Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...

 
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Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
AZB CH-3012 Bern

    bärner studizytig #14 dezember 2018

— Fahr ab
— twinkle, twinkle, all the stars
— Sie isch vom Amt ufbotte gsi
— Networking für kritische Geister
— Im Gespräch mit Manuela Pfrunder
— SUB-Seiten: Was haben Sie mit
   uns vor, Frau Häsler?
Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
Editorial
                                                                                                                                                                                          #14
                                                                                                                                                                                          Liebe Freund*innen, noch einmal menstruieren                                                    häregluegt4

                                                                                                                                                                                          und dann ist Weihnachten                                                                        – Fahr ab

                                                                                                                                                                                                                   Nähe, Nächstenliebe, Freundschaft, Nachsicht, Liebe und Vergebung      dri guslet                      9
                                                                                                                                                                                          hausieren derzeit in allen Ecken des Landes. Es ist die Zeit der verordneten Besinnlichkeit
                                                                                                                                                                                                  und die Welt hält sich daran: Im Angesicht der knisternden Autofeuer in den Pariser     – twinkle, twinkle, all the stars
                                                                                                                                                                                          Strassen schmiegt sich Ostermundigen an die starke Berner Schulter, Alec von Graffenried
                                                                                                                                                                                                                                                                                          es gchäär                       11
                                                                                                                                                                                                   stellt sich stundenlang neben die Bläser*innen der Heilsarmee und verteilt Decken
                                                                                                                                                                                            an frierende Kulturschaffende, Erich Hess zieht mit seinem Elektroroller von Tür zu Tür,      – Sie isch vom Amt ufbote gsi
                                                                                                                                                                                             um Spenden für mittelständische Unternehmen zu sammeln, die wegen der horrenden
                                                                                                                                                                                                 Gewinnsteuer die betriebsinterne Weihnachtsfeier vom Schweizerhof ins Ibis Budget        inägspienzlet20
                                                                                                                                                                                           ver­legen müssen. Und wie Recherchen dieser Zeitung nicht zeigen, erweiterte der Bundes-
                                                                                      Beratungsstelle der Berner                                                                                  rat das Rahmenabkommen um eine «Kaminfeuer-Klausel», deren Inhalt bisher zwar           – Networking für

                                                                                      Hochschulen                                                                                              offiziell erst dem Christkind bekannt ist, von der sich gut unterrichtete Quellen jedoch
                                                                                                                                                                                            nichts weniger als eine «heisse Liebesrevolution im Verhältnis EU-Schweiz» versprechen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                             kritische Geister

                                                                                                                                                                                                                                                                                          plöiderlet22

                                                                                      Beratung / Coaching                                                                                             Bei so viel Kitsch kommt die 14. Ausgabe der bärner studizytig gerade richtig,      ... m
                                                                                                                                                                                                                                                                                               it Manuela Pfrunder
                                                                                      Persönliche Beratungen zu Themen wie: Studiengestaltung (Studienplanung, Studienfachwechsel
                                                                                      und Fächerkombination, Alternativen zum Studium, Koordination von Studium und Erwerbs-                   denn bei uns findet sich keine Spur vorweihnachtlicher Weltverklärung. Stattdessen
                                                                                      arbeit, Studium und Familie, Studienfinanzierung), Arbeits- und Lerntechniken und Bewältigung           schauen wir dorthin, wo die Nächstenliebe ein Schattendasein fristet. Beispielsweise        wärweisetä26
                                                                                      von Prüfungen, Laufbahnplanung und Berufseinstieg, Konflikte in persönlichen und studienbezo-
                                                                                      genen Beziehungen, Schwierigkeiten, Krisen und persönliche Entwicklung.                                    nach Bern und Neuenburg, wo den Fahrenden auch in der kalten Jahreszeit wenig
                                                                                      Mailberatung für Studierende zu Informationsfragen und bei persönlichen Anliegen unter                   Wärme entgegengebracht wird. Wintergrau entpuppt sich auch der Kontakt mit den
                                                                                      www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch                                                                                                                                                            grümschelichischtä27
                                                                                                                                                                                                             Sozialhilfebehörden der Stadt, wie unser umfangreicher Erfahrungsbe-
                                                                                      Unsere Angebote sind vertraulich und unentgeltlich. Telefonische oder persönliche Anmeldun-                         richt zeigt. Ein Bericht von der Langen Nacht der Bildung beschreibt, wie
                                                                                      gen nimmt das Sekretariat entgegen.
                                                                                                                                                                                                        die Studierenden gegen die zunehmende Ökonomisierung der Bildung auf-
                                                                                                                                                                                                                                                                                          sub-seiten28
                                                                                                                                                                                                             begehren und im Interview mit Manuela Pfrunder geht es um das, was
                                                                                      Information                                                                                                                 Weihnachten und die Welt im Innersten zusammenhält – Dinero.
                                                                                      Infos, Tipps und Downloads zu Lern- und Studienkompetenzen, z.B. zum Lernen, zum wissen-                                                                                                            – Was haben Sie mit uns
                                                                                      schaftlichen Schreiben, zum Referieren, zur Prüfungs- und Stressbewältigung, gegen das Auf-                                                                                                            vor, Frau Häsler?
                                                                                      schieben (Prokrastination). Wegweiser zur Studienfinanzierung. Hilfreiche Infos und Materialien
                                                                                      zu verschiedene Studienphasen: Studienbeginn, Übergang Bachelor-Master, Doktorat sowie zum                        Lehnt euch also zurück und befeuchtet die trockene Kehle mit warmem Eier-         – Quo vadis, Academia?
                                                                                      Berufseinstieg: Kompetenzprofil, Berufsfelder, Stellensuche, Bewerbung, Vorstellungsgespräch.
        Ein Studium so spannend wie vielfältig                                       www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch
                                                                                                                                                                                           likör, die studizytig fährt ein: zwar weder mit Schlitten noch Geschenken, dafür rotnasig
                                                                                                                                                                                          und mit einem grossen Sack voller Geschichten. Wir wünschen viel Spass bei der Lektüre.
        Job-Aussichten in der öffentlichen Verwaltung, gemeinnützigen                Zu studiumsbezogenen und zu psychologischen Themen (z.B. persönliche Entwicklung, Bezie-
         Organisationen, im Journalismus, Forschung und Lehre u.v.a.m.                hungen, Depressionen, Ängste, Konflikte) finden Sie ausgewählte Fachliteratur in unserer Biblio-
                                                                                      thek.                                                                                                                                                                          Eure Redaktion
        Deine Ausrüstung für Kaderstellen und internationale Einsätze                                                                                                                                                                                      redaktion@studizytig.ch
        Interdisziplinär, akademisch und berufspraktisch                             Workshops
        Austauschsemester an den Partneruniversitäten Lausanne und                   Wir leiten Workshops zu Themen wie: Lern- und Arbeitstechniken, Referatskompetenz, wissen-
                                                                                      schaftliches Schreiben, Prüfungssituation, Stressbewältigung, persönliche Entwicklung und Sozial-
         Lugano sowie an ausländischen Partneruniversitäten möglich                   kompetenz, Berufseinstieg, Laufbahnplanung, Mentoring (Programm auf unserer Website).

    Alle Informationen unter:                                                         Beratungsstelle der Berner Hochschulen
                                                                                      Erlachstrasse 17, 3012 Bern
    www.pmp.unibe.ch oder 031 631 53 11 oder pmp@kpm.unibe.ch                         Tel. +41 31 635 24 35
                                                                                      E-Mail: beratungsstelle.bernerhochschulen@erz.be.ch
    Anmeldung via ZIB bis 31. August 2019 (für Bärner Studis                          Website: www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch
    gebührenfrei)                                                                     Montag bis Freitag 8.00 - 12.00 und 13.30 - 17.00 Uhr (Freitag bis 16.30 Uhr)
                                                                                      Die Bibliothek ist am Mittwochvormittag geschlossen.
                                                                                      Die Beratungsstelle ist auch während der Semesterferien geöffnet.                                   Titelbild: manuela pfrunder, ivie onaiwu

                                                                                      25.07.2017 bst/RN

1-MPMP-Aff-A1.indd 1                                                 01.12.15 12:06
Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
häregluegt                                                                                                                                   häregluegt

Fahr ab
                                                                                                                                                         Rekurs ans Bundesgericht            zeltende Tourist*innen und ausser Kont-        niedergelassen. Die Anwohner des 300-See-
                                                                                                                                                         Zwei Neuenburger*innen jeni-        rolle geratene Pfadilager angegangen wer-      len-Dorfes waren darüber alles andere als
                                                                                                                                             scher Herkunft, der jenische Verein schäft      den sollen, liegt auf der Hand – der Artikel   erfreut: Sie beklagten sich über Abfall und
                                                                                                                                             qwant und die Menschenrechtsorgani-             ist unbestritten auf die Wegweisung von        Fäkalien; Gemüsebauern fürchteten um
                                                                                                                                             sation Gesellschaft für bedrohte Völker         fahrenden Minderheiten zugeschnitten.          ihre Ernte. Eine polizeiliche Räumung des
                                                                                                                                             haben beim Bundesgericht Rekurs gegen           Dass deren Halten mit einfachem touris-        Areals gestaltete sich mangels gesetzlicher
Jährlich passieren unterschiedlichste Gruppen ausländischer Fahrender                                                                        das Neuenburger Gesetz eingereicht.             tischem «Campieren» gleichgesetzt wird,        Grundlage als äusserst kompliziert. Mit

während den Sommermonaten die Schweiz. Nur sechs offizielle                                                                                              «Das Gesetz wurde ohne Ein-
                                                                                                                                             bezug der fahrenden Minderheiten erar-
                                                                                                                                                                                             ist unter dem Gesichtspunkt des Diskrimi-
                                                                                                                                                                                             nierungsverbotes umso bedenklicher. Der
                                                                                                                                                                                                                                            dem neuen Polizeigesetz soll dies künftig
                                                                                                                                                                                                                                            erleichtert werden.
Transitplätze stehen ihnen für Durchgangshalte zur Verfügung.                                                                                beitet und gewisse Passagen verstossen          Rechtsprofessor Rainer J. Schweizer spricht                 Einschränkend wird geregelt,

