Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell

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Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
magnet
Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell    AZB 9100 Herisau

                                                                        Februar 2019 Nr.2 106. Jahrgang

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Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Biblische Betrachtung

                   Starke Frauen in der Bibel
             – oder wie die Bibel den Bechdel-Test besteht.                   Maria von Magdala
                                                                              Während Eva, Bathseba, Hagar, Sarah (und im gleichen
             Die meisten Helden der Bibel sind Männer. Namen wie              Masse Maria, die Mutter Jesu) durch die Geburt ihrer
             Noah, Abraham, Josef, Moses, Josua, Samson, Samuel,              Söhne ihre Bedeutung haben, ist Maria von Magdala
             David, Salomon und Eliah sind nur ein paar wenige,               aus einem anderen Holz geschnitten. Hier haben wir
             nach meinem Gedächtnis und der Reihe nach aufge-                 eine selbständige Zeugin der Auferstehung Jesu Christi
             zählt. Frauen, die als stark oder vorbildhaft (positiv wie       und damit die erste Person, die die Bezeichnung «Apo-
             negativ) gelten können, sind zwei oder drei gute Hand-           stel» verdient. So erinnert man sich jedoch nicht an sie.
             voll. Dies ist wichtig. Da, wo Jungen und junge Männer              Maria von Magdala ist eine der Frauen, die die junge
             aus einigen Vorbildern zu wählen haben, fehlt es, wenn           Jesusbewegung von Galiea aus finanziell unterstützen,
             es um Mädchen und junge Frauen geht. Schauen wir                 zusammen mit Salomé, Maria, der Frau des Klopé und
             uns ein paar «starke» Frauen an. Über die Definition             «den anderen», Ungenannten. Von Maria wird gesagt,
             «stark» können wir uns später streiten.                          sie wäre von sieben Dämonen befreit worden. Sie
                                                                              wurde Zeugin der Auferstehung und damit Apostolin.
             Eva                                                              Im Anschluss an die Zeit des Schreibens der Evangelien
             Eigentlich ist Eva keine Frau, die es gegeben hat und            wird ihr ein eigenes Evangelium zugeschrieben. Damit
             doch ist sie jede Frau! Ihr Name sagt schon alles: «Le-          kommt sie und die Frauen am Anfang der Kirche zu
             ben». Ihr Gegenüber, Adam, «der Mann», er ist kein               Wort. Sie fühlten sich gestärkt und bestätigt in ihrer
             Einzelner und doch jeder Mann, der je gelebt hat und             Berufung, die Frohe Botschaft zu verkünden und unab-
             leben wird. Die beiden, Adam und Eva, sind Meta-                 hängig von den Männern zu lehren. Eine mit den Män-
             phern, Rollen in einer Geschichte, die erklärt, warum            nern um Jesu gleichgesetzte Berufung von Frauen
             Menschen für nichts und wieder nichts streben. Sie               sollte nach diesen Anfängen mindestens 2000 Jahre
             werden immer als Paar genannt, und wenn Eva alleine              ausbleiben, mit einigen wenigen Ausnahmen.
             genannt wird, in der Bibel oder im Volksmund, dann                  In der Kunst wird Maria von Magdala als Prostitu-
             immer als die, die an allem schuld ist. Sie trägt die            ierte, mit rotem Gewand und Cremebüchse, darge-
             schwersten Folgen der Ungehorsam der beiden, und                 stellt – als die, die Jesu Füsse mit ihren Tränen wusch.
             allen Frauen wird bis in die Neuzeit aufgelegt, sich dem         Ihr Evangelium wurde nie in der Bibel aufgenommen.
             Mann zu fügen, denn die Bibel gebietet es so!                    Apostolinnen mussten warten, bis sie einen Lehrauf-
                Eva bleibt eine Frau, die ihren Gatten den Ruin               trag von den Kirchen bekamen.
             bringt. Cherchez la femme.
                                                                              Starke und eigenständige Frauen
             Sarah und Hagar                                                  Wann ist eine Frau stark? Wie wird sie in einer Erzäh-
             Sarah und Hagar, Herrin und Sklavin. Beide Mütter                lung als solche geschildert oder gewürdigt? Seitdem
             gros­ser Nationen. Von Anfang an ist das Verhältnis der          Allison Bechdel ihre Comic «Dykes to watch out for»
             beiden Frauen problematisch, von unserer Sicht gese-             1983 herausgab, werden die folgenden Fragen auf
             hen. Sarah ist die Hauptfrau ihres reichen, mächtigen            Frauenrollen im Film angewandt:
             Mannes, Abraham. Hagar ist ihre Sklavin. Als Sarah               – Gibt es mindestens zwei Frauenrollen?
             keine Kinder bekommt, gibt sie Abraham Hagar zur                 – Sprechen sie miteinander?
             Nebenfrau.1 Sie soll an ihrer Stelle einen Erben gebä-           – Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen
             ren. Sarah hält die Rivalität nicht aus, als Ishmael zur            Mann?
             Welt kommt. Sie quält Hagar, mit Abraham’s Genehmi-              – Haben die Frauen einen Namen?
             gung. Hagar flieht und nur durch Gottes Eingreifen fin-          Mit dem Bechdel-Test im Sinn schlage ich vor, die Ge-
             det sie wieder zurück. Diese Geschichte der Eifersucht           schichten von Frauen in der Männerwelt der Bibel zu
             der Mächtigen gegenüber der Sklavin wiederholt sich.2            lesen. Ich fürchte, wir bekommen nur die «Stärke» zu
             Nachdem Gott Hagar, auf ihr Flehen, aus der Wüste                sehen, die eine von Männern bestimmte Kultur zuliess.
             rettet und sie wieder nach Hause führt, wird Isaak, der          Starke Frauen werden jeden Tag geboren, in dem sie
             rechtmässige Erbe, geboren. Die beiden Halbbrüder                sich zu Wort melden. Ohne ihre Stimme und ohne ihre
             wachsen zusammen auf, bis Sarah ein zweites mal die              Perspektive ist die Bibel nur ein Männerbuch, in dem
             Geduld bricht. Sie lässt Hagar und Ishmael wegschi-              Frauen geduldet werden.
             cken. Er wird Urvater der Araber. Isaak der Urvater der                              Carlos Ferrer, Pfarrer in Grub-Eggersriet
             Hebräer, der Juden.
                Die Geschichte der beiden Brudervölker ist noch               1
                                                                                  Genesis 16
             von der alten Rivalität der beiden Frauen gezeichnet.            2
                                                                                  Genesis 21

MAGNET Nr.2/2019                                                          2
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Editorial

                                        Liebe Leserin,
                                        lieber Leser

                                        Auf der Titelseite sehen Sie in das Gesicht von Rosa Luxemburg
                                        und Sie lesen einen Satz von ihr, der hie und da als Zitat dient.
                                        Vor 100 Jahren wurde Rosa Luxemburg umgebracht. Es mag
          Impressum                     der Anschein entstehen, der Februarmagnet sei eine «Frauen-
                                        nummer», doch das ist nicht der Fall, Männer sind immer mit-         Heinz Mauch-Züger, Redaktor
 Kirchenblatt für die Evan-
 gelisch-reformierten Kirch-            gemeint.
 gemeinden beider Appenzell                Kirche wird politisch gerne nach links verortet, weil ihr Blick
 (erscheint monatlich)
 Herausgegeben im Auftrag
                                        auf die sogenannt Schwachen und gesellschaftlich Benachteilig-
 der Synode der Evangelisch-            ten sich mit den Vorstellungen des Sozialismus und der Sozial-
 reformierten Landeskirche
 beider Appenzell
                                        demokratie trifft. Wer so denkt, für den ist die Wahl von Rosa
 Redaktionskommission                   Luxemburg wieder mal typisch.
 Carlos Ferrer, Grub-Eggersriet            Unsere Vorstellungen von «Frau» und «Mann» sind kultu-
 (cf); Judith Husi­stein, Stein (jh);
 Isabelle Kür­steiner, Walzenhau-       relle Ergebnisse. Beide Teile tragen ihren Anteil bei zur Stabili-
 sen (iks); Jonathan Németh,            sierung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Doch eigentlich den-
 St.Gallen (jn); Karin Steffen,
 Schachen bei Reute (ks); Pfr.          ken Frauen nicht einfach weiblich, weil sie Frauen sind – und
 Lars Syring, Präs., Bühler (sy)        Männer nicht einfach männlich, weil sie Männer sind. Unser
 Redaktion
 Heinz Mauch-Züger (hmz)
                                        Denken wird geprägt davon, was gesellschaftlich als weiblich
 Steinbruggen                           oder männlich gewertet wird. Diese Wertungen werden von
 9063 Stein
 Tel. 071 278 74 87
                                        «Einflussreichen» über ihre jeweilige gesellschaftliche Position
 Fax 071 278 74 88                      geprägt und weitergegeben. Und diese Wertungen sind so etwas
 magnet@ref-arai.ch
                                        von integriert, dass die meisten von uns sie als natürlich – reli-
 Magnet-Download
 www.ref-arai.ch                        giös ausgedrückt gottgegeben – ansehen.
 Produktion                                Alles Blödsinn – wörtlich gemeint! Denn auch diese Werte
 Appenzeller Druckerei AG,
 9100 Herisau
                                        verändern sich. «Natürlich» ist: Frauen gebären Kinder – sie
 Adressänderungen melden                müssen aber nicht. Und dann beginnt die Gefährdung eines ur-
 Sie bitte direkt der örtlichen         alten, instinktiven Wissens, das auch viele «moderne» Männer
 Kirchgemeinde
                                        nervös werden lässt. Die nächste Generation ist unsere Zu-
 WEMF
 Beglaubigte Auflage 13535              kunft. Wenn die nicht geboren wird – dann … ?
 Magnet online                             Dann wächst die Menschheit nicht einfach endlos weiter und
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                                        benötigt mehr und mehr Ressourcen im System Erde. Dann
                                        wird Gegenwart plötzlich ganz entscheidend, weil man sie nicht
                                        einfach als Zukunft der nächsten Generation zum Aufräumen
                                        überlassen kann. Dann gibt es nicht mehr einfach Zukunft,
                                        sondern Zukünfte, die nicht nur technokratisch realisiert wer-
                                        den müssen.
                                           Rosa Luxemburg war eine unbequeme, radikale Persönlich-
                                        keit. Sie war weiblichen Geschlechts und sie war mehr als nur
                                        ein Kind ihrer Zeit. Wir brauchen solche Menschen in der
                                        Kirche, in der Politik, in der Kultur und in der Wirtschaft – in
                                        der Gesellschaft unserer Zeit. Und – ach ja, das Alter ist nur
                                        bedingt eine gültige Ausrede!
Titelbild: Rosa Luxemburg.
Bearbeitung: Jonathan Németh.

