Zielmarktanalyse Leistungspräsentation Kroatien - Nachhaltige Abfallwirtschaft - iXPOS
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Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Das Bundesministerium für Wirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit Energie ist mit dem audit berufundfamilie® 11019 Berlin für seine familienfreundliche Personalpolitik www.bmwi.de ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative Text und Redaktion der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Dr. Ulrich Wild, em&s GmbH, Klaudia Oršanić-Furlan, Deutsch-Kroatische Industrie- und Handelskammer Gestaltung und Produktion Klaudia Oršanić-Furlan, Deutsch-Kroatische Industrie- und Handelskammer Stand September 2016 Bildnachweis In den Quellen angegeben. Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt "Leistungspräsentation Kroatien: Nachhaltige Abfallwirtschaft" erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhalt 1. Einleitung ........................................................................................................................................................................................4 2. Länderprofil Kroatien ......................................................................................................................................................................6 2.1. Basisdaten .....................................................................................................................................................................................6 2.2. Politischer Hintergrund .................................................................................................................................................................7 2.3. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ..........................................................................................................................................8 2.4. Außenhandel ...............................................................................................................................................................................10 2.5. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ....................................................................................................................................12 2.6. Investitionsklima und –Förderung ..............................................................................................................................................13 3. Abfallwirtschaft in Kroatien ..........................................................................................................................................................14 3.1.Stand und Ausgangslage ..............................................................................................................................................................14 3.1.1. Siedlungsstruktur und Bevölkerungsdichte .........................................................................................................................14 3.1.2. Aufkommen und Behandlung von Siedlungsabfällen .........................................................................................................16 3.1.3. Getrennte Müllsammlung und Recycling ............................................................................................................................21 3.1.4. Aufkommen und Behandlung von Bioabfällen ...................................................................................................................23 3.1.5. Aufkommen und Behandlung von sonstigen Abfallkategorien und gefährlichen Abfällen ................................................27 3.2. Prognosen und Entwicklungsrichtungen der kroatischen Abfallwirtschaft.................................................................................29 3.2.1. Kommunale Siedlungsabfälle und Bioabfälle .....................................................................................................................29 3.2.2. Verpackungsmüll.................................................................................................................................................................34 3.2.3. Bauabfälle............................................................................................................................................................................37 3.2.4. Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen .......................................................................................................................37 3.2.5. Sonstige Abfallkategorien ...................................................................................................................................................38 3.3. Geplante Projekte zur Umsetzung des Abfallwirtschaftsplans bis 2021 .....................................................................................39 3.4. Aktions- und Zeitplan zur Durchführung des Abfallwirtschaftsplans 2015-2021.......................................................................43 3.5. Regelung der Kommunalwirtschaft und Institutionen im Abfallmanagement in Kroatien .........................................................47 3.6. Finanzierung und Förderung .......................................................................................................................................................50 3.7. Wettbewerbssituation und Branchenstruktur in Kroatien ...........................................................................................................56 4. Rechtliche Rahmenbedingungen in der kroatischen Abfallwirtschaft ................................................................................................59 5. Marktpotenziale, Nachfragesegmente und Chancen für deutsche Unternehmen ................................................................................62 6. Einstiegs- und Vertriebsinformationen ...............................................................................................................................................66 6.1. Vertriebsstruktur und Zugang zu Projekten ................................................................................................................................66 6.2. Marktbarrieren und Hemmnisse..................................................................................................................................................67 6.3. Markteintrittstrategien und Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen ......................................................................67 7. Technische Voraussetzungen und Verfahren im Geschäftsverkehr ....................................................................................................69 8. Netzwerkinformationen ......................................................................................................................................................................70 8.1.Wichtige staatliche Einrichtungen und Behörden ........................................................................................................................70 8.2. Fachverbände und relevante Institutionen...................................................................................................................................71 8.3. Anbieter von Anlagen und Technik in der Abfallwirtschaft .......................................................................................................73 8.4. Projektanten im Bereich Abfallwirtschaft ...................................................................................................................................75 8.5. Recycling- und Entsorgungsunternehmen...................................................................................................................................76 8.6. Kommunalunternehmen der größten kroatischen Städte und Gemeinden (mit über 10.000 Einwohnern) .................................77
