Wir gestalten Wiener Zukunft - 2011 Geschäftsbericht
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Wir gestalten Wiener Zukunft Geschäftsbericht 2011 Geschäftsbericht der Wiener Stadtwerke 2011 www.wienerstadtwerke.at
2 Geschäftsbericht Geschäftsbericht 2011 2011 | Auf| Interview einen Blick mit dem Vorstand Die Basis des Erfolgs Das größte Kapital und Fundament des wirtschaftlichen Erfolgs der Stadtwerke sind die knapp 16.000 Mitarbei- terInnen des Konzerns. Die Wiener Stadtwerke verfolgen das Ziel, wertvolles Know-How im Unternehmen zu halten und den MitarbeiterInnen neue Chancen der beruflichen Entwicklung im Konzern zu eröffnen. Jahreskarte um 365 Euro Die Jahreskarte der Wiener Linien kostet ab Mai 2012 nur mehr 365 Euro. Mit der Jahreskarte um einen Euro pro Tag gehört Wien im Europa-Vergleich zu den billigsten Städten. Aber nicht nur der Preis für die Jahreskarte ist Neues Elektroauto im Wiener Stadtwerke Fuhrpark gesenkt worden, auch die Monatskarte wird um neun Prozent günstiger. Investitionen in die Zukunft In Summe investierte der Wiener Stadtwerke-Konzern 2011 etwa 675 Mio. Euro in Sachanlagen, zu etwa gleichen Teilen in den Konzernunternehmen Wien Energie und Wiener Linien. Den größten Anteil hatte einmal mehr der Ausbau erneuerbarer Energie, der Fernwärme- und Telekommunikationsnetze sowie die neue Hauptwerkstät- te der Wiener Linien und der U-Bahn-Neubau. Öffis auf der Überholspur Im Jahr 2011 konnten die öffentlichen Verkehrsmittel den Abstand zum PKW weiter vergrößern: Bereits 37 Prozent Saubere Energie aller zurückgelegten Wege in Wien wurden mit öffentli- chen Verkehrsmitteln bewältigt, auf das Auto entfallen Im Mai 2012 geht das erste BürgerInnen-Solarkraftwerk „nur mehr“ 29 Prozent. in Betrieb. Im Februar waren die Anteile am ersten Beteili- gungssolarkraftwerk innerhalb von nur 26 Stunden Öffentlicher ausverkauft. Saubere und nachhaltige Energie soll auch Verkehr Fahrrad zu Fuß PKW das Geothermie-Kraftwerk in Aspern liefern. Geothermie 2008 35 5 27 32 zählt zu den innovativsten und umweltfreundlichsten 2009 35 6 27 32 Methoden zur Wärmeerzeugung. 2010 36 5 28 31 2011 37 6 28 29 Anteil am Gesamt-Verkehrsaufkommen in Prozent. Schwerpunkt Forschung Anhand von Modellprojekten wollen die Wiener Stadtwerke Antworten auf die Trends der Zukunft entwickeln. Das er- ste Modellprojekt „e-mobility on demand“ ist bereits ge- startet. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist mit dem Projekt „SMILE“ in Vorbereitung. Ziel von SMILE ist es, So soll die neue Geothermieanlage Aspern einmal aussehen, Spatenstich war im November 2011. einen Prototyp für ein Informations-, Buchungs- und Bezahlsystem für ein multimodales Mobilitätsangebot zu entwickeln und zu testen.
Inhalt | Geschäftsbericht 2011 3 Inhalt 2 Auf einen Blick 49 Konzern-Jahresabschluss 49 Konzernbilanz 50 Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung 4 Interview mit dem Vorstand 51 Konzern-Geldflussrechnung 51 Konzern-Eigenkapitalentwicklung 9 Vorwort des Aufsichtsratsvorsitzenden 52 Konzernanlagenspiegel 54 Konzernanhang 69 Bestätigungsvermerk 70 Beteiligungsspiegel 10 Unternehmensprofil, Konzernbereiche 10 Konzernstruktur 73 Glossar, Impressum 11 Wir denken Wiener Zukunft 11 Konzernbereich Energie 12 Wien Energie Vertrieb 12 Wien Energie Fernwärme 12 Energiecomfort 12 Wien Energie Stromnetz 13 Wien Energie Gasnetz 14 Wiener Linien 14 Wiener Lokalbahnen 14 BMG-Gruppe 15 Bestattung und Friedhöfe 16 Nachhaltigkeitsmanagement 22 Konzernlagebericht 22 Geschäftstätigkeit 22 Rechtliches Umfeld, Rahmenbedingungen 22 Unternehmensstrategie 25 Wirtschaftliches Umfeld 25 Umsatz- und Ertragslage 27 Vermögens- und Kapitalstruktur 30 Segmentberichterstattung 41 MitarbeiterInnen 42 Umwelt 43 Forschung und Entwicklung 45 Internes Kontroll- und Risikomanagementsystem 46 Ausblick 48 Nachtragsbericht
4 Geschäftsbericht 2011 | Interview mit dem Vorstand Chancen nutzen, Prioritäten setzen Der Vorstand der Wiener Stadtwerke im Gespräch über die Erfolge des Konzerns und die Herausforderungen in den kommenden Jahren. Die Wiener Stadtwerke sind Österreichs größter Krajcsir: 2011 war ein nicht einfaches, aber letztlich Infrastrukturanbieter, versorgen zwei Millionen durchaus zufriedenstellendes Geschäftsjahr. Der Kon- Menschen mit Energie und Wärme und befördern zernumsatz konnte im Vergleich zum Vorjahr gehalten jährlich über 800 Millionen Menschen mit den Wiener werden – nach einem historischen Höchststand von Linien. Welche wirtschaftlichen Erfolge konnten im 3.060,8 Mio. Euro liegen wir heuer mit 3.058,7 Mio. Euro Jahr 2011 in den Bereichen Energie und Verkehr ganz knapp darunter. Unterm Strich bleibt ein respektab- verbucht werden? ler Konzern-Jahresüberschuss von 17,1 Mio Euro. Das ist zwar minimal unter dem Durchschnittsergebnis von 20 bis Payr: Für die Qualität des Wirtschaftsstandorts ist eine 25 Mio. Euro, aber denken Sie an die schwierige gesamt- gut funktionierende Infrastruktur entscheidend. Daher wirtschaftliche Situation. investieren die Wiener Stadtwerke jährlich hunderte Millionen Euro in die Infrastruktur Wiens. Unsere Domschitz: Ein sehr erfolgreiches Jahr können die Wiener Investitionen tragen damit maßgeblich zur ausgezeich- Linien für sich verbuchen, vor allem was ihr weiteres neten Lebensqualität bei und sind außerdem wichtiger Wachstum als das beliebteste Verkehrsmittel der Wien- Impulsgeber für die heimische Wirtschaft. Nicht zuletzt erinnen und Wiener betrifft. Der Öffi-Anteil an den zurück- sichern wir mit Investitionen wie dem Ausbau der U-Bahn gelegten Wegen in der Stadt erreichte 2011 erstmals viele Arbeitsplätze. 37 Prozent – ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Die
Interview mit dem Vorstand | Geschäftsbericht 2011 5 Wiener Linien haben ihren Vorsprung gegenüber dem Autoverkehr damit weiter ausgebaut. Wien ist eine der ganz wenigen Städte, in der mehr Wege mit U-Bahn, Straßenbahn und Bus zurückgelegt werden als auf jede andere Art – sei es nun mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Die Gesamtzahl der Fahrten ist einmal mehr stark gestiegen: Ganze 875 Millionen Fahrgäste zählten die Wiener Linien 2011. Damit können wir sehr zufrieden sein, es ist aber vor allem ein Auftrag, alles zu tun, damit sich dieser Trend fortsetzt. Wo lagen 2011 die Investitionsschwerpunkte? Payr: Unser gut aufgestelltes Investitionsprogramm sichert nicht nur unser Kerngeschäft und damit auch den Arbeitsplatz unserer rund 16.000 MitarbeiterInnen, sondern geht noch weit darüber hinaus. Über Multiplika- toreffekte schafft jeder Arbeitsplatz innerhalb des Konzerns drei zusätzliche Arbeitsplätze in der Region. Jeder Euro, den die Wiener Stadtwerke investieren, löst „Gerade in der städtischen Infrastruktur eine zusätzliche Wertschöpfung von 1,20 Euro aus. ist es wichtig, langfristig zu denken. Diesen Wert hat das WIFO 2010 bei der Ermittlung der gesamtwirtschaftlichen Effekte exemplarisch berechnet. Unsere Investitionen prägen das Ener- gie- und Verkehrssystem mehrere Jahr- Krajcsir: In Summe investierte der Wiener Stadtwerke- Konzern 2011 rund 675 Mio. Euro in Sachanlagen, zu zehnte.