Verschiedene Kantone beschliessen derweil Regelungen, die das Rasten                                                                         unserer Ansicht nach gegen bundes- und
                                                                                                                                             völkerrechtliche Vorgaben. Auch das Recht
                                                                                                                                                                                             in einem juristischen Gutachten zu besag-
                                                                                                                                                                                             tem Artikel von einer unzulässigen rechtli-
                                                                                                                                                                                                                                            dass die polizeiliche Wegweisung von Fah-
                                                                                                                                                                                                                                            renden nur dann erlaubt sein soll, wenn
auf Privatgrundstücken erheblich erschweren und Wegweisungen                                                                                 auf Rekurs wird verletzt. In anderen Kanto-     chen Gleichbehandlung.                         ein Transitplatz zur Verfügung steht. Hier

erleichtern. Alternativen in Form von offiziellen Transitplätzen sind                                                                        nen wie etwa Bern werden ähnliche Rege-
                                                                                                                                             lungen eingeführt, deshalb wollen wir die
                                                                                                                                                                                                         Wie in Neuenburg ist auch die
                                                                                                                                                                                             restriktive Berner Gesetzgebung haupt-
                                                                                                                                                                                                                                            zeigt sich aber dasselbe Problem wie im
                                                                                                                                                                                                                                            Nachbarkanton: Es gibt schlicht zu wenige.
Mangelware – obwohl die Schweiz zu deren Bereitstellung                                                                                      Rechtslage vom Bundesgericht überprü-           sächlich eine Reaktion auf einen jüngeren      Wie das Gesetz zu einer Lösung des Kon-

verpflichtet wäre.                                                                                                                           fen lassen, um hier Klarheit zu schaffen»,
                                                                                                                                             sagt Angela Mattli, Kampagnenleiterin der
                                                                                                                                                                                             Vorfall: Rund 500 ausländische Fahrende
                                                                                                                                                                                             hatten sich im Sommer 2017 in Wilerolti-
                                                                                                                                                                                                                                            fliktes um die Aufenthaltsmöglichkeiten
                                                                                                                                                                                                                                            von Fahrenden beitragen soll, bleibt offen.
                                                                                                                                             Gesellschaft für bedrohte Völker. Der fehlen-   gen auf einem Feld neben der Autobahn                       Gegen das neue Polizeigesetz
                                                                                                                                             de Einbezug der fahrenden Gemeinschaften                                                       wurde das Referendum ergriffen – unter
Mit dem «Loi sur le stationnement des com-     unklar: Mehr offizielle Aufenthaltsmöglich-    Beherbergen von Fahrenden in Landwirt-         bei einem sie betreffenden Gesetz verstosse                                                    anderem wegen besagtem Wegweisungs-
munautés nomades» (LSCN) hat der Kanton        keiten im Kanton anzubieten, wird im Ge-       schaftszonen wird privaten Grundeigen-         gegen das Rahmenübereinkommen für den           «Hauptsache, die                               artikel. Somit wird im Februar 2019 die
Neuenburg im Februar dieses Jahres ein         setz bloss als erstrebenswerte Idee in einer   tümer*innen schliesslich für höchstens         Schutz von Minderheiten. Das Neuenburger                                                       Berner Stimmbevölkerung über die po-
Gesetz erlassen, das den Aufenthalt von        generellen Absichtserklärung erwähnt.          zweimal 30 Tage im Jahr erlaubt. Das gilt      Gesetz sei als Kurzschlussreaktion zu be-       fahrenden Jeni-                                lizeiliche Behandlung von Fahrenden
Fahrenden auf Kantonsgebiet regeln soll.       Explizit wird hingegen festgehalten, dass      für Weiden ebenso wie für brachliegende        trachten: Im Jahr 2016 habe es Probleme                                                        mitentscheiden können.
Das Gesetz war im Kantonsparlament ohne        Plätze soweit möglich ausserhalb des           Felder, ungenutzte Landwirtschaftsbetrie-      mit einer Gruppe ausländischer Fahrender        schen, Sinti und
nennenswerte Opposition beschlossen            Kantons vermittelt und bereitgestellt wer-     be, Hof- oder Reitplätze.                      auf dem damals noch geöffneten Neuen-                                                                      Die Suche nach Transitplätzen
worden. Zurzeit besteht im Kanton Neu-         den sollen. Nur wenn es nicht anders geht,                  Wird irgendeine dieser Aufla-     burger Transitplatz gegeben. Die Situation      Roma kommen                                                Es ist offensichtlich, dass ge-
enburg ein einziger Transitplatz für den       sollen in Neuenburg provisorische Aufent-      gen nicht befolgt oder besteht ein überwie-    sei komplex gewesen, die Polizei involviert,                                                   setzliche Regelungen wie jene in Neuen-
befristeten Aufenthalt ausländischer Fah-      haltsmöglichkeiten geschaffen werden.          gendes öffentliches Interesse, so liegt laut   die Rechtslage unklar. «Da hat sich alles       nicht mehr. Das                                burg und Bern vor allem einen Ausbau des
render. Dieser wurde 2016 eigentlich ge-       Zudem wird im Gesetz verankert, dass nur       Gesetz ein «illegales Campieren» vor. Darauf   hochgekocht und man sagte sich: Jetzt                                                          Angebots an offiziellen Aufenthaltsmög-
schlossen, wird nun aber jeweils während       die spezifische Kategorie der Transitplätze    kann mit sofortiger polizeilicher Räumung      machen wir ein Gesetz und fertig», erklärt      war der Konsens.»                              lichkeiten für fahrende Minderheiten nach
der Sommermonate kurzfristig wieder            ausländischen Fahrenden offensteht. Die        und Wegweisung reagiert werden. Die rele-      Mattli. Das Gesetz stiess im Conseil d'Etat,
geöffnet. Das Areal bietet Platz für rund      strikte Trennung zwischen schweizeri-          vanten öffentlichen Interessen nennt das       dem Neuenburger Kantonsparlament, auf
70 Wohnwagen und ist ausgestattet mit          schen und ausländischen Fahrenden wird         Gesetz auch gleich selbst: Natur- und Was-     äusserst wenig Gegenwehr: Ein einziger
einem einzigen ToiToi-WC. Fliessend Was-       sowohl vom Europarat als auch von der          serschutz, Sicherheit, Schutz vor unlaute-     Antrag gegen die polizeiliche Wegwei-           Das Provisorium in Brügg
ser, Duschen oder Strom sucht mensch           Gesellschaft für bedrohte Völker kritisiert,   rem Wettbewerb, öffentliche Gesundheit.        sungsklausel wurde deutlich abgelehnt.
dort vergeblich. Faktisch gibt es für den      weil sie potenziell eine ablehnende Hal-       Interessen der fahrenden Gemeinschaften        «Hauptsache, die fahrenden Jenischen,
Kanton Neuenburg in Bezug auf den Auf-         tung gegenüber letzteren fördere.              bleiben dabei gänzlich unerwähnt. Schutz-      Sinti und Roma kommen nicht mehr. Das
enthalt von fahrenden Minderheiten dem-                    Als wäre das der Einschränkun-     fristen bei der Räumung oder aufschieben-      war der Konsens», kommentiert Angela
nach praktisch nichts zu verwalten. Wozu       gen noch nicht genug, werden auch private      de Wirkung bei einer Anfechtung derselben      Mattli den Gesetzgebungsprozess.
also ein ganzes neues Gesetz?                  Grundeigentümer*innen, die ihr Grund-          gibt es keine. Eine Räumung betrifft sodann                Wann ein Entscheid des Bun-
            Das LSCN weckt den Anschein,       stück freiwillig für spontane Halte zur Ver-   jeweils die ganze Gruppe Rastender – Unter-    desgerichts zu erwarten ist, wissen die Re-
raumplanerische Vorgaben zu machen –           fügung stellen möchten, mit restriktiven       scheidungen nach einzelnen Personen oder       kurrierenden nicht.
in der Tat ist es aber primär Polizeigesetz.   Regulierungen eingedeckt: Ein Beherber-        Wohnwagen sind nicht vorgesehen.
Förderung oder Unterstützung der fah-          gen von Fahrenden setzt mit dem Inkraft-                                                                  Auch Bern will wegweisen
renden Gemeinschaften findet sich darin        treten des LSCN zwingend einen schriftli-                                                                 In das Berner Polizeigesetz hat
nicht, dafür aber ein ganzes Sortiment an      chen, vom Kanton vorgegebenen Vertrag          Interessen der                                 sich im Zuge seiner Totalrevision ebenfalls
polizeilichen Kontroll- und Sanktionsmög-      voraus. Bei Ankunft der Fahrenden müs-                                                        ein Artikel eingeschlichen, der die polizei-
lichkeiten.                                    sen diese den Vertrag bei der kantonalen       fahrenden                                      liche Wegweisung von fahrenden Minder-
            Jede fahrende Gemeinschaft,        Kontrollstelle registrieren und überprü-                                                      heiten erleichtern soll. Elegant wird im
die einen Halt auf Kantonsgebiet machen        fen lassen, welche dann gleich noch eine       Gemeinschaften                                 Gesetz vermieden, die Fahrenden expli-
möchte, muss neu im Vornherein bei einem       Garantiesumme in bar einzieht. Die Dauer                                                      zit zu nennen – es geht um «unerlaubtes
Kontrollorgan vorsprechen und strengen         des Aufenthalts spielt dabei keine Rolle       bleiben gänzlich                               Campieren auf privatem und öffentlichem
Auflagen zustimmen. Wo genau dieser Halt       – eine Nacht reicht aus, um die administ-                                                     Boden». Dieses stellt neu einen legitimen
schlussendlich stattfinden soll, ist höchst    rative Maschinerie in Gang zu setzen. Das      unerwähnt.                                     Wegweisungsgrund dar. Dass damit nicht

