Einführung in die klassische Homöopathie
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Einführung in die klassische Homöopathie IAH AC Einführung in die klassische Homöopathie © IAH 2007 Auch wenn die Wirksamkeit antihomotoxischer Medikamente mit den verwendeten (molekularen) Mikro-, Nano-, Piko-Dosierungen oder noch höher verdünnten therapeutischen Substanzen nachgewiesen wurde, bleiben diese Arzneimittel im Grunde niedrig potenzierte homöopathische Präparate. Vielmehr gilt, dass das über Jahrzehnte nicht gefundene Wirkprinzip der klassischen Homöopathie mit Niedrigpotenzen durch die homotoxikologische Forschung möglicherweise eine wissenschaftliche Grundlage finden wird. Diese Dualität in Einem ist der Hauptgrund, warum eine Einführung in die Geschichte und Prinzipien der Homöopathie Teil dieses Kurses ist. Sie ist für ein besseres Verständnis der antihomotoxischen Medikamente und Therapie erforderlich. 1
Ziele • Dr. Hahnemann, der geistige Begründer der Homöopathie • Die homöopathische Potenzierung • Die homöopathischen Prinzipien • Die Arzneimittelprüfung • Materia Medica und Repertorien • Wissenschaftliche Grundlagen der Homöopathie • Therapeutische Anwendungen der klassischen Homöopathie • Dr. Reckeweg und die Homöopathie • Komplex-Homöopathie und antihomotoxische Medikamente © IAH 2007 2 Diese Vorlesung wird die Grundlagen der modernen Medizin, die Philosophie der Evidenz basierten Medizin, verständlich machen. Wir müssen das Wesen von Gesundheit und Krankheit verstehen und erkennen, wie die Homöopathie seit mehr als 200 Jahren einen festen Platz in der Entwicklung der Medizin einnehmen konnte. 2
Dr. Samuel Hahnemann • 1755-1843 • Doktor und Apotheker, geboren in Meissen • Grundsatz: Similia similibus curentur • 1810: Organon der Heilkunst © IAH 2007 3 Der Begründer der klassischen Homöopathie ist der Siebenbürger (heute Rumänien) Dr. Samuel Hahnemann. Er lebte von 1755 bis 1843 und starb in Paris. Wie so oft in dieser Zeit war er Arzt, Chemiker und Apotheker zugleich. Er formulierte das grundlegende Ähnlichkeitsgesetz in der Homöopathie ‘similia similibus curentur’: dies bedeutet “Ähnliches möge durch Ähnliches behandelt werden”. Ein Grundlagenwerk der homöopathischen Literatur ist Hahnemanns Organon der Heilkunst, dessen erste Auflage er im Jahr 1810 veröffentlichte. 3
Homöopathie • Ganzheitliche Medizin, die Arzneimittel tierischen, pflanzlichen und mineralischen Ursprungs verwendet. • Etymologie: • Griechische Wurzeln ... » Omolos: “ähnlich” » Pathos: “Gefühl” • Wurzeln • Hippokrates, Celsius und Paracelsus sprachen sich dafür aus, bei der Behandlung der Patienten Arzneimittel zu wählen, die den Krankheitsbildern ähnlich sind. © IAH 2007 Zusammengefasst merken wir uns, dass die Homöopathie einen ganzheitlichen Ansatz in der Medizin verfolgt, bei dem die verwendeten Arzneimittel von Pflanzen, Tieren und Mineralien stammen. Ähnliches möge durch Ähnliches behandelt werden – dieser Grundsatz ist etymologisch im Begriff “Homöopathie” impliziert. Die Wurzeln der Homöopathie reichen viel weiter zurück als Hahnemann. Homöopathische Grundsätze finden sich bereits bei Hippokrates, Celsius und Paracelsus (Ähnlichkeitsregel). 4
Homöopathie • Hahnemann verstand die genaue Entsprechung zwischen den klinischen Symptomen der Patienten und der experimentellen Pathogenese der Arzneimittel. • Hahnemann entwickelte eine systematische Philosophie der Medizin und genaue Methoden der Diagnose und Behandlung. © IAH 2007 5 Das Geniale an Hahnemanns Werk war, dass er das bei Gesunden beobachtete Bild einer Vergiftung (Arzneimittelbild) mit dem bei Kranken beobachteten Symptomenbild in Beziehung setzte. Indem er diese Beziehung aufzeigte, lehrte er uns eines der Grundprinzipien der antihomotoxischen Medizin. Um die durch ein Homotoxin beim Patienten hervorgerufenen Symptome kontrastieren zu können, benötigen wir eine verdünnte Substanz, die in hohen Konzentrationen bei gesunden Personen ein ähnliches Symptomenbild hervorruft. Neben den homöopathischen Prinzipien konnten durch die moderne Forschung auch andere Wirkmechanismen aufgezeigt werden. Kleinste Dosen scheinen eine regulierende Wirkung auszuüben, indem sie spezifische Mechanismen stimulieren, die zu einer stimulierten bzw. inhibierten Sekretion von Mediatoren führen. Homöopathie ist mehr als eine Behandlung, mehr als eine andere Art von Medizin. Sie ist vor allem eine Philosophie der Medizin, ein andersartiger Ansatz des Herangehens an den kranken Menschen. Die Strategie der Behandlung und Diagnose unterscheidet sich so sehr von der Schulmedizin, dass sich die Kommunikation zwischen den zwei Doktrinen schwierig gestalten kann. 5
