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Ausgabe 4 / 2022 Gratis für Sie! Das Bad Homburg Magazin Wieder Orgelklänge in der Erlöserkirche Auf Entdeckung in Stadt und Natur No war! войны війні нет ні Krieg! Kein Die Siebziger Jahre www.louise-magazin.de
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EDITORIAL LIEBE LESERINNEN UND LESER, haben Sie auch ein kleines Faible für die 1970er-Jahre? Die Musik, die eine oder andere Fernsehserie, die Mode, das Interior-Design in Orange, Grün oder Senfgelb? Kaum zu glauben, dass die frühen Jahre dieses Jahrzehnts nun schon ein halbes Jahrhundert zurückliegen! Vom Ende des ersten Weltkriegs bis 1970 verging dieselbe Zeitspanne wie von 1970 bis heute. Als ich mir das vergegenwärtigte, musste ich kurz schlucken. Die 1970er-Jahre erscheinen als eine Zeit der Umbrüche – Ostpolitik, Ölkri- sen, Ende des Nachkriegsbooms – und erinnern damit doch sehr an unsere Aktualität. Es haftet diesem Jahrzehnt aber auch eine gewisse Ausgelassenheit und Buntheit an. Denken Sie an die Hippie-Bewegung oder die Disco-Ära! Unser Stadtgespräch widmet sich diesem besonderen Jahrzehnt! Unser Blick geht auch in eine Gegenwart und nahe Zukunft, die wieder mehr Freizeitaktivitäten erlauben. Wir freuen uns auf viele spannende Veranstal- tungen. Auf keinen Fall verpassen sollten Sie die Konzerte im Speicher Bad Homburg, Akrobatik im Kurtheater oder Kabarett in der Englischen Kirche. Trotz all dieser verlockenden Aussichten sind unsere Gedanken jedoch bei den Menschen in der Ukraine, die unter dem russischen Angriffskrieg leiden, um ihr Leben fürchten und deren Heimat zerstört wird. Unsere Stadt organi- siert eine große Hilfsaktion für Geflüchtete. Näheres erfahren Sie in der LOUISe. Vielen Dank für Ihre Solidarität und Unterstützung! Für den Ostermonat April wünsche ich uns allen vor allem Gesundheit, Frieden und Zuversicht. Herzlichst Ihr Holger Reuter Kurdirektor
© Michael Nellinger INHALT Englische Kirche: Kabarett mit Frank Sauer Englische Kirche: Lev-Natochenny-Pianofestival EDITORIAL SPEICHER 27 Al Pride – Pop STADTGESPRÄCH 27 Ann Vriend – Soul Pop 6 Die Siebziger Jahre 27 Vorschau auf Mai 10 Sechs Mädels und die 1970er-Jahre AUFGESCHLAGEN! SPECIAL 28 Das Amts- und Intelligenzblatt 14 Hessen-Homburg: Jubiläumsveranstaltungen im April V E R A N S TA LT U N G E N 16 Die 12 Landgrafen: Friedrich II. 29 Der April im Überblick BÜHNE RÖMERKASTELL SAALBURG 18 Leo: Show jenseits der Schwerkraft 33 Eintrittspreise: Saalburg und Schloss kooperieren 19 Kabarett: Vince Ebert verschoben auf 18.3.2023 33 Neuer Kastell-Guide für das Smartphone 19 Poesiefestival: Hans Sigl liest 33 Führung: Römische Badekultur 19 Krimikomödie: Escape Room 19 Vorschau auf den Mai AUSSTELLUNGEN 34 Museum Sinclair-Haus: Wandelmut mit KONZERTE „Wandelsalon“ 20 Ev. Erlöserkirche: Zum 125. Todestag 35 Interview mit Steffen Lars Popp (metagarten & von Johannes Brahms helfersyndrom) 21 Schlosskonzerte: Meisterpianist Roman Sayutov 37 Hölderlin-Kabinett in der Villa Wertheimber: 21 Schlosskirche: Orgelmatinee Patmos. Dem Landgrafen von Homburg 21 Ev. Erlöserkirche: Passionskonzert 37 Englische Kirche: Bilder von Sylwia Zaremba 22 Schlosskonzerte: Meisterpianist Leonhard Dering 38 Galerie Artlantis: Panta Rhei – Eckhard Gehrmann 23 Kurkonzerte und Stefanie Welk 39 Saalburg-Museum: Spot an! Szenen einer ENGLISCHE KIRCHE römischen Stadt 24 Kabarett: Frank Sauer 39 Kitzenhof: 40 Jahre Geschichtlicher 25 Flamenco – Rubén Molina Arbeitskreis Gonzenheim 25 Autorenlesung mit Stefan Weiller: Letzte Lieder 39 Central Garage: GLAS Automobile – 25 Sinti-Musik: Vano Bamberger & Band vom Gogomobil bis zum V8 26 Lev-Natochenny-Pianofestival 26 Konzertpodium: Beethoven und seine Freunde
INHALT © Jen Squires © Franz Klein Mit Naturparkführer Franz Klein Speicher Bad Homburg: Ann Vriend durch die Kurlandschaft YOUNG LOUISE SPIELBANK 40 Kindertheater e-werk: Steinsuppe 50 Mit dem Sonnenschein kommt das Glück 40 Kasperlkompanie: Kasperl und das Goldene Ei 40 Museum Sinclair-Haus: Ferienkurs „Mut BAD HOMBURG ENTDECKEN zum Verwandeln“ 52 Führungen und Wanderungen im April 40 Osterferien in der Kinderkunstschule 41 Jugendkulturtreff e-werk FÜR SIE GELESEN 56 Johannes Martin Müller: „Villen und Landhäuser DIES UND DAS im Vordertaunus“ 41 Äppelwoitheater 42 Bildvortrag: Bad Homburg von A bis Z 58 Impressum 42 Forschungskolleg Humanwissenschaften: Der demokratische Blick in der Fotografie 42 Filmclub: Vortrag über Armenien 43 Geschichtsverein: Frankfurt und der Taunus in historischen Landkarten 43 Forschungskolleg Humanwissenschaften: Chinesische Kultur der Gegenwart 44 StadtBibliothek: Lesung mit Lena Gorelik CORONA-REGELN 44 Stadtarchiv: Geschichte am Wegesrand Bei Redaktionsschluss war noch nicht absehbar, ob, 45 Veranstaltungen der VHS nach Auslaufen des Infektionsschutzgesetzes und dem Ende der vierzehntägigen Übergangsfrist, der H E S S E N P A R K Hochtaunuskreis im Veranstaltungsmonat April 46 Die Saison 2022 hat begonnen unter die Hotspot-Regelung fallen wird und be- stimmte Regeln eingehalten werden müssen. Bitte FIT UND GESUND informieren Sie sich vor Veranstaltungsbesuch über 48 Die Specials für April das aktuelle Hygienekonzept der Spielstätte. Vielen Dank. Gerne kündigen wir auch Ihre Veranstaltungen in LOUISe an, liebe Leserinnen und Leser. Beachten Sie aber bitte, dass wir jeden 5. eines Monats Redaktionsschluss für die Ausgabe des folgenden Monats haben. LOUISe erscheint jeweils am letzten Donnerstag im Monat als gedruckte Ausgabe sowie als Online-Ausgabe unter www.louise-magazin.de. Ihre LOUISe-Redaktion