                                                                   3                                                   MAGNET Nr.2/2019
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Thema

                                Rosa Luxemburg –
                                 eine Begegnung
             Vor wenigen Tagen (am 19. Januar) jährte sich zum              tene glanzvolle Wahl dieser beiden Frauen, die achte
             100. Mal der gewaltsame Tod der Frauen- und Arbei-             und die neunte Bundesrätin, hat mich sehr gefreut!
             terrechtlerin Rosa Luxemburg. Aus diesem Anlass                Als mit Micheline Calmy Rey vor bald 20 Jahren die
             statte ich ihr einen fiktiven Besuch ab, und frage sie         erste Grossmutter Bundesrätin wurde, wurde sie ge-
             und mich, wo wir heute – 100 Jahre nach ihrer Er-              fragt, wer denn nun ihre Enkelkinder hüte. Wurde
             mordung – stehen in bezug auf Frauen- und Arbei-               je ein bundesrätlicher Grossvater solches gefragt?
             terrechte, Gerechtigkeit, Freiheit. Doch wer war             … Ich denke an die mutige, beherzte Anni Lanz, die
             diese Frau überhaupt?                                          kürzlich verurteilt wurde, weil sie einem afghani-
                                                                            schen, angeschlagenen Menschen solidarisch Gast-
             Soviel geht mir durch den Kopf, wenn ich mich inner-           freundschaft gewährt hatte.
             lich auf den Weg mache zu ihr, Rosa Luxemburg, einer
             Vorkämpferin und Visionärin:                                 Schon zur Jugendzeit Rosa Luxemburgs, um 1900,
                                                                          standen im Zentrum der weiblichen Emanzipation Fra-
            … Ich denke an Frauen, denen um die Jahrhundert-              gestellungen, die auch heute noch den Diskurs prägen:
              wende ein Studium in ihren Heimatländern (D und             die Rolle der Frau als Mutter, die Vereinbarkeit von
              RUS) versagt blieb, die sich aber in der Schweiz ih-        Beruf und Familie, die sexuelle Selbstbestimmung, die
              ren Traum von einer vertieften Bildung oder ihren           unterschiedlichen Bedürfnisse und Begehren der
              Berufswunsch (häufig als Ärztin) erfüllten.                 Frauen, geprägt durch ihre soziale Herkunft und ihre
            … Ich denke an Frauen, die vor hundert Jahren unge-           politische Haltung. Während bürgerliche Frauen vor
              wollt und unverheiratet schwanger wurden, nicht             allem für das Wahlrecht und berufliche Aufstiegsmög-
               selten von ihren Chefs, Meistern, Vorgesetzten, und        lichkeiten kämpften, strebten die Proletarierinnen und
               die die ganze Last, Schande, Verachtung, ja sogar          ihre Vorkämpferinnen wie Rosa Luxemburg und Clara
              Bestrafung alleine zu tragen hatten. Meine Gross-           Zetkin gemeinsam mit ihren männlichen Parteigenos-
              tante etwa, oder die berühmte Astrid Lindgren, die          sen nach einer Revolution, um die Massenarmut zu
               als junge, lebenslustige, unbedarfte, literarisch          beseitigen. Während die bürgerlichen Frauen von ih-
              hochbegabte Bauerntochter als Volontärin bei der            ren Vätern, Ehemännern und Brüdern als treusorgende
              Regionalzeitung vom Chef geschwängert und dann              Hausfrauen und Mütter idealisiert, ihre angeblichen
               sich selbst überlassen wurde – Unzucht und Ehe-
              bruch, wie das hiess, war damals strafbar!
                                                                                     «Freiheit nur für die Anhänger der Regierung,
            … Ich denke an die vielen Frauen, die seither immer
                                                                                     nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch
              noch und immer wieder – auch heute! – um ihre
                                                                                     so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit
              Rechte, um die Gleichberechtigung, kämpfen, um
              Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen, berufli-                  ist immer Freiheit der Andersdenkenden.»
              chen, bildungsmässigen, ökonomi-
               schen Leben.
            … Ich denke an die mutigen Frauen, die
              ihre Stimme erheben im Film «Female
              Pleasure», der die Unterdrückung und
              Gewalt gegen Frauen in verschiede-
              nen Kulturen auch heute beleuchtet.
            … Ich denke an die vielen Frauen, die
              Thema sind in der diesjährigen Brot-
              für-alle/Fastenopferkampagne,       die                                                                              Erinnerungstafel,
               sich engagiert unter dem Motto Ge-                                                                                  Cranachstrasse 58,
              meinsam für starke Frauen – gemein-                                                                                  Berlin-Schöneberg.
                                                                                                                                   Die Tafel durfte
               sam für eine gerechte Welt
                                                                                                                                   nicht am Haus
            … Ich denke an die historische Wahl                                                                                    angebracht werden,
              zweier Bundesrätinnen am selben Tag                                                                                  zu gross war der
              vor wenigen Wochen. Die unbestrit-                                                                                   Widerstand.

MAGNET Nr.2/2019                                                      4
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Thema

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                                                                                                                        behindert, viersprachig,
                                                                                                                        scheinverheiratet um in
                                                                                                                        Deutschland politisch zu
                                                                                                                        wirken, Schreiberin, Über-
                                                                                                                        setzerin, Dichterin – wort­
                                                                                                                        gewaltig.
                                                                                                                        Bild: picture alliance / arkivi

                                                                                     der Motor weiblicher Emanzipation! Am Ende aller
«Die Missachtung des Lebens und die Brutalität gegen
                                                                                     Argumente nämlich kam/kommt von Seiten der Män-
den Menschen lassen die Fähigkeit des Menschen zur
                                                                                     ner stets die Biologie ins Spiel. Es seien nun mal die
Unmenschlichkeit erkennen. Sie kann und darf kein Mittel                             Frauen, die schwanger werden und Kinder gebären,
irgendeiner Konfliktlösung sein und bleiben.»                                        heisst es dann vermeintlich entwaffnend. Also seien
                                                                                     sie in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft per definiti-
                     Geschlechtseigenschaften naturalisiert und ihre sexu-           onem weder voll einsatzfähig noch verlässlich. Dage-
                     elle Befreiung durch eine perfide Doppelmoral verhin-           gen hilft bis heute nur eins: Solidarität und Koopera-
                     dert wurde, hatten es die Sozialrevolutionärinnen mit           tion unter Frauen!
                     männlichen Mitstreitern zu tun, die das Geschlechter-
                     verhältnis zu einem «Nebenwiderspruch» erklärten,               Was ist uns als Vermächtnis dieses Lebens
                     der im revolutionären Kampf zu vernachlässigen sei.             geblieben?
                     Beide kämpften innerhalb ihres jeweiligen sozialen              Noch immer werden Frauen unterdrückt, nicht gehört,
                     und politischen Umfelds gegen Entmündigung, Margi-              nicht wahrgenommen, benachteiligt, ausgeschlossen
                     nalisierung und Funktionalisierung. Links wie rechts            von Ämtern und Berufen. – Ihre Botschaft an uns heute
                     wurde die «Frau in ihrer Funktion als Mutter/Ehefrau»           alle, Frauen und Männer, zusammen mit vielen andern
                     instrumentalisiert und politisiert. Die weibliche Solida-       mutigen unerschrockenen Menschen, denke ich, ist
                     rität wurde immer wieder aufgekündigt, wenn es um               die folgende:
                     ideologische «Übergrössen» wie «Vaterland» oder                    Lasst uns unseren Weg gehen, unbeirrt, zuversicht-
                     «Klassenkampf» ging.                                            lich, aufrecht! Lassen wir uns nicht abschrecken noch
                        Es gab und gibt jedoch auch Hoffnung: bemerkens-             hindern! Es müssen uns nicht alle nett finden! Wir dür-
                     wert, wie fast alle Frauen von anderen Frauen inspi-            fen dazu stehen, wie die heilige Schöpferkraft jede/n
                     riert werden, sich gegenseitig inspirieren und unter-           von uns gemacht und gemeint hat.          Marilene Hess
                     stützen, Lebens- und Arbeitsgemeinschaften, Frauen-
                     freundschaften und -lieben waren und sind bis heute             Den vollständigen Artikel mit Kurzbiografie auf magnet.jetzt!

