E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald

Die Seite wird erstellt Dominik Marquardt
 
WEITER LESEN
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
ET 08.12.20
NORDSCHWARZWALD       DEZEMBER 2020 | NR. 12

E-COMMERCE
IM HÖHENFLUG
AB SEITE 8

                                         4
                                   BLUE TABLE
                             IM INTERVIEW:
                        FLORIAN F. DINGLER,
                  MEVA SCHALUNGSSYSTEME
                                      GMBH

                                      20
                              MÄRKTE & TRENDS
                       AUGMENTED REALITY
                         IN DER INDUSTRIE

                                      54
                                FAKTOR MENSCH
                      BREXIT IN DER PRAXIS
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
EDITORIAL

                                   INNENSTÄDTE BRAUCHEN
                                   EINKAUFSERLEBNISSE
                                   GEGEN DEN ONLINE-BOOM
                                   Der Handel wächst und wächst, doch immer weniger Einzelhändler
                                   profitieren von diesem Wachstumsschub. Der klassische Laden stirbt
                                   und mit ihm die Basis für blühende Innenstädte. Nun könnte man
                                   sagen, dass es viele Kommunen versäumt haben, sich zukunftsfähig
                                   zu machen. Doch so einfach ist das nicht.
                                   Selbst in großen Städten wie Stuttgart hat das Ladensterben, das von der
                                   Corona-Krise sicher beschleunigt und vom boomenden Online-Handel
                                   befeuert wird, schon begonnen. Langfristig werden nur die überleben,
                                   die ein schlüssiges Konzept gegen diesen Trend haben. Da sind die
                                   Wirtschaftsförderer genauso gefordert wie die Einzelhändler. Zündende
                                   Ideen sind gefragt, wie man Nischen besetzt, Kundinnen
                                   und Kunden nachhaltig berät und ein Einkaufserlebnis
                                   schafft, das man im Internet eben nicht findet.
                                   Künftig wird man sozialen Kontakten noch viel mehr Bedeutung bei-
                                   messen und der Frage nachgehen müssen: Was bekommt mein Kunde
                                   oder meine Kundin, was er oder sie beim Online-Einkauf nicht hat?
                                   Dabei geht es auch um die Nutzung digitaler Technologien, um Angebote
                                    und Services bis zum vernetzten Kunden zu bringen.
                                   Doch mit moderner Kommunikation allein wird aus einer Stadt noch
                                   keine liebenswerte Einkaufsmeile. Was wir brauchen sind neue
                                   Strukturen, Ambiente, Geschichtenerzähler und Verkäufer,
                                    die begeistern. Gerade nach Corona müssten die Menschen dafür
                                   besonders empfänglich sein.

                                   Claudia Gläser
                                   Präsidentin IHK Nordschwarzwald

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                              -1-                   www.nordschwarzwald.ihk24.de
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
INHALT
                                          1 EDITORIAL
                                          4 BLUE TABLE
                                         08 SCHWERPUNKTTHEMA
                                         08	 E-Commerce im Höhenflug
                                         10	 Stadt und Handel verändern sich
                                               dynamisch
                                         12	 Trend im Handel: Nachhaltigkeit
                                         14	Die Zukunft ist hybrid
                                         15	Alltagsheldinnen und -helden im
                                               Handel

                                         16	GEMEINSAM
                                              EUROPA GESTALTEN
                                         16	 Weckruf für Europa

                                         18 	 MÄRKTE & TRENDS
                                         18	Gläser betritt Neuland mit virtuellem
                                                Messeauftritt
                                         19	J. Schmalz startet virtuelle Messe
                                         20	   Augmented Reality in der Industrie

                                         22 REGION
                                         		NORDSCHWARZWALD
                                         22	Krisenfest mit guter Perspektive
                                         23 Im Storchengang den Berg hinauf
                                         24	 Gipfelstürmer aus Tiefenbronn
                                         26	Region Nordschwarzwald bewirbt
                                              sich bei RegioWIN 2030

                                         27   BEKANNTMACHUNGEN
                                         27   Ehrungen
                                         29   Finanzstatut
                                         31   Anlagen Finanzstatut
                                         35   Satzung
                                         38   Aktuelles

                                         39   IHK AKTIV
                                         39
                                           	Mitglied der IHK Vollversammlung:
                                              Mario Elsässer
                                         40
                                           	Podiumsdiskussion zur
                                              Landtagswahl 2021
                                         41
                                           	Online motivierend unterrichten
                                         42 Ehrenamtliches Engagement bei der
                                              IHK: wertvoll und unverzichtbar

08
                                         44
                                           	Verlagsspecial

                                         50   FAKTOR MENSCH
                                         50
                                           	Kitt für die Gesellschaft:
SCHWERPUNKTTHEMA                             Grundbildung am Arbeitsplatz
                                         52
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG                    	Zielgerichtet auf Produktion und
                                             Logistik
                                         54 Brexit in der Praxis

                                         56   FINALE/IMPRESSUM

    www.nordschwarzwald.ihk24.de   -2-          IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
12
                                   SCHWERPUNKTTHEMA
                                   TREND IM HANDEL:
                                   NACHHALTIGKEIT

04
BLUE TABLE
MERHWERT FÜR DEN
KUNDEN – MIT DIGITALEN
PROZESSEN

16                                 14
                                   SCHWERPUNKTTHEMA
GEMEINSAM EUROPA GESTALTEN         DIE ZUKUNFT
WECKRUF FÜR EUROPA                 IST HYBRID

23                                             54
REGION NORDSCHWARZWALD                         FAKTOR MENSCH
IM STORCHENGANG DEN BERG HINAUF                BREXIT IN DER PRAXIS

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20    -3-                 www.nordschwarzwald.ihk24.de
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
Christian Metzler

                    www.nordschwarzwald.ihk24.de   -4-   IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
BLUE TABLE
                                                                                 DAS INTERVIEW

                                                                                   HEUTE AM TISCH:
                                                                                           Florian F. Dingler
                                                                                             Martin Keppler

               MERHWERT FÜR DEN
              KUNDEN – MIT DIGITALEN
                   PROZESSEN
               Die MEVA Schalungs-Systeme GmbH ist ein mittelständischer, familiengeführter
              Schalungshersteller mit 600 Mitarbeitenden an 40 Standorten weltweit. Stammsitz
                 ist Haiterbach. Seit 1970 ist MEVA Pionier und Impulsgeber der Branche. Das
                     Produktportfolio umfasst Wand- und Deckenschalungen, Traggerüste,
                  Kletter- und Sicherheitssysteme, Sonderschalungen und digitale Lösungen.
                       MEVA erreicht eine Jahresgesamtleistung von 130 Millionen Euro.

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                   -5-                     www.nordschwarzwald.ihk24.de
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
MEVA Schalungs-Systeme GmbH
Herr Dingler, Sie haben viel internationale
Erfahrung, weil Sie im Ausland studiert,
gelebt und gearbeitet haben. Wie hat das
Ihren Werdegang beeinflusst?
                                                             Das Museum of the Future (Dubai) ist aufgrund eingesetzter Planungs-
Es hat mir persönlich viel gebracht, nach                    tools und Systeme weltweite Referenz für innovatives Bauen.
meinem Auslandsstudium zunächst für ein
französisches Unternehmen auf der gan-
zen Welt im Einsatz zu sein. Und doch war                  MEVA hat erfolgreich den Generationen- mit den Veränderungen Kommunikation
es für mich nach dieser dynamischen Zeit                   wechsel gestaltet. Haben Sie für unsere und Kreativität teilweise auf der Strecke
die beste Entscheidung, 2009 in die Region                 Kammermitglieder ein Patentrezept?         bleiben. Und wir haben gemerkt, dass vie-
zurückzukehren. Mein ursprünglicher Plan                                                              le Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach
war, bei MEVA im kaufmännischen Be-                        Mit der Übergabe der Geschäftsführung dem Lockdown ganz froh waren, ihre Kol-
reich einzusteigen. Doch dann wurde mir                    in 2013 war für alle klar: Ab heute hat leginnen und Kollegen wiederzusehen. Im
schnell klar, dass dieses Unternehmen ein                  der Sohn das Sagen. Wir bei MEVA führen Außenverhältnis sind die Herausforderun-
Gesicht braucht, wenn sich sein Gründer                    schon immer eine ehrliche und sachliche gen jedoch deutlich größer – Neukunden-
zurückzieht. Außerdem ist es wichtig, dass                 Streitkultur, halten uns an klare Abspra- akquise per Telefon oder E-Mail ist in un-
sich der Chef bei seinen Kunden und Mit-                   chen. Jeder darf seine Meinung sagen. Das serer Branche fast nicht möglich und setzt
arbeitenden sehen lässt. Denn Geschäfte                    gilt nicht nur für Vater und Sohn, sondern somit dem Aktionsradius unseres Vertriebs
werden zwischen Menschen gemacht und                       auch für die Mitarbeitenden. Wichtig ist, deutliche Grenzen.
nicht am Bildschirm. Diese persönlichen                    nicht den bequemen Weg zu wählen, son-
Begegnungen sind mir sehr wichtig, auch                    dern Standpunkte auszutauschen. Dann
wenn Corona das momentan nicht so zu-                      gelingt ein solcher Schritt.               Möchten Sie so schnell wie möglich zurück
lässt.                                                                                                in die Zeit vor der Pandemie?