“ etwa gleichen Teilen in den Konzernunternehmen Wien Energie und Wiener Linien. Gerade im Energiebereich GD Dr.in Gabriele Payr beschreiten wir dabei auch neue Wege, etwa mit den geplanten Bürgersolarkraftwerken oder dem Geothermie- Kraftwerk in Aspern. Die Schwerpunkte bei den Wiener Neben den Investitionen gab es im Berichtsjahr 2011 Linien waren die neue Hauptwerkstätte, der U-Bahn-Neu- auch bei der Attraktivierung des Öffentlichen Ver- bau sowie neue Fahrzeuge – insgesamt rund 296 Mio. kehrs eine wichtige Weichenstellung. Euro, davon 131 Mio. Euro für den Neubau der U-Bahn. Domschitz: Richtig. Die Tarifreform, die mit 1. Mai 2012 Miksits: Allein im Energiebereich wurden im Jahr 2011 voll wirksam wird, bringt deutlich günstigere Jahres- und über 330 Mio. Euro in Sachanlagen investiert, das ent- Monatstickets und macht Öffi-Fahren im Vergleich zu spricht einer Steigerung von 14,6 Prozent gegenüber dem anderen Transportmitteln noch attraktiver. Die Jahres- Geschäftsjahr 2010. Den größten Anteil hatte einmal karte wird nur mehr einen Euro pro Tag kosten, auch die mehr der Ausbau der Fernwärme- und Telekommunikati- Monatskarte wird billiger. Ein Schritt, der in vergleichba- onsnetze. Andererseits investierte der Energiebereich ren Weltstädten nicht gesetzt wurde. sehr stark in Beteiligungen, konkret an der Verbund Innkraftwerke GmbH sowie in diverse Projekte im Bereich Es ist allgemein bekannt, dass die Wiener Stadtwerke erneuerbarer Energieträger in Österreich und dem sehr um die Qualität ihrer Dienstleistungen bemüht benachbarten Ausland. sind. Welchen Grad der Zufriedenheit und Akzeptanz können Sie im Berichtsjahr 2011 bei Ihren Kunden Domschitz: Der Ausbau der Wiener Infrastruktur wäre feststellen? jedoch ohne die rund 16.000 Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter nicht möglich. Sie arbeiten Tag für Tag – und Payr: Ein sehr wichtiges Erfolgskriterium ist die Zufrie- auch in der Nacht, damit Wiens Infrastruktur funktioniert denheit unserer KundInnen. Daher arbeiten wir als Wiener und die Stadt die lebenswerteste bleibt. Die Wiener Stadtwerke ständig daran, die Qualität der Dienstleistun- Stadtwerke verfolgen daher durch eine systematische gen unserer Konzernunternehmen weiter zu verbessern. Personalentwicklung und Weiterbildungsprogramme das Mit Erfolg – wie regelmäßig durchgeführte Befragungen Ziel, wertvolles Know-How im Unternehmen zu halten, zeigen. Diese Befragungen sind nicht nur ein wichtiges sowie den MitarbeiterInnen neue Chancen der beruflichen Erfolgskriterium, sondern liefern zugleich auch wertvolle Entwicklung im Konzern zu eröffnen. Eines ist klar: Hinweise und Anregungen, wie unser Service weiter Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das ausgebaut und verbessert werden kann. Fundament unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Domschitz: Die Gesamtzufriedenheit mit den Öffis in Wien liegt bei einem Rekordwert von 95 Prozent im Jahr 2011. Dieses gute Ergebnis ist auf eine ganze Reihe von
6 Geschäftsbericht 2011 | Interview mit dem Vorstand Schritte zur Kundenzufriedenheit zu setzen. Das ist am neuen Standort in Wien Simmering viel besser möglich als bisher. Dort können wir ein durchgängiges One-Stop- Shop-Prinzip anbieten. Für trauernde Angehörige ist das ungemein entlastend. Neu in Simmering sind auch der Tierfriedhof und das Tierkrematorium Wien. Es entspricht einem lang gehegten Wunsch unserer Kundinnen und Kunden, ihren verstorbenen Lieblingen ein ehrendes Andenken setzen zu können. Nachhaltigkeit ist aus den strategischen Überlegun- gen eines Unternehmens nicht mehr wegzudenken. Welche konkreten Ziele verfolgen die Wiener Stadtwerke? Payr: Wien zählt weltweit zu den Städten mit der höch- sten Lebensqualität – für alle BürgerInnen. Dazu tragen auch die Wiener Stadtwerke bei: Zum Beispiel durch eine sichere Versorgung mit Energie und ein erschwingliches „Die Jahreskarte wird nur mehr einen sowie für alle zugängliches Verkehrssystem. Gerade in der städtischen Infrastruktur ist es wichtig, langfristig Euro pro Tag kosten. Ein Schritt, der in zu denken. Denn unsere Investitionen prägen das vergleichbaren Weltstädten nicht ge- Energie- und Verkehrssystem für mehrere Jahrzehnte. Wir müssen in unseren Entscheidungen bereits heute das setzt wurde.“ weitere Bevölkerungswachstum in Wien, den demografi- Dr.in Gabriele Domschitz Qualitätsmerkmalen zurückzuführen, die auch Bestandteil des Verkehrsvertrags mit der Stadt sind. Beispielsweise verbessern die Wiener Linien ihre Serviceleistungen mit den Internet- und Kommunikationstechnologien. Denken Sie an die App „qando“, die von den Fahrgästen begeistert angenommen wird. „qando“ bietet für internet- fähige Mobiltelefone einen Fahrplan mit Routingfunktion, Echtzeitanzeige, aktuelle Störungsinformationen, Handy- tickets und Umgebungskarten zu den Haltestellen an. Miksits: Auch der Konzernbereich Energie führt in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern regelmäßige Untersu- chungen und Befragungen durch, die maßgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Teilmärkte eingehen. In Summe waren während der letzten Jahre drei Viertel der KundInnen mit den Leistungen von Wien Energie zufrieden bzw. sehr zufrieden. Dies lässt sich „Wir brauchen eine klare Unternehmens- auch an dem stabilen KundInnenstamm des Konzernbe- reichs Energie feststellen. Auch der Erfolg im Bereich der strategie, um die notwendigen Sparziele Energieberatung gibt uns Recht. Wir haben im vergange- nen Jahr den millionsten Kunden im Wien Energie-Haus zu erreichen und unsere Wachstums- gefeiert. Die Energie-ExpertInnen im Wien Energie-Haus chancen zu wahren.“ unterstützen und beraten bereits seit 1997 Haushaltskun- dInnen in allen Energiefragen. Das Wien Energie-Haus Mag. Dr. Martin Krajcsir zählt heute als europaweites Vorbild. schen Wandel bei unseren KundInnen und in unserer Payr: Auch beim Konzernbereich Bestattung und Friedhöfe Belegschaft sowie die Erfordernisse des Klimaschutzes Wien steht das Interesse der KundInnen, in diesem Fall der und eines ressourceneffizienten Wirtschaftens – ich Hinterbliebenen, an oberster Stelle. Die MitarbeiterInnen nenne nur beispielhaft das EU-Ziel einer low carbon stehen ihnen bei Bedarf mit Rat und Tat hilfreich zur Seite economy – berücksichtigen. und bieten eine einfühlsame Betreuung. Ziel ist, mit einer permanenten Ausweitung des Serviceangebotes weitere
Interview mit dem Vorstand | Geschäftsbericht 2011 7 Wir müssen also die politischen und gesellschaftlichen und der effiziente Umgang mit Ressourcen wurden positiv Zielsetzungen und die sich abzeichnenden Änderungen bewertet. Dieses überaus positive Ergebnis spornt uns der Energiemärkte in unsere Planungen einbeziehen. Nur an, noch besser zu werden. Zentral bleiben Ziele wie die dann sind wir auch in Zukunft wettbewerbsfähig und notwendige Reduktion der CO2-Emissionen in Wien sowie werden wir zum Erhalt der hohen Lebensqualität auch für die Erhöhung des Anteils des Öffentlichen Verkehrs von die nachfolgenden Generationen beitragen können. derzeit 37 auf 40 Prozent am Verkehrsaufkommen (Modal Split) bis 2020. Domschitz: Die langfristige Absicherung gilt auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir arbeiten daran, die Krankenstände möglichst niedrig zu halten und auch unsere älteren MitarbeiterInnen, die ja auch Kom- petenzträger sind, durch die Entwicklung altersgerechter Arbeitszeitmodelle länger in Beschäftigung zu halten. Wir bieten gesundheitsbezogene Präventions- und Hilfemaß- nahmen und unterstützen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit unterschiedlichen Teil- und Gleitzeitmodellen sowie familiengerechter Dienstzeiteinteilung. Die Wiener Stadtwerke sind auch eines der ersten Unternehmen Österreichs, die den „Papa-Monat“ für frisch gebackene Väter eingeführt haben. Payr: Gleichstellung, Chancengleichheit und Antidiskrimi- nierung haben bei den Wiener Stadtwerken höchste Priorität. Allein die Zahl der weiblichen Führungskräfte im Konzern konnte in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut werden. Domschitz: Auch beim Thema Frauenquote in Aufsichtsrä- ten nehmen die Wiener Stadtwerke eine Vorreiter-Positi- on ein. 43 Prozent aller Aufsichtsräte bei den Wiener „Im Energiebereich wurden im Jahr 2011 Stadtwerken sind Frauen. Das Ziel der Wiener Stadtwerke über 330 Mio. Euro in Sachanlagen in- ist es, künftig noch mehr Frauen in Führungspositionen zu verankern. vestiert, eine Steigerung von 14,6 Prozent.