Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit. LIGA.Praxis 9

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Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit. LIGA.Praxis 9
Landesinstitut für
                           Gesundheit und Arbeit
                           des Landes Nordrhein-Westfalen

Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit.
LIGA.Praxis 9

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Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit. LIGA.Praxis 9
Impressum

Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit
des Landes Nordrhein-Westfalen
(LIGA.NRW)
Ulenbergstraße 127 – 131
40225 Düsseldorf
Telefon 0211 3101-0
Telefax 0211 3101-1189
www.liga.nrw.de
poststelle@liga.nrw.de

Autoren
Prof. Dr. med. Rainer Fehr MPH Ph. D. , LIGA.NRW
Manfred Dickersbach, LIGA.NRW
Dr. med. Rudolf Welteke, LIGA.NRW
unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. Martin Enderle, Enderle Beratung, Bielefeld

Redaktion und Bearbeitung
LIGA.NRW

Namensbeiträge geben die Meinung der
Verfasser wieder. Sie entsprechen
nicht unbedingt der Auffassung des
Herausgebers.

Layout und Verlag
LIGA.NRW

Das LIGA.NRW ist eine Einrichtung des
Landes Nordrhein-Westfalen und gehört
zum Geschäftsbereich des Ministeriums
für Arbeit, Integration und Soziales.

Nachdruck und Vervielfältigung, auch
auszugsweise, nur mit Genehmigung
des LIGA.NRW.

Düsseldorf, Dezember 2011

ISBN 978-3-88139-186-3
Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit. LIGA.Praxis 9
Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des LandesKapiteltitel in Medium
                                                                   Nordrhein-Westfalen       3

Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit.

                                                                           LIGA.Praxis 9LIGA.NRW
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4         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

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Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit. LIGA.Praxis 9
Kapiteltitel in Medium
                                                                                                                                                    Inhalt          5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ....................................................................................................................................................9

Zusammenfassung/Abstract ................................................................................................................11

1. Ausgangslage und Motivation ..........................................................................................................13

2. Fachplanung anderer Sektoren ........................................................................................................15

3. Bestehende Planungsansätze im Gesundheitssektor ...................................................................23

    3.1 Gesundheitsplanung und „ Mitwirkung an Planung“ ...............................................................23

    3.2 Gesundheitsberichterstattung und Gesundheitskompetenz .................................................26

    3.3 Gesundheitsbezogene Kartographie und GIS-Anwendungen .................................................27

    3.4 Vorarbeiten zu Kommunalen Fachplänen „Gesundheit“ .........................................................28

4. Fachgespräche zum Thema „Fachplan Gesundheit“, 2009 ..........................................................41

5. Erste Pilotphase zum Thema „Fachplan Gesundheit“, 2010.........................................................45

    5.1 Arbeitsergebnisse Kreis Unna ....................................................................................................47

    5.2 Arbeitsergebnisse Stadt Solingen .............................................................................................53

    5.3 Arbeitsergebnisse Stadt Bielefeld .............................................................................................59

6. Resümee und Ausblick ......................................................................................................................69

7. Literatur .............................................................................................................................................71

                                                                                                                                                                LIGA.NRW
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Abbildungsverzeichnis und Quellennachweis

Abbildung 1:
Ablauf der Spielleitplanung nach dem Konzept in Rheinland-Pfalz
(Quelle: Land Rheinland Pfalz) ................................................................................................................................ 19

Abbildung 2:
Projektübersicht Telli-Quartier in Aarau/Schweiz
(Quelle: Stadt Aarau, Schweiz) ................................................................................................................................25

Abbildung 3:
Beteiligte in der Fachplanung Gesundheit
(Quelle: Enderle Beratung, Bielefeld) ..................................................................................................................... 30

Abbildung 4:
Stadt Wolfsburg – Schul- und KITA-Standorte
(Quelle: Stadt Wolfsburg) ......................................................................................................................................... 31

Abbildung 5 a:
Luftbelastung durch Feinstaub und Stickoxide hinterlegt mit dem
Entwicklungsindex der Sozialen Stadtentwicklung (Monitoring 2009) in Berlin
(Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz – zitiert nach
UMID 2/2011 des Umweltbundesamtes, Beitrag Kleinschmit, B. et al., S. 31-32) ...............................................33

Abbildung 5 b:
Bioklimatische Bewertung hinterlegt mit dem Entwicklungsindex
der Sozialen Stadtentwicklung (Monitoring 2009) in Berlin
(Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz
– zitiert nach UMID 2/2011 des Umweltbundesamtes, Beitrag Kindler, A. et al. S. 33-35).................................34

Abbildung 6:
Versorgung mit wohnungsnahen Grünanlagen im Stadtgebiet Berlin
(Quelle: Umweltatlas der Stadt Berlin. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Abt. Geoinformation, Informationssystem Stadt und Umwelt) ............................................................................35

Abbildung 7:
Trinkwasserversorgungsgebiete und Wasserwerke im Stadtgebiet Düsseldorf und Umgebung
(Quelle: Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen -
LANUV NRW/IT.NRW) ..............................................................................................................................................36

Abbildung 8:
„Wärmeinseln“ in Stuttgart – dargestellt durch die
Anzahl der Tage mit Wärmebelastung im Jahr 2008
(Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abt. Stadtklimatologie) ..................................... 37

Abbildung 9:
Ablaufschema Fachplan Gesundheit
(Quelle: Enderle Beratung, Bielefeld) ......................................................................................................................38

Abbildung 10 a:
Einzugsbereiche (1-km-Radien) der vorhandenen KITAs verschnitten mit den Standorten von Haus-
halten mit Kindern dargestellt durch sternförmige Symbole (grün: innerhalb; rot: außerhalb der
Einzugsbereiche) – Ausschnitt der Originalkarte für den Landkreis mit Kern und Umgebung des
Stadtgebiets Unna
(Quelle: Kreis Unna)................................................................................................................................................. 50

                                                                                                                                                                           LIGA.NRW
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8         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

       Abbildung 10 b:
       Schritt 7 im Aufbau der Basiskarten Kreis Unna: raumbezogene Auswertung durch
       Verschneidung der KITA-Einzugsbereiche mit tatsächlichen und potentiellen Wohnbauflächen
       (Quelle: Kreis Unna).................................................................................................................................................. 51

       Abbildung 11:
       Infrastruktur Gesundheit für ältere Menschen in der Solinger Nordstadt –
       Kartendarstellung als Produkt aus der Pilotphase 2010 zum Projekt Fachplan Gesundheit
       (Quelle: Stadt Solingen) ...........................................................................................................................................55

       Abbildung 12:
       Pilotphase Stadt Bielefeld, hier beispielhaft die Frühförderfälle mit umschriebenen Entwicklungs-
       störungen der motorischen Funktion 2009 (Karte differenziert das Stadtgebiet Bielefelds grob nach
       7 Postleitzahlbezirken), (Quelle: Stadt Bielefeld) ...................................................................................................62

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Vorwort

Um das Bewusstsein für das Thema Gesundheit im in-        Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Dipl.-Ing.
tersektoralen Dialog zu stärken und die Arbeit der un-    Martin Enderle, der im Auftrag des LIGA.NRW an der
teren Gesundheitsbehörden zu unterstützen, bemüht         Erarbeitung der fachlichen Grundlagen wesentlich
sich LIGA.NRW darum, die Entwicklung lokaler Fach-        mitwirkte sowie die Pilotphase 2010 organisierte und
pläne Gesundheit zu fördern.                              begleitete und dem wir vielfältige Anregungen für das
                                                          gesamte Vorhaben verdanken.
Die hier vorliegende Langfassung gibt detailbezogene
Ergänzungen zu der bereits als Online-Exzerpt ver-        Weiterhin sei Herrn Ch.-D. Rösgen von der Bezirks-
öffentlichten Kurzfassung über die Vorarbeiten auf        regierung Detmold gedankt, welcher als Experte für
dem Weg zu einem Konzept kommunaler Fachpläne             Regionalplanung seinerzeit in einem Referat zum Bei-
Gesundheit. Die Langfassung wendet sich insbeson-         trag des Gesundheitssektors zu Planungsvorhaben
dere an Akteure vor Ort, die sich mit dem konkreten       angemerkt hatte, es fehle „so etwas wie ein Fachplan
Aufbau kommunaler Fachpläne Gesundheit auseinan-          Gesundheit“.
dersetzen und dazu eine detailreiche Darstellung der
bisherigen Vorarbeiten benötigen.

