THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz

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THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
NR. 11 | NOVEMBER 2017        84. Jahrgang | Erscheint monatlich | CHF 7.– | www.svit.ch

THOMAS KOBE
ÜBER STOCKWERKEIGENTUM

IMMOBILIENPOLITIK. Ortsüblicher Mietzins – Kampf gegen Bedeutungslosigkeit...................... 10
IMMOBILIENWIRTSCHAFT. Transaktionsmarkt – Luft im System.................................................................. 18
BAU & HAUS. Elbphilharmonie Hamburg – Klang als pures Erlebnis......................................................... 40
THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
EDITORIAL           AUF EIN WORT

TRANSPARENZ                                                              Wir bürgen für Sie!
IST GUT, VERNUNFT
IST BESSER

                                  ANDREAS
                                  INGOLD
                                  «Die Verschärfung
                                  des Geldwäscherei­
                                  gesetzes wäre ein
                                  unreflektierter
                                  Kniefall vor den
                                  internationalen
                                  Häschern.»
                                                                           Einfach vermieten mit
                                                                             100 % Sicherheit
  «Mit Koffern voller Geld auf Einkaufstour am
Immobilienmarkt» – so berichteten unsere öffent-
lich-rechtlichen Sender , finanziert mit unseren
Zwangsabgaben, Ende Oktober über die angebliche
Geldwäscherei am Immobilienmarkt. Der Zuhörer
konnte sich angesichts der einseitigen Kolportage
des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei
Maklern, Notaren und Rechtsanwälten um eine
 Bande von Helfershelfern des organisierten Verbre-
chens und von ausländischen Potentaten handeln
muss. «Voilà! Wir haben es schon immer gewusst.»
                                                                      Spürbare Entlastung beim
Die sogenannte Studie ist voller tendenziöser
Behauptungen und dient allein dem Zweck, politi-                        Verwaltungsaufwand
schen Forderungen in einem internationalen Kessel-
treiben zum Durchbruch zu verhelfen. Schon
mehrfach ist die Schweiz eingeknickt. Damit wir uns
recht verstehen: Ich bin ein Befürworter von Trans-
parenz und verurteile Geldwäscherei und Korrup-
tion vorbehaltlos. Die kollektive Verurteilung eines
gesamten Wirtschaftssektors ist aber unerhört,
zumal keine Fakten vorgebracht werden, die den
Vorwurf belegen könnten.

Für unseren Berufsverband gilt seit Längerem:
keine Annahme von Bargeld und keine Vermittlung
von Immobiliengeschäften mit Bargeldtransaktio-                             Einfache Abwicklung
nen. Mit dem Transfer über ein Schweizer Finanzin-
stitut ist der Geldwäschereibekämpfung Genüge                                  im Schadenfall
getan. Alles andere wäre doppelspurig, kostentrei-
bend und schlichtweg unvernünftig. Aber seien wir
gewappnet: Die Saat von Transparency International
wird im Parlament aufgehen. Wir werden auf jeden
                                                                  Kostenlose Hotline:  0800 100 201
Fall dagegenhalten.

Am Rande sei bemerkt, dass die Studie der Organi-
sation durch einen namhaften Schweizer Immobi-
lieninvestor finanziell unterstützt wurde. Da reibt
man sich verwundert die Augen.
                                                                                              Ein Unternehmen der Aduno Gruppe
                                                                                              www.adunokaution.ch
Andreas Ingold

2   |   immobilia November 2017                        Ins2016_AdunoKaution_85x259mm.indd 5                                14.10.16 14:56
THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
IMMOBILIA                                                                                             INHALT NR. 11 NOVEMBER 2017
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                NR. 11 | NOVEMBER 2017        84. Jahrgang | Erscheint monatlich | CHF 7.– | www.svit.ch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                THOMAS KOBE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ÜBER STOCKWERKEIGENTUM

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                IMMOBILIENPOLITIK. Ortsüblicher Mietzins – Kampf gegen Bedeutungslosigkeit ..................... 10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                IMMOBILIENWIRTSCHAFT. Transaktionsmarkt – Luft im System ................................................................. 18
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                BAU & HAUS. Elbphilharmonie Hamburg – Klang als pures Erlebnis ........................................................ 40
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Thomas Kobe, Bauökonom und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Architekt (Foto: Urs Bigler)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               FOKUS                                                                                                                                                           BAU & HAUS
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               04	«SANIERUNGSSTAU IM STOCKWERKEIGENTUM»                                                                                                                       40		 KLANG ALS PURES ERLEBNIS
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Thomas Kobe erklärt, wie er den Sanierungs-                                                                                                                         Im grossen Saal der Elbphilharmonie spielen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  stau beim Stockwerkeigentum mithilfe eines                                                                                                                          Raumgeometrie, Materialien und Oberflächen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  neuen Finanzierungsmodells lösen will.                                                                                                                              struktur auf harmonische Weise zusammen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               42	 RECYCLING BEI GEBÄUDELABELN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               IMMOBILIENPOLITIK                                                                                                                                                      Das neue Bürogebäude der Ikea AG wird
     ZITIERT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          mit den Gebäudelabeln BREEAM, SNBS
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               10		 KAMPF GEGEN BEDEUTUNGSLOSIGKEIT
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Der Nachweis der Orts- und Quartierüblichkeit                                                                                                                   und Minergie zertifiziert.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      des Anfangsmietzinses misslingt oft, weil das                                                                                                            44		 DIE ÄSTHETIK DES REPETITIVEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Gericht unrealistische Anforderungen hat.                                                                                                                       Der über 40 Meter hohe Hauptsitz der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               11	 KURZMELDUNGEN                                                                                                                                                    Diakonie Bethanien beeindruckt mit 500 auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      die Sichtbetonfassade aufgesetzten Fenstern.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               IMMOBILIENWIRTSCHAFT                                                                                                                                            47		 VERBINDUNG AUF HOHEM NIVEAU
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               12		 «LANDLORDS» ALS KUNDEN                                                                                                                                          Auf dem Pilatus Kulm ist ein architektonisches
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Bewirtschaftung von Stockwerkeigentum ist                                                                                                                   Bijou entstanden: die neue Panoramagalerie.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      im Umbruch. Hinzu kommt, dass viele Punkte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      im Gesetz nur unzureichend geregelt sind.                                                                                                                IMMOBILIENBERUF
       Der Kanton Zürich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               15	«ZUERST FINANZIERUNG SICHERN»                                                                                                                               50		 BILDERBUCHKULISSE ENGADIN
  ist am Ende eines Zy-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Tony Ronchi, Vorstandsmitglied der FK STWE,                                                                                                                     Der Swiss Real Estate Campus 2017 widmete
  klus. Wir rechnen im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      formuliert Lösungsansätze, wie man Sanierun-                                                                                                                    sich den Topthemen Mietrecht und Stockwerk-
  nächsten Jahr mit ei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      gen von Stockwerkeigentum finanzieren kann.                                                                                                                     eigentum.
  nem Preisrückgang um
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               16	DIE KRUX DER BESCHLUSSFASSUNG                                                                                                                               52		 FIT FÜR STOCKWERKEIGENTUM
  0,5%.»
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Der Verwalter ist für die Einberufung der                                                                                                                       Die Fachkammer Stockwerkeigentum organi-
                  PETER MEIER                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Stockwerkeigentümerversammlung zuständig.                                                                                                                       sierte 2017 vier Workshops, verteilt in den
                  Leiter Analytics Immobi­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Doch wann liegt eine Beschlussfähigkeit vor?                                                                                                                    Regionen Zürich, Basel und St. Gallen.
                  lien bei der Zürcher Kan­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    18	LUFT IM SYSTEM                                                                                                                                              53		 IMMOBILIENTREUHÄNDER: BESTANDENER HÄRTETEST
                  tonalbank, über den
                  Wohneigentums-Markt im                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Die Rendite von Liegenschaften ist nur teilweise                                                                                                                Erstmals seit der überarbeiteten Prüfungsord-
                  Kanton Zürich (Quelle:                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              von der Ertragsentwicklung beeinflusst. Wichti-                                                                                                                 nung 2012 nahmen zwei Tessiner teil.
                  Cash-Online, 12.10.17).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ger ist die Entwicklung der Verzinsungen.                                                                                                                54		 AGGRESSIVE MIETER – WAS TUN?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               20	PRAXISTAUGLICHE LÖSUNG                                                                                                                                             Manchmal entstehen Konflikte zwischen Mie-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Sicherstellung der Sanierungskosten                                                                                                                         tern und Bewirtschaftern. Mit der richtigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      von STWE-Gemeinschaften ist anspruchsvoll.                                                                                                                      Vorbereitung lassen sich Übergriffe vermeiden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ein Werterhaltungsplan soll Abhilfe schaffen.                                                                                                            56		 KURSE DER SVIT-MITGLIEDERORGANISATIONEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               23	DER MONAT IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT                                                                                                                       58		 SEMINARE UND TAGUNGEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               IMMOBILIENRECHT                                                                                                                                                 VERBAND
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               28		 WENN NICHT GEZAHLT WIRD                                                                                                                                  62		 ZEHN ERFOLGREICHE JAHRE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Das Inkasso stellt den Verwalter vor eine                                                                                                                       Vor zehn Jahren wurde die FM-Kammer des
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Vielzahl von Rechtsfragen. Der vorliegende                                                                                                                      SVIT gegründet. Ein Rückblick der Vorstands-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Beitrag fasst diese kurz zusammen.                                                                                                                              mitglieder Andreas Meister und Peter Gallmann.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               66		 WICHTIGER LEITFADEN ZUR PRAXIS
                                                                                                                                                                                                                     NR. 11 |
                                                                                                                                                                                                                              NOVEMBER