“ Payr: Die vielen verschiedenen Ansatzpunkte im Bereich Nachhaltigkeit finden Sie alle in unserem Nachhaltig- KR Ing. Mag. Helmut Miksits keitsprogramm. Dieses wird jährlich evaluiert und aktuali- siert. Die Wiener Stadtwerke sind nicht nur Österreichs größter kommunaler Infrastrukturanbieter, sondern auch Im Zuge der Verkehrs- und Umweltdebatten wird der kommunale Nachhaltigkeitskonzern. zunehmend die Elektro-Mobilität diskutiert. Wie sehen Sie die Mobilität der Zukunft? Forschung und Entwicklung stehen immer mehr im Fokus der wettbewerbsfähigen Unternehmen. Wie Payr: Wiens Bevölkerung wächst rasant. In 20 Jahren sieht es bei den Wiener Stadtwerken in diesen Berei- werden mehr als zwei Millionen Menschen in der Bundes- chen aus? hauptstadt leben. Dieses schnelle Wachstum stellt die urbane Infrastruktur vor neue Herausforderungen, denn Payr: Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, wir müssen schon heute darüber nachdenken, wie der initiieren die Wiener Stadtwerke Forschungs- und Ent- Verkehr der Zukunft aussehen soll. Die Wiener Stadtwer- wicklungsprojekte oder beteiligen sich an ihnen. Das ke haben dazu eine klare Vision. Mit einem Mix aus ver- Spektrum reicht dabei von neuen Verfahren im Bereich schiedenen Verkehrsmitteln soll der Individualverkehr regenerativer Energien über Smart Grid bis hin zur reduziert und der Schadstoffausstoß sowie die Lärmbe- Schaffung einer barrierefreien und zukunftsfähigen lästigung gesenkt werden – auch mittels e-mobility. Aber Infrastruktur. Besonders am Herzen liegen uns die das ist eigentlich nichts Neues: Wir haben schon sehr Projekte, die Wien auf dem Weg zur Smart City der lange Elektromobilität in Wien – denken Sie nur an die Zukunft unterstützen. Ich denke hier etwa an das Straßenbahnen und U-Bahnen, die werden alle elektrisch gemeinsam mit den ÖBB initiierte Projekt SMILE. betrieben. Ein US-amerikanischer Klimastratege hat ein Ranking der „smartesten“ Städte weltweit erstellt und Wien zum Domschitz: Gemeinsames Ziel der Stadt Wien und der Sieger erkoren. Die wichtigsten Kriterien waren dabei Wiener Stadtwerke ist, dass bis 2020 40 Prozent aller Nachhaltigkeit und Innovation, aber auch ein möglichst Wege in Wien mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückge- geringer ökologischer Fußabdruck, hohe Lebensqualität legt werden sollen. Derzeit werden 37 Prozent aller Wege
8 Geschäftsbericht 2011 | Interview mit dem Vorstand in Wien bereits mit Bus, Straßenbahn oder U-Bahn be- Der Vorstand der wältigt. Das heißt, uns fehlen noch – absolut gesehen – drei Prozent, was relativ gesehen einer Steigerung Wiener Stadtwerke Holding AG unserer Fahrgastzahlen von rund acht Prozent ent- spricht. Acht Prozent mehr Fahrgäste übers ganze Jahr Generaldirektorin Dr.in Gabriele Payr – und das bei einer steigenden Anzahl der Verkehrsteil- (Jahrgang 1959) ist seit 2004 Vorstandsmitglied der nehmerInnen, einer vor allem in den Außenbezirken expandierenden Siedlungsstruktur und steigenden An- Wiener Stadtwerke Holding AG. Zuvor war sie u. a. für die forderungen der KundInnen an Komfort und Taktfrequenz. städtische Unternehmung „Wiener Wohnen“ tätig. Seit Unsere Zukunftsstrategie ist die Gewinnung neuer 2009 ist sie Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke Gruppen von NutzerInnen, u.a. durch die Schaffung von durchgängigen Mobilitätsketten mittels neuer Angebote. Holding AG. Ihr unterstehen die Bereiche Generaldirekti- on, strategische Konzernplanung, Revision, Recht, Die wirtschaftliche Lage ist derzeit nicht einfach. Beschaffung, Bestattung und Friedhöfe Wien sowie die Trifft das auch die Wiener Stadtwerke, und wenn ja, Kommunikation für den gesamten Konzern. Sie hat zudem wie begegnen Sie den Herausforderungen? Richtlinienkompetenz in Personalfragen. Payr: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbe- sondere jene im Energiesektor, erfordern in der Tat Vorstandsdirektorin Dr.in Gabriele Domschitz gezielte Maßnahmen, damit der Konzern weiterhin auf (Jahrgang 1959) wurde 2009 in den Vorstand der Wiener gesunden finanziellen Beinen stehen kann. Wir stellen uns darauf ein, dass uns die schwierigen energiewirt- Stadtwerke Holding AG berufen. Zuvor war sie u. a. im schaftlichen Rahmenbedingungen noch ein paar Jahre Bereich Personalwesen des Bundesministeriums für begleiten werden. Wenn wir gleichzeitig unserem Motto öffentliche Wirtschaft und Verkehr sowie bei der Austro „Wir denken Wiener Zukunft“ gerecht werden wollen, müssen wir die richtigen Vorhaben priorisieren. Anderer- Control GmbH tätig. In ihren Verantwortungsbereich fallen seits müssen wir unsere Sparbemühungen intensivieren. das operative Personalwesen sowie die Wiener Linien. Keine leichte Aufgabe. Aber das Ziel, eine nachhaltige hochqualitative Infrastruktur zu schaffen, um die hohe Generaldirektorin-Stellvertreter Lebensqualität in unserer Stadt gewährleisten zu können, rechtfertigt jede Kraftanstrengung. Mag. Dr. Martin Krajcsir (Jahrgang 1963) begann seine Karriere 1983 bei den Krajcsir: Ich sage es ganz offen: Es werden Sparmaßnah- Wiener Stadtwerken. Bevor er 2004 als Mitglied in den men erforderlich sein, um die finanzielle Lage der Wiener Vorstand der Wiener Stadtwerke Holding bestellt wurde, Stadtwerke stabil zu halten. Wir tragen eine Pensions- last, die in wirtschaftlich angespannten Jahren doppelt leitete er u. a. die Stabsstelle Organisation und allgemei- schwer wiegt. Das heißt wir brauchen eine klare Unter- ne wirtschaftliche Angelegenheiten sowie die kaufmänni- nehmensstrategie, um einerseits die notwendigen Spar- sche Hauptabteilung bei den Wiener Linien. Seit 2009 ist ziele zu erreichen und andererseits unsere Wachstums- chancen zu wahren. Im Wachstum müssen wir unsere er Generaldirektorin- Stellvertreter der Wiener Stadtwer- Chancen selektiver nutzen und noch stärker als bisher ke Holding AG und zuständig für den Finanzbereich, EDV, Prioritäten setzen. Dazu wird es notwendig sein, unser WienIT, die Konzernorganisation sowie für die Konzernbe- Kerngeschäft genau zu analysieren, zu definieren und die reiche BMG und Wiener Lokalbahnen. richtigen Schlüsse zu ziehen. Vorstandsdirektor KR Ing. Mag. Helmut Miksits (Jahrgang 1947) arbeitet seit 1967 für die Wiener Stadtwerke. Bevor er 2007 als Vorstandsdirektor der Wiener Stadtwerke Holding AG bestellt wurde, war er bei Wien Energie Gasnetz (vormals Wiengas) und Wien Energie als Geschäftsführer tätig. Als Vorstandsmitglied ist er für den Konzernbereich Energie verantwortlich.
