MENSCHEN MACHEN MEDIEN - Fit fürs Digitale Berufsbildung in der Medienbranche - Selten ein Ja-Nein-Schema 60 Jahre Deutscher Presserat

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MENSCHEN MACHEN MEDIEN - Fit fürs Digitale Berufsbildung in der Medienbranche - Selten ein Ja-Nein-Schema 60 Jahre Deutscher Presserat
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                                                                            E 2814
                                                                       Jahrgang 65

                     MENSCHEN
                     MACHEN                        Selten ein Ja-Nein-Schema
                     MEDIEN                        60 Jahre Deutscher Presserat

                                                   Wir Kreative!
Medienpolitisches ver.di-Magazin Dez. 2016 Nr. 4   Jenseits etablierter Standards

                                                Fit fürs Digitale
                           Berufsbildung in der Medienbranche
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Inhalt

IM FOKUS
BERUFSBILDUNG                                                         PORTRÄT

6     FIT FÜRS DIGITALE              15   DUALES STUDIUM BOOMT        4    BERUF MEDIENGESTALTER        28 NICHT FÜR JEDEN PREIS
      Von Susanne                         Große Diskrepanzen               BILD UND TON:                   Gesetzlicher Anspruch auf
      Stracke-Neumann                     zwischen den verschiede-         Voll gefordert                  angemessene Honorare
                                          nen Anbietern                                                    bleibt schwer durchsetzbar
10    PLUS
      MULTIMEDIALE INHALTE           16   NOCH ZEITGEMÄSS?            MEINUNG                           29 PRESSE-VERSORGUNG
      Ein Interview mit                   Journalistenausbildung                                           Überdurchschnittliche
      Matthias von Fintel                 in Deutschland vor hohen                                         Gewinnbeteiligung
      zum novellierten                    Ansprüchen                  5    GEGENSTEUERN UND
      Volontärstarifvertrag                                                ETHISCH KURS HALTEN!         29 NIE WIEDER MEHR ALS
                                     18   UM NICHT                                                         17,60 EURO?
11    EIN LANGER WEG                      PERSPEKTIVLOS ZU SEIN
      1990: wirkungsvoller                Vielfältige Angebote zur    INTERNATIONALES
      Journalistenstreik für              Weiterbildung angepasst                                       VER.DI UNTERWEGS
      einen Ausbildungstarif-             an digitale Erfordernisse
      vertrag                                                         22 AUFMACHER ERDOGAN
                                     20 VONEINANDER                      Die Abschaffung der            30 BREMEDIA
13    MIT TECHNIK-RUCKSACK              PROFITIEREN                      Pressefreiheit in der Türkei      Mehr Gehalt ab November
      Volontäre werden auch             ver.di startet Kooperation
      im WDR nur noch selten            mit dem Verein                                                  30 MEDIENAKADEMIE
      übernommen                        Junge Verlagsmenschen         BERUF                                ver.di-Bildungsangebote
                                                                                                           aus dem Norden
14    VERDICHTETER
      LEHRPLAN                                                        21   SCHON ENTDECKT?              30 PAPIERVERARBEITUNG
      Anspruchsvolle Bewerbung                                             CROWDSPONDENT                   Unzureichendes Angebot
      an der Electronic Media                                                                              zurückgewiesen
      School                                                          24 SELTEN EIN
                                                                         JA-NEIN-SCHEMA                 30 IMPRESSUM
                                                                         Am 20. November vor
                                                                         60 Jahren wurde der Deut-      31   ECKART SPOO:

                                  M
                                                                         sche Presserat gegründet            KRITISCHER GEIST
                                                                                                             UND 16 JAHRE
                                                                      26 DA IST                              DJU-VORSITZENDER
                                                                         HANDLUNGSBEDARF
Titelbild:                                                               Wandel der Arbeitswelt
Steffen Leiprecht /                                                      und Interessenvertretung
ifp – die katholische
Journalistenschule                               Online                  jenseits etablierter
                                                                         Standards
                                        immer aktuell informiert.
                                 Alle 14 Tage per newsletter die
                                 neuesten Beiträge im Überblick.

                                 >> mmm.verdi.de

2    M 4.2016
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ediTOriAl

                                                                                                                                            Karikatur: toonpool / Harm Bengen
                          Wie das Digitale
                          die Profession beeinflusst
                                    Digitaler Wandel, Arbeit 4.0 – auf Schritt und Tritt begegnen einem die Schlagworte, nerven mitunter,
             Polentz

                                    angesichts ständiger Betonung. Dabei wissen wir es genau, wir sind mittendrin in der rasanten Ent-
                                    wicklung, ohne Digitales läuft fast nichts mehr. Es gilt mitzuhalten und mitzugestalten – in der Aus-
                             n v.
              Foto: Christia

                                     bildung und später im Job durch unaufhörliches Dazulernen, durch Weiterbildung. Und die Lehr-
                                     einrichtungen, ob Berufsschule, Akademie oder Universität, stehen vor dem großen Anspruch, mög-
                                      lichst immer auf dem neusten (digitalen) Stand zu sein. Kein leichtes Unterfangen, wie M im letzten
                                       Themenheft dieses Jahres an Hand der Medienbranche aufzeigt.

            Crossmediales Arbeiten hat nahezu überall Einzug gehalten und technisches Wissen und Können – etwa
            für Redakteur_innen – erfährt eine neue Gewichtung. Dennoch gibt es viele Unterschiede in der Berufs-
            vorbereitung, sowohl bei Inhalten und Strukturen aber auch bei den Vergütungen für die Lehr- oder
            Studienzeit. Die Gewerkschaften sind gefordert, sich einzubringen bei der Weiterentwicklung von Berufs-
            bildern wie die „Mediengestalter_in Bild und Ton” (s. auch S. 5) und vor allem bei der Tarifierung der Aus-
            bildung. Nach nunmehr 26 Jahren ist es erst dieser Tage gelungen, den Volontärstarifvertrag zu novellieren
            (S.10). Im beigefügten Musterausbildungsplan finden sich Themen wie Workflow, Social Media, Daten-
            schutz, Content Management, Newsroom oder Newsdesk. Geeinigt haben sich die Parteien am Verhand-
            lungstisch, ein Streik wie 1990 war diesmal nicht notwendig. Umso mehr möchte M an die kämpferische
            Avantgarde von damals erinnern (S.11/12).

            Auch der Deutsche Presserrat hat sich auf die Veränderungen durch die Digitalisierung der Medien einge-
            stellt und seinen Pressekodex um onlinespezifische Aspekte ergänzt. Im 60. Jahr ihres Bestehens hatte die
            Freiwillige Selbstkontrolle nicht zuletzt wegen digitaler Angebote eine steigende Zahl von Beschwerden
            zu bearbeiten. Weltweiter Terror, der viele Menschen zur Flucht auch nach Deutschland zwang, warf auch
            in der Berichterstattung Fragen auf. Selten gab es einfache Antworten, der Pressekodex jedoch bildet eine
            handhabbare Haltelinie. (S. 24/25)

            Die M-Redaktion wünscht allen Leser_innen eine interessante Lektüre der aktuellen M „Fit fürs Digitale”
            sowie der täglich mit neuen Beiträgen bestückten M Online (https://mmm.verdi.de) – und natürlich
            Frohe Weihnachten! Mit anregenden analogen Begegnungen trotz Digital-TV.

            Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin

                                                                                                                             4.2016 M   3
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PORtRÄt

Beruf Mediengestalter
Bild und Ton:
Alexander Küpper

Voll gefordert

„D

                                                                                                                                         Foto: Nico Schnepf / wearedesign
                 er Sender bildet Medien-    geplant. Morgen wird ge-
                 gestalter_innen Bild und    dreht und übermorgen
                  Ton aus, aber im Alltag    wird geschnitten und be-
                  des Senders kommt die-     arbeitet. Für den vierzig-
                  ser Beruf genau genom-     jährigen Mediengestalter
men nicht vor. In den Tarifverträgen des     ist die Vielfalt der Aufga-
SWR gibt es uns nicht”, erzählt Alexander    ben und Tätigkeiten eine
Küpper. „Im Hinblick auf die Vergütung       ständige Herausforderung.
laufen wir Mediengestalter als Techni-       „Die tägliche Arbeit zeichnet sich durch      teilweise das Internationale Medienzen-
ker”. Alexander und seinen Kolleg_innen      einen hohen Anteil an eigener Kreativität     trum, das Mannschaftshotel und die
ist es ein Anliegen, dies zu ändern. Ihren   aus.” Das ist es, was ihn an diesem Beruf     Spielorte Hunderte von Kilometern ausei-
Ausbildungsberuf auch tariflich zu veran-    fasziniert. In einer ersten Ausbildung        nander. Im Zweier-Team, ein Redakteur
kern. ver.di und der Personalrat sind an     lernte Alexander Schreiner. Auch da war       und ein Mediengestalter, bleibt die Be-
dieser Frage dran, aber wie so oft: Gut      Handwerk und Kreativität gefragt. Als         richterstattung flexibel und aktuell.
Ding will Weile haben.                       Mediengestalter Bild und Ton sieht er den
                                             Reiz darin, im Medium Rundfunk Ge-            Eine große Herausforderung ist Social
Der SWR beschreibt die Ausbildung            schichten zu erzählen. „Egal, ob es sich      Media. Für das Internet muss teilweise an-
Mediengestalter_innen auf seiner Home-       um Unterhaltung oder Info handelt.”           ders produziert werden als fürs Fern-
page: Als zukünftige Spezialisten für Bild                                                 sehen. Die Formate werden kleinteiliger.
und Ton lernen die Auszubildenden alle       Schon als Jugendlicher hat sich Alexan-       Sendungen werden in Fragmente zerlegt.
wesentlichen Punkte bei der Realisierung     der intensiv mit Musik beschäftigt,           Auch entsprechen die Produktionsbedin-
von Fernsehproduktionen und Radiosen-        Schallplatten hören war das Größte.           gungen für Beiträge im Netz nicht immer
dungen kennen. Dementsprechend pla-          Später kam dann Fotografie hinzu. „Der        denen einer großen Film- und Fernseh-
nen die Auszubildenden für Medien-           Weg zum Mediengestalter war fast vor-         produktion. Dafür ist Schnelligkeit ein
gestaltung den Arbeitsablauf, realisieren    programmiert”, stellt er im Rückblick fest.   wesentlicher Aspekt.
die Ton- und Bildaufnahmen und bear-         „Zu meiner Motivation, den Beruf zu er-
beiten Beiträge, die sowohl im Fernsehen,    greifen, gehört aber auf jeden Fall auch      Doch die hohen eigenen Ansprüche auf-
als auch im Hörfunk und online präsen-       das Arbeiten im Team. Fernsehen zu ma-        zugeben ist nicht Alexanders Weg.
tiert werden. „In der praktischen Arbeit     chen ist ein Mannschaftssport.” Alle zwei     „Manche Verantwortliche in den Sendern
im Sender setzt es sich langsam durch,       Wochen steht die Produktion der „Pierre       haben das Fernsehen im Kopf schon ab-
dass Mediengestalter gezielt eingesetzt      M. Krause Show” an, eine Late-Night-          geschafft”, stellt er fest. „Lineares Pro-
werden. Früher mussten sich ausgebildete     Show dienstags um 23:30 Uhr im SWR-           gramm ist für diese Leute von vorges-
Mediengestalter spezialisieren, als Kame-    Fernsehen. Produziert werden jeweils          tern.” Dabei gibt es im Netz erste gegen-
ramann, Tontechniker oder im Schnitt.        zwei Sendungen mit schrillen Stories, lus-    läufige Ansätze wieder hin zu regelmäßi-
Doch wir kombinieren verschiedene Auf-       tigen Videos, Live Musik unplugged und        gen Publikationsterminen. Und was man
gabenfelder. Wir sind gewissermaßen so       interessanten Gästen. In solchen Produk-      nicht vergessen sollte: Es gibt grundlegen-
etwas wie die Eier legende Wollmilch-        tionen sieht Alexander die Mediengestal-      de Qualitätsmerkmale in Bild und Ton,
sau”, sagt Alexander Küpper. Und er fügt     ter_innen voll gefordert. Oder auch bei       auf die freiwillig zu verzichten, die Kom-
nicht ohne Stolz hinzu: „Das klingt nach     Außendrehs im kleinen Team. Einsatz-          munikationslandschaft ärmer machen
etwas Unmöglichem, aber es geht, wenn        möglichkeiten gibt es viele. Die Sportre-     würde. Insofern gibt es für die Medienge-
man die Aufgaben gut strukturiert an-        daktion zum Beispiel, erklärt Alexander.      stalter_innen Bild und Ton genügend zu
geht. Heute wird die Sendung organisiert,    Bei der Fußballweltmeisterschaft lagen        tun.                      Werner Jany
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MeInung

                              Gegensteuern und ethisch Kurs halten!

                              D
                                    as Jahr geht zu Ende – und auch meine Hoff-                 nennen. Die Rhein-Zeitung gab bekannt, eigene Richt-
                                     nung, dass die Medien sich nicht weiter trei-              linien zu entwerfen, da die Ziffer 12.1 des Presserats
                                     ben lassen von rechter Hetze im Netz und                   „aus der Zeit gefallen” sei.
                                     konservativer Abschottungspolitik. Wie bei
                                      der Berichterstattung über die „Kölner Silves-            Eine solche ethische Kursverschiebung kann rassisti-
                              ternacht” im Januar, so funktioniert es auch jetzt im             sche Ressentiments bedienen und damit auch neue
                              Dezember im Fall des Freiburger Studentinnenmords:                Zielgruppen verprellen, die es doch zu gewinnen gilt –
                              Eine Straftat wird in den Asyldiskurs gepresst, den               etwa die mittlerweile 21 Prozent der deutschen Bevöl-
                              konservative Kräfte nutzen, um Stimmung gegen                     kerung mit Einwanderungsgeschichte, die mit ihren
                              Geflüchtete zu machen und Abschiebungen durch                     Ängsten vor Rassismus genauso ernst genommen wer-
                              Gesetzesverschärfungen zu erleichtern. Wie kann                   den wollen wie die „besorgten Bürger” im Lande. Sie
                              man da gegensteuern und ethisch Kurs halten?                      sollten in der Presse nicht immer nur als Problem,
                                                                                                sondern als zum deutschen Alltag gehörig präsentiert
dr. Bärbel röben              Die ARD-Nachrichten haben es versucht: Am 3. De-                  werden, verlangen die Neuen deutschen Medien-
lebt als freie Journalistin   zember berichteten sie nicht über die Pressekonferenz             macher, ein Zusammenschluss von Journalist_innen
und Medienwissenschaft-       in Freiburg, bei der die Ermittler einen 17-jährigen              mit und ohne Migrationshintergrund, der sich für
lerin in attendorn/Sauer-     afghanischen Flüchtling als mutmaßlichen Mörder                   mehr Vielfalt in den Medien einsetzt. Noch klingen
land. 2013 veröffentlichte    einer deutschen Studentin präsentierten. Ihnen wurde              die Forderungen, die sie jüngst auf ihrem Bundeskon-
sie das Buch „Medien-         unterstellt, das Ereignis aus politischen Gründen zu              gress formulierten, wie Wünsche: „Mut” zu neuen
ethik und die ,anderen’.      verschweigen. Dabei haben sie sich zu Recht an den                Zielgruppen, es ist Zeit, über eine Quote „zu reden”.
Multiperspektivität als       Pressekodex gehalten, der eine identifizierende Bericht-
neue Schlüsselkompe-         erstattung bei minderjährigen Straftätern untersagt.              Hilft Reden noch in einer Zeit, in der jeder knallhart
tenz”, das aspekte einer      Am 5. Dezember knickte ARD-Aktuell ein und berich-                seine Privilegien verteidigt? Muss man da nicht klare
verantwortungsethischen       tete auch, da „der Fall nun eine politische Dimension             Ansprüche politisch einfordern, auch wenn es um me-
Berichterstattung auslotet.   bekommen hat”.                                                    diale Teilhabe geht? Denn wir leben in einer Medien-
                                                                                                gesellschaft, in der Berichterstattung demokratische
                                         Nach Beschwerden wegen der „Köln”-Bericht-             Entwicklungen befördern oder behindern kann.
                                         erstattung stand mit Richtlinie 12.1. das Antidis-
                                         kriminierungsgebot zur Disposition, aber der           Mein Wunsch für 2017: Passen wir auf, dass nicht
                                          Presserat hält glücklicherweise daran fest. Doch      noch mehr Medienboote nach rechts abdriften und
                                          in den Medien geht die Angst um, Stammkund-           sich vom Sirenengeheul der „besorgten Bürger” ge-
                                           schaft zu verlieren. So hat die Sächsische Zeitung   fährlich nah an die Klippen des Rassismus locken
                                Foto: privat

                                           nach einer Umfrage in der Leserschaft verkün-        lassen! Verteidigen wir den Pressekodex und fordern
                                            det, die Herkunft von Straftätern immer zu          wir mehr Vielfalt in den Medien! Bärbel Röben
MENSCHEN MACHEN MEDIEN - Fit fürs Digitale Berufsbildung in der Medienbranche - Selten ein Ja-Nein-Schema 60 Jahre Deutscher Presserat
IM fOkuS

                       Unaufhaltsam digitalisiert sich die Arbeitswelt. neue Tätigkeitsfelder wie das
                       Crowdworking oder der 360 Grad-dreh, neue Berufsformen wie der Social Media
                       redakteur oder die „Hashtaghüterin” entstehen in der Medienbranche. Gearbeitet
                       wird zunehmend crossmedial. Hohe Anforderungen an die Aus- und Weiterbil-
                       dung sind die Folge.