Hahnemann und die Homöopathie • Die “Dynamis” ist die “Lebensenergie” bzw. Vitalkraft • Krankheit ist eine Dysregulation der Dynamis, • die durch ein sehr subtiles Gegengewicht wiederhergestellt werden kann: das homöopathische Arzneimittel © IAH 2007 6 Was Samuel Hahnemann als die “Dynamis” bezeichnete, kann man heute als Lebensenergie oder Vitalkraft übersetzen, die jedem Lebewesen, jeder Person zu eigen ist. Die Interaktionen des Einzelnen mit seiner Umwelt können zu Störungen dieser Dynamis führen, die in der Schulmedizin als eine Dysfunktion des Organismus interpretiert werden. Eine Dysregulation der Dynamis zeigt sich in Form von Krankheitssymptomen, die durch Modalitäten verstärkt bzw. abgeschwächt werden. Unter Modalitäten versteht man in der Homöopathie Bedingungen, die die Symptome verschlimmern oder bessern können (besser durch Kälte, schlimmer durch Wärme; besser durch Hinlegen, schlimmer durch Aufstehen und Bewegung etc.). Homöopathische Arzneimittel sind feine Dosierungen einer Substanz, die die Wiederherstellung einer gestörten Dynamis anregen. Im Prinzip sollten wir das Anregen hauptsächlich als ein energetisches Geschehen betrachten und weniger als Prozess auf molekularer Ebene. Moderne Hypothesen zum Wirkprinzip von höher verdünnten homöopathischen Arzneimitteln beziehen sich auf die Resonanz, die durch eine vom Arzneimittel selbst ausgehende elektromagnetische Induktion angeregt wird. Jede Substanz hat dabei ihr eigenes Charakteristikum und ihre eigene Frequenz. Wenn das ‘Krankheitsbild’ und das homöopathische Mittel dieselbe Frequenz haben, kann es zur Resonanz kommen, und das Arzneimittel hilft. Bis heute gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass diese Hypothese richtig ist. 6
Hahnemanns wissenschaftliche Methoden • Beobachtung • Reflexion • Erfahrung © IAH 2007 7 Die von Hahnemann verwendeten Methoden unterschieden sich sehr von den evidenzbasierten Standards, die in der heutigen Schulmedizin gesetzt werden. Hahnemann führt uns zu den 3 wichtigsten Eigenschaften zurück, die ein guter Primärversorger haben sollte: Beobachtung, Reflexion und Erfahrung. Die Beobachtung aller Aspekte eines Patienten (ganzheitlicher Ansatz) sollte die Grundlage einer effektiven Behandlung sein. Reflexion des Beobachteten, das Suchen nach Beziehungen, Ursachen und Konsequenzen sollte die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung erhöhen. Mit Erfahrung als Katalysator können schneller Schlussfolgerungen gezogen werden. Diese lassen sich dann in effektive Therapiepläne umsetzen. 7
Beobachtung • „Die Beobachtung des Inbegriffs einer Erkrankung ist wichtig, weil sich nur in ihrer Gesamtheit das innere Wesen der Krankheit zu erkennen gibt.“ Hahnemann • „Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre”. Goethe © IAH 2007 Nicht nur die Symptome sind wichtig (objektive Kriterien), sondern auch die Lebensweise des Patienten mit seinen Symptomen und der Umgang mit diesen, sowie verschlimmernde oder bessernde Faktoren und die Auswirkung der krankhaften Veränderungen auf die Interaktionen des ganzheitlichen Wesens mit seiner Umwelt. Die Phänomene des Kranken, mit all seinen typischen Merkmalen ist alles, was es zu behandeln gilt. Wenn die Befragung der Patienten zu Symptomen und Modalitäten (die Strategie der Erfragung und Analyse von Symptomen und Modalitäten wird in der Homöopathie als Repertorisierung bezeichnet) umfangreich und detailliert genug ist, wird das, was den Symptomen zugrunde liegt (Ursachen), erfasst. Nur auf diese Weise ist ein ganzheitlicher Ansatz möglich. 8
Reflexion • „Denken ist nicht nur Reproduktion, sondern auch Produktion von Wirklichkeit“. • „Es beinhaltet sowohl die Tätigkeit des Willens, des Intellekts und der Einbildungskraft als bewusste Akte, als auch das geistige Betrachten, die Wesensschau, das Sehen mit den Augen des Geistes”. Hahnemann © IAH 2007 Die Reflexion des Beobachteten, ohne die Interpretation durch den Behandelnden, von Empathie gekennzeichneter Versuch, die Dinge so zu sehen, wie der Patient sie sieht. Interpretationen während der Repertorisation (Fragen des Arztes an den Patienten, um die Symptome, Zeichen und Modalitäten zu repertorisieren) können zu falschen Fragen im Rahmen der weiteren Repertorisation führen, die durch Beeinflussung letztendlich zu einer falschen Mittelwahl führen. Der Behandler soll vielmehr als Katalysator fungieren, um die Einsichten des Patienten zu beschleunigen. Durch die richtigen Präparate kann er eine schnellere Wiederherstellung der Gesundheit herbeiführen. 9
Erfahrung • „Die Heilkunde ist eine Wissenschaft der Erfahrung. Nicht durch Herumprobieren, sondern durch geistiges Erfassen des Erlebten zeigt sich die Erfahrung.“ Hahnemann • „Die Dynamik der Erfahrung besteht aus erworbenen Fähigkeiten und einer inneren Vertrautheit mit dem besagten Objekt.“ Aristoteles © IAH 2007 Obwohl die Schulmedizin in einem akademischen Umfeld gerne die Medizin zu einer ‚exakten‘ Wissenschaft machen würde, wird die Medizin immer eine Wissenschaft des Menschen wie auch die Soziologie, Psychologie etc. bleiben. Gute Medizin beruht vor allem auf Erfahrung. Je mehr Patienten untersucht und je mehr Repertorisationen durchgeführt wurden, umso besser und genauer wird der Behandlungsplan zugeschnitten sein. Übung macht den Meister. Dies wird von einem der Hauptgesetze der Lernpsychologie bestätigt. 10