                                                           Ihr Unternehmen ist weltweit in vielen Jeder sehnt sich nach Normalität. Das geht
                                                           Projekten tätig. Hat Corona die Arbeits‐ mir auch so. Doch die neue Realität wird
                                                           und Kommunikationsstrukturen bei MEVA nach der Pandemie nicht so sein wie vor-
                                                           verändert?                                 her. Da dürfen wir uns nichts vormachen.
                                                                                                      Wenngleich wir in Deutschland die Situ-
                                                           Corona hat natürlich Strukturen verändert. ation im Vergleich zu anderen Ländern
                                                           Die Auswirkungen sind für jedes Unter- bislang recht gut im Griff haben.
                                                           nehmen schwerwiegend. Bei der ersten
                                                           Welle hat die erweiterte Geschäftsleitung
                                                           noch am Sonntag beschlossen, anderntags MEVA ist in Haiterbach verankert. Gibt
                                                           120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins es Wünsche an die Politik, damit Sie am
                                                           Homeoffice zu schicken. Da hat unsere Produktionsstandort Deutschland festhal-
                                                           IT-Abteilung ganze Arbeit geleistet, denn ten können?
                                                           alle waren einsatzfähig. Online-Meetings
                                                           sind zu dauerhaften Begleitern unserer In Deutschland stehen wir schon vor
                                       Christian Metzler

                                                           Arbeit geworden. Man lernt, vieles digital großen Herausforderungen. Da ist zum
                                                           abzuwickeln. Dazu zählt auch das papier- einen das Verkehrswegenetz. In unserem
                                                           lose Büro. Dennoch sehe ich auch, dass Fall fängt das beim schlecht erreichbaren

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                                        -6-                               IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
BLUE TABLE

Autobahnanschluss an und setzt sich bis    sind zu bezahlen. Mit BIM² visualisieren Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer
zum Nadelöhr rund um Stuttgart fort. Mit   wir den Baufortschritt über einen digita- mehr an Bedeutung. Welche Unterneh-
der Digitalisierung der Geschäftsabläufe   len Zwilling. Wenn ich den Bauprozess mensstrategie fährt MEVA?
ist auch das Datenvolumen exponentiell     am Bildschirm durchspiele, lassen sich
gestiegen. Im ländlichen Raum fehlt’s da   mögliche Störfaktoren wie falsch berech- Nachhaltigkeit ist Teil unserer Firmen-
an weltweiten Standards. Auch die Bil-     nete Fensteröffnungen oder Rohrleitungen DNA. Weshalb wir selbst nachhaltige
dungsstandards müssen vor allem in der     frühzeitig erkennen. Damit werden unsere Produkte entwickeln. Mit der alkus-Voll-
Digitalisierung unbedingt weiterentwickelt Kunden vor höheren Kosten und Zeitver-
werden. Es gilt, die Berufsschulen wieder  zug bewahrt. Das Joint Venture mit einem
aufzuwerten, denn die duale Ausbildung     österreichischen Partner hat sich zu einer
steht für unseren Erfolg. Übrigens haben   absoluten Erfolgsgeschichte entwickelt,
wir seit 15 Jahren ein zweites Werk in Ru- weshalb BIM² bereits auf acht Mitarbeiter
mänien, weil wir damals dringend neue      angewachsen ist. Darüber hinaus haben
Fachkräfte gesucht und dort gefunden       wir neue Tools kreiert, mit denen unsere
haben.                                     Kunden weitere digitale Anwendungen
                                           nutzen können – von der visuellen Bau-

                                                                                                                          Christian Metzler
                                           stellenschulung bis zum Betondruckrech-
Die Digitalisierung im Handel hat eine un- ner auf dem Smartphone.
wahrscheinliche Dynamik erfahren. Wel-
chen Stellenwert hat sie bei MEVA?            Florian F. Dingler, Jahrgang 1982, absolvierte ein Highschool-Jahr in San
                                             Diego (USA), studierte International Business in Maastricht (Niederlande)
Die Digitalisierung kann ich als Hürde       und in Newcastle (Australien). Seinen Master of Science, Fachbereich Finance,
 oder Chance sehen. Wir haben damit          absolvierte er an der EDHEC Lille in Nizza. In Frankreich erlangte er auch
neue Geschäftsfelder erschlossen. Vom        Berufserfahrung bei einer international tätigen Gesellschaft. 2009 stieg er in
Auftragseingang über die Planung bis zur     die MEVA-Geschäftsleitung ein, zeichnete für Finanzen und Controlling so-
Produktion beschäftigen wir uns ständig      wie später für das Vertriebsgeschehen verantwortlich. Seit 2013 ist Florian
damit. Denn Digitalisierung ist ein dyna-    F. Dingler alleiniger Geschäftsführender Gesellschafter.
mischer, ganzheitlicher Prozess. Selbst in
der evolutionären Bauindustrie hat sie er-
heblich an Einfluss gewonnen. Wir können  Im MEVA-Werk wird noch richtig Hand- kunststoffplatte setzen wir zum Beispiel
mit ihr Prozesse effizienter gestalten. Soarbeit geleistet. Sind Schweißarbeiten in serienmäßig eine Sandwich-Verbundplat-
sparen wir dem Kunden Zeit und Geld. Die  unserer Region noch zeitgemäß?            te aus Aluminium und Kunststoff ein, die
Ansprüche an uns als Lösungsgeber sind                                              über 1.500 Einsätze möglich macht, wäh-
damit allerdings auch gewachsen.          Ohne kontinuierliche Entwicklung verliert rend vergleichbare Holzplatten höchstens
                                          ein Unternehmen seine Daseinsberechti- 80 Einsätze überstehen. Das ist nicht nur
                                          gung. Deshalb entwickeln wir unsere Pro- nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich.
Was muss ich mir unter den neuen Ge- dukte bewusst mit den Fachleuten in der Im Vergleich zu anderen Branchen gehen
schäftsfeldern vorstellen?                Produktion. Dabei orientieren wir uns an wir bewusst den Weg der Langlebigkeit.
                                          unserem Leitspruch, wonach Schalung Unsere firmeneigenen Bienen, deren Honig
2018 haben wir die Firma BIM² gegründet, nicht nur einfach, sondern auch clever wir gerne an Kunden verschenken, und die
um digitale Prozesse für die Anwender in der Anwendung sein sollte. Denn der Elektro-Tankstelle stehen auch unter dem
abzubilden. Unser Ziel ist ein Mehrwert Anwender muss sie routiniert einsetzen Siegel der Nachhaltigkeit.
für die Kunden, wofür sie durchaus bereit können.                                                          Werner Klein-Wiele

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                            -7-                           www.nordschwarzwald.ihk24.de
E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
SCHWERPUNKTTHEMA

E-COMMERCE
IM HÖHENFLUG
Der E-Commerce-Schwung hält an: Der Online-                         dritte Quartal 2020 mit einem Plus um 13,3
Handel legte im dritten Quartal 2020 mit einem                       Prozent erneut stärker zu als im entspre-
Plus von 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu.                  chenden Vorjahresquartal (+12,3 Prozent).
                                                                     Kumuliert erhöhte sich der E-Commerce-
   Das überdurchschnittliche Wachstum des E-Com- Umsatz seit Jahresbeginn im Vergleich zu den ersten
     merce hat in Deutschland auch im dritten Quartal neun Monaten 2019 um 10,6 Prozent auf 56.034 Milli-
      angehalten. Die aktuellen Zahlen für das dritte    onen Euro. Aufgrund des Corona-bedingten Einbruchs,
       Quartal 2020 der großen Verbraucherstudie des vor allem im Bekleidungssektor im ersten Quartal, liegt
        Bundesverbandes E-Commerce und Versand- das im Jahr 2020 aufgelaufene Wachstum prozentual
        handel Deutschland e. V. (Bevh) zeigen weiterhin             noch leicht unter dem Schnitt der Vor-
        ein starkes Wachstum insbesondere bei Gütern                                 jahre.
      des täglichen Bedarfs. Als Motor des
Handels insgesamt legte der Online-Handel
für das

                  3. Q. 2019
                   +12,3 %           E-Commerce
                                     Umsatz 2020         %
                                                   +10,6

     3. Q. 2020
       +13,3 %

      www.nordschwarzwald.ihk24.de                  -8-                          IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA

          Cocooning hält an –
          täglicher Bedarf und Einrichtung                                    Warengruppen-Cluster
          treiben das Wachstum voran:                                        „Freizeit“:

                     +34 %                                                   +12,3 %
                     2020 | 1.733 Mio. €                                      2020 | 2.274 Mio. €
                      2019 | 1.294 Mio. €                                      2019 | 2.024 Mio. €
                                                                           (3. Quartal inkl. USt.)
                              (3. Quartal inkl. USt.)

