Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack

 
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Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack
32 FUNKTIONELLE BESCHICHTUNGEN // GRAPHENBASIERTE GLEITLACKE

         Die Supertalente –
         graphenbasierte Gleitlacke

                                                                                                  Quelle: Pixel-Shot – stock.adobe.com

                 NANOTECHNOLOGIE // EINE NEUE GENERATION VON GLEITLACKEN NUTZT DEN MECHANISCH
                 VERSTÄRKENDEN NANOFÜLLSTOFF GRAPHEN IN KOMBINATION MIT DEM REIBMINDERNDEN
                  PTFE. DIE ROHSTOFFKLASSE DER GRAPHENTYPEN UND -DERIVATE ERÖFFNET NEUE MÖG-
                 LICHKEITEN, WESENTLICH EFFEKTIVERE UND DAUERHAFTERE GLEITLACKE, IN KOMBINATION
                       MIT KLASSISCHEN GLEITLACKKOMPONENTEN – WIE PTFE – ZU FORMULIEREN.

FA RBE UND L A C K / / 0 1 .2 0 2 1
Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack
FUNKTIONELLE BESCHICHTUNGEN // GRAPHENBASIERTE GLEITLACKE 33

Andreas Stake, Volkmar Stenzel und Mathias          Tab. 1 // Verwendete Graphenprodukte.
Widrat, Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik      Füllstoff    Kohlenstoff      Sauerstoff    Partikelgröße    spez. Oberfläche       Bezeichnung
und Angewandte Materialforschung,                                    in wt.-%         in wt.-%         in µm            in m²/g
Andreas Kailer und Bernadette Schlüter,               SE 1233          > 98             > 0,1            7,8              ≥450               Graphen
Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM
                                                      SE 1132          > 93              >3              6,5              ≥180               Graphen
                                                      SE 1430         75 ± 5           16 ± 3             7               ≥180               Graphen
Gleitlacke haben gegenüber flüssigen Schmier-
                                                      SE 2430         47 ± 5           42 ± 4             –                –               Graphenoxid
stoffen einige Vorteile: Sie können bei höhe-
ren Temperaturen sowie unter trockenen Be-
dingungen eingesetzt werden [1]. Allerdings
besteht allgemeiner Entwicklungsbedarf von
Gleitlacken, um die Belastbarkeit und Le-
bensdauer zu erhöhen. Das Ziel ist es, einen
geringeren Verschleiß der Lacke bei niedriger
Reibung zu gewährleisten, sodass die techni-
sche Nutzbarkeit bei reduzierter Schichtdicke
ermöglicht wird. Die Herstellung von Gleitla-
cken auf der Basis von Polytetrafluorethylen
(PTFE) in Kombination mit organischen Bin-
demitteln ist seit längerem Stand der Technik
[2, 3]. In vielen vorangegangenen Untersu-          Abb. 1 // REM Aufnahmen von PU Lack mit 2 % an SE 1233 in unterschiedlicher Vergrößerung.
chungen wurde bewiesen, dass Nanopartikel
(z. B. Graphen) in der Lage sind, Polymere
zu verstärken [4]. Jedoch ist die Kombination
aus beiden Füllstoffen in verschiedenen Bin-
demittelsystemen bislang kaum untersucht
worden [5]. Es wurden Graphen-/PTFE-La-
cke auf Polyurethan- und Epoxidharzbasis
entwickelt und sowohl auf ihre Reib- als auch
ihre Verschleißeigenschaften untersucht. Zu-
dem wurden die mechanischen, elektrischen
und thermischen Eigenschaften ausgewähl-
ter Lacke untersucht. Die durchgeführten
Untersuchungen und die erzielten Ergebnis-
se liefern die material- und verfahrenstechni-
schen Grundlagen für die Entwicklung eines
neuen, industriell herstellbaren und nutzba-                Abb. 2 // Ritzhärte von Polyurethanlacken, Farben stehen für verschiedene Graphentypen.
ren Gleitlackkonzepts für hohe Beanspru-
chungen.

