Frauenpower Familienforum 2019 Der Umgang mit der Wut - evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell
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magnet Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell AZB 9100 Herisau Februar 2019 Nr.2 106. Jahrgang rum 2019 Familienfo t U m g a n g mit der Wu Frauenpower De r ite 15 m ehr auf Se
Biblische Betrachtung Starke Frauen in der Bibel – oder wie die Bibel den Bechdel-Test besteht. Maria von Magdala Während Eva, Bathseba, Hagar, Sarah (und im gleichen Die meisten Helden der Bibel sind Männer. Namen wie Masse Maria, die Mutter Jesu) durch die Geburt ihrer Noah, Abraham, Josef, Moses, Josua, Samson, Samuel, Söhne ihre Bedeutung haben, ist Maria von Magdala David, Salomon und Eliah sind nur ein paar wenige, aus einem anderen Holz geschnitten. Hier haben wir nach meinem Gedächtnis und der Reihe nach aufge- eine selbständige Zeugin der Auferstehung Jesu Christi zählt. Frauen, die als stark oder vorbildhaft (positiv wie und damit die erste Person, die die Bezeichnung «Apo- negativ) gelten können, sind zwei oder drei gute Hand- stel» verdient. So erinnert man sich jedoch nicht an sie. voll. Dies ist wichtig. Da, wo Jungen und junge Männer Maria von Magdala ist eine der Frauen, die die junge aus einigen Vorbildern zu wählen haben, fehlt es, wenn Jesusbewegung von Galiea aus finanziell unterstützen, es um Mädchen und junge Frauen geht. Schauen wir zusammen mit Salomé, Maria, der Frau des Klopé und uns ein paar «starke» Frauen an. Über die Definition «den anderen», Ungenannten. Von Maria wird gesagt, «stark» können wir uns später streiten. sie wäre von sieben Dämonen befreit worden. Sie wurde Zeugin der Auferstehung und damit Apostolin. Eva Im Anschluss an die Zeit des Schreibens der Evangelien Eigentlich ist Eva keine Frau, die es gegeben hat und wird ihr ein eigenes Evangelium zugeschrieben. Damit doch ist sie jede Frau! Ihr Name sagt schon alles: «Le- kommt sie und die Frauen am Anfang der Kirche zu ben». Ihr Gegenüber, Adam, «der Mann», er ist kein Wort. Sie fühlten sich gestärkt und bestätigt in ihrer Einzelner und doch jeder Mann, der je gelebt hat und Berufung, die Frohe Botschaft zu verkünden und unab- leben wird. Die beiden, Adam und Eva, sind Meta- hängig von den Männern zu lehren. Eine mit den Män- phern, Rollen in einer Geschichte, die erklärt, warum nern um Jesu gleichgesetzte Berufung von Frauen Menschen für nichts und wieder nichts streben. Sie sollte nach diesen Anfängen mindestens 2000 Jahre werden immer als Paar genannt, und wenn Eva alleine ausbleiben, mit einigen wenigen Ausnahmen. genannt wird, in der Bibel oder im Volksmund, dann In der Kunst wird Maria von Magdala als Prostitu- immer als die, die an allem schuld ist. Sie trägt die ierte, mit rotem Gewand und Cremebüchse, darge- schwersten Folgen der Ungehorsam der beiden, und stellt – als die, die Jesu Füsse mit ihren Tränen wusch. allen Frauen wird bis in die Neuzeit aufgelegt, sich dem Ihr Evangelium wurde nie in der Bibel aufgenommen. Mann zu fügen, denn die Bibel gebietet es so! Apostolinnen mussten warten, bis sie einen Lehrauf- Eva bleibt eine Frau, die ihren Gatten den Ruin trag von den Kirchen bekamen. bringt. Cherchez la femme. Starke und eigenständige Frauen Sarah und Hagar Wann ist eine Frau stark? Wie wird sie in einer Erzäh- Sarah und Hagar, Herrin und Sklavin. Beide Mütter lung als solche geschildert oder gewürdigt? Seitdem grosser Nationen. Von Anfang an ist das Verhältnis der Allison Bechdel ihre Comic «Dykes to watch out for» beiden Frauen problematisch, von unserer Sicht gese- 1983 herausgab, werden die folgenden Fragen auf hen. Sarah ist die Hauptfrau ihres reichen, mächtigen Frauenrollen im Film angewandt: Mannes, Abraham. Hagar ist ihre Sklavin. Als Sarah – Gibt es mindestens zwei Frauenrollen? keine Kinder bekommt, gibt sie Abraham Hagar zur – Sprechen sie miteinander? Nebenfrau.1 Sie soll an ihrer Stelle einen Erben gebä- – Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen ren. Sarah hält die Rivalität nicht aus, als Ishmael zur Mann? Welt kommt. Sie quält Hagar, mit Abraham’s Genehmi- – Haben die Frauen einen Namen? gung. Hagar flieht und nur durch Gottes Eingreifen fin- Mit dem Bechdel-Test im Sinn schlage ich vor, die Ge- det sie wieder zurück. Diese Geschichte der Eifersucht schichten von Frauen in der Männerwelt der Bibel zu der Mächtigen gegenüber der Sklavin wiederholt sich.2 lesen. Ich fürchte, wir bekommen nur die «Stärke» zu Nachdem Gott Hagar, auf ihr Flehen, aus der Wüste sehen, die eine von Männern bestimmte Kultur zuliess. rettet und sie wieder nach Hause führt, wird Isaak, der Starke Frauen werden jeden Tag geboren, in dem sie rechtmässige Erbe, geboren. Die beiden Halbbrüder sich zu Wort melden. Ohne ihre Stimme und ohne ihre wachsen zusammen auf, bis Sarah ein zweites mal die Perspektive ist die Bibel nur ein Männerbuch, in dem Geduld bricht. Sie lässt Hagar und Ishmael wegschi- Frauen geduldet werden. cken. Er wird Urvater der Araber. Isaak der Urvater der Carlos Ferrer, Pfarrer in Grub-Eggersriet Hebräer, der Juden. Die Geschichte der beiden Brudervölker ist noch 1 Genesis 16 von der alten Rivalität der beiden Frauen gezeichnet. 2 Genesis 21 MAGNET Nr.2/2019 2
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Auf der Titelseite sehen Sie in das Gesicht von Rosa Luxemburg und Sie lesen einen Satz von ihr, der hie und da als Zitat dient. Vor 100 Jahren wurde Rosa Luxemburg umgebracht. Es mag Impressum der Anschein entstehen, der Februarmagnet sei eine «Frauen- nummer», doch das ist nicht der Fall, Männer sind immer mit- Heinz Mauch-Züger, Redaktor Kirchenblatt für die Evan- gelisch-reformierten Kirch- gemeint. gemeinden beider Appenzell Kirche wird politisch gerne nach links verortet, weil ihr Blick (erscheint monatlich) Herausgegeben im Auftrag auf die sogenannt Schwachen und gesellschaftlich Benachteilig- der Synode der Evangelisch- ten sich mit den Vorstellungen des Sozialismus und der Sozial- reformierten Landeskirche beider Appenzell demokratie trifft. Wer so denkt, für den ist die Wahl von Rosa Redaktionskommission Luxemburg wieder mal typisch. Carlos Ferrer, Grub-Eggersriet Unsere Vorstellungen von «Frau» und «Mann» sind kultu- (cf); Judith Husistein, Stein (jh); Isabelle Kürsteiner, Walzenhau- relle Ergebnisse. Beide Teile tragen ihren Anteil bei zur Stabili- sen (iks); Jonathan Németh, sierung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Doch eigentlich den- St.Gallen (jn); Karin Steffen, Schachen bei Reute (ks); Pfr. ken Frauen nicht einfach weiblich, weil sie Frauen sind – und Lars Syring, Präs., Bühler (sy) Männer nicht einfach männlich, weil sie Männer sind. Unser Redaktion Heinz Mauch-Züger (hmz) Denken wird geprägt davon, was gesellschaftlich als weiblich Steinbruggen oder männlich gewertet wird. Diese Wertungen werden von 9063 Stein Tel. 071 278 74 87 «Einflussreichen» über