                                                                                                                      «Nicht wegen des Fanatismus
                                                                                                                      der ‹Gerechtigkeit›, sondern
                                                                                                                      weil all das Belebende, Heilsame
                                                                                                                      und Reinigende der politischen
                                                                                                                      Freiheit an diesem Wesen hängt
Sie stand für den
revolutionären Umbruch
                                                                                                                      und seine Wirkung versagt,
marxistischer Prägung.                                                                                                wenn die ‹Freiheit› zum Privile­gium
Ihre Ideen fanden auch                                                                                                wird.»
in der damaligen SPD keine
Mehrheit, ihr Einsatz jedoch
beeindruckte.
Bild: vorwaerts.de

                                                                                 5                                                                       MAGNET Nr.2/2019
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Thema

                         Sich Gehör verschaffen
             1970 war es, als ich als 20-Jährige an der Jungbür-              All die Etappen auf politischer Ebene waren aber nur
             gerfeier im Stadttheater St.Gallen teilnahm. Über                möglich, weil viele engagierte Frauen und auch etliche
             was genau damals referiert wurde, weiss ich schon                Männer ausserhalb des Parlaments Druck machten und
             längst nicht mehr. Nur eine Aussage des damaligen                machen. Das begann bereits mit dem Generalstreik
             Stadtammanns Alfred Hummler ist mir bis heute in                 1918: Schon während des 1. Weltkriegs mussten sich
             der Erinnerung geblieben: Er hoffe, dass im nächsten             die Frauen neben dem Haushalt auch um Hof und Ge-
             Jahr das Frauenstimmrecht angenommen werde.                      schäfte kümmern, weil die Männer an der Grenze wa-
             Und tatsächlich: Am denkwürdigen 7. Februar 1971                 ren. Viele Frauen erhofften sich in der Folge, das
             erreichte die Vorlage einen schweizweiten Ja-Anteil              Stimmrecht zu erhalten – vergeblich. 1969 führte Emi-
             von 65,7 Prozent. St.Gallen erreichte übrigens 46,5              lie Lieberherr den «Marsch auf Bern» an, als 5000
             Prozent, Appenzell Ausserrhoden 39,9 und Appen-                  Frauen und Männer sich auf dem Bundesplatz für das
             zell Innerrhoden bloss schäbige 28,9 Prozent Ja-An-              Frauenstimmrecht stark machten und damit den Weg
             teile.                                                           für den positiven Ausgang der Abstimmung 1971 eb-
                                                                              neten. Eine weitere Zäsur war der 14. Juni 1991, als
             Natürlich sind inzwischen fast 50 Jahre vergangen.               eine halbe Million Schweizer Frauen für einen Tag ihre
             Doch etliche Argumente, die damals gegen die politi-             Arbeit niederlegten. Das Motto gilt bis heute und hat
             sche Beteiligung der Frau vorgebracht wurden, werden             auch am 14. Juni 2019 nichts an Bedeutung verloren:
             auch heute noch allen Ernstes vorgebracht, ob explizit           «Wenn Frau will – steht alles still!»
             oder unterschwellig. So etwa die Aussage, der Mann
             handle verstandesmässig, die Frau gefühlsmässig. Oder            Denn nach wie vor ist vieles nicht erreicht:
             Frauen interessierten sich schlicht nicht für die Politik.       Noch immer sind stereotype Rollenbilder alltäglich,
             Die Zusammensetzung der meisten bürgerlichen Frak-               etwa in Schulbüchern. Das führt dazu, dass Jungen und
             tionen in den kantonalen und nationalen Parlamenten              Mädchen es oftmals normal finden, dass Männer bevor-
             zeigt, dass zumindest in Teilen der Schweizer Parteien-          zugte Rollen innehaben und die Familienorganisation
             landschaft dieses Bewusstsein noch tief verankert ist.           vor allem Frauensache ist.
                Vorurteile sind zäh. Das zeigt sich auch daran, dass
             jeder Schritt zur weiteren Gleichstellung der Ge-
             schlechter hart erkämpft werden musste. Bei jeder Ab-
             stimmungsvorlage wurden ähnliche Argumente vorge-
             bracht, häufig auch unter dem fadenscheinigen Vor-
             wand, man wolle die Familie schützen. Immerhin ge-
             lang es, seit der Abstimmung 1971 auf Bundesebene
             einige Fortschritte zur Geschlechtergerechtigkeit ge-
             setzlich zu verankern:

             1981: Grundsatz der Gleichstellung von Frau und
                   Mann in der Bundesverfassung
             1988: neues Eherecht, Frauen und Männer sind gleich-
                   gestellt
             1996: Gleichstellungsgesetz
                                                                              Frauenstimmrecht – nach dem 1. Weltkrieg ein wichtiges Thema. Erst 1971 nach
             2002: Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs in             beharrlichem Engagement einzelner Frauen umgesetzt.                 Bild: hmz
                   den ersten drei Schwangerschaftsmonaten
             2004: Gewalthandlungen in Ehe und Partnerschaft
                   werden neu von Amtes wegen als Delikt verfolgt
                   und bestraft                                                       Das Motto gilt bis heute und
             2005: Mutterschaftsversicherung mit Mutterschaftsur-
                   laub
                                                                                      hat auch am 14. Juni 2019 nichts
                                                                                      an Bedeutung verloren:
             Ein besonderes Signal war 2000 die Wahl von Simo-
             netta Sommaruga in den Bundesrat. Damit gab es erst-                     Wenn Frau will – steht alles still!
             mals – leider nur für eine kurze Zeit – eine weibliche
             Mehrheit für die Landesregierung.

MAGNET Nr.2/2019                                                          6
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Thema

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                                                                                                           Entwicklung ist ohne die Frauen
                                                                                                           nicht zu erreichen.
                                                                                                           Bild: Kirchenbote.de

Ich und meine Mitstreiterinnen                                                 In den Medien, in der Politik, an den Schaltstellen der
                                                                               Wirtschaft sind Männer deutlich übervertreten. Dieses
kämpfen nicht nur für eine Gleich-                                             Ungleichgewicht hat verheerende Folgen: In den Me-
                                                                               dien wird die Sicht von Männern überproportional
stellung von Frau und Mann in der                                              wiedergegeben, was falsche Vorstellungen zementiert.
Schweiz, sondern unser Anliegen                                                In der Politik haben die Interessen der Männer ein
                                                                               Übergewicht, was sich wieder in den Gesetzen und in
muss global umgesetzt werden.                                                  den Prioritäten, die gesetzt werden, niederschlägt.
                                                                               Und in der Arbeitswelt führt die Dominanz männlicher
                                                                               Manager dazu, dass Frauenanliegen wie familien-
                                                                               freundliche Arbeitsmodelle zu wenig prominent ver-
                                  Zur Person: Von 1991 bis 2005 ver-           folgt werden.
                                  trat ich die Grünen St. Gallen im               Ein gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist noch immer
                                  Nationalrat. Gerne blicke ich auf            nicht umgesetzt. Dabei geht es auch darum, die Entlöh-
                                  diese spannenden 14 Jahre zurück.            nung von Berufen neu zu diskutieren, die traditionell
                                  Es war eine erfüllende, aber auch            von Frauen oder Männern gewählt werden. Die Feuer-
                                  fordernde Zeit. In all den Jahren            wehr und die Kleinkinderbetreuung sind zwei Bei-
                                  habe ich mich bemüht, konsequent             spiele. Beide sind herausfordernde Tätigkeiten. Aber
                                  für eine ökologische, soziale, femi-         Feuerwehrleute verdienen deutlich mehr als Kleinkin-
                                  nistische und friedfertige Zukunft           derbetreuende.
                                  einzustehen. Auch ohne National-                Frauen sind viel häufiger in Teilzeit tätig als Männer.
                                  ratssitz bleibe ich meinen Zielen            Das führt zu schlechteren Altersleistungen und poten-
                                  treu und engagiere mich für sie. All         ziell schnellerer Kündigung. Entsprechend ungleich ist
                                  jenen, die mich in den vergangenen           auch die Erwerbs- und Hausarbeit verteilt.
                                  Jahren gewählt, unterstützt und er-             Nach Einführung des Mutterschaftsurlaubs ist es nö-
Pia Hollenstein – Nationalrätin   mutigt haben, danke ich ganz herz-           tig, auch einen Vaterschaftsurlaub schweizweit ver-
von 1991 bis 2006 – eine Frau,    lich. Von 2009 bis 2014 arbeitete            bindlich zu machen. So wird es möglich, dass Väter
die weiss, dass frau es selber    ich als Bildungsbeauftragte im Spi-          eine engere Bindung zum Nachwuchs aufbauen und
anpacken muss, in der Politik
                                  tal und Pflegeheim Appenzell. 2007           sich für das Funktionieren des Haushalts verantwort-
genauso wie in der Wirtschaft
und in der Kirche.                studierte ich Angewandte Ethik an            lich fühlen.
                                  der Universität Zürich (Master of               Die Liste könnte weiter ergänzt werden. Neben der
                    Advanced Studies in Applied Ethics) und schloss            Forderung auf sexuelle Selbstbestimmung, die immer-
                    2011 das berufsbegleitende Masterstudium in                hin gesetzlich verankert ist, kommt die spezielle Situa-
                    Geriatric Care an der Kalaidos Hochschule ab.              tion im kirchlichen Umfeld. Hier wiederholen sich die
                    Seit Herbst 2014 nun geniesse ich das Leben als            Defizite. Die grundsätzliche Ursache ist auch hier die
                    Pensionierte.                                              Tatsache, dass an der Spitze fast immer Männer domi-
                 Quelle: http://www.piahollenstein.ch                          nieren. In der katholischen Kirche, wo ich beheimatet
                                                                               bin, ist dieses Ungleichgewicht besonders eklatant.