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 3 9. Verzeichnisse......................................................................................................................................................................................87 9.1. Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................................................................87 9.2. Bildverzeichnis ...........................................................................................................................................................................88 9.3. Quellenverzeichnis ......................................................................................................................................................................89 9.4. Hinweise zur Methodik ...............................................................................................................................................................91
ZIELMARKTANALYSE LEISTUNGSPRÄSENTATION KROATIEN 4 1. Einleitung Die kroatische Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft bietet deutschen Anbietern im Zuge der Anpassung an EU-Standards vielfältige Geschäftschancen und Möglichkeiten. Hier herrschen zum Teil noch relativ hohe Rückstände. In Kroatien werden 99 % der Bevölkerung von einer öffentlichen Müllabfuhr bedient. Im Jahr 2014 sind insgesamt 3,73 Mio. Tonnen Müll angefallen, darunter rund 1,637 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle. Bei der Behandlung von Siedlungsabfällen verzeichnet das Land eine im EU-Vergleich sehr hohe Deponierungsquote. So wurden im Jahr 2014 rund 1,3 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle deponiert, knapp 80 % des Gesamtaufkommens. Auch wenn der Deponierungsanteil von 2010 auf 2014 um knapp 18 % gesenkt wurde, besteht hoher Nachholbedarf, um den EU-28-Durchschnitt von rund 28 % zu erreichen. Nachholbedarf gibt es auch beim Anteil der getrennt gesammelten Abfälle, der 2014 bei 24 % lag. Die höchsten Wachstumsraten verzeichnet hierbei im Jahresvergleich von 2010 bis 2014 die getrennte Sammlung von Papier, Glas und Plastik. Die Recyclingquote lag 2014 insgesamt bei etwa 17 %. Betrachtet man die Recyclingquote von Papier, Metall, Plastik und Glas, so lag diese mit 22 % noch am höchsten. Seit 2006 haben sich einige Sparten der Recyclingbranche nach der Einführung von Produktabgaben für bestimmte Abfallarten zwar gut entwickelt, Branchenkennern zufolge ist der kroatische Markt für Sekundärrohstoffe dennoch bislang relativ wenig entwickelt. Auch hier sind umfangreiche Investitionen zu erwarten, um die laut EU- Abfallrahmenrichtlinie vorgegebenen 50 % Recyclingquote bis 2020 zu erreichen. Im Jahr 2014 wurden 39.724 Tonnen Bioabfälle kompostiert, darunter 33.471 Tonnen Bioabfälle aus Kommunalabfällen. In 2014 waren in Kroatien nur neun Kompostierungsanlagen aktiv tätig. Tabelle 1: Behandlung von Siedlungsabfällen in Kroatien 2012-2014 2012 2013 2014 Angefallene Menge, in 1.000 t 1.670 1.721 1.637 • davon selektiv eingesammelt, in 1000 t 382 421 396 • Recyclingquote, in % 13,2 13,3 16,64 • Kompostierungsquote, in % 1,6 1,7 2,0 • Deponiequote, in % 82,7 82,1 79,9 Quelle: Kroatische Agentur für Umwelt und Natur (Hrvatska agencija za okoliš i prirodu): „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“ (Izvješće o komunalnom otpadu za 2014. godinu), Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14; dargestellt in: Germany Trade and Invest: „Branche kompakt - Recycling- und Entsorgungswirtschaft - Kroatien, 2015“, 31.07.2015, unter www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Branchen/branche-kompakt,t=branche- kompakt--recycling-und-entsorgungswirtschaft--kroatien-2015,did=1290754.html, abgerufen am 13.06.2016 Die Problematik der hohen Deponiequote und der noch zu geringen Recycling- und Kompostierungsquote lässt Rückschlüsse auf die Nachfragesegmente und Förderinvestitionen im kommenden Planzeitraum bis 2021 bzw. 2030 zu. Investiert werden muss vor diesem Hintergrund vor allem in die Bereiche Mülltrennung und Wiederverwertung, daneben Müllkraftwerke und kommunale Ausrüstungen, wie Müllabfuhrfahrzeuge. Desweiteren haben regionale Abfallwirtschaftszentren zur Abfallbehandlung und Deponiesanierungen Priorität. Großes und noch ungenutztes Potenzial besteht in Kroatien zudem bei der Energiegewinnung aus biogenen Rest- und Abfallstoffen (Biogas, feste Biomasse). Die kroatische Gesetzgebung im Bereich Abfallwirtschaft ist EU-konform. Dadurch sind auch die Zielrichtungen der Abfallwirtschaft vorgegeben. Relevante EU-Richtlinien wurden bereits 2013 im kroatischen Abfallgesetz implementiert. Dieses sieht bis 2020 in Kroatien die Schaffung eines integrierten und nachhaltigen Abfallbewirtschaftungssystems vor, das auf vier Säulen beruht: der Mülltrennung, der Deponiesanierung, dem Ausbau von regionalen Abfallwirtschaftszentren und einer Recyclingquote für Papier, Metall, Kunststoff und Glas von 50% bis 2020. Zudem soll bis 2020 eine Recyclingquote von 70 % für Bauschutt erzielt werden. Nachholbedarf besteht zudem bei der Behandlung von Sonderabfallkategorien, darunter kommunalem Klärschlamm und medizinischen Abfällen. Laut Abfallwirtschaftsplan steht vor allem die Mülltrennung und Sammlung, der Bau von Recycling-Zentren und regionalen Abfallwirtschaftszentren im Fokus. Die Müllsammlung soll dezentralisiert und die geplanten Abfallwirtschaftszentren in angepasster
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 5 Form umgesetzt werden. So sollen die Zentren insgesamt über kleinere Kapazitäten zur Verarbeitung von gemischten Siedlungsabfällen verfügen, wodurch die Betriebskosten gesenkt und die Zentren wirtschaftlich rentabler werden. Laut Umweltministerium ist der Plan so verfasst, dass eine schnelle Realisierung der EU-weiten Umweltziele erreicht werden kann. Das geschätzte Investitionsvolumen im Zeitraum 2015 bis 2021 beläuft sich insgesamt auf rund 2,84 Mrd. Euro. Der größte Anteil entfällt auf Maßnahmen zur Verwertung und Entsorgung von Abfällen (1,3 Mrd. Euro), gefolgt von Investitionen in den Bau von Abfallwirtschaftszentren (761 Mio. Euro), Anlagen zur energetischen Abfallverwertung (534 Mio. Euro) sowie Maßnahmen zur Abfallwirtschaft besonderer Abfallkategorien (513 Mio. Euro). Desweiteren sollen 281 Mio. Euro in Deponiesanierungen, 65,9 Mio. Euro in die Bewusstseinsbildung und Informationslieferung der Bevölkerung sowie 65,6 Mio. Euro in allgemeine Maßnahmen für die Entsorgung von gefährlichen Abfällen fließen. In vielen Kommunen laufen Ausrüstungsbeschaffungen für die getrennte Müllsammlung, da diese trotz Frist bis Anfang 2015 noch nicht von allen Kommunen vollständig umgesetzt wurde. Vor allem Kommunen in den Küstenregionen, die in den Sommermonaten wegen des Fremdenverkehrs rund das Sechsfache des üblichen Abfallaufkommens bewältigen müssen, stellt der Systemumbau vor eine große Herausforderung. Ausrüstungskäufe werden vom Fonds für Umweltschutz und Energieeffizienz bezuschusst. Vor diesem Hintergrund bieten sich deutschen Anbietern von Abfallbehandlungstechnik und entsprechenden Dienstleistungen gute Geschäftsmöglichkeiten. Die vorliegende Zielmarktanalyse zum Thema „Nachhaltige Abfallwirtschaft in Kroatien“ wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für KMU in Vorbereitung der gleichnamigen Leistungspräsentation vom 26. bis 28. Oktober 2016 in Zagreb, Kroatien erstellt. Das BMWi-Markterschließungsprogramm soll KMU, Selbstständigen der gewerblichen Wirtschaft sowie fachbezogenen Freien Berufen und wirtschaftsnahen Dienstleistern mit Geschäftsbetrieb in Deutschland den Einstieg in neue Märkte erleichtern und zu weiteren Erfolgen der Exporttätigkeit führen. Schwerpunkt des Moduls Leistungspräsentation ist dabei eine eintägige Präsentationsveranstaltung, auf der die teilnehmenden deutschen Unternehmen und andere geeignete Experten die Leistungsfähigkeit der deutschen Branche präsentieren. Außerdem sollen dabei Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zu wichtigen Akteuren im Zielland geschaffen werden. Objektbesichtigungen unterstützen die Zielstellung und runden das Programm ab.