Modelllacksysteme und eingesetzte
Füllstoffe

Als Modelllacke wurden ein lösemittelhalti-
ger 2K-Polyurethanlack und 2K-Epoxidla-                 Ergebnisse auf einen Blick
cke (wässrig und lösemittelhaltig) definiert.
Es wurden Lacke formuliert, indem die vier
verschiedenen Graphenprodukte (Tab. 1) in               –   Die entwickelten Modellgleitlacke haben eine sehr gute Haftfestigkeit und zeigen eine
Konzentrationen bis 5 % und PTFE Partikel                   homogene Verteilung der Graphenprodukte im ausgehärteten Lackfilm, auch die Ausrichtung
bis 10 % in die Komponente 1, bestehend                     und die Form der Graphenflakes ist parallel zur Oberfläche.
aus dem Bindemittel, Lösemittel und Disper-
gieradditiven, eindispergiert wurden.                   –   Der Zusatz von Graphen senkt im Allgemeinen den Verschleiß durch mechanische
Das Dispergieren mit Perlmühle unter Verwen-                Verstärkung. Die Kombination von Graphen/PTFE führt bei lösemittelhaltigen PU- und
dung von ZrO2-Perlen hat sich als geeignet                  EP-Lacken zu gleichem oder um bis zu 50 % verbessertem Abriebverhalten. Der Graphentyp
erwiesen. Es konnte gezeigt werden, dass                    SE 1233 ist hierbei besonders interessant.
eine Vermahlungszeit von 20 Minuten bei
4000 bis 4500 U/min bereits ausreicht, um die           –   Die Kombination Graphen/PTFE als Füllstoff im Vergleich zum reinen PTFE zeigte sich als
gewünschten Lackeigenschaften zu erhalten.                  sehr positiv. Die Reibwerte konnten beim PU-System mit der Graphen/PTFE-Kombination
Die Partikelgröße und die Ausrichtung der Gra-              um bis zu 35 % im Vergleich zum rein mit PTFE-gefüllten, jedoch graphenfreien System
phenflakes in den ausgehärteten Lackfilmen                  verringert werden. Bei den EP-Systemen blieb er in etwa gleich.
ändern sich mit einer längeren Vermahlungs-
zeit von 60 Minuten nicht. Bei allen lösemit-
telhaltigen Systemen konnte gezeigt werden,
dass ein kationisches Polyester-Polyamin-

                                                                                                                               FAR B E U ND L A CK // 01. 2021
Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack
34 FUNKTIONELLE BESCHICHTUNGEN // GRAPHENBASIERTE GLEITLACKE

Tab. 2 // Elektrische Eigenschaften von Polyurethangleitlacken.                                                                                            Dispergiermittel sich positiv auswirkt – sowohl
                                                                                                                                                           auf die eingearbeitete Menge an Graphen als
 Probencode                                   Graphentyp      Graphen-Gehalt         PTFE-Gehalt         spez. Oberflächen- spez. Volumen-                 auch auf die Viskosität bei dem Vermahlen. Für
                                                                   in %                 in %                widerstand      widerstand in Ωm               die wässrigen Systeme hat sich eine Lösung
 PUL-0                                             –                 0                    0                     1012               1012                    eines hochmolekularen Block-Copolymers mit
 PUL-13                                         SE 1233              2                    0                     10 6
                                                                                                                                  9,23                     pigmentaffinen Gruppen als Dispergieradditiv
 PUL-14                                         SE 1233              3                    0                     105            1,76 • 101                  als geeignet erwiesen.
 PUL-PTFE-13                                    SE 1233              2                   10                     105             1,1 • 102
                                                                                                                                                           Verteilung der Graphene in der Lackmatrix

                                                                                                                                                           Um die Verteilung der Graphene in der Lack-
                                                                                                                                                           matrix genauer zu untersuchen, wurden
                                                                                                                                                           Cryo-Mikrotomierte Proben von verschiede-
                                                                                                                            FüllstoffK   ohlenstoff in %
                                                                                                                                                           nen Lacken hergestellt und mittels Raster-
                                                                                                                            SE 1132          > 93
                                                                                                                            SE 1430         75 ± 5         elektronenmikroskopie (REM) untersucht. Die
                                 350                                                                                        SE 1233          > 98
                                                                                                                                                           Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen
                                                                                                                            SE 2430         47 ± 5
                                 300
                                                                                                                                                           von ausgehärteten freien Lackfilmen der
    Eindringhärte HIT in N/mm2

