Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV

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Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
Nr. 24 | 5. Dezember 2020 | 74. Jahrgang

                                                              Titelthema
                                                             digitale
                                                            sportinfra
                                                            Fachtagung und
                                                                 Messe

Hauptausschuss
Digitale Premiere des zweithöchsten Entscheidungsgremiums

Bestandserhebung
Mitgliedsvereine um digitale Datenübermittlung gebeten
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
EDITORIAL

                                                   Editorial

              Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,

              der Dezember ist da und pünktlich zum Start in den
              Weihnachtsmonat ist der erste Schnee gefallen. Still
              und friedlich liegt Frankfurt am frühen Morgen verzu-
              ckert unter der Schneedecke.

              Und so geht dieses Jahr ganz anders zu Ende, als es
              sich über viele Monate entfaltet hat. Vieles wurde
              durcheinandergewirbelt und sortiert sich erst langsam
              neu. Die Olympische Ballnacht und viele weitere lieb-
              gewonnene Veranstaltungen mussten gestrichen wer-
              den. Viele Freunde konnten sich nicht sehen. Der
              Plausch beim Kaffee und die freundschaftlichen Umar-
              mungen fehlen sicherlich nicht nur mir.

              Gleichzeitig hat etwas Neues einen Schub erhalten: Die     ihre Kurse online an und behaupten sich erfolgreich
              Digitalisierung hat sich ihren Weg gebahnt. Schneller      gegen die Konkurrenz von YouTube und Instagram. Die
              und umfassender, als wohl die meisten von uns das je       digitale Verwaltung ist vielleicht auch schon bald keine
              für möglich gehalten haben.                                Zukunftsmusik mehr.

              Und langsam kommen die Vorteile der neuen Formate          Fakt ist: Es bleibt auch in Zukunft alles anders. Doch so
              in den Blick. Die sportinfra fand zum ersten Mal digital   war es ja eigentlich schon immer. Lassen wir uns also
              statt – 1.900 begeisterte Teilnehmer/innen belohnten       überraschen, was das neue Jahr bringen wird.
              das mutige Experiment. Der Hauptausschuss tagte di-
              gital – via Livestream bequem in die Wohnzimmer der        Ich wünsche Ihnen von Herzen eine verzauberte Vor-
              Delegierten. Viele Vereine bieten in der Zwischenzeit      weihnachtszeit und ein glückliches Weihnachtsfest im
                                                                         Kreise Ihrer Lieben.

                                                                         Herzlichst Ihre

                                                                         Dr. Susanne Lapp

SIH 2 4 / 05.12.2020
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
2                                                                                                                                                                                            INHALT

                                                                                         Inhalt

                                                                                                                                 3      Corona-Pandemie
                                                                                                                                        Lsb h appelliert an die Landesregierung

                                                           4                                                                   17       Bestandserhebung
                                                                                                                                        Start am 15. Dezember
                                                           Hauptauschuss tagt digital
                                                           Beschlüsse im Umlaufverfahren                                      20        Vereinsentwicklung
                                                                                                                                        Geförderte Digitalisierung

                                                                                                                               21       Übungsleiter
                                                                                                                                        Tipps für die Praxis
                                                           6                                                                   25       Kurz notiert
                                                           8. Sportinfra digital                                                        Namen und Notizen aus der Sportwelt
                                                           Neue Wege beschritten
                                                                                                                               27       Ausbildungen I
                                                                                                                                        Zufriedene Teilnehmer/innen

                                                                                                                              29        Ausbildungen II

                                                           18                                                                           Know-How für die Krebsnachsorge

                                                           Kindeswohl im Sport                                                30        Hessens Sportler des Jahres
                                                           Anpassung und Aktualisierung                                                 In diesem Jahr mit Publikumsabstimmung

                                                                                                                              33        Buchtipps
                                                                                                                                        Neue Bücher rund um den Sport

                                                           31                                                                 34        Amtliches
                                                                                                                                        Neues von den hessischen Vereinen
                                                           Sportstiftung Hessen
                                                           Auf Kufen zum Erfolg                                               35        ARAG Sportversicherung
                                                                                                                                        Schadensfall des Monats

                                                                                                                              36        Sport und Geschichte
                                                                                                                                        Ein Hauch von Indianapolis
                                                           39                                                                 38        Bildungsakademie
                                                           Sportjugend Hessen                                                           Bildungsakademie goes digital!
                                                           Neue Projekte gesucht

    Impressum

    Herausgeber: Landessportbund Hessen e. V. (lsb h); Otto-Fleck-          Anzeigen Nord/Mitte: Claudia Brummert, Frankfurter Straße 168,         Titelfoto: Die.
    Schneise 4, 60528 Frankfurt, Tel.: 069/6789 -0                          34121 Kassel, Tel.: 0561/60280-180, Fax: 0561/60280-199,               Foto: D
    Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Susanne Lapp, Vizepräsidentin für    E-Mail: brummert@ddm.de
    Kommunikation und Marketing, Glauburgstraße 11, 60318 Frankfurt.        Anzeigen Süd: Torsten Wethlow, Waldstraße 226, 63071 Offenbach,        www.landessportbund-hessen.de
    Redaktion: Leitung Ralf Wächter (RW), Isabell Boger (ib), Markus        Tel.: 069/85008-368, Fax: -394, E-Mail: sih@op-online.de
    Wimmer (maw), Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt.
    So erreichen Sie uns: Ralf Wächter, rwaechter@lsbh.de, Tel.: 069/6789   Sport in Hessen erscheint vierzehntägig zum Wochenende
    -262; Isabell Boger, iboger@lsbh.de, Tel.: 069/ 6789-267; Markus        Bezugspreis: Jährlich Euro 51,11 einschl. Postgebühren und MwSt.
    Wimmer, mwimmer@lsbh.de, Tel. 069/6789-437; Fax: 069/6789-300.          Bestellungen für Vereine beim Landessportbund Hessen e. V.,
    Verlag: Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co. KG, Waldstraße 226,          für Privatpersonen bei Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG
    63071 Offenbach
    Druck und Vertrieb: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG,               Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser
    Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel.                                   wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine
    Abonnementverwaltung: Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel,             Gewähr übernommen. Eine Rücksendepflicht besteht nicht.
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                                                                                         Inhalt

                                                                                                                                 3      Corona-Pandemie
                                                                                                                                        Lsb h appeliert an Landesregierung

                                                           4                                                                   17       Bestandserhebung
                                                                                                                                        Start am 15. Dezember
                                                           Hauptauschuss tagt digital
                                                           Beschlüsse im Umlaufverfahren                                      20        Vereinsentwicklung
                                                                                                                                        Geförderte Digitalisierung

                                                                                                                               21       Übungsleiter
                                                                                                                                        Tipps für die Praxis
                                                           6                                                                   25       Kurz notiert
                                                           8. sportinfra                                                                Namen und Notizen aus der Sportwelt
                                                           Neue Wege beschritten
                                                                                                                               27       Ausbildungen I
                                                                                                                                        Zufriedene Teilnehmer/innen

                                                                                                                              29        Ausbildungen II

                                                           18                                                                           Know-How für die Krebsnachsorge

                                                           Kindeswohl im Sport                                                30        Hessens Sportler des Jahres
                                                           Anpassung und Aktualisierung                                                 In diesem Jahr mit Publikumsabstimmung

                                                                                                                              33        Buchtipps
                                                                                                                                        Neue Bücher rund um den Sport

                                                           31                                                                 34        Amtliches
                                                                                                                                        Neues von den hessischen Vereinen
                                                           Sportstiftung Hessen
                                                           Auf Kufen zum Erfolg                                               35        ARAG-Sportversicherung
                                                                                                                                        Schadensfall des Monats

                                                                                                                              36        Sport und Geschichte
                                                                                                                                        Ein Hauch von Indianapolis
                                                           39                                                                 38        Bildungsakademie
                                                           Sportjugend Hessen                                                           Bildungsakademie goes digital!
                                                           Neue Projekte gesucht

