PROGRAMMHEFT WAGNER SCHOSTAKOWITSCH RACHMANINOFF - Uniorchester Bonn
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SINFONIEKONZERT Inhaltsübersicht Uniorchester Bonn – Camerata musicale 4 Vorwort des Vorstands 6 Grußwort von Martin Kirchharz Konzerttermine 8 Richard Wagner – Ouvertüre zu Tannhäuser So., 01.02.2020, 20:15 Uhr 10 Dmitri Schostakowitsch – Cellokonzert Nr. 1 Mo., 03.02.2020, 20:15 Uhr 12 Sergei Rachmaninoff – Sinfonie Nr. 2 in e-Moll jeweils in der Aula der Universität Bonn 14 Sam Lucas – Cello 15 Martin Kirchharz – Dirigent Programm 16 Das Uniorchester Bonn – Camerata musicale Richard Wagner, Ouvertüre zu Tannhäuser 17 Aktuelle Orchesterbesetzung Dmitri Schostakowitsch, Konzert für Violoncello Nr. 1 18 Tschaikowskys Sinfonie Nr. 6 auf Youtube Solist: Sam Lucas 20 Das Orchester in Schottland Sergei Rachmaninoff, Sinfonie Nr. 2 in e-Moll 25 Friedrich Wilhelms Egerländer Musikanten 27 Ausblick: Familienkonzerte im Sommersemester 2 3
Vorwort des Vorstands Mai eine Station der Wissenschaftsrallye konnte ein neues Tamtam für die GfsM unserer Universität anbieten, in der Ju- angeschafft werden. Herzlichen Dank gendliche etwas über die Besetzung im noch einmal an das KBO Rhein-Erft für Liebe Musikfreunde, Orchester aber auch über die Aufgabe des dieses tolle Konzert. Dirigenten lernen konnten. Einige Teil- wir freuen uns sehr, Ihnen auch im 101. nehmende haben zum Abschluss das Or- Außerdem gaben die frisch aus dem Or- Semester des Orchesters wieder ein au- chester dirigiert und so konnten wir zu chester gegründeten Friedrich Wilhelms ßergewöhnliches Konzertprogramm bie- den Ursprüngen unseres Orchesters zu- Egerländer Musikanten (S. 25), die das ten zu können: Mit Schostakowitschs rückkehren, kam doch die Initiative zur Bonner Konzertpublikum seit diesem Se- Cellokonzert und Rachmaninoffs zweiter Gründung aus einem Dirigierkurs vom mester mit hochwertiger traditioneller Sinfonie dürfen wir Ihnen nicht nur zwei Akademischen Musikdirektor Emil Blasmusik erfreuen, ihr Debüt-Konzert im russische Schwergewichte präsentieren, Platen. Das Jubiläumskonzert mit u. a. Dezember bei einer Veranstaltung des sondern mit der Ouvertüre zur Oper der zweiten Sinfonie von Brahms, fand ge- AStA. Das ebenso aus Orchestermitglie- Tannhäuser befindet sich erstmalig in der nau 50 Jahre nach dem Debüt-Konzert un- dern bestehende Oneiroi-Trio in der Be- jüngeren Orchestergeschichte auch ein seres Orchesters am 7.7.1969 statt. Rektor setzung Cello, Klarinette, Klavier gab sein Werk von Richard Wagner im Programm. Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, Kanzler erstes Konzert mit Beethovens Gassen- Holger Gottschalk, ehemalige Dirigentin- hauer-Trio im Rahmen der neuen Reihe Erlebt hat das Orchester in seinem Jubilä- nen und Dirigenten und zahlreiche Ehe- des Forums Musik & Tanz „Feature Kam- umsjahr viel: Im Januar 2019 gab es zwei malige unseres Orchesters konnten mit mermusik“. spektakuläre und unter die Haut gehende uns gebührend feiern. Konzerte mit der „Rhapsodie über ein In diesem Programmheft finden Sie wie- Thema von Paganini“ für Klavier und Or- Vor dem Beginn des Wintersemesters der zahlreiche kleinere Beiträge zum Kon- chester von Sergei Rachmaninoff und der führte uns eine Konzertreise nach Schott- zert und dem Orchester. Für das Lektorat sechsten Sinfonie („Pathétique“) von Peter land zur Partneruniversität in St Andrews; sämtlicher Texte bedanken wir uns wie I. Tschaikowsky. Die Sinfonie wurde als ein Bericht dazu findet sich in diesem immer herzlich bei Barbara Lauer. Video mitgeschnitten und steht mittler- Programmheft auf S. 20. Bald nach unse- weile auf unserer Homepage für Sie be- rer Rückkehr von dieser großartigen Reise Nun aber viel Spaß beim Konzert reit. erwartete uns das Geburtstagskonzert, das das Kreis-Blasorchester Rhein-Erft an- Ihr und Euer Orchestervorstand Das Sommersemester stand ganz im Zei- lässlich unseres Jubiläums für uns spielte. chen des Jubiläums. So konnten wir im Mit den dort eingenommenen Spenden 4 Mehr unter WWW.UNIORCHESTER-BONN.DE 5
