NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln

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NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
NORDlicht
                             01 | 2020
                                                 Katholisches Leben im Nördlichen Siegerland

Miteinander!
Gemeinsam durch die Corona-Zeit

Der Neue im Pastoralverbund
Tatkräftige Unterstützung für das Pastoralteam

Not sehen und handeln
Unsere Caritas-Konferenzen im PV Nördliches Siegerland
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
EXPERTEN

KIRCHENMAGAZINE ONLINE
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                                                 Allmijer
                                                 Blomelare
                                                  Schnitt-, Topf-, Beet- und Balkonpflanzen
                                                  Gestecke und Kränze für alle Anlässe
                                                  Geschenke

                                                 Siegener Straße 3                   Öffnungszeiten:
                                                 57271 Hilchenbach                   Mo      geschlossen
                                                 Telefon 0 27 33 -75 18              Di – Fr 14.30 – 18.00 Uhr
                                                 E-Mail: marija.kramer@web.de        Sa       9.00 – 12.00 Uhr

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NORDlicht 3

        IMPRESSUM
               Herausgeber
     Pfarrer Friedhelm Rüsche (V.i.S.d.P.)
    Pastoraler Raum Nördliches Siegerland,                                                          Liebe Leserinnen und Leser,
Wittgensteiner Straße 109, 57271 Hilchenbach
                 02733 51127

            Verlag und Druck                                                                        auch im Nördlichen Siegerland hat die Corona-Seuche Spuren hinterlassen.
     Bonifatius GmbH, Druck Buch Verlag
                                                                                                    Es gab Erkrankungen und Todesfälle, vor allem aber war das öffentliche Leben
              Karl-Schurz-Str.26                                                                    über Wochen beeinträchtigt und ist es heute noch. Manche Menschen fragen
               33100 Paderborn                                                                      danach, was diese Pandemie mit Gott zu tun habe, einige wollen darin sogar
              www.bonifatius.de                                                                     eine Strafe Gottes erkennen.

            Geschäftsführer                                                                         Als Jesus einmal einen Menschen traf, der seit seiner Geburt blind war,
       Rolf Pitsch, Tobias Siepelmeyer                                                              fragten die Jünger: „Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern,
                                                                                                    so dass er blind geboren wurde?“ Es war wohl immer schon ein gängiger Reflex,
                Redaktion                                                                           für alles einen Schuldigen zu suchen, dem Gott seine gerechte Strafe zuteilt.
        Alfons Goris, Brigitta Krämer,                                                              Nicht nur für die Schicksale Einzelner, sondern auch für die Katastrophen der
          Klaus Georg Niedermaier                                                                   Völker musste dieser Reflex seine Deutung liefern.
                Anzeigen
                                                                                                    Jesus springt aber auf diesen Zug nicht auf. Den Jüngern antwortet er:
        Astrid Rohde (verantwortlich)
              05251 153-222                                                                         „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an
          anzeigen@bonifatius.de                                                                    ihm offenbar werden“ (Joh 9,1-3).

           Anzeigenverkauf                                                                          Viren und andere Krankheitsursachen kommen aus der Natur und machen eine
              Theresia Arens                                                                        Krankheit dadurch nicht zu einer Geißel Gottes. Sie zeigen allerdings, dass wir
            Tel.: 02761 62999                                                                       nie so mächtig und sicher sind, wie wir oft glauben. Für Krankheit benutzten die
        Mail: arens-olpe@t-online.de                                                                alten Griechen das Wort „Astheneia“ = Schwäche. Das Virus hat uns in der Tat
                                                                                                    ganz schön geschwächt, in vielerlei Hinsicht.
        Ein Kooperationsprojekt des
Pastoralen Raumes Nördliches Siegerland                                                             Umso wichtiger ist alles, was hilft, die Krise zu bewältigen. Das hat viel mit dem
     und Der Dom, Kirchenzeitung des                                                                „Wirken Gottes“ zu tun, von dem Jesus spricht. Von den vielen Bewältigungsbe-
                                               Titelfoto:Pixabay | Foto: PV Nördliches Siegerland

           Erzbistums Paderborn                                                                     mühungen in unserem Pastoralverbund soll in diesem Heft berichtet werden. Es
                                                                                                    erzählt von Menschen, für die die Freude am Herrn eine Stärke ist (vgl. Neh 8,10).

                                                                                                    Friedhelm Rüsche, Pfarrer

Die nächste Ausgabe von NORDlicht
    erscheint im November 2020.
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
4 NORDlicht

                   INhalt 01 | 2020
                   06 | Begleiter auf dem Glaubensweg
                   Unser neuer Pastor und sein spirituelles Angebot

                   07 | Geistliche Fahrt nach England
                   Auf den Spuren von Märtyrern und großen Theologen

                   08 | Kirche in der Pandemie
                   Wie unsere Gemeinschaft lebendig bleibt

              07
                   12 | Firmvorbereitung
                   Mit neuen Ideen für Gott begeistern

                   14 | Basteln, Backen, Bibel
                   Ostern in der Familie

                   16 | Glocken riefen zum Gebet
                   Die Antoniusglocke erzählt ihre Geschichte

                   18 | Corona-Impressionen
                   Was lässt Menschen hoffen?

                   22 | Unsere Caritas-Konferenzen
                   Engagiert für Menschen in Not

                   25 | Der Schatz in der Schublade
                   Mit alten Handys Gutes tun

                   26 | Das Stendenbacher Wegkreuz
                   …und seine Geschichte

              08   28 | Moses Weg
                   Der Beginn unseres Glaubens

              18                           25                          28
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
Neu im Pastoralverbund
 Seit dem 1. Mai 2020 ist Pastor Edgar Zoor mit der Seelsorge im PV Nördliches Siegerland be-
 traut. Seine erste Hl. Messe feierte er hier am 2. Mai in der Christus-Erlöser-Kirche in Kreuztal. Im
 Anschluss an den Gottesdienst hießen ihn die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden von St. Augustinus
 Keppel, St. Johannes und St. Ludger & St. Hedwig willkommen.

                        Lieber Herr Pastor Zoor, liebe Gemeinde,         Lieber Pastor Zoor,
                        jetzt ist es endlich soweit: unser neuer         als Vertreterin von St.Ludger und St.
                        Pastor, Herr Edgar Zoor, ist da! Wir begrü-      Hedwig heiße ich Sie von ganzem Her-
                        ßen Sie ganz herzlich. Wir freuen uns sehr,      zen bei uns willkommen. Da Sie aus
                        dass Sie da sind.                                dem Sauerland stammen und auch vie-
                        Einige von uns kennen Sie noch aus Ihrer Zeit    le Jahre dort gearbeitet haben, werden
                        in der Nachbarschaft auf dem Kohlhagen. Ihr      Sie schnell merken, dass wir Siegerlän-
                        priesterlicher Weg hat Sie von dort über Je-     der ein anderer Menschenschlag sind.
                        rusalem nach Bad Driburg und heute hier ins      Der Siegerländer war schon immer spar-
                        Siegerland geführt. Aus dem Pressebericht        sam, nicht nur mit Worten, sondern auch
                        des Westfalenblattes über Ihren bevorste-        mit seinen Ressourcen. Das zeigt sich
                        henden Abschied aus Bad Driburg ist zu ent-      besonders deutlich im genossenschaft-
                        nehmen, dass Sie sich neben der Seelsorge        lich betriebenen Hauberg: Hauberg heißt,
bei der Katholischen Hospitalvereinigung auch im Pastoralen Raum         dass in einem Zyklus von 16 bis 20 Jah-
Bad Driburg als Geistlicher Begleiter und Leiter des ehrenamtlichen      ren ein Waldgebiet besonders wirtschaftlich genutzt und bear-
Teams der „Haltestelle” – ein Ort für Gebet und Begegnung in der         beitet wurde. Er diente der Gewinnung von Gerberlohe und Holz-
Innenstadt – engagiert haben.                                            kohle für die regional bedeutsame Eisenerzverarbeitung sowie
Nun sind Sie an Ihrer nächsten Haltestelle angekommen und – wie-         zur Beschaffung von Brennholz und zusätzlich fand auch eine
der Zitat aus dem Pressebericht–„mit der Aufgabe des Pastors im          landwirtschaftliche Nutzung statt.
Pastoralen Raum Nördliches Siegertal“ betraut worden.                    Die Siegerländer waren immer sehr fleißig und arbeitsam. Natür-
Wir sind sicher, dass Sie als gebürtiger Hochsauerländer schon sehr      lich wurde nach getaner Arbeit auch gut gegessen und getrun-
bald mit dem Pastoralverbund Nördliches Siegerland und seinen            ken. Karl Friedrich Schenk (* 1781 in Hilchenbach; † 2. Februar
Menschen vertraut sein werden. Ihr Start ist hier bei uns mit dem        1849 in Kreuztal) beschreibt die einheimischen Trinkgewohnhei-
Beitrag im Rahmen der „Impulse zu Kar- und Osterwoche“ gelungen.         ten folgendermaßen:
Zu diesen Impulsen auch meinen persönlichen Dank!                        „Der Siegerländer trinkt häufig Bier, Wein und Branntwein. Er
Nun, was für ein Menschenschlag erwartet Sie hier im Siegerland?         weiß sich aber zu beherrschen, und nur selten führt ihn eine
Die Abgeschiedenheit und die Bodenständigkeit bewirkten zwangs-          fröhliche Gesellschaft zum übermäßigen Genuss.“
läufig manche Eigentümlichkeiten bei den Bewohnern. Sprachlich           Wir in Krombach haben eine kleine, sehr schöne Kirche und ein
drückt sich das im rauen Siegerländer Platt aus, einer mittelfränki-     funktionierendes Gemeindeleben. Wir freuen uns auf Sie!
schen Mundart. Das rollende „R“ ist das eigentliche Merkmal – man-                                 Angelika Schmidt, St. Ludger & St. Hedwig
che vermuten, es sei von der amerikanischen Besatzungsmacht
hierhin verschlagen worden, aber seien sie versichert, diese Sprache
ist schon ein wenig älter.       Stephan Kreuz, St. Augustinus Keppel