„Symptome“ im Sinne von Hahnemann Zu den Symptomen gehören sowohl subjektive Symptome und Befunde in irgendeiner Körperregion, die entweder psychischer oder physikalischer Natur sind, und zwar unabhängig von deren Grad der Differenzierung durch Wahrnehmung oder Untersuchung bis hin zur molekularen Ebene. © IAH 2007 11 Der Begriff Symptom hat in der Homöopathie eine weit gefasste Bedeutung. Im Gegensatz zur Schulmedizin muss ein Symptom nicht objektiv im absoluten Sinne des Wortes sein, d. h. Messbarkeit mit objektivierenden Techniken ist nicht erforderlich. Symptome sind subjektiv oder sogar surrealistisch (die Materia medica enthält viele Beispiele, wo das Arzneimittelbild eng mit dem Erleben des Patienten verknüpft ist, z. B. schwerer Magen, wie aufgebläht, ein Kopfschmerz, als würde ein Nagel in den Schädel getrieben, ein Gefühl des Auseinanderfallens). Die meisten dieser Symptome sind nicht sehr real und können nicht objektiviert werden. Aber dennoch sind sie für die Repertorisation äußerst wichtig. Beim Menschen als ganzheitliches Wesen sind Emotionen und Eindrücke ein Teil des Ganzen und finden deshalb im Arzneimittelbild Berücksichtigung. Laut Hahnemann können Symptome rein objektive, subjektive, unrealistische oder sogar surrealistische Eindrücke sein, die zu Verhalten, verbalen oder nicht verbalen Interaktionen, psychologischen Aspekten und Emotionen führen. Das gesamte Symptomenbild soll mit dem in der Materia medica beschriebenen gesamten Arzneimittelbild in Beziehung stehen bzw. diesem ähnlich sein. Wenn dies der Fall ist, hat man das für die Behandlung richtige homöopathische Mittel gefunden. 11
Wissenschaftliche Ansätze Schulmedizin Homöopathie Doktrin ätiologisch, analytisch phänomenologisch, synthetisch Natur der Reflexion Analyse der Ursache, analog, qualitativ quantitativ Forschung deduktiv Induktiv Therapeutischer biochemische Signalkontrolle nach Ansatz Veränderung nach Vergleich des klinischen klinischer Diagnose, Bildes mit dem organbezogen Symptomenbild, systemisch, personotrop Therapeutisches die Krankheit zu die Person zu heilen Ziel heilen © IAH 2007 12 Diese Tabelle vergleicht die Schulmedizin mit der Homöopathie hinsichtlich Doktrin, Art der Reflexion, Forschung, therapeutischem Ansatz und Ziel. Die Unterschiede sind deutlich, in einigen Aspekten findet sich das genaue Gegenteil. Der Hauptunterschied ist die objektivierte Krankheit in der Schulmedizin gegenüber der ‘subjektiven’ Person in einem veränderten (Krankheits-) Zustand in der Homöopathie; ein standardisierter Ansatz gegenüber einem individualisierten ganzheitlichen Ansatz. 12
Die homöopathischen Potenzen © IAH 2007 Es gibt verschiedene Arten von homöopathischen Potenzen. Lassen Sie uns die Gängigsten näher betrachten. 13
Die in der Homöopathie am häufigsten verwendeten Potenzen • Dezimal-Potenz (D-Potenzen, in den USA und einigen anderen Ländern X-Potenzen) • Centesimal-Potenz (C oder CH) • Korsakov-Potenz (K) © IAH 2007 14 Im Laufe der Geschichte der Homöopathie wurden viele Arten der Arzneizubereitungen entwickelt. Obwohl es noch andere Potenzen gibt, sind die D (Dezimal)-Potenzen, C (Centisimal)-Potenzen und Korsakov- Potenzen die weltweit gebräuchlichsten. Auch LM-Potenzen sind beliebt, werden aber ausschließlich von klassischen Homöopathen, die Einzelmittel verwenden, gegeben. Das Verfahren zur Herstellung einer homöopathischen Potenz wird in der sogenannten Pharmakopöe beschrieben und von den homöopathischen Labors genauestens befolgt. Es gibt weltweit einige anerkannte Pharmakopöen. Am häufigsten werden die deutsche (HAB: Homöopathisches Arzneibuch) und die französische (PF: Pharmacopée française) Pharmakopöe verwendet. Die Heel-Arzneimittel werden nach der deutschen Pharmakopöe hergestellt. Die D-Potenzen sind stark in der ‘deutschen Schule‘ vertreten. Bei diesen wird eine 1:10-Konzentration bei jedem Potenzierungsschritt verwendet. Zwischen zwei Verdünnungsschritten erfolgt der Prozess der Dynamisation, d. h. die Lösung wird wiederholten starken Schüttelschlägen ausgesetzt (Hahnemann: 10 Mal). Ausgehend von der Urtinktur ist eine D1 eine 1:10 Verdünnung, eine D2 eine 1:100 Verdünnung, eine D3 eine 1:1000 Verdünnung,… eine D9 eine 1:1000.000.000 Verdünnung und so weiter. Bei C-Potenzen beträgt das Verdünnungsverhältnis 1:100 bei jedem Potenzierungsschritt. Auch dabei erfolgt eine Dynamisation zwischen zwei Potenzierungsschritten. Eine C1 bzw. 1CH ist eine 1:100 Verdünnung, eine C2 bzw. 2CH ist eine 1:10.000 Verdünnung, eine C5 bzw. 5CH ist eine 1:1.000.0000.000 Verdünnung usw. Die C-Potenzen bzw. Verdünnungen sind stark in der ‘französischen