Grußwort von Martin Kirchharz denen Schaffenskrise gelang es ihm, eine innige und sehr persönliche Sinfonie zu komponieren. Dmitiri Schostakowitsch reiste 1960 nach Gohrisch, um sich als In- spiration zur Komposition der Musik für einen sowjetischen Propagandafilm über die Bombardierung Dresdens die nahe ge- legene Stadt anzuschauen. Doch anstelle der Filmmusik komponierte er sein wohl persönlichstes Werk, das 8. Streichquar- tett, für dessen Hauptmotiv Schostako- witsch die Töne seiner Initialen (D, eS, C, Liebe Musikfreunde, H) verwendete. Ein Jahr vorher hatte er es bereits in sein 1. Cellokonzert eingebaut. für unsere beiden Sinfoniekonzerte im Wintersemester haben wir für Sie als krö- So ist dieses Programm auf mehreren Ebe- nenden Abschluss unseres Jubiläumsjah- nen ein ganz persönliches. Es wurde aus res ein besonderes Programm erarbeitet. den Wünschen der Orchestermitglieder zusammengestellt. Zudem ist das Musizie- Richard Wagners „Tannhäuser“ wurde in ren in einem solchen Orchester während Dresden uraufgeführt, doch zunächst der Studienzeit für unsere Alma Mater, für recht skeptisch aufgenommen. Man könn- alle Mitglieder, für mich als Dirigenten te sagen, dass der „Tannhäuser“ der Be- und hoffentlich auch für Sie als unser Pu- ginn einer neuen persönlichen Art der blikum ein ganz persönlicher Gewinn. Opernkomposition ist: Libretto und Musik aus einer Hand in einer durchkomponier- Ich danke allen, die für dieses Programm- ten Form. Ganz im Gegensatz dazu wurde heft wieder sehr informative Artikel ver- die zweite Sinfonie Sergei Rachmaninoffs, fasst haben, und wünsche uns allen einen die er während seiner glücklichen Dresd- gewinnbringenden, inspirierenden Kon- ner Jahre komponierte, bereits bei der Ur- zertabend. aufführung gefeiert. Nach einer überwun- 6 Mehr unter: WWW.UNIORCHESTER-BONN.DE 7
Richard Wagner – Ouvertüre zu Tannhäuser nächst auf Unverständnis. Noch Wagners vorheriges Opernwerk „Der fliegende Hol- läufen in sich zusammenfällt. Doch schon in diesem mittleren Teil der Ouvertüre ist länder“ war im Wesentlichen dem Prinzip in Andeutungen immer wieder das The- der Nummernoper mit in sich geschlosse- ma der Pilger zu erahnen, das sich zum häusers Vorleben in der von Sinnesfreu- nen Stücken und verbindenden Sprech- Ende hin – erst als leichtes Marschthema den erfüllten Berggrotte der Liebesgöttin szenen gefolgt. Anders die Idee der durch- – durchsetzt und erneut bis zum Fortissi- Venus. In den Worten des Kirchenfürsten: komponierten Oper, wie sie der „Tann- mo aufgebaut wird. Wie dieser Stab in meiner Hand häuser“ darstellt: Gesänge und Orchestermusik sind hier verwoben und Die Läuterung, die hierin zum Ausdruck nie mehr sich schmückt mit frischem Grün, gestalten jede Szene, jeden Aufzug konti- kommt, spiegelt den Verlauf der Oper: kann aus der Hölle heißem Brand nuierlich. Nachdem Elisabeth ihr Leben für Tann- Erlösung nimmer Dir erblühn! häusers Seelenheil hingegeben hat und (Dritter Aufzug, dritte Szene) Dieses Prinzip findet sich auch in der Ou- die Venus aus dem Geschehen ver- Der unverstandene Künstler Tannhäuser, vertüre wieder, die zwei wesentliche The- schwunden ist, stirbt auch der Held in der ganz im Sinne des romantischen Ide- men der Oper aufnimmt und gegenein- göttlichem Frieden – und der Bischofs- als auch beim mittelalterlichen Sänger- anderstellt. Der Pilgerchor, der gleichsam stab des Papstes hat sich wundersamer- wettstreit seine Hingabe zur Göttin der aus der Ferne