Man mag es kaum glauben, aber es musste erst das STADTGESPRÄCH Jahr 1972 kommen, ehe das Wort „Fräulein“ aus dem amtlichen Sprachgebrauch verschwand. Bis dahin redete man noch vom „Fräulein vom Amt“, rief auch die Kellnerin mit einem oftmals harschen „Fräulein“ herbei, und unverheiratete Lehrerinnen wurden mit „Fräulein Löwe“, „Fräulein Senf“ angesprochen. „Herr- lein“ gab es dagegen nicht, weshalb viele Frauen die Anrede als diskriminierend empfanden. hinab zum „Talk of Town“, bildeten Fahrgemeinschaften, Der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich um nach Ober-Erlenbach ins „Marmelade“ zu gelangen. Genscher ordnete schließlich per Erlass an, dass in Weihnachten 1970 brannte die Disco allerdings ab. Sogar Behördenschreiben die Anrede nicht mehr verwen- im eigentlich ehrwürdigen Gotischen Haus wurde gerockt. det werden dürfe. Die Frau wurde zur „Frau“. Damit „Ponderosa-Saloon“ hieß der im Stil einer Western-Kneipe brauchte sie aber immer noch die Erlaubnis ihres eingerichtete Beat-Schuppen. Ehemannes, wenn sie arbeiten gehen wollte. Dieses Gesetz fiel erst 1977! Entsetzen und Trauer Jahre Das Kontrastprogramm gaben die Liedermacher, die Sin- ger-Songwriter, die Protestmusiker wie Bob Dylan und Joan Baez. Sie kämpften mit Musik gegen den Vietnam- krieg, den NATO-Doppelbeschluss und die Stationierung von amerikanischen Pershing II-Raketen. Die Siebziger Jahre waren leider nicht nur heiter und schwungvoll. Fassungslose Betroffenheit herrschte bei dem mörderi- schen Attentat der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September auf die israelische Mannschaft bei Von Afro-Matten und Pril-Blumen den Olympischen Spielen 1972 in München. Und Ent- Die Siebziger Jahre – es war ein Jahrzehnt der Extreme, setzen lösten über Jahre hinweg der Terror und die mehr eine schrille Dekade. Denken wir zunächst an die Mode: als dreißig Morde der Rote Armee Fraktion (RAF) aus. lange Blumenkleider und kürzeste Miniröcke, Hotpants und Schlaghosen, Overalls und Plateau-Schuhe, überbrei- te Krawatten mit großen Mustern. Die Männer trugen Spaziergang auf der Autobahn die Haare lang oder gelockt, wie Fußballnationalspieler Ein weiteres großes Thema der 70er war die Ölkrise. Paul Breitner, dessen „Afro-Matte“ tausendfach nachge- Woran niemand zunächst glauben wollte, geschah tat- ahmt wurde. Und wenn Mutti mit total andersfarbiger sächlich: Die Bundesregierung verbot 1973 wegen der Lockenpracht auf dem Kopf daherkam, fand das keiner Knappheit des Brennstoffs an vier Winter-Wochenenden seltsam – sie trug eben eine Perücke. Nicht ganz unähn- das Autofahren. Die Autobahnen blieben nicht ganz leer lich dieser Haarmode: der Flokati auf dem Fußboden des – Hunderttausende von Menschen nutzten sie zum Spa- in braun-orange gehaltenen Wohnzimmers. Die Fliesen zierengehen. Eine spätere Rationierung wollten die Poli- in Küche und Bad zierten die bunten Pril-Blumen. Die tiker offenbar auch nicht ausschließen: In den Tresoren selbsthaftenden Kultaufkleber, die von den Spülmittelfla- des Landratsamts sollen dafür schon Benzingutscheine schen abgezogen werden konnten, machten einer ganzen gelagert worden sein. Generation gute Laune. Die Zeit der Discos Die Musik war eine Herausforderung zum Mitsingen und Tanzen. ABBA und ihre „Dancing Queen“ etwa oder die Eagles mit „Hotel California“ und Elton John mit „Can- dle in the Wind“ und wie die Songs alle hießen. Als sich die Beatles 1970 trennten, glaubten ihre Fans, das Ende © Taunus Kurier / Stadtarchiv der Welt breche herein. Die Musik der Fab Four hörte jedoch nie auf zu begeistern. Dieweil rockten sich die Rolling Stones von Erfolg zu Erfolg durch das Jahrzehnt. Und ja, damals gab es in Bad Homburg noch mehrere Discotheken, in denen abgerockt und geschmust wurde. Jugend und junge Erwachsene pilgerten die Louisenstraße Autofrei: Dietigheimer Straße - Höhestraße / Gluckensteinweg LOUISe 4 / 2022 | 7
STADTGESPRÄCH Im Jahr zuvor, als der 15millionste VW-Käfer vom Band lief, gab es im Bad Homburger Verkehrsbereich einige Neuerungen: Die Autofahrer durften nicht mehr mit Höchstgeschwindigkeiten die Saalburgchaussee hoch oder runter rasen, weil das zur so genannten „Trümmerstatistik“ von 83 Unfällen in jenem Jahr geführt hatte. Erlaubt waren fürderhin nur noch 70 km/h. Die Straßenbahn gondelte auch nicht mehr durch die Louisenstraße. Die Endstation war schon früher von der Haingasse an den Alten Bahnhof verlegt worden, mit dem Jahreswechsel von 1971 auf 1972 aber kam das endgültige Aus für die „25“. Die in Gon- zenheim endende und schon damals auf Verlängerung projektierte Stadtbahnlinie ersetzte die Straßenbahn, und der Stadtbusverkehr wurde ausgebaut. Außerdem wurde Der Promenaden-Spargel am 20. Juni 1973 die Louisenstraße zur Fußgängerzone erklärt. Zwar dauerte der komplette und heftig umstritte- ne Ausbau mehrere Jahre, aber gleich zu Beginn wurden die parkenden Autos vom Marktplatz verbannt. Promenaden-Spargel und Elefantenklo Umstritten, das war in jenem Jahrzehnt in Bad Hom- burg allerlei. In der Kommunalpolitik ging es hoch her, manche Entscheidung, die das Stadtbild beeinflusst hätte, musste geändert oder ganz revidiert werden. Zwei rich- tige Schandflecken gab es dennoch, den Promenaden- Spargel und das Elefantenklo. Der „Spargel“ steht immer noch: Es sind die 14-geschossigen Wicker-Kliniken, noch heute als „architektonischer Sündenfall“ bezeichnet, die Als die Autos noch durch die Louisenstraße fuhren und vor dem Kurhaus geparkt werden durfte. ursprünglich das Hotel Ambassador werden sollten. Der Bauherr ging jedoch pleite. Spielbank-Betreiber Werner Wicker erwies sich mit dem Ausbau zu Kliniken glück- am früheren Alten Bahnhof sollte eigentlich auch ein licherweise als Retter in der Not. Aus dem Elefantenklo 17 Stockwerke hohes Gebäude sprießen. Der Baustopp dauerte sieben Jahre an, bis sich hier die Wogen glätteten Das Elefantenklo und die Gerichte entschieden. Zeit genug, dass sich die Baugrube zu einem kuriosen Biotop mit Ratten, Enten und Fischen entwickelte. Vergleichsweise unproblema- tisch erschien dagegen schon fast der Bau des Stadthauses am Marienbader Platz. 1974 wurde „Bad Homburgs re- volutionäres Rathaus“ eingeweiht und war kein Viertel- jahrhundert später schon wieder Geschichte. Es erwies sich als so unfunktionell, dass die Stadtverwaltung in das inzwischen mit nur sechs Stockwerken fertig errichtete Gebäude über dem einstigen Elefantenklo zog. Dass an der Promenade nicht ein zweiter Sündenfall Stein wurde, hat Bad Homburg dem Denkmalschutz zu verdanken. Am 14. Mai 1977 fand in dem traditionsrei- chen Ritters Parkhotel die letzte rauschende Ballnacht statt. Das Haus war unrentabel geworden. Dem Ansinnen 8 | LOUISe 4 / 2022
