Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Blumenwiesen –
 buntblühende Pracht
Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Literaturhinweise und Linksammlung

Beiser, R.: Wildkräuter. Von der Wiese auf den Teller. Trias Verlag, Stuttgart 2017.

Blumenwiesen Alb e. V. (Hrsg.): Blumenwiesen Alb. Bilder, Gedichte, Fotos. Verlag Regionalkultur,
Ubstadt-Weiher 2013.

Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands. Dritte
fortgeschriebene Fassung. Bonn-Bad Godesberg 2017.

Initiative Blumenwiesen-Alb (Hrsg.): Blumenwiesen Alb. Einzigartige Landschaft am Fuß und auf der
Schwäbischen Alb. Reutlingen 2008. [Internet]

Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB, Hrsg.): Qualitätsmerkmal Blumenwiesen-Alb. Arten-
vielfalt als Marktchance für die Landwirtschaft am Fuß und auf der Schwäbischen Alb. Mannheim 2016.
[Internet]

Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und
Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW, Hrsg.): FFH-Mähwiesen. Grundlagen, Bewirtschaftung,
Wiederherstellung. Aulendorf 2015. [Internet]

LIFE+-Projekt „Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales“.
[Internet]

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (Hrsg.):
Artenreiches Grünland. Anleitung zur Einstufung von Flächen für die Förderung im Förderprogramm
für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT). Stuttgart 2015. [Internet]

Müller, Theo: Blumenwiesen. Eine Handreichung für Naturfreunde und Wanderer.
Hrsg.: Schwäbischer Albverein, Stuttgart 2014.

VWW – Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V. [Internet]

Wurft, M.: Mein Wildkräuterbuch. 30 essbare Pflanzen entdecken, sammeln und genießen.
Ulmer Verlag, Stuttgart 2017.

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Inhalt

Was sind Blumenwiesen?                                                                                                                               4
Wie sind die Blumenwiesen entstanden?                                                                                                                6
Wo kommen Blumenwiesen in Baden-Württemberg vor?                                                                                                     8
Was wächst, krabbelt und fliegt auf den Blumenwiesen?                                                                                              10
Warum gehen die Blumenwiesen zurück?                                                                                                               16
Was muss man zur Erhaltung der Blumenwiesen tun?                                                                                                   18
Lassen sich Blumenwiesen wiederherstellen?                                                                                                         20
Wandervorschlag Tauberland                                                                                                                         22
Wandervorschlag Schwäbische Alb                                                                                                                    24
Wandervorschlag Oberschwaben                                                                                                                       26
So schmecken die Blumenwiesen                                                                                                                      28
Der Schwäbische Albverein                                                                                                                          30

Impressum
Idee und Redaktion: Reinhard Wolf, Marbach am Neckar;
Text: Ulrike Kreh, Stuttgart;
Titelseite: Blumenwiese auf der Filsalb bei Bad Überkingen-Unterböhringen (I. Depner),
Kurzschwänziger Bläuling (R. Prosi);
Rückseite: Wiesenbocksbartwiese (I. Depner), Brand-Knabenkraut (U. Kreh), Blumenwiese bei Neuenstein-
Neufels (R. Wolf), Knautien-Sandbiene (W.-D. Riexinger);
Fotos: Archiv Regierungspräsidium Stuttgart (S. 17 unten), Archiv Schwäbischer Heimatbund (S. 16 oben), Archiv
Schwäbischer Albverein (S. 30 unten), I. Depner (S. 4-1, 4-3, 5, 6 oben, 7 unten, 9 mitte, 11-2a, 11-3, 11-5, 13-3, 13-5,
15-4, 21 beide, 28-1−28-5), R. Dürr (S. 2−3, 4-2), E. Klotz (S. 22), U. Kreh (S. 4-4, 6 unten, 9 oben, 9 unten, 11-2, 11-4,
11-6, 11-7, 11-8, 13-7, 13-8, 17 oben, 24, 25, 26, 27, 29), W. Lang (S. 20 oben), J. Meineke (S. 15-1), E. Nickel (S. 23),
R. Prosi (S. 15-2, 15-3), W.-D. Riexinger (S. 16 unten beide), R. Wolf (S. 7 oben, 19 unten, 20 unten, 30 oben),
Wikimedia Commons (übrige)/Lizenzhinweise:
				11-1:                                                  Petr Filippov (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bromus_erectus1.JPG),
Bromus erectus1“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode 13-1: gemeinfrei 13-2: Donkey shot (https://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Trisetum_flavescens_CB003.jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode 13-4: Ivar Leidus (https://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Trifolium_pratense_-_Keila2.jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode 13-6: © El Grafo / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Centaurea_jacea_Bayreuth_2012.jpg), „Centaurea jacea Bayreuth 2012“, https://creativecommons.org/licenses/
by-sa/3.0/legalcode 13-9: Rüdiger at the German language Wikipedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Silene-Dioica_Blütenstand_0086_a.
jpg), „Silene-Dioica Blütenstand 0086 a“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode 15-5: Gilles San Martin from Namur, Belgium
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chorthippus_parallelus_male_(3787828545).jpg), „Chorthippus parallelus male (3787828545)“, https://
creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode 15-6: © Hans Hillewaert (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Episyrphus_balteatus_(De_Haan).
jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode 15-7: IIvar Leidus (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bombus_sylvarum_queen_-_
Echium_vulgare_-_Keila.jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode 15-8: Elke Freese (https://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Philaenusspumarius1.jpg), „Philaenusspumarius1“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode 15-8a: Elke Freese (https://commons.
wikimedia.org/wiki/File:Larve_Philaenus_spumarius.jpg), „Larve Philaenus spumarius“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode 19 oben:
Horse Experts German Horse Industry (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:GHI_German_Horse_Industry_Heufressen.jpg), „GHI German Horse Industry
Heufressen“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode 28-6: Hajotthu at the German language Wikipedia (https://commons.wikimedia.
org/wiki/File:SauerampferPflanze_(Rumex_acetosa).jpg), „SauerampferPflanze (Rumex acetosa)“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode
Layout, Satz und Illustrationen: Wolfgang Lang, Grafenau;
Topografische Karten: Grundlage: Topographische Karte 1:25 000 − © Landesamt für Geoinformation und
Landentwicklung Baden-Württemberg (www.lgl-bw.de), 11.2017, Az.: 2851.3-A/872.
Druck: Druckerei Memminger GmbH, Freiberg a.N., 2. aktualisierte Auflage, 2019.

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Blumenwiesen werden – je nach Standort und Jahreszeit – von unterschiedlichen Wildblumen
bestimmt. Von links nach rechts: Wiesenbocksbartwiese, bunte Wiese mit Margeriten, Salbei
und Wiesen-Pippau, Esparsettenwiese, Klappertopfwiese.

Was sind Blumenwiesen?

Jeder Wanderer kennt bunt blühende Wiesen. Gemeint sind hier nicht die
mit Gülle gedüngten gelben Löwenzahnwiesen, sondern die traditionell
und extensiv genutzten Wiesen und Weiden, ohne übermäßige Düngung,
ohne chemische Spritzmittel und ohne das Nachsäen mit ortsfremden
Gräsersorten. Auf Blumenwiesen wachsen auf einem einzigen Quadratmeter
vierzig bis sechzig verschiedene Kräuter und Gräser, die eine unglaubliche
Vielzahl an Insekten – Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer – anlocken.