                       Fit fürs Digitale

           B
                       Von Susanne Stracke-neumann

                         eim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) werden      eingeführt werden. Die „Mediengestalter_in Print und
                         Neueinführungen und Reformen der zurzeit 328 an-        Digital” – zu den Vorgängern gehört die Setzer_in –
                          erkannten dualen Ausbildungsberufe koordiniert.        entstand 1998. „Hier haben wir völliges Neuland be-
                          Die „Mediengestalter_in Bild und Ton” wurde 1996       treten”, berichtete Kaschel-Arnold. Schon 2002 gab es
                           eingeführt, zusammen mit der „Film- und Video-        die erste Reform der Ausbildung, 2013 die zweite,
                           editor_in”. Damals waren sie die ersten Ausbil-       2016 die dritte Veränderung.
                            dungsordnungen für die Produktion elektroni-
                       scher Medien. 2006 gab es eine Anpassung des „Me-         Die Fotograf_innen-Ausbildung erfuhr 2009 eine
                       diengestalters Bild/Ton” an die Veränderungen in der      Anpassung ans digitale Zeitalter, der im Jahr 2000
                       digitalen Arbeitswelt, jetzt steht die nächste Überprü-   reformierte Beruf „Drucker_in” mauserte sich 2011
                       fung der Ausbildung bevor.                                zum „Medientechnologen Druck”. Der Beruf der
      der Journalis-   Beteiligt an solchen Neuordnungen sind Arbeitgeber        „Fachkraft für Veranstaltungstechnik”, 1998 neu ein-
mus steht, wie viele   und Gewerkschaften. Das ist nicht immer einfach, wie      geführt, wurde schon 2002, nach nur vier Jahren, zum
                       das Beispiel der „Film- und Videoeditor_in” zeigt.           ersten Mal aktualisiert. In diesem Sommer trat die
andere Kommunika-      2006 hatte man sich nicht einigen kön-                                nächste Erneuerung in Kraft.
tionsberufe auch,      nen, ob und wie der Beruf aktualisiert
vor einem ethischen    werden soll. Und so verzeichnet                                              In der PR / Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                          Foto: Monika Griebeler/ifp – die katholische Journalistenschule
                       das BIBB bis heute keine Reform                                                hat die Digitalisierung es erfor-
epochenwechsel,        der Ausbildung. Dafür wurde                                                      dert, neue Schwerpunkte zu
weil manche fun-       2006 aus dem „Verlagskauf-                                                         setzen: „Crossmediale Marke-
damentalen Grund-      mann” der „Medienkauf-                                                              tingkommunikation” oder
                       mann Digital/Print” – bis                                                           „Social Media Manager_in”
sätze in der digi-     heute unverändert. (Kauf-                                                           und „Digital Stratege” hei-
talisierung neu        mann steht im weiteren                                                              ßen bei der Deutschen Aka-
ausgelotet und         Textverlauf immer auch für                                                         demie für Public Relations
                       Kauffrau. d.Red.). Karl-Heinz                                                    angebotene Aus- und Weiter-
verhandelt werden      Kaschel-Arnold vom ver.di-Fach-                                                 bildungen. Sowohl hier an der
müssen.                bereich Medien, Kunst und Indus-                                              PR-Akademie als auch an Hoch-
                       trie, der damals für die IG Medien                                         schulen und Weiterbildungsinstitu-
                       über diese neue Ausbildungsordnung ver-                                tionen entstehen durch die Digitalisie-
                       handelte, hatte die Ausbildungsordnung schon                    rung neue Lernformate: Online-Studiengänge,
                       bei der Einführung als „B-Movie” kritisiert: „Wir hät-    die „Virtuelle Akademie für gemeinnützigen Journa-
                       ten uns noch mehr Aufmerksamkeit für Digitales ge-        lismus” des Redaktionskollektivs „Correctiv”, Webi-
                       wünscht.” Auch der 2006 eingeführte „Kaufmann für         nare der JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-
                       Marketingkommunikation”, der den Werbekaufmann            Stiftung oder MOOCs, „Massive Open Online Cour-
                       ablöste, ist bisher nicht neugestaltet worden. Dafür      ses”, deren Fortentwicklung als cMOOC – c steht für
                       soll jetzt zusätzlich der „Kaufmann für E-Commerce”       connectivism – die Lernenden miteinander verbindet.

6   M 4.2016
MENSCHEN MACHEN MEDIEN - Fit fürs Digitale Berufsbildung in der Medienbranche - Selten ein Ja-Nein-Schema 60 Jahre Deutscher Presserat
2 Fotos oben: ifp – die katholische Journalistenschule / Steffen Leiprecht und Wolfgang Maria Weber                                                                                                                               BerUFSBildUnG

                                                                                                      An den

                                                                                                                                                                                                                                                        2 Fotos unten: Fotolia/Gerhard Seybert (Buch), /fotos4people (Kamera)
                                                                                                      Hochschulen                                                                                                              Gut ein Dutzend der
                                                                                                      prägt die Digitalisie-                                                                                                    Journalistenschulen
                                                                                                      rung die medienbezogenen Studienord-                                                                                      haben sich in die-
                                                                                                      nungen. In Dortmund ist aus dem Zweitfach Daten-                                                                          sem Jahr eine ge-
                                                                                                      analyse/Statistik für künftige Wissenschaftsjournalis-                                                                   meinsame Qualitäts-
                                                                                                      ten 2014/15 ein Schwerpunkt Datenjournalismus ge-                                                                       Charta gegeben, zu
                                                                                                      worden, den Student_innen aller journalistischen                                                                      finden unter dem Logo
                                                                                                      Studiengänge besuchen können. An der Fachhoch-                                                                      „QJ” auf der jeweiligen In-
                                                                                                      schule Darmstadt-Dieburg gibt es im Master-Studien-      Lernen an mobilen,                                      ternet-Seite. Aber so ziemlich
                                                                                                      gang „Online-Journalismus” das Fach Datenjournalis-      multimedial ausgestat-                              alle Schulen werben mit ihrer
                                                                                                      mus. Die Uni Eichstätt lässt ihre Studierenden an ei-    teten Arbeitsplätzen und                     cross- oder multimedialen Ausbildung.
                                                                                                      ner App zum Mobile Reporting tüfteln. An der Fach-       crossmediale Trainings prä-   „Digitalen Journalismus leben” will man an der Elect-
                                                                                                                                                               gen heute die moderne Aus-
                                                                                                      hochschule Magdeburg-Stendal ist gerade ein                                            ronic Media School in Potsdam-Babelsberg. An der
                                                                                                                                                               bildung an vielen Journali-
                                                                                                      hochmodernes Fernsehstudio zur Ausbildung in den                                       Henri-Nannen-Schule können die Absolvent_innen
                                                                                                                                                               stenschulen.
                                                                                                      Journalismus-Studiengängen eingeweiht worden.                                          mindestens drei der folgenden Ausbildungsbereiche
                                                                                                                                                                                             als Spezialisierung auswählen: Print, Audio, Video,
                                                                                                      Medienethik – ein wichtiges Thema                                                      Online und Social Media. Die Deutsche Journalisten-
                                                                                                                                                                                             schule in München zählt in ihrem Lehrplan von der
                                                                                                      „New Media Journalism” nennt sich das Studium an                                       Online-Recherche und dem Datenjournalismus über
                                                                                                      der Leipzig School of Media: Journalistische Content-                                  Mobile Reporting, Podcast, CMS und Webvideos bis
                                                                                                      Aufbereitung‚ Crossmediale Content-Produktion und                                      hin zur App alle Felder des digitalen Journalismus auf.
                                                                                                      Crossmediales Redaktionsmanagement stehen ebenso
                                                                                                      auf dem Programm wie Social Media oder digitale                                        neuer Volontärstarifvertrag
                                                                                                      Geschäftsmodelle. Die Leipziger Volokurse haben
                                                                                                      Themen wie User Understanding oder Community                                           Die Axel-Springer-Akademie befindet ganz beschei-
                                                                                                      Management integriert.                                                                 den, sie sei „Deutschlands fortschrittlichste Journalis-
                                                                                                                                                                                             tenschule” mit ihrem Schwerpunkt Cross Media: „Die
                                                                                                      Stephan Weichert, Leiter des Studiengangs „Digital                                     Journalistenschüler arbeiten an mobilen, multimedial
                                                                                                      Journalism” an der Hamburg Media School, sieht als                                     ausgestatteten Arbeitsplätzen und genießen ein um-
                                                                                                      Konsequenz der Technik- und Algorithmenabhängig-                                       fangreiches Training in Print-, Mobil- und Onlinejour-
                                                                                                      keit des digitalen Journalismus in der Medienethik ein                                 nalismus. Neben ihrem Laptop und der Digitalkamera
                                                                                                      bleibendes Thema der Ausbildung: „Der Journalismus                                     gehört das Smartphone genauso zu ihrer Ausrüstung
                                                                                                      steht, wie viele andere Kommunikationsberufe auch,                                     wie die Handycam und das Mikrofon.”
                                                                                                      vor einem ethischen Epochenwechsel, weil manche
                                                                                                      fundamentalen Grundsätze in der Digitalisierung neu                                    Auch bei den Journalist_innen in den Redaktionen tut
                                                                                                      ausgelotet und verhandelt werden müssen.”                                              sich in Sachen Ausbildung was, immerhin 26 Jahre

                                                                                                                                                                                                                                        4.2016 M   7
MENSCHEN MACHEN MEDIEN - Fit fürs Digitale Berufsbildung in der Medienbranche - Selten ein Ja-Nein-Schema 60 Jahre Deutscher Presserat
iM FOKUS

nach dem ersten Ausbildungstarifvertrag für Volon-                                 le Ausbildung oder Online-Station absolviert. Auf der
tär_innen an Tageszeitungen. Die Zeitschriften zogen                               Liste der Verbesserungsvorschläge tauchte der Wunsch