Vorwort | Geschäftsbericht 2011 9 Obwohl die Wien Energie dem vollen Marktdruck aus- gesetzt ist, wird der klare Auftrag der Stadt Wien umgesetzt: Die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher sind bei sehr guter Leistung und zukunfts- trächtigen Investitionen dennoch möglichst gering zu halten. Und das zur Gänze ohne Atomstrom. Die Wien Energie schlägt auch innovative Wege ein, wie mit dem Bürgersolarkraftwerk eindrucksvoll bewiesen wurde. In Aspern entsteht ein Geothermie-Kraftwerk – hier soll ab 2014 zu 100% „saubere“ Energie für 40.000 Haushalte gewonnen werden. Neues können auch Bestattung und Friedhöfe Wien vermelden: im Februar wurde die gemeinsame Unterneh- Mag.a Renate Brauner menszentrale beim Zentralfriedhof bezogen. Gleichfalls neu in Simmering ist der Tierfriedhof mit angeschlosse- Die Wiener Stadtwerke haben mit ihren Konzernbe- nem Tierkrematorium. reichen in einem schwierigen Jahr erneut erfolgreich gewirtschaftet und viel zur Weiterentwicklung der Stadt Mit den Forschungsprojekten „e-mobility on demand“ und durch Investitionen viel zum Kampf gegen die Krise und „SMILE“ stellen die Wiener Stadtwerke bereits jetzt beigetragen. Damit haben sie auf verschiedenen Ebenen die richtigen Weichen, um die Zukunft der Mobilität gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Unternehmen der gestalten zu können. Und last not least sind die Stadt- Wiener Stadtwerke in öffentlichem Eigentum sind. werke einer der größten und wichtigsten Arbeitgeber im Großraum Wien. Die vielfältigen Tätigkeiten der 16.000 Der Öffi-Ausbau zahlt sich aus: Die Wiener Linien können Stadtwerke-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sind aus erneut einen Fahrgastrekord für sich verbuchen, 875 dem Stadtbild nicht wegzudenken. Hierfür darf ich ihnen Millionen Menschen nutzten 2011 die Öffis. Daher wird im Namen der Stadt Wien herzlich danken. auch 2012 weiter investiert: in neue Strecken für U- Bahn und Straßenbahn, in neue, klimatisierte Fahrzeuge und in das Erscheinungsbild der Stationen. Eine wichtige Vizebürgermeisterin Mag.a Renate Brauner, Weichenstellung war 2011 die Verbilligung der Jahres- Amtsführende Stadträtin für Finanzen, karte, sie wird den Erfolg der Öffis noch weiter voran- Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke treiben. Schon jetzt fahren in Wien mehr Menschen mit einer Jahreskarte als in jeder vergleichbaren Weltstadt. Wiener Umland ganz besonders. Die Wiener Stadtwerke bieten Ihren KundInnen höchste Versorgungssicherheit. Wien wurde bei der Mercer-Studie erneut als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität ausgezeichnet. Ein ausgezeichnet funktionierender öffentlicher Verkehr sowie eine stetig wachsende Energieerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen sind bedeutende Faktoren, die so ein Ergebnis möglich machen. Ein zentraler Aspekt der Wiener Stadtwerke und der Konzernunternehmen ist, nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf Gemeinwohl zu setzen. Die Investitionen der Wiener Stadtwerke kom- men daher auch dem Arbeitsmarkt zugute, denn hinter jeder bzw. jedem Stadtwerke-MitarbeiterIn stehen drei Arbeitsplätze bei externen Zulieferern. Den Stadtwerke- Dr. Erich Hechtner Mitarbeiterinnen und –Mitarbeitern möchte ich für ihren Einsatz ausdrücklich meinen Dank aussprechen. Die Wiener Stadtwerke sind der bedeutendste kommuna- le Infrastrukturdienstleister Österreichs. Als Vertreter der Eigentümerin, der Stadt Wien, ist eine Tatsache Magistratsdirektor Dr. Erich Hechtner, unverkennbar: Von den Leistungen der Wiener Stadt- Aufsichtsratsvorsitzender der Wiener Stadtwerke werke profitieren die EinwohnerInnen in Wien und dem
10 Geschäftsbericht 2011 | Unternehmensprofil Die Wiener Stadtwerke gestalten Wiener Zukunft Mit den operativen Geschäftsfeldern Energie, Verkehr, Bestattung und Friedhöfe sowie Beteiligungsmanagement erzielten die Wiener Stadtwerke 2011 einen Konzernumsatz von drei Milliarden Euro. Die Wiener Stadtwerke zählen damit zu den 20 größten Unternehmen Österreichs. Im Jahresdurchschnitt 2011 waren konzernweit rund 16.000 MitarbeiterIn- nen beschäftigt. Die Investitionen in Sachanlagen beliefen sich 2011 auf rund 675 Milli- onen Euro. Parallel dazu konnten die Ziele des konzernweiten Nachhaltigkeitsprogramms zum Großteil erreicht werden. Die Konzernstruktur Die Wiener Stadtwerke Holding AG steht zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien und agiert seit der Ausglie- derung der Wiener Stadtwerke aus der Wiener Gemeinde- verwaltung im Jahr 1999 als strategische und organisa- torische Dachgesellschaft des Konzerns. Während der letzten Jahre wurden die Geschäftsfelder des Konzerns laufend erweitert. Die verlässliche und umweltverträgli- che Versorgung mit Energie und damit verbundene Dienstleistungen liegen ebenso im Verantwortungsbe- reich des Konzerns wie die Sicherstellung eines leis- tungsfähigen Öffentlichen Personennahverkehrs. Weitere Konzernbereiche bilden die Bestattung und Friedhöfe Wien und der Bereich Beteiligungsmanagement (BMG). Der Wiener Stadtwerke-Konzern bedient mit diesen Geschäftsfeldern existenzielle und sensible Bedürfnisse der Stadt und ist sich der damit verbundenen Verantwor- tung jederzeit bewusst. In den letzten Jahren wurden zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Verbes- serung der betrieblichen Effizienz die Organisations- strukturen laufend den Marktverhältnissen bzw. regula- torischen Bestimmungen angepasst. Zuletzt erfolgte eine derartige Anpassung im Frühjahr 2011 mit einer gesell- schaftsrechtlichen Restrukturierung im Konzernbereich Energie. Neben der neu formierten Wien Energie GmbH sind nunmehr die beiden Netzgesellschaften Wien Energie Stromnetz GmbH und Wien Energie Gasnetz GmbH direkt an die Wiener Stadtwerke Holding AG angebunden. Größtes Kapital: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Das größte Kapital des Wiener Stadtwerke Konzerns sind seine knapp 16.000 MitarbeiterInnen. Diese leisten einen wesentlichen Beitrag zur Absicherung der hohen Lebens- qualität in Wien. Im Jahresdurchschnitt stieg die Zahl der Die Konzernzentrale der Wiener Stadtwerke in Town Town.