Wodurch zeichnen sie sich aus, was macht sie so wertvoll?
Blumenwiesen … sind Zeugnisse einer traditionellen Kulturlandschaft;
                 … bilden eine schöne Kulisse beim Reisen und Wandern;
                 … schaffen Naturerlebnisse;
                 … verbinden wir mit Heimat;
                 … sind bunt und artenreich;
                 … sind Lebensräume für Pflanzen und Tiere;
                 … liefern Heu und Nektar für Insekten;
                 … schützen den Boden und das Grundwasser.

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Blumenwiesen – ein Kunstprodukt?
Natur und Mensch haben die artenreichen Wiesen geschaffen. Die Natur gibt
die Standortbedingungen vor: von feucht bis trocken, von nährstoffarm bis
nährstoffreich, von kalt bis warm, von flach bis steil. Deshalb ist Blumenwiese
nicht gleich Blumenwiese. Ohne den wirtschaftenden Menschen jedoch
gäbe es, außer im Hochgebirge, kaum Wiesen, weil Mitteleuropa von Natur
aus ein Waldland ist. Erst der Mensch hat die Wiesen als Futtergrundlage für
das Vieh angelegt – nicht als Augenweide. Wiesen sind landwirtschaftlich
genutzte Flächen – Wirtschaftsflächen!
Wiesen, ganz besonders die Blumenwiesen, sind aber nicht „einfach so da“.
Sie brauchen eine standortangepasste, naturverträgliche Bewirtschaftung,
um nicht zu verschwinden. Eine zu intensive Nutzung schadet genauso wie
das Brachfallen. Denn werden die Wiesen nicht mehr genutzt, kommen nach
wenigen Jahren Gebüsche auf und innerhalb weniger Jahrzehnte entsteht
Wald.
Wiesen sind also in erster Linie Kulturlandschaft, in der die Natur die Stand-
ortbedingungen vorgibt.
                                                   Harmonische, strukturreiche Landschaft mit Blumen-
                                                   wiesen, Obstbäumen, Feldgehölzen und Wald im
                                                   Oberen Filstal bei Bad Überkingen-Unterböhringen.

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Wie sind die Blumenwiesen entstanden?

                     Mitteleuropa ist von Natur aus ein Waldland. Seit der Jungsteinzeit, vor etwa
                     8000 Jahren, hat der Mensch Siedlungen gegründet und die von Wäldern
                     bestimmte Naturlandschaft nach und nach in eine Kulturlandschaft umge-
                     wandelt. Er hat Wald gerodet, um Äcker und Weiden, später auch Wiesen an-
                     zulegen. Wiesen sind kulturgeschichtlich wesentlich jünger, sie haben erst
                     seit etwa 1800 mit der Stallhaltung des Viehs deutlich zugenommen.
                     Das Mähgut der Wiesen wurde als Einstreu im Stall oder als Futter für das
                     Vieh benötigt.
                                                      Äcker wurden bevorzugt dort angelegt, wo
                                                      Korn, Gemüse und Obst wachsen. Für Weiden
                                                      und Wiesen blieben Standorte übrig, die für
                                                      den Ackerbau zu nass, zu trocken, zu kalt, zu
                                                      karg oder zu steil waren. Auf den Weiden und
                                                      Wiesen wurden oft einzelne Bäume, Baum-
                                                      gruppen und Hecken stehengelassen, denn
                                                      man nutzte sie zur Laubheu- und Brennholz-
Steilhang auf der Schwäbischen Alb: für Ackerbau zu   gewinnung. So entstanden parkartige Land-
steil, als Heuwiese dagegen nutzbar.
                                                      schaften, Hardte oder Holzwiesen genannt,
                                                      wie auf dem Won bei Sonnenbühl-Genkingen
                                                      (s. Wanderung S. 24) oder am Irrenberg bei
                                                      Albstadt-Pfeffingen.
                                                      Im Gegensatz zum Ackerland wurden auf den
                                                      Wiesen und Weiden nie Pflanzen angesät oder
                                                      angepflanzt. Dort breiteten sich Gräser und
                                                      Kräuter aus der Umgebung aus, die mit den
                                                      Standortverhältnissen, dem Verbiss durch Tiere
                                                      und der Mahd gut zurechtkamen. In den Natur-
Holzwiese auf dem Won bei Sonnenbühl-Genkingen.       haushalt wurde auch nicht durch Be- oder Ent-
Magere Berg-Goldhaferwiese mit einzelnen Bäumen.
                                                      wässerung eingegriffen. Unter jahrzehnte-

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
langer extensiver Nutzung, bestehend aus einer
Beweidung oder einer zweimaligen Mahd zur
Heugewinnung und einer geringen Düngung
mit Stallmist, entwickelten sich artenreiche Wie-
sen und Weiden. Bei den sogenannten Mähdern
handelt es sich um sehr nährstoffarme, nicht ge-
düngte Berg-Kalkmagerwiesen, die nur einmal
jährlich gemäht werden.                             Heuernte im Keupergebiet westlich von Stuttgart wie
                                                    in alter Zeit mit Pferden.
Auch die ländlichen Erbsitten spielen eine Rol-
le. In Gegenden mit Realerbteilung, also gleichmäßiger Verteilung des Grund-
besitzes an die Erben, entstanden viele, oft sehr schmale Grundstücke mit
einer Vielzahl an Eigentümern und Bewirtschaftern. Durch die kleinräumig
wechselnde Bewirtschaftung entstanden strukturreiche Lebensräume für vie-
le verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Wenn sich die Lebensbedingungen
verschlechterten, konnten die Arten in benachbarte Grundstücke ausweichen
und sich so dauerhaft halten.
                                                    Kleinräumig wechselnde Nutzung am Steilhang des
                                                    Goldbergs am württembergischen Riesrand: Die Blu-
                                                    menwiese geht oben in Magerrasen und Felsen über.

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Wo kommen Blumenwiesen in Baden-Württemberg vor?

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                                                  Blumenwiesen wie in Südwestdeutschland.
                                                  Grund dafür ist in erster Linie der Muschel- und
                                                  der Jurakalk als Ausgangsgestein für kalkhalti-
                                                  ge Böden. Im Vereinsgebiet des Schwäbischen
                                                  Albvereins, zwischen Tauberland und Boden-
                                                  see, Schwarzwaldrand und Ries, finden sich
                                                  große, zusammenhängende Blumenwiesen
                                                  gehäuft in folgenden Naturräumen:
                                                      in den Tälern und an den Hängen von
                                                      Kocher, Jagst und Tauber;
                                                      im Albvorland;
Gehäuftes Vorkommen großer Blumenwiesen (orange       auf der Schwäbischen Alb, vor allem auf
Fläche) in Baden-Württemberg.
                                                      der Mittleren und der Westalb.
                  In den anderen Naturräumen gibt es auch Blumenwiesen, aber es sind – auf
                  der Karte betrachtet – fein verteilte Flecken, die nur selten miteinander ver-
                  netzt sind. Gerade ein „Biotopverbund“ wirkt sich aber günstig auf die Erhal-
                  tung der Artenvielfalt aus, denn isolierte Vorkommen von Pflanzen und
                  Tieren sterben schneller aus, als wenn ein Artenaustausch aus benachbarten
                  Biotopen stattfinden kann.
                  Blumenwiesen können sehr unterschiedlich sein, je nach Boden, Höhenlage
                  und Hangrichtung. Es gibt große, zusammenhängende Wiesenlandschaften
                  wie die oben genannten, einzelne, eingestreute Wiesen und kleine Wiesen
                  bis hin zu wenigen Quadratmeter umfassenden Randstreifen.