4                                                                                                                                                                                                                                                                                    5
Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
häregluegt                                                                                                                                             häregluegt

sich ziehen müssten. Dass diesbezüglich                gen, dass ausländischen Fahrenden mit            So wehrt sich im Kanton Bern Wi-               Auch in Meinisberg, wo 2016 ein Tran-          Suche wird also von Neuem beginnen.             Fahren, auf die  reduziert. Wenn
in der gesamten Schweiz ein grosser Man-               EU-Bürgerschaft die Einreise und die ge-         leroltigen seit zwei Jahren vehement           sitplatz geplant war, stiess das Vorhaben      Der Kanton will das Problem weiterhin           die Schweiz wirklich die ganze Kultur
gel besteht, ist unbestritten. Bei den aus-            werbliche Betätigung ermöglicht werden.          gegen die Einrichtung eines offiziellen        auf offene Ablehnung von Seiten der Ge-        über dauerhaft gesicherte Transitplätze         akzeptieren und ernstnehmen würde,
ländischen Fahrenden spitzt sich die Lage                         «Behördlich ist diese Verpflich-      Transitplatzes auf seinem Gemeindege-          meinde. Die Meinisberger*innen fanden          lösen. Die zuständige Regierungsrätin           dann müsste sie von sich aus auf solche
in besonderem Masse zu, da ihnen durch                 tung heute eigentlich unbestritten – was         biet. Die Protestaktionen reichen von der      ihren eigenen Weg des Protests: Sie ver-       Evi Allemann hält auf Anfrage fest: «Der        Ideen kommen: dass Fahrende beispiels-
die Segregation zwischen Schweizer und                 fehlt, ist der politische Wille. Dieses The-     Schaffung eines Bürgerkomitees über            anstalteten ein «Solidaritätsfest» gegen       Regierungsrat geht davon aus, dass mit          weise auch Kinder haben und dass die
ausländischen Fahrenden nur ein Bruch-                 ma ist einfach zu wenig sexy. Man gewinnt        klare Nein-Voten in konsultativen Ab-          die Pläne des Kantons. Mit Bier und Brat-      der Realisierung des in Wileroltigen vor-       auch Spielplätze mögen, genau wie das bei
teil der Plätze offensteht. Magere sechs               damit keine Wahlen», konstatiert Venanz          stimmungen bis hin zum Aufhängen von           würsten wurde solidarisch der Antipathie       gesehenen Transitplatzes der Bedarf im          einem Wohnblock der Fall ist», kommen-
Transitplätze, einige davon bloss Proviso-                                                              Transparenten oder dem Bepflanzen des          gegen die ausländischen Fahrenden, die         Kanton Bern gedeckt sein wird. Lang-            tiert Venanz Nobel.
rien, bieten derzeit Haltemöglichkeiten                                                                 fraglichen Platzes mit Mais, um den Halt       bisher noch gar nie auf Gemeindegebiet         fristig bedarf es aber eines schweizwei-
für rund 110 Wohnwagen. Nach Aussage                   «Dieses Thema ist                                von Fahrenden physisch zu verunmögli-          gehalten hatten, Ausdruck verliehen.           ten Ansatzes und eines verstärkten En-                      Kein Massenphänomen
von Angela Mattli wären mindestens 10                                                                   chen. Als nach den Vorfällen im Sommer         Das Projekt scheiterte schlussendlich im       gagements des Bundes.» Mit dem Bau in                       Rund 0,3 Quadratkilometer
bis 15 ständige Transitplätze zwingend                 einfach zu wenig                                 2017 vernommen wurde, dass sich kurze          Bernischen Grossen Rat an den zu hohen         Wileroltigen soll frühestens 2022 begon-        Land, oder anders ausgedrückt: 0,01%
notwendig, um der Nachfrage gerecht zu                                                                  Zeit später erneut französische Roma auf       Kosten.                                        nen werden. Kürzlich informierte der Kan-       der planungsrechtlichen Siedlungsfläche
werden.                                                sexy.»                                           dem Areal niederlassen wollten, griffen                                                                                                       der Schweiz wären gemäss Venanz Nobel
           Die Schweiz ist denn auch                                                                    einige Bewohner*innen der Gemeinde                                                                                                            gesamtschweizerisch nötig, um das Bedürf-
nicht nur aus moralischen oder raumpla-                                                                 gemäss Medienberichten gar zu Hühner-                                                                                                         nis nach Plätzen für sämtliche Fahrenden
nerischen Überlegungen heraus zu einem                 Nobel, selber Jenischer, Mitbegründer            mist, Gülle und Betonklötzen, um das Are-      Mit Bier und Bratwürsten wurde                                                                 zu befriedigen. Genaue Zahlen der Anzahl
ausreichenden Angebot an Transitplätzen                des Vereins schäft qwant und langjähriger        al zu verbarrikadieren. Hinnerk Semke, Ge-                                                                                                    ausländischer Fahrender, die jährlich die
angehalten – sie ist dazu verpflichtet. Die            Aktivist für die Anliegen der Jenischen.         meindepräsident von Wileroltigen, betont,      solidarisch der Antipathie gegen die                                                           Schweiz passieren, sind schwer zu finden.
Grundrechte gewährleisten Schutz und                   Ob aus mangelndem politischem Willen,            dass ihm keine Vorfälle mit Fäkalien vertei-                                                                                                  Schätzungen gehen davon aus, dass sich
Anerkennung der fahrenden Lebenswei-                   Platzmangel oder unklar verteilten Kom-          lenden Einheimischen bekannt seien. Er         ausländischen Fahrenden Ausdruck                                                               in den Sommermonaten jeweils zwischen
se. Die Rechtsprechung des Bundesge-                   petenzen – klar ist, dass die Schweiz enor-      sieht die drastischen Reaktionen in seiner                                                                                                    500 und 800 und in Spitzenzeiten bis zu
richts sowie des Europäischen Gerichts-                me Schwierigkeiten hat, ihren Verpflich-         Gemeinde durch die Dynamik der konkre-         verliehen.                                                                                     1'500 Wohnwagen ausländischer Fahren-
hofs für Menschenrechte proklamiert seit               tungen nachzukommen. Verschiedene                ten Situation begründet: «Wir wurden vom                                                                                                      der in der Schweiz befinden. Fakt ist: Aus-
Jahren die Verpflichtung der Behörden,                 Akteur*innen auf Gemeinde-, Kantons-             Kanton alleingelassen und hatten keine                                                                                                        ländische Fahrende sind kein Massenphä-
die räumlichen Bedürfnisse der Fahren-                 und Bundesebene spielen sich den Ball            Möglichkeit, etwas gegen die Fahrenden         Ein erfrischend anderer Wind weht da-          ton Bern deshalb über Pläne, auf dem Areal      nomen.
den in die Raumplanung zu integrieren.                 gegenseitig zu. Wo auch immer die Schaf-         zu unternehmen.» Als der Regierungsrat         gegen in Brügg, dank seiner Lage im            der Vollzugsanstalt Witzwil einen nächsten                  Dass ein ausreichendes Ange-
Auch das schweizerische Kulturförde-                   fung eines Transitplatzes konkret zum            endlich aktiv wurde, habe er durch die         Seeland ebenfalls beliebter Durchgangs-        provisorischen Transitplatz zu eröffnen.        bot an Möglichkeiten für legale und geregel-
rungsgesetz enthält diese Verpflichtung.               Thema wird, stösst das Vorhaben auf heftige      Ankündigung eines definitiven Platzes          ort für ausländische Fahrende. Als ers-        Auch in der Gemeinde Gampelen, zu der           te Durchgangshalte sowohl den fahrenden
Darüber hinaus muss die Schweiz gemäss                 Gegenwehr von Seiten der betroffenen             nicht zur Klärung, sondern zur Eskalation      te Gemeinde im Kanton Bern hat sich            die Vollzugsanstalt gehört, regt sich bereits   Gemeinschaften als auch den umliegen-
dem Freizügigkeitsabkommen dafür sor-                  Gemeinden.                                       der Situation beigetragen.                     Brügg freiwillig zur Verfügung gestellt,       jetzt erster Widerstand.                        den Anwohner*innen dient, scheint nahe-
                                                                                                                                                       einen provisorischen Transitplatz zu eröff-                 Ein Blick über die Landesgren-     liegend, denn nur wenn auf einem Platz
                                                                                                                                                       nen. Im vergangenen Sommer bot das Areal       zen hinaus zeigt, dass die Schweiz sich         überhaupt Regeln gelten, können Verstösse
Mit Einrichtung des Provisoriums wurden auf allen anderen Plätzen in Brügg Verbotsschilder angebracht
                                                                                                                                                       zwischen Autobahn und Industrie erstmals       schwerer tut als beispielsweise Frankreich:     auch sanktioniert werden. Dass trotzdem
                                                                                                                                                       offiziell Platz für 21 Wohnwagen. Die Regeln   Dort ist jede Gemeinde mit mehr als 5'000       verschärfte Polizeigesetze statt geregelter
                                                                                                                                                       waren von der Gemeinde klar festgelegt:        Einwohner*innen gesetzlich dazu verpflich-      Verhältnisse geschaffen werden, spricht für
                                                                                                                                                       Ausweiskontrolle, Einzug der Miete in bar,     tet, einen Platz für fahrende Minderheiten      eine gewisse Überforderung und ist wohl
                                                                                                                                                       klares Platzreglement. Die Kontrolle er-       zur Verfügung zu stellen. Dieses Gesetz sei     Ausdruck eines tieferliegenden Unbehagens
                                                                                                                                                       folgte durch eine Gruppe freiwilliger Brüg-    zwar in der Realität nicht immer explizit       gegenüber der nicht-sesshaften Lebenswei-
                                                                                                                                                       ger*innen sowie den Gemeindepräsidenten        so umgesetzt, doch sei Frankreich definitiv     se: Der Schweiz sind die Fahrenden suspekt
                                                                                                                                                       selbst. «Von Anfang an wurde das Vorhaben      auf einem anderen Level als die Schweiz,        – zumindest, wenn sie nicht nur fahren, son-
                                                                                                                                                       in Brügg eng begleitet durch einen Media-      betonen Angela Mattli und Venanz Nobel.         dern auch noch halten. text: jana schmid ,
                                                                                                                                                       tor, der selbst zur Gemeinschaft der Sinti     So unterscheide sich in Frankreich ne-          david burgherr; bild: davide della porta
                                                                                                                                                       und Roma gehört.», erklärt Angela Mattli,      ben der Anzahl vor allem die Infrastruktur
                                                                                                                                                       «Wir hoffen, dass das Schule macht.» Die Ge-   der Plätze deutlich von der Schweiz. Viele
                                                                                                                                                       genwehr in der Bevölkerung war denn auch       Plätze seien beispielsweise mit Waschma-
                                                                                                                                                       gering, und die Erfahrungen des vergange-      schinen, Kinderspielplätzen oder Werkstät-                Fakt ist:
                                                                                                                                                       nen Sommers durchwegs positiv. Der einzi-      ten ausgestattet. Über solche Dinge wird in
                                                                                                                                                       ge Haken an diesem Märchen: Das Projekt        der Schweiz noch nicht einmal diskutiert             Ausländische
                                                                                                                                                       ist befristet auf zwei Jahre. Im Herbst 2019   – selbst grundlegende Infrastruktur wie
                                                                                                                                                       wird der Platz seine Tore wieder schliessen    sanitäre Anlagen und Wasseranschlüsse                   Fahrende
                                                                                                                                                       und Brügg nach eigenem Dafürhalten seine       ist keine Selbstverständlichkeit. Hierzu-
                                                                                                                                                       Dienste getan haben. Andere Gemeinden          lande geht es vorderhand um die einfache        sind kein Massen-
                                                                                                                                                       seien dann an der Reihe. Eine langfristige     Bereitstellung von Haltemöglichkeiten auf
                                                                                                                                                       Lösung kommt für Brügg nicht in Frage. Die     ungenutzten Arealen. «Es wird alles auf das           phänomen.