Unternehmensprofil | Geschäftsbericht 2011 11 Beschäftigten um 0,3 Prozent. Über 400 Lehrlinge werden Wien Energie GmbH wird in ihrer Positionierung auf den im Konzern in 15 verschiedenen Lehrberufen ausgebildet, liberalisierten Energiemärkten durch die Hereinnahme der womit der Wiener Stadtwerke-Konzern zu einem der größ- Produktions- und Wettbewerbsbereiche der bisherigen ten Ausbildungsbetriebe Wiens zählt. Rund 57 Prozent Wienstrom GmbH gestärkt. Die zwei Schwestergesell- aller MitarbeiterInnen sind im Segment Verkehr tätig, 35 schaften Wien Energie Stromnetz GmbH und Wien Energie Prozent im Segment Energie, rund 6 Prozent im Segment Gasnetz GmbH sind ebenso wie die neu formierte Wien Bestattung und Friedhöfe und etwa 2 Prozent in übrigen Energie GmbH direkt bei der Wiener Stadtwerke Holding Konzernunternehmen wie WienIT oder der Konzernleitung. AG angesiedelt. Im Bereich der BMG-Gruppe waren 2011 rund 0,4 Prozent aller Mitarbeiter beschäftigt. Wir gestalten Wiener Zukunft Die Stadt Wien startete gemeinsam mit den Wiener Stadtwerken die Initiative „Smart City Vienna“. Denn als Wiens bedeutendster Infrastrukturdienstleister denken die Wiener Stadtwerke schon heute an die Herausforde- rungen der Zukunft. Anhand von Modellprojekten sollen Antworten auf Trends einer städtischen Energieversor- gung und Mobilität der Zukunft gefunden werden. Das erste Modellprojekt im Verkehrsbereich ist bereits gestartet. Mit „e-mobility on demand“ soll das Thema Elektromobilität untersucht werden, eingebettet in intelligente, kundengerechte Wegeketten. Oberstes Ziel ist die Nutzung mit dem öffentlichen Verkehr. Gleichzeitig soll die Tauglichkeit von Elektrofahrzeugen für Car-Sha- ring beleuchtet werden. Mit einem lösungsorientierten Zusammenspiel der Wiener Stadtwerke-Konzernbereiche Verkehr, Energie und Garagierung wird über die nächsten Jahre eine grundlegende Änderung im Mobilitätsverhalten GD Dr.in Gabriele Payr und Dr. Michael Lichtenegger (BMG-e) gemäß dem Prinzip „Nutzen statt Besitzen“ ermöglicht. erproben die Zukunft der Elektromobilität. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt der Wiener Stadt- werke ab dem Jahr 2012 wird das gemeinsam mit den ÖBB und den Wiener Linien eingereichte Projekt „SMILE“ sein. Mit dieser Neustrukturierung wird eine weitere Verbesse- Ziel von SMILE ist es, einen Prototyp für ein Informa- rung des Unbundling – damit ist die Entflechtung des tions-, Buchungs- und Bezahlsystem für ein multimodales Wettbewerbbereichs vom Netzbereich gemeint – sicher- Mobilitätsangebot zu entwickeln und zu testen. SMILE gestellt. Fernwärme Wien GmbH, Wien Energie Vertrieb soll die Basis für eine zukünftige, österreichweite GmbH & Co KG und Energiecomfort GmbH bleiben wie Mobilitätsplattform sein. bisher bei der Wien Energie GmbH – ebenso die Beteili- gungen an der EnergieAllianz Austria GmbH (45 %), an Konzernbereich Wien Energie der e&t Energiehandels GmbH (45 %), an der Burgenland Holding AG (6,59 %) und an der EconGas GmbH Wien Energie ist für die zuverlässige Versorgung mit (16,51 %). Strom, Erdgas und Wärme von rund zwei Millionen Menschen, 230.000 Gewerbe- und Industrieanlagen sowie Wien Energie GmbH – größter Energiedienstleister 4.500 landwirtschaftlichen Betrieben im Großraum Wien Österreichs verantwortlich. Zu den Aufgaben des Unternehmens zählen auch Müllverbrennung, Energieberatung und Die Wien Energie GmbH ist für die Strom- und Wärme- Energiedienstleistungen, Gebäudewartung (Facility produktion verantwortlich, die vorwiegend in den kalori- Management) und Telekommunikation. Über mehrere schen Kraftwerken in Wien-Simmering, Donaustadt und Projektbeteiligungen ist Wien Energie seit mehreren Leopoldau erfolgt. Zudem betreibt das Unternehmen Jahren auch im europäischen Ausland erfolgreich tätig. mehrere Wasserkraftwerke, Windpark- und Photovoltaik- anlagen sowie Europas größtes Wald-Biomassekraftwerk Die Wien Energie GmbH ist eine 100%ige Tochtergesell- in Wien-Simmering. Im Geschäftsjahr 2010/11 konnten schaft der Wiener Stadtwerke Holding AG, die mit rund 73 % des Stromabsatzes mit diesen eigenen Wirkung Frühjahr 2011 eine Neuausrichtung des gesam- Erzeugungskapazitäten abgedeckt werden. Der Anteil ten Konzernbereichs Energie beschlossen hat. Die erneuerbarer Energieträger an der Gesamtproduktion Untergliederung erfolgt nunmehr in einen regulierten belief sich auf rund 10 %, er soll in den nächsten Jahren Bereich mit den Netzgesellschaften Wien Energie Strom- kontinuierlich gesteigert werden. Energiedienstleistungen netz GmbH und Wien Energie Gasnetz GmbH sowie den und Telekommunikationsaktivitäten fallen ebenfalls in den Wettbewerbsbereich mit der Wien Energie GmbH. Die Aufgabenbereich der Wien Energie GmbH.