Schule vertreten. Bei den D-Potenzen ist die Dynamisation im Vergleich zu den C-Potenzen wesentlich stärker ausgeprägt, da bei jedem 1:10 Schritt 10 Schüttelschläge erfolgen, während diese im anderen Fall nur bei jedem 1:100. Schritt der Fall ist. So haben eine D6 und eine C3 zwar dieselbe molekulare Konzentration (beide 1:1.000.000 Verdünnungen), aber bei einer D6 erhielt die Lösung in den verschiedenen Schritten 60 Mal die Schüttelschläge, in der C3 hingegen nur 30 Mal. Besonders bei höheren Potenzierungen ist der Unterschied entscheidend. Korsakov-Potenzen wurden von Korsakov entwickelt. Bei den D- und C-Potenzen müssen die pharmazeutischen Labors jeweils ein anderes Behältnis für die aufeinander folgenden Verdünnungsschritte verwenden; bei den Korsakov-Potenzen wird dasselbe Gefäß vom ersten bis zum letzten Schritt verwendet. Der an den Wänden anhaftende Anteil der Lösung entspricht ungefähr dem einhundertsten Teil des Inhalts der Flasche. Korsakov-Maschinen saugen die Flüssigkeit in dem Behältnis nach erfolgter Dynamisation an und füllen das Gefäß danach wieder auf, um die nachfolgenden Potenzierungen durchzuführen. Korsakov- Potenzen sind an dem K-Symbol zu erkennen. Bei einer 6K handelt es sich um eine sechste Korsakov- Potenz, die 200K ist die zweihundertste. Korsakov-Potenzen sind leicht herzustellen. Heutzutage erzeugt die Computer gesteuerte Maschine die Potenzen und entnimmt die benötigten Zwischenverdünnungen. 14
Die Dezimal-Potenz • Anfänglicher Teil der Tinktur*1 + 9 Teile Trägerstoff, Dynamisation, D1 • 1 Teil D1 + 9 Teile Trägerstoff*2, Dynamisation, D2 • 1 Teil D2 + 9 Teile Trägerstoff, Dynamisation, D3 • ……… • 1 Teil D(n-1) + 9 Teile Trägerstoff, Dynamisation, Dn *1Der anfängliche Teil der Urtinkturkonzentration ist in der Pharmakopöe beschrieben und kann je nach verwendeter Substanz variieren. *2Der bei der Herstellung homöopathischer Potenzen verwendete Trägerstoff ist Wasser oder Alkohol oder eine Mischung aus beiden. © IAH 2007 15 Da bei den Antihomotoxika nur homöopathische D-Potenzen verwendet werden, ist es von Interesse, sich das Verfahren ein bisschen genauer anzusehen. Die deutsche Pharmakopöe (HAB) beschreibt bis ins Detail, wie die D-Potenz einer Substanz vorschriftsgemäß hergestellt werden sollte. Der erste Teil, beginnend von der unverdünnten Urtinktur, ist für jeden Ausgangsstoff definiert. Dieser erste 1/10 Teil wird bis zu einem Standardmaß (100%) mit einer Trägersubstanz oder einem Verdünnungsmittel (Wasser oder Alkohol) aufgefüllt. Nach Herstellung dieser ersten molekularen Verdünnung erfolgen 10 feste Schüttelschläge. Nun befindet sich in dem Gefäß die erste dezimale Verdünnung bzw. eine D1. Von dieser D1-Potenz wird ein Teil entnommen und in 9 Teile eines Verdünnungsmittels bzw. einer Trägersubstanz in eine neue Flasche gegeben. Diese Lösung wird dann erneut dynamisiert, und man erhält eine D2- Potenz. Obwohl diese Verdünnungen im Prinzip beliebig oft wiederholt werden könnten, liegen die meisten in Antihomotoxika und mit Sicherheit in den Kombinationspräparaten verwendeten Potenzen zwischen D2 und D8. Werden höhere Potenzen verwendet (wie bei Injeelen oder Homaccorden, siehe Vorlesung IAH AC Präparategruppen) ist oft auch eine niedrigere Potenz derselben Substanz vorhanden, so dass eine molekulare Präsenz fast immer gewährleistet ist, selbst wenn hohe Potenzen verwendet werden. 15
Die Prinzipien der Homöopathie © IAH 2007 4 homöopathische Prinzipien werden in diesem Kapitel beschrieben: -die Ähnlichkeitsregel -das Umkehrprinzip -Paracelsus-Regel -Bürgi’sche Prinzip 16
Die Ähnlichkeitsregel • Die “Als-ob”-Regel • Das klinische Vergiftungsbild, das bei Gesunden durch Verabreichung einer toxischen Konzentration einer Substanz verursacht wird, muss dem Krankheitsmuster des Patienten ähnlich sein. Nur dann kann eine sehr niedrige Konzentration dieser Substanz den Patienten mit einem Krankheitsmuster, das dem Vergiftungsbild beim Gesunden ähnlich ist, geheilt werden. © IAH 2007 17 Ein Patient mit einem Krankheitsbild bzw. klinischen Bild, das einem nach Einnahme einer hohen Konzentration eines Giftes bei einem Gesunden entstandene Vergiftungsbild ähnlich ist, kann mit diesem Gift in einer sehr niedrigen Konzentration zur Heilung seiner Erkrankung behandelt werden. Ähnelt das Krankheitsbild bzw. klinische Bild eines Patienten dem Bild der Vergiftung eines Gesunden, der eine hohe Konzentration eines Giftes eingenommen hat, kann der Patient mit diesem Gift in einer sehr niedrigen Konzentration behandelt werden. Die Arzneimittelbilder werden in der sogenannten Materia medica beschrieben (siehe später in dieser Vorlesung). 17
