BEKOM: Bewegung, Kommunikation und Mobilität - Ein psychomotorisch-logopädisches Präventionskonzept für Kinder zwischen drei und sechs Jahren ...

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Daniel Jucker

BEKOM: Bewegung, Kommunikation und Mobilität
Ein psychomotorisch-logopädisches Präventionskonzept für Kinder
zwischen drei und sechs Jahren

Zusammenfassung
Viele Kinder haben in der Schule Mühe, weil sie wichtige sprachliche und motorische Vorläuferkompetenzen nicht aus-
reichend entwickeln konnten. Um dafür zu sorgen, dass sie bei Schuleintritt bessere Startchancen haben, wurde das
Konzept «Bewegung, Kommunikation und Mobilität BEKOM» entwickelt. Es vereint Ansätze aus der Psychomotorik-
therapie und der Logopädie. Das BEKOM-Konzept dient der altersdurchmischten Entwicklungsbegleitung im Rahmen
eines transprofessionellen Präventionsauftrags pädagogisch-therapeutischer Fachleute. Anhand von Praxisbeispielen
wird gezeigt, wie Kinder von einer erlebnisorientierten Sprachförderung im Freien profitieren können.

Résumé
Certains enfants ont des difficultés à l’école parce qu’ils n’ont préalablement pas pu développer suffisamment cer-
taines compétences linguistiques et motrices. Le concept « Bewegung, Kommunikation und Mobilität » (« Mouvement,
communication et mobilité ») a été élaboré pour leur donner, autant que possible, les mêmes chances qu’aux autres
enfants dès l’entrée à l’école. Il combine des approches issues de la thérapie psychomotrice et de la logopédie et est
utilisé d’une part pour accompagner le développement, d’autre part de manière préventive. Cet article montre, en
s’appuyant sur des exemples pratiques, comment des enfants peuvent, lors d’activités concrètes en plein air, tirer pro-
fit d’un soutien linguistique.

Permalink: www.szh-csps.ch/z2020-03-05

                        Fehlende Kompetenzen vor                            können» (Bildungsdirektion des Kantons Zü-
                        dem Schuleintritt                                   rich, 2017), wenn es deren Bedeutung kör-
                        Eltern können ihren Kindern zu Hause nicht          perlich-räumlich nicht erleben und reflektie-
                        immer genug Raum fürs Explorieren und Ge-           ren konnte?
                        stalten zur Verfügung stellen. Und oft ist der            Die Schule reagiert darauf entweder mit
                        Weg in den Wald oder an den Bach zu lang,           intensiver heilpädagogischer Unterstützung
                        dass man ihn auf sich nehmen würde. Diese           oder es herrscht Resignation, weil die Bil-
                        Orte im Freien sind manchmal auch mit der           dungschancen bereits beim Eintritt in die
                        Angst besetzt, dass den Kindern etwas zu-           Schule zementiert sind. Die Eltern lassen sich
                        stossen könnte. Und für die Kinder sind sie         wegen sprachlicher und kultureller Barrieren
                        allein in den ersten Lebensjahren schlicht          nicht für die landläufigen Bildungsvorstellun-
                        nicht erreichbar. Das kann dazu führen, dass        gen gewinnen oder befürchten eine Verschu-
                        Kinder vor ihrem Schuleintritt wichtige Kom-        lung und Verplanung ihrer Kinder. Andere ha-
                        petenzen nicht erworben haben, auf denen            ben Angst vor Risiken und scheuen Konflikte
                        der Lehrplan 21 aufbaut. Wie soll ein Kind          ausserhalb der vertrauten vier Wände.
                        zum Beispiel die Begriffe «zwischen, neben,               Auf politischer Ebene tun sich die Par-
                        auf, über, unter, innerhalb, [...] beschreiben      lamente in den meisten Kantonen schwer,