Wir danken an dieser Stelle allen, die sich an den bis-
herigen Schritten beteiligt haben, unter anderem an
den vorbereitenden Fachgesprächen im Jahre 2009           Rainer Fehr, Rudolf Welteke, Manfred Dickersbach
und an einer ersten Pilotphase (Kreis Unna, kreisfreie
Städte Solingen und Bielefeld) im Jahre 2010. Durch
ihr Engagement haben sie den jetzigen Stand der Pro-
jektarbeiten ermöglicht und einen Grundstein für die
weiteren Arbeitsschritte gelegt.

                                                                                                                   LIGA.NRW
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10         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

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Zusammenfassung/Abstract

Zusammenfassung                                            Abstract
Das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des           The NRW Institute of Health and Work (LIGA.NRW)
Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW) entwickelt           develops a concept for innovative local health plans,
ein Konzept für innovative lokale Fachpläne Gesund-        in order to support the work of local health autho-
heit mit dem Ziel, die Arbeit der unteren Gesundheits-     rities. In particular, this is meant to strengthen the
behörden zu unterstützen. Insbesondere soll das Be-        awareness of health issues in the intersectoral dialo-
wusstsein für das Thema Gesundheit im intersektora-        gue, and to support health-positive measures within
len Dialog gestärkt sowie ein stärkerer Rückhalt für       and outside the health sector. Based on such health
gesundheitspositive Maßnahmen innerhalb und au-            plans, the local health authorities can effectively de-
ßerhalb des Gesundheitssektors aufgebaut werden.           monstrate important parts of their work. An additio-
Mit einem solchen Fachplan kann die untere Gesund-         nal option refers to the deployment of advanced tech-
heitsbehörde wichtige Teile ihres Leistungsspektrums       nologies for spatial representation of health-related
wirkungsvoll darstellen. Des Weiteren besteht die          topics and concerns.
Option, auf moderne technikgestützte Elemente zu-
                                                           Challenges in other societal sectors are similar to
rückzugreifen, die eine raumbezogene Darstellung ge-
                                                           those of the health sector. Departmental planning ap-
sundheitlicher Themen und Belange ermöglichen.
                                                           proaches of other sectors therefore were analysed
Die Zukunftsaufgaben, denen sich der Gesundheits-          for informing and inspiring the health sector. A varie-
sektor gegenüber gestellt sieht, betreffen in vergleich-   ty of existing „planning“ approaches within the health
barer Form auch andere Sektoren. Daher wurden ent-         sector was identified and analysed, too. In 2009, a se-
sprechende Fachplanungen exemplarisch untersucht,          ries of discussions on local health plans was held with
um sich informieren und inspirieren zu lassen. Ferner      (local) health professionals. In 2010, a pilot project
wurden bestehende Planungsansätze im Gesund-               was launched to test the concept in a small number
heitssektor ausgewertet. Im Jahre 2009 erfolgte zum        of city and county administrations. The health depart-
Thema „Fachplan Gesundheit“ eine Serie von Fach-           ments of the cities of Bielefeld and Solingen and the
gesprächen, insbesondere mit lokalen Akteuren. Im          department of the county of Unna in NRW participa-
Jahre 2010 wurde ein Pilotprojekt in Gang gesetzt, um      ted in this pilot.
das neue Instrument in einzelnen Kreisen und kreis-
                                                           As a result, departmental health plans are recognised
freien Städten zu erproben. Hieran beteiligten sich
                                                           as supporting the work of local health departments.
die Gesundheitsbehörden des Kreises Unna sowie der
                                                           Clearly, several aspects are in need of further discus-
Städte Solingen und Bielefeld.
                                                           sion, including the collaboration with local “health
Als Ergebnis werden Fachpläne Gesundheit als geeig-        conferences” and other political bodies. This also re-
net angesehen, die Wirksamkeit lokaler Gesundheits-        fers to more comprehensive participation, and to ef-
politik für die Gesundheit der BürgerInnen zu stärken.     fectively covering the topic of “vulnerable groups”.
Deutlich wurde, dass mehrere Teilaspekte weiterer          Given the potential to promote regional and local
Diskussion bedürfen, darunter die Kooperation mit          health policy, both the overall approach and its po-
der lokalen Gesundheitskonferenz und mit kommunal-         tential differentiations deserve further exploration.
politischen Gremien. Gleiches gilt für umfangreichere
Partizipation sowie auch für konsequente Behand-
lung des Themas „vulnerable Gruppen“. Angesichts
des Potenzials zur Unterstützung regionaler und lo-
kaler Gesundheitspolitik verdienen es sowohl der Ge-
samtansatz als auch seine möglichen Ausdifferenzie-
rungen, weiter erkundet zu werden.

                                                                                                                     LIGA.NRW
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1. Ausgangslage und Motivation

In Nordrhein-Westfalen und seinen Kommunen exi-           Sowohl in den im Wettbewerb ausgezeichneten kom-
stiert eine verlässliche Basis für gute lokale Praxis     munalen Projekten wie auch im bürger- und bürge-
zum Thema „Gesundheit“. Hierzu tragen örtliche wie        rinnenorientierten Behördenangebot wird deutlich,
auch übergreifende Faktoren bei, wobei je nach Aus-       dass in Zeiten ungünstiger Haushaltslage ein Inno-
gangssituation unterschiedliche Akzente im Gesund-        vationspotenzial überwiegend durch Kooperationen
heitssektor bestehen. So bieten verbesserte Datener-      freigesetzt wird. Häufig kommen Partnerschaften zwi-
hebung und Gesundheitsberichterstattung die Grund-        schen öffentlichen Trägern und Stiftungen zustande.
lage für eine stärker evidenzbasierte Praxis im Öffent-   Ferner entstanden vielerorts durch Verwaltungsre-
lichen Gesundheitsdienst. Als vorbildlich werden auch     formen übergreifende Strukturen, die auch das Ge-
immer wieder die mit dem ÖGD-Gesetz NRW 1997 ge-          sundheitsressort in einen größeren Kontext einbezie-
starteten Kommunalen Gesundheitskonferenzen ge-           hen.
sehen. Gelingt es doch vielerorts darüber, Impulse der
                                                          In dieser „Gemengelage“ des kommunalen Gesund-
örtlichen Gesundheitsbehörde durch ein verlässliches
                                                          heitssektors lassen sich sowohl Chancen wie auch
und kontinuierlich arbeitendes Akteurskonsortium auf
                                                          Risiken für den Stellenwert des Themas „Gesundheit“
eine breitere Basis zu stellen.
                                                          sowie für die Entwicklung des ÖGD ausmachen. Es er-
Damit sind in vielen Kommunen die Bemühungen er-          scheint wünschenswert und machbar, das Thema Ge-
folgreich, eine zeitgemäße kommunale Gesundheits-         sundheit deutlicher und wirksamer darzustellen und
politik und -verwaltung zu gestalten und Gesundheits-     in die intersektorale Diskussion einzubringen. Hier
belange durchzusetzen: mit abgestimmten thema-            setzen die Bemühungen um einen lokalen Fachplan
tischen Gewichtungen und Priorisierungen, mit einem       Gesundheit an. Ziel ist es, mit Hilfe dieses innovativen
größeren Maß an Transparenz sowie mit fachlich er-        Instrumentes das Bewusstsein für das Thema Ge-
örterten und auf Kooperation und Partizipation bau-       sundheit zu stärken sowie einen stärkeren Rückhalt
enden Ziel- und Handlungskonzepten.                       für spezifische Maßnahmen innerhalb und außerhalb
                                                          des Gesundheitssektors aufzubauen.
Gleichzeitig bestehen auch in Nordrhein-Westfalens
Kommunen unübersehbare Herausforderungen. Kom-            Mit einem Fachplan Gesundheit kann die untere Ge-
plexer werdende Aufgabenstellungen und Aufgaben-          sundheitsbehörde wichtige Teile ihres Leistungsspek-
erweiterungen im Gesundheitssektor erfordern eine         trums übersichtlicher und wirkungsvoller darstel-
innovative Grundeinstellung. Das bedeutet im fach-        len. Des Weiteren besteht die Option, auf moderne
lichen, technischen und auch sozialen Bereich stetige     technikgestützte Elemente zurückzugreifen, die eine
Anpassung an geänderte Anforderungen. Dazu ge-            raumbezogene Darstellung gesundheitlicher Themen
hören der systematische Erwerb erweiterter Kompe-         und Belange ermöglichen. Letzteres ist von besonde-
tenzen bei ÖGD-MitarbeiterInnen sowie konsequente         rer Bedeutung für die Professionalisierung gesund-
Aneignung neuer fachlicher Perspektiven.                  heitsbezogener Mitwirkung an Planungen, beinhaltet
                                                          aber auch für weitere Aufgaben im Gesundheitssektor
Für solche zukunftsfähigen Fertigkeiten im Öffent-
                                                          beträchtliches Entwicklungspotenzial, wie beispiels-
lichen Gesundheitsdienst stehen nur eng begrenzte
                                                          weise für quartier- und zielgruppenbezogene Aktivi-
Ressourcen zur Verfügung. Trotzdem werden
                                                          täten der Gesundheitsförderung1.
Entwicklungsbemühungen fortgesetzt; diese bringen
immer wieder beachtliche Erfolge hervor. So präsen-       Ein der kommunalen Fachöffentlichkeit zugänglicher
tiert z.B. der jährliche Wettbewerb „Gesundes Land        Fachplan Gesundheit kann, auch über die damit ver-
NRW“ immer wieder neue, anregende Projekte. Auch          bundene größere Planungssicherheit und -trans-
stellen die Internet-Auftritte verschiedener Kommu-       parenz, einen Kooperationsimpuls gegenüber anderen
nen die besondere Kompetenz und Leistungsfähig-           (nicht-)behördlichen Akteuren transportieren. Bei ge-
keit der lokalen Gesundheitsbehörden dar – meist mit      eigneter Entwicklung kann dieses Instrument für die
ausgeprägten Schnittstellen zu anderen Diensten und       gesundheitsbehördliche Praxis in hohem Maße nütz-
kommunalen Angeboten.                                     lich werden. Zu denken ist dabei beispielsweise an:

                                                          1
                                                              Bär, G. et al. (2009)

                                                                                                                     LIGA.NRW
14         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

       • Unterstützung der Präsenz von „Gesundheit“ im
         Konzert kommunaler Politik, Verwaltung und Ent-
         wicklungsplanung
       • nachdrückliche Vertretung von Gesundheitsbelan-
         gen in der räumlichen Planung und in Stadtentwick-
         lungsszenarien
       • größere Harmonie zwischen der allgemein akzep-
         tierten Bedeutung des Themas Gesundheit einer-
         seits und der Sichtbarkeit konkreter gesundheitsbe-
         zogener Themen und Aktivitäten vor Ort.

       LIGA.NRW ist daher bemüht, mit dem Konzept zu
       einem Fachplan Gesundheit ein neues Instrument
       kommunaler Gesundheitspolitik und -verwaltung
       aufzubauen und für eine Übernahme in den kommu-
       nalen Alltag serienreif zu machen. Auf dem Weg dahin
       galt und gilt es, sich von den in anderen Sektoren vor-
       liegenden Ansätzen inspirieren und informieren zu
       lassen, relevante Ansätze im Gesundheitssektor her-
       anzuziehen und zu prüfen, den Dialog mit lokalen Ak-
       teuren zu dokumentieren, die erste Pilotphase auszu-
       werten und die Vorbereitungen für eine weitere Pilot-
       phase zu treffen.

LIGA.NRW
15

2. Fachplanung anderer Sektoren

Die Herausforderungen und Zukunftsaufgaben, denen         Viele Ressorts, die ihre Aufgaben zum großen Teil mit
sich der Gesundheitssektor vor allem in seinem Ar-        Kartenmaterial hinterlegen, haben hier seit geraumer
beitsauftrag zur Prävention und Gesundheitsförde-         Zeit eine für ihren Bedarf gut geeignete Technik ge-
rung gegenüber gestellt sieht, betreffen in vergleich-    funden. GIS-Technologien und der inzwischen übliche
barer Form auch andere Sektoren und deren behörd-         Online-Austausch GIS-basierter Darstellungen haben
liche Strukturen. Für kommunale Gesundheitsbe-            Planungs-, Kataster-, Bau- und Umweltämter und an-
hörden eröffnet ein Blick über die Ressortgrenze die      dere Behörden in ihrem Verwaltungshandeln im Rah-
Chance, von anderen Sektoren zu lernen. Daher die         men der Stadtentwicklung entscheidend geprägt. Oft
Frage: Welche Ansätze sind in Nachbarressorts vorzu-      bietet sich eine auf Kartendarstellungen basierende
finden?                                                   „Fachplanung“ als Grundgerüst für Verwaltungshan-
                                                          deln an.
Zunächst sei festgehalten, dass wir auf eine doppelte
Bedeutung des Begriffes (Fach-)Plan stoßen. Zum           Der Blick auf einige typische Fachplanungen lässt ver-
einen bezeichnet der Begriff die Darstellung einer Re-    schiedene funktionale Aspekte erkennen, die dieses
gion als Kartenwerk, Landkarte oder Stadtplan, mit        Instrument unter unterschiedlichen Anforderungen
Eintragung relevanter Größen und Objekte als Punkte,      entwickeln kann. Eine große Variabilität der Ausfor-
Linien und Flächen. Zum anderen bezeichnet er das         mung solcher Fachpläne ist zu beobachten; je nach
Substrat von „Planung“: er benennt ein Ziel oder          Thema weisen sie mehr oder weniger ausgeprägten
Zielebündel sowie eine systematische Abfolge ge-          Raumbezug auf.
planter Teilschritte, um gewünschte Veränderungen
                                                          Fachpläne können als Steuerungsinstrument für das
herbeizuführen.
                                                          eigene Handlungsfeld wirken. So versteht sich der
Pläne der erstgenannten Art werden insbesondere in        Fachplan „Kinder- und Jugendförderung“ des Jugend-
Planungsämtern, Bauämtern, Ämtern für Statistik,          amtes der Stadt Leipzig als strategisches Steuerungs-
Umweltämtern sowie Behörden der Stadtentwicklung,         instrument der Sozialverwaltung; er weist Schwer-
der Verkehrsplanung und des Denkmalschutzes ver-          punkte folgender Art auf:
wendet. Weitere kommunale Ressorts warten auf mit
                                                          • Festlegung fachlicher Grundpositionen der Leipziger
differenziert ausgearbeiteten Fachplänen im letzteren
                                                            Jugendhilfe
Sinne, so beispielsweise Ämter für Jugend, für Seni-
oren, für Kultur, für Sport. Die zwei genannten Arten     • Entwicklung von Leitlinien der Kinder- und Jugend-
von (Fach-)Plänen schließen sich nicht etwa aus, son-       förderung
dern ergänzen sich häufig.                                • Erarbeitung fachlich-sozialräumlicher Erfordernisse
                                                            für anstehende und zu bewältigende Aufgaben und
Unabhängig von der spezifischen Ausgestaltung der
                                                            Anforderungen
Fachplanungen in den verschiedenen Ressorts las-
sen sich auch Gemeinsamkeiten ausmachen. Ins-             • Aufbereitung planungsrelevanter soziodemogra-
besondere zielen die Fachpläne darauf ab, die sekto-        fischer Entwicklungen
ralen Themen und Belange für breite Kreise – darun-       • sozialräumlich orientierte Bestandsermittlung, -be-
ter auch die allgemeine Öffentlichkeit – systematisch       wertung und Maßnahmenplanung.
deutlich zu machen. Dargestellt werden Sachstand,
Zielvorstellungen, Akteure und ihre jeweiligen Aktions-
                                                          Die fachlichen Schutzgutbetrachtungen in räumlichen
beiträge, spezielle Problemlagen sowie in der Regel
                                                          Planungsverfahren rekrutieren sich oft aus jeweils
auch eine Abfolge geplanter Teilschritte zur Weiter-
                                                          eigenen Fachplänen wie Landschaftsplänen, Frei-
entwicklung und Problemlösung.
                                                          raumplänen, wasserwirtschaftlichen Rahmenplänen,
Dabei unterscheiden sich kommunale Fachressorts           Lärmminderungsplänen, Bodenschutzplänen. Dies
deutlich im Einsatz kartographischer Technik. Ins-        erleichtert die Handhabung für gesamträumliche Pla-
besondere hat der Einsatz von Geo-Informations-           nungen. In diesem Sinne dürften auch entsprechende
systemen (GIS) zu einer Differenzierung geführt2.         Fachpläne Gesundheit im kommunalen wie überge-
                                                          ordneten regionalen Zusammenhang eine systema-
2
    vgl. hierzu u. a. Dehrendorf, M. et al. (2004)