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               32		 DIE TALSOHLE IST DURCHSCHRITTEN
                                                                                                                                                                                                                                                                2015
                                                                                                                                                                                                                                                                                  82. Jahrgang
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           | Erscheint
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         monatlich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          | CHF 6.–
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    | www.svit.ch

                                                                        6.– | www.svit.ch
                                                                  | CHF
                                                      monatlich
                                        | Erscheint
                         83. Jahrgang
                  2016
       | JANUAR
NR. 01

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Eigentumswohnungen werden in der Schweiz                                                                                                                        Der Herbstanlass der Fachkammer Stockwerk­
                                                                                       NR. 10 | OKTOBER
                                                                                                        2015             82. Jahrgang |
                                                                                                                                        Erscheint monatlich                                                                                                                                                                                                                                                                                     | www.svit.ch
                                                                                                                                                            | CHF 6.– | www.svit.ch                                                                                                                                                                                                                                                   | CHF 6.–
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     monatlich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       | Erscheint
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         82. Jahrgang
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       2015
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            DEZEMBER
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   NR. 12 |

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      weniger nachgefragt. Dies geht aus der                                                                                                                          eigentum bot einen idealen Rahmen zum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Online Home Market Analysis (OHMA) hervor.                                                                                                                      Er­fahrungsaustausch.
                                                                                                                                                                            AMELIE-T
                                                                                                                                                                                LANGZEI
                                                                                                                                                                                                                    TSTRATE                                                        HERES MA
                                                                                                                                                                                                                                                   GIEN FÜR
                                                                                                                                                                                                                                                                                           YER
                                                                                                                                                                                                                                                                                        DAS STOCKWE

                                                                                                                     M                                                                                                                                                                                                      RKEIGEN

                                                                         WILHEL
                                                                                                                                                                 IMMOBILIE
                                                                                                                                                                                                   NPOLITIK.                                                                                                                                                 TUM – SEITE
                                                                                                                                                                IMMOBILIE                                                         Wahlausgan                                                                                                                                                                04
                                                                                                                                                                                                                       g weckt

                         SASCHA
                                                                                                                                                                                                NWIRTSCHA                      Erwartunge
                                                                                                        04                                                     IMMOBILIE                                   FT. Logistik-                  n ..............................
                                                                                             SEITE                                                                                              NRECHT.                  und Industrieim
                                                                                   MENT,                                                                                                           14   Handlungsb                       mobilien
                                                                                                                                                                                                                                                                           ..............................

                                                                  IM INVEST                                                                                                                                                                                 edarf im                                      .........................
                                                                                                                                                                                  .....................                                                                                                                       als Anlagealter                                                              10

                                                                                                                                                                                                                       STEFAN
                                          VITÄT                                                                                                                                                                                                                                       Stockwerke

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               70		 SVIT AARGAU: AUS ALT MACH NEU
                                                                                                                                     Druck .........................                                           28                                                                                             igentum                                                   native ..............
                                    KREATI                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 34
                                                                                                  nsen erhöhen
                                                                                                                                                                                         ...................
                          ÜBER                                                                                                                               .........................
                                                                                                                                                                                                                 34
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            ..............................

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               34		 INTERNATIONALE NACHFOLGEPLANUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ..............................
                                                                                    t – Negativzi

                                                                                                                                                                                                                      ZANETTI
                                                                                                                                 .........................                                    ...............                                                                                                                                                                                 ..........   42
                                                                       Investmen                     .........................                                    .........................

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ZIMMERLI
                                              CHAFT.                    .........................
                                                                                                  aftung
                                                                                                         .........................
                                    IENWIRTS               ch erneuern
                            IMMOBIL
                                         Richtig
                                                 energetis            in der Bewirtsch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       JOËLLE
                                   HAUS.                   luktuation                                                                                                                                    SOZIALE NETZWERKE
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                                     IENBERU                                                                                                                                                                       – SEITE 04                                                                                                                                                                                                              SEITE 04
                             IMMOBIL                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 T 2016 –                                                                                                                                                                            10
                                                           IMMOBILIENPOLITIK.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  GSMARK                                                                                                                                                    .............................
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                                                                           IMMOBILIENWIRTSCHA                                                           Schweizer Haushalte                                                                                                                                                                                                                                                                  überholt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ..............................                                             .....................
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                gsziffer ist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 ..............................
                                                                                                           FT. Stephan Jung                                                                                                                                          ............................                                                                                                                                                                                     achfrage                                                                      66
                                                                                                                                                      zur Zukunft des                                                                                                                                 12                                                                                                             Leerwohnun
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                                                                                                                                                                                                               .............................................................
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 NWIRTSCHA                          2015..............................

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               75		 FK STWE: NEUES AUS DER FACHKAMMER
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      56                                                                                                              Estate Campus
                                                                                                                                                                                                                                                                               ....................
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                IMMOBILIE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Swiss Real

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Das Bundesgericht befasste sich mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 VERBAND.

                   Bestellung                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         einer Grundstückübertragung zwischen                                                                                                                     76		 GOOD MORNING FM: FRÜHZEITIGER EINBEZUG DES FM
                   Jahresabonnement                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ausländischen Geschwistern.                                                                                                                              77		 ERFA SEK/SVIT: SNBS – EIN FLEXIBLES LABEL
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               37		 STOCKWERKEIGENTUM AB PLAN
                   12 Ausgaben:                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                MARKTPLATZ
                   nur CHF 68.00                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Beim Kauf von Stockwerkeigentum ab Plan
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      sind spezielle Risiken zu beachten. Dazu gehört                                                                                                          59	STELLENMARKT
                   E-Druck AG                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         die oft ungenügende Sachgewährleistung.                                                                                                                  78	MARKTPLATZ & PRODUKTE-NEWS
                   Simone Feurer                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               82	BEZUGSQUELLENREGISTER
                   simone.feurer@edruck.ch                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     85		 ADRESSEN & TERMINE
                   Tel. 071 246 41 41
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               86	ZUGUTERLETZT / IMPRESSUM

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            immobilia November 2017   |   3
THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
FOKUS          STOCKWERKEIGENTUM

4   |   immobilia November 2017
THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
«Sanierungs-
                                       DIETMAR KNOPF*   

                                       – Sie arbeiten als Bauökonom und
                                       Teamleiter bei der b+p Baurealisation

 stau im Stock-
                                       AG. Was umfasst Ihr Aufgaben­
                                       bereich?
                                       – Thomas Kobe: Ich bin als Teamleiter für
                                       die Gesamtleitung und das Kostenmanage-

werkeigentum»
                                       ment von mittleren bis grossen Bauvorha-
                                       ben verantwortlich.
                                       – Oft scheitert die Sanierung von

                26
                                       Stockwerkeigentum daran, dass die
                                       Einlagen in den Erneuerungsfonds
                                       zu niedrig sind. Warum ist es so
       Thomas Kobe, Architekt und      schwierig, die Einzahlungssummen
                                       pro Eigentümer zu erhöhen?
     Bauökonom, lancierte mit drei     – Das ist nicht zuletzt deshalb schwie-
    Immobilienfachleuten das Pro-      rig, weil weder der Erneuerungsfonds
                                       noch sein Deckungsgrad gesetzlich vor-
    jekt «Sanfin.Solutions». Im Ge-    geschrieben sind. Es gibt zwar Emp-
                                       fehlungen über den Deckungsgrad vom
   spräch mit der Immobilia erklärt    Hauseigentümerverband, die von circa
     er, wie sie den Sanierungsstau    0,5% der Gebäudeversicherungssum-
                                       me ausgehen. Doch dieser Betrag reicht
     beim Stockwerkeigentum mit-       nach unserer Meinung für grössere
         hilfe eines neuen Finanzie-   Sanierungen nicht aus. Deshalb empfeh-
                                       len wir Beträge von rund einem Prozent
         rungsmodells lösen wollen.    einzuzahlen, und dies nicht erst ange-
                                       sichts eines sich abzeichnenden Sanie-
                                       rungsstaus, sondern regelmässig.
                                       – In einem Artikel sagen Sie: «Betrof-
                                       fen sind nicht nur Objekte, die seit
                                       Einführung des Stockwerkeigentums