6 ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 2. Länderprofil Kroatien 2.1. Basisdaten Die Republik Kroatien befindet sich geografisch betrachtet zwischen Mittel- und Südosteuropa und grenzt im Nordwesten an Slowenien, im Norden an Ungarn, im Nordosten an Serbien, im Osten an Bosnien und Herzegowina und im Südosten an Montenegro. Die Landesflächte beträgt insgesamt 88.073 km2, wovon 56.594 km2 auf Land- und 31.479 km2 auf Seeterritorium entfallen.1 Kroatien zählt laut letzter Volkszählung aus 2011 rund 4,28 Millionen Einwohner.2 Die Bevölkerungsdichte liegt bei 74,2 Einwohner/km2.3 Das Land lässt sich in drei Landschaftszonen einteilen, die sich in den Klimaverhältnissen und teilweise in der Kultur und Lebensweise der Menschen widerspiegeln: die pannonische Tiefebene, die dinarische Gebirgsregion und die adriatische Küstenregion. So erstreckt sich das Land von den äußersten östlichen Alpenausläufern im Nordwesten bis in die Pannonische Tiefebene und den Ufern der Donau im Osten. Den geographisch zentralen Raum des Landes stellt Niederkroatien dar, ein fruchtbares Tiefland im nördlichen Teil Kroatiens mit Gebirgen im Inneren. Im Südwesten bilden Hochflächen mit zum Teil versumpften Flussniederungen den Übergang zu einem wirtschaftlich armen Karstgebiet, das von den bewaldeten Gebirgsmassiven längs der Adriaküste umrahmt wird. Der Westen des Landes wird bestimmt von der Halbinsel Istrien und der Küstenlandschaft Dalmatiens. In Kroatien gibt es drei Klimazonen. Im Landesinneren überwiegt gemäßigtes kontinentales Klima mit heißen und trockenen Sommern und kalten und nassen Wintern. Im Landesteil zwischen dem Landesinneren und der Küste herrscht Gebirgsklima. Das Küstengebiet ist durch ein angenehmes mediterranes Klima mit vielen Sonnentagen, trockenen und heißen Sommermonaten und milden und feuchten Wintern gekennzeichnet. Die durchschnittlichen Temperaturen betragen im Landesinneren im Januar 0° bis 2°C und im August 19° bis 23°C und an der Küste 6° bis 11°C im Januar und 21° bis 27° C im August. Die mittlere Wassertemperatur liegt im Winter bei 12° C und im Sommer bei 25° C. Kroatien ist in 20 lokalen Verwaltungseinheiten, die sogenannten Gespanschaften, und die Hauptstadt Zagreb, die selbst die Kompetenzen einer Gespanschaft hat, gegliedert. Hauptstadt und Regierungssitz ist die Stadt Zagreb. Die Amtssprache in Kroatien ist Kroatisch. Daneben werden in Gebieten mit starken ethnischen Minderheiten (vor allem in den jeweiligen Grenzgebieten) Serbisch, Italienisch oder Ungarisch gesprochen. Geschäftssprachen sind Kroatisch, Englisch und Deutsch. Aufgrund seiner günstigen geografischen Lage am Schnittpunkt der paneuropäischen Verkehrskorridore X und V und seiner sehr gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur eignet sich Kroatien sehr gut als Anbindung und Logistikzentrum für die mittel- und osteuropäischen Länder über die Adria zum Mittelmeer (siehe nachfolgende Abbildung). 1 Kroatisches Statistikamt (Državni zavod za statistiku Republike Hrvatske): “Statistical Yearbook of the Republic of Croatia 2014” (Statistički ljetopis Republike Hrvatske 2014), Zagreb, Dezember 2015, Rubrik “Released Data > All publications > Statistical yearbook”, unter www.dzs.hr, abgerufen am 31.05.2016 2 Kroatisches Statistikamt: „Census 2011“ (Popis stanovništva 2011.), Rubrik „Released Data > Censuses”, unter www.dzs.hr, abgerufen am 31.05.2016 3 Germany Trade and Invest: „Wirtschaftsdaten kompakt – Kroatien, Mai 2016“, 30.05.2016, unter http://www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/PUB/2016/05/pub201605302034_159920_wirtschaftsdaten-kompakt---kroatien--juni-2016.pdf?v=1, abgerufen am 31.05.2016
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 7 Abbildung 1: Landkarte Kroatien (Übersichtskarte) Quelle: Webseite „Weltkarte.com – Online-Landkarten und Stadtpläne“, unter www.weltkarte.com/europa/kroatien/uebersichtskarte-balkan.htm, abgerufen am 31.05.2016 2.2. Politischer Hintergrund Die Republik Kroatien ist seit der Unabhängigkeitserklärung vom 25. Juni 1991 eine parlamentarische Demokratie mit einem Einkammerparlament. Die demokratischen Strukturen entsprechen den Kopenhagener Kriterien der Europäischen Union. Kroatien ist seit dem 01. Juli 2013 vollwertiges Mitglied der Europäischen Union. Die Integration in die euroatlantischen Strukturen durch den Beitritt zur EU und zur NATO gehörte bereits seit dem Jahr 2000 zu einem der wichtigsten Ziele der kroatischen Außen- und Wirtschaftspolitik. Ein Teilziel wurde mit der Aufnahme Kroatiens in die NATO bereits am 1. April 2009 erfüllt. Im Jahr 2005 wurden die EU-Beitrittsverhandlungen eröffnet. Im Dezember 2011 hat Kroatien den Beitrittsvertrag mit der EU unterschrieben und am 22. Januar 2012 die Volksabstimmung durchgeführt, in der 66% der Wahlbeteiligten für den EU-Beitritt gestimmt haben. Nach den positiv verlaufenden Ratifizierungsprozessen in den 27 EU-Mitgliedsländern und des Monitoring-Prozesses ist Kroatien am 1. Juli 2013 der EU als 28. Mitgliedsstaat beigetreten. Im Januar 2015 wurde im 2. Wahlgang der kroatischen Präsidentschaftswahlen die frühere Außenministerin und zuletzt als stellvertretende Generalsekretärin für Öffentlichkeitsarbeit der NATO in Brüssel tätige Kolinda Grabar-Kitarović als erste Frau zur Staatspräsidentin Kroatiens gewählt. Das Jahr 2016 war bis zum Herbst von politischen Spannungen geprägt. Nach der Absetzung des kroatischen Regierungschefs durch das kroatische Parlament, ausgelöst durch ein Misstrauensvotum und parteibezogene Unstimmigkeiten innerhalb des regierenden Koalitionsbündnisses, hat sich das kroatische Parlament verfassungsgemäß selbst aufgelöst, womit vorgezogenen Neuwahlen nichts mehr im Wege stand.