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Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
häregluegt                                                                                                                                             driguslet

                                                                                                                                                       twinkle, twinkle,
                                                                                                        Kommentar

                                                                                                        Fahrende Minderheiten kämpfen in der
                                                                                                        Schweiz nach wie vor um Anerkennung.
                                                                                                        In letzter Zeit scheint sich die Lage gar zu
                                                                                                        verengen: Gemeinden wehren sich mit

                                                                                                                                                       all the stars
Evi Allemann                                        Venanz Nobel
Zuständige Regierungsrätin Kanton Bern              Jenischer, Mitbegründer des Vereins schäft qwant,   Händen, Füssen, Mais und baulichen
                                                    Mitglied der Eidg. Kommission gegen Rassismus       Massnahmen dagegen, Fahrenden einen
«Die grösste Herausforderung besteht                                                                    Platz zu bieten. Die Kantone wiederum
darin, eine Gemeinde zu überzeugen, auf ih-         «In den meisten Kantonen ist das Bedürf-            reagieren auf den Missmut der Kommunen
rem Gebiet einen Transitplatz bereitzustel-         nis nach Plätzen für Fahrende heute in              mit halbausgegorenen Gesetzen. Auffal-
len. Ausländische Fahrende sind teilweise           die Richtpläne aufgenommen. Das ist ein             lend scheint dabei, dass sich die Legislati-
in grossen Gruppen unterwegs, was zu grös-          hehres Ziel, doch das Problem liegt bei             ven hierzulande nicht ausgiebig mit der
seren Belastungen führen kann. Der Wider-           der Umsetzung. Es sind viele verschiedene           Thematik auseinandersetzen mögen.
stand in der Bevölkerung beruht allerdings          Akteure, die sich die Aufgabe wie eine heisse       Stattdessen wird herumgedruckst und in                          In der letzten Ausgabe der bsz regnete es Sternchen. Mehr
auch auf latenten Vorurteilen, die durch
die oftmals negative Berichterstattung in
                                                    Kartoffel hin und her schieben. Auch in
                                                    Volksabstimmungen spiegeln sich Vorur-
                                                                                                        den Bestimmungen finden sich am
                                                                                                        Ende höchstens blosse Lippenbekenntnis-
                                                                                                                                                                        oder weniger unauffällig rutschten sie in Wörter wie
den Medien befördert werden. Die Prob-              teile und Unkenntnis über die wahren Ver-           se, meist entpuppen sie sich jedoch als                         «Versicherungslobbyist*innen» oder «Freizeitrevoluzzer*innen»
lematik lässt sich nur mittels Schaffung
von langfristig gesicherten Transitplätzen
                                                    hältnisse, verknüpft mit latentem Rassis-
                                                    mus, wider. Hier liegt aber ein strukturel-
                                                                                                        Ausweitungen von Repressionsmöglich-
                                                                                                        keiten. Um das Zusammenspiel von
                                                                                                                                                                        (gesehen im Editorial). Warum wir uns für die Sternchen
lösen. Die Erfahrungen in anderen Kanto-            les Problem: Interessen von Minderheiten            Behörden und fahrenden Minderheiten                             entschieden haben, erklären wir in diesem Artikel.
nen sowie mit dem provisorischen Transit-           lassen sich mit demokratischen Mitteln              klar und effektiv zu regeln, müssten die
platz in Brügg zeigen, dass mit offiziellen         kaum erfüllen. Hinzu kommt eine Stigma-             Gesetzgeber schon beim Ausarbeiten der
Plätzen ein geregelter Betrieb sichergestellt       tisierung ausländischer Fahrender in den            Erlasse mit den Betroffenen zusammenar-
werden kann und illegale Spontanhalte               Medien. Das Vorurteil der mangelnden                beiten. Wie das Beispiel Neuenburg zeigt,      Warum gendern?                                  wider. Und obwohl uns in zahlreichen           Programmiersprache steht das Sternchen
vermieden werden können.»                           Hygiene hat sich in den Köpfen festgesetzt.         geschieht dies leider nicht.                   Wahrscheinlich haben mittlerweile die           Lebenssituationen eine klare Einteilung        für eine beliebige Anzahl an Buchstaben,
                                                    So entsteht ein schräger Diskurs zwischen           Das Ganze lässt sich als Symptom einer         meisten davon gehört, dass das generi-          von «Mann» und «Frau» in ein binäres Sys-      während der Unterstrich einen Zwischen-
                                                    Tatsachenbehauptungen, Nationalismus,               Entwicklung lesen, die seit einigen Jahren     sche Maskulin nicht das Gelbe vom Ei ist.       tem eingebläut wird – beispielsweise in        raum schaffen soll. Ferner gibt es zahlrei-
                                                    schweizerischem  und              Einzug in zahlreiche gesellschaftliche         Viele Studien zeigen, dass Frauen im All-       den Statistikvorlesungen der Uni Bern –        che Nischenvorschläge, beispielsweise der
                                                    offenem Rassismus. »                                Institutionen hält: Was als bürgerlicher       tagsgebrauch nicht mitgedacht werden,           greift diese Einteilung zu kurz (siehe Box).   dynamische Unterstrich, der innerhalb
                                                                                                        Konsens gilt, verengt sich stetig. Alles,      wenn nur die männliche Form verwendet                                                          eines Worts wandert (die Repor_terinnen).
                                                                                                        was dem Ideal des bürgerlichen Lebens          wird. Stattdessen immer die weibliche und                  Warum Sternchen?                    Dahinter steht die Kritik am oben genann-
                                                                                                        ärger zuwider geht als erwünscht, wird         männliche Form auszuschreiben oder das                     Zahlreiche Schreibweisen ver-       ten statischen Unterstrich, dieser zemen-
Angela Mattli                                                                                           verdrängt, unter den Teppich gekehrt,          Binnen-I zu verwenden, wie bis anhin die        suchen, die Vielfalt der Geschlechter zu be-   tiert die Trennung zwischen der weibli-
Kampagnenleiterin Minderheiten & Diskriminierung,                                                       unsichtbar gemacht und als unmoralisch         bsz, ist ebenfalls nicht der Weisheit letzter   rücksichtigen. Am bekanntesten sind das        chen und der männlichen Form und stellt
Gesellschaft für bedrohte Völker                                                                        dargestellt. Es ist an der Zeit, dieser        Schluss. Denn ein Binnen-I spiegelt nur die     Sternchen und der Unterstrich (die Repor-      dadurch die Binarität der Geschlechter
                                                                                                        Engstirnigkeit entgegenzutreten, am            binären Geschlechter «Mann» und «Frau»          ter*innen bzw. die Reporter_innen). In der     nicht infrage. Der dynamische Unterstrich
«Das Ziel sollte sein, Plätze für alle fahren-      Hinnerk Semke                                       besten mit der Anerkennung der fahrenden                                                                                                      soll zum Ausdruck bringen, dass es keinen
den Jenischen, Sinti und Roma zu schaffen,          Gemeindepräsident Wileroltigen                      Minderheiten als Teil dieser Gesellschaft                                                                                                     festen Ort gibt, an dem die Grenze zwi-
egal ob schweizerische oder ausländische,                                                               und Partner*innen auf Augenhöhe in den                                                                                                        schen «Mann» und «Frau» verläuft. Aller-
mit klaren und fairen Reglementen. In der           «Bezüglich des geplanten Transitplatzes in          Verhandlungen um Gesetze, die sie                 inter und trans                                                                             dings werden die Wörter dadurch schwerer
Schweiz sind aber sowohl die Anzahl Plät-           unserer Gemeinde bin ich zwiegespalten:             betreffen. nop                                                                                                                                lesbar. Eine andere Variante ist der Dop-
ze als auch deren Infrastruktur sowie die           Einerseits sehe ich ein, dass der Regie-                                                              Neben Mann und Frau gibt es diverse weitere Geschlechter. Unterschieden werden              pelpunkt, der die Durchlässigkeit zwischen
bürokratischen Hürden sehr problema-                rungsrat einen klaren Auftrag des Bundes-                                                             die Begriffe inter (oder intergeschlechtlich, intersexuell) und trans (oder transident,     Mann und Frau symbolisieren soll (die Re-
tisch. Eigentlich sind fahrende Jenische,           rats hat, entsprechende Plätze zu suchen.                                                             transgender). Intergeschlechtliche Menschen können aufgrund von genetischen,                porter:innen).
Sinti und Roma die am besten kontrol-               Andererseits ist es störend, dass man als                                                             anatomischen, hormonellen oder anderen körperlichen Merkmalen nicht klar als                            Wir haben uns für das Stern-
lierten Minderheiten in der Schweiz. Es ist         Gemeinde wenig Mitspracherecht hat und                                                                männlich oder weiblich eingeordnet werden. Trans-Menschen können meist nach                 chen entschieden, da es verglichen mit
unverständlich, weshalb es solche Gesetze           nicht darüber abstimmen kann. Zudem                                                                   der Geburt klar zugeordnet werden, merken allerdings früher oder später, dass die-          den Nischenvorschlägen schon relativ
braucht. Das Ganze ist auch ein historisch          sind wir ein zu kleines Dorf für eine grös-                                                           se Zuordnung für sie nicht passt. Ein Grossteil der Trans-Menschen identifiziert            verbreitet ist und uns die Ästhetik des
gewachsenes Problem. Die Thematik wur-              sere Anzahl Fahrender. Deshalb können                                                                 sich binär (eine Person wurde nach der Geburt als Mann zugeordnet, identifiziert            Sternchens gefiel. Die Lesbarkeit spielte,
de viel zu wenig aufgearbeitet, sie ist nicht       wir uns einen definitiven Transitplatz auf                                                            sich aber als Frau, und umgekehrt). Manche trans-Menschen identifizieren sich als           gerade im Vergleich mit dem dynamischen
im Bewusstsein der Menschen und das                 unserem Gemeindegebiet nicht vorstellen.                                                              non-binär (oder nicht-binär), sind also zwischen oder ausserhalb der Kategorien             Unterstrich, ebenfalls eine Rolle. Aus-
spiegelt sich in der Politik wider: Es ist          Für eine provisorische Lösung würden wir                                                              «Mann» und «Frau». Nichts zu tun haben diese Begriffe mit der sexuellen Orientie-           serdem schliesst das Sternchen im Ge-
eine Politik der Abwehr und nicht eine der          aber durchaus Hand bieten, weil dann jede                                                             rung sowie mit Kunstformen wie Drag.                                                        gensatz zum Unterstrich nicht nur Leute
Offenheit im Hinblick auf die Minderhei-            Gemeinde einen Beitrag leisten würde.                                                                                                                                                             ein, die sich zwischen «Mann» und «Frau»
ten der Jenischen, Sinti und Roma.»                 Das wäre für uns die beste Alternative.»                                                                                                                                                          verorten, sondern auch Menschen, die diese