                                                                                                                                                                              Foto: Steffen Leiprecht/ifp – die katholische Journalistenschule
damals im gleichen Jahr nach. Gut möglich, dass sie                                nach mehr Online-Erfahrung und mehr Crossmedia-
sich nach dem aktuellen Abschluss zwischen der                                     lität häufig auf. Auch Social Media, Content Manage-
Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union                                  ment Systems, Webseitenpflege, Layoutprogramme und
dju in ver.di, dem Deutschen Journalistenverband (DJV)                             Facebook sollen in der Ausbildung wichtiger werden.
und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger
(BDZV) ebenfalls zur Erneuerung entschließen.                                      Die Volos lernten zwar Online in den Kursen, hieß es

                                                                                                                                                 A
                                                                                   von Ausbilder_innen beim IQ-Forum im September
noch nicht alles crossmedial                                                       in Bonn, sie könnten ihre Kenntnisse aber in den Re-
                                                                                   daktionen oft nicht umsetzen. Volontär_innen könn-
Aus dem im ersten Volo-Tarifvertrag 1990 erwähnten                                 ten Erneuerer sein mit ihren digitalen Ideen, doch die
„gegebenenfalls vorhandenen rechnergesteuerten                                     „Digital Natives” stießen in den Redaktionen häufig
Redaktionssystem” wurde Alltag für Journalist_innen,                               auf „festgefahrene Strukturen und Gegenwind”. Aus-                       ktuelle
so gut wie jede Tageszeitung hat auch einen Internet-                              bilder_innen müssten multimedial ausgebildet wer-                        Tarifgehälter
Auftritt, für den oft „online first” gilt, von Kommen-                             den, damit sie die Ideen der Volos aus den Kursen in
tarspalten und Social-Media-Präsenzen ganz zu                                      der Redaktion umsetzen könnten. Oder, wie es die frü-               für Volontärinnen
schweigen. In den neuen Vertrag und den ihm beige-                                 here Leiterin der Hamburger Akademie für Publizistik,      und Volontäre
fügten Musterausbildungsplan sind deshalb Begriffe                                 Annette Hillebrand, in Bonn formulierte: „Wir haben
wie Workflow, Social Media, Datenschutz, Content                                   leider die Erfahrung, dass die Betriebe sich für die In-   tageszeitungen:
Management System, Newsroom und Newsdesk ein-                                      halte der Kurse überhaupt nicht interessieren.” Kurs       1.881 € im 1. ausbildungsjahr
gezogen. Natürlich haben fortschrittliche Medienhäu-                               gehabt, abgehakt.                                          2.181 € im 2. ausbildungsjahr
ser zumindest Online, teils auch Crossmedialität, bis-
her schon in die Ausbildung einbezogen, wo es ge-                                  Wer sich nach einer voll digital ausgerichteten Jour-      Zeitschriften:
schäftliche Verflechtungen mit dem lokalen Radio                                   nalistenschule oder einem multimedial aufgerüsteten        (Vor dem 22. lebensjahr)
oder dem Lokalfernsehen gibt. Aber das scheint nicht                               Studiengang in einer kleinen oder nicht so aufbruch-       1.488 € im 1. ausbildungsjahr
flächendeckend der Fall zu sein. Von den im Auftrag                                bereiten Redaktion wiederfindet, könnte einen Praxis-      1.735 € im 2. ausbildungsjahr
der Initiative Qualität im ersten Halbjahr 2016 befrag-                            schock erleiden – ähnlich wie es bei den zurückkeh-        (ab 22 Jahren)
ten 390 Volontär_innen (www.initiative-qualitaet.de)                               renden Volos beobachtet wird. Kommentar eines Aus-         1.895 € im 1. ausbildungsjahr
hatten bis dato nur rund 44 Prozent eine mehrmedia-                                bilders in Bonn: „Das müssen die jetzt aushalten!”
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BeRufSBIlDung

                                                                                      schen Pressesprecher nennt für PR-Volontär_innen
                                                                                      ein Durchschnittsgehalt von 1.345 Euro, die Zahlen
                                                                                      variieren zwischen 1000 und 1.600 Euro. Allerdings
                                                                                      ist zu beobachten, dass Pressesprecher_innen und ihre
                                                                                      Volontär_innen besser vergütet werden als die Volos
                                                                                      oder Angestellten in Werbeagenturen, vor allem in
                                                                                       kleinen und mittleren Agenturen. Die Schätzungen
                                                                                                schwanken zwischen 700 und 1.600 Euro.
                                                                                                    In krassen Fällen gibt es, wie es bei-
                                                                                                       spielsweise der Wissenschaftsladen
                                                                                                          Bonn/Arbeitsmarkt berichtet, 600
                                                                                                           Euro brutto für ein einjähriges
                                                                                                             Volontariat ohne jede Bildungs-
                                                                                                              maßnahme und dazu noch die
                                                                                                              Ansage beim Einstellungsge-
                                                                                                              spräch: „Von unserem Gehalt
                                                                                                              können Sie aber nicht leben,
                                                                                                             das ist Ihnen schon klar. Haben
                                                                                                            Sie denn noch jemanden, der
                                                                                                          Sie finanzieren kann?”

in Berlin kennen keine Ausbil-                                                                       Die Auszubildenden in der Druckin-
dungsvergütung, bieten aber an, bei der                                                          dustrie haben nach Tarif einen Anspruch
Suche nach Stipendien zu helfen. Die Freie                                               auf 912 bis 1065 Euro, je nach Ausbildungsjahr.
Journalistenschule oder die Kölner Journalistenschule     Foto: Fotolia / muzzoff     In der Realität klafft hier wie bei den Mediengestal-
verlangen Ausbildungsgebühren. In der Henri-Nan-                                      ter_innen Print und Online oder Bild und Ton oder
nen-Journalistenschule, die für Gruner und Jahr, Die                                  den Veranstaltungstechniker_innen oftmals eine Lü-
Zeit und den Spiegel ausbildet, gibt es 764 Euro im Mo-                               cke. Gut getroffen hat es, wer einen Ausbildungsplatz
nat. Das hat sogar die Potsdam-Babelsberger „Electro-                                 bei großen Sendern wie dem Norddeutschen Rund-
nic Media School”, die unter anderem für den RBB                                      funk (NDR), Bayerischen Rundfunk (BR) oder einem
Nachwuchs rekrutiert, mittlerweile überholt: Sie zahlt                                Konzern wie Springer ergattert hat: Ob Mediengestal-
künftig 1.000 Euro Ausbildungsvergütung. Die Jour-                                    ter_in, Fachinformatiker_in, Fachangestellter für
nalistenschule Ruhr (WAZ) hatte 2005 alle Volontär-                                   Medien- und Informationsdienste, Kauffrau für Au-
_innen zu Angestellten gemacht, es gab 1.200 Euro im                                  doivisuelle Medien oder Veranstaltungskauffrau und
ersten Jahr und 1.400 Euro im zweiten Jahr. Inzwi-                                    Veranstaltungstechniker_in, die Azubis gehen beim
schen ist das Modell wieder geändert worden: In der                                   BR mit einer Vergütung von fast 800 bis beinahe
„Medienakademie Ruhr” sind die Schüler_innen jetzt                                    1.000 Euro durch die drei Ausbildungsjahre, beim
wieder Volontär_innen ihrer Heimatredaktionen, was                                    NDR sogar mit 906 bis 1.020 Euro. Bei Springer erhal-
bedeuten kann, dass sie unterschiedliche Ausbil-                                      ten alle Azubis – und das ist im Gegensatz zur Volo-
dungsvergütungen erhalten, wie die Schulleiterin Sa-                                  vergütung sogar im Netz zu finden – zwischen 891
bine Roschke gegenüber „M” erklärte.                                                  und 994 Euro, je nach Ausbildungsjahr.

Häufig nicht nach Tarifvertrag bezahlt                                                 Schaut man aber nach den tatsächlich gezahlten
                                                                                      Durchschnittsgehältern, so liegen die bei Kauffrauen
Doch auch bei den Volontär_innen leuchtet nicht al-                                   für audiovisuelle Medien laut „ausbildung.de” eher
les golden im Sinne des Tarifvertrags. Bei einer Um-                                  zwischen 500 und 700 Euro, bei Medienkaufleuten
frage der Initiative Qualität im Journalismus in Volon-                               zwischen 620 und 980 Euro, bei Veranstaltungstech-
   tärskursen im ersten Halbjahr 2016 (www.initiati-                                  nikern zwischen 530 und 900 Euro, bei Mediengestal-
      ve-qualitaet.de) gaben nur rund 46 Prozent an,                                  tern Digital/Print zwischen 490 und 916 Euro. Inte-
        nach Tarif bezahlt zu werden. Tiefpunkte wa-                                  ressant, aber auch etwas deprimierend, ist für die oder
          ren die Angabe von 780 Euro Gehalt oder                                     den Ausbildungswilligen auch die Münchner Seite
           1100 Euro nach 15jähriger freier Mitarbeit.                                „Azubi und Azubine”. Tiefpunkt ist hier in der Me-
            Immerhin konnten 18 Volos sogar ankreu-                                   dienbranche der Azubi oder die Azubine der Fotogra-
             zen, dass ihr Einkommen über dem Tarif-                                  fie: Zwischen 235 und 315 Euro gibt es in den drei
            gehalt liege, hauptsächlich bei Zeitschrif-                               Lehrjahren, laut „ausbildung.de” zwischen 240 und
            ten. Der Durchschnitt lag bei 1.500 bis                                   490 Euro. Jan-Timo Schaube, Fotojournalist und Mit-
                                                          Foto: Fotolia/philipimage