STADTGESPRÄCH Alle Fotos © Stadtarchiv Bad Homburg Ehemaliges Stadthaus am Marienbader Platz eines großen in der Stadt ansässigen Unternehmens, in röhrten PS-starke Boliden durch die Stadt, um von Bad dem historischen Anwesen ein Bürohaus einzurichten, Homburg aus zur Rallye Monte Carlo zu starten. Ach, wir erteilten die Stadtverantwortlichen eine Absage. Das könnten noch so viel berichten. Von einer Erstauflage Ritters sollte Hotel bleiben, und es wurde das Steigen- des Bad Homburger Sommers, von der Neuordnung des berger. Und schließlich galten die heftigen Diskussionen Laternenfestes, von der Einführung des Altstadtfests. der Altstadt. Sie hatte man im Jahrzehnt davor planieren und mit modernen Bürogebäuden bestücken wollen, aber die zahlreichen Gegner dieses Projektes hatten Erfolg. In Die Gebiets- und Gemeindereform 1972 den Siebziger Jahren begann man, die alten Häuser in Dabei haben wir sie wirklich nicht vergessen, die wohl den engen Gassen zu sanieren und putzte die Altstadt zu wichtigsten Ereignisse im siebten Jahrzehnt des 20. Jahr- einem Schmuckstück heraus. hunderts: die Gründung des Hochtaunuskreises 1972 und die Gebietsreform, die Bad Homburg den Sonder- status und damit auch den Aufstieg des Bürgermeisters Kino, Theater und Sport zum Oberbürgermeister brachte. Die Verschmelzung Im Stadthaus am Marienbader Platz residierte übrigens von Obertaunuskreis und Kreis Usingen zum Hochtau- nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch eine Galerie nuskreis verlief noch einigermaßen komplikationslos, und ein Kommunales Kino, KiS genannt, Kino im Stadt- weniger in einigen Fällen dagegen die Zusammenlegung haus, und später, nach dem Umzug ins Kurhaus, Kino im von 61 Ortschaften zu 13 größeren, finanziell und verwal- Schwedenpfad. Allein die Aufführung von Rainer Werner tungstechnisch lebensfähigeren Gemeinden. Dem „Ein- Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ zur gemeindungshunger“ Frankfurts, das sich Bad Homburg Eröffnung zeigt, dass man ein ambitioniertes Programm einverleiben wollte, stellte sich entschiedener Widerstand verfolgte. Anspruchsvolles wollten auch Gundel Knitsch entgegen. Ober-Eschbach und Dornholzhausen bestan- und ihr Ehemann Werner Ruckes bieten, die jahrelang den darauf, nicht für die damals beträchtlichen Schulden in der Englischen Kirche das „Kammerspiel Bad Hom- Bad Homburgs aufzukommen, und in Ober-Erlenbach burg – Intimes Theater“ betrieben. Sie fanden freilich in musste erst der ungeliebte Bürgermeister ausgetauscht der Kurstadt nicht ihr Publikum, gerieten in eine schiefe werden. Obernhain, das sehnsuchtsvoll über den Taunus- Finanzlage und mussten aufgeben. Kamm Richtung Kurstadt geblickt hatte, wurde gegen sei- nen Willen nach Wehrheim eingemeindet. Schließlich, so Viele Sportler hatten dagegen in den 1970ern ihre gro- eine der – nicht ganz ernst gemeinten (?) – Begründungen, ße Zeit. Zum Beispiel das HTG-Gewächs Dagmar Jost könne Obernhain niemals den Namen Bad Homburg vor (später Fuhrmann), Leichtathletik-Olympionikin von der Höhe tragen, wo es doch erkennbar hinter der Höhe 1976, oder die Spielvereinigung 05, die 1973 Deutscher liege. Amateur-Fußballmeister wurde. Im Kurpark schlugen die weltbesten Tennisspieler und -spielerinnen zum Davis- Eva Schweiblmeier Cup und zum Federation-Cup auf. Und ab Januar 1977 LOUISe 4 / 2022 | 9
STADTGESPRÄCH Sechs Mädels „Das ist ja soooo lange Musikgeschichte(n) her!“, befand Angela spontan. Stimmt! Aus den 18- bis 20-Jähri- einer Ära gen Abiturientinnen sind erfolg- reiche Berufstätige geworden, Die Sechziger und Siebziger Jahre sind von ihrer Musik Ehefrauen, Mütter und schließlich geprägt. Von Rock und Pop und denen, die sie auf der Großmütter. Aber Angela und fünf Bühne oder über Tonträger transportierten. Darunter weitere „Mädels“ haben in ihrem befanden sich viele bekannte Namen, aber auch unbe- Gedächtnis gekramt, um die Fragen kannte, gleichwohl gute Musiker. Hinter allen stehen von LOUISe zum Leben und zum Geschichten, die hier und da kolportiert, aber selten Lebensgefühl vor rund 50 Jahren zu zu einer Musikgeschichte zusammengefasst wurden. beantworten. Für sie begann 1970 Diesen Anspruch hat auch Frank Schiffer nicht mit sei- nach dem Abitur an der Hum- nem Buch „Der Kaplan, der um Jimi Hendrix trauerte“. boldtschule Bad Homburg „ihr“ Der 1954 geborene Zeitzeuge, Kenner, Fan und far- Jahrzehnt. benfrohe Erzähler hat vielmehr „Fundstücke“ gesam- melt und zu einem persönlichen Streifzug durch die Musiklandschaft vor 50 und mehr Jahren vereint. In Welche Musik, welche Band, über 80 Storys spürt er dieser Ära nach, von A wie Sänger, Sängerin habt Ihr ABBA bis Z wie Zappa, Frank. Natürlich erfährt der am liebsten gehört? Leser, wer jener Geistliche war, der die Musik von Jimi Elisabeth: Für mich waren das die Hendrix bewunderte. Und natürlich dürfen in den Liedermacher, z.B. Hannes Wader, Geschichten weder Elvis Presley fehlen, der in Fried- Reinhard Mey, Konstantin Wecker. berg seinen Militärdienst ableistete, in Bad Nauheim wohnte und nach Bad Homburg zum Eisessen kam, Ingrid: Ich mochte mehr so die sanf- noch „Homburg“ selbst. Die englische Band Procol te Richtung, etwa Don McLean, Cat Harum setzte mit ihrem Song jedoch – was Insider Stevens, Angelo Branduardi. wissen, der Autor aber den Unwissenden erklärt – Marion: Ich habe viel Soul gehört, nicht dem „eleganten Heilbad am Fuß des Taunus“ ein aber auch die Beatles, Bee Gees und musikalisches Denkmal, sondern dem nach der Stadt die Stones. benannten Herren- hut. Ulrike: Also, DIE Musik gab es für mich nicht. Mein Geschmack ging von den Beatles und Santana über französische Chansons bis zu den deutschen Blödel-Barden. Malu: Die Hitparade im Radio. Frank Schiffer: „Der Kaplan, der um Jimi Hendrix trauerte“, Verlag Andreas Reiffer, 208 Seiten, ISBN 978-3-945715-54-3; 18,00 €. 10 | LOUISe 4 / 2022
STADTGESPRÄCH und die 1970er-Jahre Wo habt Ihr in Bad Hom- Ulrike: Ich auch. Luftgetrocknete Wie war Euer Wohnstil? burg so richtig abgetanzt? Dauerwellen gehörten übrigens auch Am liebsten Braun-Orange? zur Ausstattung. Oder was anderes? Flokati- Marion: Klar, im Talk of Town in der Teppiche? Louisenstraße. Und im Marmelade Marion: Egal, ob Mini- oder Maxi- in Ober-Erlenbach. rock, dazu gehörte ein Schlapphut! Marion: Ich hatte tatsächlich einen Flokati-Teppich, wie er damals in Elisabeth: Ich war auch ein paarmal Ulrike: Im Büro konnte man das aber Mode war. Und darauf stand ein im Talk of Town – eigentlich war`s nicht bringen! In meiner gediegenen schwarz-gelbes Sofa. mir aber zu laut und zu verräuchert. Ausbildungsfirma galten Hosen für Am liebsten habe ich meine Abende Frauen nicht als adäquate Kleidung. Elisabeth: In meiner ersten eigenen mit ein paar Freunden verbracht, mit Auszubildende hießen damals auch kleinen Bleibe hatte ich keinen be- endlosen Diskussionen über Gott noch Lehrlinge und unverheiratete sonderen Wohnstil. Mein ganzer und die Welt und Gitarrenmusik. Frauen waren ein Fräulein! Stolz war ein Regal aus Marzipan- kisten, braun angemalt. Angela: Irgendwo in Dornholzhau- sen, ich weiß aber den Namen nicht Ulrike: Klar, wie es damals „in“ war: Welche Farben hatte Eure mehr. In Frankfurt war ich im Sink- braun-orange und geometrische Kleidung in jenen Jahren? kasten. Muster. Ingrid: Am liebsten Blau-Türkis-Tö- Ingrid: Ich habe mich während des Ingrid: Bloß keine großgemuster- ne. Ganz so bunt wollte ich es nicht. Studiums in Braunschweig ausgetobt. ten Tapeten! Jede Menge Bilder an Marion: Schwarz, Weiß und Blau. weißen Wänden hatte ich. Dazu hel- Aber eher einfarbig le Böden, Kiefer natur und braune Wie hast Du Dich gekleidet? Polster. Schlaghosen, Minirock, Hot Pants? Flower-Power-Klei- der? Angela: Hotpants als Latzhose in braun. Mit der habe ich in Berliner Discos getanzt. Elisabeth: Für mich musste es prak- tisch sein. Also am liebsten Jeans und Parka. Malu: Minirock! Ingrid: Oh, ich habe alles angezogen: Schlaghosen, knappe Pullunder, Mi- nirock, (sehr) kurze Kleider, indische Batikhemden, enge, quergestreifte Pullover, auch mal Plateausohlen. otos.com © depositph LOUISe 4 / 2022 | 11
LIVE ECHT ALLE KONZERTE MIT DEN JEWEILS AKTUELLEN CORONA-SCHUTZ-MASSNAHMEN © l. shultz © R. Magalhães EIN ANGEBOT DER KUR- UND KONGRESS-GMBH, KAISER-WILHELMS-BAD, 61348 BAD HOMBURG V.D.HÖHE SA 23.4.22 | 20 UHR SA 7.5.22 | 20 UHR ANN VRIEND GISELA JOÃ0 SOUL POP FADO © r.stirner © v.caiscailh FR 9.9.22 | 20 UHR FR 30.9.22 | 20 UHR CLAIRE FARAVAJOO JOO KRAUS FRENCH POP JAZZ SPEICHER TICKETS: BAD HOMBURG 06172.178-3710 AM BAHNHOF ALLE VVK-STELLEN SPEICHER-KULTUR.DE HERZLICHEN DANK ALLEN KULTURPATEN & UNTERSTÜTZERN
Wir wollen die Anonymität wahren! Die Fotos zeigen nicht STADTGESPRÄCH die "sechs Mädels". Alle Fotos © depositphotos Marion: Ich glaube, ich habe sie alle gesehen, die großen Filme - Spiel mir das Lied vom Tod, Blow Up, Harald Habt Ihr ab 1977 auch die and Maude, Clockwork Orange, alle Zeitschrift „Emma“ gelesen? drei Teile von Der Pate … Ingrid: Nein. Was hat Euch in dem Elisabeth: Nein. Jahrzehnt am meisten Etwas anderes, das Euch aufgeregt? Marion: Nein, die war für Studenten bewegt hat? zu teuer. Ingrid: Ganz schlimm empfand ich Elisabeth: Ich habe mich viel mit den RAF-Terror und die Morde. Weltanschauungen befasst, beson- Auch den Terror bei den Olympi- ders mit dem Buddhismus. Was habt Ihr im Fernsehen schen Spielen in München. geschaut? Ingrid: Während im Freundeskreis Angela: An die ganze Tragik erinnere Der große Preis, Der See- bereits Familiengründung und ich mich auch noch sehr. wolf, Kojak, Columbo? Häuslebauen auf dem Plan standen, durfte ich ein Sabbatical in Kanada Elisabeth: Der Vietnamkrieg! Elisabeth: Also, ich hatte keinen verbringen und per Hitchhiking Fernseher. Marion: Das war unendlich viel. Die Südengland und Norwegen erkun- Demos an der Uni, die Polizei mit Malu: Ich hatte ein Faible für Kojak. den. Spätestens nach dem 3. ‚Lift‘ ihren Wasserwerfern, die RAF und kannst du bei dieser Art des Reisens Ingrid: Mir fällt da eine höchst amü- ihr Terrorismus. Und dazu noch die deine Lebensgeschichte in fließen- sante Hörspielreihe ein mit dem Titel Ölkrise. dem Englisch aufsagen ... „Damals war’s - Geschichten aus dem Malu: Mich haben die Mitstudenten alten Berlin“, wöchentlich gesendet Marion: Ja, ich war auch viel im Aus- an der Uni gestört, die politisch ex- im NDR. land, auf Reisen, außerdem ein Jahr trem links eingestellt waren und kei- in England, ein Semester in Frank- Marion: Jede Menge Krimis. Und ne gemäßigte Meinung gelten ließen. reich. Übrigens: Nach der Schule wenn ich samstags zu Hause war, musste es ins Café Kofler gehen! Ulrike: Bei mir war es auch die RAF- schauten wir Der große Preis oder Zeit. Ich erinnere mich auch wegen Am laufenden Band. Die Shows eben. Malu: In unserem Abiturjahr reiste der Verkehrskontrollen, bei der mein ich nach San Francisco zu meiner damals bärtiger, langhaariger Mann Patentante, die mit mir auf meinen mit mir in einem knallorangenen Und im Kino? Wunsch hin nach Sauselito fuhr, um VW öfter von der Polizei mit MGs die damalige Hippie-Hochburg in Elisabeth: Der große Diktator, Odys- angehalten wurde. Augenschein zu nehmen. Ich fand see im Weltraum, Easy Rider. es interessant, aber befand, dass die- Malu: Aber die autofreien Sonntage Ingrid: Da habe ich keine Erinne- se Lebensweise nichts für mich war. haben uns begeistert! Wir nutzten sie rung mehr. Ich kann mich aber an gerne zum Radeln oder Promenieren, Angela: Und ich habe das erste Mal eine Aufführung von „Jesus Christ z.B. auf dem Zubringer. Urlaub an der Costa Brava gemacht. Superstar“ in London erinnern. Das war echt super. LOUISe 4 / 2022 | 13
SPECIAL Unsere Geschichte ! VOR 400 J A H R E N : GRÜNDUNG DER LANDGRAFSCHAFT HESSEN-HOMBURG. D I E A P R I L - V E R A N S TA LT U N G E N Z U M J U B I L ÄU M IN DER VILLA WERTHEIMBER Mittwoch, 20. April, 15.00 und 19.00 Uhr Vom dynastischen Witwensitz zum annektierten Staat 1622: Hessen-Homburg entsteht © Stadtarchiv Bad Homburg v. d. Höhe Vortrag von Dr. Jürgen Rainer Wolf (ehem. Hess. Staatsarchiv Darmstadt) Eigentlich sollte gerade das nicht noch einmal passieren: die Grün- dung eines abgespaltenen Territo- riums zur Ausstattung männlicher Stich von Daniel Meisner und Eberhard Kieser von 1625 Erben eines regierenden Fürsten. 1567 war das in Hessen schon ein- der Ausbruch des Dreißigjährigen 23. Juli die Übergabe. Darüber hi- mal geschehen, für seine männlichen Krieges die Zahlungen unmöglich naus wurde eine Apanage-Zahlung Nachkommen verfügte Philipp der machte. vereinbart. Dies wurde zum Aus- Großmütige testamentarisch die gangspunkt jahrzehntelanger Strei- Die beabsichtigte Heirat Friedrichs Teilung. tigkeiten, die erst in der 2. Hälfte des machte eine standesgemäße Ausstat- 18. Jahrhunderts beigelegt wurden. Nach dem Tod des Begründers der tung der Ehefrau mit entsprechender Linie Hessen-Darmstadt, Georgs I., Wohnung und einem Wittum erfor- Eintritt frei: erreichte sein ältester Sohn Ludwig derlich, was durch die Übergabe von Eine Anmeldung ist per E-Mail an V. 1602 die Einführung der Primo- Schloss, Stadt und Amt Homburg ge- stadtarchiv@bad-homburg.de oder genitur. Die jüngeren Brüder Philipp währleistet werden konnte. Dem am telefonisch unter 06172-100 4140 und Friedrich sollten mit Geld- und 6. März 1622 getroffenen Vergleich erforderlich. Sachrenten abgefunden werden. über das Deputat und die Überga- Diese Regelung hatte Bestand, bis be des „Amtes Homburg“ mit allen Rechten und Pflichten, aber ohne landesherrliche Gewalt, folgte am 14 | LOUISe 4 / 2022