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Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
inägspienzlet                                                                                                                               es gchäär

                                                                                                                                            Sie isch vom
                                                                                                                                            Amt ufbotte gsy  «Vom Iigang, d'Schtäge uf, und de nach rächts het sie sech
                                                                                                                                                             gwändet, isch dür'ne länge Gang, de wider rächts und de
                                                                                                                                                             graduus, de zrügg, und wider links, bis wo der Korridor het
                                                                                                                                                             gändet, de wider zrügg und gradus witer – meh und meh
                                                                                                                                                             konfus.» In einer schwierigen Situation wandte sich meine
                                                                                                                                                             Freundin an den Sozialdienst. Es war der Beginn einer
                                                                                                                                                             Odyssee, wie sie Mani Matter schon besang.

                                                                                                                                            «Entschuldigen Sie bitte», spreche ich die     ten Situation werden. Stattdessen folgte      nur noch im Kreis zu drehen. Wenn das
                                                                                                                                            Frau vom Schalter an, die gerade durch         ein administrativer Spiessrutenlauf, der      geschieht, schafft sie es nicht, aus dem
                                                                                                                                            eine Tür in den Warteraum getreten ist.        mich dazu veranlasst hat, diesen Artikel zu   Bett zu kommen. Sie sagt, dass die Proble-
                                                                                                                                            «Wir haben gleich einen Termin und ich         schreiben.                                    me sie erdrücken. Sofern sie am Nachmit-
                                                                                                                                            müsste noch ein Dokument ausdrucken                                                          tag aufsteht, nimmt sie sich viel vor, aber
                                                                                                                                            und ein weiteres kopieren...». «Hier kön-                 Probleme über Probleme             bringt nichts zustande. Dadurch fühlt sich
                                                                                                                                            nen Sie nicht drucken», unterbricht sie                   Seit über fünf Jahren ist al-      noch schlechter. Also räumt sie ihr Zim-
                                                                                                                                            mich. «Ok. Aber ich müsste auch noch ein       les, was ich Amélie wünsche, eine kurze       mer auf, manchmal mehrmals pro Wo-
                                                                                                                                            Dokument kopieren. Und da hinten steht         Verschnaufpause von ihren Problemen.          che. Und trotzdem habe ich ihr Zimmer
                                                                                                                                            ein Kopierer, über dem ein Schild mit der      Stattdessen wechseln sich die Probleme        noch nie in einem ordentlichen Zustand
                                                                                                                                            Aufschrift  hängt. Der       ab, wenn es darum geht, ihr Kopfzerbre-       gesehen. Bei der Niedergeschlagenheit
                                                                                                                                            Kopierer ist am Strom angeschlossen, lässt     chen zu bereiten. Mal dringt das eine         von Amélie handelt es sich um ein neues
                                                                                                                                            sich aber nicht anschalten», erkläre ich ihr   an die Oberfläche, dann das andere. Je        Problem. Eine Art Resignation ab dem jah-
                                                                                                                                            mein Anliegen. Sie schaut mich kurz an         nach Situation lösen sie sich ab oder         relangen Kampf gegen die nie endenden
                                                                                                                                            und sagt dann: «Kopieren können Sie nur        verstärken sich gegenseitig. Wenn sich        Existenznöte und familiären Schwierigkei-
                                                                                                                                            am Morgen.» Dann geht sie weiter. Da ist es    alle Probleme gleichzeitig bemerkbar          ten. Ich bin mir noch nicht sicher, ob die-
                                                                                                                                            wieder: Dieses Gefühl von Ohnmacht. Mir        machen, werden sie zu einem unüber-           ses Problem mit den anderen zusammen
                                                                                                                                            kommt nicht ein vernünftiger Grund für         windbaren Berg, einem Tunnel ohne             verschwinden würde, oder ob es schon ein
                                                                                                                                            diese Regel in den Sinn. Trotzdem weiss ich,   Ende oder einem Waldbrand mit unzäh-          Eigenleben führt. Aber was bringt diese
                                                                                                                                            dass Nachfragen nichts bringt. «Das ist halt   ligen Brandherden. Dann springen die          Frage schon? Solange die anderen Prob-
                                                                                                                                            so», «Das habe nicht ich entschieden», «Das    Gedanken von Amélie von einem Prob-           leme da sind, lässt sie sich sowieso nicht
Einteilung als solche für sich ablehnen                     Ist das wirklich wichtig?        ohne medizinische Gründe kurz nach der         steht im Dokument, das Sie erhalten ha-        lem zum anderen, um sich schliesslich         beantworten.
und Geschlecht als soziales Konstrukt er-                   Die Frage mag aufkommen,         Geburt operiert werden, was deren Men-         ben», lauten die Antworten, die keine sind.
achten. Diese Idee gefiel uns.                  ob angesichts von verschiedenen Diskri-      schenrechte verletzt.                          Manchmal gibt es noch einen bedauernden
                                                minierungen im Alltag die Sprache ein                     Die Sprache allein wird es also   Blick dazu, nämlich wenn die Person den
            Was ist mit den Frauen?             dringendes Problem ist. Minderheiten         nicht richten. Um Geschlechterrollen           Sinn einer Weisung selbst nicht nachvoll-
            Wer sich in die Tiefen des Inter-   sprachlich zu berücksichtigen ist wichtig,   aufzubrechen, den Zwischen- und Aus-           ziehen kann. Ich habe das Gefühl, ein Spiel
nets vorwagt, wo gendergerechte Sprache         weil es deren Sichtbarkeit erhöht und ein    senräumen mehr Platz zuzugestehen und          zu spielen, bei dem meine Spielpartner*in-
diskutiert wird, trifft auf Skeptiker*innen.    Anfang für grundlegende Veränderungen        Ungleichheiten zu beseitigen, braucht es       nen nach Belieben neue Regeln erfinden,
Mit der ganzen Debatte um die Sternchen,        sein kann. Noch gibt es diverse Ungleich-    mehr als ein paar Sternchen im univer-         um mich dann immer auf ein neues Regel-
die schlussendlich einer Minderheit die-        heiten zwischen Geschlechtern, beispiels-    sitären Kontext. Aber Sternchen sind zu-       buch zu verweisen. Wer hätte da noch Lust,
nen, gehe die Sichtbarkeit der Frauen ver-      weise bezüglich Lohn oder der Verein-        mindest ein Anfang, weil sie eine Debatte      mitzuspielen? Aber zum Spielen sind wir
loren, argumentieren manche. Der aufge-         barkeit von Familie und Beruf. Über die      auslösen. Ausserdem zeigen sie den Stern-      sowieso nicht da. Heute ist der erste Ter-
regten Debatte würde etwas Gelassenheit         Diskussion darf nicht vergessen werden,      chen unter uns, dass sie wahrgenommen          min von Amélie* beim Sozialdienst Bern,
guttun. Schliesslich ist die Idee von oben      dass in der Schweiz noch heute Kinder mit    werden. Also an alle Sternchen da draus-       einen Monat, nachdem wir mit der Anmel-
genannten Schreibweisen, alle zu inkludie-      Genitalien, die nicht eindeutig als männ-    sen: Wir haben euch gesehen. text: alexis      dung begonnen haben. Die Anmeldung
ren, ohne neue Hierarchien zu schaffen.         lich oder weiblich einzuordnen sind,         strähl, illustration: nico schmezer            sollte der erste Schritt aus ihrer vertrack-