                  Große Artenvielfalt auf „Teufels Hirnschale“
                  Die Schwäbische Alb nimmt eine Spitzenstellung bei den Blumenwiesen ein.
                  „Da wachsen Steine“, sagten früher die Bauern, wenn sie beim Pflügen ständig
                  Kalksteine an die Oberfläche beförderten. Den felsigen Untergrund unter den

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
geringmächtigen Böden nannten sie wütend
„des Teufels Hirnschale“. Nur wenige Flächen
eigneten sich als Acker, die meisten dienten
als Weideflächen für Schafe und Rinder oder als
Mähwiesen, wobei der Aufwuchs oft so spärlich
war, dass nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht
werden konnte. Gerade diese flachgründigen,
steinigen Böden der Albhochfläche bringen         Magere Berg-Goldhaferwiese auf „Teufels Hirnschale“
                                                  auf der Albhochfläche.
aber ungeheuer artenreiche Wiesen hervor,
weil sie trocken und nährstoffarm sind und eine intensive Bewirtschaftung hier
nur mit großem Aufwand möglich wäre. Siehe hierzu Wandervorschlag S. 24.

„Magere Flachland-Mähwiesen“ im Albvorland
„Magere Flachland-Mähwiese“ ist die Bezeich-
nung eines Lebensraumtyps nach der Fauna-
Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen
Union. Gemeint sind blütenreiche Wiesen, die
nur wenig gedüngt und meist zweimal jährlich
gemäht werden. Im Albvorland finden sich die-
se Wiesen gehäuft, auch in Form von Streu-
obstwiesen, die Gegenstand prämierter Pro-
jekte wie „Life“ sind.                            Buntblühende „Magere Flachland-Mähwiese“ am Fuß
                                                  der Schwäbischen Alb.

Blumenwiesen an Trockenhängen
Die lieblichen Flusstäler von Kocher, Jagst und
Tauber sind alte Kulturlandschaften. An den
steilen, trockenen Talhängen sind vor mehr als
hundert Jahren viele Weinberge aufgegeben
worden. Zwischen mächtigen Lesesteinriegeln
haben sich auf kleinen Parzellen Blumenwiesen
entwickelt – ein ganz besonderer Anblick!
Siehe hierzu Wandervorschlag S. 22.               Blumenwiesen zwischen mächtigen Steinriegeln im
                                                  Taubertal.

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Blumenwiesen - buntblühende Pracht - Schwäbischer Albverein
Was wächst, krabbelt und fliegt auf den Blumenwiesen?

Pflanzen der Blumenwiesen –
Kennarten trockener Standorte
(die Arten kommen jedoch oftmals standortübergreifend vor).

Aufrechte Trespe (1): Blütezeit Mai–Juli. Magerkeitszeiger, kalkliebend, tief und intensiv wurzelnd.
Ertragsarmes Gras, verträgt maximal zwei Schnitte pro Jahr. Wird bei Düngung oder Beweidung
von anderen Gräsern verdrängt.

Wiesen-Salbei (2): Blütezeit April–August (manchmal noch einmal im Herbst). Wurzelt bis 1 m tief.
Bestäuber sind Hummeln, die mit ihrem langen Rüssel den speziellen Hebelmechanismus zum
Öffnen der Salbeiblüte auslösen können und dann mit Pollen eingepudert werden (2a).
Der Wiesen-Salbei riecht nur schwach nach Salbei, im Gegensatz zum würzigen Echten Salbei,
der als Küchenkraut wegen seiner verdauungsfördernden Wirkung bei fettigen Speisen, Fleisch
und Fisch verwendet wird.

Wiesen-Margerite (3): Blütezeit Mai–Oktober. Dekorativer, körbchenförmiger Blütenstand mit
außen 20–25 weißen weiblichen Zungenblüten und innen 400–500 goldgelben zwittrigen
Röhrenblüten. Die Margerite verschwindet von den Wiesen, wenn vor Mitte Juni gemäht wird.
Auch Düngung kann sie vertreiben.

Kugelige Teufelskralle (4): Blütezeit Mai–August. Blüten krallenförmig gebogen (Name!). In
Baden-Württemberg auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Verträgt maximal zwei
Schnitte pro Jahr, den ersten nicht vor Mitte Juli.

Futter-Esparsette (5): Blütezeit Mai–August. Wurzelt bis 4 m tief. Nahrungspflanze zahlreicher
Schmetterlinge. Besitzt Wurzelknöllchen mit Stickstoff bindenden Bakterien. Wertvolle,
eiweißreiche Trockenfutterpflanze. Verträgt zwei Schnitte pro Jahr und extensive Beweidung.

Acker-Witwenblume (6): Blütezeit Mai–September. Im Volksmund Nähkisselchen genannt.
Tiefwurzler. Bestäuber sind Bienen und Schmetterlinge. Verträgt maximal zwei Schnitte pro
Jahr, den ersten nicht vor Juli.

Knolliger Hahnenfuß (7): Blütezeit Mai–Juli. Gelbe Blüten glänzen innen oft lackartig durch fein
verteilte Öltröpfchen. Pflanze am Grund knollig verdickt. In frischem Zustand giftig durch Proto-
anemonin. Abgeschnittene Stängel können die Haut reizen.

Zottiger Klappertopf (8): Blütezeit Mai–September. Reife Samen klappern in den Fruchtkapseln,
wenn man sie schüttelt (Name!). Halbschmarotzer: bildet an den Wurzeln benachbarter Pflanzen
Saugfortsätze und zapft ihnen Wasser ab. Schwach giftig durch den Pflanzeninhaltsstoff Acubin.
Pferde sind besonders empfindlich. Klappertopfbestände gehen bei Düngung zurück.

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Pflanzen der Blumenwiesen –
Kennarten frischer Standorte
(die Arten kommen jedoch oftmals standortübergreifend vor).

Glatthafer (1): Blütezeit Mai–Juli (nachblühende Pflanzen bis September). Tiefwurzler. Hoch-
wüchsiges Gras mit glänzenden Hüllspelzen, die die Wiesen zur Blütezeit silbrig-grün glänzen
lassen. Ertragreiches Gras zur Heugewinnung. Hält einem zu häufigen Schnitt oder stärkerer
Beweidung nicht stand.

Goldhafer (2): Blütezeit Juni–Juli. Gras mit goldgrün glänzenden, spitzbegrannten Ährchen, die
bis zur Reife goldgelb werden. Ergiebiges Futtergras des Berg- und Hügellands.

Wiesen-Glockenblume (3): Blütezeit Mai–Juli. Selten auch weißblühende Exemplare. Verträgt ma-
ximal zwei Schnitte pro Jahr, der erste nicht vor Anfang Juli. Verschwindet bei starker Düngung.

Rotklee (4): Blütezeit Mai–Oktober. Wurzelt bis 2 m tief. Besitzt Wurzelknöllchen mit Stickstoff
bindenden Bakterien. Eiweißreiches Viehfutter. Seit dem 11. Jh. als Futterpflanze angebaut.
Verträgt mehrmalige Mahd und Beweidung. Aufgrund des Gehalts an Isoflavonen auch in
Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet.

Wiesen-Storchschnabel (5): Blütezeit Mai–August. Kann nach der Mahd noch einmal blühen.
Bestäubung vorwiegend durch Bienen und Schwebfliegen. Die spitzen Enden der Früchte sehen
dem Schnabel eines Storchs ähnlich (Name!). Der ähnliche, rotviolett blühende Blut-Storchschna-
bel kommt vor allem in höheren Lagen vor.

Wiesen-Flockenblume (6): Blütezeit Mai–September, einzelne Blüten bis Oktober. Es sind viele
Bestäuber zu beobachten wie Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge. Verträgt
maximal zwei Schnitte pro Jahr, den ersten nicht vor Anfang Juli. Wegen des Gerbstoffgehalts
keine gute Futterpflanze.