                                                                                                                   LIGA.NRW
16         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

       tische Wahrung von Gesundheitsbelangen der Be-           • In den Bereichen Verkehrsplanung und Wasserwirt-
       völkerung („Schutzgut Mensch und menschliche Ge-           schaft dienen die dort verankerten Fachpläne im We-
       sundheit“) unterstützen.                                   sentlichen dazu, Bauprojekte vorzubereiten. Diese
                                                                  werden dann im Rahmen separater, auf die jeweilige
       Als Fachplanung im Sinne der Raumplanung wer-
                                                                  Maßnahme zugeschnittener Planfeststellungsver-
       den solche Bereiche angegeben, die sich auf einzelne
                                                                  fahren rechtsverbindlich. Handelt es sich um eine
       Fachaufgaben konzentrieren und die – anders als die
                                                                  überörtlich bedeutende Planung, kann ein so ge-
       auch als Querschnittsplanung bezeichneten Bereiche
                                                                  nanntes Raumordnungsverfahren mit rein gutach-
       Landesplanung und Bauleitplanung – nicht alle räum-
                                                                  terlichem Charakter vorgeschaltet werden.
       lichen Nutzungsansprüche gleichermaßen behandeln.
       Fachplanungen sind in der Regel durch Spezialgesetze
       geregelt. Für eine gesundheitliche Betrachtungsweise     Jedoch geht nicht nur von formell verbindlichen Plä-
       sind folgende Instrumentarien von besonderer Bedeu-      nen ein wichtiger Einfluss auf Entscheidungen aus.
       tung: Verkehrsplanung; Landschaftsplanung (Natur-        Wie eine Vielzahl von Beispielen zeigt, können Fach-
       schutz); Lärmminderungsplanung (Lärmvorsorge);           pläne mit rein informellem oder gutachterlichem Cha-
       Luftreinhalteplanung; wasserwirtschaftliche Planung;     rakter durchaus eigene Bedeutung entfalten. Zu nen-
       Abfallwirtschaftspläne3.                                 nen wäre hier das Zielkonzept Naturschutz der Stadt
       Fachpläne entfalten auf sehr unterschiedlichem Wege      Bielefeld oder zahlreiche Rahmen-,Stadtteil- oder
       Bindungswirkung oder Rechtsverbindlichkeit:              Quartiersplanungen, die ihren Wert vor allem aus der
                                                                Qualität, Verständlichkeit und öffentlichen Wirkung
       • Der Bundesverkehrswegeplan als Investitionsrah-        ihrer Informationen beziehen.
         menplan und Planungsinstrument der Bundesre-
         gierung wird vom Kabinett beschlossen und für die
         Bereiche Straße, Schiene und Wasserstraße in Ge-
         setzesform gebracht wie beispielsweise das Bundes-
         schienenwegeausbaugesetz 2004.
       • Der Abfallwirtschaftsplan für eine Region kann in
         Nordrhein-Westfalen nach einem förmlichen Verfah-
         ren gemäß Abfall- und Kreislaufwirtschaftgesetz von
         der Bezirksregierung für verbindlich erklärt werden.
       • Der Landschaftsplan als Instrument des örtlichen
         Naturschutzes und der Landschaftspflege wird in
         Nordrhein-Westfalen als Satzung beschlossen. Er
         wird in der Planungspraxis auch als „Bebauungsplan
         des Außenbereichs“ bezeichnet, was seine recht-
         liche Bedeutung parallel zum Bebauungsplan ver-
         deutlichen soll.
       • In den meisten anderen Bundesländern hat der
         Landschafts- oder Grünordnungsplan gutachter-
         lichen Charakter und erlangt erst dann rechtliche
         Verbindlichkeit, wenn er ganz oder teilweise in die
         räumliche Gesamtplanung, insbesondere in Bebau-
         ungspläne integriert wird. Ähnliches gilt für Lärm-
         minderungspläne.
       • Im Rahmen seiner örtlichen Planungshoheit kann
         der Stadt- oder Gemeinderat bestimmte Fachpläne,
         beispielsweise den Entwicklungsplan für einen Orts-
         teil oder ein Naturschutzkonzept im Rahmen eines
         Selbstbindungsbeschlusses für sein eigenes Han-
         deln herausheben.

       3
             Löhr, Enderle (2005)

LIGA.NRW
Fachplanung
                                                                                                          Kapiteltitel
                                                                                                              andererinSektoren
                                                                                                                        Medium                     17

Fachpläne – Praxisbeispiele                                      Er enthält

Fachpläne werden zahlreich und in sehr unterschied-              1. die Bestandsaufnahme und Analyse des
lichen, gesellschaftlich relevanten Arbeitsfeldern ent-          Gebietes der Gemeinde unter siedlungsge-
wickelt. Hierzu folgen einige Praxisbeispiele.                   schichtlichen Gesichtspunkten,
                                                                 2. die Darstellung der Bau- und Bodendenk-
Denkmalpflegeplan Stadt Gütersloh: Beschlossen
                                                                 mäler, der Denkmalbereiche, der Grabungs-
vom zuständigen Ausschuss, enthält der Fachplan
                                                                 schutzgebiete sowie - nachrichtlich - der erhal-
Texte und Fotodokumentationen mit historischen
                                                                 tenswerten Bausubstanz und
Karten und nennt schützenswerte Gebäude. Der
                                                                 3. ein Planungs- und Handlungskonzept zur
Plan stellt die Stadtentwicklung in einen historischen
                                                                 Festlegung der Ziele und Maßnahmen, mit denen
Zusammenhang und enthält ein Maßnahmen- und
                                                                 der Schutz, die Pflege und die Nutzung von Denk-
Handlungskonzept für die Fachbehörde des Denkmal-
                                                                 mälern im Rahmen der Stadtentwicklung verwirk-
schutzes. Er soll in digitalisierter Form in der Verwal-
                                                                 licht werden sollen.4
tung genutzt und in Form einer Publikation der Öffent-
lichkeit zur Verfügung gestellt werden. – Denkmalpfle-      Der Denkmalpflegeplan enthält im Einzelnen:
gepläne, die nach § 25 DenkSchG NRW erstellt werden         • den siedlungsgeschichtlichen Begründungszusam-
können, liegen beispielsweise auch in den Städten             menhang des Denkmalschutzes und der Denkmal-
Bonn (für den Ortsteil Beuel) und Burscheid vor.              pflege,
Ein Beispiel interaktiver GIS-gestützter Online-Doku-       • die denkmalpflegerische Bewertung von Sachen
mentation der kommunalen Denkmalpflegeplanung                 (Siedlungsgrundrisse, Straßen, Plätze, Gebäude und
findet sich etwa für den Kreis Recklinghausen („Geo-          Details),
atlas Denkmal“). Intuitiv nachzuvollziehen ist die dort     • Hinweise auf den Einsatz der Instrumente des Denk-
integrierte Ansteuerung identifizierbarer Einzelob-           malschutzes und der Denkmalpflege (Listen, Sat-
jekte mit hinterlegten Stadtplänen der einzelnen Ge-          zungen etc.),
meinden.
                                                            • Leitlinien für besondere Fachplanungen durch Hin-
                                                              weise auf städtebauliche Erhaltungsgebiete; Aus-
                                                              sagen über Umnutzungsmöglichkeiten einzelner
Die betreffende, für NRW geltende gesetzliche Rege-
                                                              Standorte (in Abstimmung mit der STEP),
lung lautet:
                                                            • Verträglichkeitsgesichtspunkte mit allen Aussagen
§ 25 DSchG(Gesetz) - Landesrecht Nordrhein-West-
                                                              und Festsetzungen der Bauleitpläne (soweit er-
falen Denkmalpflegeplan
                                                              stellt).
(1) Die Gemeinden sollen Denkmalpflegepläne
    aufstellen und fortschreiben.
                                                            Der Denkmalpflegeplan verbindet rein denkmalpfle-
(2) Der Denkmalpflegeplan gibt die Ziele und Erfor-         gerische Festsetzungen mit den Belangen einer erhal-
    dernisse des Denkmalschutzes und der Denkmal-           tenden Stadterneuerung und enthält insoweit Maß-
    pflege sowie die Darstellungen und Festsetzungen        nahmen, Dringlichkeit der Förderung schützenswerter
    in der Bauleitplanung nachrichtlich wieder.             Bereiche, Straßenabschnitte, Gebäude mit Angabe
                                                            eines Zeit- und Finanzierungsrahmens5.