von Klarinette und Horn zu weise doch mit frischem Grün ge- Der Gnade Heil ist dem Büßer beschieden, Liebe nicht verbergen kann, fällt nicht hören ist, nähert sich und geht über auf schmückt. Und auch dem Werk sollte er geht einst ein in der Seligen Frieden! nur dem Bann der Kirche, sondern auch den vollen Blechbläserchoral. Diesem noch großer Erfolg beschieden sein: Na- Vor Höll' und Tod ist ihm nicht bang, der Verachtung seiner Konkurrenten an- folgt nun ein langer, teils rhythmischer poléon III., französischer Kaiser seit 1852, drum preis' ich Gott mein Lebenlang. heim. Aufbau hin zum zweiten Motiv, dem spä- ließ Wagner eine Neufassung im Pariser (Dritter Aufzug, erste Szene) ter von Tannhäuser gesungenen Lobpreis Opernhaus gestalten. Thomas Mann soll Es ist wohl kein Zufall, dass Richard Wag- der Venus: Es ist ausgerechnet dieser sakral anmu- die Tannhäuser-Ouvertüre gern morgens ner mit dem „Tannhäuser“ zunächst ein tende Chor in Wagners „Tannhäuser und Dir, Göttin der Liebe, soll mein Lied ertönen! nach dem Aufstehen gehört haben. Und ähnliches Schicksal widerfuhr. Nach der der Sängerkrieg auf Wartburg“, zu dem in Gesungen laut sei jetzt Dein Preis von mir! Wagners Beschäftigung mit dem Werk en- Uraufführung am 19. Oktober 1845 im der weiblichen Hauptfigur Elisabeth die Dein süßer Reiz ist Quelle alles Schönen, dete nie: Auch nach zahlreichen Dresdner Dresdner Hoftheater erntete der erst Tragik der Handlung deutlich wird: Der und jedes holde Wunder stammt von Dir. Fassungen, der Aufführung in Paris und 32 Jahre alte Komponist überwiegend Kri- geliebte Tannhäuser kehrt nicht – wie er- (Zweiter Aufzug, vierte Szene) der Aufnahme ins Bayreuther Repertoire tik. Sie galt wohl weniger dem märchen- hofft – mit den singenden Pilgern aus befand er: „Ich bin der Welt noch einen haft-romantischen Inhalt des von Wagner Auch dieses Thema durchläuft das Or- Rom zurück. Zu sündhaft ist dem Papst, Tannhäuser schuldig.“ selbst verfassten Librettos. Vielmehr stieß chester und wird mehrfach wieder aufge- den er um Vergebung ersucht hat, Tann- die Konzeption des gesamten Werks zu- nommen, bis es in wirbelnden Streicher- Maximilian Baur 8 9
Dmitri Schostakowitsch – Cellokonzert Nr. 1 Zeitung. Es folgen Verhaftungen und die Absetzung des „formalistischen“ und erinnern entfernt an Leierkastenmusik; Schostakowitsch hat nicht vergessen, dass „volksfremden“ Stückes. Von nun an steht er nach der „Pfeife“ der kommunistischen Schostakowitsch unter Beobachtung des Partei zu tanzen hat. Ein Horn gesellt sich regimetreuen Huldigungsstücken zeigt. Diktators und der Bedrohung, im Gulag als zweites Soloinstrument hinzu. Dann In 15 Sinfonien, 15 Streichquartetten, zu landen, wie viele unliebsame Künstler. zerstört ein Paukenschlag die Zweisam- Instrumentalkonzerten, Bühnenwerken keit und das Cello verliert sich in trans- und Filmmusik. 1959 rechnet Schostakowitsch mit Stalin zendenten Flageolett-Tönen. Bis es ab. In seinem ersten Cellokonzert, das er Diese Entwicklung zeichnet sich früh ab. schließlich völlig allein ist: Der dritte Satz seinem Schüler und Freund, dem Cellis- Im Oktober 1917 sieht der 11-jährige „Mit- folgt „attacca“ als auskomponierte Ka- ten Mstislaw Rostropowitsch widmet, ja“ mit an, wie ein demonstrierender Ar- denz. Bezüge auf die vorhergehenden Sät- zieht er die Hörer 30 Minuten lang gewalt- beiter von einem Polizisten erschossen ze und Vorwegnahmen auf das Finale sam hinein in die Abgründe der Angst – wird. Daraufhin komponiert er die Erst- werden von Generalpausen unterbrochen ohne Erlösung. Vier eindringliche Töne lingswerke „Hymne an die Freiheit“ und – Schostakowitschs innerer Rückzug. des Solo-Cellos stehen am Beginn des Stü- „Trauermarsch für die Opfer der Revolu- Dauerhaft zu verstummen