Wiesen-Bocksbart (7): Blütezeit Mai–Juli. Tiefwurzler. Große, gelbe Blütenköpfe, vor allem von
Käfern und Fliegen bestäubt. Blüten öffnen sich bei Sonnenschein morgens um acht Uhr und
schließen sich um die Mittagszeit. Die abgeblühten, welken Zungenblüten ragen dann aus den
Hüllblättern wie ein Ziegenbart heraus (Name!). Wiesen-Bocksbart wurde im Mittelalter geges-
sen (kohlenhydratreiche Wurzel), dann aber durch die verwandte Schwarzwurzel ersetzt.

Wiesen-Pippau (8): Blütezeit Mai–September. Tiefwurzler. Bestäubung hauptsächlich durch
Bienen. Verträgt keine Beweidung und verschwindet, wenn Mähwiesen in Weiden umgewan-
delt werden. Liefert hartes Heu, das vom Vieh nicht gern gefressen wird.

Rote Lichtnelke (9): Blütezeit Mai–Juli, einzelne Blüten bis September. Blüten nur tagsüber
geöffnet. Bestäubung überwiegend durch Tagfalter. Verträgt maximal zwei Schnitte pro Jahr.
Empfindlich gegen Beweidung. Saponinhaltige Wurzeln früher wie Seife benutzt.

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Tiere der Blumenwiesen –
diese Insektenarten finden dort Nahrung und legen ihre Eier ab.

Schwalbenschwanz (1): Flugzeit April–September (zwei Generationen). Lebt in nicht
überdüngten Mähwiesen und besucht eifrig Blüten von Rotklee und Wiesen-Flockenblume.
Seine Raupe lebt gern an Wiesen-Kümmel und Wilder Möhre.

Schachbrettfalter (2): Flugzeit Juni–August. Flügeloberseiten mit schachbrettartigem Muster.
Saugt mit Vorliebe an Flockenblumen, Tauben-Skabiose und Acker-Witwenblume. Seine Raupe
frisst gern an Süßgräsern wie der Aufrechten Trespe. Eiablage erfolgt an älteren Grashalmen,
wie sie auf spät gemähten, einschürigen Wiesen vorhanden sind.

Kurzschwänziger Bläuling (3 und Titelseite): Flugzeit April–September (mehrere Generationen).
Wärmeliebende Art. Hat sich seit etwa 2005 von der Oberrheinebene in den Osten Baden-
Württembergs ausgebreitet. Kann Indikator für Klimaerwärmung sein. Saugt bevorzugt an
gelben Kleearten.

Grünes Heupferd (4): Beobachtungszeitraum Mai–Oktober. Weit verbreitete Heuschreckenart.
Gut getarnt. Kann mit ihren voll entwickelten Flügeln hervorragend fliegen. Ernährt sich haupt-
sächlich von anderen Insekten und deren Larven, aber auch von weichen, krautigen Pflanzen.

Gemeiner Grashüpfer (5): Beobachtungszeitraum Mai–Oktober. Weit verbreitete Heuschrecken-
art. Ernährt sich von Gräsern. Männchen verständigen sich akustisch: Das bekannte Zirpen
wird erzeugt, indem eine Art Sägekamm an der Innenseite der Hinterschenkel über die Flügel
gerieben wird.

Hainschwebfliege (6): Flugzeit März–Oktober. Schwebfliegen beherrschen den Schwirrflug,
können fliegend an einer Stelle verharren. Häufig auf Blüten in Blumenwiesen zu beobachten,
an manchen Doldenblüten bis zu 10 Schwebfliegen gleichzeitig. Auch die Larven leben in
Blumenwiesen und vertilgen Blattläuse.

Bunte Hummel (7): Flugzeit Mai–Oktober. Zählt zu den Wildbienen. Wichtige Insektengruppe,
die Wiesenblumen, Obstbäume und viele andere Nahrungspflanzen bestäuben und befruchten.
Auf reiches Blütenangebot in der Landschaft angewiesen. Da Hummeln von Anfang Mai bis in
den Herbst hinein aktiv sind, müssen permanent Blütenpollen und -nektar vorhanden sein, um
nicht zu verhungern.

Wiesenschaumzikade (8): Beobachtungszeitraum (erwachsene Zikaden) Juni–November.
Kann laufen, springen und fliegen. Ernährt sich von Gräsern und Kräutern. Larven (8a) verbergen
sich in Schaumkrönchen („Kuckucksspeichel“), die häufig am Wiesen-Schaumkraut (Name!)
zu sehen sind. Entstehen, weil Insekt Saft aus der Pflanze saugt, der durch Atemluft schaumig
aufgetrieben wird.

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15
Warum gehen die Blumenwiesen zurück?

                    Blumenwiesen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen
                    Deutschlands ganz oben. Das Bundesamt für Naturschutz stellte 2017 fest,
                    dass sich insbesondere die Situation für sog. Grünlandbiotope weiter ver-
                    schlechtert habe. Gründe seien in erster Linie die immer intensivere Nutzung
                    in landwirtschaftlichen Gunsträumen und dass parallel dazu die Wiesenbe-
                    wirtschaftung in ungünstigen Gebieten aufgegeben werde.

                    Was muss man sich unter intensiver Nutzung vorstellen?
                                                      Die Landwirtschaft wandelt sich in rasantem
                                                      Tempo. Die heute verbreitete agrarindustrielle
                                                      Landwirtschaft zeichnet sich durch große Be-
                                                      wirtschaftungseinheiten, Monokulturen und
                                                      leistungsfähige Maschinen aus. Sie setzt große
                                                      Mengen an Pestiziden ein und bringt viel Dün-
                                                      ger aus, weil sie keine Fruchtfolge kennt und
                                                      bei der Tierhaltung zu viel Gülle produziert
Ehemals Blumenwiese – jetzt Fläche zur Entsorgung     wird. Intensiv gedüngte, mehrfach geschnittene
von Gärresten aus einer Biogasanlage.
                                                      Wiesen („Grasäcker“) liefern viel höhere Erträge
                    als die extensiv bewirtschafteten Blumenwiesen. Statt zweimal im Jahr Heu
                    kann vier- bis sechsmal Silage (Gärfutter) gemacht werden. Die Intensivierung
                    geht sogar oft noch weiter: Das Vieh bekommt Maissilage statt Wiesenheu,
                    und oft dienen Gras und Mais als Energiesubstrat für die Biogaserzeugung.

Auenwiese am Neckar bei Offenau im Jahr 2006 und acht Jahre später:
Düngung und häufige Mahd haben die Artenvielfalt zerstört.

                     16
Was passiert bei intensiver Nutzung mit den Blumenwiesen?
Man sieht es mit dem bloßen Auge: Vielschnittwiesen kommen kaum noch
zum Blühen, weil sie meist schon Ende April ein erstes Mal gemäht werden.
Wenn sie doch blühen, dann ist es das Gelb des Löwenzahns oder das Weiß des
Wiesen-Kerbels. Damit den Blumen und Gräsern genügend Zeit zum Wachsen,
Blühen und zur Samenreife bleibt, darf eine Blumenwiese nicht zu früh ge-
mäht werden, in der Regel nicht vor Mitte Juni.
Nach dem Schnitt erholen sich die Pflanzen wie-
der und blühen ein zweites Mal. Wenn die Wie-
sen zu stark gedüngt und zu oft gemäht wer-
den, verdrängen schnellwachsende Gräser die
Wiesenblumen. Die Blütenpracht verschwindet
und mit ihr das Futter für die Tierwelt: Insekten
finden keinen Nektar, Vögel keine Insekten und
Samen.                                              Wo intensiv gedüngt wird, wächst nur noch Löwen-
                                                    zahn.