ihre jeweilige gesellschaftliche Position Fax 071 278 74 88 geprägt und weitergegeben. Und diese Wertungen sind so etwas magnet@ref-arai.ch von integriert, dass die meisten von uns sie als natürlich – reli- Magnet-Download www.ref-arai.ch giös ausgedrückt gottgegeben – ansehen. Produktion Alles Blödsinn – wörtlich gemeint! Denn auch diese Werte Appenzeller Druckerei AG, 9100 Herisau verändern sich. «Natürlich» ist: Frauen gebären Kinder – sie Adressänderungen melden müssen aber nicht. Und dann beginnt die Gefährdung eines ur- Sie bitte direkt der örtlichen alten, instinktiven Wissens, das auch viele «moderne» Männer Kirchgemeinde nervös werden lässt. Die nächste Generation ist unsere Zu- WEMF Beglaubigte Auflage 13535 kunft. Wenn die nicht geboren wird – dann … ? Magnet online Dann wächst die Menschheit nicht einfach endlos weiter und www.magnet.jetzt benötigt mehr und mehr Ressourcen im System Erde. Dann wird Gegenwart plötzlich ganz entscheidend, weil man sie nicht einfach als Zukunft der nächsten Generation zum Aufräumen überlassen kann. Dann gibt es nicht mehr einfach Zukunft, sondern Zukünfte, die nicht nur technokratisch realisiert wer- den müssen. Rosa Luxemburg war eine unbequeme, radikale Persönlich- keit. Sie war weiblichen Geschlechts und sie war mehr als nur ein Kind ihrer Zeit. Wir brauchen solche Menschen in der Kirche, in der Politik, in der Kultur und in der Wirtschaft – in der Gesellschaft unserer Zeit. Und – ach ja, das Alter ist nur bedingt eine gültige Ausrede! Titelbild: Rosa Luxemburg. Bearbeitung: Jonathan Németh. 3 MAGNET Nr.2/2019
Thema Rosa Luxemburg – eine Begegnung Vor wenigen Tagen (am 19. Januar) jährte sich zum tene glanzvolle Wahl dieser beiden Frauen, die achte 100. Mal der gewaltsame Tod der Frauen- und Arbei- und die neunte Bundesrätin, hat mich sehr gefreut! terrechtlerin Rosa Luxemburg. Aus diesem Anlass Als mit Micheline Calmy Rey vor bald 20 Jahren die statte ich ihr einen fiktiven Besuch ab, und frage sie erste Grossmutter Bundesrätin wurde, wurde sie ge- und mich, wo wir heute – 100 Jahre nach ihrer Er- fragt, wer denn nun ihre Enkelkinder hüte. Wurde mordung – stehen in bezug auf Frauen- und Arbei- je ein bundesrätlicher Grossvater solches gefragt? terrechte, Gerechtigkeit, Freiheit. Doch wer war … Ich denke an die mutige, beherzte Anni Lanz, die diese Frau überhaupt? kürzlich verurteilt wurde, weil sie einem afghani- schen, angeschlagenen Menschen solidarisch Gast- Soviel geht mir durch den Kopf, wenn ich mich inner- freundschaft gewährt hatte. lich auf den Weg mache zu ihr, Rosa Luxemburg, einer Vorkämpferin und Visionärin: Schon zur Jugendzeit Rosa Luxemburgs, um 1900, standen im Zentrum der weiblichen Emanzipation Fra- … Ich denke an Frauen, denen um die Jahrhundert- gestellungen, die auch heute noch den Diskurs prägen: wende ein Studium in ihren Heimatländern (D und die Rolle der Frau als Mutter, die Vereinbarkeit von RUS) versagt blieb, die sich aber in der Schweiz ih- Beruf und Familie, die sexuelle Selbstbestimmung, die ren Traum von einer vertieften Bildung oder ihren unterschiedlichen Bedürfnisse und Begehren der Berufswunsch (häufig als Ärztin) erfüllten. Frauen, geprägt durch ihre soziale Herkunft und ihre … Ich denke an Frauen, die vor hundert Jahren unge- politische Haltung. Während bürgerliche Frauen vor wollt und unverheiratet schwanger wurden, nicht allem für das Wahlrecht und berufliche Aufstiegsmög- selten von ihren Chefs, Meistern, Vorgesetzten, und lichkeiten kämpften, strebten die Proletarierinnen und die die ganze Last, Schande, Verachtung, ja sogar ihre Vorkämpferinnen wie Rosa Luxemburg und Clara Bestrafung alleine zu tragen hatten. Meine Gross- Zetkin gemeinsam mit ihren männlichen Parteigenos- tante etwa, oder die berühmte Astrid Lindgren, die sen nach einer Revolution, um die Massenarmut zu als junge, lebenslustige, unbedarfte, literarisch beseitigen. Während die bürgerlichen Frauen von ih- hochbegabte Bauerntochter als Volontärin bei der ren Vätern, Ehemännern und Brüdern als treusorgende Regionalzeitung vom Chef geschwängert und dann Hausfrauen und Mütter idealisiert, ihre angeblichen sich selbst überlassen wurde – Unzucht und Ehe- bruch, wie das hiess, war damals strafbar! «Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, … Ich denke an die vielen Frauen, die seither immer nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch noch und immer wieder – auch heute! – um ihre so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit Rechte, um die Gleichberechtigung, kämpfen, um Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen, berufli- ist immer Freiheit der Andersdenkenden.» chen, bildungsmässigen, ökonomi- schen Leben. … Ich denke an die mutigen Frauen, die ihre Stimme erheben im Film «Female Pleasure», der die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen in verschiede- nen Kulturen auch heute beleuchtet. … Ich denke an die vielen Frauen, die Thema sind in der diesjährigen Brot- für-alle/Fastenopferkampagne, die Erinnerungstafel, sich engagiert unter dem Motto Ge- Cranachstrasse 58, meinsam für starke Frauen – gemein- Berlin-Schöneberg. Die Tafel durfte sam für eine gerechte Welt nicht am Haus … Ich denke an die historische Wahl angebracht werden, zweier Bundesrätinnen am selben Tag zu gross war der vor wenigen Wochen. Die unbestrit- Widerstand. MAGNET Nr.2/2019 4
Thema Polin, kleingewachsen, geh behindert, viersprachig, scheinverheiratet um in Deutschland politisch zu wirken, Schreiberin, Über- setzerin, Dichterin – wort gewaltig. Bild: picture alliance / arkivi der Motor weiblicher Emanzipation! Am Ende aller «Die Missachtung des Lebens und die Brutalität gegen Argumente nämlich kam/kommt von Seiten der Män- den Menschen lassen die Fähigkeit des Menschen zur ner stets die Biologie ins Spiel. Es seien nun mal die Unmenschlichkeit erkennen. Sie kann und darf kein Mittel Frauen, die schwanger werden und Kinder gebären, irgendeiner Konfliktlösung sein und bleiben.» heisst es dann vermeintlich entwaffnend. Also seien sie in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft per definiti- Geschlechtseigenschaften naturalisiert und ihre sexu- onem weder voll einsatzfähig noch verlässlich. Dage- elle Befreiung durch eine perfide Doppelmoral verhin- gen hilft bis heute nur eins: Solidarität und Koopera- dert wurde, hatten es die Sozialrevolutionärinnen mit tion unter Frauen! männlichen Mitstreitern zu tun, die das Geschlechter- verhältnis zu einem «Nebenwiderspruch» erklärten, Was ist uns als Vermächtnis dieses Lebens der im revolutionären Kampf zu vernachlässigen sei. geblieben? Beide kämpften innerhalb ihres jeweiligen sozialen Noch immer werden Frauen unterdrückt, nicht gehört, und politischen Umfelds gegen Entmündigung, Margi- nicht wahrgenommen, benachteiligt, ausgeschlossen nalisierung und Funktionalisierung. Links wie rechts von Ämtern und Berufen. – Ihre Botschaft an