10                                                                                                                                                                                                                                                                                11
Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
es gchäär                                                                                                                                  Kapiteltitel

                                                 Wenn sich alle Probleme gleichzeitig                                                                                                                                                     kubinat sind, noch Kinder haben und fak-

                                                   bemerkbar machen, werden sie zu                                                                                                                                                        tisch getrennt sind. Helfe ich ihr hingegen
                                                                                                                                                                                                                                          nicht, damit an ihrer Bedürftigkeit auch ja

                                                einem unüberwindbaren Berg, einem                                                                                                                                                         keine Zweifel entstehen, überlasse ich sie
                                                                                                                                                                                                                                          komplett ihrer Misere, bis es zu einer Ent-

                                                 Tunnel ohne Ende oder einem Wald-                                                                                                                                                        scheidung kommt – und die lässt auf sich
                                                                                                                                                                                                                                          warten. Doch wer kann einem Menschen

                                                 brand mit unzähligen Brandherden.                                                                                                                                                        in einer solchen Situation zusehen, ohne
                                                                                                                                                                                                                                          helfen zu wollen? Besonders, wenn man
                                                                                                                                                                                                                                          die Person kennt und sie einem am Herzen
                                                                                                                                                                                                                                          liegt? Ausserdem hätte Amélie ohne diese
Ende Juli dieses Jahres haben sich die Pro-   WG in Biel überhaupt nicht wohl. Bevor sie    freien Wochentage für ihre andere Arbeit.                                                                                                     Nothilfe nicht einmal die Kraft, das Ver-
bleme einmal mehr angestaut. Sie mit all      dorthin gezogen war, wohnte sie für einige    Mit ihrem Lohn öffnete Amélie Rechnun-                                                                                                        fahren fortzuführen. Als ich Mitte August
ihren Ursachen und Zusammenhängen             Monate bei mir, weil sie sich keine Miete     gen, Mahnungen und Betreibungen schon                                                                                                         sehe, dass sie von all den Anforderungen
ausführlich zu beschreiben, sprengt den       leisten konnte. Da zwischen uns unklar ist,   gar nicht mehr, sie verschwanden im Cha-                                                                                                      komplett entmutigt ist, schlage ich ihr vor,
Rahmen dieses Erfahrungsberichtes. Hier       ob und wie es weitergehen soll, zog sie im    os ihres Zimmers. Hilfe suchte sie sich        welche Unterstützung Amélie denn               wie Kontoauszüge, Lohnabrechnungen,             gemeinsam die Dokumente zusammenzu-
soll es nur um die finanziellen Probleme      Mai dieses Jahres aber wieder aus.            schon seit Langem keine mehr. Einerseits       Anspruch hätte und bot ihr an, sie zum         der Mietvertrag, die Betreibungen, die letzte   stellen und sie bis zum Ende des Verfah-
gehen. Einerseits betreffen sie alle ande-                Aber nun zu den finanziellen      aus Unwissen, dass und wo sie Anspruch         Sozialdienst zu begleiten.                     Steuerveranlagung, die Krankenkassenprä-        rens zu begleiten.
ren Probleme, andererseits haben sie über     Problemen: Das obligatorische Master-         darauf hätte, andererseits aufgrund nega-                                                     mie und -rechnungen oder Arbeitsverträge
die Jahre wohl die meisten Spuren hinter-     praktikum in einem Berner Museum gefiel       tiver Erfahrungen in der Vergangenheit.                     27. Juli – Ein erster Schritt     und -zeugnisse. Dass Amélie auch noch die
lassen, in sozialer als auch psychischer      Amélie sehr, war aber anstrengend. Vor al-    Das einzige Mal, als sie sich während                       Am 27. Juli gehen wir gemein-     Scheidungsurkunde ihrer Eltern einrei-
Hinsicht. Ganz ohne Kontext geht es aber      lem half es ihr, die finanziellen Probleme    einer akuten Notlage an einen Sozial-          sam zum Sozialdienst Bern. Zuvor haben         chen soll, mutet komisch an. Weder kann         Nicht nur Amélies
nicht, deshalb fasse ich Amélies Situati-     eine Zeitlang zu verdrängen. Gelöst waren     dienst wandte, wurde ihr gesagt, als Stu-      wir uns überlegt, an welchen Sozialdienst      ihre Mutter sie unterstützen, noch hat sie
on kurz zusammen. Zu den finanziellen         sie aber nicht. Der Praktikumslohn reich-     dentin müsse sie Stipendien beantragen.        wir uns am besten wenden. Amélie hatte         Kontakt zu ihrem Vater. Und vor allem ist          Gedanken und
Problemen gesellten sich noch weitere:        te nicht aus, um ihre laufenden Ausgaben      Das stimmt zwar. Was aber auch stimmt,         ihre Schriften noch in Bern, war also an       Amélie dreissig Jahre alt. Trotzdem muss
Die familiär bedingten Sorgen nahmen          zu decken. Ihrem anderen Job konnte sie       ist, dass Sozialdienste dazu verpflichtet      meiner Adresse gemeldet und arbeitete          sie die finanziellen Verhältnisse ihrer Mut-     ihr Zimmer sind
im August neue Dimensionen an, Amélie         in dieser Zeit kaum nachgehen, ausser         sind, Überbrückungshilfe zu leisten. Als       hier. Tatsächlich wohnte sie in Biel. Da die   ter auch noch offenlegen.
litt wegen ihres Studiums unter grossen       sie musste am Wochenende im Museum            sie nämlich 2013 Stipendien beantragte,        Wohnsituation in Biel aber provisorisch war                Nachdem wir den Sozialdienst          chaotisch, auch
Versagensängsten und fühlte sich in ihrer     arbeiten. In diesem Fall nutzte sie ihre      bekam sie erst nach mehreren prekären          und jeder weitere administrative Schritt wie   verlassen haben, atmet Amélie auf, bedankt
                                                                                            Monaten eine negative Entscheidung mit         die Abmeldung in Bern und Anmeldung in         sich und meint, dass sie nun alleine wei-          mit den Doku-
                                                                                            dem Angebot, ein zinsloses Darlehen auf-       Biel sie entmutigte, beschlossen wir, uns      termachen könne. Jedes Mal, wenn sie
                                                                                            zunehmen, für welches sie derzeit betrieben    an den Sozialdienst Bern zu wenden – Eine      etwas Mut schöpft, bin ich erleichtert. Da-       menten sieht es
                                                                                            wird. Wenn ich ihr jeweils half, schämte sie   Entscheidung, die wir in den nächsten          bei hätte ich es besser wissen müssen. In
                                                                                            sich abgrundtief, egal wie sehr ich ihr zu     Monaten noch einige Male bereuen wür-          den nächsten Wochen sehen wir uns etwas          nicht besser aus.
                                                                                            erklären versuchte, dass auch ich für mei-     den. Am Schalter weist sich Amélie aus         weniger. Amélie wird mit weiteren famili-
                                                                                            nen Lebensunterhalt von meinen Eltern          und wir erklären kurz ihre Situation. Dar-     ären Schwierigkeiten konfrontiert, hat gar
                                                                                            abhängig war und sie für ihre Situation ja     aufhin muss sie Formulare zu ihrer finan-      kein Geld mehr und kann wegen mangeln-                     23. August – Arbeitslosigkeit
                                                                                            nichts könne. Dass es zwischen uns nicht       ziellen Situation ausfüllen und schriftlich    dem Arbeitsbedarf nur ein- bis zweimal die                 schafft Arbeit
                                                                                            mehr gut lief, machte es in der letzten Zeit   erklären, weshalb sie Sozialhilfe beantragt.   Woche arbeiten. Um von Biel zur Arbeit in                  Nicht nur Amélies Gedanken
                                                                                            verständlicherweise noch schwieriger für       Anschliessend wird ihr eine Liste mit          Bern zu gelangen, muss sie schwarzfahren        und ihr Zimmer sind chaotisch, auch mit
                                                                                            sie, Hilfe anzunehmen, so sehr wir versu-      Dokumenten ausgehändigt, die sie einrei-       und wird einmal dabei erwischt.                 den Dokumenten sieht es nicht besser aus.
                                                                                            chen, diese Dinge zu trennen. Gleichzeitig     chen muss. Da sie gerade ihr Praktikum                     Immer wieder gebe ich ihr et-       Sie müssen zuerst gefunden oder angefor-
                                                                                            schien sie selbst keinen Ausweg aus ihren      beendet hat, einer Arbeit nachgeht und         was Bargeld für das Nötigste. Dass ich ihr      dert werden. Am 23. August verbringen wir
                                                                                            Problemen mehr zu sehen. Und so rutsch-        studiert, ist die Liste besonders lang. Denn   kein Geld überweise, hat damit zu tun, dass     einen halben Tag damit, alles zusammen-
                                                                                            te sie nach dem Wegfall des Praktikums         das Subsidiaritätsprinzip verlangt, dass sie   das vom Sozialdienst so aufgefasst würde,       zutragen und zu kopieren. Schliesslich
                                                                                            langsam in einen depressiven Zustand ab.       alle anderen potentiellen Ansprüche auf        dass ich willens und fähig bin, sie zu unter-   fehlt uns nur noch die Anmeldung beim
                                                                                            Zu diesem Zeitpunkt konnte sie seit drei       Unterstützung abklärt, bevor sie sich an den   stützen. Das ist paradox: Helfe ich ihr, ihre   RAV in Bern. Dort angekommen, wartet
                                                                                            Monaten ihre Krankenkassenprämie nicht         Sozialdienst wendet. Das bedeutet in ihrem     grundlegendsten Bedürfnisse bis zur Ent-        die nächste Flut an Anweisungen: Abge-
                                                                                            mehr bezahlen, hatte Mietrückstände, ein       Fall konkret, dass sie Stipendien beantra-     scheidung zu decken – und damit meine ich       sehen von einem Formular zum letzten
                                                                                            gesperrtes Mobilabonnement und wurde           gen und sich beim RAV und der Arbeitslo-       nicht einmal die Miete oder die Kranken-        Anstellungsverhältnis und dem Beginn
                                                                                            vom kantonalen Steueramt und der Kran-         senkasse anmelden muss, auch wenn ihr          kassenprämie, sondern, dass sie zu Essen        der Arbeitslosigkeit, einem kompletten
                                                                                            kenkasse betrieben. Hinzu kamen weitere        letzter Stipendienantrag abgelehnt wurde       hat und nicht gezwungen ist, schwarzzu-         Bewerbungsdossier und den ehemaligen
                                                                                            unbezahlte Rechnungen wie die Imma-            und sie laut der Person am Schalter wegen      fahren – wird das als Unterstützung aufge-      und aktuellen Arbeitsverträgen und -zeug-
                                                                                            trikulationsgebühren, die ungeöffnet in        der Höhe ihrer Praktikumslöhne kaum Geld       fasst und der Sozialdienst könnte die Hilfe     nissen, die wir dem RAV abgeben, muss
                                                                                            ihrem Zimmer herumlagen. Also erkun-           von der Arbeitslosenkasse erhalten wird.       verweigern. In diesem Fall wäre sie von mir     Amélie für die Arbeitslosenkasse von allen
                                                                                            digte ich mich in meinem Umfeld, auf           Dazu kommen die üblichen Dokumente             abhängig, obwohl wir weder in einem Kon-        Arbeitgebern der letzten zwei Jahre eine

