Projektinformation Syrien Ein sicheres Zuhause, eine warme Mütze - Winterhilfe für notleidende Familien

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Projektinformation Syrien Ein sicheres Zuhause, eine warme Mütze - Winterhilfe für notleidende Familien
Projektinformation Syrien
Ein sicheres Zuhause, eine warme Mütze –
Winterhilfe für notleidende Familien

Bescheiden sind die Wünsche, groß ist die Freude – diese Schulbuben wurden mit einer wärmenden Mütze, einem
Schal und Handschuhen ausgestattet. Der Winter kann kommen.

HINTERGRUND
Der Konflikt in Syrien ist eine der komplexesten Krisen der Welt. Fast zehn Jahre nach Kriegsbeginn ge-
hen die Feindseligkeiten weiter und fordern den Verlust von Menschenleben und immer neue Vertreibun-
gen. Die Lebensgrundlagen der Bevölkerung sind zerstört, einschließlich der landwirtschaftlichen Infra-
struktur und Dienstleistungen. Die Jahre der Vertreibung und immer neue Konfliktherde haben den Wider-
standskräften der Menschen schwer zugesetzt. Nach Schätzungen der UN sind mehr als 11 Millionen Ein-
wohner auf humanitäre Hilfe angewiesen, ganze Landstriche und Teile von Städten liegen in Trümmern.
Besonders schwer ist die Lage der mehr als 6 Millionen intern Vertriebenen: sie leben oftmals in völlig
überfüllten Lagern oder unter katastrophalen Bedingungen in Bauruinen und zerstörten Häusern. Diese
Lebensumstände wirken sich auch auf die Gesundheit der Menschen aus. Immer häufiger wird von Ma-
sern, Typhus und schweren Durchfallerkrankungen berichtet und die Coronapandemie stellt die Notleiden-
den vor eine weitere Herausforderung. Bislang gibt es mehr als 7.700 bestätigte COVID-19 Fälle, die Test-
kapazitäten sind jedoch angesichts des desolaten Gesundheitssystems sehr gering. Wir gehen davon aus,
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dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist. Hierauf weisen informelle Berichte hin, nach denen Gesund-
heitsstationen überlastet sind und Patient*innen abgewiesen werden. Außerdem fehlen Beatmungsgeräte
und Schutzkleidung. Viele binnenvertriebene Familien sind besonders gefährdet und einem Ausbruch von
Infektionskrankheiten nahezu schutzlos ausgeliefert.
Die humanitäre Bilanz nach knapp zehn Jahren Konflikt ist bitter: 80 Prozent der Einwohner leben unter-
halb der Armutsgrenze; 2,8 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule, wobei zwei von fünf Schulen beschä-
digt oder zerstört sind; 9,3 Millionen Menschen haben nicht genügend zu essen und können sich essenzi-
elle Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, so dass viele der ärmsten Familien ihre täglichen Mahlzeiten
reduzieren. Und schließlich benötigen 5,65 Millionen Menschen eine schützende Unterkunft – ein Wert,
der im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen ist.
In den kalten Wintermonaten verschärft sich die Notlage der Bevölkerung aufgrund der Witterungsverhält-
nisse noch einmal deutlich, denn viele Familien können sich aufgrund der wirtschaftlichen Krise und der
massiven Entwertung des syrischen Pfunds weder warme Kleidung noch Heizöl zum Schutz vor der Kälte
leisten.

ZAHLEN & FAKTEN:
 5,4 Millionen syrische Flüchtlinge in den Nachbarländern registriert.
 Mehr als 6.1 Millionen Menschen intern vertrieben
 11.1 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen

DIAKONIE KATASTROPHENHILFE:
 Tätigkeitsorte: Deir Ezzor, ländliches Damaskus (beispielsweise Ost-Ghouta), Ost-Aleppo, Al-Sweida
 6 laufende Hilfsprojekte in Syrien (Stand Dezember 2020)

Zerstörtes Ost-Ghouta: Zwischen Trümmern muss das Leben weitergehen.

Projektinformation Syrien – Dezember 2020
Autorin: Birgit Kroll, Projektkommunikation; Fotos: DKH/Freimann
www.diakonie-katastrophenhilfe.de
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SO HELFEN WIR
Die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet in Syrien mit dem Hilfswerk Department of Ecumenical Relations
and Development (DERD) der lokalen Partnerorganisation Greek Orthodox Patriarchate of Antioch and all
the East, kurz GOPA-DERD, zusammen. Das Hilfswerk ist in fast allen Landesteilen Syriens aktiv und hat
sich in den vergangenen Jahren als zuverlässiger Partner erwiesen.