                                                                           7                                                          MAGNET Nr.2/2019
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Thema

                                                                                                              Immer noch sitzen viele
                                                                                                              hergebrachte Klischees
                                                                                                              über die Rollen und Funk-
                                                                                                              tionen von Frauen in Män-
                                                                                                              ner- und Frauenköpfen.
                                                                                                              Bild: Amelie Glienke

                                                                            und Neunzigerjahren wie selbstverständlich für Män-
                                                                            ner vorgegeben waren, haben sich abgenutzt. Neue
                                                                            Werte wie Zeit für sich und Freunde, fürs Reisen und
     Jene Rollen, die noch in den                                           für gemeinnützige Arbeit werden wichtiger. Dem
                                                                            kommt entgegen, wenn sich mehr Frauen in Beruf, Po-
     Achtziger- und Neunzigerjahren                                         litik und Kirche für Kaderposten zur Verfügung stellen.
                                                                                Parallel zur Kritik an der männlichen Machtstruktur
     wie selbstverständlich für Männer                                      in Wirtschaft, Politik und Kirche wird auch die globale
     vorgegeben waren, haben sich                                           Machtstruktur immer deutlicher in Frage gestellt. Die
                                                                            Konzernverantwortungsinitiative bringt diese Kritik
     abgenutzt.                                                             auf den Punkt und fordert, dass Firmen im Ausland den
                                                                            Schutz der Menschenrechte und der Umwelt sicher-
                                                                            stellen müssen. Vor 20, 30 Jahren wäre diese Forde-
                                                                            rung noch als «sozialistisch» und «wirtschaftsfeind-
                                                                            lich» lächerlich gemacht worden. Heute gibt es in Um-
             Umso wichtiger sind Vorbilder von engagierten Frauen           fragen eine klare Mehrheit zugunsten der Initiative.
             wie Dorothee Sölle, Marga Bürig oder Margot Käss-              Selbst namhafte Unternehmen machen sich die Forde-
             mann. Doch solche Vorbilder sind rar. In der reformier-        rung der Initiative zu eigen.
             ten Kirche wiederum ist die Hierarchie etwas flacher               Was hat diese Initiative mit Frauenfragen zu tun?
             und es deshalb auch einfacher für Frauen, gewisse              Die Tätigkeit von Schweizer Firmen im Ausland, vor
             Funktionen zu erreichen. Das zeigte auch die Kandida-          allem in Afrika, Lateinamerika und Asien, hat häufig
             tur von Rita Famos für das Präsidium des Schweizeri-           Folgen, von denen die Frauen zuerst betroffen sind:
             schen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) im letzten             Palmölplantagen in Indonesien vertreiben Familien
             Jahr. Auch wenn die Kandidatur keinen Erfolg hatte, ist        von ihrem angestammten Land; Minen in Sambia ver-
             es wichtig, dass Frauen ihre berechtigten Ansprüche            schmutzen das Trinkwasser; die Kleiderproduktion in
             geltend machen. Frauen in Führungspositionen müs-              Bangladesch beutet Näherinnen aus. Für mich verfolgt
             sen selbstverständlich werden, ob in Politik, Wirtschaft       diese Initiative deshalb nicht nur wirtschafts- und ent-
             oder Kirche.                                                   wicklungspolitische Anliegen, sondern auch Forderun-
                Wenn wir Frauen mehr Macht fordern, geht das auf            gen der Gleichstellung. Denn eines ist klar: Ich und
             Kosten von Männermacht. Doch was für eine Macht ist            meine Mitstreiterinnen kämpfen nicht nur für eine
             das? Und ist sie tatsächlich noch immer gefragt? Immer         Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweiz, son-
             mehr junge Menschen setzen andere Prioritäten. Ein             dern unser Anliegen muss global umgesetzt werden.
             Glanzposten in Militär und Politik, ein ständiges Feilen
             an der beruflichen Karriere ist auch für viele Männer                                                      Pia Hollenstein
             nicht mehr das Glück auf Erden. Teilzeit, Auszeit, Fa-
             milienzeit sind Begriffe, die auch von immer mehr jun-
             gen Männern selbstverständlich zu ihrer Lebenspla-
             nung gehören. Jene Rollen, die noch in den Achtziger-

MAGNET Nr.2/2019                                                        8
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Thema

                      Frauen in der Politik
     Die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden unter-                 politische Agenda bringen, die Männer weniger beach-
     stützt Anliegen von Frauen in Familie, Bildung, Beruf            ten. Eine weibliche Politik unterscheidet sich nicht
     und Politik. Sie ist politisch neutral und hat rund 450          grundsätzlich von einer männlichen. Weibliche Politik
     Mitglieder. Mit ihrem Engagement möchte sie Frauen               bedeutet nicht zwingend linke Politik. Auch Frauen
     vernetzen, stärken und informieren. Dies im privaten             vertreten unterschiedliche Meinungen. Unabhängig
     wie auch im gesellschaftlich öffentlichen Bereich. Im            der politischen Couleur bringen Frauen weitere Krite-
     Angebot der Frauenzentrale finden sich ausgesuchte               rien in den politischen Diskurs ein und haben vor al-
     Weiterbildungen und genderspezifische Informatio-                lem eine andere Gesprächskultur. Dies wäre für das
     nen, welche zu einer differenzierten Meinungsbil-                politische System sehr bereichernd und wertvoll.
     dung beitragen können. Frauen für ein politisches
     Amt zu motivieren und in dieser Arbeit zu unterstüt-             Warum engagieren sich heute kaum mehr Frauen in
     zen ist eines der wichtigen Anliegen der Frauenzent-             der Politik als vor 20 Jahren?
     rale – www.frauenzentrale-ar.ch                                  Dass sich heute kaum mehr Frauen in der Politik enga-
                                                                      gieren als vor 20 Jahren ist eine traurige Tatsache. Die
     In der Politik werden Rahmenbedingungen geschaffen.              Frauenzentrale versucht mit ihrem ehrenamtlichen En-
     Frauen stellen die Hälfte der Weltbevölkerung dar, sie           gagement Gegensteuer zu geben. Warum auch nach 48
     sollten diese Rahmenbedingungen mitgestalten. Diver-             Jahren Frauenwahlrecht in der Schweiz die Frauen in
     sität ist wichtig und wertvoll. So ist z. B. bekannt, dass       politischen Gremien noch immer untervertreten sind
     gemischt-geschlechtliche Teams bessere Ergebnisse er-            hat verschiedene Gründe. Einige wenige sollen hier
     zielen als Teams, die nur aus einem Geschlecht beste-            angesprochen werden.
     hen. Dies gilt auch für die Politik. Frauen bringen eine            In unserem Milizsystem ist es so, dass mögliche Kan-
     andere Sichtweise ein und können Themen auf die                  didatinnen oder Kandidaten von politisch engagierten
                                                                      Personen angefragt werden. Fähige Frauen sind dabei
                                                                      aber leider oft nicht auf dem Radar der entsprechenden
Wird eine Frau für ein politisches                                    Parteien und Personen. Sie sind im öffentlichen Leben
                                                                      meist weniger präsent. Ein wichtiger Grund dafür ist
Amt angefragt, ist sie oft sehr                                       sicherlich der Zeitfaktor. Neben Familie und Job bleibt

kritisch mit sich selbst. – Da sind                                   oft keine Zeit und Energie übrig, um sich in Vereinen
                                                                      oder politischen Gruppierungen zu engagieren. In die-
die meisten Männer viel unkompli-                                     sen Gefässen jedoch fallen fähige Personen auf und
                                                                      werden angesprochen.
zierter und selbstsicherer.                                              Ein weiterer Grund ist bei den Frauen selbst zu fin-
                                                                      den. Wird eine Frau für ein politisches Amt angefragt,

                                                                                                         Das aktuelle Ange-
                                                                                                         bot für interessierte
                                                                                                         Frauen!
                                                                                                         Bilder zVg