  Online-Quellen (Denkmalschutzplanung)

  • Beschlussvorlage Bürgermeisterin Stadt Gütersloh 268/2009
    https://ratsinfo.guetersloh.de/.../Beschlussvorlage_268- 2009.pdf
  • Bonn-Beuel Denkmalpflegeplan 2004 (Broschüre nur noch als Druckexemplar zugänglich)
    http://www.bonn.de/umwelt_gesundheit_planen_bauen_wohnen/stadtplanungsamt/denkmalpflege/denkmalpflegeplae-
    ne/02345/index.html?lang=de
  • Pressemitteilung 2010 zum Denkmalpflegeplan der Stadt Troisdorf
    http://www.troisdorf.de/troisdorf/pressemitteilungen/2010/2010-532.htm
  • „Geoatlas Denkmal“ Kreis Recklinghausen
    http://www.kreis-re.de/default.asp?asp=vdb&zaehler=56&DBTAB=geoatlas&DBN=geoatlas&amtmenu=97

                                                            4
                                                                Zitiert nach URL: http://www.lexsoft.de/cgi-bin/lexsoft/justizportal_nrw.cgi
                                                                ?t=131013868360476941&xid=166852,26
                                                            5
                                                                Zitiert nach der Dokumentation aus dem Fachbereich Raumplanung der Uni-
                                                                versität Dortmund unter URL: http://www.raumplanung.tu-dortmund.de/slg/
                                                                pdf/Unterschutzstellung%20von%20Denkmalbereichen.pdf , die zahlreiche
                                                                weitere Literaturverweise enthält

                                                                                                                                               LIGA.NRW
18         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

       Fachpläne des Jugendamtes der Stadt Leipzig: Das                     des öffentlichen Trägers der Jugendhilfe im Bereich
       Jugendamt der Stadt Leipzig verfolgt einen erheb-                    der Hilfen zur Erziehung“. Hier werden „Fachposi-
       lichen Teil seiner Pflichtaufgaben mithilfe von Fach-                tionen der Stadt Leipzig und dementsprechende
       plänen, die in der Regel von kommunalpolitischen Gre-                qualitative Aspekte für die Gewährung und Ausge-
       mien förmlich beschlossen werden. Sie sind Teil der                  staltung erzieherischer Hilfen“ benannt. Der Fach-
       so genannten Jugendhilfeplanung, einer Pflichtaufga-                 plan gründet sich auf die Planungsverantwortung
       be nach SGB VIII. Herauszuheben sind:                                der Stadt Leipzig gemäß §§ 79 und 80 SGB VIII; der
                                                                            Fachplan ‚Förderung von Kindern in Kindertagesein-
       • der bereits erwähnte Fachplan ‚Kinder- und Ju-
                                                                            richtungen und Kindertagespflege in Leipzig’ (2005)
         gendförderung’ (2007), der sich als Instrument zur
                                                                            setzt auf den bundes- und landesgesetzlichen Vor-
         systematischen Entwicklung der Handlungsfelder
                                                                            gaben des Leistungsbereiches „Kita“ auf.
         Kinder- und Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit,
         Jugendsozialarbeit, Kinder- und Jugendschutz sowie
                                                                          Kulturentwicklungsplan Stadt Leipzig:
         Familienbildung versteht. Der Plan hat das Ziel, „po-
                                                                          Die Stadt Leipzig hat darüber hinaus im zuständigen
         sitive Lebensbedingungen für junge Menschen und
                                                                          Kulturamt 2005 einen Kulturentwicklungsplan erar-
         deren Familien zu erhalten oder zu schaffen und ein
                                                                          beitet und zwischenzeitlich fortgeschrieben. Die Kul-
         qualitativ sowie quantitativ bedarfsgerechtes Ju-
                                                                          turentwicklungsplanung ist Teil eines Prozesses ge-
         gendhilfeangebot rechtzeitig und ausreichend bereit
                                                                          worden, der zu einer verbesserten Kommunikation
         zu stellen“.
                                                                          der Kultureinrichtungen untereinander und zu einer
       • der Fachplan ‚Erziehungs- und Familienberatungs-
                                                                          fundierten wie transparenten Leistungsbewertung
         stellen’ (2007), der als familienpolitischer Wegwei-
                                                                          führt. Die Ratsversammlung hat mit dem Beschluss
         ser für die Bürger der Stadt fungiert. Der Plan defi-
                                                                          zum Kulturentwicklungsplan auch seine regelmäßige
         niert die fachlichen Anforderungen der Stadt Leipzig
                                                                          Fortschreibung zu folgenden Themen beauftragt: Ent-
         an die institutionelle Erziehungs- und Familienbera-
                                                                          wicklungskonzept für die Eigenbetriebe Kultur und die
         tung nach § 28 SGB VIII, beschreibt die Inanspruch-
                                                                          städtischen Museen, Konzept Kulturelle Bildung, Ent-
         nahme der vorhandenen Beratungsstellen nach
                                                                          wicklungskonzept Soziokultur.
         Schwerpunkten und Tendenzen, zeigt eine Ange-
         botsübersicht auf und benennt erkennbaren Hand-                  Aus Leipzig liegen weiterhin einige interessante Fach-
         lungsbedarf.                                                     pläne zum Verkehrskonzept vor, die insbesondere bei
       • der Fachplan ‚Hilfen zur Erziehung’ (2005) richtet               den Themen „Fußgänger“ und „Radfahren“ den Men-
         sich an die Fachkräfte des öffentlichen Trägers und              schen und den Gesundheitsschutz direkt ansprechen,
         der freien Träger der Jugendhilfe. Er beschäftigt sich           von daher auch Themen berühren, die im Kontext lo-
         mit „Grundsätzen der steuernden Einflussnahme                    kaler Fachpläne Gesundheit eine Rolle spielen werden.

             Online-Quellen (Leipzig)

             • Fachplan Kinder- und Jugendförderung 2002
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/51_jugendamt/fachplan_kinder_jugendfoerderung.pdf
             • Fachplan Kinder- und Jugendförderung 2007
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/51_jugendamt/fachplan_kinder_jugendf__rderung_2007.pdf
             • Fachplan Erziehungs- und Familienberatungsstellen 2007
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/51_jugendamt/broschueren_praesentationen/fachplan_erz_u._beratung.pdf
             • Fachplan Hilfen zur Erziehung 2004
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/51_jugendamt/fachplan_hilfen_zur_erziehung.pdf
             • Fachplan Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege in Leipzig 2005
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/51_jugendamt/fachplan_foerderung_von_kindern_in_kitas_und_tagespflege.pdf
             • Kulturentwicklungsplan für die Stadt Leipzig von 2008 – 2015
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/41_kulturamt/kulturentwicklungsplanung/iv-ds-1581-anlage.pdf
               Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/90_verkehrsplanung/step_pdf.pdf
             • Radverkehrsentwicklungsplan 2010 – 2020 (Entwurf 2010)
               http://www.leipzig.de/imperia/md/content/90_verkehrsplanung/radverkehrsentwicklungsplan_entwurf.pdf
               (vgl. hierzu auch Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum Abschnitt 2.7 – S. 34 ff.)
             • Fußgängerverkehr (vgl. hierzu auch Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum Abschnitt 2.6 – S. 31 ff.)
               http://www.leipzig.de/de/buerger/stadtentw/verkehr/fuss/

LIGA.NRW
Fachplanung andererinSektoren
                                                                                                          Kapiteltitel  Medium       19

Schulentwicklungsplan Stadt Bonn: Schulentwick-                         ressen von Kindern und Jugendlichen Berücksichti-
lungsplanung ist Aufgabe der Schulträger, also der                      gung finden. Spielleitplanung geht, wie Abb.1 zeigt,
Kreise und kreisfreien Städte. Gesetzliche Grundlage                    systematisch in mehreren Schritten vor. Die Betrof-
sind die Schulgesetze der Länder, beispielsweise § 80                   fenen (Kinder/Jugendliche) führen gemeinsam mit
SchG NRW. Schulentwicklungsplanung wird flächen-                        Fachkräften eine Bestandsaufnahme durch. Der ge-
deckend auf der kommunalen Ebene vorgenommen.                           meindliche Bestandsplan ist Grundlage der Spielleit-
Der Fachplan Schulentwicklung der Stadt Bonn dient                      planung. Er enthält eine Vielzahl von Vorschlägen für
der Sicherung des benötigten Schulraums und der Be-                     die Praxisumsetzung. Der Spielleitplan soll vom Stadt-
reitstellung der sachlichen Ressourcen für die schul-                   /Gemeinderat für verbindlich erklärt werden.
pädagogische Arbeit. Der Schulentwicklungsplan gibt
eine Prognose der Schülerzahlen ab und verbindet
diese mit spezifischen raumstrukturellen Daten. Er                      Abbildung 1: Ablauf der Spielleitplanung nach dem
entwickelt daraus bedarfsorientierte Betreuungsange-                                 Konzept in Rheinland-Pfalz

bote; auch die offene Ganztagsschule als Angebot ge-
hört beispielsweise hierzu.
                                                                                Ratsbeschluss zur Durchführung der Spiel-
                                                                               leitplanung Benennung der/des Hauptverant-
Online-Quelle (Bonn)                                                            wortlichen