12 Geschäftsbericht 2011 | Unternehmensprofil Wien Energie Vertrieb Im Berichtsjahr erfolgte der Baustart für die größte Geothermieanlage Österreichs in Wien Aspern. Entsprechend den Vorgaben der Europäischen Union erfolgte bei Wien Energie bereits im Jahr 2002 die Energiecomfort Trennung von Netzinfrastruktur und Vertrieb. Wien Energie Vertrieb verantwortet seither den gesamten Gegründet im Jahr 1978, ist die Wien Energie Tochterge- Energievertrieb für Strom und Gas, die Entwicklung neuer sellschaft Energiecomfort heute neben Österreich auch in Produkte sowie die Preisgestaltung im Rahmen der der Slowakei, Rumänien, Ungarn und Deutschland Energie Allianz Austria. Wien Energie Vertrieb hält rund erfolgreich aktiv. Als kompetentes Dienstleistungsunter- 1,2 Millionen Haushaltskunden in Wien sowie in Teilen nehmen hat sich Energiecomfort der Beratung, Planung, von Niederösterreich und dem Burgenland. Strom und Gas Errichtung und Optimierung im Energie- und Gebäudema- werden von Wien Energie Vertrieb im Rahmen der Energie- nagement verschrieben. Dabei stehen Lösungen im Fokus, Allianz Austria aus einer Hand angeboten. Neben umfang- die einen effizienten Energieeinsatz sicherstellen. Im reichen Service- und Beratungsleistungen entwickelt Facility Management zählt das Unternehmen zu den Wien Energie Vertrieb eine Produktpalette, die optimal Top-3-Anbietern am österreichischen Markt und konnte auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse abgestimmt ist. sich zuletzt besonders gut im Bereich Kranken- und Pflegehäuser etablieren. Wien Energie Fernwärme Wien Energie Stromnetz GmbH Wien Energie Fernwärme zählt mit einem Leitungsnetz von rund 1.168 Kilometern zu den größten Fernwärmeunter- Wien Energie Stromnetz GmbH ist für den Ausbau, den nehmen Europas. Über ein Drittel aller Wiener Haushalte laufenden Betrieb und die Instandhaltung des rund und Großkunden werden mit Wärme für Heizung und 22.670 Kilometer umfassenden Stromnetzes, für Netz- Warmwasser versorgt, Tendenz weiter steigend. Ein strategie und Netzplanung, Regulationsmanagement, komplexes, in sich geschlossenes Rohrleitungssystem, Netzkundendienst und Verrechnung, Datenmanagement das sogenannte Fernwärmeverbundnetz, versorgt private sowie Zählermanagement verantwortlich. Wien Energie Wohnungen, Schulen, Krankenhäuser und weitere Stromnetz versorgt Wien, Teile Niederösterreichs und des öffentliche Gebäude mit Fernwärme. In Vorlaufleitungen Burgenlands mit Strom. Und zwar sämtliche Haushalte, wird bis zu 150 Grad Celsius heißes Wasser zu den Firmen und öffentliche Einrichtungen in diesen Regionen. Umformerstationen in den zu versorgenden Gebäuden Jährlich werden ca. 150 Millionen Euro in die Instandhal- transportiert. Rücklaufleitungen führen das abgekühlte tung und den Ausbau des Netzes investiert. Dadurch wird Wasser wieder zurück. Erzeugt wird die für diesen sichergestellt, dass trotz sinkender Netztarife die Ver- Kreislauf notwendige Wärme in den Abfallverwertungsan- sorgungsqualität mit 99,99 % sehr hoch ist und der lagen und Kraftwerken von Wien Energie, wo die bei der Wirtschaftsstandort Wien weiterhin wächst. Stromerzeugung anfallende Abwärme dank Kraft-Wärme- Kopplung für die Fernwärmeversorgung genutzt werden kann, sowie durch den Einsatz erneuerbarer Energie. Wiener Stadtwerke Holding AG 100 % Eigentum Stadt Wien Wien Energie Wien Energie Wien Energie GmbH Gasnetz GmbH Stromnetz GmbH 100 % 100 % 100 % EnergieAllianz Wien Energie Vertrieb e&t Energie Handels GmbH Fernwärme Wien GmbH Austria GmbH 45 % GmbH & Co KG 100 % 45 % 100 % Energiecomfort Energie- & Burgenland Holding GmbH EconGas GmbH Gebäudemanagement GmbH 6,59 % 16,51 % 100 %
Unternehmensprofil | Geschäftsbericht 2011 13 Wien Energie Gasnetz GmbH öffentlichen Verkehrsmittel den Abstand zum PKW weiter – 37 Prozent aller zurückgelegten Wege wurden mit Das seit 1899 bestehende Unternehmen Wien Energie öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt, auf das Automobil Gasnetz GmbH ist gemessen an der Anzahl der Kundinnen entfallen „nur mehr“ 29 Prozent aller Wege in Wien. und der Durchleitungsmenge der größte Gasnetzbetreiber in Österreich. Über ein rund 3.500 Kilometer langes Diese Änderungen lassen sich auf das hervorragend Erdgasnetz werden etwa 678.000 KundInnen im Großraum ausgebaute Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln und die Wien versorgt. Die jährlich durchgeleitete Erdgasmenge dichten Intervalle zurückführen. Alle Fahrzeuge der beträgt rund 2,3 Mrd. Nm3 (Normkubikmeter) bzw. mehr Wiener Linien zusammen legen pro Tag rund 181.000 km als 25.000 Gigawattstunden. zurück. Umgerechnet würde die Erde alleine durch die Fahrzeuge der Wiener Linien pro Tag ca. 4,5-mal umrun- Die Wien Energie Gasnetz GmbH ist als Verteilnetzbetrei- det. Im Jahr 2011 beförderten die Wiener Linien 875 ber zur Instandhaltung und Wartung des Erdgasverteil- Millionen Fahrgäste, womit die Fahrgastzahlen des Jahres netzes gesetzlich verpflichtet. Im Jahr 2011 wurde die 2010 (838,7 Mio. Fahrgäste) klar übertroffen wurden. Dükerleitung zwischen den Kraftwerken Donaustadt und Simmering errichtet. Die Projekte Smart Metering und Der im internationalen Vergleich beachtenswerte Erfolg Druckabsicherung und -anhebung im Niederdruck-Verteil- der Wiener Linien soll noch ausgebaut werden. So fließen netz wurden fortgeführt. 2012 Investitionen von 475 Mio. Euro in neue Strecken für U-Bahn und Straßenbahn, in neue, klimatisierte Im Hinblick auf eine Steigerung der Energieeffizienz und Fahrzeuge sowie in innovative Elektrobusse für die der Senkung der Unfallzahlen mit Gasgeräten wurden Innenstadt und in das Erscheinungsbild der Stationen. gemeinsam mit den Wiener Installateuren, Rauchfangkeh- rern, Gasgeräte- und Kaminsanierungsfirmen die im Jahr Hauptprojekte im Jahr 2011 waren die Verlängerung der 2009 gestartete Brennwertaktion abgeschlossen und im U2 in Richtung Seestadt Aspern sowie die Aufnahme der Mai 2011 eine Gasgeräte-Tauschaktion gestartet. Die Planungsarbeiten für die Verlängerung der U1 in Rich- Vermeidung von Unfällen mit Gasgeräten sowie die tung Süden. Aber auch in das Straßenbahnnetz wird Wichtigkeit der Wartung wurde auch medial stark investiert, die Vorarbeiten an der „neuen“ Linie 26 thematisiert. wurden aufgenommen. Ab 2013 wird eine schnelle Verbindung zwischen Floridsdorf (U6), Kagraner Platz Konzernbereich Wiener Linien (U1) und Hausfeldstraße (U2) errichtet sein, welche zum Großteil auf einem eigenen Gleiskörper (d.h. vom Autover- Das Jahr 2011 war für die Wiener Linien ein äußerst kehr getrennt) verkehrt. Eine 4,6 km lange Neubaustre- erfolgreiches. Das spiegelt sich etwa im Modal Split cke (zum Teil in Hochlage) und zehn neue Haltestellen (Wahl der Verkehrsmittel) wider: 2011 vergrößerten die werden errichtet. Neuer Fahrgastrekord: Wiener Linien beförderten 2011 mehr als 870 Millionen Menschen.
