Gut Ding will Steile haben - alpin Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon

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Gut Ding will Steile haben - alpin Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon
Alpin
     Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon

     Gut Ding
     will Steile haben
      Von Claus-Georg Petri                In vier Tagen vom Kleinwalsertal bis zum
                                           Fuße des Piz Buin: Tagebuch einer extrem
                                           abwechslungsreichen Trekking-Tour durch
                                           die Gebirgsgruppe Silvretta.

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Alpin
     Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon

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                                                                                                                                            Der Start
                                                                                                                                            des Hütten-
                                                                                                                                            Trekkings
                                                                                                                                            im Gemstel-
                                                                                                                                            tal ist flach.
                                                                                                                                            Erst dann
                                                                                                                                            geht‘s in die
                                                                                                                                            Waden.
       Tag 1
       Kleinwalsertal – Stuttgarter Hütte                  führerteam die Gruppe ein in eine sportliche          Doch auch die sind noch zu schaffen.
                                                           und eine gemütliche.                             Und dann? Gibt es in der Stuttgarter Hütte –
       Tourverlauf: Treffpunkt 9 Uhr, Oase Alpin-Center.
                                                                Also los. Eine Dreiviertelstunde bis zum    2011 komplett im Schlaftrakt renoviert und
       Wiegen des Rucksacks, Busfahrt nach Bödmen im
                                                           Talschluss nahezu ebenerdig. Bis zur Hinteren    tipptopp gepflegt – ein dreigängiges Menü:
       Kleinwalsertal (1.156 Meter über NN), Gemsteltal,
                                                           Gemstelhütte am Fuße des Widderstein, wo         heiße Kraftbrühe mit Nudeln (supi, alle sind
       Obergemstelpass (1.972), Widderstein Hütte
                                                           eine lustige Wirtin zur Einkehr lockt. Doch      durchgekühlt), Tafelspitz mit Gemüse und
       (2.009), Abstieg zum Hochtannbergpass (1.666),
                                                           danach wird’s steil, schweißtreibend und an-     frisch gebackenen Quarkkuchen.
       Busfahrt nach Lech (1.444), Lechquellgebirge,
                                                           strengend. Als die Oberschenkel anfangen zu
       Auffahrt mit der Rüfikopf-Seilbahn (2.362),
                                                           pulsieren, trennt sich die Spreu vom Weizen.
       Panoramahöhenweg zur Rauhekopfscharte (2.415),
                                                           Von ganz allein finden sich die sportliche und         Hintere Gemstelhütte, Am Berg 5,
       Stuttgarter Hütte (2.310).
                                                           die gemütliche Gruppe.                           A-6992 Hirschegg, Tel.: 0043/664/2510289,
       Gehzeit: sechs Stunden
                                                                Vereint sind alle wieder in bester Laune    www.fritz-kwt.at.
       Auf-/Abstieg: 1.150/700 Hm
                                                           an der Widderstein Hütte auf 2.015 Meter         Widdersteinhütte, A-6767 Warth, Tel.: 0043/
       Kondition: mittel bis gut
                                                           über NN. Hier gibt es eine freundliche Selbst-   664/3912524, www.widderstein-huette.at.
                                                           bedienung, Kartoffelsuppe mit Würstchen          Stuttgarter Hütte, A-6763 Zürs, Tel.:

     E
           in Tag so richtig, um die Teilnehmer            und Brot sowie Apfelschorle, zusammen für        0043/676/7580250,        www.alpenverein-­
           dieser geführten Wanderung auf das              9,30 Euro, macht sogar satt.                     schwaben.de.
           einzunorden, was in den kommenden                    Abstieg ins Tal, an dem drei Grenzen
     vier Tagen vor ihnen liegt: steile Passagen,          aneinanderstoßen: Deutschland grüßt mit
     weite Wege. Und eine der vielen ungewöhn-             seinem südlichsten Gipfel, dem 2.599 Meter
     lich schönen Hütten.                                  über NN hohen Biberkopf, außerdem stoßen
          Gemsteltal. Schon mal gehört? Gut. Von           Tirol und Vorarlberg/Bregenzerwald hier an-
     diesem Seitental des Kleinwalsertals im ös-           einander.
     terreichischen Bundesland Vorarlberg startet               Nach einem Runter geht’s nur rauf?
     die Gruppe am ersten Morgen so gegen 10               Falsch: Ein Bus bringt die Gruppe nach Lech.
     Uhr. Die Rucksäcke sind gewogen und für               Der weltbekannte Wintersportort ist jetzt,
     gut befunden: Bergführer Thomas Dempfle,              Ende Juni, fast komplett geschlossen. Zum
     Chef der Bergschule Oase Alpin aus Oberst-            Glück gilt das nicht für die Lechquelle, die
     dorf, der die Tour leitet, lobt die 20 Teilneh-       mitten im Ort frisches Wasser für die Trink-
     mer: „Zu maximal 8,5 Kilogramm raten wir,             flaschen der Wanderer spendet.
     daran habt ihr euch gut gehalten.“                         Gegenüber hievt die Rüfikopf-Seilbahn
          Dieser Rat ist wichtig, da jedes zusätz-         die Wanderer auf 2.362 Meter Seehöhe. Oben
     liche Gewicht die Bergwanderung spür-                 machen Murmeltiere Männchen und pfeifen.
     bar erschwert. Und schließlich wollen die             Vereinzelte Schneefelder gilt es zu überque-
     Wanderer die geführte Hütten-Trekking-                ren, die nach und nach zu einer zusammen-
     Tour durch die Silvretta unter der Leitung            hängenden weißen Fläche zusammenwach-
     von Thomas Dempfle und seinem Kollegen                sen. Noch eine Scharte: „Dahinter sehen
     Gerhard „Rotti“ miteinander genießen. Um              wir schon die Hütte“, hat Thomas Dempfle
     dem unterschiedlichen Leistungsniveau der             versprochen. Stimmt. In etwa zwei bis drei
     Teilnehmer gerecht zu werden, teilt das Berg-         Kilometer Entfernung.

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Gut Ding will Steile haben - alpin Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon
Die erste Etappe führt von der Stuttgar-     den Weg hinauf mit einem Eispickel, alle

  Tag 2                                             ter Hütte mit ihren superbequemen Betten
                                                    auf dem Robert-Bosch-Weg in Richtung
                                                                                                      anderen treten eine Spur für alle Wanderer
                                                                                                      hinter sich.
  Stuttgarter Hütte – Kaltenberghütte               Ulmer Hütte. Der Industrielle und Erfinder              Schritt für Schritt in den spritzenden
                                                    hatte den Weg 1911 finanziert, deshalb trägt      Schnee, Tritt um Tritt der Scharte entgegen,
  Tourverlauf: Robert-Bosch-Weg, Vallugagrat
                                                    der Pfad noch heute seinen Namen.                 also dem Übergang ins nächste Tal. Ein Stahl-
  (2.700 Meter über NN), Trittscharte (2.580),
                                                         Und er hat es in sich. Immer wieder          seil am nackten Fels ganz oben gibt zusätzliche
  St. Christoph (1.765) am Arlbergpass, unter dem
                                                    kreuzt der Weg Schneefelder, die wie Fahnen       Sicherheit. Hier, an dieser mordssteilen Passa-
  Albonagrat zur Kaltenberghütte (2.089).
                                                    den Berg runterhängen. Konzentration ist          ge (siehe Seite 54/55), zahlen sich die leichten
  Gehzeit: sieben Stunden
                                                    hier bei jedem Schritt gefordert und Trittsi-     Rucksäcke aus. Trotzdem heißt es prusten,
  Auf-/Abstieg: 850/900 Hm
                                                    cherheit vorausgesetzt. Tatsächlich führt ein     schwitzen, durchhalten. Oben schließlich
  Kondition: gut bis sehr gut
                                                    Fehltritt unweigerlich zu einem Sturz – ins       treffen sich alle Bergbegeisterten, halten inne
                                                    glatte Schneefeld oder eine steile Kante hi-      zu einer kleinen Pause: Wasser, Äpfel, Ener-
    Irgendwie hängt morgens die Drohung             nab, auf jeden Fall aber bergab. Das gilt es      gieriegel und Panorama. Lohn für die Mühe.
in der Luft, es solle ein Tag mit Regen, Kälte      zu vermeiden, was jedem aus der Gruppe                  „Vorsicht Stein“, lautet dann immer wie-
und Unwetter werden. Also ziehen alle Wan-          gelingt. Selbst bei einer kleinen Kletterpartie   der der Warnruf auf dem schmalen Pfad hi-
derer artig ihr Regenzeug an. Doch schon            am nackten Fels.                                  nunter nach St. Christoph. Weil er voller Ge-
nach einer halben Stunde heißt es: raus aus              Dabei ist dies nur der Anfang für den        röll liegt, will jeder Schritt wohl gesetzt sein.
den wasserdichten Klamotten. Am Himmel              Aufstieg in die 2.580 Meter über NN hohe          Zur Abwechslung sind junge Steinböcke zu
lacht die Sonne wohl am meisten darüber,            Trittscharte. Die sei im Moment nur für           sehen, über denen ein Steinadler bedrohlich
dass die Wanderer schwitzen wie in der Sau-         Bergsteiger geeignet, warnt ein Schild weit       seine Kreise zieht. Aber anzugreifen traut
na – nicht das letzte Mal an diesem Tag.            unten. Bergführer Thomas Dempfle spurt            sich der Vogel nicht.