                                                                  9                                                             MAGNET Nr.2/2019
Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
Thema

                                                                               Kann die Frauenzentrale Gegensteuer geben?
                                                                               Ein Diskussionsabend mit aktiven Politikerinnen aus
                                                                               dem Gemeinde- und Kantonsrat im vergangenen No-
     Es fehlt an Paaren, welche die                                            vember 2018 in Teufen rückte ganz konkrete Fragen
                                                                               zum Thema «Frau macht Politik und spricht darüber»
     Rollenaufteilung in ihrer Familie                                         ins Zentrum. So berichteten die Podiumsteilnehmerin-
                                                                               nen z.B. über die zeitliche Belastung in ihrem Amt
     so gestalten, dass für die Frau                                           oder darüber, ob die Bekleidung bei Frauen wichtiger

     ein politisches Engagement mög-                                           sei als bei Männern.
                                                                                  Für die Gesamterneuerungswahlen plant die Frau-
     licher würde. Es fehlt an Frauen,                                         enzentrale eine Wahlzeitung mit sämtlichen kandidie-
                                                                               renden Frauen in unserem Kanton. Gleichzeitig steht
     die weitere Teile der Familien­                                           jeder Frau eine kurze Vorstellung auf der Website der
                                                                               Frauenzentrale zu. So soll die Bevölkerung die grosse
     verantwortung an den Mann                                                 Auswahl an kandidieren Frauen sehen und auch be-
     oder andere Betreuungspersonen                                            wusst wählen können. Die Finanzierung wird mehr-
                                                                               heitlich mit Crowdfunding bei lokalhelden.ch/frauen-
     abgeben wollen und können.                                                wahlzeitung erzielt.
                                                                                  Am internationalen Frauentag vom 8. März werden
                                                                               fünf (durch die Bevölkerung) nominierten Frauen aus
                                                                               unserem Kanton den Prix Zora erhal-
             ist sie oft sehr kritisch mit sich selbst. Sie überlegt es        ten. Der Preis soll die Schaffenskraft
             sich sehr gründlich und selbstkritisch, ob sie die Vor-           von Frauen in verschiedensten gesell-
             aussetzungen für ein politisches Amt erfüllen und ob              schaftlichen Bereichen sichtbar ma-
             sie dieser Aufgabe gewachsen sind. Da sind die meis-              chen. Ganz bewusst werden Frauen
             ten Männer viel unkomplizierter und selbstsicherer.               nominiert, welche in der Tagespresse
                Es ist sehr anspruchsvoll, Familie, Beruf und Politik          eher keinen Platz bekommen. Das No-
             unter einen Hut zu bringen, dies gilt für Männer und              minationsverfahren erfolgte bis Ende
             Frauen. Auch heute noch übernimmt im Grossteil der                Dezember über Information auf Bier-
             Familien die Frau den grösseren Anteil an Familienar-             deckeln in vielen Ausserrhoder Gast-
             beit als der Mann. Das heisst, der Frau bleibt neben              häusern. Alle Frauen sind herzlich eingeladen, der           Der Prix Zora wird
             Familie und (Teilzeit-)Beruf noch weniger Zeit, um sich           Nomination beizuwohnen. Eine Anmeldung ist unter             am 8. März 2019
             politisch zu engagieren. Zudem fehlt es den Frauen                frauenzentrale-ar.ch/frauentag.php möglich.                  an von der Bevöl-
                                                                                                                                            kerung nominierte
             heute noch immer an weiblichen Vorbildern, die diese                 Im Jahresprogramm der Frauenzentrale werden lau-
                                                                                                                                            Frauen vergeben.
             Herausforderung meistern. Es fehlt an Paaren, welche              fend Kurse zu verschiedensten Themen angeboten –
             die Rollenaufteilung in ihrer Familie so gestalten, dass          immer mit dem Ziel der persönlichen Weiterbildung,
             für die Frau ein politisches Engagement möglicher                 der Vernetzung unter Frauen und der Chancengleich-
             würde. Es fehlt an Frauen, die weitere Teile der Fami-            heit. In Kürze findet ein Kurs zum Thema «Fit für öf-
             lienverantwortung an den Mann oder andere Betreu-                 fentliche Arbeit und Politik» statt. Der Kurs ist in fünf
             ungspersonen abgeben wollen und können. Und wenn                  Module aufgeteilt und dauert 2,5 Tage. In den einzel-
             Frauen mit ihrem ausserfamiliären Engagement einen                nen Modulen geht es darum, die eigenen Ressourcen,
             finanziellen Beitrag für die Familie leisten wollen oder          Fähigkeiten, Kompetenzen zu (er)kennen, sowie einen
             müssen, spricht dies in den meisten Fällen auch gegen             vertieften Einblick in den politischen Alltag zu gewin-
             ein politisches Engagement.                                       nen. Weitere Informationen dazu finden Sie ebenfalls
                Damit Frauen sich vermehrt politisch engagieren                auf der Webseite der Frauenzentrale AR.
             braucht es weibliche Vorbilder. Weibliche Vorbilder
             aus verschiedensten Lebenssituationen. Insbesondere                                                 Vorstand Frauenzentrale
             auch von Frauen, die Kinder haben. Zudem sollte ein
             politisches Engagement so entschädigt werden, dass
             sie einem beruflichen Engagement nahekommt. Par-
             teien müssen die Namen von fähigen Frauen kennen
             und auch auf diese zugehen und sie anfragen. Frauen
             müssen den Schritt wagen, ihre Selbstzweifel wahr-
             nehmen und dann selbstbewusst trotzdem JA sagen.
             Nicht zuletzt braucht es ein Angebot für Frauen, dass
             es ihnen ermöglicht, sich fit für eine politische Aufgabe
             zu machen.

MAGNET Nr.2/2019                                                          10
Thema

                                                                                                                                        Regula Gamp
                                                                                                                                        Syring, Pfarr-
                                                                                                                                        frau und Frau
                                                                                                                                        Pfarrer und
                                                                                                                                        aufmerksam.
                                                                                                                                        Bild sy

                          Von der Angst,
                        die Macht zu teilen
Regula Gamp Syring (47) ist Pfarrerin und Pfarrfrau.                        dass sie die gleichen Rechte hat wie ihr männlicher
Und sie ist Kirchenrätin unserer Kantonalkirche. Ein                        Kollege. Das war vor zwanzig Jahren.
Gespräch über Frauen in der Kirche.
                                                                            Hattet ihr einen speziellen feministischen Schwerpunkt
Lars Syring: Regula, wir haben uns 2000 im Vikariats-                       im Vikariat?
kurs kennen gelernt. Damals warst Du in Rheinfelden                            Nein. Das hat sich einfach so ergeben. Aber ich bin
bei einer Pfarrerin, die schon länger im Amt war. Was                       natürlich speziell zu ihr ins Vikariat gegangen, weil ich
würdest Du sagen: Was hast Du von ihr speziell in ihrer                     zu einer Frau wollte. Und dann war der ganze theolo-
Rolle als Frau gelernt?                                                     gische Fokus natürlich Thema. Wir haben den Blick auf
   Regula Gamp: Dass wir Frauen sind, war damals gar                        Frauen gelegt und uns nicht an den grossen männli-
kein grosses Thema. Sie hat das Pfarramt ganz selbst-                       chen Theologen orientiert. Wir haben uns Gedanken
verständlich geführt. Wir haben natürlich die Stereoty-                     gemacht, welche Sprache wir wählen, welche Themen
pen diskutiert. Dass man von einer Frau die typischen                       wir bearbeiten. Damals waren die Liturgiebände «Der
Handreichungen erwartet, egal, was sie für eine Posi-                       Gottesdienst in gerechter Sprache» gerade erschienen
tion hat. Helfen beim Abwaschen nach dem Kirchen-                           und die Bibel in gerechter Sprache angekündigt. Das
kaffee oder nach einer Kivositzung. Dass sich Männer                        brachte ganz neue Impulse und hat die Sprache und
davonschleichen und die Frauen aufräumen. Sie hat                           das Feiern in der Kirche verändert.
sich klar abgegrenzt. «Ich helfe beim Abwasch bewusst
nicht», hat sie gesagt. «Nicht weil ich etwas besseres                      Hatte dieser andere Fokus auch Konsequenzen für die
wäre, sondern weil das Arbeitszeit für mich ist. Und                        Gemeindearbeit?
mein Kollege hilft auch nicht mit.» Sie wollte zeigen,                         In Rheinfelden gab es damals einen Aufbruch. Meine
                                                                            Vikariatspfarrerin hat berufstätige Frauen für die Arbeit
Lars Syring, Pfarrer in Bühler und Pfarrmann, führte dieses Gespräch        in der Kirchgemeinde und in der Kirchenvorsteher-
mit seinem angetrauten Weibe im Januar 2019.                                schaft (Kivo) gewinnen können. Eine der Frauen, die

