Bauchtanz Infektiologie bittet zum Tanz - Infekt.ch
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Definitionen Mild (akut): Diarrhoe, welche gut tolerierbar und nicht beunruhigend ist und nicht mit geplanten Aktivitäten interferiert Moderat (akut): Diarrhoe, welche beunruhigend ist oder mit geplanten Aktivitäten interferiert Schwer (akut): Diarrhoe, welche beeinträchtigend wirkt oder geplante Aktivitäten verhindert; jeder Fall von Dysenterie Riddle MS et al.. J Trav Med 2017;24(Suppl 1):S63-S80.
Durchfall ...die Vorbeugung: „Cook it, boil it, peel it - or forget it!“ Evidenz lässt vermuten, dass dies nicht viel nützt gesunden Menschenverstand einsetzen: ‘Prinzipiell ist diese Regel korrekt, aber kaum jemand hält sich daran’: wie kommunizieren? Und was bewirkt sie?
Händehygiene? • Interventionsgruppe: Gebrauch von Händedesinfektionsmittel vor jeder Mahlzeit und nach jedem Toilettenbesuch • Vergleichsgruppe: «normales» Verhalten Kuenzli E et al. Trav Med Infect Dis 2019 Sep 6:101475
Präventionsmöglichkeiten • Prävention durch Verhalten schwierig • Ungenügende Evidenz, um Probiotika zur Prävention oder Behandlung von Reise- Diarrhoe zu empfehlen • Bismuth in CH nicht verfügbar Riddle MS et al. J Trav Med 2017;24(Suppl 1):S63-S80; Rimmer JE et al. Clin Infect Dis 2018;66(9):1435-1441. McFarland LV & Goh S. Travel Med Infect Dis. 2019 Jan-Feb;27:11-19; Islam J et al. in «Infectious Diseases», 2018.
Präventionsmöglichkeiten keine Routine-Verschreibung von Antibiotika • Antibiotika als Option bei hohem Risiko für Komplikationen durch Reise-Diarrhoe??? • Rifaximin? verhindert Campylobacter spp. nicht • Impfungen: Dukoral wirksam gegen eine Subgruppe der ETEC (7-12%); bisher keine Impfungen gegen invasive Pathogene Riddle MS et al. J Trav Med 2017;24(Suppl 1):S63-S80; Rimmer JE et al. Clin Infect Dis 2018;66(9):1435-1441. McFarland LV & Goh S. J Trav Med Infect Dis 2018 [Epub aheald of print]; Islam J et al. in «Infectious Diseases», 2018.
Durchfall: was tun? • Akute Reisediarrhoe ( limitierte perorale Therapieoptionen Kolonisierung mit multiresistenten Escherichia coli (auch andere Enteropathogene?)
Wann soll was gesucht werden? Inkubationszeit entscheidend 4 6 12 24 36 48 72 Std. 5 14 18 21 Tage S. aureus EPEC/ETEC Salmonella spp. Shigella spp. Rotavirus Clostridium perfringens Vibrio cholerae Campylobacter spp. Cryptospora spp. Cyclospora spp. Aeromonas spp. Giadia lamblia
Pathogene nach Reisedestination In bis zu 50% der Fälle kein Pathogen-Nachweis Ko-Infektionen häufig (bis zu 61%) Relevanz? Steffen R et al. JAMA 2015;313(1):71-80; Paschke C et al. Clinical Microbiol Infect 2015;17:1194-1200.
Indikationen für mikrobiologische Diagnostik • Schwere Diarrhoe, Dysenterie (Fieber und/oder blutige Diarrhoe und/oder Krämpfe) • Fieber • Antibiotika-Therapie in den letzten 3 Monaten (C. difficile?) • Vor Beginn einer Antibiotika-Therapie (Resistenz-Testung) • Patienten mit Immunsuppression • Relevante Grunderkrankungen; Alter ab wann? • Patienten, welche hospitalisiert werden müssen • Personen, welche in Spitälern oder Pflegeheimen arbeiten • Verdacht auf einen Ausbruch/epidemiologischer Zus’hang
Multiplex- PCR • Material: Frischstuhl • Rektalabstrich ausreichend • Resultate innerhalb von Stunden 13
Zusätzliche Fakten zur PCR: 1. Shigella spp. und EIEC können nicht unterschieden werden 2. Ohne PCR können enteropathogene E. coli nicht diagnostiziert werden 3. Protozoen • detektiert nur die häufigsten Protozoen • im Gegensatz zur Mikroskopie detektiert PCR nur pathogene E. histolytica, nicht apathogene E. dispar • Cryptosporidien mikroskopisch nur mit spezieller Färbung nachweisbar
Crux der PCR Hohe Sensitivität und Spezifität • welches Pathogen ist relevant? • keine Quantifizierung • keine Unterscheidung zw. lebenden und toten Pathogenen • für Bakterien zusätzliche Kultur für Resistenztestung Vorteil der PCR • schnell • sehr kleine Probe notwendig (Rektalabstrich) • EHEC-Infektion einfach zu finden