 Aufgepasst
 Wer solch
 steile
 Schneefel-
 der quert,
 muss
 trittsicher
 sein. Und
 achtsam.

                                                                                                                                      04 l 2014           57
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Alpin
     Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon

          Nach den 750 Höhenmetern bergab also
     Erfrischungspause im Straßencafé auf dem
     Arlbergpass. Aufgepasst: Auf der Grenze zwi-
     schen Vorarlberg und Tirol kostet eine kleine
     Flasche Wasser schlappe 3,20 Euro.
          Wieder sieht es nach Regen aus. Wie-
     der stülpen alle ihre Regenklamotten über.
     Um sich nach 250 Höhenmetern bergauf
     in der Sonne wieder aus ihnen herauszu-
     schälen. Noch zweieinhalb Stunden bis zur
     Kaltenberghütte, verrät ein Schild. Über
     den Bergen zur Rechten ballen sich Wolken
     zusammen, Blitze zucken übers dunkle Fir-
     mament, Donner grollt in der Ferne. Also
     los, weiter und durch, vorbei an einer gi-
     gantischen Betonskulptur mitten am Berg –
     einem Entlüftungsturm des Arlbergtunnels.
          Weiter, hinein in einen Himmel wie eine
     Waschküche, nur kälter. Dann kommt Sturm
     auf, Regentropfen wachsen in Zahl und
     Größe, bald muss doch diese elende Hütte
     kommen, noch schnell die Jacke an. Dann,
     herrlich, noch nie kann ein Felsvorsprung
     schöner gewesen sein: Dahinter steht sie in
     voller Pracht – die Kaltenberghütte. Von au-
     ßen macht sie ihrem Namen alle Ehre. Nichts
     wie rein in die Wärme und Trockenheit.
          Gleich gibt’s Blumenkohlsuppe, Gulasch
     mit Spätzle und Salat, Erdbeeren mit Vanil-
     leeis und Sahne. Wahrscheinlich das beste
     Menü, das die durchgefrorenen Gäste je be-
     kommen haben.

        Kaltenberghütte, Tel.: 0043/5582/790,
     www.kaltenberghuette.at.