Das Umkehrprinzip • Eine Substanz, die in hochmolekularen Konzentrationen ein Vergiftungsbild beim Gesunden hervorruft, kann dasselbe Krankheitsmuster bei einem Patienten möglicherweise heilen, indem sehr niedrige Konzentrationen davon verwendet werden. © IAH 2007 18 Das Umkehrprinzip ist dosisabhängig und vervollständigt die Ähnlichkeitsregel. In der Homöopathie wird eine Substanz nach dem Bild der bei Gesunden erzeugten Vergiftungssymptome verwendet. Wird ein Gesunder von einer Biene gestochen, kann man verschiedene klinische Symptome beobachten: lokale Ödeme, Schmerz, Röte etc. Um einen Patienten mit Symptomen, als ob er von einer Biene gestochen worden wäre (aber nicht in Wirklichkeit) zu behandeln, müssen wir Apis mellifica (Honigbiene) potenzieren, um das Krankheitsbild zu heilen. Die Ähnlichkeitsregel und das Gesetz der umgekehrten Wirkungen durch umgekehrte Dosierungen stellen die Hauptprinzipien in der Homöopathie dar. 18
Das Gesetz von Paracelsus (1493-1541) • Die Dosis macht das Gift. © IAH 2007 19 Paracelsus postulierte, dass ein Stoff allein anhand seiner molekularen Eigenschaften nicht als Gift bezeichnet werden kann, da die Dosis der Hauptfaktor für die Giftbelastung sei. Arsen wird als Gift klassifiziert, aber das gilt nur für eine gewisse Dosis. Stoffe, die oftmals als gesund bezeichnet werden, können in höheren Konzentrationen oder Dosen toxisch wirken. Somit hat nicht das Molekül an sich den toxischen Effekt, sondern die Anzahl der Moleküle bei einer gewissen Dosis. Nur dann kann ein Arzneimittelbild beim Gesunden beobachtet werden und eine umgekehrte Dosis einen Patienten heilen, dessen Krankheitssymptome dem Vergiftungsbild ähnlich sind. Substanz, Arzneimittelbild und Dosis sind von zentraler Bedeutung in der Homöopathie. 19
Bürgi’sches Prinzip, 1932 • „Der Effekt zweier Substanzen, die zu derselben Änderung der Funktion führen oder dieselben Symptome beseitigen, addieren sich, wenn sie dieselbe – und potenzieren sich, wenn sie verschiedene pharmakologische Angriffspunkte haben.“ © IAH 2007 20 Bürgi postulierte, dass die simultane Verabreichung verschiedener Substanzen mit ähnlicher therapeutischer Wirkung einen synergistischen Effekt ausübt, der mehr ist, als die Summe der Einzeleffekte aller einzelnen Substanzen. Bei den antihomotoxischen Kombinationspräparaten erklärt sich neben der ergänzenden Wirkung der verschiedenen Substanzen der Formel die Synergie der Bestandteile aus dem Bürgi‘schen Prinzip. 20
Die Arzneimittelprüfung in der Homöopathie © IAH 2007 Arzneimittelprüfungen sind in der Homöopathie unentbehrlich, da durch die “Prüfung” das Arzneimittelbild einer homöopathischen Substanz erfasst wird. 21
Die „Arzneimittelprüfung“ • Eine gesunde Person (Freiwilliger) • nimmt eine hohe Dosis • oder wiederholte niedrige Dosen • einer toxischen Substanz ein, • die ein Vergiftungsbild bei der Person hervorruft, • das genauestens festgehalten und dann geordnet wird • und als Arzneimittelbild der Substanz bekannt ist. • Zur Beschreibung gehören somatische und psychologische Symptome und auch die im Arzneimittelbild beobachteten Modalitäten © IAH 2007 22 “Prüfungen” sind experimentelle Erforschungen einer Arznei, die die Basis der ‚Forschung‘ in der klassischen Homöopathie bilden. Das Ziel einer Prüfung ist es, das Arzneimittelbild einer Substanz, die als homöopathisches Mittel benutzt werden könnte, aufzudecken. Das Arzneimittelbild ist das vollständige klinische Bild aus somatischen und psychischen Symptomen, das eine gesunde Person aufgrund der Vergiftung durch die Testsubstanz entwickelt. Das Vergiftungsbild wird genau beobachtet und notiert. Liegen die Ergebnisse der Prüfung vor, kann die Substanz in homöopathischen Dosen zur Behandlung oder Heilung eines Patienten, dessen Krankheitssymptome dem Vergiftungsbild der Prüfung ähnlich sind, angewandt werden. 22
Symptome und Modalitäten • Symptome sind klinischer Natur • Unter Modalitäten versteht man die Parameter oder Bedingungen, die das Symptomenbild des Patienten verbessern oder verschlechtern © IAH 2007 23 Kopfschmerz ist ein klinisches Symptom. Die Verbesserung durch kalte Auflagen und die Verschlimmerung durch Wärme oder Sonnenhitze sind Modalitäten. Bei einer Arzneimittelprüfung werden sowohl die klinischen Symptome als auch die Modalitäten beobachtet und beschrieben. Die Modalitäten beziehen sich oft auf subjektive Verbesserungen bzw. Verschlechterungen aufgrund von Veränderungen in der Umgebung. Oft beobachtete Modalitäten sind auf Sinne bezogen wie z. B. Wärme, Kälte, Tag, Nacht, Druck auf die betroffene Stelle, Geräusche oder Lärm, Gerüche, Düfte oder Aromen. Das Arzneimittelbild kann insgesamt oder in Teilen von den Modalitäten beeinflusst sein. 23
Materia medica und Repertorien © IAH 2007 Die Homöopathen verwenden bei der Wahl des richtigen Mittels zwei Arten von Büchern: die Materia medica und ein Repertorium (Symptomenverzeichnis). Die zwei Bücher sind praktisch umgekehrte Versionen voneinander. 24