Welche Folgen hat nachlassende
Nutzung?
Werden Wiesen mehrere Jahre nicht genutzt,
siedeln sich Stauden wie Goldrute, Adlerfarn
und Jakobs-Kreuzkraut an; erste Gehölze kom-
men auf. Über verschiedene Stadien der Ver-
buschung entwickelt sich in zwei bis drei Jahr-
zehnten schließlich Wald.                           Ausbleibende Nutzung und angepflanzte Bäume
                                                    haben diese Blumenwiese vernichtet.

Warum gehen Blumenwiesen sonst noch zurück?
… weil feuchte oder nasse Wiesen entwässert werden;
… weil mit nicht standortgerechten Gräsern nachgesät wird;
… weil ortsnahe Wiesen, oft Streuobstwiesen, bebaut werden;
… weil eine Freizeitnutzung stattfindet und das Gras mit Rasenmäher oder
   Mulchgerät kurzgehalten wird.

                                                                               17
Was muss man zur Erhaltung der Blumenwiesen tun?

Von der Schönheit der Blumenwiesen können die Landwirte nicht leben.
Auch nicht von der bloßen Wertschätzung, die den Blumenwiesen entgegen-
gebracht wird. Die Bewirtschaftung muss sich lohnen, sonst wird sie früher
oder später aufgegeben.

Landwirtschaftspolitik muss Wiesenlandschaften sichern
Durch die Ausweisung von Schutzgebieten wie Fauna-Flora-Habitat- (FFH)
oder Naturschutzgebiete lassen sich einzelne Blumenwiesen retten. Wirk-
samere Werkzeuge wären aber, die EU-Milliarden für die Landwirtschaft neu
zu verteilen. Es sollte keine ökonomischen Anreize mehr geben, Wiesen in-
tensiver zu nutzen anstatt herkömmlich Heu zu machen. Die Weichen müssen
so gestellt werden, dass die Restbestände an Blumenwiesen eine Überlebens-
chance haben.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es jetzt schon für Landwirte
in Baden-Württemberg?
•   Die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) bietet finanzielle Anreize für Dünger-
    verzicht, weniger häufige Mahd, Heunutzung und Beweidung sowie
    Pflegemahd in Schutzgebieten.
•   Über das Förderprogramm Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT)
    wird die Bewirtschaftung von blumenreichen Wiesen und Weiden hono-
    riert, wenn eine Mindestzahl an typischen Pflanzenarten (sog. Kennarten)
    vorkommt.

Wege zu einer nachhaltigen Nutzung
•   Für Wiesen (und Weiden) müssen Landwirte gefunden werden, die
    möglichst extensiv wirtschaften und Vieh halten. Günstig ist, wenn Land-
    wirte die Wiesen im Nebenerwerb bewirtschaften, weil sie dann nicht auf
    hohe Erträge aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit angewiesen sind.

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•   Es hat sich gezeigt, dass eine gelegentliche
    leichte Düngung mit Stallmist aus der Tier-
    haltung die Artenvielfalt fördert und den Fut-
    terwert (und Heuverkauf ) steigert, weil sich
    dann giftige Futterpflanzen wie Klappertopf
    und Herbstzeitlose nicht so stark vermehren.
•   Der Wiesenaufwuchs muss verwertet werden,
    als Grünfutter oder Heu für Pferde, Jungrin-
                                                 Das kostbare Heu der Blumenwiesen hat dankbare
                                                     Abnehmer gefunden.
    der, Schafe und Ziegen. Das kostbare Heu
    von Blumenwiesen muss beim Verkauf einen angemessenen Preis erzielen.
•   Es müssen Produkte wie Heumilch, Heukäse, Heupellets und Honig herge-
    stellt und verkauft werden, um den Bewirtschaftern eine zusätzliche Ein-
    kommensquelle aus den Blumenwiesen zu ermöglichen.
•   Die Rolle der Blumenwiesen für die Allgemeinheit – Erholung, Heimatiden-
    tität, Boden- und Wasserschutz, Blütenbestäubung – muss mehr Bewusst-
    sein und Wertschätzung erfahren.
•   Gemeinden können mit Blumenwiesen im Hinblick auf Wohnortqualität
    und Tourismus werben und profitieren.

Was kann der Einzelne dazu beitragen?
Als Verbraucher kann man nur bedingt auf die Wiesenbewirtschaftung ein-
wirken. Man kann regionale Produkte von Blumenwiesen konsumieren, wie
Honig, Milch-, Fleisch- und Heuprodukte. Man
kann aber auch im eigenen Garten eine Blu-
menwiese anlegen und die eigene Streuobst-
wiese nicht mit dem Rasenmäher oder dem
Mulchgerät mähen, denn dadurch werden alle
Kleintiere zerhäckselt. Besser sind eine Sense
oder ein Balkenmäher. Das Mähgut wenn mög-
lich abtransportieren, damit nicht übermäßig
Nährstoffe in den Boden gelangen.                    Nicht alles auf einmal mähen, sondern Grasstreifen
                                                     und -inseln stehen lassen – das fördert die Artenvielfalt.

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Lassen sich Blumenwiesen wiederherstellen?

                     Sind die Blumenwiesen einmal verschwunden, gestaltet sich ihre Wiederher-
                     stellung meist schwierig und langwierig. Nur ausnahmsweise führt allein eine
                     dem Standort angepasste, extensive Bewirtschaftung zum Ziel. Eine gedüng-
                     te Fettwiese auszuhagern, also nicht mehr zu düngen und weniger oft zu
                     mähen, dauert je nach Standort mindestens fünf bis zehn Jahre.
                                                        Wenn allerdings die Samenvorräte im Boden
                                                        schon am Ende sind, muss zusätzlich geeigne-
                                                        tes, heimisches Saatgut eingesät werden.
                                                        Dieses sollte nach Möglichkeit von Wiesen aus
                                                        der näheren Umgebung stammen, mindestens
                                                        aber aus demselben Naturraum. Im Handel er-
                                                        hältliche „Wildblumenmischungen“ sind hierfür
                                                        nicht geeignet. Sie bereichern die Wiesen letzt-
Vorsicht bei Wildblumen-Samenmischungen: Wenn           lich nicht, weil sie an die lokalen Verhältnisse
wie hier Sonnenblumenkerne dabei sind, kann man
                                                        nicht angepasst sind und sich auf Dauer nicht
sie im Hausgarten verwenden. In freier Landschaft nur
Saatgut zertifizierter Betriebe ausbringen!             halten können.

                     Wie gewinne ich Saatgut?
                     Das in Aulendorf ansässige Landwirtschaftliche Zentrum für Rinderhaltung,
                     Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg
                     (LAZBW) hat verschiedene Methoden der Saatgutgewinnung getestet.

Heuernte im Keuperbergland. Das Saatgut muss aus
derselben Region stammen wie die wiederherzustel-
lende Blumenwiese.

                      20
Das beste und kostengünstigste Verfahren ist frisches Mahdgut. Dabei wer-
den intakte Blumenwiesen kurz vor der üblichen Heuernte (wenn die ersten
Wiesenmargeritensamen reif sind) gemäht. Das noch feuchte Heu wird dann
auf der neu anzusäenden Fläche ausgebracht, wo die Blumensamen ausfallen
und keimen.
Alternative Methoden sind „Wiesendruschsaat“ (in einem Arbeitsgang gemäh-
tes und gedroschenes Mahdgut), „Heumulchsaat“ (gehäckseltes Heu) oder
„Heudruschsaat“, ein bereits kommerzielles Verfahren, bei dem Heu gedro-
schen und das Saatgut grob gereinigt wird.
Gibt es in der Nähe der Wiese, die wiederhergestellt werden soll, keine geeig-
nete Spenderfläche, kann regionales, zertifiziertes Saatgut über den Verband
deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten bezogen werden.
Es wird für verschiedene Herkunftsregionen hergestellt. Mit Hilfe eines Karten-
dienstes kann man herausfinden, in welcher Herkunftsregion die wiederher-
zustellende Wiese liegt.