       Tag 3
       Kaltenberghütte – Konstanzer Hütte
       Tourverlauf: Krachelspitze (2.686 Meter über NN),
       Kaltenbergsee (2.506 ), Gstansjoch, Konstanzer Hütte
       (1.765) im Verwall.                                    der Hinterlassenschaften der Rindviecher          Wanderer zu verschlucken droht, bücken
       Gehzeit: sechs Stunden                                 wegen.                                            unter ausufernden Bäumen, die Schuhe über
       Auf-/Abstieg: 800/1.050 Hm                                  Nach kurzer Pause mit belegten Broten,       sauglatte Wurzeln. Abenteuer mitten in ei-
       Kondition: mittel bis gut                              Äpfeln und Studentenfutter an einem rei-          nem vergessenen, märchenhaften Wald.
                                                              ßenden Wildbach beginnt das Abenteuer des             Nach diesem Abstecher ins Nirgendwo
                                                              Tages. Der Wirt der Kaltenberghütte hat der       folgen drei Kilometer bis zur Konstanzer
          Die geplante Tour über das 2.573 Meter              Gruppe einen Tipp mit auf den Weg gegeben:        Hütte. Die steht am Fuße des Patteriol (3.056
     über NN hohe Gstansjoch ist angesichts eines             Über einen früheren Pfad ließe sich die Tour      Meter über NN). Vor ihr stürzt in einem Bach
     drohenden Unwetters schlichtweg zu gefähr-               zur Konstanzer Hütte deutlich abkürzen.           glasklares Wasser talwärts. Eine der schöns-
     lich. Zum Glück existiert eine Alternativrou-            Der Weg sei gut in der Natur zu finden, und       ten Stellen im Verwall. Und das gerade mal
     te: Der Anstieg über den Berggeistweg auf                wahrhaftig taucht er sogar im Outdoor-Navi        16 Kilometer von St. Anton entfernt.
     den Albonagrat verläuft moderat, allerdings              der Bergführer auf.                                   Heute serviert die Küche Kartoffel-
     ohne große Aussicht: Die Berge ringsum hül-                   Tatsächlich zeigt das kleine Display einen   cremesuppe, Saltimbocca vom Hühnchen
     len sich in dichten Nebel. Die Bergstationen             Pfad. Doch außer ein paar Pferden, einem Esel     auf Tomatennudeln und Eispalatschinken
     der Skigondeln, im Winter bunt, belebt und               und mannshoch wucherndem Grün ist nichts          mit Himbeeren. Ein überaus leckerer Ab-
     beliebt, stehen hässlich wie unwirkliche Be-             zu entdecken. „Hier hoch muss es sein“, ora-      schluss eines schönen Wandertages. An dem
     tonklötze in der Natur.                                  kelt Guide Thomas Dempfle, und Sepp, mit 72       es mittlerweile schon wieder regnet.
          Der Abstieg über eine Alm gestaltet sich            Jahren topfitter Senior der Gruppe, unterstützt
     deshalb als schwierig, weil das üppig wu-                ihn: „Ich sehe da schon was.“
     chernde Gras klitschnass ist – und entspre-                   Also los. Im Gänsemarsch den Berg hi-              Konstanzer Hütte, Tel.: 0043/
     chend glatt. Da heißt es aufpassen, schon                nauf mitten hindurch durch Farn, der die          664/73844682, www.konstanzerhuette.com.

58         04 l 2014
Gut Ding will Steile haben - alpin Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon
Tag 4
                                  Konstanzer Hütte – Wiesbadener Hütte
                                  Tourverlauf: Verwall-Tal, Heilbronner Hütte (2.320
                                  Meter über NN), Verbella Alpe, kurze Busfahrt zur
                                  Bielerhöhe (2.071) Wiesbadener Hütte (2.443).
                                  Gehzeit: sieben Stunden
                                  Auf-/Abstieg: 1.000/500 Hm
                                  Kondition: mittel bis gut