                                                                         Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 3 / 2020
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PRÄVENTION IN DER FRÜHEN BILDUNG                       39

obligatorische Förderprogramme für Kinder
mit ungenügenden Sprachkompetenzen po-
litisch umzusetzen. Die Gemeindebehör-
den, alarmiert durch die Lehrpersonen, se-
hen die Notwendigkeit, freiwillige Angebo-
te aufzugleisen.
      Die pädagogisch-therapeutisch arbei-
tenden Fachpersonen der Psychomotorik
und der Logopädie fühlen sich immer mehr
verpflichtet, Erziehende im Vorschulbereich
bei der Präventionsarbeit zu unterstützen:
entweder im allgemeinen Sinne, auf eine
breite Zielgruppe bezogen, oder indiziert,
d. h. auf Kinder mit speziellen Risiken aus-                     Abbildung 1: Die zentralen Inhalte des BEKOM-Konzepts
gerichtet. Bleibt diese Unterstützung aus,
muss man damit rechnen, Jahre später mit                         Das Logo (Abb. 1) vereint die drei zentralen
einer langen Warteliste von Kindern mit                          Aspekte des Konzepts: Bewegung, Kommu-
Entwicklungsrückständen konfrontiert zu                          nikation und Mobilität. Und es nimmt Bezug
werden. Um den genannten Herausforde-                            auf einen Handwagen, der mit Materialien
rungen zu begegnen, haben Fachpersonen                           wie Seilen und Tüchern gefüllt ist und von
der Logopädie und der Psychomotorikthe-                          kleinen Kindern auf dem Streifzug durch die
rapie das Konzept «Bewegung, Kommuni-                            nahe Umgebung mitgezogen wird.
kation und Mobilität BEKOM» entwickelt.                               Dem Konzept liegt der Gedanke zugrun-
                                                                 de, dass erlebnisorientierte Sprachförderung
Das Konzept «Bewegung,                                           über Bewegung enorm wirkungsvoll ist: «Ei-
Kommunikation                                                    ne Sprache, die den Geist kleiner Kinder we-
und Mobilität BEKOM»                                             cken kann, ist die Bewegung. Bewegung ist
Das BEKOM-Konzept vereint Ansätze aus der                        gleichermassen Ausdrucksform und Grund-
Psychomotoriktherapie und der Logopädie.                         bedürfnis von Krippenkindern. Sie erschlies-
Es dient einerseits der Entwicklungsbeglei-                      sen sich ihre Umwelt über Bewegungsaktivi-
tung von Kindern zwischen drei und sechs                         täten» (Przybilla & Ungerer-Röhrich, 2014,
Jahren. Andererseits ist es ein Beratungs-                       S. 16). Sprachliche und psychomotorische
und Fortbildungsinstrument für Fachperso-                        Kompetenzen entwickeln sich in einem un-
nen der Logopädie und der Psychomotorik                          trennbaren Zusammenspiel. Deshalb ist eine
zur Prävention von Entwicklungsstörungen.                        enge Zusammenarbeit von Logopädie und
Das Konzept wurde in der Gemeinde Embrach                        Psychomotoriktherapie naheliegend. Der
(ZH) in Zusammenarbeit mit dem Familien-                         BEKOM-Ansatz bringt beide Berufsgruppen
club und den lokalen Kitas und Spielgruppen                      zusammen und ermöglicht eine wertvolle in-
entwickelt. Es ist ein Konzept, das für ver-                     terdisziplinäre Zusammenarbeit, von der die
schiedene Gemeinden situationsgerecht ein-                       Kinder profitieren.
geführt werden kann und konsequent von                                Bewegung verschafft Kindern nicht nur
den Grundbedürfnissen, aktuellen Interessen                      die Möglichkeit, ihre Umgebung zu explo-
und Ideen der teilnehmenden Kinder ausgeht.                      rieren, sondern auch Sprechanlässe zu ge-