    Impressum

    Herausgeber: Landessportbund Hessen e. V. (lsb h); Otto-Fleck-          Anzeigen Nord/Mitte: Claudia Brummert, Frankfurter Straße 168,         Titelfoto: Wie müssen sich Sportstätten verändern, um den
    Schneise 4, 60528 Frankfurt, Tel.: 069/6789 -0                          34121 Kassel, Tel.: 0561/60280-180, Fax: 0561/60280-199,               Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden? Wie werden sich
    Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Susanne Lapp, Vizepräsidentin für    E-Mail: brummert@ddm.de                                                Sportanlagen im urbanen Raum künftig von solchen in ländlichen
    Kommunikation und Marketing, Glauburgstraße 11, 60318 Frankfurt.        Anzeigen Süd: Torsten Wethlow, Waldstraße 226, 63071 Offenbach,        Regionen unterscheiden? Sind Sportanlagen direkt beim Wohnort der
    Redaktion: Leitung Ralf Wächter (RW), Isabell Boger (ib), Markus        Tel.: 069/85008-368, Fax: -394, E-Mail: sih@op-online.de               Menschen, so wie auf unserem Foto zu sehen, die Lösung? Fragen, die
    Wimmer (maw), Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt.                                                                                          bei der achten Auflage der Fachtagung und Messe „sportinfra“ intensiv
    So erreichen Sie uns: Ralf Wächter, rwaechter@lsbh.de, Tel.: 069/6789   Sport in Hessen erscheint vierzehntägig zum Wochenende                 erörtert wurden. Die „sportinfra“ fand wgen der Corona-Pandemie zum
    -262; Isabell Boger, iboger@lsbh.de, Tel.: 069/ 6789-267; Markus        Bezugspreis: Jährlich Euro 51,11 einschl. Postgebühren und MwSt.       ersten Mal in einem digitalen Format statt.
    Wimmer, mwimmer@lsbh.de, Tel. 069/6789-437; Fax: 069/6789-300.          Bestellungen für Vereine beim Landessportbund Hessen e. V.,            Foto: Dieter Schütz / pixelio.de
    Verlag: Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co. KG, Waldstraße 226,          für Privatpersonen bei Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG
    63071 Offenbach                                                                                                                                www.landessportbund-hessen.de
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    Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel.                                   wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine
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                                                                                                                                                                                               SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
CORONA-PANDEMIE                                                                                                                               3

            Mit mehr Sport gegen die
            Auswirkungen von Corona
                       Appell an die Hessische Landesregierung / Landessportbund Hessen befürchtet
                                       Ausbluten des bewährten Sportvereinssystems

D
        ie zweite Welle der Corona-Pandemie hat erneut
        weitreichende Einschränkungen für die Bevöl-
        kerung und die meisten gesellschaftlichen
        Gruppierungen mit sich gebracht. Betroffen da-
von sind auch Hessens Sportvereine und deren Mitglie-
der. Die Frage, die sich im Kontext generell stellt, lau-
tet: „Ist es – beispielsweise zur Stärkung der
physischen und psychosozialen Gesundheit – nicht
sinnvoll, einen verantwortbaren Sportbetrieb zuzulas-
sen?“ Diese Position hat der Landessportbund Hessen
e. V. vor kurzem in einem Brief an die Hessische Lan-
desregierung vertreten. Die wesentlichen Inhalte dar-
aus sind nachfolgend veröffentlicht.

Mit dem Appell, ab Dezember wieder einen an corona-
bedingte Notwendigkeiten angepassten Vereins- und
Breitensport zu ermöglichen, hat sich der Landessport-
bund Hessen e. V. (lsb h) an Hessens Ministerpräsiden-
ten Volker Bouffier gewandt und in einem Brief die          „Die 7.600 hessischen Sportvereine werden ausbluten,
Rückkehr zu einem „verantwortbaren Sportbetrieb in          wenn es für sie keine Perspektiven geben wird“, sagte      OBEN
den Vereinen“ gefordert. Dazu gehört für den lsb h die      lsb h-Präsident Dr. Rolf Müller in Frankfurt weiter. Vor   Ein Foto mit
Ermöglichung des Trainingsbetriebs im Kinder- und Ju-       allem die seit September geltenden regionalen Ein-         Symbolcharakter:
gendsport – selbstverständlich unter Einhaltung der         schränkungen und der seit Anfang November verord-          Hessens Sportstätten
                                                                                                                       sind derzeit einsam
Hygienekonzepte. Außerdem sei die Rückkehr zu der           nete Breitensport-Lockdown machten den Vereinen er-
                                                                                                                       und verlassen.
aus dem Frühjahr bekannten und bewährten Begren-            heblich zu schaffen und belasteten auch deren              Foto: Clemens
zung von Gruppengrößen beim Sporttreiben nötig.             Mitglieder. Sollte der aktuelle Breitensport-Lockdown      Scheumann / pixelio.
Schwimmbäder sowie Gesundheits- und Fitnessstudios          bis ins neue Jahr fortgeführt werden, „dann droht un-      de
sollten in der hessischen Corona-Verordnung den             serem bewährten und für unsere Gesellschaft gerade
Sportstätten gleichgestellt und deren Öffnung damit         jetzt besonders wichtigen Vereinssystem nachhaltiger
möglich werden. Letztlich sollte der Schul-, Reha-,         Schaden“, fürchtet der lsb h-Präsident.
Spitzen- und Profisport weiter möglich bleiben. Gene-
rell, so der Landessportbund, sollte mittels stärkerer      Förderung zum Erhalt der Strukturen                        Aktuelle Infos
Differenzierungen der Corona-Auflagen mehr Sport ge-                                                                   rund um die
stattet werden.                                             Um diesen Schaden abzuwenden, müssten bei den              Einschränkungen,
                                                            Hilfsprogrammen des Bundes zudem die spezifischen          die Sportvereine
                                                                                                                       durch die Pandemie
Kinder- und Jugendliche im Blick                            Rahmenbedingungen der Sportvereine, und zwar ge-
                                                                                                                       betreffen, oder auch
                                                            rade die der mittleren und großen Vereine, die eigene      Antworten auf häufig
„Es ist unstrittig, dass Sport einen zentralen Beitrag      Sportstätten bewirtschafteten, stärker berücksichtigt      gestellte Fragen,
zur physischen und psychosozialen Gesundheit leistet.       werden. „Die Entwicklung, die wir zurzeit sehen,           sind auf der
Zudem muss bei politischen Entscheidungen der Blick         gleicht einer langsamen Auszehrung. Deshalb müssen         Internetseite des
viel stärker als bislang auf die Gesundheits- und Bil-      die bisherigen wirtschaftlichen Nothilfen des Bundes       Landessportbundes
dungsfunktionen, die der Sport insbesondere für Kin-        in eine finanzielle Förderung zur Strukturerhaltung        Hessen e. V. unter
                                                                                                                       yourls.lsbh.de/
der und Jugendliche bereithält, gerichtet werden. Ins-      überführt werden“, so Müller.
                                                                                                                       corona zu finden.
gesamt sollten die Potenziale des Sports zur
Bekämpfung der Pandemie und ihre gesellschaftlichen         Mit Blick auf die Umsetzung zukünftiger Corona-Ver-
Auswirkungen stärker genutzt werden. Unsere Sport-          ordnungen bot Müller abschließend die Unterstützung
vereine und Sportverbände haben im Übrigen bewie-           des Landessportbundes „bei der Entwicklung einer
sen, dass sie anspruchsvolle Hygienekonzepte umset-         dringend notwendigen, mittelfristigen Perspektive für
zen und Kontakte nachvollziehen können“, begründete         Sportvereine und damit auch für mehr Lebensqualität
Müller das Ansinnen des Landessportbundes.                  in Hessen“ an.                                   RW

SIH 2 4 / 05.12.2020
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
4                                                                                                                       HAUPTAUSSCHUSS

                                   Hauptausschuss
                                     tagt digital
                          Vertreter von Sportkreisen und Verbänden tauschen sich in Videokonferenz aus /
                                   Beschlüsse erfolgen bis zum 11. Dezember im Umlaufverfahren

    E
          s war, wie so vieles im Jahr 2020, ein Novum: So-
          wohl im Frühjahr als auch im Herbst musste die
          Zusammenkunft des Hauptausschusses – zweit-
          höchstes Entscheidungsgremium des organisier-
    ten Sports in Hessen – abgesagt werden. Schuld daran
    war, wie so oft im Jahr 2020, die Corona-Pandemie.
    Auf Austausch und Beschlüsse musste und konnte aber
    dennoch nicht verzichtet werden: In einer Videokonfe-
    renz legte das lsb h-Präsidium am 21. November seine
    Berichte ab. Notwendige Beschlüsse werden im Um-
    laufverfahren gefasst. Die Frist hierfür läuft noch bis
    zum 11. Dezember.