12                                                                                                                                                                                                                                                                                  13
Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
es gchäär                                                                                                                                      es gchäär

                                                                                                Einige Tage später erhalte ich einen Brief.                6. September – Nach der kalten      sitive bedeutete eine kurze Erleichterung,      len und persönlichen Striptease aber gar
                                                                                                Mit Abklärungen meinte der Sozialarbeiter,                 Schulter der warme Empfang          einen kleinen Schritt vorwärts. Danach          nicht mehr vorstellen, was Amélie hätte
                                                                                                dass ich ein Formular zu meiner finanziel-                 Bei unserem ersten Termin           müssen wir uns immer noch mit den               verbergen können. Hätte sie noch was auf
                                                                                                len Situation ausfüllen und meine letzte       beim Sozialdienst Bern werden wir von           Schulden, der Jobsuche, dem Studium             Offshore-Konten gehabt, hätten wir uns
                                                                                                Steuerveranlagung, eine Immatrikulati-         Frau Engerer* empfangen. Es ist das erste       und psychologischer Hilfe auseinander-          dieses Verfahren gespart.
                                                                                                onsbestätigung, Lohnausweise und eine          Mal, dass Amélie ihre Situation ausführ-        setzen, ganz zu schweigen von den fami-                     Ich erkundige mich bei Frau
                                                                                                Deklaration einreichen muss, wonach            lich darlegen kann. Frau Engerer ist em-        liären Problemen. Und dann vielleicht           Engerer, ob Amélie einen Arzttermin
                                                                                                mich meine Eltern finanziell unterstüt-        pathisch, hört zu und gibt uns Auskunft.        mal Amélies WG-Probleme lösen. «Ich             vereinbaren könne und wie wir mit der
                                                                                                zen. Es ist zum Verzweifeln. Schliesslich      Auch sie sagt uns, dass wahrscheinlich der      musste zwar etwas dafür kämpfen, aber           Rechnung vorgehen müssen. Denn um
                                                                                                ist Amélie nur einige Monate zu mir gezo-      Sozialdienst Biel für Amélie zuständig ist,     wir können Frau Schreiber für den Monat         eine Arztrechnung zu bezahlen, reicht
                                                                                                gen, weil sie keine Miete bezahlen konnte      sie aber in Anbetracht der prekären Situa-      September unterstützen, unter der Bedin-        das Budget nie und nimmer aus. Frau En-
                                                                                                und es zuhause nicht mehr aushielt, nur        tion Amélies eine einmalige Unterstützung       gung, dass sie bis am 16. September ihren       gerer erklärt uns, dass der Sozialdienst
                                                                                                um dann nach Biel in eine WG zu ziehen.        beantragen wird. Ausschlaggebend für            Wohnsitz nach Biel verlegt und sich beim        Arztrechnungen nicht direkt bezahlt.
                                                                                                Sollte das etwa schon reichen, dass ich für    die Zuständigkeit eines Sozialdienstes ist      Sozialdienst Biel anmeldet.» Sie bietet an,     Entweder der Klient oder die Klientin
                                                                                                sie aufkommen muss und sie gezwungen           nämlich der Lebensmittelpunkt einer Per-        das Dossier von Amélie nach Biel zu schi-       oder die Krankenkasse müssten die Rech-
                                                                                                wäre, «formell» bei mir zu bleiben? Ich rufe   son, wobei Amélie mindestens gleich viel        cken, damit wir unter Umständen nicht           nung zuerst bezahlen. Der Sozialdienst
                                                                                                an und erkläre die Situation: Dass Amélie      Zeit in Bern wie in Biel verbringt.             mehr alle Dokumente neu einreichen müs-         erstattet die Rechnungen erst zurück,
Arbeitsbestätigung mit allen Angaben zum        stehen zu lassen? Und weshalb kann man                                                                     Ich frage Frau Engerer unter-       sen. Eine Garantie dafür kann sie uns aber      wenn die Franchisenabrechnung vor-
Lohn und dem Arbeitsverhältnis einrei-          nachmittags nicht einfach ein paar Doku-                                                       dessen, wie sie denn mit Menschen umge-         nicht geben, da jede Gemeinde das selbst-       liegt. Ausgerechnet Amélies Kranken-
chen. Bei Amélie betrifft das drei Arbeit-      mente abgeben? Am nächsten Tag muss                                                            hen, die am nächsten Tag aus ihrer Woh-         ständig handhabt.                               kasse ist aber die einzige in der ganzen
geber, nämlich zwei Praktikumsstellen           Amélie arbeiten und dann ist Samstag. Wir       Es gibt angeneh-                               nung geworfen werden oder sich nichts
und ihre unbefristete Arbeitsstelle. Weil sie   können die Anmeldung also erst nächste                                                         mehr zu Essen leisten könnten? Die viel-
trotz «Arbeitslosigkeit» ein kleines Einkom-    Woche abschliessen.                             meres, als die                                 leicht zu lange gewartet haben, um Hilfe
                                                                                                                                                                                               Hätte sie noch was auf Offshore-
men erwirtschaftet, muss ihr derzeitiger                                                                                                       zu suchen, sie dann aber umso dringender
Arbeitgeber darüber hinaus monatlich ein                     27. August – Geteilter Kühl-       eigenen Bezie-                                 benötigen? Schliesslich haben wir mehre-
                                                                                                                                                                                               Konten gehabt, hätten wir
Dokument ausfüllen und Auskunft darüber                      schrank, geteilte Verantwortung                                                   re Wochen gebraucht, um einen Termin
geben, wie viel sie gearbeitet hat, weshalb                  Am Montag sind wir wieder          hungsprobleme                                  zu erhalten, der dann erst zur Prüfung des
                                                                                                                                                                                               uns dieses Verfahren gespart.
sie nicht mehr gearbeitet hat, respektive ob    zurück, um die Unterlagen einzureichen.                                                        Dossiers führt. Frau Engerer sagt, dass der
