ZEITENWANDEL WILHELMSDORF - MARKT AM RIED - BLIX MAGAZIN
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DAS MAGAZIN JULI 2019 FÜR OBERSCHWABEN www.blix.info Zeitenwandel WILHELMSDORF WIRTSCHAFT FESTE Markt am Ried Jeder kann was unternehmen In Stadt und Land Seite 65 Seite 7 Seite 55 Gratis
INHALT AKTUELL Nix NUXIT Bürgermeister vor Gericht Seite 5 Seite 6 Aktuell Verwaltungsfrau versus Soldat Seite 6 Bürgermeister vor Gericht WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN Seite 6 Jeder kann was unternehmen Seite 7 Neuer Kopf für das Medienhaus Seite 10 Neuer Hauptgeschäftsführer Seite 10 Hürdenläufer Seite 12 Bürger im Widerspruch Seite 16 Oldies unter Strom Seite 22 Oberschwaben goes digital Seite 26 Es beginnt mit Lumpen Seite 28 „Es fühlt sich gut an“ Seite 30 Die Legende lebt! Seite 32 Es kamen Menschen Seite 34 Kann man „Unternehmer“ lernen? Plastikmeer Seite 36 Seite 39 Wirtschaft Bürger im Widerspruch FOTOGRAF DES MONATS Blick auf die Natur Seite 38 Seite 16 FIT & GESUND Ellas Garten Seite 40 Es fehlt die Baywatch-Crew Seite 42 HEIMATFESTE Festival mit viel Blech Seite 57 1200 JAHRE BAD SAULGAU „Sulugon“ eine Fälschung? Seite 60 MARKT WILHELMSDORF Natur Vielfalt am Ried Seite 65 Plastikmeer Kleine Museen - Große Leidenschaft Seite 67 Wilde Moorlandschaft Seite 69 Seite 39 KULTUR & FREIZEIT Die unsichtbare Schönheit des Alters Seite 44 Fiasko?! Deutschland Seite 72 Zauberhafte Welt Seite 74 FESTIVALSOMMER Festivalkalender Seite 82 KULTURKALENDER Seite 83 RUBRIKEN Essen & Trinken Seite 58 Historie Kino Seite 70 „Sulugon“ eine Fälschung? Lage der Liga Seite 46 Kleinanzeigen & Tiere Seite 99 Seite 60 IMPRESSUM Kultur Verlag: Layout: Schönheit des Alters BLIX-Verlag GmbH & Co. KG Büro für Gestaltung MEDIA GROUP, 88326 Aulendorf, Hauptstraße 93/1 www.bfg-mediagroup.com Seite 44 David Hinderberger, Alexander Koschny Geschäftsführung: Illustration: Michael Weißhaupt, Dr. Roland Reck, Tel. 07525-9212-12 www.monsterdisein.de Assistenz: Angelika Friedrich-Reck -0 Fax 07525- 9212-22 Druckerei: info@blix.info Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 Anzeigen: 34121 Kassel Dr. Roland Reck 07525-9212-0 Stefan Zieglowski 07351-4290653 Vertrieb: Anton Hänsler 07525-922184 Angelika Friedrich-Reck Titelfoto: Guy Pascal Dorner 07525-9212-17 Siggi Langer anzeigen@blix.info Erscheinungsweise: monatlich Redaktion: Dr. Roland Reck V.i.S.P., Guy Pascal Dorner, Druckauflage: Tobias Köhler, Alexander Koschny, Adrian Kutter, 20.000 (IVW 1. Quartal 2017) Christina Maria Benz, Andrea Reck, Helmut Lange Tel. 07525/ 9212-0, Fax 07525/ 9212-22 www.blix.info redaktion@blix.info Termine: termine@blix.info Auflage und Verbreitung unterliegen der ständigen Kontrolle durch die Informations- gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. in Berlin. 3
EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser! Vor einem Jahr stellte ich an dieser Stelle die satt sind, sondern auch von Unternehmern, sucht zu überleben. Was ihnen meist nicht Frage: Wozu noch grün? Was für einen Un- die wissen, dass „unendliches Wachstum nicht gelang. Der Zeitenwandel ist der rote Faden, sinn: Alle wollen grün! Zumindest so viele, funktionieren kann“, wie Michael Hetzer, Ge- der sich durch dieses Heft schlängelt. dass nach den jüngsten Umfragen die Grünen schäftsführer von Elobau, eines Industrieun- Wir sind aufgefordert, unsere „Denkrichtung“ Kanzler oder Kanzlerin können sollten – nur ternehmens in Leutkirch, überzeugt ist. Und zu ändern. Das haben die Grünen letztmals für den Fall, dass … wenn die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp- beim Veggie Day verlangt – danach nie wie- Es geht uns in dieser Ausgabe aber nicht um Karrenbauer selbstkritisch feststellt: „Vie- der. Jetzt fordert es die CDU-Vorsitzende Parteifarben und Wahlarithmetik, sondern um le Unternehmen sind in Deutschland schon Annegret Kramp-Karrenbauer, die nach der die Wirtschaft mit ihren vielen Facetten und deutlich weiter als die Politik“, dann kann man Klatsche bei der Europawahl sich eines Bes- um die viel wichtigere Frage: Wie grün ist sie ihr nur zustimmen. seren besonnen hat und in DIE ZEIT schreibt: denn nun, die Wirtschaft in Oberschwaben? Was tut bei einem so gewichtigem Themen- „Die Denkrichtung, die wir meinen, muss Zu der wir als Konsumenten ja alle zählen – schwerpunkt ein ausgelassener Räuber auf vom Gedanken des Kreislaufs ausgehen. Der irgendwie. Richtig ist, dass es auf die Wirt- dem Titel? Er tut, was ein Titel tun soll – Ihre Kreislauf der Natur muss Richtschnur unseres schaft ankommt, wenn Nachhaltigkeit keine Aufmerksamkeit und Neugierde wecken. Aber künftigen Wirtschaftens und unserer Lebens- politische Floskel bleiben und der Klimawan- er steht auch symbolisch für unser Thema, weise sein.“ Die jungen Bauersfamilien in Gie- del noch gebremst werden soll. Und nähert denn es geht darum, dass wir – ob wir wollen senweiler bei Bergatreute tun genau das. man sich dem Thema, dann wird es richtig oder nicht – in einer Zeitenwende leben, was „Wir wollen“, so die oberste Christdemokratin, spannend. Denn selbst die Tabus „Wachstum“ wir als „Zeitenwandel“ betiteln. Und in einer „den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung und „Wohlstand“ werden hinterfragt. Und solchen Zeitenwende haben auch die letzten mit neuer Kraft und festem politischem Wil- zwar nicht allein von kritischen Bürgern, die Räuber Oberschwabens vor 200 Jahren ver- len angehen“. Lieber Gott, hilf AKK! viel SpaSS mit BLIX Dr. Roland Reck, Chefredakteur 4
AKTUELL G u y - P ascal D orner Nix NUXIT Foto: Bayerisches Innenministerium NEU-ULM. Aus dem NUXIT, der Kreisfreiheit Neu-Ulms, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts: Das Bayerische Innenministerium hat den Antrag Neu-Ulms abgelehnt. Theoretisch bliebe der Stadt der Klageweg, doch bislang gibt es keine diesbezüglichen Signale. Stattdessen hofft man in Neu-Ulm, dass der NUXIT unausweichlich kommt – irgendwann. Was sich in den vergangenen Wochen bereits ab- Schwaben und nicht zuletzt über 10.000 Bürger gezeichnet hatte, ist nun amtlich: Das Bayerische durch ihre Unterschriften unter einer Massenpeti- Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) Innenministerium hat dem NUXIT mit Verweis auf tion einen Verbleib Neu-Ulms im Landkreis einge- „überwiegende Gründe des öffentlichen Wohls“ fordert hatten. Klaus Rederer von der Bürgeriniti- „So kann das Vertrauen in die Politik und auch in eine ganz klare Absage erteilt. „Es fehlen hinrei- ative „Landkreis? Ja bitte“, sprach daher nun auch einen Rechtsstaat in der Bevölkerung nicht ge- chend konkrete Konzepte, durch wen und wie die von einer „Sternstunde der Demokratie“. Der Neu- stärkt werden.