           1.700 Euro.                                                                glied des Bundesvorstands der dju in ver.di, kennt die-
                                                                                      se niedrigen Azubi-Gehälter aus seinem beruflichen
      Das sind Zahlen, von denen manche Akademi-                                      Umfeld: „Der Fotograf ist in der Medienbranche wie
   ker_innen, die in die Öffentlichkeitsarbeit wollen,                                der Elektriker auf dem Bau – ganz unten.”
nur träumen können. Der Bundesverband der Deut-                                                           Susanne Stracke-Neumann
MENSCHEN MACHEN MEDIEN - Fit fürs Digitale Berufsbildung in der Medienbranche - Selten ein Ja-Nein-Schema 60 Jahre Deutscher Presserat
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     N
ein interview mit Matthias von Fintel zum novellierten Volontärstarifvertrag

                ach 26 Jahren liegt ein neuer Ausbil-                                                               lontariatstarifvertrag hat aber eine wichtige Orientie-
                dungstarifvertrag vor. Für den er-                                                                  rungsfunktion auch außerhalb der Tarifbindung.
                 sten Tarifvertrag für Volontärinnen
                 und Volontäre an Tageszeitungen                                                                    Was war der Knackpunkt, dass die Verhandlun-
                 im Jahr 1990 waren viele Redak-                                                                    gen dann doch länger gedauert haben als ur-
tionen auf die Straße gegangen. Dieses Mal, 2016,                                                                   sprünglich gedacht?
waren keine Streiks nötig, die Tarifparteien einigten                                                               Die Laufzeit des Volontariats. Die Deutsche Journalis-
sich am grünen Tisch. Über den neuen Tarifvertrag                                                                   tinnen und Journalisten-Union (dju) in ver.di ist der
für Volos sprach M mit Matthias von Fintel, dem                                                                     Meinung, dass auch mit den neuen Inhalten für eine
Tarifsekretär Medien und der dju in ver.di.                                                                         gut organisierte Ausbildung die zwei Jahre ausrei-
                                                                                                                    chend Zeit bieten. In vielen Verlagen wird das aktuell
M | Warum hat es so lange gedauert bis der Aus-                                                                     ja auch praktiziert. Doch der BDZV hat eine Verlän-
bildungstarifvertrag novelliert wurde?                                                                              gerung um neun Monate gefordert und sich nur sehr
Matthias von Fintel | Die vergangenen 26 Jahre                                                                      langsam von dieser Forderung wegbewegen lassen.
haben sehr viele Veränderungen für die Redaktionen                                                                  Wir wollten auf keinen Fall eine Verlängerung des Vo-
gebracht, im inneren Aufbau der Redaktionen und na-                                                                 lontariats, mit dem alleinigen Nutzen für den Verlag,
türlich nach außen in den vielfältigeren Verbreitungs-                                                              jemanden, der schon fertig ausgebildet ist, zum
wegen und Ausdrucksformen. Die Internetauftritte                                                                    Volontariatsgehalt statt des eigentlichen, richtigen Re-
                                                           Weitere Inhalte ergänzen
der Tageszeitungen gab es 1990 noch nicht. Multi-                                                                   dakteursgehalts einsetzen zu können. Wir haben jetzt
                                                          den neuen Volontärstarif-
mediale Aufbereitung in Grafiken, Videos oder Audio-                                                                einer Verlängerung von einem bis drei Monaten zu-
                                                          vertrag – drei Monate Ver-
                                                                                       Foto: Christian v. Polentz

beiträgen sind heute in Social Media und Apps nicht                                                                 gestimmt, wenn sie Zusatzqualifikationen dient, und
                                                         längerung der Ausbildungs-
mehr wegzudenken. Damit hat sich auch die Art, in            zeit sind für Zusatz-                                  dazu in journalistisch geprägten externen Stationen
der ausgebildet wird, verändert. Alles zusammen ge-        qualifikationen möglich.                                 durchgeführt wird, wie in- oder ausländischen Korres-
nommen hat gezeigt, es gibt Renovierungsbedarf am                                                                   pondentenbüros, Nachrichtenagenturen oder PR-Ab-
bestehenden Tarifvertrag für Volontärinnen und Vo-                                                                  teilungen, in journalistischen Start-Ups oder bei ei-
lontäre. Einig waren wir uns mit dem Verlegerverband                                                                   nem Radio-/Fernsehsender. Diese Verlängerungs-
BDZV, dafür den geltenden Vertrag nicht zu kündi-                                                                         möglichkeit gilt erst mal bis Ende 2019 und
gen, sondern mögliche Ergebnisse der Verhand-                                                                               kann ohne weiteres gekündigt werden. Wir
lungen an die Stelle des ansonsten unverändert                                                                                werden uns in der Zeit die tatsächliche Ein-
geltenden Tarifvertrages zu setzen.                                                                                             haltung dieser Regelung genau anschauen
                                                                                                                                und die Volontärinnen und Volontäre da-
Welche Verhandlungsergebnisse, also                                                                                              zu befragen, wofür die zusätzlichen Mona-
Neuerungen bringt der neue Ausbil-                                                                                               te verwendet werden.
dungstarifvertrag?
An den wesentlichen Elementen der Ausbil-                                                                                       Du hast von einer gut strukturierten
dung ändert sich nichts, nach wie vor sind Re-                                                                                 Ausbildung gesprochen: Gibt der novel-
cherchieren, Schreiben, Redigieren, Presserecht,                                                                             lierte Ausbildungsvertrag dazu Hilfen für
Presseethik usw. die Basis der journalistischen Aus-                                                                       die Redaktionen und Ausbilder_innen, die
bildung. Neu aufgenommen wurden Ausbildungs-                                                                             ihre Aufgabe meist zusätzlich zur normalen
inhalte in Online-Journalismus und multimedialem                                                                     Redaktionsarbeit übernehmen?
Arbeiten. Außerdem haben wir den Vertrag an die                                                                     Nicht nur im Tarifvertrag selbst ist einiges dazu aus-
heutige Situation mit Newsdesks und in manchen                                                                      geführt, auch in einem neuen Anhang zum Vertrag
Häusern der Auflösung der klassischen Ressorts in                                                                   gibt es einen detailliert ausgeführten Musterausbil-
Themenfelder Rechnung getragen. Darüber ließ sich                                                                   dungsplan mit den grundsätzlichen Anforderungen
auch relativ schnell einig werden. Schwieriger war es                                                               und vielen Themenvorschlägen, zum einen für eine
schon die Redaktionsgesellschaften, die außerhalb der                                                               systematische Einführung zu Beginn des Volontariats
Verlage gegründet wurden, in den Volontariatstarif-                                                                 sowie für die spätere innerbetriebliche Schulung in
vertrag aufzunehmen. Es bleibt aber zu bedenken, nur                                                                den so genannten Volontärstagen. Dabei ist es sicher
tarifgebundene Redaktionsgesellschaften und Verlage                                                                 auch eine gute Möglichkeit, wenn sich kleine Redak-
müssen sich an den Tarifvertrag halten. Zum Zwecke                                                                  tionen zu manchen Themen mit auswärtigen Referen-
der Tarifflucht ausgegründete Gesellschaften oder aus                                                               ten zusammentun, wie dies bei der IQ-Ausbildungs-
dem Tarif ausgetretene Verlage werden sich weiterhin                                                                konferenz im September in Bonn diskutiert wurde.
gegen die Anwendung der Regeln sträuben. Der Vo-                                                                            Interview: Susanne Stracke-Neumann
BeRufSBIlDung

Ein langer Weg
1990: wirkungsvoller Journalistenstreik für einen

    D
Ausbildungstarifvertrag

                  iskutiert worden
                   war über eine
                   geregelte Ausbil-
                   dung für den
                    journalistischen
Nachwuchs in Zeitungskreisen
schon seit gut 100 Jahren, als sie
dann endlich Wirklichkeit wurde.
1990 erstritten Journalist_innen in
dem damals längsten Journalisten-
streik, den die Bundesrepublik je er-
lebt hatte, ein Tarifwerk zur Ausbil-
dung von Volontär_innen. Jetzt hat es
immerhin „nur” 26 Jahre gedauert, bis
eine Aktualisierung dieses Ausbil-
dungsplans beschlossen wurde. Ohne
Streik, aber unter dem Druck der tech-
nologischen Entwicklung der Branche.

