diesen Rat gestatten: Um die albanische Wirt- schaft besser in ihrem Handeln zu unterstützen, sollten Sie die vor fünf Jahren voll- zogene Wiederzurückführung der Kammerorganisation Albaniens in eine Abhängig- keit von der Politik wieder ungeschehen machen. Denn die Basis für leistungsfähige Kammern in Albanien wird sicherlich dann gestärkt sein, wenn Sie die politischen Kräfte trennen von den wirtschaftlichen Kräften und sich die Möglichkeit damit geben, auf Augenhöhe mit Partnern zusammenzuarbeiten, die Ihnen auch Ratschläge ertei- len können, die Ihnen nicht immer, das muss man zugeben, gefallen werden, aber die langfristig Ihr Land nach vorne bringen wird. Davon bin ich überzeugt! Ziel sollte es sein, eine Interessenvertretung der heimischen Wirtschaft zu etablieren. Der Vorteil liegt dann darin, dass diese Kammern sich als kritischer Partner der Poli- tik sehen. Das machen wir hier auch, in Hamburg. Wir sind nicht im Grabenkrieg, sondern wir sind in offener, permanenter Kommunikation, aber wir sind nicht immer diejenigen, die zu allem "Ja" sagen, sondern konstruktiv und kritisch den Senat be- gleiten, Senat und unsere politische Richtung in Hamburg. Ich freue mich sehr, dass ich heute auch den Präsidenten der albanischen Kammer- union und den Vertreter der Kammer Tirana aus Tirana begrüßen konnte. Ihnen möchte ich versichern, dass unsere Handelskammer Sie und Ihre albanischen Mitg- liedsunternehmen immer unterstützen wird. Insbesondere stehen Ihnen unsere Fach- leute gerne zur Verfügung, wenn es um Fragen zum Eintritt in den deutschen oder europäischen Markt geht, um die Vermittlung zu deutschen Partnerfirmen. Da wer- den wir Sie gerne unterstützen. Exzellenzen, meine Damen, meine Herren! Ich wünsche Ihnen heute eine interes- sante Konferenz, die Ihnen viele neue Kooperationsmöglichkeiten aufzeigen wird. Das Wichtige ist nur, dass man den ersten Schritt tut. Das ist so wie mit Vorsätzen zum neuen Jahr, wenn man nicht den ersten Schritt tut, passiert erfahrungsgemäß nichts. Aber dafür sind Sie ja von weither teilweise angereist. Ich denke, dass Sie hier schon so viel investiert haben, dass der erste Schritt dann auch nicht mehr schwerfallen wird. In diesem Sinne erkläre ich die Deutsch-Albanische Wirtschafts- konferenz für eröffnet und übergebe an den lieben Herrn Konsul Müller gerne das Wort und die weitere Organisation. Vielen Dank! Moderation Hans-Jürgen Müller Präsident der Deutsch-Albanischen Wirtschaftsgesellschaft e. V. und Honorarkonsul der Republik Albanien Sehr geehrter Herr Schünemann! Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre einfüh- renden Worte, die ja auch schon einige Themen angerissen haben, darunter das Thema der handelskammerlichen Vertretung, das sicherlich noch im Laufe des Ta- ges aufgenommen werden wird. Mein Name ist Hans-Jürgen Müller. Ich bin der Vorsitzende der Deutsch-Albanischen Wirtschaftsgesellschaft mit Sitz in Berlin und werde Sie als Moderator durch diesen Tag führen. Das bedeutet natürlich auch, dass ich für Fragen, Wünsche usw. Ihrer- seits der Ansprechpartner bin. Gemeinsam mit Herrn Alber von der Gesellschaft oder 8
dem Tagungssekretariat, das Sie draußen im Vorraum finden, sind wir bemüht, alle Ihre persönlichen Fragen zu lösen. Gestatten Sie mir, dass ich zunächst einmal die albanischen Gäste ganz besonders herzlich willkommen heiße. Natürlich bedauern wir ein ganz klein wenig, Herr Prifti, dass Herr Premierminister Berisha nicht kommen konnte. Es ist Sitzungswoche im Parlament in Tirana und deshalb ist es leider nicht möglich, dass er an dieser Konfe- renz teilnimmt. Ich möchte Sie aber bitten, Herr Wirtschaftsminister Prifti, dass Sie ihm unsere Grüße übermitteln. Denn seine beiden kraftvollen Auftritte auf den Wirt- schaftskonferenzen zwei und drei in Tirana sind unvergessen, bei denen er sich für den Ausbau der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen sehr stark gemacht hat. Er hat Sie an die Spitze der Regierungsdelegation gewählt, die heute hier in Ham- burg diese Wirtschaftskonferenz auf den genannten Feldern begleiten wird. Sie sind mit Vizeministern und hochrangigen Vertretern der Ministerien da. Meine Damen und Herren, ich meine, wir sollten unsere albanischen Gäste nicht nur von der Regierung, sondern auch von der Unternehmensseite einmal ganz herzlich und kräftig mit Beifall willkommen heißen. Natürlich muss am Beginn einer Konferenz auch einmal gesagt werden, wer die Ver- anstalter sind, denn Sie können sich vorstellen, dass eine solche Organisation ein umfangreiches Zusammenwirken verschiedenster Organisationen bedeutet. Diese Veranstaltungen haben organisiert: die Deutsch-Albanische Wirtschaftsgesellschaft; der Deutsche Industrie- und Handelskammertag in Berlin; der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft; der Ost- und Mitteleuropa Verein; der Bundesverband Groß- handel, Außenhandel, Dienstleistungen; auch zwei Ministerien aus Deutschland, be- sonders dankbar bin ich dem Bundeswirtschaftsministerium für die kräftige Unters- tützung und natürlich auch dem Auswärtigen Amt. Daneben ist natürlich der örtliche Veranstalter, die Handelskammer Hamburg, mit der ich langjährig vertraut in guter Zusammenarbeit bin, mit offenen Ohren, Türen und sogar Mithilfe reichhaltig