Winterhilfe für mehr als 80.000 Personen
Auch im Winter 2020/2021 unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe mit einem Winterhilfeprojekt die not-
leidende Bevölkerung. Die Temperaturen schwanken im Dezember und Januar um den Gefrierpunkt, so
dass die Menschen ohne Heizung bitterlich frieren. Besonders hart trifft dies die ohnehin Schwachen: Alte
und kranke Menschen sowie kleine Kinder haben der Kälte wenig entgegen zu setzen.

Begünstigte Frauen stricken die Sets für Jungen und Mädchen.

Das Projekt richtet sich an die dringendsten Bedarfe der Menschen und vereint die Winterhilfe mit dem
Schutz vor dem Coronavirus. 350 Frauen und Männer nehmen an einem Cash for Work-Programm teil
und stricken Mützen, Schals und Handschuhe für Kinder. 60 weitere Begünstigte nähen Gesichtsmasken
zum Schutz vor dem Coronavirus und 20 Personen leisten Reinigungsarbeiten im Bereich Desinfektion
und Hygiene. Die fertige Kinderkleidung wird anschließend an 4.200 bedürftige Kinder in Schulen, Vertrie-
benencamps und Sammelunterkünften verteilt.

Strahlende Kinderaugen und etwas Wärme in der unbeheizten Schule.

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Autorin: Birgit Kroll, Projektkommunikation; Fotos: DKH/Freimann
www.diakonie-katastrophenhilfe.de
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50 Familien, die aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht arbeiten können, erhalten zudem eine ein-
malige Bargeldhilfe für den Winter. Besonders hart sind die Umstände für vertriebene Familien, die auf-
grund einer Coronainfektion in Quarantäne müssen. Sie haben meist keine Rücklagen, um einen Ver-
dienstausfall zu kompensieren. Daher unterstützt das Projekt 330 Familien, in denen mindestens ein Mit-
glied in Quarantäne ist. Sie erhalten eine einmalige Bargeldhilfe in Höhe von rund 135 Euro.

                                                                   Flyer wie dieser informieren Familien über Krankheits-
                                                                   symptome und Hygienepraktiken zum Schutz vor dem
                                                                   Coronavirus.

Ergänzend erhalten 12.000 Haushalte Hilfe bei der Desinfektion, der Aufklärung zu den Übertragungswe-
gen und Symptomen von COVID-19 sowie ein Präventionspaket mit zehn im Nähzentrum hergestellten
Masken. „Angesichts der immensen Bedarfe haben wir unsere Winterhilfe dieses Jahr aufgestockt“, be-
richtet Isabelle Freimann, Projektverantwortliche der Diakonie Katastrophenhilfe für Syrien. „Für das Win-
terhilfeprojekt haben wir in diesem Jahr eine halbe Million Euro bereitgestellt, so viel wie noch nie. Insge-
samt profitieren mehr als 81.000 Personen von der Hilfe“.

Sicherer Wohnraum für Familien
Abertausende Familien mussten in den letzten Jahren ihre Häuser verlassen, weil ihre Dörfer und Stadt-
teile im Kampf zwischen den verschiedenen Konfliktparteien attackiert wurden, Raketen und Mörser in ihre
Häuser einschlugen. Doch eine Bleibe zu finden ist für vertriebene Familien schwer, sogar die widrigsten
Unterkünfte sind oftmals schon belegt. So kommen viele in unfertigen Gebäuden, in Sammelunterkünften
oder in leerstehenden Schulen und Geschäften unter. Manche schlafen auch völlig schutzlos unter freiem
Himmel auf öffentlichen Plätzen oder in Parks. Sie können sich weder vor der Kälte, noch vor Erkältungs-
und Infektionskrankheiten schützen.
Seit 2017 unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe deshalb gemeinsam mit GOPA-DERD Binnenvertrie-
bene, die aus anderen Regionen des Landes in ihre Heimatdörfer zurückkehren, bei der Instandsetzung
ihres Wohnraumes. Denn ohne Hilfe fehlt den meisten nicht nur das Geld, sondern auch Material und Ar-
beitskräfte. Zu den Baumaßnahmen gehören etwa die Reparatur von Einschlägen in Betonwänden und
Dächern, die Erneuerung von beschädigten Wasserleitungen und Sanitäranlagen, die Installation von
Fenstern und Türen oder die Wartung elektrischer Anschlüsse. Der Wohnraum wird soweit wiederherge-
stellt, dass er ausreichend Schutz vor der Witterung bietet und im Winter notdürftig beheizt werden kann.
Durchschnittlich 2.200 Euro werden für eine schwer beschädigte Wohnung ausgegeben.

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Wenn aus der Frontlinie wieder ein Zuhause wird

Elin mit ihrem Enkel Toni in ihrem neuen Zuhause. Vor der Instandsetzung musste die Wohnung zunächst vom Schutt
befreit werden.