Richtlinien für ein Volontariat an Tages-
zeitungen gab es seit 1969. Im Jahr 1981
setzten sich die Verlage noch einmal
„Bindende Grundsätze” für eine gute Aus-
                                                       dien

bildung von Volontär_innen. Doch ganz
                                           Foto: IG Me

so bindend waren diese Grundsätze in vie-
len Zeitungshäusern offenbar nicht, denn
                                                                                                  Inez Kühn bei einer
1990 streikten die Journalist_innen in der                                                       Aktion in Stade 1990
Tarifrunde auch für eine wirklich verbind-
liche Regelung der Ausbildung in den Ta-
geszeitungen, für einen Ausbildungstarifvertrag.              Der Vorlauf für diesen Erfolg zog sich über Jahre. Inez
                                                              Kühn, damals junge Redakteurin schon mit Verant-
120 Redaktionen traten in den Warnstreik, 93 Redak-           wortung für Volontär_innen, bis vor kurzem Bereichs-
tionen streikten teilweise bis zu sechs Wochen. Am            leiterin Medien bei ver.di, erinnert sich an ihre eigene
28. Mai 1990 wurde schließlich ein Ausbildungstarif-          Ausbildung beim Buxtehuder Tageblatt, einer gewerk-
vertrag zwischen der Deutschen Journalistinnen- und           schaftlich gut organisierten Redaktion. Mit dem Vo-
Journalisten-Union dju, dem Deutschen Journalisten-           lo-Vertrag hielt sie auch die Eintrittserklärung für die
verband (DJV) und dem Bundesverband der Deut-                 dju in der IG Druck und Papier in den Händen. Ihre
schen Zeitungsverleger (BDZV) besiegelt, der eine             Ausbildung hat sie in sehr guter Erinnerung. Sie
zweijährige Ausbildung vorsah. Der Tarifvertrag galt          machte schnell Karriere beim Mutterblatt Stader Tage-
ab dem 1. Juli 1990 in allen tarifgebundenen Ver-             blatt und in der dju, die damals für einen Mantelta-
lagen. In 15 Paragraphen wurde erläutert, wie das Re-         rifvertrag kämpfte. 1983 kam sie in den Bundesvor-
daktionsvolontariat an Tageszeitungen auszusehen              stand: Jung, Frau, Volontärsausbilderin. Bei der Zutei-
habe. Wenige Monate später, zum 1. Oktober 1990,              lung der Aufgaben unter dem Vorsitzenden Eckard
wurde ein leicht modifizierter Ausbildungstarifvertrag        Spoo wurde sie auf die Volontärsausbildung festgelegt.
für Zeitschriften nachvollzogen, ohne noch einen              Eine Arbeitsgruppe mit Volontärinnen und Volontä-
Streik. Dafür aber seit dem 13. April 1991 mit einer          ren, mit Studierenden der Deutschen Journalisten-
Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Bundesar-              schule in München und der Uni Dortmund, existierte
beitsministeriums. Dieser Vertrag gilt also in allen          schon. Und auch hier haben sich viele engagiert, die
Zeitschriftenhäusern, auch für die Verlage, die nicht         selbst keine schlechte Ausbildung hatten, aber beob-
oder nur „ohne Tarifbindung” im Verband Deutscher             achten konnten, welche Niveauunterschiede es in der
Zeitschriftenverleger (VDZ) Mitglied sind.                    Branche gab.

                                                                                                         4.2016 M   11
iM FOKUS

Dazu erläutert Veronika Mirschel, heute Leiterin des     erfahren hatte. Gerhard Manthey, lange für die IG
Referats Selbstständige in ver.di und 1983 im ersten     Medien und ver.di in Stuttgart tätig und damals bei
Semester des ersten Kombinationsstudiengangs an          diesem Thema sehr engagiert, resümierte: „Der Aus-
Deutscher Journalistenschule und Uni München:            bildungstarifvertrag ist ein wichtiger Meilenstein in
„Studierende wurden damals gar nicht in die IG           der Tarifgeschichte der Redakteurinnen und Redak-
Druck und Papier aufgenommen.” Die DJSler haben          teure.” Der Vorsitzende der dju in dieser wichtigen
es dennoch geschafft, die Journalismus-Studierenden      Zeit, Hartmut Schergel, kommentierte: „Wir sind rich-
der Uni Dortmund auch. Nach einem Studierenden-          tige Gewerkschafter geworden, haben Tarifgeschichte
treffen auf eigene Kasse haben sie dann in der „Volo-    geschrieben und neues Zutrauen in unsere Stärke ge-
AG” mitgearbeitet, um Qualitätsstandards für Aus-        wonnen. Durch den sechswöchigen Streik, mit dem
und Weiterbildung, überbetrieblich und für alle, auf-    sich Journalistinnen und Journalisten die 35-Stunden-
zustellen. „Dem produktiven Brainstorming folgten        Woche erkämpften und einen Ausbildungstarifver-
überfüllte Volo-Kongresse, Rollenspiele zur Durchset-
zung einer besseren Ausbildung, die Entwicklung von
Betriebsvereinbarungen, Quellenstudien in Dänemark
und, und, und. Nach intensivster (und breiter) Dis-
kussion erblickte der erste Entwurf eines Ausbildungs-
tarifvertrages auf einem Küchentisch das Licht der
Welt”, erinnert sich Inez Kühn.

Etwas unvermittelt traf das Engagement zu diesem
Thema auch Renate Angstmann-Koch: Kaum war sie
1988 Volontärin beim Schwäbischen Tagblatt gewor-
den, schon fand sie sich in der Rolle der Volontärs-
sprecherin der dju in Baden-Württemberg wieder.
Bundeskonferenz und Tarifkommission der dju mach-
ten sich die Forderung der jungen Medienleute zu
Eigen. Inez Kühn half bei der Ausformulierung der
Forderungen, Verhandlungsführer war der spätere IG

                                                                                                                                               Foto: IG Medien
Medien-Vorsitzende Detlef Hensche. Und die älteren
Kolleg_innen in den Redaktionen haben mitgezogen.
„Es war eine breite Bewegung” sagt Inez Kühn, damals
Stade, heute Berlin.
                                                                                                                  Streikaktion mit
Peter Schröder-Metz erinnerte sich 2001 zum 50-Jah-      trag, den die Verleger jahrzehntelang verweigert ha-     Detlef Hensche zur Unter-
re-Jubiläum der dju: „1990: Meine inzwischen zur IG      ben. Allein wäre das sicher so nicht zu schaffen gewe-   stützung der Tarifverhand-
Medien gewandelte Gewerkschaft ruft zum Arbeits-         sen, aber die Solidarität der Kolleginnen und Kollegen   lungen
kampf auf. Die Verhandlungen um den Abschluss ei-        aus Technik und Verlag hat uns diesmal in neuer, alter
nes Ausbildungstarifvertrages für Redakteur_innen        Weise bestätigt, dass wir gemeinsam stark sind.”
sind ins Stocken geraten. Aus eigener Erfahrung weiß
ich, um was es geht. Und ich weiß, was ich zu tun ha-
be. Nach drei Streikwochen ist es geschafft: Der Aus-         nach intensivster (und breiter) diskussion
bildungstarifvertrag ist unter Dach und Fach. Dies
sollte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft         erblickte der erste entwurf eines Ausbildungstarifvertrages
werden mit Kollegen aus Druck- und Verlagsbetrie-        auf einem Küchentisch das licht der Welt …
ben, mit gewerkschaftlich engagierten Künstlern, Mu-
sikern und Schriftstellern.” Streiks und Aktionen,
auch schon mal mit einem Leierkasten, sollten für        Auch in späteren Tarifrunden gingen die „Alten” zum
Aufmerksamkeit für das Thema sorgen. Margret Lü-         Streik raus für die „Jungen”: Die sollten zum Beispiel
nenborg, heute Professorin an der FU Berlin: „ Die Vo-   nach einer Verlegerforderung Tarifgehaltseinbußen
lontärsausbildung war es, die mich in die Arme der       von rund 25 Prozent hinnehmen, um in den lange als
Gewerkschaft getrieben hat. Damals noch als Studen-      Traumbranche geltenden Medien Fuß fassen zu dür-
tin in der Volo-AG zogen wir mit der Drehorgel vor       fen. Dieses Mal gab es über Forderungen und Hinter-
das Medienforum und verstärkten die Streikposten         gründe mehr Berichte für die Öffentlichkeit als 1990.
vor der WAZ in Hagen-Bathey.”
                                                         Inzwischen dreht sich das Blatt: Verlage müssen sich
In der Öffentlichkeit kam wenig an vom Kampf der         für guten Nachwuchs attraktiv machen, wie die Bon-
Gewerkschaften um eine geregelte Ausbildung. Die         ner Konferenz der „Initiative Qualität im Journalis-
Gehaltsforderungen seien ausverhandelt, hieß es. „Ja,    mus” im September zeigte. Und dieser Herausforde-
warum streiken die denn dann noch”, fragte sich so       rung soll auch der neue Ausbildungsvertrag dienen.
manche Leser_in, die nichts vom Ausbildungsthema                            Susanne Stracke-Neumann
BeRufSBIlDung

                                                            Mit Technik-Rucksack

                                                                 E
                                                            Volontäre werden auch im Wdr nur noch selten übernommen