                                                                                Beauftragung von Planer/in und pädago-
• http://www.bonn.de/familie_gesellschaft_bildung_sozia-                  
                                                                                gischer Fachkraft
  les/schulen/bildungsberater/04900/index.html?lang=de

                                                                               Beteiligung von engagierten Personen

                                                                                Auftaktveranstaltung auf Ortsebene/Stadt-
Spielleitplanung: Das Land Rheinland-Pfalz hat im                         
                                                                                ebene
Jahr 2004 das Konzept für eine kommunale Spielleit-
                                                                                Bildung einer Arbeitsgruppe Spielleitplanung
planung veröffentlicht und mit 7 Kommunen erfolg-                         
                                                                                auf Ortsebene / Stadtebene
reich erprobt6. Inzwischen wird Spielleitplanung auch
außerhalb von Rheinland-Pfalz praktiziert, (Modellpro-                         Bestandserhebungen
jekt Pankow-Weißensee); in Dortmund, in der Stadt                              Aufstellung des Spielleitplans
Rheine und im Kreis Steinfurt (jeweils in Westfalen)
                                                                                Ratsbeschluss zu Spielleitplan inklusive
sowie in verschiedenen Kommunen in Hessen.                                
                                                                                örtlicher Qualitätszielkonzeption
Unter Spielleitplanung verstehen die Autoren ein
neues strategisches Instrument auf dem Weg zu                                  Umsetzung von Projekten und Vorhaben
mehr „Kinderfreundlichkeit“. Die Anwendung soll ge-
währleisten, dass bei allen Planungs-, Entscheidungs-                   FachplanWeiterentwicklung/Fortschreibung
                                                                                  Seniorinnen und Senioren Erlangen:der Das
                                                                                                                        Spiel-
                                                                          
und Umsetzungsschritten die Bedürfnisse und Inte-                               leitplanung
                                                                        Sozialreferat der Stadt Erlangen hat 2002 einen

    Online-Quellen

    • Rheinland-Pfalz:
      www.spielleitplanung.de
    • Dortmund: Übersicht
      http://www.kinderfreundliche-stadtgestaltung.de/best_practice/inhalte.php?page_id=dortmund
    • Verwaltungsvorlage 2007
      http://www.kinderfreundliche-stadtgestaltung.de/downloads/Verwaltungsvorlage_dortmund.pdf
    • Kreis Steinfurt: Übersicht
      http://www.unternehmen.zdf.de/fileadmin/files/Download_Dokumente/DD_Das_ZDF/Veranstaltungsdokumente/kann_darf_
      will/Steckbriefe_Spielleitplanung.pdf
    • Dokumentation 2009
      http://steinfurt.active-city.net/city_info/display/dokument/show.cfm?region_id=125&id=336122&design_id=1796&type_
      id=0&titletext=2
    • Stadt Rheine: Übersicht
      http://www.rheine.de/staticsite/staticsite.php?menuid=1126&topmenu=673&keepmenu=inactive
    • Dokumentation 2010
      http://www.rheine.de/pics/medien/1_1267715728/Dorenkamp_Dokumentation_mit_Anhang_ohne_Plaene.pdf

6
      Ministerium für Bildung, Frauen, Jugend, Rheinland-Pfalz (2004)

                                                                                                                                 LIGA.NRW
20         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

       ‚Fachplan Seniorinnen und Senioren in Erlangen’ vor-              Fachplan Öffentlicher Raum und Verkehr – Teilplan
       gelegt. Der Plan zeigt eine Gesamtschau der demo-                 Radverkehr des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick:
       grafischen Entwicklung in der Stadt auf, gibt Hinweise            Der Bezirk Treptow-Köpenick erarbeitet einen Rad-
       zu künftig notwendigen Pflegekapazitäten, regt ein                verkehrsplan, der Teil des Fachplans Öffentlicher
       Konzept für die Bildung stadtweiter Hausgemein-                   Raum und Verkehr ist. Der Entwurf basiert auf einer
       schaften an, legt eine Bedarfsermittlung psycho-                  Bestandsaufnahme der Radverkehrsanlagen im Be-
       gerontologischer Versorgung vor, bearbeitet einen                 zirk und einer Zusammenstellung der relevanten
       Schwerpunkt Altenhilfe für Migrantinnen und Mi-                   Quellen und Ziele des Radverkehrs. Aus den Quellen
       granten und beschreibt den Bedarf an barrierefreien               und Zielen werden ein Wunschliniennetz und ein Ziel-
       Seniorenwohnungen.                                                routennetz aus Haupt- und Nebenrouten erarbeitet.
                                                                         Die Überlagerung des Zielnetzes mit dem Bestand an
       Fachplan Wohnen der Stadt Zittau: Der Fachplan
                                                                         Radverkehrsanlagen führt zu einem Maßnahmenka-
       Wohnen in Zittau ist Teil der dort beschlossenen Leit-
                                                                         talog als Grundlage für die weitere Arbeit des Bezirk-
                                                                         samtes.
           Online-Quelle (Erlangen)

           • http://www.erlangen.de/Portaldata/1/Resources/030_            Online-Quelle (Berlin; Treptow-Köpenick)
             Leben_in_ER/Dokumente/50_Altenhillfplan_2002.pdf
                                                                           • Pressemitteilung 2009 http://www.berlin.de/ba-treptow-
                                                                             koepenick/presse/archiv/20090422.1325.126100.html

       linien für die Wohnungspolitik.
       Der Plan konkretisiert
                                                                         Landwirtschaftlicher Fachplan Südhessen des Re-
       • die städtische Grundstückspolitik
                                                                         gierungspräsidiums Darmstadt: Dieser Fachplan
       • den Neubau, die Modernisierung und Instandhal-
                                                                         als umfassende Basis zur Wahrnehmung landwirt-
         tung von Wohnungen
                                                                         schaftlicher Belange bei raumbeanspruchenden Pla-
       • die Wohnungsversorgung der Bevölkerung                          nungen wurde als Modellprojekt des Landes Hessen
       • die Gestaltung von Wohngebieten.                                erstellt. Schwerpunkt ist neben der Analyse der aktu-
       Sportentwicklungsplan der Stadt Sindelfingen:                     ellen Situation der Landwirtschaft insbesondere die
       Neben zahlreichen weiteren Kommunen hat auch Sin-                 Ableitung und Bewertung von Feldflur-Funktionen
                                                                         wie Ernährungs-/Einkommens-/Arbeitsplatz- oder
                                                                         Erholungsfunktion. Auch einzelne Schutzfunktionen
           Online-Quellen (Zittau)                                       wie Landschafts-Biotop, Artenschutz/Bodenschutz/
                                                                         Klimaschutz und Wasserschutz werden analysiert.
           • Leitlinien Wohnen
                                                                         Dieser Plan ist fachliche Basis für die Ableitung von
             http://www.zittau.de/2_rathaus/buergerservice/stadtrecht/
                                                                         Planungsaussagen wie Festlegung von Vorrang- und
             pdf5/5.01_Wohnungspolitik.pdf
                                                                         Vorbehaltsflächen für die Landwirtschaft bei der Re-
           • Stadtentwicklungskonzept 2009
                                                                         gionalplanaufstellung sowie bei der Wahrung landwirt-
             http://www.stadtsanierung-zittau.de/download/Broschue-
             re_Stadtentwicklung_SEKo_2009_2.pdf                         schaftlicher Belange bei Einzelvorhaben. Er ist damit
                                                                         Arbeitsgrundlage für die landwirtschaftlichen Fachbe-
                                                                         hörden und den Berufsstand.
       delfingen einen Sportentwicklungsplan aufgestellt.
       Der Plan enthält Zieldefinitionen, Ansatzpunkte für
                                                                           Online-Quelle (Südhessen)
       Arbeitsfelder, Hinweise auf ein Methodenspektrum,
       die Beschreibung des Arbeitsverfahrens und einen
                                                                           • Übersicht mit Downloadfunktionen http://www.hessen.
       Maßnahmenteil, der sich vor allem auf die vorhandene
                                                                             de/irj/RPDA_Internet?cid=ff34af1cececa86c06f364b90
       und künftig notwendige Sportinfrastruktur bezieht.
                                                                             9f47c71

