British Airways im Sturm! - und kurz vor dem Konkurs?
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British Airways im Sturm! – und kurz vor dem Konkurs? Vom Unwetter hatte ich am Freitag, dem 20. Juli nach Hause kommen könnte, da auch am Bahnschal- 2007, nichts gemerkt. Sicher, es hatte gegen Mitter- ter in Heathrow keinerlei Information über nationale nacht in Cambridge zu regnen begonnen. Am Vormit- Verbindungen vorhanden ist. tag war es bedeckt und kühl. Die Bahnfahrt nach Für rund einen Zwanzigstel der Schlangensteher London verlief – wie der Transfer in der Piccadilly wurden Stühle herbeigeschafft. So konnten sich we- Line nach Heathrow – ereignislos. Mein Flugzeug nigstens einige Alte, Schwangere, Kranke und Rück- sollte um 15:50 Uhr mit mir abheben. Die Abfahrtsta- sichtslose hinsetzen. Nach einer weiteren Stunde feln zeigten meinen Flug um halb drei noch nicht an. stellte jemand ein paar Harasse Wasserfläschchen zur Der Flughafen war recht voll, was mich in der Ferien- freien Verfügung. Dieser Tropfen auf dem heissen zeit nicht überraschte. Die Checkin-Maschine wollte Stein verdunstete in Sekunden. Dank der idiotischen meinen Code nicht annehmen: ich sei zu spät für Sicherheitsvorschriften hat man ja keine Getränke einen automatischen Checkin. Es stellte sich als mehr dabei, wenn man einen Flug antritt. schwierig heraus, eine Flughafenangestellte zu fin- den, die ansprechbar war. Sie sagte mir, wegen Un- wetterfolgen sei mein Flug abgesagt. Ich solle mich Flugsicherheit tötet! am Ticketschalter zum Umbuchen melden. Ein achtzigjähriger Bekannter von mir, blieb vor einem Monat über zwölf Stunden ohne Wasser und Die 4-Stunden-Schlange ohne Nahrung. Die SAS (als Unterakkordant der Lufthansa/Swiss) hatte seinen Swiss-Flug von Oslo Am Ticketschalter waren zwei Personen mit Um- nach Zürich überbucht und ihn als den glücklichen buchungen beschäftigt. Die Schlange am Ticketschal- Kandidaten ausgesondert, der nicht mitfliegen durfte. ter führte auf die Wiese vor dem Terminal hinaus. Eine Umbuchung nach Zürich konnten sie leider Dort waren drei improvisierte Sonnenschutzzelte auf- nicht vornehmen. Statt dessen steckten sie ihn einige gestellt, unter denen die Schlange eng gefaltet warte- Stunden später in ein Flugzeug nach Brüssel und wa- te. Hämisches Flughafenhilfspersonal schätzte uns als ren so das leidige Problem endlich los. 4-Stunden-Schlange ein. In Belgien wusste niemand, was man mit dem al- In der Schlange standen Menschen, die nach Aus- ten, etwas schwachen Herrn anfangen sollte. Nach tralien, Amerika, Indien und Europa wollten. Man endlosem Warten flog man ihn dann nach Zürich, wo spekulierte über einen Terroranschlag, manche rede- er gegen Mitternacht ankam – natürlich zu spät, um ten von einem Gewitter. Auskunft gab niemand. noch nach Hause zu fahren. Auch für das Buchen ei- Nach einer Stunde verteilte eine offizielle Person nes Hotelzimmers wäre es zu spät gewesen, wenn sei- einen Wisch, auf dem stand, dass die British Airways ne achtzigjährige Ehefrau nicht während der zwölf- und andere Fluglinien eine Störung ihres Betriebs stündigen Wartezeit eines in Kloten reserviert hätte. („disruption to its operations“) erlitten habe. (Die Un- Das stundenlange Stehen und Warten, der Ärger, deutlichkeit der Ursachenbeschreibung gab der Terro- der Wasser- und Nahrungsentzug führten dazu, dass ristenspekulation neuen Auftrieb.) Leider könne Bri- er zwei Wochen später in der Intensivstation des Uni- tish Airways während der Wartezeit keine Hotelunter- versitätsspitals lag. kunft anbieten. Sie würden aber 100 Pfund pro Hotel- nacht („per room – 2 people sharing“) ersetzen. Und Die idiotische Sicherheitsbestimmung, welche die das in einer Stadt, wo eine Hotelnacht im Durch- Mitnahme von Flüssigkeiten verbietet, tötet wahr- schnitt 150 Pfund kostet! Was eine Nacht für eine scheinlich jährlich weltweit hundert Mal