Zum Schluss möchten auch wir von der St. Jo-                                            Das klingt doch erst einmal vielversprechend!
hannespfarrei in Kreuztal Sie herzlich willkommen                                       Aber so ganz trifft das für heute nicht mehr zu.
heißen. Sie werden sehr bald selbst in Erfahrung                                        Sind doch viele „Ihrer” neuen „Schäfchen” keine
bringen, mit wem Sie es im nördlichen Siegerland                                        echten Siegerländer, sondern Zugezogene: aus
zu tun haben. Eines kann ich Ihnen versichern: Sie                                      dem Rheinland, aus Ostwestfalen, aus Italien,
werden eine sehr rührige Gemeinschaft vorfinden                                         Osteuropa … Und jeder bringt seine Eigenarten
mit unterschiedlichen Akzenten und Schwerpunk-                                          mit … Also, lassen Sie sich überraschen.
ten in den jeweiligen Gemeinden.                                                        Gegenüber dem Westfalen-Blatt haben Sie geäu-
Was kann ich Ihnen noch über das Siegerland                                             ßert: „Die Nähe zu den Menschen und das Ge-
bzw. den Siegerländer berichten? Ich habe dazu                                          fühl, gebraucht zu werden, erfüllt mich”. Bei uns
ein Zitat von Friedrich Harkort gefunden. Friedrich                                     werden Sie gebraucht, als Seelsorger, als Geist-
Harkort beschreibt den Siegerländer Mitte des 19.                                       licher, als Nachbar, als jemand, der uns auf unse-
Jahrhunderts so: „Zu allen Jahreszeiten beschäf-                                        rem Glaubensweg begleitet. Wir freuen uns auf
                                                                                                                                               Fotos: privat

tigt, hat hier der Bürgerfleiß einen sparsamen, tä-                                     die Zusammenarbeit mit Ihnen und heißen Sie
tigen, gottesfürchtigen Menschenschlag gebildet                                         nochmals herzlich willkommen!
und mit seinem Segen beliehen.“                                                                      Gabriela Wiechert, St. Johannes Baptist

                                                                                                                           NORDlicht 5
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
Pastor Zoor stellt sich vor
                                            Liebe Leserinnen und Leser,
                                            nachdem ich nun schon offiziell seit dem 1. Mai diesen Jahres mit der Seelsorge im Pastora-
                                            len Raum begonnen habe, darf ich auch an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, mich Ihnen
                                            mit folgenden Eckdaten als Ihr neuer Pastor im Pastoralen Raum vorzustellen:

                                            1. 53 Jahre alt, aufgewachsen in Meschede-Berge
                                            2. Diakonatsweihe 1992, Diakonat in Halle/W. und Werther
                                            3. Priesterweihe 1993
                                            4. Einsatz in der Seelsorge in Soest (als Vikar am Patrokli-Dom von 1993 bis 1997), in
                                               Kohlhagen/Silberg-Varste und im Pastoralverbund „Am Cölschen Heck“ von 1997 bis
                                               2006, berufsbegleitend: Zusatzausbildung zum Meditationsanleiter und -begleiter
                                            5. Mitglied der Benediktiner-Abtei Dormitio BMV in Jerusalem von 2006 bis 2010,
                                               Zusatzausbildung zum Geistlichen Begleiter und Exerzitienbegleiter beim Institut
                                               der Deutschen Orden für Missionarische Spiritualität
                                            6. 2010 bis 2020: Krankenhauspfarrer in Bad Driburg und in Steinheim (ab 2017),
                                               berufsbegleitend: Zusatzausbildung Klinikseelsorge und 2015 bis 2020 Leiter
                                               des ehrenamtlichen Teams der „Haltestelle“ (Ort für Gebet und Begegnung in der
                                               Innenstadt Bad Driburgs). In dieser Zeit Mitarbeit im Diözesan-Vorstand (2013-
                                               2019) der Klinikseelsorge im Erzbistum Paderborn und Leitung des Ethikkomitees
                                               der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge
 MEINE HOBBYS                               7. Ab 1. Mai 2020: Beauftragung zur Seelsorge als Pastor im Pastoralen Raum Nörd-
                                               liches Siegerland
 Musik (Klavier, Orgel, Gitarre,            Wie ich mir meine pastorale Arbeit vorstelle?
 Streichpsalter, Gesang),                   Ich verstehe mich als Ihr Begleiter auf Ihrem Glaubensweg – entsprechend dem „Zu-
 Alpakas (v.a. Weiterverarbei-              kunftsbild“ unseres Bistums. Mein Priesterbild ist grundlegend vom zweiten Vatikani-
                                            schen Konzil geprägt. Konkret: Ich habe u.a. immer noch Lust auf meinen Zölibat und
 tung Wolle), Rosen, Pilgern,               bin nach 27 Jahren Priester-Sein mehr denn je davon überzeugt, dass es das Sakra-
 Familienforschung.                         ment der Priesterweihe wirklich und wirksam gibt! Allerdings kann ich auch jeden und
                                            jede in unserer Zeit verstehen, der das jetzt nicht nachvollziehen kann.

 Ein neues Angebot: Geistliche Einzelbegleitung
 Worum geht es bei der Geistlichen Begleitung?                      1. Zum einen geht es grundsätzlich um eine Stärkung der
 Das Zukunftsbild unseres Erzbistums durchzieht eine ein-              persönlichen, unvertretbaren Gottesbeziehung.
 zige große Überzeugung: Die Zukunft der Kirche hängt davon         2. Zum anderen lassen sich Menschen geistlich begleiten, um
 ab, dass immer mehr Christinnen und Christen ihre eigene              eine neue Ordnung in ihr Leben zu bringen, wenn sie den
 Berufung, die in der Taufe grundgelegt ist, erkennen und diese        Eindruck haben, dass es keine geistliche Ordnung mehr
 Berufung im Alltag auch leben. Jeder Getaufte ist in die Weite        gibt, die Halt im Alltag gibt.
 und Freiheit des Lebens gerufen, die aus unserem Glauben           3. In einem dritten Bereich geht es oft um Entscheidungen,
 erwachsen. Dies gelingt aber nur, wenn alle bereit sind, sich         die mehr sind als Bagatellen: Unsere prinzipiellen Lebens-
 persönlich immer mehr vom Glauben bewegen und den Alltag              entscheidungen müssen dem Willen Gottes entsprechen,
 vom Glauben steuern zu lassen, immer mehr zu einer inten-             wenn wir auf Dauer wirklich glücklich leben möchten. Aber
 siven, persönlichen Gottesbeziehung zu finden. In Jeder und           das werden wir nicht, wenn wir haarscharf an dem vorbei-
 jedem von uns liegt gewissermaßen ein verborgener Kern: eine          leben, was Gott für uns vorgesehen hat.
 geheimnisvolle innere Kraft, die nach der Gegenwart Gottes
 im alltäglichen Leben fragt. Dieser unruhige und suchende         Wie geht das?
 Kern in unserer Seele ist mehr oder weniger stark und bei uns     Geistliche Begleitung geht immer von den konkreten Sehnsüch-
 Einzelnen unterschiedlich zum Keimen, Wachsen und Reifen          ten der Begleiteten aus. Auch noch so unwichtig erscheinende
 gekommen. Um die Frucht dieses Suchens schmecken zu               Grundwünsche drücken dabei in der Regel eine fundamentale
 können, brauchen wir Hilfe von außen. Und hierzu bietet sich      Grundsehnsucht aus, die uns letztlich zu Gott führen kann. Am
 ein Geistlicher Begleiter an.                                     Beginn der Geistlichen Begleitung steht darum ein Gespräch,
                                                                   das die Motivation klären hilft. Vorerst muss aber klar sein, dass
 Wozu ist das gut?                                                 die Beziehung zwischen dem Begleiter und dem/der Begleiteten
 Es gibt darum drei große Bereiche und Motive, aus denen her-      stimmt, ansonsten ist eine Geistliche Begleitung fruchtlos.
 aus Geistliche Begleitung angestrebt wird:

6 NORDlicht
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
Geistliche Fahrt
In solch einem ersten Gespräch werden
auch konkrete Vereinbarungen getroffen.
                                                                                                       nach England 2021
In der Regel findet eine genau festgelegte
Anzahl von Gesprächen statt, meist in Ab-
ständen von 4 Wochen und mit einer Dau-
er von je 45 Minuten. Am Ende der verein-
barten Gespräche wird gemeinsam auf
den zurückgelegten Weg geschaut und
entschieden, ob die Begleitung weiterge-
führt wird. Die einzelnen Gespräche sind
absolut vertraulich. Der Verschwiegen-
heitsanspruch ist genauso hoch wie bei
einem Beichtgespräch. Am Ende eines
einzelnen Gesprächs kann ein Geistlicher
Impuls stehen, der in den kommenden
Wochen bis zum nächsten Treffen dem/
der Begleiteten helfen soll, stärker in eine
persönliche Gottesbeziehung zu finden.
Diese drückt sich in der Regel durch eine
neue oder intensivere Art des individuel-
len Betens aus.

Wie geht das konkret?
Wenn Sie Interesse an einer Geistlichen
Begleitung haben, nehmen Sie einfach
Kontakt mit mir auf. Meine Kontaktda-
ten finden Sie auf der letzten Seite des
„Nordlichts“. Wir werden dann einen Ge-
sprächstermin vereinbaren. Die Gesprä-
che finden in der Regel im Pfarrhaus in
Kreuztal statt.
Um eine Geistliche Einzelbegleitung qua-
lifiziert anbieten zu können, braucht es
eine Zusatzausbildung. Diese konnte
ich von 2008 bis 2010 beim Institut der
Deutschen Orden für missionarische Spi-
ritualität (kurz: „IMS“) absolvieren. Die
Geistlichen Begleiterinnen und Begleiter
unseres Erzbistums stehen im regelmäßi-
gen Austausch, um sich fachlich „fit“ zu
halten.

                                                                                                                                                             i
Übrigens: Geistliche Begleitung ist für Sie
selbstverständlich kostenlos!
                                                                                    Auch in Corona-Zeiten dürfen wir den Blick nach vorne richten und Pro-
Als Letztes                                                                         jekte planen, die unseren Glauben und das Erleben von kirchlicher Ge-
Zu meinem persönlichen Logo als Geist-                                              meinschaft stärken. Darum möchten wir im Mai 2021 eine Geistliche
licher Begleiter ist mir das Motiv der Spi-                                         Fahrt nach England anbieten (03.-11.05.2021) – organisiert von dem
rale wichtig geworden: Sie drückt aus,                                              erfahrenen Unternehmen „Biblische Reisen“. Wir gehen davon aus, dass
dass wir uns durch die Geistliche Beglei-                                           bis dahin die Bedingungen wieder so sein werden, dass unsere Reise
tung aus der Zurückgezogenheit in uns                                               stattfinden kann.
selbst neu hinausbewegen lernen – auf
                                               Fotos: privat | Christian Wiechers

Gott und auf die Menschen hin. Aber eine                                            Das genaue Reiseprogramm finden Sie an den Schriftenständen unserer
Spirale zeigt uns auch die Möglichkeit der                                          Kirchen. Die Geistliche Leitung hat Pastor Edgar Zoor.
umgekehrten Richtung: Aus dem Trubel
und den vielen Bewegungen um uns her-                                               Die Kosten (Mindestteilnehmerzahl von 40 Teilnehmenden) betragen
um wieder Schritte in unsere Mitte hinein                                           1925 € bei der Unterbringung im Doppelzimmer – 365 € Zuschlag für
zu gehen - dorthin, wo Gott wohnt. Wenn                                             ein Einzelzimmer.
Sie sich auf den Weg machen möchten –
ich gehe gerne mit Ihnen!
                          Pastor Edgar Zoor

                                                                                                                                            NORDlicht 7
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
Text: Brigitta Krämer | Foto: Peter Weidemann, pfarrbriefservice.de
  Glauben leben und die Glaubens-
  gemeinschaft lebendig halten
  Kirche und Gemeinde in Zeiten der Corona-Pandemie

 Es hat uns völlig überraschend und mehr oder weniger unvor-       Energie bei haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen. Alles
 bereitet getroffen: Als am 16. März von der Bundesregierung       drehte sich um die Frage: Wie können wir unter den gegebe-
 die strengen Schutzmaßnahmen gegen die weitere Ausbrei-           nen Bedingungen Kirche sein und unser geistliches Leben für
 tung des Corona-Virus in Kraft gesetzt wurden, war auf einmal     möglichst alle Gemeindemitglieder von jung bis alt aufrecht-
 nichts mehr, wie es war. Alle Sonn- und Werktagsgottesdien-       erhalten?
 ste und alle Andachten mussten bis auf weiteres abgesagt
 werden. Veranstaltungen und Aktivitäten aller Art waren mit       Schon schnell wurde klar, dass die Kar- und Ostertage ohne
 einem Mal nicht mehr möglich. Es gab keine Gruppentreffen         Gottesdienste stattfinden und dass auch die Erstkommunio-
 und keine Gremiensitzungen mehr. Die Ankündigungen in den         nen in diesem Jahr nicht am Sonntag nach Ostern, am Weißen
 Pfarrnachrichten Nr. 3 vom 22. März bis 12. April waren bereits   Sonntag, gefeiert werden würden.
 hinfällig, bevor sie aus der Druckerei zurückkamen. Das ganze
 kirchliche und gemeindliche Leben im Pastoralverbund wurde        So galt es kontaktfreie Wege zu finden, um die gottesdienst-
 von einem Tag auf den anderen praktisch auf Eis gelegt.           und gemeindelose Zeit zu überbrücken, den Glauben zu leben
                                                                   und die Glaubensgemeinschaft lebendig zu erhalten.
 Doch wer meint, dass die drei katholischen Kirchengemeinden
 aus Hilchenbach, Kreuztal und Krombach in eine Art „Coro-         Vor diesem Hintergrund entwickelte das Pastoralteam in
 na-Schockstarre“ verfallen wären, der irrt. Das Gegenteil war     Zusammenarbeit mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
 der Fall: In den ersten Tagen nach der Kontaktsperre und in       und Mitarbeitern mit Entschlossenheit, Tatkraft und Dynamik
 Erwartung des nahenden Osterfestes, des höchsten christli-        neue Wege und Voraussetzungen für die seelsorglichen und
 chen Feiertages, regte sich schon bald eine ungeahnte kreative    gemeindlichen Aufgaben.