uns heute wurde die «Frau in ihrer Funktion als Mutter/Ehefrau» alle, Frauen und Männer, zusammen mit vielen andern instrumentalisiert und politisiert. Die weibliche Solida- mutigen unerschrockenen Menschen, denke ich, ist rität wurde immer wieder aufgekündigt, wenn es um die folgende: ideologische «Übergrössen» wie «Vaterland» oder Lasst uns unseren Weg gehen, unbeirrt, zuversicht- «Klassenkampf» ging. lich, aufrecht! Lassen wir uns nicht abschrecken noch Es gab und gibt jedoch auch Hoffnung: bemerkens- hindern! Es müssen uns nicht alle nett finden! Wir dür- wert, wie fast alle Frauen von anderen Frauen inspi- fen dazu stehen, wie die heilige Schöpferkraft jede/n riert werden, sich gegenseitig inspirieren und unter- von uns gemacht und gemeint hat. Marilene Hess stützen, Lebens- und Arbeitsgemeinschaften, Frauen- freundschaften und -lieben waren und sind bis heute Den vollständigen Artikel mit Kurzbiografie auf magnet.jetzt! «Nicht wegen des Fanatismus der ‹Gerechtigkeit›, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt Sie stand für den revolutionären Umbruch und seine Wirkung versagt, marxistischer Prägung. wenn die ‹Freiheit› zum Privilegium Ihre Ideen fanden auch wird.» in der damaligen SPD keine Mehrheit, ihr Einsatz jedoch beeindruckte. Bild: vorwaerts.de 5 MAGNET Nr.2/2019
Thema Sich Gehör verschaffen 1970 war es, als ich als 20-Jährige an der Jungbür- All die Etappen auf politischer Ebene waren aber nur gerfeier im Stadttheater St.Gallen teilnahm. Über möglich, weil viele engagierte Frauen und auch etliche was genau damals referiert wurde, weiss ich schon Männer ausserhalb des Parlaments Druck machten und längst nicht mehr. Nur eine Aussage des damaligen machen. Das begann bereits mit dem Generalstreik Stadtammanns Alfred Hummler ist mir bis heute in 1918: Schon während des 1. Weltkriegs mussten sich der Erinnerung geblieben: Er hoffe, dass im nächsten die Frauen neben dem Haushalt auch um Hof und Ge- Jahr das Frauenstimmrecht angenommen werde. schäfte kümmern, weil die Männer an der Grenze wa- Und tatsächlich: Am denkwürdigen 7. Februar 1971 ren. Viele Frauen erhofften sich in der Folge, das erreichte die Vorlage einen schweizweiten Ja-Anteil Stimmrecht zu erhalten – vergeblich. 1969 führte Emi- von 65,7 Prozent. St.Gallen erreichte übrigens 46,5 lie Lieberherr den «Marsch auf Bern» an, als 5000 Prozent, Appenzell Ausserrhoden 39,9 und Appen- Frauen und Männer sich auf dem Bundesplatz für das zell Innerrhoden bloss schäbige 28,9 Prozent Ja-An- Frauenstimmrecht stark machten und damit den Weg teile. für den positiven Ausgang der Abstimmung 1971 eb- neten. Eine weitere Zäsur war der 14. Juni 1991, als Natürlich sind inzwischen fast 50 Jahre vergangen. eine halbe Million Schweizer Frauen für einen Tag ihre Doch etliche Argumente, die damals gegen die politi- Arbeit niederlegten. Das Motto gilt bis heute und hat sche Beteiligung der Frau vorgebracht wurden, werden auch am 14. Juni 2019 nichts an Bedeutung verloren: auch heute noch allen Ernstes vorgebracht, ob explizit «Wenn Frau will – steht alles still!» oder unterschwellig. So etwa die Aussage, der Mann handle verstandesmässig, die Frau gefühlsmässig. Oder Denn nach wie vor ist vieles nicht erreicht: Frauen interessierten sich schlicht nicht für die Politik. Noch immer sind stereotype Rollenbilder alltäglich, Die Zusammensetzung der meisten bürgerlichen Frak- etwa in Schulbüchern. Das führt dazu, dass Jungen und tionen in den kantonalen und nationalen Parlamenten Mädchen es oftmals normal finden, dass Männer bevor- zeigt, dass zumindest in Teilen der Schweizer Parteien- zugte Rollen innehaben und die Familienorganisation landschaft dieses Bewusstsein noch tief verankert ist. vor allem Frauensache ist. Vorurteile sind zäh. Das zeigt sich auch daran, dass jeder Schritt zur weiteren Gleichstellung der Ge- schlechter hart erkämpft werden musste. Bei jeder Ab- stimmungsvorlage wurden ähnliche Argumente vorge- bracht, häufig auch unter dem fadenscheinigen Vor- wand, man wolle die Familie schützen. Immerhin ge- lang es, seit der Abstimmung 1971 auf Bundesebene einige Fortschritte zur Geschlechtergerechtigkeit ge- setzlich zu verankern: 1981: Grundsatz der Gleichstellung von Frau und Mann in der Bundesverfassung 1988: neues Eherecht, Frauen und Männer sind gleich- gestellt 1996: Gleichstellungsgesetz Frauenstimmrecht – nach dem 1. Weltkrieg ein wichtiges Thema. Erst 1971 nach 2002: Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs in beharrlichem Engagement einzelner Frauen umgesetzt. Bild: hmz den ersten drei Schwangerschaftsmonaten 2004: Gewalthandlungen in Ehe und Partnerschaft werden neu von Amtes wegen als Delikt verfolgt und bestraft Das Motto gilt bis heute und 2005: Mutterschaftsversicherung mit Mutterschaftsur- laub hat auch am 14. Juni 2019 nichts an Bedeutung verloren: Ein besonderes Signal war 2000 die Wahl von Simo- netta Sommaruga in den Bundesrat. Damit gab es erst- Wenn Frau will – steht alles still! mals – leider nur für eine kurze Zeit – eine weibliche Mehrheit für die Landesregierung. MAGNET Nr.2/2019 6
Thema Eine weltweit nachhaltige Entwicklung ist ohne die Frauen nicht zu erreichen. Bild: Kirchenbote.de Ich und meine Mitstreiterinnen In den Medien, in der Politik, an den Schaltstellen der Wirtschaft sind Männer deutlich übervertreten. Dieses kämpfen nicht nur für eine Gleich- Ungleichgewicht hat verheerende Folgen: In den Me- dien wird die Sicht von Männern überproportional stellung von Frau und Mann in der wiedergegeben, was falsche Vorstellungen zementiert. Schweiz, sondern unser Anliegen In der Politik haben die Interessen der Männer ein Übergewicht, was sich wieder in den Gesetzen und in muss global umgesetzt werden. den Prioritäten, die gesetzt werden, niederschlägt. Und in der Arbeitswelt führt die Dominanz männlicher Manager dazu, dass Frauenanliegen wie familien- freundliche Arbeitsmodelle zu wenig prominent ver- Zur Person: Von 1991 bis 2005 ver- folgt werden. trat ich die Grünen St. Gallen im Ein gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist noch immer Nationalrat. Gerne blicke ich auf nicht umgesetzt. Dabei geht es auch darum, die Entlöh- diese spannenden 14 Jahre zurück. nung von Berufen neu zu diskutieren, die traditionell Es war eine erfüllende, aber auch von Frauen oder Männern gewählt werden. Die Feuer- fordernde Zeit. In all den Jahren wehr und die Kleinkinderbetreuung sind zwei Bei- habe ich mich bemüht, konsequent spiele. Beide sind herausfordernde Tätigkeiten. Aber für eine ökologische, soziale, femi- Feuerwehrleute verdienen deutlich mehr als Kleinkin- nistische und friedfertige Zukunft derbetreuende. einzustehen. Auch ohne National- Frauen sind viel häufiger in Teilzeit tätig als Männer. ratssitz bleibe ich meinen Zielen Das führt zu schlechteren Altersleistungen und poten- treu und engagiere mich für sie. All ziell schnellerer Kündigung. Entsprechend ungleich ist jenen, die mich in den vergangenen auch die Erwerbs- und Hausarbeit verteilt. Jahren gewählt, unterstützt und er- Nach Einführung des Mutterschaftsurlaubs ist es nö- Pia Hollenstein – Nationalrätin mutigt haben, danke ich ganz herz- tig, auch einen Vaterschaftsurlaub schweizweit ver- von 1991 bis 2006 – eine Frau, lich. Von 2009 bis 2014 arbeitete bindlich zu machen. So wird es möglich, dass Väter die weiss, dass frau es selber ich als Bildungsbeauftragte im Spi- eine engere Bindung zum Nachwuchs aufbauen und anpacken muss, in der Politik tal und Pflegeheim Appenzell. 