    „Ich komme mir ein bisschen vor wie Kevin allein zu
    Haus“, brachte Präsident Dr. Rolf Müller in gewohnt
    launiger Manier auf den Punkt, warum er sich für die
    Zukunft wieder Präsenzveranstaltungen wünscht.
    Gleichzeitig betonte er: „Außergewöhnliche Situatio-
    nen benötigen außergewöhnliche Maßnahmen.“ Und
    außergewöhnlich, das ist die derzeitige Situation für      ordneten hin. Erst am Tag vor der Videokonferenz habe
    den Sport in jedem Fall. Dies wurde in den Berichten       sich die Verbandsspitze erneut mit einem Brandbrief      OBEN
    aller Präsidiumsmitglieder deutlich.                       an Ministerpräsident Volker Bouffier gewandt, um „auf    Präsident Dr. Rolf
                                                               die heilende Wirkung des Sports“ hinzuweisen. Insbe-     Müller, Hauptge-
    „Das Jahr 2020, das mit der Erhöhung der Lotto-Mittel      sondere auf den Kinder- und Jugendsport, eine nötige     schäftsführer
                                                                                                                        Andreas Klages und
    hoffnungsvoll begonnen hatte, verlangt den Verbän-         Differenzierung bei der Größe von Sportgruppen und
                                                                                                                        Vizepräsident Helmut
    den, Sportkreisen und Vereinen, aber auch dem Lan-         die Rolle der Schwimmbäder habe man dabei Bezug ge-      Meister (v. l.)
    dessportbund selbst viel ab. Neben den Ängsten und         nommen. Immer wieder habe der lsb h auch auf not-        leiteten die
    finanziellen Sorgen sind es vor allem die schnellen Ver-   wendige finanzielle Unterstützung hingewiesen. „Ne-      Videokonferenz von
    änderungen und kurzfristigen Entscheidungen, die im-       ben der Existenzsicherung durch Förderprogramme          Frankfurt aus.
    mer wieder zu Verunsicherung geführt haben“, be-           spielt dabei auch die Auszahlung der zweiten Tranche     Foto: Hilde Corrigox
    schrieb Müller die vergangenen Monate. Hätten sich         der Lotto-Mittel eine Rolle“, so der Präsident.
    die Vereine in der ersten Phase der Pandemie noch als
    robust und anpassungsfähig gezeigt, fürchte inzwi-         Unterdeckung von 1,5 Millionen Euro
    schen mancher um seine Existenz.
                                                               Warum, das machte Helmut Meister, Vizepräsident Fi-
    Beratung und Interessensvertretung                         nanzmanagement, deutlich: „Obwohl wir gleich zu Be-
                                                               ginn der Corona-Pandemie Ausgaben gekürzt, Dienst-
    Mit Beginn der Corona-Pandemie habe der Lan-               leistungen Dritter eingeschränkt und Kurzarbeitergeld
    dessportbund seine Informations-, Beratungs- und Öf-       beantragt haben, wird sich im Haushalt 2020 eine Un-     Mehr Informationen
    fentlichkeitsarbeit daher deutlich ausgeweitet. „Heute     terdeckung von rund 1,5 Millionen Euro ergeben.“ Defi-   zum Hessischen
    möchte ich deshalb den Mitarbeiterinnen und Mitar-         zite entstanden insbesondere bei den Sportschulen, die   Pétanque-Verband
                                                                                                                        unter www.
    beitern danken, die sehr flexibel und schnell reagiert     zeitweise schließen mussten oder nur eingeschränkt
                                                                                                                        hessenpetanque.de
    haben. Und ich danke allen Personen in den Vereinen        ausgelastet waren. Der lsb h habe bereits verschiedene
    und Verbänden, die nicht selten mit kreativen Lösun-       Förderanträge gestellt. „Wie hoch die Zuschüsse tat-
    gen dazu beigetragen haben, die Stabilität unsers          sächlich ausfallen, müssen wir aber abwarten.“
    Sportsystems zu erhalten.“
                                                               Auch das Jahr 2021 werde von einer vorsichtigen Haus-
    Zudem wies Müller auf den ständigen Austausch des          haltsführung mit ständiger Überwachung der aktuellen
    Landessportbund-Präsidiums und des Hauptgeschäfts-         Zahlenverläufe geprägt sein. Der Haushaltsentwurf
    führers mit dem Hessischen Ministerium des Innern          liegt den Delegierten genauso zur Abstimmung im Um-
    und für Sport, der Landesregierung und vielen Abge-        laufverfahren vor wie der Haushaltsabschluss 2019.

                                                                                                                         SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
HAUPTAUSSCHUSS                                                                                                                               5

Trotz der schwierigen Situation, das betonte Dr. Frank     wirken, wurde in
Weller (Vizepräsident Vereinsmanagement und                der kurzen Diskus-
Sportinfrastruktur), wurde die Sportförderung und die      sion um die mögli-
Bezuschussung der Übungsleiter/innen 2020 selbstver-       che Aufnahme des
ständlich fortgeführt. Die Beratung der Vereine wurde      Hessischen       Pé-
angesichts der aktuellen Situation ausgeweitet – und       tanque-Verbandes
wurde fast schon zu einer Art „Seelsorge“, wie Dr. Rolf    (HPV) deutlich. Der
Müller ergänzte. Die erstmals digital durchgeführte        Verband      vertritt
Fachtagung und Sportstättenmesse „sportinfra“ mit          rund 2.000 Perso-
knapp 2.000 Teilnehmern wertete Weller als Erfolg, der     nen, die einer
Mut für die Zukunft mache. Weiterhin informiert er         Sportart nachge-
über Gespräche mit der ARAG, die auf eine Verbesse-        hen, die im Freizeit-
rung in den Bereichen Unfall- und Haftpflichtversiche-     bereich als „Boule“
rung zielen, die den Mitgliedsorganisationen des lsb h     bekannt ist. Der
zugutekommen sollen. Über die Verträge wird 2021 der       Hessische Landes-
Sportbundtag entscheiden.                                  verband ist Mitglied
                                                           im Deutschen Pé-
Der Schulsport leidet                                      tanque-Verbandes (DPV), der wiederum dem Deut-
                                                           schen Boccia-, Boule- und Pétanque-Verband ange-
Ralf-Rainer Klatt (Sportentwicklung) unterstrich in sei-   hört, welcher Mitglied des DOSB ist. Zusammen mit
nem Bericht die positive Wirkung des Sports auf das        weiteren Kriterien sind nach Einschätzung des Landes-
Immunsystem und die psychosoziale Gesundheit. „Wir         ausschusses Recht, Steuern und Versicherung des lsb h
müssen die Kraft des Sports gerade jetzt hochhalten,       deshalb die Voraussetzungen für eine Aufnahme gege-
und im Gespräch und solidarisch bleiben“, appellierte      ben. Der DOSB, bekundete Dr. Frank Weller, Vizepräsi-
er weiterhin. Prof. Dr. Heinz Zielinski (Schule, Bildung   dent Vereinsmangement, teile diese Auffassung.             OBEN
und Personalentwicklung) informierte, dass die Bil-                                                                   Gehört der Hessische
dungsakademie pandemiebedingt rund 300 Angebote            Als Sprecher der Verbände bemängelte Robert Huber          Pétanque-Verband
streichen musste. Knapp ein Drittel konnte aber in On-     jedoch, aufgrund der Corona-Krise hätten sich die          bald zum Lan-
                                                                                                                      dessportbund
line-Formate überführt werden. Auch im Ausbildungs-        Fachverbände noch nicht mit der Thematik befassen
                                                                                                                      Hessen? Die
bereich habe man hierzu neue Konzepte erarbeitet. In       und noch keine Gespräche mit den Vertretern des HPV        Entscheidung
großer Sorge zeigte er sich in Sachen Schulsport: Seit     führen können. Sowohl bei Präsident Dr. Rolf Müller als    darüber wird im
dem Herbst leide der Sportunterricht wieder verstärkt,     auch bei Vizepräsident Weller stieß diese Haltung auf      Umlaufverfahren
in den Grundschulen werde häufig fachfremd unter-          Unverständnis: „Die Sportkreise haben die Chance zum       getroffen.
richtet, in den weiterführenden Schulen handele es         Austausch bei einer Hybrid-Veranstaltung genutzt. Ich      Foto: pixabay.com
sich eher um Bewegung im Freien denn um Schulsport.        sehe nicht, warum die Verbände dies nicht auch hätten
                                                           tun können“, so Müller. Nach über einem Jahr, bekräf-
Dass der Sportjugend-Vorstand für die Legislaturperiode    tigte Weller, habe der Antragsteller Recht auf eine Ent-
2018-2021 den Schwerpunkt Digitalisierung gewählt          scheidung. Hubers Ansinnen, die Abstimmung nicht
habe, bezeichnete die Vorsitzende Juliane Kuhlmann im      mit den anderen Beschlüssen im Umlaufverfahren,
Rückblick als Segen. „Das hat uns im Pandemie-Jahr ge-     sondern zu einem späteren Zeitpunkt zu treffen, wurde
holfen, verbandsinterne Prozesse anzustoßen und un-        daher zurückgewiesen. Ob der Verband, dessen Mit-
sere Arbeitsweise schnell auf digital umzustellen.“ So     glieder „eine Sportart ausüben, die sogar Corona-tau-
konnten alle Ausbildungen trotz Corona abgeschlossen       lich ist und bisher noch nicht in unserer Runde vertre-
und die FJS-Bildungstage weitergeführt werden. Die         ten ist“ (Vizepräsident Ralf-Rainer Klatt), als dann 60.
harten Einschnitte im Bereich Bildungsreisen habe man      Sportfachverband in den lsb h aufgenommen wird,
genutzt, um ein neues Konzept zu entwickeln, bei dem       wird die Auswertung der Abstimmung zeigen.
Klimaschutzaspekte stärker berücksichtigt werden.
                                                           Sportbundtag 2021 hoffentlich in Präsenz
Lutz Arndt nahm die Auswirkungen auf den Leistungs-
sport in den Blick, konnte aber auch von großen Erfol-     Im Hinblick auf einen weiteren Beschluss plane man
gen wie der Einrichtung der Sportfördergruppe Allge-       nach dem „Prinzip Hoffnung“, wie Müller es nannte:
meine Verwaltung und der zunehmenden Partizipation         Für den mit Präsidiums-Neuwahlen verbundenen Sport-
von Athlet/innen und Trainer/innen berichten. Dr. Su-      bundtag 2021 wurde der 18. September als Termin vor-
sanne Lapp (Kommunikation und Marketing) bestä-            geschlagen – in Präsenz, so hofft man. Ebenfalls im
tigte, dass das Informationsangebot des Landessport-       Umlaufverfahren abstimmen können die Delegierten
bundes während der Pandemie stark angenommen               über die vorgeschlagenen Mitglieder der Wahlkommis-
wurde: Rund 1.000 Zugriffe pro Tag zählen die Sonder-      sion. Diese sind: Hans Böhl (SK Main-Taunus), Roland
seiten zur Corona-Pandemie, in den sozialen Netzwer-       Tölle (SK Region Kassel), Jörg K. Wulf (SK Wetterau),
ken wurden ungewohnt hohe Reichweiten erzielt.             Robert Huber (American Football), Michael Rüspeler
                                                           (Basketball), Anja Wolf-Blanke (Leichtathletik) und
Pétanque bald Teil der lsb h-Familie?                      Monika Kaiser (DJK).
                                                           	                                       Isabell Boger
Dass die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie
sich auch auf die Arbeit in den Gremien des lsb h aus-