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Durchfall Empfehlungen Flüssigkeitsersatz Alternierend gezuckerten Tee und Bouillon Reisschleimsuppe, Bananen, Salzstangen Flüssigkeit löffelweise bei leichtem Erbrechen Urin muss klar sein und in genügender Menge ausgeschieden werden
Durchfall Empfehlungen Loperamid (Imodium®) Wirkung dosisabhängig, Einnahme muss erklärt werden 4mg (+2mg) zur Reduktion der Sekretion Dosen >12 mg reduzieren die Darmmotilität via μ-opioid Rezeptoren im Plexus mesentericus Max 2-32-3 Max TblTbl nicht bei Kindern Indikation < 2 Jahren Indikation: z.B. vor Bus-/ nicht bei Flugreisen Schwangerschaft Hefe/Bakterien können regulierend wirken (z.B. Perenterol®) Kantele 2015; Lääveri 2016
Behandlung von Reise-Diarrhoe • Milde Diarrhoe: Flüssigkeit (ev. Loperamid) • Moderate Diarrhoe: Antibiotika vermeiden! Loperamid als Monotherapie in Betracht ziehen: − reduziert Stuhlfrequenz um 1–2/24 Std − reduziert Symptomdauer auf ≤ 48 Std • Schwere Diarrhoe: Antibiotische Behandlung vorzugsweise Azithromycin ev. Chinolone oder Rifaximin bei nicht-dysenterischer Diarrhoe Riddle MS et al.. J Trav Med 2017
C. difficile Infektionen bei Reisenden (1997-2015) mit anhaltendem Durchfall nach der Reise, meistens nach Antibiotikaeinnahme während Reise Stevens AM et al. J Trav Med 2017
Multiresistente Enterobacteriaceae und Reisen . Extended-spektrum β-Laktamasen (ESBL) β-laktam-Antibiotika β-Laktamasen Extended-spektrum β-Laktamasen Carbapenemasen • Penicilline • die meisten β-laktam-Antibiotika • 1.- 4. Generation Cephalosporine • PLUS Carbapeneme • Aztreonam • NICHT Carbapeneme
2015 Kantele A. et al. Clin Infect Dis. 2015
2016 • 288 Fälle mit Reise-Diarrhoe • Kolonisierungsraten o ohne Medikamente: 21% o nur Loperamid: 20% o nur Antibiotika: 40% o Loperamid plus Antibiotika: 71% «Most importantly, we found no proof that would show antibiotics to be significantly more effective than loperamide in treating mild/moderate TD» Kantele A. et al. Emerg Infect Dis. 2016; Lääveri T et al. Travel Med Infect Dis 2016
Kolonisierungsraten mit ESBL-E. coli bei Reisenden Risikofaktoren für ESBL-E.coli Kolonisierung: Diarrhoe und Antibiotika während Reise Arcilla M et al. Lancet Infectious Diseases. 2017
Land Infektion Studien-Art Risiko-Faktoren • weibliches Geschlecht (RR 4.3) Infektion mit ESBL-prod. • städtisches Wohnen (RR 2.2) 2008 Enterobacteriaceae Kohorten-Studie • Internationales Reisen: Indien (RR 145.6), Mittlerer Osten (RR 18.1), Laupland et al. Afrika (RR 7.7) J Infect. • Symtpom-Beginn oder vorgängige Antibiotika-Therapie im Ausland Infektion mit ESBL-prod. Fall-Kontroll- (OR 27.01) 2010 Enterobacteriaceae Studie • Antibiotika-Therapie innerhalb des letzten Jahres (OR 2.88) Kuster et al. • künstliche Beatmung (OR 10.56) Infection • kürzliche Reisen (RR 2.7) Infektion nach Prostata Biopsie • Antibiotika-Einnahme (RR 4.0) 2012 (ESBL & Cipro R) Kohorten-Studie Patel et al. BJUI • Reisen nach Asien, den Mittleren Osten oder Afrika letzte 6 Wo. Harnwegesinfekt mit ESBL- Fall-Kontroll- (OR 21) oder 2 Jahre (OR 2.3) 2013 prod. Enterobacteriaceae Studie • Antibiotika-Einnahme, Diabetes mellitus, Schwimmen in offenen Sooras et al. Gewässern, Alter, Fisch-Konsum PLOS One • internationale Reisen (OR 6.5) Harnwegsinfekt mit ESBL-prod. Fall-Kontroll- • Hospitalisationsdauer (OR 1.3) 2015 Enterobacteriaceae Studie • Antibiotika-Einnahme innerhalb der letzten 6 Wochen (OR 5.7) Osthoff et al. • Altersheimbewohner (OR 4.2) Int J Infect Dis • Antibiotika-Einnahme letzte 60 Tage (RR 4.7) Pyelonephritis • internationale Reisen (RR 4.1) 2016 (ESBL & Cipro R) Kohorten-Studie Talan et al. Emerg Infect Dis
Diese Form des Bauchtanzes gilt es zu vermeiden Danke an Dr. Esther Künzli, Swiss TPH für wertvollen Input Dr. med. und Ihnen Christoph Hatz für Ihr Dr. med. Interesse Sabine Haller
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