UMDIA Unterbrechungsmanagement bei digital gerahmter Interaktionsarbeit
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Unterbrechungsmanagement bei digital gerahmter Interaktionsarbeit – UMDIA Projektvorstellung auf der 4. bundesweiten ver.di-Tagung „Arbeiten mit Menschen – Interaktionsarbeit humanisieren“ 10. September 2020, Berlin und via WebEx Dr. Margit Weihrich Universität Augsburg
Zum Einstieg „Ich versuch natürlich, das ist so ein bisschen ein Trick … einfach Augenkontakt zu vermeiden, dass der Kunde erst mal versucht, sich selbst zu helfen“. (Herr Schäfer, „Haus & Garten“, Zitat aus Böhle/Stöger/Weihrich 2015) Folie 2
UMDIA – Daten zum Projekt Förderschwerpunkt: Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen Förderung: BMBF und ESF Projektträger: PTKA Karlsruhe Laufzeit: 01.03.2020 bis 28.2.2023 Koordination: Universität Augsburg, Forschungseinheit für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt Projektpartner: Hochschule Aalen Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. – ISF München Reidl GmbH & Co. KG Universitätsklinikum Augsburg Fahrion Engineering GmbH & Co. KG CAS Software AG Assoziierte Partner: IG Metall, ver.di, Allianz Deutschland AG, Fleischmann unitro Störmeldesysteme, hoffmanna Teamentwicklung und Organisationsberatung, KIWI Consulting GmbH & Co. KG Folie 3
„Unterbrechen Sie mich bitte (nicht)“ – unsere Thesen Bislang ist es so: Unterbrechungen sind eine arbeitswissenschaftlich anerkannte Belastungsquelle. Die Arbeitsgestaltung zielt folglich darauf, Unterbrechungen zu vermeiden, so gut es geht. Bei Dienstleistungsarbeit ist das aber nicht so einfach: Unterbrechungen stellen ein wesentliches Merkmal der Arbeit an und mit Menschen dar. Denn Dienstleistungsbeziehungen sind offen und dynamisch und können nicht unterbrechungsfrei durchorganisiert werden, ohne die Dienstleistungsqualität zu gefährden. Folie 4
„Unterbrechen Sie mich bitte (nicht)“ – unsere Thesen Was ist zu tun? Wir unterscheiden zwischen vermeidbaren Unterbrechungen und substanziellen Unterbrechungen, die zur Dienstleistungsarbeit dazugehören. Es wird ein Unterbrechungsmanagement entwickelt, das vermeidbare Unterbrechungen reduziert und einen konstruktiven Umgang mit substanziellen Unterbrechungen fördert. Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei? Digitalisierung spielt eine Doppelrolle: Sie führt zu neuartigen Unterbrechungen, kann aber auch eine interaktionsarbeitssensible Arbeitsgestaltung befördern. Folie 5
Der Ausgangspunkt: das Konzept der Interaktionsarbeit Abb.: Böhle/Weihrich 2020 Folie 6
Unsere Untersuchungsbereiche Personenbezogene Dienstleistungen Verkaufen und Beraten: Einzelhandel (Reidl GmbH & Co KG) Pflegen und Behandeln: stationäre Krankenpflege (Universitätsklinikum Augsburg) Unternehmensbezogene Dienstleistungen Verhandeln und Realisieren: Fabrikplanung (Fahrion GmbH & Co. KG) Entwickeln und vernetzt Kooperieren: IT-Entwicklung (CAS Software AG) Folie 7
Empirische Forschung und Gestaltung Erstellung von Anforderungsanalysen in den einzelnen Bereichen mit Methoden qualitativer Sozialforschung Qualitative Leitfaden-Interviews mit Expert*innen, Beschäftigten und Kund*innen/Patient*innen Begleitungen und Arbeitsplatzbeobachtungen Partizipative Entwicklung und Erprobung von Instrumenten und Maßnahmen in Entwicklungs- und Evaluationswerkstätten Folie 8