8 ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN Bei den Wahlen am 11. September 2016 konnte die konservative HDZ (Hrvatska demokratska zajednica, deutsch: Kroatische Demokratische Gemeinschaft) wie auch bei den Wahlen 2015 zwar mit 61 die Mehrheit der 151 Mandate bekommen, verfehlte aber dennoch deutlich die Regierungsmehrheit von 76 Sitzen. Die Sozialdemokraten (SDP) kamen auf 54 Abgeordnete. Den Ausschlag dürfte ebenfalls wie im Vorjahr die neue Reformpartei Most (zu Deutsch: Brücke) geben, die 13 Sitze gewann und bereits bei den letzten Wahlen als Überraschungssieger galt. Die übrigen Plätze belegen Kleinparteien und Vertreter der Minderheiten wie Serben, Italiener und Ungarn. Die Bildung eines Koalitionsbündnisses steht an. Bis zur Fertigstellung der vorliegenden Zielmarktanalyse wurden die Koalitionsverhandlungen noch nicht abgeschlosssen, daher können hier vorerst keine konkreten Ergebnisse zur Zusammensetzung der Regierung gemacht werden. Fest steht jedoch, dass als dringende wirtschaftspolitische Aufgabe der neuen Regierung die Fortsetzung und Beschleunigung von strategisch wichtigen Projekten gilt, die sich derzeit noch in der Warteschleife befinden. Dazu soll auch der Zufluss an EU-Mitteln besser als bisher gewährleistet werden. Dringend notwendig ist die Umsetzung von Reformen, beispielsweise im Bildungs-, Steuer und Verwaltungssystem. Als wichtige Ziele gelten die Verbesserung des Investitionsklimas und der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Konsolidierung der Staatsfinanzen. 2.3. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung Die kroatische Wirtschaft konnte sich 2015 von der langjährigen Rezession erholen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeichnete 2015 auf Jahresbasis ein Wachstum von 1,6%.4 Kroatiens Wirtschaft konnte 2015 vom niedrigen Ölpreis, der guten Tourismussaison und der insgesamt wirtschaftlich günstigen Lage in den wichtigsten Partnerländern in der EU profitieren, wodurch die Auslandsnachfrage gestiegen ist.5 Laut Europäischer Kommission soll das BIP in 2016 um 1,8 % und 2017 um 2,1 % wachsen. Dem beitragen soll vor allem die Inlandsnachfrage, die 2016 und 2017 um 1,7 % bzw. 2,2 % steigen soll (siehe nachfolgende Abbildung).6 Abbildung 2: BIP-Wachstum und Einflussfaktoren 2008 - 2017 Quelle: Europäische Kommission: „Spring 2016 Economic Forecast“, 03.05.2016, unter http://ec.europa.eu/economy_finance/eu/forecasts/2016_spring/hr_en.pdf, abgerufen am 02.06.2016 4 Kroatische Nationalbank (Hrvatska narodna banka, kurz: HNB): Rubrik „Statistik – Wichtige makroökonomische Indikatoren“ (Statistika – Važni makroekonomski indikatori), unter www.hnb.hr/statistika/glavni-makroekonomski-indikatori, abgerufen am 02.06.2016 5 Germany Trade and Invest: „Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2015/16 – Kroatien“, 20.01.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftstrends,t=wirtschaftstrends-jahreswechsel-201516--kroatien,did=1396056.html, abgerufen am 02.06.2016 6 Europäische Kommission: „Spring 2016 Economic Forecast“, 03.05.2016, unter http://ec.europa.eu/economy_finance/eu/forecasts/2016_spring/hr_en.pdf, abgerufen am 02.06.2016
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 9 Zu erwarten ist, dass sich das Wirtschaftswachstum in den folgenden Jahren noch beschleunigen wird, getrieben v.a. durch die Auslandsnachfrage, zunehmend aber auch vom privaten Verbrauch und den Investitionen. So ist das BIP im ersten Quartal 2016 bereits um 2,7 % und im zweiten Quartal um 2,8 % gestiegen.7 Auch der kroatische Außenhandel, dessen Volumen 30 Mrd. Euro beträgt, verzeichnet nach dem Rekordjahr 2015 einen weiteren Aufwärtstrend mit einen Anstieg von knapp 4 % im 1. Quartal 2016. In der Struktur der ausländischen Direktinvestitionen dominieren als wichtigste Herkunftsländern die Niederlande, Österreich und Deutschland. Aus diesen drei Ländern werden rund 48 % der Auslandsinvestitionen realisiert.Kumulativ betrachtet sind von 1993 bis 2015 rund 29,5 Mrd. Euro Auslandsinvestitionen nach Kroatien geflossen.8 Die Arbeitslosenquote lag 2015 laut Europäischer Kommission bei 16,3 % (nach ILO-Standard) und soll bis 2017 auf 14,7 % sinken.9 Tabelle 2: Übersicht der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren Indikator 2013 2014 2015 2016* 2017* Bruttoinlandsprodukt (BIP), laufende Preise (in Mio. €) 43.516 43.045 43.921 44.741 46.094 BIP pro Kopf (in €) 10.225 10.157 10.364 10.612 10.943 BIP-Wachstum (in %) -1,1 -0,4 1,6 1,8 2,1 Inflationsrate (in %) 2,2 -0,2 –0,5 –0,6 1,5 Export (in Mio. €) 9.589,4 10.368,7 11.530,6 1.718,8 4,2 (I-II 2016) Import (in Mio. €) 16.527,9 1.129,4 18.481,9 2.804,2 4,7 (I-II 2016) Export nach Deutschland(in Mio. €) 1.128,9 1.161,4 1.302,8 225,4 k. A. (I-II 2016) Import aus Deutschland(in Mio. €) 2.318,4 2.593,3 2.865,4 459,5 k. A. (I-II 2016) Arbeitslosenrate (nach ILO, in %) 17,3 17,3 16,3 15,5 14,7 * Prognosen und Schätzungen, Wachstumsraten in Prozent angegeben Quellen: Kroatisches Statistikamt, unter www.dzs.hr; Europäische Kommission: „Spring 2016 Economic Forecast“, 03.05.2016, unter http://ec.europa.eu/economy_finance/eu/forecasts/2016_spring/hr_en.pdf, Quartalsanalyse der Raiffeisenbank Austria d.d., Nr. 61, 05.05.2016, unter, www.rba.hr/documents/10279/546878/Kvartalna+RBA+analiza+broj+61/9402da18-e3f1-46c9-be2b-9b4c57d5b7aa, abgerufen am 02.06.2016 Als problematisch gestalten sich weiterhin das hohe Budgetdefizit, das 2015 bei 4,2 % lag und beginnend mit dem Haushaltsjahr 2016 auf maximal 2,2 % und in den folgenden zwei Jahren auf 1,8 % gesenkt werden soll, sowie der Zufluss von EU-Mitteln, der nun besser als bisher gewährleistet werden soll.10 In der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 stehen Kroatien aus EU-Struktur- und Investitionsfonds rund 10,5 Mrd. Euro zur Verfügung, die zum großen Teil investitionswirksam werden. Dabei können 4,3 Mrd. Euro aus dem Fond für regionale Entwicklung, 2,6 Mrd. Euro aus dem Kohäsionsfonds, rund 1,5 Mrd. Euro aus dem Sozialfonds, mehr als 2 Mrd. Euro aus dem Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung und 253 Mio. Euro aus dem Fischereifonds abgerufen werden.11 7 Kroatisches Statistikamt: „Gross domestic product – First estimate”, Rubrik “First Results”, unter www.dzs.hr, abgerufen am 12.09.2016 8 Kroatische Nationalbank, Statistik, unter www.hnb.hr, abgerufen am 02.06.2016 9 Europäische Kommission: „Spring 2016 Economic Forecast“, 03.05.2016, unter http://ec.europa.eu/economy_finance/eu/forecasts/2016_spring/hr_en.pdf, abgerufen am 02.06.2016 10 Germany Trade and Invest: „Kroatien will Budgetdefizit 2016 auf 2,2% senken“, 03.03.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=kroatien-will-budgetdefizit-2016-auf-22-senken,did=1420340.html, abgerufen am 02.06.2016 11 Germany Trade and Invest: „Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2015/16 – Kroatien“, 20.01.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftstrends,t=wirtschaftstrends-jahreswechsel-201516--kroatien,did=1396056.html, abgerufen am 02.06.2016