8 NORDlicht
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
In diesem Rahmen wurden z.B. neue „Info-Quellen“ und              unser aller Leben ab. Wir haben die Möglichkeit, entweder da-
Kommunikationswege eingeführt:                                    rüber zu klagen und zu jammern, oder aber die Gegebenheiten
  • In einem wöchentlichen Rundschreiben, den sogenannten         anzunehmen und das Beste und Mögliche daraus zu machen.
    „Corona-Mitteilungen“, informiert Pastor Rüsche alle Ge-      Und wer weiß?! Vielleicht machen wir dadurch neue positive
    meindemitglieder und Mitarbeiter/innen über das, was in       Erfahrungen und werden mit etwas beschenkt, mit dem wir gar
    der Gemeinde geschieht, was in der Corona-Zeit noch nicht     nicht gerechnet hatten.
    oder schon wieder möglich ist und welche Änderungen es
    von Woche zu Woche gibt.
  • Auf der Homepage wurde die neue Rubrik „Kirche für zu
    Hause“ eingerichtet. Sie enthält Anregungen für die Gestal-
    tung der Karwoche und des Osterfestes für zu Hause. Sie
    informiert über liturgische Angebote im Fernsehen, Internet     GEBET IN ZEITEN DER
    und Hörfunk und ermutigt dazu, sich bei Gesprächsbedarf         CORONA-PANDEMIE
    an die Geistlichen des Pastoralverbundes zu wenden. Dort
    finden Interessierte auch Besinnliches und Gebetsschätze.       Jesus, unser Gott und Heiland, in einer Zeit der Belastung und der Un-
  • Darüber hinaus informiert die Homepage über alles, was im       sicherheit für die ganze Welt kommen wir zu Dir und bitten Dich:
    Pastoralverbund aktuell ist.                                       für die Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert wurden
  • Für die Weitergabe von Mut machenden Glaubensimpulsen              und erkrankt sind;
    entstanden verschiedene WhatsApp- und Broadcast-Gruppen.
                                                                       für diejenigen, die verunsichert sind und Angst haben;
Auch für das geistliche Leben wurden neue Quellen auf-                 für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind und sich mit
getan:                                                                 großem Einsatz um die Kranken kümmern;
  • Pastor Rüsche und Diakon Möller gaben als Zeichen der              für die politisch Verantwortlichen in unserem Land und
    Verbundenheit insbesondere mit den Seniorinnen und Se-             international, die Tag um Tag schwierige Entscheidungen für
    nioren in den Wohn- und Pflegeeinrichtungen des Pastoral-          das Gemeinwohl treffen müssen;
    verbundes Glaubensbriefe für die Kar- und Ostertage sowie          für diejenigen, die Verantwortung für Handel und Wirtschaft
    für Pfingsten heraus.                                              tragen;
  • Einige in der Gottesdienstgestaltung und Katechese tätigen         für diejenigen, die um ihre berufliche und wirtschaftliche
    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwarfen Vorlagen für            Existenz bangen;
    Hausgottesdienste in der Familie für Palmsonntag bis               für die Menschen, die Angst haben, nun vergessen zu werden;
    Ostern.                                                            für uns alle, die wir mit einer solchen Situation noch nie
  • Es gab ein eigens entworfenes Kreuzweg-Heft für den                konfrontiert waren.
    Pastoralverbund mit selbstgeschriebenen Texten und Fotos
                                                                       Herr, stehe uns bei mit Deiner Macht,
    von den Kreuzweg-Stationen auf der Dörnschlade.
  • Alle Kommunionkinder und Firmbewerber/innen erhielten             hilf uns, dass Verstand und Herz sich nicht voneinander trennen.
    ein Postpaket mit kreativen Angeboten, Anregungen und           Stärke unter uns den Geist des gegenseitigen Respekts, der Solidari-
    Erläuterungen rund um die Kar- und Ostertage.                   tät und der Sorge füreinander.
  • Das Pastoralteam und die Küster/innen gestalteten unsere        Hilf, dass wir uns innerlich nicht voneinander entfernen.
    Kirchen an den Kar- und Osterfeiertagen auf eine beson-         Stärke in allen die Fantasie, um Wege zu finden,
    ders ansprechende Weise. Die Gemeindemitglieder hatten          wie wir miteinander in Kontakt bleiben.
    so z.B. die Möglichkeit, sich in einem würdigen Rahmen          Wenn auch unsere Möglichkeiten eingeschränkt sind,
    gesegnete Palmzweige, Weihwasser und Osterkerzen für zu         um uns in der konkreten Begegnung als betende Gemeinschaft zu
    Hause abzuholen und in den Kirchen zu beten.                    erfahren,
  • Während der gesamten Corona-Zeit waren und sind die             so stärke in uns die Gewissheit,
    Kirchen des Pastoralverbundes zum persönlichen Gebet            dass wir im Gebet
    geöffnet.                                                       durch Dich miteinander verbunden sind.

Noch vieles mehr geschieht seit der Corona-Pandemie in unse-        In diesem Jahr werden uns Verzichte auferlegt,
rem Pastoralverbund, aber alles aufzuführen, würde an dieser        die wir uns nicht freiwillig vorgenommen haben
Stelle zu weit führen. Was jedoch bemerkenswert ist und bleibt,     und die unsere Lebensgewohnheiten schmerzlich unterbrechen.
ist der Zusammenhalt und das gemeinschaftliche Engagement           Gott, unser Herr, wir bitten Dich:
so vieler Gemeindemitglieder durch tatkräftiges Anpacken,           Gib, dass auch diese Zeit uns die Gnade schenkt,
Mitdenken, Tun und Beten. Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ und       unseren Glauben zu vertiefen
ein aufrichtiges Dankeschön sei allen gesagt, die mitgeholfen       und unser christliches Zeugnis zu erneuern,
haben und weiter mithelfen, das Gemeindeleben in den drei           indem wir die Widrigkeiten und Herausforderungen,
Pastoralverbundsgemeinden aufrecht zu erhalten.                     die uns begegnen, annehmen
                                                                    und uns mit allen Menschen verstehen
Mittlerweile sind die Beschränkungen gelockert, wir feiern          als Kinder unseres gemeinsamen Vaters im Himmel.
wieder Gottesdienste und Sitzungen von Gremien und Gruppen
finden wieder statt. Nichtsdestotrotz: Es gibt noch keine all-      Sei gepriesen in Ewigkeit.
gemeine Entwarnung und die Ansteckungsgefahr ist nach wie           Amen. 
vor gegeben. Vergessen wir nicht, dass Corona immer noch da                                                Bischof Stephan Ackermann
ist und dass deshalb auch weiterhin gilt, die Abstandsregeln
und Hygienemaßnahmen einzuhalten. Davon hängt wesentlich

                                                                                                                         NORDlicht 9
NORDlicht - Miteinander! Der Neue im Pastoralverbund Not sehen und handeln
Hilfe in Corona-Zeiten
      Eine Auswahl an Beratungsdiensten:
      persönlich, via Telefon oder Internet

    Für manche Menschen bedeutet die Corona-Pan-                     111 oder 0800/1110222 oder per Mail und im Chat. Weitere
    demie kaum Veränderungen in ihrem Leben, wie-                    Informationen unter www.telefonseelsorge.de. Dort finden
                                                                     Menschen anderer Sprachen auch die Telefonnummern zu
    der andere spüren die Einschränkungen sehr. Sie                  Seelsorgeangeboten in ihrer Muttersprache. Träger der Telefon-
    leiden darunter, machen sich Sorgen oder haben                   Seelsorge sind die evangelische und die katholische Kirche in
    Angst. Vielfältige Beratungs- und Hilfsdienste ste-              Deutschland.
    hen den Menschen auch in dieser Zeit zur Seite.                  Neu gibt es seit Anfang März 2020 die App „KrisenKompass“,
    Einige Ansprechpartner und Adressen werden hier                  die sich an Menschen in einer suizidalen Krise und an deren
                                                                     Angehörige wendet. „Wir haben die App entwickelt, um jene zu
    näher vorgestellt.                                               unterstützen, die sich nicht trauen, mit uns zu sprechen oder
                                                                     uns zu schreiben. Wir hoffen, dass dieses niederschwellige
   Gesprächsangebot unserer Geistlichen                              Angebot das Rüstzeug an die Hand gibt, einen Krisenfall besser
   Pfarrer Rüsche, Pastor Zoor und Diakon Möller sind besonders      zu meistern“, sagte dazu Dorothee Herfurth-Rogge, Vorsitzende
   auch jetzt in der Corona-Zeit für Sie da und ansprechbar - auch   der Evangelischen Konferenz für TelefonSeelsorge und Offene
   per Telefon oder Email. Gern können Sie sich melden, wenn Sie     Tür e.V. Die App gibt es für iOS unter https://ios.krisen-kom-
   Hilfe brauchen oder einen Gesprächskontakt benötigen oder         pass.app, für Android unter https://android.krisen-kompass.app
   die Krankenkommunion, die Krankensalbung oder das Bußsak-
   rament empfangen möchten. Die Kontaktdaten entnehmen Sie          „Nummer gegen Kummer“
   bitte der Seite 31 dieser Nordlicht-Ausgabe.                      für Kinder, Jugendliche und Eltern
                                                                     Die sogenannte „Nummer gegen Kummer“ ist ein kostenfreies
   TelefonSeelsorge                                                  Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und Eltern in ganz
   Ratsuchende finden in Lebenskrisen rund um die Uhr anonym         Deutschland. Die Mitglieder des Vereins möchten für Kinder,
   und kostenfrei Unterstützung unter den Nummern 0800/1110          Jugendliche, ihre Eltern und andere Erziehungspersonen Ge-