14 Geschäftsbericht 2011 | Unternehmensprofil Gleichzeitig wird auch die Hauptwerkstätte der Wiener Besonders aktiv zeigten sich die Wiener Linien im Jahr Linien in der Simmeringer Hauptstraße grundlegend 2011 auch im Bereich „Social Media“. So wurde von den modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht. In Wiener Linien jeweils ein Facebook-, Twitter- und YouTou- diese Bautätigkeit fließen insgesamt 163 Mio. Euro. Diese be-Kanal gestartet. Bereits nach kurzer Zeit registrierten Investition ist für die Servicierung der neueren Fahrzeug- sich auf dem Facebook-Kanal über 10.000 Fans der generationen notwendig und hebt das Sicherheitsniveau Wiener Linien, Tendenz stark steigend. für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Laufe des Jahres 2013 soll der Umbau der Hauptwerkstätte Konzernbereich Wiener Lokalbahnen (WLB) abgeschlossen sein. Die Wiener Lokalbahnen, im Volksmund besser als Billigere Jahreskarte – öffentlicher Verkehr „Badner Bahn“ bekannt, feierten 2011 ihr 125-jähriges wird attraktiver Bestehen. Die Lokalbahn-Gruppe bietet inzwischen ein breites Spektrum an Bahn- und Bus-Dienstleistungen. Die im Jahr 2011 getroffene Entscheidung der Eigentü- So wurden von der WLB Cargo 2011 rund 4.160 Güter- merin, der Stadt Wien, die Jahreskarte der Wiener Linien züge in Europa, insbesondere zwischen den Seehäfen, von 449 Euro auf 365 Euro (ab 1.5.2012) zu verbilligen, sowie über 300 Personenzüge außerhalb der Badner lässt erwarten, dass die Anzahl der verkauften Jahres- Bahn-Stammstrecke gefahren. Im Busbereich bietet die karten weiter ansteigen wird. Der öffentliche Personen- WLB sowohl Reise- und Kleinbusse für den Charter- nahverkehr in und um Wien wird dadurch noch attraktiver, verkehr mit spezieller Ausstattung für Personen mit das Umsteigen auf Öffis noch leichter. Mit der Jahreskar- eingeschränkter Mobilität, als auch einen regionalen te um 365 Euro bieten die Wiener Linien ein im internatio- Linienverkehr zwischen Wien und Baden. 2011 wurde nalen Vergleich konkurrenzlos günstiges Produkt an. die WLB für diesen Buslinienbetrieb im Rahmen des Darüber hinaus steigt der Komfort für die Fahrgäste. Die VOR-Award als bestes Busunternehmen ausgezeichnet. Wiener Linien haben fünf hochmoderne neue Züge für die Im Geschäftsjahr 2011 veräußerten die WLB die U6 bestellt und können damit auch bessere Intervalle „C&K Cars und Kompetenz“. bieten. Die Züge werden ausstattungsmäßig dem neues- ten Standard entsprechen. Mit neuartigen LED-Lampen im Konzernbereich BMG-Gruppe Innenraum und Bremsenergie-Rückspeisung sind die Züge auch besonders energiesparend unterwegs. Durch den Die Beteiligungsmanagementgesellschaft (BMG) verwaltet Einsatz umweltfreundlicher, bahntauglicher LED-Technik Beteiligungen an kleineren Unternehmen wie die Garagie- wird der Energieverbrauch über die Lebensdauer der rungsunternehmen, sowie solche, die temporäre Projekte Fahrzeuge um 2,5 Mio. kWh und der CO2-Ausstoß um wie die Immobilienentwicklung in TownTown managen. 1.500 Tonnen vermindert. Selbstverständlich werden die Neben diesen eher traditionellen Aufgaben ist die BMG Fahrzeuge mit Klimaanlagen ausgestattet geliefert. verstärkt mit der Initiierung und dem Aufbau neuer Wir kümmern uns um 18.200 Stellplätze in 60 Garagen in und um Wien.
Unternehmensprofil | Geschäftsbericht 2011 15 Geschäftsfelder betraut. So wurde Anfang 2011 die und Friedhöfe in einem modernen und nachhaltig errich- Betreibergesellschaft für die Modellregion e-mobility on teten Gebäude auf dem Wiener Zentralfriedhof zusam- demand bei der BMG angesiedelt. Zu dessen Verantwor- mengezogen. Nach dem Spatenstich für die Errichtung tungsbereich zählt eines der wichtigsten und zukunfts- einer gemeinsamen Unternehmenszentrale in Wien-Sim- weisenden Projekte, die Modellregion „e-mobility on mering beim Wiener Zentralfriedhof im August 2010 demand“. Im Projekt wird die stufenweise Umstellung auf konnte diese fristgerecht im Februar 2012 feierlich ein integriertes Gesamtverkehrssystem erforscht, das eröffnet werden. Entworfen wurde das Gebäude von den öffentlichen Verkehr durch Elektromobilität und Delugan Meissl Associated Architects. E-Car-Sharing sinnvoll ergänzt. Der neue Standort in Wien Simmering entspricht der Parkraumbewirtschaftung steigert Umwelt- und Konzernstrategie der Wiener Stadtwerke Holding, alle Lebensqualität in Wien Firmenstandorte an möglichst wenigen Orten zusammen- zuziehen und so kurze Wege für die MitarbeiterInnen zu Die Verkehrspolitik in Wien hat das Ziel, substanziell ermöglichen. Im Falle der Bestattung und Friedhöfe Wien mehr Platz an der Oberfläche für die Menschen, den Rad- liegt die neue Konzernzentrale zudem gegenüber dem verkehr und den öffentlichen Verkehr zu schaffen und Wiener Zentralfriedhof (Tor 2), wodurch auch den um den Pendlerverkehr vom Auto auf die öffentlichen Ver- Angehörige oder Bekannte trauernden Kundinnen und kehrsmittel in Wien umzulenken. Die Basis für die Kunden kurze Wege angeboten werden können. Die Erreichung dieses Ziels sind P+R-Anlagen und die öffentliche Anbindung des neuen Gebäudes in der Angebote der Wiener Linien. Simmeringer Hauptstraße 339 ist hervorragend, die Straßenbahnlinien 6 und 71 halten direkt vor dem Um den EinpendlerInnen in die Innenstadt und die city- Gebäude. nahen Bezirke eine optimale Alternative zu bieten, erhalten BenutzerInnen von Wochen-, Monats- oder Ein anderes, bedeutendes Jubiläum feierte die Friedhöfe Jahreskarten der Wiener Linien oder des Verkehrsver- Wien GmbH. Im Juni 2011 wurde die Kirche zum Heiligen bund Ost-Region in allen Park & Ride-Anlagen zusätzliche Karl Borromäus (im Volksmund „Luegerkirche“ genannt) Vergünstigungen. Die STPM (Städtische Parkraumma- 100 Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums fanden zahl- nagement GmbH) und die WIPARK Garagen GmbH bewirt- reiche Veranstaltungen in der Friedhofskirche am Wiener schaften in Summe 60 Garagen mit etwa 18.200 Stellplät- Zentralfriedhof statt. zen rund um das Stadtzentrum, darunter nicht nur Park & Ride Garagen, sondern auch die neue, von der WIPARK Tierfriedhof Wien und Tierkrematorium Wien betriebene Radgarage auf der Kennedybrücke. Da es sich um ein eigenständiges Geschäftsfeld handelt, wird die Im November 2011 wurden der Tierfriedhof Wien und das WIPARK Garagen GmbH im April 2012 aus der BMG-Grup- Tierkrematorium Wien eröffnet. Beide Unternehmen pe gelöst und zu einem Konzernbereich der Wiener werden eigenständig und getrennt von der Bestattung Stadtwerke. und den Friedhöfen Wien geführt. Die B&F Wien GmbH (Bestattung und Friedhöfe Wien) ist neben der ebs Wien Konzernbereich Bestattung und Friedhöfe Wien Entsorgungsbetriebe bzw. der Hauptkläranlage Wien und der Reiwag Facility Services, Teilhaber an der Tierfriedhof Das Geschäftsjahr 2011 der Bestattung und Friedhöfe Wien GmbH und am Tierkrematorium Wien. Wien war geprägt von der Neuerrichtung der Konzernzen- trale in der Simmeringer Hauptstraße 339. Die Liegen- Beide Unternehmen haben als Unternehmenszweck, Tier- schaft in der Goldeggasse 19 im 4. Bezirk konnte nach liebhaberInnen ein ehrendes Andenken an das verstorbe- einem Bietverfahren erfolgreich veräußert werden. ne Haustier zu ermöglichen. Die Bestattung der verstor- benen Tiere ist sowohl in Urnenform, wie auch als Körper- Nach der per 1. Jänner 2008 erfolgten Eingliederung der bestattung möglich. Der Tierfriedhof Wien befindet sich Friedhöfe Wien GmbH in den Wiener Stadtwerke Konzern auf einem eigenständigen Gelände in räumlicher Nähe des wurde im Jahr 2010 eine grundlegende Neustrukturierung Wiener Zentralfriedhofs. des Geschäftsbereichs Bestattung und Friedhöfe Wien durchgeführt. Die B&F Wien – Bestattung und Friedhöfe GmbH hält alle Anteile an den Tochtergesellschaften des Geschäftsbereichs und verantwortet deren strategische und administrative Führung. Getrennt geführte Verwal- tungsaufgaben konnten damit im Sinne einer Effizienz- steigerung in diese Gesellschaft zusammengeführt werden. Der nächste Schritt war die Zusammenführung der B&F Wien mit den Tochtergesellschaften Bestattung Wien GmbH und Friedhöfe Wien GmbH an einem gemeinsamen Standort. Zuerst wurden die Werkstätten der Bestattung