Bewahren ist besser als neu schaffen!
Ob die Wiederherstellung der Blumenwiese er-
folgreich ist, hängt von vielen Faktoren ab und
zeigt sich häufig erst nach mehreren Jahren.
In der Regel ist es günstiger, noch vorhandene
Blumenwiesen durch entsprechende Nutzung
oder Pflege zu erhalten, als einen zeit- und
kostenintensiven Aufwand für eine Wiederher-      Intakte, als Spenderfläche geeignete Blumenwiese.

stellung zu treiben.
                                                  Die Wiederherstellung einer Blumenwiese gelingt
                                                  nur unter günstigen Voraussetzungen. Besser ist,
                                                  vorhandene Wiesen zu erhalten.

                                                                              21
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               e   rvo
            nd
        Wa            Blumenwiesen in einer Steinriegellandschaft:

                      Am Mutzenhorn bei Weikersheim

                                                            Das Taubertal zählt zu den schönsten Land-
                                                            schaften in Baden-Württemberg. Steile Tal-
                                                            hänge mit sonnigen Weinbergen, blumenbun-
                                                            ten Wiesen und mächtigen Steinriegeln zeugen
                                                            von einer traditionsreichen Kulturlandschaft.
                                                            Vom berühmten Renaissanceschloss in Wei-
                                                            kersheim schweift der Blick über den Barock-
Start/Ziel: Weikersheim, im Taubertal, 10 km östlich von    garten hinweg zum Steinriegelhang am Mut-
     Bad Mergentheim
                                                            zenhorn – ein perfektes Landschaftsensemble,
ÖPNV: Weikersheim (Bahnstation)
Wanderparkplatz: Parkplätze in Weikersheim und an der       das einen Besuch lohnt!
     Pfitzinger Steige                                      Vom Bahnhof Weikersheim, alternativ von ei-
Länge: 7,4 km
Steigung und Gefälle: 145 m                                 nem der großen Parkplätze nördlich der Alt-
Tipp: Schloss Weikersheim mit Barockgarten                  stadt, gehen wir zum Marktplatz, wo der mit
Karte: Wanderkarte 1:35 000, WBM Bad Mergentheim/
     Tauberbischofsheim, Landesamt für Geoinformation und   der Nr. 1 bezeichnete „Panoramaweg“ be-
     Landentwicklung Baden-Württemberg 2009                 ginnt. Wir verlassen die Altstadt auf der Lau-
                      denbacher Straße, überqueren die Bahngleise und wenden uns rechts. Die
                      Alte Pfitzinger Steige führt uns durch Wohngebiete und entlang einer schö-
                      nen Obstbaum-Allee zum Naturschutzgebiet „Steinriegellandschaft zwischen
                      Weikersheim und Elpersheim“. Eine Informationstafel macht darauf aufmerk-
                      sam, dass der Schwäbische Albverein hier ehrenamtlich eine magere Blumen-
Mit Hecken be-        wiese pflegt. Ziel ist es, dass sich typische Pflanzenarten wie Wiesen-Salbei,
wachsene Stein-
                      Wundklee und Zittergras wieder ausbreiten können und nicht von Gehölzen
riegel am Hang
des Mutzenhorns.

                       22
Höhenprofil des Wanderwegs ab Weikersheim.

                                 Wandervorschlag
verdrängt werden.
                                 Bahnhof
Hier kommen sogar                Wanderparkplatz
Küchenschellen und
Orchideen vor.
Beim Parkplatz „Pfitz-
inger Steige“ finden wir
eine Schautafel zum
Naturschutzgebiet
„Steinriegellandschaft“
und genießen die Aus-
                                                                                        Maßstab
sicht ins Taubertal.
                                                                                    0 100         500 m
Den empfohlenen Rundweg begehen wir gegen den Uhrzeigersinn:
Nach kurzem Abstieg kommen wir zu zwei auffallenden Steinriegeln. Sie ent-
standen durch das Auslesen von Steinen aus den Weinbergen, denn am Mut-
zenhorn wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich Wein angebaut.
Nur noch bei wenigen Steinriegeln sieht man die Muschelkalkbrocken, die
meisten sind von Hecken überwachsen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden
die brachgefallenen Weinberge in Futter- und Obstwiesen, Rinder- und Schaf-
weiden umgewandelt. Durch die wenig intensive Nutzung – beispielsweise
mähten die Bauern nur ein- bis zweimal im
Jahr und verzichteten weitgehend auf Dünger
und Pflanzenschutzmittel – entstanden diese
bunten, artenreichen Wiesen. Herrlich ist es
hier im Frühsommer, wenn blühende Blumen-
wiesen mit kargen Steinriegeln und schattigen
Wäldchen wechseln. Anschließend gehen wir
auf dem bekannten Weg zurück nach Weikers-
heim und besichtigen das Schloss.                  Ein noch offener Steinriegel.

                                                                                   23
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        Wa             Blumenwiesen auf kargem Untergrund:

                       Am Albtrauf bei der Nebelhöhle

                                                               Die Landschaft rund um den Sonnenbühler
                                                               Teilort Genkingen zählt zur Spitzenklasse bei
                                                               den Blumenwiesen. Im Mai und Juni trifft man
                                                               hier, auf fast 800 Meter Meereshöhe, auf blu-
                                                               menbunt leuchtende Wiesen. Wir gehen zu den
                                                               nahe des Albtraufs gelegenen Blumenwiesen
                                                               „Won“ und „Auf dem Gielsberg“ (nicht zu ver-
                                                               wechseln mit dem Naturschutzgebiet Giels-
Start/Ziel: Genkingen-Ruoffseck, 8 km südlich von Reutlingen
                                                               berg weiter westlich). Wer Kontraste liebt, kann
ÖPNV: Reutlingen (Bahnstation),
     dann RAB-Regionalbus Nr. 7635                             von den sonnigen Blumenwiesen ins Dunkel
Wanderparkplatz: Ruoffseck (alternativ: Nebelhöhle)
                                                               der Nebelhöhle abtauchen.
Länge: 6,7 km
Steigung und Gefälle: 145 m                                    Wir starten mit einem Abstecher zum Aus-
Tipp: Nebelhöhle (April bis Oktober täglich geöffnet)
                                                               sichtspunkt Gielsberg. Leicht ansteigend geht
Karte: Wanderkarte 1:35 000, Blatt 19 Reutlingen/Bad Urach,
     Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung          es durch von Hecken und Feldgehölzen unter-
     Baden-Württemberg 2016
                                                               teilte Wiesen. Blauer Storchschnabel, gelber
                       Wiesen-Pippau und rosafarbene Esparsetten setzen Farbakzente, Schmetter-
                       linge flattern von Blüte zu Blüte, Heuschrecken zirpen um die Wette. Am Wald-
                       rand gehen wir noch zwei Minuten weiter bis zum Aussichtspunkt Gielsberg
                       mit Blick zum Roßberg und seinem Aussichtsturm.
                       Zurück beim Ruoffseck überqueren wir die Straße (Vorsicht!) und schlagen den
                       Wanderweg Richtung Won ein. Auf einmal öffnet sich rechts die Lichtung des
Der Wanderweg
führt mitten durch
die Blumenwiesen
des Won.