                                                                       11                                                       MAGNET Nr.2/2019
Thema

             damals in die Kivo eingestiegen sind, ist inzwischen             1918 ist in der Schweiz die erste Frau ordiniert worden.
             kantonale Kirchenrätin. Und die Kirchgemeinde hat es             Erst seit 1981 durften Frauen in der Schweiz ein Einzel-
             genossen, dass da nun Frauen mitarbeiten, die neue               pfarramt übernehmen. In den Vikariatskursen wird
             Beziehungen aufbauen.                                            neuerdings die Frauenordination wieder in Frage ge-
                                                                              stellt. Es gibt tatsächlich Männer, die meinen, Frauen
             Beziehungen aufbauen und pflegen, das ist doch nun               sollten nicht im Pfarramt arbeiten dürfen.
             nichts, was nur Frauen können. Das gehört doch                      In enggläubigen Kreisen wird diese These vertreten.
             grundsätzlich zum Pfarrberuf.                                    Manche Männer missbrauchen die Bibel, um Frauen,
                Das stimmt. Aber das ist eine Perspektive, die nicht          aber auch Kinder, Andersdenkende ect. klein zu halten.
             zum alten Pfarrbild gehört hat. Das haben die Frauen             Sie sprechen ihnen Rechte ab, die sie für sich selbstver-
             neu mit hinein gebracht. Seitdem verlässt auch der               ständlich in Anspruch nehmen. Das ist eine perfide Art,
             Pfarrer die Studierstube. Die Kommunikation läuft                andere zu unterdrücken und ihnen den Zugang zur
             nicht über die Kanzel oder Sitzungen, sondern über               Macht und zu Entfaltungsmöglichkeiten zu verstellen.
             Beziehungen. Was wir heute selbstverständlich finden,            Das gibt es wohl in jeder Religion. Die Religion ist nur
             wächst erst seit den 70er Jahren. Die Befreiungstheo-            das Transportmittel für den Machtmissbrauch, den Do-
             logie und die feministische Theologie haben massgeb-             minanzanspruch des Mannes. Und: In unserer Landes-
             lich dazu beigetragen.                                           kirche tolerieren wir keine Pfarrer, die die Frauenordi-
                                                                              nation ablehnen.
             Was hast Du seitdem erlebt? Ist es immer noch etwas
             Spezielles, als Frau im Pfarrberuf zu arbeiten? In               Du bist ja auch Pfarrfrau. Und Du engagierst dich bei
             Zeiten der #metoo Debatte: Hast du auch Übergriffe               den Deutschschweizerischen Pfarrfrauen. Was disku-
             erlebt?                                                          tiert ihr da?
                Ich habe auch verbale Grenzüberschreitungen er-                  Als Erstes: Wir reden nicht über unsere Männer!
             lebt. Ich glaube, das erlebt jede Frau, wenn sie auf ihre        Wir sind Opfer unserer eigenen emanzipatorischen Re-
             Grenzen achtet. Das ist ein gesamtgesellschaftliches             formbewegung geworden: Die Deutschschweizerische
             Phänomen. Oberflächlich sind die Pfarrerinnen akzep-             Pfarrfrauenvereinigung hat sich in den 1980er Jahren
             tiert. Doch der Pfarrberuf ist in den Köpfen der Leute           dafür eingesetzt, dass der Dienst der Pfarrfrauen in der
             häufig immer noch traditionell männlich.                         Kirchgemeinde nicht einfach selbstverständlich ist,
                                                                              sondern dass sie entlöhnt werden, zum Beispiel Sit-
             Würdest Du dem Ratspräsidenten des Schweizerischen               zungsgelder bekommen. Sie haben die Sicht der Kivos
             evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher, zu-               geschärft, dass Pfarrfrauen durchaus auch einen eige-
             stimmen, der von einer Feminisierung der Kirche                  nen Beruf haben können. Eine Gruppe von Pfarrfrauen
             spricht? Und davon, dass der Pfarrberuf für Männer               stellte damals einen Punktekatalog zusammen, worauf
             unattraktiver geworden sei, seit Frauen ihn auch aus-            eine Pfarrwahlkommission zu achten hätte bezüglich
             üben dürfen?                                                     der Frau des zukünftigen Pfarrers. Das Papier fand Ein-
                Ich würde differenzieren: Kirche war schon immer              gang in einen Empfehlungstext zur Pfarrwahl der Zür-
             weiblich. Nur was die Berufstätigen in der Kirche an-            cher Landeskirche. Heute ist dieser Text nicht mehr im
             geht, da hat sich etwas verändert. Inzwischen studie-            Downloadbereich der Homepage der Zürcher Kirche
             ren genauso viele Frauen Theologie wie Männer. Das               zu finden. Er ist hinfällig geworden.
             ist also ein Ausgleich. Keine Feminisierung. Die ordi-              Die Pfarrfrauen heute übernehmen nicht mehr ein-
             nierten Frauen durften früher ja gar nicht ins Pfarramt.         fach so das alte Pfarrfrauenbild. Die eigene Wahrneh-
             Die waren Pfarrhelferinnen, also sowas wie die Vorgän-           mung als Pfarrfrau tritt in den Hintergrund. Und darum
             gerinnen der SozialdiakonInnen. Nur der Pfarrherr und            sind wir wohl eine aussterbende Gattung. Unsere Mit-
             die Kivomitglieder waren Männer. Wenn nun Pfarrer                gliederzahlen werden kleiner. Hier bei uns im Appen-
             Locher von einer Feminisierung der Kirche spricht,               zellerland gibt es wenige Pfarrfrauen. Der Grossteil auf
             dann höre ich seine Weigerung und auch seine Angst,              meiner Liste sind Pensionierte.
             Macht zu teilen. Diese Haltung Lochers entspricht aber
             nicht den demokratischen Grundrechten unserer Ge-                Und wie geht es weiter?
             sellschaft und unserer reformierten Kirche.                         Wird sind in der nächsten Phase der Emanzipation
                Und unattraktiver ist der Beruf für Männer auch               angekommen. Wir haben viel erreicht. Unsere Vorgän-
             nicht geworden. Im Gegenteil. Ich finde, der Pfarrberuf          gerinnen haben für uns viel erkämpft, was für uns
             hat eine grosse Freiheit gewonnen.Wenn Du ins Ap-                schon selbstverständlich ist. Es liegt jetzt an uns, dass
             penzellerland blickst, wie viele unterschiedliche Pfar-          wir uns nicht wieder zurückdrängen lassen. Und dass
             rerinnen und Pfarrer siehst Du? Wir beherbergen eine             wir, Männer und Frauen, uns auf eine kreative und in-
             riesige Bandbreite und das ist spannend und toll! Die            telligente Art einander unsere Rechte als Menschen
             Freiheit wird nur durch die Schere im eigenen Kopf               zugestehen. Da ist nichts selbstverständlich. Wir müs-
             begrenzt.                                                        sen aufmerksam bleiben.

MAGNET Nr.2/2019                                                         12
Thema

«Der Wellenschlag meines Herzens»
   «Früher lebte ich immer in einem Vorbereitungssta-                          tieren bezeichnen. Aber vor dem Wort graut mir noch
   dium, ich hatte das Gefühl, dass alles, was ich tat,                        ein bisschen. Aber warum eigentlich? Eine halbe
   noch nicht das ‹Richtige› sei, sondern nur Vorberei-                        Stunde mit mir selbst allein. Es genügt nicht, morgens
   tung zu etwas anderem, etwas ‹Grösserem›, etwas                             im Badezimmer nur Arme, Beine und alle anderen
   Richtigem.»                                                                 Muskeln zu bewegen. Der Mensch besteht aus Körper
                                                                               und Geist. Und eine halbe Stunde Gymnastik und eine
   Diese Worte notiert Etty Hillesum, eine junge Hollän-                       halbe Stunde ‹Meditation› können zusammen ein soli-
   derin, in ihrem Tagebuch. Sie war damals 27 Jahre alt,                      des Fundament für die Konzentriertheit eines ganzen
   Holland von den Nazis besetzt und sie selbst als Jüdin                      Tages bilden.» Mit dieser Übung ist sie unterwegs und
   in grosser Gefahr. Ihr Leben hat eine entscheidende                         bemerkt, dass sie «ein kleines Schlachtfeld» ist, auf
   Wende genommen, als sie den 1941 aus Deutschland                            dem die Probleme und Kämpfe dieser Zeit ausgetragen
   geflohenen Julius Spier getroffen hat. Er ermutigt sie,                     werden. Und sie macht eine grossartige Entdeckung:
   mit dem Tagebuchschreiben zu beginnen. Das kommt                            «In mir gibt es einen ganz tiefen Brunnen. Und darin
   Etty entgegen. Sie will Schriftstellerin werden.                            ist Gott. Manchmal ist er für mich erreichbar. Aber oft
      Sie beginnt mit Julius Spier eine Beziehung und ar-                      liegen Steine und Geröll auf dem Brunnen und dann ist
   beitet mit ihm gleichzeitig therapeutisch. Er ist Chiro-                    Gott begraben. Dann muss er wieder ausgegraben wer-
   psychologe1 und öffnet ihr Horizonte. Sie lebt jetzt an-                    den. Ich stelle mir vor, dass es Menschen gibt, die beim
   ders: «Aber das ist nun völlig von mir abgefallen. Ich                      Beten die Augen zum Himmel erheben. Sie suchen
   lebe jetzt, heute, in dieser Minute, ich lebe voll und                      Gott ausserhalb ihrer selbst. Es gibt auch andere, die
   ganz, und das Leben ist es wert, gelebt zu werden.» In                      den Kopf senken und in den Händen verbergen; ich
   ihren Tagebüchern gibt sie tief berührende Einblicke                        glaube, diese Menschen suchen Gott in sich selbst. […]
   in ihren inneren Weg.                                                       Die einzige Gewissheit, wie du leben sollst und was du
                              *                                                tun musst, kann nur aus dem Brunnen aufsteigen, der
   Sie nimmt sich vor: «Ich glaube, dass ich das tun sollte:                   aus deiner eigenen Tiefe quillt.»
   morgens vor Beginn der Arbeit ein halbe Stunde lang
   ‹mich nach innen wenden›, horchen nach dem, was in                                                     *
   mir ist. ‹Sich versenken.› Man kann es auch als medi-                       Diese Entdeckung löst einen Veränderungsprozess aus:
                                                                               «Ich habe manchmal das Gefühl, als sässe ich in einem
                                                                               höllischen Fegefeuer und würde zu etwas geschmiedet.
   1 Verbindung aus Psychoanalyse und Handlesen. Etty beschreibt               Zu was? Das ist wiederum etwas Passives, ich muss es
   Spiers Aufgabe: «Er öffnet ihre Wunden und lässt den Eiter abflie-
                                                                               mit mir geschehen lassen.»
   ssen, er bohrt den Brunnen an, in dem sich Gott bei vielen Menschen
   verborgen hält, ohne dass sie es selbst wissen, er arbeitet so lange
                                                                                  Sie geht ihren Weg mit «kristallklarer Ehrlichkeit»
   mit ihnen, bis die Gewässer in ihren vertrockneten Seelen wieder zu         und wird immer empfindsamer. Ihr Grundgefühl ist das
   fliessen beginnen.»                                                         der Liebe und des Friedens. Sie ruht in sich.