liegt ihm je- ckes: ges-fes-ces-b, eine abfallende Versi- tion“. Zwei Jahre später nimmt der Sohn doch fern: Der finale Satz ist erneut so on des Motivs D-eS-C-H (Initialfolge), der Pianistin Sofia Kokulina sein Studium atemlos wie virtuos. Dann erklingen die durch welches sich Schostakowitsch in am Konservatorium auf. Der Direktor Gla- ersten fünf Töne der „Suliko“, Stalins Lieb- viele seiner Werke einschrieb. Es wird – sunow fördert ihn: „Ich finde seine Musik lingslied, in einer düsteren Version. Im- unmissverständlich – persönlich. Sein Gesamtwerk liefert den „apokalypti- schrecklich. […] Aber das ist unwichtig. mer wieder von Paukenschlägen und dem schen Soundtrack zum 20. Jahrhundert“ Die Zukunft gehört […] diesem Jungen.“ Den Stil des ersten Satzes bezeichnete er Kreischen von Klarinetten und Piccoloflö- (Gottfried Blumenstein) – und hätte Dmi- Der beschließt 1925 die Ausbildung mit selbst als „heiteren Marsch“ – die ostinate te unterbrochen sowie dem Viertonmotiv. tri Dmitrijewitsch Schostakowitsch (*1906 seiner international erfolgreichen ersten Einleitung mutet allerdings mitnichten Schostakowitsch konnte unmöglich Stalin St. Petersburg, † 1975 Moskau) beinah das Sinfonie. Er lässt sich von Strawinski, Pro- fröhlich an, eher karnevalesk-grotesk. und dessen System der Unterdrückung Leben gekostet. Der Komponist und Pia- kofjew und Mahler inspirieren, nutzt un- Harte Wechsel in Melodie und Rhythmus besiegen – die Wucht seiner musikali- nist zählt zu den bedeutendsten und pro- konventionelle Instrumentierungen und nehmen die Zuhörer mit auf eine Hetz- schen Rache bleibt allerdings bis heute duktivsten Künstlern Russlands. Seine Melodik, beschäftigt sich mit Atonalität jagd, deren Spannung kaum auszuhalten ungebrochen. Musik spiegelt die Zerrissenheit einer und Symbolismus. 1936 nimmt Stalin di- ist. Bittersüß folgt der zweite Satz, dessen Sonja Schöbitz ganzen Nation wider – vor allem aber sei- rekte Notiz: Er ist nach einem Besuch der melancholische Schönklänge unaufgelöst ne eigene, die sich in subtilen Anspielun- Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ nicht zu schweben scheinen. Sarabanden- gen, grotesker Übertreibung und ironisch begeistert. „Chaos statt Musik“ titelt eine Rhythmen und folkloristische Melodien 10 11
Sergei Rachmaninoff – Sinfonie Nr. 2 in e-Moll ren Werken auch Rachmaninoffs heute gespielte zweite Sinfonie in e-Moll. Er ver- gen der üblichen Satzfolge ist der zweite Satz ein lebhaftes Scherzo in Rondo-Form suchte, ihr Entstehen geheim zu halten – mit treibenden Rhythmen. Im prominen- zu präsent war ihm wohl noch das Desas- ten Hornsolo kurz nach Beginn findet Welt und markierte den Startschuss für ter, das er mit seiner ersten erlebt hatte. sich sogleich das "Dies Irae"-Thema. Auch seine weitere Karriere. So wurde er 1904 Dies gelang allerdings nur bis zum Feb- das fast wütende Trio des Mittelteils lässt an das Bolschoi-Theater in Moskau geru- ruar 1907, sodass er bald eingeladen wur- nicht vermuten, was folgen wird: eine fen, wo er sich als Dirigent einen Ruf de, das Stück in der nächsten Saison vor- schwelgende Melodie der Geigen im drit- machte. Bereits nach zwei Spielzeiten zustellen. Nachdem er im Sommer in ten Satz, abgelöst von einem träumeri- reichte er jedoch die Kündigung ein, da seinem Landhaus in Russland die Orches- schen langen Klarinettensolo. Dieser Satz ihm zu wenig Zeit zum Komponieren trierung fertiggestellt hatte, dirigierte endet in einem Pianissimo, das wiederum blieb. Zudem fürchtete der politisch eher Rachmaninoff am 8.2.1908 die Urauffüh- vom Beginn des letzten Satzes kontrastiert uninteressierte Rachmaninoff die revolu- rung in St. Petersburg. wird. In diesem tänzerischen, festlichen tionären Unruhen. Und so beschloss die Satz wird zweimal ein lyrisches Thema Die knapp einstündige Sinfonie war ein Familie 1906, in ruhigere Gefilde überzu- eingeschoben, bevor sich die Sinfonie auf voller Erfolg und wurde auf zahlreichen siedeln. Da Rachmaninoff die Aufführung ihr feierliches Finale zubewegt. „Sie werden ein Konzert schreiben... Es Bühnen adaptiert – ein Euphemismus für von Wagners "Die Meistersinger" in der wird mit Leichtigkeit vonstattengehen...