SIH 2 4 / 05.12.2020
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
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                          Gelungene Premiere
            8. sportinfra in digitaler Forum zeigt Möglichkeiten auf / Spannende Themen ansprechend präsentiert

    D
           er Präsident des Landessportbundes Hessen,
           Dr. Rolf Müller, brachte es in seinem Grußwort
           auf den Punkt: „Außergewöhnliche Zeiten er-
           fordern außergewöhnliche Aktivitäten.“ Und
    außergewöhnlich war die 8. sportinfra in Frankfurt. In
    Frankfurt? Durchaus! Denn obwohl die Fachtagung und
    Messe zum Thema Planung, Bau und Betrieb von Sport-
    stätten wegen der Corona-Einschränkungen nur online
    besuchbar war, wurden die Vorträge und Diskussions-
    foren direkt aus der Otto-Fleck-Schneise ins Internet
    gestreamt.

    Man habe auf diese Weise „dem Virus trotzen und nicht
    auf die traditionelle Sportinfra verzichten müssen“,
    sagte Müller und die einhellige Meinung aller Beteilig-
    ten war am Ende der beiden Veranstaltungstage durch-      tungs- oder Heizungskonzepte für Sporthallen oder
    weg positiv. Dieser erste Versuch, eine solche Veran-     Beispielen zur (Kunst-)Rasenpflege kamem auch Pra-
    staltung digital zu organisieren, hat bewiesen, dass      xisthemen zur Sprache. Einen breiten Raum nahm das
    auch in Zeiten der Einschränkung vieles möglich ist.      Thema Digitalisierung im Sportstättenbau und -betrieb      OBEN
                                                              (siehe Seite 8) ein. Hierzu wurden innovative Beispiele    Aus zwei Studios in der
    Diskussionsrunden aus zwei Studios                        aus der Vereinspraxis vorgestellt.                         Otto-Fleck-Schneise 4
                                                                                                                         wurde die sportinfra ins
                                                                                                                         Netz gestreamt.
    Aus zwei Studios wurden die Beiträge der Referent/in-     Unterschiedliche Trends
                                                                                                                         Foto: lsb h
    nen, die teilweise ebenfalls „nur“ online anwesend wa-
    ren, übertragen. Auch die Diskussions- und Fragerun-      Zwei grundsätzliche Trends konnten während der Ver-
    den erreichten so ihre Adressaten. Gut angenommen         anstaltungen ausgemacht werden: zum einen die hohe
    haben die Teilnehmenden zu Hause oder in ihren Büros      Nachfrage nach Sportanlagen im Ballungsraum, die ei-
    die Möglichkeit, per Textbox Fragen stellen zu können,    nem scheinbaren Überangebot von Sportplätzen im
    sodass die Referate gut vertieft und diskutiert wurden.   ländlichen Raum gegenübersteht, und zum anderen
    Zwischen den einzelnen Veranstaltungen gab es eine        die Tatsache, dass rund die Hälfte der Sporttreibenden
    digitale bewegte Pause, und im virtuellen Netzwerk-       unorganisiert ist und immer mehr den öffentlichen
    café trafen sich Interessierte im Chat.                   Raum in Form von Wäldern, Parks und Landschaft als
                                                              Sportanlagen nutzt. Eine weitere Erkenntnis: Sport-
    Große Themenvielfalt                                      stättenplanung muss Klimaschutz berücksichtigen.

    Inhaltlich lagen die Schwerpunkte auf der Sportent-       Nachfragedruck im Ballungsraum steigt
    wicklungsplanung in Zeiten des Klima- und Bevölke-
    rungswandels. Dabei wurden sowohl die Bedingungen         Immer mehr Einwohner/innen, immer mehr Nach-
    im Ballungsraum als auch die in ländlichen Regionen       frage nach Sportangeboten und gleichzeitig ein
    beleuchtet. Der Titel des Eröffnungsforums „Moderne       immenser Druck, Sportflächen für die Bebau-          digitale
    Sportinfrastruktur im urbanen und ländlichen Raum
    umweltverträglich – digital – leistungsstark“ brachte
                                                              ung freizugeben. So beschrieb lsb h-Vizepräsi-
                                                              dent Dr. Frank Weller die Faktoren, mit denen       sportinfra
    die Themen der 8. sportinfra somit schon zu Anfang auf    sich die Sportstättenplanung im Ballungsraum
    den Punkt. In 13 Fachforen stellten Expertinnen und       auseinandersetzen müsse. Roland Frischkorn,
                                                                                                                     Fachtagung
    Experten an beiden Tagen ihre Arbeit mit kurzen Im-       Vorsitzender des Sportkreises Frankfurt, unter-        und Messe
    pulsreferaten vor, um danach Fragen der Besucher/in-      mauerte dies am Beispiel des Sportgeländes
    nen zu beantworten und miteinander in Diskussion zu       „Mainwasen“, das einem Neubau der Europäischen
    treten.                                                   Schule weichen soll. Hinzu komme der Trend, den öf-
                                                              fentlichen Raum immer mehr als Sportanlage zu nut-
    Die inhaltliche Vielfalt der Themen war äußerst breit.    zen, wie am Beispiel des Mainufers deutlich werde. Mit
    Sie reichte von der Sportstättenplanung im ländlichen     diesen Entwicklungen müsste sich Stadtplanung befas-
    Raum (siehe Seite 11) über die Auswirkungen des Kli-      sen, forderte Frischkorn.
    mawandels auf den Sport (siehe Seite 12) bis hin zur
    Vorstellung spannender Vereinsprojekte (siehe Seite       Die Tatsache, dass Frankfurt in den vergangenen zehn
    10). Mit der Präsentation energieeffizienter Beleuch-     Jahren um mehr als 100.000 Einwohner/innen ge-