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     © BEKOM

               Unterwegs in urbanen und naturnahen Lebensräumen

               winnen und mit andern zu kommunizieren.          und Themen vor, Kinder bekommen Spiel-
               Nadine Madeira, Professorin an der Fliedner      ideen – wird im BEKOM-Konzept zuguns-
               Fachhochschule Düsseldorf, begründet die         ten einer grösstmöglichen Selbstorganisa-
               bewegungsorientierte Sprachförderung in          tion der Kinder aufgegeben. Die Themen
               einem Interview so: «Im Rahmen der be­           entstehen meist aus den Begegnungen der
               wegungsorientierten Sprachbildung steht          Kinder mit der Umwelt. Die Rolle der Er-
               nicht nur die Stärkung der linguistischen        wachsenen besteht darin, Angebote zu-
               Kompetenzen im Vordergrund, sie verfolgt         gänglich zu machen und Ideen der Kinder
               auch eine ganzheitliche Perspektive auf          aufzugreifen, zu verstärken, mitzugestal-
               den Spracherwerb und umfasst somit alle          ten und zu versprachlichen.
               Sprachbereiche. Damit gemeint sind nicht               Ideen für die Arbeit im Freien finden
               nur die linguistischen Sprachbereiche – wie      sich zum Beispiel in der sozio-motorisch
               Wortschatz, Artikulation und Grammatik –,        ausgerichteten Erlebnispädagogik, in der
               sondern auch die nonverbalen Ausdrucks-          psychomotorisch geprägten grafomotori-
               möglichkeiten sowie die Bedeutung proso-         schen Förderung im Wald oder in der künst-
               discher Anteile» (HfH, 2019).                    lerisch-ästhetischen Land-Art.
                    Die Arbeit im Freien hat im BEKOM-
               Konzept einen hohen Stellenwert. Geeig-          Einführung des BEKOM-Konzepts
               nete Lernräume finden sich genauso in ur-        in Embrach
               banen wie in naturnahen Orten – fast über-       In der Gemeinde Embrach können viele Kin-
               all können selbstorganisierte Aktivitäten        der beim Kindergarteneintritt kaum Deutsch,
               durchgeführt werden. Mit dem BEKOM-              obwohl sie in der Schweiz geboren wurden.
               Ansatz werden die Kinder und Eltern er-          Gleichzeitig weisen sie einen Mangel an Be-
               muntert, Materialien wie Beton, Metall           wegungs- und Sozialerfahrungen auf. Diese
               oder Plastik zu explorieren und nahe Räu-        Beobachtung und das Wissen darüber, dass
               me im Freien als Spielorte zu nutzen, auch       Kinder voneinander lernen und dann spre-
               wenn sie auf den ersten Blick nicht kinder-      chen und sich bewegen, wenn sie in ihrer Le-
               freundlich erscheinen. Das häufig prakti-        benswelt eine Motivation dazu haben, führ-
               zierte Prinzip – Erwachsene geben Ziele          ten zur Idee, Entwicklungsbegleitung in ei-

                                                             Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 3 / 2020
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nem inklusiven Setting durchzuführen. In-                        erfahrung haben, wurden über den Sozial-
klusion wird hier so umgesetzt: Die Kinder                       dienst und andere Institutionen gezielt an-
erhalten im Freien die vielfältigsten Wahr-                      gesprochen.
nehmungs- und Bewegungsanregungen in
altersdurchmischten Gruppen. In den Grup-                        Praxisbeispiele
pen treffen Kleinkinder und Kindergarten-                        Die Beispiele aus der Praxis sollen zeigen,
kinder zusammen, unabhängig von ihrem                            wie das BEKOM-Team in Embrach arbeitet
Entwicklungsstand, ihrem Migrationshinter-                       und wie Bewegungsideen und Sprechanläs-
grund oder allfälligen Beeinträchtigungen.                       se entstehen.
Es entstehen spannende verbale und non-
verbale Interaktionen zwischen den Kindern                       Sich selbst als wirksam erleben
und bereichernde Begegnungen zwischen                            Beim Rekognoszieren eines Erlebnisweges
Fachpersonen der Schule und des Vorschul-                        plane ich, die Akustik einer Fussgänger-Un-
bereichs.                                                        terführung für ein Call-Response-Spiel und
     Die Einführung des Konzepts in der Ge-                      nonverbale Rhythmus- und Prosodiespiele
meinde Embrach geschah in zwei Phasen: In                        zu nutzen. Wir nehmen deshalb Holzstäbe
der ersten Phase wurden die Spielgruppen                         mit, damit die Kinder an die Wände trom-
und Kindertagesstätten eingeladen, an eini-                      meln und eine mitgeführte Waschgelte als
gen Halbtagen pro Jahr erlebnisreiche Aus-                       Schlagzeug benutzen können. Als die Kin-
flüge mit einer Kindergartenklasse zu unter-                     dergruppe in der Unterführung ankommt,
nehmen. Den Eltern stand es offen, mitzu-                        ist diese zugemüllt. Mit den Stäben begin-
kommen, mitzuhelfen und Einblick in das                          nen die Kinder von sich aus, PET-Flaschen,
Projekt zu erhalten. Mit dabei waren je eine                     Papiere und andere Abfälle in die Wasch-
Fachperson aus der Logopädie und Psycho-                         gelte zu bugsieren – mit höchster visuomo-
motorik, bei Bedarf ein Zivildienstleistender                    torischer Konzentration. Die ursprünglich
und andere assistierende Personen. Mit Tab-                      geplanten Interventionen werden bei Gele-
lets filmten die begleitenden Erwachsenen                        genheit nachgeholt. Das Beispiel verdeut-
einzelne Spielsequenzen. Diese Kurzfilme                         lich, dass die Erwachsenen ihre Intentionen
wurden zum sprachfördernden Kommunika-                           den aktuellen Interessen und der intrinsi-
tionsmittel und – mit der Erlaubnis der Eltern                   schen Motivation der Kinder anpassen.
– auch als Anschauungsmaterial für Eltern
und Erzieherinnen, die an BEKOM interessiert                     Verantwortung übernehmen
sind, zur Verfügung gestellt. Mit der Zeit                       Ein Knabe wirft Bananenschalen weg. Die
formte sich ein BEKOM-Team heraus, das sich                      Spielgruppenleiterin hält ihn an, sie aufzule-
gezielt auf die zweite Phase vorbereitete.                       sen. Er weigert sich und ist für Argumente auf
     In der zweiten Phase waren Kinder im                        Deutsch unempfänglich. Er will auch nicht
Semester vor ihrem Kindergarteneintritt                          mit den anderen Kindern zurücklaufen, die in
wöchentlich an einem Nachmittag unent-                           Zweierreihe bereitstehen. Ich frage ihn und
geltlich mit dem BEKOM-Team unterwegs.                           drei weitere herumtollende Knaben, ob sie
Die Eltern wurden am Einschulungsabend                           stark genug seien, zwei mitgeführte schwere
darauf eingestimmt. Eltern von Kindern, die                      Stöcke zu tragen. In einer Art Lastwagen tra-
weder eine Kita noch eine Spielgruppe be-                        gen die vier die Abfälle im Blecheimer mit
suchen und wenig Bewegungs- und Sprach-                          und laufen stolz und ausdauernd den andern

Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 3 / 2020
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                               nach. Unterwegs beginnen die vier Knaben             Entwicklungsfördernde Haltungen
                               auf Türkisch miteinander zu sprechen. Die            und Interventionen
                               Kommunikation geschieht in der Mutterspra-           Damit Kinder auf einer unscheinbaren Trep-
                               che, die Sprachförderung auf Deutsch erfolgt         pe zirkusreife Sprünge vollführen, Brücken
                               später. Das Beispiel zeigt, dass kreative Ideen      und Pyramiden bauen oder in einer Gara-
                               im Moment entstehen und sozio-emotionale             genabfahrt um einen luftgefüllten Most-
                               Themen Vorrang haben.                                sack balgen, ist eine Begleitung notwendig,
                                                                                    die offen Ideen der Kinder aufnimmt und
                               Raumbegriffe kennenlernen                            kreative Impulse geben kann. Es braucht so-
                               Ein Knabe will in eine Wassertonne hinein-           wohl die Fantasie, Räume anders zu nutzen,
                               kriechen, die bereitsteht, um sie einen Weg          als auch die Kompetenz, Kinder zu ermäch-
                               hinunterzurollen. Er sagt zaghaft zu den bei-        tigen, das zu tun, was sie unbeaufsichtigt
                               den grossen Mädchen, die ihm wiederholt              machen würden: nämlich explorieren, vari-
                               den Vortritt verweigern: «Ich will auch!»            ieren und wiederholen, bis sie sich sicher
                               Anstatt mich vermittelnd an die Mädchen zu           fühlen. Es bedarf der Risikobereitschaft, um
                               wenden, animiere ich den Knaben, lauter zu           sich auf Unvorhergesehenes einzulassen.
                               sprechen. Und siehe da, die Mädchen lassen                Mit den Filmaufnahmen können ein­
                               ihn auch ins Fass hineinkriechen. Ein Beglei-        zelne Geräusche und Laute imitiert oder Er-
                               ter stellt sich schwerhörig und fragt den            lebnisse in Worte gefasst werden. Für das
                               Knaben wiederholt durch ein Loch im Fass:            Verbalisieren anhand der Videoaufnahmen
                               «Was möchtsch jetzt?» Der Satz «Ich möcht            können alle (logopädischen) Interventionen
                               abe­rugele!» wird so eingeführt, gefestigt           zur Förderung der pragmatischen Kompe-
                               und wegen seines individuellen Bedeu-                tenzen, zum Sprachverstehen, zum Sprech-
                               tungsgehalts nachhaltig memoriert. Beim              verhalten, zur Artikulation und zur Prosodie
                               Betrachten der Sequenz auf dem Tablet, der           eingesetzt werden. Das Erlebte aus den ge-
                               Zivildienstleistende hat sie festgehalten,           filmten Sequenzen lässt sich in Begriffe fas-
                               wiederholt die Logopädin für das Kind ver-           sen, insbesondere in Tätigkeitswörter (Ver-
                               schiedene Raumbegriffe wie «hinein, hin-             ben) und Präpositionen. Zusätzlich werden
                               aus, runter, darüber».                               mit Liedern, welche die Aktivitäten der Kin-
                                                                                    der aufgreifen, die Themen und Schlüssel-
                                                                                    wörter gefestigt.
© BEKOM