                                                                          13                                                      MAGNET Nr.2/2019
Thema

                                                                             «Das Lebensgefühl ist so stark und ruhig, und meine
                                                                             Dankbarkeit ist so gross, dass ich gar nicht versuchen
                                                                             will, es mit einem einzigen Wort auszudrücken. In mir
   … wie ein kleiner                                                         ist ein einziges und vollkommenes Glück, mein Gott.
                                                                             Es lässt sich am besten ausdrücken mit den Worten: ‹in
   Vogel in einer                                                            sich ruhen›. Und hiermit ist mein Lebensgefühl am
                                                                             vollkommensten ausgedrückt: Ich ruhe in mir selbst.
   grossen schützenden                                                       Und jenes Selbst, das Allertiefste und Allerreichste in
   Hand geborgen.                                                            mir, in dem ich ruhe, nenne ich ‹Gott›.»
                                                                                «Und so fühle ich mich nun, immer und unablässig:
                                                                             als ob ich in deinen Armen läge, mein Gott, so be-
                                                                             schützt und geborgen und so von einer Ewigkeit durch-
                                                                             tränkt.»
             «Ich bin bereit, in jeder Situation und bis in den Tod                                     *
             Zeugnis davon abzulegen, dass das Leben schön und               In einem ihrer letzten Briefe an eine Freundin be-
             sinnvoll ist und dass es nicht Gottes Schuld ist, dass          schreibt sie ihr inneres Erleben im Lager.
             alles so gekommen ist, sondern die unsere … In man-                «Heute Nachmittag ruhte ich mich auf meiner Prit-
             chen Augenblicken kommt es mir vor, als wäre das Le-            sche aus und musste plötzlich Folgendes in mein Tage-
             ben für mich durchsichtig geworden, und auch die                buch schreiben, ich schicke es dir:
             Herzen der Menschen, ich schaue und schaue, und                    Du hast mich so reich gemacht, mein Gott, lass mich
             begreife immer mehr, und ich werde innerlich immer              auch mit vollen Händen davon austeilen. Mein Leben
             friedvoller; in mir ist ein Vertrauen auf Gott, das mich        ist zu einem ununterbrochenen Zwiegespräch mit dir,
             zunächst durch sein rasches Wachstum fast ängstigte,            mein Gott, geworden, zu einem einzigen grossen Zwie-
             das mir nun aber immer mehr zu eigen wird.»                     gespräch. Wenn ich in einer Ecke des Lagers stehe, die
                                                                             Füsse auf deiner Erde, das Gesicht zu deinem Himmel
                                        *                                    erhoben, dann laufen mir manchmal die Tränen über
             Es gibt auch eine andere Seite. In ihrem berühmt ge-            das Gesicht, entsprungen aus einer inneren Bewegt-
             wordenen Sonntagmorgengebet schreibt sie 1942:                  heit und Dankbarkeit, die nach einem Ausweg sucht.
                «Es sind schlimme Zeiten, mein Gott. Heute Nacht             Auch abends, wenn ich im Bett liege und in dir ruhe,
             geschah es zum ersten Mal, dass ich mit brennenden              mein Gott, rinnen mir manchmal die Tränen der Dank-
             Augen schlaflos im Dunkeln lag und viele Bilder                 barkeit übers Gesicht, und das ist mein Gebet. […] Ich
             menschlichen Leides an mir vorüberzogen. Ich ver-               kämpfe nicht gegen dich, mein Gott, mein Leben ist
             spreche dir etwas, Gott, nur eine Kleinigkeit: ich will         ein grosses Zwiegespräch mit dir. Vielleicht werde ich
             meine Sorgen um die Zukunft nicht als beschwerende              nie eine grosse Schriftstellerin, wie ich es eigentlich
             Gewichte an den jeweiligen Tag hängen, aber dazu                vorhabe, aber ich fühle mich tief in dir geborgen, mein
             braucht man eine gewisse Übung. Jeder Tag ist für sich          Gott. Ich möchte zwar manchmal kleine Weisheiten
             selbst genug. Ich will dir helfen Gott, dass du mich            und vibrierende kleine Geschichten in Worte prägen,
             nicht verlässt, aber ich kann mich von vornherein für           aber ich komme immer wieder genau auf ein und das-
             nichts verbürgen. Nur dies eine wird mir immer deut-            selbe Wort zurück: Gott, darin ist alles enthalten, und
             licher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass           dann brauche ich all das Andere nicht mehr zu sagen.
             wir dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns               Und meine ganze schöpferische Kraft setzt sich um in
             letzten Endes selbst. Es ist das Einzige, auf das es an-        die inneren Zwiegespräche mit dir, der Wellenschlag
             kommt: ein Stück von dir in uns selbst zu retten, Gott.         meines Herzens ist hier breiter und zugleich bewegter
             Und vielleicht können wir mithelfen, dich in den ge-            und ruhiger geworden, und mir ist, als würde mein in-
             quälten Herzen der anderen Menschen auferstehen zu              nerer Reichtum immer grösser.»
             lassen. Ja, mein Gott, an den Umständen scheinst du
             nicht viel ändern zu können, sie gehören nun mal zu                                         *
             diesem Leben … Und mit fast jedem Herzschlag wird               Am 7. September 1943 wird Etty mit ihrer gesamten
             mir klarer, dass du uns nicht helfen kannst, sondern            Familie nach Auschwitz deportiert. Dort stirbt sie am
             dass wir dir helfen müssen und deinen Wohnsitz in               30. November 1943. Sie ist 29 Jahre alt.
             unserem Innern bis zum Letzten verteidigen müssen.»                                                        Lars Syring

                                        *
                                                                             Lit: J. G. Gaarland: Das denkende Herz.
             Auch nachdem sie im Lager Westerbork interniert ist,
                                                                             Die Tagebücher von Etty Hillesum, 1941–1943. rororo.
             schreibt sie weiter. Furchtlos. Sie fühlt sich «wie ein         Video unter: https://www.youtube.com/watch?v=AlcFNEPb4oc
             kleiner Vogel in einer grossen schützenden Hand ge-             «Die Liebe als einzige Lösung – Etty Hillesum»
             borgen.»                                                        Ansehen auf magnet.jetzt!