10 ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 2.4. Außenhandel Der kroatische Außenhandel hat 2015 neue Rekordhöhen erreicht, wobei sowohl die Ausfuhren als auch die Einfuhren überdurchschnittlich stark stiegen. So sind die kroatischen Exporte 2015 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 11 % auf 11,5 Mrd. Euro gestiegen, während bei den Importen ein Wachstum von rund 8 % auf 18,5 Mrd. Euro zu verzeichnen ist. Dabei ist Deutschland Kroatiens wichtigstes Lieferland (Anteil an Gesamtimporten 2015: 15,5 %), gefolgt von Italien (13,2 %) und Slowenien (10,6 %). Über 78 % der kroatischen Einfuhren kommen aus dem EU-Raum.12 Die kroatische Außenwirtschaft konnte vom EU-Beitritt Mitte 2013 eindeutig profitieren. Die Exporte in die EU waren 2015 mit 7,7 Mrd. Euro um rund 41 % höher gegenüber dem Jahr 2010. Die Importe stiegen sogar um knapp 58 % im Vergleich zu 2010.13 Die vor dem EU-Beitritt laut gewordenen Befürchtungen,dass sich der Beitritt negativ auf den Handel Kroatiens mit Ländern der Freihandelszone CEFTA (Albanien, Bosnien und Herzegowina, United Nations Interim Administration Mission in Kosovo- UNMIK, Mazedonien, Moldawien, Montenegro und Serbien) auswirken würde, haben sich nicht bewahrheitet. Das Exportvolumen in CEFTA-Länder verzeichnete im Vergleich zu 2010 einen Anstieg von rund 24 %. Stark eingebrochen ist 2015 dagegen der Warenaustausch mit Russland, während der deutsch-kroatische Außenhandel neue Rekordzahlen erreicht hat (siehe nachfolgendes Kapitel 2.5.). Das Handelsdefizit bleibt mit rund 7 Mrd. Euro weiterhin hoch und wird zum größten Teil durch die Tourismuseinnahmen ausgeglichen, die sich 2015 laut Tourismusministerium auf einer Rekordsumme von über 9 Mrd. Euro bewegen werden.14 Abbildung 3: Hauptliefer- und Hauptabnehmerländer Kroatiens (2015, Anteil in %) Quelle: Germany Trade and Invest: „Wirtschaftsdaten kompakt – Kroatien, Mai 2016“, 30.05.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/PUB/2016/05/pub201605302034_159920_wirtschaftsdaten-kompakt--- kroatien--juni-2016.pdf?v=1, abgerufen am 02.06.2016 Wichtigste Einfuhrgüter waren 2015 Nahrungsmittel (Anteil 9,6 % an Gesamteinfuhr, Warengruppen nach NCA), chemische Erzeugnisse (8,4 %), Maschinen und Apparate (7,3 %), Bergbau (6,7 %) und Rechenmaschinen sowie elektrische und optische Erzeugnisse (6,3 %).15 12 Kroatisches Statistikamt: Rubrik „Released data–Publications–By statistical subject-Trade and Other Services”, unter www.dzs.hr, abgerufen am 02.06.2016 13 Germany Trade and Invest: „Kroatiens Außenhandel erreicht 2015 Rekordhöhe“, 16.03.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=kroatiens-aussenhandel-erreicht-2015-rekordhoehe,did=1427262.html, abgerufen am 02.06.2016 14 Ministerium für Tourismus der Republik Kroatien (Ministarstvo turizma Republike Hrvatske): „Das Rekordjahr 2015 verzeichnet gegenüber dem Vorjahr 6,8 % mehr Übernachtungen und 8,3 % mehr Touristenankünfte“ (Rekordna 2015. bolja u odnosu na lani za 6,8 posto u noćenjima i 8,3 posto u dolascima), 07.01.2016, unter www.mint.hr/default.aspx?id=29626, abgerufen am 02.06.2016 15 Germany Trade and Invest: „Kroatiens Außenhandel erreicht 2015 Rekordhöhe“, 16.03.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=kroatiens-aussenhandel-erreicht-2015-rekordhoehe,did=1427262.html, abgerufen am 02.06.2016
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 11 Tabelle 3: Kroatiens Importe 2015 (nach NCA/National Classification of Activities, in Mio. Euro, Veränderung in %) Warengruppen nach NCA 2014 2015 Veränderung A Landwirtschaft, Forsten, Fischerei 495,4 549,4 10,9 B Bergbau 1.466,9 1.238,2 -15,6 C Verarbeitende Industrie 14.520,6 15.905,8 9,5 .Nahrungsmittel 1.622,4 1.773,2 9,3 .Getränke 140,1 154,4 10,2 .Tabakerzeugnisse 55,1 63,5 15,2 .Textilerzeugnisse 385,0 389,6 1,2 .Bekleidung 773,1 839,1 8,5 .Ledererzeugnisse 497,8 642,6 23,1 .Holz- und Holzerzeugnisse, außer Möbel 202,9 235,0 15,8 .Druckerzeugnisse 3,4 3,5 2,9 .Koks und raffinierte Erdölerzeugnisse 1.234,1 949,7 -23,0 .Chemische Erzeugnisse 1.369,7 1.552,7 13,4 .Pharmaerzeugnisse 710,0 826,5 16,4 .Kautschuk- und Kunststofferzeugnisse 677,4 761,1 12,4 .andere nichtmetallische Mineralerzeugnisse 295,9 326,4 10,3 .Metalle 911,4 938,9 3,0 .fertige Metallerzeugnisse, außer Maschinen und Geräte 559,4 638,6 14,2 .Rechenmaschinen sowie elektronische und optische Erzeugnisse 1.017,0 1.161,9 14,2 .elektrische Ausrüstungen 739,3 832,2 12,6 .Maschinen und Apparate 1.212,1 1.353,1 11,6 .Motorfahrzeuge 894,3 1.086,6 21,5 .andere Fahrzeuge 233,1 256,2 9,9 .Möbel 221,8 256,6 15,7 .andere Erzeugnisse der verarbeitenden Industrie 325,1 393,1 20,9 INGESAMT 17.129,4 18.482,0 7,9 Quelle: Germany Trade & Invest: „Kroatiens Außenhandel erreicht 2015 Rekordhöhe“, 16.03.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=kroatiens-aussenhandel-erreicht-2015-rekordhoehe,did=1427262.html, abgerufen am 02.06.2016 Zu den wichtigsten Ausfuhrgütern des Landes zählen Nahrungsmittel (Anteil 8,1 % an Gesamtausfuhr, Warengruppen nach NCA), Maschinen und Apparate (7,5 %), Koks und Erdölerzeugnisse (6,8 %) und fertige Metallerzeugnisse (außer Maschinen und Geräten, Anteil 6,7 %).16 Germany Trade and Invest: „Kroatiens Außenhandel erreicht 2015 Rekordhöhe“, 16.03.2016, unter 16 www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=kroatiens-aussenhandel-erreicht-2015-rekordhoehe,did=1427262.html, abgerufen am 02.06.2016