                                                                                                      Warengruppen-Cluster
  Warengruppen-Cluster                                                                               „Unterhaltung“:
 „Bekleidung“ wieder auf
  normalem Wachstumskurs:
                                                                                                      +6,1 %
         +12,2 %                                                                                     2020 | 6.079 Mio. €
                                                                                                      2019 | 5.730 Mio. €
         2020 | 5.042 Mio. €
                                                                                                (3. Quartal inkl. USt.)
          2019 | 4.496 Mio. €
                (3. Quartal inkl. USt.)

                      Onlineshops der stationären Händler lau-        Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal
                      fen dem Markt weiter hinterher                  (7.965 Mio. Euro inkl USt). Prozentual am
                                                                      stärksten konnten erneut die Shops der
                      Nur um 6,7 Prozent an Umsatz in Ver-             klassischen Versandhändler wachsen.
                      gleich zu 2019 konnten die Onlineshops Sie erreichten 3.495 Millionen Euro inklu-
                       stationärer Händler zulegen. Sie erzielten sive Umsatzsteuer – 17,3 Prozent mehr als
                      in Summe 2.696 Millionen Euro inklusive im dritten Quartal 2019 (2.980 Mio. Euro
                      Umsatzsteuer (3. Q. 2019: 2.522 Mio. Euro inkl. USt.). Mit einem Wachstumssprung um
                              inkl. USt.) und stehen damit für nur 10,9 Prozent auf 2.957 Mio. Euro (3. Q. 2019:
 Umsatzentwicklung            knapp 14 Prozent des E-Commerce. 2.688 Mio. Euro) verpassten die reinen
 der Versendertypen
 im E-Commnerce                 Um etwas mehr als 1.1 Milliarde Euro   Onlinehändler im dritten Quartal nur
                                   legten hingegen die Online- knapp die Grenze von 3 Milliarden Euro,
  3. Quartal 2019
  3. Quartal 2020     +13,9 %        Marktplätze auf insgesamt lagen aber auch leicht unter dem Markt-
                                     9.075 Millionen Euro inklusive wachstum.
                                     Umsatzsteuer zu. Prozentual
                                      ist das ein Wachstum von 13,9 Trotz der Delle im ersten Quartal wird
                                                                      der E-Commerce-Umsatz nach Einschät-
                                          +17,3 %                     zung des Bundesverband E-Commerce und
    +6,7 %                                               +10,9 %      Versandhandel Deutschland (Bevh) allein
                                                                      mit Waren im Jahr 2020 die 80 Milliarden
                                                                      Euro-Marke erreichen.
                                                                      (Quelle: bevh)
    stationäre    Online-Marktplätze      klassische         reine
     Händler                            Versandhändler  Onlinehändler
                                                                                                   Hubert Spannagel
IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                              -9-                          www.nordschwarzwald.ihk24.de
SCHWERPUNKTTHEMA

                        Stadt und Handel
                    verändern sich dynamisch
     Die Stadt und der Handel gehören zusammen; sie                In dieser Veränderungsphase sind die Chancen für eine Neuaus-
  sind ein erfolgreiches Gespann. Der Handel prägt die             richtung der Innenstädte enorm. Dabei geht es nicht nur um die
    Innenstädte und ist Magnet für Anwohnende sowie                Suche nach einzelnen Mietern zur Nachnutzung von Handels-
   Besucherinnen und Besucher. Nun sieht man in den                flächen, es geht vielmehr um gänzlich neue Strukturen in den
    Innenstädten durch vermehrte Leerstände, dass der              Innenstädten. Das bedeutet mehr Wohnen, smart arbeiten, leben
  stationäre Handel sich in einer Transformationsphase             und erleben beim Shoppen oder Konsumieren in der Innenstadt.
               des Geschäftsmodells befindet.                      Diese multifunktionalen Konzepte entstehen jedoch nicht von al-
                                                                   lein. Hier kommt der Stadt eine besondere Verantwortung zu, mit
                                                                   allen zur Verfügung stehenden Mitteln: auch über Stadtbauge-

D    as EHI Retail Institute stellte in einer Befragung fest, dass sellschaften Parzellen und Gebäude gezielt einer neuen Nutzung
     66 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass in fünf Jah- zuzuführen. Dies kann ebenso in Zusammenarbeit mit einzelnen
ren mindestens 10 Prozent der Einzelhandelsflächen in größeren Investoren entstehen. Bereitschaft für neue Ansätze dürfte durch
Städten leer stehen werden. Diese Entwicklung scheint in der den weiteren Druck auf die Mieten – auch in 1a-Lagen – vorhan-
derzeitigen Situation eher noch beschleunigt zu werden. Das den sein. Hier bringen laut EHI Retail Institute 55 Prozent der
bedeutet, der Druck auf die Innenstädte nimmt zu, da sich sta- Befragten zum Ausdruck, dass die Mieten in den nächsten fünf
tionärer Handel zurückzieht. Das betrifft den inhabergeführten Jahren mindestens um 10 Prozent sinken werden.
mittelständischen Handel ebenso wie den filialisierten Einzel-
handel.                                                            Der Zukunftsforscher Magister Andreas Reiter prägte in einem
                                                                   Vortrag die Erfolgsformel für die Innenstädte, die über die drei K’s
                                                                   definiert werden: Konsum, Kultur, Kommunikation. Diese drei K’s
                                                                   lassen enormen Spielraum zum Experimentieren. Ein Pauschal-
                                                                   rezept für die Städte gibt es nicht, denn jede Stadt ist individuell
                                                                   geprägt. Die Dynamik des Umbruchs der Innenstädte nimmt rich-
                                                                   tig Fahrt auf und erfordert deshalb dringendes Handeln.

                                                                    Handel, das ist die gute Nachricht, wird auch zukünftig in den
                                                                    Innenstädten stattfinden. Als Beispiel kann man den Bedarf an
                                                                    Nahversorgungsgütern heranziehen. Dieser wird nicht nur durch
                                                                    eine gewandelte Mobilität, sondern auch durch das Leben und
                                                                    Arbeiten in der Innenstadt steigen. Folglich haben die Nahver-
                                                                    sorger mit Lebensmitteln, Drogeriewaren etc. gute Chancen auch
                                                                    zukünftig in innerstädtischen Lagen wirtschaftlich zu bestehen.

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                            - 10 -                              IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA

Viele Handelsunternehmen mit vergleichbaren Produkten wie z. B.   funktionierende Konzepte erlauben, auf die Erfahrung erprobter
im Bereich Textilien und Schuhe stehen nicht nur im Wettbewerb    Technologie aufzusetzen. Die Investition in clever eingesetzte
mit anderen stationären Unternehmen. Neue Geschäftsmodelle,       digitale Lösungen ist zukunftsträchtig.
auch digital, werden Marktanteile gewinnen. Pop-up Stores oder
auch Showrooms geben die raschen Zyklen des Wechsels und der      Die Ansprache der Kundinnen und Kunden über die jeweils
Modernität im Ladenbau vor. Dieser Mix aus reinem Bedarf in       sinnvollen digitalen Instrumente wird zur Selbstverständlichkeit.
zeitgemäßem multifunktionalem Ambiente und der Kick durch         Social Media in allen Facetten ist noch lange nicht überholt. Es
die Inspiration von stetig Neuem wird Kundinnen und Kunden        gilt nicht alles zu nutzen, sondern einzelne Medien nachhaltig
neugierig machen und den Handel in der Innenstadt am Leben        zu bespielen. Die Wahl der richtigen digitalen Kommunikations-
halten. Nischenprodukte erleben auch im stationären Handel eine   kanäle wird auch in diesem sich verändernden Segment über die
Renaissance.                                                      Kundengewinnung und Kundenbindung entscheiden.

Dazu kommt, dass die digitalen Formate im Handel, auch mit        Auch wenn sich der Handel zukünftig aus seiner dominierenden
stationären Wurzeln, weiter auf der Erfolgspur sein werden. Das   Rolle der Innenstädte etwas zurückziehen wird, so bieten sich
bedeutet für bestehende Geschäftsmodelle, individuelle digitale   genügend Chancen, eine lebens- und liebenswerte Innenstadt
Lösungen einzubinden und umzusetzen. Nicht jeder stationäre       über neue multifunktionale Konzepte zu gestalten.
Händler wird einen eigenen Onlineshop und nicht jede Stadt eine                                                 Hubert Spannagel
eigene Online-Plattform benötigen. Bestehende Strukturen und

          Wie wird der Einzelhandel in den Zentren großer Städte in 5 Jahren aussehen?