                                                                                                                          SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
TITELTHEMA „SPORTINFRA“                                                                                    7

wachsen ist, beschrieb er angesichts eines ähnlich gro-
ßen Mitglieder/innen-Zuwachses in Frankfurter Sport-
vereinen als Aufgabe und Chance zugleich. Die Vereine
seien ohnehin ein Motor der Sportstättenentwicklung
in Frankfurt, was zahlreiche Projekte von Vereinen be-      Lob für den
legen würden. Grundlage dafür sei die gute Koopera-
tion zwischen Stadt und organisiertem Sport. Frisch-        Landessportbund
korn hob hervor, dass ein Großteil der neuen
Sportanlagen in Frankfurt in den vergangenen Jahren         Stimmen zur digitalen sportinfra
von Vereinen geplant und gebaut wurden.
Als Beispiel nannte er den Höchster Tennis- und Ho-         Viel Lob gab es für die Organisation
ckeyclub, dort habe sich Partnerschaft zwischen Stadt       der digitalen sportinfra. Nicht nur
und Sportkreis ausgezahlt, auch das Land habe den           von lsb h-Präsident Dr. Rolf Müller
Verein mit seinem Programm „Sportland Hessen“ er-           oder Vizepräsident Dr. Frank Weller,
heblich unterstützt.                                        sondern vor allem auch von den Teil-
                                                            nehmenden der Fachforen.
Bestehende Anlagen schützen und ausbauen
                                                            Dr. Karin Fehres,
Frischkorn forderte, dass bestehende Sportflächen ge-       Vorstand Sportent-
schützt und, wo möglich, zur multifunktionalen Nutzung      wicklung des DOSB,
ausgebaut werden sollten. Frankfurt müsse zur bewe-         ließ es sich nicht
gungsfreundlichen, gesunden Stadt werden und mit            nehmen, ganz zu An-
Sportparks (analog zu den früheren „Trimm Dich-Pfa-         fang ihres Grußwor-
den) neue Bewegungsräume schaffen. „Unser Ziel muss         tes die Organisatoren
sein, Stadt als Stadion entwickeln“, war sein Fazit.        der sportinfra zu lo-
                                                            ben: „Ich möchte mich ganz herzlich beim
Einen weiteren Faktor für erfolgreiche Sportstätten-        LSB Hessen bedanken, der es geschafft hat,
entwicklung im Ballungsraum sah der Frankfurter             eine solche Veranstaltung trotz aller Wid-
Sportkreisvorssitzende in der Öffnung des organisier-       rigkeiten auf die Beine zu stellen.“
ten Sports in den Sozialraum. Der Sportkreis habe es
erfolgreich geschafft, vor allem junge Menschen, die        Christian Siegel, Ressortleiter Sportstätten
keinen Bezug zu Vereinen und dem organisierten Sport        und Umwelt im DOSB, betonte das innova-
hätten, mit Angeboten wie Nachtsport, der Frankfurter       tive Format der sportinfra, das richtungs-
Bolzplatzliga und weiteren Angeboten wie Jugendsozi-        weisend sein könne.
alarbeit, für den Sport zu gewinnen. Frischkorn be-
tonte, der Sportkreis sei „nicht nur Interessenvertreter    Martin Küthe, Hessi-
des organisierten Sports, sondern Anwalt des Sports         sches Ministerium für
schlechthin“.                                               Umwelt, Klimaschutz,
                                                            Landwirtschaft und
100 Jahre alte Sportanlagen                                 Verbraucherschutz,
                                                            räumte zwar ein, dass
„Die Mehrheit unserer Sportstätten wurden vor 100           ihm analoge Präsenz-
Jahren geplant“, beschrieb Prof. Dr. Robin Kähler von       veranstaltungen per-
der Internationalen Gesellschaft für Sport- und Freizeit-   sönlich immer noch lieber seien, aber er
anlagen (IAKS) ein Hauptproblem der Sportstättenpla-        zeigte sich beeindruckt vom digitalen For-
nung im Ballungsraum. „Das sieht man diesen alten           mat: „Diese Zeiten erfordern eben spezielle
Hallen auch an“, sagte er. Sie seien zwar funktional und    Formate.“
und vor allem für den Wettkampfbetrieb sinnvoll, ande-
rerseits habe sich aber das Sportverständnis und die        Dr. Alex Mommert, Referent für Sportpoli-
Sportbedürfnisse der Menschen in den vergangenen            tik beim Deutschen Städtetag, war beein-
100 Jahren so sehr geändert, dass heute auch andere         druckt, wie unkompliziert die digitale Teil-
Formen der Sportstätten mitgeplant werden müssten.          nahme als Referent gewesen sei.

Für immer mehr Menschen sei „Gesundheit“ und Wohl-          Michael      Kramer,
befinden inzwischen das Hauptmotiv für sportliche Ak-       Schulungsleiter der
tivitäten. Dies sei zumindest bei alten Sportanlagen        Franke    Aquarotter
mit ihrem eindimensionalen und rein funktionellem           GmbH war voll des
Charakter nur schwer in Einklang zu bringen. Demzu-         Lobes: „Es freut uns
folge müssten auch neue Sportanlagen eine gesunde,          sehr, als Unterneh-
freundliche und sympathische Ausstrahlung haben,            men bei diesem For-
forderte Kähler. „Wir brauchen verschiedene unter-          mat dabei sein zu
schiedliche Räume entsprechend der Bedürfnisse der          dürfen, das doch
Menschen und nicht nur an einzelnen Sportarten ori-         recht kurzfristig aus der Taufe gehoben
entierte Sportstätten.“                                     werden musste.“
                                      Markus Wimmer                                   Markus Wimmer
SIH 2 4 / 05.12.2020
Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
8                                                                                                                  TITELTHEMA „SPORTINFRA“

                                Die Digitalisierung
                                    des Sports
                 Neue Kommunikationsformen der Jugend, vernetzte Duschköpfe oder Kursbuchung über die Cloud:
                             Das „Fachforum 8“ veranschaulichte, wohin die „Reise“ gehen kann

    D
           er Corona-Lockdown macht es deutlich: Online-
           Angebote können klassischen Vereinssport nur
           sehr eingeschränkt ersetzen: Handball spielt es
           sich zu Hause nun mal schlecht, das Wohn-Ess-
    zimmer ist für Anlauf, Radwende Flick-Flack dann doch
    zu kurz und die gestreamte Pilates-Stunde ist zwar kör-
    perlich effektiv, bietet aber deutlich weniger Aus-
    tausch als die Einheit in der Sporthalle. Ist das In-
    Thema Digitalisierung für den Sport also gar nicht groß
    von Interesse?

    Das Forum Nr. 8 der Fachtagung und Sportstätten-
    messe „sportinfra“ hat das Gegenteil bewiesen: Digita-
    lisierung wird auch für den Sport immer wichtiger.
    Nicht nur, dass die Tagung selbst erstmals digital statt-
    fand und damit Interessierte aus Brandenburg genauso
    problemfrei teilnehmen konnten wie Referentinnen
    aus dem österreichischen Graz. Auch inhaltlich zeigte
    sich schnell, in welch vielfältiger Art und Weise Digita-   laufen. „Heute werden beide Ebenen auch stärker mit-
    lisierung den Sport berührt.                                einander verknüpft“, berichtete Thiel aus seiner For-
                                                                schung. So werden analoge Leistungen – neue Tricks          OBEN
    Vernetzte Wasserhähne                                       mit dem Skatboard, coole Stunts im Parcours – zuneh-        Beim Thema Sport
                                                                mend mit dem Smartphone gefilmt und online gestellt.        und Digitalisierung
    Da war etwa Michael Kramer von der Franke Aquarotter        „Sich auf den sozialen Netzwerken gut darzustellen          geht es um weit
                                                                                                                            mehr als E-Gaming
    GmbH, der davon berichtete, dass selbst Armaturen           wird zu einer zusätzlichen Motivation, der sich alle Ver-
                                                                                                                            oder eine
    wie Wasserhähne heute digital vernetzt und ans Was-         einsvertreter und Trainer bewusst sein sollten“, sagte      Vereinswebseite.
    sermanagementsystem angeschlossen werden können.            der Sport- und Sozialwissenschaftler.                       Foto: William Iven /
    Neben energetischer Optimierung des Gebäudebetriebs                                                                     pixabay.com
    kann damit vor allem die Trinkwasserhygiene sicherge-       Ein Star – auf YouTube oder in der Halle?
    stellt werden. „Sportstätten sind öffentliche Gebäude,
    in denen die Trinkwasserverordnung einzuhalten ist.         Er beschrieb außerdem die Auswirkungen der abneh-
    Spätestens alle 72 Stunden müssen die Leitungen des-        menden Zahl von Kindern pro Familie: „Erwachsene
    halb durchgespült werden“, erklärte er.                     kämpfen heute um die Aufmerksamkeit der Kinder.
                                                                Diese sind es deshalb gewohnt, im Mittelpunkt zu ste-
    Gerade in der derzeitigen Corona-Zeit kann das zum          hen und in ihren Bedürfnissen sehr ernst genommen
    Problem werden. „Wenn der Hausmeister dann ständig          zu werden.“ Auch beim Vereinssport wollten Kinder
    durchlaufen und Duschen oder Wasserhähne kurz an-           deshalb mehr mitreden. Erfolg sei dabei gewünscht,
    schalten muss, ist das ein großer Aufwand. Mit unse-        Stress schrecke aber ab.
    rem System passiert diese Durchspülung automatisch.
    Die Rechtssicherheit ist somit gegeben.“                    Auch daran hat die zunehmende Digitalisierung ihren
                                                                Anteil. „YouTube und Instagram vermitteln, dass heute
    Doch nicht nur mit Dingen, auch mit Menschen kann –         jeder ein Star sein kann, dass man Erfolg haben kann,
    und muss – heute anders kommuniziert werden, wie            ohne sich zu quälen. So erscheint es vielen Jugendli-
    Prof. Dr. Ansgar Thiel vom sportwissenschaftlichen Ins-     chen zumindest“, sagte Thiel. Das könne diametral zur
    titut der Uni Tübingen erläuterte: „Insbesondere für        Wahrnehmung der eigenen Lebenswelt stehen, etwa
    Kinder und Jugendliche spielt das Smartphone heute          wenn sich beim Sport der Erfolg nur dann einstelle,
    eine zentrale Rolle. Dadurch entstehen im Virtuellen        wenn man richtig hart dafür arbeite. Man müsse sich
    neue Treffpunkte.“ Diese können durchaus auch als           also darauf einstellen, dass künftige Generationen „an-
    Konkurrenz zu Sportvereinen verstanden werden. Da-          dere Dinge wollen wie wir“. Darauf zu schimpfen und
    bei geht es um weit mehr als die Frage, ob E-Sport oder     noch dazu eine fehlende emotionale Ebene anzupran-
    virtuelle Sportarten dem analogen Sport den Rang ab-        gern, bringe wenig. „Auch online kann emotional agiert