                        24
Wandervorschlag
        Bushaltestelle
        Wanderparkplatz

Höhenprofil des Wanderwegs ab Parkplatz Ruoffseck.
                                                                                       Maßstab
                                                                             0   100              500 m
Won. Dieser alte Flurname bezeichnet eine trockene, hochgelegene,
sonnige Weide; Anklänge finden sich auch in „Wanne“. Im Wald weiter, bis rechts
der markierte Weg zur Nebelhöhle abzweigt (HW 5). Nun über die weitläufigen
Wiesen des Won (seit 1993 Teil des Naturschutzgebiets „Wonhalde-Spielberg“).
Hier findet man Pflanzen und Tiere, die auf sanft beweideten oder gemähten
Berg-Goldhaferwiesen zuhause sind. Nach den Schlüsselblumen blühen Mar-
geriten, Gold-Hahnenfuß, Klappertopf und Wiesen-Salbei.
Kurz vor dem Waldrand lohnt ein Abstecher nach links auf dem Wiesenweg.
Hier kann das Brand-Knabenkraut entdeckt werden, dazu Kleines Knabenkraut,
Kugelige Teufelskralle und Büschel-Glockenblume. Einzeln stehende Bäume sind
Überreste der sog. Holzwiesen, das heißt, hier wurde früher auch Holz gewon-
nen. Die Gehölze wurden jedoch nie vollstän-
dig gerodet und verleihen dem Gebiet seinen
malerischen, parkartigen Charakter.
Zurück auf dem HW 5, folgen wir am Waldrand
dem Pfad mit der Markierung roter Strich und
dann dem Schild „Nebelhöhle“. An der Höhle
den HW 1 Richtung Genkingen/Ruoffseck
Parkplatz einschlagen und am Waldrand zu-
rück zum Ruoffseck.                                  Blumenwiese am Ruoffseck, im Hintergrund der Weg
                                                     zum Aussichtspunkt Gielsberg.

                                                                                 25
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        Wa              Blumenwiesen im lieblichen Deggenhausertal:

                        Von Deggenhausen auf den „Höchsten“

                                                                 Das Deggenhausertal, ganz im Süden des
                                                                 vom Schwäbischen Albverein betreuten Wan-
                                                                 derwegenetzes, zählt zu den blumenwiesen-
                                                                 reichsten Landschaften im südlichen Ober-
                                                                 schwaben. Die Wanderung führt von Deggen-
                                                                 hausen auf den „Höchsten“, den mit 838 m
                                                                 höchsten Berg zwischen den Vulkankuppen
Start/Ziel: Deggenhausen (Bodenseekreis), 20 km nördlich
                                                                 des Hegaus und den Allgäuer Voralpen. Son-
     von Friedrichshafen
ÖPNV: Markdorf (Bahnstation), dann RAB-Regionalbus Nr. 7384      nige Wegabschnitte durch Blumen- und Obst-
Wanderparkplatz: Saalach in Deggenhausen
                                                                 baumwiesen wechseln mit schattigen Wald-
Länge: 8,8 km
Steigung und Gefälle: 305 m                                      pfaden ab. Die Runde führt über den Lehen-
Tipp: Gasthäuser auf dem Höchsten
                                                                 hof zurück ins Tal.
Karte: Freizeitkarte 1:50 000, Blatt 529 Östl. Bodensee, 2014,
     u. Wanderkarte 1:25 000, W261 Pfullendorf, 2019, beide      Vom Wanderparkplatz zurück in den Ort und
     Landesamt f. Geoinformation u. Landentwicklung Ba.-Wü.
                                                                 den Bach auf der Hauptstraße überqueren
                        (hierher auch von der Bushaltestelle „Deggenhausen Kirche“). Nun immer der
                        Beschilderung des Premiumwegs „Bodensee LandGänge“ folgen. Die ersten
                        blumenreichen Obstbaumwiesen sind zwischen den Häusern zu sehen. Am
                        Ortsende rechts auf einen Schotterweg abzweigen. Durch Wiesen und Weiden,
Blick über die
Blumenwiesen ins        die im Frühsommer üppig blühen – auffallend Wiesen-Bocksbart, Margerite,
Deggenhausertal.

                         26
Wandervorschlag
                                                                                  Bushaltestelle
                                                                                  Wanderparkplatz

                                                Höhenprofil des Wanderwegs ab Deggenhausen.

                                                                                   Maßstab
Acker-Witwenblume und Klappertopf – steigen wir höher. Über die Blu-
                                                                              0 100           500 m
menpracht dürfen wir uns freuen, weil viele Wiesen hier erst nach der
Samenreife gemäht werden, in der Regel erst ab Ende Juni.
An einem Hof münden wir auf die von Deggenhausen heraufführende Asphalt-
straße. Nach links weiter Richtung Katzenmoos/Höchsten. Am Hof Katzenmoos
vorbei in den Wald und auf schönem Pfad zu den Zieglerschen Landhäusern.
Nach kurzem Waldstück über Obstbaumwiesen und Weiden zu einer T-Kreu-
zung und nach rechts zum weithin sichtbaren Pavillon auf dem Höchsten. Bei
klarem Wetter reicht die Sicht 200 Kilometer von den Allgäuer Alpen bis zum
Berner Oberland! Über den Schwäbisch-ale-
mannischen Mundartweg steigen wir zum
Berggasthof Höchsten ab.
Dann unten zurück bis zur T-Kreuzung. Dort
geradeaus weiter durch Wiesen, Wald und
Weiden zur Dorfgemeinschaft Lehenhof, die
von Behinderten betrieben wird. Auf der we-
nig befahrenen Asphaltstraße zurück nach
Deggenhausen.                                    Aussichtspavillon auf dem Höchsten.

                                                                            27
So schmecken die Blumenwiesen

In Blumenwiesen wachsen viele geschmackvolle Wildkräuter, reich an Vita-
minen und Mineralien. Sie roh zu kosten und die Geschmacksvielfalt zu
entdecken, macht auf einer Wanderung besonders Spaß. Die Verwendung in
der Küche ist schier unerschöpflich: im Salat, in der Suppe, als Gemüse, zur
Herstellung von Kräuteröl, kapernartig eingelegte Blütenknospen … – der
Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wem ein purer Wildkräutersalat zu
herb ist, gibt die Kräuter Kultur-Salaten bei.
Wer sich nicht sicher ist, welche Kräuter essbar sind, nimmt an einer geführ-
ten Wildkräuterwanderung teil oder zieht ein Fachbuch zu Rat (S. 2). Denn es
gibt auch tödlich giftige oder leberschädigende Pflanzen wie Herbstzeitlose,
Hundspetersilie oder Jakobs-Kreuzkraut. Die folgenden Kräuter können Sie
aber in „normalen“ Mengen unbedenklich essen:

Gundermann (1): herb-aromatischer Geschmack, pur ziemlich streng. Reich
an Vitamin C, Kalium und Kieselsäure. Gut mit anderen Kräutern gemischt in
Kräuterbutter, Kräuterquark oder Salaten. Die süßlichen, dekorativen Blüten
schmecken gut in Süßspeisen.

28
Gänseblümchen (2): wächst auf häufig gemähten Wiesen. Blüten enthalten
Saponine, ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe. Reich an Vitamin C. Dekora-
tiv in Salaten. Fein gehackt in Suppen und Eintöpfen oder mit Frischkäse ver-
mischt. Knospen in Essig eingelegt ähnlich wie Kapern.