Materia medica • Ein Buch, in dem die Symptome von Arzneimittelbildern nach Gewebe, Organ oder Körperregion geordnet genau beschrieben werden. • Die Materia medica einer Substanz enthält • Allgemeine Merkmale • Psychische Symptome • Kopf-Symptome (Augen, Ohren, Nase, Gesicht,…) • Hals-Symptome • Magen-Symptome • Etc. © IAH 2007 25 In der Materia medica werden die Arzneimittelbilder der homöopathischen Arzneien genauestens beschrieben und alphabetisch aufgelistet. Viele berühmte Homöopathen haben eine Materia medica zusammengestellt: Allen, Böricke, Phatak etc. Die detaillierte Beschreibung des Arzneimittelbildes wird nach Symptomen im Bereich der verschiedenen Organe und Organsysteme, Gewebe, Sinne etc. unterteilt. Die Materia medica ist für den abschließenden Vergleich des Symptomenbilds des Patienten mit dem Arzneimittelbild des repertorisierten Mittels relevant. 25
© IAH 2007 26 Hier ein Beispiel aus der Materia medica von Murphy. Dieses Lehrbuch bietet in alphabetischer Ordnung Informationen zu homöopathischen Arzneimitteln - Einzel- sowie Komplexmitteln - enthaltenen Substanzen. 26
© IAH 2007 27 Hier sehen wir das Arzneimittelbild von Arnica montana, umgangssprachlich Arnika oder Bergwohlverleih genannt. Arnica montana ist ein großartiges Arzneimittel in der Homöopathie im Allgemeinen und wird in der antihomotoxischen Behandlung besonders in Präparaten zur Behandlung von Beschwerden des Bewegungsapparats verwendet. 27
© IAH 2007 28 Das Arzneimittelbild von Arnica montana beginnt mit pharmakologischen Charakteristika. In den ersten markierten Punkten sehen wir die Synonyme zum Namen der Pflanze, wo sie wächst, welche pharmakologischen Eigenschaften sie hat, an welchen Organen oder Organsystemen sie ansetzt, welche allgemeinen Anwendungen sie hat. Dies ist einer konventionellen pharmakologischen Beschreibung der Wirkungen einer Substanz sehr ähnlich. 28
© IAH 2007 29 Weiter unten sehen wir Informationen zur homöopathischen Verwendung im Allgemeinen. Noch weiter unten ist diese dann in Einzelbereiche aufgeschlüsselt. Die Wirkungen von Arnika sind nach Regionen, Organen bzw. Organsystemen oder Geweben aufgeführt. Die fett und kursiv gedruckten Teile in einigen Sätzen werden Leitsymptome oder Keynotes genannt, da sie für die homöopathische Verwendung dieser Substanz besonders wichtig sind. Man könnte sogar sagen, dass, wenn kein Leitsymptom für den betroffenen Körperteil vorliegt, das Mittel wahrscheinlich nicht das Richtige für die Behandlung dieses Patienten ist. 29
© IAH 2007 30 Bei der homöopathischen Anwendung finden wir auch die Modalitäten. Dies sind die Faktoren, die die Symptomatik des Patienten verbessern oder verschlimmern. Im Text heißt es: “Besser durch Hinlegen in Kopftieflage oder durch ausgestrecktes Liegen. Schlimmer durch Verletzung, Sturz, Schlag, Prellung, Schock, Erschütterung nach Arbeit, Überanstrengung, Verstauchung. Schlimmer durch die geringste Berührung, Bewegung, Ruhe, Wein, feuchte Kälte. Schlimmer nach Schlaf, im Alter, durch Alkohol, Kohlengas. Schlimmer durch Liegen auf der linken Seite”. Fett und kursiv gedruckt sind hier die Worte: “Kopftieflage, Verletzungen und Prellungen”. 30
Repertorium • Die Umkehrung der Materia medica • Ein Buch, in dem der Homöopath während der Anamnese die Symptome und Modalitäten, die er beim Patienten vorfindet, nachschlägt • Bezieht sich auf gewisse Substanzen • Zeigt diese Symptome und Modalitäten in deren Arzneimittelbild © IAH 2007 Ausgehend von der Anamnese und den Symptomen und Modalitäten des Patienten findet der Homöopath ein einziges oder einige wenige (ähnliche) Arzneimittel. Durch gezieltes Nachfragen kann schließlich eine Differenzierung im Detail vorgenommen werden, um das den Patientensymptomen ähnlichste Arzneimittel zu bestimmen. Ein Repertorium wird bei der Repertorisation, dem Prozess der Befragung und Beobachtung des Patienten, verwendet. Auch hier haben bedeutende Homöopathen ihre Repertorien verfasst. Namen wie Kent, Hering, Hahnemann…sind mit den Standardwerken verbunden. Heutzutage werden auch Computerprogramme für die Repertorisation der Patientensymptome verwendet. So gibt es z. B. das Mac-Repertory, mit dem man die Patientensymptome und Modalitäten auswählen kann und am Ende verschiedene plausible Arzneimittel erhält. 31
© IAH 2007 32 Dies ist eine Seite aus dem Kent’schen Repertorium, ein sehr bekanntes und geschätztes Repertorium eines großen Homöopathen. 32
© IAH 2007 33 Stellen Sie sich einen Patienten mit Rückenschmerzen vor. Die Region ist schmerzhaft nach einem Sturz (Prellung). Wir schlagen unser Repertorium auf und zwar unter der Rubrik „Rücken“. In dieser Rubrik suchen wir nach „Schmerz" und unter Schmerz nach „wund“ oder „wie zerschlagen“. 33
© IAH 2007 34 Hier finden wir nun in Fettdruck „ Arn.“, die Abkürzung für Arnica montana. Auch finden sich andere Arzneimittel wie Alumina, Eupatorium, Kalium carbonicum, Natrium muriaticum etc. Wir müssen den Patienten weiter untersuchen, mehr Fragen stellen, um die Mittelwahl genauer abzustimmen. 34