am Zustandekommen dieser Konferenz vertreten. Und na- türlich sollte auch die Behörde für Wirtschaft und Arbeit in Hamburg genannt werden. Auf albanischer Seite sind die Organisatoren: die Handels- und Industriekammer von Albanien, Herr Zhilla, der Präsident, wird nachher einige Worte an Sie richten. Dann die vor einem Jahr gegründete, aber sehr gut reüssierende Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Tirana und natürlich die entsprechenden Ministerien, die heu- te hier durch Sprecher vertreten sind. Ganz besonders möchte ich aber erwähnen, dass ohne die ständige Mithilfe der beiden Botschaften, das heißt also der albani- schen Botschaft in Berlin und auch der deutschen Botschaft in Tirana, die Organisa- tion dieser bilateralen Veranstaltung nicht so exzellent hätte gelingen können. An diese beiden ein besonderer Dank. Botschafter Ibrahimi aus Berlin ist heute unter uns. Wir haben auch zwei Sponsoren, meine Damen und Herren, die uns helfen, diese Veranstaltung organisatorisch und finanziell in diesem Rahmen über die Bühne zu führen. Das eine ist die Marketinggesellschaft des Hafens von Hamburg und das an- dere ist der Dieckmann-Verlag, der insbesondere im Formularwesen im Außenhan- del, aber auch als Herausgeber des Standardwerkes im Außenhandel Konsulats- und Mustervorschriften seine Bedeutung hat. An beide Sponsoren also auf jeden Fall mein herzlicher Dank. 9
Der Moderator einer Veranstaltung hat am Beginn der Veranstaltung immer auch die undankbare Aufgabe, dass er Sie über Veränderungen im Programm informieren muss. Eine Änderung, die uns ein wenig schmerzt, aber sie lässt sich nicht vermei- den, ist, dass der Staatssekretär aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Herr Homann, leider absagen musste, da er wegen unaufschiebbarer Entscheidungen in Berlin leider unabkömmlich ist. Wir bedauern dieses. Es wird sonst nur sehr geringfügige Veränderungen geben, aber das werden Sie, ohne dass ich diese jetzt im Einzelnen benenne, im Ablauf der Veranstaltung und insbesondere in den Panels auch sehen, die alle so durchgeführt werden, wie wir uns das vorge- nommen haben. Die Panels sind in zwei weiteren Räumen. Das ist entsprechend draußen angeschla- gen. Wir sind Ihnen dabei behilflich, den Weg in das von Ihnen gewählte Panel am Ende der Mittagspause rechtzeitig ermöglichen zu können. Wir werden dann heute Nachmittag um 16:00 Uhr einen Empfang im Rathaus haben. Das Rathaus ist, für unsere albanischen Gäste gesagt, wenn wir hier aus der Kam- mer hinausgehen, entweder links herum oder rechts herum um das Gebäude der Handelskammer, dann kommen Sie auf den großen Vorplatz des Rathauses. Sie gehen dann bitte durch die Haupteingangstür und werden dann rechts über die Treppe in die Empfangsräume geleitet werden. Wir alle von deutscher Seite sind Ih- nen dabei hilfreich, dass Sie Ihren Weg dorthin finden. Schließlich endet die Konferenz heute Nachmittag, wie ich meine rechtzeitig durch nachlassenden Regen gefördert, mit einer Hafenrundfahrt, die für unsere albani- schen Gäste vorgesehen ist. Ich darf Sie dafür um Verständnis bitten, da wir nicht eine große Flottille aufmarschieren lassen konnten, dass wir diese Hafenrundfahrt auf unsere albanischen auswärtigen Gäste beschränken. Meine Damen und Herren, dann darf ich als Nächstes Herrn Prof. Lindner begrüßen, der die Ansprache für die Deutsche Wirtschaft halten wird. Er ist Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Vielen Dank! Eröffnungsansprache Prof. Dr. Rainer Lindner Geschäftsführer Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, Berlin Vielen Dank Herr Müller! Sehr geehrter Herr Minister Prifti, Frau Generalsekretärin Cano, sehr geehrter Herr Botschafter Ibrahimi, Dr. Schünemann. Es ist mir eine gro- ße Freude, Sie, Herr Minister, und Ihre Kollegen der Delegation im Namen der Deut- schen Wirtschaft hier zu diesem sehr wichtigen Wirtschaftstag begrüßen zu dürfen und ich darf das tun gemeinsam mit unseren Veranstaltern, die hier schon erwähnt wurden, aber die ich dann auch noch mal persönlich begrüßen möchte, weil ich glaube, es ist wichtig, dass wir solche Veranstaltungen auch gemeinsam durchfüh- ren. Ich darf begrüßen den DIHK – Herrn Baumann; den Ost- und Mitteleuropa Verein – Herrn Raabe; die Deutsch-Albanische Wirtschaftsvereinigung – Herr Müller ist schon genannt worden; die Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien – Frau Kasten sowie Herrn Zhilla von der Union der Handels- und Industriekammern Alba- 10