2007 sich für das Funktionieren des Haushalts verantwort- genauso wie in der Wirtschaft und in der Kirche. studierte ich Angewandte Ethik an lich fühlen. der Universität Zürich (Master of Die Liste könnte weiter ergänzt werden. Neben der Advanced Studies in Applied Ethics) und schloss Forderung auf sexuelle Selbstbestimmung, die immer- 2011 das berufsbegleitende Masterstudium in hin gesetzlich verankert ist, kommt die spezielle Situa- Geriatric Care an der Kalaidos Hochschule ab. tion im kirchlichen Umfeld. Hier wiederholen sich die Seit Herbst 2014 nun geniesse ich das Leben als Defizite. Die grundsätzliche Ursache ist auch hier die Pensionierte. Tatsache, dass an der Spitze fast immer Männer domi- Quelle: http://www.piahollenstein.ch nieren. In der katholischen Kirche, wo ich beheimatet bin, ist dieses Ungleichgewicht besonders eklatant. 7 MAGNET Nr.2/2019
Thema Immer noch sitzen viele hergebrachte Klischees über die Rollen und Funk- tionen von Frauen in Män- ner- und Frauenköpfen. Bild: Amelie Glienke und Neunzigerjahren wie selbstverständlich für Män- ner vorgegeben waren, haben sich abgenutzt. Neue Werte wie Zeit für sich und Freunde, fürs Reisen und Jene Rollen, die noch in den für gemeinnützige Arbeit werden wichtiger. Dem kommt entgegen, wenn sich mehr Frauen in Beruf, Po- Achtziger- und Neunzigerjahren litik und Kirche für Kaderposten zur Verfügung stellen. Parallel zur Kritik an der männlichen Machtstruktur wie selbstverständlich für Männer in Wirtschaft, Politik und Kirche wird auch die globale vorgegeben waren, haben sich Machtstruktur immer deutlicher in Frage gestellt. Die Konzernverantwortungsinitiative bringt diese Kritik abgenutzt. auf den Punkt und fordert, dass Firmen im Ausland den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt sicher- stellen müssen. Vor 20, 30 Jahren wäre diese Forde- rung noch als «sozialistisch» und «wirtschaftsfeind- lich» lächerlich gemacht worden. Heute gibt es in Um- Umso wichtiger sind Vorbilder von engagierten Frauen fragen eine klare Mehrheit zugunsten der Initiative. wie Dorothee Sölle, Marga Bürig oder Margot Käss- Selbst namhafte Unternehmen machen sich die Forde- mann. Doch solche Vorbilder sind rar. In der reformier- rung der Initiative zu eigen. ten Kirche wiederum ist die Hierarchie etwas flacher Was hat diese Initiative mit Frauenfragen zu tun? und es deshalb auch einfacher für Frauen, gewisse Die Tätigkeit von Schweizer Firmen im Ausland, vor Funktionen zu erreichen. Das zeigte auch die Kandida- allem in Afrika, Lateinamerika und Asien, hat häufig tur von Rita Famos für das Präsidium des Schweizeri- Folgen, von denen die Frauen zuerst betroffen sind: schen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) im letzten Palmölplantagen in Indonesien vertreiben Familien Jahr. Auch wenn die Kandidatur keinen Erfolg hatte, ist von ihrem angestammten Land; Minen in Sambia ver- es wichtig, dass Frauen ihre berechtigten Ansprüche schmutzen das Trinkwasser; die Kleiderproduktion in geltend machen. Frauen in Führungspositionen müs- Bangladesch beutet Näherinnen aus. Für mich verfolgt sen selbstverständlich werden, ob in Politik, Wirtschaft diese Initiative deshalb nicht nur wirtschafts- und ent- oder Kirche. wicklungspolitische Anliegen, sondern auch Forderun- Wenn wir Frauen mehr Macht fordern, geht das auf gen der Gleichstellung. Denn eines ist klar: Ich und Kosten von Männermacht. Doch was für eine Macht ist meine Mitstreiterinnen kämpfen nicht nur für eine das? Und ist sie tatsächlich noch immer gefragt? Immer Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweiz, son- mehr junge Menschen setzen andere Prioritäten. Ein dern unser Anliegen muss global umgesetzt werden. Glanzposten in Militär und Politik, ein ständiges Feilen an der beruflichen Karriere ist auch für viele Männer Pia Hollenstein nicht mehr das Glück auf Erden. Teilzeit, Auszeit, Fa- milienzeit sind Begriffe, die auch von immer mehr jun- gen Männern selbstverständlich zu ihrer Lebenspla- nung gehören. Jene Rollen, die noch in den Achtziger- MAGNET Nr.2/2019 8
Thema Frauen in der Politik Die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden unter- politische Agenda bringen, die Männer weniger beach- stützt Anliegen von Frauen in Familie, Bildung, Beruf ten. Eine weibliche Politik unterscheidet sich nicht und Politik. Sie ist politisch neutral und hat rund 450 grundsätzlich von einer männlichen. Weibliche Politik Mitglieder. Mit ihrem Engagement möchte sie Frauen bedeutet nicht zwingend linke Politik. Auch Frauen vernetzen, stärken und informieren. Dies im privaten vertreten unterschiedliche Meinungen. Unabhängig wie auch im gesellschaftlich öffentlichen Bereich. Im der politischen Couleur bringen Frauen weitere Krite- Angebot der Frauenzentrale finden sich ausgesuchte rien in den politischen Diskurs ein und haben vor al- Weiterbildungen und genderspezifische Informatio- lem eine andere Gesprächskultur. Dies wäre für das nen, welche zu einer differenzierten Meinungsbil- politische System sehr bereichernd und wertvoll. dung beitragen können. Frauen für ein politisches Amt zu motivieren und in dieser Arbeit zu unterstüt- Warum engagieren sich heute kaum mehr Frauen in zen ist eines der wichtigen Anliegen der Frauenzent- der Politik als vor 20 Jahren? rale – www.frauenzentrale-ar.ch Dass sich heute kaum mehr Frauen in der Politik enga- gieren als vor 20 Jahren ist eine traurige Tatsache. Die In der Politik werden Rahmenbedingungen geschaffen. Frauenzentrale versucht mit ihrem ehrenamtlichen En- Frauen stellen die Hälfte der Weltbevölkerung dar, sie gagement Gegensteuer zu geben. Warum auch nach 48 sollten diese Rahmenbedingungen mitgestalten. Diver- Jahren Frauenwahlrecht in der Schweiz die Frauen in sität ist wichtig und wertvoll. So ist z. B. bekannt, dass politischen Gremien noch immer untervertreten sind gemischt-geschlechtliche Teams bessere Ergebnisse er- hat verschiedene Gründe. Einige wenige sollen hier zielen als Teams, die nur aus einem Geschlecht beste- angesprochen werden. hen. Dies gilt auch für die Politik. Frauen bringen eine In unserem Milizsystem ist es so, dass mögliche Kan- andere Sichtweise ein und können Themen auf die didatinnen oder Kandidaten von politisch engagierten Personen angefragt werden. Fähige Frauen sind dabei aber leider oft nicht auf dem Radar der entsprechenden Wird eine Frau für ein politisches Parteien und Personen. Sie sind im öffentlichen Leben meist weniger präsent. Ein wichtiger Grund dafür ist Amt angefragt, ist sie oft sehr sicherlich der Zeitfaktor. Neben Familie und Job bleibt kritisch mit sich selbst. – Da sind oft keine Zeit und Energie übrig, um sich in Vereinen oder politischen Gruppierungen zu engagieren. In die- die meisten Männer viel unkompli- sen Gefässen jedoch fallen fähige Personen auf und werden angesprochen. zierter und selbstsicherer. Ein weiterer Grund ist bei den Frauen selbst zu fin- den. Wird eine Frau für ein politisches Amt angefragt, Das aktuelle Ange- bot für interessierte Frauen! Bilder zVg 9 MAGNET Nr.2/2019