“ die Kürzungen, denen das Werk vor allem Rachmaninoff sah sich zeitlebens har- Semperoper begeisterte, fiel die Wahl kur- jenseits des Atlantiks unterzogen wurde. scher Kritik als Komponist ausgesetzt (ins- Diese und ähnliche ständig wiederholte zerhand auf Dresden. Rachmaninoff Manche Berichte zeugen von nur 35 Mi- besondere von seinem Kollegen und Phrasen wurden dem schlafenden Sergei schreibt über diese Zeit: nuten Spieldauer. Ob und wie die Ent- späterem Nachbarn Strawinsky) und wur- Rachmaninoff ins Ohr geflüstert. Nach der desaströsen Uraufführung seiner ers- „Wir leben hier still und bescheiden [...] wir wicklung der Themen oder die subtile de von der Öffentlichkeit hauptsächlich ten Sinfonie im Jahre 1897 kam Rachma- sehen keinen und kennen niemanden. Und Einbringung des "Dies Irae"-Themas (das als Konzertpianist und Dirigent gefeiert. ninoff sowohl sein Selbstbewusstsein als auch selbst lassen wir uns nirgends sehen und auch in späteren Werken aufgegriffen Und auch wenn seine dritte und letzte auch der Wille zum Komponieren abhan- wollen auch niemanden kennenlernen. Alle wurde) in solchen Versionen verstanden Sinfonie erst über 20 Jahre später vollen- den. Erst durch eine Therapie gelang es werden kann, bleibt fraglich. det wurde, beweist Rachmaninoff mit Russen, scheint es, leben jenseits der Grenze. seiner zweiten Sinfonie, dass er als sinfo- dem jungen Musiker, im Sommer 1900 [...] Die Stadt selbst gefällt mir sehr: sehr sau- Vor allem für den ersten Satz nimmt sich nischer Komponist brilliert. sein zweites Klavierkonzert fertigzustel- ber, sympathisch und viel Grün in den Gär- der Komponist Zeit. In der langsamen, len. ten.“ dunklen Einleitung wird beinahe unbe- Vanessa Nakonecnij merkt das gesamte Material für das sich Dessen sofortiger Erfolg katapultierte Während der dreieinhalb friedlichen Jah- anschließende Allegro vorgestellt. Entge- Rachmaninoff auf die großen Bühnen der re in Dresden entstand neben zwei weite- 12 13
Sam Lucas – Cello Martin Kirchharz – Dirigent Music Competition. Danach folgten zahlrei- Bereits mit 16 Jahren übernahm Martin che Konzerte in Europa, u. a. beim Edin- Kirchharz (Jahrgang 1984) die Leitung sei- burgh Festival Fringe und in St Martin-in- nes ersten Orchesters. Neben den Studien the-Fields in London. 2015 konzertierte er der Musikwissenschaft an der Universität mit dem University of Waikato String Or- Bonn und der „Schulmusik“ (Musik chestra mit Haydns Cellokonzert D-Dur und auf Lehramt) mit den künstlerischen spielte für die britische Königliche Familie. Hauptfächern Klavier und Klarinette an 2016 gewann er die National Concerto Com- der Hochschule für Musik und Tanz Köln petition in Neuseeland mit Blochs Schelo- absolvierte er zahlreiche Meisterkurse mo und dem Christchurch Symphony Orchestra und debütierte in der Wigmore Martin Kirchharz schaffte es, das Orchester Hall in London. 2017 erhielt er beim Inter- zum größten studentischen Orchester der Sam Lucas studiert derzeit bei Prof. Pieter nationalen Anton Rubinstein Wettbewerb Uni zu formen. Wispelwey an der Robert Schumann Hoch- den Vierten Preis. schule Düsseldorf. 2011 gewann er im Alter von 15 Jahren den Ersten Preis bei der Aus- und erhielt privaten Dirigierunterricht. Als Solistenkonzert hatte man Camille Saint- tralian Concerto & Vocal Competition. 