niens. Ich glaube, dass wir gut daran getan haben, in dieser doch großen Teamleis- tung, diesen Wirtschaftstag heute zum vierten Mal durchzuführen. Ich glaube, Albanien ist ein Land, das sich so klar auch auf einen europäischen Kurs begeben hat, dessen Wirtschaft im Entwickeln ist, das sich gegen die Krise ge- stemmt hat und das, so klein es auch sein mag, geographisch doch große Möglich- keiten und Chancen auch für die deutsche Wirtschaft bietet. Dass das Jahr 2009 ein Jahr von ökonomischen Rhythmusstörungen war, ist kein Geheimnis geblieben. Dennoch glaube ich, dass wir in eine Phase zurückkehren, die wir durchaus mit positiven Erwartungen verbinden können, und wir sollten auch zur Kenntnis nehmen, dass, wenn Albanien mit 3 Prozent Plus dieses Jahr hat abschlie- ßen können, es in der Region eine Art von Solitärsituationen dann doch abbildet - mit allen Schwierigkeiten, über die wir sicherlich auch bei dieser Konferenz werden spre- chen müssen. Ich glaube, dass wir schauen sollten, dass wir die Kooperation verdichten, unsere Projektmöglichkeiten stärker nutzen sollten und neue Felder der Zusammenarbeit identifizieren sollten. Ich glaube, dass es hier auch tatsächlich mit Infrastruktur, Lo- gistik, Handel, Gesundheit wirklich Felder gibt, die gerade für die deutsche Wirt- schaft, den deutschen Mittelstand erhebliche Chancen auch mit sich bringen wird. Wenn wir dann sehen, dass wir bereits erfolgreich in Albanien tätig sind, die deutsche Wirtschaft sich hier seit Jahren sehr stark engagiert, dann sehen wir auch einige Leuchtturmprojekte. "Erfolgsstorys" sagt man gelegentlich dazu. Ich darf auch in diesem Zusammenhang gerade auch den Flughafen Tirana noch mal uns in Erin- nerung rufen, den wir kennen. Frau Gebbeken, das sind, glaube ich, gute Entwick- lungen der letzten Jahre gewesen und wenn wir davon ausgehen, dass Tirana sich zur Zwei-Millionen-Stadt mausern wird, wenn wir darauf schauen, dass zahlreiche neue Direktverbindungen auch in europäische und außereuropäische Hauptstädte bestehen, dann haben wir den Eindruck, dass es sowohl wichtig ist, diesen Flugha- fen, wie es geplant ist, weiter auszubauen, durchaus aber auch die lokalen Flughä- fen, etwa auch an der Südküste, durchaus stärker im Blick zu haben. Albanien wird, gerade was diesen Südstreifen, von dem wir wissen, dass er auch einen über mehrere hundert Kilometer langen Sandstrand bereithält, auch die Mög- lichkeiten haben, den Tourismus in der Zukunft zu fördern. Dann haben wir im Handel ein sehr gutes Beispiel deutschen Engagements, nämlich Praktiker, der ein Novum geschaffen hat in Albanien, einen ersten Baumarkt dort hinzustellen und insbesondere deswegen erfolgreich ist, weil die hohe Eigenheim- quote in Albanien die vielen Handwerker und Hausbauer, aber auch Renovierer zu Tage fördert. Offensichtlich ist dieses Projekt sehr erfolgreich. Das zumindest sagen die Berichte, die Praktiker auch an den Ost-Ausschuss übermittelt hat. Ich glaube, dass wir auch erfolgreich deswegen waren, weil eine Stipendiatin unseres Program- mes für den westlichen Balkan nach der Absolvierung dieses Stipendienprogrammes mit Praktiker jetzt gemeinsam eine berufliche Zukunft verbindet. Ich komme auf das Programm gleich noch zu sprechen, weil das ebenfalls eine Erfolgsstory ist. Und dann haben wir, ebenfalls im Handel, mit der Unternehmensgruppe Dirk Ross- mann – Herr Tiemeier, ich darf Sie als Vertreter des Unternehmens recht herzlich begrüßen – auch ebenfalls ein erfolgreiches Wachstum in diesem Land zu verzeich- nen. Ich denke, dass es gut ist, dass man auch mal solche Einzelgeschichten und Einzelprojekte erwähnt, weil dann Unternehmen, die sich vielleicht noch mit dem Ge- 11
danken tragen, Albanien zu entdecken, doch auch Ankerprojekte vorfinden, an de- nen sie sich durchaus orientieren können. Ich denke, dass die angestrebte Visafreiheit für die Europäische Union ein wichtiger Schritt ist, auch was den unmittelbaren Austausch betrifft, den wir auch gemeinsam gehen sollten, der den Austausch dynamisieren wird und auch Handelsbeziehungen stärker als bisher fördern wird. Ich denke, dass es dabei natürlich auch um eine gut ausgebaute Logistik gehen muss, die hier einen großen Vorteil bietet. Wenn Unternehmer nach Albanien kommen, fragen sie sich: Welche Bedingungen finde ich dort vor? Und wenn wir da genauer hinschauen, stellen wir fest, dass es doch durchaus sehr gute Investitions- und Eintrittschancen gibt. Ich glaube, Herr Schünemann, Sie hatten darauf hingewiesen, wenn wir auf die Programme schauen Albanien-Ein-Euro, gerade auch für die Rechts- und Planungssicherheit, die durch- aus noch verbesserungswürdig ist, wenn wir weiterschauen: dieses One-Stop-Shop- Projekt, mit der Möglichkeit, innerhalb eines Tages auch ein Unternehmen registrie- ren zu lassen, Vereinfachungen von Prozeduren. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Faktor, der Unternehmer und Investoren auch in dieser Weise fördert. Und natürlich sicherlich die Frage, ob Ausländern es erlaubt sein wird, Grundeigentum zu erwer- ben. Das hat Albanien umgesetzt, im Gegensatz zu anderen Ländern der Region. Immobiliensicherheit, Planungssicherheit sind auch gerade in diesen Zeiten einer wirtschaftlichen Berg- und Talfahrt wichtig, dass man langfristige Werte auch erwer- ben kann. Die Garantieagentur für ausländische Investoren hat den Rücktransfer von Vermö- genswerten ermöglicht und behandelt inländische und ausländische Investoren gleich. Das ist übrigens ein wichtiger Punkt. Denn häufig sehen wir in Ländern Ost- europas, dass ausländische und inländische Investoren unterschiedlich behandelt werden. Auch wenn wir an Tendenzen des Protektionismus denken, haben wir hier durchaus günstige Bedingungen für Albanien. Die Flat Tax von 10 Prozent ist eben- falls ein wichtiges Moment, was hier zu Buche schlägt. Die insgesamt zurückhaltende Fiskalpolitik des Landes, ein mit Deutschland beste- hendes Investitionsschutzabkommen, seit dem April 2010 auch ein Doppelbesteue- rungsabkommen sind wichtige Incentives, wichtige