Thema Kann die Frauenzentrale Gegensteuer geben? Ein Diskussionsabend mit aktiven Politikerinnen aus dem Gemeinde- und Kantonsrat im vergangenen No- Es fehlt an Paaren, welche die vember 2018 in Teufen rückte ganz konkrete Fragen zum Thema «Frau macht Politik und spricht darüber» Rollenaufteilung in ihrer Familie ins Zentrum. So berichteten die Podiumsteilnehmerin- nen z.B. über die zeitliche Belastung in ihrem Amt so gestalten, dass für die Frau oder darüber, ob die Bekleidung bei Frauen wichtiger ein politisches Engagement mög- sei als bei Männern. Für die Gesamterneuerungswahlen plant die Frau- licher würde. Es fehlt an Frauen, enzentrale eine Wahlzeitung mit sämtlichen kandidie- renden Frauen in unserem Kanton. Gleichzeitig steht die weitere Teile der Familien jeder Frau eine kurze Vorstellung auf der Website der Frauenzentrale zu. So soll die Bevölkerung die grosse verantwortung an den Mann Auswahl an kandidieren Frauen sehen und auch be- oder andere Betreuungspersonen wusst wählen können. Die Finanzierung wird mehr- heitlich mit Crowdfunding bei lokalhelden.ch/frauen- abgeben wollen und können. wahlzeitung erzielt. Am internationalen Frauentag vom 8. März werden fünf (durch die Bevölkerung) nominierten Frauen aus unserem Kanton den Prix Zora erhal- ist sie oft sehr kritisch mit sich selbst. Sie überlegt es ten. Der Preis soll die Schaffenskraft sich sehr gründlich und selbstkritisch, ob sie die Vor- von Frauen in verschiedensten gesell- aussetzungen für ein politisches Amt erfüllen und ob schaftlichen Bereichen sichtbar ma- sie dieser Aufgabe gewachsen sind. Da sind die meis- chen. Ganz bewusst werden Frauen ten Männer viel unkomplizierter und selbstsicherer. nominiert, welche in der Tagespresse Es ist sehr anspruchsvoll, Familie, Beruf und Politik eher keinen Platz bekommen. Das No- unter einen Hut zu bringen, dies gilt für Männer und minationsverfahren erfolgte bis Ende Frauen. Auch heute noch übernimmt im Grossteil der Dezember über Information auf Bier- Familien die Frau den grösseren Anteil an Familienar- deckeln in vielen Ausserrhoder Gast- beit als der Mann. Das heisst, der Frau bleibt neben häusern. Alle Frauen sind herzlich eingeladen, der Der Prix Zora wird Familie und (Teilzeit-)Beruf noch weniger Zeit, um sich Nomination beizuwohnen. Eine Anmeldung ist unter am 8. März 2019 politisch zu engagieren. Zudem fehlt es den Frauen frauenzentrale-ar.ch/frauentag.php möglich. an von der Bevöl- kerung nominierte heute noch immer an weiblichen Vorbildern, die diese Im Jahresprogramm der Frauenzentrale werden lau- Frauen vergeben. Herausforderung meistern. Es fehlt an Paaren, welche fend Kurse zu verschiedensten Themen angeboten – die Rollenaufteilung in ihrer Familie so gestalten, dass immer mit dem Ziel der persönlichen Weiterbildung, für die Frau ein politisches Engagement möglicher der Vernetzung unter Frauen und der Chancengleich- würde. Es fehlt an Frauen, die weitere Teile der Fami- heit. In Kürze findet ein Kurs zum Thema «Fit für öf- lienverantwortung an den Mann oder andere Betreu- fentliche Arbeit und Politik» statt. Der Kurs ist in fünf ungspersonen abgeben wollen und können. Und wenn Module aufgeteilt und dauert 2,5 Tage. In den einzel- Frauen mit ihrem ausserfamiliären Engagement einen nen Modulen geht es darum, die eigenen Ressourcen, finanziellen Beitrag für die Familie leisten wollen oder Fähigkeiten, Kompetenzen zu (er)kennen, sowie einen müssen, spricht dies in den meisten Fällen auch gegen vertieften Einblick in den politischen Alltag zu gewin- ein politisches Engagement. nen. Weitere Informationen dazu finden Sie ebenfalls Damit Frauen sich vermehrt politisch engagieren auf der Webseite der Frauenzentrale AR. braucht es weibliche Vorbilder. Weibliche Vorbilder aus verschiedensten Lebenssituationen. Insbesondere Vorstand Frauenzentrale auch von Frauen, die Kinder haben. Zudem sollte ein politisches Engagement so entschädigt werden, dass sie einem beruflichen Engagement nahekommt. Par- teien müssen die Namen von fähigen Frauen kennen und auch auf diese zugehen und sie anfragen. Frauen müssen den Schritt wagen, ihre Selbstzweifel wahr- nehmen und dann selbstbewusst trotzdem JA sagen. Nicht zuletzt braucht es ein Angebot für Frauen, dass es ihnen ermöglicht, sich fit für eine politische Aufgabe zu machen. MAGNET Nr.2/2019 10
Thema Regula Gamp Syring, Pfarr- frau und Frau Pfarrer und aufmerksam. Bild sy Von der Angst, die Macht zu teilen Regula Gamp Syring (47) ist Pfarrerin und Pfarrfrau. dass sie die gleichen Rechte hat wie ihr männlicher Und sie ist Kirchenrätin unserer Kantonalkirche. Ein Kollege. Das war vor zwanzig Jahren. Gespräch über Frauen in der Kirche. Hattet ihr einen speziellen feministischen Schwerpunkt Lars Syring: Regula, wir haben uns 2000 im Vikariats- im Vikariat? kurs kennen gelernt. Damals warst Du in Rheinfelden Nein. Das hat sich einfach so ergeben. Aber ich bin bei einer Pfarrerin, die schon länger im Amt war. Was natürlich speziell zu ihr ins Vikariat gegangen, weil ich würdest Du sagen: Was hast Du von ihr speziell in ihrer zu einer Frau wollte. Und dann war der ganze theolo- Rolle als Frau gelernt? gische Fokus natürlich Thema. Wir haben den Blick auf Regula Gamp: Dass wir Frauen sind, war damals gar Frauen gelegt und uns nicht an den grossen männli- kein grosses Thema. Sie hat das Pfarramt ganz selbst- chen Theologen orientiert. Wir haben uns Gedanken verständlich geführt. Wir haben natürlich die Stereoty- gemacht, welche Sprache wir wählen, welche Themen pen diskutiert. Dass man von einer Frau die typischen wir bearbeiten. Damals waren die Liturgiebände «Der Handreichungen erwartet, egal, was sie für eine Posi- Gottesdienst in gerechter Sprache» gerade erschienen tion hat. Helfen beim Abwaschen nach dem Kirchen- und die Bibel in gerechter Sprache angekündigt. Das kaffee oder nach einer Kivositzung. Dass sich Männer brachte ganz neue Impulse und hat die Sprache und davonschleichen und die Frauen aufräumen. Sie hat das Feiern in der Kirche verändert. sich klar abgegrenzt. «Ich helfe beim Abwasch bewusst nicht», hat sie gesagt. «Nicht weil ich etwas besseres Hatte dieser andere Fokus auch Konsequenzen für die wäre, sondern weil das Arbeitszeit für mich ist. Und Gemeindearbeit? mein Kollege hilft auch nicht mit.» Sie wollte zeigen, In Rheinfelden gab es damals einen Aufbruch. Meine Vikariatspfarrerin hat berufstätige Frauen für die Arbeit Lars Syring, Pfarrer in Bühler und Pfarrmann, führte dieses Gespräch in der Kirchgemeinde und in der Kirchenvorsteher- mit seinem angetrauten Weibe im Januar 2019. schaft (Kivo) gewinnen können. Eine der Frauen, die 11 MAGNET Nr.2/2019