“ Noerenberg ist sich sicher: „Mit der kommunalen Aufgaben im Falle einer Auskreisung Ulmer Stadtrat habe einen Fehler begangen, als er Entscheidung ist das Problem nicht gelöst, sondern künftig erledigt werden sollen. Auch sind die ver- das Bürgerbegehren zum NUXIT abgelehnt habe. nur an die nächste Politiker-Generation weiterge- mögensrechtlichen Verhältnisse zwischen Stadt Viele Bürger hätten die „Arroganz der Macht“ so geben.“ Ähnlich sehen das auch die Pro-NUXIT- und Landkreis Neu-Ulm nach wie vor ungeklärt“, unerträglich gefunden, dass sie gesagt hätten: „So Stadtratsfraktionen von CSU, Pro Neu-Ulm und so Joachim Herrmann (CSU), Bayerischer Staatsmi- geht’s net.“ Bündnis 90/Die Grünen. Die Fraktionen sind sich nister des Innern, in einer Pressemitteilung seines „Erleichtert und froh“ sei er, so Neu-Ulms Landrat einig: „Die Kreisfreiheit ist nur aufgeschoben.“ Ministeriums, das aber nun eine generelle Stär- Thorsten Freudenberger (CSU) in einer Pressemit- Theoretisch möglich wäre noch eine „Verpflich- kung der Zuständigkeiten der Großen Kreisstädte teilung, dass der Landkreis in seiner heutigen Form tungsklage“ durch die Stadt Neu-Ulm gegen den Bayerns anstoßen will. bestehen bleibe. Herrmanns Entscheidung habe Entschluss des Innenministeriums, den NUXIT-An- Herrmann konnte sich bestärkt fühlen in seinem eine „Phase der Lähmung und Blockade“ beendet. trag Neu-Ulms nicht mehr dem Landtag vorzule- „Nein“ zum NUXIT durch die Tatsache, dass der Enttäuscht dagegen Neu-Ulms Oberbürgermeister gen. Diese Klage gilt als kaum aussichtsreich; bis Landkreis Neu-Ulm, die Kreistagsfraktionen von Gerold Noerenberg (CSU). Die Stadt Neu-Ulm habe Redaktionsschluss war seitens der Stadt Neu-Ulm CSU, Freien Wählern, SPD und Grünen, die IHK ihre Hausaufgaben gemacht. Noerenberg kritisiert: drum auch kein Klagewille bekundet worden. agento personal management Qualitätssiegel für faire Zeitarbeit RAVENSBURG. agento Personal Management GmbH ist das neutrale und qualifizierte Bewertung wichtig, bemerkt Norbert Fuhrmann, erste Personaldienstleistungsunternehmen im südlichen Baden- Auditor für das Qualitätssiegel faire Zeitarbeit. „Kundenbetriebe wollen Württemberg, das zum wiederholten Mal mit dem Qualitätssiegel Qualität und Sicherheit, denn sie haften mit für die korrekte Berechnung faire Zeitarbeit ausgezeichnet wurde. und Abführung von Sozialbeiträgen. Bewerber wollen bei einer nachweis- lich seriösen und korrekt arbeitenden Personaldienstleistung beschäftigt Der Personaldienstleister steht für Transparenz und stellt sich seit 2011 sein“. agento ist in der Region Bodensee, Oberschwaben, Allgäu neben der jährlich einer umfangreichen externen CSR (Corporate Sozial Responsibility) Zeitarbeit vor allem in den Bereichen Personalvermittlung von Fach- und und Compliance – Prüfung. Die agento Geschäftsführer Achim Zintgraf und Führungskräften sowie in der Durchführung von Verhaltens-, Kompetenz- Markus Stotz sind der festen Überzeugung, dass transparentes und unter- und Motivationsanalysen aktiv. Weitere Infos zum Unternehmen sowie rund nehmerisch verantwortungsvolles Handeln für Personaldienstleister oberste 250 aktuelle Stellenangebote finden Sie unter www.agento.eu Priorität haben sollte. Um dies auch belastbar nachweisen zu können, haben sich die beiden Geschäftsführer für die externen Audits entschieden. Achim Zintgraf und Markus Stotz bieten mit agento individuelle „Nach positivem Audit konnten wir agento bescheinigen, dass alle gesetz- Personaldienstleistungen vor Ort. lichen Regelungen und tariflichen Vorgaben ohne Einschränkung erfüllt und teilweise sogar übertroffen werden. Das nach dem diesjährigen Audit erneut verliehene Qualitätssiegel faire Zeitarbeit bescheinigt dem Unternehmen ein hohes Maß an Fairness und Seriosität.“ lobt der Auditor Norbert Fuhrmann. Außerdem erfüllt das Unternehmen die anerkannten CSR – Kriterien einer fairen Zeitarbeit. Die Arbeitnehmer/innen werden langfristig beschäftigt, übertariflich entlohnt und bekommen zusätzliche Leistungen wie bei- spielsweise Zuschüsse zu einer betrieblichen Altersvorsorge, bei Bedarf ein Firmenappartement oder einen Firmen-PKW sowie weitere Angebote. Das Unternehmen arbeitet verantwortungsvoll und fair mit seinen externen Arbeitnehmer/innen und ist für die Kunden ein verlässlicher Partner. Den Auftraggebern bietet dieses Testat Sicherheit vor imma- teriellen und materiellen Schäden, besonders im Hinblick auf mögliche Durchgriffshaftung bei der Sozialversicherung. Mit dieser nachhalti- gen gelebten Unternehmensphilosophie setzt sich das Unternehmen als nachweislich seriöser und fairer Personaldienstleister deutlich von dem Mitbewerbern im Markt ab. Für Kundenbetriebe und für Bewerber ist eine 5
AKTUELL G u y - P ascal D orner Bürgermeister vor Gericht RAVENSBURG. Dass ein Bürgermeister im Die Staatsanwaltschaft möchte nun die Höhe des Tagessatzes neu Zusammenhang mit einem Mord wegen falscher überprüft wissen und ging aus die- uneidlicher Aussage vor Gericht schuldig gesprochen sem Grund in Berufung. wird, kommt nicht alle Tage vor: Roland Haug, haupt- Gegen das Urteil gegen Haug vor dem Ravensburger Amtsgericht amtlicher Bürgermeister von Ebersbach-Musbach und gab es zwei mögliche Rechtsmit- ehrenamtlicher Bürgermeister von Hoßkirch, wurde tel: Berufung oder Revision. Bei im Zusammenhang mit dem Hoßkircher Mordprozess einer Revision hätte das Oberlan- desgericht Stuttgart das Urteil unlängst vom Amtsgericht Ravensburg zu 22.500 des Amtsgerichts – ohne erneute Euro Geldstrafe verurteilt. Sowohl Haug als auch die Beweisaufnahme – auf Rechts- Staatsanwaltschaft haben Berufung eingelegt. Jetzt fehler überprüfen müssen. Bei der nun anstehenden Berufung muss der Fall vor dem Landgericht Ravensburg neu dagegen wird die Sache vor dem aufgerollt werden. Landgericht Ravensburg nochmals neu – inklusive erneuter Beweis- Das Amtsgericht Ravensburg sah es als erwiesen an, dass Haug beim Hoßkir- aufnahme – verhandelt. Gegen cher Mordprozess vor dem Ravensburger Landgericht nicht die Wahrheit ge- das Urteil des Landgerichts steht sagt hatte. Damals wurde ein Mann aus Hoßkirch wegen Mordes zu lebens- dann ausschließlich die Revision langer Freiheitsstrafe verurteilt, inzwischen rechtskräftig. Er hatte im Februar als Rechtsmittel zur Verfügung. 