SPECIAL 6. April bis 5. Mai 2. OG (Museumsflur) in der Villa Wertheimber (erreichbar mit dem Aufzug) Der letzte Prinz © Städtisches historisches Museum Kabinettausstellung – Erinnerung an Fried- rich von Hessen-Homburg (1830-1848) In der kleinen Präsentation von seltenen Kunstwerken wird eine Auswahl aus der Landgrafensammlung des Städtischen historischen Museums vorgestellt. Gezeigt werden sechs Bilder des Prinzen und einige Kleinobjekte aus seinem Besitz, die Sammler aus emotionalen Grün- den erworben hatten. Denn Friedrich galt als „Hoffnung Homburgs“, starb aber 1848 im Alter von 17 Jahren infolge einer Lungenentzündung. Damit war die Zukunft des Friedrich von Hessen-Homburg Landgrafenhauses besiegelt, und man konnte nur noch die Erinnerung an vergangene Zeiten pflegen. bis 30. Dezember Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9.00 bis 16.00 1. OG (Archivflur) in der Villa Wertheimber Uhr, Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr. Porträts der Landgrafen Kurzführungen: mit Dr. Peter Lingens jeden Mittwoch um 11.00 Uhr. und Landgräfinnen in den Sammlungen des Stadtarchivs Bad Homburg Ausstellung Die Ausstellung stellt Porträts der regierenden Mitglie- der des Landgrafenhauses von Hessen-Homburg aus den Sammlungen des Stadtarchivs vor. Zu sehen sind neben Gemälden vor allem Druckgrafiken, die vor der Erfin- dung der Fotografie eine massenhafte Verbreitung der Bildnisse erlaubten. Der Ausstellungsrundgang spiegelt mit seiner Auswahl von 40 Exponaten den Wandel des adligen Standesporträts wider, ausgehend vom Typus des barocken Herrscherbildnisses und großformatigen offiziellen Staatsporträts des 17. Jahrhunderts, das Macht und Status vergegenwärtigt, zum „aufgeklärten“ Fürsten- und Adelsporträts des 18. und 19. Jahrhunderts. Dieses verwendet zwar noch barocke Repräsentations- und Wür- deformeln, um die Porträtierten als Standespersonen zu charakterisieren, zeigt jedoch bereits Tendenzen einer © Stadtarchiv Bad Homburg v. d. Höhe stärkeren Individualisierung. So steht bei vielen Porträts nicht mehr der adlige Stand, sondern die Zugehörigkeit zur Schicht der Gebildeten im Mittelpunkt, die durch verschiedene Utensilien wie Schreibgeräte, Literatur etc. unterstrichen wird. Öffnungszeiten: Dienstag 9.00 bis 16.00 Uhr, Mittwoch 14.00 bis 19.00 Uhr, Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr. Landgraf Ludwig Wilhelm LOUISe 4 / 2022 | 15
Landgraf Friedrich II. mit dem silbernen Bein und seine zahlreichen Kinder. (c) Stadtarchiv Bad Homburg Friedrich II. Brüder standen. Trotz dieser Bildung frönte Friedrich in späteren Jahren einer großen, aber nicht einträglichen Leidenschaft: der Alchemie. Nach dem Motto: Die Hoff- geb. 1633, gest. 1708, nung stirbt zuletzt. So „verdestillierte er ein Vermögen“, reg. 1679 –1708 heißt es in einer Biografie. Wenn wir das Schloss verlassen und die Louisenstraße hi- Wie die meisten anderen Männer seiner Dynastie war nuntergehen, wissen wir, auf wessen Pfaden wir wandeln: Friedrich ein überzeugter Soldat. Um es deutlich zu sa- auf denen des vierten Hessen-Homburger Landgrafen gen: Er war ein Haudegen. Das bewies er in mehreren Friedrich II. Mit ihm begann die kleine Landgrafschaft Feldzügen in schwedischen und dann brandenburgischen groß zu werden. Jedes Homburger Kind wird in der Schu- Diensten. Vor allem bei der Belagerung von Kopenhagen le mit seiner Geschichte vertraut gemacht, die Erwach- Ende Januar 1659. An dem Tag schoss ihm nämlich eine senen kennen ihn auch aus Heinrich von Kleists Drama Kanonenkugel den rechten Unterschenkel weg. Und weil „Der Prinz von Homburg“. Insofern können wir Prof. Dr. der noch an einer Sehne hing, ließ sich der Fürstensohn Barbara Dölemeyer und Gregor Maier nur zustimmen, ein Messer reichen und schnitt das Bein selbst ab. Später wenn sie sagen/schreiben, es hieße Eulen nach Athen tra- wurde der Invalide wieder so mobil, dass er sogar wieder gen, wollte man über Friedrich II. berichten. Dennoch reiten konnte. Friedrich ließ sich ein Holzbein drechseln, möchten wir uns ein paar Anmerkungen gönnen, zu in- das durch silberne Gelenkbänder beweglich war. Auch teressant, ja vielleicht schillernd war diese Persönlichkeit. der Fuß bestand aus Silber, und so kam der Prinz von Homburg zu dem Beinamen „der Prinz mit dem silbernen Friedrich war ein hochgebildeter Mann. Sein Vater, Fried- Bein“. Die Prothese kann übrigens im Schloss bestaunt rich der Ältere, und nach dessen Tod die vormundschaft- werden. lich regierende Landgräfin Margarethe Elisabeth ließen ihrem letztgeborenen Sohn die fürstlichste Erziehung und Ausbildung zuteil werden. Obwohl dieser eigentlich keine Aussicht auf den Landgrafen-Thron hatte, weil davor zwei 16 | LOUISe 4 / 2022
SPECIAL Auf dem Schlachtfeld ein Haudegen, privat aber offenbar Steuerlast für die Bürger. Es mussten immer mehr Ab- ein liebevoller Ehemann. Besonders in den Briefen an gaben, z.B. auf Bier und Branntwein, auf Salz und Mehl seine zweite Gemahlin Louise Elisabeth von Kurland äu- bezahlt werden. ßert „Fritz“, wie er im Familienkreis genannt wurde, seine Die Bürger begannen zu schimpfen und sich gegen die Zuneigung ganz offen. „Meine Engels Dicke“ schreibt er Willkürherrschaft aufzulehnen, was jedoch keine Wir- liebevoll. Kein Wunder, dass dieser Verbindung 13 Kinder kung hatte. Ein Fürst des Absolutismus duldete keinen entsprossen. Widerspruch und hatte immer recht. Friedrich II. ließ Auch den Glaubensflüchtlingen brachte er Toleranz ent- auch gegen erheblichen Widerstand die von den Hombur- gegen, nahm sie auf, gab ihnen Siedlungsland – Dorn- gern so geliebte Stadtkirche abreißen, um Platz für sein holzhausen den Waldensern, Friedrichsdorf den Hu- neues Schloss zu schaffen. Er legte sich mit den Märkern genotten –, gewährte Privilegien. „Lieber will ich mein der Waldgenossenschaft an, deren Regeln er nach Strich Silbergerät verkaufen, als diesen armen Leuten die Auf- und Faden missachtete. Und Streitigkeiten mit dem Haus nahme zu versagen.“ Dieses Bonmot des Landgrafen Hessen-Darmstadt führten sogar zu einer militärischen wird gern zitiert, wobei er mit „Silbergerät“ wohl sein Blockade Homburgs durch die Truppen der südhessi künstliches Bein meinte. Und doch muss man einschrän- schen Verwandten. ken: Friedrich hatte vor allem wachsende Einnahmen im So war er eben, der Prinz von Homburg, der die Grund Sinn. Die Flüchtlinge brachten durch ihre handwerklichen lagen des modernen Homburg schuf. Ein Kind seiner Fähigkeiten Wirtschaftskraft ins Land. Seine Untertanen Zeit. (es). rupfte der Landgraf dagegen wie Gänse. Die Schuldenlast des Landgrafenhauses wuchs und wuchs und mit ihr die LOUISe 4 / 2022 | 17 ZEIT FÜR WAS NEUES IM SCHLAFZIMMER 2X IN FRANKFURT UND 1X IN BAD HOMBURG www.betten-zellekens.de