© IAH 2007 35 Wenn wir nun beobachten, dass der Patient während seinen Rückenschmerzen fröstelt, suchen wir nach diesem Symptom im Repertorium und finden wieder Arnica montana. Bei der Wahl des Mittels sind wir um so überzeugter, dass es das geeignete Mittel für unseren Patienten ist, je mehr passende Symptome wir von Arnica montana finden. 35
Wissenschaftliche Grundlage der Homöopathie © IAH 2007 Der streng individualisierende Ansatz, ganzheitlich wie ein einzigartiger Mensch, macht es fast unmöglich, vergleichbare Studiengruppen zu schaffen. Da es in der Homöopathie keine Krankheiten gibt (sondern nur Patienten), kann keine Forschung in der klassischen Homöopathie durchgeführt werden, da die Individualität des Patienten absolut ist. Das bedeutet, dass Gruppen von Patienten mit derselben Störung nicht zusammen gebracht werden können, da selbst bei Vorliegen derselben ‘Krankheit’, wie sie von der Schulmedizin definiert wird, diese Krankheit von jeder Person anders durchlebt wird. Andererseits wurden in der klinischen Homöopathie Studien, sogar mit doppelblindem, randomisiertem Studiendesign, durchgeführt, die bemerkenswerte Ergebnisse zugunsten der Homöopathie ergeben haben. Auch wurde in vielen Veröffentlichungen zur Grundlagenforschung gezeigt, das Verdünnungen, sogar oberhalb der Avogadrozahl physiologische Effekte haben. Wir sind noch weit davon entfernt, die Pharmakodynamik von homöopathischen Arzneimitteln zu kennen, und selbst wenn es einige logische Hypothesen zum Wirkprinzip eines einzelnen homöopathischen Arzneimittels gibt, ist die Homöopathie in einem so fundamentalen Widerspruch zur Schulmedizin, dass sie immer ein Gebiet für Kritik und Skepsis sein wird. 36
Warum ist die homöopathische Forschung schwierig? • Messmodelle sind für wägbare Medikamente entwickelt worden und können nicht einfach auf homöopathische Arzneimittel angewandt werden. • Krankheit existiert nicht in der Homöopathie, nur der kranke Mensch. • Daraus ergibt sich, dass dieselbe schulmedizinisch definierte Krankheit bei verschiedenen Patienten mit verschiedenen Arzneimitteln behandelt wird. • Sobald die Avogadrozahl überschritten ist, wird jedes Ergebnis der homöopathischen Forschung aus dogmatischen Gründen nicht in der Schulmedizin bzw. der akademischen Welt akzeptiert. • Für Hochpotenzen wurde die Hypothese aufgestellt, dass submolekulare Einheiten oder sogar reine elektromagnetische Induktion den der Arznei zugrunde liegenden Wirkmechanismus ausmachen. • Die Messung eines solchen Effekts ist aufgrund der Heisenbergschen Unschärferelation unmöglich. © IAH 2007 Obwohl es viele Gründe dafür gibt, warum in der klassischen Homöopathie die Prinzipien eines “normalen” Studienaufbaus nur unter Schwierigkeiten anzuwenden sind, wurden viele Studien zu Einzelarzneimitteln mit guten therapeutischen Ergebnissen durchgeführt. Sogar in der Grundlagenforschung fanden sich erstaunliche Ergebnisse bei Verwendung von Einzelmitteln. Die wahrscheinlich kontroversenreichste Grundlagenforschung wurde von dem weltweit angesehenen Französischen Immunologen Benveniste1 und in einer anderen Arbeit vom Physiker Louis Rey2 durchgeführt. Obwohl die Arbeit von Benveniste vom englischen Pharmakologen Prof. Ennis3, bestätigt wurde, bleiben die Ergebnisse bis heute umstritten, da ein Akzeptieren dieser Ergebnisse die gesamte Logik des konventionellen, akademisch molekularen pharmazeutischen Ansatzes untergraben würde. 1 Benveniste, J.: "Human basophil degranulation triggered by very dilute antiserum against IgE", E. Davenas, F. Beauvais, J. Amara, M. Oberbaum, B. Robinzon, A. Miadonnai, A. Tedeschi, B. Pomeranz, P. Fortner, P. Belon, J. Sainte-Laudy, B. Poitevin, J. Benveniste, Nature 333, 816-818 (30/06/1988) 2 Rey, L.: “Thermoluminescence of ultra-high dilutions of Lithium chloride and Sodium chloride”, Physica A, 2003, 323, 67-74 3 Ennis, M. et al.: “Histamine dilutions modulate basophil activation”. Inflammation Research, 2004 May;53(5):181-188 37
Wie sicher ist eine Messung in der Wissenschaft? • Nach der Heisenbergschen Unschärferelation kann Objektivität auf einer Grundebene nicht erreicht werden. ∆x∆p ≥ h/4 π ¶ ∆x = die Unschärfe des Ortes ∆p = die Unschärfe des Impulses h = die Plancksche Konstante (ca. 6,63×10-34 J s) © IAH 2007 38 Der Physiker Werner Heisenberg hat behauptet, dass es unmöglich ist, gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit eines Partikels zur selben Zeit zu bestimmen. Seine Unschärferelation ist für die Quantenmechanik von größter Bedeutung. Als Konsequenz dieses Prinzips ergibt sich, dass man durch die Messung das Phänomen in einer Weise beeinflusst, die zu einer falschen Messung führt. Die Heisenbergsche Unschärferelation hat weitreichende Folgen in vielen Bereichen der Physik und spielt eine wichtige Rolle in der Quantenphysik. Möglicherweise spielt sie eine wichtige Rolle bei der Reproduktion von Forschungsergebnissen, die mit mittleren bis hohen Potenzen von homöopathischen Einzelmitteln gewonnen wurden. Bei großen Objekten (Auto, Flugzeuge, Häuser etc.) ist sie auch vorhanden, spielt aber eine sehr viel geringere Rolle oder ist vernachlässigbar aufgrund der geringen Größe der Planckschen Konstante. Aber in einer auf Mikrodosen basierenden Therapie und sogar noch mehr in der Homöopathie, wo allerkleinste Mengen, vielleicht sogar Quanten, verwendet werden, ist die Heisenbergsche Unschärferelation möglicherweise bei der Wirkungsmessung äußerst wichtig. 38