2017 seine Ehefrau im Haus erstickt und dann einen Autounfall vorgetäuscht, Ein Termin für die Verhandlung Bürgermeister Roland Haug wurde um die Tat zu vertuschen. Der Mann war dabei selbst schwer verletzt worden. vor dem Ravensburger Landgericht vom Amtsgericht Ravensburg wegen Das Gericht begründete das Urteil mit einem Bündel an Motiven: Der Mann stand bis Redaktionsschluss noch uneindlicher Falschaussage verurteilt. habe die zwei gemeinsamen Kinder behalten, mit seiner neuen Geliebten zu- nicht fest. Haug ist ietzt in Berufung gegangen. sammenleben, die gehasste Ehefrau beseitigen wollen. Der Vater des Mordopfers oder der Vater des später Verurteilten? Das ist die Gretchenfrage. Zwei Kriminalpolizeibeamte schilderten seinerzeit beim Mord- prozess vor dem Landgericht ein zwischen ihnen und Haug am Tatort (im Haus des Mordopfers) stattgefundenes Gespräch. Darin soll Haug ihnen von einem Gespräch berichtet haben, das er am Vortag der Tat mit dem Vater des Verwaltungsfrau versus Soldat später Verurteilten geführt haben soll. Der Vater habe seinen Sohn als jähzor- BERG. In Berg (Landkreis Ravensburg) gibt es nebst Manuela Hugger nig beschrieben und nicht ausgeschlossen, dass dieser seiner Frau etwas an- (45), Ortsvorsteherin von Schmalegg (Ravensburg), einen zweiten tun könnte. Haug aber will dieses Gespräch am Vortag der Tat mit dem Vater Kandidaten für die Nachfolge von Helmut Grieb als Bürgermeister: Der des Mordopfers geführt haben, wie sein Verteidiger, Rechtsanwalt Stephan 28-jährige Offizier Patrick Söndgen aus Baienfurt will Rathauschef Tschaidse aus München, auf BLIX-Nachfrage erklärte. Tschaidse glaubt, dass in der 4300-Einwohner-Gemeinde werden. Weitere Bewerber gibt es entweder die zwei Kripobeamten sich in ihrer Erinnerung irren oder Haug habe nicht. Gewählt wird am 14. Juli. sich seinerzeit derart missverständlich ausgedrückt. Die Kripo-Beamten blieben auch bei der Verhandlung vor dem Ravensburger Amtsgericht bei ihrer Version. Ein Offizier der Bundeswehr will Gegenüber BLIX erklärte Tschaidse, er könne nicht nachvollziehen, wieso die ins Berger Rathaus: Söndgen hat Sache aufgebauscht werde. Die Aussage Haugs und die Frage, ob der Vater zudem Politikwissenschaften mit des Opfers bzw. der Vater des später Verurteilten gemeint gewesen sei, hätte der Vertiefung internationale für den Ausgang des Mordprozesses keine Relevanz gehabt. Dies habe auch Beziehungen studiert. Das CDU- das Landgericht bestätigt. Haug sei aber auf Wunsch der Staatsanwaltschaft Mitglied fühlt sich durch Seminare gehört worden. an der Kommunalakademie Das Amtsgericht hat Haug nun wegen falscher uneidlicher Aussage vor Gericht der Konrad-Adenauer-Stiftung zu 150 Tagessätzen zu jeweils 150 Euro, das entspricht 22.500 Euro, Geldstrafe gut vorbereitet für das Amt verurteilt und folgte damit der Forderung der Staatsanwaltschaft. Dass Haug als Bürgermeister. Söndgen ist nach dem Urteil das Rechtsmittel der Berufung nutzt, ist wenig überraschend. frisch mit seiner Frau Lea ver- Haugs Anwalt Tschaidse gegenüber BLIX: Er plädiere für einen Freispruch seines heiratet. Seine Mutter Angelika Mandanten, da er keine Falschaussage gemacht habe; vielmehr habe Haug die Söndgen ist Vorsitzende des Angelegenheit so in Erinnerung, wie Haug es vor Gericht ausgesagt habe. Des- Wirtschaftsbundes Baienfurt- halb habe er für Haug Berufung eingelegt. Baindt. Nebst Söndgen hat sich Dass auch die Staatsanwaltschaft in Berufung geht, ist ungewöhnlich, zumal in Berg die Ortsvorsteherin Patrick Söndgen (28) tritt gegen das Gericht ja der Forderung der Staatsanwaltschaft entsprochen hat. Doch von Schmalegg (Ravensburg), Manuela Hugger in Berg an. mittlerweile glaubt die Ravensburger Staatsanwaltschaft, wie der örtlichen Manuela Hugger (45) beworben Presse zu entnehmen war, dass die Höhe des Tagessatzes womöglich zu niedrig (siehe: Juni-BLIX). Hugger ist parteilos und verheiratet mit Oliver Spieß, angesetzt war. Die Höhe des Tagessatzes bemisst sich in der Regel am Nettoein- der als Bürgermeister der Berger Nachbargemeinde Fronreute vorsteht. In kommen, den persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen des Verurteilten. Ravensburg aufgewachsen, hat Manuela Hugger an der Fachhochschule Haug solle aber vor Gericht nur über seine Einkünfte als hauptamtlicher Bür- für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg studiert (Abschluss: Diplom- germeister von Ebersbach-Musbach Auskunft gegeben haben, nicht aber über Verwaltungswirtin) und danach im Landratsamt Böblingen gearbeitet, seine Aufwandsentschädigung als ehrenamtlicher Bürgermeister Hoßkirchs. zuletzt war sie Ortsvorsteherin von Schmalegg. (gpd) 6
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN R oland R eck Jeder kann was unternehmen LEUTKIRCH. Die Klatsche war gewaltig und in Baden-Württemberg Umweltengagement kann der Vater von zwei fast erwachsenen Söhnen jedoch nicht nennen. besonders schmerzhaft. Die CDU verlor nicht nur kräftig bei der Das Industrieunternehmen investierte kräftig Europawahl, sondern auch dort, wo sie bisher stark war: bei den in die Photovoltaik und ist seit 2013 Strompro- Kommunalwahlen. Sie verlor nicht nur in den Großstädten, wo sie bisher duzent, es produziert mehr Strom als es selbst verbraucht. schon schwächelte, sondern auch auf dem platten Land in den Dörfern. Ein blauhaariger Youtuber, Influencer genannt, trieb mit seinem Video AKK: „Wir brauchen eine neue Denkrichtung, „Zerstört die CDU“ die Regierungspartei und ihre Vorsitzende zur wenn wir das nötige Wachstum nicht weiter als Raubbau an der Natur und an der Grundlage Verzweiflung. Nun hat Annegret Kramp-Karrenbauer (56) geantwortet, unseres Lebens betreiben wollen. … Die neue standesgemäß in DIE ZEIT (19. Juni 2019, Seite 5). Sie fordert einen Denkrichtung, die wir meinen, muss vom Ge- grundlegenden Wandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: „Wir danken des Kreislaufs ausgehen. Der Kreislauf der Natur muss Richtschnur unseres künftigen können so nicht weiterleben.“ BLIX nimmt AKK beim Wort (Zitate kur- Wirtschaftens und unserer Lebensweise sein.“ siv) und schaut, wie‘s gehen könnte. Die unternehmerische Vision von Michael Hetzer AKK: „Lange haben wir … zugesehen, jetzt müs- des reduzierten, aber immer noch vorhandenen ist, energieautark zu werden. „Energie ist mehr sen wir an vielen Stellen gleichzeitig erkennen, eigenen CO2-Ausstoßes in Aufforstungsmaß- als Strom“, betont Armin Hipper, der Nachhal- dass wir so nicht weiter leben und wirtschaften nahmen. tigkeitsmanager im Unternehmen, das mit rund können.“ 1000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in AKK: „Wir können die Kosten unserer Lebenswei- Leutkirch ist. Seit 2014 prüft, initiiert und ko- Diese neue Erkenntnis der CDU-Vorsitzenden aus se nicht länger auf die Zukunft und damit auf ordiniert Hipper die Maßnahmen im Nachhal- dem Saarland teilt Michael Hetzer, Geschäfts- kommende Generationen abwälzen. Diese Kos- tigkeitsmanagement und ist überdies Berater führer von Elobau in Leutkirch, nur ist sie für ihn ten müssen heute eingepreist, müssen heute be- in Sachen Gemeinwohlökonomie (GWÖ), zu der nicht neu. Der 51-Jährige ist fünf Jahre jünger zahlt werden – und Teil eines nachhaltigen Wirt- sich das Unternehmen seit 2015 ebenfalls ver- als AKK und hat sich bereits vor zehn Jahren schafts- und Gesellschaftsmodells werden.