BÜHNE hr April, 20.00 U Donnerstag, 7. E in Mann, eine Mütze, ein Kof- fer, ein Stück Kreide. Sensationell ist das Wie dieser Darbietung. To- bias Wegner erzählt die Geschich- te einer Figur in einem Raum, in dem die Gesetze der Schwerkraft nicht gelten, von dem aber jeder glaubt, schon einmal geträumt zu haben. Leo schwebt an der Wand, dreht aberwitzige Pirouetten, wirft einen Hut in die Luft, der auf ihn zurückplumpst, als wäre sein Körper das Gravitationszentrum © Andy Phillipson des Universums. Eine Videopro- jektion ermöglicht diese physi- kalischen Quantensprünge. Das wortlose Spiel mit den Gesetzen der Schwerkraft ist Körpertheater auf hohem Niveau. Eintritt: 25,00 € bis 39,00 €. 18 | LOUISe 4 / 2022
BÜHNE Samstag, 2. April, Mittwoch, 27. April, 20.00 Uhr Die Veranstaltungen finden 20.00 Uhr AUF im Kurtheater statt. Die aktu- VERSCHOBEN 18 . M Ä R Z 20 23 Escape Room ellen Zugangs- und Hygiene- vorschriften sind unter www. Make Science Interaktive Krimi-Komödie kurtheater-bad-homburg.de von James Berwick great again! Die ganze Familie in einem Raum. 90 zu finden. Kabarett mit Vince Ebert Eintrittskarten sind bei Tou- Minuten eingeschlossen, bevor alles rist Info + Service im Kurhaus, „in die Luft fliegt“. Das ist die fiktive Tel. 06172-178 3710, E-Mail tou- Ausgangslage für den 80. Geburtstag rist-info@kuk.bad-homburg. der zu Spaß und Nervenkitzel auf- de, oder bei Frankfurt Ticket, gelegten rüstigen Heather Bedford. Tel. 069-13 40 400 oder www. Eintritt: 10,00 €. frankfurt-ticket.de, erhältlich. VORSCHAU © Susanne Stigl Mittwoch, 4. Mai, 20.00 Uhr, Donnerstag, 5. Mai, 20.00 Uhr Monsieur Claude 2 © Michel Guillaume, a.gon Dienstag, 26. April, 20.00 Uhr mit Michel Guillaume, Hans Sigl liest Judith Riehl u.a. Bad Homburger Poesie- & Der große Komödienerfolg nach Literaturfestival dem Film von Philippe de Chau- part André Koffi steht eine hand- veron und Guy Laurent geht weiter. Hurra, der „Bergdoktor“ kommt! feste Überraschung ins Haus. Denn Erneut bereiten Monsieur Claude Und präsentiert zum Auftakt des dessen Tochter beschließt ebenfalls seine vier Schwiegersöhne Kopfzer- Poesiefestivals mit dem Sittengemäl- zu heiraten. Dramatische Verwick- brechen. Denn nun wollen sie in alle de von Felix Krull ganz großes Kino. lungen und Lacher ohne Ende sind Welt verschwinden – samt Claudes Der charismatische österreichische garantiert. geliebten Töchtern. Auch seinem ZDF-Star wird sich in die Figuren afrikanischen Freund und Gegen- Eintritt: 25,00 € bis 39,00 €. von Thomas Manns charmantem Schelmenroman verwandeln, von Freitag, 13. Mai, 20.00 Uhr Krulls Lebensweg erzählen und mit dem unaufhörlichen gesellschaftli- Mythos Adele Neuhauser & Edi Nulz Trio chen Aufstieg des jungen Hochstap- lers einen heiter-sezierenden Blick Adele Neuhauser (u.a. bekannt als hinter die Fassade der wilhelmini- „Bibi Fellner“ im Wiener Tatort) schen Belle Époque werfen. kehrt in Begleitung des Trios „Edi Nulz“ zurück zu ihren griechischen Eintritt: 25,00 bis 58,00 €. Wurzeln und liest aus Kultautor Ste- phen Frys „Mythos. Was uns die Götter heute sagen" die äußerst hu- morvollen, neu adaptierten Sagen der Antike. © edi nulz Eintritt: 20,00 € bis 35,00 €. LOUISe 4 / 2022 | 19
KONZERTE Sonntag, 10. April, 19.30 Uhr Ev. Erlöserkirche, Dorotheenstraße Zum 125.Todestag von Johannes Brahms Orgelkonzert mit Rodolfo Bellatti Der renommierte italienische Organist Rodolfo Bellatti spielt zu Ehren von Johannes Brahms, dessen Todestag sich am 3. April zum 125. Mal jährt, auf den beiden gro- ßen Orgeln der Erlöserkirche Werke von Nicolaus Bruhns, Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms sowie italienische Musik. Von Bach erklingt dessen berühmte Chaconne in d aus der Partita Nr. 4 für Violine solo in einer Orgelbearbeitung des italienischen Komponis- ten Ulysse Matthey. Auch bei den „Variationen über ein Thema von Haydn“ von Johannes Brahms kommt die Sauer-Orgel mit ihrem ganzen Farbenreichtum hervor- ragend zur Geltung. Brahms hat nicht allzu viel für Orgel komponiert – umso dankbarer sind wir für diese inter- essante Repertoire-Erweiterung, die Orgelbearbeitung der Haydn-Variationen durch Rodolfo Bellatti. Eintritt: 13,00 €, ermäßigt 11,00 €. Karten gibt es an der Abendkasse und im Internet unter www. bachchor-badhomburg.de oder www.erloeserkirche- badhomburg.de. 20 | LOUISe 4 / 2022
KONZERTE Samstag, 9. April, 11.30 Uhr, Schlosskirche Orgelmatinee Kuratorium Bad Homburger Schloss Erneut ist Stipendiat Dominik furts Stadtteil Bornheim ist, Werke Hambel an der Bürgy-Orgel in der von Matthias Weckmann, einem Schlosskirche zu hören. Diesmal Komponisten des 17. Jahrhunderts, © Beatrice Tomasetti. spielt der gebürtige Pfälzer (1999), sowie von Johann Sebastian und Carl der evangelische Kirchenmusik stu- Philipp Emanuel Bach. diert und auch Organist der evange- Eintritt frei. lischen Kirchengemeinde in Frank- Freitag, 1. April, 19.30Uhr Schlosskirche Meisterpianisten – Roman Salyutov Bad Homburger Schlosskonzerte Eine japanische Musikzeitschrift meinte, der St. Petersburger Pianist spiele Beethoven wie Beethoven selbst. Kern des Konzerts ist die spannende Gegenüberstellung von Ludwig van Beethovens letzter Kla- Karfreitag, 15. April, 17.00 Uhr, Ev. Erlöserkirche, Dorotheenstraße viersonate Nr. 32 in c-Moll und Jo- hannes Brahms’ Klaviersonate Nr. 2 Passionskonzert in fis-Moll, die eigentlich seine erste Nach zwei Jahren pandemiebeding- Giovanni Battista Pergolesi – er wur- Klaviersonate ist. Der junge Brahms, ter Pause findet endlich wieder ein de nur 26 Jahre alt. Aus Jesi in den der, wie die meisten deutschen Kom- Karfreitagskonzert in der Erlöser- Marchen stammend, studierte er in ponisten in der ersten Hälfte des 19. kirche statt. Zur Aufführung kom- Neapel. Sein „Stabat mater“ schätzte Jahrhunderts, mit dem „Übervater“ men Werke des Spätbarock und des Johann Sebastian Bach so sehr, dass Beethoven zu kämpfen hatte, befand, Galanten Stils. „Il divino Sassone“ er es zur Kantate „Tilge, Höchster, dass seine fis-Moll-Sonate nicht die („Der göttliche Sachse“) – so wurde meine Sünden“ umarbeitete. Reife und Qualität