mehr Men- Einzelperson kosten darf, blieb unklar. Auch sonst er- schen als der Terrorismus. wies es sich als ungünstig, als Einzelperson zu flie- Flugsicherheit ist heute gefährlicher als Rauchen gen. Man kann nicht gleichzeitig in der Schlange, die geworden. Auf Flugtickets müsste man in Zukunft inzwischen zu einer 6-Stunden-Schlange angewach- fett die Inschrift Flugsicherheit schadet Ihrer Ge- sen war, stehen und Auskünfte, Erfrischungen oder sundheit oder Flugsicherheit tötet! drucken. Wasser besorgen oder aufs Klo gehen. Ohne einen Laptop war es am Flughafen ohnehin unmöglich, Es ist ein bisschen absurd, alle Flüssigkeitsbehälter festzustellen, ob man via Dover-Calais nicht schneller im Handgepäck zu verbieten, um dann die grössten British Airways im Sturm? – und kurz vor dem Konkurs? 1/5
Flüssigkeitsbehälter, die Flugpassagiere, fraglos pas- tung des Vertrags verunmöglichen, ihrerseits versi- sieren zu lassen. Selbstmordattentätern dürfte es also chert. leicht fallen, Flüssigsprengstoff unter der Haut ins Statt dessen hat die British Airways das Unwetter Flugzeug zu schmuggeln. und die zigtausend gestrandeten Flugpassagiere mit- Sollen sie doch endlich Detektoren in ihren Sicher- tels Nötigung in einen gewaltigen Profit verwandelt. heitsschleusen einsetzen, mit denen nicht nur Metall, Und das geht so: sondern alle Elemente (und also auch flüssige und Als die Schlange vor mir schon recht geschrumpft feste Sprengstoffe) zuverlässig detektiert werden kön- war, bewegten sich Mobilphon-Flugbucher durch die nen! Die Technik ist vorhanden. Weil sie den Preis Menge. Diese standen über das tragbare Telephon mit scheuen, speisen sie uns mit Talmisicherheit ab. Personen im Kontakt, die am Computer das Flugbu- Als Programmierer habe ich gelernt, dass nichts so chungssystem bedienen konnten. Einer dieser Herren gefährlich ist, wie falsche Sicherheit. Diese wird etwa nahm sich meiner an und eröffnete mir, dass ich am produziert, wenn man sein Taschenmesser nicht mit- Freitag nicht mehr fliegen könne. Die früheste Mög- nehmen darf. Oder glaubt etwa jemand ernsthaft, mit lichkeit wäre ein Flug am Samstag früh. Für diesen den blossen Fingern oder dem Metallessbesteck kön- müsste ich aber 320 Pfund (810 Franken!) zusätzlich ne man nicht genau so viel Schaden anrichten? bezahlen, weil nur noch Plätze in der Business Class frei seien. Wenn ich diesen Flug nicht nähme, käme frühestens eine Möglichkeit am Montag in Frage. Wie man aus einer Naturkatastro- Mir war klar, dass drei Hotelnächte teurer würden phe Profit schlägt als dieser erpresserische Strassenraub. Gemäss Beför- Die Schlange bewegte sich sehr langsam vorwärts. derungsvertrag (Ticket) hatte die British Airways die Offenbar hielten es die British Airways nicht für nö- Pflicht, mich nach Möglichkeit baldigst zu befördern. tig, wegen ein paar Tausend gestrandeten Flugpassa- Dass sie diese Möglichkeit hatte, bewies die Tatsa- gieren mehr als zwei Personen an den Ticketschalter che, dass sie (bisher unverkaufte) Plätze in der Busi- zu setzen. ness Class anbieten konnte. Warum ich für das Aus- Die Sparsamkeit dieser Firma zeigte sich nicht nur brechen eines Sturms in London nicht nur tagelang in beim durch Abwesenheit glänzenden Personal oder London auf dem Flughafen herumhängen musste, bei der Schonung der Lautsprecher vor Abnutzung sondern auch noch mithelfen sollte, die unverkauften durch Informationsmeldungen sondern auch bei den Business Class Plätze der British Airways zu finan- grosszügigen versprochenen Ersatzleistungen für die zieren, wollte mir nicht einleuchten. Ich hatte aber immer unvermeidbarer werdenden Übernachtungen. kaum eine Wahl und sagte zu. Die British Airways Man hat den Eindruck, dass sich die Talfahrt der Bri- müssen wirklich sehr kurz vor dem Konkurs stehen, tish Airways nach dem schlechten Jahresabschluss wenn sie es nötig haben, mit solchen Mätzchen auch 