“ pflichtet hat. Bei der GWÖ handle es sich um „auf den Weg gemacht“, wie er sagt. 2009, noch „eine Graswurzelbewegung“, erklärt Hipper, die Mitten in der Weltfinanzkrise, begann er mit ei- Warum Michael Hetzer sich „auf den Weg ge- auf wirtschaftliche Kooperation statt auf Kon- ner ersten Klimabilanz, stellte von Öl auf Biogas macht“ hat, weiß er nicht eindeutig zu sagen. Er kurrenz basiere und ein betriebswirtschaftliches (aus Abfallverwertung) und auf LED um. Bereits wusste und weiß nur: „Es muss was passieren!“ „Tool zur Messung der ökosozialen Leistung“ sei. ein Jahr später war das Unternehmen durch den Aufgewachsen im Allgäu beobachte er mit den Der Experte: „Nachhaltigkeit ist nicht nur Energie Kauf von Zertifikaten klimaneutral. Das Unter- immer schneeärmeren Wintern schon lange sparen, sondern hat auch eine soziale Kompo- nehmen investiert seitdem zur Kompensation den Klimawandel. Ein Schlüsselerlebnis für sein nente.“ Auch darin scheint Elobau stark zu sein, denn schon mehrmals wurde das Unternehmen Annegret Kramp-Karrenbauer (56), CDU-Vorsitzende, hat seit der Europawahl mit viel Kritik zu national als „Bester Arbeitgeber“ nominiert und kämpfen. Der Vorwurf: Die CDU hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. ausgezeichnet. Der Chef ist auf jeden Fall hoch zufrieden: „Wir haben überdurchschnittlich mo- tivierte Mitarbeiter.“ AKK: „Wir sehen den gesellschaftlichen Willen und die Bereitschaft zu Veränderung deutlicher als je zuvor. Diese Veränderungsbereitschaft wird zwangsläufig eine tiefer gehende Ausei- nandersetzung mit unserem bisherigen Wohl- standsmodell mit sich bringen, das zu einem wesentlichen Teil auf Kosten der Zukunft aufge- setzt ist.“ Elobau entwickelt und produziert Steuerungs- technik und ist Zulieferer für den Fahrzeugbau. Und Elobau stellt Elektrotechnik für die In- dustrie her. Es ist keine Nische zum Ausruhen, sondern harter Wettbewerb. Das Unternehmen agiert weltweit, produziert aber ausschließlich in Deutschland. Gegründet wurde es 1972. Als sein Vater 2003 starb, übernahm Michael Hetzer die Nachfolge. Der Erfolg des Unternehmens ist die viel gelobte Geschichte eines Familienunterneh- mens, wie es die Region und den Standort Ober- schwaben auszeichnet. Aber dabei beließ es der Elektroingenieur nicht, sondern überführte das 7
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN Unternehmen in eine Stiftung. Mit der Stiftungs- gründung 2016 „verfolge ich zum einen das Ziel der dauerhaften und unabhängigen Erhaltung unseres Unternehmens“, erklärt Michael Hetzer. „Zum anderen habe ich mit den Stiftungszwe- cken Bildung, Umweltschutz und Integration be- wusst gemeinnützige Themenfelder ausgewählt, die mir sehr am Herzen liegen.“ Dahinter steckt ein langer Prozess mit vielen Entscheidungen, die Unterschiedliches zu einem zukunftsfähigen Modell zusammenfügen mussten. Es bedeutet letztlich: auf den persönlichen Besitz am Un- ternehmen verzichtet der Stifter zugunsten des Engagements für Ökologie und Soziales. AKK: „Wenn wir den Planeten als Lebensgrund- lage der Menschheit erhalten wollen, müssen wir eine Lebensweise entwickeln, die auf Aus- beutung der Natur verzichtet und bereits ver- wendete Ressourcen immer wieder neu nutzbar macht.“ Die Innovation ist die Mutter des Erfolgs. Wo- Michael Hetzer, Geschäftsführer, (rechts) und Armin Hipper, Nachhaltigkeitsmanager, ziehen rauf Michael Hetzer stolz ist. Hinzu kommt die bei Elobau in Leutkirch an einem Strang und zeigen, dass Alternativen zum „Weiter so!“ mög- Produktionstiefe, die von der Forschung bis zur lich sind. Foto: Reck Fertigung reicht. Zukünftig soll am Ende nicht nur ein kundenspezifisches Produkt das Werk Elobau ist stark gewachsen und weist 115 Milli- Die Frage, ob eine CO2-Steuer notwendig und verlassen, sondern es soll viel mehr als bisher onen Euro Umsatz aus – trotz aller Experimente sinnvoll ist, beantwortet der vielfach ausge- reparierbar sein, wenn der Kunde es trotz Mehr- zur Nachhaltigkeit! Zuletzt wurde das Unterneh- zeichnete Unternehmer kurz und knapp: „Auf preis wünscht. Neben der Elektronik ist es vor al- men 2013 für den Bau einer neuen Werkhalle jeden Fall!“ Oder positiv formuliert: „Verän- lem Kunststoff, der verbaut wird. Man investiere als Energieplusgebäude mit einem Umweltpreis derungen müssen auch über Geld gefördert in die Forschung, den auf Öl basierenden Kunst- ausgezeichnet. Die Auftragslage und die Prog- werden.“ stoff alternativ mit Rizinusöl aus erneuerbarem nosen sind gut. „Wachstum kann man nicht mit Rohstoff herzustellen, erklärt der Geschäftsfüh- Ja oder Nein beantworten“, meint Michael Het- AKK: „Viele Unternehmen sind in Deutschland rer. zer. Grundsätzlich schließe die Unternehmen- schon deutlich weiter als die Politik. Sie brau- sphilosophie Aufträge aus der Rüstungs- und chen verlässliche Rahmenbedingungen.“ AKK: „Wir brauchen Wachstum. Aber wir müs- Atomindustrie aus. Aber auch andere Aufträge, sen es stärker vom Ressourcenverbrauch abkop- „die uns ein großes Wachstum beschert hätten“, Michael Hetzer, der aus seinem Büro in der peln.“ wurden schon abgelehnt, sagt Hetzer. „Wir ha- Ferne auf Schloss Zeil schaut, ist überzeugt, ben kein Umsatzziel.“ die nachhaltigen Veränderungen, die Elobau in Aber sich vorzustellen, den letzten zehn Jahren vollzogen hat, „könnte wie ein Unternehmen sich betriebswirtschaftlich jeder Mittelständler ohne Wachstum funk- leisten“. Denn das Meiste würde sich rechnen, tionieren kann, fällt „wenn man den längeren Blick hat“. Für Het- dem experimentier- zer gilt: „Jedes Unternehmen hat eine gesell- freudigen Schwaben schaftliche Relevanz und Verantwortung.“ schwer, obwohl er sicher ist: „Unendli- AKK: „Wir werden kein einziges der vor uns lie- ches Wachstum kann genden Probleme allein lösen können. Dieser nicht funktionieren.“ Hinweis darf kein Alibi für unterlassenes Han- Armin Hipper stellt deln sein. … Und wir müssen erklären, dass es als Experte für den al- ohne Änderungen des Verhaltens nicht mach- ternativen Ansatz der bar sein wird.“ Gemeinwohlökonomie generell fest: „Wachs- „Jeder Unternehmer kann etwas unternehmen, tum ist ein Tabu.“ Und jeder ist handlungsfähig“, sagt der Unterneh- fordert: „Wir müssen mer Michael Hetzer. „Wir haben ein Problem, es neu definieren.“ wenn sich jeder selbst optimiert.“ Und: „Wir müssen alle etwas tun, und es wird nicht um- AKK: „Schäden für sonst sein. Irgendjemand muss die Zeche be- Umwelt und Klima und zahlen.“ die daraus entstehen- den Kosten müssen AKK: „Wir wollen den Auftrag zur Bewahrung mit angemessenen der Schöpfung mit neuer Kraft und festem po- Preisen viel stärker als litischem Willen angehen.“ bisher in einen funkti- onsfähigen Marktme- Michael Hetzer: „Wir sind der Beweis, dass es chanismus einbezogen funktioniert.“ werden.“ 8