                                                                                                                                                           verschiedenen Lacksysteme zeigen eine ho-
                                 250
                                                                                                                                                           mogene Verteilung der Graphenprodukte im
                                 200                                                                                                                       ausgehärteten Lackfilm. Auch die Ausrich-
                                                                                                                                                           tung und die Form der Graphenflakes waren
                                 150
                                                                                                                                                           wie erwartet parallel zur Oberfläche. Abb. 1
                                 100
                                                                                                                                                           zeigt REM-Aufnahmen von einem PU-Lack
                                  50                                                                                                                       mit 2 % an SE 1233, der 20 Minuten in der
                                                                                                                                                           Perlmühle dispergiert wurde.
                                   0
                                       PU 0P U 1P U 2P U 3P U 4P U 5P U 6P   U 7P U 8P   U 9P U 11 PU 12 PU 13 PU 14 PU21 PU 22 PU 23 PU 24 PU 25
                                                                                                                                                           Mechanische, thermische und elektrische
                                                                                                                                                           Eigenschaften
        Abb. 3 // Eindringhärte von Polyurethanlacken, Farben stehen für verschiedene Graphentypen.
                                                                                                                                                           Die mechanische Verstärkung der Polymer-
                                                                                                                                                           matrix durch Graphen, als plättchenförmi-
                                                                                                                                                           gen Füllstoff, konnte nachgewiesen werden.
                                                                                                                                                           Die Prüfung der Ritzhärte (DIN 50359 / ISO
                                                                                                                                                           14577) zeigt bei allen Systemen, dass die
                                                                                                                                                           Zugabe von Graphen die Kraft erhöht, wel-
                                                                                                                                                           che nötig ist, um die Lackschicht bis zum
                                                                                                                                                           Substrat zu durchdringen. Zudem weisen alle
                                                                                                                                                           Lackschichten eine hervorragende Haftfestig-
                                                                                                                                                           keit von (GT 0 nach DIN EN ISO 2409:2013)
                                                                                                                                                           auf allen getesteten Substraten auf. In Abb.
                                                                                                                                                           2 ist am Beispiel von Polyurethanlacken die
                                                                                                                                                           Ritzhärte gezeigt. Die Zugabe von PTFE allein
                                                                                                                                                           hat keinen Einfluss auf die Ritzhärte, Graphen
                                                                                                                                                           jedoch erhöht die Ritzhärte. Dieser Trend ist
                                                                                                                                                           bei dem wässrigen EP-System am gerings-
                                                                                                                                                           ten und bei PU-System am stärksten ausge-
                                                                                                                                                           prägt. Bei PU- und bei lösemittelhaltigen EP-
                                                                                                                                                           Systemen steigt die Ritzhärte tendenziell mit
                                                                                                                                                           zunehmendem Graphen-Füllstoffgehalt an.
                                                                                                                                                           Die Prüfung der Eindringhärte (DIN 50359 /
                                                                                                                                                           ISO 14577) bestätigt die Ergebnisse der Ritz-
                                                                                                                                                           härteprüfung. Die Erhöhung der Härte durch
                                                                                                                                                           die Zugabe von Graphen ist bei allen Lacksys-
                                                                                                                                                           temen zu sehen. Darüber hinaus korreliert der
                                                                                                                                                           Härteanstieg mit dem Füllstoffgehalt, der in
                                                                                                                                                           Abb. 3 am Beispiel des PU-Systems zu se-
                                                                                                                                                           hen ist. Bei Polyurethansystemen ist dieser
        Abb. 4 // Reibwertkurven der PU-Lacke mit 2 Gew.-% Graphen / 10 Gew.-% PTFE (oben)                                                                 Trend stärker ausgeprägt als bei den Epoxid-
        und 3 Gew.-% Graphen / 10 Gew.-% PTFE (unten). Gleitkontakt: oszillierender Pin auf                                                                systemen.
        gleitlackbeschichteter Scheibe, trocken, RT, 50N, 10Hz, 1mm Schwingweg. Gerät: SRV-IV                                                              Durch die Zugabe von Graphentyp SE 1233
        von Optimol Instruments.                                                                                                                           konnte eine signifikante Erhöhung der ther-
                                                                                                                                                           mischen und der elektrischen Leitfähigkeit
                                                                                                                                                           erreicht werden, da dieser den höchsten
                                                                                                                                                           Kohlenstoffgehalt aufweist und laut Herstel-