hatte, um sich mit Johann Adolph Hasse in Italien ge- Beethovens Œuvre messen zu kön- Es musizieren: Helen Rohrbach und nannt. Er war einer der am meisten nen. Also verschwand dieses Werk Simone Schwark (Sopran), Susan- gefeierten Komponisten des 18. Jahr- für 30 Jahre in der Schublade, um ne Rohn und Christian Rohrbach hunderts und durfte Persönlichkei- dann 1882 in Wien uraufgeführt zu (Alt), Jürgen Banholzer (Orgel), In- ten wie Maria Theresia, Friedrich II. werden. strumentalensemble auf historischen von Preußen und Voltaire zu seinen Instrumenten. Eintritt: 22,00 €. Bewunderern zählen. Geboren und ausgebildet in Hamburg, wandte er Eintrittskarten zu 35,00 €, ermäßigt www.badhomburger-schloss- sich als junger Mann nach Neapel, 30,00 € sind an der Abendkasse konzerte.de. wurde zum Hofkapellmeister in oder im Vorverkauf unter Dresden ernannt, hielt sich auch viel www.erloeserkirche- in Paris und London auf und starb badhomburg.de erhältlich. schließlich hoch betagt in Venedig. Die Abendkasse öffnet eine Stunde Sehr jung verstorben ist dagegen vor Konzertbeginn. LOUISe 4 / 2022 | 21
KONZERTE Freitag, 29. April, 19.30 Uhr Schlosskirche Meisterpianisten – Leonhard Dering Bad Homburger © Frau Eva Schlosskonzerte Konzerte führten den Pianisten Le- onhard Dering bisher in zahlreiche unter die Donaueschinger Musiktage, chester im Kurhaus Wiesbaden. In EU Länder, in die Schweiz, Ukrai- das Beethovenfest Bonn, die Interna- der Schlosskirche spielt Leonhard ne, Russland, an renommierte Kon- tionalen Maifestspielen Wiesbaden, Dering Werke von Franz Liszt und zertorte, wie die Philharmonie im MusikWerk Luzern, Festival Mas i Alexander Skrjabin. Gasteig, Odeonsplatz und Residenz Mas Barcelona, Piano Loop Festival www.badhomburger-schloss- München, Salon Christophori Ber- Split. Aufnahmen mit ihm sendeten konzerte.de lin, Mousonturm Frankfurt am Main, etliche Rundfunk- und TV-Sender. Amstelkerk Amsterdam, Gare du Im November 2019 debütierte er als Nord Basel – und zu Festivals, dar- Solist mit dem Hessischen Staatsor- 22 | LOUISe 4 / 2022 Unsere Energie ANZEIGE Unsere Energie der Zukunft der Zukunft Louisenstr.123, Bad Homburg www.reisefieber-outdoor.de Telefon 06172-20204 Kompetenz in Outdoor seit 1993 WWW.STADTWERKE-BAD-HOMBURG.DE 22 | LOUISe 4 / 2022 WWW.STADTWERKE-BAD-HOMBURG.DE
KURKONZERTE Kurkonzerte im April 2022 O R A N G E R I E I M K U R PA R K , 15. 0 0 U H R Freitag 1. April Kurkonzert Samstag 16. April Kurkonzert Samstag 2. April Spielfrei Ostersonntag 17. April Kurkonzert Sonntag 3. April Kurkonzert Ostermontag 18. April Kurkonzert Montag 4. April Spielfrei Dienstag 19. April Spielfrei Dienstag 5. April Kurkonzert Mittwoch 20. April Kurkonzert Mittwoch 6. April Kurkonzert Donnerstag 21. April Kurkonzert Donnerstag 7. April Kurkonzert Freitag 22. April Kurkonzert Freitag 8. April Kurkonzert Samstag 23. April Spielfrei Samstag 9. April Kurkonzert Sonntag 24. April Kurkonzert Sonntag 10. April Kurkonzert Montag 25. April Spielfrei Änderungen vorbehalten Montag 11. April Spielfrei Dienstag. 26. April Kurkonzert Dienstag 12 April Kurkonzert Mittwoch 27. April Kurkonzert Mittwoch 13. April Kurkonzert Donnerstag 28. April Kurkonzert Donnerstag 14. April Kurkonzert Freitag 29. April Kurkonzert Karfreitag 15. April Spielfrei Samstag 30. April Kurkonzert LOUISe 4 / 2022 | 23 ANZEIGE Ein Angebot der Kur- und Kongress-GmbH, Kaiser-Wilhelms-Bad, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe EIN STÜCK BAD HOMBURG FÜR DAHEIM Neue Geschenkartikel im Bad Homburg Design. Ab sofort hier erhältlich: Tourist Info im Kurhaus | Louisenstraße 58 | 61348 Bad Homburg v. d. Höhe TOURIST INFO BAD HOMBURG Tel. 06172 / 178 3710 | info@bad-homburg-tourismus.de
EE NN GG LL II SS CC HH EE KK II RR CC HH EE Adam und Eva Kabarett mit Frank Sauer © Michael Nellinger Donnerstag, 21. April, 20.00 Uhr Mann, Frau, Apfel. Das ist der flotte Dreier, mit dem die Geschichte beginnt. Leider. Denn was wäre uns nicht alles erspart geblieben, wenn diese blöde Sache mit der Schlange nicht gewesen wäre! Aber Adam und Eva, die Vorläu- fer sämtlicher Ehen, Langzeitbeziehungen und Tagesabschnittsverhältnisse, mussten sich ja verführen lassen, wurden dafür aus dem Paradies vor die Tür gesetzt, und da stehen wir heute noch – Paradies verrammelt. Und so müssen sich Mann und Frau bis heute rumschlagen mit Missverständnissen, Eifersucht, Problemgesprächen und Trennungsseminaren, also mit allen „Erfreulichkeiten“, die das Beziehungsleben so zu bieten hat. Eintritt: 20,00 €, ermäßigt 17,00 €. 24 | LOUISe 4 / 2022
© Olga Vlady ENGLISCHE KIRCHE Samstag, 2. April, 20.00 Uhr Mittwoch, 6. April, 19.00 Uhr Rubén Molina Letzte Lieder Flamenco-Konzert mit Tanz Autorenlesung über das Rubén Molina ist als Flamenco- Sterben und Musik Tänzer, Lehrer, Choreograf und „Von welchem Lied werden Sie am Regisseur international anerkannt. Ende Ihres Lebens sagen: Das war In Córdoba geboren, legte er nach mein Lied?“ Stefan Weiller ist mit seine eigenen Choreografien. Seit seiner Ausbildung im dortigen dieser Frage über Jahre hinweg zu 2013 wohnt er in Paris, wo er im Konservatorium die Prüfungen am sterbenden Menschen gegangen. Café de la Danse seine Tanzpro- berühmten Konservatorium in Ma- Der Autor hat vielfältige Eindrücke, gramme aufführt. An der VHS drid ab. Er ging auf Tournee, tanzte Inspirationen und Musiken aufge- Bad Homburg gab Rubén Molina in der ganzen Welt mit renommier- spürt – und hat dabei auch tief in einige Flamenco „Master-Class“- ten Ballettkompanien und trat als sich selbst hineingeblickt. Aus den Unterrichtsstunden Haupttänzer in Carmen auf. Ab äußeren Impulsen und inneren Ein- 2012 führte Rubén selbst Regie für Eintritt: 22,00 €, ermäßigt 19,00 €. sichten ist sein Buch „Letzte Lieder“ entstanden. Unter demselben Titel bietet der Sozialpädagoge und freie Journalist und Autor Stefan Weiller auf Einladung des Hospiz-Dienstes e.V. ein Live-Erzählprogramm mit Musikgeschichten aus seinem Buch und Hörbuch „Letzte Lieder“ an. Ein heiter-melancholischer Abend über das Sterben und die interessante Fra- ge, was am Ende wichtig ist. Eintritt frei. Donnerstag, 7. April 20.00 Uhr Vano Bamberger & Band Musik deutscher Sinti Die drei Gitarristen der Sinti-Familie Bamberger – Vano, Donani und Terrangi Bamberger – haben sich mit dem einfühlsamen Jazz-Klarinettisten Jerry Sen- fluk und dem fulminanten Kontrabassisten Antonin Sturma, beide aus Prag stammend, zusammengetan. Vano Bamberger ist musikalischer Kopf und Namensgeber der Band. Sein virtuoses, zupackendes, begeisterndes Spiel auf der Gitarre sprüht nur so vor Ideen. Donani Bamberger, der Sohn Vanos, ist auf dem besten Weg, sich als Solo-Gitarrist mit eigenen Ideen einen Platz in der Sinti-Musikszene zu erobern. Vanos Bruder Terrangi Bamberger spielt den Part des Rhythmus-Gitarristen – harmoniesicher und mit spannungsgeladenem, rhythmischem Feeling ausgestattet. Zusammen sind die drei das Herzstück © Weiller der Band. Eintritt: 20,00 €, ermäßigt 17,00 €. LOUISe 4 / 2022 | 25