                                                                                                                        66,0

                                                                                                                 56,0

                                                                                                                55,0

                                                                                                   39,0

                                                                                         26,0

                                                                                  17,5

                                                                       2,5                                                in Prozent

                                                                  0      10       20     30      40       50     60      70     80

              80 Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer haben an einer Befragung zur Zukunft der Innenstädte
                  teilgenommen. Fest steht, die Innenstädte werden in fünf Jahren nicht mehr so sein wie heute.

                                                   Quelle: EHI Retail Institute

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                              - 11 -                            www.nordschwarzwald.ihk24.de
SCHWERPUNKTTHEMA

                     TREND IM HANDEL: NACHHALTIGKEIT
            Die hohe Relevanz von Nachhaltigkeit im Handel darf in diesen Zeiten nicht unterschätzt werden.
                            Es ist eines der wichtigen Themen für den Handel der Zukunft.

N     achhaltigkeit kommt Schritt für
      Schritt als Lebenswirklichkeit sowie
 Notwendigkeit in unserer Gesellschaft an
                                             keit im Unternehmen verankert und gelebt
                                             wird. Dies können nur Unternehmen
                                             glaubhaft nach außen tragen, die mit einer
                                                                                           Reine Marketingaktionen zum Thema
                                                                                           Nachhaltigkeit werden als Greenwashing
                                                                                           von Kunden und Kundinnen sehr schnell
 und wird den Handel in den kommenden        gezielten Nachhaltigkeitsstrategie agieren.   durchschaut. Dagegen kann eine authenti-
 Jahren fundamental verändern. So hat die                                                  sche Nachhaltigkeitsstrategie ein wichtiger
 KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft        Die Sorge, durch das Thema Nachhaltigkeit     Bestandteil des Marketings sein und die
 und das Institut für Handelsforschung       die wirtschaftliche Grundlage des Unter-      Potenziale der Nachhaltigkeit erzielen.
 Köln (IFH) Resultate einer Umfrage ver-     nehmens aufzugeben, ist unbegründet –
 öffentlicht, insbesondere zu der Frage:     das Thema Nachhaltigkeit steht nicht im       Die wesentlichen Handlungsfelder zur
„Haben Sie in den letzten zwölf Monaten      Widerspruch zum wirtschaftlichen Han-         Nachhaltigkeit werden im allgemein an-
 häufiger als zuvor beim Einkauf auf Nach-   deln. Nachhaltigkeit bedeutet, dass ein       erkannten Drei-Säulen-Modell dargestellt.
 haltigkeit geachtet?“ Im Ergebnis haben     Geschäftsmodell auch langfristig profi-       Die Bereiche Ökologie, Wirtschaft und So-
 16 Prozent der Befragten angegeben, dass    tabel betrieben werden kann. Allerdings       ziales dienen Unternehmen als Maßstab.
 sich ihr Einkaufsverhalten deutlich ver-    kann Profitmaximierung nicht das einzige      Diese drei Säulen sind als gewichtet und
 ändert hat. Bei 40 Prozent hat sich nach    Ziel sein.                                    gleichrangig anzusehen.
 Angabe der Befragten das Einkaufsver-
 halten etwas geändert. Zusammen
 sind das bereits 56 Prozent
 der Befragten, bei deren
 Einkauf das Thema                                                         ÖKOLOGISCHE
 Nachhaltigkeit eine
 Rolle spielt.
                                                                          NACHHALTIGKEIT

            ÖKONOMISCHE
           NACHHALTIGKEIT

Für den mittelständischen Han-
del beinhaltet dieser Trend enorme
Chancen, sich im Wettbewerb nicht
allein am Preis messen zu lassen,
                                                                SOZIALE
sondern auf das bereits jetzt für die                        NACHHALTIGKEIT
Mehrzahl der Kundinnen und Kunden kau-
fentscheidende Thema Nachhaltigkeit zu
setzen. Allerdings wollen die Kundinnen
und Kunden wissen, wie die Nachhaltig-

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                           - 12 -                              IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA

                                                                         –ANZEIGE –

Mit diesen drei Zieldimensionen sind im Wesentlichen gemeint:

 	Ökonomische Nachhaltigkeit: bedeutet, gut zu wirtschaften,
   aber nicht über die Verhältnisse zu leben und an die folgen-
   den Generationen zu denken
 	Ökologische Nachhaltigkeit: orientiert sich am bewussten
   und effizienten Umgang mit den Ressourcen. Die Ressourcen
   werden nur soweit eingesetzt, wie sie sich regenerieren.
 	Soziale Nachhaltigkeit: zeigt auf, dass Unternehmen soziale
   Verantwortung übernehmen und leben. Diese Verantwortung
   zeigt sich gegenüber den Mitarbeitenden sowie der gesamten
   Gesellschaft.

Zahlreiche Beispiele von Unternehmen zeigen mögliche prakti-
sche Handlungsfelder auf und demonstrieren, wie weit das Thema
Nachhaltigkeit bereits im Handel verankert ist. Nicht nur große
Lebensmittelkonzerne oder Sportartikelhersteller sind für das The-
ma prädestiniert. Der Handel in der ganzen Vielzahl der einzelnen
Branchen kann hier aktiv werden. Die Wichtigkeit des Themas
ist online wie offline gleichermaßen vorhanden.

Beispielhaft werden zum Thema Nachhaltigkeit im Handel
Themen umgesetzt, wie z. B. Gebäude und Einrichtungen wer-
den unter Nachhaltigkeitsaspekten erstellt. Ein für den Handel
entscheidendes Thema ist, dass die verkauften Produkte unter
nachhaltigen Bedingungen produziert werden. Als Hinweis da-
rauf gibt es bereits eine Anzahl von Auszeichnungen an der
jeweiligen Ware. Gelebte Praxis ist, dass zunehmend auf Ver-
packungsmaterial verzichtet wird. Für die Mitarbeitenden wird
soziale Verantwortung übernommen und gelebt. Soziale Pro-
jekte mit gesellschaftlicher Relevanz werden durch Spenden an
Tafeln oder Unterstützung gemeinnütziger Projekte umgesetzt.
Jede Branche hat zusätzlich noch eigene Felder, in denen Nach-
haltigkeit für die Konsumenten und Konsumentinnen sichtbar
und verständlich wird.
                                               Hubert Spannagel

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                                - 13 -          www.nordschwarzwald.ihk24.de
SCHWERPUNKTTHEMA

                            Die Zukunft ist hybrid
  Das Einkaufsverhalten hat sich während der Corona-Pandemie stark verändert. Während stationäre Geschäfte in
 den Innenstädten aufgrund zahlreicher Pandemie-Hygienevorschriften weniger Kundenfrequenz hinnehmen müssen,
verzeichnet der Online-Handel kontinuierlichen Zuwachs. „Erlebniseinkaufen“ war der Trend vergangener Jahre, doch
  wenn etwa Weihnachtsmärkte im großen Stil nicht stattfinden dürfen, muss der Handel darauf antworten können.

A    uch wenn die Corona-Krise beschleunigend auf die Ent-

                                                                    Patrick Walz
     wicklung des E-Commerce wirkt, kann nicht von einem
vorübergehenden Trend ausgegangen werden. Die Zahl der
Online-Einkäufe steigt kontinuierlich - eine große Herausforde-
rung für kleine Händler. Diese disruptiven Veränderungsprozesse
können ihnen jedoch neue Marktchancen eröffnen. Händler
benötigen dazu eine digitale Gesamtstrategie: Ein digitales
Backoffice steigert die Effizienz der Betriebsabläufe und senkt
Kosten. Um Kundinnen und Kunden hybride Einkaufserlebnis-
se zu ermöglichen, sollte ein digitaler Touchpoint eingerichtet
werden. Im Frontstore können Schnittstellen zum Online-Shop
                                                                    Siegrid Plaschke, Inhaberin „Der Weinladen“ in Nagold
oder Produktinformationen mittels QR-Codes hergestellt werden,
die zusätzliche Augmented Reality Funktionen per Smartphone
ermöglichen. Digitale Bonusprogramme, Services und Events         SCHNELLER ALS AMAZON
können Kundinnen und Kunden langfristig binden. Um deren
Aufmerksamkeit zu gewinnen, benötigt ein Händler ein ziel-         Maria Toriello, Inhaberin des stationären Ladengeschäfts
gruppenorientiertes Online-Marketing im Web sowie auf Social      „pustebluuume“ in der Nagolder Innenstadt hat für das Weih-
Media-Plattformen. Händler können mit den so gewonnenen Da-        nachtsgeschäft individualisierte Geschenkpakete in ihrem
ten die „Customer Journey“ von „König Kunde“ nachvollziehen        Online-Shop platziert. „Online-Bestellungen vor 12 Uhr werden
und davon profitieren.                                             sogar am selben Tag in der Region Nagold zugestellt, so schnell
                                                                   ist nicht einmal Amazon“, erläutert die Inhaberin stolz.
DIGITALE ERLEBNISSE BINDEN
KUNDINNEN UND KUNDEN
                                                                   Patrick Walz