Therapeutische Anwendungen der klassischen Homöopathie © IAH 2007 39
Homöopathie • Hauptindikationen • akute Störungen • funktionelle Störungen • psychosomatische Störungen • chronische Erkrankungen © IAH 2007 40 Die Homöopathie kann bei den meisten Krankheiten oder Störungen angewandt werden, z.B. bei akuten Störungen der Lebensenergie (akute Krankheitszustände, zumeist Entzündungen), Dysregulationen, psychosomatische Störungen und einigen chronischen Krankheiten. 40
Homöopathie • Die Therapie mit klassischer Homöopathie ist keine Option bei Krankheitszuständen mit schweren Schäden oder bei terminalen bzw. malignen Krankheiten • Hier hat sie eine ergänzende Rolle © IAH 2007 41 Wie bei jeder Art von Medizin hat auch die Homöopathie ihre Grenzen. Die klassische Homöopathie sollte nicht die erste Wahl sein für die Behandlung von schweren Schäden oder bei terminalen bzw. malignen Krankheitszuständen, obwohl sie bei diesen sehr wohl die Lebensqualität verbessern kann. Im letzten Fall ist die Homöopathie nicht die notwendige Behandlung, sondern komplementär zu anderen Therapiemethoden und Behandlungen, die zumeist der Schulmedizin entstammen (z. B. Erbrechen im Rahmen der Chemotherapie kann mit Homöopathie behandelt werden). 41
Beispiele für Präparategruppen Pflanzliche Präparate Aconitum Eisenhut Belladonna Tollkirsche Nux vomica Krähenauge oder auch Brechnuss Tierische Präparate Apis Honigbiene Sepia Tintenfisch Lachesis Buschmeister-Schlange Mineralische Präparate Calcium carbonicum Kalk von Austernschalen Hepar sulfuris Calciumsulphid Silicea Kieselsäure © IAH 2007 42 Drei Gruppen von Substanzen werden häufig in der Homöopathie verwendet: Arzneimittel pflanzlichen, tierischen und mineralischen Ursprungs. Beispiele aus jeder Gruppe sind mit ihrem wissenschaftlichen und ihrem umgangssprachlichen Namen aufgeführt. 42
Dr. Reckeweg und die klassische Homöopathie © IAH 2007 Nach seinem schulmedizinischen Studium machte Dr. H. H. Reckeweg eine Ausbildung in klassischer Homöopathie, da er nach einem Weg suchte, mit Nebenwirkungen und Kontraindikationen bei konventionellen Medikamenten umzugehen. Aber auch die klassische Homöopathie war nicht die Lösung, da sie eine sehr empirische Medizin ist. Nur praktische Erfahrungen, die über Jahre oder sogar Jahrzehnte erworben werden müssen, machen einen Homöopathen erfolgreich, da das Erkennen von Arzneimittelbildern bei einem Patienten sehr weitreichender Erfahrung bedarf. Im Rahmen seiner Teilnahme an den Seminaren von Prof. August Bier, der zu jener Zeit für eine Art der klinischen Homöopathie stand, erwarb Dr. Reckeweg seine Kenntnisse der Homöopathie, die später zu seinem integrativen, beide Arten von Medizin vereinenden Ansatz führen sollten. Schritt für Schritt schuf er das Konzept der Homotoxikologie, die eine Brücke zwischen Schulmedizin und Homöopathie darstellt. Zum einen finden sich in den Kombinationspräparaten homöopathische Arzneimittel, hauptsächlich niedrige Potenzen. Zum anderen macht sich der klassisch homöopathische Einfluss vor allem im Injeel-Sortiment bemerkbar (siehe Vorlesung IAH AC Präparategruppen). Hier handelt es sich um Potenzakkorde derselben Substanz in einer Ampulle. Auch im Homaccord- Sortiment (siehe Vorlesung IAH AC Homaccords) erkennen wir das homöopathische Genie von Reckeweg. 43
Komplexmittelhomöopathie und antihomotoxische Medikamente © IAH 2007 Wie wir bereits festgestellt haben gibt es wesentliche Unterschiede zwischen homöopathischen Komplexmitteln und antihomotoxischen Arzneimitteln (siehe Vorlesung IAH AC Basic preparations). Antihomotoxische Arzneimittel sind mit einer synergetischen Funktion der Bestandteile zusammengestellt und wirksam, oder als eine komplementäre Aktivität, und werden klinisch beim Patienten nach dem Krankheitsbild in einem speziellen Referenzrahmen, der Krankheitsevolutionstabelle (KET), angewandt. Auch wenn sie, da sie homöopathische Potenzen verwenden, als homöopathische Arzneimittel klassifiziert werden, sind antihomotoxische Medikamente mehr als nur homöopathische Komplexmittel. Diese Unterschiede sind sehr wichtig um zu verstehen, warum antihomotoxische Arzneimittel tiefer wirken als homöopathische Komplexmittel und leichter von schulmedizinisch ausgerichteten Ärzten verstanden werden können. 44
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