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN S tadt und S tädtische R ehakliniken B ad W aldsee Alles, was das Leben schön macht BAD WALDSEE. Die rund 20.000 Einwohner große Stadt Bad Waldsee ist mit ihren über 900 Mitarbeitern einer der attraktivsten und dritt- größter Arbeitgeber im Stadtgebiet. Bad Waldsee ist geprägt durch seine einzigartige Ruhe und Erholung bietet die Umgebung von Lage zwischen zwei Seen, dem Schlosssee und Bad Waldsee, sei es die Ried- und Moränenland- dem Stadtsee mit seiner herrlichen Uferpromena- schaft oder das Naherholungsgebiet Tannen- de. Barock und Gotik stehen in der über 700 Jah- bühl. Ebenso lohnt sich ein Abstecher in unsere re alten Stadt einträchtig nebeneinander. Gleich Ortschaften. Sie warten mit einigen ihrer eigen- daneben setzt mit hochmoderner Architektur tümlichen und die Ortschaft prägenden Sehens- das Kommunikationszentrum „Haus am Stadt- würdigkeiten auf. Bad Waldsee besticht darüber see“ Akzente. Das Gesundheitszentrum Waldsee- hinaus durch ein vielfältiges Kultur-, Sport- und Therme mit seinen vielfältigen präventiven und Vereinsangebot. Sie werden erstaunt sein welche nachsorgenden Angeboten, das Thermalbad mit Möglichkeiten es bei uns gibt. Mit Recht heißt zwei Außenbecken und neuer Saunalandschaft der Slogan der Stadt deshalb „Bad Waldsee tut sowie zahlreiche Kureinrichtungen sind aner- gut...“ kannter Bestandteil unseres Kur- und Heilbades. Aber auch die Innenstadt mit ihrem besonderen www.bad-waldsee.de Reiz lädt ein zum Verweilen und Bummeln, zum www.rehakliniken-waldsee.de Einkaufen und Entdecken. Die Waldsee-Therme steht für pures Bade- vergnügen. 9
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN G u y - P ascal D orner Neuer Kopf für das Medienhaus RAVENSBURG/KONSTANZ. Der Schwäbischer Verlag mit Sitz in Ravensburg hat seine Arme auch um den Konstanzer Labhard Verlag (Bodenseemagazin & Oberschwabenmagazin) gelegt. Damit schreitet die Medienkonzentration in der Region Oberschwaben/Bodensee weiter voran. Kurt Sabathil (62), Geschäftsführer des Schwäbischen Verlags, der nach Informationen des Mediendienstes kress.de Ende des Jahres in den Ruhestand geht, hinterlässt seinem designierten Nachfolger Lutz Schumacher (51) einen umfänglichen Bauchladen. Es bleibt das Bemühen des Schwäbischen Verlags, den Amtsstuben der Rathäuser. Und Veranstalter der sich Schwäbisch Media nennt, allem habhaft zu werden mit Medienpartnerschaften auf Kurs ge- werden, was zwischen Bodensee und Ulm gedruckt halten; dahinter verbergen sich vertragliche Ver- und gesendet die Öffentlichkeit erreicht. Jüngstes einbarungen, demnach sich Veranstalter exklusiv Beispiel: Man hat sich den Konstanzer Labhard Ver- zur Werbung in Medien des Schwäbischen Verlags lag einverleibt. Die Konstanzer sind spezialisiert auf verpflichten und im Gegenzug wird seitens des Lutz Schumacher (51) folgt auf Kurt Sabathil als Print-Magazine für Tourismus, Wirtschaft und Re- Schwäbischen Verlags eine Berichterstattung ga- Geschäftsführer des Schwäbischen Verlags. gionalmarketing. Das touristische Bodensee Maga- rantiert. Die Konsequenz: Medienpartnerschaften zin, das Wirtschaftsmagazin Bodensee, das in enger sind Folge eines Monopols, das seine Marktmacht Nachfolger Lutz Schumacher (51) ist derzeit Ge- Zusammenarbeit mit der Oberschwaben Tourismus als Druckmittel für Vertragsabschlüsse einsetzt zu- schäftsführer des Nordkuriers (an dem der Schwä- GmbH erstellte Oberschwaben Magazin, sind die lasten einer unabhängigen Berichterstattung und bische Verlag beteiligt ist), war dort auch gleich- Aushängeschilder dieses Verlags, der in Sachsen der Leser, die Werbung statt Journalismus vorge- zeitig längere Zeit der Chefredakteur. Zuvor war er eine Dependance hat und für den Freistaat eben- setzt bekommen. unter anderem Geschäftsführer der Münsterschen falls touristische Magazine herausbringt. Bleibt abzuwarten, ob der neue Geschäftsführer Zeitung, Geschäftsführer und Chefredakteur der Dass der Schwäbische Verlag nebst dem alten Lutz Schumacher den Kurs des Schwäbischen Ver- ddp Nachrichtenagentur sowie Geschäftsführer Flaggschiff Schwäbische Zeitung sowie dem wö- lags ändert. Der bisherige Geschäftsführer Kurt Sa- der ddp/vwd Wirtschaftsnachrichten. Privat hat er chentlichen Anzeigenblatt Südfinder über Jahre bathil (62) geht laut kress.de Ende des Jahres in den sich einen Namen als Autor kurzweiliger Alltags- hinweg auch den vermeintlichen Südfinder-Kon- Ruhestand. Er leitet das Ravensburger Medienhaus literatur gemacht. Einige der Bücher (u.a. „Senk kurrenten Wochenblatt herausgebracht hat, hatte seit 2009. Unter seiner Ägide wuchs der Schwä- ju vor träwelling“, „Wenn möglich bitte wenden“) BLIX bereits vor geraumer Zeit aufgedeckt. Das bische Verlag zum „Medienhaus im Süden“. Sein waren Spiegel-Bestseller. gezielt in die Insolvenz getriebene Wochenblatt wurde Anfang 2018 von der Prolimity GmbH aus Ummendorf übernommen und wird seitdem als I H K U lm Unabhängiges Wochenblatt GmbH fortgeführt. Das war so nicht geplant im Ravensburger Glas- haus, denn jegliche mediale Konkurrenz - demo- Neuer Hauptgeschäftsführer kratisches Elexier - ist dem Medienhaus ein Dorn ULM. Die Vollversammlung der IHK Ulm, das regionale Parlament der Wirtschaft, hat in ihrer im Auge. Sitzung am 29. April 2019 Max-Martin W. Deinhard als Nachfolger von Otto Sälzle einstim- Aber auch wenn der Coup ums Wochenblatt dank mig mit Wirkung vom 1. Januar 2020 zum neuen Hauptgeschäftsführer bestellt. BLIX misslang, es mangelt dem Schwäbischen Ver- lag nicht an Marktmacht: Radio 7, Radio Seefunk, Deinhard ist stellvertretender Haupt- die Tageszeitung Nordkurier, der Postdienstleister geschäftsführer der IHK Würzburg- Schweinfurt Südmail, das Magazin Akzent, Regio TV, Amtsblät- und wird zum 1. Oktober 2019 zur IHK Ulm wech- ter (u.a. Bad Wurzach, Kißlegg, Isny, Riedlingen seln. „Oberste Priorität war es, einen Kandidaten und Tettnang), das Tourismusportal bodensee.de, zu verpflichten, der die IHK mit Fachwissen, das Stellenportal Kimeta, Anzeigenblätter (u.a. Erfahrung und Engagement in die Zukunft führt“, Laupheimer Anzeiger, Leutkirch hat was, Rottum- so IHK-Präsident Roell. Besonders imponiert dem bote (Ochsenhausen) sowie die ParkZeitung für Präsidium und der Vollversammlung der Weg von den Center Parcs Allgäu bei Leutkirch) sind nur einer dualen gewerblichen Ausbildung über den Teile des medialen Bauchladens, zu dem seit 2013 zweiten Bildungsweg zu einer umfassenden aka- auch Druck & Verlag Wagner gehört. Dieser ist demischen Bildung und vielfältigen Erfahrungen spezialisiert auf die Herausgabe und den Druck von in IHKs zur Position des Hauptgeschäftsführers, Links: Dr. Jan Stefan Roell, Präsident der IHK Amts- und Mitteilungsblättern, vorwiegend im den Deinhard konsequent verfolgt hat. Die Ulm. Mitte: Der neue Hauptgeschäftsführer oberschwäbischen Raum. Bestellung des neuen Hauptgeschäftsführers der IHK Ulm, Max-Martin W. Deinhard, der zum Das „Medienhaus im Süden“, wie sich der Schwä- durch die Vollversammlung erfolgte auf Vorschlag 1. Januar 2020 die Nachfolge von Otto Sälzle bische Verlag bezeichnet, hat bedingt durch seine des Präsidiums. Dem war ein mehrstufiger (rechts) antritt. vielfältigen Medienkanäle Print, Online, TV und Auswahlprozess mit mehr als 100 Bewerberinnen Radio eine monopolartige Meinungsmacht. Spe- und Bewerbern vorausgegangen. „Wir wünschen nimmt, und wünschen ihm eine langfristig erfolg- ziell über die Amts- und Mitteilungsblätter hat uns von dem neuen Hauptgeschäftsführer, dass reiche Zeit zum Wohl unserer Unternehmen“, so der Schwäbische Verlag einen direkteren Draht zu er in die Region eintaucht und diese in sich auf- IHK-Präsident Roell abschließend. 10