                                                                                         Filme und Fotos sind für Kinder interes-
                                                                                    sant und relevant, wenn sie Szenen aus ih-
                                                                                    rem eigenen Leben zeigen. Die Aufnahmen
                                                                                    erlauben es, das Erlebte nochmals auf Vi-
                                                                                    deos anzuschauen und in einer ruhigen Situ-
                                                                                    ation darüber ins Gespräch zu kommen – das
                                                                                    kann auch mehrmals wiederholt werden.
                                                                                         Das Selbstwirksamkeitsempfinden der
                                                                                    Kinder wird gestärkt, weil sie sich zusätzlich
                                                                                    in einer Aussenperspektive als Akteure ih-
                                                                                    rer Umwelt wahrnehmen können. Die Vi-
          Abbildung 3: Versprachlichung des Erlebten mit dem Logopäden              deoaufnahmen ermöglichen einen intuiti-

                                                                                 Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 3 / 2020
PRÄVENTION IN DER FRÜHEN BILDUNG                          43

                                                                                                                  © BEKOM
Brücken bauen zwischen Bewegung und Kommunikation im Alltag

ven Zugang übers Hören und Sehen mit Bei-                           php?k=1&z=12&ekalias=0&fb_id=5 [Zu-
spielen aus dem Alltag. Manche Kinder sind                          griff am 03.02.2020].
noch nicht in der Lage, Erlebtes in Worte zu                     HfH (Hochschule für Heilpädagogik) (Hrsg.)
fassen, haben aber Freude, Laute und ein-                           (2019). Bewegte Sprache: Interview mit
zelne zentrale Wörter zu wiederholen und                            Prof. Dr. Nadine Madeira Firmino [zum Vor-
mit ihnen zu spielen. Die Eltern nehmen                             trag «Bewegte Sprache: Bewegungsorien-
über Filmsequenzen an den Erlebnissen der                           tierte Sprachbildung und -förderung in den
Kinder teil und werden so ermutigt, die                             ersten Lebensjahren»]. Zürich: HfH. www.
Spielräume mit ihren Kindern aufzusuchen                            hfh.ch/de/unser-service/news/bewegte_
und darüber zu kommunizieren.                                       sprache_interview_mit_prof_dr_nadine_
                                                                    madeira_firmino [Zugriff am 23.01.2020].
Ausblick                                                         Przybilla, S. & Ungerer-Röhrich, U. (2014).
Dank der grosszügigen Spende einer Stif-                            Kleine Forscher in Bewegung. Das Kon-
tung und der vorbildlichen Zusammenarbeit                           zept «Bewegte Kinderkrippe». Praxis der
zwischen Schul- und Gemeindebehörden                                Psychomotorik, 1, 15 – 22. https://www.
konnte in Embrach ein erstes Projekt aufge-                         erzieherin.de/files/paedagogischepraxis/
gleist werden, das jetzt als Konzept fest an-                       Psycho-01-14-Przybilla.pdf [Zugriff am
geboten wird. Eine Evaluation ist in Vorbe-                         03.02.2020].
reitung, Filmbeispiele und Praxisideen fin-
den sich auf der Website www.bekom.org.
Im Dezember 2020 wird im Verlag Edition
SZH/CSPS ein Buch mit einer ausführlichen
Darstellung des Konzepts erscheinen.
                                                                                      Daniel Jucker, lic. phil.
Literatur                                                             Psychomotoriktherapeut in Embrach
Bildungsdirektion des Kantons Zürich (Hrsg.)                         Dozent Interkantonale Hochschule für
    (2017). Lehrplan Volksschule. Mathema-                                             Heilpädagogik Zürich
    tik. Kompetenzaufbau 1./2. Zyklus. Zürich:                    Institut für Sprache und Kommunikation
    Bildungsdirektion des Kantons Zürich.                            unter erschwerten Bedingungen (ISK)
    https://zh.lehrplan.ch/lehrplan_printout.                                          daniel.jucker@hfh.ch

Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 3 / 2020
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