Ergotherapie - neuraxWiki

 
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Ergotherapie
      Die Ergotherapie unterstützt Menschen jeden Alters, die aufgrund einer Erkrankung,
      Verletzung oder Behinderung in ihrer Handlungsfähigkeit im Alltagsleben eingeschränkt
      sind oder denen dies droht. Nicht nur körperliche Bewegungsabläufe und Motorik,
      sondern auch psychische, soziale und kreative Fähigkeiten sowie die gesamte
      Wahrnehmung des Patienten werden in einer Ergotherapie je nach individueller
      Problematik geschult. Das Spektrum der Verfahren und Einsatzmöglichkeiten dieses
      ganzheitlichen Therapieansatzes ist entsprechend vielfältig.

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Beispiele für Einsatzmöglichkeiten von Ergotherapie

                 ●   Der 63-jährige Herr M. kann nach einem Schlaganfall eine Hand nicht
                     mehr richtig bewegen. Durch Ergotherapie lernt er mit Knetmasse,
                     Ton, Holz oder alltäglichen Materialien wieder richtig zuzugreifen

                 ●   Der 9-jährige Felix hat eine Entwicklungsstörung, die sich u.a. auf
                     Grob- und Feinmotorik, Artikulation und die soziale Kompetenz
                     auswirkt. Die Ergotherapeutin arbeitet eng mit Logopädie und
                     Physiotherapie zusammen. Sie trainiert mit dem Kind spezielle
                     Bewegungsabläufe wie das Schreiben und Malen. Außerdem fördert
                     sie die Freude an der Bewegung und stärkt die Selbstwahrnehmung.
                     Daneben bespricht die Therapeutin mit den Eltern, wie sie die
                     Wohnung für Felix sicherer machen können

                 ●   In der Ergotherapie von Frau L., die an einer Demenz im Frühstadium
                     leidet, liegt der Fokus auf Übungen, die ihr Erinnerungs- und
                     Denkvermögen aktivieren. Außerdem werden alltägliche
                     Bewegungsabläufe wie das An- und Ausziehen trainiert. Den Sohn
                     von Frau L. klärt der Ergotherapeut darüber auf, wie er mit Frau L. am
                     besten umgeht

                 ●   Herr K. ist alkoholabhängig. In der Ergotherapie soll er
                     Abhängigkeitsmuster erkennen, durchbrechen und alternative
                     Aktivitäten finden, die ihm Spaß machen. In der Gruppentherapie wird
                     viel diskutiert, gemeinsam gemalt, gespielt, musiziert

      Ziele der Ergotherapie
      Ergotherapie wird verordnet, um

             ●   eine Krankheit zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhindern oder
                 Beschwerden zu lindern (Kuration)

             ●   eine Gesundheitsschwäche zu beseitigen, die zu einer Krankheit führen würde
                 (Prävention)

             ●   bei Kindern einer Gefährdung der gesundheitlichen Entwicklung
                 entgegenzuwirken (Förderung)

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●   Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder zu mindern.

      Ergotherapie unterstützt Menschen dabei, körperliche, geistige oder soziale Kompetenzen
      im Alltagsleben wiederzuerlangen oder zu erhalten. Ist dies nicht möglich, lernen
      Betroffene alternative Handlungsweisen, mit denen sie Defizite ausgleichen können.

      Ziel ist es, die maximale Lebensqualität und Selbstständigkeit in allen Bereichen der
      persönlichen, häuslichen und beruflichen Lebensführung zu sichern und die
      gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

      Anwendungsbereiche
      Ergotherapie wird in der Kinderheilhunde (Pädiatrie), Neurologie, Orthopädie,
      Traumatologie, Rheumatologie, Altersheilkunde (Geriatrie), Onkologie und Psychiatrie
      eingesetzt.

      Ergotherapie wird z. B. verordnet bei

             ●   Körperlichen Schädigungen nach Herzinfarkt oder Schlaganfall

             ●   Psychischen Erkrankungen wie psychotischen, neurotischen oder
                 psychosomatischen Störungen oder bei der Rehabilitation von Suchtkranken

             ●   Orthopädischen Beschwerden

             ●   Alterserkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer

             ●   Neurologischen Erkrankungen (z.B. nach einem Unfall) mit Lähmungen und
                 Bewegungseinschränkungen, Störungen der Sinneswahrnehmung,
                 Einschränkungen der Merkfähigkeit und Konzentration, Lese- und
                 Schreibschwächen, Verständnisproblemen beim Nachvollziehen von
                 Teilschritten einer Handlung, Erkennen von Gegenständen und Personen,
                 Erfassen von Raum und Zeit

             ●   Verhaltens- und Entwicklungsstörungen

             ●   Angeborenen geistigen oder körperlichen Schädigungen

             ●   Rheumatischen Erkrankungen

             ●   Schmerzbehandlung

             ●   Körperlichen und geistigen Behinderungen bei Kindern

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Ablauf der Ergotherapie
      Die Therapie wird je nach Belastbarkeit und individuellen Einschränkungen des Patienten
      in Einzel- oder Gruppensitzungen durchgeführt.

      Zu Beginn erstellen der Ergotherapeut und der Patient einen Behandlungsplan: In
      welchem Alltagsbereich ist die Handlungsfähigkeit eingeschränkt? Auf welche Weise soll
      die Therapie erfolgen und was sind die Ziele?