Beweggründe für Unternehmer, sich für ein Land wie Albanien zu entscheiden. Ich glaube, dass der Minister uns hier noch Näheres, vielleicht auch in Planung befindliche Reformschritte darstellen wird. Wir haben neulich im Ost-Ausschuss ein Abendessen für den Präsidenten geben dürfen. Auch da kam sehr stark zum Ausdruck, dass Herr Präsident Topi gegenüber den Unternehmern gesagt hat: "Kommen Sie in unser Land, nutzen Sie die guten Investitionschancen und schauen Sie, dass Sie, auch gerade was die unterschiedli- chen Branchen betrifft, in Albanien einen wichtigen und guten neuen Partner finden." Staatliche Unternehmen wie die Telekom, der Erdölverarbeiter ARMO, der Stromver- sorger KESH und der bereits erwähnte Flughafen wurden privatisiert. Es gibt also wirklich gute Projekte und Beispiele für Privatisierungen, die hier Hoffnung machen auf weitere Reformschritte. Das Wirtschaftswachstum hatte ich erwähnt. Ich glaube, das ist eine wichtige Indika- tion dafür, dass das Land dabei ist, diese Krise insgesamt sehr gut zu überwinden. Wir werden auch mit den Erwartungen für 2010 mit 2,5 Prozent, das ist eine Zahl des IWF, auf eine realistische Größe zugehen, die nicht zu hoch, aber auch nicht zu tief angesetzt ist. Dies gilt auch für die Erwartungen gerade für bestimmte Branchen. In- frastruktur, Logistik, Handel, Energie, Bauwirtschaft. Das sind die zentralen Hand- 12
lungsoptionen für Albanien und ich glaube, dass wir auch hier und heute über diese Felder intensiv sprechen werden. Manchmal fragt man: "Was muss man beachten?" Und deutsche Unternehmen sind gelegentlich bekannt dafür, dass sie etwas teurer sind als andere, aber vielleicht dann doch länger auch und langfristiger, nachhaltiger in den Märkten bleiben. Und wir müssen gelegentlich auch unseren Partnerländern die Frage stellen: "Ist es eher das Interesse an einem Preiswettbewerb oder vielleicht doch eher an einem Kon- zeptwettbewerb, wenn es um Privatisierungen geht?" Diese Frage sollte man sehr genau abwägen im Sinne der Nachhaltigkeit von Projekten im Sinne der Langfristig- keit eines Engagements. Der Ost-Ausschuss mit seinen Partnern hat im Übrigen - das hatte ich eingangs er- wähnt und da will ich vor allem auch noch mal Herrn Tolksdorf, das BMZ nennen - in unserer gemeinsamen Kooperation im Rahmen des Zoran-Djindjic-Stipendien- Programms für den westlichen Balken, das inzwischen alle Länder des westlichen Balkans umfasst, die Möglichkeit für junge Manager, für junge Absolventen geboten, drei oder sechs Monate in deutschen Unternehmen zu verbringen, Erfahrungen zu sammeln, dann in ihre Länder zurückzukehren, um auch die Möglichkeiten, die sich dort geboten haben, umzusetzen. Das Programm besteht seit 2004 und ist in diesem Jahr wiederum in der Lage über 50 jungen Frauen und Männern - natürlich auch aus Albanien - die Möglichkeit zu geben, in deutschen Unternehmen branchenüber- greifend tätig zu sein. Ich glaube, es ist ein wichtiger Hinweis, dass wir gerade mit einem solchen Prog- ramm eine Art von regionaler Integration fördern. Wenn Sie dann sehen, dass die jungen Menschen zur Eröffnung dieses Programms zusammenkommen, dann haben Sie ein Gefühl, dass es hier eine starke Gemeinsamkeit, auch eine regionale und übergreifende Gemeinsamkeit, nach den vielen Jahren der Zerrissenheit möglich macht. Ich denke, dass wir insgesamt auch durchaus die Probleme ansprechen sollten. Das werden wir heute tun. Die Fragen der Korruption, Bürokratieabbau, Fortsetzung des Reformprozesses sind notwendige Hinweise, die wir geben müssen. Ich glaube, dass die Kriminalität ebenfalls ein Faktor ist, der durchaus zu Buche schlägt. Das sind Dinge, die wir nicht verschweigen sollten und die wir in dieser Offenheit und auch in unseren Gesprächen in den Panels durchaus beim Namen nennen sollten. Ich habe die sehr gute Hoffnung, dass wir diese Fragen angehen. Wenn ich an das Gespräch mit Ihrem Präsidenten denke, Herr Minister, gab es da eine große Offen- heit, über diese Fragen zu sprechen. Er hat uns auch ermuntert, wenn wir als Unter- nehmer, als Unternehmen Erfahrungen dieser Art machen, doch durchaus "Ross und Reiter" zu benennen, um sehr schnell Abhilfe zu schaffen. Und Gleiches gilt im Übri- gen für ein Gespräch, das wir im letzten Jahr mit Ihrem Premierminister hatten, als Herr Berisha in Essen war und wir in der Zeche Zollverein ein, wie ich finde und mich erinnere, sehr schönes Mittagessen hatten, wo wir nicht nur über das Ruhrgebiet bli- cken konnten, sondern auch die Chancen der Wirtschaft insgesamt mit ihm gemein- sam besprechen konnten. Der Ost-Ausschuss hat sich also geehrt gefühlt, diese bei- den wichtigen Begegnungen organisiert zu haben. Ich darf schließen mit einem doch positiven Ton dergestalt, dass wir erstens in dieser gemeinsamen Veranstaltersituation, eine gute Veranstaltung vorbereitet haben, dass wir die richtigen Themen benannt haben und dass wir auch in der Lage sind, ergeb- 13