10 NORDlicht
Text: Brigitta Krämer | Fotos: Adobe Stock | Sonja Haller, pfarrbriefservice.de
sprächspartner sein, besonders dann, wenn andere fehlen.         Herkunft, Konfession, Familienstand und Alter. Die telefoni-
Das Kinder- und Jugendtelefon ist von Montag bis Samstag         schen Erreichbarkeiten der einzelnen Beratungsstellen listet
(14 bis 20 Uhr) unter 0800/ 111 0 333 anonym und kostenlos       die Website www.katholische-beratung.de auf. Es besteht auch
erreichbar. Jeden Samstag zwischen 14 und 20 Uhr beraten         die Möglichkeit zur Beratung per Mail oder Chat.
außerdem Jugendliche andere Jugendliche, unter der Num-
mer 116 111. Unter www.nummergegenkummer.de können               Für Frauen, die von Gewalt bedroht sind
Kinder und Jugendliche auch mit Experten chatten oder            Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites
mailen.                                                          Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder
Für Eltern, Großeltern und andere Erziehende gibt es das         noch erleben.
Elterntelefon unter 0800/ 111 0 550, anonym und kostenlos        Unter der Nummer 08000/ 116 016 und via Online-Beratung
montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr und zusätzlich diens-      finden Betroffene aller Nationalitäten rund um die Uhr Unter-
tags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr. Die Beraterinnen und     stützung. Auch Angehörige, Freunde sowie Fachkräfte werden
Berater der „Nummer gegen Kummer“ sind erster Ansprech-          anonym und kostenfrei beraten.
partner für alle Fragen, Probleme und in besonders kritischen    www.hilfetelefon.de
Situationen. Bei Bedarf öffnen sie den Weg zu weiteren Hilfen,
heißt es auf der Website.                                        www.internetseelsorge.de
                                                                 Mail-Kontakt zu einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin ver-
Ehe-, Familien- und Lebensberatung                               mittelt die Website www.internetseelsorge.de. Darüber hinaus
Das Beratungsangebot der katholischen Ehe-, Familien- und        dient sie dazu, katholische und ökumenische Seelsorgeange-
Lebensberatung richtet sich an Paare, Familien und Einzelper-    bote im Internet unter einer zentralen Domain zugänglich zu
sonen mit Konflikten und Problemen im persönlichen und zwi-      machen. Angebote der Bistümer, Orden und Verbände sowie
schenmenschlichen Bereich. Das Beratungsangebot ist offen        ausgewählte Privatinitiativen werden vorgestellt.
für jedermann, unabhängig von weltanschaulicher Orientierung,

                                                                                                                NORDlicht 11
In diesem Jahr startete die Firmvorbereitung mit einer Auftakt-
                                                                           veranstaltung und Anmeldung am 25. Januar. Bis zu diesem
                                                                           Zeitpunkt hatten sich alle Firmlinge für ihr „Wunsch“-Projekt
                                                                           entschieden. Der erste Firmsamstag fand planmäßig Anfang
                                                                           Februar statt.
                                                                           Kurz vor dem zweiten Firmsamstag, der Mitte März stattfinden
                                                                           sollte, kam vom Erzbistum Paderborn die Verfügung, dass mit
                                                                           Blick auf die Ausbreitung von SARS-CoV-2 (Corona-Virus) vom
                                                                           16. März an und bis auf weiteres alle öffentlichen Veranstal-
                                                                           tungen abgesagt sind. Dies betraf im besonderen öffentliche
                                                                           Gottesdienste, Tagungen, kirchliche Fortbildungsangebote…
                                                                           Im PV Nördliches Siegerland mussten daher der bereits vor-
                                                                           bereitete zweite Firmsamstag und alle Gottesdienste abgesagt
                                                                           werden. Bei den Firmprojekten gab es ebenfalls erhebliche
                                                                           Einschränkungen, die prinzipiell darauf hinaus liefen, dass
                                                                           nahezu alle Projekte gestrichen werden mussten. Die Firmlinge
                                                                           (und die Gemeinden) wurden zeitnah informiert, eine Lösung
                                                                           und wie es weitergehen sollte, zeichnete sich jedoch kurzfristig
                                                                           noch nicht ab.
                                                                           Nach der ersten „Schockstarre“ reifte im Firmleitungsteam
                                                                           der Entschluss, den Firmlingen in der Zeit des „Lockdowns“
                                                                           zumindest ein freiwilliges Angebot zu machen und sie nicht mit
                                                                           dem Gefühl des „Alleingelassenseins“ zurückzulassen. Für die
                                                                           Kar- und Ostertage und die Zeit der Osterferien wurden daher
                                                                           den Firmlingen einige Unterlagen per Post zugesandt, die unter
                                                                           anderem Unterlagen enthielten, die am zweiten Firmsamstag
                                                                           hätten behandelt werden sollen und die dann zuhause bearbei-
                                                                           tet werden sollten. Wir waren gespannt, ob und wie dieses frei-
                                                                           willige Angebot von den Firmlingen angenommen würde.
                                                                           Wir vom Firmleitungsteam waren positiv überrascht, dass letzt-
                                                                           endlich etwa zwei Drittel aller Firmlinge die Aufgaben bearbei-
                                                                           ten hatten und insbesondere auch darüber, mit welcher Sorgfalt
                                                                           viele von ihnen an die Lösungen herangegangen waren. Als
                                                                           Dank gab es dann für die Besten – das waren alle, die mindes-
                                                                           tens 95 % aller Aufgaben richtig gelöst hatten – kleine Preise.
                                                                           Zwischenzeitlich darf wieder Gottesdienst gefeiert werden,
                                                                           wenn auch unter strengen Auflagen, die in der Regel dazu
                                                                           führen, dass in unseren Kirchen nur etwa ein Viertel aller ver-
                                                                           fügbaren Plätze besetzt werden können. Weihbischof König
                                                                           vom Erzbistum Paderborn, der für die Spendung der Firmung
                                                                           vorgesehen ist, hat jetzt klar gemacht, dass er an dem ge-
                                                                           planten Termin für die Firmfeier am 19. September festhalten

                       Firmvorbereitung                                    möchte. Das führte zu dem Entschluss, mit der Firmvorberei-
                                                                           tung fortzufahren, allerdings auf freiwilliger Basis und in einem
Foto: Bonifatiuswerk

                                                                           abgeänderten Format.
                       – überschattet von                                  So wurde der vorgesehene Termin für den dritten Firmsamstag

                       Corona                                              festgehalten, allerdings unter veränderten Bedingungen:
                                                                             • Der Firmsamstag wurde von den Pfarrheimen in die Kir-
                                                                               chen verlegt, in denen genügend Plätze „auf Abstand“ zur
                                                                               Verfügung standen.
                       Die Firmvorbereitung im Pastoralverbund Nörd-         • Der vorgesehene Zeitrahmen wurde auf gut zwei Stunden
                                                                               reduziert, Gruppenarbeit entfiel, ebenso entfiel der bisher
                       liches Siegerland wird für alle Jugendliche der         um die Mittagszeit vorgesehene Mittagsimbiss.
                       drei Pfarrgemeinden einheitlich durchgeführt. Sie
                       beinhaltet drei Firmsamstage, ein Projekt (nach     Positiv hervorzuheben ist, dass trotz der angebotenen Freiwil-
                       Wahl), regelmäßige Gottesdienstbesuche und          ligkeit fast alle Firmlinge das Angebot wahrnahmen.
                       das Sakrament der Versöhnung. Danach kann der       In einer größeren Runde mit den Firmkatecheten wurde über-
                                                                           legt, was mit den abgesagten Projekten geschehen sollte. Wir
                       Firmling sich für die Firmung anmelden.             waren übereinstimmend der Meinung, dass wir es den Firmlin-
                                                                           gen schuldig wären, ihnen zumindest eine Alternative anzubie-