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                                                            immobilia November 2017   |   5
THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
FOKUS           STOCKWERKEIGENTUM

  Die Zwangsgemeinschaft der
Wohnungseigentümer wird bei
unserem Modell aufgelöst.»
                                                                                                                                       1

    BIOGRAPHIE
    THOMAS KOBE
    (*1976) Studium der Archi-
    tektur an Hochschulen in
    Deutschland und Venedig.
    Siebenjährige Tätigkeit in
    einem mittelgrossen Archi-
    tekturbüro. 2011 Wechsel
    ins Baumanagement zu
    b+p Baurealisation AG, Wei-
    terbildung zum Bauökono-
    men, Masterstudiengang
    in Real Estate Management
    HWZ und Mitbegründer von
    Sanfin.Solutions.

neu gebaut wurden, sondern auch be-                  rund 20% der Lebenszykluskosten eines         (die Sonderrechtsbereiche) den Schubla-
stehende Mietliegenschaften, die in                  Gebäudes ausmachen.                           den. Bei dieser Betrachtung gibt es ei-
Stockwerkeigentum überführt wur-                     – Im Rahmen Ihrer Masterthesis, die           ne klare Grenze zwischen den gemein-
den». Gerade bei neueren Umwand-                     Sie zum Abschluss Ihres Masterstudi-          schaftlichen und privaten Bereichen einer
lungen gäbe es doch die Möglichkeit,                 ums Real Estate Management an der             Liegenschaft. Dürr entwickelte dieses
die Höhe des Erneuerungsfonds für zu-                Hochschule für Wirtschaft Zürich ge-          Konzept mit Unterstützung des Bundes-
künftige Sanierungen zu definieren.                  schrieben haben, entwickelten Sie ein         amtes für Wohnungswesen. Das Ziel war
– In der Tat sind das häufig die Liegen-             neues Sanierungs- und Finanzierungs-          Eigentumsförderung dadurch, dass sich
schaften, älter als das Institut des Stock-          modell für Stockwerkeigentum.                 auch Menschen mit weniger Eigenkapital
werkeigentums selbst, welche vor überfälli-          Welchen Ansatz verfolgen Sie?                 Stockwerkeigentum leisten können. Das
gen Erneuerungszyklen stehen. Meist sind             – Unser Ansatz ist das sogenannte «Pro-       Ganze funktioniert auch bei bestehen-
sie vor der Umwandlung nur minimal sa-               perty-Light-Modell», auch «Kommoden-          den Stockwerkeigentümergemeinschaf-
niert worden. Und was den Erneuerungs-               Schubladen-Modell» genannt, das der           ten mit Sanierungsstau und finanziellen
fonds betrifft, die Vorsorge für Sanierung           Jurist Prof. David Dürr für Neugründun-       Schwierigkeiten.
und Erneuerung liegt nicht im Interesse der          gen in den 1990-er Jahren entwickelt hat-     – Nach Abschluss des Masterstudiums
Verkäufer von Stockwerkeigentum. Hier                te. Darin vergleicht Dürr das Stockwerk-      lancierten Sie mit dem Bauingenieur
gilt häufig noch der Grundsatz: Nach mir             eigentum mit einer Kommode, bei dem           Silvan Schmid, dem Rechtsprofessor
die Sintflut. Und den Käufern ist das im             die gemeinschaftlichen Teile der Lie-         David Dürr sowie dem Betriebsöko-
Kaufprozess zu wenig bewusst. Wer reali-             genschaft dem Kommoden-Gestell ent-           nomen und Studiengangleiter Claudio
siert schon, dass die Erstellungskosten nur          sprechen und die einzelnen Wohnungen          Müller das Projekt «Sanfin.Solutions».
                                                                                                   Was waren Ihre Motive?
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                                                                                                   gen Lösung des Sanierungs- und des Finan-
                                                                                                   zierungsproblems – «Sanfin» eben – entwi-
         Mehr Licht!                                                                               ckelte sich schrittweise. Nach der Abgabe
                                                                                                   unserer Masterarbeit spürten wir eine gros-
         Jetzt aktuell: Büroleuchten-Aktion                                                        se Resonanz in der Immobilienwirtschaft.
                                                                                                   Viele Branchenvertreter ermutigten uns,
     AZ Immobilia_allegra_900_20x124_210917.indd 1                                19.10.17 16:02
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THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
das Thema weiter voranzutreiben und vor       Rechte und Pflichten definiert sind. Doch    den «Kommoden»-Eigentümer hinzu. Die-
allem in konkrete Objekte umzusetzen. Und     diese Schnittstellen muss man in Verträgen   se besteht aus der Verzinsung des einge-
in unserer personellen Zusammensetzung        und Reglementen sauber regeln.               brachten Kapitals, die – vergleichbar mit
haben wir bei diesem komplexen Thema                                                        einem Baurechtszins – an den jeweiligen
die baulichen, rechtlichen und finanziellen     Es entsteht eine Win-                       Immobilien- und Kapitalmarkt angepasst
Herausforderungen im Griff.                   win-Situation für Woh-                        wird. Je nach Höhe dieses Zinses kann auf
– Das «Kommodenmodell» sieht vor,             nungseigentümer und In-                       die Eigentümer eine monatliche Mehrbe-
dass ein Investor für die allgemeinen                                                       lastung von vielleicht 500 CHF zukom-
Teile (Kommode) verantwortlich ist und        vestor. Der Werterhalt des                    men. Davon zu unterscheiden sind die
die Bewohner jeweils für ihre Wohnun-         Gebäudes wird langfristig                     Kosten für die aufgestaute Instandset-
gen (Schubladen). Dafür wollen Sie ei-        gelöst.»                                      zung, die Anlass zum Übergang zum San-
nen finanzkräftigen Partner mit ins                                                         fin-Modell sind; sie werden quasi als Ein-
Boot holen, welcher die oft überfälligen                                                    trittsgeld vom Kommoden-Partner, dem
Instandsetzungsarbeiten übernimmt.                                                          Investor, übernommen.
Als Gegenleistung für seinen Kapi-                                                          – Wenn die Eigentümer neben der Ein-
taleinsatz erhält er einen Wertanteil an      – Nach Ihrem Modell würde der Inves-         lage in den Erneuerungsfonds noch
der Liegenschaft. Dies würde bedeuten,        tor von den Wohnungseigentümern              den Benutzungszins zahlen müssen,
dass der Investor beispielsweise gestal-      einen­Benutzungszins bekommen. Von           erhöht das ihre finanzielle Belastung.
terische Entscheide über die Köpfe der        welcher Grössenordnung sprechen              Was denken die Eigentümer über Ihr
Eigentümer hinweg fällt. Sind die Kon-        Sie, und wie hoch ist die Rendite?           Modell?
flikte nicht vorprogrammiert?                 – Der Eigentümer zahlt den obligatori-       – Unser Modell berührt neben finanziel-
– Der Einwand kommt nicht überraschend,       schen Hypothekarzins samt Amortisation       len, rechtlichen auch Aspekte der Grup-
doch stellt sich das Problem beim konven-     für seine «Schublade» weiter, die nun aber   pendynamik. Wenn es um Wohnungen
tionellen Stockwerkeigentum noch stär-        kleiner und deshalb mit einer geringeren     geht, die Eigentümer selber nutzen, fal-
ker. Dort ist man oft der Willkür einer       Hypothek belastet ist. Dazu kommen Be-       len ihre Entscheidungen oft emotional
Mehrheit ausgeliefert, während man beim       triebs- und Nebenkosten, die nach einer      aus. Unser Modell vermeidet aber die im
«Kommoden»-Eigentümer immerhin einen          energetischen Sanierung sinken werden.       normalen Stockwerkeigentum häufig an-
Vertragspartner gegenüber hat, dessen         Neu kommt eine laufende Abgeltung an         zutreffenden Interessenkonflikte inner-

                                                                                                            immobilia November 2017   |   7
THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
FOKUS          STOCKWERKEIGENTUM

   Wir wollen Stockwerk-
eigentümer und Investoren
zusammenbringen.»