FA RBE UND L A C K / / 0 1 .2 0 2 1
Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack
FUNKTIONELLE BESCHICHTUNGEN // GRAPHENBASIERTE GLEITLACKE 35

ler am besten leitfähig ist. In Tab. 2 sind die
elektrischen Eigenschaften zu sehen. Durch
die Zugabe von Graphen zum isolierenden
PU-Lack steigt die Leitfähigkeit und der Lack
wird elektrisch (ab)leitend. Die Erhöhung des
Graphengehalts führt zu einer Erhöhung der
Leitfähigkeit. Tab. 3 zeigt die Definition von
leitend, ableitend und isolierend.
Graphene haben auf die Wärmeleitfähig-
keit der Lackoberfläche und in die Tiefe des
Lacks eine vorteilhafte Wirkung: Da diese im
Graphen extrem hoch ist, kann die Wärme-
leitfähigkeit des Beschichtungssystems deut-
lich angehoben werden, wodurch Reibwärme
besser abgeleitet und auf größere Wirktiefen
verteilt werden kann. Darüber hinaus bietet               Abb. 5 // Verschleißvolumen der PUL-Lacke nach SRV-Versuchen. Gleitkontakt:
die hohe elektrische Leitfähigkeit von Gra-               oszillierender Pin auf gleitlackbeschichteter Scheibe, trocken, RT, 50N, 10Hz, 1mm
phen die Möglichkeit, bereits bei geringen                Schwingweg. Gerät: SRV-IV von Optimol Instruments.
Graphengehalten eine ausreichende elektri-
sche Leitfähigkeit von Lacken zu erreichen.
Anhand von graphenhaltigen PU-Systemen
konnte gezeigt werden, dass die Wärmeleit-
fähigkeit um 40 %, verglichen mit dem un-
gefüllten Lack, erhöht werden konnte. Das
PTFE in dem Kombinationssystem beein-             Tab. 3 // Definition von leitend, ableitend und isolierend.
flusst die Wärmeleitfähigkeit nicht. Die nach                                                       leitend                ableitfähig                isolierend
ASTM E1461 ermittelte Wärmeleitfähigkeiten         spez. Volumenwiderstand [Ωm]                      < 102                  102–108                     ≥ 109
von den ausgewählten Proben sind in Tab. 4         spez. Oberflächenwiderstand [Ω]                   < 105                 105–1012                     ≥ 1012
dargestellt.