16 Geschäftsbericht 2011 | Nachhaltigkeitsmanagement Nachhaltigkeitsdirektorium und Nachhaltigkeitsbeauftragte der Wiener Stadtwerke mit externen Fachleuten Bericht aus dem Nachhaltigkeitsmanagement Zu den zentralen ökologischen und sozialen Herausforde- Informationsmanagement zu Nachhaltigkeitsthemen: rungen der Wiener Stadtwerke zählen der Umweltschutz Das Nachhaltigkeitsmanagement ist die Anlaufstelle für und hier insbesondere der Klimaschutz, Versorgungssi- interne und externe Fragen zu ökologischen und sozialen cherheit, Berücksichtigung der Interessen der Beschäf- Aspekten. Zugleich beobachtet das Nachhaltigkeitsma- tigten und KundInnen sowie der demographische Wandel. nagement die Entwicklung von Nachhaltigkeitsthemen und informiert gegebenenfalls gezielt die betroffenen Berei- Das Nachhaltigkeitsmanagement hat die Aufgabe, dazu che über für sie relevante Entwicklungen. Beispiel: beizutragen, dass die Wiener Stadtwerke diese Heraus- Beantwortung von internen und externen Anfragen zu forderungen in ihrem Kerngeschäft systematisch berück- Umweltthemen. sichtigen und ihre Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung stetig verbessern. Dadurch werden Risiken Aufarbeitung von Informationen: Zur Unterstützung von reduziert, das bestehende Geschäft gefördert und neue internen Prozessen, der Unternehmenskommunikation und Geschäftschancen erschlossen. Somit trägt das Nachhal- von Entscheidungen führt das Nachhaltigkeitsmanage- tigkeitsmanagement zur Steigerung der Wettbewerbsfä- ment Recherchen durch und erstellt zahlreiche Studien, higkeit der Wiener Stadtwerke bei. die im Internet als Download verfügbar sind. Beispiel: Smart City-Studie. Insbesondere werden Lösungen entwickelt, die zum Vorteil sowohl für die Beschäftigten und die Wiener und Verbesserung organisatorischer Abläufe: Das Nachhaltig- Wienerinnen als auch für den langfristigen ökonomischen keitsmanagement prüft und macht Vorschläge, wie in Erfolg der Wiener Stadtwerke sind. Um dies zu erreichen, bestehende organisatorische Abläufe die Berücksichti- nutzt das Nachhaltigkeitsmanagement insbesondere gung von ökologischen und sozialen Aspekten integriert folgende Ansatzpunkte: werden kann. Auch kann es sinnvoll sein, neue organisa-
Nachhaltigkeitsmanagement | Geschäftsbericht 2011 17 torische Strukturen zu schaffen. Beispiel: Das interne So wurde nach intensiver Vorbereitung ein Nachhaltig- Projekt „Integration der Nachhaltigkeit in die keitsbeirat für die Wiener Stadtwerke eingerichtet und Konzernsteuerung“. neun Wiener ExpertInnen zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Themenbereichen als Mitglieder berufen. Nachhaltigkeitsprogramm: Im Nachhaltigkeitsprogramm Der Beirat hat insbesondere die Aufgabe, relevante sind die ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele Aktivitäten des Wiener Stadtwerke-Konzerns im Bereich der Wiener Stadtwerke und die zugehörigen Maßnahmen der Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit zu analysieren zusammengestellt. Das Nachhaltigkeitsprogramm wird und Empfehlungen an den Vorstand aussprechen. jährlich aktualisiert und ist unter www.nachhaltigkeit. wienerstadtwerke.at abrufbar. In seiner konstituierenden Sitzung am 21. Juni 2011 hat der Beirat beschlossen, sich als erstes vertiefend mit Nachhaltigkeitskommunikation: Instrumente der Nachhal- dem Thema Energieversorgung der Zukunft zu befassen. tigkeitskommunikation sind Nachhaltigkeitsberichte, das Wiener Stadtwerke Nachhaltigkeitsportal, die Integration Als Informationsgrundlage wird dazu eine Studie zu von Informationen zu Nachhaltigkeit in den Geschäftsbe- Optionen für die zukünftige Gestaltung des Energiesys- richt und in andere bestehende Kommunikationsinstru- tems von Wien erstellt. Diese Studie ist derzeit unter der mente der Wiener Stadtwerke wie etwa in KundInnen- und Federführung des Beiratsmitglieds Prof. Dr. Reinhard MitarbeiterInnenzeitungen. Beispiel: Das Nachhaltigkeits- Haas (Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirt- portal der Wiener Stadtwerke www.nachhaltigkeit. schaft an der Technischen Universität Wien) in wienerstadtwerke.at. Bearbeitung. Stakeholderdialog: Der Stakeholderdialog ist Teil der Erste Zwischenergebnisse wurden auf einer Beiratssit- Nachhaltigkeitskommunikation und umfasst insbesondere zung im Januar 2012 diskutiert. den Austausch und die Diskussion mit ExpertInnen, wie etwa VertreterInnen von KundInnen, aus der Wissen- Im Jahr 2011 gab es in Wien eine ganze Reihe an Projek- schaft, sozialen Organisationen, Umweltverbänden etc. ten zu Smart City, zu denen die Wiener Stadtwerke mit Beispiele sind der Fahrgastbeirat der Wiener Linien und Unterstützung des Nachhaltigkeitsmanagements beige- der Nachhaltigkeitsbeirat der Wiener Stadtwerke. tragen haben. Im Projekt „smart city Wien“ wurden unter der Federführung der Magistratsabteilung für Stadtent- Weitere Informationen: Nachhaltigkeit braucht gutes Management wicklung (MA 18) drei Workshops durchgeführt, um eine www.nachhaltigkeit.wienerstadtwerke.at/organisation/management.html Roadmap für die weitere Entwicklung von Wien zu einer Smart City aufzustellen. Dieses inzwischen abgeschlos- Bericht zu den Arbeiten im Geschäftsjahr 2011 sene Projekt dient unter anderem als Grundlage, um EU-Fördermittel zu beantragen. Im Geschäftsjahr 2011 hat das Nachhaltigkeitsmanage- ment wichtige Projekte abgeschlossen. Auch hat der Da viel von Smart City gesprochen wird, es aber bislang Vorstand die Umsetzung von wichtigen Prozessen voran- recht unterschiedliche Auffassungen gibt, was sich hinter getrieben. diesem Schlagwort verbirgt, hat das Nachhaltigkeitsma- nagement eine Studie erstellt. In dieser werden die Oben (v.l.n.r.): Dr.in Andrea Schnattinger, Wiener Umweltanwältin (Vorsitzende); Prof. Konrad Paul Liessmann, Institut für Philosophie der Universität Wien; Dr. Michael Stampfer, Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF); Dipl.-Ing. Thomas Madreiter, Magistratsabteilung (MA) 18, Stadtentwicklung und Stadtplanung (Vorsitzende-Stellvertreter); Prof. Josef Michael Schopf, Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik (IVV), Technische Universität Wien. Unten (v.l.n.r.): Msgr. DDr. Michael Landau, Caritas der Erzdiözese Wien; Prof. Reinhard Haas, Institut für Elektri- sche Anlagen und Energiewirtschaft, Technische Universität Wien; DDr.in Regina Prehofer, Wirtschaftsuniversität Wien; Prof. Hans Puxbaum, Institut für Chemische Technologien und Analytik, Technische Universität Wien.
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