nisorientiert, vielleicht auch im Ergebnis mit konkreten Projekten diese Wirtschafts- konferenz Albanien abzuschließen. Ich bedanke mich sehr und freue mich auf spannende Diskussionen. Vielen Dank! Hans-Jürgen Müller: Vielen Dank Herr Professor Lindner! Wir kommen in der Dis- kussion, wie Sie gesagt haben, sicherlich auf etliche Ausführungen zurück und freu- en uns jetzt aber sehr, Herrn Minister Prifti zu hören. Herr Minister, Sie haben das Wort. Ansprache Dritan Prifti Minister für Wirtschaft, Handel und Energie, Tirana Vielen Dank Herr Vorsitzender! Ich werde meine Rede auf albanisch halten, weil die heutige Konferenz auf albanisch und deutsch gehalten wird. Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrter Herr Lindner, sehr geehrte zukünftige deutsche Botschafterin in Albanien Frau Müller-Holtkemper, sehr geehrter Herr Schünemann, Sie sind unser Gastgeber dieser heutigen Veranstaltung, sehr geehr- ter Herr Zhilla, Vorsitzender der Union der Handels und Industriekammern von Alba- nien, sehr geehrter Herr Jaka, Vorsitzender der Handels- und Industriekammer von Tirana, guten Tag allen Vertreter der verschiedenen deutschen und albanischen Handelsinstitutionen und Vertretern von deutschen und albanischen Unternehmen! Ich bin den Veranstaltern dieser Konferenz wirklich sehr dankbar. Es ist nämlich eine Konferenz, die mir Hoffnungen gibt, dass es weitere Impulse für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Albanien geben wird, die unserer Zusammenarbeit einen erneuten Schwung in allen Arbeitsbereichen geben wird. Vor diesem Hintergrund bin ich der Meinung, dass die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Albanien bis- her fast perfekt ist. Wir pflegen eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen un- seren Regierungen. Ich hoffe, dass auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie die zwischenstaatliche und politische Zusammenarbeit in Zukunft weiter wachsen wird. Ich werde zunächst eine Bilanz über unsere bisherige wirtschaftliche Zusammenar- beit ziehen. Ich betrachte gerade die Statistiken von 2009. Wir haben nach Deutsch- land Waren im Wert von 26,8 Millionen Euro exportiert. Dies sind 3,4 Prozent des gesamten albanischen Exportvolumens. Von Deutschland sind Waren im Wert von 211,6 Millionen Euro nach Albanien importiert worden. Das sind 6,5 Prozent des ge- samten Imports des Landes. Sicherlich haben ihre Handelskammern eine bessere Arbeit geleistet, wenn man die Export-Import-Bilanz heranzieht. Trotzdem bin ich überhaupt nicht neidisch darüber, aber ich würde mir schon wün- schen, dass nach Möglichkeit sowohl die Exporte Albaniens nach Deutschland als auch die Exporte Deutschlands nach Albanien weiter steigen würden. Wichtig ist, dass wir unseren Austausch weiter ausbauen, dass wir die Zusammenarbeit zwi- schen unseren Ländern fördern. Das ist für mich viel wichtiger als die Tatsache, wer die höchsten Handelsquoten realisiert hat. 14
Wir haben bezüglich der Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern einen um- fangreichen Kooperationsrahmen geschaffen. Wir haben vor einigen Jahren ein Rahmenabkommen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Albanien unterzeichnet. Wir haben ein Rahmenabkommen über den Schutz der gegenseitigen Investitionen. Wir haben vor ein paar Monaten auch ein Doppelbe- steuerungsabkommen unterzeichnet. In Bezug auf die zwischenstaatliche Zusam- menarbeit zum Schutz der gegenseitigen Investitionen und Beziehungen gibt es be- reits ausreichende Abkommen zwischen Deutschland und Albanien. Albanien ist gegenüber ausländischen Investoren ein gastfreundliches Land. Wir sind - vielleicht auch im Unterschied zu anderen Ländern - ein Land, das ausländi- sche Gäste mehr respektiert als die einheimischen Bürger. In Albanien steht der Respekt gegenüber Deutschland und den Deutschen an oberster Stelle. Die Deut- schen, die in Albanien arbeiten, wissen es sicherlich, dass es in Albanien eine be- sondere Gastfreundschaft gegenüber den Deutschen gibt - dies auch aufgrund der außerordentlichen Unterstützung, die Deutschland in den vergangenen zwei Jahr- zehnten gegenüber Albanien gezeigt hat. Die deutsche Regierung war einer der Hauptförderer und -betreuer Albaniens in den vergangenen zwanzig Jahren. Die Förderbeträge Deutschlands an Albanien in Form von Zuwendungen, Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen überschreiten hunderte Millionen Euro. Eine Unterstützung, die die albanische Regierung und das albanische Volk sehr schätzen, weil sie Albanien in einer sehr schwierigen Zeit im richtigen Zeit- punkt und in den richtigen Lebensbereichen angeboten wurde. Die deutschen Förde- rungen konzentrieren sich hauptsächlich auf den Energiesektor, den Wassersektor, den Agrar- und Lebensmittelsektor sowie einige andere Sektoren. Die Unterstützung in diesen Sektoren wird sehr geschätzt, sie kam zur richtigen Zeit und war von gro- ßer Bedeutung für Albanien. Auch die deutschen Unternehmen, die bisher in Albanien arbeiten, und auch wer nach Albanien reist, sieht die deutsche Präsenz am albanischen Flughafen, dem ein- zigen internationalen Flughafen im Land, dem Flughafen von Tirana. Das Unterneh- men Hochtief hat eine ausgezeichnete Arbeit für den Ausbau des Airport-Netzwerks geleistet. Seit der Ankunft in Albanien spürt man die deutsche Präsenz und die sehr guten Leistungen, die sie bisher erbracht haben. Es gibt deutsche Unternehmen im Bankensektor wie die ProCredit Bank, eine Toch- tergesellschaft der Commerzbank, das Unternehmen Siemens, das Unternehmen Mercedes-Benz, Volkswagen, das Konfektionsunternehmen