Tribologische Untersuchungen
                                                  Tab. 4 // Wärmeleitfähigkeit der geprüften Proben.
Im Rahmen des Projektes wurden verschie-          Probencode                Graphentyp         Graphengehalt            PTFE-Gehalt                Wärmeleit-
dene tribologische Prüfverfahren gewählt. Die                                                      in w%                  in w%                 fähigkeit in W/mK
Untersuchung der Verschleißbeständigkeit          PUL-0                          –                    0                      0                        0,19
der Lacke erfolgte mittels Schwing-Reib-Ver-      PUL-13                      SE 1233                 2                      0                        0,26
schleißtribometer. Die Verschleißauswertung       PUL-PTFE-13                 SE 1233                 2                     10                        0,26
erfolgte mittels eines Konfokal-3D-Farb-La-
ser-Scanning-Mikroskops. Es konnte gezeigt
werden, dass die alleinige Verwendung von         Tab. 5 // Geprüfte Lacke.
Graphen zwar zu erheblicher Reib- und Ver-
                                                  Probencode                  Graphentyp                        Graphen gehalt                   PTFE-Gehalt
schleißminderung führte, jedoch konnten, wie                                                                      in Gew.-%                       in Gew.-%
erwartet, erst durch die Zugabe von PTFE die
                                                  PUL-PTFE-0                  –                                        0                              10
neuen Lacksysteme in einen anwendungsrele-
                                                  PUL-PTFE-3                  SE 1132                                  2                              10
vanten Bereich gebracht werden. Die Kombi-
                                                  PUL-PTFE-8                  SE 1430                                  2                              10
nation Graphen/PTFE als Füllstoff im Vergleich
zum reinen PTFE zeigte sich als sehr positiv.     PUL-PTFE-13                 SE 1233                                  2                              10
Die Reibwerte konnten im Verschleißversuch        PUL-PTFE-13gm*              SE 1233                                  2                              10
beim PU-System mit der Graphen/PTFE-              PUL-PTFE-18                 SE 2430                                  2                              10
Kombination um bis zu 35 % im Vergleich zum       PUL-PTFE-4                  SE 1132                                  3                              10
rein mit PTFE-gefüllten, jedoch graphenfreien     PUL-PTFE-9                  SE 1430                                  3                              10
System verringert werden. Bei den EPL und         PUL-PTFE-19                 SE 2430                                  3                              10
EPW Systemen blieb er in etwa gleich.                                                             * gm = Geringere Mahlfeinheit (längere Mahldauer, 60 min statt 20 min)
Als Beispiel sind die Reibwertkurven der
PU-Lacke (Tab. 5) in Abb. 4 zu sehen. Die
jeweils gleichen Graphentypen sind farblich
einheitlich dargestellt. Beim Graphentyp SE       Beim PU-System senkt die Kombination                    In Abb. 5 sind die mittleren Verschleißvolumi-
1233 konnten keine 3 Gew.-% eingearbei-           Graphen/PTFE den Reibwert im Vergleich                  na der untersuchten PU-Lacke zu sehen. Die
tet werden, da dieses Graphen eine sehr           zum graphenfreien PTFE-System um bis zu                 Werte streuen stark, was auf die Versuchs-
große spezifische Oberfläche besitzt. Bei         35 %. Dies wird auf den bekannten Verstär-              geometrie zurückzuführen ist. Generell bie-
diesem Graphentyp wurde bei einem Gehalt          kungseffekt des Graphens zurückgeführt. Die             ten die Erhöhung des Graphengehalts und
von 2 Gew.-% untersucht, ob eine längere          geringere Mahlfeinheit sowie der höhere Gra-            die geringere Mahlfeinheit keine Vorteile. Die
Mahldauer (geringere Mahlfeinheit) zu einem       phengehalt zeigen keine Vorteile bezogen auf            Proben, die den niedrigsten Reibwert aufwie-
verbesserten tribologischen Ergebnis führt.       die Reibwertentwicklung.                                sen, zeigen auch den geringsten Verschleiß

                                                                                                                                       FAR B E U ND L A CK // 01. 2021
Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack
36 FUNKTIONELLE BESCHICHTUNGEN // GRAPHENBASIERTE GLEITLACKE