halb der Gruppe, was die Problemlösun-       auch der Fall, wenn einzelne Eigen­           – Sie deuten an, dass die juristische
gen erleichtern kann. Aber ich gebe zu,      tümer ihre Wohnungen vernach­                 Umsetzung des Modells schwierig sei.
dass uns viele Eigentümer zunächst mit       lässigen? Darauf hätten die Investoren        Welche Probleme meinen Sie?
einer Portion Skepsis begegnen. Am En-       keinen Einfluss.                              – Bei unserem Modell sind die Investoren
de wird jedoch eine vielleicht langjährige   – Das könnte schon sein, mindert aber we-     im Grundbuch nebst den Wohnungseigen-
blockierte Situation gelöst. Die allgemei-   der den Wert der anderen Wohnungen            tümern ebenfalls als Eigentümer eingetra-
nen Teile der Liegenschaft werden ohne       noch der gemeinschaftlichen Teile der         gen, wie vorhin erwähnt als Gegenwert und
Kapitaleinsatz der Stockwerkeigentümer       Liegenschaft. Lediglich der Wert der ein-     Sicherheit für ihren Kapitaleinsatz. Dies ist
saniert. Der Wert der Liegenschaft steigt    zelnen vernachlässigten Wohnung wird          im konventionellen Stockwerkeigentums-
und wird nachhaltig gesichert. Für die       minimiert. Dafür ist jeder Wohnungs­          recht des ZGB so nicht vorgesehen, wes-
Wohnungseigentümer und den Investor          eigentümer selber verantwortlich.             halb wir entsprechende Ersatzstrukturen
entsteht eine Win-win-Situation.             – Während der Recherche las ich, dass         entwickeln mussten. Zudem sind in ei-
– Angenommen ein Eigentümer ver-             Sie Ihr «Kommodenmodell» bis jetzt            nem Nutzungsreglement die gegenseiti-
kauft seine Wohnung. Müsste der              noch nicht anwenden konnten. Warum            gen Rechte und Pflichten in einer neuarti-
Nachfolger die Zinspflicht gegenüber         zögern die Investoren?                        gen Weise zu definieren, nämlich, dass die
dem Investor übernehmen?                     – Nicht die Investoren zögern, sondern die    Stockwerkeigentümer für ihre Wohnungen
– Ja, grundsätzlich übernimmt der neue       Wohnungseigentümer. Wir haben zahlrei-        zuständig sind und die Investoren für die
Wohnungseigentümer die Konditionen           che Gespräche mit Verwaltungen, Inves-        gemeinschaftlichen Teile der Liegenschaft.
des jeweils gültigen Vertrags. Theoretisch   toren und Banken geführt. Viele würden        Und abgesehen von einer gewissen Kom-
denkbar wäre auch eine Änderung des          uns Kapital für unser Modell zur Verfü-       plexität dieser Struktur als solcher, braucht
Wertquoten-Verhältnisses zwischen dem        gung stellen. Vor allem institutionelle In-   es für deren juristische Bewerkstelligung
einzelnen Wohnungskäufer und dem Inves-      vestoren, wie beispielsweise Pensionskas-     jeweils die Einstimmigkeit aller Stockwerk-
tor, so dass die entsprechende Zinspflicht   sen oder Versicherungen, könnten sich         eigentümer. 
entsprechend erhöht oder reduziert wer-      damit zukünftig einen neuen Anlagemarkt
den könnte.                                  erschliessen, bei dem das Leerstandsrisiko                DIETMAR KNOPF
                                                                                                       Der diplomierte Architekt ist Redaktor der
– Sie argumentieren, wenn die allge-         praktisch nicht existent wäre. Unsere He-                 Zeitschrift Immobilia.
meinen Gebäudeteile von professio-           rausforderung ist, geeignete Stockwerk­
neller Hand saniert würden, bliebe der       eigentümergemeinschaften zu finden, die
Liegenschaftswert erhalten. Wäre­dies        bereit sind, ein Pilotprojekt zu starten.

8   |   immobilia November 2017
THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
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THOMAS KOBE ÜBER STOCKWERKEIGENTUM - SVIT Schweiz
IMMOBILIENPOLITIK                    MIETRECHT

10
Kampf gegen Bedeutungslosigkeit
Der Nachweis der Orts- und Quartierüblichkeit des Anfangsmietzinses misslingt vor Gericht
praktisch ausnahmslos, weil das Bundesgericht die Anforderungen unrealistisch hochge-
schraubt hat. Nun soll der Gesetzgeber seinem ursprünglichen Willen Nachdruck verleihen.

IVO CATHOMEN*                                      und Gerichtsverhandlungen als Parteigut-      richtes erweisen sich allerdings nicht als
GERICHTSURTEILE FERN DES GESETZGEBERWIL-            achten eingesetzt werden können. Dass         einschlägig.» Beim SVIT war man sich früh
LENS. Vermieter, die in der Schlichtungs-           hier die Immobilienwirtschaft ihren Ver-      bewusst, dass die Dienstleistung der Ver-
oder Gerichtsverhandlung den Nachweis               mietern Unterstützung bietet, ist auch dem    gleichsexpertise eine wichtige und sinnvol-
der Orts- und Quartierüblichkeit des An-            Mieterverband nicht verborgen geblieben.      le Dienstleistung an die Mitglieder ist und
fangsmietzinses erbringen wollen, kämp-                 Der Vordenker des Mieterverban-           diese den Behörden und Richtern aufzeigt,
fen einen praktisch aussichtslosen Kampf.           des, Niklaus Scherr, wetterte bereits im      dass solche Ergebnisse wichtige Erkennt-
Ein nun veröffentlichtes Gutachten* von             «Mieten+Wohnen»: «Unter dem Deck-             nisse bei der Entscheidungsfindung liefern
Mietrechtsexperte Dr. Beat Rohrer im Auf-           mantel der Wissenschaftlichkeit wollen        und den Aufwand massiv verringern. Aber
trag des SVIT Schweiz zeigt auf, wie das            die Grossen des schweizerischen Immo-         es durfte nicht dabei bleiben.
Bundesgericht mit seiner eigenwilligen              biliengeschäfts ihre Preispolitik als Norm
Auslegung des Gesetzes eine Hierarchie              auf dem Mietwohnungsmarkt durchset-           POLITISCHE VORSTÖSSE. Nun kommt auf po-
geschaffen und die Anforderungen an den             zen. Ein klassischer Fall von Kartellpoli-
                                                                                      litischer Ebene Bewegung in die Sache –
Nachweis die Orts- und Quartierüblichkeit           tik. Vielleicht sollte da die Wettbewerbs-
                                                                                      auch dank der Initiative und des unbeirr-
hochgeschraubt hat.                                 kommission des Bundes einmal genauer
                                                                                      ten Lobbyierens des SVIT Schweiz, der
    Das Gutachten legt in einer Auslegeord-                                                                 das Thema auf sei-
nung dar, dass der Gesetzgeber im Bereich       Der SVIT Schweiz hat das Thema Orts- ne politische Agen-
der Mietzinsgestaltung den Missbrauchs-                                                                     da gesetzt hat. Hans
begriff auf zwei Pfeiler stützen wollte –
                                           und Quartierüblichkeit im vergangenen                            Egloff hat in der
einen,­der sich an der Kostensituation ori-Jahr auf seine Agenda gesetzt und den                            Herbstsession     ei-
entiert und einen zweiten, gleichrangigen, Vorstoss massgeblich unterstützt.                                ne parlamentarische
der im weitesten Sinn Bezug nahm auf den                                                                    Initiative unter dem
Markt. Der Gesetzgeber hat es indessen                                                                      Titel     «Beweisba-
versäumt, das Kostenkriterium des ange-                                                                     re Kriterien für die
messenen Ertrages und das gegenseitige                                                                      Orts- und Quartier-
Verhältnis der einzelnen Missbrauchskrite-                                                                  üblichkeit der Mie-
rien zu präzisieren. Das Bundesgericht hat hinschauen.» Scherr blendet geflissent- ten schaffen» eingereicht. Immobilia be-
die ihm delegierte Aufgabe sehr weit inter-lich aus, dass es sich beim Nachweis der richtete darüber in der Oktober-Nummer.
pretiert, «mit Sicherheit aber nicht auf der
                                           Orts- und Quartierüblichkeit um ein vom Hans Egloff und seine Mitinitianten wol-
Basis des erkennbaren gesetzgeberischen    Gesetzgeber vorgesehenes Instrument bei len damit erreichen, dass der Gesetzge-
Willens», erläutert Beat Rohrer. Er kommt  der Missbrauchsüberprüfung handelt. Das ber das Heft wieder in die Hand nimmt und
zum Schluss, dass das oberste Gericht mit  ist ihm aber angesichts der Bedeutungs- die Anforderungen an den Nachweis der
übertrieben hohen Anforderungen an die     losigkeit des Instruments nicht zu verden- Orts- und Quartierüblichkeit konkretisiert.
Vergleichbarkeit von Mietobjekten und an   ken. Hier haben den Mietern wohlgeson-          Hans Egloff begründet seinen Vorstoss
die Substantiierung bzw. den Nachweis      nene linke Richter ganze Arbeit geleistet. damit, dass die Gerichte derart hohe An-
der einzelnen Vergleichskriterien die Orts-    Beat Rohrer schreibt dazu in seinem forderungen an die Detaillierung der Ver-
oder Quartierüblichkeit faktisch aus dem   Gutachten: «Es ist im Prozessrecht durch- gleichskriterien stellen, dass der Beweis
Gesetz eliminiert hat.                     aus vorgesehen, dass von einer Prozesspar- mit vernünftigem Aufwand nicht erbracht
                                           tei Expertisen eingereicht werden können. werden kann. Die Datenbeschaffung frem-
GUTACHTEN DES SVIT. Das Swiss Real Estate­ In der mieterfreundlichen Literatur wird der Mietobjekte sei ebenso unmöglich wie
Institute der Hochschule für Wirtschaft jedoch die Auffassung vertreten, eine Ex- der Prüfungsaufwand für die Gerichte und
HWZ bietet darum seit diesem Jahr für pertise als Beweismittel zum Nachweis der Schlichtungsbehörden unverhältnismäs-
SVIT-Mitglieder auf Vergleichsobjekten orts- oder quartierüblichen Mietzinse sei sig. Um die gesetzlich vorgesehene Mess-
und detailliertem Kriterienkatalog basie- generell nicht zulässig. Die entsprechen- latte für die Prüfung der Zulässigkeit bzw.
rende Expertisen an, die in Schlichtungs- den Verweise auf Urteile des Bundesge- Missbräuchlichkeit der Mieten wieder