ihr mehr Arbeit angeboten wurde und sie         Ein sympathischer Sozialarbeiter nimmt          vor unbekannten                                Sozialdienst ohne Entscheidung nichts
diese abgelehnt hat. Auf die Frage, wie viel    sie entgegen und geht sie mit uns durch.                                                       auszahlt. Das einzige, was sie tun könne, sei
Stellenprozente sie sucht, gibt Amélie 60%      Als er merkt, dass Amélie als Untermiete-       Menschen                                       einen Gutschein für den Ryfflihof-Coop in       Dann besprechen wir das Budget für den          Schweiz, die das Tiers-Payant-Modell
an, weil sie ja noch einen Praktikumsbericht    rin in Bern mit mir und einer weiteren in                                                      Bern auszustellen. Dort könne man einkau-       Monat September. Amélie hat als Einzel-         nicht akzeptiert, also keine Rechnung
und ihre Masterarbeit schreiben muss –          einer Zwei-Zimmer-Wohnung gemeldet              ausbreiten zu                                  fen, der Betrag wird dann von der nächsten      person in einer WG Anspruch auf 1331.20         im Voraus bezahlt. Aber das sollten wir
nochmals eine Entscheidung, die wir be-         ist, fragt er uns, ob wir ein Paar seien. Ich                                                  Unterstützung abgezogen. Wir verabschie-        Franken, wovon 271.10. vom Sozialdienst         erst später erfahren, als Amélie eine Arzt-
reuen werden. Wir führen mittlerweile eine      bejahe, sage aber, dass wir eigentlich nicht    müssen.                                        den uns, nachdem wir mit Frau Engerer           zurückgehalten werden, weil die Kran-           rechnung erhält, auf der sie sitzen bleibt.
lange To-do-Liste, um nicht die Übersicht       mehr zusammen sind. Es gibt angenehme-                                                         den nächsten Termin am 11. September            kenkassenprämie direkt von ihm bezahlt                     In Bezug auf die Schulden und
zu verlieren, wem wir welche Dokumente          res, als die eigenen Beziehungsprobleme                                                        vereinbart haben. Bis dahin sollte der Sozi-    wird. Normalerweise wäre der Grundbe-           Betreibungen sagt Frau Engerer, dass wir
zukommen lassen müssen.                         vor unbekannten Menschen ausbreiten zu                                                         aldienst eine Entscheidung gefällt haben.       darf etwas höher, aber da Amélie noch ver-      sie laufen lassen müssen, da der Sozial-
              Am Nachmittag kehren wir          müssen. Aus Angst, dass wir an den Sozi-                                                                                                       dient, wird vom Grundbedarf auch noch           dienst keine Schulden bezahlt. Zuvor ha-
zum Sozialdienst zurück, um die Anmel-          aldienst Biel verwiesen werden, haben wir       in Bern arbeitet und noch bei meiner                       11. September – Zurück              der Lohn abgezogen. Im Monat August lag         ben wir uns mit den Gläubigern in Kontakt
dung abzuschliessen. Am Eingang ziehe           bisher nämlich nicht gesagt, dass Amélie        Adresse gemeldet ist, aber eigentlich in                   auf Feld eins                       dieser bei 399.20 Franken. Wegen ihrer          gesetzt und Amélies Situation erklärt. Bei-
ich ein Ticket. Als wir aufgerufen werden,      eigentlich in Biel wohnt. Der Sozialarbei-      eine WG in Biel gezogen sei. Mir wird                      «Und, nervös?», fragt uns Frau      Arbeitstätigkeit erhält sie aber eine Zulage    de antworteten innerhalb eines Tages, dass
erkläre ich der Angestellten, dass wir einige   ter meint, dass der Sozialdienst dann auch      gesagt, dass dann wohl der Sozialdienst        Engerer lächelnd. Es ist der zweite Termin      von 100.– Fr. – ein «Zückerchen» für ihre In-   sie verpflichtet seien, die Betreibungen
Dokumente einreichen müssten, um die            noch meine finanzielle Situation abklären       Biel zuständig wäre, aber dass wir jetzt mal   beim Sozialdienst Bern. Am Morgen hatte         tegrationswilligkeit in den Arbeitsmarkt.       weiterzuziehen, wenn Amélie zahlungsun-
Anmeldung zu vervollständigen. Sie sagt         müsse. Ich sage, dass ich Student bin und       den ersten Termin abwarten sollten. Es         Amélie ihren ersten Termin beim RAV in          In Anbetracht dessen, dass Amélie schon         fähig sei. Abgesehen davon, dass die Notla-
mir, dass ich das falsche Ticket gezogen        von meinen Eltern unterstützt werde. «Ach       reiche, wenn ich die Deklaration und eine      Bern, der schwer an Sinnlosigkeit zu über-      immer gearbeitet hat, eine Absurdität. Be-      ge einer Person dadurch immer schlimmer
habe. Wir gehen zurück und ziehen das           so, dann gibt es bei Ihnen sowieso nichts       Immatrikulationsbestätigung mitnehme.          bieten war, dafür unsere To-Do-Liste noch-      vor die Zahlung ausgelöst werden kann,          gemacht wird, ergibt das für mich auch öko-
richtige. Dann warten wir. Als wir zehn         zu holen. Aber die Abklärungen müssen           Ich bin immer wieder erstaunt: Wird man        mals «bereicherte». Ich bezweifle, dass auf     muss Amélie nochmals einige Dokumen-            nomisch keinen Sinn. Wir haben eine Raten-
Minuten später wieder aufgerufen werden,        wir trotzdem machen», meint er mit bedau-       aufgefordert, ein Dokument einzureichen,       Frau Engerers Begrüssung eine negative          te einreichen und andere unterzeichnen.         zahlung vorgeschlagen, doch stattdessen fal-
stehen wir wieder vor derselben Frau (es        ernder Mine. Immerhin gibt er uns einen         kann es aber nicht organisieren, wird          Entscheidung folgen wird. Ich kann ihr          Es geht darum, dass alle potentiellen Ein-      len durch die Betreibungen ständig weitere
ist dieselbe wie beim Druckervorfall). Als      Zettel, auf dem unser erster Termin mit         zuerst auf stur gestellt. Erklärt man dann,    auch ansehen, dass sie sich für Amélie          künfte wie die Arbeitslosenentschädigung        administrative Gebühren an, die Amélie of-
ich ihr die Dokumente geben möchte, sagt        einer Sozialarbeiterin vermerkt ist. Diese      aus welchen Gründen man es nicht ein-          freut. Trotzdem irritiert mich die Frage        oder Stipendien an den Sozialdienst ge-         fenbar nicht bezahlen kann. Sollten die Gläu-
sie: «Anmeldungen können Sie nur am Mor-        ist dafür zuständig, den Anspruch Amélies       reichen kann, heisst es, man schaue mal.       ein wenig: Es ist ja nicht so, als warteten     hen. Zudem muss sie ihr Einverständnis          biger daran interessiert sein, dass sie jemals
gen machen.» Ich schaue sie entgeistert an.     auf Sozialhilfe abzuklären. Der Termin          Und schliesslich geht es auch ohne. Diese      wir hier auf die Lottozahlen. Eine negati-      geben, überwacht zu werden, sollte der          wieder auf eigenen Beinen steht und ihre
Wäre es ihr nicht möglich gewesen, uns das      findet allerdings erst in eineinhalb Wochen     einseitige Regelauslegung ist unglaublich      ve Entscheidung würde Amélie nämlich            Sozialdienst Zweifel an ihren Angaben ha-       Schulden zurückzahlen kann, haben sie den
gleich mitzuteilen, statt uns nochmals an-      statt, am 6. September.                         frustrierend.                                  komplett in die Apathie treiben. Eine po-       ben. Ich kann mir nach diesem finanziel-        falschen Weg gewählt.

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Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ... Fahr ab - twinkle, twinkle, all the stars - Sie isch vom Amt ufbotte gsi - Networking für kritische Geister - Im Gespräch mit Manuela Pfrunder ...
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