(PUL-PTFE-13, -13gm (Graphentyp SE 1233) und -18 (Graphentyp SE 2430)). Der Zusatz von                                       ANDREAS KAILER
Graphen senkt im Allgemeinen den Verschleiß durch mechanische Verstärkung. Die Kombinati-                                    studierte Mineralogie an
on von Graphen/PTFE führt bei lösemittelhaltigen PU- und EP-Lacksystemen zu gleichem oder                                    der Universität Tübingen
um bis zu 50 % verbessertem Abriebverhalten. Der Graphentyp SE 1233 ist hierbei besonders                                    und ist seit 1999 am
interessant. Beim wässrigen EP-Lacksystem führt er zu gleichem oder deutlich schlechterem                                    Fraunhofer-Institut für
Abriebverhalten. Es kann bis zu 200 % schlechteres Abreibverhalten vor allem beim Graphen-                                   Werkstoffmechanik IWM
typ SE 1233 bewirken.                                                                                                        tätig. Er ist Gruppenleiter
                                                                                                                             im Bereich Verschleiß-
Danksagung                                                                                                                   schutz und Technische Keramik. Sein Arbeitsgebiet ist
Das Forschungsvorhaben „Graphenbasierte Gleitlacke“ (IGF-Vorhaben Nr. 19322 N/1) wurde                                       die Tribologie neuer Werkstoffe und Schmierstoffe im
über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsfor-                                       Hinblick auf Gleit- und Wälzlageranwendungen sowie
schung „Otto von Guericke“ (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)                                     die Qualifizierung von Werkstoffen hinsichtlich Reibung
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Dafür sei an dieser Stelle                                   und Verschleiß im Trockenlauf bzw. bei erhöhten
herzlich gedankt. Darüber hinaus bedanken wir uns bei der Deutschen Forschungsgesellschaft                                   Temperaturen.
für Oberflächenbehandlung e.V. (DFO) für die organisatorische Begleitung während der ge-
samten Projektlaufzeit. Unser Dank gebührt daneben den Mitgliedern des projektbegleitenden                                   BERNADETTE
Ausschusses, die durch ihre fachliche Kompetenz und Diskussionsbereitschaft zu einem er-                                     SCHLÜTER
folgreichen Abschluss des Vorhabens beigetragen haben.                                                                       studierte Chemie an der
                                                                                                                             Albert-Ludwigs-Universi-
Kontakt // andreas.stake@ifam.fraunhofer.de                                                                                  tät in Freiburg im Breis-
                                                                                                                             gau und promovierte dort
Literatur                                                                                                                    2014 am Institut für Mak-
[1] K. Holmberg, H. Ronkainen, A. Matthews: Tribology of thin coatings. Ceramics International, Volume 26, Issue 7, 2000,    romolekulare Chemie. Seit
787–795                                                                                                                      2011 ist sie am Fraunhofer IWM als wissenschaftliche
[2] K. Holmberg, A. Matthews: Coatings Tribology. Volume 28, 1st Edition, Elsevier, 1994                                     Mitarbeiterin angestellt und beschäftigt sich unter
[3] K. Friedrich, A.K. Schlarb: Tribology of Polymeric. Nanocomposites, Volume 55, 1st Edition, Elsevier, 2008               anderem mit Graphen- und Polymertribologie.
[4] Robert J. Young, Ian A. Kinloch, Lei Gong, Kostya S. Novoselov: The mechanics of graphene nanocomposites: A review.
Composites Science and Technology, Volume 72, Issue 12, 2012, 1459–1476                                                      VOLKMAR STENZEL
[5] Muhammad T. Masood, Evie L. Papadopoulou, José A. Heredia-Guerrero, Ilker S. Bayer, Athanassia Athanassiou, Luca         studierte Chemie an der
Ceseracciu: Graphene and polytetrafluoroethylene synergistically improve the tribological properties and adhesion of nylon   Universität Clausthal
66 coatings. Carbon, Volume 123, 2017, 26–33                                                                                 und promovierte an der
                                                                                                                             TU Braunschweig. Nach
                                                                                                                             Tätigkeiten bei einem
                                                                                                                             mittelständischen Pig-

Mehr z um Thema!                                                                                                             menthersteller und einem
                                                                                                                             marktführenden Hersteller für Automobillacke leitet er
                                                                                                                             seit Ende 2001 das Geschäftsfeld „Lacktechnik“ am
                                                                                                                             Fraunhofer IFAM.

       FARBEUNDLACK
       FARBE
       FARBEUND
             UNDLACK
             UND LACK // 360°                                                                                                MATHIAS WIDRAT
                                                                                                                             war als gelernter Lacklabo-
                                                                                                                             rant bis Ende 2007 bei der
           Graphen                                                                                                           Firma Bergolin im Bereich
                                                                                                                             der Lackentwicklung tätig.
                                                                                                                             Im Jahr 2008 wechselte er
                                                                                                                             zum Fraunhofer IFAM in die
                                                                                                                             Abteilung der Lacktechnik
 22 Ergebnisse für Graphen!                                                                                                  und studierte nebenher an der FOM Hochschule für
                                                                                                                             Oekonomie & Management in Bremen Business Admi-
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                                                                                                                             nistration. Als Projektleiter beschäftigt er sich untere
                                                                                                                             anderen mit Lackprüfungen, Lackentwicklung und der
                                                                                                                             Anwendungstechnik.

                                                                                                                             ANDREAS STAKE
                                                                                                                             studierte Chemietechnik
                                                                                                                             an der Fachhochschule
                                                                                                                             Emden/Leer. Seit 2010 ist
                                                                                                                             er am Fraunhofer-Institut
                                                                                                                             für Fertigungstechnik und
                                                                                                                             Angewandte Material-
                                                                                                                             forschung (IFAM) in der
                                                                                                                             Abteilung Lacktechnik und beschäftigt sich als
                                                                                                                             Projektleiter unter anderen mit der Entwicklung von
                                                                                                                             funktionellen Lacken.

FA RBE UND L A C K / / 0 1 .2 0 2 1
Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack Die Supertalente - graphenbasierte Gleitlacke - Farbe und Lack
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