12 NORDlicht
ten. Zu beachten war dabei, dass alle Projekte nach Coronavor-      uns besonders mit Gott beschäftigen. Aber wie? Gemeinsame
gaben durchzuführen waren.                                          Gottesdienste, sowie der Religionsunterricht finden nicht mehr
Auch hier war die Resonanz ausgesprochen erfreulich: in             statt. Auch die Firm-Samstage müssen ausfallen. Ob unsere
kürzester Zeit standen 10 Ersatzprojekte auf der Liste, so dass     Firm-Projekte stattfinden, ist für uns noch nicht bekannt.
ein Beschränkung von 6 - 10 Firmlingen je Projekt (je nach          Als ein Brief in meinem Briefkasten landete, war ich überrascht.
Raumgröße) bei insgesamt 60 Firmlingen ohne Probleme ein-           Ich bekomme nicht oft Post. Es war ein Brief des Pastoralver-
gehalten werden konnte. Und auch hier nahmen die Firmlinge          bundes, in dem sich Aufgaben für unsere Firmvorbereitung,
diese „Alternativprojekte“ gerne an.                                einen Kreuzweg für Zuhause und Impulse zu den Tagen der
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass nach den Sommerferien die Fir-     Karwoche, befanden. Die Aufgaben, ein Steckbrief, ein Quiz und
mungen in einem für alle Beteiligten angemessenen Rahmen            eine Beschreibung wie Jesus in unserer Zeit handeln und wie
gefeiert werden können.                                             er leben wolle, waren schnell gelöst, aber auch anspruchsvoll.
                                                                    Bei einigen Dingen wusste ich mehr, bei anderen musste ich
Das Leitwort „Leinen los“ der Firmvorbereitung gilt jetzt im        auch „Google“ und meine Mutter zu Hilfe holen. Als Anreiz wur-
doppelten Sinn:                                                     de eine kleine Belohnung in Aussicht gestellt. Abgescannt oder
Zum einen spiegelt es den Aufbruch in das Ungewisse des             per Foto sollte man die Aufgaben dann an die E-Mail unseres
"Lebensmeeres" wider, der für viele junge Menschen ein zen-         Firm-Leiters schicken, damit er sie dann kontrollieren konnte.
trales Thema beim Übergang zum Erwachsenwerden ist und              Darüber hinaus haben wir als Familie noch kleine Gottesdiens-
zum anderen ganz aktuell dann auch die Ungewissheit, wie es         te zu den einzelnen Karwochen-Feiertagen gemacht, die man
jetzt in Zeiten der Coronakrise weitergeht. Ermutigen wir sie, im   auch auf der Webseite des Pastoralverbundes finden konnte.
Vertrauen auf Gott die Segel des Lebens zu setzen!                  Wir hörten und lasen die Geschichten von Jesu Leidensweg
                                                     Alfons Goris   und seiner Auferstehung. Diese stellten wir auch noch mit Play-
                                                                    mobil-Figuren nach.
In Zeiten von Corona müssen wir auf einiges verzichten. Das
Treffen mit Freunden, Veranstaltungen wie Konzerte oder Kino-       Auch in Zeiten von Corona gibt es Möglichkeiten, die Verbin-
besuche, aber auch den Schulbesuch. Fasten, so wie Jesus es         dung mit Gott aufrechtzuhalten. Auch wenn die Firmvorberei-
tat. Auch wenn man bei dem vielem „Hamstern“ von Klopapier          tung nicht wie gewollt abläuft, sollten wir trotzdem am Glauben
oder Nudeln nicht von Fasten reden kann. Auch unser Handy           festhalten. Gott wird uns helfen, diese Krise zu überstehen und
benutzen wir in dieser Zeit immer mehr. Trotz der vielen Zeit,      auch eine Krise wie diese soll unseren Glauben nicht in den
die uns die Corona-Krise bietet, haben wir oft zu wenig Zeit für    Hintergrund stellen.
Gott und gerade in der Zeit der Firmvorbereitung sollten wir                     Philipp Tanger, Firmling der St. Johannespfarrei Kreuztal

Eine Rallye rund um die Welt
In der Corona-Zeit war auch in Zeiten ohne Gottesdienst in der Katholischen

                                                                                                                                             Text und Foto: Team Kindergruppe und Sternsinger der katholischen Kirche Krombach
Kirche in Krombach ein reger Verkehr…
Dass vor allem viele Familien mit Kindergarten- und Grundschulkindern
der Kirche einen Besuch abstatteten, lag auch an der „Rallye um die Welt“,
die die Kindergruppe und das Sternsinger-Organisationsteam aus Krom-
bach organisiert hatten. Die Krombacher Kirche war das Ziel der Rallye,
wo die kleinen Schatzsucher eine schokoladige Überraschung vorfanden.

Die Rallye war ein Angebot für alle Familien, die in der Corona-Zeit eine
neue Ausflugsidee brauchen konnten. Vom 22. April bis 10. Mai hingen
Wegweiser in Krombach aus, so dass die Rallye jederzeit unter Beach-
tung des Corona-Kontaktverbots selbstständig von den Familien durch-
geführt werden konnte. Der dafür benötigte Fragebogen wurde an die
Kommunion- und Kindergruppenkinder sowie die Krombacher Messdiener
verschickt und verteilte sich darüber hinaus schnell über die sozialen
Netzwerke.
Die Schatzkiste wurde häufig nachgefüllt und die „Schatzsucher-Liste“,
die in der Kirche auslag, wurde immer voller.
Wir freuen uns, dass so viele Familien bei der Rallye mitgemacht haben
und dass wir somit zu einer kleinen Abwechslung in der Corona-Zeit bei-
tragen konnten.

                                                                                                                         NORDlicht 13
14 NORDlicht
               Text und Fotos: Katrin Eberts, Regina Tanger, Gabriela Wiechert
Kar- und Ostertage – einmal anders
Gottesdienste in den Familien mit einfacher Liturgie,
die auch für die Kinder verständlich ist.

„Ostern ist dieses Jahr anders!“ Dieser Satz war in den ver-     die als Anregungen konzipierten Vorlagen von Regina Tanger,
gangenen Wochen oft zu hören. Keine Gottesdienste in den         Gabriela Wiechert und Alfons Goris und über die Internetseite
Kirchen, keine Verwandtenbesuche, keine Erstkommunion am         des Pastoralverbundes sowie über soziale Netzwerke verbreitet.
Weißen Sonntag. Wie soll da die Osterfreude aufkommen?
                                                                 Für die Kinder entstand dabei ein liebevoll gestalteter Kar- und
Angebote für Gottesdienste in Fernsehen, Radio und Online        Osterweg, der die Stationen des Weges Jesu von Palmsonntag
aus der Region, dem Bistum oder überregional gab es reichlich,   bis Ostersonntag symbolisch darstellte. Der Kreativität waren
doch wandten sie sich vorrangig an Erwachsene. Was aber ma-      dabei keine Grenzen gesetzt (vgl. Fotos). Beim Basteln der
chen Familien mit kleinen Kindern oder Teenagern? Ist schon      Palmzweige am Palmsonntag, dem gemeinsamen Brotbacken
ein „normaler“ Sonntagsgottesdienst für diese Zielgruppe oft     und einer einfachen Mahlfeier am Gründonnerstag, bei einem
„langweilig“ oder „uncool“, wie viel mehr dann ein passives      gemeinsamen Kreuzweg auf der Dörnschlade an Karfreitag
Sitzen vor dem Bildschirm auf dem heimischen Sofa mit Blick      oder bei der Feier der Osternacht an der heimischen Feuerscha-
in eine fast menschenleere Kirche. Ohne die Wirkung des Kir-     le blieb neben der Beschäftigung mit den biblischen Texten viel
chenraumes fällt Stillsitzen noch einmal so schwer, zumal so     Gelegenheit zum Austausch in der Familie und für Fragen der
viel Ablenkung in Reichweite ist!                                Kinder.

Aber warum nicht einfach einen Gottesdienst in der Familie zu    Eine solche selbst gestaltete Familienandacht ist natürlich
Hause feiern, mit einer ganz einfachen Liturgie, die auch für    nicht vergleichbar mit der feierlichen Liturgie der Osternacht
die Kinder verständlich ist, und Elementen zum Mitmachen?        mit ihren vielfältigen Ritualen - und doch war es ein besonderes
Oder den Kreuzweg am Karfreitag mit der Familie gemeinsam        Erlebnis: Es blieb viel Raum für echte Glaubensgespräche, für
gehen, stehen doch außerhalb unserer Kirchen im Freien ge-       eine persönliche Auseinandersetzung mit der Osterbotschaft,
nügend Wege zur Verfügung. Die Idee ist ja nicht neu, schon      für individuell formulierte Gebetsanliegen oder Fürbitten. Und
die ersten Christen hielten ihre Zusammenkünfte zunächst als     vielleicht ist das das Fazit dieser „Krisenzeit“: Ostern ist anders,
Hausgottesdienste ab.                                            aber auch persönlicher!