2012 Saëns‘ erstes Cellokonzert präpariert, für Martin Kirchharz wurde im Winterse- spielte er mit Orchestern in ganz Australien, welches mit dem Australier Sam Lucas ein mester 2010/2011 mit der Gründung und tourte durch Bulgarien, wo er im Kulturpa- Cellist mit sicherem Gespür für Kantabilität Leitung des internationalen Chores der vorher war er ständiger Gastdozent für last und in der Nationalen Musikakademie gewonnen war, der sich von der Camerata Bonner Universität betraut, dessen Leitung Bläserprojekte und Satzproben bei un- auftrat. 2013 gab er sein Konzert-Debüt mit auf Händen getragen begleitet fühlen durfte. er heute noch inne hat. Des Weiteren serem Orchester. Unter seiner künstleri- Dvořáks Cellokonzert mit mehreren austra- (GA Bonn, 2017) leitet er verschiedene andere Orchester in schen Leitung hat die Camerata musicale lischen Orchestern und gewann die Austra- Nordrhein-Westfalen, als Chef- sowie eine sehr erfreuliche Entwicklung ge- lian National Youth Concerto Competition. Gastdirigent. nommen. So schaffte es Martin Kirchharz Er trat als Solist mit dem Uniorchester Bonn durch seine konzentrierte und zielstrebige 2014 und 2015 belegte Sam Lucas den Drit- auf und erhielt 2018 den Ersten Preis im Martin Kirchharz ist zum Wintersemester Arbeit und seine kreativen Ideen, das ten Platz bei der Gisborne International Mu- Sieghardt-Rometsch-Wettbewerb in Düssel- 2008/2009 mit damals 24 Jahren Dirigent Orchester zum größten studentischen sic Competition und gewann die Annual dorf. der Camerata musicale geworden. Schon Orchester der Uni zu formen. 14 15
Das Uniorchester Bonn – Camerata musicale Aktuelle Orchesterbesetzung rums Musik und Tanz. Aufgrund der Grö- VIOLINE I Donika Aliu, Benedikt Bauer, Charlotte Cordes, Leon Ernst, Anna Hetzenegger, Jan ße entschied man sich, den Namen durch Kadlubicki, Louisa Khorsandian, Barbara Lauer, Henriette Löschner, Miriam Mecnarowski, das vorgesetzte „Uniorchester Bonn“ zu er- Valèria Ribelles Pérez, Franka Rossel, ´Eva Stock, Tabea Urbach, Judith Werkhausen, Marc- weitern, den traditionellen Namen aber Aurel Zent stets mitzuführen. VIOLINE II Aurora Amorini, Marie-Theres Baranski, Lotta Bergfeld, Heiko Braun, Ronja Christ, Julia Eichler, Judith Ganslmeier, Carla Gose, Juliane Kant, Josia Pietsch, Christina Plugge, Lisa Pucknat, Anne Quatraccioni, Jasmin Ruitter, Linn Schneider, Sonja Schöbitz, Das Orchester zählt inzwischen weit über Katharina Schoop, Alina Sowa, Luisa Tolle, Juliane Veit, Kira Vordermark 100 überwiegend studentische Musizieren- VIOLA Katrin Malena Bouyer, Daniel Ebert, Nicolai Gerber, Andrea Geus, Alice Jacob, Anna de und bildet damit das größte studentische Kierdorf, Marlene Kirsten, Vanessa Nakonecnij, Anna Rehermann, Elisa Stephani, Pia Sinfonieorchester der Universität Bonn. Testroet, Johanna Thierkopf, Leona Wahnschaffe CELLO Theda Bakker, Julian Beucher, Christiane Dieterich, Gabriel Hella, Saskia Kehraus, Zahlreiche Kooperationen kennzeichnen Daniel Lauer, Elena Nöcker, Benedikt Peterseim, Valentin Reischert, Ferdinand Reyak, den Weg des Ensembles. 2006 wurde bei- Sebastian Schmidt, Marlene von Steinaecker, Katja Weigang, David Witte, Nicola Wurz, Das Uniorchester Bonn – Camerata musi- Pirmin Zöhrer spielsweise bei den internationalen cale wurde 1969 von Gisela Mettig (geb. Stummfilmtagen der Film „LʼAssassinat BASS Clay Chapman, Adam Davis, Jakob HORN Maximilian Baur, Julia Bullinger, Weyres) und Dr. Uwe Schmelter als Came- du Duc de Guise“ mit Musik von Camille Fuchs, Kai Käfer, Elena Nitsche Felix Dornseifer, Julia Engelbart, Fabian Höfer rata musicale gegründet. Das zunächst als Saint-Saëns live begleitet. 