ENGLISCHE KIRCHE Mittwoch, 13. April, 19.00 Uhr Beethoven und Sonntag, 24. April, 18.00 Uhr seine Bonner Lev-Natochenny-Pianofestival Freunde Galakonzert der Meisterklasse Konzertpodium Nach zwei Jahren coronabedingter Preiss, ebenfalls aus Bad Homburg, mit dem Flötenquartett Pause findet in diesem Jahr wieder gab Konzerte u.a. in Florenz, Rom, St. Petersburg eine Frühjahrs-Edition des Lev-Na- Salzburg und Berlin und erhielt tochenny-Pianofestivals statt. Junge zahlreiche Auszeichnungen bei in- Nachwuchspianisten präsentieren ternationalen Wettbewerben. Auch beim Galakonzert der Meisterklasse Oscar Paz-Suaznabar, aus den USA ein gleichwohl anspruchsvolles wie stammend und mit 17 Jahren jüngs- faszinierendes Programm. Die drei ter Festivalteilnehmer, ist Preisträger außergewöhnlichen pianistischen vieler Klavierwettbewerbe, u. a. des Talente aus den Reihen der Studie- Steinway-Wettbewerbs in Washing- renden des Professors, Nuron Mu- ton. kumi, Alexander Preiss und Oscar Eintritt: Paz-Suaznabar, spielen u. a. Werke 17,00 €, ermäßigt 14,00 €. von Chopin, Liszt und Tschaikow- Karten sind erhältlich unter ski. Alle drei Nachwuchskünstler www.adticket.de oder © Alexander Hildebrandt wurden vielfach mit internationalen www.bad-homburg.de/kultur Preisen ausgezeichnet und gastierten sowie an allen bekannten Vor bereits auf zahlreichen Bühnen Eu- verkaufsstellen und an der ropas und darüber hinaus. Der aus Abendkasse. Usbekistan stammende und in Bad Seinem Freundeskreis aus Bonner Homburg lebende Nuron Mukumi Zeiten hielt Beethoven lebenslang ist dem Festival-Publikum bestens die Treue. Er ließ sich von seinen Ge- bekannt, er konzertierte u. a. in Sankt fährten gern inspirieren und anregen. Petersburg und London. Alexander Zu ihnen zählten neben Gerhard We- geler auch die Komponisten und Mu- siker Anton Reicha und Ferdinand Ries. Reicha und Ries waren in ihrer Zeit hoch angesehene Komponisten. Damals waren Flötenquartette sehr gefragt. Die beiden Freunde Beet- Alexander Preiss hovens haben dafür schöne Werke komponiert, und Beethoven hat mit dem Flötentrio op. 25 ein unvergäng- liches Meisterwerk geschaffen. Eintritt: 15,00 €, ermäßigt 12,00 €. Nuron Mukumi Oscar Paz-Suaznabar 26 | LOUISe 4 / 2022
SPEICHER Freitag, 1. April, 20.00 Uhr Al Pride – Pop Die achtköpfige Band aus der kleinen Schweiz hat 2020 mit „Sweet Roller“ ein gefeiertes Album veröffentlicht. Die Musik ist eingängig, eigen, ver- siert und subversiv – und endlich bringt Al Pride sie auf die Club- und Festivalbühnen. Eintritt: 28,00 € / 25,00 €. © Andrin Fretz Samstag, 23. April, 20,00 Uhr Ann Vriend – Soul Pop Die Kanadierin Ann Vriend beein- druckt mit ihrer expressiven, soul- getränkten Stimme und einer Musik, die zwischen groovendem Neo-Soul und roots-orientiertem Singer-Song- writer-Pop ein eigenes Sounduniver- sum erschafft. Eintritt: 25,00 € / 22,00 €. © Jen Squires VORSCHAU MAI Eintrittskarten sind bei Tourist Info + Service im Kurhaus, Tel. 06172-178 3710, Samstag, 7. Mai, 20,00 Uhr E-Mail tourist-info@ Gisela João / kuk.bad-homburg.de, oder bei Frankfurt Ticket, Fado Tel. 069-13 40 400 oder www.frankfurt-ticket.de, Gisela João ist ein Megastar in Por- erhältlich. tugal. Mit voller Stimme, moder- nem und urbanem Fado und erfri- Speicher Bad Homburg, schender Bühnenpräsenz begeistert Am Bahnhof 2, sie stets ihr Publikum. Nach 2016 61352 Bad Homburg kommt Gisela João nun endlich wie- der in den Speicher Bad Homburg. www.speicher-kultur.de 35,00 € / 30,00 €. © Rodolfo Magalhães LOUISe 4 / 2022 | 27
B A D H O M B U RDGI EE SN TU EDNREDM C KDI NEA NES Das Amts- und Intelligenz-Blatt Am 23. Februar 1818 ordnete Landgraf Friedrich V. Ludwig von Hessen- Homburg an, ein „Landgräflich Hessisches Amts- und Intelligenz-Blatt“ he- rauszugeben. Sinn und Zweck ist die „Verkündung aller inländischen Ver- ordnungen, obrigkeitlichen Bekanntmachungen und Dienstnachrichten“. Zu den „gerichtlichen Bekanntmachungen und Anzeigen“ gehören in erster Linie Versteigerungen von Grundstücken und Immobilien sowie Holzauktionen. Regelmäßig werden die aktuellen „Victualien-Preise“ (Lebensmittelpreise) aufgeführt, aber auch sogenannte „Intelligenz- nachrichten“, die über Geburten, Trauungen und Todesfälle informie- ren. Verhängte „Polizeystrafen“ werden kundgetan und Missstände angeprangert, so 1818 „die Verunreinigung des Orangerie-Gäßchens“. Im gleichen Jahr liest man eine ausführliche Anzeige über die „Er- öffnung einer öffentlichen Zeichen-Anstalt“. Homburg vor der Höhe verfügte zudem über ein Forstlehrinstitut, dessen „Lectionspläne“ veröffentlicht sind. „Gemeinnützige und belehrende Aufsätze“, etwa „ueber Menschenrettung aus Feuers-Gefahr“ oder zum Thema Gasbeleuchtung bieten historische Aufschlüsse. Beson- ders hervorgehoben werden Highlights am Landgrafenhof, so 1818 der feierliche Empfang des frisch vermählten Erbprinzen Friedrich Joseph und seiner Braut Elizabeth bzw. die Goldene rg Bad Hombu Hochzeit des Landgrafenpaares. Aber auch Privatanzeigen sind zu finden. Das Amts- und Intelligenzblatt erweiterte sich 1842 um das Landgräflich Hessische Regierungsblatt, in dem © Stadtarchiv fortan die anwachsende Zahl der Verordnungen, insbe- sondere Zollbestimmungen, publiziert wurden. Nach der preußischen Annexion im Jahr 1866 war das Schicksal des Amtsblattes besiegelt. Zum 1.1.1868 wurde es per Verfügung vom „Kreisblatt für den Ober-Taunuskreis“ abgelöst. Aufgrund seiner vielfältigen Informationen ist es bis heute eine unverzichtbare historische Quelle, die zur Forschung rege genutzt und zitiert wird. © Römerkastell Saalburg Thomas Füchtenkamp Öffnungszeiten des Stadtarchivs: Dienstag 9.00 bis 16.00 Uhr, Mittwoch 14.00 bis 19.00 Uhr und Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr, Anmeldung unter Tel. 06172 / 100-4140 oder stadtarchiv@bad-homburg.de. 28 | LOUISe 4 / 2022 LOUISe 2 / 2022 | 28
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