Thema damals in die Kivo eingestiegen sind, ist inzwischen 1918 ist in der Schweiz die erste Frau ordiniert worden. kantonale Kirchenrätin. Und die Kirchgemeinde hat es Erst seit 1981 durften Frauen in der Schweiz ein Einzel- genossen, dass da nun Frauen mitarbeiten, die neue pfarramt übernehmen. In den Vikariatskursen wird Beziehungen aufbauen. neuerdings die Frauenordination wieder in Frage ge- stellt. Es gibt tatsächlich Männer, die meinen, Frauen Beziehungen aufbauen und pflegen, das ist doch nun sollten nicht im Pfarramt arbeiten dürfen. nichts, was nur Frauen können. Das gehört doch In enggläubigen Kreisen wird diese These vertreten. grundsätzlich zum Pfarrberuf. Manche Männer missbrauchen die Bibel, um Frauen, Das stimmt. Aber das ist eine Perspektive, die nicht aber auch Kinder, Andersdenkende ect. klein zu halten. zum alten Pfarrbild gehört hat. Das haben die Frauen Sie sprechen ihnen Rechte ab, die sie für sich selbstver- neu mit hinein gebracht. Seitdem verlässt auch der ständlich in Anspruch nehmen. Das ist eine perfide Art, Pfarrer die Studierstube. Die Kommunikation läuft andere zu unterdrücken und ihnen den Zugang zur nicht über die Kanzel oder Sitzungen, sondern über Macht und zu Entfaltungsmöglichkeiten zu verstellen. Beziehungen. Was wir heute selbstverständlich finden, Das gibt es wohl in jeder Religion. Die Religion ist nur wächst erst seit den 70er Jahren. Die Befreiungstheo- das Transportmittel für den Machtmissbrauch, den Do- logie und die feministische Theologie haben massgeb- minanzanspruch des Mannes. Und: In unserer Landes- lich dazu beigetragen. kirche tolerieren wir keine Pfarrer, die die Frauenordi- nation ablehnen. Was hast Du seitdem erlebt? Ist es immer noch etwas Spezielles, als Frau im Pfarrberuf zu arbeiten? In Du bist ja auch Pfarrfrau. Und Du engagierst dich bei Zeiten der #metoo Debatte: Hast du auch Übergriffe den Deutschschweizerischen Pfarrfrauen. Was disku- erlebt? tiert ihr da? Ich habe auch verbale Grenzüberschreitungen er- Als Erstes: Wir reden nicht über unsere Männer! lebt. Ich glaube, das erlebt jede Frau, wenn sie auf ihre Wir sind Opfer unserer eigenen emanzipatorischen Re- Grenzen achtet. Das ist ein gesamtgesellschaftliches formbewegung geworden: Die Deutschschweizerische Phänomen. Oberflächlich sind die Pfarrerinnen akzep- Pfarrfrauenvereinigung hat sich in den 1980er Jahren tiert. Doch der Pfarrberuf ist in den Köpfen der Leute dafür eingesetzt, dass der Dienst der Pfarrfrauen in der häufig immer noch traditionell männlich. Kirchgemeinde nicht einfach selbstverständlich ist, sondern dass sie entlöhnt werden, zum Beispiel Sit- Würdest Du dem Ratspräsidenten des Schweizerischen zungsgelder bekommen. Sie haben die Sicht der Kivos evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher, zu- geschärft, dass Pfarrfrauen durchaus auch einen eige- stimmen, der von einer Feminisierung der Kirche nen Beruf haben können. Eine Gruppe von Pfarrfrauen spricht? Und davon, dass der Pfarrberuf für Männer stellte damals einen Punktekatalog zusammen, worauf unattraktiver geworden sei, seit Frauen ihn auch aus- eine Pfarrwahlkommission zu achten hätte bezüglich üben dürfen? der Frau des zukünftigen Pfarrers. Das Papier fand Ein- Ich würde differenzieren: Kirche war schon immer gang in einen Empfehlungstext zur Pfarrwahl der Zür- weiblich. Nur was die Berufstätigen in der Kirche an- cher Landeskirche. Heute ist dieser Text nicht mehr im geht, da hat sich etwas verändert. Inzwischen studie- Downloadbereich der Homepage der Zürcher Kirche ren genauso viele Frauen Theologie wie Männer. Das zu finden. Er ist hinfällig geworden. ist also ein Ausgleich. Keine Feminisierung. Die ordi- Die Pfarrfrauen heute übernehmen nicht mehr ein- nierten Frauen durften früher ja gar nicht ins Pfarramt. fach so das alte Pfarrfrauenbild. Die eigene Wahrneh- Die waren Pfarrhelferinnen, also sowas wie die Vorgän- mung als Pfarrfrau tritt in den Hintergrund. Und darum gerinnen der SozialdiakonInnen. Nur der Pfarrherr und sind wir wohl eine aussterbende Gattung. Unsere Mit- die Kivomitglieder waren Männer. Wenn nun Pfarrer gliederzahlen werden kleiner. Hier bei uns im Appen- Locher von einer Feminisierung der Kirche spricht, zellerland gibt es wenige Pfarrfrauen. Der Grossteil auf dann höre ich seine Weigerung und auch seine Angst, meiner Liste sind Pensionierte. Macht zu teilen. Diese Haltung Lochers entspricht aber nicht den demokratischen Grundrechten unserer Ge- Und wie geht es weiter? sellschaft und unserer reformierten Kirche. Wird sind in der nächsten Phase der Emanzipation Und unattraktiver ist der Beruf für Männer auch angekommen. Wir haben viel erreicht. Unsere Vorgän- nicht geworden. Im Gegenteil. Ich finde, der Pfarrberuf gerinnen haben für uns viel erkämpft, was für uns hat eine grosse Freiheit gewonnen.Wenn Du ins Ap- schon selbstverständlich ist. Es liegt jetzt an uns, dass penzellerland blickst, wie viele unterschiedliche Pfar- wir uns nicht wieder zurückdrängen lassen. Und dass rerinnen und Pfarrer siehst Du? Wir beherbergen eine wir, Männer und Frauen, uns auf eine kreative und in- riesige Bandbreite und das ist spannend und toll! Die telligente Art einander unsere Rechte als Menschen Freiheit wird nur durch die Schere im eigenen Kopf zugestehen. Da ist nichts selbstverständlich. Wir müs- begrenzt. sen aufmerksam bleiben. MAGNET Nr.2/2019 12
Thema «Der Wellenschlag meines Herzens» «Früher lebte ich immer in einem Vorbereitungssta- tieren bezeichnen. Aber vor dem Wort graut mir noch dium, ich hatte das Gefühl, dass alles, was ich tat, ein bisschen. Aber warum eigentlich? Eine halbe noch nicht das ‹Richtige› sei, sondern nur Vorberei- Stunde mit mir selbst allein. Es genügt nicht, morgens tung zu etwas anderem, etwas ‹Grösserem›, etwas im Badezimmer nur Arme, Beine und alle anderen Richtigem.» Muskeln zu bewegen. Der Mensch besteht aus Körper und Geist. Und eine halbe Stunde Gymnastik und eine Diese Worte notiert Etty Hillesum, eine junge Hollän- halbe Stunde ‹Meditation› können zusammen ein soli- derin, in ihrem Tagebuch. Sie war damals 27 Jahre alt, des Fundament für die Konzentriertheit eines ganzen Holland von den Nazis besetzt und sie selbst als Jüdin Tages bilden.» Mit dieser Übung ist sie unterwegs und in grosser Gefahr. Ihr Leben hat eine entscheidende bemerkt, dass sie «ein kleines Schlachtfeld» ist, auf Wende genommen, als sie den 1941 aus Deutschland dem die Probleme und Kämpfe dieser Zeit