In der Region nutzen stationäre Händler zunehmend digitale
Methoden: Auch der Nagolder Weinladen schreibt Digitalisierung
groß. Siegrid Plaschke, Inhaberin und Vorsitzende des City-Ver-
eins Nagold hat neben dem Aufbau eines Online-Shops ihren
Fokus auf virtuelle Kundenevents gelegt. Ihre Kundinnen und
Kunden können im Ladengeschäft ein Weinpaket erwerben, um
abends eine virtuelle Weinprobe mit dem zugeschalteten Win-
zer online live erleben zu können. „Damit konnten wir uns
                                                                    Maria Toriello, Inhaberin „pustebluuume“ in Nagold
neben unseren Stammkundinnen und -kunden eine junge Ziel-
gruppe erschließen“, so Inhaberin Plaschke. Unterstützt wurde
Plaschke von IHK-Digitalisierungsbotschafter Patrick Walz. Der Fazit: Das stationäre Ladengeschäft kann zum Katalysator für
Online-Shop und die Social-Media-Kanäle des Unternehmens den eigenen Online-Handel werden - denn die Zukunft des sta-
werden von Franziska Heinrich betreut, einer engagierten „Digital tionären Einzelhandels wird hybrid.
Native“, die die junge Zielgruppe bestens versteht.                                                                    Patrick Walz

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                          - 14 -                              IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA

                                                                                         WIR
                                                                                         SAGEN
                                                                                         DANKE
                                                                         Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im
                                                                         Verkauf, in der Beratung und im Service stehen
                                                                         zurzeit jeden Tag ihren „Alltagshelden“ bzw. ihre

 ALLTAGSHELDINNEN UND                                                   „Alltagsheldin“. Vom ängstlichen Kunden bis zum
                                                                         Maskenverweigerer gehen sie freundlich und zu-
   -HELDEN IM HANDEL                                                     vorkommend auf jede Person ein. Wir finden die
                                                                         passende Lösung, egal ob Gitarre, Piano, Flügel,
     In diesen Zeiten, in denen Systemrelevanz und                       Mikrofon oder Medientechnik. Nach dem HDE
   Überbrückungshilfen in Milliardenhöhe fast täglich                    Motto „Nicht nur klicken, auch anfassen!“ freuen
    zu unseren News gehören, dürfen die Menschen,                        sich die Kunden und Kundinnen, echte Ansprech-
   die unsere Wirtschaft und unser gesellschaftliches                    partnerinnen und Ansprechpartner vor Ort zu
         Leben erhalten, nicht vergessen werden.                         haben. Danke an unsere Mitarbeiterinnen und
                                                                         Mitarbeiter!“
                                                                         Christian Ruoss, geschäftsführender Gesellschafter

A    n dieser Stelle soll allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
     im Handel Wertschätzung und Hochachtung entgegen-
gebracht werden. Sie arbeiten in unterschiedlichen Positionen
                                                                         Musikhaus Rudert in Freudenstadt

im Verkauf und sind unter den derzeitigen Verordnungen und          arbeiter hinter der Theke, die Bestellungen von Personen mit halb
Auflagen enorm gefordert. Das hält sie nicht davon ab, ihre Auf-    bedeckten Gesichtern entgegen nehmen, geben ihr Bestes. Alle,
gaben im direkten Kontakt mit Kundinnen und Kunden täglich          die die vielfältigen Aufgaben im Verkauf wahrnehmen, zählen
zu erfüllen. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen trotz    für die Unternehmen und die Kundinnen und Kunden zu den
Infektionsgefahr an der Kasse – den gesamten Arbeitstag mit         Alltagsheldinnen und -helden – wir sagen Danke!
Mund-Nasen-Schutz. Und auch jene Mitarbeiterinnen und Mit-                                                        IHK Nordschwarzwald

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                               - 15 -                           www.nordschwarzwald.ihk24.de
GEMEINSAM EUROPA GESTALTEN

                                                                                        Von Biden erwartet Gläser, dass er – an-
                                                                                        ders als sein Vorgänger Trump – nicht
                                                                                        jeden Konflikt zuspitzt, sondern eher auf
                                                                                        Kooperation setzt, damit eine Kontrover-
                                                                                        se wie um Nord Stream 2 nicht eskaliert.
                                                                                        Gleichzeitig dürfe man sich keine Illusio-
                                                                                        nen machen, warnt die IHK-Präsidentin.
                                                                                        Auch unter Biden werden sich die USA we-
                                                                                        niger europäisch, sondern mehr pazifisch
                                                                                        orientieren. „Das Zeitalter der Europa-Zen-
                                                                                        triertheit der US-Amerikaner ist vorbei“,
                                                                                        ist sich Gläser sicher. „Umso mehr sollte
                                                                                        Europa nun die Chancen ergreifen, selbst
                                                                                       ‚Leadership‘ zu beweisen“, postuliert die
                                                                                        IHK-Präsidentin. Gefordert ist ein Europa,
                                                                                        das sachorientierte Koalitionen schmiedet
                                                                                        und so in den geopolitischen Vordergrund

         Weckruf für Europa                                                             tritt. „Wir müssen alles daransetzen, dass
                                                                                        Europa in Zukunft eine größere Rolle auf
                                                                                        der weltpolitischen Bühne spielt“, appel-
   „Europa sollte die Chancen ergreifen, selbst ‚Leadership‘ zu beweisen“,              liert Gläser. Nicht zuletzt mit dem Blick
appelliert IHK-Präsidentin Claudia Gläser vor dem Hintergrund des Ausgangs              auf die aufstrebenden Volkswirtschaften
der US-Präsidentschaftswahl und dem Mitte November von der Volksrepublik                im Asien-Pazifik-Raum.
  China und weiteren 14 Asien-Pazifik-Staaten unterzeichneten Abkommen,
       mit dem die größte Freihandelszone der Welt geschmiedet wurde.                   EUROPA MUSS MEHR
                                                                                        TEMPO BEIM FREIHANDEL
                                                                                        AUFNEHMEN

„A      tmosphärisch wird sich das
        deutsch-amerikanische Verhält-
nis unter dem neuen US-Präsidenten Joe
                                                                                       Denn: „RCEP wird die wirtschaftliche
                                                                                       und strategische Weltkarte neu zeichnen“,
Biden entspannen“, kommentiert IHK-Prä-                                                ist sich die Präsidentin der IHK Nord-
sidentin Claudia Gläser den Wahlausgang                                                schwarzwald sicher und ergänzt: „Mit
in den USA. In erster Linie verspricht sich                                            Chinas wachsender Stärke verändert sich
die Horber Unternehmerin von Bidens Re-                                                die geopolitische Machtbalance. Der neue
gierungsstil mehr Berechenbarkeit. Auch                                                asiatisch-pazifische Handelspakt RCEP
sein Interesse an multilateralen Lösun-                                                sollte ein Weckruf für die EU sein.“ Eu-
gen macht Hoffnung auf einen Neustart           Claudia Gläser, Präsidentin IHK Nord-  ropa müsse mehr Tempo beim Freihandel
                                                schwarzwald
der transatlantischen Beziehungen. „Auf                                                machen, so die Geschäftsführerin der
globaler Ebene dürfte Biden einiges re-                                                weltweit agierenden Gläser Group. Sie
parieren“, erwartet Claudia Gläser. Zum        unterstützt den „Buy American-Ansatz“. fordert, dass die EU nachzieht und die
Beispiel die Haltung der USA zum Pari-        „Angesichts einer mehrheitlich skepti- Geschäftsbeziehungen zwischen Europa
ser Klimaschutzabkommen. Ebenso in             schen Einstellung der US-amerikanischen und Asien mit Leben füllt. „Entscheidend
der internationalen Zusammenarbeit bei         Wählerschaft gegenüber einem Freihan- sind praxistaugliche Abkommen. Freihan-
der Bekämpfung der Corona-Pandemie.            delsabkommen ist ein ambitioniertes delsabkommen müssen sich im täglichen
Gleichwohl werde Biden den handelspo-          Abkommen auch mit Biden nicht zu er- Geschäft beweisen“, betont Gläser. Die
litischen Schalter nicht komplett umlegen,     warten“, gibt die IHK-Präsidentin zu EU sollte deshalb für unternehmensnahe
prognostiziert Gläser. Denn auch Biden         bedenken.                               Abkommen sorgen – insbesondere durch