           Online-Quelle (Sindelfingen)

           • Sportentwicklungsplan 2002
             http://www.sindelfingen.de/servlet/PB/show/1206185_l1/
             sportentwicklungsplan.pdf

LIGA.NRW
Fachplanung
                                                                                                         Kapiteltitel
                                                                                                             andererinSektoren
                                                                                                                       Medium       21

Im Unterschied zu einer Reihe der oben aufgeführten                    Auffallend ist, dass das gesellschaftliche Handlungs-
Planarten sind bestimmte Fachpläne in Deutschland                      feld des Gesundheitsschutzes und der Gesundheits-
verankert, die über einen unmittelbaren Bezug zur Bo-                  vorsorge solche Fachpläne im engeren Sinne in seiner
dennutzung verfügen bzw. ein spezielles Bodenrecht                     Praxis bisher nicht kennt. Dies obwohl der Öffentliche
vertreten. Diese Fachpläne mit eigenem Bodenrecht                      Gesundheitsdienst – wie andere Verwaltungsseg-
spielen in der gesamträumlichen Planung eine beson-                    mente auch – über definierte Mitwirkungsrechte in
dere Rolle. Sie lassen sich vereinfacht in raumbela-                   Planungsverfahren verfügt, sei es als anzuhörende
stende Infrastrukturplanungen und schutz- oder vor-                    bzw. zu beteiligende Fachbehörde bei innerkommu-
sorgeorientierte Pläne unterscheiden.                                  nalen Planungen oder als Träger Öffentlicher Belange
                                                                       bei der Mitwirkung an Planungen beispielsweise. nach
Solche Infrastrukturpläne betreffen die Aufgaben-
                                                                       § 8 ÖGDG NRW8. Eine Übersicht zu diesen Mitwir-
felder Abfall; Bergbau, Rohstoffabbau; Energie- und
                                                                       kungsoptionen und zur behördlichen Praxis liefert der
Rohstofftrassen; Verkehr (Schiene, Straße, Wasser-
                                                                       anschließende Abschnitt 3.
straße, Luftverkehr); Wasserwirtschaft (Gewässer-
ausbau, künstliche Wasserspeicher). Schutzorien-
tierte Planungen gibt es für folgende Aufgabenfelder:
Bodenschutz; Forstwirtschaft; Immissionsschutz
(Luft, Lärm); Landwirtschaft (als Flurbereinigung
mit Drainierung auch eingreifend); Natur- und Land-
schaftsschutz; Wasserwirtschaft (Wasserversorgung,
Abwasserbeseitigung, Gewässerschutz, Hochwasser-
schutz).

Die für den Bereich Gesundheit besonders relevanten
Fachpläne aus diesem Zusammenhang sind ausführ-
lich in einem Berichtsband des ehemaligen lögd NRW
(2004) beschrieben7. Deutlich wird in der Zusammen-
schau, dass für zentrale gesellschaftlich bedeutende
Handlungsfelder Fachpläne aufgestellt werden, die je-
weils Wegweiser des betreffenden Fachgebietes dar-
stellen.

Regelmäßig enthalten sie folgende Komponenten:

• Bestandsanalyse und -bewertung
• Zieldefinition
• Planungs- und Maßnahmenkonzept.

Die Fachpläne haben Wirkung nach innen, indem sie
für das Fachpersonal der zuständigen Dienststelle
in ihrer Arbeit eine innere Struktur vorgeben. Durch
Gremienbeschlüsse (Fachausschuss, Stadt- oder Ge-
meinderat) erzielen sie häufig auch einen politischen
Leitliniencharakter und wirken damit zusätzlich nach
außen. Sie sind in aller Regel Teil einer öffentlichen
Debatte vor Beschlussfassung und können dort, wo
dies planungssystematisch möglich ist (wie bei der
bodenordnenden Bauleitplanung), Eingang in Abwä-
gungsentscheidungen der Gesamtplanung finden.
Solche Fachpläne können auch helfen, die Belange
eines Sektors in die gesellschaftlich etablierten „offi-
ziellen“ Planungsprozesse einzubringen, die auf ver-
schiedenen Ebenen (lokal, regional, Landesplanung)
laufend stattfinden.

7
    Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (2004)   8
                                                                           ÖGDG NW 1997 (2009)

                                                                                                                                LIGA.NRW
22         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

LIGA.NRW
23

3. Bestehende Planungsansätze im Gesundheitssektor

Wie in Abschnitt 2 ausgeführt, sind für den Begriff        Jedoch gibt es in den unteren Gesundheitsbehörden
„Plan“ zwei Bedeutungen zu unterscheiden. Die In-          mehrere Bereiche, die teilweise enge Bezüge zum
terpretation als „Ablaufplan“ spielt für praktisch alle    Konzept eines Fachplans Gesundheit aufweisen. Hier-
Aufgabenbereiche der unteren Gesundheitsbehörden           zu zählen Ansätze der „Gesundheitsplanung“, „Mit-
eine Rolle. Es gibt dort jeweils Zielsetzungen, die sich   wirkung an Planung“, Gesundheitsberichterstattung,
an gesetzlichen Vorgaben und fachlichem Bedarf aus-        kommunale Gesundheitskonferenzen sowie auch Pro-
richten, und ein Aufgabenspektrum, das in der Regel        dukthaushalte. Diese Bereiche werden nachfolgend
planvoll abgearbeitet wird.                                skizziert.

Die andere, kartographische Interpretation von „Plan“
ist relevant in Aufgabenfeldern mit mehr oder minder
ausgeprägtem Raumbezug, darunter Trinkwasser-              3.1 Gesundheitsplanung und „Mitwir-
hygiene; Gesundheitsberichterstattung; quartierori-        kung an Planung“
entierte Prävention und Gesundheitsförderung; Seu-         Im Gesundheitssektor ist „Gesundheitsplanung“ ein
chenhygiene und Impfschutz; Planung der gesund-            eingeführter Begriff, der allerdings unterschiedlich
heitlichen Versorgung und Notdienste; Mitwirkung an        ausgelegt wird, was einen Rückgriff auf eine gesund-
räumlicher Planung und Kommunal- bzw. Stadtent-            heitsbezogene „Planungskultur“ erschwert. Häufig
wicklung.                                                  verbindet man mit „Gesundheitsplanung“ einen Bezug
Nicht alle genannten Aufgabenfelder mit Raumbezug          auf eine Planung und vorsorgliche Organisation ge-
erfordern aufwändige, koordinatengetreue GIS-An-           sundheitlicher Versorgungsleistungen und -einrich-
wendungen; vielfach sind sie mit flächenbezogenen          tungen. Ein anderes verbreitetes Begriffsverständnis
Daten und Informationen besser bedient als etwa mit        richtet sich auf Beobachtung und empirische Erfas-
wohnadressenscharfen Angaben. Andererseits wach-           sung des Krankheitsgeschehens (Gesundheitsbe-
sen die Forderungen gerade in der Zusammenarbeit           richterstattung) und einen entsprechend planvollen
von Gesundheitsbehörden mit den anderen sozialen           Ressourceneinsatz, um Prävention und Versorgung in
Diensten im kommunalen Bereich nach kleinräumiger          ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen.
Berichterstattung und sozialräumlichen Datenerhe-          Durch das föderale System sind in Deutschland Pla-
bungen.                                                    nungskompetenzen auf (mindestens) drei Planungs-
Soweit für uns erkennbar greift der Gesundheitssek-        und Handlungsebenen verteilt und Zuständigkeiten
tor – im Gegensatz zu zahlreichen anderen Sektoren         für einzelne gesundheitsbezogene Versorgungsseg-
– bisher kaum auf explizite Fachpläne zurück. Eine         mente (beispielsweise die kassenärztliche Versor-
entsprechende Internet-Recherche fördert lediglich         gung) an speziell entwickelte Organisationsstrukturen
einen einzigen Fund zutage, nämlich einen Fachplan         delegiert. Daher ist im deutschen Gesundheitswesen
Gesundheit im Rahmen der Stadtentwicklungspla-             eine „Gesundheitsplanung“ in einem generalisierten
nung der Stadt Erlangen aus dem Jahr 19869. Dieser         Sinne schwer erkennbar und bleibt begrifflich un-
befasst sich als Teil einer umfassenden Sozial-            scharf.
planung mit der stationären, ambulanten und                Für die Situation in den Kommunen bedeutet das
gesundheitsdienstlichen Versorgung der heutigen            unter anderem Folgendes: der gesetzlich vorgege-
und künftigen Bevölkerung Erlangens. Angestrebt            bene Auftrag für die örtliche Gesundheitsbehörde
wird dort ein qualitativ und quantitativ ausreichendes     richtet sich überwiegend auf konkrete Teilaufgaben
Angebot an gesundheitsgerechten medizinischen              (Regelaufgaben nach Weisung), wobei der ebenfalls
Einrichtungen, das allen Bürgern bei tragbaren Bela-       übertragene allgemeine Gesundheitsschutz für die
stungen eine optimale Versorgung garantiert. Somit         Bevölkerung (etwa nach § 2 ÖGDG NRW) in manchen
fokussiert dieser Erlanger Fachplan auf einen ausge-       Aspekten unterschiedlich interpretierbar bleibt. Diese
wählten – wichtigen – Aspekt des Gesamtthemas.             Konstellation trägt nicht zur Stärkung der Gesund-
                                                           heitsbehörde im Zusammenspiel kommunaler Ämter
                                                           bei.
9
    Heidenreich, F. (1986)