                                                                                                                             SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
TITELTHEMA „SPORTINFRA“                                                                                                                             9

werden.“ Sehen kann man das mit Sicherheit auch da-         Venuzle GmbH aber noch weitere Angebote in der Pipe-
ran, dass derzeit viele auf Online-Sportkurse mit ihrem/r   line. So könnte beispielsweise auch die Abrechnung
Übungsleiter/in setzen, obwohl auf YouTube Tausende         von Sportangeboten oder Hallenbuchungen über die
toll gemachte Fitness-Workouts zu finden sind.              Software erfolgen oder Techniksysteme eingebunden
                                                            werden. Dabei geht es beispielsweise um die Steuerung
Das Equipment für solche professionellen Aufnahmen          von Heizung oder Licht, aber auch um einen zeitlich
war – zumindest bis zum Ausbruch der Corona-Pande-          begrenzten Zugang zur Sportstätte – passend zur ge-
mie – wohl in kaum einem Sportverein vorhanden. „Um         buchten Leistung.
ehrlich zu sein, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt gene-
rell wenig darüber, in welchem digitalen Reifegrat sich     Digitaler Sportatlas
die Verbände und Vereine in Sportdeutschland befin-
den“, gab Simon Franke zu. Als Projektleiter Digitalisie-   Wären alle Kommunen und Vereine schon so weit und
rung beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)            damit ganz und gar im digitalen Zeitalter angekom-
versucht er, etwas Licht in diese Dunkelheit zu bringen.    men, sollte auch das Projekt, für das sich Prof. Dr. Lutz
Demnächst werde deshalb ein Fragenkatalog versendet,        Thieme seit Langem einsetzt, kein Problem mehr sein:
um die Bedarfe der Verbände und Vereine zu ermitteln.       Er wünscht sich einen digitalen Sportstättenatlas und
                                                            arbeitet an der Hochschule Koblenz derzeit an einer
Doch auch in der Dachorganisation selbst tut sich eini-     Expertise, um die Grundlagen dafür zu klären. „Es ist
ges. „Wir sind derzeit dabei, sogenannte agile Arbeits-     20 Jahre her, dass die Sportstätten bundesweit zuletzt
strukturen einzuführen.“ Dabei geht es vor allem da-        erfasst wurden. Wir wissen also schlichtweg nicht, wie
rum, Strukturen aufzubrechen, um flexibler und              viele und welche Sportstätten es derzeit in Deutsch-
dynamischer auf neue Entwicklungen und Anforderun-
gen reagieren zu können. Außerdem werden Konzepte
                                                            land gibt und schon gar nicht, in welchem Zustand
                                                            sie sich befinden“, machte Thieme zu Beginn sei-             digitale
für digitale Veranstaltungen erarbeitet und Mitarbeiter
diesbezüglich geschult. Etwas diffus sprach er auch da-
                                                            nes Vortrags deutlich.
                                                                                                                        sportinfra
von, „analoge in digitale Prozesse zu überführen“.          Ohne diese Daten fehle es aber an einer Grund-               Fachtagung
                                                            lage für viele Entscheidungen. „Wenn wir gleich-             und Messe
Sportstätten digital verwalten                              wertige Lebensverhältnisse anstreben, funktioniert
                                                            das nicht, weil wir den Ist-Stand nicht kennen. Wenn
Was so etwas für die Betreiber von Sportstätten bedeu-      wir über Sanierungsprogramme sprechen, ist eine be-
ten kann, machte Lisa Gassler von der Venuzle GmbH          darfsgerechte Lenkung der Gelder nicht möglich, weil
deutlich. Das österreichische Unternehmen, als Start-       wir nicht wissen, wo Bedarf besteht“, führte er aus. Ein
up gegründet, bietet Verwaltungssoftware für Sportan-       guter Sportstättenatlas, so wünscht er sich, würde
lagen an. Darüber kann deren Belegung unkompliziert,        aber nicht nur Sportstätten beinhalten, sondern auch          UNTEN
verständlich und komplett digital koordiniert werden.       aufzeigen, wo es welche Angebote gibt. Die größte He-         Digitalisierung ist für
Insbesondere für Anlagen, die von mehreren Vereinen         rausforderung sieht er aber woanders: im Aktuell-Hal-         den DOSB ein
oder Anbietern genutzt werden, ist das hilfreich, weil      ten. Bestenfalls Mitte nächsten Jahres, so sagt Thieme,       wichtiger Baustein
                                                                                                                          für die Weiterent-
dadurch die bestmögliche Auslastung erzielt wird. Ver-      solle der Zuschlag an einen Anbieter erteilt werden.
                                                                                                                          wicklung des
knüpft damit ist ein Online-Buchungssystem, über das                                                                      Verbandes. Das legte
Vereine beispielsweise ihre Kursbelegung steuern kön-       In Hessen will man so lange nicht warten. Schon seit          Simon Franke,
nen. „Die junge Generation setzt solch ein Angebot          einiger Zeit arbeitet das Hessische Ministerium des In-       DOSB-Projektleiter
heute voraus. Wer es nicht hat, kann schnell antiquiert     nern und für Sport in Zusammenarbeit mit dem Lan-             Digitalisierung, bei
wirken“, sagte Gassler.                                     dessportbund Hessen an einer hessenweiten Erfassung           der „sportinfra“ dar.
                                                            der Sportstätten. Die Mitarbeit der Vereine, so viel          Screenshot: ib
Am Beispiel der Stadt Graz, die nicht nur 55 Multifunkti-   lässt sich jetzt schon sagen, wird dafür nötig sein.
onshallen über das Venuzle-Tool verwaltet, sondern
auch rund 7.000 Sportkurse für Kinder, machte Gassler                                                  Isabell Boger
deutlich, was „digitale Transformation“ in diesem Zu-
sammenhang bedeutet: „Früher erfolgte die Anmeldung
für die Sportkurse mit Formularen. Diese mussten die
Eltern abholen, ausfüllen und wieder abgeben. Irgend-
jemand hat die Anmeldungen dann in eine Excel-Liste
übertragen, geschaut, wo es Überbuchungen gibt oder
wo noch Plätze frei sind, die Formulare abgeheftet und
die Eltern informiert. Heute funktioniert das alles on-
line.“ Gibt es eine Änderung bei der Anfangszeit oder
muss der Kurs an einen anderen Ort verlegt werden,
können die Teilnehmer automatisch über das Medium
informiert werden, über das ihre Anmeldung erfolgt ist.