      Der Ergotherapeut leitet seine Patienten an, er schult, trainiert, begleitet und berät (siehe
      auch: Psychoedukation) sie.

      Abhängig vom Krankheitsbild werden verschiedene Einzelmaßnahmen kombiniert, z.B.:

             ●   Üben und Vorbereiten von Bewegungsabläufen

             ●   Schulung zur Selbsthilfe: Waschen, Anziehen, Essen, Trinken, Schlucken

             ●   Trainieren des Alltags und der selbstständigen Versorgung: Haushaltsführung,
                 Einkaufen, Umgang mit Geld, Telefonieren, Zeiteinteilung, Tagesstrukturierung,
                 Medikamenteneinnahme

             ●   Gedächtnis- und Denktraining bei Verletzungen des Gehirns,
                 Nahrungszubereitung etc.

             ●   Psychische Stabilisierung und Hilfestellung bei seelischen Problemen

             ●   Förderung körperlicher Fähigkeiten und der Mobilität

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●   Training der Beweglichkeit, Geschicklichkeit und der Koordination der Hände

             ●   Üben kommunikativer und sozialer Fähigkeiten

             ●   Erlernen schmerzarmer und schonender Bewegungen

             ●   Schulung im Umgang mit Hilfsmitteln wie Prothesen

             ●   Beratung und Anleitung von Angehörigen im Umgang mit dem Betroffenen

             ●   Analyse der Wohnsituation und Wohnumgebung durch den Therapeuten. Durch
                 eine entsprechende Wohnraumumgestaltung soll der Betroffene möglichst
                 eigenständig leben können

      Methoden der Ergotherapie
      Die Methoden, die bei der Ergotherapie zum Einsatz kommen, sind enorm vielfältig.
      Grundsätzlich werden 3 Therapieformen unterschieden, die miteinander kombiniert
      werden können:

             ●   Kompetenzzentrierte Methode: Durch handwerkliche, lebenspraktische
                 Übungen, Bewegungs- und Hirntrainings werden Alltags-Fähigkeiten erworben,
                 wiederhergestellt oder verbessert

             ●   Ausdruckszentrierte Methode: Mit kreativ-gestalterischen Therapiemitteln wie
                 Musik und Kunst wird die Eigenwahrnehmung des Patienten gestärkt und er
                 lernt, seine Gefühle auszudrücken

             ●   Interaktionelle Methode: Da hier soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit
                 und Konfliktmanagment gestärkt werden sollen, findet diese Therapieform oft
                 in der Gruppe statt

             ●   Wahrnehmungs- und handlungsorientierte Methode: Dieser Ansatz kommt vor
                 allem bei Menschen mit neuropsychologischen Erkrankungen zum Einsatz. Hier
                 stehen Sinneserlebnisse und die Körperwahrnehmung im Mittelpunkt

      Wo erhalten Patienten Ergotherapie?
      Ergotherapeutische Behandlungen können während eines Krankenhausaufenthalts, einer
      Maßnahme der Rehabilitation, im Altenheim oder auch in Einrichtungen der Frühförderung
      erfolgen.

      Im Rahmen der betrieblichen Wiedereingliederung kann Ergotherapie auch direkt am
      Arbeitsplatz eingesetzt werden.

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Darüber hinaus gibt es ambulante Praxen für Ergotherapie. Wenn der Erkrankte nicht in
      der Lage ist die Praxis für Ergotherapie selbst aufzusuchen, sind auch Hausbesuche
      möglich.

      Voraussetzungen
      Eine Ergotherapie gilt als Heilmittel und muss vom behandelnden Arzt verordnet werden.

      Eine Verordnung umfasst in der Regel 10 Behandlungseinheiten. Eine
      Therapiemaßnahme dauert üblicherweise zwischen 30 und 60 Minuten. In welchem
      Abstand die Maßnahmen erfolgen, hängt von der individuellen Situation des Betroffenen
      ab.

         Tipp
         Die Verordnung des Arztes muss nicht durch die gesetzliche Krankenkasse
         genehmigt werden, aber: Sie müssen die Ergotherapie innerhalb von 28
         Tagen nach Ausstellung der Verordnung beginnen. Wird die Heilmitteltherapie
         nicht in diesem Zeitraum aufgenommen oder länger als 14 Tage ohne
         angemessene Begründung unterbrochen, verliert die Verordnung ihre
         Gültigkeit.

      Kostenübernahme
      Die Kosten für eine Ergotherapie übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenkasse.

      Ab Vollendung des 18. Lebensjahres muss der Patient eine Zuzahlung von 10 % an den
      Leistungserbringer leisten, plus 10 € pro Verordnung, jedoch nicht mehr als die
      tatsächlich entstehenden Kosten. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Befreiung
      von der Zuzahlung möglich (siehe auch: Zuzahlungsbefreiung).

      Wird Ergotherapie in Folge eines Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit verordnet,
      übernimmt die gesetzliche Unfallversicherung die Kosten.

      Anlaufstellen und weitere Informationsquellen
      Beim Deutschen Verband für Ergotherapie können Sie einen Ergotherapeuten in Ihrer
      Nähe suchen:

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https://dve.info/service/therapeutensuche

                                               http://www.deutsche-therapeutenauskunft.de/therapeuten/ergotherapie/was-ist-ergotherapie/

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                                   Die neueste Version des Artikels finden Sie unter:
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