                                                                              in Volontariat beim Westdeutschen          als Redakteur_in übernommen zu werden. Nein, statt-
                                                                              Rundfunk (WDR) ist begehrt. Die            dessen wird ihnen eine feste freie Mitarbeit angeboten.
                                                                               größte der insgesamt neun Landes-         „Auch, wenn der WDR eine Mitarbeiter_in selbst aus-
                                                                               rundfunkanstalten der ARD hat im-         gebildet hat, gibt es keine Garantie auf einen An-
                                                                                mer noch Strahlkraft, jede Volon-        schlussvertrag danach. Wenn doch, dann über Jahre
                                                                      tär_in fühlt sich geschmeichelt, wenn sie          immer nur befristete Verträge”, beklagt sich ein ehema-
                                                            hier ausgebildet wird. Weniger schmeichelhaft dürfte         liger Volontär. Er kritisiert, „was vielfach leider Nor-
                                                            die Tatsache sein, dass die Volontär_innen kaum noch         malität ist: Unnötiges Hinhalten sowie Missbilligung
                                                            Chancen haben, nach ihrer Ausbildung in ein fest an-         langjähriger, guter und zuverlässiger Mitarbeiter.”
                                                            gestelltes Redakteursverhältnis übernommen zu wer-
                                                            den. Die Zeiten, in denen das üblich war, sind auch          Aus Sicht des WDR klingt das so: „Der WDR hat ein
                                                            bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten             hohes Interesse daran, den Nachwuchs dauerhaft im
                                                            vorbei. Der WDR muss sparen.                                 Unternehmen zu beschäftigen. So gibt es für die Pro-
                                                                                                                         grammvolontäre zunächst die Möglichkeit für einjäh-
      Man kriegt das                                        Doch bevor es zur Ernüchterung kommt, wird dem               rige Anschlussverträge. Daraus entwickeln sich meist
volle Programm ge-                                          Journalisten-Nachwuchs Einiges geboten. So durch-            andere Gelegenheiten. Die Jahresvolontäre steigen in

boten. insgesamt
                                                            laufen die Volontär_innen Pflicht- und Wahlstationen         der Regel sofort als freie Autoren beim WDR ein.”
                                                            in Hörfunk, Fernsehen und Online. Ein Wirtschafts-           Doch auch David Jacobs räumt ein, dass das Volonta-
ist das Volontariat                                         praktikum ist für künftige Programmvolontär_innen            riat sehr gute Möglichkeiten biete und Volontär_in-
sehr praxisorientiert                                       Pflicht. Typische Wahlstationen sind die Bereiche Ak-        nen die Zeit beim WDR als Etappe betrachten müss-

geworden. Technik
                                                            tuelles, Wirtschaft, Nachrichten, Spartenprogramme           ten. Eine Etappe, die die meisten nutzen, um sich
                        Foto: Fotolia/WavebreakMediaMicro

                                                            und -sendungen, die ARD-Studios Brüssel und Berlin,          unentbehrlich zu machen. Oder sich als Spezialist_in
spielt eine große                                           Sport, Politik und Zeitgeschehen, Kultur, Unterhal-          eines Themas zu beweisen, um später als freie Mitar-
rolle.                                                      tung etc. „Man kriegt das volle Programm geboten.            beiter_in beschäftigt zu werden.
                                                            Insgesamt ist das Volontariat sehr praxisorientiert ge-
                                                            worden. Technik spielt eine große Rolle”, sagt David         Doch der Etat für freie Mitarbeiter_innen wurde ge-
                                                            Jacobs, Mitarbeiter des WDR und geschäftsführender           kürzt und bis zum Jahr 2020 werden 500 Planstellen
                                                            Vorstand des Verbandes ver.di im WDR. Crossmedia-            nicht wiederbesetzt. „Natürlich heißt das nicht, dass
                                                                 lität zieht sich nach Angaben des WDR durch das         dann weniger Arbeit anfällt. Das bedeutet, dass man
                                                                          gesamte Volontariat.                           weniger ins Programm hebt und weniger ins Detail
                                                                                                                         investieren kann”, berichtet David Jacobs. Aktuell
                                                                                   „Jeder Volontär lernt heute, das      werden Volontär_innen da eingesetzt, wo Stellen
                                                                                     Rechercheergebnis eines The-        nicht neu besetzt werden oder wo ein Kollege krank-
                                                                                       mas auf allen Verbreitungswe-     heitsbedingt ausgefallen ist. „Da ist viel zu tun. Der
                                                                                         gen zu spielen: Hörfunk,        WDR hat den höchsten Krankenstand aller Anstalten
                                                                                          Fernsehen, Online”, sagt Ja-   in der ARD”, berichtet Jacobs.
                                                                                           cobs. Für die Volontär_in-
                                                                                            nen sei das erst mal kein    Dauerbelastung, Zeitdruck, Multitasking ist das, was
                                                                                            Problem. Denn auf diesem     Volontär_innen aushalten müssen. Immerhin, die
                                                                                            Wege eröffnen sie sich gu-   Vergütung stimmt: Programmvolontär_innen erhal-
                                                                                           te Perspektiven, auf dem      ten im ersten Jahr 1826 Euro und im zweiten Jahr
                                                                                          Markt der freien Journa-       1926,20 Euro, Jahresvolontär_innen aus den Studien-
                                                                                        list_innen bestehen zu kön-      gängen Leipzig und Dortmund erhalten 950 Euro. Ab
                                                                                      nen. Jacobs beschreibt, was in-    2017 werden zehn Programmvolontär_innen erstmals
                                                                                    zwischen überall zu beobachten       24 Monate ausgebildet, bisher waren es 18 Monate.
                                                                                ist: Feste Freie oder Volontär_innen     Zudem bildet der WDR zehn Journalistik-Studierende
                                                                           sind heute gut bepackt, wenn sie zu           der Hochschulen Dortmund und Leipzig in einem
                                                                     Terminen gehen: der Technik-Rucksack ist            zwölfmonatigen Jahresvolontariat aus, das in das
                                                            immer dabei. „Die müssen alles machen. Filme, O-Tö-          Studium integriert ist. Pro Bewerbungsverfahren für
                                                            ne aufzeichnen, den Beitrag schneiden, schreiben.”           das Programmvolontariat gab es zuletzt rund 350 Be-
                                                            Dass sie die sozialen Kanäle auch noch bespielen müs-        werber_innen, für das Jahresvolontariat waren es 30
                                                            sen, versteht sich da von selbst. „Die Volontäre lernen      (die Vorauswahl treffen die Universitäten).
                                                            das und sind fit”, sagt Jacobs. Aber nicht, um später                                             Silke Hoock
iM FOKUS                 AKTUELL

Verdichteter Lehrplan

     A
Anspruchsvolle Bewerbung an der electronic Media School

                ls einziger unter den öffentlich-recht-   die Volontär_innen gegen Ende der Ausbildung einen
                 lichen Sendern bildet der Rundfunk       Intensivkurs in digitalem Storytelling.
                 Berlin-Brandenburg (RBB) seine Vo-
                  lontär_innen nicht selbst aus, son-     Während des Volontariats absolvieren die Teilneh-
                  dern kooperiert zu diesem Zweck eng     mer_innen insgesamt fünf Stationen in verschiede-
mit der Electronic Media School (ems) in Potsdam Ba-      nen Partnerredaktionen beim Fernsehen, beim Radio
belsberg, deren Gesellschafter er zusammen mit der        sowie bei Online-Medien. Die ems arbeitet dafür
Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) ist. Seit ihrer   hauptsächlich mit öffentlich-rechtlichen Partnern,
Gründung 2001 wurden an der ems in 10 Jahrgängen          aber auch mit Spiegel Online oder netzpolitik.org zu-
140 Nachwuchsjournalist_innen ausgebildet, darunter       sammen. Die meisten Redaktionsleiter würden dabei
auch Jessy Wellmer, die ab 2017 die ARD Sportschau        im Laufe der Ausbildung auch an die Schule kommen,
am Samstag moderieren wird, oder Benjamin Stöwe,          um sich bei den Volontär_innen vorzustellen, damit
aktuell Wettermoderator im ZDF-Morgenmagazin.             die „Erwartungshaltungen nicht grob aneinander vor-
                                                          beigehen”, so Dahl. Während der ersten drei Statio-
Auf ihrer Website beschreibt sich die ems als „eigen-     nen bei Online, Radio und Fernsehen werde versucht,
ständige und unabhängige Journalistenschule”, die         den Volontär_innen unter den verschiedenen Koopera-
eng mit privatwirtschaftlichen Medienunternehmen,         tionspartnern ihre Wunschstationen zu ermöglichen.
dem ZDF und den ARD-Anstalten, insbesondere dem           Für die letzten zwei Redaktionstrainings könnten die
RBB, zusammenarbeite. Für ein Volontariat ist ein ab-     Volos ebenfalls unter diesen Partnern wählen, aber
geschlossenes Hochschulstudium zwar hilfreich, aber       auch eigene Wünsche angeben, von Circus Halligalli
keine notwendige Voraussetzung. Der Nachweis des          bis zu einer Redaktion im Ausland. Die ems versuche        Jannik Dietze,
Abiturs oder der Fachhochschulreife ist ausreichend.      auch besondere Wünsche zu erfüllen, so Dahl.               Auszubildender an der
Das anspruchsvolle Bewerbungsverfahren gliedert                                                                      Electronic Media School
sich in zwei Stufen, von denen die erste neben den        Vergütet wird das ems-Volo mit monatlich 1.000 Euro        in Potsdam
üblichen Bewerbungsunterlagen auch eine Online-Re-        brutto. Gefragt nach den Beschäftigungsperspektiven
portage oder ein Online-Essay, eine Idee für ein neues    der ems-Absolvent_innen, erwidert Dahl:„Bisher ist es
Webvideo-Format sowie eine Begründung des Berufs-         eine Praxis beim RBB, dass er jeder Absolventin und
wunsches im Videoformat umfasst. Die besten 16 Be-        jedem Absolventen einen Rahmenvertrag für freie
werber_innen, die dann auch die zweite Stufe erfolg-      Mitarbeit anbietet.” Den würden die meisten anneh-
reich absolvieren, können sich auf ein multimediales      men. Dagmar Bednarek von der RBB-Freienvertretung
Volontariat freuen, das ab dem kommenden Jahr             rbbpro präzisiert, dass es sich dabei nicht um einen
20 statt der bisher üblichen 18 Monate dauert. Die        Arbeitsvertrag handele. Weder der Sender, noch Freie
Ausbildung beinhaltet 43 Wochen praxisorientierte         würden damit Verpflichtungen eingehen. Da schon
Trainings in der ems und den schuleigenen Studios         seit Jahren keine festen Stellen mehr besetzt würden,
sowie 40 Wochen Redaktionstrainings in Medienre-          stünden auch die Chancen auf eine spätere Festanstel-
daktionen in ganz Deutschland und – wenn möglich          lung schlecht, sei es beim RBB oder bei einem anderen
auch im Ausland.                                          öffentlich-rechtlichen Sender. Für Volontärsabsol-
                                                          vent_innen bedeutet dies demnach, sich darauf ein-
Mit den zusätzlichen zwei Monaten trage man der           zustellen, auch langfristig in freier Mitarbeit beschäf-
Verdichtung des Lehrplans durch das Hinzukommen           tigt zu werden. „Hier eine Stelle zu bekommen, ist
neuer Inhalte Rechnung, so ems-Geschäftsführer Syl-       wirklich wie ein Sechser im Lotto”, sagt Bednarek.
vio Dahl. Neben den obligatorischen Grundlagen-           Dennoch sei der RBB gerade im Bereich Fernsehen
Trainings in Online, Radio und Fernsehen, die inklu-      eben doch ein „lukrativer und interessanter Arbeit-
sive der Redaktionstrainings 49 Wochen dauern, seien      geber”.
in den letzten Jahren Inhalte wie Datenjournalismus,
Strategien der Öffentlichkeitsarbeit zur Vermarktung      Auch ein Blick auf die Liste der 140 Absolvent_innen
der eigenen Produkte, aber auch Fotografie getreten.      der ems zeigt: Etwa 56 Prozent der ehemaligen Vo-
Zudem habe man die Anzahl der Recherchetage erwei-        lontär_innen sind aktuell beim RBB und etwa weitere
tern wollen. Dabei stehen der multimediale und der        29 Prozent in einer Redaktion anderer öffentlich-
crossmediale Aspekt bei allen Ausbildungsmodulen          rechtlicher Sender tätig. 15 Prozent der ehemaligen
im Vordergrund. Das Erlernen von Social Media-Stra-       ems-Volos geben hingegen an, hauptsächlich für pri-
tegien gehört längst zu den Grundlagen-Trainings.         vatwirtschaftliche Medienunternehmen zu arbeiten.
In einem fünfwöchigen Multimedia-Modul erhalten                                         Monique Hofmann
BeRufSBIlDung