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10   |    immobilia November 2017
KURZMELDUNGEN

        praktikabel zu machen, seien die Kriterien                      SCHWEIZ                           KEINE FORMULARE
        für den Vergleich im Gesetz entsprechend                                                          FÜR STAFFELMIET-
        festzulegen.                                                    WENIGER SCHLICH-                  VERTRÄGE
            Der parlamentarische Vorstoss verlei-                       TUNGSFÄLLE                        Die Rechtskommission des
        tete den «Tages-Anzeiger» Anfang Okto-                          Die paritätischen Schlich-        Nationalrats hat ohne Gegen-
        ber zu der rechtshistorisch wenig fundier-                      tungsbehörden in Miet- und        stimme beschlossen, der par-
        ten Schlagzeile «Hauseigentümer greifen                         Pachtangelegenheiten haben        lamentarischen Initiative von
        Rechte der Mieter an». Geht man auf die                         12 861 Schlichtungsverfah-        Nationalrat Karl Vogler (CVP
        Entstehungsgeschichte der betreffenden                          ren im 1. Halbjahr 2017 einge­    OW) «Keine unnötigen Formu-
        Artikel im Obligationenrecht zurück, zeigt                      leitet. Im Vergleich zum          lare bei gestaffelten Mietzins-
        sich, dass der nun lancierte Vorstoss dem                       2. Halbjahr 2016 ist dies ein     erhöhungen» Folge zu geben.
        Willen des Gesetzgebers entsprochen hat.                        Rückgang um 71 Neueingän-
            Mit der Initiative soll somit das Gesetz                    ge, im Vergleich zum 1. Halb-
        konkretisiert und praktikabel gemacht wer-                      jahr 2016 (13 820) gar ein sol-   FAKSIMILE-
        den, aber Widerstand ist ihr gewiss. Mie-                       cher von über 1000 Fällen. Im     UNTERSCHRIFT
        tervertreter werden alles unternehmen,                          1. Semester 2017 sind 12 967      MIT WIDERSTAND
        den Marktvergleich als Kriterium für die                        Fälle erledigt worden, 6163       Weniger klar war die Rechts-
        Missbräuchlichkeit aus der Gerichtspraxis                       waren Mitte 2017 noch pen-        kommission des Nationalrats
        fernzuhalten. Sie haben bereits vorsorglich                     dent. Die häufigsten erledigten   in Sachen parlamentarischer
        ein Referendum angekündigt.                                     Fälle bezogen sich auf Forde-     Initiative Olivier Feller (FDP
            Mietervertreter wehren sich vehement                        rungen auf Zahlung (2128 Fäl-     VD) «Mietvertragsrecht. Auf
        gegen eine Aufwertung des einzigen ver-                         le), ordentliche Vertragskün-     mechanischem Wege nachge-
        bleibenden Elements in der Mietgesetzge-                        digung (1839) und Mängel an       bildete Unterschriften für zu-
        bung, das einen gewissen Bezug auf den                          der Mietsache (840).              lässig erklären». Die Kommis-
        Markt nimmt. Die Absicht ist klar: Solan-                                                         sion gab dem Vorstoss mit 17
        ge die Anforderungen an den Nachweis                                                              zu 6 Stimmen Folge.
        hochgehalten werden können, gilt am                             AHV-NUMMER
        Markt faktisch die Kostenmiete bei Neu-                         AUF DEM GRUND-
        vermietungen.                                                  BUCHAMT                           HAFTUNGSREGELN IN
                                                                        Die nationalrätliche Rechts-      DER WARTESCHLAUFE
        * Beat Rohrer: «Orts- und Quartierüblichkeit», SVIT Schweiz     kommission (RK-N) hat sich        Ohne Gegenstimme beantragt
        (Hrsg.), Oktober 2017, kostenlos abzurufen unter: www.svit.ch
        > Publikationen > Studien/Gutachten                             im Rahmen der Vorlage zur         die nationalrätliche Rechts-
                                                                        Modernisierung des Grund-         kommission der grossen Kam-
         INHALT DER PARLAMENTARISCHEN INITIATIVE                        buchs mit 15 zu 10 Stimmen        mer, die Frist zur Ausarbei-
         Konkret fordert Hans Egloff, dass Artikel 269a OR durch ei-    für die Verwendung der AHV-       tung eines Erlassentwurfs im
         nen neuen Absatz wie folgt zu ergänzen ist:                    Nummer im Grundbuch aus-          Sinne der parlamentarischen
         – Massgeblich für die Ermittlung der orts- und quartier-       gesprochen. Strittig war ins-     Initiative Petra Gössi (FDP SZ)
           üblichen Mietzinse sind die Mietzinse für Wohn- und Ge-
           schäftsräume, die nach Lage, Grösse, Ausstattung, Zu-        besondere die Frage, ob die       «Für verbindliche Haftungs-
           stand und Bauperiode mit der Mietsache vergleichbar          verschiedenen Grundbuchäm-        regeln beim Kauf neuer Woh-
           sind.
                                                                        ter die AHV-Nummer als Per-       nungen» bis zur Wintersessi-
         – Hinsichtlich der Bauperiode von Mietobjekten sind solche
           in vor 1930 erstellten Gebäuden vergleichbar; solche in
                                                                        sonenidentifikator verwenden      on 2019 zu verlängern.
           nach 1930 erstellten Gebäuden sind mit Gebäuden, die 20      dürfen, wie dies der Bundes-
           Jahre früher oder später erstellt wurden, vergleichbar.      rat in seiner Botschaft vorge-
         – Zustand und Ausstattung sind mit drei Kategorien (ein-       schlagen hatte, oder ob der       UMNUTZUNG
           fach, gut, sehr gut) zu bewerten. Der Richter gleicht mit
           Bezug auf einzelne Merkmale fehlende Eigenschaften           Bund einen sektoriellen Per-      VON STÄLLEN
           nach seinem Ermessen durch die Berücksichtigung ande-        sonenidentifikator schaffen       Die Raumplanungskommissi-
           rer, zusätzlicher oder höherwertiger Eigenschaften aus.      sollte, wie dies der Ständerat    on des Nationalrates will, dass
         – Genügend differenzierte amtliche oder branchenetablier-      gefordert hatte. In Kenntnis      gewisse nicht mehr benötig-
           te Statistiken sind zum Nachweis zuzulassen.
                                                                        eines neuen Gutachtens ent-       te Ställe und Scheunen mass-
         – Der Nachweis der Orts- und Quartierüblichkeit des Miet-
           zinses kann mittels drei zum Vergleich tauglichen Objek-     schied sich die RK-N nun für      voll umgebaut werden kön-
           ten erbracht werden.                                         die Freigabe der Verwendung       nen. Sie heisst die allgemeine
                                                                        der AHV-Nummer durch die          Stossrichtung der Motion ih-
                         *IVO CATHOMEN                                  Grundbuchämter. Eine Min-         rer Schwesterkommission gut,
                         Dr. oec. HSG, ist leitender Redaktor
                         der Zeitschrift Immobilia.                     derheit der Kommission ge-        die verlangt, dass die Kantone
                                                                        wichtet jedoch die Vorteile ei-   solche Umnutzungen zulassen
                                                                        nes sektoriellen Identifikators   können, sofern dies in ihrer
                                                                        nach wie vor höher.               Planung vorgesehen ist.