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                           - 16 -                           IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
GEMEINSAM EUROPA GESTALTEN
                                                   –ANZEIGE –

RCEP – DIE GRÖSSTE
FREIHANDELSZONE DER
WELT ENTSTEHT

Die Volksrepublik China hat zusammen mit
14 anderen Asien-Pazifik-Staaten die größ-
te Freihandelszone der Welt initiiert – die
„Regionale, umfassende Wirtschaftspartner-
schaft“ oder RCEP, wie der Pakt abgekürzt
wird. Auf ein entsprechendes Abkommen
haben sich die Staats- und Regierungschefs
Mitte November geeinigt. Das RCEP Ab-
kommen verringert Zölle, legt gemeinsame
Handelsregeln fest und erleichtert damit
auch Lieferketten. Es umfasst knapp ein
Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Mit diesem Abkommen ist es China gelun-
gen, seinen wirtschaftlichen Einfluss massiv
auszubauen. Für Unternehmen aus Europa
dürften sich die Bedingungen erschweren.

einfache und einheitliche Regeln für den
Warenursprung und für die Ausfertigung
von Ursprungsnachweisen. Durch eine
mittelstandsfreundliche Ausrichtung und
Fortentwicklung der EU-ASEAN-Handels-
beziehungen kann die EU von den großen
Potenzialen dieser Region profitieren.

Gleichzeitig betont die IHK-Präsidentin,
dass Freihandelsabkommen zwischen
einzelnen Staaten bzw. Staatengruppen
nur die zweitbeste Lösung seien und als
Zwischenschritte zum multilateralen
Freihandel gesehen werden sollten. „Der
Königsweg, um weltweite Liberalisie-
rungen zu erreichen, ist und bleibt der
multilaterale Weg über die WTO“.
                            Michael Hasch

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20               - 17 -           www.nordschwarzwald.ihk24.de
MÄRKTE & TRENDS
                                                                                                                                     -
                                                                                                                             MESSE L
                                                                                                                             SPEC I A

                                                                                              Am virtuellen Gläser-Messestand wa-

      GLÄSER BETRITT NEULAND                                                                  ren sowohl für Branchenkenner als
                                                                                              auch für Einsteiger Informationen
   MIT VIRTUELLEM MESSEAUFTRITT                                                               über die komplette Produktpalette und
                                                                                              alle Dienstleistungen online abrufbar,
 Die Horber Gläser GmbH ist erstmals in die virtuelle Messewelt eingetaucht.                  wie Marketingreferentin Carmen Gale-
  Die Spezialisten für Technische Sauberkeit nutzten in Corona-Zeiten drei                    witz zusammenfasst, darunter auch ein
  Wochen lang eine Online-Plattform, die das Kompetenznetzwerk Cleaning                       Imagevideo des Unternehmens, dessen
    Excellence Center (CEC) für seine Mitgliedsbetriebe eingerichtet hatte.                   Tochterfirmen in den USA, Mexiko und
                                                                                              China ansässig sind.

„D     er Erfolg unseres virtuellen Mes-
       seauftritts lässt sich nicht exakt in
Zahlen messen“, sagt Geschäftsführerin
                                               „Die Idee wurde aus der Not heraus gebo-
                                                ren “, schildert CEC-Geschäftsstellenleiter
                                                Steffen Haberzettl, „denn wir wollten
                                                                                              Bei ihren Webinaren für die internati-
                                                                                              onalen Märkte sind die Branchenführer
                                                                                              allerdings eher lebhafte Nachfragen ge-
Claudia Gläser, „denn ohne persönliche An-      unseren Mitgliedern wenigstens einen          wohnt. Das sei wohl eine Frage der
sprache ist das nur schwer einzuschätzen.“      Benefit zurückgeben.“ Gut die Hälfte der      Mentalität, schmunzelt Carmen Galewitz,
Dennoch habe man gerne das Angebot des          43 Mitgliedsbetriebe habe dieses kosten-      die aus der Erfahrung heraus dennoch
CEC genutzt, so die IHK-Präsidentin, um         freie Angebot genutzt, was aus dem Stand      die Hoffnung hegt, dass der virtuelle
sich im Corona-Jahr überhaupt präsentie-        heraus schon sehr erfreulich war. Zu den      Messeauftritt noch einen Nachhall hat.
ren zu können, nachdem die parts2clean          CEC-Mitgliedern, die vom regelmäßigen         Wenngleich die persönliche Kontaktpfle-
   kurzfristig abgesagt worden war. Die-        Erfahrungsaustausch profitieren, zählen       ge immer noch die beste Werbeplattform
      se internationale Leitmesse in den        namhafte Technologieunternehmen sowie         sei. Dennoch wolle sie nicht ausschließen,
        Stuttgarter Messehallen war bis-        mittelständische Betriebe aus allen Berei-    dass sich virtuelle Messen in Zukunft als
         lang im Herbst der Branchentreff       chen der Prozesskette der Technischen         zusätzliche Marketingtools etablieren.
          schlechthin.                          Sauberkeit.                                                        Werner Klein-Wiele

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                              - 18 -                              IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
MÄRKTE & TRENDS

                     J. Schmalz startet virtuelle Messe
                    Messen und Fachtagungen sind zurzeit nicht denkbar. Der Glattener Vakuum-Spezialist J. Schmalz geht
                    deshalb einen anderen Weg, um seine Neuheiten einem breiten Fachpublikum vorzustellen: Die virtuelle
                         Vakuumtechnik-Messe SchmalzEXPO - ganz ohne Mund-Nasen-Schutz und Mindestabstand.

                                                                                                         Die SchmalzEXPO bietet zudem ein
 J. Schmalz GmbH

                                                                                                         Auditorium, in dem verschiedene Exper-
                                                                                                         tenvorträge abrufbar sind. Mithilfe von
                                                                                                         Videos, 360-Grad-Ansichten und Bilder-
                                                                                                         galerien erhalten die Besucherinnen und
                                                                                                         Besucher detaillierte Produktinformati-
                                                                                                         onen. „Uns ist wichtig, dass wir unsere
                                                                                                         virtuellen Messegäste genauso kompetent
                                                                                                         beraten, wie live vor Ort. Das geht nur im
                                                                                                         persönlichen Kontakt“, betont Wölpert.
                                                                                                        „Deshalb haben wir zudem einen Live-Chat
                                                                                                         eingerichtet und bieten individuelle Tele-
                                                                                                         fon- und Videoberatungen an.“
                                                                                                                                   PM/Michael Hasch

                   Auf der virtuellen Messe erfahren die Besucherinnen und Besucher alles zu den
                   Neuheiten von J. Schmalz.

                   D
           er Messestand der J. Schmalz
           GmbH für die Hannover Mes-
    se war schon fertig geplant: von der
                                                          Einmal angemeldet, stehen Besucherinnen
                                                          und Besucher unmittelbar vor dem 3D-ani-
                                                          mierten Messestand. Wölpert begrüßt und
                                                                                                           WEITERE INFOS:
                                                                                                           schmalz.com/expo

  Robotik-Zone über Neuheiten aus der                     informiert über die Highlights am Stand:
 Vakuum-Automation bis hin zu digitalen                   Dazu zählen etwa das Vision- und Hand-
Services. Doch dann wurden aufgrund der                   ling-Set 3D-R - die Bin-Picking-Lösung für
Corona-Pandemie alle Veranstaltungen                      den automatisierten Griff in die Kiste ist
vorerst abgesagt. „Um unseren Kunden                      genau wie die Schmalz Connect Suite bei
trotzdem die von Schmalz gewohnte, kom-                   den Neuheiten zu finden. Über die Soft-
petente Beratung zu liefern, haben wir in                 ware haben Anwenderinnen und Anwender
kürzester Zeit einen Live-Chat und eine                   jederzeit die Daten aller IO-Link-fähigen
Videoberatung etabliert“, erklärt Thomas                  Komponenten jeden Herstellers im Blick.
Wölpert, Leiter Verkauf Deutschland bei der               Ebenso sind Analyse und Parametrierung
 J. Schmalz GmbH. Jetzt startet das Unter-                einzelner Geräte möglich, ohne in die Steu-
   nehmen darüber hinaus die erste eigene,                erung eingreifen zu müssen.                    Auf der SchmalzExpo: Das Vision- und
                                                                                                         Handling-Set 3D-R. Das integrierte Kom-
      virtuelle Vakuumtechnik-Messe.                                                                     plettsystem erleichtert deutlich den Ein-
                                                                                                             stieg in Bin-Picking-Anwendungen.