2006 beschleunigt hat. Sie können sich offenbar nicht aus Naturkatastrophen noch einen Profit zu schlagen! mehr leisten, für ihre vertraglichen Pflichten aufzu- kommen. Ob hier ein baldiger Konkurs droht? Die Hotelbuchungs-Schlange Als ich den Flug buchte, wurde ich auf die Ver- Ich hatte also nun eine mit Kugelschreiber zuge- tragsbestimmungen aufmerksam gemacht. Der bar sagte Umbuchung auf den nächsten Morgen und bezahlte Betrag war auch bei Nichtantreten der Reise musste mich nun um ein Hotel kümmern. Die Hotels nicht zurückzahlbar („non-refundable“), der Flug in London sind in den Ferien sowieso ziemlich voll konnte von mir nicht umgebucht werden. Auch wenn und unverschämt teuer. Mit meinem Gepäck wollte mich Krankheit, Tod oder Unwetter vom Fliegen ab- ich nicht auf gut Glück in die von zusätzlichen zig- hielten, würde die British Airways den ganzen Betrag tausend Gestrandeten überschwemmte Stadt reisen. behalten. Wenn mir das nicht passe, könne ich ja eine Ich stellte mich also beim Hotelreservationsschalter Annullationsversicherung abschliessen. Der British an. Hier arbeitete eine Person. Die Schlange dauerte Airways habe ich dafür die Dienstleistung des Trans- etwa eine Stunde. Mein Begehren, mir das günstigst ports von London nach Zürich abgekauft. Es ist ver- mögliche Hotelzimmer zu beschaffen, resultierte in ständlich, dass die British Airways durch äussere einer Reservation im Sheraton Heathrow für 203 Umstände und höhere Gewalt davon abgehalten wer- Pfund (515 Franken!) inklusive Busticket. den kann, die Dienstleistung zu erbringen. Es wäre aber das Mindeste, dass sie sich für solche Ereignisse, Ich schleppte also mein Gepäck wieder zur U- die auf der Seite der Flugunternehmung die Einhal- Bahnstation und fuhr zum Terminal 2. Dort flog, ge- British Airways im Sturm? – und kurz vor dem Konkurs? 2/5
rade als ich ankam, eine Swiss Maschine nach Zürichnuten kommt man in einem putzigen Dörfchen an: ab wie ich per Lautsprecher hörte. Ich hatte den frü- mit kleinen Häusern, Geranien vor den Fenstern, ei- heren BA-Flug statt dem Swiss-Flug gebucht, weil ner roten Telefonkabine auf dem Dorfplatz, ein paar ich noch am selben Tag ins Bündnerland fahren woll-trinkenden Jugendlichen vor dem Pub und einem Re- te... staurant ein paar Schritte weiter. Dort erhielt ich wun- derbares Bier, einen Burger mit Zwiebeln und Fritten Mit dem Hotelbus ging es dann rund zwanzig Mi- und konnte endlich aufatmen. nuten über Autobahnen und Autostrassen, bis wir im Sheraton Heathrow ankamen. Dort hatten sie für den Hotel-Checkin immerhin Virtually There sieben Schalter geöffnet. Die Wartezeit betrug des- Das Bett war gut, wenn auch 515 Franken für 7 halb auch nur eine Dreiviertelstunde. Dann konnte Stunden Schlaf in einem solchen Bett doch eher ein ich endlich mein Gepäck im teuersten Hotelzimmer hoher Preis sind. Da mein Flug schon um 09:40 Uhr meines Lebens abstellen. fliegen sollte und ich noch am Ticketschalter eine Umbuchung abholen musste, sparte ich mir das Früh- The Shire stück und fuhr wieder zum Flughafen. Ich würde ja dann im Flugzeug etwas Kleines essen. Nach stundenlangem Stehen und klimatisierter Flughafenluft konnte ich die Sheraton-Atmosphäre Mit Bus und U-Bahn brauchte ich etwa eine Drei- nicht mehr aushalten. Ich ging also zu Fuss nach viertelstunde. draussen auf Entdeckungsreise. Vom Eingangsbereich Der Ticketschalter war natürlich mitnichten am kam man auf eine breite Autostrasse. Ausser dem nächsten Tag leer, wie mir der Herr mit Natel prophe- Sheraton und einem noch grösseren, grauen Gebäude- zeit hatte. Da ich aber nun Business Class fliegen komplex etwas weiter rechts war weit und breit keine wollte-musste-durfte, konnte ich mich in die kürzere Zivilisation auszumachen. Das graue Gebäude stellte Schlange zum Umbuchen anstellen. sich beim Vorbeigehen als Zentrum für auszuschaf- Statt Security kills! steht virtually