                                                                                                               immobilia November 2017   |   11
IMMOBILIENWIRTSCHAFT                  STOCKWERKEIGENTUM

«Landlords» als Kunden                                                                                                                    21
Die Bewirtschaftung von Stockwerkeigentum ist im Umbruch: Viele Punkte sind im Gesetz
nur unzureichend geregelt. Hinzu kommen drängende Fragen, ob das Geld für eine Sanierung
reicht und wie man Mehrheiten für eine bauliche Erneuerung gewinnt.

Mein Garten oder dein Garten? – Stockwerkeigentümer sind keineswegs Alleineigentümer, sondern Miteigentümer einer Liegenschaft (Bilder: fotolia).

JÜRG ZULLIGER*                                    Architekt hat im Auftrag der Stockwerk-             rade umgekehrt eine Maximalvariante mit
DISKUSSIONEN OHNE LÖSUNG. Das Mehrfa-              eigentümer erste Abklärungen getroffen              Sanierung und eigener Photovoltaik-An-
milienhaus, von dem hier die Rede ist,             und grobe Kostenschätzungen unterbrei-              lage auf dem Dach an.
stammt aus den frühen 1970er-Jahren. Es            tet. Doch die Diskussionen in der Gemein-
ist ein typischer Bau aus der Hochkon-             schaft der Miteigentümer erweisen sich              DROHT STOCKWERKEIGENTUM ZU «VERLOT-
junktur – damals ein überdurchschnittli-           als schwierig: Die einen wollen die an-             TERN»? Die Bestimmungen zum Stock-
cher Standard, heute sanierungsbedürf-             stehenden baulichen Sanierungen lieber    werkeigentum sind 1965 ins ZGB auf-
tig. An der Fassade sind überall Risse                                                                            genommen worden.
sichtbar, die Holzfenster sind längst ab-              Problematisch sind diejenigen                              Es versteht sich von
gewittert. Das Dach und die Leitungen                                                                             selbst, dass nach
müssten dringend erneuert werden. Auch
                                                   Stockwerkeigentümer, die sich                                  über 50 Jahren lau-
die Gebäudehülle und die Fenster dürften           gegenüber dem Bewirtschafter                                   fend weitere Ge-
nicht mehr dem Stand der Technik ent-              analog wie Mieter verhalten.»                                  bäude in eine Phase
sprechen. Gut möglich, dass im Zug von             WOLFGANG STIEBELLEHNER, LIVIT AG                               grösserer Sanierun-
Sanierungen höhere Anforderungen an                                                                               gen kommen. Zahl-
die Dämmung umzusetzen wären.                                                                                     reiche Medienarti-
    Ein Experte der Gebäudeversiche-                                                                              kel erwecken den
rung ist auch schon vorstellig geworden:                                                                          Eindruck, dass es
Für allfällige Schäden an den veralteten                                                                          fast überall an den
Wasserrohren will die Versicherung nicht           noch auf die lange Bank schieben. Die an- Fassaden von Stockwerkeigentümer-
mehr haften, wenn die Leitungen nicht in-          deren, angeführt von einem neu eingezo- gemeinschaften bröckelt. Stockwerk-
nert nützlicher Frist ersetzt werden. Ein          genen Stockwerkeigentümer, streben ge- eigentümer würden «in einen Hammer
                                                                                             laufen», titelte der «Tages-Anzeiger».
                                                                                             Zitiert wurden Expertenmeinungen: In
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                                                                                             erungsfonds nicht reichen, um die Sa-
                                                                                             nierungen an die Hand zu nehmen. Doch

                    www.visualisierung.ch                                                    wie ernst ist es wirklich?
                                                                                                 Thomas Oberle, Jurist beim Haus­
                                                                                             eigentümerverband Schweiz (HEV),
                                                                                             sieht es weniger dramatisch: «Von einem­

12   |   immobilia November 2017
ZIELKONFLIKTE VORPROGRAMMIERT. Für die      werkeigentümer und Kunden zugleich
                                         zuständigen Bewirtschafter ist es im-        die Auftraggeber der Verwaltung sind.
                                         mer wieder eine Gratwanderung, wel-
                                         che Prioritäten sie setzen wollen. Einer-    GESETZESREFORM NÖTIG? Solch praktische
                                         seits sind sie den Auftraggebern, eben       Fragen hatte der Gesetzgeber im Jahr
                                         der Gemeinschaft der Stockwerkeigen-         1965 wohl kaum im Blick – im Gegenteil.
                                         tümer, verpflichtet. Andererseits ist es     Die gesetzlichen Bestimmungen sind
                                         elementarer Teil ihres Mandats, den          quasi am Schreibtisch formuliert und
                                         Wert der Gebäude zu erhalten und in          entworfen worden. Als Ideal hatte man
                                         den branchenüblichen Zyklen kleinere         damals die Umnutzung bestehender
                                         oder grössere Sanierungen vorzusehen.        Liegenschaften zu Stockwerkeigentum
                                             Wolfgang Stiebellehner, Leiter Be-       vor Augen. Spätere Gesamtsanierungen
                                         wirtschaftung bei der Livit AG, sagt dazu:   oder gar die Frage von Ersatzneubau wa-
                                         «Problematisch sind diejenigen Stock-        ren damals schlicht kein Thema. Auch
                                         werkeigentümer, die sich gegenüber           die komplexen Abläufe bei einem Kauf
                                         dem Bewirtschafter analog wie Mieter         ab Plan hatten die Gesetzgeber damals
                                         verhalten.» Wenn dann auch noch das          nicht im Blick, sondern gingen von der
                                         Geld eher knapp ist, erweist sich die        Begründung von Stockwerkeigentum
                                         langfristige Werterhaltung des Gebäu-        in schon bestehenden Gebäuden aus.
                                         des als knifflige Aufgabe. Immer häu-        «Sämtliche Fachpersonen, die praktisch
                                         figer kommt es anscheinend vor, dass         und alltäglich mit Stockwerkeigentum zu
                                         bei Sanierungsplanungen Stockwerk­           tun haben, sehen einen Reformbedarf»,
                                         eigentümer auf eigene Initiative Offerten    betont Tony Ronchi.
                                         einholen und Kostenvergleiche anstel-            Als weiteres triftiges Argument nennt
                                         len. «Offenbar will man mit einer Vielzahl   er die teils sehr hohen Anforderungen für
                                         von Offerten die Tatsache verdrängen,        einstimmige Beschlüsse. Die allfällige
Sanierungsstau, wie er oft herbeigere- dass Investitionen und Unterhaltsarbei-        Verlängerung eines Baurechtsvertrags
det wird, sind wir weit entfernt.» Na- ten ihren Preis haben», warnt Wolfgang         setzt zum Beispiel diese Einstimmigkeit
türlich könne es wegen Streitfällen zu Stiebellehner.                                 voraus. In grösseren Stockwerkeigentü-
Verzögerungen kommen. «Das passiert          Ein weites Themenfeld, das die Ver-      mergemeinschaften wird es aber kaum
aber meines Wissens nicht allzu häu- waltungen ebenfalls stark fordert, sind          möglich sein, dieses Quorum in einer
fig», so Oberle.                         all die Schnittstellen im Bereich der Son-   Abstimmung zu erreichen. Viele Exper-
    Auch Tony Ronchi von der Basler dernutzungsrechte. In der Praxis sind             ten sehen im Übrigen Handlungsbedarf
trimag Treuhand-Immobilien AG re- gewisse Garten- und Kellerabteile, Dach-            beim Erneuerungsfonds. «Dieser Fonds
lativiert solche Presseberichte: «Es ist terrassen, Parkplätze oder weitere Aus-      müsste gesetzlich für obligatorisch er-
eine Minderheit von Stockwerkeigen- senräume einzelnen Stockwerkeigen-                klärt werden», so Ronchi. Auch eine
tümergemeinschaften, die tatsächlich tümer zur Benutzung zugewiesen. Wie              gewisse Mindesteinlage müsste nach
akute Probleme mit dem Unterhaltszu- diese ausschliesslichen Benützungs-              seiner Meinung vorgegeben werden.
stand ihrer Liegenschaften haben.» Da rechte auszulegen sind, wirft allerdings        Faustregeln, wie etwa jährlich 0,2 bis
sich aber der Alterungsprozess der Ge- viele Fragen auf. Was, wenn zum Bei-           0,5% des Gebäudeversicherungswer-
bäude fortsetze, könnte künftig die Zahl spiel ein Stockwerkeigentümer «seinen»       tes, würden meist bei Weitem nicht aus-
der Problemfälle zunehmen (siehe nach- Gartenanteil eines Tages komplett um-          reichen. Ob allerdings griffigere gesetz-
folgendes Interview). Dominik Romang,­ pflanzt? Oder wenn er ein grosses Tram-        liche Regeln politisch mehrheitsfähig
Rechtsanwalt und Präsident des Schwei- polin aufstellt und auf unbestimmte Zeit       sind, ist derzeit völlig offen. Jedenfalls
zer Stockwerkeigentümerverbandes, stehen lässt? Juristisch gesehen wäre               ist in Fachkreisen über allzu konkrete
hält dazu fest: «Die Einschätzungen, die Verwaltung gehalten, über die Ein-           Anstrengungen für eine Gesetzesreform
dass dringend nötige Sanierungen im haltung des Reglements der Stockwerk-             derzeit nichts bekannt. Die Abklärungen
Stockwerkeigentum oft blockiert sind, eigentümergemeinschaft zu wachen. In            dazu seien noch «im Gang», sagt dazu ei-
werden oft aufgebauscht.» Romang diesem grundlegenden Dokument sind                   ne Sprecherin des Bundesamtes für Jus-
räumt aber ein, dass die Sanierungen unter anderen die Stimmrechte und eben           tiz in Bern.
frühzeitig und gründlich geplant wer- auch die Benutzung von Gärten, Tiefga-
den müssen. «Dabei spielen die von den ragen und Abstellplätzen geregelt. So                     *JÜRG ZULLIGER
                                                                                                 Der Autor, lic. phil. I, ist Fachjournalist und
Stockwerkeigentümern eingesetzten kommen die Verwalterinnen und Ver-                             Buchautor mit dem Themenschwerpunkt
Verwaltungen eine zentrale Rolle», sagt walter nicht darum herum, den einzel-                    Immobilien und Immobilienwirtschaft.
er. Diese müssten professionell agieren nen Eigentümern ihre Grenzen aufzu-
und die entsprechenden Planungen an zeigen. Das ist in der Praxis oft nicht
die Hand nehmen.                         einfach, weil ja die betreffenden Stock-