Elins Wohnung liegt im Hinterhof einer großen Straße in der Altstadt von Homs. Während der Kämpfe um
die Stadt verlief die Frontlinie direkt entlang ihres Hauses. Das Appartement im Erdgeschoß wurde von einer
bewaffneten Gruppe eingenommen, die einen Teil der Wände herausriss, um sich besser zwischen den
Häusern zu bewegen. Irgendwann wurde das Haus von einer Rakete getroffen, die die Decke der Küche
einstürzen ließ. Die 58-Jährige floh mit ihrer Familie in ein kleines Dorf auf dem Land, wo sie fünf Jahre lang
ohne Arbeit ausharrten. Das Elin heute wieder zusammen mit ihrem Ehemann und der Familie ihrer Tochter
in ihrer alten Wohnung lebt, kann sie selbst kaum glauben. Ihre Tochter betreibt auf dem Markt einen kleinen
Laden, so wie früher, der Schwiegersohn arbeitet als Friseur.

Eindrücke der Renovierungsarbeiten in Elins Wohnung.

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Die Mitarbeiter von GOPA-DERD haben die Wohnung von Schutt befreit, die Löcher in den Wänden zuge-
mauert und neue Türen und Fenster eingesetzt. Auch das Spülbecken, die Toilette und die Dusche wur-
den erneuert, denn alles war zerstört. Die Familie hat sogar wieder Strom und fließendes Wasser. Einige
Möbel fehlen noch, aber das macht nichts. Sie haben wieder ein sicheres Zuhause und können den Neu-
anfang wagen.

Elins Wohnung während und nach der Instandsetzung.

Wohnraum in ländlichen Gebieten
Nicht nur in Großstädten wie Homs wurde der Wohnraum besonders bedürftige Familien instandgesetzt.
Auch in ländlichen Gebieten sind die Kriegsschäden immens. Die Wohnung von Zaids siebenköpfiger Fa-
milie war komplett zerstört. Sie hatten es besonders schwer, denn neben drei Töchtern haben sie noch
einen Sohn, der durch eine Behinderung besonders pflegebedürftig ist.

Zaid mit seiner Frau und zwei seiner Töchter.

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Die zerstörte Küche der Familie – vor und nach den Bauarbeiten.

Hoffnung durch neue Lebensgrundlagen
Die Unterstützung der Notleidenden geht über reine Nothilfe hinaus, denn ein Obdach alleine reicht noch
nicht zum Überleben. „Eine funktionierende Infrastruktur von Geschäften und kleinen Märkten ist essenzi-
ell, damit sich zurückgekehrte Familien auch versorgen können“, sagt Freimann. „Sie brauchen ja Nah-
rungsmittel und alles, was man zum Leben so braucht. Deshalb unterstützen wir die Menschen auch da-
bei, sich wieder eine Lebensgrundlage aufzubauen. Nur so können sie wieder ein eigenes Einkommen
erzielen und ihre Familien versorgen.“ Zusammen mit GOPA-DERD werden daher auch Ladenbesitzer
und ihre Familien begünstigt. Sie profitieren von instandgesetzten Geschäften und Shops, die Handel und
Dienstleistungen wieder möglich machen.

Eine Ingenieurin von GOPA erläutert die Baumaßnahmen.

„Die Zerstörung der meisten Läden ist so groß, dass man sich vor Baubeginn kaum vorstellen kann, dass
dort wieder Waren verkauft werden sollen“, erzählt Freimann. „Doch dafür hat GOPA Fachleute“. Jedes
Gebäude wird zuvor von den Ingenieurinnen und Ingenieuren der Partnerorganisation geprüft. Die Bau-
maßnahmen selbst führen dann lokale Handwerker durch. Neben Lebensmittelläden oder Gemischtwa-
renhändlern profitieren auch kleine Werkstätten, Bäckereien oder Bekleidungsgeschäfte von der Hilfe.

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Autorin: Birgit Kroll, Projektkommunikation; Fotos: DKH/Freimann
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Ein sicheres Zuhause, eine warme Mütze – Winterhilfe für notleidende Familien

Der 41-jährige Nadim kann seine Familie wieder ernähren. Dank des Projekts hat er einen kleinen Geschenkeladen
in der Altstadt von Homs eröffnet. Die Wände wurden saniert und das Geschäft hat wieder Glasscheiben und eine
Tür.

Kostenbeispiele:

 Mit einer Bargeldhilfe von 135 Euro kann eine Familie besondere Bedarfe für den Winter decken

 200 Euro ermöglichen einer Frau an Cash-for-Work teilzunehmen. Sie kann damit ein eigenes Einkom-
  men erzielen und ihren Nachwuchs durch den Winter bringen

 Mit 2.200 Euro kann die beschädigte Unterkunft einer Familie wieder bewohnbar gemacht werden

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Autorin: Birgit Kroll, Projektkommunikation; Fotos: DKH/Freimann
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