there auf allen fende Ausländer heraus. Es ähnelte dem Sheraton, Tickets der British Airways. Mir ist schon seit länge- hatte aber noch eine Mauer mit Stacheldraht herum. rem bekannt, dass zwischen der virtuellen Realität Ich spielte kurz mit dem Gedanken, mich als aus- und der Wirklichkeit grössere Unterschiede bestehen. schaffungsbedürftiger Ausländer zu melden. Die Nach einer halben Stunde konnte ich dann die Umbu- Wächter am Tor sahen aber zu humorlos aus. chung vornehmen. Das heisst. man liess mich den Nach der Mauer, die das Ausschaffungsgrundstück Aufpreis von 810 Franken für die Business Class be- umgab, öffnete sich eine Wiese und ein kleiner Weg- zahlen. Dann eröffnete man mir, dass meine Umbu- weiser versprach, wenn man dem Fussweg rechts fol- chung nur eine virtuelle gewesen war. Der Flug, auf ge, komme man nach 914 Metern bei Duke's Bridge den ich umgebucht worden sei, sei nämlich auch ab- an. gesagt. Am selben Tag könne ich nicht mehr nach Zü- Die Freude über die Verwendung des metrischen rich fliegen. Ich schlug vor, als Ersatz andere Desti- Systems wird gleich wieder getrübt durch die absurde nationen wie Genf, Basel, Paris, Frankfurt, München Distanzangabe, die demonstrieren soll, zu wie kom- zu prüfen. Von all diesen Flughäfen würde ich not- plizierten Zahlen dieses metrische System doch im- falls in nützlicher Zeit per Eisenbahn nach Zürich mer wieder zwingt. Statt einfach „1000 yd“ müssen kommen. Nur weg von diesen uninformativen, klein- die Armen nun „914 m“ schreiben! Ob nicht doch karierten, geldgierigen Engländern! Die sympathi- „1 km“ präziser gewesen wäre? sche, indisch aussehende Mitarbeiterin am Ticket- schalter fand dann eine Möglichkeit, mich gegen Nach zwei Schritten auf diesem Fussweg bin ich Abend auf einen Lufthansa-Flug in der Business unter dem abendlichen, immer noch hellen, sonnigen Class nach München und von dort nach Zürich umzu- Himmel plötzlich in das Shire von Bilbo Baggins ver- buchen. setzt: Rechts neben mir murmelt ein munteres Bäch- lein. Links neben dem Weg wachsen Bäume und Also schleppte ich mein Gepäck wieder zur U- Sträucher. Es riecht nach Erde. Ein Reiher fliegt auf, Bahn, die vom Terminal 4 zu den Terminals 1,2,3 einige Häschen hoppeln über die Wiese. Nach rund fährt. Die Strecke fuhr ich nun zum vierten Mal in zehn Minuten erscheint auch pünktlich die angekün- zwanzig Stunden. Bei der Lufthansa ging es auch digte kleine, altertümliche Steinbrücke, die eine eine hoch her. Auch hier sah es aus, als ob Tausende von Strasse über den Bach trägt. Nach weiteren fünf Mi- Personen einzuchecken versuchten. Das Personal war British Airways im Sturm? – und kurz vor dem Konkurs? 3/5
total überfordert und schnauzte die Passagiere an. mein Gepäck auf der Strecke, das heisst in Heathrow, Eine amerikanische Studentin bekam einen Heul- blieb. krampf, weil sie schon zwei beschissene Wochen in Es ist natürlich schwierig, bei Standby-Kunden die Spanien hinter sich hatte, alle dort so gemein zu ihr Sicherheitsauflage einzuhalten, dass Gepäck und gewesen seien, und sie jetzt immer noch nicht heim- Fluggast im selben Flugzeug reisen sollen. Wie sie konnte, und alles so furchtbar war. das mit dem nachgeschickten Fluggepäck bewältigen, Beim Business Class Checkin eröffnete man mir, ist mir allerdings auch schleierhaft. Vielleicht sollte man hätte mich Standby gebucht. (Im Nachhinein man zukünftige Flugzeuge ohne Gepäckluke und da- vermute ich, der Herr wollte mir etwas Gutes tun und für mit Platz für Mitnahmegepäck bauen. Dann könn- einen Early Checkin ermöglichen. Er hat aber nur te man auf den ganzen komplizierten Checkin und die grosse Verwirrung gestiftet.) Ich pilgerte also von Trennung und Wiedervereinigung von Gepäck und Flug zu Flug, um jeweils mitgeteilt zu kriegen, dass Fluggast verzichten und in Sachen Reisekomfort we- dieser Flug nun eben ganz voll sei. nigstens ansatzweise