2018 kooperier- FLÖTE Lisa Bätge, Fabienne Kreuzer, Janine TROMPETE Antonia Hoffmann, Tangi Kammerorchester gedachte Ensemble te das Orchester mit der Kinderuni Bonn Landsberg, Nadine Zenzes Legrand, Dominik Löffelmann, Wera wuchs schnell zu einem Sinfonieorchester und veranstaltete eine Kinderkonzertrei- Steinbrink, Simon Vollmer heran. Von 1971 bis 1987 leitete der Mu- OBOE Johannes Bleeker, Luisa Bodensohn, he. Sprecher der Geschichte zu „Peter und sikwissenschaftler Rainer Cadenbach die Lilli Hansen, Sara Hahner, Uta Seidler POSAUNE Thilo Baumann, Gabriel Bohn, der Wolf“ war Norbert Blüm. Im Jahr 2019 Camerata musicale. 1987 bis 2008 stand Maximilian Wiesmann ergänzte das Orchester einen Rektoratsbe- KLARINETTE Johannes Blieninger, Anna das Orchester unter der Leitung des Mu- such an der Partneruniversität St Andrews Escoda Suárez, Asya Elisabeth Kaluç, Tobias TUBA Andreas Reinartz sikpädagogen Michael Küßner. Seit dem in Schottland mit einem Konzert in der Olbrich, Philip Schopen Wintersemester 2008/09 leitet der Dirigent SCHLAGWERK Dominic Ferber, Robin dortigen Younger Hall. Martin Kirchharz das mittlerweile größte FAGOTT Johanna Gerhards, David Kübel, Hürten, Jean Moritz Müller, Manuel, studentische Sinfonieorchester des Fo- Robert Schlücker, Marina Wulff Schedler, Kilian Trimborn 16 17
Tschaikowskys Sinfonie Nr. 6 auf Youtube DAS UNIORCHESTER AUF YOUTUBE Der Live-Mitschnitt des Konzertes im Wintersemester 2018/19 hat endlich den Weg zu Youtube gefunden. Wir bedanken uns bei al- len Beteiligten sehr herzlich, ohne deren ehrenamtlicher Einsatz das Projekt nicht möglich gewesen wäre. Videoaufnahme: Theda Bakker und Tim Küntzler Audioaufnahme: Edgar Fuß Videoschnitt: Elena und Andreas Nöcker Audioschnitt: Julia Eichler 18 Mehr unter WWW.UNIORCHESTER-BONN.DE 19
Das Orchester in Schottland Athol, eine wunderschöne Wanderung in den Highlands um Braemar, die Erkun- dung der Stadt Edinburgh und ein Ausflug nach Aberdeen mit Zwischenstopp an ei- Am 1.10.2019 um 6 Uhr morgens brachen Neben den intensiven und sehr produkti- ner malerischen Ruine am Meer (Dunnot- wir, über 70 Mitglieder des Uniorchester ven Proben, bei denen unser Dirigent tar Castle) bildeten das Rahmenpro- Bonn – Camerata musicale, in zwei Bus- Martin Kirchharz wie immer mit großer gramm. Der krönende Abschluss war un- sen nach Schottland auf. Durch Staus und Werkkenntnis, viel Geduld und auch Hu- ser Konzert in St Andrews. Wartezeit für den Eurotunnel waren wir mor mit uns an den musikalischen De- über 24 Stunden im Bus unterwegs, aber tails arbeitete, gab es auch ausreichend Dieses musikalische Ereignis fand anläss- als wir am Morgen bei strahlendem Son- Zeit, die Landschaft und Kultur Schott- lich des Rektoratsbesuches zum Ausbau nenschein aus dem Fenster in die schotti- lands sowie die Mitreisenden besser ken- der strategischen Partnerschaft der Uni- sche Landschaft schauten, war klar: Es nenzulernen! versity of St Andrews und der Rheini- hatte sich gelohnt! schen Friedrich-Wilhelms-Universität Eine interessante Führung durch die tra- Bonn statt. Wir spielten die Coriolan-Ou- ditionsreiche Whisky-Destillerie Blair vertüre von Beethoven, Mendelssohns Violinkonzert mit unserer großartigen So- listin Liv Migdal und die zweite Sinfonie von Brahms, die wir bereits für das Se- mesterabschlusskonzert im Sommerse- mester einstudiert hatten. Liv konnte nicht nur durch ihre unglaubliche Virtuo- sität begeistern. Sie wurde auf dieser Rei- se zum richtigen Orchestermitglied und war bei allen Programmpunkten unsere ständige Begleiterin. Als Highlight konn- ten die Geigen in einem kleinen Meister- kurs zum Thema „sonorer Klang“ viel von ihr lernen. — Fortsetzung auf S. 24 20 21