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WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN R oland reck Hürdenläufer UMMENDORF. Kommunikation ist sein Beruf. Und der ist anstrengend. Jürgen Elsner muss aus Informationen Ideen entwickeln, die nicht nur kreativ überzeugen, sondern auch zweckdienlich sind, schließlich geht es immer auch um Bares. Die Ware und das Angebot müssen sich verkaufen lassen. Dafür arbeitet der gelernte Dekorateur, der sich vor 40 Jahren mit seiner Werbeagentur in Ummendorf selbstständig machte. Über sein Leben als Unternehmer und Schöngeist, zwischen Kommerz und Kunst, erzählt er BLIX. Herr Elsner, als Agentur sind Sie Vermittler zwischen ‘drinnen & drau- ßen’. Unternehmen und Institutionen wollen Ihre Produkte verkaufen und Ihre Botschaften bekannt machen. Sie helfen ihnen dabei. Welche Kunst muss man dabei beherrschen? Renate und Jürgen Elsner haben sich vor 40 Jahren mit ihrer Agentur in Ummendorf selbstständig gemacht. Seitdem begleitetet die Agentur Die Kunst besteht darin, zwei wichtige Aufgaben bestmöglich zu lösen: eine Vielzahl regionaler Unternehmen und Institutionen bei deren Weg Erstens den Kunden mit seinen Produkten und Angeboten sowie dessen zum Erfolg. Fotos: Michael Kettel Fotografie Zielgruppe zu verstehen und zweitens das aus gemeinsamen Gesprächen erarbeitete Briefing kreativ umzusetzen. Kunst verändern. Es war und ist enorm wichtig, Veränderungen wahr- Sie haben sich mit Ihrer Frau vor 40 Jahren selbstständig gemacht. Ihre zunehmen, sie bestenfalls vorwegzunehmen, um sowohl unsere eigene Aufgabe - die Vermittlung zwischen ‘drinnen & draußen’ - ist dieselbe Position zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern, als auch für geblieben, aber die Welt hat sich im letzten halben Jahrhundert grund- unsere Kunden kreativ und innovativ darauf zu reagieren. Das Ziel ist legend verändert (auch in Oberschwaben). In welcher Weise hat sich immer: überzeugende Ideen zu finden zur Visualisierung von Sprache dadurch auch Ihr Job als Vermittler zwischen ‘drinnen & draußen’ ver- und Bild in einem Gesamtkonzept. Und als Familienunternehmen haben ändert? meine Frau und ich notwendige Anpassungen gemeinsam entschieden. In unserer 40-jährigen Karriere war die Wahrnehmung von Veränderun- Als Gestalter interessiert mich, was um mich herum passiert. Wie sich gen immer ein wichtiger Punkt. die Menschen verhalten, wie sich die Politik, Gesellschaft, Ökonomie und Welches waren die Herausforderungen und welches sind die Heraus- The next generation! Von links: Fabienne Haberbosch, Grafikdesign, Ta- forderungen? mara Föhr, Grafik und Kreativberatung, und Jan Reuter, Grafikdesign, sind das Team der Werbeagentur elsner.elsner. Erfahrung, Sachverstand, Die größte Herausforderung an ein junges Unternehmen ist seine Aner- kreative Kompetenz und Zuverlässigkeit sind ihre Stärken. Tamara Föhr kennung am Markt. Die Kompetenz seiner Leistungen und Produkte ist ist die Spezialistin für Werbetechnik und Beratung und leitet den Be- dafür die entscheidende Basis. Unser Unternehmen hat sich sehr früh reich Grafik. Jan Reuter ist der Profi im Bereich Layout und Photoshop, diese Anerkennung erworben durch wichtige Kunden und Aufgaben: Fabienne Haberbosch ist die direkte Ansprechpartnerin für spontane dazu zählen die Stadt Biberach, die Stadt Ochsenhausen, Unternehmen Aufträge in allen Bereichen der visuellen Kommunikation. wie Max Wild, Mühlschlegel Holz, Schick Dental und Berg Brauerei, um nur einige wenige zu nennen. Diese erste Hürde, die Anerkennung am Markt, zu überspringen, ist wichtig, um ins Rennen zu kommen, aber es folgen weitere. So dass das sportliche Bild vom Hürdenlauf die unter- nehmerischen Herausforderungen sehr gut beschreibt. Wir leben im Zeitalter der Globalisierung, des grenzenlosen Warenver- kehrs und der grenzenlosen Kommunikation. Auch das ist Teil Ihres Be- rufes. Fluch oder Segen? Die Welt verändert sich, Werte verändern sich, Produkte verändern sich. Darauf müssen wir reagieren. Veränderungen sind wichtig, aber genauso wichtig sind uns als Agentur die Aspekte Vertrauen und Verlässlichkeit. Beides zusammen, Veränderung und Kontinuität, bieten wir unseren Kunden in Form von neuen und kreativen Ideen und Konzepten an und helfen bei deren Umsetzung. Sie sind erfolgreicher Unternehmer und wahrgenommener Künstler. Wie geht das zusammen? 12
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN Was uns Menschen ständig beschäftig, ist die Vereinbarung von Arbeits- zeigen, was weltweit geschieht. Wie sich die Menschheit weiter entwi- welt und Freizeit, von Pflicht und Freiheit, von Harmonie und Chaos. Das ckelt in der digitalen Welt. Nicht zuletzt schöpfe ich aus der Kraft der Leben zwischen zwei Polen. Als Werbefachmann habe ich die Aufgabe, Musik von Johann Sebastian Bach, meiner Liebe und Leidenschaft zur Produkte perfekt am Markt zu platzieren, so dass sie wahrgenommen japanischen Blumenkunst und lasse mich von Gesprächen mit Freunden werden und verkäuflich sind. Die Kunst ist zunächst wertfrei. Sie soll an- und Mitarbeitern und den regelmäßigen Besuchen von Messen und Aus- regen, erfreuen, neue Wege zeigen, Missstände offen legen. Dazu muss stellungen anregen. auch Kunst wahrgenommen werden, aber ihr Marktwert bildet dabei nur zum Teil ihre Relevanz ab. Beides, meine Arbeit als Werbefachmann und Ein Unternehmen aufzubauen, ist sehr viel Arbeit. Es dann zum richtigen die als Künstler, zielen also auf Wahrnehmung ab und sind doch sehr Zeitpunkt in die richtigen Hände zu übergeben ist eine Kunst. Haben verschieden. Mir sind beide Aufgaben zur ständigen Herausforderung Sie auch dafür das richtige Händchen? Wie geht es mit elsner.elsner geworden. weiter? Woraus schöpfen Sie Ihre Inspiration und Kreativität? Im Juli wird unserer Unternehmen 40 Jahre alt. Ein Datum, das wir mit unseren Mitarbeiten und Freunden feiern wollen. Es ist auch der Zeit- Als wir vor 40 Jahren unser Grundstück in Ummendorf an der Jordan- punkt, an dem wir noch mehr Verantwortung an unsere Mitarbeiter straße gekauft haben, sah ich eine große Aufgabe vor mir, nämlich aus abgegeben wollen. Tamara Föhr, Jan Reuter und Fabienne Haberbosch diesem Stück Erde etwas Schönes und Nachhaltiges zu gestalten. Heute sind unsere engsten Vertrauten und die direkten Ansprechpartner für ist der Garten im inneren Teil des Grundstückes meine große Leiden- unsere Kunden. Sie werden die Firma in die Zukunft führen und für un- schaft, Freude und Inspiration. Eine weitere Inspirationsquelle sind die sere Kunden weiterhin verantwortlich arbeiten und kreative Konzepte Fachzeitschriften aus Werbung, Architektur, Lifestyle und Kunst, die mir entwickeln. Nicht zu übersehen: Wer in Ummendorf Richtung Jordanbad fährt, sieht rechter Hand den Unternehmensstandort von elsner.elsner. Foto: elsner.elsner 13