                                                                                                                    LIGA.NRW
24         Vorarbeiten zum lokalen Fachplan Gesundheit

       Der Öffentliche Gesundheitsdienst verfügt über de-                               • Durchführung und Fortentwicklung der Gesund-
       finierte Mitwirkungsrechte in Planungsverfahren, sei                               heitsberichterstattung in Oberösterreich.
       es als anzuhörende beziehungsweise zu beteiligende
       Fachbehörde bei innerkommunalen Planungen oder
       als Träger Öffentlicher Belange bei der Mitwirkung an                            Gerade die inhaltliche Gestaltung der Gesundheits-
       Planungen beispielsweise nach § 8 ÖGDG NRW. So-                                  konferenzen wird durch das Institut so gesteuert,
       wohl das Baugesetzbuch10 als auch die einschlägigen                              dass sie zu einer strategischen Ausrichtung und
                                                                                        Schwerpunktbildung beitragen. Insoweit zeigen sich
       Fachgesetze (wie das Bundesimmissionsschutzge-
                                                                                        hier Ansätze einer jedoch noch sektoral stark aufge-
       setz11) heben Gesundheitsaspekte bei Projekten und
                                                                                        splitterten (gesundheits-) planerischen Vorgehens-
       Planungen als abwägungsrelevant hervor.
                                                                                        weise. Dies lässt sich anhand der Papiere zur Gesund-
       LIGA.NRW (vormals lögd NRW) hatte sich in früheren                               heitskonferenz 2008 recht gut belegen. So weisen
       Studien mit der Problematik der Wahrnehmung von                                  insbesondere die Beiträge unter den Titeln
       Gesundheitsbelangen durch kommunale Gesund-
                                                                                        • „Eine gesunde und sichere natürliche Umwelt“;
       heitsbehörden in Planungsverfahren auseinander-
       gesetzt, welche über einen relevanten Bezug zum                                  • „Settings zur Förderung der Gesundheit“;
       Schutzgut menschliche Gesundheit verfügen. Im Jahr                               • „Multisektorale Verantwortung für die Gesundheit“
       2005 wurde eine Reihe von detaillierten Fallbeispielen                           relativ konkrete Planungsansätze auf. Die Beiträge
       aus der örtlichen Praxis von zwölf nordrhein-westfä-                             sind auf der genannten Homepage des Institutes ab-
       lischen Gesundheitsämtern dokumentiert12.                                        rufbar.
       Ein Ansatz, um auf lokaler Ebene im Gesundheitssek-                              Das Bundesamt für Gesundheit der Schweiz fördert
       tor vermehrt Planungsmöglichkeiten zu eröffnen, ist                              seit 2001 über das Aktionsprogramm Umwelt und Ge-
       die Aufgabenübertragung zur ortsnahen Koordinie-                                 sundheit14 vor allem Planungen mit gesundheitlichem
       rung der gesundheitlichen Versorgung (§ 6.1 ÖGDG)                                Schwerpunkt in drei Modellregionen:
       und die Einführung der Kommunalen Gesundheits-
       konferenzen durch § 24 des ÖGD-Gesetzes NRW                                      Bei dem Aarauer Ortsteil Telli handelt es sich um eine
       1997. Die vorgegebene Teilnehmerkonstellation dieser                             dicht bebaute Großsiedlung, in welcher etwa 2500
       Konferenzen soll sicherstellen, dass Vertreter gerade                            Menschen leben. Das Projekt unter dem Titel „Allons
       auch solcher Versorgungssegmente an der örtlichen                                y Telli“ unterstützt Maßnahmen, um die seit einigen
       Koordinierung gesundheitlicher Versorgungslei-                                   Jahren einsetzende soziale Entmischung abzudämp-
       stungen beteiligt werden, in denen die Planungshoheit                            fen15. Es wurden unter Beteiligung der Betroffenen
       nicht auf kommunaler Ebene liegt. Aufgrund dieser                                Pläne zur Quartiersaufwertung erarbeitet und in ein-
       zusätzlichen Präsenz (planungs-)relevanter Akteure                               zelnen Planungsschritten und Projekten einschließlich
       sind die Kommunalen Gesundheitskonferenzen vieler-                               regelmäßiger Berichterstattung umgesetzt. Die fol-
       orts zu einem wichtigen Gremium der konkreten kom-                               gende Abbildung zeigt hierzu die Projektübersicht der
       munalen Gesundheitsplanung geworden.                                             Jahre 2001 bis 2006. (s. Abbildung 2)

       Sowohl in Österreich als auch in der Schweiz und                                 Auslöser für ein weiteres Projekt waren erhebliche ge-
       Norditalien sind Ansätze zu einer verstärkt strate-                              werblich-industrielle Restrukturierungen in der länd-
       gisch-planerischen Ausrichtung der Gesundheitsvor-                               lichen Juraregion des Kantons Solothurn. Das Projekt
       sorge unter dem Stichwort „Gesundheitsplanung“ zu                                „Gesundes Thal“ fördert die Pläne der Region zur ver-
       finden.                                                                          stärkten Ausrichtung im Bereich Natur und Erholung.
                                                                                        Mit einem umfassenden Programm wird z. B. auf Nah-
       Im benachbarten Österreich haben das Land Ober-                                  rungsmittelproduzenten und -konsumenten zugegan-
       österreich, eine Gebietskrankenkasse sowie die Städ-                             gen, um eine gesunde Ernährung aus der Region zu
       te Linz und Kels eine Partnerschaft gebildet, um ge-                             fördern und eine nachhaltige Landwirtschaft in Gang
       meinsam Fragen der Gesundheitsplanung zu behan-                                  zu setzen.
       deln13. Daraus ist als eingetragener Verein das Institut
       für Gesundheitsplanung entstanden, welches die fol-                              Der Erholungsort Crans-Montana, bisher bekannt für
       genden Aufgaben wahrnimmt:                                                       seine gute Luft, drohte in den vergangenen Jahren an
                                                                                        den Folgen des Verkehrs zu ersticken. Das Projekt un-
       • Koordination und Betreuung der Oberösterreichi-                                terstützt Maßnahmen vor Ort unter dem Slogan ‚Der
         schen Gesundheitskonferenz;                                                    Verkehr muss zur Kur’16. Die Lokale Agenda Gruppe 21
       • Unterstützung der Förderer bei der Entwicklung und                             arbeitet mit dem Bundesamt für Gesundheit zusam-
         Umsetzung sowie der Evaluierung des Gesundheits-                               men. Ziel ist die Vereinbarkeit von Mobilität und Wohl-
         zielekonzeptes;
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             BauGB 2004 (2011) online; Druckausgabe: Runkel (Hrsg.): BauGB u. a. 2009
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             BImSchG 2002 (2011)                                                        14
                                                                                             Näheres unter APUG Schweiz www.apug.ch
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             Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (2005)           15
                                                                                             URL: http://www.telli.ch/allonsy
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             Näheres unter www.gesundheitsplanung.at                                    16
                                                                                             Quelle: Zeitschrift Umwelt (CH); Heft 1/2003, S. 16-18

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