                                                                                                         immobilia November 2017            |      13
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IMMOBILIENWIRTSCHAFT                STOCKWERKEIGENTUM

«Zuerst Finanzierung sichern»
Viele Gebäude im Stockwerkeigentum sind in die Jahre gekommen. Mit den anstehenden
Sanierungen steigen die Anforderungen an die Bewirtschafter. Das Vorstandsmitglied der
Fachkammer Stockwerkeigentum Tony Ronchi formuliert Lösungsansätze.

JÜRG ZULLIGER   

– Herr Ronchi, immer mehr Gebäude
im Stockwerkeigentum kommen in
eine­Erneuerungsphase. Muss sich
eine­Verwaltung heute zusätzlich zum
normalen Verwaltungsmandat auch
um Zustandserfassung und Erneue-
rung des Gebäudes kümmern?
– Tony Ronchi: Ich will nicht ausschliessen,       BIOGRAPHIE
dass einzelne Verwaltungen ihr Mandat
                                                   TONY RONCHI
quasi als «Vollservice» interpretieren und
auch Erneuerungsplanungen etc. da­         rin     ist eidg. dipl. Immobi­
                                                   lientreuhänder sowie
miteinschliessen. Nach meiner Meinung              MAS Real Estate Ma­
sind aber solche komplexen Zusatzaufga-            nagement und VR-Prä­
ben im üblichen Verwaltungsmandat nicht            sident der trimag Treu­
inbegriffen. Ich würde empfehlen, dass             hand-Immobilien AG.
der Verwalter einen solchen Planungs­              Tony Ronchi­ist auch
                                                   Vorstandsmitglied der
auftrag separat vereinbart. Im Rahmen              Fachkammer Stock­
der Bewirtschaftung gibt es aber gewisse           werkeigentum beim
Schnittstellen. So ist es Aufgabe des Ver-         SVIT.
walters, den Zustand des Gebäudes lau-
fend im Auge zu haben und in die Zukunft
zu blicken – wie gross ist der Unterhalts-       – Die grossen Verwaltungen setzen          Vermittlung von Immobilien suchen vie-
aufwand? Wann könnten welche Massnah-            heute vermehrt auf Digitalisierung und     le Leute im Immobilienbereich ein neues
men fällig werden? Die Verwaltung sollte         Effizienzsteigerung – ein gangbarer        Auskommen, auch im Bereich der Bewirt-
die Stockwerkeigentümergemeinschaft da-          Weg auch für Stockwerkeigentum?            schaftung. Manchmal sind dies Leute ohne
rüber informieren.­                              – Die Skalenerträge, die mit grösseren     Vorkenntnisse, es braucht ja im Immobi­
– Was sind die grössten                          Mandaten von Mietwohnungen, insbe-         lienbereich keine Zulassung. Um Manda-
Hindernisse in der Praxis?                       sondere mit institutionellen Investoren    te zu akquirieren, gehen sie mit sehr tiefen
– Oft geht vergessen, dass parallel zur nor-                                                                Angeboten in den Markt.
malen Alterung von Gebäuden auch ein Al-             Nach meiner Erfahrung ist es                           – Stellen Sie in der Praxis
terungsprozess der Bewohnerschaft läuft.         entscheidend, dass der Erneuerungs- eine ausgeprägte An-
Wenn eines Tages grössere Eingriffe am           fonds frühzeitig und ausreichend                           spruchshaltung der
Gebäude anstehen, sind viele Stockwerk­          geäufnet wird.»                                            Stockwerkeigentümer
eigentümer beruflich bereits im Ruhe-                                                                       fest – quasi immer mehr
stand. Finanziell gibt es für sie oft gar kei-                                                              Leistung für gleich viel
nen Spielraum, eine Renovation über eine                                                                    Honorar?
Aufstockung der Hypothek zu finanzie-            möglich sind, dürfte es beim Stockwerk- – Viele Leute hätten am liebsten einen
ren. Die finanzielle Tragbarkeit ist nach        eigentum kaum geben. Die Anforderun- Mercedes­zum Preis eines VW-Käfers. Was
der Pensionierung oft nicht ausgewiesen.         gen und auch die Voraussetzungen bei die Anspruchshaltung und die Erwartung
So erweist sich in der Praxis die Finanzie-      den einzelnen Stockwerkeigentümer- betrifft, gefällt mir der englische Begriff des
rung als das grösste Hindernis. Der Erneu-       gemeinschaften sind dazu viel zu unter- «Landlords». Stockwerkeigentümer haben
erungsfonds ist oft zu wenig dotiert. Viele      schiedlich. Ich nehme an, dass sich vor ein gewisses Selbstverständnis als Eigentü-
Leute denken, sie würden dann die nötigen        allem kleinere Unternehmen auf Stock- mer, und sie wollen auch mitwirken. Für die
Mittel für eine grössere Sanierung bereit-       werkeigentum spezialisieren werden.        Verwaltung ist dies eben ein ganz anderer
stellen, wenn es so weit ist. Nach meiner        – Sind die Verwaltungshonorare in der Kontext als bei Mietliegenschaften, wo man
Erfahrung ist es daher entscheidend, dass        Praxis unter Druck?                        nur einen Ansprechpartner hat. In grösse-
der Erneuerungsfonds frühzeitig und aus-         – Das Verwaltungsmandat und das Honorar ren Stockwerkeigentümergemeinschaften­
reichend geäufnet wird.                          werden normalerweise zum Zeitpunkt des ­­  sitzen einem eben Dutzende oder noch
– Welche Fehler sollte man bei                   Vertragsabschlusses vereinbart. Sofern die mehr Miteigentümer als Ansprechpartner
diesen Planungen vermeiden?                      Stockwerkeigentümer mit der Verwaltung gegenüber. Das sehe ich aber als spannen-
– Nach meiner Erfahrung sind Sanierungen         zufrieden sind, kommen sie später kaum de Herausforderung und quasi als Königs-
oft erst dann mehrheitsfähig, wenn auch          wieder auf das Honorar zurück. Die Leis- disziplin in der Verwaltung! Der Verwalter
die Finanzierung gesichert ist. Der Verwal-      tung und folglich die Zufriedenheit müs- muss mit diesen Besonderheiten der Ent-
ter sollte daher vor dem Start einer konkre-     sen stimmen. Was der Branche aber etwas scheidungsfindung im Stockwerkeigentum
ten Planung für bauliche Erneuerungsar-          Sorge bereitet, sind die vermehrt auftre- umgehen können. Dazu braucht es auch ei-
beiten die Finanzierung sicherstellen.           tenden Quereinsteiger. Ähnlich wie in der ne gute Portion Fingerspitzengefühl. 

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IMMOBILIENWIRTSCHAFT                  BESCHLUSSFASSUNG IM STOCKWERKEIGENTUM

Die Krux der Beschlussfassung
Der Verwalter nimmt eine Rolle wahr, die mit einer grossen Verantwortung verbunden ist.
Diese Verantwortung äussert sich namentlich bei der Beschlussfassung anlässlich der Zusam-
menkunft der Stockwerkeigentümer, worauf nachfolgend näher einzugehen ist.

Nebst der Beschlussfähigkeit der Stockwerkeigentümerversammlung muss für das Fassen eines positiven Beschlusses zusätzlich das jeweils verlangte
Stimmquorum erreicht werden (Bild: 123rf.com).