                                     Durch einen kleinen Wald mit großen
                                Bäumen hinter der Konstanzer Hütte führt
                                der Weg direkt hinein in das Verwall-Tal.
                                Das öffnet sich mit jedem Schritt der Wan-
                                derer, gestattet Einblicke auf seine Schön-
                                heit. Rechts und links erheben sich Berge,
                                deren schneebedeckte Gipfel das tiefe Blau
                                des Himmels kontrastieren. Im weiter wer-
                                denden Grün blühen Alpenrosen mit En-
                                zian um die Wette. Eine Hirschkuh beäugt
                                misstrauisch die Gruppe, am Himmel dreht
                                einsam ein Steinadler seine Kreise. Wasser
                                strömt glasklar, aber unüberhörbar ins Tal.
                                Ein Ort wie aus einem Bilderbuch, das der
                                Betrachter womöglich für zu kitschig emp-
                                fände – angesichts solcher Schönheit.
                                     Nur langsam führt der Weg aufwärts.
                                Einige Wanderer sind leise ins Gespräch
                                vertieft, andere genießen die Stille des Au-
                                genblicks. Eine gewisse meditative Atmo-
                                sphäre greift um sich: Schritte, die automa-
                                tisch die Füße voreinander setzen, Atem,
                                der regelmäßig frische Luft in die Lungen
                                pumpt, Blicke, die nicht wissen, wo sie in
                                dieser herrlichen Umgebung zur Ruhe kom-
                                men sollen.
                                     Oberhalb einer Hochebene füllt klares
                                Trinkwasser den Scheidsee. Darüber erhebt
                                sich die Heilbronner Hütte, Renovierungs-
                                arbeiten deuten an, dass die junge Saison
                                begonnen hat und die Wirtsleute auf Gäste
Panorama als Lohn               warten.
                                     Doch die Wanderer gehen weiter. Sie
Nach der Mühe, die Tritt­
                                wollen zur Alpe Verbella, eine Stunde ent-
scharte sicher zu erklimmen,
                                fernt auf 1.938 Meter über NN. Dort lockt
genießen die Wanderer den
                                eine zünftige Brotzeit.
Blick hinunter ins tiefe Tal.
                                     Der Wirt indes ist überrascht über die
                                Meute hungriger Wanderer. Auch er steckt
                                im Juni noch mitten in den Eröffnungsar-
                                beiten seiner Hütte. Draußen läuft Wasser in
                                ein undichtes Butterfass, dessen Holz nach
                                und nach aufquillt: „In zwei Tagen kommt da
                                Milch rein, dann machen wir Butter“, verrät
                                er. Außerdem serviert er einen Brotkorb und
                                warme Hauswurst mit Senf. Für Wanderer,
                                die schon die Hälfte der Tour hinter sich ha-
                                ben, genau das Richtige.
                                     Jetzt sind es noch 50 Minuten bis zum
                                Zeinisjoch. Blitzartig ziehen die Wolken zu
                                und schicken ihre Nebelschwaden über die
                                Berge. Kein Panorama, kein Gipfel, keine
                                Farbe. Nur Grau. Zum Glück erwischt

                                                                    04 l 2014          59
Gut Ding will Steile haben - alpin Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon
Alpin
     Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon

     Herrlich
     Das
     Verwall-Tal
     strotzt vor
     natürlicher
     Schönheit.
     Klarer kann
     Wasser
     nicht sein.

60        04 l 2014
Gut Ding will Steile haben - alpin Hütten-Trekking: Silvretta/Montafon
Trekking-Tour in der Silvretta
                                    Die Silvretta ist eine Gebirgsgruppe in den Ostalpen       Tagesetappen bis zu sieben Stunden. Die sechs bis zwölf
                                    im Grenzgebiet zwischen Österreich und der Schweiz.        Personen schlafen in den genannten Hütten in Gemein-
                                    Ihr höchster Gipfel ist der Piz Buin mit 3.312 Meter       schaftslagern oder Zimmern, je nach Verfügbarkeit. Zu
                                    über NN.                                                   den Leistungen gehören Halbpension, vier Busfahrten,
                                                                                               eine Seilbahnfahrt, Ausrüstung für die Hochtour auf den
                                                                                               Piz Buin (siehe nächste Ausgabe von active).
                                          Silvretta Montafon Bergbahnen, A-6791 St. Gal-       Info: Oase Alpin Center, Bahnhofsplatz 5 (am Gleis 1),
                                    lenkirch, Hausnummer 198 a, Tel.: 0043/ 5557/6300,         87561 Oberstdorf, Tel.: 08322/8000980, www.oase-
                                    www.silvretta-montafon.at.                                 alpin.de.

                                    Die Tour
                                    Das Hütten-Trekking ist organisiert von der Bergschule     Anreise: Wer nach Oberstdorf mit dem Zug anreist,
                                    Oase Alpin Center. Jede Gruppe läuft mit einem erfah-      befindet sich direkt am Oase Alpin Center. Wanderer,
                                    renen Bergführer. Voraussetzungen für die Teilnehmer       die im Pkw anreisen, parken günstig am P1 und P2 am
                                    sind gute körperliche Verfassung, Bergerfahrung, durch-    Ortseingang, Parkgebühr 5 Euro pro Tag in Münzen,
                                    schnittliche Kondition, Trittsicherheit und Ausdauer für   Höchstparkdauer sieben Tage.