MAGNET Nr.2/2019                                                        14
Weitblick

                                            «Kommt, alles ist bereit!»
                                                                      Weltgebetstag aus Slowenien

                                            Am 1. März finden in folgenden Ge-
                                            meinden Weltgebetsfeiern statt:

       Familienforum 2019                   Herisau
                                            15.30 Uhr: In der Feier im Alterszent-
   Der Umgang mit                             rum Heinrichsbad

       der Wut                              16.15 Uhr: In der Feier für Kinder im
                                              evang.-ref. Kirchgemeindehaus
      Samstag, 23. März 2019                19.40 Uhr: Gemeinsames Liederlernen
  9.30–12.00 Uhr, im evangelisch-             in der evang. methodistischen Kir-
  reformierten Kirchgemeindehaus              che Herisau
    Teufen, Hörliweg 272, Teufen            20.00 Uhr: Weltgebetsfeier in der
                                              evang.-methodistischen Kirche
Die Emotion der Wut wird herkömm-             Heris­au; anschliessend Apéro zum
lich oft als negativ wahrgenommen und         gemütlichen Austauschen und Bei-
gerne verdrängt. Doch in der Wut              sammensein
steckt eine Kraft, die Handeln ermög-                                                     Wald
licht. Wie gelingt ein regulierender Um-    Stein
                                                                                          14.00 Uhr: Feier für die Kinder von
gang mit der eigenen Wut und der Wut        19.00 Uhr: Evangelische Kirche Stein            der 1. bis zur 6. Klasse im Pfarrei-
der Kinder, so dass der Familienalltag
                                                                                            zentrum im Bendlehn, Speicher
nicht ohnmächtig macht, sondern er-         Trogen
mächtigend erlebt wird? Damit wollen                                                      19.15 Uhr: Freitagabend für Erwachse-
                                            14.00 Uhr: Für Kinder, Pfarreizentrum           ne: Gottesdienst in der Kirche Wald
wir uns an diesem Morgen beschäfti-
                                              Bendlehn                                      mit Pfarrerin Doris Engel Amara und
gen.
   Das Familienforum ist ein Anlass,        19.15 Uhr: Jugendliche und Erwachse-            Vorbereitungsteam. Nähere Informa-
bei welchem sich alle einbringen und          ne im Pfarreizentrum Bendlehn                 tionen finden Sie in der Wanze!
vollbepackt mit Ideen und Anregungen
nach Hause gehen. Der Kinderwork-
shop wird durch Claudine Kopp Kölbe-
ner, Heilpädagogin und Figurenspiele-
rin, geleitet. Den Erwachsenenwork-
                                                                             Nachrichten aus dem DigiTal
shop leitet Kirstin Jürgensen, dipl. Lo-
gopädin, Somatic experiencing® practi-                                       Frauen in der Kunst
tioner.
   Mittagsverpflegung! Verweilen Sie
noch ein wenig länger nach dem An-             Wie Frauen relativiert werden mit
lass: Tische und Stühle für das mitge-       Hilfe der Kunst. Der Mann in weiss.
brachte Picknick sind im Kirchgemein-          Maria, die Mutter Jesu, in blau, jung-
dehaus vorhanden.                              fräulich und keusch – trotz der vie-
                                               len Kinder, die sie laut Bibel gebar
Kosten und Anmeldung
                                               (Markus 3,31ff). Maria von Magdala,
Eintritt frei, Kostenübernhame Evang.
                                               als Prostituierte, in rot. Sie hält eine
ref. Landeskirche beider Appenzell und
                                               Büchse mit teurer Creme, womit sie
Pro Juventute AR/AI. Separate Anmel-
                                               Jesu die Füsse eingesalbt haben soll-
dung Erwachsene und Kinder/Jugend-
                                               te. Die Frau, die es laut Bibel tat,
liche für die Organisation erforderlich!                                                 Quelle:
                                               bleibt aber unbenannt (Lukas 7,36ff)       https://en.wikipedia.org/wiki/Pietà_
Kontakt                                        oder wird Maria aus Bethanien ge-          of_Villeneuve-lès-Avignon#/media/
Evangelisch-reformierte Landeskirche           nannt (Johannes 12,1ff). Im Mittel­        File:Enguerrand_Quarton,_La_Pietà_de_
beider Appenzell, Fachstelle Kinder Ju-        alter wird Maria aus Magdala dieje-        Villeneuve-lès-Avignon_(c._1455).jpg
gend Familie, Gaby Bürgi Gsell, Ober-          nige, die Jesu Füsse gewaschen ha-
dorfstrasse 49,9100 Herisau, Tel. 071          ben soll.                 Carlos Ferrer
277 54 21; gaby.buergi@ref-arai.ch

                                                               15                                                                MAGNET Nr.2/2019
Weitblick

                     Wie klingt Religion?
                                 Erwachsenenbildung im Vorderland

                                                        klingt Religion?» nach. In allen Vorder-
                                                        länder Kirchgemeinden findet ein An-
                                                        lass statt. Sie sind herzlich eingeladen!

                                                        Was? Wann? Wo?
                                                        Reformierte Kirche Heiden, 7. Febru-
                                                        ar, 17.30 Uhr: Wie klingt Buddhismus?
                                                        Mit Susan Schell, Jutta Wurm und Dag-
                                                        mar Jauernig. Die Stimme von Susan          Bild youtube_maxresdefault (Symbolbild)

                                                        Schell lässt aufhorchen. Ihre Lieder ge-
             Eing. Was wäre ein Gottesdienst ohne
                                                        hen mitten ins Herz. 13 Jahre war sie                  Berührung
                                                        unterwegs mit dem legendären Trio Pe-                Tango-Gottesdienst
             Musik? Eine Überforderung für Ohren
                                                        ter, Sue & Marc. Heute steigt Sie für ih-
             und Gehirn. Wir würden nur auf eine                                                         Samstag, 16. Februar, 17 Uhr,
                                                        re besinnlichen Lieder zusammen mit
             Art und Weise angesprochen. Musik öff-                                                             Kirche Stein
                                                        der Gitarristin Jutta Wurm auch schon
             net eine neue Dimension. Musik spricht
                                                        mal auf die Kanzel. Dagmar Jauernig ist     «Eine Berührung sagt mehr als tausend
             eine andere Ebene an. Musik bringt et-
                                                        Sati-Zen-Lehrerin, Yoga-Lehrerin YCH        Worte, weil sie die erste Sprache ist, die
             was zum Klingen, das für Wörter nicht
                                                        und Mitleiterin des buddhistischen Me-      der Mensch lernt. Und die einzige, die
             erreichbar ist.
                                                        ditationszentrums Haus Tao in Wolfhal-      er nie vergisst.»
                 Sieht das eine Buddhistin genau so?
                                                        den. Sie führt an diesem Abend ein in          Lassen Sie sich überraschen, wie gut
             Ist für einen Moslem Musik auch ein
                                                        die buddhistische Spiritualität und lei-    Tango auf der Kirchenorgel klingt und
             wichtiger Teil der Spiritualität? Welche
                                                        tet die Meditationen.                       entdecken Sie einmal mehr oder für
             Rolle spielt Musik im Hinduismus? Und
                                                                                                    sich neu, was Berührung bedeutet und
             wie klingt sie?                               Kirche Walzenhausen, 17. Februar,
                                                                                                    welche grundlegenden Qualitäten die
                 Diesen Fragen geht die ökumeni-        17.30 Uhr: Wie klingt das Judentum?
                                                                                                    Sprache der Berührung hat.
             sche Erwachsenenbildungsreihe «Wie         Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
                                                                                                       Mit Heinz Tobler und Claudia Buob,
                                                                                                    Tango; Dario Canal, Orgel; und Irina
                     Ökumenische Fastenwoche Teufen                                                 Bossart, Liturgie. Herzlich willkommen!

                                            23. bis 30. März
                                                                                                    Wisst ihr denn nicht?
             Wir laden Sie ein, mit uns gemeinsam       lehrerin, 079 793 99 32, barbara.gah-
                                                                                                        Requiem für die Lebenden
             während einer Woche zu fasten. Wäh-        ler@kath-teufen.ch
             rend der Fastenwoche haben Sie die            Claire Fuchs, seit 30 Jahren Leiterin
             Gelegenheit, an fakultativen Programm-     der ökumenischen Fastenwoche in Teu-
             punkten teilzunehmen, darunter Medi-       fen
             tationen, Spaziergänge und Austausch.
             Willkommen sind sowohl Menschen            Weitere    Ansprechpersonen: Verena
             mit weitergehenden als auch ohne Fas-      Hubmann, reformierte Pfarrerin in Teu-
             tenerfahrungen.                            fen, bietet persönliche Gespräche wäh-
                Weitere Informationen: 4. März          rend der Fastenwoche an. Monika Graf,
             2019, 19.30 Uhr, im katholischen Pfar-     Heilpraktikerin mit eigener Praxis in
             reizentrum Stofel, Teufen.                 Teufen, Fachfrau für Darmsanierung                Samstag, 23. Februar, 20 Uhr
                 Organisatorinnen: Barbara Gahler,      und Fasten, bietet Beratungen zum                  Evang. ref. Kirche, Teufen
             Katechetin in Teufen und Meditations-      Thema an.                                     Sonntag, 10. März, 17 und 20 Uhr
                                                                                                    Kirche St.Maria im Neudorf, St.Gallen
                                                                               Team v.l.n.r.:
                                                                               Barbara Gahler,      Gesang: Chorprojekt St. Gal­len; Anne-
                                                                               Verena Hubmann,      lies Huser-Ammann, Jodelstimme; Do-
                                                                               Claire Fuchs und     ris Bühler Ammann, Sopran; Regina
                                                                               Monika Graf.
                                                                                                    Huser, Mezzosopran; Margrit Hess, Alt;
                                                                                                    Peter Walser, Bass. Musik: Michael Neff,
                                                                                                    Trompete; Albin Brun, Syx, Schwyzer-
                                                                                                    örgeli; Adelina Filli, Kontrabass; Mauri-
                                                                                                    zio Grillo, Schlagzeug; Peter Roth, Kom-
                                                                                                    position, Leitung, Klavier. Eintritt frei,
                                                                                                    Kollekte.

MAGNET Nr.2/2019                                                          16
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