Damit Excel-Listen, gedruckte Formulare und dicke
Leitzordner – die im Verein vielleicht auch noch dezen-
tral bei einem Vorstandsmitglied zu Hause stehen, bald
komplett der Vergangenheit angehören, hat die

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                          Große Räder drehen
                 Bewegungspark, Sportvereinszentrum und Sportcampus / Spannende Vereinsprojekte vorgestellt

     E
          ine sportinfra ohne Beispiele aus der Praxis ist
          undenkbar, dies war auch bei der digitalen Aus-
          gabe der 8. sportinfra nicht anders. In den ver-
          schiedenen Fachforen wurde über spannende
     Projekte diskutiert, darunter waren auch drei Großpro-
     jekte hessischer Vereine, die hier kurz vorgestellt
     werden.

     Uwe Steuber, Vorsitzender des Sportkreises Waldeck-
     Frankenberg, berichtete über die Erfahrungen des TSV
     Korbach, der sein neues Vereinssportzentrum seit ei-
     nem Jahr betreibt. Ganz neu im Betrieb ist der Aktiv-
     park Lumdatal des TV Mainzlar, einem Stadtteil von
     Staufenberg, den Stefan Neumann vorstellte. In Hanau      Mehr Unterstützung großer Vereinsprojekte wünschte
     ist man hingegen noch nicht so weit. Dort wird aller-     sich auch Peter Arlt, Präsident der TG Hanau. Die gebe
     dings auch ein weitaus größeres Projekt umgesetzt:        es im Rahmen der Sportförderung schlicht nicht, be-
     Die TG Hanau will in Innenstadtnähe einen Sportcam-       dauerte er. Zumindest nicht auf Bundes- oder Europäi-        OBEN
     pus bauen.                                                scher Ebene. Auch sei die Deckelung der Förderung            Blick auf das neue,
                                                               durch das Land Hessen nicht hilfreich. Er wünsche sich,      moderne Herbert
     Vereinssportzentren als Zukunftschance                    dass es künftig Ausnahmeregeln für derartige Projekte        Kuhhaupt-Sport-
                                                                                                                            zentrum in Korbach,
                                                               geben wird, sagte er. Arlt weiß, wovon er redet: Die TGH
                                                                                                                            in dem der TSV
     Das „Herbert-Kuhhaupt-Sportzentrum“ in Korbach bie-       plant auf ihrem Vereinsgelände in Innenstadtnähe ei-         Korbach viele
     tet seit einem Jahr auf 800 Quadratmetern Fläche Ge-      nen Sportcampus. Ähnlich wie in Mainzlar wäre das Pro-       Angebote
     sundheitssport- und Fitnessangebote. Uwe Steuber          jekt ohne eine Kooperation mit der Stadt nie in Angriff      unterbreitet.
     zog eine durchweg positive Bilanz über das erste Be-      genommen worden.                                             Foto: Jens Prüller
     triebsjahr. Durch das Vereinssportzentrum sei es ge-
     lungen, viele neue Menschen mit dem TSV in Kontakt        Sportcampus für über 13 Millionen Euro
     zu bringen. Individuelle Betreuung, qualifizierte Trai-
     ner/innen und viele Kursangebote nannte Steuber als       Doch mit der Stadt als Schulträger und „Ankermieter“
     Bestandteile des Erfolgsrezepts. „Gerätegebundenes        kann die TG Hanau verlässlich planen und ihr aktuell
     Training im vereinseigenen Sportzentrum ist für viele     auf 13,4 Millionen Euro Kosten geschätztes Projekt in
     Vereine eine große Chance, die Zukunft zu gestalten       Angriff nehmen. Hinter dieser großen Summe verber-
     und zu meistern“, sagte er. Dabei müsse es nicht das      gen sich der Neubau einer Dreifeld-Halle sowie vier
     perfekte 800 qm große Sportzentrum sein. Im Kleinen       großer Kursräume. Hinzu kommt ein Kraftraum, Kin-
     könne sich auch vieles entwickeln.                        derbetreuung, Cafeteria, Büro- und Konferenzräume.

     Fruchtbare Kooperation                                    Im Außenbereich sollen Sportler/innen und Schüler/
                                                               innen Hanauer Schulen künftig auf eine Dreifeld-
     Der Aktivpark Lumdatal des TV Mainzlar wurde in der       Beachvolleyball- und Beachhandball-Anlage, eine
     vergangenen Magazinausgabe der „Sport in Hessen“          rund 700 Meter lange Waldboden-Laufbahn um das Ge-
     bereits vorgestellt. Stefan Neumann, Vizepräsident        lände, eine sanierte Dreifeld-Tennisanlage sowie eine
     Breitensport des Vereins, erläuterte die Umsetzung des    optimierte Bogensportanlage zurückgreifen kön-
     Projektes. Er betonte, wie wichtig die gute Kooperation
     mit der Stadt sei, die den Aktivpark gemeinsam mit
                                                               nen. Für die Leichtathletik soll eine 110m/200m
                                                               Kunststoffbahn sowie eine Wurf- und Sprungan-          digitale
     dem Verein trägt. Ohne diese Zusammenarbeit sei das
     Projekt undenkbar gewesen.
                                                               lage entstehen.
                                                                                                                     sportinfra
                                                               Partner müssen profitieren                                 Fachtagung
     Dass Finanzplanung auch ihre kreativen Momente hat,
     bewies Neumann bei der Beschreibung des Finanzie-         „Ein Projekt in dieser Größenordnung ist nur um-           und Messe
     rungskonzeptes. Da Fördermöglichkeiten in der Regel       setzbar, wenn beide, Verein und Kommune, davon
     nicht kombinierbar sind, hat der Verein das Projekt in    profitieren“, betonte Arlt. Das sei in Hanau gegeben,
     einzelne, auch inhaltlich unterschiedliche Module auf-    denn sowohl der Verein, aber auch die Stadt brauchen
     geteilt, die aus verschiedenen Fonds unterstützt wur-     eine Halle in Innenstadtnähe, um auch zukünftig er-
     den. So sei es auch möglich gewesen, Fördermittel aus     folgreich (Schul-)Sportangebote anbieten zu können.
     Quellen jenseits der Sportförderung zu erschließen.                                               Markus Wimmer

                                                                                                                             SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
TITELTHEMA „SPORTINFRA“                                                                                                                       11

                   Gleich und doch anders
                  Sportstättenplanung auf dem Land muss viele Faktoren berücksichtigen, um erfolgreich zu sein