ausgetragen geflohenen Julius Spier getroffen hat. Er ermutigt sie, werden. Und sie macht eine grossartige Entdeckung: mit dem Tagebuchschreiben zu beginnen. Das kommt «In mir gibt es einen ganz tiefen Brunnen. Und darin Etty entgegen. Sie will Schriftstellerin werden. ist Gott. Manchmal ist er für mich erreichbar. Aber oft Sie beginnt mit Julius Spier eine Beziehung und ar- liegen Steine und Geröll auf dem Brunnen und dann ist beitet mit ihm gleichzeitig therapeutisch. Er ist Chiro- Gott begraben. Dann muss er wieder ausgegraben wer- psychologe1 und öffnet ihr Horizonte. Sie lebt jetzt an- den. Ich stelle mir vor, dass es Menschen gibt, die beim ders: «Aber das ist nun völlig von mir abgefallen. Ich Beten die Augen zum Himmel erheben. Sie suchen lebe jetzt, heute, in dieser Minute, ich lebe voll und Gott ausserhalb ihrer selbst. Es gibt auch andere, die ganz, und das Leben ist es wert, gelebt zu werden.» In den Kopf senken und in den Händen verbergen; ich ihren Tagebüchern gibt sie tief berührende Einblicke glaube, diese Menschen suchen Gott in sich selbst. […] in ihren inneren Weg. Die einzige Gewissheit, wie du leben sollst und was du * tun musst, kann nur aus dem Brunnen aufsteigen, der Sie nimmt sich vor: «Ich glaube, dass ich das tun sollte: aus deiner eigenen Tiefe quillt.» morgens vor Beginn der Arbeit ein halbe Stunde lang ‹mich nach innen wenden›, horchen nach dem, was in * mir ist. ‹Sich versenken.› Man kann es auch als medi- Diese Entdeckung löst einen Veränderungsprozess aus: «Ich habe manchmal das Gefühl, als sässe ich in einem höllischen Fegefeuer und würde zu etwas geschmiedet. 1 Verbindung aus Psychoanalyse und Handlesen. Etty beschreibt Zu was? Das ist wiederum etwas Passives, ich muss es Spiers Aufgabe: «Er öffnet ihre Wunden und lässt den Eiter abflie- mit mir geschehen lassen.» ssen, er bohrt den Brunnen an, in dem sich Gott bei vielen Menschen verborgen hält, ohne dass sie es selbst wissen, er arbeitet so lange Sie geht ihren Weg mit «kristallklarer Ehrlichkeit» mit ihnen, bis die Gewässer in ihren vertrockneten Seelen wieder zu und wird immer empfindsamer. Ihr Grundgefühl ist das fliessen beginnen.» der Liebe und des Friedens. Sie ruht in sich. 13 MAGNET Nr.2/2019
Thema «Das Lebensgefühl ist so stark und ruhig, und meine Dankbarkeit ist so gross, dass ich gar nicht versuchen will, es mit einem einzigen Wort auszudrücken. In mir … wie ein kleiner ist ein einziges und vollkommenes Glück, mein Gott. Es lässt sich am besten ausdrücken mit den Worten: ‹in Vogel in einer sich ruhen›. Und hiermit ist mein Lebensgefühl am vollkommensten ausgedrückt: Ich ruhe in mir selbst. grossen schützenden Und jenes Selbst, das Allertiefste und Allerreichste in Hand geborgen. mir, in dem ich ruhe, nenne ich ‹Gott›.» «Und so fühle ich mich nun, immer und unablässig: als ob ich in deinen Armen läge, mein Gott, so be- schützt und geborgen und so von einer Ewigkeit durch- tränkt.» «Ich bin bereit, in jeder Situation und bis in den Tod * Zeugnis davon abzulegen, dass das Leben schön und In einem ihrer letzten Briefe an eine Freundin be- sinnvoll ist und dass es nicht Gottes Schuld ist, dass schreibt sie ihr inneres Erleben im Lager. alles so gekommen ist, sondern die unsere … In man- «Heute Nachmittag ruhte ich mich auf meiner Prit- chen Augenblicken kommt es mir vor, als wäre das Le- sche aus und musste plötzlich Folgendes in mein Tage- ben für mich durchsichtig geworden, und auch die buch schreiben, ich schicke es dir: Herzen der Menschen, ich schaue und schaue, und Du hast mich so reich gemacht, mein Gott, lass mich begreife immer mehr, und ich werde innerlich immer auch mit vollen Händen davon austeilen. Mein Leben friedvoller; in mir ist ein Vertrauen auf Gott, das mich ist zu einem ununterbrochenen Zwiegespräch mit dir, zunächst durch sein rasches Wachstum fast ängstigte, mein Gott, geworden, zu einem einzigen grossen Zwie- das mir nun aber immer mehr zu eigen wird.» gespräch. Wenn ich in einer Ecke des Lagers stehe, die Füsse auf deiner Erde, das Gesicht zu deinem Himmel * erhoben, dann laufen mir manchmal die Tränen über Es gibt auch eine andere Seite. In ihrem berühmt ge- das Gesicht, entsprungen aus einer inneren Bewegt- wordenen Sonntagmorgengebet schreibt sie 1942: heit und Dankbarkeit, die nach einem Ausweg sucht. «Es sind schlimme Zeiten, mein Gott. Heute Nacht Auch abends, wenn ich im Bett liege und in dir ruhe, geschah es zum ersten Mal, dass ich mit brennenden mein Gott, rinnen mir manchmal die Tränen der Dank- Augen schlaflos im Dunkeln lag und viele Bilder barkeit übers Gesicht, und das ist mein Gebet. […] Ich menschlichen Leides an mir vorüberzogen. Ich ver- kämpfe nicht gegen dich, mein Gott, mein Leben ist spreche dir etwas, Gott, nur eine Kleinigkeit: ich will ein grosses Zwiegespräch mit dir. Vielleicht werde ich meine Sorgen um die Zukunft nicht als beschwerende nie eine grosse Schriftstellerin, wie ich es eigentlich Gewichte an den jeweiligen Tag hängen, aber dazu vorhabe, aber ich fühle mich tief in dir geborgen, mein braucht man eine gewisse Übung. Jeder Tag ist für sich Gott. Ich möchte zwar manchmal kleine Weisheiten selbst genug. Ich will dir helfen Gott, dass du mich und vibrierende kleine Geschichten in Worte prägen, nicht verlässt, aber ich kann mich von vornherein für aber ich komme immer wieder genau auf ein und das- nichts verbürgen. Nur dies eine wird mir immer deut- selbe Wort zurück: Gott, darin ist alles enthalten, und licher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass dann brauche ich all das Andere nicht mehr zu sagen. wir dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns Und meine ganze schöpferische Kraft setzt sich um in letzten Endes selbst. Es ist das Einzige, auf das es an- die inneren Zwiegespräche mit dir, der Wellenschlag kommt: ein Stück von dir in uns selbst zu retten, Gott. meines Herzens ist hier breiter und zugleich bewegter Und vielleicht können wir mithelfen, dich in den ge- und ruhiger geworden, und mir ist, als würde mein in- quälten Herzen der anderen Menschen auferstehen zu nerer Reichtum immer grösser.» lassen. Ja, mein Gott, an den Umständen scheinst du nicht viel ändern zu können, sie gehören nun mal zu * diesem Leben … Und mit fast jedem Herzschlag wird Am 7. September 1943 wird Etty mit ihrer gesamten mir klarer, dass du uns nicht helfen kannst, sondern Familie nach Auschwitz deportiert. Dort stirbt sie am dass wir dir helfen müssen und deinen Wohnsitz in 30. November 1943. Sie ist 29 Jahre alt. unserem Innern bis zum Letzten verteidigen müssen.» Lars Syring * Lit: J. G. Gaarland: Das denkende Herz. Auch nachdem sie im Lager Westerbork interniert ist, Die Tagebücher von Etty Hillesum, 1941–1943. rororo. schreibt sie weiter. Furchtlos. Sie fühlt sich «wie ein Video unter: https://www.youtube.com/watch?v=AlcFNEPb4oc kleiner Vogel in einer grossen schützenden Hand ge- «Die Liebe als einzige Lösung – Etty Hillesum» borgen.» Ansehen auf magnet.jetzt! MAGNET Nr.2/2019 14