Naber, Praktiker ist vor allem zu erwähnen, das vor kurzem in Albanien erfolgreich eröffnet wurde, Ross- mann gibt es auch und ist einer der bevorzugten Supermärkte für mich und meine Familie. Mir wurde sogar mitgeteilt, dass der Supermarkt von Rossmann zweimal täglich beliefert werden muss, da die meisten vorhandenen Waren vormittags schon verkauft sind, so dass eine neue Lieferung am Nachmittag notwendig ist. So groß ist die Nachfrage für die Waren, die Rossmann verkauft und für die deutschen Waren allgemein. Alle deutschen Waren, die in Albanien verkauft werden, haben einen sehr guten Ruf, wodurch die positive Einschätzung der Albaner über die Deutschen im Allgemeinen bestärkt wird. Ich möchte gerne eine kurze Zusammenfassung der wirtschaftlichen Entwicklung Albaniens in den letzten Jahren präsentieren. Ich bin der Meinung, dass diese vergli- chen mit der aktuellen europäischen und weltweiten Situation einen besonderen Ein- druck hinterlassen wird. 15
Albanien - auch in Bezug auf die globale Krise, die als eine Finanzkrise begann und sich im Laufe der Zeit zu einer ökonomischen Krise und Rezession weltweit ausbrei- tete - war im Jahr 2009 das Land mit dem größten wirtschaftlichen Wachstum in Eu- ropa - einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent. Das Land mit dem zweitgrößten Wirtschaftswachstum war - soviel ich weiß - Polen mit 1,5 Prozent. Alle anderen eu- ropäischen Länder hatten infolge der Krise einen ökonomischen Rückgang zu ver- zeichnen. Die Europäische Union verzeichnete einen Wirtschaftsrückgang von minus 4 Prozent, also einen ausgeprägten ökonomischen Rückgang. Trotz dieser negativen Entwicklung verzeichnete Albanien weiterhin ein Wirtschafts- wachstum von 3 Prozent, war allerdings auch von der Finanzkrise betroffen. Im Jahr 2008 hatte Albanien ein Wirtschaftswachstum von noch 7,8 Prozent. Wir hatten also im Vergleich zu 2008 einen ökonomischen Rückgang. Jedoch haben die gute öko- nomische Basis und auch die erfolgreiche Arbeit der albanischen Regierung dazu beigetragen, dass Albanien auch während der schweren globalen Krise des Jahres 2009 ein Land mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung blieb. Im Jahr 2009 - anders als in den anderen regionalen oder europäischen Ländern - hatten wir im Vergleich zu 2008 eine Steigerung der ausländischen Direktinvestitio- nen von 59 Prozent. Wenn man die Höhe der ausländischen Direktinvestitionen in der Region betrachtet, so kann man feststellen, dass es dort insgesamt einen Rück- gang gegeben hat. Anders als in anderen Ländern hat die albanische Regierung die Löhne und Renten um 10 bis 15 Prozent erhöht, in einer Zeit also, als Länder wie Mazedonien, Serbien, Montenegro infolge der schweren Wirtschaftskrise Renten- und Lohnkürzungen vornehmen mussten. Wir - anders als viele andere Länder - haben im Jahr 2009 weiterhin Steuersenkun- gen vorgenommen. Niemand stellt sich in so einer Krisenperiode Steuersenkungen vor, sondern im Gegenteil man denkt über Steuererhöhungen nach. Wir haben auch den Sozialversicherungsbeitrag um 25 Prozent gesenkt, der heute der niedrigste Be- trag ist, den ein europäischer Arbeitgeber zahlen muss. 15 Prozent beträgt heute der Sozialversicherungsbeitrag. Es gibt bei uns für dieses Jahr Überlegungen über weite- re Steuersenkungen, weil sie bisher eine sehr positive Wirkung auf die ökonomische Entwicklung Albaniens hatten. Wenn man die Arbeitgeber von Steuern sowie weiteren Kosten entlastet, dann kön- nen diese Ersparnisse für den Erwerb von mehr Arbeitskräften investiert werden. Deshalb und dank der gerade ausgeführten mutigen Beschlüsse der albanischen Regierung hatten wir im letzten Jahr keine Steigerung der Arbeitslosenquote. Wenn man die Entwicklung Albaniens in den letzten zehn Jahren betrachtet, so sind deutlich positive Unterschiede zu erkennen: Betrug das Bruttoinlandsprodukt Alba- niens im Jahr 2000 3,9 Milliarden Euro, so betrug es im letzten Jahr 9,4 Milliarden Euro. Wenn man diese zehnjährige ökonomische Entwicklung betrachtet, so ist fest- zustellen, dass in keinem anderen europäischen Land so ein wirtschaftliches Wach- stum wie in Albanien stattgefunden hat. Wenn man dazu noch die Lohnentwicklung betrachtet: Betrug der Durchschnittslohn im Jahr 2000 100 Euro, so stieg er im Jahr 2009 auf 320 Euro. Die Wirtschaftsleistung ist in dem kurzen Zeitraum von nur zehn Jahren außergewöhnlich gestiegen. Diese positive Entwicklung in Albanien können auch diejenigen erkennen, die sich beispielsweise für ein Jahr außerhalb Albaniens aufgehalten haben. Es reicht aus, nur die Strecke vom Flughafen nach Tirana zu fah- ren, um zu erkennen, welche positiven Änderungen vor Ort stattgefunden haben. 16