                                 die Gruppe so gerade eben noch den Bus zur                    lassen erahnen, welche Aufgabe der Gruppe
                                 Bielerhöhe, eine Fahrt von zehn Kilometern                    morgen bevorsteht.
                                 über die verregnete, wenn auch legendäre                           Doch zuvor gilt es, Ruhe zu tanken und
                                 Silvretta-Hochalpenstraße. Mancher der                        Kraft zu sammeln. Etwa beim gemeinsamen
                                 Wanderer nickt auf der Fahrt ein bisschen                     Abendessen. Was es gibt? Blumenkohlcreme-
                                 mit dem Kopf.                                                 suppe, Pariser Schnitzel mit Reis und Gemü-
                                      Trotz Latte Macchiato und Coupe Dan-                     se, Ananaskompott. Nein, da kann niemand
                                 mark, Topfenstrudel und Eiskaffee in einem                    meckern.
                                 Aussichtsrestaurant am Silvretta-Stausee                           Übrigens endet an dieser Stelle das ge-
                                 bleiben noch immer zweieinhalb Stunden                        mütliche Hütten-Trekking. In der nächsten
                                 bergauf: 400 Höhenmeter bis zur Wiesba-                       Ausgabe von active, sie erscheint am 14. Ok-
                                 dener Hütte. Das Refugium für die nächste                     tober 2014, steht als Höhepunkt der aben-
                                 Nacht steht auf 2.443 Meter Seehöhe.                          teuerlichen Woche eine Hochtour auf dem
                                      Na gut. Also los. Ohne Ende zieht sich                   Programm. Dann geht es in Seilschaften über
                                 der Weg durchs Gebirge nach oben. Es ist                      den Gletscher hinauf auf den Piz Buin. Der
                                 kalt, und zwischendurch regnet es immer                       Gipfel lockt gewaltig.
                                 wieder ein paar Tropfen. Doch als Ausgleich
                                 protzt die Natur mit ihrer Schönheit: Glet-
                                 scher rund um den Piz Buin, den mit 3.312                          Wiesbadener Hütte, Tel.: 0043/5558/
                                 Meter über NN höchsten Berg der Silvretta,                    4233, www.wiesbadener-huette.com.

                                                  -Kurztest               Rucksack Bergans Rondane 46 L

                                   Platz da                                                    Rucksack im normalen Bereich. Sein Aufdruck lässt ihn
                                                                                               eher als Skitouren- denn als Trekking-Rucksack wirken.
                                   Der Rondane 46 L ist die aktualisierte Version des          Und auch dabei dürfte er eine gute Figur machen. Der
                                   bewährten Trekking-Rucksacks der norwegischen               Rondane 46 L kostet 165 Euro, www.bergans.de.
                                   Marke Bergans. Das Tragesystem namens Quick Adjust
                                   ermöglicht, den Rucksack auf einen Träger in der Größe
                                   von 160 bis 200 Zentimeter einzustellen. Der Wanderer
                                   verstaut seine Sachen im Deckel-, Haupt- und Boden-
Pause gehört einfach dazu          fach. Außen befinden sich elastische Seitenfächer und
                                   Befestigungsmöglichkeiten für Trekkingstöcke, ein
Vespern an einer Berghütte         Trinksystem ist vorbereitet. Die umlaufende Reißver-
wie hier an der Alpe Verbella      schluss-Frontöffnung macht es leicht, Ausrüstung zu
markiert einen Höhepunkt an        finden. Der Reißverschluss des untersten Faches al-
einem zünftigen Trekking-Tag.      lerdings lässt sich nur einseitig öffnen, was dadurch
Vor allem, wenn dann noch          manchmal hakelt. Der gepolsterte Hüftgurt verfügt
die servierten Speisen richtig     über eine Tasche für Kleinkram. Mit einem Gewicht
lecker sind. Solche Mahlzeiten     von 1.300 Gramm befindet sich der 46 Liter fassende
schweißen zusammen.

                                                                                                                                      04 l 2014          61
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