            Duales Studium boomt

               D
            Große diskrepanzen zwischen den verschiedenen Anbietern

                             uale Studiengänge boomen. Seit ihrer     vogel, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Wissen-
                             Entstehung in den 70er Jahren steigt     schaft und Forschung bei ver.di. Dass dabei große Dis-
                              die Anzahl der dualen Studiengänge      krepanzen sowohl bei der Vergütung als auch bei der
                              sowie der Angebote von Unterneh-        Übernahme weiterer Kosten wie etwa der Semester-
                              men kontinuierlich. Die Vorteile lie-   gebühren oder der Aufwendungen für Lehrmaterial
            gen klar auf der Hand: Ein duales Studium minimiert       entstehen, zeigt auch eine Studie des Portals Weg-
            die finanzielle Belastung eines klassischen Studiums.     weiser-Duales-Studium.de aus dem Jahr 2013. Hier
            Die Theorie kann während der praktischen Phasen im        gaben 41 Prozent der dualen Student_innen an, dass
            Betrieb vertieft werden. Zugleich erhöht die enge         die Semestergebühren vollständig übernommen wor-
            Anbindung an den auszubildenden Betrieb die Chan-         den seien, bei 39 Prozent war dies gar nicht oder nur
            cen, nach abgeschlossenem Studium auch übernom-           in geringem Umfang der Fall. Die Finanzierung von
            men zu werden und sofort in den Beruf einsteigen zu       Fahrtkosten und Lehrmaterial sei hingegen geringer
            können.                                                   gewesen, als sie es zuvor erwartet hätten.

            Laut des Berichts AusbildungPlus des Bundesinstituts      Die öffentlich-rechtlichen Sender schließen mit dua-
            für Berufsbildung (BIBB) aus dem Jahr 2014 ist die An-    len Student_innen einen Ausbildungsvertrag ab, in
            zahl dualer Studiengänge zwischen 2004 und 2014           dem Ausbildungszeit, Arbeitszeit und Finanzierung
            von 512 auf 1505 und die Zahl der Angebote von Un-        geregelt sind. Der vom MDR 2008 angebotene Ausbil-
            ternehmen von 18.168 auf 41.446 gestiegen. Unter          dungsvertrag für den Studiengang Fernsehproduk-
            den öffentlich-rechtlichen Sendern bieten aktuell der     tion / Kamera legte etwa fest, dass der Sender nicht
            Bayerische Rundfunk (BR), der Rundfunk Berlin-Bran-       verpflichtet sei, eine Vergütung zu zahlen und wenn,
            denburg (RBB), der Südwestrundfunk (SWR), der Mit-        dass diese Vergütung im Ermessen des Ausbildungs-
            teldeutsche Rundfunk (MDR) sowie das Zweite Deut-         unternehmens liege. Dem betreffenden Studenten
            sche Fernsehen (ZDF) duale Studiengänge in den            wurde konkret eine monatliche Vergütung von 400
            Fachrichtungen Wirtschaft, Informatik, Ingenieur-         Euro gewährt. Zusätzlich erklärte sich der MDR bereit,
            wesen sowie Medien und Kommunikation an. Dabei            monatlich 362 Euro an die Fernsehakademie Mittel-
            handelt es sich zumeist um praxisintegrierte duale        deutschland (FAM) zur Finanzierung der Ausbildung
            Studiengänge. Die Studierenden verbringen jeweils         zu zahlen. Ein Blick auf die Leistungen des RBB – hier
            drei Monate an der (Fach-)Hochschule und drei             erhalten dual Studierende monatlich etwa 1.000 Euro
            Monate im Betrieb. Im Gegensatz zu ausbildungsinte-       Vergütung und der Sender übernimmt die Semester-
            grierten Studiengängen erwerben sie einen (Fach-)         beiträge – offenbart die Schere zwischen den einzel-
            Hochschulabschluss, aber keinen zusätzlichen Berufs-      nen Anstalten. Zudem, so gibt auch Singvogel zu be-
            abschluss. Lediglich der RBB bietet mit dem Studien-      denken, hätten dual Studierende aufgrund der ange-
            gang Elektrotechnik ein ausbildungsintegriertes dua-      rechneten Ausbildungsvergütung zumeist keinen An-
            les Studium an, bei dem die Studierenden sowohl den       spruch auf BAföG.
            Studienabschluss Bachelor of Engineering als auch
            den Berufsabschluss Elektroniker_in für Betriebs-         Um Ungleichbehandlungen zu beseitigen und verläss-
            technik erwerben.                                         liche betriebliche Ausbildungsbedingungen zu schaf-
                                                                      fen, empfiehlt Singvogel den Betriebs- und Personal-
            Jedoch: Da duale Studenten keine Auszubildenden           räten in den Unternehmen daher, die Ausbildungs-
            nach dem Berufsbildungsgesetz sind, fallen sie in der     und Studienbedingungen in Betriebsvereinbarungen,
            Regel auch nicht unter den Ausbildungstarifvertrag.       Dienstvereinbarungen oder tarifvertraglich mit ver.di
            Lediglich die dual Studierenden in einem ausbil-          zu regeln. Bisher würden Betriebs- und Personalräte
            dungsintegrierenden Studiengang gelten im Betrieb         beim dualen Studium von ihren Regelungsmöglich-
            als Auszubildende und fallen deshalb darunter. Für die    keiten wenig Gebrauch machen. Wie solche tarifver-
            praxisintegrierenden Studiengänge gibt es im öffent-      traglichen Regelungen aussehen könnten, zeigen bei-
            lich-rechtlichen Rundfunk jedoch keinen speziellen        spielsweise die Tarifverträge für dual Studierende, die
            Tarifvertrag. Die Studien- und Arbeitsbedingungen         ver.di bei der Deutschen Post oder bei der Telekom ab-
            seien daher – abhängig vom Unternehmen – sehr             geschlossen hat. Hier erhalten die Student_innen eine
            unterschiedlich. Vergütung, Präsenzzeiten im Betrieb,     monatliche Vergütung von rund 1.000 Euro, die Über-
            Urlaubstage, Sonderzahlungen oder die Übernahme           nahme der Fahrtkosten sowie eine Unterhaltsbeihilfe
Foto: ems

            von Kosten für eine Zweitwohnung und Gebühren             beziehungsweise Aufwandszulage sind ebenfalls ge-
            seien oft einzelvertraglich geregelt, sagt Renate Sing-   regelt.                        Monique Hofmann
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