Albanien ist ein attraktives und dynamisches Land, das von Tag zu Tag immer mehr wächst. Wenn man die Staatseinnahmen des ersten Quartals in diesem Jahr bzw. die Ein- nahmen aus dem Export betrachtet, resultiert daraus, dass wir im ersten Quartal die- sen Jahres die Exporte verdoppelt haben. Das heißt, es gab eine physische Verdop- pelung der Exporte und ein monetäres Wachstum von 30 bis 35 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. All diese Entwicklungen sind ein gutes Zeichen dafür, dass sich die Ökonomie des Landes in der Aufbauphase befindet. Sie hat für uns eine fundamen- tale Bedeutung. Auch die Investitionen im Wirtschaftssektor haben selbst in den ers- ten Monaten dieses Jahres ihre positive Wirkung für die Weiterentwicklung des Lan- des gezeigt. Wenn Albanien bisher eher als ein kleines Land mit einer kleinen Bevölkerungszahl von 3,5 Millionen Einwohner und mit einem kleinen Marktpotential wahrgenommen wurde, so kann man anhand der Wirtschaftsdaten und des wachsenden Konsums und der Kaufkraft im Land, die ich vorhin erwähnt habe, aber auch in Bezug auf die besondere Zusammenarbeit zwischen Albanien und dem Kosovo, Albanien und Ma- zedonien, wo in der Tat der Markt quasi einheitlich geworden ist, feststellen, dass die Marktnachfrage einer kleinen Bevölkerungszahl von 3,5 Millionen nicht mehr exis- tiert. Nun haben wir eine Marktnachfrage mit einer Bevölkerung von mehr als 7 Mil- lionen Einwohnern. Zwischen Albanien und Kosovo wurde ein nahezu einheitlicher Markt ohne Zollgebühren und mit Liberalisierung an der Grenze entwickelt. Dasselbe gilt auch für Mazedonien, dessen Markt sich dem albanischen Markt geöffnet hat. Die Bevölkerungszahl bezüglich der Kaufkraft hat sich also auf Grund der guten Bezie- hung, die wie mit unseren Nachbarn pflegen, verdoppelt. Albanien und die Europäische Union haben ein Freihandelsabkommen unterzeich- net. Das heißt anhand dieses Freihandelsabkommen vergrößern sich die Marktchan- cen auf alle EU-Staaten, insbesondere für diejenigen, die in Albanien produzieren und aus Albanien Zugang zum europäischen Markt haben. Albanien hat auch mit der Türkei ein Freihandelsabkommen unterzeichnet sowie mit allen Nachbarstaaten, den CEFTA-Staaten. Das heißt Albanien hat mit den Nicht-EU-Staaten bzw. Nachbar- staaten einschließlich Serbien ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Albanien ist auf einem guten Weg zur europäischen Integration. Wie erwähnt, exis- tiert bereits ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Innerhalb dieses Jahres werden die Visabestimmungen abgemildert. Die Li- beralisierung der Reisen für albanische Bürger in die europäische Union sowie die Schengen-Staaten ist geplant. Letztes Jahr haben wir den Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union eingereicht. Und ich glaube, dass wir nächstes Jahr ein positives Signal über einen Kandidatenstatus erhalten werden. Wir sind seit zehn Jahren Mitglied der Nato. Am 28. und 29. April 2010, also vor wenigen Wochen hat die Nato eine Bewertung der Politik Albaniens vorgenommen, die außerordentlich positiv ausfiel - mit positiven Bezeichnungen wie:"Albanien ist ein Musterbeispiel", "sehr bedeutender Erfolg". Es sind sehr positive Bewertungen, die man auf der Web- seite der Nato nachlesen kann. Wie ebenfalls erwähnt, entwickelt sich Albanien von Tag zu Tag immer mehr und ist heute eines der attraktivsten und sichersten Investitionsländer in Europa und welt- weit. Aus diesem Grunde möchte ich an dieser Stelle noch einige weitere Reformen, die die albanische Regierung in letzter Zeit verwirklicht hat, erwähnen. Auf Englisch gibt es ein gutes Sprichwort "Seeing ist believing“, das heißt, wenn man es nicht ge- 17
sehen hat, glaubt man es auch nicht. Deshalb möchte ich Sie alle herzlich nach Al- banien einladen, damit Sie dessen Entwicklung hautnah sehen können, wie einige Teilnehmer es bereits gesehen haben und mit Sicherheit auch meine Aussagen be- stätigen. Nicht ohne überzeugenden Grund hat der Internationale Währungsfonds in der Klassifizierung des Ranking „Doing Business“ Albanien im letzten Jahr zu den zehn weltweit am meisten reformierten Ländern eingeordnet in Hinblick auf die Re- formen über eine Verbesserung des Unternehmensklimas im Land. Wir haben in Albanien einen One-Stop-Shop eingerichtet - wie bereits von Herrn Lindner erwähnt - in dem die Registrierung eines Unternehmens innerhalb eines Ta- ges und mit Kosten von weniger als einem Euro erfolgen kann. Vor zwei Jahren brauchte man für die Unternehmensregistrierung noch mindestens 36 Tage. Das ist eine sehr erfolgreiche und effiziente Reform, die die albanische Regierung eingeführt und realisiert hat. Wir haben vor einem Jahr den One-Stop-Shop eröffnet, eine Einrichtung die aus nur einem einzigen Schalter besteht, in dem man 75 Prozent der Unterlagen zur Unter- nehmensgründung beantragen kann. Innerhalb einer kurzen Zeit von zwei bis drei Wochen erfolgt dann die Lizenzerteilung. Diese Einrichtung wurde zwar vor einem Jahr gegründet, hat jedoch bis jetzt über 4000 Geschäftslizenzen vergeben. Zwei Drittel der Bestimmungen über Lizenzzulassungen wurden abgeschafft. Denn zur Unternehmensgründung brauchte man sie nicht mehr. Ein Unternehmer genießt heute viel mehr Freiheiten bei der Unternehmensregistrie- rung. An einem einzigen Schalter werden 75 Prozent der Lizenzen vergeben. Diese Reform hat in vielen europäischen Ländern nicht funktioniert. Man wollte sie zwar einführen, ist aber letztendlich an der institutionellen Bürokratie dieser Länder ge- scheitert. In Albanien wurde diese Reform sowohl von der Europäischen Union und der deutschen Regierung als auch von der GTZ, die Teile dieser Reform finanziert hat, als sehr erfolgreich bewertet. Die albanische Gesetzgebung hat sich zügig entwickelt und dies auch wegen