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                                             - 19 -                           www.nordschwarzwald.ihk24.de
MÄRKTE & TRENDS

     Augmented Reality in der Industrie
Augmented Reality (AR) wird als viel-
versprechende Technologie gehandelt
und findet bereits in einigen Bereichen
der Industrie Anwendung. Bisweilen ist
der Einsatz dieser Technologie jedoch
begrenzt. Wo wird AR derzeit eigentlich
eingesetzt und welche Möglichkeiten
bietet es für die Unternehmen?

A     ugmented Reality bezeichnet eine
      erweiterte Realität, in der die reale
Welt um virtuelle Details wie Abbildun-
gen oder Textinformationen erweitert wird.    SOLL-IST-VERGLEICH                       Montage und das eventuelle Nachlesen
Über diese Technologie sind etwa interak-     AUF EINEN BLICK                          in Handbüchern fällt vollständig weg. AR
tive Schulungen, die Visualisierung von                                                bietet dadurch die Möglichkeit, Entwick-
Montageschritten in der Fertigung oder die    Im Einsatz von AR sehen die Anwender- lung und Produktion deutlich schlanker
Warnung beim Betreten von Gefahrenzo-         innen und Anwender ein großes Potential, und effizienter zu gestalten.
nen über spezielle Brillen möglich. Den       Prozesse effektiver und zeitoptimierter
meisten Menschen sollte die AR-Techno-        durchzuführen. Die Kontrolle bspw. bei Grundvoraussetzung für das industriel-
logie etwa als Einparkhilfe bekannt sein.     Fertigungsprozessen läuft parallel zur le Tracking von Objekten ist die präzise

WO KANN ICH MICH ZU AR IN
DER REGION INFORMIEREN?

Center for Artifical Intelligence Talents (CAIT)                  Projekt Applikationszentren V/AR am Fraun-
am Institut für Informationsmanagement im                         hofer IAO in Stuttgart
Ingenieurwesen (IMI) des Karlsruher Institut
für Technologie (KIT)                                             iao.fraunhofer.de/de/forschung/cognitive-
                                                                  engineering-and-production/applikationszentren-
imi.kit.edu/index.php                                             v-ar.html

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                          - 20 -                           IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
MÄRKTE & TRENDS

                                    ION
                           INNOVAETIL 7
                               SERIE    T
Bestimmung der Po-
sition des Objektes.
Dr.-Ing. Ulrich Bock-
holt, Leiter der Abteilung
Virtuelle und Erweiterte Rea-
lität beim Fraunhofer IGD (Institut für
Grafische Datenverarbeitung) erklärt, dass
dieser Soll-Ist-Vergleich ermöglicht, Un-
                                                    –ANZEIGE –
terschiede zwischen diesen beiden Welten
zu erkennen – und das mit einem Blick.
Nutzerinnen und Nutzer können so un-
mittelbar erkennen, was im Gegensatz zum
virtuellen Modell in der Realität fehlt.

DIGITALISIERUNGSTRATE-
GIE – VORAUSSETZUNG FÜR
VIELE ANWENDUNGEN

Viele Projekte schaffen es nicht über die
Pilotphase hinaus oder nur mit deutlicher
Verzögerung. Grund hierfür sieht Dennis
Küsters, Chef des Digital Capability Cen-
ters (DCC) in Aachen darin: Unternehmen
investieren zwar in neue Technologien,
aber haben keine klare Digitalisierungs-
strategie. Das führt dazu, dass die hohen
Investitionskosten nicht durch einen kon-
kreten Mehrwert gedeckt werden. Viele
finden die „technische Spielerei“ interes-
sant, aber wissen sie nicht konkret in eine
langfristige Strategie umzusetzen. Wer
Abläufe digitalisieren möchte, muss seine
gesamte Organisationsform überdenken.
Das beginne bereits bei der Qualifikation
der Mitarbeitenden, so Küsters. Häufig
fehlen hierzu Ressourcen und das entspre-
chende Fachwissen. Viele Unternehmen
unterschätzen, wieviel Zeit und Geld die
Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden in An-
spruch nimmt.
                            Dr. Stefan Bockel

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                - 21 -           www.nordschwarzwald.ihk24.de
REGION NORDSCHWARZWALD

          Krisenfest mit guter Perspektive
    Trotz erheblicher Einbrüche in den Absatzmärkten ist die Unternehmensgruppe Witzenmann mit Stammsitz in
Pforzheim stabil aufgestellt und hat sich mit einer neuen Strategie für die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet:
                 Erwartet wird ein Wachstum in den Feldern Elektromobilität, Luftfahrt und Industrie.

                                                                                     Mit einer Überarbeitung der Unterneh-

                                                                                 Witzenmann
                                                                                     mensstrategie stellt sich Witzenmann auf
                                                                                     die langfristige Veränderung in seinen
                                                                                     Märkten ein. Dabei ist die Einbeziehung
                                                                                     der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei
                                                                                     den Zukunftsplänen für das Familienun-
                                                                                     ternehmen von großer Bedeutung: „Das
                                                                                     ist für ein Familienunternehmen ganz
                                                                                     wichtig“, so Dr. Andreas Kämpfe, CEO
                                                                                     des Unternehmens. Witzenmann will sich
                                                                                     zukünftig vom Hersteller von Flexteilen
                                                                                     zum Spezialisten für das Leiten von Me-
                                                                                     dien und Energie weiterentwickeln. Dazu
Die Geschäftsführung der Witzenmann GmbH im Zweigwerk Buchbusch in Pforzheim
(v. l. n. r.): Heiko Pott (Geschäftsführer), Dr. Andreas Kämpfe (CEO), Dr. Eberhard  richtet sich die Firma in allen Märkten neu
Wildermuth (Geschäftsführer), Philip Paschen (stv. Vorsitzender der GF) sowie Niels  aus: Der Geschäftsbereich Industrie wird
Hennig (Leiter des Fertigungsstandorts Zweigwerk Buchbusch).
                                                                                     gestärkt und in Europa neu aufgestellt,
                                                                                     Wachstumschancen im internationalen

D      ie Witzenmann-Gruppe erwirtschafte- Das Industriegeschäft entwickelte sich in Nutzfahrzeugmarkt werden ergriffen, das
       te bis September 2020 einen Umsatz den ersten drei Quartalen vergleichsweise Produktportfolio im PKW-Segment wird
von 403 Millionen Euro. Damit liegt der robust und zeigt sich noch wenig von der um Anwendungen für Elektrofahrzeuge
Umsatz um minus 87 Mio. Euro bzw. mi- aktuellen Krise betroffen. Auch bei den eu- erweitert und der Bereich Aerospace wird
nus 18 Prozent unter dem Vorjahreswert. ropäischen Industrietöchtern blieben die langfristig weiter ausgebaut.
Während sich in Asien, vor allem in Chi- Umsätze stabil. Mittlerweile sind aber vie-                            PM/Michael Hasch
na, die Märkte schnell erholt haben, leiden le Bestandsaufträge abgearbeitet und die
der europäische und der amerikanische Nachfrage im Industriegeschäft schwächt
Markt nach wie vor unter dem Einfluss sich ab. Im gesamten Fahrzeuggeschäft
der Pandemie. Die Umsatzeinbrüche haben führten pandemiebedingte Werkschließun-
dabei nicht die Ausmaße angenommen gen vor allem im zweiten Quartal 2020
wie anfangs befürchtet. Frühzeitig hat die zu einem tiefen Einschnitt. In Europa,
Witzenmann-Gruppe Hygienemaßnahmen Nordamerika und Asien gingen die Pro-
und Sicherheitsvorkehrungen getroffen, duktionszahlen um jeweils rund ein Viertel
um die Gesundheit der Mitarbeiterin- zurück. Inzwischen ist in allen Märkten
nen und Mitarbeiter weltweit optimal zu eine Erholung zu beobachten. Mit dem Er-
gewährleisten. Dank flexibler Arbeitszei- reichen des Vorkrisenniveaus im wichtigen
ten, Homeoffice, einer stabilen digitalen PKW-Markt rechnet die Unternehmens-
Infrastruktur und dem Engagement der gruppe aber erst 2022. Perspektivisch geht
gesamten Belegschaft kommt es nur in Witzenmann davon aus, dass vor allem der
seltenen Fällen zu Beeinträchtigungen in Anteil von Hybridfahrzeugen in den kom-
den Betriebsabläufen.                            menden Jahren ansteigen wird.

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                        - 22 -                             IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
REGION NORDSCHWARZWALD
                                   ER
                            F E NSTK
                         AU      AR
                     SCHATURP
Stadtmarketing
Tourismus und

Bad Herrenalb
                       N

Für Anfänger und Anfängerinnen sowie Fortgeschrittene gibt es im Naturpark je
nach Schneelage zahlreiche Routen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad.