S
        portstättenplanung im ländlichen Raum unter-
        scheidet sich nicht so grundsätzlich von der im
        Ballungsraum? Diesen Eindruck konnten die
        Teilnehmer/innen der Fachforen der sportinfra
vielleicht auf den ersten Blick bekommen. Denn auch
auf dem Land spielen Klimaschutz, Digitalisierung und
ein verändertes Sportverständnis der Menschen eine
große Rolle. Und doch gibt es einen grundlegenden
Unterschied: Im ländlichen Raum haben viele Kommu-
nen mit sinkenden Bevölkerungszahlen und Überalte-
rung zu kämpfen, während im Ballungsraum ein steti-
ger Zuzug vor allem junger Menschen zu verzeichnen
ist.
                                                            würden. Allerdings ändern sich durch diesen Trend
Dabei bedeutet Ballungsraum in der Praxis nicht nur         auch die Voraussetzungen für die Sportstätten. „Für
die Bereiche rund um Hessens Großstädte, sondern            Fitnesskurse und Gesundheitssport braucht man keine
selbst in den Landkreisen gibt es unterschiedliche Ent-     Dreifeldhalle“, machte er deutlich. Er betonte, dass
wicklungen. Das ist eines der Ergebnisse einer Unter-       diese Entwicklung Chancen für Vereine im ländlichen
suchung dreier hessischer Landkreise, die Dr. Julia         Raum eröffnet. Viele Vereine hätten dies auch erkannt
Tunn vom Institut für Kooperative Planung und Sport-        und würden ihre Fitness- und Gesundheitssportkurse in
entwicklung (ikps) vorstellte. Bestätigt wurde dies         Dorfgemeinschaftshäusern, Bürgerhäusern oder auch
auch von Jens Prüller, Geschäftsbereichsleiter Sportin-     Gaststätten anbieten.                                     OBEN
frastruktur des Landessportbundes Hessen: „Es gibt                                                                    Klassische
nicht den typischen ländlichen Raum, Wachstum und           Gemeinsame Sportplätze als Alternative                    Fußballplätze gibt es
Schwund liegen oft dicht beieinander“, sagte er.                                                                      viele auf dem Land.
                                                                                                                      Viele bleiben aber
                                                            Bei den klassischen Sportstätten, vor allem den Fuß-
                                                                                                                      ungenutzt, denn die
Die Landschaft wird zum Sportraum                           ballplätzen, sehen sich Vereine und Gemeinden mit an-     Bedürfnisse der
                                                            deren Herausforderungen konfrontiert. „Die Quantität      Menschen haben sich
Hinzu kommt, dass sich das Sportverständnis und vor         ist groß, die Qualität sehr unterschiedlich“, beschrieb   geändert.
allem die Sportpraxis der Menschen auch im ländlichen       Matthias Schäfer die Situation im Landkreis Waldeck-      Foto: Pixabay
Raum gewandelt hat. Fast die Hälfte aller Sporttrei-        Frankenberg. Vor allem in den Monaten November bis
benden im Landkreis Waldeck-Frankenberg geht bei-           März gebe es Probleme wegen fehlender Flutlichtanla-
spielsweise ihrer Leidenschaft unorganisiert und in der     gen oder unbenutzbarer Plätze. Deshalb sehen viele
Landschaft nach, erläuterte Matthias Schäfer vom            Kommunen Kunstrasenplätze als Alternative. Ange-
Fachdienst Sport- und Jugendarbeit des Landkreises.         sichts der Kosten planen sie jedoch immer mehr ge-
„Feld, Wald und Wiese, davon haben wir reichlich, da        meinschaftlich genutzte Kunstrasenanlagen.
geht es uns besser als den Städten“, nannte er einen
wichtigen Unterschied.                                      Das dies für Vereine durchaus eine Herausforderung
                                                            darstellt, verdeutlichte Andreas Kattenberg, Vorsitzen-
Schäfer betonte, dass für eine sinnvolle Planung die        der des SV Philippseck Fauerbach. Der Butzbacher
Bedürfnisse aller Sporttreibenden berücksichtigt wer-       Stadtteilverein nutzt mit seinen 15 Fußballteams einen
den müssten. Das dürfe aber nicht heißen, klassische        in der Stadt neu angelegten Kunstrasenplatz mit. Das
Sportanlagen künftig nur zu zentralisieren. „Hallen         bedeutet im Winter und bei schlechtem Wetter, dass
und Sportplätze müssen in der Fläche da sein“, sagte        auf der eigenen Anlage mit Vereinsheim und Rasen-
er, am besten seien natürlich Lösungen, die sowohl die      platz kein Betrieb herrscht und dadurch auch das Ver-
Bedürfnisse des Wettkampf-, als auch die des Freizeit-      einsleben leidet.
sports kombinieren.
                                                            Gleichzeitig sei man aber dem Druck, auch dem vieler
Bevölkerung: älter, aktiver, weniger                        Eltern, ausgesetzt, optimale Sportbedingungen zu bie-
                                                            ten, sagte Kattenberg. Entkommen könnten Vereine
Und diese sind vielfältig. „Die Menschen werden älter,      diesem Dilemma nur, wenn sie kooperieren und gleich-
gleichzeitig sind sie hoch aktiv“, sagte Jens Prüller und   zeitig Angebote an ihre Mitglieder machen, die diese
nannte den Gesundheits- und Präventionssport als            sowohl sportlich als auch mit Blick auf das Gemein-
Wachstumsfelder im Sport. Dies seien Angebote, die          schaftsgefühl attraktiv finden.
auch im ländlichen Raum künftig vermehrt nachgefragt                                               Markus Wimmer

SIH 2 4 / 05.12.2020
12                                                                                                                 TITELTHEMA „SPORTINFRA“

                 Wandel auf allen Ebenen
           Klimaveränderungen erschweren Wettkämpfe / Umweltschutz und Sportstättenplanung gehören zusammen

     K
            lima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit und der
            resourcenschonende Umgang mit dem Raum wa-
            ren Themen, die in nahezu jedem Fachforum der
            8. sportinfra zur Sprache kamen. Und tatsäch-
     lich, eine Erkenntnis, die alle Teilnehmer/innen am
     Ende mitnahmen, war, dass Sportstättenplanung nicht
     unabhängig von diesen Fragen möglich ist. Im Forum
     Naturschutz und Klimaanpassung im Sport wurde dies
     am deutlichsten, denn dort wurden Aspekte vorgestellt
     und diskutiert, die eindrucksvoll belegten, wie eng
     Sport und Umweltschutz miteinander verbunden sind.

     Diese Verknüpfung zeigt sich sowohl im ländlichen
     Raum als auch im Ballungsgebiet und den Städten. Im-
     mer mehr Menschen begreifen die Landschaft und den
     öffentlichen Raum als Sport- und Bewegungsfläche. Im
     ländlichen Raum werden Felder und Wälder für sportli-
     che Aktivitäten wie Wandern, Walken, Mountainbiken         Nicht nur die Temperaturen werden steigen, auch Nie-
     oder Joggen genutzt. Hinzu kommen Hundeausführer/          derschläge werden in Hessen künftig anders fallen als
     innen, Jäger/innen und nicht zuletzt die Forst- und        bisher, das prognostizieren alle Modellrechnungen.
     Landwirtschaft, mit denen sich der Sport den Raum          Mehr Regentage im Winter bei gleichzeitig weniger           OBEN
     ebenfalls teilen muss. In den Städten werden Parks,        Frost, Wassermangel und Waldbrandgefahr im Som-             Landschaft als
     Flußufer und Freiflächen zu Sportanlagen. Verstärkt        mer. Hinzu kommen Starkregen und Stürme.                    Sportanlage: In den
     wurde dieser Trend im laufenden Jahr noch durch die                                                                    hessischen Wäldern
                                                                                                                            wird viel Sport
     Corona-Einschränkungen, die Sport nur im Freien            Wie gravierend diese Auswirkungen sind, zeige sich
                                                                                                                            getrieben. Manchmal
     erlauben.                                                  jetzt schon angesichts der immensen Waldschäden             wird es dort richtig
                                                                durch Trockenheit und Borkenkäfer. Neben dem Win-           eng.
     Bedürfnisse in Einklang bringen                            ter- und Wassersport, wo die Auswirkungen offensicht-       Foto: Pixabay
                                                                lich sind, werde insbesondere der Sport in der Land-
     Um diesen Entwicklungen sinnvoll zu begegnen, bedarf       schaft von diesen Änderungen massiv betroffen sein,
     es einer gemeinschaftlichen Planung, bei der die Be-       führte Kreß aus.
     dürfnisse aller Beteiligten in Einklang gebracht werden
     müssen, verdeutlichte Martin Küthe vom Hessischen          Tropennächte bedrohen den Sport
     Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft
     und Verbraucherschutz am Beispiel des Waldes als Be-       Dass letztlich alle Sportarten betroffen sind, zeigt sich
     wegungsraum. Ein Beispiel, wie eine solche Planung         beim Blick auf die erwartete Temperaturveränderung.
     aussehen kann, lieferte Heinz-Jürgen Schmoll vom           So wird sich die Zahl der heißen Tage (mit 30 Grad Cel-
     Forstamt Wettenberg. Er beschrieb, wie durch intelli-      sius) und tropischen Nächte (20 Grad Celsius) massiv
     gente Wegeführung am Dünsberg, einem Ausflugsziel          erhöhen. Am Beispiel Wiesbaden zeigte Kreß, wie gra-
     mit keltischen Ringwällen als Bodendenkmal, die An-        vierend diese Änderungen vor allem im urbanen Raum
     forderungen von Archäologie, Sport und Erholungssu-        sein werden. Während die durchschnittliche Anzahl
     chenden in Einklang gebracht wurden.                       von heißen Tagen zwischen 1971 und 2000 bei 3,5 lag,
                                                                erhöht sich dieser Wert für den Prognosezeitraum 2031
     Mehr Regen und Wassermangel                                bis 2060 auf 14,1 und die Innenstadt wird dann mit
                                                                über 35 heißen Tagen im Jahr konfrontiert werden.
     Wie sehr sich der Klimawandel auf den Sport auswirken
     könnte, wurde beim Referat von Dr. Aljoscha Kreß vom       „Sportveranstaltungen wie der Ironman oder Mara-
     Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessi-           thonrennen werden bei solchen Temperaturen nur
     schen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geo-         noch schwer planbar sein“, kommentierte Kreß diese
     logie deutlich. Er stellte am Beispiel verschiedener Mo-   Prognose. Auch Breitensport und Trainingsbetrieb
     dellrechnungen die künftige Klimaentwicklung in            würden darunter leiden, denn die wenigsten Sportstät-
     Hessen und ihre Auswirkungen auf den Sport dar. Da-        ten seien klimatisiert und könnten den künftigen An-
     bei nahm er Wiesbaden in den Blick und verdeutlichte,      forderungen gerecht werden. Sportstättenplanung
     wie stark sich der Klimawandel auf den Sportbetrieb        müsse diese Faktoren unbedingt berücksichtigen.
     vor Ort auswirken wird.                                                                          Markus Wimmer

                                                                                                                             SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
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