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN vetter pharma - F ertigung gmbh & C o. KG Jobs für strukturierte Durchblicker RAVENSBURG. Vetter aus Ravensburg ist ein weltweit führender Pharmadienstleister. Das Familienunternehmen wächst auch in der Optischen Kontrolle weiter und bietet hier attraktive Stellen – auch für Quereinsteiger. Was die Tätigkeit hier beson- ders macht, verrät Mitarbeiterin Tanja Wassermann. Frau Wassermann: Was macht man in der Optischen Kontrolle eigent- lich genau? Wir kontrollieren die vorher bei Vetter zum Beispiel in Spritzen abgefüll- ten Medikamente. Dafür schauen wir uns ganz genau an, ob beispiels- weise die Position des Stopfens korrekt ist oder der Glaskörper frei von Alles im Blick: Tanja Wassermann kontrolliert die für Pharmaunternehmen Abweichungen ist. abgefüllten Spritzen, bevor diese an Patienten auf der ganzen Welt gehen. Was macht Ihre Arbeit so interessant? Im Team der Optischen Kontrolle kann man viel Gutes bewirken. Denn ein Betreuungsangebot für Kinder und man kann sogar zu echt kleinen wir sichern die Qualität teils lebenswichtiger Medikamente für Patienten Preisen Urlaub in den Ferienhäusern von Vetter machen. Auch für die auf der ganzen Welt, wie zur Behandlung von Multipler Sklerose oder Gesundheit wird viel geboten. Zum Beispiel gibt es verschiedene Sport- Krebs. Wir tragen also viel Verantwortung, alles richtig zu kontrollieren. und Ernährungsangebote. Aber dafür haben wir auch die Gewissheit, Menschen helfen zu können. Die Arbeit hat einen Sinn. Ich gehe daher immer mit einem guten Gefühl Was muss man können oder an Voraussetzungen mitbringen? nach Hause. Man sollte eine Ausbildung abgeschlossen haben. Aber das muss nicht im Pharmabereich gewesen sein. Ich bin ja auch als Quereinsteigerin in Wie sind Sie zu Ihrem Job in der Optischen Kontrolle gekommen? die Optische Kontrolle gekommen. Generell braucht man ein gutes Auge Ich hatte mit Pharmazie vorher nicht wirklich etwas zu tun gehabt. Als für Details. Außerdem sollte man sich gut konzentrieren können, sehr ich die Stellenanzeige gelesen habe, hatte ich schon überlegt, ob ich das sorgfältig sein und gerne im Team arbeiten. wirklich kann. Aber es klang spannend und deshalb habe ich es einfach probiert. Jetzt bin ich froh, dass ich den Schritt getan habe und bin Wie findet man die offenen Stellen bzw. wie kann man sich bewerben? wirklich begeistert von meiner Arbeit. Mehr Informationen, wie ein Video über die Arbeit hier in der Optischen Kontrolle, gibt es auf: www.vetter-pharma.com/optische-kontrolle Was gefällt Ihnen denn so gut? Hier kann man sich dann auch direkt online bewerben. Mir gefällt vor allem das ruhige Arbeiten und die angenehme Struk- tur. Es gibt keine Hektik und keinen Lärm. Unsere Räume sind hell und sauber. Ich kann hier konzentriert und nach einem festen Schema in Porträt: Vetter einem familiären Team arbeiten. Außerdem hat Vetter als Unternehmen Einer der größten Arbeitgeber einfach viel zu bieten. Hier habe ich einen sicheren Arbeitsplatz und der Region bekomme viele Zusatzleistungen obendrauf. Vetter ist ein internationaler Spezi- alist für aseptisch vorgefüllte Injek- Welche Leistungen sind das zum Beispiel? tionssysteme wie Spritzen, Karpulen Zum einen ist die Bezahlung aus meiner Sicht schon mal sehr gut. Dazu und Vials. Für Pharma- und Biotech- kommen weitere finanzielle Leistungen wie betriebliche Altersvorsor- Unternehmen auf der ganzen Welt ge, Zuschüsse zu den Fahrtkosten und für Kinderbetreuung sowie auch werden lebenswichtige Wirkstoffe verschiedene Rabatte und Vergünstigungen. Dann gibt es in den Ferien abgefüllt und verpackt – etwa zur Behandlung von Multipler Sklerose, Krebs oder Arthritis. Dank einer weitgehend konjunkturunabhängigen Branche sowie kontinuierlicher Investitionen in Standorte, Technologien und Mitarbeiterentwicklung bietet das Familienunternehmen ein stabi- les und zukunftsträchtiges Arbeitsumfeld. Zahlen & Daten Mitarbeiter: 4.500 weltweit • Gegründet: 1950 • Hauptsitz: Ravensburg Weitere Standorte: Produktionsstandorte in Langenargen und den USA, Vertriebsbüros in Singapur, Japan und Südkorea Arbeitgeberleistungen Marktgerechte Vergütung, Gesundheitsförderung, Bezuschussung Kin- derbetreuung, betriebliches Gesundheitsmanagement, Vetter Academy für individuelle Weiterbildung, Vergünstigungen bei regionalen Firmen, Freundliches Arbeitsklima: Familiäre Atmosphäre im Team und ergonomisch Zugang zu Vetter Ferienhäusern uvm. durchdachte Räume machen den Job in der Optischen Kontrolle angenehm. 14
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN L andkreis biberach Zwischen Reagenzglas und Weidezaun BIBERACH. Industrie, Handwerk, Gewerbe, Handel hat es sich der Landkreis zur Aufgabe gemacht, die Breitbandinfrastruk- tur in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden auszubauen. und Dienstleistung haben im Landkreis Biberach eine Für das kreisweite Backbone-Netz wird der Landkreis in den nächsten lange Tradition, gewachsen aus der unermüdlichen Jahren rund 30 Millionen Euro in die Hand nehmen. Durch die Erstel- Willenskraft von Schaffern und Erfindern. Heute lung des Backbones, dem sogenannten Rückgrat, verknüpft der Kreis die einzelnen Städte und Gemeinden mit einer Glasfaserverbindung. zeichnet sich der Landkreis durch eine überdurch- Das Backbone-Netz wird eine Länge von 654 Kilometer haben. Inner- schnittliche Wirtschaftskraft aus. Weltweit agieren- halb des Stadt- bzw. Gemeindegebiets sorgen sich die Kommunen, die de und namhafte Unternehmen sind im Landkreis Betriebe, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger an das schnelle Netz anzuschließen. zuhause. Weiterhin prägt auch heute noch die Landwirtschaft das Bild des Krei- ses. Landwirt zu sein bedeutet nicht nur gesunde Lebensmittel zu pro- Doch es sind auch die kleinen und mittelständischen Betriebe, die duzieren, sondern die oberschwäbische Kulturlandschaft zu schützen durch ihre enorme Innovationskraft diesen Wirtschaftsraum zu einer und zu gestalten. Vor dem Hintergrund der Globalisierung und ver- der bevorzugten Wachstumszonen Deutschlands mit annähernd 85.000 änderter agrarpolitischer Strukturen sehen sich die Landwirte