Kleiner Wiesenknopf („Pimpinelle“) (3): frischer, gurkenähnlicher, leicht nuss-
artiger Geschmack, hoher Vitamin-C-Gehalt. In Salaten, Quark, Kräuterbutter,
Soßen, Smoothies. Blätter welken schnell, frisch verwenden!

Wiesen-Schaumkraut (4): scharfer, kräftiger Geschmack, der an Kresse und
Rucola erinnert. Enthält Senfölglykoside, Bitterstoffe und Vitamin C. Blätter
und Blüten schmecken gut auf Butter- oder Quarkbrot und im Salat.

Löwenzahn (5): junge Blätter geben einen würzig-bitteren, leicht nussartigen
Salat, enthält 40mal so viel Vitamin A wie Kopfsalat, Blüten zum Garnieren
von Salaten und Desserts und zur Herstellung von Gelee, Sirup und „Löwen-
zahnhonig“. Die Blütenknospen kann man wie Kapern einlegen.

Sauerampfer (6): pfeilförmige Blätter schmecken säuerlich. Enthält viel Vita-
min C, Eisen und Oxalsäure. Pfiffige Alternative zu Essig und Zitrone im Salat.
Nur von nicht überdüngten Wiesen die jungen Blätter sammeln, da die älte-
ren viel Oxalsäure enthalten.

Heimisches Superfood:
Wiesenkräutersuppe
Kräuter waschen und feinhacken (ein paar
Gänseblümchen zum Garnieren übriglassen).
Butter zergehen lassen und die Kräuter bei
schwacher Hitze andünsten, die Gemüse-
brühe dazu gießen und zugedeckt 10 Minuten
köcheln lassen.
Eigelbe mit Schlagsahne und Pfeffer verquirlen      Zutaten für 4 Portionen:
und etwas von der heißen Suppe unterrühren.         • ca. 300 g frische, junge Wiesenkräuter (Gänseblümchen,
                                                      Sauerampfer, Löwenzahnblätter, Brennnessel)
Dann zur Suppe geben und pürieren.
                                                    • 25 g Butter                   • 1/8 l Schlagsahne
Mit Gänseblümchen garnieren.                        • 1 l Gemüsebrühe               • Pfeffer
                                                    • 2 Eigelbe

                                                                                  29
Wer wir sind, was wir tun und was wir wollen

                    Freude am Wandern und die Liebe zu Heimat, Landschaft und Natur verbinden
                    die Mitglieder des Schwäbischen Albvereins. Der Verein wurde am 13. August
                    1888 in Plochingen gegründet. Er ging aus dem Zusammenschluss mehrerer
                    örtlicher Verschönerungsvereine hervor.
                    Der gemeinnützige Verein ist in der Gesellschaft fest verankert und mit viel-
                    fältigen Aktivitäten präsent – von der Beschilderung von Wanderwegen, der
                    Pflege von Landschaft und Schutzgebieten bis hin zu Denkmalpflege sowie
                    Kultur- und Wanderangeboten. Als anerkannter Naturschutzverband setzt sich
                    der Albverein für die Erhaltung und den sorgsamen Umgang von Umwelt und
                    Natur ein. In den über 130 Jahren seines Bestehens ist der Schwäbische Alb-
                    verein auf 100 000 Mitglieder angewachsen und damit der größte Wander-
                    verein Europas. Rund 530 Ortsgruppen bieten ein umfangreiches Wander- und
                    Veranstaltungsprogramm für alle Alters- und Leistungsgruppen.

                                                  Mitgliedschaft lohnt sich
                                                  Beim Schwäbischen Albverein gibt es zudem je-
                                                  de Menge Wanderliteratur und Kartenmaterial.
                                                  Mitglieder erhalten einmal jährlich eine kosten-
                                                  lose Wanderkarte und vierteljährlich das Mit-
                                                  glieder-Magazin „Blätter des Schwäbischen Alb-
                                                  vereins“. Zudem profitieren sie von reduzierten
Das Nägelehaus bei Albstadt-Onstmettingen –       Übernachtungspreisen in den romantisch gele-
eines der vielen Wanderheime.
                                                  genen Wanderheimen. Auch erhalten sie die
                                                  vereinseigene Literatur zu Natur, Heimat und
                                                                      Wandern zum Vorzugspreis.

                    30
Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr beträgt 33 Euro für Vollmitglieder. Familien be-
zahlen 47 Euro, einzelne Jugendmitglieder bis zur Vollendung des 27. Lebens-
jahrs 13 Euro und einzelne Kindermitglieder bis zur Vollendung des 14. Le-
bensjahrs 3 Euro.
                                                                                   www.
Informationen zu den vielfältigen Angeboten finden Sie im Internet unter:
                                                                                   schwaebischer-
www.schwaebischer-albverein.de. Dort finden sie auch das Beitritts-Formblatt.      albverein.de
Oder rufen Sie an: 07 11 / 2 25 85-0, da hilft man Ihnen weiter!

Der Schwäbische Albverein –
seit 1994 anerkannter Naturschutzverband
•   Der Schwäbische Albverein verfügt über rund 160 Hektar Naturschutz-Grund-
    besitz. Ein Großteil davon sind Wiesen. Bei Bad Urach-Wittlingen und -Hengen
    besitzt der Verein 15 Hektar Blumenwiesen, die er entsprechend pflegt.
•   Der Schwäbische Albverein bietet seit 2003 traditionell im Frühsommer, kurz
    vor der ersten Mahd, Blumenwiesenfeste für Kinder und Erwachsene an.
    2013 hat er dafür den Landesnaturschutzpreis der Stiftung Naturschutzfonds
    Baden-Württemberg erhalten. Damit wird die generationenübergreifende
    Bewusstseinsbildung in Sachen Naturschutz ausgezeichnet.
•   Wenn Sie Informationen und Hilfestellungen zu Pflegemaßnahmen von
    Blumenwiesen benötigen, wenden Sie sich bitte an die beiden Natur-
    beauftragten oder an die Naturschutzreferentin des Schwäbischen Alb-
    vereins. Wir beraten Sie auch vor Ort.
•   Der Schwäbische Albverein steht Ihnen auch bei anderen Biotoppflege- und
    Biotopgestaltungsmaßnahmen, z. B. zur Neuanlage von Hecken und ande-
    ren Feldgehölzen, Neuanlage eines Feuchtgebietes (Tümpel), Pflegemaß-
    nahmen von Obstbaumwiesen oder der Betreuung aufgelassener Weinberg-
    grundstücke beratend zur Seite.
•   Unterstützung bei Pflegemaßnahmen können Sie durch den Pflegetrupp des
    Schwäbischen Albvereins erhalten. Er kann von den Ortsgruppen angefor-
    dert werden. Über die Einsatzmöglichkeiten informiert Sie die Naturschutz-
    referentin des Schwäbischen Albvereins.

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Blumenwiesen
mit vielen verschiedenen Gräsern
und Kräutern sind in weiten Teilen
Baden-Württembergs häufig, aber
keineswegs selbstverständlich. Was
diese Wiesen ausmacht und wie
sie bewirtschaftet werden müssen,
damit sie erhalten bleiben, finden
Sie in diesem Heft. Einige Vorschläge
für schöne Wanderungen laden ein,
dieses reizvolle Landschaftselement
Blumenwiesen zu erkunden.

Schwäbischer Albverein
Hauptgeschäftsstelle
Hospitalstraße 21 b
70174 Stuttgart
Telefon 07 11 / 2 25 85-0
Telefax 07 11 / 2 25 85-92
info@schwaebischer-albverein.de
www.schwaebischer-albverein.de
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