STEFANIE HAUSMANN*                                DIE BESCHLUSSFÄHIGKEIT. Damit überhaupt            Beschlussfähigkeit nur noch auf die per-
DIE EINBERUFUNG DER STOCKWERKEIGENTÜ-              gültig Beschluss gefasst werden kann, ist          sönliche Voraussetzung abgestellt; erfor-
MERVERSAMMLUNG. Der Verwalter ist für              die Beschlussfähigkeit der Stockwerk­              derlich ist die Anwesenheit eines Drittels
die Einberufung der Stockwerkeigentü-              eigentümerversammlung vorausgesetzt.               der Stockwerkeigentümer, resp.­deren
merversammlung zuständig (Art. 712n                Die Versammlung ist nach Gesetz be-                Vertreter. Auf die sachbezogene Voraus-
Abs. 1 ZGB). Das Sachenrecht äussert               schlussfähig, wenn die Hälfte der Stock-           setzung – Vertretung der Hälfte der Wert-
sich nicht über die Form, die Frist und den        werkeigentümer, die zugleich die Hälfte            quoten – wird vollends verzichtet.­
genauen Inhalt der Einberufung, eben-              der Wertquoten halten, anwesend oder                   Werden Beschlüsse trotz Beschlussun-
so wenig enthält das Vereinsrecht ein-             gehörig vertreten sind (Art. 712p ZGB).            fähigkeit gefasst, sind sie im Zweifelsfall
gehende Ausführungen zur Einberufung               Abweichende Regelungen im Reglement                anfechtbar. Bei einer schwerwiegenden
der Stockwerk­eigentümerversammlung.               sind zulässig. Bei Nichterreichen der Be-          Verletzung der Beschlussfähigkeit (z. B.
Die Details hat der Verwalter der Ge-              schlussfähigkeit können keine gültigen Be-         bei massiver und böswilliger Unterschrei-
meinschaftsordnung, in der Regel dem               schlüsse gefasst werden. Der vorsitzende           tung des Quorums) kann es sich also um
Reglement, zu entnehmen.­                          Verwalter muss somit bei Eröffnung der             einen nichtigen Beschluss handeln.­
    Eine mangelhafte Einberufung ent-              Versammlung und bei jeder folgenden Ab-
faltet indes eine negative Wirkung auf             stimmung prüfen, ob die Beschlussfähig-            DIE STIMMQUOREN. Nebst der Beschluss-
die gefassten Beschlüsse; die Beschlüs-            keit gegeben ist. Insbesondere bei gros-           fähigkeit der Stockwerkeigentümerver-
se können ungültig oder nichtig sein.              sen Stockwerkeigentümergemeinschafen               sammlung muss für das Fassen eines po-
Formell mangelhaft ist die Einberufung             ist die Überprüfung der Beschlussfähigkeit         sitiven Beschlusses zusätzlich das jeweils
insbesondere, wenn die Frist zur Ein-              für den Verwalter kein einfaches Unterfan-         verlangte Stimmquorum erreicht werden.
berufung nicht eingehalten oder die                gen und ohne Führung einer detaillierten           Das heisst für den Verwalter dreierlei:
Einberufung nicht allen Stockwerkei-               Präsenzliste (mit Verzeichnis der Stimm-
gentümern zugestellt wird. Die Einberu-            kraft der einzelnen Teilnehmer) kaum zu            FESTLEGUNG DES STIMMQUORUMS. Der Ver-
fung kann aber auch inhaltlich mangel-             bewerkstelligen.                                   walter hat unter Berücksichtigung des
haft sein; so etwa, wenn die Traktanden                 Ist die Beschlussfähigkeit nicht (mehr)       Gesetzes und des Reglements das erfor-
nicht oder nicht vollständig aufgeführt            erreicht, hat der vorsitzende Verwalter ei-        derliche Stimmquorum (einfaches Mehr,
sind oder die Einberufung die geforder-            ne zweite Versammlung einzuberufen (Art.           qualifiziertes Mehr oder Einstimmigkeit)
ten Beilagen nicht enthält.                        712p Abs. 2 ZGB). Von da an wird für die           festzulegen. Die Festlegung des Stimm-

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quorums gestaltet sich in der Praxis teil-       STIMMRECHTSAUSSCHLUSS. Letztlich       hat   tig festzulegen und über das Stimmrecht
weise schwierig. Dennoch ist es Sache des        der Verwalter im Rahmen der Beschluss-       resp. einen Stimmrechtsausschluss zu
Verwalters, das richtige Stimmquorum fest-       fassung, über einen gesetzlich oder reg-     befinden. Ansonsten läuft er auch hier
zulegen und vor der Versammlung bzw. der         lementarisch vorgesehenen Stimmrechts-       Gefahr für einen ungültigen oder gar
Abstimmung den Stockwerk­eigentümern             ausschluss zu befinden (z. B. bei einer      nichtigen Beschlusses. Vom Verwalter
(v. a. in komplexen Fällen) seine Entschei-      Ausschlussklage nach Art. 649b ZGB),         werden somit weitreichende juristische
dung nachvollziehbar zu begründen.               resp. zu entscheiden, ob er als Vorsitzen-   (und ebenso bautechnische) Kenntnisse
                                                 der der Stockwerkeigentümerversamm-          erwartet. Kann er sich damit nicht aus-
STIMMRECHT. Aufgrund        des Verweises        lung einem Stockwerkeigentümer, der          weisen, hat er mit der Anfechtung der
in Art. 712m Abs. 2 ZGB richten sich             von einer Abstimmung betroffen ist, ei-      mangelhaften Beschlüsse mittels Kla-
grundsätzlich der Stimmumfang und                nen Stimmrechtsausschluss auferlegen         ge zu rechnen. Derartige Klagen sind
die Stimmkraft nach Art. 67 Abs. 1 ZGB.          muss (z. B. beim Abschluss eines Werk-       nicht nur kostspielig und aufwendig,
Danach haben im Grundsatz alle Stock-            vertrages für eine Fassadensanierung         sondern gefährden letztlich ein gutes
werkeigentümer das gleiche Stimmrecht.           mit einem Unternehmer, der gleichzeitig      Nachbarverhältnis unter den Stockwerk­
Jeder verfügt über nur eine Stimme; selbst       Stockwerkeigentümer ist). Wird ein Stock-    eigentümern und eine gute und vertrau-
wenn ein Stockwerkeigentümer mehrerer            werkeigentümer von seinem Stimmrecht         enswürdige Zusammenarbeit mit dem
Stockwerkeigentumseinheiten hat. Eine            ausgeschlossen, zieht dies auch eine­Neu-    Verwalter.
im Begründungsakt oder im Reglement              berechnung der Beschlussfähigkeit nach
der Stockwerkeigentümer davon abwei-             sich.                                        Quellen
                                                                                              Wermelinger Amédéo, Kommentar zum schweizerischen
chende Vereinbarung über die Bemes-
                                                                                              Zivilrecht, Teilband IV 1c: Das Stockwerkeigentum,
sung der Stimmkraft ist zulässig.                FAZIT. Die rechtliche und praktische Be-     Art. 712a-712t, Zürich/Basel/Genf 2010;
    In der Praxis trifft bspw. vereinzelt der    deutung sowie die Tragweite der Ein-         Handschin Lukas/Wyttenbach Michael, Der Beschluss der
Bauherr eines Mehrfamilienhauses, das            berufung der Stockwerkeigentümer-            Stockwerkeigentümerversammlung und seine Anfechtung,
er zu Stockwerkeigentum erklärt, eine von        versammlung darf nicht unterschätzt          in: Aebi-Müller Regina E./Pfaffinger Monika/Wermelinger
der gesetzlichen Bestimmung abweichen-           werden. Es liegt in der alleinigen Ver-      Amédéo, Luzerner Tag des Stockwerkeigentums 2011 vom
                                                                                              24. März 2011, Bern 2011, S. 45 ff.
de Regelung, wenn er nicht alle Stock-           antwortung des Verwalters, für eine
werkeigentumseinheiten veräussern will.          mängelfreie Einberufung zu sorgen.
Der Verwalter hat daher im Einzelfall zu         Bei den Vorbereitungshandlungen resp.­                      *STEFANIE HAUSMANN
                                                                                                             Die Autorin ist Juristin sowie Immobilien-
ermitteln, ob die Bemessung des Stimm-           während der Stockwerkeigentümerver-                         bewirtschafterin und arbeitet bei der Baur
rechts effektiv nach Köpfen oder etwa            sammlung ist der Verwalter zudem ver-                       Hürlimann AG, Rechtsanwälte und Notare.
nach Stockwerkeigentumseinheiten oder            pflichtet, laufend die Beschlussfähigkeit
nach Wertquote erfolgt.                          zu kontrollieren, die Stimmquoren rich-

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