Unterbrechungen im Einzelhandel „Ich kann nicht in der Früh anfangen und einen Plan machen. Das geht nicht.“
Unterbrechungen in der stationären Krankenpflege „Also es gibt ja kaum eine Tätigkeit in der Pflege, die ich von Anfang bis Ende ohne Unterbrechungen durchführen kann.“
Unterbrechungen in der Fabrikplanung „Unterbrechungen spielen schon eine große Rolle … Pandemie, Krankheit, unerwarteter Urlaub, Unfall etc. Die kennen wir ja alle und die stören immer. Das muss man schon sagen. Die stören ein Projekt.“
Unterbrechungen in der IT-Entwicklung „Natürlich sind es zum größten Teil positive Unterbrechungen, wenn … ein Interessent reinkommt, der sich stark für das Produkt interessiert, ist das absolut positiv.“
Was wir entwickeln wollen: Analyse- und Gestaltungsinstrumente Analysesystem zur Unterscheidung vermeidbarer und substanzieller Unterbrechungen Leitfaden zur Anpassung der unternehmensinternen Prozesse an die Erfordernisse von Interaktionsarbeit Gestaltungsgrundsätze für digital gerahmte Interaktionsarbeit Qualitatives ökonomisches Wirkmodell für Interaktionsarbeit Anwendungsszenarien für ein interaktionsarbeitssensibles Unterbrechungsmanagement Folie 13
UMDIA in der Pandemie – Probleme und Chancen Covid 19 stellt eine maximale Unterbrechung von institutionalisierten Prozessen dar und – da direkte Kontakte ja zum großen Teil unterbunden worden sind – eine immense Herausforderung für Interaktionsarbeit. Unsere vier Unternehmen sind ganz unterschiedlich betroffen. In der Dienstleistungsarbeit ist in der Folge der Pandemie ein Digitalisierungsschub zu beobachten. Es ist zu befürchten, dass Instrumente und Prozesse entwickelt und implementiert werden, ohne dass auf ihre interaktionsarbeitssensible Gestaltung geachtet wird. Die Pandemie ist auch eine große Herausforderung für die qualitative Sozialforschung. Wir führen Gespräche mit Beschäftigten und Kund*innen und begleiten sie bei ihrer Arbeit. Telefon- und Video- Interviews verändern die Erhebungssituation, aber das tun auch Mund- Nasen-Schutz und Abstandsregeln. Folie 14
Unser Team Verbundkoordination: Dr. Margit Weihrich, Marc Jungtäubl, Forschungseinheit für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt, Universität Augsburg, Eichleitnerstraße 30, 86159 Augsburg Margit.Weihrich@phil.uni-augsburg.de, Marc.Jungtaeubl@phil.uni-augsburg.de Projektbearbeitung: Universität Augsburg: Dr. Margit Weihrich, Marc Jungtäubl, Dr. Tanja Fink-Cvetnic, Simon Jungtäubl und Prof. Dr. Fritz Böhle Hochschule Aalen: Prof. Dr. Kerstin Rieder und Laura Hanus ISF München: Dr. Stephanie Porschen-Hueck und Dr. Wolfgang Dunkel Reidl GmbH & Co. KG: Richard Reidl und Stefanie Geiß Universitätsklinikum Augsburg: Kerstin Lamers und Ricarda Walk Fahrion GmbH & Co. KG: Jens Fahrion und Lara Daab CAS Software AG: Preslava Krahtova Folie 15
Zitierte Literatur Böhle, Fritz; Stöger, Ursula; Weihrich, Margit (2015): Interaktionsarbeit gestalten. Vorschläge und Perspektiven für humane Dienstleistungsarbeit. Berlin: edition sigma. Böhle, Fritz; Weihrich, Margit (2020): Das Konzept der Interaktionsarbeit. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 74, S. 9-22 (Fotos: Shutterstock) Folie 16
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