12 ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 2.5. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Deutschland und Kroatien pflegen traditionell gute langjährige bilaterale Beziehungen. Deutsche Partner und Produkte genießen hohe Wertschätzung. Bedeutende deutsche Investitionen gibt es bereits im Groß- und Einzelhandel, dem Telekommunikations- und Energiesektor sowie in den Medien. Deutsche Investoren zeigen verstärkt Interesse vor allem bei Geschäftsvorhaben in den Perspektivbranchen Tourismus, Energie (einschl. erneuerbare Energien und Energieeffizienz), Umwelttechnik (Wasserversorgung, Abfall- und Abwasserbehandlung), Metallverarbeitung und Maschinenbau, Ernährungswirtschaft sowie Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Deutschland ist mit einem Handelsvolumen von rund 4,2 Mrd. Euro der wichtigste Handelspartner Kroatiens und drittgrößter ausländischer Direktinvestor. Kumuliert seit 1993 bis 2015 investierten deutsche Unternehmen knapp 2,66 Mrd. Euro in Kroatien. Der deutsch-kroatische Außenhandel verzeichnete 2015 zweistellige Wachstumsraten und erreichte einen neuen Höchststand. So lag der Import von Waren und Dienstleistungen aus Deutschland bei 2,87 Mrd. Euro (+10,7 %) und der Export aus Kroatien nach Deutschland bei 1,3 Mrd. Euro (+12,2 %).17 Als wichtigste deutsche Ausfuhrgüter nach Kroatien gelten Kraftfahrzeuge (Kfz) und – Teile, chemische Erzeugnisse, Maschinen und Nahrungsmittel (siehe nachfolgende Abbildung). Abbildung 4: Deutsche Ausfuhrgüter nach SITC (2015, Anteil in % der Gesamtausfuhr) Quelle: Germany Trade and Invest: „Wirtschaftsdaten kompakt – Kroatien, Mai 2016“, 30.05.2016, unter www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/PUB/2016/05/pub201605302034_159920_wirtschaftsdaten-kompakt---kroatien--juni-2016.pdf?v=1, abgerufen am 02.06.2016 Ein weiterer wichtiger Faktor der deutsch-kroatischen Wirtschaftsbeziehungen sind die Touristen aus Deutschland. Deutsche Urlauber stellen schon seit Jahren die größte Gruppe von ausländischen Touristen in Kroatien dar. Von insgesamt 12,7 Mio. Touristen aus dem Ausland kamen 2015 rund 2,1 Mio. Gäste allein aus Deutschland, knapp 7 % mehr gegenüber dem Vorjahr.18 17 Kroatisches Statistikamt: “Foreign trade in goods of the Republik of Croatia, 2015, final data“, 25.05.2016, unter www.dzs.hr, abgerufen am 02.05.2016 18 Ministerium für Tourismus: „Das Rekordjahr 2015 verzeichnet gegenüber dem Vorjahr 6,8 % mehr Übernachtungen und 8,3 % mehr Touristenankünfte“, 07.01.2016, unter www.mint.hr/default.aspx?id=29626, abgerufen am 02.06.2016
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 13 2.6. Investitionsklima und –Förderung Kroatien bietet als Investitionsstandort attraktive Standortfaktoren und Investitionsanreize. Als Standortvorteile gelten die strategisch günstige geografische Lage, die gute Qualifikation der Mitarbeiter, die gut entwickelte Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Häfen, Telekommunikation), die EU-Mitgliedschaft, die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen und wirtschaftliche Wachstumspotenziale. Investitionsanreize gründen auf dem aktuellen Investitionsfördergesetz von 2015, das in Abhängigkeit von der Investitionssumme und der Anzahl neu geschaffener Arbeitsplätze Förderinstrumente wie Steuer- und Zollvergünstigungen, Förderung bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie Kostenübernahme bei Aus- und Weiterbildungen vorsieht. Zu den angebotenen Anreizen gehören ein Nachlass der Gewinnsteuer von bis zu 100% für Investitionen über 3 Mio. Euro, bis zu 9.000 Euro für jeden neu geschaffenen Arbeitsplatz und bis zu 1 Mio. Euro für Kapitalinvestitionen über 5 Mio. Euro. Zur Beratung von in- und ausländischen Investoren sind zwei staatliche Förderagenturen tätig (Agentur für Investitionen und Konkurrenzfähigkeit, www.aik-invest.hr, und die Kroatische Agentur für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) und Investitionen HAMAG BICRO, www.investcroatia.hr). Daneben agieren auf Landesebene verschiedene regionale Entwicklungsagenturen. Dennoch besteht weiterhin relativ großer Handlungsbedarf bei der konstanten Schaffung einer unternehmerfreundlichen Wirtschafts- und Investitionspolitik, wie internationale Indizes und Rankings zeigen. Im Ease of Doing Business-Report der Weltbank für 2016 steht Kroatien unter 189 Ländern auf Platz 40 (Platz 39 im Vorjahr). Eine positivere Bewertung gegenüber dem Vorjahr erhält Kroatien in den Kategorien Unternehmensgründung (Starting a Business, Platz 83) und Immobilienregistrierung (Registering Property, Platz 60). Dagegen erhielten die restlichen Kategorien gegenüber dem Vorjahr eine negativere Bewertung: Baugenehmigungen (Dealing with Construction Permits, Platz 129), Stromanschluss (Getting electricity, Platz 66), Krediterhalt (Getting Credit, Platz 70), Schutz von Minderheitsbeteiligten (Protecting Minority Investors, Platz 29), Durchsetzung von Verträgen (Enforcing Contracts, Platz 10) und Insolvenzlösungen (Resolving Insolvency, Platz 59). Die Punkte Besteuerung (Paying Taxes, Platz 38) und Warenhandel (Trading across borders, Platz 1) bleiben unverändert.19 Ähnlich wie im Vorjahr belegt Kroatien zudem im Global Competitiveness Index 2015-2016 Platz 77 unter 140 Ländern.20 19 World Bank Group: “Ease of Doing Business in Croatia“, unter www.doingbusiness.org/data/exploreeconomies/croatia/, abgerufen am 02.06.2016 20 World Economic Forum: “The Global Competitiveness Report 2015-2016”, unter http://reports.weforum.org/global-competitiveness-report-2015- 2016/competitiveness-rankings/, abgerufen am 02.06.2016
14 ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 3. Abfallwirtschaft in Kroatien 3.1.Stand und Ausgangslage 3.1.1. Siedlungsstruktur und Bevölkerungsdichte In Kroatien haben 99 % der Bevölkerung Zugang zur öffentlichen Mülleinsammlung und Müllabfuhr.21 Bei der Betrachtung der kroatischen Abfallwirtschaft ist die Siedlungsstruktur des Landes zu beachten. Diese hat in den letzten Jahrzehnten den Ausbau einer modernen Abfallwirtschaft teils erschwert bzw. verzögert. In der Hauptstadt Zagreb und ihrer Gespanschaft leben etwa 1,1 Millionen Einwohner und somit ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Die Bevölkerungsdichte ist dementsprechend in der Stadt Zagreb am höchsten (siehe nachfolgende Tabelle). Nur knapp unter dem EU-weiten Durchschnitt von 120 Einwohnern pro km2 (Angabe aus 2014) liegt mit einer Quote von 117 Einwohnern/km2 der Nordwesten des Landes mit den Gespanschaften Međimurje, Varaždin, Krapina-Zagorje und Koprivnica-Križevci.22 Die übrigen Landesteile sind zum Teil sehr dünn besiedelt, was die sich wiederum auf die Investitionskosten in der Abfallwirtschaft mit Schwerpunkt auf der Mülltrennung und Wiederverwertung auswirkt und wodurch der Nachholbedarf in diesen Regionen meist sehr groß ist. So liegt die Bevölkerungsdichte an der Nordadria (Gespanschaften Istrien und Primorje-Gorski Kotar) bei durchschnittlich 78 Einwohner/km2, in Dalmatien (Split-Dalmatien, Dubrovnik-Neretva, Zadar, Šibenik-Knin) bei 63 Einwohnern/km2 und in Ost-Kroatien/Slawonien (Brod-Posavina, Osijek-Baranja, Vukovar-Srijem, Požega-Slawonien, Virovitica- Podravina) bei knapp 62 Einwohner/km2. Schwach besiedelt ist Zentralkroatien (Bjelovar-Bilogora, Sisak-Moslavina, Karlovac, Lika-Senj) mit durchschnittlich nur 32 Einwohner je km2. Das Schlusslicht bildet die Gespanschaft Lika-Senj, die zum größten Teil aus bergigem Karstgebiet besteht, mit nur neun Einwohnern je km2. Als Herausforderung für die kroatische Abfallwirtschaft gelten auch Spitzenbelastungen während der Tourismussaison an der Küste und den Inseln. Dort leben in vielen Gemeinden nur wenige Einwohner über das ganze Jahr, während in der Tourismussaisonm mehrere Tausende Touristen hinzukommen.So hielten sich z.B. im Jahr 2015 an der Nordadria (Istrien und Primorje-Gorski Kotar) insgesamt 5,9 Mio. Touristen auf, was einem Zehnfachen der Einwohnerzahl entspricht.23 Diese Spitzenbelastung konzentriert sich hauptsächlich auf die Hochsaison von Juni bis September. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die regeionale Verteilung der kroatischen Bevölkerung, gemessen an Daten der letzten Volkszählung in 2011. 21 Kroatische Agentur für Umwelt und Natur (Hrvatska agencija za okoliš i prirodu): „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“ (Izvješće o komunalnom otpadu za 2014. godinu), Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14, abgerufen am 03.06.2016 22 Kroatisches Statistikamt: Volkszählung 2011 (Census 2011) - „Gespanschaften, Fläche, Einwohner, Städte, Gemeinden und Ortschaften“, unter http://www.dzs.hr/Hrv/censuses/census2011/results/htm/H02_02/H02_02.html; statista – Das Statistik-Portal: „Europäische Union: Bevölkerungsdichte von 2004 bis 2014 (in Einwohner pro Quadratkilometer)“, unter http://de.statista.com/statistik/daten/studie/248947/umfrage/bevoelkerungsdichte-in-der- europaeischen-union-eu/, abgerufen am 03.06.2016 23 Ministerium für Tourismus: „Anzahl und Übernachtungen von Touristen im Dezember 2015 (offizielle Angaben)“ (Turistički promet u prosincu 2015. godine (službeni podaci), Rubrik „Statistik“ (Statistika), unter www.mint.hr/UserDocsImages/015_160407_XII.pdf, abgerufen am 03.06.2016
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 15 Tabelle 4: Regionale Verteilung der kroatischen Bevölkerung (2011) Region / Gespanschaft Fläche/ Einwohnerzahl Einwohner/ Zahl Zahl Zahl Siedlungen/ km2 km2 Städte Gemeinden Ortschaften Republik Kroatien 56.594 4.284.889 75,71 127 429 6.756 Hauptstadt-Agglomeration Zagreb Stadt Zagreb 641 790.017 1.232,48 1 - 70 Zagreb 3.060 317.606 103,79 9 25 694 Nordwest-Kroatien Međimurje 729 113.804 156,11 3 22 131 Varaždin 1.262 175.951 139,42 6 22 302 Krapina-Zagorje 1.229 132.892 108,13 7 25 423 Koprivnica-Križevci 1.748 115.584 66,12 3 22 264 Nordadria Primorje-Gorski Kotar 3.588 296.195 82,55 14 22 510 Istrien 2.813 208.055 73,96 10 31 655 Dalmatien Split-Dalmatien 4.540 454.798 100,18 16 39 368 Dubrovnik-Neretva 1.781 122.568 68,82 5 17 230 Zadar 3.646 170.017 46,63 6 28 229 Šibenik-Knin 2.984 109.375 36,65 5 15 199 Ost-Kroatien / Slawonien Brod-Posavina 2.030 158.575 78,12 2 26 185 Osijek-Baranja 4.155 305.032 73,41 7 35 263 Vukovar-Srijem 2.454 179.521 73,15 5 26 85 Požega-Slawonien 1.823 78.034 42,81 5 5 277 Virovitica-Podravina 2.024 84.836 41,92 3 13 188 Zentralkroatien Bjelovar-Bilogora 2.640 119.764 45,37 5 18 323 Sisak-Moslavina 4.468 172.439 38,59 6 13 456 Karlovac 3.626 128.899 35,55 5 17 649 Lika-Senj 5.353 50.927 9,51 4 8 255 Quelle: Kroatisches Statistikamt: Volkszählung 2011 (Census 2011) - „Gespanschaften, Fläche, Einwohner, Städte, Gemeinden und Ortschaften“, unter http://www.dzs.hr/Hrv/censuses/census2011/results/htm/H02_02/H02_02.html, abgerufen am 03.06.2016 Der Anteil der ländlichen Bevölkerung ist immer noch relativ hoch. So lebten laut letzter Volkszählung aus 2011 knapp 55 % aller Bürger in Städten und Gemeinden mit bis zu 10.000 Einwohnern.24 24 Kroatisches Statistikamt: Volkszählung 2011 (Census 2011) - „Ortschaften nach Zahl der Einwohner“ (Naselja prema broju stanovnika, popis 2011.), unter www.dzs.hr, abgerufen am 08.06.2016
16 ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 3.1.2. Aufkommen und Behandlung von Siedlungsabfällen Im Jahr 2014 sind in Kroatien insgesamt 3,73 Mio. Tonnen Müll angefallen.25 Gemäß dem neuesten Abfallbericht der Kroatischen Agentur für Umwelt und Natur (Agencija za okoliš i prirodu) betrug das Aufkommen an Siedlungsabfällen im Jahr 2014 rund 1,637 Mio. Tonnen und lag somit um 4,8 % unter dem Aufkommen des Vorjahres.26 Den größten Anteil in der Zusammensetzung gemischter Siedlungsabfälle nehmen mit knapp 31 % Küchenabfälle, gefolgt von Plastik (22,9 %) und Papier und Pappe (23,2 %) ein (siehe nachfolgende Tabelle).27 Tabelle 5: Geschätzte Zusammensetzung gemischter Siedlungsabfälle 2015 in Kroatien Bestandteile Anteil (in %) Metall 2,1 Holz 1,0 Textil/Kleidung 3,7 Papier und Pappe 23,2 Glas 3,7 Plastik 22,9 Gummi 0,2 Schlachtabfälle (Haut/Knochen) 0,5 Küchenabfälle 30,9 Gartenabfälle 5,7 Sonstige Abfälle (Erde, Staub, Sand, undefiniert) 6,3 Gesamt 100 Quelle: Kroatische Agentur für Umwelt und Natur: „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“, Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14, abgerufen am 08.06.2016 Das größte Aufkommen fällt in den Regionen Dalmatien (Gespanschaften Split-Dalmatien, Dubrovnik-Neretva, Zadar, Šibenik-Knin, Anteil am Gesamtaufkommen 27,8 %), gefolgt von der Hauptstadt-Agglomeration Zagreb (Anteil 23,8 %) und den Regionen Nordadria (Gespanschaften Primorje-Gorski Kotar und Istrien, Anteil 17,7 %), Nordwest-Kroatien (Međimurje, Varaždin, Krapina- Zagorje, Koprivnica-Križevci, Anteil 17,3 %) und Ost-Kroatien / Slawonien (Brod-Posavina, Osijek-Baranja, Vukovar-Srijem, Požega-Slawonien, Virovitica-Podravina, Anteil 14,2 %).28 Das geringste Abfallaufkommen hat die Region Zentralkroatien (Bjelovar-Bilogora, Sisak-Moslavina, Karlovac, Lika-Senj, Anteil 9,07 %).29 25 Angabe der Kroatischen Agentur für Umwelt und Natur, auf Anfrage, mitgeteilt am 30.06.2016 26 Kroatische Agentur für Umwelt und Natur: „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“, Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14, abgerufen am 08.06.2016 27 Ministerium für Umweltschutz und Natur der Republik Kroatien (Ministarstvo zaštite okoliša i prirode Republike Hrvatske): „Abfallwirtschaftsplan der Republik Kroatien 2015-2021 – Entwurf“ (Plan gospodarenja otpadom Republike Hrvatske 2015.-2021. – Nacrt), unter www.mzoip.hr/doc/nacrt_plana_gospodarenja_otpadom_republike_hrvatske_za_razdoblje_2015-2021.pdf, abgerufen am 31.08.2016 28 Kroatische Agentur für Umwelt und Natur: „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“, Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14, abgerufen am 08.06.2016 29 ebd.
ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN 17 Tabelle 6: Gesamtaufkommen an Siedlungsabfällen in 2014, nach Regionen unterteilt Region / Gespanschaft Gesamtaufkommen Anteil der Gespanschaften Anzahl Einwohner Abfallaufkommen an am Gesamtaufkommen an mit Zugang zur pro Einwohner Siedlungsabfällen Siedlungsabfällen (in %) öffentl. Müll- (kg/Einwohner) (in t) sammlung Republik Kroatien 1.637.371 100 % 4.223.114 382 Hauptstadt-Agglomeration Zagreb Stadt Zagreb 306.096 18.69 % 790.017 387 Zagreb 84.306 5,15 % 315.674 267 Nordwest-Kroatien Međimurje 24.794 1,51 % 111.207 223 Varaždin 37.084 2,26 % 161.831 229 Krapina-Zagorje 29.954 1,83 % 128.162 234 Koprivnica-Križevci 27.211 1,66 % 112.782 241 Nordadria Primorje-Gorski Kotar 153.056 9,35 % 296.065 517 Istrien 137.959 8,43 % 212.072 651 Dalmatien Split-Dalmatien 229.406 14,01 % 443.265 518 Dubrovnik-Neretva 70.373 4,30 % 122.392 575 Zadar 102.802 6,28 % 169.828 605 Šibenik-Knin 53.319 3,26 % 109.345 488 Ost-Kroatien / Slawonien Brod-Posavina 44.961 2,75 % 158.571 284 Osijek-Baranja 83.571 5,10 % 305.022 274 Vukovar-Srijem 64.179 3,92 % 175.717 365 Požega-Slawonien 15.394 0,94 % 66.713 231 Virovitica-Podravina 24.334 1,49 % 83.654 291 Zentralkroatien Bjelovar-Bilogora 30.112 1,84 % 118.824 253 Sisak-Moslavina 46.981 2,87 % 163.950 287 Karlovac 46.884 2,86 % 127.822 367 Lika-Senj 24.596 1,50 % 50.201 490 Quelle: Kroatische Agentur für Umwelt und Natur: „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“, Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14, abgerufen am 16.08.2016 Das Pro-Kopf-Aufkommen an erzeugtem Siedlungsabfall lag 2014 in Kroatien bei 382 kg und damit um knapp 19 % unter dem EU- 28-Durchschnitt und sogar um rund 37 % unter dem Durchschnitt Deutschlands. Rechnet man dies auf die tägliche Abfallerzeugung runter, so beträgt diese 1,04 kg pro Kopf.30 30 Kroatische Agentur für Umwelt und Natur: „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“, Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14, abgerufen am 08.06.2016
18 ZIELMARKTANALYSE ABFALLWIRTSCHAFT KROATIEN Abbildung 5: Aufkommen von Siedlungsabfällen 2014 im Europa-Vergleich: Erzeugter Abfall (in kg pro Kopf) Quelle: Eurostat: „Aufkommen und Behandlung von Siedlungsabfällen, erzeugter Abfall, kg pro Kopf“, unter http://ec.europa.eu/eurostat/tgm/table.do?tab=table&plugin=1&language=de&pcode=tsdpc240, abgerufen am 13.06.2016 Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes und trägt mit 5,4 % zum Gesamtaufkommen an Siedlungsabfällen bei (88.844 Tonnen). Knapp die Hälfte des Aufkommens entsteht dabei in der Region Nordadria (Istrien und Primorje-Gorski Kotar, 49,3 %), gefolgt von der Gespanschaft Split-Dalmatien mit 17,59 %. Das geringste Aufkommen haben die touristisch kaum erschlossenen kontinentalen Regionen Koprivnica-Križevci und Požega-Slawonien (insgesamt 0,04 %).31 Bei der Behandlung von Siedlungsabfällen verzeichnet Kroatien eine im EU-Vergleich sehr hohe Deponierungsquote. So wurden im Jahr 2014 rund 1,3 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle deponiert, knapp 80 % des Gesamtaufkommens. Auch wenn der Deponierungsanteil von 2010 auf 2014 um knapp 18 % gesenkt wurde, besteht hoher Nachholbedarf, um den EU-28- Durchschnitt von rund 28 % zu erreichen.32 Angaben der Agentur für Umwelt und Natur zufolge gab es mit Stand Anfang 2015 in Kroatien insgesamt 310 Mülldeponien, von denen 141 Mülldeponien aktiv tätig waren. Auf 132 Deponien werden Siedlungsabfälle gelagert, während 74 Deponien daneben auch gewerbliche Abfälle lagern. Auf neun Deponien werden nur gewerbliche Abfälle gelagert. 31 Kroatische Agentur für Umwelt und Natur: „Bericht über Siedlungsabfall für 2014“, Zagreb, 24.02.2016, unter www.azo.hr/Izvjesca14, abgerufen am 13.06.2016 32 EUWID – Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH - Recycling und Entsorgung: „Deponierungsanteil in der EU 2014 auf 28 Prozent gesunken“, 25.02.2016, unter www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/einzelansicht/Artikel/deponierungsanteil-in-der-eu-2014-auf-28-prozent-gesunken.html, abgerufen am 13.06.2016
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