                           IM STORCHENGANG DEN BERG HINAUF
                    Wanderbegeisterte kommen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord das ganze Jahr auf ihre Kosten.
                 Abwechslungsreich wird es, sobald in den Hochlagen der erste Schnee fällt: Beim Schneeschuh-Wandern
                  geht es durch verschneite Wälder, während der Schnee unter den Füßen knirscht. Zahlreiche Wege mit
                                  unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden laden zu Entdeckertouren ein.

S    pezielle Vorkenntnisse sind beim Schneeschuh-Wandern
     nicht erforderlich, Freude am Ausprobieren und etwas Kon-
dition genügen. Wenn die Schuhe untergeschnallt sind, ist die
                                                                                      ACHTUNG
                                                                                      Um im Winter besonders empfindliche Tiere und Pflanzen im
Lauftechnik schnell gelernt. Die Schritte sind genau so lang wie                      Naturpark zu schützen, sollte man sich unbedingt an die aus-
beim Wandern, allerdings müssen die Oberschenkel angezogen                            gewiesenen Schneeschuh-Routen halten und nicht querfeldein
werden, um voranzukommen. So geht es im Storchengang durch                            laufen!
weiß glitzernde Schneefelder. Auch Kinder gewöhnen sich schnell
an das Laufen mit den breiten Tretern. Schneeschuhe, Gamaschen
und Wanderstöcke können bei vielen Tourist-Infos und Sportge-                       Alle Schneeschuhtouren im Naturpark sind durchgehend be-
schäften in der Region für eine Gebühr ausgeliehen werden. Man                      schildert und beschrieben. Bei geführten Touren erfahren
wird mit wundervollen Ausblicken in die Täler des Schwarzwalds                      Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wissenswertes rund um den
und die Rheinebene belohnt.                                                         Schutz der Natur und die Kulturlandschaft. Für Anfänger und
                                                                                    Anfängerinnen sowie Fortgeschrittene gibt es je nach Schneela-
                                                                                    ge zahlreiche Routen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad
                                                             Tourist-Information
                                                             Oberharmersbach

                                                                                   – zum Beispiel rund um den Kniebis, auf dem Dobel, bei Bad
                                                                                    Herrenalb oder Oberharmersbach. Infos zu den einzelnen Schnee-
                                                                                    schuh-Touren erhalten Sie vor Ort und im Schneeschuh-Portal
                                                                                    unter www.naturparkschwarzwald.de (aktiv unterwegs/Schnee-
                                                                                    schuh-Touren).
                                                                                                                                      Jochen Denker,
                                                                                                                   Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord
  Beim Schneeschuh-Wandern geht es durch verschneite Wälder,
  während der Schnee unter den Füßen knirscht.

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                                            - 23 -                             www.nordschwarzwald.ihk24.de
REGION NORDSCHWARZWALD

                      GIPFELSTÜRMER AUS TIEFENBRONN
Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller besuchte die Präzisions-Kunststoff-Teile GmbH inTiefenbronn
  und überreichte die Urkunde zum Gipfelstürmer Award 2020. Die PKT GmbH holte mit ihrem Effizienzkonzept den
zweiten Platz unter allen baden-württembergischen Bewerbern. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis zeigt, dass sich der
        Einsatz für mehr Effizienz in der Produktion lohnt und motiviert, mehr für den Klimaschutz zu tun.

                                            G     elebte Energieeffizienz ist seit Jahren
                                                  ein wichtiger Baustein für Peter Rapp,
                                            Geschäftsführer der Präzisions-Kunst-
                                            stoff-Teile GmbH in Tiefenbronn, und
                                            all seine Mitarbeitenden. Jetzt wurde die
                                            Arbeit für den Klima- und Umweltschutz
                                            auf eine ganz besondere Art gewürdigt. Im              GIPFELSTÜRMER
                                                                                                 KEFFIZIENZGIPFEL BADEN-WÜRTTEMBERG
                                            Rahmen des Gipfelstürmer Awards, der
                                            beim KEFFIZIENZGIPFEL am 19. Novem-
                                            ber in Stuttgart überreicht wurde, hat die      Franz Untersteller (baden-württember-
                                            PKT GmbH den mit 5.000 Euro dotierten           gischer Minister für Umwelt, Klima und
                                            zweiten Platz für ihr Engagement und            Energiewirtschaft) würdigte in seiner
                                            das umfassende Energieeffizienzkonzept          Laudatio die Erfolge. „Die Vielfalt der
                                            verliehen bekommen. „Unter den Besten           erfolgreich umgesetzten Effizienzmaßnah-
                                            Baden-Württembergs zu sein, ist eine            men bei der PKT GmbH hat die Jury tief
                                            Ehre und Verpflichtung gleichermaßen.           beeindruckt“, so der Minister bei der per-
                                            Das spornt uns an, unseren Weg weiter           sönlichen Urkundenübergabe. Vor allem
                                            zu gehen und uns stetig zu verbessern“,         die selbst entwickelten, branchenspe-
                                            so Peter Rapp.                                  zifischen Projekte wie die optimierte
                                                                                            Kunststoffgranulat-Trocknung, die Spritz-
                                                                                            gusstechnologien und das umfassende
 IHK

                                                                                            Energiemanagementsystem sind Aspekte,
                                                                                            die laut Minister Untersteller ausschlagge-
                                                                                            bend für die Auszeichnung waren.

                                                                                            Die PKT GmbH hatte 2012 damit begon-
                                                                                            nen, ihre Energieflüsse unter die Lupe zu
                                                                                            nehmen. Das Umwelt- und Energie-Team
                                                                                            überführte diese Unternehmenspolitik in
                                                                                            ein Energiemanagementsystem, das im
                                                                                            Jahr 2015 erfolgreich nach ISO 50001
                                                                                            Standard zertifiziert wurde.

Peter Rapp (Geschäftsführer der PKT GmbH, 2. v. l.) nimmt das Preisgeld und die             Im Jahr 2016 nutzte man das Angebot der
Gewinnerurkunde von Umweltminister Franz Untersteller (4. v. l.) entgegen. Im Hin-
tergrund die Beteiligten, v. l.: Effizienzmoderator Andreas Fibich (KEFF Nordschwarz-       Kompetenzstelle Energieeffizienz (KEFF)
wald), Jörg Sprenger und Thomas Kaupp (Projektverantwortliche bei der PKT GmbH)             Nordschwarzwald. Um neue Projektideen
und Dr.-Ing. Hannes Spieth (Geschäftsführer Umwelttechnik BW GmbH)
                                                                                            zu finden, wurde ein KEFF-Check durch-

        www.nordschwarzwald.ihk24.de                           - 24 -                               IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
REGION NORDSCHWARZWALD

                                             „Es gehört inzwischen zum normalen Arbeitsalltag, dass alle Kolleginnen
                                              und Kollegen mit einem Auge auf die Energieeffizienz schauen und wir
                                              uns so stetig verbessern“.
                                              Thomas Kaupp (Technische Leitung)

   „Das Energiemanagement liefert uns nicht nur Daten über Einsparun-
    gen und unsere Klimaschutzerfolge. Mit Hilfe dieser Zahlen können wir
    Rückschlüsse auf Produktionsprozesse und die Qualität der Produkte
    ziehen, was für den Erfolg beim Kunden genauso wichtig ist“.
   Jörg Sprenger (Leitung Energie- und Umweltmanagement)

geführt. Mit dem KEFF-Moderator Andreas      KEFF-Netzwerk Baden-Württemberg ver- die Anerkennung der Leistungen bezahlt
Fibich wurden auf einem Betriebsrund-        gebene „KEFF-gecheckt Label“. Mit der macht. „Dies soll auch Motivation für
gang die Energieverbraucher betrachtet       Platzierung beim KEFFIZIENZGIPFEL wird weitere Unternehmen sein“, so Minister
und Einsparkonzepte eruiert. „Bei der PKT    die Qualität der umgesetzten Maßnahmen Untersteller. Die Einreichungen der Top
GmbH werden bereits sehr gute Projekte       honoriert.                                  10 Unternehmen wurden als Informati-
umgesetzt“, so Fibich, „der KEFF-Check                                                   onsblatt (KEFF-Fallbeispiel) aufbereitet.
bietet dort Chancen, wo man Ideen hin-       Die Preisverleihung bei der PKT GmbH Anderen Unternehmen stellt der KEFF-Mo-
ter dem sichtbaren Horizont sucht“. Erster   zeigt, dass sich der Mut und die Mühen derator diese Fallbeispiele im Rahmen der
Beleg für die erfolgreiche Umsetzung         für eine verantwortungsvolle Zukunftsge- KEFF-Checks zur Verfügung.
von Effizienzmaßnahmen ist das vom           staltung in finanzieller Hinsicht und durch                            Andreas Fibich

–ANZEIGE –

IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20                              - 25 -                          www.nordschwarzwald.ihk24.de
Sie können auch lesen