Weitblick «Kommt, alles ist bereit!» Weltgebetstag aus Slowenien Am 1. März finden in folgenden Ge- meinden Weltgebetsfeiern statt: Familienforum 2019 Herisau 15.30 Uhr: In der Feier im Alterszent- Der Umgang mit rum Heinrichsbad der Wut 16.15 Uhr: In der Feier für Kinder im evang.-ref. Kirchgemeindehaus Samstag, 23. März 2019 19.40 Uhr: Gemeinsames Liederlernen 9.30–12.00 Uhr, im evangelisch- in der evang. methodistischen Kir- reformierten Kirchgemeindehaus che Herisau Teufen, Hörliweg 272, Teufen 20.00 Uhr: Weltgebetsfeier in der evang.-methodistischen Kirche Die Emotion der Wut wird herkömm- Herisau; anschliessend Apéro zum lich oft als negativ wahrgenommen und gemütlichen Austauschen und Bei- gerne verdrängt. Doch in der Wut sammensein steckt eine Kraft, die Handeln ermög- Wald licht. Wie gelingt ein regulierender Um- Stein 14.00 Uhr: Feier für die Kinder von gang mit der eigenen Wut und der Wut 19.00 Uhr: Evangelische Kirche Stein der 1. bis zur 6. Klasse im Pfarrei- der Kinder, so dass der Familienalltag zentrum im Bendlehn, Speicher nicht ohnmächtig macht, sondern er- Trogen mächtigend erlebt wird? Damit wollen 19.15 Uhr: Freitagabend für Erwachse- 14.00 Uhr: Für Kinder, Pfarreizentrum ne: Gottesdienst in der Kirche Wald wir uns an diesem Morgen beschäfti- Bendlehn mit Pfarrerin Doris Engel Amara und gen. Das Familienforum ist ein Anlass, 19.15 Uhr: Jugendliche und Erwachse- Vorbereitungsteam. Nähere Informa- bei welchem sich alle einbringen und ne im Pfarreizentrum Bendlehn tionen finden Sie in der Wanze! vollbepackt mit Ideen und Anregungen nach Hause gehen. Der Kinderwork- shop wird durch Claudine Kopp Kölbe- ner, Heilpädagogin und Figurenspiele- rin, geleitet. Den Erwachsenenwork- Nachrichten aus dem DigiTal shop leitet Kirstin Jürgensen, dipl. Lo- gopädin, Somatic experiencing® practi- Frauen in der Kunst tioner. Mittagsverpflegung! Verweilen Sie noch ein wenig länger nach dem An- Wie Frauen relativiert werden mit lass: Tische und Stühle für das mitge- Hilfe der Kunst. Der Mann in weiss. brachte Picknick sind im Kirchgemein- Maria, die Mutter Jesu, in blau, jung- dehaus vorhanden. fräulich und keusch – trotz der vie- len Kinder, die sie laut Bibel gebar Kosten und Anmeldung (Markus 3,31ff). Maria von Magdala, Eintritt frei, Kostenübernhame Evang. als Prostituierte, in rot. Sie hält eine ref. Landeskirche beider Appenzell und Büchse mit teurer Creme, womit sie Pro Juventute AR/AI. Separate Anmel- Jesu die Füsse eingesalbt haben soll- dung Erwachsene und Kinder/Jugend- te. Die Frau, die es laut Bibel tat, liche für die Organisation erforderlich! Quelle: bleibt aber unbenannt (Lukas 7,36ff) https://en.wikipedia.org/wiki/Pietà_ Kontakt oder wird Maria aus Bethanien ge- of_Villeneuve-lès-Avignon#/media/ Evangelisch-reformierte Landeskirche nannt (Johannes 12,1ff). Im Mittel File:Enguerrand_Quarton,_La_Pietà_de_ beider Appenzell, Fachstelle Kinder Ju- alter wird Maria aus Magdala dieje- Villeneuve-lès-Avignon_(c._1455).jpg gend Familie, Gaby Bürgi Gsell, Ober- nige, die Jesu Füsse gewaschen ha- dorfstrasse 49,9100 Herisau, Tel. 071 ben soll. Carlos Ferrer 277 54 21; gaby.buergi@ref-arai.ch 15 MAGNET Nr.2/2019
Weitblick Wie klingt Religion? Erwachsenenbildung im Vorderland klingt Religion?» nach. In allen Vorder- länder Kirchgemeinden findet ein An- lass statt. Sie sind herzlich eingeladen! Was? Wann? Wo? Reformierte Kirche Heiden, 7. Febru- ar, 17.30 Uhr: Wie klingt Buddhismus? Mit Susan Schell, Jutta Wurm und Dag- mar Jauernig. Die Stimme von Susan Bild youtube_maxresdefault (Symbolbild) Schell lässt aufhorchen. Ihre Lieder ge- Eing. Was wäre ein Gottesdienst ohne hen mitten ins Herz. 13 Jahre war sie Berührung unterwegs mit dem legendären Trio Pe- Tango-Gottesdienst Musik? Eine Überforderung für Ohren ter, Sue & Marc. Heute steigt Sie für ih- und Gehirn. Wir würden nur auf eine Samstag, 16. Februar, 17 Uhr, re besinnlichen Lieder zusammen mit Art und Weise angesprochen. Musik öff- Kirche Stein der Gitarristin Jutta Wurm auch schon net eine neue Dimension. Musik spricht mal auf die Kanzel. Dagmar Jauernig ist «Eine Berührung sagt mehr als tausend eine andere Ebene an. Musik bringt et- Sati-Zen-Lehrerin, Yoga-Lehrerin YCH Worte, weil sie die erste Sprache ist, die was zum Klingen, das für Wörter nicht und Mitleiterin des buddhistischen Me- der Mensch lernt. Und die einzige, die erreichbar ist. ditationszentrums Haus Tao in Wolfhal- er nie vergisst.» Sieht das eine Buddhistin genau so? den. Sie führt an diesem Abend ein in Lassen Sie sich überraschen, wie gut Ist für einen Moslem Musik auch ein die buddhistische Spiritualität und lei- Tango auf der Kirchenorgel klingt und wichtiger Teil der Spiritualität? Welche tet die Meditationen. entdecken Sie einmal mehr oder für Rolle spielt Musik im Hinduismus? Und sich neu, was Berührung bedeutet und wie klingt sie? Kirche Walzenhausen, 17. Februar, welche grundlegenden Qualitäten die Diesen Fragen geht die ökumeni- 17.30 Uhr: Wie klingt das Judentum? Sprache der Berührung hat. sche Erwachsenenbildungsreihe «Wie Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Mit Heinz Tobler und Claudia Buob, Tango; Dario Canal, Orgel; und Irina Ökumenische Fastenwoche Teufen Bossart, Liturgie. Herzlich willkommen! 23. bis 30. März Wisst ihr denn nicht? Wir laden Sie ein, mit uns gemeinsam lehrerin, 079 793 99 32, barbara.gah- Requiem für die Lebenden während einer Woche zu fasten. Wäh- ler@kath-teufen.ch rend der Fastenwoche haben Sie die Claire Fuchs, seit 30 Jahren Leiterin Gelegenheit, an fakultativen Programm- der ökumenischen Fastenwoche in Teu- punkten teilzunehmen, darunter Medi- fen tationen, Spaziergänge und Austausch. Willkommen sind sowohl Menschen Weitere Ansprechpersonen: Verena mit weitergehenden als auch ohne Fas- Hubmann, reformierte Pfarrerin in Teu- tenerfahrungen. fen, bietet persönliche Gespräche wäh- Weitere Informationen: 4. März rend der Fastenwoche an. Monika Graf, 2019, 19.30 Uhr, im katholischen Pfar- Heilpraktikerin mit eigener Praxis in reizentrum Stofel, Teufen. Teufen, Fachfrau für Darmsanierung Samstag, 23. Februar, 20 Uhr Organisatorinnen: Barbara Gahler, und Fasten, bietet Beratungen zum Evang. ref. Kirche, Teufen Katechetin in Teufen und Meditations- Thema an. Sonntag, 10. März, 17 und 20 Uhr Kirche St.Maria im Neudorf, St.Gallen Team v.l.n.r.: Barbara Gahler, Gesang: Chorprojekt St. Gallen; Anne- Verena Hubmann, lies Huser-Ammann, Jodelstimme; Do- Claire Fuchs und ris Bühler Ammann, Sopran; Regina Monika Graf. Huser, Mezzosopran; Margrit Hess, Alt; Peter Walser, Bass. Musik: Michael Neff, Trompete; Albin Brun, Syx, Schwyzer- örgeli; Adelina Filli, Kontrabass; Mauri- zio Grillo, Schlagzeug; Peter Roth, Kom- position, Leitung, Klavier. Eintritt frei, Kollekte. MAGNET Nr.2/2019 16
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