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— Fortsetzung von S. 21 Friedrich Wilhelms Egerländer Musikanten Unvergesslich machen die Reise die zahl- reichen witzigen, interessanten oder tief- gründigen Gespräche beim Spazieren, bei Egerländer Musikanten am 27.11.2019 im den gemeinsamen Abendessen oder beim Rahmen eines UNICEF-Benefizkonzerts Erkunden eines neuen Ortes sowie die des AStA zum dreißigjährigen Bestehen vielen lustigen Momente beim Probieren der UN-Kinderrechtskonvention. Mit Klas- der lokalen Getränkespezialitäten – und sikern wie „Auf der Vogelwiese“ und der auch die Busfahrten selbst, auf denen bei „Fuchsgrabenpolka“ sorgten sie im Hör- lauter Musik zum Mitsingen auch mal saal I vor begeistertem Publikum für richtig Partystimmung aufkam! Stimmung. Inspiriert ist das En- Charlotte Cordes semble besonders Die Friedrich Wilhelms Egerländer Musi- durch die Arbeit kanten wurden im Oktober letzten Jahres von Ernst Mosch unter Federführung des Trompeters Do- und seinen „Origi- minik Löffelmann mit den Bläsern des nal Egerländer Mu- Uniorchester Bonn – Camerata musicale sikanten.“ Von 1956 bis 1998 verhalf gegründet. Rund zwanzig Musiker erar- Mosch mit Aufnahmen, Fernseh- und beiten seitdem in regelmäßigen Proben Liveauftritten der Egerländer-Besetzung im Probenraum des Forums Musik & Tanz zunächst zu deutschlandweiter und spä- ein buntes Repertoire aus böhmischer ter zu internationaler Bekanntheit. Seine und anderer traditioneller europäischer Schallplatte „Seine größten Erfolge“ zum Blasmusik. Die Besetzung besteht aus Mu- 25. Jubiläum führte drei Monate die deut- sikern, die meist schon langjährige Erfah- schen Charts an. rungen aus regionalen und überregiona- len sinfonischen Blasorchestern und Sin- Tobias Olbrich fonieorchestern mitbringen. Alle eint die Begeisterung für dieses besondere Genre. Ihr Debüt hatten die Friedrich Wilhelms 24 E-Mail: egerlaender@uniorchester-bonn.de 25
Ausblick: Familienkonzerte im Sommersemester Nach dem großartigen Erfolg im Juni 2018 bieten wir im Juni 2020 wieder zwei Familienkonzerte in Kooperation mit der Kinderuni an. Unter dem Titel „Beetho- vens Tanz mit den Motiven – Einblicke in die Kompositionsweise des Bonner Welt- stars“ werden Martin Kirchharz und eini- ge Mitglieder des Orchesters im Beetho- venjahr eine Vorlesung am 8. Juni halten. Bei den Konzerten mit dem Motto „Beet- hoven tanzt“ werden Werke von Beetho- ven mit tänzerisch-inspirierten Stücken, wie Auszüge aus Tschaikowskys „Schwa- nensee“ und Bernsteins „West Side Story“ kombiniert. Zum Abschluss gibt es dann noch eine Überraschung aus dem Hause Disney. Mit einer kindgerechten Modera- tion werden die Konzerte begleitet und so für alle Altersstufen präsentiert werden. Ein großer Spaß für die ganze Familie! – Samstag, 13. Juni 2020, 16 Uhr – Sonntag, 21. Juni 2020, 11 Uhr HELFEN SIE MIT Mit Ihrer Spende am Ausgang unterstützen Sie uns auf direktem Weg bei der Finanzie- 26 rung unseres nächsten Semesterprojekts. 27
Semesterabschlusskonzerte Vokalensemble des Collegium musicum Jazzchor der Uni Bonn Fr., 07.02., 20:00 Uhr, St. Remigius Kirche So., 02.02., 19:00 Uhr, Trinitatiskirche So., 09.02., 15:30 Uhr, St. Sebastian Kirche Mi., 05.02., 20:00 Uhr, Aula der Universität William Byrd: Mass for the four Voices Leitung: Jan-Hendrik Herrman Benjamin Britten: Rejoice in the Lamb Leitung: Ansgar Eimann Ballettstudio der Universität „Die Geschöpfe des Prometheus“ Hofgartenorchester Bonn So., 02.02., 11:00 Uhr, Bundeskunsthalle Sa., 15.02., 17:00 Uhr, Stadthalle Bad Godesberg Mi., 05.02., 20:00 Uhr, Bundeskunsthalle So., 16.02., 17:00 Uhr, Aula der Universität E. Humperdinck: Hänsel und Gretel Leitung: David Scharmacher VIELEN DANK AN UNSERE UNTERSTÜTZER IMPRESSUM Uniorchester Bonn - Camerata musicale Forum Musik & Tanz der Universität Bonn Am Hof 7, 53113 Bonn www.musik.uni-bonn.de www.uniorchester-bonn.de
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