großen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen machen. Forschergeist, Herausforderungen gegenüber. Auf der Suche nach zukunftsweisenden eine gehörige Portion Fleiß und die feste Überzeugung, dass „es noch Modellen nimmt die regionale Vermarktung frischer Produkte aus der besser geht“, hat den Landkreis Biberach zu einem der erfolgreichsten Region einen wichtigen Platz ein. Seit Februar 2019 darf sich der Land- Zukunftsstandorte der Bundesrepublik werden lassen. Die Arbeitslosen- kreis Biberach als Biomusterregion bezeichnen. Der Landkreis stärkt da- quote lag im Mai 2019 bei 1,8 Prozent; die niedrigste in Baden-Würt- mit ganz bewusst regionale Wertschöpfungsketten. Ein weiteres Ziel ist temberg. Branchenschwerpunkte der Betriebe im Landkreis Biberach der Ausbau von Bioanbauflächen im Landkreis und weitere Maßnahmen sind die Herstellung von Baumaschinen, medizinische und chemische- zur Biodiversität in allen Bereichen. pharmazeutische Industrie, Biopharmazie, Werkzeugmaschinenbau und Ein prosperierender Wirtschaftsstandort einerseits in einer ländlichen metallbearbeitende Betriebe. geprägten Kulturregion andererseits: das drückt der Slogan des Land- Ein wichtiger Standortfaktor wird in Zukunft eine schnelle Internetver- kreises „Zwischen Reagenzglas und Weidezaun“ sehr treffend aus. bindung sein. Im Sinne der Daseinsvorsorge und Wirtschaftsförderung www.biberach.de 15
WIRTSCHAFTEN IN OBERSCHWABEN R oland R eck Bürger im Widerspruch Wachstum schafft Wohlstand. Wer möchte widersprechen? Die sich und seine Arbeit und sein Engagement für die Gemeinde von seinen Mitbürgern nicht wert- Geschichte unseres Landes bestätigt dieses Statement, das der Biberacher geschätzt sieht. Er weiß um die unterschiedlichen Baubürgermeister Christian Kuhlmann bis in die Antike zurückver- Interessen und kämpft für seine. Dabei sieht er folgt, indem er mit Blick auf die Stadtentwicklung in der Historie und sich im Einklang mit der Natur, die ebenfalls be- ständig wachse, was das Bevölkerungswachstum mit Blick auf das geplante Industriegebiet im Risstal feststellt: Nur im Übrigen auch tue, weshalb die Wirtschaft Wachstum generiere Wohlstand. Und diesen Wohlstand zu wahren ebenfalls wachsen müsse, was politisch auch rat- und zu mehren – was ohne Konkurrenz nicht zu haben sei, erklärt der sam sei, wolle man sich nicht über kurz oder lang China ausliefern. Bürgermeister – ist offensichtlich das Bestreben aller, die in Politik und Manz‘ Argumentation ist grob geschnitzt, doch er Wirtschaft Verantwortung tragen. sieht sich in der Not, da sein Sohn das Unterneh- men fortführen soll. Dabei räumt der wuchtige Was gibt es dagegen einzuwenden? Warum pro- Warthausen, wo das Industriegebiet als gemein- Mann ein, dass auch er „zu 40 Prozent“ das Ris- testieren Bürger allerorten, wenn für ihren Wohl- sames Projekt von vier Gemeinden geplant ist. 45 stal vor seinen Werkstoren gern so grün belassen stand Industriegebiete neu ausgewiesen werden Hektar landwirtschaftlicher Fläche soll der örtli- möchte, wie es heute noch ist, aber „60 Prozent“ und großräumig Kies abgebaut – oder andernorts chen Industrie zur Expansion zur Verfügung ge- sprächen eben für das IGI. Also Augen zu und Windräder aufgebaut werden sollen? Sind es Zei- stellt werden. Dafür wurde von den Kommunen durch! chen einer Zeitenwende oder nur verwirrte Zei- ein Zielabweichungsverfahren des Flächennut- Auch Bauern sind inzwischen Unternehmer, die, ten? Spurensuche in Zeiten des Klimawandels. zungsplans in die Wege geleitet, das vom Regie- so beklagt es Gerhard Glaser, der Vize-Bauernprä- Franz Manz steht am Rand der Veranstaltung, die rungspräsidium noch geprüft wird, denn bisher sident von Baden-Württemberg und Redner auf dazu dienen soll, das zu verhindern, was er will. Es ist der verbliebene Rest des Risstals Bauernland. dem Podium im Risstal, zum Weltmarkt „hinge- geht um die Nutzung des Bodens. Auf dem Trak- Franz Manz, Vorsitzender der Handwerkerschaft prügelt“ wurden. Auch sie kämpfen um ihre Exis- toranhänger, der als Podium dient, unterschreiben im Kreis Biberach, kämpft deshalb schon seit zehn tenz, deren Basis der Boden ist. Ein knappes Gut, bei herrlichem Sonnenschein der Vorsitzende der Jahren vergeblich, um eine Erweiterung für sein das den Bauern gleich von mehreren Seiten strei- Bürgerinitiative Schutzgemeinschaft Risstal, der Stahlbauunternehmen, der Flächennutzungsplan tig gemacht würde: von der Industrie im Verbund Landwirt Alfred Schlanser, und der Vorsitzende ließ es bisher nicht zu. Dann trat mit der Firma mit den Kommunen sowie von der Politik, die die des Bauernverbandes Biberach-Sigmaringen Ger- Handtmann aus Biberach ein Global Player auf, fortschreitende Versiegelung mit „Ausgleichsflä- hard Glaser eine Vereinbarung des Bundesbündnis der ebenfalls standortnah erweitern wollte und chen“ kompensieren wolle, was ebenfalls zu Las- Bodenschutz, vertreten durch die Rechtsanwältin brachte damit Bewegung in die Amtsstuben, und ten der Landwirte gehe. Deshalb also das Bündnis Ingrid Hagenbruch, die dafür extra aus Weinheim mit dem IGI Risstal hofft Manz doch noch auf für den Bodenschutz. an der Bergstraße angereist ist. „Wir haben uns eine Wende. Seine Hoffnung ist der Horror der Eva-Maria Gaum von der Bürgerinitiative erklärt daher entschieden, zusammen zu arbeiten, um meisten in seiner Nachbarschaft, die an der Zu- die Notwendigkeit dazu. „In Baden-Württemberg gemeinsam NEIN zu sagen: NEIN zu weiterer Bo- fahrt nach Biberach jetzt schon unter einer tägli- beträgt der tägliche Zuwachs der Siedlungs- und denversiegelung und Bodenzerstörung!“, heißt es chen Blechlawine leiden. Resultat: Bei der jüngs- Verkehrsfläche acht Hektar, deutschlandweit sind in der Zielsetzung der gemeinsamen Initiative. Ein ten Kommunalwahl kamen drei Vertreter aus den es knapp 70 Hektar – täglich.“ Das entspricht „Weiter so!“ dürfe es nicht geben, sind sich die Reihen der Bürgerinitiative in den Gemeinderat. etwa dem Verlust eines durchschnittlichen Bau- Bürger und Bauern einig. Das wiederum er- ernhofs pro Tag. Und mit Franz Manz stammt von einem Bauernhof und bost den Hand- Blick aus der Haustüre in ist Unternehmer in Herrlishöfen, dem Teilort von werksmeister, der Galmutshöfen stellt die 54-Jährige fest: „Seit 1979 haben sich die landwirtschaftlich ge- nutzten Flächen im Landkreis Biberach um elf Prozent verringert – bei der Stadt Biberach unserem unmittelbaren Nachbarn um mehr als 20 Prozent.“ Was die einen beklagen, verbuchen die anderen Fortsetzung Seite 18 Die Idylle trügt. Dort, wo Ingrid Hagenbruch, Initiatorin des Bündnis Bodenschutz, und der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Risstal Alfred Schlanser ihre Kooperation unterschrei- ben, soll nach Willen der Kommunen schon bald ein Industriegebiet entstehen. Fotos: Reck 16
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