mit der Bahn gleichziehen. Unterwegs hatte ich kaum Zeit, ein trockenes Bis ins Bündnerland hat es am Samstag nicht ge- Sandwich zu kaufen. Da es der 21. Juli war und alle reicht. Ich konnte von Glück reden, dass ich in Zürich Buchläden den letzten Band von Harry Potter zum wohne und gegen Mitternacht zuhause im eigenen Sonderpreis anboten, kaufte ich mir ein Exemplar. Bett schlafen konnte, statt noch einmal die teure Gastfreundschaft der Sheratons in Anspruch nehmen Am frühen Nachmittag konnte ich endlich nach zu müssen. München fliegen. Zivilisation Bilanz Ich musste für meinen um 30 Stunden verspäteten Nach all dem Schlangestehen, der Hektik, der Un- Flug von London nach Zürich 1'350 Franken zusätz- freundlichkeit in Heathrow war in München die Zivi- lich zum bar bezahlten Grundpreis von 495 Franken lisation ausgebrochen. Man konnte ganz normal fra- als meinen Teil am Unwetterschaden bezahlen. Ob gen, ob es möglich wäre, vielleicht mit einem frühe- mir dieser Betrag von der British Airways oder von ren Flugzeug nach Zürich zu kommen und erhielt einer Reiseversicherung (als Sturmschaden?) zurück- eine normale und höfliche Antwort: leider nein. erstattet wird, ist noch höchst ungewiss. Nicht ge- Per Natel erreichte ich meine Liebste in Zürich, die rechnet sind da die Hotelkosten für zwei ungenutzte sich die Nachrichten anschaute und mir dann berich- Nächte im Bündnerland, die natürlich auch nicht tete, warum in Heathrow nichts mehr ging: Es war of- rückzahlbar sind, die Anschaffungskosten für das Nö- fenbar ein massives Unwetter über England gebraust. tigste, weil ich mein Gepäck ja für die Ferien gepackt Dieses hatte London schwer in Mitleidenschaft gezo- hatte, der Aufwand, für die Rückforderung meiner gen. Einige Strecken der U-Bahn waren unterbro- Aufwände bei den British Airways und allenfalls bei chen. Auf dem Land ertranken die Autos im Hoch- meiner Reiseversicherung. wasser. Der Zug unter dem Kanal wäre jedenfalls auch nicht benutzbar gewesen. Die Fähre Dover-Ca- lais dagegen eventuell schon. Fazit Man konnte sogar richtig vernünftig essen in Mün- Verträge, die auf unverschämte Weise einseitig chen: Bier mit Bretzen und Thüringer Würste mit sind, sollte man nach Möglichkeit vermeiden. Insbe- Senf. So gestärkt stieg ich am Abend in die Maschine sondere sind Beförderungsverträge mit Fluggesell- nach Zürich. schaften weitgehend als unmoralische Verträge einzu- stufen. Verlust Wo immer möglich, sollte man mit Eisenbahn, Auto oder Schiff fahren. Das ist auch viel umwelt- Der Flug der Swiss (als Unterakkordant der Luft- freundlicher. Die paar zusätzlichen Reisetage sind es hansa) verlief ereignislos. Um 23:15 Uhr in Zürich allemal wert. wartete ich am Gepäckband, bis dieses stehen blieb. Zwei andere Familien standen auch noch enttäuscht Wer nicht mindestens 24 Stunden lang ohne Essen da. Die freundliche Dame beim „Lost & Found“ stell- und Trinken auskommt, sollte auf Flüge verzichten, te fest, dass der Künstler, der mir den Standby ver- solange die heutigen absurden, gesundheitsschädigen- passt hatte, auch irgendwie dafür gesorgt hatte, dass den Sicherheitsbestimmungen in Kraft sind. Insbe- British Airways im Sturm? – und kurz vor dem Konkurs? 4/5
sondere ist das Fliegen nichts für Kranke, für Alte Eine Buchung bei der British Airways erfolgt auf über sechzig Jahren, oder für Junge unter Dreissig. eigene Gefahr. Diese Firma scheint kurz vor dem Die letzteren halten ja keine Dreiviertelstunde aus Konkurs zu stehen. Mit einem Grounding muss bei ohne einen Schluck aus ihrem Fläschchen, wie man jedem Flug gerechnet werden. in jeder Vorlesung beobachten kann. Wenn man schon nicht vermeiden kann, zu fliegen, 31. Juli 2007 Hartwig Thomas sollte man möglichst in einer gesunden, starken, kampferprobten Gruppe reisen. British Airways im Sturm? – und kurz vor dem Konkurs? 5/5
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