des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens, das eine rasche Anpassung an die Gesetze der Europäischen Union vorsieht. Fast die gesamte albanische Gesetzge- bung wurde inzwischen an die europäische Gesetzgebung angepasst. Wir konnten inzwischen noch etwas erreichen, worauf wir sehr stolz sind, weil es in keinem ande- ren europäischen Land existiert: Einhundert Prozent der Ausschreibungen in Alba- nien werden elektronisch bekannt gegeben. Sagen Sie mir bitte, in welchem anderen europäischen Land dies bereits möglich ist. Wenn man die Homepage der UNO öff- net, findet man die Äußerung: "Albanien ist das erste Land, das die elektronischen Ausschreibungen eingeführt hat." Sicherlich gestaltet sich das System manchmal auch problematisch, weil wir es erst vor knapp zwei Jahren eingeführt haben, aber es hat große Erfolge erzielen können. All diese Maßnahmen haben zu einer Verringerung der Korruption geführt. Wenn man im Internet die Statistiken über die Korruption in den letzten Jahren liest, stellt man fest, dass die Korruption sehe schwerwiegend war. Die eingeführten Wirt- schaftsreformen haben sowohl auf die Korruptionswahrnehmung als auch auf die reale Eindämmung der Korruption positiv gewirkt. Einige wichtige attraktive Bereiche - ich lade Sie herzlich ein, in diesen Bereichen zu investieren - sind: der Energiesektor, der für unsere Regierung von großer Bedeu- tung ist. Wir sind der Meinung, dass sich Albanien in einer Periode von drei bis vier 18
Jahren von einem Land, das heute 25 Prozent des Energiebedarfs importiert, zu ei- nem Energieexportland umwandeln kann. In einem Zeitabschnitt von zehn Jahren sind wir der Überzeugung, dass die Energie der wichtigste industrielle Sektor im Land sein wird, der mindestens 10 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen wird, gemessen an einem kleinen Beitrag von etwa 2 Prozent in der heutigen Zeit. Einhundert Prozent des albanischen Energieverbrauchs sind erneuerbare Energien. Sie werden in Wasserkraftwerken produziert. Wir besitzen nur ein Thermokraftwerk von 100 MW, das wir in Reserve haben. Dies ist für uns eine strategische Energie- quelle, die wir nur in Krisenfällen nutzen, weil - wie sie alle wissen - die Energiekos- ten eines Thermokraftwerks viel höher sind als die Kosten aus der Wasserkraft. Wir haben bis heute auch nur 30 Prozent des Wasserkraftpotenzials ausgeschöpft. Es gibt jedoch ein installiertes Wasserkraftpotenzial von mindestens 3.000 MW bis 3.500 MW, die lizenziert und erzeugt werden können. Etwa 1.000 bis 1.200 MW da- von sind bis heute lizenziert worden. Es sind noch etwa 2.000 neue Megawatt, zu initialisieren. Es gibt einige deutsche Unternehmen wie RWE und einige andere Un- ternehmen, die an einer Zulassung für die Erzeugung von Wasserkraftenergie in Al- banien interessiert sind. Wir verfügen auch über Informationen, dass in Albanien die wichtigsten Windkorridore zu finden sind, mit einem geschätzten Potenzial an Wind- energie von 3.000 Megawatt. Wir sind offen für die Energieerzeugung in Thermokraftwerken. Wir sind auch offen für die Energieerzeugung in Atomkraftwerken, sei es für die Energieerzeugung als auch für zivile Verwendungszwecke. Momentan arbeiten wir an den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die die Erzeugung von Atomenergie und die Finanzierung von sicheren Kraftwerken festlegen, die in Zukunft gebaut werden können, um dadurch nicht nur den albanischen Bürgern, sondern auch den Bürgern in unseren Nachbar- staaten Sicherheit zu garantieren. Albanien besitzt sehr viele Öl- und Gasressourcen. Die bekanntesten Öl- und Gasre- serven in Albanien können den Bedarf in Albanien für über 400 bis 500 Jahre decken - im Hinblick auf unseren heutigen Konsum. 30 bis 40 Prozent unseres Konsumbe- darfs wird heute davon gedeckt. Hier gibt es also einen Widerspruch: Wir besitzen sehr viele Öl und Gasressourcen, können aber damit nur fast die Hälfte unseres Be- darfs decken. Damit möchte ich eine Einladung an diejenigen aussprechen, die an einer Investition im Öl- und Gassektor interessiert sind. Albanien besitzt große Öl- und Gasressourcen. Aber wir sind bis jetzt nicht in der La- ge gewesen, potentielle Investoren zu gewinnen, die unsere Öl- und Gasressourcen ausschöpfen können. In diesem Jahr haben wir vor, das Hauptölunternehmen Alb- petrol zu privatisieren. Wir haben bereits auch ein internationales Beratungsunter- nehmen damit beauftragt, das an dessen Privatisierung, Bewertung und Vorberei- tung von Referenzangaben arbeitet. Ich hoffe, dass wir bis Ende 2010 das Aus- schreibungsverfahren eröffnet haben, weil es für uns von großer Bedeutung ist. Ein weiterer wichtiger Sektor, dessen Bedeutung für Albanien täglich wächst, ist der Mineralstoffsektor. Wir sind ein Land mit großem Potenzial an Mineralien und Res- sourcen, hauptsächlich Chrom, aber auch Kupfer, Eisen, Nickel unterschiedliche Ba- salte oder seltene Mineralien wie Titanium, Uranium, Quarz. Das unterirdische Alba- nien ist eine außergewöhnliche Mineralienquelle. Zu den Exportzahlen des ersten Quartals diesen Jahres muss ich noch hinzufügen, dass ein großer Anteil davon auf Mineralien unseres Landes entfällt, die von ausländischen Unternehmen exportiert 19
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