So entstand die Idee von Familiengottesdiensten und einem Fa-
milienkreuzweg für die Kar– und Ostertage. Erarbeitet wurden

                                                                                                                     NORDlicht 15
Eine kleine Glocke
                                                                                erzählt …
                                                                                Also zunächst einmal vorab: Ich habe mich riesig gefreut,
                                                                                dass ich beim Glockenläuten (s. unten) mitmachen durfte.
                                                                                Denn so ganz selbstverständlich war das nicht, habe ich
                                                                                doch keinen automatischen Antrieb und muss noch von
                                                                                Hand geläutet werden. Aber es hatten sich - Gott sei Dank
                                                                                - zwei Männer gefunden, die Abend für Abend im Wechsel
                                                                                gekommen sind und mich zum Klingen gebracht haben.
                                                                                Das hat mir sehr gefallen!
                                                                                Aber der Reihe nach: Ich habe mich noch gar nicht vorge-
                                                                                stellt. Ich bin die kleine Antoniusglocke, die in der Chris-
                                                                                tus-Erlöser-Kirche hängt und regelmäßig zum Gottesdienst
                                                                                läutet. Ich bin schon ziemlich alt, weit über 300 Jahre und
                                                                                ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Eines aber ist
                                                                                ziemlich sicher: Ich wurde bereits im Jahre 1682 gegossen.
                                                                                Denn rund um meine „Taille“ steht der lateinische Spruch:

                                                                                „S. ANTONI ORA PRO NOBIS MAMMES FREMY ME FECIT
                                                                                AMSTELODAMI 1682“
                                                                                oder auf Deutsch
                                                                                „Sankt Antonius, bitte für uns. Mammes Fremy machte
                                                                                mich. Amsterdam 1682.“

                                                                                Mein Vater und Erbauer, Mammes Fremy, stammt aus einer
                                                                                angesehenen Glockengießerfamilie in Amsterdam. Wo ich
                                                                                die ersten 200 Jahre verbracht habe, weiß ich schon gar
                                                                                nicht mehr. Erinnern kann ich mich aber noch daran, dass
                                                                                ich um etwa 1880 nach Kreuztal kam. In diesem Jahr wur-
                                                                                de hier nämlich eine Kapellenschule eingeweiht (dort, wo
                                                                                jetzt das Johannesheim steht). Der Schulsaal der Kapellen-
                                                                                schule diente damals als Gotteshaus, und im Türmchen der
                                                                                Schule fand ich meinen Platz.

    GLOCKEN RIEFEN ZUM GEBET UND INNEHALTEN

i
    Vom 22. März bis zum 30. April läuteten in NRW täglich um 19.30 Uhr alle Kirchenglocken
    Um die rasante Ausbreitung der Infektion mit dem Corona-Virus zu        unterschiedlichen Orten zu einer lebendigen Gemeinschaft.“
    verhindern, mussten (und müssen) die sozialen Kontakte der Men-         Superintendent Peter-Thomas Stuberg und Dechant Karl-Hans Köh-
    schen massiv begrenzt werden – auch im Bereich der Kirche. In dieser    le erklärten in einer Pressemitteilung „Gemeinsam wollen wir beten
    Zeit starteten die Kirchen in Nordrhein-Westfalen eine ökumenische      für die an Corona erkrankten und verstorbenen Menschen und ihre
    Initiative: In allen Kirchengemeinden erklangen täglich um 19.30 Uhr    Angehörigen, für das medizinische Personal, für unsere politischen
    für fünf Minuten die Kirchenglocken, um Menschen zu Gebet und In-       Entscheidungsträger und dafür, dass Gott uns Mut und Zuversicht in
    nehalten einzuladen und so miteinander zu verbinden.                    diesen schwierigen Zeiten schenkt“.
    „Glockenläuten verbindet: Menschen mit Gott, Menschen untereinan-       Um auf die Besonderheit des Osterfestes hinzuweisen, wurde zudem
                                                                                                                                                   Text und Fotos: Alfons Goris

    der, Himmel und Erde“, so Generalvikar Alfons Hardt vom Erzbistum       vereinbart, dass am Ostersonntag um 9.30 Uhr in allen Kirchengemein-
    Paderborn. Das Glockenläuten lade zum persönlichen Innehalten,          den landesweit die Kirchenglocken 15 Minuten lang erklingen sollten.
    zu Stille und Gebet zu Hause ein. Und weiter: „Da öffentliche Gottes-   Da zum 1. Mai wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert werden kön-
    dienste zurzeit nicht gefeiert werden dürfen, werden wir durch das      nen, enden diese Sondergeläute nun und die Glocken laden wie üblich
    gleichzeitige Gedenken und Bedenken beim Läuten der Glocken an          zu den regulären Gottesdiensten der Gemeinden ein.

16 NORDlicht
Belegt ist das aber erst für das Jahr 1903. In diesem Jahr ist    Erlöser-Kirche. Da nahmen sich die Leute wieder meiner an und
ein Buch erschienen über die Bau- und Kunstdenkmäler des Kr.      ich bekam einen festen Platz in der Kirche. Dort rufe ich
Siegen (A. Ludorff). Und in diesem Buch wird für Kreuztal nur     die Gläubigen wieder regelmäßig zum Gottesdienst – ja, ich
ein einziges Kunstdenkmal genannt und ich konnte es kaum          habe jetzt wieder eine wichtige Aufgabe übernommen.
glauben: das war ich! Da steht in dem Buch „Dorf Kreuzthal, 9     Und als im März dieses Jahres wegen einer Pandemie (oder
Kilometer nordwestlich von Siegen, Kapelle (Schule): Glocke       wie das auch immer heißt) zum täglichen Läuten aller Kirchen-
mit der Inschrift: S. Antoni ora pro nobis ...“. Das hat mich     glocken aufgerufen wurde, durfte ich mitmachen!
mächtig stolz gemacht.                                            Meine Stimme ist zwar klein, aber zumindest die Leute in der
Dann kam der Bau der St. Johanneskirche im Jahre 1904. Die        Nachbarschaft haben mich gehört. Es kamen sogar Leute vor-
Gemeinde bekam eine neue, viel größere Glocke geschenkt und       bei, die mir Mut machten und mir sagten, wie wohltuend doch
ich wurde zusammen mit meinem großen Bruder im Glocken-           mein abendlicher Glockenklang für sie sei.
turm aufgehängt. Dort habe ich dann viele Jahre lang meinen       Da war ich ganz stolz und seitdem lasse ich meine Stimme
Dienst getan. Selbst als mein großer Bruder im zweiten Welt-      noch fröhlicher erklingen.
krieg 1942 als Rohstoff für die Rüstung abtransportiert wurde,
durfte ich bleiben, ich war zu klein und zu unbedeutend für die
Rüstungsindustrie.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Johanneskirche um-
gebaut und erheblich vergrößert. Das bisherige Geläut war
zu klein geworden und man entschloss sich, neue Glocken in
Auftrag zu geben. Ende 1957 wurden dann vier große Glocken -
darunter auch mein großer Bruder, den man auf einen Glocken-
friedhof in Hamburg wieder gefunden hatte - in dem neuen
Kirchturm der Johanneskirche aufgehängt.
Für mich war leider kein Platz mehr, meine Stimmlage, so sagt
man, passe auch nicht mehr dazu. Ich wurde dann in den Keller
des Pfarrhauses gebracht, um irgendwann wieder in einer
neuen Kirche meinen Platz zu finden, so sagte damals Pfarrer
Starke. Das hat mich dann etwas getröstet.
Doch die Jahre zogen ins Land.
Es dauerte dann ganze 50 Jahre, bis man mich wieder entdeck-
te. Das war im Jahre 2007 nach der Renovierung der Christus-

                      Friedhofswald Siegen
                                                                                -   gepflegter, alter Baumbestand
                                                                                    in Stadtnähe
                                                                                -   barrierefreie Erreichbarkeit,
                                                                                    gut ausgebaute Wege,
                                                                                    angrenzende Parkplätze
                                                                                -   Andachtsplatz, Friedhofshalle
                                                                                -   kostenlose, individuelle Betreuung
                                                                                    und Beratung in allen Bestattungsfragen
                                                                                -   preiswerte Bestattungsart
                                                                                -   auch für Ortsfremde

                                       Wenden Sie sich vertrauensvoll an uns!
                Universitätsstadt Siegen, Grünflächenabteilung, Tel. 0271/404-4807, www.siegen.de

                                                                                                                   NORDlicht 17
Gottesdienste werden wieder gefeiert
      Neustart am 1. Mai unter strengen Auflagen

                                                                                                                                      Text: Brigitta Krämer | Foto: Alfons Goris
   Seit 1. Mai können die Gläubigen im Pastoralverbund Nördliches Siegerland nach den ersten Lockerungen der
   Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus endlich wieder Messen und Gottesdienste feiern.
   Seitdem ist die gewohnte Gottesdienstordnung für die Sonn- und Werktage wieder in Kraft getreten – allerdings
   unter strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften. Damit alle Maßnahmen eingehalten werden, setzen sich
   hinter den Kulissen eine Vielzahl von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür ein, dass die äu-
   ßeren Bedingungen zum Gottesdienstfeiern in dieser besonderen Zeit vorbereitet werden. Um die Gottesdienst-
   teilnehmer einzuweisen, stehen bei den Gottesdiensten in den Kirchen Ordner bereit, die dabei unterstützen,
   den größtmöglichen Schutz für alle zu gewährleisten und ggf. auch verfügbare Plätze direkt zuweisen. Für den
   Gottesdienstbesuch gelten folgende Regeln:

   1. Alle Gottesdienstteilnehmer werden gebeten, vor, während            aus dem Behälter in der Kirche Weihwasser für zu Hause
      und nach den Messen sowie auf dem Kirchplatz einen                  mitzunehmen.
      Sicherheitsabstand von mindestens 1,50 m einzuhalten.            8. Die Kollekten-Körbchen werden nicht im Gottesdienst her-
   2. Um rückverfolgen zu können, wer wann an einem Gottes-               umgereicht, sondern stehen am Ausgang bereit.
      dienst teilgenommen hat, notieren die Ordner Name und            9. Der Friedensgruß wird nicht mit Handkontakt weitergege-
      Telefonnummer der Gottesdienstbesucher. Die Angaben                 ben, sondern nur noch mit Blickkontakt.
      werden datenschutzrechtlich korrekt verwaltet und nach          10. Die Kommunion empfangen die Gläubigen schweigend.
      vier Wochen vernichtet.                                             Auf die Mundkommunion muss bis auf Weiteres verzichtet
   3. Alle Sitzplätze in den Kirchen sind deutlich sichtbar mar-          werden.
      kiert für Einzelpersonen, Paare und Familien. Die Zahl der      11. Wer die Kommunion nicht empfangen möchte, kann ohne
      ausgewiesenen Sitzplätze richtet sich nach der Größe der            Berührung gesegnet werden.
      Kirche. Die Ordner in den Kirchen weisen jedem Gottes-          12. Am Ende der Messe verlassen die Gläubigen mit den hinte-
      dienstbesucher einen Platz zu.                                      ren Bänken beginnend, nach und nach die Kirche.
   4. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.                    Die Abstandsregeln gelten auch auf dem Kirchplatz.
   5. Beim Betreten und Verlassen der Kirche wird ein Mund-/
      Nasenschutz getragen. Während des Gottesdienstes, wenn
      man auf seinem zugewiesen Platz sitzt, kann er abgenom-                                         KENNZEICHNUNG SITZPLÄTZE
      men werden.
   6. Das gemeinsame Singen der Gemeinde im Gottesdienst                                              Alle Kirchen im Pastoralverbund
      ist vorerst ausgesetzt. An den Wochenenden werden am                                            Nördliches Siegerland haben verfügbare
      Eingang Gebetszettel für die Messen für das gemeinsame                                          Sitzplätze wie folgt gekennzeichnet:
      Beten verteilt. Es liegen bis auf Weiteres keine kircheneige-                                   GRÜN: Sitzplatz
      nen Gotteslob-Gesangbücher mehr in den Kirchen aus.                                             WEISS: Sitzplatz für Personen aus glei-
   7. Die Weihwasserbecken sind geleert. Die Kirchenbesucher                                          chem Haushalt
      haben die Möglichkeit, sich in einem geeigneten Gefäß                                           ROT sowie HINWEISSCHILDER UND
                                                                                                      BÄNDER: Kein Sitzplatz

18 NORDlicht
Corona-Impressionen
Gwendith erzählt: Teil der Geschichte

Am Anfang der Geschichte stand ein sarkastischer Wunsch.
Aber offensichtlich hat irgendeine Fee ihn erfüllt. Man sollte
vorsichtig sein beim Äußern von Wünschen. Damit öffnet man
die Büchse der Pandora ...
An einem grauen Novembertag, als meine Schwester und
ich telefonierten und uns allgemein über die Dummheit der
Menschen aufregten in Bezug auf Umweltschutz, Frieden und
Gerechtigkeit, fiel in unserem Gespräch der sarkastische Kom-
mentar, dass wir uns eine Pandemie wünschen, die die ganze
Welt mal zurechtrücken würde.
Und dann war da plötzlich dieses Virus, das binnen kürzester
Zeit alles auf den Kopf stellte und 8 Milliarden Menschen quasi
gleichzeitig ins kalte Wasser warf! "Corona" war nun nicht mehr

                                                                                                                                      Text und Foto: Dagmar Leidig
der glänzende Widerschein des Mondes.
Am Freitag, den 13. (!) März kam plötzlich der Anruf von der
Bezirksregierung, dass ab Montag keine Schule mehr sei. Da
saß ich gerade mit meiner Klasse beim Abschlusskreis.
Die ersten Tage waren wie in Watte gepackt. Es fühlte sich so
surreal und fremd an. Und sofort erinnerte ich mich an dieses
Gespräch mit meiner Schwester.
Nun bin ich als Geschichtenerzählerin ja sehr anfällig für "Wün-
sche, Träume, Phantasien" und so fühlte ich mich auch eher so,
als sei ich Figur in einem Buch oder einem Film und hatte das
Gefühl, dass das alles wie ein Alptraum an mir vorbeiwaberte.
Doch der "Traum" endete nicht. Zu Beginn war da noch ein           Noch nie waren wir als Familie so lange am Stück zusammen.
Kribbeln in mir. Ich schmeckte diesem ganz neuen Gefühl neu-       Und es ist faszinierend, wie gut es funktioniert. Unsere Familie
gierig nach und tastete mich langsam, aber furchtlos, an die       hat in der Krise gewonnen und wir merken, dass wir es mitein-
neue Lebenssituation heran. Mir erschien es eher so wie eine       ander aushalten, ohne zu streiten. Doch ich merke auch, dass
düstere Abenteuergeschichte.                                       mir trotzdem die Gemeinschaft mit anderen und die Arbeit
Plötzlich durfte man sich nicht mehr mit Leuten treffen. Man       fehlen, meine Freunde, meine restliche Familie, mein Training.
durfte nicht mehr zur Arbeit. Man musste sich ad hoc Home          Ein Freund von mir bezeichnet dies als Luxusprobleme. Natür-
Office und Home Schooling aneignen, ohne irgendwie darauf          lich hat er irgendwie Recht, doch darf ich nicht fühlen, was ich
vorbereitet worden zu sein.                                        fühle? Ich bin kein Jammerlappen, es ist nur eine neue Stille
Die Nachrichten überschlugen sich mit gigantischen Zahlen          in mir, die ich zwar schon vorher kannte, aber noch nie mit
und schrecklichen Bildern. Angst und Hilflosigkeit lagen in der    solcher Intensität.
Luft. Es war irgendwie spannend, fremd, unwirklich und es fiel     Meine Kinder verhalten sich erstaunlich normal, was mir das
mir unfassbar schwer, das neue Gefühl in Worte zu fassen.          beruhigende Gefühl gibt, dass sie sich sicher und geborgen
Man konnte einfach auf keinen Erfahrungsschatz zurückgrei-         fühlen und das alles einfach hinnehmen. Mein Mann ist wie
fen. Ich wurde immer ruhiger und merkte, dass da etwas Um-         immer zurückhaltend und stoisch. Ich frage mich, ob ich wieder
wälzendes passierte. Ich war Protagonistin in einer geschichts-    zurückfinde zu meiner alten Ausgelassenheit. Die äußere Dis-
trächtigen Wirklichkeit.                                           tanz macht auch was mit der Seele. Wo keine Nähe mehr ist,
Mein erster Gedanken war, dass wenigstens die Umwelt profi-        entfernt man sich voneinander. Zwar ist die Vernunft das Gebot
tiert. Aber würde dieses Aufatmen der Natur nachhaltig sein?       der Stunde, doch wo ist das Gefühl?
Ich entwickelte einen ziemlichen Aktionismus, um das Zuhau-        Natürlich bin ich vernünftig, merke jedoch, dass mir die
sesein aushaltbar zu machen und wir unternahmen Ausflüge in        zwischenmenschlichen Beziehungen fehlen und ich eine
den Wald, bastelten, spielten Gesellschaftsspiele und backten      Sehnsucht nach Nähe entwickele. Wie geht das alles weiter?
Kuchen. Ich schrieb ohne Ende Briefe und Postkarten an alle        Wir spielen alle in dieser großen Geschichte eine Rolle und
möglichen Leute. In den Kar- und Ostertagen feierten meine         niemand kennt das Ende. Vorblättern geht nicht. Wir müssen
Kinder und ich mit meinen Eltern telefonisch Hausgottesdiens-      abwarten, was der Große Geschichtenerzähler noch so zu
te, was sehr schön und spirituell war.                             sagen hat. Doch ich bin mir sicher, dass ich am Ende dieser
Doch der Aktionismus schwand und wich nach und nach einer          Geschichte das "Buch" beiseitelegen und mich über das Happy
Lethargie und einer Leere. Es folgte die Ernüchterung. Ich ver-    End freuen werde. Und dann wird die Geschichtenerzählerin in
misste meine Kontakte. Manchmal musste ich weinen. Auch            mir sagen: "Puh, war das spannend! Und es ist gerade nochmal
das ist Teil der Geschichte.                                       gut gegangen. Gott sei Dank!"

                                                                                                                    NORDlicht 19
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